Solide Wolfsburger finden noch ans Ziel

0:3

Fortuna geht auf Stabilität und beide Teams verlieren sich fast darin.

Nach der deftigen Niederlage in Frankfurt reagierte Friedhelm Funkel mit einigen Wechseln und Umstellungen in seinem Team, das er im 4-3-3/4-1-4-1 aufs Feld schickte. Bei den Gästen aus Wolfsburg bot Bruno Labbadia erstmals Weghorst und Ginczek gemeinsam vorne in einem 4-4-2 auf, zumal Camacho – als zentraler Sechser entscheidend für das 4-3-3 – nicht einsatzbereit war.

Düsseldorf zieht sich zurück

So ergab sich die Grundsituation, dass Düsseldorf im Mittelfeld erst einmal stabil mit ihren beiden Achtern gegen Gerhardt und Arnold verteidigen und diesen die direkten Entfaltungsmöglichkeiten durchs Zentrum zustellen konnte. Insgesamt hatten die Wolfsburger mehr Spielanteile und versuchten das Heft in die Hand zu nehmen. Aus dem Aufbau heraus gab es für die Innenverteidiger gegen Düsseldorfs zurückgezogene und oft eher flach gestaffelte Grundausrichtung zunächst etwas Platz. Statt die Sechser in den offenen Raum zu bekommen, versuchten diese häufig ihre nominellen Flügelspieler zwischen den Linien zu bedienen. Gerade Brekalo bot sich von links oft im Halbraum an.

Bei den Gastgebern fielen die Außenspieler aber schon früh weiter nach hinten zurück, oftmals etwas tiefer als die Achter, und konnten daher teilweise die Absicherung in deren Rücken mit übernehmen bzw. ihren potentiellen Zugriffsradius weiter dorthin ausdehnen. So brachten die Gäste ihre Offensivakteure letztlich nicht nachhaltig hinter das gegnerische Mittelfeld und drehten in diesen Aktionen recht früh ab. Allerdings rückten im weiteren Verlauf die Düsseldorfer Flügelstürmer noch weiter mit nach hinten zurück. Dadurch konnten sich für Wolfsburg dann über die Außenbahnen einige Aufrückmöglichkeiten in die vorderen Bereiche ergeben.

Nicht genug spezifische Zielrichtung bei Wolfsburg

Insgesamt fehlte beim VfL in diesen Konstellationen noch einiges an der strategischen Klarheit in der Ballzirkulation aus dem Aufbau heraus. Die Momente, wann sie bestimmte Mechanismen aus ihrem Repertoire jeweils zur Anwendung bringen sollten, waren eher unspezifisch gewählt, beispielsweise die gelegentlichen explosiven, attackierenden Vorwärtsläufe eines Sechsers weiträumig bis in die letzte Linie. So trafen die Wolfsburger in ihrem soliden Ballvortrag einige ihrer Entscheidungen nicht bewusst und bedacht genug, brachten sich durch diese Gleichgültigkeit im Abwägen in ungünstigere Ausgangssituationen.

Letztlich drifteten sie gegen das leichte Zurückschieben der Düsseldorfer Flügelspieler zu leicht und häufig zum Außenverteidiger hin, banden diesen damit aber wieder stärker in tiefen Zonen ein statt das Potential konsequenterer Aufrückpositionen zu nutzen. Wenn diese sich nach dem Zuspiel einmal zu schnell nach vorne orientierten oder aus der Dynamik orientieren mussten, konnte das schnell in die Isolation führen. Der Düsseldorfer Flügelstürmer verfolgte die Auftaktbewegung von hinten, erschwerte so die direkte Rückverbindung und ermöglichte dem ballnahen Achter, sich aus der torseitigen Mannorientierung unterstützend in eine 3gegen2-Situation hinein zu lösen.

Raumöffnende Ansätze zwischen die Linien

Speziell auf der rechten Seite gab es einige Male das Muster mit dem Einrücken Williams zum Raumöffnen für Passwege auf den breiten Steffen, das aber gegen die Düsseldorfer Spielweise nicht immer unbedingt benötigt gewesen wäre und nicht immer passend zur jeweiligen Situation gewählt wurde. Die hohen Startpositionen der Außenverteidiger hätten gerade noch mehr in Kombination mit Herauskippbewegungen eines Sechsers dahinter forciert werden sollen. In diesen Szenen ließen sich die Düsseldorfer Achter vergleichsweise weit heraus locken und einige Male einfache Passwege für die Innenverteidiger in den Raum neben den Sechser auf Ginczek zu. Dieser fiel phasenweise sehr häufig zurück und suchte anstelle der Flügelstürmer die Möglichkeiten zwischen den Linien.

Mit einer starken Positionsfindung kam er dort auch mehrmals zum Zuge, allerdings war er für die offensive Folgeaktionen dann nicht der optimale Spielertyp im Verhältnis zu seiner Präsenz, so dass Düsseldorfs Zusammenziehen letztlich die Gefahrenentwicklung verhindern konnte. Über derartige Situationen hinaus bot die Spielweise mit den rückwärts orientierten Flügelstürmern aber nicht allzu gute Möglichkeiten für größeren mannschaftlichen Druckaufbau aus der Formation nach vorne. Als ein entscheidender Kern der Partie ergab sich dementsprechend: Die Niedersachsen hatten mehr vom Ball und waren häufiger in Strafraumnähe, kamen aber nur vereinzelt effektiv in die gegnerischen Formation.

Wenig Konterchancen, viele Flügelversuche

Die Fortuna stand recht stabil, es fehlte mit jener Ausrichtung aber an guten Zugriffsmöglichkeiten und vor allem Umschaltvoraussetzungen. Konter der Gastgeber blieben rar. Überhaupt strahlte der Aufsteiger nur wenig Offensivgefahr aus. Bei eigenen Aufbauszenen setzte das Team von Friedhelm Funkel in der ersten Halbzeit vor allem auf lange Bälle zum linken Flügel. Mit Raman boten sie dort einen normalerweise eher aus dem Zentrum ausweichenden Bewegungsstürmer auf, der sich sehr hoch positionierte. Auch Morales und häufiger Hennings schoben etwas zur Seite hinüber, allerdings insgesamt auch nicht durchgehend konsequent genug, um wirklich hochwertige zweite Bälle gewinnen zu können.

Das gesamte Mittelfeld stand grundsätzlich etwas zur Seite gedreht, aber nicht in aggressiver Kompaktheit, sondern eher auf Stabilität ausgerichtet. Diese erreichte die Fortuna auch, für die schlüssige Rollenverteilung, die Schnelligkeit Lukebakios als diagonal einlaufenden Spielers auf der anderen Seite zu haben, ergaben sich so jedoch nur wenige passende Situationen. Insgesamt gestalteten sich die Bemühungen der Gastgeber in der Offensive über weite Strecken bieder. Sie arbeiteten viel mit einfachen Flügelangriffen und Flanken, aber hatten wenig Bestimmtheit in der zuverlässigen Besetzung der Verbindungsräume durch die Mitte.

Dabei half ihnen, dass Wolfsburg sich etwas ungeschickt auf jene Bereiche konzentrierte, stark auf das Nachrückverhalten von Einzelspielern orientiert. In Übergangssituationen im zweiten Drittel verloren sie so noch etwas an ihrer ohnehin nicht optimalen Kompaktheit, kamen dadurch auch später nur langsam ins Doppeln am Flügel. Nach losen Bällen oder häufig auch nach gut ausgeführten Einwürfen konnte sich Düsseldorf daher mehrmals Platz am Flügel schaffen und – aus Wolfsburger Sicht unnötig einfache – Offensivpräsenz generieren. Vor allem über rechts war das mit den Dribblings von Lukebakio der Fall. Diese Seite tat sich bei einzelnen flachen Aufbauszenen über die Besetzung aus Zimmer und Ayhan hervor, während Zimmermann einige Male mit nach außen rochierte und seitliche Verbindungen zu verstärken versuchte.

Lange Bälle auch beim VfL

Lange Bälle als ein Angriffsmittel gehörten auch im Wolfsburger Spiel zu den oft eingesetzten Werkzeugen. Mit der wuchtigen Doppelspitze aus Weghorst und Ginczek bot sich das an, theoretisch hatte Düsseldorf in ihrem 4-1-4-1 den Vorteil, mit dem Sechser gut die Innenverteidiger zur Überzahlbildung unterstützen zu können. Einige Einschränkungen gab es aber: Zum einen spielten die Wolfsburger die langen Bälle manchmal tiefer ins Mittelfeld statt an die letzte Linie, wofür sich Ginczek entsprechend wieder zurückfallen ließ.

Zum anderen koordinierten die Düsseldorfer Zentrumsakteure gerade in diesen Szenen ihre Zusammenarbeit nicht immer optimal: Teilweise wurde der tiefere Ginczek schon situativ vom Sechser aufgenommen, gewissermaßen „verspätet“ entschied sich ein Innenverteidiger aber doch noch zum Herausrücken, konnte dadurch aber zu spät kommen und bei Kopfballverlängerungen mit besonders großem Dynamiknachteil überspielt werden. Solche Szenen brachte Wolfsburg dann mal zusätzliches Tempo ins Zentrum, wohin die Außenspieler gut anschlossen.

Auch das trug zum leichten Übergewicht für den Gast bei, der ohne die allzu zwingenden Gelegenheiten letztlich aber erst per Elfmeter zum Ende der ersten Halbzeit in Führung ging. Zwischen dem ersten und dem zweiten Treffer hatten sie einige gefährlichere Phasen, da häufiger einer der Sechser abwechselnd mit nach außen wich und die Freiräume vor dem zurückgefallenen gegnerischen Flügelstürmer mit einleitenden Aktionen mit bespielte. Gerade in Verbindung mit dem Nachrückverhalten der Außenverteidiger – dann auch aus eingerückten Positionen – bot das einige Ansätze.

Düsseldorfs Bemühungen in Halbzeit zwei

Bei den Düsseldorfern nahm die Anbindung an die hohen Stürmer indessen nicht entscheidend zu: Bodzek ließ sich im Aufbau häufiger zwischen die Innenverteidiger zurückfallen, allerdings wurde diese Anordnung nicht als konsequente Auffächerung gespielt. So konnten sich die Wolfsburger Stürmer meist auf Sechserraumhöhe formieren und dort den tieferen Achter noch verdecken. Die nominelle Zentrumspräsenz gelang es auf diese Weise nicht in Überzahl umzusetzen. Letztlich spielte Düsseldorf aus jenen Konstellationen viele weiträumige Verlagerungen, die aber meist maximal 1gegen1-Situationen – teilweise in ungünstigen Dynamiken – einbrachten.

Erst nach der späteren Umstellung auf 4-4-2 mit Ducksch als zusätzlichem Stürmer für Bodzek brachte das etwas mehr Effekt: Wolfsburg musste sich etwas mehr zurückziehen und die Fortuna konnte besser um die Formation herum spielen. Zwar waren ihre Angriffskräfte meist hinter dem Wolfsburger Mittelfeld verdeckt, von links kamen sie über schnelle Weiterleitungen der ausweichenden Ducksch oder Hennings aber gelegentlich druckvoll an den Rändern der gegnerischen Rückzugsbewegung entlang nach vorne. Mit dem Wolfsburger 0:2 nach einem Schnellangriff fiel in dieser Phase jedoch die Vorentscheidung für die Gäste aus Niedersachsen.

Fazit

Diese nicht besonders spektakuläre Begegnung bot insgesamt etwas weniger an als so manch andere Bundesliga-Partie, die man derzeit Woche für Woche in den Stadien zu Gesicht bekommt. Beide Mannschaften zeigten gängige, allgemeine Grundspielweisen, in denen Düsseldorf aber weniger Ambitioniertheit entwickelte und insgesamt recht simpel agierte. Es herrschte normale Windstärke, ohne dass diese groß zum Segeln gereicht hätte.

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