Ici c’est Paris

3:0

Paris Saint-Germain hat seinen beeindruckenden Vorsprung in der Ligue 1 noch weiter ausgebaut. Dank enormer individueller Qualität im Sturm sowie klug ausweichenden Achtern wurde Olympique Marseille im französischen „Classique“ mit 3:0 abgefertigt.

Grundformationen

Es war nicht so, als ob Paris im Vorfeld des „Classique“ besondere Sorgen hatte. 12 Punkte betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten aus Monaco, sogar 13 Punkte war man vor dem Erzrivalen aus Marseille. Doch die Pariser wollten ihre ohnehin schon komfortable Ausgangssituation weiter verbessern. Die Mannschaft von Rudi Garcia hatte wiederum, dank der Durststrecke von Olympique Lyon, den dritten Platz einigermaßen abgesichert. Sechs Punkte betrug der Vorsprung auf Platz vier vor dem Duell gegen PSG.

Doch alle Tabellenkonstellationen „à part“ überwiegt beim großen französischen Derby vor allem die erbitterte Rivalität zwischen der Hauptstadt und dem Süden, Punkterückstand hin oder her. Der Schiedsrichter der Partie – Benoit Bastien – wurde schon im Vorfeld der Partie von beiden Mannschaften stark sensibilisiert. Die Pariser forderten Schutz für ihre Nummer 10 – Neymar Jr. – die Marseillais wollten um jeden Preis verhindern, dass der Schiedsrichter die Mannschaft aus der französischen Hauptstadt bevorzugt. Sogar Verschwörungstheorien machten wieder einmal die Runde: Madrid-Trainer Zinedine Zidane soll „sein“ OM dazu angeordnet haben, ein paar Spieler der Pariser zu verletzen, damit diese im Champions-League-Rückspiel fehlen. Es scheint als würde das Duell PSG vs. OM stets von etwas Mythischem, fast schon Surrealem umgeben sein, egal wie die Tabelle ausschaut.

Schon der Anpfiff war recht unüblich. Marseille nutzte seinen Anstoß, um den Ball ins Seitenaus zu jagen und mit der Mannschaft kollektiv in die gegnerische Hälfte zu rücken. Das Spiel startete quasi mit einem Einwurf für PSG und einem Seitenlinien-pressenden OM.

Marseilles 4-4-2 gegen den Ball

Man konnte schon in den ersten Minuten erkennen, wie die Marschroute der Gäste aussehen würde. Kapitän Payet rückte gegen den Ball eine Linie nach vorne und bildete an der Seite von Mittelstürmer Germain ein 4-4-2. Dieses orientierte sich stark am Raum um den Ballführenden, vereinzelt rückten die Sechser Luiz Gustavo und Zambo sowie die Außenverteidiger Amavi und Sakai mannorientiert gegen ihren Gegenspieler raus. Olympique Marseille versuchte dadurch vor allem, den Gegner auf die Außenbahn zu lenken und dort zu isolieren.

Gegen die Pariser war dies ein durchaus probates Mittel, sind die Angriffsstrukturen des Ligakrösus doch oft unverbunden. Die prestigeträchtige Sturmreihe ist nicht selten komplett entkoppelt vom Rest der Mannschaft. In den meisten Fällen fehlten den tiefen Außenverteidigern Kurzawa und Dani Alves dadurch die Anspieloptionen und sie wurden zum gefundenen Fressen für das OM-Pressing. Vor allem auf links teilten sich Kurzawa und Neymar oft die Außenspur: Der brasilianische Superstar agierte gerne als Breitengeber und nutzte hier seine Stärken im Dribbling aus. Kurzawa hinterlief die Nummer 10 von Paris sogar vereinzelt, wenn dieser bereits an der Seitenauslinie stand und verließ dabei in bester Gareth-Bale-Manier kurzzeitig das Spielfeld.

Gegen das Pressing von Marseille waren die Pariser oft dazu gezwungen, tief zu zirkulieren. Doch wenn es den Gastgebern mal gelang, mit ihrer ersten Aufbaureihe weiter vorzuschieben, ergab sich auch für die Außenverteidiger die Möglichkeit aufzurücken. In weiterer Folge gelang es Kurzawa vereinzelt, Neymar in die Halbspur zu schieben. Doch wenn Neymar erstmal eine Linie weiter in den Halbraum rutschte, setzte er sich umgehend diagonal hinter Linksverteidiger Kurzawa ab.

Dadurch, dass der Gegenspieler hierbei lieber mit Neymar mitging als Kurzawa zu stellen, konnte der Brasilianer zwar potenziell den Diagonalpass in die Spitze für seine Mitspieler freimachen, der nächste Pass von Kurzawa ging aber fast immer diagonal zurück zum 220-Millionen-Mann. Neymars Ehrgeiz, das Spiel alleine anzutreiben, stand den Parisern nicht selten im Weg, doch der Brasilianer war – fast schon gezwungenermaßen – der Initiator nahezu jeden Angriffes.

Das effektivste Mittel, um das Pressing der Gäste nach hinten zu schieben beziehungsweise den ersten Ballvortrag der eigenen Mannschaft nach vorne zu bewegen, waren die andribbelnden Innenverteidiger. Vor allem Thiago Silva verstand es immer wieder gut, mit zielstrebigem Andribbeln die letzte Linie der Pariser die Möglichkeit zu geben bis in die gegnerische Hälfte zu rücken. Dabei wurde das 4-4-2 Pressing von Olympique Marseille zunächst mit Marquinhos und Dani Alves auf die rechte Pariser Seite angelockt und die Engensituation wurden dann über den ballfernen Innenverteidiger Silva aufgelöst. Dadurch, dass die Marseillais sich vorher auf der Gegenseite massiert hatten, konnte der Kapitän seelenruhig andribbeln und seine Vorderleute damit in die gegnerische Hälfte befördern.

Auf der Gegenseite agierte der andere Sommerneuzugang Mbappé nicht so nah an der Seitenlinie. Der 19-jährige rochierte immer wieder in den rechten Halbraum und ins Zentrum, tauchte an der Seite von Cavani auf oder lief diagonal in den Rücken der Abwehr ein. Dies öffnete natürlich Platz auf der rechten Seite, in welchem man am ehesten Dani Alves als hinterlaufenden Außenverteidiger erwarten würde. Tatsächlich war es jedoch oft so, dass bei Paris die Achter nach außen auswichen und das 4-4-2 der Marseillais damit gehörig ins Schwitzen kam.

Der ballnahe Sechser bei OM hatte oft Zuordnungsprobleme und wusste nicht, ob er mit seinem Gegenspieler mitgehen sollte oder nicht. Die Mannschaft von Rudi Garcia nutzte ihre Mannorientierungen nämlich nicht so extrem. Die Gäste wollten in erster Linie die zentralen Räume partout nicht aufgeben, stellten ihre Orientierung nichtsdestotrotz (unbewusst?) auf den ausweichenden PSG-Achter um. Die Pariser brachten die Gäste dadurch in die Bredouille, weil diese es nicht mehr schafften, beide Optionen für den Gegner zu versperren. Konzentrierte man sich zu sehr auf das Zentrum, wurde der Flügel leicht freigespielt. Wurde Richtung Seitenlinie rausgeschoben, kam der Pass zwischen die Linien. So auch vor dem 1:0 durch Mbappé:

Vor dem Führungstreffer der Pariser wich Lo Celso auf den rechten Flügel aus, Neymar rückte dafür ins Zentrum. Beim darauffolgenden Ball von Neymar zwischen die Linien des Gegners, orientierten sich Ocampos und Luiz Gustavo auf den Flügel, wo sich Lo Celso heimlich davon geschlichen hatte. Dadurch öffnete sich der Raum zwischen den Linien im 4-4-2 der Gäste für Cavani. Gleichzeitig lief Mbappé hinter die gegnerische Kette ein. Über Umwege kam der Ball dann auch tatsächlich zum Ex-Monaco-Stürmer, der mit ein wenig Glück das 1:0 erzielte.

Auch das 2:0 folgte einem ähnlichen Schema.

Der linke Achter Rabiot weicht auf die Außenbahn aus, nimmt dabei Thauvin mit. Kurzawa spielt auf Rabiot, hinterläuft diesen und bekommt den Ball gleich wieder zurück. Rabiot vorderläuft wiederum Kurzawa – am rausrückenden Sakai vorbei – und bekommt den Ball an der Grundlinie zurück. Den Steilpass in den Rückraum verwertet schließlich Neymar.

In diesem Zusammenhang muss man die Frage stellen, ob das Ausweichen der Achter wirklich so geplant oder schlichtweg der massiven Verbindungslosigkeit der Pariser im Spielaufbau geschuldet war. Neymar hat im Spiel der Pariser eine Art Freigeist-Rolle. Vor allem Kurzawa und Rabiot müssen notgedrungen immer wieder die Offensivstaffelung um den Pariser-Superstar ausbalancieren, um den Angriff am Leben zu erhalten.

Erkennt OM die Lücken im PSG-Pressing?

Im Pressing agierten die Hauptstädter in einem sehr offensiven 4-1-2-3. Die drei Stürmer schoben weit in die gegnerische Hälfte und landeten nicht selten im gegnerischen Strafraum. Dahinter mussten dadurch die beiden Achter Lo Celso und Rabiot weit vorrücken um die Sturmreihe rund um Neymar abzusichern. Das hatte wiederum zur Folge, dass hinter diesen fünf Pressing-Spielern Raum vorhanden war.

Vor allem am Flügel – zwischen dem Pariser Außenstürmer und dem Außenverteidiger – war viel Platz für den Gegner. Einen anderen Raum, den die Pariser oft entblößen mussten, war das Zentrum. Durch die hoch vorschiebenden Achter Lo Celso und Rabiot musste Sechser Lassana Diarra oft sehr viel Raum alleine abdecken und hatte links und rechts von sich keinerlei Unterstützung. Olympique Marseille verstand es durchaus, die offenen Räume am Flügel anzuvisieren, die offene Spielfeldmitte konnte die Mannschaft von Rudi Garcia jedoch kaum ausnutzen.

Fast schon traditionell nutzen die Mannschaften von Rudi Garcia die Räume um die gegnerische Formation viel stärker als die Räume in der Defensivformation und zwischen den Linien des Gegners. Vor allem auf das, zuweilen willkürlich wirkende, Vordecken der Pariser reagierten die Marseille-Spieler mit Läufen vor die Linie des Gegners und damit raus aus der gegnerischen Defensivformation. Dadurch konnte man zwar eine passable und stabile Ballzirkulation aufrecht erhalten, kam jedoch kaum in die gefährlichen Zonen.

Vor allem im Rücken der Pariser Außenstürmer konnten die Spieler von Garcia den Ball oft lange laufen lassen, kamen dann jedoch kaum ins letzte Drittel. Wenn man es dann mal schaffte, dann nur „long line“ die Seitenlinie entlang und man musste in weiterer Folge auf Flankenbälle zurückgreifen. Wenn man Germain als Mittelstürmer hat, ist dies nicht unbedingt das Mittel der Wahl. Dementsprechend häufig musste man dem Ball nach einer Flanke auch wieder nachlaufen.

Mbappé steht sehr hoch. Torhüter Pelé spielt einen guten Ball zu Linksverteidiger Amavi. Dani Alves möchte auf diesen rausrücken, wird aber von Ocampos gebunden. Der schafft es dann sogar, sich im Rücken des Brasilianers freizulaufen, und kriegt den Ball perfekt in den Lauf gespielt. Die Szene endet mit einer Flanke und entsprechendem Ballverlust.

Die Flanken von Marseille waren zwar nie von Erfolg gekrönt, die Absicherung dieser war jedoch mehr als nur passabel. Der erste Klärungsversuch der Pariser landete fast immer bei den Gastgebern, die dann einen zweiten Versuch aufs Tor hatten. Trotz allem waren die vielen Flanken ein Spiel mit dem Feuer, weil die Gastgeber schlichtweg über unglaubliche Qualität im Umschaltspiel verfügten. Quantitativ war die Restfeldverteidigung der Gäste zwar gut besetzt, qualitativ konnten die Pariser sich jedoch immer wieder aus der Kontersicherung der Gäste befreien und über ihre Stürmer umschalten.

Fazit

Am Ende war der Sieg der Pariser ungefährdet. Nichtsdestotrotz hatte man sowohl im Angriff als auch in der Defensive immer wieder mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Die beiden Achter Lo Celso und Rabiot machten dabei aus der Not eine Tugend und konnten durch ausweichende Bewegungen immer wieder in die offenen Räume am Flügel eindringen.

Diese bleiben bei den Parisern fast schon traditionell leer, weil die Offensivreihe der Mannschaft von Unai Emery einfach eine Sonderrolle einnimmt und großteils abgekoppelt vom Rest der Mannschaft agieren darf.

Es wird spannend zu sehen, ob diese strukturellen Probleme im CL-Rückspiel gegen Real Madrid ins Gewicht fallen werden, oder ob die Pariser erneut aus der Not eine Tugend machen können und den 1:3 Rückstand im „Parc des Princes“ noch aufholen können.

tobit 2. Juli 2018 um 13:50

Schade, dass Tuchel auf Yuri verzichten muss – aber das FFP und die Stürmergeilheit will es so. Der hätte unter ihm (denke ich) noch mehr aufblühen können als Mischung aus Schmelzer und Filipe Luis als Neymar-Balancierer zwischen Halbverteidiger und Flügelläufer.

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bs 9. April 2018 um 16:30

Es hält sich das Gerücht hartnäckig, dass Tuchel bei PSG unterschrieben habe. Glaubt Ihr, TT kann aus dieser Mannschaft, der ja fast schon traditionell die Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen fehlt (durch Neymar und Mbappé hat sich dieser Eindruck noch gesteigert), eine stimmige taktische Einheit formen? Wie, glaubt Ihr, kommt er mit den Superstars zurecht?

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tobit 9. April 2018 um 17:49

Kommt drauf an, wessen Wort beim Scheich das größere Gewicht hat – sein Wort oder Neymars. Aktuell tippe ich schwer auf Neymar, der sonst wohl genauso schnell wieder weg ist, wie er gekommen ist. Diese PR- und Leistungsmäßige Katastrophe wird man mit aller Macht verhindern wollen.
Prinzipiell ist TT aber ein sehr ansehnlicher und durchschlagskräftiger Fussball mit diesem Kader zuzutrauen.

Der Kader wird zur neuen Saison weiter verkleinert werden (Trapp, Krychowiak, Ben Arfa, Guedes, di Maria/Draxler/Pastore, Motta/Diarra werden bzw. sollen gehen) und man wird nach den aktuellen FFP-Schwierigkeiten wohl eher weniger investieren. Am ehesten wird man sich wohl nach einem IV als perspektivischem Thiago Silva-Ersatz (neben Kimpembe, dem ich noch keine konstante 50 Spiele Saison zutraue), einem RV als Dani Alves Konkurrent (dann könnte Meunier gehen) und/oder einem neuen TW umsehen. Sollte Neymar tatsächlich einen Cavani-Abgang (wurde ja schon mehrfach spekuliert/berichtet, dass die sich nicht leiden können) erzwingen, wird man natürlich auch in der Offensive nochmal nachlegen.

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Koom 10. April 2018 um 09:47

Ich glaube nicht, dass es zwischen Neymar und Tuchel Probleme geben wird. Tuchel kann mit Stars. Das hat er mit so schwierigen Typen wie Aubameyang und Dembele sehr bewiesen. Und im Zweifel eint der Erfolg immer.

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Daniel 10. April 2018 um 13:39

„Tuchel kann mit Stars.“

Solche Aussagen mag ich nicht besonders. Stars sind Menschen mit unterschiedlichen Charakteren und bestimmt kann Tuchel nicht mit jedem davon. Tuchel konnte mit Dembélé, aber das heißt noch lange nicht, dass er auch mit Neymar kann. Sind ja zwei ganz andere Leute. Ich erinnere da gerne an den legendären „Starflüsterer“ Ancelotti, der ja als der große Spielerversteher angepriesen wurde. Tja…mit den Stars von Bayern kam er dafür nicht zurecht.

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Koom 10. April 2018 um 17:21

Das ist halt eine pauschale Aussage, die eher stimmt als nicht. Aber natürlich hast du nicht Unrecht. Im Allgemeinen kommt er auch mit komplizierten Eigenbrötlern und Egoisten klar und kann sie zum Mannschaftswohl integrieren. Wenn jemand aber meint, die Taktik diktieren zu müssen, dann kanns Probleme geben. Spontan schätze ich Neymar so nicht ein. Größere Fallouts gab es jetzt ja auch nicht, auch nicht bei Barca.

Und wegen „Starflüsterern“… ich denke, das gibt es so nicht zwingend. Ancelotti war/ist entweder ausgebrannt oder seine Fähigkeiten basieren zum Großteil darauf, dass er immer hammergute Teams hatte, die man halt nur ein bisserl taktisch organisieren musste. Vor 10 Jahren hat das problemlos gereicht für Erfolg, aber seitdem hat sich viel getan.

Die Grundbasis ist Erfolg. Darüberhinaus dann eben Respekt und das ein Spieler versteht, warum er aktuell nicht spielt. Das kann Tuchel leisten. Die französische Liga wird man im Griff haben mit dem Kader, also hat man ein Grundniveau an „Erfolg“, was für Ruhe sorgen wird. Und zudem hat Tuchel dadurch Puffer, um sein Team zu entwickeln.

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bs 11. April 2018 um 17:28

witzig in dem Kontext ist, dass das Fußball-Fachblatt web.de berichtet, Neymar sei von Tuchel gar nicht überzeugt, hätte sich eher Conte, Mourinho, Klopp oder Löw gewünscht.

CHR4 12. April 2018 um 01:00

kann sein – die Fragen sind aber:
– hat sich Neymar mal mit der Person TT und seiner bsiherigen Trainerarbeit beschäftigt oder lehnt er ihn einfach ab, weil er eben (noch) nicht genug Infos hat und daher denkt “ kenn ich nciht, kann nicht so ein großer Trainer sein“
– wie wird das aussehen, wenn denn beide sich mal besser kennen und vor allen Dingen mal Trainings und Spiele zusammen absolviert haben

ich bezweifle einfach, dass Neymar weiß, wie TT dann real im Trainingsbetrieb ist – interessant ist ja auch, das er sich eher Klopp wünscht und TT bei Mainz und Dortmund Klopps Nachfolger war …

aber bevor TT nicht offiziell vorgestellt ist und ich Neymar dazu live im Interview gesehen habe, sind das für mich eh nur Gerüchte

Koom 12. April 2018 um 09:30

Blätter und Webseiten müssen halt gefüllt werden. Im Zweifel machts man wie der Focus, der immer alles schreibt. Vermutlich findet man auch jetzt einen Artikel dort „Warum sich Neymar auf Tuchel freut“ und einen mit „Warum Tuchel ein Problem für Neymar ist“.

Aus der Ferne betrachtet und aus dem, was man so weiß, kann das gut zusammenpassen. Tuchel kann Exzentriker gut in eine Mannschaftstaktik einbauen und Neymar ist ungleich mannschaftsdienstlicher als Dembele oder Aubameyang – zumindest aus meiner Sicht. Neymar und Klopp würde ich für eine kompliziertere Verbindung halten, weil Angreifer mehr und intensiver taktischer arbeiten müssen als bei den meisten anderen Trainern.

Sofern Tuchel bei PSG landet, bin ich schon sehr gespannt, was er dort rausholen kann. Für mich ist Tuchel eine etwas rationalere Fassung von Guardiola. Weniger dogmatisch, auch mal ein Stück opportun, aber schon mit extrem klarer Philosophie. Wenn die Scheichs nicht ihren Spaß an PSG verlieren und ihm 1-2 Wunschspieler (Weigl?) zur Verfügung stellen, könnte das eine interessante Verbindung sein. CL-Sieg vermutlich nicht, Halbfinale möglich.

bs 10. April 2018 um 11:50

Aber was glaubt ihr ist taktisch drin? Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Tuchel auch dieses 4-3-3 beibehält, bei dem die drei Superstürmer vorne rumturnen und die andern zum absichern und den gelegentlichen Pass auf Neymar da sind.
Der Kader wäre doch eigentlich für ein 4-4-2 mit Raute ganz gut geeignet. Mit starken Achtern, die nach außen ausweichen, bzw . recht offensivstarken AV’s (Alves, Kurzawa). Neymar und Mbappé (ich geh davon aus, dass Cavani geht) können vorne auch immer wieder ausweichen, so hätte man unglaublich viele Optionen und sehr viel Bewegung drin. Ich seh aber so ein bisschen Probleme auf der 6er Position. Motta und Diara sind echt nicht mehr die Jüngsten. Verratti und Rabiot sollten weiter vorne spielen. Wer passt?

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CHR4 10. April 2018 um 12:47

ich gehe davon aus, dass PSG auf jeden Fall mit dem Ball besser werden würde und das dürfte momentan das wichtigste sein, um sich von den Top10 in die TOP5 zu verbessern
evt. Probleme sehe ich nicht im Verhältnis zu den Stars, sondern darin ob die Stars den Mannschaftserfolg vor ihr Ego stellen oder umgekehrt und wie das mit den Vereinsbossen fixiert ist, ich traue TT jedoch zu, das bestmögliche aus den Gegebenheiten rauszuholen
ich gehe nicht davon aus, dass TT an EIN System beibehalten würde – kann mir sehr gut vorstellen, dass wir da Variantenreichtum erwarten können würden

persönlich bin ich sehr zwiegespalten:
– zum einen dürfte das ein sehr interessantes Projekt werden und PSG zu ansehnlicherem Ballbesitzfußball verhelfen können
– zum anderen ist es PaySG: ein Verein, der für mich das FFP zu einer Phrase verkommen lässt (natürlich nicht unbedingt der einzige Club …)

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Daniel 10. April 2018 um 13:35

Den Schritt zu PSG sollte sich Tuchel sehr gut überlegen. Emery soll jetzt ersetzt werden, nachdem er diese Saison Meister wurde und in der CL vor Bayern Gruppenerster wurde und gegen Real ausschied. Realistischerweise kann Tuchel das nur mit Losglück besser machen. Der Kader von Paris gibt einen Erfolg gegen das momentane Real einfach nicht her, egal wer Trainer ist. Wenn der Eigentümer glaubt, dass dieser Kader um die CL-Krone mitspielen wird, dann überschätzt er ihn massiv. Defensiv ist das mit Ausnahme von Marquinhos absoluter Durchschnitt und Mbappé ist zwar das größte Talent seiner Generation, aber halt trotzdem ein 19-jähriges Talent. Die einzigen wirklichen Weltklasseleute sind Verratti, Neymar und Cavani (der aber auch schon 31 ist). So viel kann im Sommer gar nicht zugekauft werden, dass der Kader besser wird als der von Real oder Barca. Ich halte Emery für einen hervorragenden Trainer, der aus PSG das rausholt, was drin ist. Viel mehr kann Tuchel auch nicht machen und wenn er nicht mehr Glück hat als Emery wird er in einem oder zwei Jahren genau da stehen wo der jetzt.

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CHR4 6. März 2018 um 23:30

It’s REAL: C’est fini, Pa(y)ris! – da brodelt und brennt es zur Zeit nicht nur auf der Tribüne – nur leider spielerisch nicht … au revoir! – für solche Leistungen vermisst man sie nicht. Die beste Leistung waren da noch die klaren Worte von Draxler danach; so deutlich und ehrlich hab ich das seit Müller nach nem Länderspiel nicht mehr gehört.

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Ala 8. März 2018 um 22:50

Klare und weitgehend richtige Worte, würde ich sagen, aber trotzdem unmöglich, das so zu sagen, wenn man durch die eigene Leistung der Mannschaft eigentlich auch keine Verbesserung bringt. Im Prinzip hatte Paris ja schon einen wie Draxler im Spiel gebrauchen können, aber andererseits habe allein ich von ihm schon so viele selbstsüchtige Torabschlüsse und unnötige, kopflose Dribblings gesehen, dass ich auch meine Zweifel gehabt hätte, ihn zu bringen.

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CHR4 10. März 2018 um 06:07

und zack! – war klar, dass es dafür eins auf den Deckel gibt: „Spieler dürfen nicht so reden, wie Draxler es getan hat.“ (Unai Emery) – in unserem heutigen weichgespülten, glattgebügelten PR-Blabla, bei dem man in Interviews eh kaum wirklich interessantes, wahres und hintergründiges erfährt sind solche Interviews für mich seltene Perlen, deshalb freue ich mich, wenn einer mal wieder die Eier hat, die Wahrheit auch kundzutun (nein, der Kaiser hat keine Kleider an 😉 )
deshalb freu ich mich immer mal wieder ne ehrliche Meinung zu hören, die wie du zustimmst ja (weitegehend) richtig war – ich finde nicht, dass man Kritik nur dann äußern sollte, wenn man selbst in der Sache besser ist, sofern man sich da selbst auch richtig einschätzt und nicht an sich selbst andere Maßstäbe anlegt

„Aber direkt nach so einem Spiel ist es einfacher Fehler zu kritisieren, als etwas Positives zu sagen, das die Mannschaft voranbringt“ (Unai Emery): und damit hat es sich der Herr bei mir dann endgültig verscherzt!
voran bringt einen nämlich nichts so sehr wie das Begehen(dürfen) von Fehlern, diese zu erkennen und daraus seine Lehren zu ziehen – ich würde allerdings statt „Fehler“ hier eher Worte wie „Entwicklungspotential“ verwenden – gut möglich, dass gerade dieser Umgang mit „Fehlern“ bei den Spielern zu dem führt was Olli zurecht mit „Buchse voll“ beschrieben hat
um daraus zu lernen, muss man das aber auch ansprechen (natürlich kann ich auch nachvollziehen, das man sowas gerne intern halten möchte)

und letzlich hötte eine souveräne Antwort die Erklörung beinhaltet, warum Herr Emery, denn nach dem tor zum 1:1 dann die Auswechslung doch noch verschoben hat – eine klare, logische Erklärung hierfür würde sicher mehr bewirken und die Diskusssion voranbringen (aber vll. finde ich noch ne Interview-Version, in der sowas vorkommt …)
„Antero (Henrique) (Sportdirektor) hat mir gesagt, dass seine Worte falsch interpretiert wurden.“ – das klingt für mich dann allerdings eher nach Beschwichtigen beider Seiten als klare Aussprache – oder ist halt wieder Medien-PR-Blabla …

PS: ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass mindestens einer (wenn nicht beide) nächstes Saison nicht mehr bei PSG ist – glaube sonst hätte man so ein Interview nicht zu hören bekommen 😉
PPS: ich wünsche hier mehr Schorschs im Forum, die Einblicke auch in andere große Vereine haben – dafür
@Schorsch: nochmal DANKE! für deine interessanten Hintergrund-Infos, die du hier immer mal wieder lieferst

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CHR4 10. März 2018 um 06:20

PS: nochmal zur Verdeutlichung: es geht/ging mir auch nicht primär um Draxlers Unverständnis für die verschobene Einwechslung (das ist eher ne Randnotiz, die zum Gesamtbild beiträgt) sondern um Worte wie
„insgesamt war das viel zu wenig von uns. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir heute so sang- und klanglos ausgeschieden sind.“
und
„Jeder im Stadion hat gespürt, dass das Spiel nicht mehr kippen wird, weil die Intensität von uns einfach nicht da war.“

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tobit 3. März 2018 um 12:22

Wie denkt ihr, wird PSG auf den Ausfall Neymars reagieren? Am einfachsten wäre es wohl, einfach Draxler oder di Maria als LA zu bringen, die beide eine ähnliche Rolle zwischen breitem Pacemaker und einleitendem Zehner spielen können. Andererseits könnte man ohne Neymar auch einen weiteren Mittelfeldspieler bringen (also auf ein 4-Raute-2 oder sehr enges 4-4-2 umstellen) und vorne auf die bewegliche Doppelspitze Mbappé/Cavani vertrauen. Das käme Mbappé und den AV denke ich sehr entgegen, da sie sich (abgesichert von den dann etwas tieferen Achtern/“Flügeln“) noch mehr auf die Offensive konzentrieren könnten und in der Raumwahl mehr Freiheiten bekämen (letzteres wird ohne den Zwang, Neymar zu balancieren, wohl sowieso passieren).

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