Spanische Nacht: Atletico bittet die Bayern zum Tanz
Die Neuauflage des letztjährigen Halbfinals in der Championsleague verdeutlichte die Probleme des FC Bayern aus der bisherigen Saison. Im ersten richtigen Härtetest dieser Spielzeit verloren die Münchner gegen starke Colchoneros verdientermaßen.
Das Spiel in der Kurzzusammenfassung:
- Zu Beginn der Partie hatten die Münchner zunächst Mühe gegen das hohe Pressing der Hausherren anzuspielen, kamen im Anschluss aber in eine solide Ballzirkulation.
- Über weite Strecken hatten die Bayern Probleme Wege in den Zwischenlinienraum zu finden und verlagerten das Spiel deshalb oft nur vom einen Flügel zum anderen – ohne dabei zu guten Torchancen zu kommen.
- Die hohen Positionierungen der Außenverteidiger und die horizontal insgesamt stark gestreckten Staffelungen führten dazu, dass Atletico aussichtsreiche Umschaltszenen vorfand und diese auch ordentlich bespielte.
- Erst mit den Wechseln nach einer Stunde Spielzeit und der konsequenten Belegung der gegnerischen Viererkette kamen die Münchner vermehrt zu eigenen Tormöglichkeiten.
Bayern mit Ball: Eigentlich alles wie immer!
Bei eigenem Ballbesitz agierten die Münchner ähnlich wie in den vorangegangenen Partien in der Bundesliga: Im Aufbau waren weder die strafraumbreit agierenden Innenverteidiger noch Alonso auf der alleinigen Sechserposition die zentralen Akteure, sondern die in die defensiven Halbräume driftenden Achter Thiago und Vidal. Sie sollten mit Hilfe der breiten Außenverteidiger Lahm und Alaba versuchen die beiden einrückenden Flügelspieler Müller und Ribery zwischen den Linien zu finden oder den Ball auf den tiefen Lewandowski zu spielen. Dabei orientierte sich Müller vermehrt in die letzte Linie, um dort als tiefe Anspielstation zu fungieren und Savic zu binden, während Ribery tiefer verblieb und mehr in den Zehnerraum rückte. Aufgrund dieses Einrückens des Franzosen ergaben sich bei den Bayern im Aufbau Überladungen der rechten Seite, aus denen die Münchner dann viele lange Verlagerungsbälle auf Alaba nutzten, um den Übergang zu gestalten. Der Plan der Münchner hätte an dieser Stelle wohl vorgesehen über Thiago aus dem defensiven rechten Halbraum diagonale Wege zwischen die Ketten Atleticos zu finden, was aber nur selten bis kaum gelang.
Im Angriffsspiel besetzten die Bayern über die beiden hohen Außenverteidiger konsequent die Breite des Platzes und versuchten im Anschluss über längere Phasen der – in ihrer Anlage sehr horizontal ausgerichteten – Ballzirkulation gegen Atleticos Defensivverbund anzuspielen. Charakteristisch waren viele Verlagerungen auf die Außen sowie eine Vielzahl hoher Zuspiele zur Mitte. Unterstützung erhielten die Angriffe durch den nachstoßenden Vidal, wohingegen Thiago im Vergleich zum Chilenen eine eher tiefere Rolle in der Ballzirkulation einnahm.
Lineare Angriffsmuster bei Atletico
In der Spielanlage waren die Madrilenen grundsätzlich auf Umschaltaktionen nach vorne ausgerichtet und nutzten in eigenem Ballbesitz einfache Flügel- sowie Halbraumangriffe, um selbst zu Torchancen zu kommen. Dabei agierte Griezmann bei Kontern als Verbindungsspieler im Zentrum, in Ballbesitz als zurückfallender Stürmer in den Zehnerraum. Auf der von Atletico vornehmlich bespielten linken Seite fungierte Carrasco als der tiefere und weiter einrückende der beiden Flügelspieler sowie als Teil kleinerer lokaler Ballungen, bestehend aus Außenverteidiger Luis, Griezmann sowie Koke. Niguez auf der anderen Seite rückte schnell nach vorne, um Bayerns Abwehrkette zu belegen und ein Durchschieben der Bayern-Innenverteidiger zum anderen Flügel zu verhindern, ließ sich von dort aber oft wieder in den Zwischenlinienraum zurückfallen, wenn der Ball auf seine Seite gespielt wurde. Gelang es Atletico nicht die eigenen Angriffe direkt zu Ende zu spielen, erhielten die Offensivaktionen Unterstützung durch die aufrückenden Luis und Juanfran, wohingegen Koke und Gabi in der Regel in tieferen Bereichen verblieben. Dort beteiligten sie sich an der Ballzirkulation und sicherten den defensiven Umschaltmoment ab.
Gerade in Umschaltaktionen nach vorne war auffallend, wie konsequent Atletico in Person von Niguez und Carrasco versuchte vom Flügel zur Mitte durchzubrechen, um so eine diagonale Angriffsstruktur zu erzeugen. Bei Kontern fokussierten sich die Colchoneros dabei auf die Räume hinter den bayerischen Außenverteidigern bzw. neben den Münchner Achtern, um schnell nach vorne aufzurücken und die Angriffe im Anschluss an Halbraumverlagerungen zu Ende zu spielen.
Atletico gegen den Ball: Intensives Pressing mit steten Rhythmuswechseln
Gegen den Ball nutzte Atletico eine 4-4-2-Grundordnung und interpretierte diese phasenweise im Angriffs-, Mittelfeld- oder Abwehrpressing. Dabei waren die Grundabläufe bei allen drei Varianten gleich. Grundsätzlich agierten die Spanier aus einer Raumdeckung heraus, die je weiter man vom eigenen Tor entfernt verteidigte, darauf ausgelegt war, direktere Zuordnungen zu den jeweiligen Gegenspielern herzustellen. Auch das Herausrücken einzelner Spieler war in den meisten Phasen des Spiels direkt gegnerbezogen.
In der ersten Pressinglinie liefen Griezmann und Torres die bayerischen Innenverteidiger Boateng und Martinez entweder direkt an oder rückten etwas passiver nach vorne, um Bayern zum Flügel zu lenken. Dabei kümmerten sich die beiden Stürmer in hohen Räumen weniger darum die Bindung untereinander zu halten, sondern arbeiteten weit mit auf die Flügel hinaus, wo sie auch Thiago und Vidal unter Druck setzten wollten. Erhielt einer der beiden Achter der Bayern den Ball rückte der ballnahe Sechser in der Regel mit dem Anspiel nach vorne, um seinen Gegenspieler zunächst zu stellen und auf den ballnahen Stürmer zu warten. Die extrem enge Mittelfeldkette dahinter sollte Anspiele in die Tiefe verhindern, die hohe personelle Präsenz der Madrilenen im Münchner Sechserraum Verlagerungen über diesen Bereich.
Das Herausrücken der Sechser – eine hervorragende Anpassung auf Bayerns Aufbaumuster der vergangenen Wochen – nutzten die Madrilenen auch im Mittelfeldpressing. Je tiefer Madrid jedoch verteidigte, desto eher hielten die Sechser Bindung an die eigene Viererkette und verblieben in der Strafraumverteidigung – genauso wie die Innenverteidiger – fast durchgehend im Zentrum.
Chronologie, Teil 1: Hohes Pressing der Madrilenen zu Spielbeginn
In der ersten Viertelstunde des Spiels setzten die Madrilenen die Münchner sofort aggressiv unter Druck. Dabei nutzten die Spanier die eben beschriebenen Muster, worauf Bayern zunächst keine Antwort fand. Dadurch, dass Madrid bis zu Manuel Neuer durchpresste und die Bayern schnell auf deren eigene rechte Seite lenkte, konnten Koke und Gabi Thiago und Vidal bis weit in die Hälfte der Münchner verfolgen, was die beiden faktisch aus dem Spiel nahm und alle Anbindungen über das Zentrum nach vorne aufgrund der sonst sehr großen Vertikalabstände kappte. Atleticos Viererkette konnte im Falle langer Zuspiele der Bayern in die Spitze nicht nur körperliche Pluspunkte gegenüber dem Angreifer-Trio der Bayern verbuchen, sondern hatte auch den Vorteil auf seiner Seite, dass Müller, Ribery und Lewandowski alle Zuspiele mit dem Rücken zum gegnerischen Tor und vollkommen losgelöst vom Rest der Mannschaft verarbeiten mussten.
Chronologie, Teil 2: Bayerischer Ballbesitz und Madrider Konter
Als Madrid nach der laufintensiven Anfangsphase das Tempo drosselte und insgesamt tiefer verteidigte, kamen die Bayern schließlich besser in die Partie. Die tiefen Überladungen führten nun dazu, dass die Münchner in längere Ballbesitzphasen kamen. Der personellen Unterzahl in den vorderen Linien geschuldet, gelang es den Bayern aber fast nie in die gegnerische Formation zu spielen. Stattdessen verlagerte man das Spiel um den Madrider Defensivblock von einer Seite auf die andere und hatte dann oftmals Probleme das Spiel von dort aus wieder an die Mitte anzubinden. Gerade nach Verlagerungen auf Alaba war dies der Fall, weil Riberys grundsätzliche Positionierung in der Mitte dafür nicht passend war. Atletico konnte gegen diese Verlagerungen mit einem Abfallen der Viererkette in die Tiefe und einer passiven Verteidigung am Flügel passende Antworten finden.
In dieser Phase, in die auch der Führungstreffer Atleticos durch Carrasco fiel, kam Atletico immer wieder zu gefährlichen Kontersituationen, weil die Bayern in ihren Staffelungen am Flügel sehr flach wurden und Atletico sich bietende Möglichkeiten zum Attackieren der Münchner Rückzugsbewegungen vom Flügel gut nutzte. Mit den beiden engen Flügelspielern – deren nominelle Gegenspieler Alaba und Lahm in der Regel hoch am Flügel operierten – hatte man in den Momenten nach Ballverlusten direkte Anspielstationen für das Bespielen der Tiefe.
Weil gerade Ribery im Zentrum kaum gelungen Aktionen vorweisen konnte, interpretierte Ribery seine Rolle nach dem Führungstreffer deutlich weiter auf dem Flügel. Alaba unterstütze den Franzosen anschließend verstärkt mit Läufen in die Tiefe, sodass Ribery gegnerschlagende Dribblings gegen Juanfran anbringen konnte.
Chronologie, Teil 3: Änderungen nach der Halbzeit
Beide Trainer verzichteten in der Pause auf Wechsel. Ancelotti reagierte aber trotzdem auf die Probleme der ersten Halbzeit. Insgesamt belegten die Bayern die Viererkette der Madrilenen nun deutlich stärker. Neben Müller und Lewandowski rückte nun in der Regel auch Vidal mit nach vorne auf und sorgte so dafür, dass Atleticos Außenverteidiger nicht mehr ungehindert zum Flügel rücken konnten. In der Konsequenz hatten nun auch die breiten Außenverteidiger der Bayern den Effekt, den sie haben sollten: Dadurch, dass Carrasco und Niguez nun weiter nach hinten rücken mussten, öffneten die Bayern so die Räume neben Koke und Gabi, aus denen sich die Strafraumverteidigung Madrids deutlich druckvoller bespielen lassen konnte. Zu Torchancen kamen die Bayern dennoch kaum, wobei die Gefahr im Umschalten nach hinten weiterhin Bestand hatte.
Chronologie, Teil 4: Alles neu!
Nach gut einer Stunde brachte Ancelotti im Abstand mehrerer Minuten zunächst Robben für Müller, anschließend Hummels für Boateng und schließlich Kimmich für den platzverweisgefährdeten Thiago in die Partie.
Die Münchner fokussierten sich trotz der Wechsel auf die konsequente Belegung der letzten Linie. Gerade auf der eigenen linken Seite hatte Atletico anschließend das ein oder andere Probleme gegen die flexiblen Robben, Lahm und Kimmich, die stetig versuchten zu rochieren und so den Niederländer in offene Dribblings bringen wollten. War der Wechsel von Kimmich zunächst noch positionsgetreu, wechselte Lahm später auf die Position des rechten Achters, während Kimmich die vorherige Position des Kapitäns übernahm.
Atletico reagierte auf diese veränderte Spieldynamik, aus der die Bayern durchaus zu Chancen kamen, indem man zunächst wieder höher presste, sich am Ende der Partie aber an den eigenen Strafraum zurückzog. Mit dem Elfmeter durch Griezmann hätte die Mannschaft Simeones kurz vor Ende der Partie sogar noch die Möglichkeit zu einem zweiten Treffer gehabt.
Fazit
Atletico präsentierte sich am zweiten Spieltag der Gruppenphase in der Championsleague in einer guten Frühform, scheint aber noch nicht am Ende der eigenen Leistungsgrenze angekommen. Die Bayern offenbarten mal wieder das ein oder andere kleinere taktische Problem, trotzdem war bei den Münchnern nicht alles schlecht. Und dennoch: Die Niederlage gegen Atletico war verdient.
28 Kommentare Alle anzeigen
Rossie 6. Oktober 2016 um 15:45
Für mich war der ausschlagebende Unterschied zwischen Bayern und Atletico der , dass Atletice bei Pressing sowie in der eigenen Hälfte kosnequent auf den „Mann/ Ball“ gegangen sind, die Bayern dagegen i.d.R. soätestens 1 Meter vor dem Gegner stehen blieben (bis auf Vidal und Thiago). Dies hatte zur Folge das die Spanier in seelenruhe schauen konnten „wem pass ich denn jetzt den Ball zu…und es so kaum Störungen im Spielaufbau gab. ==> die Bayern waren einfach zu weit weg vom Gegener.
Der zweite Unterschied aus meiner Sicht. Atletico spielte in vielen Fällen Ihr Umschaltspiel zu Ende, gerade dann, wenn es bei Kontern eine 2:2, 3:3 oder 3:2 Situation gab. Rein mathematisch macht dies Sinn, da es ein besseres Verhältnis nicht mehr geben wird wenn BAyern wieder geordnet in der Defensive steht. Dies führte dazu das einige Angriffe kläglich scheiterten und andere zu „Großchancen“ wurden. Bayern brach wie unter Pep häufig diese schnellen Angriffe ab wenn der Ballführende ins 1:1 gehen mußte . Damit war dann auch die Chance weg!
Ich finde hier hätte man ruhig ins Risiko gehen können, denn selbst bei einem Ballverlust hätten immer noch mind. 7 Spieler zwischen Ball und Neuer gestanden. Dies war leider bei den Ballverlusten im Mittelfeld durch das hohe Pressing nicht immer der Fall. Da standen dann oft ur noch die beiden IV ‚S
Sascha 1. Oktober 2016 um 17:15
Es passiert gerade nichts, was ich nicht bereits im Sommer vermutet habe. Nach den 3 stärksten Jahren in der Bayerngeschichte ist es nicht verwunderlich, das die Qualität auch gerade nach einem Trainerwechsel mal nachlassen kann. Es ist aber erschreckend, WIE schwach die Mannschaft im spielerischen Bereich bereits nach 2 bis 3 Monaten unter neuer Leitung ist. Und es ist schon geradezu peinlich, wie ideenlos sich das Offensivspiel der Münchner aktuell präsentiert. Hinten ist man anfälliger und vorne ideen- und kopfloser. Wenn es so weitergeht, dann kommt Tuchel hoffentlich bereits nach dieser Saison.
Isabella 2. Oktober 2016 um 00:25
Hahaha, Entschuldigung, aber der Verfall jedes Spielwitzes geschah schon langsam und stetig diese drei super duper tollen Jahre lang. Ich bitte dich, das Gewurschtel der letzten Rückrunde noch mal anzusehen. Da wirst du feststellen, dass wir ohne unsere individuell guten Außen und Lewy als Weltklasse-Stürmer in der Mitte gar nicht mehr zusammenbekommen hätten … Haben wir in der Cl ja auch nicht. Und ich darf dich auch daran erinnern, dass beim Übergang von Heynckes und Guardiola am Anfang auch wenig geklappt hat. Die Dominanz kam dann zur 2. Hälfte der Hinrunde mit einem überragenden Robben.
Den Spielaufbau in die Halbräume auf die 8. Zu ziehen finde ich prinzipiell schon mal ganz gut, dir Abstimmungen müssen halt besser werden. Und die Pässe schneller und noch eins: KONTER! Macht ja keinen Sinn, auch mal tiefer zu verteidigen, wenn man seine Konterchancen dann nicht nutzt… So, mehr hab ich zu dem Spiel nicht zu sagen. Dürfte die Guardiola-Vergötterer freuen
Tipic 5. Oktober 2016 um 00:17
Also wenn „in der CL nichts zusammenbringen“ heißt, ins Halbfinale zu kommen (und dort nicht chancenlos, sondern äußerst unglücklich auszuscheiden), dann hoffe ich, dass wir in den nächsten Jahren öfter mal „nichts zusammenbringen“.
Schorsch 2. Oktober 2016 um 18:23
„Nach den 3 stärksten Jahren in der Bayerngeschichte …“
Sicher?
gs 30. September 2016 um 15:37
Irgendwie scheint es gerade in Mode zu sein, nach dem Trainerwechsel bei Bayern ständig taktische Probleme zu vermuten; wie auch in dieser Analyse hier. Daran mag in der detaillierten Beschreibng ja auch was dran sein.
Nur – die Kurzusammenfassung scheint mir nicht zu passen: der FCB hatte seine beiden besten Torchancen in Halbzeit eins (Müller bzw. Ribery); nach der Umstellung nach 1 Stunde hatte man dagegen kaum noch echte Torchancen.
Der Gegentreffer und weitere brenzlige Situationen inklusive Elfmeter sind meistens nach Verkettung individueller Fehler passiert, und weniger als zwingende Folge taktischen Fehlverhaltens.
Und, auch wenn das hier eher nicht so gerne gelesen wird: wenn Müller mit seinem Volleyschuss etwas mehr Glück hat und das 1:0 macht, läuft das Spiel mit hoher Wahrscheinlcihkeit ganz anders. Und dann hätten wir hier wahrscheinlich eine Lobeshymne auf die von Ancelotti angepasste Taktik gelesen, die endlich mal einen Sieg gegen Atletico gebracht hat … 😉
Schorsch 30. September 2016 um 17:18
„Und, auch wenn das hier eher nicht so gerne gelesen wird: wenn Müller mit seinem Volleyschuss etwas mehr Glück hat und das 1:0 macht, läuft das Spiel mit hoher Wahrscheinlcihkeit ganz anders.“
Möglich, aber niemand wird es je erfahren. Konjunktive sind weniger gut zu analysieren. 😉 Im letzten CL-Finale geriet Atlético gegen Real auch früh in Rückstand und danach hat man gezeigt, dass man auch anders spielen kann.
„Und dann hätten wir hier wahrscheinlich eine Lobeshymne auf die von Ancelotti angepasste Taktik gelesen, die endlich mal einen Sieg gegen Atletico gebracht hat … ????“
Lobeshymne auf Ancelotti? Da wäre ich mir nicht so sicher… 😉
Todti 30. September 2016 um 23:25
„Und, auch wenn das hier eher nicht so gerne gelesen wird: wenn Müller mit seinem Volleyschuss etwas mehr Glück hat und das 1:0 macht, läuft das Spiel mit hoher Wahrscheinlcihkeit ganz anders. Und dann hätten wir hier wahrscheinlich eine Lobeshymne auf die von Ancelotti angepasste Taktik gelesen, die endlich mal einen Sieg gegen Atletico gebracht hat … ????“
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich TR – oder auch die anderen Autoren – über die Situation gefreut hätten. Das Tor wäre herrlich durch Thiagos Chipball vorbereitet worden (an der Stelle hätte MR sich vielleicht die Analyse reserviert^^) und anschließend hätte man 70 Minuten oder so Bayern sowie Atlético in eher ungewohnten Rollen gesehen, was ja interessant zu analysieren ist. Falls Ancelotti die Taktik nach dem Tor angepasst hätte, wäre es hier natürlich auch analysiert worden.
Ich verstehe ja, was du meinst, aber nach dem hypothetischen Tor war immer noch genug Zeit, dass die Taktik das Spiel bestimmt hätte (oder bestimmen hätte können).
Koom 2. Oktober 2016 um 16:13
Und, auch wenn das hier so niemand gerne lesen wird: Hätten Ribery 2013 im CL-Finale die verdiente Rote gesehen und Dortmund folgerichtig gewonnen, wären die Folgejahre mit Guardiola erfolgreicher geworden.
😉
Voerden 30. September 2016 um 14:29
Also mit den Erfahrungen aus den 1/2 Finale
war ich sehr zuversichtlich das wir dieses Spiel gewinnen werden.
Mich wundert es ehrlich das viele es so wahrnehmen, das Madrid
verdient ins Finale gekommen sind.
Für mich stehen bis jetzt gefühlt nach Leistung in etwa folgende Ergebnisse
1:1, 3:0, 0:1 (immer Bayern:Atetico)
FAB 30. September 2016 um 16:43
Das war doch aber nur ein Gruppenspiel, insofern habe ich mich schon gewundert, warum Atletico spielte als ginge es um Leben oder Tod …
Letztlich steht für Bayern, wie auch für Barcelona fest, dass sie gegen Atletico kaum gewinnen können. Atletico beißt sich einfach so unfassbar in diese Spiele rein … Das sich Atletico wie RT es andeutet „noch nicht am Ende der eigenen Leistungsgrenze angekommen“ sehe ich überhaupt nicht, denn mehr geht wirklich nicht mehr. Aber es gibt ja auch die anderen Spiele von Atletico und Atletico wird dieses Jahr in der KO Runde nicht mehr das „Glück“ haben, schon wieder „nur“ auf Barca und Bayern zu treffen, sondern halt irgendwann wegen einem blöden Gegentor in einem äußerst unattraktiven Spiel an Neapel oder Monaco scheitern, dann ist der Weg frei z.B. für Bayern die CL zu gewinnen …
tobit 30. September 2016 um 20:45
Ich weiß nicht, ob Atleti noch einen drauflegen kann, aber ausschließen würde ich es nicht. Gerade mit den altbekannten Nickligkeiten und teilweise dreckigen Fouls – die sie mittlerweile wesentlich runtergefahren haben – könnte da in wirklich großen/wichtigen Spielen nochmal eine Extra-Facette reinkommen. Ich denke man möchte sich nicht zu früh unnötige Sperren einfangen und achtet da deswegen mehr drauf.
Atleti spielt doch immer „um alles“ – die sind derart fit und motiviert, die kennen überhaupt keinen anderen Modus. Diese Mentalität, immer alles zu geben, ist einer der Schlüssel zu ihrem überwältigenden Erfolg (gepaart mit mittlerweile Weltklasse auf vielen Positionen).
Dass sie gegen sehr defensive Mannschaften Probleme bekommen, sehe ich auch so, nur wird es davon nicht so viele geben. Und die, die kommen, werden irgendwann ein Tor schießen müssen, wenn sie weiterkommen wollen. Für ein/zwei Tor(e) reicht aber dann auch die individuelle Klasse von Griezmann und Co. meist aus. Klar sind diese Spiele bei Atleti härtere Arbeit und gefährlicher als für Bayern oder Barca, aber nicht so gefährlich, dass sie zwangsweise Scheitern werden.
Besonders Leverkusen war für sie sehr unangenehm, da die ähnlich überragend in den Physischen Attributen sind und überhaupt keine Anstalten gemacht haben, eine Mannschaft länger am Ball zu lassen. Solche Pressing-Schlachten sind oft fast komplett von der individuellen Klasse abgekoppelt und daher für beide Seiten sehr schwer zu gewinnen.
Neapel könnte für sie wegen Sarris Philosophie z.B. ein eher dankbarer Gegner sein, da die durchaus das Spiel machen wollen.
Gefährlicher wäre da schon eher Juve, die individuell auf ähnlich starkem Niveau sind und herausragend gut im „italienischen“ Spiel um den eigenen Sechzehner.
Spätestens im Viertelfinale sind die Teams fast immer auf Augenhöhe unterwegs – da kann dann auch ein Kaliber wie Atleti ohne Probleme mal Kontern.
CHR4 1. Oktober 2016 um 03:19
Die Mentalität immer alles zu geben, führt dazu, dass im entscheidenden Moment der Akku leer sein kann. Immer bereit sein alles zu geben: ja! da stimme ich zu! – aber für mich gehört auch die Erkenntnis dazu, das man eben nicht immer alles geben kann und sehr genau wissen sollte, wann man auf den Punkt da sein muss – sonst würden wir so etwas wie Rotation ja nicht sehen – aber das bedeutet nicht, sich nicht immer voll auf die Aufgabe zu konzentrieren, DAS halte ich in der Tat für wichtig, aber es muss und kann nicht immer 100% körperliche Top-Form sein, wobei natürlich Einsatzwille und Abrufen des aktuellen Leistungsvermögens wichtig ist, aber dieses Leistungsvermögen wird vll. 3 x 3 Wochen im Jahr über 90% sein. Die restliche Zeit kann man froh sein, wenn man 80% (Einsatzbereitschaft x Form) vom Top-Wert aufs Feld bringt.
tobit 1. Oktober 2016 um 08:52
Atleti hat da eben – finde ich – einen leichten Vorteil, da ihre Leistungsbereitschaft sehr konstant und die Form relativ rotationsunabhängig ist.
Ob das aktuell gerade 100% x100% ist, weiß ich nicht (wahrscheinlich nicht), daher würde ich erstmal von weiterem Steigerungspotential (besonders bei den jüngeren Rotationsspielern) ausgehen, wodurch man dann eben Richtung CL-Viertel/Halbfinale nochmal ein neues Level erreichen könnte.
CHR4 1. Oktober 2016 um 03:23
„Solche Pressing-Schlachten sind oft fast komplett von der individuellen Klasse abgekoppelt …“
Scheiße verdammt! – genau so sah das aus 😀
man entschuldige meine Ausdrucksweise – aber das war das häßlichste Fußballspiel, dass ich die letzten Jahre auf dem hohen Niveau gesehen hab
Schniggel 30. September 2016 um 12:08
Das, was Ribery gerade spielt, also nicht mehr so sehr diese Flügelzange, sondern zentraler, diese Rolle wäre Götze doch auf den Leib geschneidert! Wie kann man Götze da gehen lassen, wenn es nach den all den Jahren endlich mal auch eine Position für seine Fähigkeiten gibt? Stattdessen fehlt dieser Spielertyp jetzt im Kader.
HK 30. September 2016 um 13:24
Das ist nicht von der Hand zu weisen. Fast schon ironisch.
Wenn man bedenkt, dass Bayern gerade jemand fehlt der konstant Torgefahr aus diesen Bereichen ausstrahlt? Müller nimmt 2016 offenbar weiterhin sein Sabbatical und wenn dann Lewandowski mal nicht trifft, wird das sofort sehr eng.
Andererseits wer weiß, ob nicht die Situation um Götze, Bayern, die Medien, die Fans nicht schon zu verfahren war, um da noch was draus zu machen.
Schorsch 30. September 2016 um 17:31
Der Wechsel Götzes von Bayern zurück zum BVB ist von langer Hand von den Beteiligten vorbereitet worden und hatte mit dem neuen Trainer Ancelotti nichts zu tun. Die zunächst von lancierte Eurosport Meldung. dass es da ein entsprechendes Wechselgerücht gäbe, gehörte zu dem gesamten abgesprochenen Wechseltheater. Bayern war nicht (mehr) davon überzeugt, dass Götze eine wesentliche Verstärkung für das Team sei bzw. noch werden könnte. Auch wenn Bayern mit Abstand für Topspieler die höchsten Gehälter in der Bundesliga zahlt und die höchsten Einnahmen verbucht, so müssen sie dennoch gut kalkulieren (sonst wären sie auch nicht dort, wo sie sind). Götze hat man als Fehlinvestition abgeschrieben und in eine Fehlinvestition wollte man nicht weiter einen müden Cent stecken.
HW 30. September 2016 um 19:10
Wie kann man Götze gehen lassen?
Ist halt keine Leibeigenschaft. Auch wenn der Fußball manchmal nahe dran ist.
Außerdem gibt es angeblich viele ideale Positionen für Götze. Vielleicht aber nicht wenn er das Rote Trikot an hat.
DO 30. September 2016 um 10:10
@sti:
Ich stimme dir teilweise zu. Im Spielaufbau und in der Absicherung halte eine Dreierkette für die sinnvollere Lösung, die defensiven Standards nehme ich da aber raus.
Die Bayern hätten auch die Spieler dazu, allerdings büßt man bei drei zentralen Verteidigern und zwei (defensiven) Außenbahnbesetzungen einen Spieler irgendwo ein…entweder im zentralen Mittelfeld oder auf den offensiven Außenbahnen (3-4-3 -> fehlende hängende Spitze; 3-5-2 -> fehlende Außenstürmer). Da gilt es eben abzuwägen, was besser zum Gegner passt.
Izi 30. September 2016 um 19:49
Bei der Formation 3-Raute-3 hätte man die hängende Spitze wieder. Dann büßt man allerdings den Zugriff auf den Flügeln ein…
tobit 30. September 2016 um 20:22
Was ist mit dem Gladbacher 3-4-1-2? Da gibts eine hängende Spitze Stindl und die teilweise tiefer gebundenen Flügel werden gut durch die beweglichen/dynamischen Stürmer Raffael und Hazard (Hahn) kompensiert.
Eine doppelte Flügelbesetzung halte ich für die Bayern bei 3 IV nicht für sinnvoll, da dann im (offensiven) Zentrum nur drei Plätze bleiben. Zwei davon sollten sicher an Lewy und Vidal gehen, der dritte wäre dann zwischen Thiago, Alonso, Kimmich und Sanches umkämpft.
Gegen Atleti wäre meine Wahl daher auf ein 3-4-2-1 gefallen:
_________________________________________Lewy_________________________________________
____________________Ribery___________________________Müller___________________________
_Alaba__________________________Vidal_________________________________________Coman_
________________________________________________Thiago/Lahm__________________________
_______________Hummels________________Martinez________________Boateng_____________
Dabei würden defensiv natürlich auch mal 4er-Ketten entstehen wenn Coman höher bleibt als Alaba.
Offensiv hätte man zwei dynamische Breitengeber, auf jeder Seite einen herausragenden Dribbler und sehr pressingresistente Aufbauspieler gehabt. Den „geopferten“ ZM müssten dann Hummels, Boateng und Ribery durch höhere Präsenz in diesen Bereichen auffangen. Mit Lahm wären auch Phasen mit „klassischer 5er-Kette denkbar.
Sti 29. September 2016 um 22:01
Hallo liebe Taktik-Freunde,
Nachdem wir nun 2 Welt-klasse Trainer mit den Bayern an Atleti scheitern gesehen habe, kann man den Status Quo Taktik-bezogen in Frage stellen.
Meines Erachtens nach, ist man gegen solche 4-4-2-in-Perfektion Spielenden Mannschaften, angewiesen eine defensive 3er Kette zu spielen. Damit werden folgende Schwächen in Stärken transformiert:
– A) Bei Kontersituationen steht man breit und meistens mindestens 3vs3 in der ersten Welle des Konters
– B) Bei defensiven Standards hat man einen Verteidiger mehr und somit eine verbesserte Präsenz im 11er
– C) Im Spielaufbau ist man resistenter gegen das Pressing. Angenommen man spielt ein 3-4-3 oder sogar 3-5-2 (was meine favorisierte Variante wäre) gibt es eine Überladung im Mittelfeld, die dazu führen kann, dass die Stärke Atleti’s in demselbigen Raum gebrochen wird und sich somit auch eine dominantere und sicherere Art Fußball zu spielen entwickeln kann.
Was denkt ihr?
Beste Grüße,
Sti
CHR4 29. September 2016 um 23:44
zu B)
sehe da nicht den Unterschied zu z.B. ner 4er Kette mit Lahm-Boateng-Hummels-Alaba und Martinez davor als (ein) 6er und ner Dreierkette mit Boateng-Martinez-Hummels – bei defensiven (und offensiven) Standards ist es für mich erstmal entscheidender, wer überhaupt gerade auf Platz und damit zur Verfügung steht für die jeweilige Standard-Situation – wie die jeweilige Defensiv(w. Offensiv)-Formation aussieht, ist für mich da sekundär
Michael 30. September 2016 um 11:00
Es ist m.E. simpler. Bayern ist es schlicht nicht gewohnt auf solche Teams zu treffen. Es fehlt schlicht die Übung. Unbestreitbar ist die Stärke der spanischen Mannschaften v.a. auf die Stärke der eigenen Liga zurück zu führen. Sowohl im Verteidigen (ATM), vom spielerischen und Angriffsspiel (Barca und ATM) ist dort ein Wettbewerb auf Augenhöhe anzutreffen. Wobei individuell (Barca und Real) als auch Mannschaftstaktisch (ATM) die derzeitige Top 3 der Welt versammelt ist. Leider gab es hier keine Analyse zum Spiel Barca gegen ATM von vor 2 Wochen. Das Spiel hatte v.a. taktisch bis zur Auswechslung von Messi einiges zu bieten. Dort konnte man m.E. schon erkennen, dass ATM diese Saison noch ekliger zu bespielen sein wird. Ich persönlich empfinde bei ATM so etwas wie eine Hassliebe. Der Fussball gefällt mir überhaupt nicht, aber der Respekt vor dem was dieses Team leistet steigt Jahr für Jahr. Wer den CL Titel holen will, muss wieder an denen vorbei und er wird leiden, genau wie ich am TV.
JAH 30. September 2016 um 12:51
Wirklich „ekliger“ im Sinne von früheren zerstörenden Elementen spielen AM eigentlich nicht. Für den Gegner wirds halt schwerer, die immer fairer & besser werdende Defensive zu knacken.
Schorsch 30. September 2016 um 17:35
Das ist auch meine Wahrnehmung. Vielleicht täusche ich mich da auch, da ich Atlético nicht sehr oft sehe. Aber ich meine, deutlich weniger Nickligkeiten im Spiel von Atlético zu erkennen.
kobach 1. Oktober 2016 um 21:07
Gerade wegen der geringeren „Dreckigkeit“ habe ich Athletico als durchaus schlagbar empfunden. Ich hätte Bayern nicht dermaßen hilflos erwartet.