Kurzer Glanz, lange Qual, knapper Bayernsieg
Bayern gegen Benfica. Letztes Jahr hatten die Bayern im Hinspiel gegen Porto in der Champions League große Probleme gehabt. Wie würde es nun gegen die nächste portugiesische Mannschaft aussehen?
Bayern im asymmetrischen 4-1-4-1 mit Ball
Guardiola stellte seine Mannschaft nominell im 4-1-4-1 auf. Hierbei gaben Douglas Costa und Franck Ribéry die Flügelzange, Juan Bernat und Philipp Lahm liefen als Außenverteidiger auf. Zentral bildeten Thiago und Müller als Achter vor Sechser Vidal. Lewandowski spielte ganz vorne, Kimmich und Alaba liefen in der Innenverteidigung auf.
Diese Personalwahl deutet bereits auf eine gewisse Asymmetrie hin. Mit Müller und Thiago agierten z.B. zwei unterschiedliche Spielertypen auf der Acht. Dies gab es in der Saison schon einige Male, fast immer hatte Müller dann eine weniger fokussierte Rolle im Aufbauspiel, schob bis ins Sturmzentrum oder tauschte mit dem rechten Flügelstürmer die Position. Thiago wiederum ließ sich dann weit nach hinten fallen, besetzte den linken Halbraum in der Tiefe und baute das Spiel zusätzlich von dort auf.
Dies wurde auch in diesem Spiel grundsätzlich so praktiziert; dabei war auch die Rolle Lahms und Bernats ebenso wie jene der Flügelstürmer wichtig. Costa und Ribéry gaben grundsätzlich beide die Breite und versuchten aus sehr breiten Positionen nahe der Grundlinie ins Dribbling zu kommen.
Der Unterschied lag in der Unterstützung: Ribéry wurde von Bernat öfters hinterlaufen und insgesamt spielte Bernat nicht nur recht breit, sondern rückte früh nach vorne. Costa hingegen hatte solche Unterstützung von Lahm kaum, stattdessen blieb er öfters alleine auf seiner Seite, war darum auch häufiger an die Position auf dem Flügel gebunden und eher von Müller als von Lahm unterstützt.
Allerdings ging Müller nicht nur als Unterstützung auf die Seite, sondern besetzte gelegentlich lediglich die gegnerische Viererkette um Costas Gegenspieler hinten zu binden oder diesem die Unterstützung wegzunehmen, ebenso wie Müller teilweise den Zehnerraum besetzte oder sich in den rechten tieferen Halbraum zurückfallen ließ. Läufe Lahms wie in der 16. Minute zur Chance Lewandowskis, wo er Costa hinterlief, gab es also nur selten und in sehr fortgeschrittenen Situationen.Meistens bauten die Bayern im Sechserraum darum mit einer Art Raute auf: Thiago als linke Acht, Vidal auf der Sechs und Lahm auf der rechten Acht mit Müller davor. Dahinter standen Alaba und Kimmich gar etwas nach rechts verschoben.
Aus diesen Staffelungen gab es einige Positionswechsel oder Umformungen. Die häufigste Umformung war das Ausweichen oder Vorstoßen Thiagos oder Lahms, wodurch der jeweils andere mit Vidal eine Doppelsechs bildete. Insgesamt war interessant zu sehen, wie flexibel die Bayern absicherten: Vidal, Lahm und Thiago konnten je nach Situation auch alleine vor den Innenverteidigern bleiben – was beispielsweise Vidals Vorstoß bei dessen Tor zum 1:0 ermöglichte. Insofern hat Guardiola einen kreativen Weg gefunden, Vidals Fähigkeiten in das Positionsspiel einzubauen, ohne selbiges (groß) zu verändern.
4-1-3-2 ohne Ball
Gegen den Ball war man ebenso flexibel. Ein paar wenige Male gab es die typischen 4-1-4-1-Staffelungen (und ein paar 4-3-3), vielfach stand Müller aber höher und stellte mit Lewandowski die gegnerischen Innenverteidiger als klarer zweiter Stürmer zu, während die Flügelstürmer in einer Linie mit Thiago pressten und sehr eng positioniert waren. Dieses 4-1-3-2 funktionierte sehr gut. Benfica stand sofort unter Druck. Pässe auf die Seite wurden von den Mittelstürmern und den Flügelstürmern attackiert. Dazu konnte der höhere Thiago den gegnerischen Sechserraum mit den beiden Stürmern versperren, ebenso wie die Rückpassoptionen. Pässe in die Mitte wurden von den engen Flügelstürmern im Verbund mit Thiago attackiert, Vidal sicherte dahinter weite Räume ab.
Ging der Ball über außen, rückte gelegentlich der Außenverteidiger heraus, meist verschoben aber die Stürmer im Sprint; je nach Höhe des Balles allerdings. Die Außenverteidiger sicherten eher die letzte Linie oder schoben hinter die Flügelstürmer und neben den Sechser, wenn der Gegner Schnittstellenpässe versuchte. Dies versperrte Benficas Raumgewinnmöglichkeiten, stellte die Mitte enorm zu und sorgte für hohen Druck. Bis auf einzelne Durchbrüche mit sehr wenigen Ballkontakten und über die Überladungen der Flügel hatten die Portugiesen kaum passende Staffelungen im letzten Drittel.
Benfica im 4-4-2/4-3-3
Weniger erfolgreich war die Ausrichtung Benficas, wenn auch ebenfalls interessant. Vor dem Spiel hatte Guardiola den Gegner überschwänglich gelobt. Äußerst kompakt seien die Portugiesen, defensiv stark und sie besäßen „vielleicht die beste Viererkette Europas“ zurzeit. Das meiste davon ist als natürlich als höfliches Gerede vor einem CL-Spiel zu sehen. Nichtsdestotrotz zeigten sich die Portugiesen kompakt.
Häufig waren es 4-4-2-0, 4-4-1-1 und 4-3-3-0-Formationen, die sie herstellten. Letztere gab es vorrangig in der Anfangsphase, als der linke Flügelstürmer einige Male etwas nach vorne schob und sich in einer Linie mit den beiden Stürmern befand. Vermutlich war dies eine Orientierung auf Lahm, welche später wegen dessen unorthodoxer Rolle ad acta gelegt wurde. Stattdessen gab es ein paar herausrückende Bewegungen der Sechser, welche allerdings ins Nichts gingen.
Dafür hatten die Bayern nämlich zu viel Präsenz im Mittelfeld mit Lahm, Vidal, Thiago und Müller. Immer wieder fanden sie den freien Mann im Spielaufbau, konnten Räume auf den Seiten für Ribéry oder Costa öffnen oder hatten massive Überzahl in der ersten Linie für eine ruhige Ballzirkulation. Insbesondere Bernat und Lahm waren immer frei auf ihren Positionen.
Das größte Problem bei Benfica war aber, dass sie einerseits in der Horizontale nicht so kompakt waren wie in der Vertikale und kaum Zugriff auf die Bayern im Spielaufbau erzeugten. Deren Ballzirkulation und Positionsfindung wurden darum kaum gestört, dazu konnten Bernat, Kimmich, Lahm, Thiago und Alaba aus der ersten Linie immer die Formation Benficas andribbeln, einzelne Spieler herauslocken und geschickt umspielen.
Zwar gab es dadurch keine konstanten Chancen im letzten Drittel, doch die Bayern agierten stabil im ersten Drittel und konnten immer wieder die ersten zwei Linien überwinden. Dabei überzeugte besonders die linke Seite.
Linksüberladungen als Schlüssel
Das frühe 1:0 fiel über die linke Seite und kennzeichnete Bayerns meistgenutzten Spielzüge in dieser Partie. Ribéry erhielt immer wieder den Ball am Flügel, suchte das Dribbling in die Mitte und wurde von Bernat hinterlaufen. Der Gegner musste nun entweder Bernat offen lassen und Ribéry doppeln, was Bernat nach simplen Pässen (z.B. Ribéry zu einem Achter, Achter auf Bernat) komplett frei ließ, um sich den Ball zurechtzulegen und in dynamische Situationen im Strafraum zu flanken. Wurde Ribéry nicht gedoppelt, erhöhte dies seine Erfolgswahrscheinlichkeit im Dribbling und vereinfachte im Abschlüsse, Kombinationen und Schnittstellenpässe.
Diese Bewegungen wurden zusätzlich von den Bewegungen Müllers und Thiagos sowie der Positionierung Costas unterstützt. Costas sehr breite Ausrichtung zog die Viererkette Benfica auseinander. Müller und Lewandowski besetzten oft die Innenverteidiger, Vidal konnte aus dem Rückraum vorstoßen. Thiago wiederum agierte als pressingresistente Anspielstation im linken Halbraum für Ribéry und Bernat, dazu konnte er absichern und im Aufbauspiel ließ er sich bisweilen sogar zwischen Alaba und Bernat vor die Formation Benficas zurückfallen. Im Verbund mit einzelnen ausweichenden Bewegungen Lewandowskis konnten die Zuordnungen im Defensivverbund Benficas dadurch sehr gut bespielt werden.
Später verteidigte Benfica dies jedoch besser – und baute geschickter auf.
Bayerns leichter Dominanzverlust nach der Anfangsphase
Prinzipiell änderte sich nach den ersten fünfzehn bis zwanzig Minuten wenig; die Bayern pressten (vorwiegend) im 4-1-3-2, suchten Verlagerungen auf die Flügel, Dribblings über die Seiten und Präsenz in der Mitte. Benfica aber agierte etwas sauberer in der Verteidigung dieser Aspekte. So verschoben sie sehr schnell und früh auf den Flügel, fokussierten sich weniger auf die direkte Balleroberung bei gegnerischen Dribblings, sondern sicherten zuerst die wichtigen Zonen und leiteten Bayern wieder nach hinten, bevor sie aggressiver attackierten. Die Münchner wirkten auch im Aufbau nicht mehr so druckvoll; das Andribbeln Bernats im Halbraum und in Richtung Flügel z.B. wurde durch eine leicht höhere Position der Flügelstürmer (zuvor war der rechte Flügelstürmer noch sehr passiv und tief gewesen) aus dem Spiel genommen.
Im Aufbauspiel boten sich die Außenverteidiger außerdem etwas anders an; häufiger tiefer und mit mehr Unterstützung für Torwart und Innenverteidiger, wodurch Bayerns 4-1-3-2 nicht mehr optimalen Zugriff hatte. Dadurch konnte Benfica ein paar Mal das bayrische Pressing umspielen und nach vorne kommen. Natürlich half dabei auch die individuelle Qualität Renato Sanches am Ball, der einige Pressingaktionen Bayerns zunichte machte.
Daraus entwickelte sich in der zweiten Spielhälfte ein intensives Hin und Her zwischen den Strafräumen, wo auch Benfica zu Abschlüssen kam. Die üblichen Guardiola-Umstellungen blieben weitestgehend aus; es gab nur ein paar kleinere Anpassungen wie z.B. mehr vorderlaufende Aktionen Bernats durch den Halbraum vor Ribéry, die Einwechslung Martinez‘ für Kimmich als anderer Spielertyp in der ersten Linie und Coman anstatt Costa, was mehr Fokus auf Grundliniendurchbrüche bedeutete. Die Bayern wirkten auch inkonstanter im Pressing, teilweise fehlte es an der Dynamik und einige Male standen sie im 4-4-2 gegen den Ball.
Benfica wiederum suchte über schnelle Kombinationen, lange Bälle und mehr Gegenpressing das Spiel nach vorne; Bayern hielt den Ball nach Balleroberungen oft nicht direkt, sondern suche Kontermöglichkeiten und fand die Durchbrüche dafür nicht. Das größte Manko jedoch: Bayern verlor die Organisation. Das Positionsspiel war nicht mehr sauber, das Bewegungsspiel kaum noch druckvoll.
Fazit
Ein starker Beginn der Bayern, die danach stark nachließen und keine gute Leistung mehr zeigen konnten. Zwar ließen sie ihr individuelles und kollektives Potenzial aufblitzen, doch einzig in der Anfangsphase zeigten sie dies konstant. Danach verloren sie die Raumaufteilung, welche Benfica wiederum fand. Die Portugiesen wurden stärker, defensiv stabiler und präsenter im Spiel nach vorne. Bayern konnte nur noch punktuell Chancen vorfinden und war insbesondere im letzten Drittel unsauber. Mit etwas Glück hätte es dennoch zu einem 2:0 gereicht. So geht man mit einem kleinen Vorteil in das Rückspiel.
37 Kommentare Alle anzeigen
Rantanplan 7. April 2016 um 15:28
Bayern spielte 4-4-2 und kein 4-1-4-1.
Peter Vincent 6. April 2016 um 12:00
Mir gefällt die Flügellastige Spielweise mit Müller und Lewy zentral immer noch überhaupt nicht.
Im Rückspiel dann bitte so: 😛
Ribery————Müller————Coman
——-Götze——————-Thiago———
———————-Vidal————————
Bernat—Alaba———Javi———-Lahm
——————–Neuer————————
FAB 6. April 2016 um 12:41
Meine Bayern Aufstellung würde ja so aussehen:
————–Neuer————–
–Vidal – Martinez – Alaba–
———–Kimmich————-
Lahm———————Costa
—Müller–Götze–Coman–
——–Lewandowski———-
Schimanski 6. April 2016 um 11:28
Wieder mal eine ausführliche Analyse in Sachen Positionierung und Bewegungen. Danke. Ich hätte mir trotzdem mehr Antworten auf die Frage, wieso es nicht so richtig gut lief, gewünscht.
Für mich waren es vor allem die immer mal wieder eingestreuten langen Bälle der Portugiesen. Ich fand, Benfica machte das relativ geschickt. Sowohl die Präzision als auch die Spielertypen im Zielbereich als auch die Staffelung auf die zweiten Bälle war relativ gut. Benfica gab dadurch zwar fast vollständig das Flachpasspiel durch das zweite Spielfelddrittel auf, aber konnte die Formation der Bayern immer wieder auseinander ziehen, worunter deren Gegenpressing und das Ballbesitzspiel leidete. Dann rückte Benfica auch immer mal wieder aggressiv und kollektiv nach (vor allem in der Schlussphase), so dass das Bayernspiel unfreiwillig einen ungewöhnlich vertikal-riskanten Charakter bekam.
Diese Taktik war zwar relativ altbacken, aber aufgrund der individuellen Qualität der Spieler trotzdem unangenehmer zu spielen, als wenn Darmstadt oder ein deutscher Zweitligist probiert hätte, die Bayern so zu ärgern.
sharpe 6. April 2016 um 12:06
für mich waren die Gründe, warum es nicht gut lief:
-schlechte Tagesform einiger Spieler (Thiago, Lewandowski, Müller)
-Einstellung zum Spiel (es geht einfach nicht, dass Costa schon in den ersten 10 Minuten in den Verarschungsmodus umschaltet, anstatt zielstrebigen Tempofußball zu spielen/ Müller war auch mal wieder im Freundschaftsländerspiel-Modus)
– wahrscheinlich hat das frühe 1:0 einigen falsche Signale suggeriert (Marcel Reif hat sich ja auch schon nach ein paar Minuten über Benfica lustig gemacht und über Pep, weil der deren 4er-Kette gelobt hat. Mir kam es so vor, als ob auch einigen Spielern das frühe 1:0 nicht gut getan hat)
– irgendwie fehlt aktuell die Frische/Spritzigkeit (kam mir in Köln und gg Frankfurt schon so vor. Ich hoffe, das ändert sich schnell wieder)
Schimanski 6. April 2016 um 12:33
Ist aber schon ein Taktik-Portal hier…;)
Ich denke schon, dass es (auch) taktische Gründe gibt. Habe ich ja aufgeführt…
sharpe 6. April 2016 um 13:14
über Bayerns Taktik hast du aber nicht geschrieben. Was auch total verständlich ist, denn Pep hat sich seit Monaten auf ein System festgelegt, mit dem er anscheinend die Saison zu Ende spielen will. Taktische Flexibilität gibt’s nicht mehr, bzw nur noch, wenn ein anderer Spielertyp eine Position belegt. Du willst die relativ schwache Bayernleistung mit taktischen Maßnahmen von Benfica erklären, ich bin der Meinung, es liegt alleine an Bayern. Und da eben nicht im taktischen Bereich, sondern an diversen anderen Sachen.
Isabella 7. April 2016 um 16:49
?
Wow, was soll uns so viel Fachkenntnis jetzt genau sagen? 😀
Franz 6. April 2016 um 10:59
Mal eine Frage in das Forum hier aus Sicht eines Laien. Mir gefällt das Duo Lewandowski/Müller in der Startelf so gar nicht, zumindest in der Champions League. Kann es sein dass Bayern durch die verkappte Doppelspitze etwas im Mittelfeld fehlt?
luckyluke 6. April 2016 um 11:21
Ich bin auch kein Fan davon…auch wenn ich wohl selbst eher Laie bin…
Hab auch das Gefühl, dass Müller in dieser Rolle (zu) viele Aufgaben erfüllen muss (10er Raum besetzen, Viererkette besetzen, Außenstürmer unterstützen,…) und dadurch die ein oder andere Position nicht besetzt ist, die wichtig wäre.
Ich persönlich würde auch Vidal gerne mal weiter vorne im Zentrum sehen. Also die 6er Rolle von gestern mehr oder weniger umgelagert auf eine 10er Rolle. Da würden seine Schwächen im Aufbau nicht ao zum tragen kommen und er wäre sowohl in Gegenpressingsituationen als auch als „Stürmer“ präsenter
sanoj 6. April 2016 um 12:40
Meiner Meinung nach spielt Müller am besten, wenn er nicht positionsgebunden agieren muss, sondern als eine Art Kreisläufer nach Lücken und freien Räumen in der Offensive suchen kann, dabei aber eher über die rechte Seite kommt. Flankiert man diesen Ansatz mit Lewandowski in der Spitze, einem schnellen LA (Ribery, Costa etc.) sowie einem kreativen ZOM (z.B. Thiago), ist Müller regelmäßig zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Franz 6. April 2016 um 14:11
@sanoj: Brauchts dann noch einen rechten Flügel? (Robben, Coman)
Daniel 6. April 2016 um 00:21
Es ist ja schon öfter über die Auswärtsschwäche der Bayern unter Guardiola gesprochen worden, die vor allem aufgrund eines Fokusses auf (vermeintliche) Stabilität entsteht. These: ist das vielleicht gar kein Phänomen von Auswärts- als mehr von Hinspielen (zumindest in der CL)? Bayern hatte das Hinspiel in den letzten Jahren nur immer zuerst auswärts, deshalb hat man das aufs Auswärtspiel geschoben. Irgendwie hab ich immer mehr das Gefühl, dass Guardiola im ersten Spiel einfach so stabil wie möglich stehen möchte, um ja kein Tor zu fangen, unabhängig davon ob das jetzt ein Heim- oder ein Auswärtsspiel ist…
DS 6. April 2016 um 00:36
möglich. Stabilität im Auswärtsspiel macht im Falle eines Rückspiels ja auch nur in bestimmten Fällen Sinn. Auf mich macht es aber eher den Eindruck als ob Guardiola allgemein nicht mehr viel riskieren will, da seine Zeit bei Bayern fast vorbei ist. Seit Wochen wird an der Ausrichtung der Mannschaft nicht mehr stark geschraubt. Das bringt einerseits die notwendige Stabilität, mit der man einen Gegner wie Benfica besiegen können sollte. Andererseits fehlen hier aber die Glanzmomente, die man aus früheren Saisons gewohnt ist, da Bayern nun berechenbarer ist als sonst.
Ich denke diese Faktoren spielen hier ebenfalls mit rein.
moshe 6. April 2016 um 02:18
Interessanter Punkt, hab mit mal spaßeshalber dazu die alten Barca-Ergebnisse unter Guardiola angeschaut:
Hinspiele ab Achtelfinale CL 2008/9 (jeweils aus Barca-Sicht): 1:1, 4:0, 0:0, 1:1, 2:2, 1:3, 1:2, 5:1, 2:0, 3:1, 0:0, 0:1
Das macht 4 S, 5 U, 3 N bei 20:12 Toren. Wirklich klare Siege waren gegen Bayern, Donezk und Leverkusen dabei, das 2:0 gegen Real 2011 sah am Ende deutlicher aus als es war, da gabs glaub dieses irre Messi-Solo zum 2:0 kurz vor Schluss.
Sonst waren das aber eher dürftige Spiele, darunter z.B. Unentschieden gegen Lyon, Stuttgart, Donezk. Auch die Tordifferenz zeigt das ganz gut, keine 2 Tore pro Spiel erzielt, dafür aber genau 1 Gegentor im Schnitt bekommen; Das sind für Guardiola-Verhältnisse keine guten Werte. Insgesamt scheint das die These zu bestätigen, dass für ihn v.a. das zweite Spiel wichtig ist und es im ersten nur darauf ankommt, sich alle Chancen für das Rückspiel zu erhalten.
EvS 6. April 2016 um 08:31
Nette these. Erklärt aber nicht die Auswärtsschwäche der Bayern in der Bundesliga (v.a. letzte Saison).
HW 6. April 2016 um 10:48
Erklärt es nicht, die BL ist aber auch kein KO-Wettbewerb mit aufeinanderfolgenden Hin- und Rückspielen (bzw. Heim- und Auswärtsspielen gegen den gleichen Gegner).
CHR4 7. April 2016 um 03:21
„AuswärtsSCHWÄCHE“ würde ich es in der Bundesliga auch nicht nennen 😉
– Die Bayern waren in den lezten Jahren (nachgeschaut hab ich mal bis 2012/2013) in jeder Saison das mit Abstand beste Auswärtsteam.
– Der Abstand in der Auswärtstabelle zum jeweiligen 2. war meist um einiges größer, als zum 2. in der Heimtabelle:
(2015/16: Ausw. (Punkte 1. – Punkte 2.): 4 H: 1;
2014/15: A: 9 H: 0;
2013/14: A: 8 H: 8;
2012/13: A: 14 H: 5)
Wenn die Bayern also in jedem Jahr das mit Abstand beste Auswärtsteam sind, sollte man wenn überhaupt vielleicht und eventuell von HEIMSTÄRKE reden. Dass es den Heimvorteil immer noch gibt, hat ja seine Gründe – von einigen speziellen Ausreissern wie Darmstadt diese Saison (20 von 29 Punkten auswärts geholt) mal abgesehen.
Thomas 6. April 2016 um 09:18
Stabil stehen und die Gegner in der Spielweise gegen die Bayern analysieren. Im Rückspiel richtig anpassen. Würde auch zu seiner Aussage nach dem Spiel passen. Und wäre gar nicht wirklich neu. Langweilig eigentlich
Dr. Acula 6. April 2016 um 09:23
Interessante These. Spontan Stimm ich dir zu, dazu passt das zu gut zusammen. Ob es stimmt, wird sich in den nächsten Spielen in der CL zeigen.
@EvS: Du hast einen Denkfehler. In der CL gibt es eine KO-Phase. Das ist der grundlegende Unterschied zu Auswärtsspielen in der BL.
Zu der Theorie würde auch guardiolas Aussage gestern Abend passen, in der KO-Phase der CL würde immer das Rückspiel entscheidend sein.
TobiT 6. April 2016 um 10:21
Gab es dieses Phänomen bei Peps Barca auch, oder hat er diesen Stabilitätsfokus erst bei Bayern entwickelt?
Warum versucht man nicht im Hinspiel alles klar zu machen, um dann im Rückspiel „stabiler“ zu stehen, so wie z.B. der BVB in der EL?
HW 6. April 2016 um 10:54
Vielleicht geht es nach dem Motto: Im Hinspiel kannst du noch nicht gewinnen, aber alles verlieren.
Offensiv auf Tore drängen kannst du im Rückspiel immer noch. Aber schon früh das Risiko eingehen viele Tore zu kassieren ist unnötig.
Bayern braucht in Lissabon nur ein Tor schießen und steht sehr gut da. Selbst wenn Benfica schnell zwei Tore macht, Bayern bräuchte nur ein oder zwei Tore erzielen um das Spiel zu drehen. Kassiert man dagegen zuhause bzw. im Hinspiel viele Tore, hat man immer diese Hypothek.
Natürlich wäre ein 2:0 gestern noch besser gewesen, aber manchmal klappt das halt nicht.
studdi 6. April 2016 um 11:20
„Vielleicht geht es nach dem Motto: Im Hinspiel kannst du noch nicht gewinnen, aber alles verlieren.“
Das könnte stimmen. In dem Buch über Peps erstes Jahr bei Bayern wird auch gesagt das Pep am Anfang der Saison gesagt hat das man die Meisterschaft in den letzten 8 Spielen der Saison Gewinnt aber in den ersten 8 Spielen der Saison Verliert, falls man den Abstand zu groß werden lässt.
TobiT 6. April 2016 um 12:03
Aber wenn ich alles verliere, gewinnt doch der andere? Warum kann jeder außer Pep alles im Hinspiel gewinnen? Außerdem hat Bayern/Pep doch oft genug bewiesen, dass sie stabil und brutal offensiv/torgefährlich sein können. Warum gibt er das regelmäßig auf? Außerdem finde ich die Bayern in den Spielen selten stabiler als sonst, da sie die oft genug mit suboptimalen Ergebnissen bestreiten (Porto, Juventus), nur um dann im Rückspiel den Gegner zu zerstören (Porto, Donezk). Kann man den Gegner nicht im Hinspiel zerstören und dann das Rückspiel ruhiger angehen, anstatt sich permanent solche Do-or-Die-Spiele selbst einzubrocken?
Braucht Pep vielleicht das Hinspiel um den Gegner kennenzulernen und ihn dann zerstören zu können?
Koom 6. April 2016 um 13:06
Vielleicht geht ihm auch der Arsch auf Grundeis. In der Bundesliga wurstelt man sich zwar stabil, aber doch irgendwie wurstig durch, wobei es immer mal wieder drohen kann, dass man wie gegen Mainz einkassiert wird. Und das 0:2 zuhause gegen Juventus wird auch sehr an die Nerven gegangen sein.
Vielleicht lässt er deswegen noch vorsichtiger und kontrollierter spielen, weil ihm diese beiden Spiele die Mannschaft und der Glaube an ihn zerrüttet haben?
CHR4 7. April 2016 um 03:42
zunächst zu den Hin-Spielen gegen Juve und Porto:
Juve war ganz klar psychologisch bedingt, Porto zumindest teilweise auch psychologisch, auch wenn da noch andere Gründe reingespielt haben (sieh Spielannlayse und Kommentare).
Warum Pep wenige Riskio gehen (und ich das für clever, wen auch für langweiliger halte):
Da Fußball ein Low-Scoring-Game ist, kann einem immer mal der Zufall dazwischen funken, auch wenn man der klare Favorit ist, und einen erlittenen Nachteil zu drehen ist relativ schwer und eher selten (deshalb sind solche Spiele, wie die beiden gegen Juve zusammen ja auch so sentatiell und ungewöhnlich).
Als Underdog muss ich immer etwas aufs Glück hoffen, dass der unwahrscheinliche Fall auftritt und bin deshalb auch bereit mehr Risiko zu gehen (zu verlieren habe ich ja nichts und kann nur gewinnen).
Als Favorit kann ich mich eher darauf verlassen, dass sich wenn nichts außergewöhnliches passiert, die individuelle Klasse durchsetzen wird und werde daher eher eine sichere, stabile Variante wählen. Sollte der Underdog wirklich bei der Chancenverwertung nen Sahnetag erwischen, ist es mir dann lieber, ich schieße statt 30x selbst nur 20x aufs Tor vom Underdog (und gewinne vll. auch mal „nur“ 1:0), wenn ich im Gegenzug durch die gewonne Stabilität die Chancen des Underdogs vll. von 8 auf 2 reduzieren kann. (Die Verhältnisse 30 auf 20 und 8 auf 2 wurden durchaus bewußt so gewählt.)
Schorsch 6. April 2016 um 16:50
Seit den 60ern gibt es die ‚Auswärtstorregelung‘ in den Europapokalwettbewerben und damit die sog. ‚Europapokal-Arithmetik‘. Es war seitdem immer schon zu beobachten, dass einige Teams die Hinspiele mit einer gewissen Verhaltenheit bestritten haben. Mein subjektiver Eindruck ist, dass dies tendenziell in der CL und EL in den K.O.-Phasen in den letzten Jahren eher zugenommen hat. Ob ich dies richtig empfinde, weiß ich nicht. Ich meine, dass man nun öfters ‚Minimal- und Vermeidungsspiele‘ zu sehen bekommt. Die Auswärtsmannschaft ist bemüht, möglichst ein Gegentor zu vermeiden, aber auch die Chance auf diesen einen so wichtigen Auswärtstreffer abzuwarten und zu nutzen (ohne zu großes Risiko zu gehen). Die Heimmannschaft möchte vielleicht noch mehr als das Gastteam einen Gegentreffer vermeiden und ist mit einem knappen Sieg ohne Gegentor völlig zufrieden. Mit einem 1:0-Sieg, ja sogar mit einem 0:0 zuhause hat man im Rückspiel gute oder zumindest keine schlechten Karten. Hört sich vielleicht abgedroschen an, aber so ganz von der Hand zu weisen scheint mir dies nicht zu sein. Eine Mannschaft, die auf Spielkontrolle ausgerichtet ist (was auf ballbesitzfokussierte wie umschaltorientierte Teams zutreffen kann), muss im Hinspiel kein unnötiges Risiko gehen. Klar, ein ganz alter Hut und eigentlich müßig zu erwähnen. Nicht von ungefähr gilt den meisten bei der Auslosung als Vorteil, zuerst auswärts antreten zu dürfen. Und warum sollte Guardiola nicht so kalkulieren wie viele andere Trainer auch? Das 1:0 ist doch so gesehen ein Topresultat für die Bayern.
In den letzten beiden Spielzeiten hatten die Bayern jeweils eine herausragende Hinrunde, in der Rückrunde hakte es dann jeweils an einem bestimmten Punkt irgendwie, warum auch immer (Verletzungen, Formschwankungen, Gegner hatten sich auf Bayern eingestellt, etc.). Bayern ist immer noch nicht in Topbesetzung und -verfassung und nun kommen im Prinzip nur noch Entscheidungsspiele. CL, DFB-Pokal; selbst in der Meisterschaft darf man sich keine Nachlässigkeit erlauben. Da halte ich es für legitim, ‚klassisch italienisch‘ zu agieren. Sprich effektiv und effizient bei Schonung der Ressourcen. Gegen wen auch immer man im Halbfinale der CL antreten wird (das Erreichen vorausgesetzt), dann gilt es in Topverfassung zu sein. Was aber mMn nichts an der generellen Hin- / Rückspieltaktik ändern wird.
moshe 6. April 2016 um 11:09
Das gab es bei Barca; Hatte mir gestern Nacht dazu mal die KO-Spiele unter Guardiola angesehen. Da waren die Hinspiel-Ergebnisse auch sehr dürftig: 4 Siege, 5 Unentschieden, 3 Niederlagen bei 20:12 Toren. Es waren drei deutliche Siege gegen Bayern (4:0), Donezk (5:1) und Leverkusen (3:1) dabei und ein erst durch ein Messi-Solo in den letzten Minuten entschiedener Clasico gegen Real (2:0). Nach allen anderen 8 Spielen war noch alles offen, was bei Gegnern wie Lyon, Stuttgart oder Donezk überrascht und zeigt, dass Guardiola schon damals die Entscheidung im zweiten Spiel sucht und das Ziel im ersten v.a. ist, alle Chancen für das Rückspiel zu behalten.
studdi 6. April 2016 um 13:04
Nimmt man noch die KO-Spiele mit Bayern dazu kommt man auf 5 Siege, 8 Unentschieden und 6 Niederlagen. Bei den 5 Siegen ist er immer weitergekommen, bei den 6 Niederlagen konnte er 2 mal noch weiterkommen und ist 4 mal rausgeflogen und bei 8 Unentschieden ist er immer weitergekommen.
Ist nur Statistik aber schon auffällig das er nur rausgeflogen ist wenn er das Hinspiel verloren hat.
Rückspiel Statistik ist 12 Siege 6 Unentschieden und 1 Niederlage. (Rückspiel Juve hab ich als Unentschieden gezählt.)
Mike the Knight 6. April 2016 um 10:30
Das ist eine interessante Überlegung. Es würde bedeuten, dass die Bayern im Auswärts Rückspiel gegen Benfica ganz anders auftreten werden als in den sonstigen Auswärtsspielen. Ich bin mal gespannt 🙂
luckyluke 6. April 2016 um 11:17
Interessant wäre dann auch das Hinspiel gegen Juve in diesem Zusammenhang, in dem die Bayern diese Stabilität nicht gesucht/hinbekommen haben im Hinspiel und im Rückspiel dann fast gescheitert wären…
CHR4 7. April 2016 um 03:50
Bayern hat das im Hinspiel gegen Juve 60 min. hervorragend hinbekommen. Dann haben sie im Kopf 5% nachgelassen … das sind auf dem Niveau Welten. Was mehr Biss und Einsatzwille ausmacht hat man ja heute wieder an Wolfsburg (gearde im Vergeich zu den letzten Wochen) wieder gesehen.
Schimanski 6. April 2016 um 18:44
Die Frage ist doch, woran ihr diesen Stabilitäsfokus fest macht? Mit einer Fünferkette und zwei Sechsern hat Pep ja nicht gespielt. Und auch die Spielertypen in den hinteren Positionen waren durch die Bank hin auf ihre Qualitäten mit und nicht gegen den Ball gewählt (Alaba, Kimmich und Vidal statt Benatia, Martinez und Alonso).
Auch in der Spielanlage habe ich keine Abkehr vom flachen Aufbauspiel (risikobehaftet, weil anfällig für das Pressing des Gegners) oder eine passivere Arbeit gegen den Ball erkennen können. Die sind weiter hoch angelaufen.
Kurzum: Ich halte die Stabilitätsgeschichte für eine Legende. Bayern konnte einfach nicht besser bzw. Benfica hat sie nicht gelassen.
Letztes Saison im Hinspiel gegen Barca gab es auch kein Stabilitötsfokus. Im Gegenteil. Man ist nach dem durchaus korrigierbaren 0:1 ins offene Messer gelaufen und hat das Finale in 15 Minuten hergeschenkt.
TobiT 6. April 2016 um 19:32
Gefühlt ist das Spiel ab dem 2. Drittel nicht mehr so flüssig, eher verkrampft. Dazu dann – wieder gefühlt – noch mehr Fokus auf Flügel Durchbrüche bzw. Einzelaktionen.
Wenn es das aber nicht gibt, dann ist Pep wohl nicht in der Lage, sein Team in Hinspielen so einzustellen, dass man alles klar machen kann!?
Das wäre die Schlussfolgerung, an die ich nicht glauben will. Aber du hast recht, ohne gefühlten Stabilitätsfokus gehen die Heimspiele alle in die Hose (Barca, Juve); mit sieht man auch ab und zu schlecht aus (Porto, Donezk).
TobiT 8. April 2016 um 14:37
Meinte nicht Heim sondern Hinspiele, fällt mir jetzt erst auf dass mein Handy das mal wieder geändert hat
Peter Vincent 8. April 2016 um 11:39
Ich habe schon eine stabile Ausrichtung gesehen.
Ziel war mE, das Mittelfeld zu kontrollieren.
Entsprechend hat sich Lahm dort positioniert,
anstatt wie Bernat den OA an der Linie zu unterstützen.
Mit Vidal, Thiago, Lahm und Müller, ist das mE auch gut gelungen.
Das ging dann halt etwas auf Kosten der Offensive, ein 2:0 wäre Pep sicher auch lieber gewesen.
Im Rückspiel hat man den Vorteil, dass Benfica mit zwei Toren Unterschied gewinnen muss, sobald Bayern mind. ein Tor geschossen hat. Bei Bayerns Offensiv ist es daher mE nachvollziehbar, dass Pep diesen Vorteil mitnehmen wollte und daher im Heimspiel entsprechend kontrollierter agieren ließ, um möglichst kein Gegentor zu fangen.
FAB 8. April 2016 um 14:49
„These: ist das vielleicht gar kein Phänomen von Auswärts- als mehr von Hinspielen (zumindest in der CL)?“???
Leute wie ist denn der Anspruch? Ist die Erwartung Benfica mit 3:0 oder 4:0 nach Hause zu schicken? Das hätte klappen können, wenn Benfica nicht so defensiv, kompakt gestanden wäre und , aber auch das 1:0 reicht doch völlig aus. Halt ein sogenannter Arbeitssieg. Was soll Benfica denn jetzt im Rückspiel machen, sobald sie nur ein bißchen aufmachen, würde Bayern sie auseinandernehmen. Die Qualität von Juve 60 Minuten ein Offensivfeuerwerk abzuziehen hat Benfica einfach nicht. Von daher ist doch Bayern sowieso schon zu 95 % weiter …