4-3-3-Pressing lange auf Remiskurs, bis Bayern besser vorrückt
Die Ingolstädter Spielweise hielt Bayerns Gefahr lange in Schach. Die Münchener brauchten viele Umstellungen, um die richtige Balance in den eigenen Verteilungen und Bewegungen zu finden. Als dies gelungen war, konnten sie die kleinen Absicherungslücken im Rücken der Ingolstädter, speziell hinter den Achtern, letztlich für sich nutzen.
Kaum eine Mannschaft im Weltfußball kreiert konstant Situation mit solch ausgeprägter Horizontalkompaktheit wie Hasenhüttls Ingolstädter. Speziell bei eigenem Ballbesitz schieben die ballfernen Spieler enorm weit ein, um viele lokale Optionen für das Zusammenspiel, Improvisation sowie zweite Bälle und schließlich auch präsente Zugriffsmöglichkeiten im Gegenpressing zu haben. Auch für die Arbeit gegen den Ball ist dieser Stil ein wichtiger Pfeiler im Konzept des Aufsteigers. Sie agieren sehr engagiert und weiträumig, pressen in verschiedenen Variationen mit seitlich einrückenden Flügelstürmern ins Zentrum, beispielsweise linear diagonal oder mit Bogenläufen. Oft wird dies verbunden mit einem frühen Attackieren aus der 4-3-3-Formation heraus und einigen Mannorientierungen.
Wie Ingolstadt sich beim FCB erwehrte
Damit war der Grundsatz abgesteckt für das Auftreten der Gäste in der Allianz-Arena. Die Umsetzung dieser anlaufenden Ausrichtung gestaltete sich in einem durchaus hohen Attackieren des Münchener Aufbaus. Dafür formierten sie häufig eine verschobene Sturmreihe, die in ihren genauen Staffelungen abgestimmt wirkte. Meistens agierte einer der beiden seitlichen Angreifer aufgerückt im Halbraum zwischen Innen- und Außenverteidiger der bayerischen Abwehrkette. Aufgefangen wurde dies durch die insgesamt hochstehenden Achter mit einzelnen Bewegungen nachsichernden Bewegungen nach außen, die insgesamt aber sehr ballorientiert eingeschoben spielten und Kontakt zueinander bewahrten.
Rückten sie so sehr herüber, hielt sich teilweise gar Roger als Sechser in der Absicherung etwas zurück und stand leicht versetzt hinter ihnen. Insgesamt zeigten sich immer wieder lose Mannorientierungen innerhalb des Mittelfelds, die für einzelne Anpassungen und einen gewissen Grundzugriff genutzt wurden. Auch in der Abwehrreihe setzte sich dieses Mittel zumindest außen fort, sichtbar insbesondere an der Spielweise Levels´ gegen Coman im ersten Durchgang. Wenngleich sich die beiden Ingolstädter Außenverteidiger oft eng an ihren Gegenspielern orientierten, erschöpfte sich ihre defensive Einbindung nicht darin.
Neben diesen Zuordnungen enthielt sie auch noch zahlreiche aufrückende Bewegungen im Pressing. Dies geschah, wenn an den eng vorgeschobenen Außenverteidigern vorbei auf Lahm oder Rafinha gespielt wurde, die Levels bzw. Bauer dann mit frühem Herausschießen aus der Kette unter Druck setzten, abgesichert durch die verbliebene Abwehrreihe der Schanzer. Dies war eine bisweilen zwar riskante, aber insgesamt letztlich wirksame Defensivkonzeption, also quasi das Rüstzeug, mit dem die Gäste über eine Stunde lang das Remis beim Rekordmeister halten sollten.
Bayerns Ausrichtung(en)
Die Bayern begannen in einer etwas verschobenen Mischformation, die leichte Parallelen zum CL-Auftritt in Kroatien unter der Woche aufwies. Vom Prinzip schienen der zentral postierte Vidal und Javi Martínez in der Anfangsphase eine Doppel-Sechs zu bilden, aus der der Spanier etwas häufiger nachstieß und situativ weit in die Spitze rücken konnte. Damit entstanden sogar vereinzelte 4-4-2-hafte Tendenzen. Halbrechts bewegten sich sowohl der prinzipiell als tiefer und gelegentlich einschiebender Flügelspieler agierende Kimmich als auch der vorne pendelnde Müller in Mischpositionen, die ein 4-2-3-1 oder 4-3-3 definieren konnten.
Nach etwa einer Viertelstunde gab es eine erste Änderung bei den Münchenern, indem sich Müller nun fortan stärker in seine Rolle als Rechtsaußen einfand und dahinter ein klareres 4-3-3 gebildet wurde, wenngleich mit teilweise etwas unscharfen Positionierungen im Mittelfeld. Dort gab es über den weiteren Verlauf der ersten Halbzeit mehrere verschiedene Anordnungen zwischen den Akteuren: Zwischenzeitlich spielte prinzipiell häufig Kimmich als tiefer Anker vor seinen zwei achterartig auftretenden Kollegen, während in einer späteren Phase Javi Martínez die mittige Position einzunehmen schien, wofür Kimmich einige Male linksseitig etwas tiefer auftrat und vor allem Vidal von rechts aufrückte.
Unterstützungsprobleme verpassen Raumgewinn
Vom Ansatz zeigte sich damit schon, dass die genauen Rollenverteilungen zwischen den zentralen Akteuren der Bayern etwas ungenau wirkten und nicht die optimalen Synergien erzeugten. So gab es nur wenige Rochadeversuche außerhalb der System-Umstellungen, während andererseits beispielsweise einzelne zurückfallende Bewegungen die Staffelungen beeinträchtigten. So gab es Phasen, in denen Javi Martínez mal zu hoch gesucht wurde, und andere, bei denen seine tiefe Einbindung etwas unbalanciert und blockierend wirkte oder durch fehlendes Gegenaufrücken die tiefe Präsenz übermäßig erhöhte.
Insgesamt kamen die Münchener zu selten zu wirklich ausgewogener und zuverlässiger Unterstützung innerhalb des Mittelfelds sowie zu den übrigen Mannschaftsteilen. Das konnte sich an verschiedenen Beispielen zeigen: Zum Ende der ersten Halbzeit gab es Momente, in denen Kimmich als Achter sich links Richtung der Seitenlinie freiließ, um dort Rafinha eine Anspielstation zu geben, wenn dieser von den herausrückenden Bewegungen Levels´ gepresst wurde. Anschließend erfolgte nach dieser Auflösung aber keine Folgeunterstützung für den U21-Nationalspieler durch eine weitere Bewegung der stattdessen zu passiven Kollegen, so dass eine neue isolierte Szene am Flügel entstand.
Nach mittellangen Pässen von Neuer, Boateng oder Badstuber auf freilaufende Bewegungen in Zwischenräume gab es mehrmals die Möglichkeit für direkte Horizontalweiterleitungen in Folgelücken. Die oft gut dafür postierten Mittelfeldakteure visierten diese aber zu wenig zielstrebig mit kurzen Vorwärtssprints an. Auch das tiefe Zurückfallen von Lewandowski, der – nicht durch die Innenverteidiger verfolgt – solche Pässe zwischen den Mannorientierungen aufsammelte, wurde nicht fokussiert genug eingebunden und später weniger. Der Pole sorgte für Dribblings statt Weiterleitungen. Dadurch wurden kurze Ablagen in offene Lücken, in die die Achter gegen die Mannorientierungen hätten starten können, verpasst.
Viele lange Bälle und „niedrige“ Passwerte
Das half den Ingolstädtern letztlich für die Effektivität ihrer Spielweise, da beispielsweise auch kleinere Absicherungsschwächen von den Bayern nicht optimal bespielt wurden. Daher war es mit den Anfangserfolgen des Ingolstädter Pressings meist schon getan, wenn die Arbeit der ersten Linien griff. Dort provozierte das gute, konsequente und oft asymmetrische Anlaufen ihres vorderen Formationsteils ungewohnt viele lange Bälle der Münchener und drückte deren Passquote vor dem Seitenwechsel auf beeindruckende 76 % herunter. Aufgrund der kleinen Unsauberkeiten im Feldzentrum sowie der breiten Flügelstürmer konnten diese keine konstante Dominanz auf zweite Bälle aufbauen.
Um die Lücken zwischen den Mannorientierungen oder hinter dem Herausrücken zu bestrafen, fehlte es etwas an der Mittelfeldbalance. Die mutigen Bewegungen der Viererkette und das potentielle Flügelnachsichern der Achter bei Ingolstadt fingen einiges auf, waren aber nicht unverwundbar. In ihrem Herüberschieben – bei eigenen langen Bällen oder im Pressing – übertrieben diese es nur selten. Vereinzelt verloren sie mal die Koordination und öffneten gute Verlagerungsoptionen. Hierbei machte sich aber bezahlt, dass sie je nach Seite unterschiedlich weit herüberrückten. Zur eigenen rechten Seite hin waren sie konsequenter und gingen mal mehr Risiko im Nachschieben als in die gegenüberliegende Richtung ein.
Der Hintergedanke könnte gewesen sein, den Bereich vor Coman nicht so sehr zu öffnen. Stattdessen war es eher die rechte Angriffsseite der Münchener, die im Zweifelsfall auch mal etwas weniger beachtet werden konnte und nach Überspielen der ballnahen Stürmer durch das verbleibende Dreiermittelfeld gesichert werden musste. Da die Münchener Mechanismen hier meistens so angelegt waren, dass Müller einrückte und den Vorstoß Lahm überließ, fand dieser aufrückende Moment etwas tiefer statt und gab Ingolstadt minimal mehr Zeit, um im Nachrücken zu unterstützen oder Anschlusslücken wieder zuzumachen, zumal Lahm im direkten Dribbling nicht immer ganz so stark ist.
Ergänzende Rückwärtspressingelemente
Bei solchen aufrückenden Momenten versuchten die Münchener zu sehr den Angriff im Schwung durchzuspielen und waren zu vertikal ausgerichtet. Es gab wenige Abbrüche von Lahm und die nachrückenden Bewegungen aus der Tiefe boten zum Strafraum zu selten überraschende oder aktive Anschlussoptionen an. Dass vergleichbare Situationen, in denen die Bayern mal Raumgewinn verbuchen oder Ansätze von Tempoaufnahme entwickeln konnten, vor der Pause oftmals nicht die letzte entscheidende Weiterführung erfahren oder zu guten Chancen entwickelt werden konnten, lag auch an den guten Zurückziehbewegungen der Ingolstädter und dem Rückwärtspressing ihrer Stürmer nach dem Überspielen.
In dieser Hinsicht zeigten sie sich aufmerksamer als es viele andere Teams sind, die das Potential in diesen Möglichkeiten nicht immer konsequent nutzen. Bei Ingolstadt waren beispielsweise die rückwärtspressenden Aktionen der Außenstürmer nicht positionsorientiert in die für das Abwehrdrittel vorgesehene Grundordnung ausgerichtet, sondern stärker ballbezogen. So pressten sie entsprechend oft zusätzlich ins Zentrum nach und stellten damit das Bayern-Mittelfeld um Vidal mit dem aus verschiedenen Richtungen kommenden Druck immer mal vor unangenehme Schwierigkeiten.
Lange Bälle bei den Schanzern
Bis zur 40. Minute etwa ließ Ingolstadt nur zwei Abschlüsse der Bayern zu, in der ersten Halbzeit lediglich einen Schuss auf das Tor. Zwar lagen sie in dieser Bilanz zum Pausentee sogar vorne, hatten aber ebenso kaum Gefahr erzeugen können. Gegen das sehr dominante Bayern-Pressing setzten sie direkt konsequent auf lange Bälle und Abpraller, bevorzugt nach rechts geschlagen, wo beide Achter hin wichen. Mit ihrer Konsequenz in der horizontalen Kompaktheit schienen sie ein potentiell geeigneter Gegner für die Bayern werden zu können. Phasenweise wirkte ihr Herüberschieben diesmal aber etwas zurückhaltender als in einigen vorigen Partien, möglicherweise aus Respekt vor Kontern nach Verlagerungen.
Zudem verstehen es die Münchener immer wieder gut, mit klugen Staffelungen auf solch eine Spielweise zu reagieren und den Gegner nach außen abzudrängen. Sie müssen oft nur dessen Überladungsversuch ausgleichen, um den Grundvorteil aufzuheben und die entstehende Enge vor dem Hintergrund eigener individueller wie gruppentaktischer Qualität fast ins Gegenteil zu verkehren. Letztlich fand Ingolstadts verschobene Sturmreihe nicht genügend Präsenz und Optionen, um sich entscheidend durchzuspielen. Oft mussten sie über Improvisation vor allem darauf setzen, Standards zu provozieren, ehe sie ab der 40. Minute zu einigen Chancen kamen, vor allem durch Lex.
Umstellung, Teil I: Halbzeitansprache
Zur zweiten Halbzeit reagierte Pep Guardiola umgehend mit einer ersten Umstellung: Die Verteilung innerhalb des Mittelfelds wurde angepasst, indem Vidal – bzw. danach der schnell für ihn eingewechselte Thiago – im 4-3-3 eine nach außen weichende linke Achter-Position, mit Tendenzen zu einem asymmetrischen 4-2-3-1, vor Kimmich als Sechser und dem halbrechts situativ in die Spitze rückenden Javi Martínez bekleidete. Ergänzend wechselte in der Sturmreihe Coman in eine breite Rolle auf die rechte Seite, während Lewandowski immer wieder sehr konsequent zurückfallend nach links auswich und stattdessen oftmals eher Müller der zentrale Angreifer war.
Insgesamt machte dies die Mittelfeldrollen schärfer und gerade die Einbindung des linken Achters war hilfreich, die Ingolstädter Mittelfeldakteure etwas herauszuziehen und deren Zuordnungen aufzuweichen, auch mit Hilfe von Rafinhas Einrücken. Alternativ konnte Bayern Thiago als Nadelspieler im linken Halbraum fokussieren oder sehr gezielt mit kurzen Rückstößen und Ablagen von Lewandowski in jenem Bereich gearbeitet werden. Somit waren in der Folge vereinzelte Überladungen möglich, oft sollte jedoch Raum für Verlagerungen auf Coman geöffnet werden. So hatten die Bayern in den anfänglichen Zügen des zweiten Durchgangs über rechts auch drei gute Möglichkeiten und drängten Ingolstadt nun zudem besser nach hinten.
Umstellung, Teil II: Zettel
Kurz nach der 55. Minute gab es abermals eine Umstellung, die wohl mit Guardiolas Zetteln zusammengehangen haben dürfte und diesmal für ein fröhliches Stühlerücken sorgte: Coman wechselte wieder nach links, Lahm rückte rechts auf den offensiven Part, Rafinha wechselte die Seite, Badstuber rückte nach außen, Javi Martínez übernahm den Posten in der Innenverteidigung und überließ das zentrale Mittelfeld Kimmich, Thiago und dem halbrechts hoch agierenden Müller. In den ersten Minuten gab es so noch kleinere Unkompaktheiten zwischen den Linien und Balanceprobleme. Die Staffelungen in der Zirkulation waren nicht optimal und Ingolstadt hatte vereinzelte ausweichende Konterszenen über Lex.
So war es nach zehn Minuten in dieser Ausrichtung ein langer Ball – gegen Mannorientierungen kein so schlechtes Mittel – Boatengs aus dem Aufbau hinter die letzte Linie, der den siegebnenden Führungstreffer einleitete. Dass die Bayern anschließend besser ins Spiel kamen, lag an geschickterem Vorgehen gegen Ingolstadts Mannorientierungen. Bei halblangen Pässen, beispielsweise Richtung Coman, rückten nun die tieferen Mittelfeldspieler konsequenter nach, um kurze Ablagen hinter den herausgeschobenen gegnerischen Achtern zu erhalten und dann die seitlichen Freiräume zu attackieren. Bei einer Szene in der 77. Minute konnte man dies mustergültig sehen und auch das 2:0 wurde ähnlich eingeleitet.
Zudem fiel Thiago einige Male zu lockenden Zwecken nach hinten, engte den Raum um den eingewechselten Xabi Alonso (Kimmich dann Linksverteidiger) ein, legte kurz wieder auf diesen ab, damit jener dann mit einem weiträumigen Anschlusspass die Szene öffnen und Ingolstadts versuchtes Herausrücken bespielen konnte. In der Endphase versuchten die Gäste nochmals zurückzukommen, pressten häufiger in einer 4-4-2-artigen Formation, zeigten einige Momente über Diagonalläufe bei Flügelüberladungen oder Unterstützung von Dribblings und hatten vereinzelt hohe Ballbesitzphasen, doch weitgehend kontrollierte der FCB die Angelegenheit bis zum Abpfiff.
Fazit
Eine geschicktere und fokussierte Ausrichtung im Mittelfeld – etwa so, wie dann in der Schlussphase angedeutet oder teilweise umgesetzt – hätte das Ingolstädter System schon früher aufreißen können. Trotzdem war es eine beeindruckende Vorstellung des Aufsteigers, der sich das Remis in den ersten beiden Dritteln der Partie verdiente und einmal mehr die Vorzüge der konsequenten Umsetzung des eigenen Stils unterstrich. Die Bayern brauchten mehrere Umstellungen, bis sie die richtigen Bewegungen und Entscheidungen fanden, um letztlich zum Sieg zu kommen und damit die Herbstmeisterschaft feiern zu dürfen.
41 Kommentare Alle anzeigen
king_cesc 14. Februar 2016 um 11:26
Falls es jemanden interessiert, im Radio hat Hasenhüttel erwähnt, dass Leverkusen dieses Spiel als Hauptanalysemittel gewählt hat. Das 0:0 gibt Schmidt Recht.
drama 17. Dezember 2015 um 19:50
Wie wäre es mit Michael Laudrup als Nachfolger?
Daniel 17. Dezember 2015 um 19:07
Ich denke niemand hier hat die Fachkenntnis, die medizinische Abteilung des FC Bayern abschließend zu beurteilen. Allerdings gibt es schon einige Gründe, dieses Thema zumindest kritisch zu hinterfragen.
Einer dieser Gründe: permanent stellen sich Verletzungen als sehr viel schlimmer heraus als sie vom FC Bayern ursprünglich verlautbart wurden. Das neueste Beispiel ist jetzt wohl mal wieder Franck Ribéry: Der kicker schreibt jetzt, dass Ribéry sich beim Spiel in Zagreb einen Muskelbündelriss zugezogen hat und monatelang ausfällt. Nur: besagtes Spiel ist über eine Woche her und im Zeitraum dazwischen war nur von einer leichten Blessur mit einem Ausfall von maximal ein bis zwei Wochen die Rede. Ähnliches war auch schon bei der Verletzung der Fall, wegen der Ribéry bis vor wenigen Wochen ausfiel: Zunächst wurde (wenn ich mich richtig erinnere) von einem Ausfall von drei Tagen berichtet. Scheibchenweise kam dann heraus: tatsächlich geht es um viele Monate. Auch ansonsten ist mir das schon ein paar Mal aufgefallen, ohne mich jetzt an jede Situation noch im Detail erinnern zu können (bei Thiago gab es ziemlich sicher schon mal ähnliches). Die für die medizinische Abteilung des FC Bayern charmanteste Erklärung wäre, dass das wahre Ausmaß jeweils schon länger bekannt ist und nur nicht veröffentlicht wurde. Da stellt sich aber die Frage: warum sollte man das (regelmäßig) verheimlichen? Deutlich kritischer wären hingegen die anderen beiden Erklärungsmöglichkeiten: 1) der Ärztestab braucht teilweise viel zu lang, um die Verletzung tatsächlich zu bestimmen und gibt solange einfach mal auf gut Glück Entwarnung oder noch schlimmer 2) die Verletzung war anfangs tatsächlich recht harmlos, hat sich dann aber durch eine untaugliche Therapie verschlimmert. Möglichkeiten 2) und 3) wären ein Armutszeugnis. Allerdings deutet die Tatsache, dass speziell frisch wieder gesund gewordene Spieler oft postwendend sofort wieder verletzt sind (Ribéry jetzt, Robben beim DFB-Pokal Spiel gg. Dortmund im Sommer, Badstuber schonmal und Thiago und Benatia fast regelmäßig) für mich eher daraufhin, dass bei Diagnose und/oder Therapie etwas fundamental schief läuft…
Insofern deutet für mich vieles daraufhin, dass die Verletzungsserie des FC Bayern auf eine unglückselige Kombination von einem Trainer mit relativ geringem Interesse/Kompetenz an der medizinischen Seite seines Berufs mit einem eher schwachen medizinschen Stab (warum auch immer, sei es wegen schlechter Ausstattung, schlechtem Personal o.ä.) zurückgeht. Zumindest ersterer Punkt könnte dann bald Geschichte sein, wenn die Medien mit dem Abschied von Guardiola Recht behalten sollten (was ich für alles andere als sicher halte-ich persönlich glaube dass die einschlägigen Medien einfach die Chance sehen, mit diesem Thema nochmal richtig Kohle zu machen und deshalb irgendwelche Hirngespinste in die Welt setzen, ohne echte Informationen zu haben…)
Koom 17. Dezember 2015 um 20:19
Badstuber erwischte es auch mit Muskelbündelriß. Der dann aber auch erst nach einigen Tagen festgestellt wurde. Und sowas schmerzt eigentlich höllisch, ein wenig drängt sich da die Vermutung auf, dass man die Spieler fitspritzt, um sie schneller einsatzbereit zu bekommen. Fitspritzen (also schmerzstillend behandeln) ist ja ok für ein Aufbautraining, aber dann sollte noch keine Vollbelastung laufen…
C(H)R4 18. Dezember 2015 um 02:15
nehmen wir mal das Beispiel Ribery:
– der Verein verkündet man will hier nichts überstürzen und sich genügend Zeit nehmen
– nach der Reha trainiert Ribery 2(!)x mit der Mannschaft
– gegen Gladbach steht Ribery überraschenderweise (!) schon im Kader, ein Einsatz ist unwahrscheinlich (Peps Entscheidung nach Abschlußtraining)
– Ribery kommt doch schon gegen Gladbach zum Einsatz (späte Einwechslung)
– Ribery spielt im nächsten Spiel bereits von Anfang (!) an und muss zur Halbzeit verletzt ausgewechselt werden …
Ob hier vielleicht etwas im Bereich Belastungssteuerung nicht stimmt?? – Pep ist der Chef, Buenaventura der Fitnesstrainer …
Über die medizinische Abteilung kann man reden, wenn es um die Ausfalldauer und Rückfallquote geht. Aber bei neuen Verletzungen ohne Gegnereinwirkung stimmt die Vorbereitung (Training) auf die spätere folgende Belastung (Wettkampf, Spiel) nicht!
schlechtes Personal in der medizinischen Abteilung?? – tut mir leid da kommen meine Maßstäbe nicht mehr mit: ich scheine die letzten Jahre verpasst zu haben, das die Universitäten mittlerweile haufenweise Absolventen ausspucken, die den vergraulten Guru und die Doktoren Broich und Schlumberger in die Tasche stecken
Koom 18. Dezember 2015 um 10:41
Vielleicht auch schlicht ein Vertrauensproblem.
Guardiola ist im System Barca groß geworden, von Kindesbeinen an. Er ist zudem Spanier (Katalane), die Ärzte vermutlich auch. Er kennt und vertraut dort seiner Umgebung, weil sie seit Jahren dort sind, weil sie die gleiche Sprache sprechen. Sagt ein Barca-Arzt, dass der Spieler noch 2 Wochen braucht, dann vertraut er dieser Aussage.
In Deutschland hingegen sind es vor allem weniger Ärzte. Und der Oberarzt durchaus eine Diva für sich, aber vereinstreu. Aber nicht unumstritten (wurde Pep vielleicht auch eingeflüstert). Und sie sprechen nicht die selbe Sprache. Wenn MW sagt, der braucht 2 Wochen, dann versteht Pep das nicht nicht. Er vertraut dem Arzt nicht, weil er ihn nicht kennt und nicht versteht.
Das wird nicht DER Grund sein, aber auch EIN Grund. Also sowohl für die Verletztenmisere als auch für Peps vorraussichtliche Demission als Bayern-Trainer. Manchester City wird ihm da schon eher liegen, weil er da einen Vertrauten als Sportdirektor vorfinden wird. Wenn der dann sagt, dass die Ärzte ok sind, dann haben die schon mal einen Vertrauensvorschuss. Zudem gibt es bei ManCity keine „starken“ Leute, während in München mit Hoeneß, Rummenigge, Sammer, MW und einigen weiteren halt doch sehr viele herumschwirren und alle ein bisserl mitreden (wollen).
yilde 15. Dezember 2015 um 11:23
Ich war im Stadion und musste mir schon etwas die Augen reiben, nach dieser ersten Halbzeit. Ich habe von Ingolstadt bisher erst ein Spiel in voller länge gesehen und war schon extrem erstaunt, wie gut die das gemacht haben. Nicht nur im Spiel gegen den Ball, auch das Umschalten nach Ballgewinnen sah in Ansätzen extrem stark aus (nicht nur mit langen Bällen, auch Kurzpasskombinationen um sich aus aus dem Gegenpressing zu lösen). Als Bayernfan habe ich immer Probleme, objektiv zu beobachten, gefühlt tat die Verschiebung Comans nach links mit gleichzeitiger Einwechslung Thiagos dem Bayernspiel extrem gut. Coman wurde auf außen gedoppelt, mit Unterstützung durch Thiago im Halbraum konnte man das dann auch endlich effektiv nutzen. Thiago entschied relativ gut, ob er den Ball Horizontal weiterlegte oder lieber den Umweg über Alonso nehmen sollte. Das war fand ich das erste mal, dass Ingolstadt Probleme mit dem Verschieben bekam und die Passzirkulation der Bayern ziel/zweckgerichtet genutzt werden konnte
PH 14. Dezember 2015 um 17:59
Gute Analyse. Zu den Toren: Trifft Özcan bei diesen Situationen eine etwas abgeklärtere Entscheidung, dann wäre das Spiel evtl. tatsächlich Unentschieden ausgegangen.
Dr. Acula 13. Dezember 2015 um 16:06
Wahnsinnig detaillierte Analyse. Schade, dass so viele verschachtelte Sätze genutzt werden. Wirkt oft erzwungen und erschwert das Verständnis.
Ein Zuschauer 13. Dezember 2015 um 16:31
„Coman wechselte wieder nach rechts,“ Nö, in dem Fall nach links.
Ein Zuschauer 13. Dezember 2015 um 16:31
Das sollte eigentlich keine Antwort auf dich sein^^
Peter Vincent 14. Dezember 2015 um 11:36
„Dies geschah, wenn an den eng vorgeschobenen Außenverteidigern vorbei auf Lahm oder Rafinha gespielt wurde,(…).“
Das sollte wohl Außenstürmern heißen.
Verschachtelte Sätze etc. gefallen mir auch weniger. Spätestens im 1. Semester an der Uni wurden die uns auf die harte Tour (Punktabzug) ausgetrieben. Intelligente Gedanken kann man auch in einfachen (kurzen) Sätzen unterbringen.
gs 14. Dezember 2015 um 12:13
Ihr habt Probleme … sämtliche Autoren hier auf SV erbringen wahre Wunderwerke präziser Taktik-Analysen in oftmals unglaublich kurzer Zeit. Dass dann komplexe Gedanken beim schnellen Hinschreiben automatisch auch zu komplexen Sätzen führen, ist unvermeidlich. Wem das zu schwer zu lesen ist, der kann es ja lassen. Oder sich evtl. selbst hier freiwillig engagieren, um die langen Sätze in kürzere zu zerlegen, und dann jeweils dem Autor eine redigierte Version anzubieten.
Zum Sport: so sehr ich die Taktikanalyse im Artikel hier teile (und bewundere), hat das Spiel doch wieder gezeigt, dass der Sieg allzuoft denn eben doch durch individuelle Qualität zustande kommt. Hätte Ingolstadt jemand wie Lewandowski (oder Müller) – bzw. umgekehrt der FC Bayern nicht Manuel Neuer im Tor – wären die Schanzer mit Sicherheit nicht als Verlierer vom Platz gegangen.
Und noch ein Aspekt: mit Costa, Robben, Ribery, Götze, Alaba (zu Beginn auch Thiago) fehlte bei Bayern ein Großteil der Spieler mit herausragenden Offensivqualitäten. Das merkt man dann sogar beim FCB. Man muss wohl schon davon ausgehen, dass Hasenhüttl seine Mannschaft weniger offensiv auf- bzw. eingestellt hätte, wenn die genannten Bayernspieler dabei gewesen wären!?
Bernhard 14. Dezember 2015 um 14:06
„Hätte Ingolstadt jemand wie Lewandowski (oder Müller) – bzw. umgekehrt der FC Bayern nicht Manuel Neuer im Tor – wären die Schanzer mit Sicherheit nicht als Verlierer vom Platz gegangen.“
1) Ist das extrem hypothetisch
2) Hätte Ingolstadt so außergewöhnliche Spieler wie Lewandowski oder Thomas Müller, wäre es nicht Ingolstadt.
gs 15. Dezember 2015 um 09:17
Schon klar. Es ging mir auch nur um die Frage, inwieweit Taktik und Spielergebnis korrelieren, sozusagen um den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.
Als Trainer hat Hasenhüttl alles richtig gemacht, taktisches Konzept und Einstellung seiner Spieler waren perfekt, um gegen Bayern zu punkten. Entschieden hat das Spiel dann aber die individuelle Klasse beim Torabschluss.
Bernhard 15. Dezember 2015 um 10:49
Ja und nein. Dass Lewandowski den macht, hat mich schon gewundert. Für einen Weltklassestürmer hat er bei der Chancenverwertung schon recht große Defizite. Messi oder Cristiano Ronaldo sind hier wesentlich effizienter. Natürlich haben die Bayern ihre Chancen besser genutzt, eigentlich überhaupt genutzt, als Ingolstadt. Doch vielleicht hätten die Ingolstädter ihre Chancen mit einer besseren Tagesform ebenso reingemacht. Schwer zu sagen.
C(H)R4 16. Dezember 2015 um 17:53
hier mal die Statistiken von uefa.com für die Champions League Gruppenspiele:
CR7: 11 Tore 25 Schüsse aufs Tor 13 daneben 12 geblockt 0 Alu = 11 / 50 = ca. 0,22
RL: 7 Tore 16 Schüsse aufs Tor 7 daneben 4 geblockt 0 Alu = 7 / 27 = ca. 0,26
LM: 3 Tore 9 Schüsse aufs Tor 7 daneben 3 geblockt 1 Alu = 3 / 20 = ca. 0,15
Ich kann daraus weder ein Defizit bei der Chancenverwertung von Lewandowski noch eine höhere Effizienz bei Ronaldo oder Messi ablesen. Mir fällt dann nur noch die Möglichkeit ein, dass Robert die Chancen so verhunzen müsste, dass er gar nicht erst zum Abschluß kommt, aber auch das sehe ich eigentlich nicht in meinen Erinnerungen. Ich lasse mich aber durch andere Zahlen und Fakten gerne aufklären … Es wäre daher nett, Bernhard, wenn du mal erläutern könntest, worauf Du deine Sichtweise begründest.
HW 15. Dezember 2015 um 09:28
Natürlich wäre Ingolstadt noch Ingolstadt mit diesen Spielern.
Man muss einfach unterscheiden zwischen Spielverlauf und Ergebnis. Bei Spielverlagerung geht es vor allem um den Spielverlauf, der sich in der Regel im Ergebnis widerspiegelt. Aber natürlich wird der Spielverlauf auch (nicht alleine) von Zwischenständen beeinflusst.
Wer aber eine Analyse die sich rein vom Ergebnis dem Geschehen nähert lesen will, ist hier wohl nicht ganz richtig.
August Bebel 13. Dezember 2015 um 14:18
Bayerns „Probleme“ waren vielleicht auch auf personelle Ausfälle zurückzuführen; momentan haben sie nur Coman für das eins gegen eins. Übrigens müsste die erste Abschnittüberschrift „Wie Ingolstadt sich des FCB erwehrte“ heißen.
Koom 14. Dezember 2015 um 16:55
Same procedure as every year – nur diesmal schon etwas früher? Die Bayern-Mannschaft ist schon wieder zur Hälfte im Lazarett, auch mit einigen Muskelverletzungen (die ja immer ein wenig in der Trainingsarbeit verschuldet werden). So ganz im Griff ist das Problem trotz Müller-Wohlfahrts Abgang wohl noch nicht.
Ansonsten: Geiles Spiel von Ingolstadt. Das Defensivkonzept von ihnen und deren Umsetzung ist auf jeden Fall sehr sehr gut und verdient mindestens 1 weiteres Jahr in der Bundesliga.
Andreas Schabe 14. Dezember 2015 um 20:57
Die Problematik der Muskelverletzungen in der Ära Guardiola ist zum Teil der sehr passintensiven Spielweise geschuldet. Ich kenne es aus meiner Leistungssportzeit: von Leichtathletik zu Tennis gewechselt und prompt verletzt. Die neue Trainingssteuerung hat ein Jahr gebraucht, bis ich auf die neue Sportart eingestellt war. Bei den Neuen (Benatia, Costa) könnte schon der Fall sein.
HW 15. Dezember 2015 um 09:37
Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Verletztenliste nochmal ähnlich wie in der letzten Saison entwickelt. Wobei es glaube ich nicht ganz so extrem ist.
Trotzdem, ohne die Transfers im Sommer, wäre es ein riesiges Problem geworden. Und das schon im Herbst. Da kann man nur hoffen, das im Frühling die meisten Spieler fit sind.
vangaalsnase 15. Dezember 2015 um 10:20
Das Problem war ja auch nicht Müller-Wohlfart, sondern Pep selbst. Wer wochen- und monatelang ausgefallene Spieler nach drei Trainingseinheiten wieder von Beginn an ranlässt, braucht sich nicht wundern, wenn es erneut zu Verletzungen kommt. MW hatte stets gefordert, dass wiedergenesene Spieler langsam ans Wettkampfniveau herangeführt werden müssen, bevor sie wieder voll einsatzfähig sind.
Insofern ist es auch nicht überraschend, dass Bayern die Verletzungsprobleme nicht in den Griff bekommt. Pep zeigt anhand der Causa Ribéry, dass er aus der letzten Saison nicht wirklich gelernt hat. Und eine solche Aussage („Warum sind Philipp, warum Rafa, warum Lewandowski immer gesund? Mit dem gleichen Training?“) verdeutlicht, dass er nicht versteht, dass ein und derselbe Belastungsreiz auf jeden Spieler anders wirkt. Man kann die Muskelbeschaffenheit eines Ribéry (zumal nach 9 Monaten Verletzungspause) nicht mit der eines (fitten) Philipp Lahms vergleichen.
So genial Pep in strategischer und taktischer Hinsicht sein mag; im Hinblick auf die Belastungssteuerung ist er erschreckend schlecht.
Und in wie fern soll das passintensive Spiel etwas mit den Verletzungen zu tun haben? Das kann man wohl kaum aus dem Wechsel von der Leichtathletik zum Tennis ableiten.
HK 15. Dezember 2015 um 10:30
Ich hab mich auch lange gegen die Erkenntnis gesträubt, dass ein derart genialer Trainer auf diesem Gebiet derart ignorant sein kann.
Aber allmählich muss man erkennen, dass es hier nicht um Einzelfallbeobachtungen geht sondern sich ein Muster abzeichnet.
Was dem allen die Krone aufgesetzt hat war dann die Thematik Ribery. Wenn es eine Verletzung mit Ansage gab, dann wohl die.
Bernhard 15. Dezember 2015 um 10:52
Volle Zustimmung.
Schockierend finde ich seine Aussage: „Wenn der Doc mir sagt, dass ein Spieler in fünf Wochen wieder fit sein wird, lautet meine Frage, ob es nicht bereits in vier Wochen geht.“ Gerade er als Kenner dieses Sports müsste wissen, dass Verletzungen einfach Zeit benötigen, bis sie ausheilen.
Ich fürchte mich jetzt schon ein bisserl vor dem Frühling.
Koom 15. Dezember 2015 um 10:53
Ribery – und auch Robben hatte es relativ schnell wieder zerlegt. Natürlich kann man da jetzt auch mit dem Alter kommen, aber das ist IMO nur die halbe Wahrheit.
Mal schauen, wie sich die Problematik weiter entwickelt. „Positiv“ könnte man ja sagen, dass die Ausfälle jetzt früher und vor der Winterpause sind, da kriegt man sie für die heiße Phase im Frühjahr dann wieder fit – oder verschärft das Problem, weil die Probleme der Vorjahre dann auch wieder kommen.
Reine Spiel-Belastung ist es aber offensichtlich ja auch nicht. Die Bayern haben AFAIK einen der geringsten Laufleistungen der Liga. Aber – und für Gelenke gefährlicher – vermutlich mit die höchste Anzahl an Sprints und Dribblings. Und schnelle Richtungswechsel sind Gift für Gelenke und Muskulatur.
vangaalsnase 15. Dezember 2015 um 11:23
Laufleistung hin oder her. Die Bayern haben aufgrund der Dreifachbelastung auf Vereinsebene und den Länderspielen (fast alle Spieler sind Nationalspieler) die meisten Spiele zu absolvieren. Damit verbunden sind Reisen und der Schlafrhythmus wird beeinträchtigt (Studien zeigten, dass Sportler, die weniger als 8 Stunden schlafen, verletzungsanfälliger sind als solche, die mehr als 8 Stunden schlafen). All das führt bei den Bayernspielern zu unfassbar hohen physischen und mentalen Belastungen, die Mannschaften aus dem Mittelfeld der Tabelle und solche, die nicht international spielen, eben nicht haben.
Dahingehend sind die Bayern natürlich prädestiniert für Verletzungen. Gleiches lässt sich aber auch über Mourinho-Mannschaften sagen. Dennoch hat er einen Weg gefunden (tactical periodization), die Belastung seiner Spieler so zu steuern, dass er konstant die wenigsten Verletzungen zu beklagen hat.
kaum 15. Dezember 2015 um 12:20
@vangaalsnase Aber der BVB hat doch diese Saison die gleiche Belastung (m.M.n. sogar höher EL-Qualifikationsspiele, dazu Do-So Rhythmus) und sogar m.W. mehr Nationalmannschaftsabstellungen im November gehabt als die Bayern und beim BVB sieht man die Verletzungen (in der Häufigkeit) gerade nicht und zurzeit spielen sie ja auch ähnlichen Fussball.
Koom 15. Dezember 2015 um 12:49
@kaum: vangaalsnase meint schon das gleiche. Die Bayern (wie auch Dortmund, Chelsea, und viele andere) haben eine sehr hohe Belastung, was per se zu etwas höherer Verletzungsanfälligkeit führt. Trotzdem kommen die meisten anderen mit deutlich weniger Verletzten aus, ebenfalls dann schon über mehrere Saisons vergleichbar.
Er impliziert mit seinem Hinweis auf Mourinho, dass Guardiola die Belastung seiner Spieler (Aktiv wie Rekonvaleszent) offensichtlich schlechter steuert. Und das dürften wohl die meisten hier so sehen.
mrb 15. Dezember 2015 um 14:05
Aber bei Barcelona hatte er doch wesentlich weniger Verletzte?
HK 15. Dezember 2015 um 14:34
Sicher richtig. Aber es geht ja nicht nur um Guardiola.
So ist die medizinische Abteilung von Bayern im Vergleich zu Barca eine kleine Klitsche von der Infrastruktur und vom Personalaufwand her.
Und bei Barca arbeitete er mit Paco Seirullo, der in puncto Trainingslehre, Fitness usw. als einer der Gurus schlechthin gilt.
These: Peps mangelndes Interesse/Fähigkeit an/bei dieser Thematik wurde bei Barca anderweitig kompensiert. Bei Bayern, ohne diese Korrektive, schlägt das nun ungebremst durch.
Koom 15. Dezember 2015 um 15:26
Ist die medizinische Abteilung tatsächlich so (relativ zu Barca) schlecht? Kann man sich eigentlich kaum vorstellen bei so einem übergroßen Verein mit so einem Etat, dass er gerade hier im internationalen Vergleich so hinterherhinkt. Eigentlich ist sowas wie medizinische Versorgung doch medial aufbereitet hier immer so gut…?
HK 15. Dezember 2015 um 20:05
Schlecht im Sinne von inkompetent ist schwer zu beurteilen, obwohl es da die eine oder andere Sache in den letzten Monaten gab, die mich auch daran zweifeln lässt.
Btw. soll die Personalie Dr. Braun in gewissen Medizinerkreisen ein leichtes Schmunzeln hervorgerufen haben.
Was relativ klar nachvollziehbar ist sind Defizite in personeller und infrastruktureller Ausstattung.
Barca soll hauptamtlich 25 Mediziner (allerdings für den Gesamtverein) aller Fachrichtungen beschäftigen, die sich auf Sportmedizin im Bezug auf ihr jeweiliges Fachgebiet spezialisieren können. Diese bieten direkt am Trainingsgelände ein Rundumsorglospaket der medizinischen Versorgung an. Dazu stehen, wieder direkt am Trainingsgelände mehrere bestens ausgestattete Praxen und Behandlungsräume zur Verfügung.
Die Ärzte arbeiten dort auch in der Prophylaxe und beobachten regelmäßig das Training um rechtzeitig Hinweise an das Trainerteam geben zu können bzw. um bei Bedarf in Minuten medizinische Maßnahmen einzuleiten.
Für die tägliche Arbeit „am Sportler“ stehen (wieder für den Gesamtverein) 50 Physiotherapeuten bereit.
Wenn ich da die Diskussion bei Bayern im letzten Jahr betrachte, bei der es darum ging ob denn da überhaupt mal vielleicht ein Arzt am Trainingsgelände präsent sein könnte….??
Ich denke Bayern könnte hier sicher mehr an finanziellen Mitteln investieren. Das ist in den letzten Jahren imo im Wesentlichen an der Personalie MW und seinem sakrosanktem Status gescheitert.
Jetzt sollen ja gewisse Verbesserungen im kleinen Rahmen eingeleitet sein. Aber bis so was mal greift? Da muss man wohl mit einigen Jahren rechnen. In größerem Maße investieren kann man vsl. auch erst wenn sich das Platzproblem an der Säbener Straße durch die Verlegung des Juniorteams etwas entspannt hat.
Peda 16. Dezember 2015 um 09:39
Vor allem spart man da völlig am falschen Ende.
Man stelle sich nur vor eine bessere medizinische Abteilung würde die Ausfallstage um – Hausnummer, aber wohl im Bereich des möglichen – 25% senken, oder im Fall der Bayern andersrum:
Robben, Badstuber & Co. wären weit öfter verfügbar*.
Der Kader könnte vermutlich etwas kleiner sein², die einzelnen Spielr hätten dadurch tendenziell mehr Spielplraxis, wären besser eingespielt, wären noch erfolgreicher.
Damit spart/verdient man sich also sogar bares Geld.
*Bayern hat pro Saison gut 50 Pflichspiele. Anzahl der Einsätze in den letzten vier Saisonen (11/12 – 14/15) für ein paar Auserwählte:
Neuer: 52 – 50 – 51 – 50
Ribéry: 50 – 43 – 39 – 23
Robben: 36 – 31 – 45 – 30
Badstuber: 50 – 18 – 0 – 16
Martinez: (54) – 43 – 34 – 3
²Bayern hat von den 29 Kaderspielern heuer schon 27 eingesetzt, Leverkusen 25 von 28, Gladbach 24 von 26, der BVB 23 von 26. Dabei spielt natürlich auch die Qualität der Kaderergänzungsspieler sowie Art und Umfang der Spielerrotation eine Rolle.
Koom 16. Dezember 2015 um 10:18
Überrascht schon sehr für den FC Bayern. Da hätte ich tatsächlich anderes erwartet. Danke für die Info.
Andreas Schabe 16. Dezember 2015 um 10:02
Es war von meiner Seite nur ein Beispiel für eine mögliche Ursache für Fehlbelastung (Leichtathletik-Tennis). Mit dem passintensiven Spiel meine ich folgendes: laufe mal 90 Minuten lang, meinetwegen mit Intervallläufen und Sprints, dann versuche mal an einem anderen Tag mit einem Kumpel, 20 Minuten Passtraining mit scharfen Pässen zu üben. Es werden ganz andere Muskeln beansprucht. Kennt man auch von Trainingsmethoden mit Einbindung von Pilates. Jahrzehntelang wurde in der BuLi – überspitzt – laufen, dribbeln, schießen trainiert, dann wird auf Pass- und Positionsspiel umgestellt. In Spanien sind die Jungs damit groß geworden, hier nicht.
Koom 16. Dezember 2015 um 10:22
Schon richtig. Ich habe das selbst mal an mir festgestellt. Als (ungeübter) Nichtmalhobby-Fußballer beim Spiel mal mit Links anstatt mit Rechts geflankt, was ich noch nie getan habe: Die Reaktion des Knies war erschreckend (alles blieb heil, fühlte sich aber furchtbar an).
Ist natürlich auch nur vereinfacht. Wie schon anderweitig geschrieben, Anzahl von Dribblings und Sprints wird auch höher sein als bei anderen Topteams. Und die Spielintensität (Zweikämpfe, Pressing) ist in der Bundesliga schon sehr hoch, gerade im Vergleich zu Spanien. Auch das kostet einiges an Körner.
Umso wichtiger ist ein passendes Training, nicht nur für Rekonvaleszenten. Das scheint aber einfach nicht hinzuhauen, genauso wie Erst- und Nachversorgung.
aa 13. Dezember 2015 um 12:00
Vor etlichen Wochen wurde im Forum gefragt, wie man die Bayern schlagen könnte. Die Antwort hat Ingolstadt geliefert – zumindest, was die Grundformation und taktische Einstellung betrifft.
Dass die Bayern eine doch merklich erhöhte Fehlerquote bei den Pässen hatten, war meiner Meinung nach v.a. auf die Spielweise der Ingolstädter zurückzuführen.
Die ersten 45 Minuten waren aber insgesamt vielleicht auch die schlechteste Halbzeit, die ich in dieser Saison gesehen habe. Da hat vieles nicht zusammengepasst. Und Ingolstadt hat einfach auch richtig gespielt.
Wie sehr das Spiel auch von einzelnen Spielern abhängt, hat man bei der Auswechslung von Vidal gesehen. Thiago ist sicher noch nicht bei 100%, aber durch seine Spielweise konnte er diese oft leidige Passstaffete inosfern etwas auslockern, da er erstmal 1-2 Spieler auf sich gezogen und ausgespielt hat und erst dann den Pass spielte. Die Umstellung allgemein bei den Bayern und v.a. die sehr aufopferungsbereite Spielweise der Ingolstädter hat dann letztendlich dazu geführt, dass das Spiel dann doch noch entschieden werden konnte.
Kein schönes Spiel, aber gerade solche Spiele muss man gewinnen, um langfristig oben zu bleiben.
Das ist momentan z.B. wohl auch das Problem der Wolfsburger, wie letztes Wochenende zu sehen war.
HW 13. Dezember 2015 um 11:06
Der Zettel war doch nur Werbung für das Buch Fußball durch Fußball 😉
king_cesc 13. Dezember 2015 um 10:43
Diese langen Bälle sind erst möglich wenn die Bayern an der Mittellinie sind oder? Davor fliegen die Bälle oft sehr ungenau und fast zu langsam und hoch?
PS: Coman wechselte wieder nach rechts (nach links wäre richtig)
Rupert 13. Dezember 2015 um 01:30
Krasse Analyse, wirklich sehr detailliert, wäre ich nie in der Lage alles so einfach zu erkennen.
Allerdings schon ein extremes Ausmaß an Schachtelsätzen. Verkompliziert das Verständnis teilweise schon erheblich, zumal der Inhalt auch mitunter durchaus komplex ist.