TEs Bundesliga-Check: Zwei Neulinge und ein unverdientes Ergebnis

Die neue Saison beginnt – und damit auch ein neues Format: TEs Bundesliga-Check. In der Premierenfolge gibt es Lob für das Pressing von Ingolstadt und Stuttgart sowie ein paar Zahlen zu Darmstadts Bundesliga-Comeback.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag drei Aspekte raus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den „langen“ Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Ingolstadt sucht den Zugriff…

Der Sieg der Ingolstädter in Mainz gehörte zu den Überraschungen des Spieltags. Noch überraschender war, wie Ingolstadt den Mainzern den Schneid abkaufte: mit einem aggressiven Pressing. Eigentlich wollten doch die Mainzer dieses Jahr mit Aggressivität und Kompaktheit punkten.

Das auffälligste Merkmal des Ingolstädter Pressings waren die zahlreichen Mannorientierungen. Die Ingolstädter Spieler verfolgten ihre Gegenspieler weit und verließen dafür häufig die nominelle 4-3-3-Grundformation. Dadurch ging nicht selten die Kompaktheit verloren, was die Ingolstädter aber in Kauf nahmen, solange sie Zugriff erhalten konnten. Eine Szene veranschaulicht das Ingolstädter Pressing.

Ingolstadt hat auf dem ganzen Feld Zugriff durch die Mannorientierungen, auch wenn man dadurch die Kompaktheit im Mittelfeld aufgibt. Hinterseer zwingt den ballführenden Mainzer zum langen Ball, Ingolstadt gewinnt den zweiten Ball. Interessant auch die flexiblen Übergabemechanismen: Sekunden vorher tauschten Morales und Groß die Gegenspieler, ohne dass die Mannorientierungen darunter litten.

Ingolstadt hat auf dem ganzen Feld Zugriff durch die Mannorientierungen, auch wenn man dadurch die Kompaktheit im Mittelfeld aufgibt. Hinterseer zwingt den ballführenden Mainzer zum langen Ball, Ingolstadt gewinnt den zweiten Ball. Wie flexibel das Pressing ist, erkennt man daran, dass Rechtsaußen Leckie tiefer agiert als Morales und Groß, um die Zugriffsoptionen zu wahren. Interessant auch die flexiblen Übergabemechanismen: Sekunden vorher tauschten Morales und Groß die Gegenspieler, ohne dass die Mannorientierungen darunter litten.

Dass Mainz gegen dieses mannorientierte Pressing große Probleme hatte, lag auch am schwachen Spielaufbau. Wie in der Szene oben zu erkennen ist, nahm Mainz durch die breite Stellung der Akteure oft zwei bis drei eigene Spieler aus dem Spiel. Schlimmer noch: Durch die tiefe Stellung der Mittelfeldspieler gewann Mainz praktisch keine zweiten Bälle. Das ist ein ganz schönes Hindernis, wenn der eigene Spielplan auf dem schnellem Überbrücken des Mittelfelds fußt.

Mainz ließ sich von diesen Mannorientierungen den Schneid abkaufen, gerade wenn Ingolstadt ein hohes Pressing ausübte. Problematischer wurde es, wenn Ingolstadt sich in ein 4-1-4-1-Mittelfeldpressing zurückzog. Hier kamen die Probleme auf den Flügeln zum Vorschein, die Mainz in einem ruhigen Spielaufbau mit Verlagerungen aufdecken konnte. Am Ende ging es für Ingolstadt jedoch gut aus. Ihr Pressing wird noch den ein oder anderen Favoriten Schwierigkeiten bereiten.

Stuttgart will die Dynamik

Keine Punkte gab es für Stuttgart, und das obwohl keine Mannschaft am ersten Spieltag öfter aufs Tor schoss als der VfB. Am Ende stand es gegen Köln nach Torschüssen 28:9, nach Toren jedoch 1:3. Stuttgart dominierte das Spiel, und das lag vor allem am eigenen Pressing. Wenn sich Ingolstadts Pressing mit dem Wort „Zugriff“ beschreiben lässt, trifft auf Stuttgarts Pressing das Wort „Dynamik“ zu.

Nachdem Alex Zorniger in der Vorbereitung mit einem 4-1-3-2-Rautensystem kokettierte, spielte sein Team im ersten Saisonspiel ein relativ klares 4-4-2. Das 4-4-2 war besonders gegen den Ball gut zu erkennen. Die erste Pressinglinie bildeten die beiden Stürmer. Sie liefen den ballführenden Innenverteidiger bogenförmig an. Damit blockierten sie den Passweg ins Zentrum und zwangen Köln ein vertikales Spiel auf:

Ginzczek läuft den ballführenden Kölner an. Was folgt ist eine Kettanreaktion: Köln passt den Ball vertikal nach vorne, Gentner stört jedoch sofort. Es bleibt nur der Rückpass, Stuttgart rückt allerdings geschlossen vor und hält den Druck hoch.

Ginzczek läuft den ballführenden Kölner bogenförmig an und schließt damit den Passweg in die Mitte. Was folgt ist eine Kettanreaktion: Köln passt den Ball vertikal nach vorne, Gentner stört jedoch sofort. Es bleibt nur der Rückpass, Stuttgart rückt allerdings geschlossen vor und hält den Druck hoch.

Wichtiges Element war vor allem das Nachrücken der Spieler in den zwei Viererketten. Sobald Köln den Ball vertikal spielte, begann die große Hatz: Stuttgarts Spieler schossen in vollem Sprint auf den ballführenden Spieler zu. Kölns Spieler standen unter ständigem Handlungsdruck. Wenn Köln den Ball weiterpasste, ging die Hatz weiter – bis der lange Ball oder Ballverlust folgte. Vor allem die Außenverteidiger schossen immer wieder aus der eigenen Formation.

Stuttgarts hetzende, dynamische Spielweise funktionierte vor allem im Gegenpressing. Hier gab Stuttgart auch kurzzeitig die Kompaktheit auf, um den Gegner möglichst stark unter Druck zu setzen. Die kompakte Formation in Kombination mit dem häufigen Herausschießen ließen Stuttgart lange Zeit defensiv unbezwingbar wirken.

Zumindest bis zur Schlussviertelstunde. Sowohl vor dem Elfmeter zum 1:0 als auch beim 2:0 bespielte Köln die Schwächen der herausrückenden Außenverteidiger. Die offene Formation, wenn die herausrückenden Außenverteidiger überspielt sind, ist die größte Baustelle der Stuttgarter. Ansonsten bleibt festzuhalten: Ihr jagendes Pressing funktionierte lange Zeit hervorragend. Es fehlten am Ende nur die Punkte.

Der zweite Neuling

Last und was das taktische Interesse angeht auch least: Darmstadt feierte die Rückkehr ins Oberhaus. Die nackten Zahlen geben einen guten Eindruck, in welche Richtung die Reise geht. Spielsystem: 4-4-2/4-4-1-1. Anteil langer Bälle: 32%. Passquote: 51%. Anzahl Fouls: 21 (nur Gegner Hannover 96 foulte an diesem Wochenende öfter (22mal).

Darmstadts Formation gegen Hannover

Darmstadts Formation gegen Hannover

Darmstadts Spielsystem ist ganz auf Kampf getrimmt. Viele Mannorientierungen kennzeichnen das Spiel, es fehlen jedoch flexible Übergabemechanismen und Systemumformungen wie bei Ingolstadt oben beschrieben. Während die Mannorientierungen bei Ingolstadt häufig dazu dienen, die Passoptionen des Gegners zu beschränken, nutzt Darmstadt sie, um Zweikämpfe im Mittelfeld zu provozieren.

Gerade im Mittelfeld kann Darmstadt eine hohe Kompaktheit herstellen – eine klassische Strategie für ein 4-4-2. Mit Sailer hat man zudem einen Zehner, der gegen den Ball unermüdlich arbeitet und auch mal nach hinten fällt, um die gegnerischen Sechser im Dreieck Doppelsechs-Sailer gefangenzunehmen.

Gegen Hannovers ohnehin biederen Spielaufbau funktionierte das simple, aber aggressive 4-4-2-Pressing der Darmstädter. Die Mannorientierungen ließen sich problemlos herstellen gegen Hannovers 4-2-3-1, mögliche kreative Ansätze aus dem Mittelfeld erstickte Darmstadt im Keim. Die Gegentore waren dementsprechend individuelle Fehler. Beim 1:1 trieb Innenverteidiger Sulu die Mannorientierungen zu weit und löste das Abseits auf, dem 2:2 ging ein Torwartfehler voraus.

Die offensive Struktur war genauso simpel wie die defensive Struktur: Lange Bälle segelten zu Stroh-Engel, der den Ball behaupten sollte. Alternativ versuchte Darmstadt die Geschwindigkeit von Heller einzusetzen. Dies funktionierte jedoch erst, nachdem Heller nach rund zehn Minuten von der rechten auf die linke Seite wechselte. In der geradlinigeren Rolle auf links fühlte er sich sichtbar wohler als in der eher diagonalen Rolle auf rechts.

Fazit: Darmstadt bleibt Darmstadt, wie es kämpft und bolzt.

Lange Analysen des Bundesliga-Wochenende:

Bayern – HSV
BVB – Gladbach

Themenvorschläge? Immer her damit in den Kommentaren! PS: Sollte irgendwer Zeit und Lust haben, ein Logo für die Kolumne zu entwerfen – ich würde mich mit einem Bier bedanken.

HW 22. August 2015 um 08:00

Gefällt mir sehr gut.

Aber das im Moment verwendete Logo, angelehnt an das SV und Bundesliga-Logo, hatte ich in einer etwas anderen Variante auch im Kopf. Beim Bundesliga-Check bietet sich eine Variante mit einem Body-Check an. Mit fehlt nur das Können die passende Grafik zu erstellen.

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Pocillator 18. August 2015 um 16:33

Darmstadt – 96: Hier ein Link auf eine Analyse des Spiels ausdrücklich in der Tradition der Spielverlagerung: http://www.niemalsallein.de/2015/08/darmstadt-98-96-22

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Izi 18. August 2015 um 14:37

Ein sehr schönes Format, das sich gut lesen lässt, und daher als Lektüre für zwischendurch optimal ist! Weiter so! 🙂

Ich bin mal gespannt, was der VfB diese Saison reißt — schöne Ansätze haben sie, aber die vom Autor gut beschriebenen Schwächen müssen noch angegangen werden…

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C.H. 18. August 2015 um 11:54

Logovorschlag Darf gerne andere inspirieren.

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Bernhard 18. August 2015 um 08:34

Ähnelt Zornigers Spielphilosophie der von Jürgen Klopp? Die Dynamik und Intensität des Pressings ist ja doch relativ ähnlich.

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rb 18. August 2015 um 09:18

Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber nach allem, was ich von Zorniger gelesen habe, scheint sein Stil nicht unähnlich vor allem zu dem von Roger Schmidt zu sein. Gibt es einen Red-Bull-Stil? Hat Rangnick hier seine Finger mit im Spiel?

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August Bebel 18. August 2015 um 09:31

Hat mich eher an Leverkusen erinnert. Das scheint mir auch naheliegend, weil sowohl Zorniger als auch Roger Schmidt quasi unter Rangnick tätig waren.

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Koom 18. August 2015 um 10:01

Dieses zentrumlastige Pressingspiel ist recht eindeutig die von Rangnick angeordnete „Redbull-Schule“.

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Bernhard 18. August 2015 um 10:43

Danke für die zahlreichen Antworten.

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C.H. 18. August 2015 um 11:29

Deren Wurzel ist aber m.E. im Stuttgarter Jugendbereich zu suchen. Rangnick et al sind Geprägte, die das für sich weiterentwickelt haben. Der prägende Einfluss ist aber bei anderen zu suchen. Ich bekomme die Namen aber nicht mehr zusammen …

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MA 18. August 2015 um 11:42

Ich würde gerne darauf aufmerksam machen, dass das von euch beschriebene Pressing schon eher bei Roger Schmidt seinen Urpsrung hat (siehe Paderborner Zeiten), zunächst hat sich Rangnick dagegen gewehrt. Schlussendlich aber nicht nur in die vereinstinterne Red-Bull Philosophie implementiert sondern auch selber versucht es in Leipzig zu imitieren. Rangnick hat also vermutlich mehr von Schmidt mitgenommen als umgekehrt.

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Bernhard 18. August 2015 um 11:49

Kannst du das belegen?

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C.H. 18. August 2015 um 11:47

Reicht das für einen gutes Thema ? RB Leipzig, Bayer, VfB : Gemeinsamkeiten, Unterschiede

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MA 18. August 2015 um 12:22

Schon darüber nachgedacht, man kann es nicht 100% einwandfrei belegen. Es gibt jedochIndizien. Wie zB Rangnicks Beschreibung von seinem Ideal vor und nach Schmidt. Schmidts System in Paderborn (also vor Rangnick), und die bekannten Spannungen und Unstimmigkeiten zwischen Schmidt und Rangnick nach dem 1. Jahr bei RB Salzburg.

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Koom 18. August 2015 um 13:01

Kann aber schon gut sein. Rangnick ist zwar ein Dickkopf, aber nicht dumm. Der ist für neue Einflüsse sicherlich auch immer zu haben. Wer diese „Schule“ nun begründet hat, sei dann dahingestellt. Aber Schmidt, Zorniger, Rangnick scheinen zumindest den gleichen Stil zu haben, während Klopp einen eigenen hat. Den Schwaben/Baden-Württemberger scheint aber generell durchaus ein Faible für Pressingvarianten zu liegen. 😉

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HK 18. August 2015 um 14:40

Als der schwäbische Urvater des modernen Fußballs (im Sinne seiner „Schule“) gilt Helmut Groß, der seine Philosophie in den 80-ern maßgeblich von Lobanowski und Happel inspirieren ließ.
Er gilt als der Mentor von Rangnick, Tuchel und Gisdol und hat sicher auch den Schwaben Klopp wesentlich mit beeinflusst (obwohl bei Klopp sicher auch Wolfgang Frank eine große Rolle gespielt hat).

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C.H. 18. August 2015 um 14:50

Danke !

Fänger 19. August 2015 um 08:51

Meine, dass auch der Vater von Holger Badstuber eine wichtige Rolle gespielt hat. Tuchel hat dies einmal sehr deutlich gesagt.


Kurt C. Hose 18. August 2015 um 07:56

Hat Stuttgart aus Eurer Sicht noch taktische Probleme mit dem Hektik-Pressing? Sicher, der VfB hat ein geordnetes Kölner Spiel 60-70 Minuten lang effektiv zerstört. Aber kann es sein, dass Stuttgart hier noch nicht reif genug agiert und aus diesem ständigen Anlaufen im Sprint heraus auch in eine „hektische“ Spielanlage kippt und die sich bei Ballbesitz dann bietenden Chancen in der Folge suboptimal bespielt?
Aus meiner Sicht spielt dann im Verlauf die körperliche Fitness auch eine Rolle. Wenn die Spieler müder werden schnappen die Mechanismen nicht mehr so präzise und Schwächen können vom Gegner besser bespielt werden.
Wäre interessant zu lesen, ob es hier Einschätzungen gibt, die taktisch (oder taktik-psychologisch, hihi) erklären können, weshalb die Stuttgarter ihre aus dem Pressing-System resultierende Überlegenheit in den ersten zwei Dritteln des Spiels bei Ballbesitz dann nicht in Tore haben ummünzen können. Einfach _nur_ Pech ist mir da zu einfach, auch wenn es zwei Pfostentreffer gab (Kölns Lehmann hatte zu Beginn des Spiels auch einen). Oder hat Köln das dann vielleicht auch – unter hohem Druck – noch relativ geschickt verteidigt?

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Max 18. August 2015 um 14:02

Eine Kombination aus Kölner Stabilität, Kölner Dusel und Stuttgarter Pech?
Das wird in den nächsten Spielen zu sehen sein, wie andere Abwehrreihen mit dem Pressing des VfB umgehen und wie gut die Chancenverwertung dann sein wird.
Ich glaube schon, dass es auch Pech gewesen sein kann. Allerdings gingen wenige Stuttgarter Abschlüsse aufs Tor …

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The Soulcollector 19. August 2015 um 06:00

Schwierig wird es vor allem gegen Mannschaften, die im Pressing trotzdem ballsicher agieren. Dazu zählen natürlich die großen 6 (mit denen sich Stuttgart ganz sicher noch nicht vergleichen will) aber auch Vereine wie z.B. Augsburg. Die können die Lücken dann u.U. bespielen bzw. abwarten, bis bei Stuttgart die Kräfte nachlassen. Da wird sich dann zeigen wie stabil der VfB schon ist.

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Koom 19. August 2015 um 08:08

Das Problem ist, dass man sich in einen Schlagabtausch mit den anderen Pressingteams begibt, wo dann letztlich (viel) Glück und Individuelle Stärke den Ausschlag gibt. Ich finde, solche reinen Pressingtaktiken, also gegen jeden Gegner, egal ob auswärts oder zuhause, sind jetzt ca. 2 Jahren überholt. Dortmund ist da ein recht guter Beweis, bei denen schlug der Pechbalken aber auch besonders heftig zu.

Aber rein momentan hast du Darmstadt, Ingolstadt, Mainz, Stuttgart, Hoffenheim und Leverkusen mit reiner Pressing/Gegenpressing-Spielanlage ohne „Plan B“. Und Pressing spielen können die meisten anderen auch sehr gut.

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Kurt C. Hose 20. August 2015 um 01:46

Yup, das ist das was ich meinte: Schön und gut, wenn diese Taktik „funktioniert“ und eine der vielen kreierten Chancen reingeht (was wie Du schreibst in hohem Maße von „Glück“ und auch von der individuellen Qualitöt abhängt). Aber wenn nicht? Dann ist diese „Taktik“ desaströs, weil es psychologisch sehr schwierig ist, runter- oder auf einen anderen Stil umzuschalten, zumal wenn physische Grenzen erreicht wurden und die Spieler „ausgelaugt“ sind. Insofern ist diese Taktik inflexibel: Plan B existiert de facto nicht und Teams, die mit taktischem Stabilitätsfokus und „giftiger“ defensiver Intensität dagegenhalten haben gute Chancen, einen Punkt mitzunehmen bzw. bei guter Kontergefährlichkeit auch mal drei – so wie der effzeh am Sonntag gegen Stuttgart. Das ist dann schon arg frustrierend für das „Pressing-Team“. Wäre es korrekt, dies gegnerseitig als taktik-psychologische Kriegsführung zu bezeichnen?

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Koom 20. August 2015 um 09:20

Habe das Spiel Stuttgart-Köln nicht gesehen, kann so schwer beurteilen, ob das vor allem mit Pech auf Stuttgarter Seite zusammenhing oder strukturell bedingt war. Wenn Köln bspw. zwar viele Torschüsse zulässt, die aber nur aus einem Bereich, wo man ansonsten gut gesichert ist, dann ist das nicht unbedingt Pech. War es nicht der AS Rom, der das in seiner Taktik so einplante, dass der Gegner zwar regelmässig eine gute Schussposition erhielt, die aber nicht so gute Erfolgsaussichten hatte?

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Kurt C. Hose 21. August 2015 um 12:59

Klar! Selbstredend ist es eine sinnvolle Taktik, nicht nur die Quantität sondern auch die Qualität der gegnerischen Chancen zu minimieren, zumal gegen individuell überlegene Gegner, die man sowieso nicht wird „aus dem Spiel nehmen“ können. Köln ist mit einer solchen Taktik ja seinerzeit unter Solbakken spektakulär gescheitert, was aber mehr vereinsinterne „politische“ und team-psychologische Gründe hatte als dass die Taktik an und für sich schlecht gewesen wäre (In der Endverteidigung bestand die Anweisung, Flanken des Gegners absichtlich zuzulassen und nur den direkten Durchbruch mit Ball zu verhindern).
Nach meinem Eindruck des Spiels war Stuttgart zwar 60/70 Minuten lang drückend überlegen (vor allem kam Köln in HZ1 kaum einmal in strukturierten Ballbesitz), die Stuttgarter Chancen „fühlten“ sich aber insgesamt mehr nach einem immer verzweifelter werdenden „Anrennen“ als nach „Zerlegen des Gegners“ an und waren – 20 von 28 neben das Tor! – eben in der Summe auch wenig gefährlich. In einigen Situationen war natürlich auch Glück dabei – und Hector hat zweimal (!) auf der Linie gerettet – aber Glück ist eben kein Zufall!
Ginczecks Chance kurz nach Wiederanpfiff mag als Beispiel dienen: Freistehend 6m vor dem Tor verzog er einen schwierig zu nehmenden Ball mit einem halben Seitfallzieher volley in Rückenlage (nach kurzer „Kopfball-Flanke“ von Harnik gegen die Laufrichtung der Abwehr, wenn ich mich recht erinnere). Das sah gefährlich aus und war auch gefährlich. Aber der Abschluss war eben nur so möglich, Ginczeck musste den schwierigen Ball spielen, weil ihm die Kölner auf den Füßen standen und er weder Raum noch Zeit für einen qualitativ besseren Abschluss hatte. Köln hat zwar die Chance zugelassen, im Rahmen dessen aber gut verteidigt. Das können Sie ja … 8)
Wenn Köln lernt, die (im Vergleich zum defensiv-kompakteren 4-2-3-1 der letzten Saison) formativen Lücken des 4-1-4-1 noch besser durch Intensität und individuelle wie kollektive Bewegungen aufzufangen werden sie ihre defensive Stabilität halten können und mehr Möglichkeiten nach vorne entwicklen. Zudem ist die neue IV Heintz/Sörensen deutlich kopfballstärker als Maroh/Wimmer letzte Saison. Bin gespannt, ob der Kölner Weg in diese Richtung gehen wird.

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HK 17. August 2015 um 21:42

Klassenerhalt? Möglich. Zumindest könnten sie länger darum mitspielen, als man es ihnen gemeinhin zutraut. Also so Paderborn-like.
Das ganze Framing „Bruchbude Böllenfalltor, Schimmel an der Wand, kalte Dusche, Drittligaabsteiger“, das könnte eine Saison lang tragen.

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Brathuhn 17. August 2015 um 21:31

Wie wär’s denn mit kurzen Portrais zu den drei Youngstars, Weigl, Geis und Kimmich und deren möglichen Rollen in ihren Manschaften.

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Isco 17. August 2015 um 19:10

TEs Bundesligacheck – das Imperium kippt nach hinten ab: http://i.imgur.com/adM3jTq.jpg

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amx 17. August 2015 um 19:02

das wilde Stuttgarter Pressing erfordert aber einen konditionellen Zustand, der über Minute 70 hinaus trägt. Was derzeit nicht der Fall ist. Und die tolle Zahl von 28 Torschüssen relativiert sich, wenn man berücksichtigt, dass knapp jeder dritte davon überhaupt aufs Tor kam. Da scheint noch einiges an Arbeit zu warten auf den neuen Trainer.

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Joker 17. August 2015 um 18:06

Meine themenvorschläge:

1. Ist jetzt schon was spezieller, aber was mich interessieren würde, ist dass der Aspekt mit zwei ‚echten‘ mittelstürmern zu spielen näher beleuchtet wird. Mir fällt da jetzt in der buli auch nur schalke ein die das machen, ich finds jedenfalls spannend.

2. Warum verteidigen so viele Mannschaften in einem (teilweise) recht klaren, flachen 4-4-2 ?

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Lenn 17. August 2015 um 20:23

Zu 2.: Es ist rein formativ halt (mit) das am einfachsten zu spielende.

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Koom 17. August 2015 um 21:04

Die meisten lernen genau diese Aufteilung von Bambini-Beinen an. Zudem hast du fast alles mehr oder weniger doppelt besetzt. Je 2 Mann auf den Flügeln, immer mindestens 2 Mann in einem zentralen Bereich. Mit 2 Angreifern kannst du die gegnerische Viererkette leichter anlaufen. Usw.

Als grundsätzliche Basis halt recht gut und simpel.

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HW 18. August 2015 um 11:54

Ich frage mich immer was „zwei echte Mittelstürmer“ bedeutet. Will da jemand wirklich Kuranyi und Gomez nebeneinander im Sturm sehen oder ist doch eine klassischer Paarung gemeint. Normalerweise stehen bei zwei Stürmer-Systemen zwei unterschiedliche Stürmer auf dem Feld, also ein Targetman und ein Dribbler, oder ein schneller Stürmer und ein Spielmacher. Stürmer die sich ergänzen und die Abwehr vor sich widersprechende Aufgaben stellen.
Zwei ähnliche Spielertypen stehen sich, wie man so sagt, auf den Füßen oder ein Spieler kann seine Stärken nicht einbringen. In einem stark reaktiven System kann man zwei Konterstürmer vielleicht bringen weil dort eine klarere Aufgabenteilung zum restlichen Team besteht. Aber diese Strategie stößt ab einem gewissen Level an seine Grenzen. Wenn da zwei Spieler auf die Zuspiele warten, dann muss der Rest des Teams alles andere machen, Verteidigung, Kreativität usw. Der Gegner kann das natürlich leichter verteidigen weil das Team berechenbar ist.
Einer der Stürmer wird also immer etwas anders spielen müssen. Er ist vielleicht mobiler oder mehr in der Defensive oder auf dem Flügel eingebunden. Gut umgesetzt kann das sehr interessant sein.

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a_me 17. August 2015 um 16:36

Vielen Dank. Etwas schade für den VfB, ich finde sehr spannend was da gerade unter Zorniger passiert, war auch schön anzuschauen.

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Jimbo 17. August 2015 um 16:20

Weiterer Vorschlag für die nahe Zukunft: Olympique de Marseille nach Bielsa, wohin geht die Reise?

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Gh 17. August 2015 um 17:01

Bielsa nach Marseille: wohin geht die Reise wär auch schön.

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Jimbo 17. August 2015 um 16:16

Themenvorschläge? Immer her damit in den Kommentaren!

Das Phänomen(Fragezeichen) Leicester City würde sich da aufdrängen, die von den letzten 33 möglichen Punkten 28 geholt haben — SSSSNSSUSSS — evtl. falls es da interessante, taktische Erkenntnisse gibt auch in ausführlicherer Form

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dx 18. August 2015 um 11:43

Mein Antworttipp: Robert Huth 😉

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Alexander 17. August 2015 um 16:16

Super Format – Kompliment!!!

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Gh 17. August 2015 um 16:10

Bin zwar nicht angesprochen, aber als Darmstädter: Denke, dass hängt ganz davon ab, wie intensiv sie über die Saison bleiben können. Sehe in der BuLi einige Teams, die, obwohl personell besser, ähnliche Mittel anwenden. Gegen all die ist was drin, wenn man dann in den Details besser/intenisver/konsequenter ist. Gegen die taktisch besseren Teams wird’s herbe Klatschen geben, aber darauf ist Darmstadt (im Gegensatz zu z.B. Hamburg) sehr gut vorbereitet, das werden sie also wegstecken und sich nicht beirren lassen.

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AlexF 17. August 2015 um 16:02

Was glaubst du, wie viele Teams wird Darmstadt mit der „Systematik“ bezwingen können ?
Fand sie schon extrem auf Kampf ausgerichtet, dagegen Hannover viel zu harmlos.

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TE 17. August 2015 um 16:08

Mit der Ausrichtung? Ich glaube, man könnte ein paar Punkte gegen Abstiegskampf-Konkurrenten wie Hannover, Hamburg oder Berlin sammeln. Je schlechter der Gegner im Spielaufbau ist, umso besser ist es natürlich für Darmstadt. Ich kann mir aber bspw. nicht vorstellen, dass man mit dieser Systematik die Bayern, Dortmund oder Schalke trotzen kann. Dafür ist es zu simpel.

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HW 18. August 2015 um 11:35

Welcher Aufsteiger hat schon den Anspruch gegen Bayern, Dortmund oder Schalke viele Punkte zu sammeln? Ob der Darmstädter Ansatz zum Klassenerhalt reicht ist genauso ungewiss wie bei anderen Aufsteigern. In Darmstadt ist wohl jedem klar, dass es bis zum Ende eng bleiben wird. Und wenn sie am letzten Spieltag die Chance auf den Klassenerhalt haben, dann ist das eine gute Saison.

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FAB 17. August 2015 um 16:32

Wobei ich darauf wetten würde, dass am Ende der Saison Darmstadt mehr Tore geschossen hat als der HSV.
In der 2. Liga war der Vorteil von Darmstadt noch dazu, dass die Defensive sehr stabil stand. Das wird aber nun in der 1. Liga deutlich schwieriger umzusetzen. Hannover ist ja vom Niveau nicht weit weg von der 2. Liga – Elite, so konnte Darmstadt einfach den bewährten Spielstil der 2. Liga beibehalten. Ich bin gespannt was nun nächsten Samstag auf Schalke passiert.

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Koom 17. August 2015 um 17:17

Darmstadt macht das, was Klopp früher gerne immer angesagt hat: Den Gegner aufs eigene Niveau runterziehen. Kampf, Bolzen, wildes Pressing, Rennen, Grätschen. Wer da nicht aufpasst, holt sich eine blutige Nase.

Wenn Darmstadt sich seiner selbst treu bleibt und auch bei einer Niederlagenserie nichts verrücktes macht (wie bspw. den Trainer kicken), dann schaffen sie den Klassenerhalt.

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HK 17. August 2015 um 21:38

Klassenerhalt möglich. Aber eine Rolle wie Paderborn traue ich ihnen zumindest zu. Und das heißt der Klassenerhalt bleibt zumindest länger in Reichweite als man gemeinhin so denkt.
Diese ganze Framing „Bruchbude Böllenfalltor, Schimmel an der Wand, kalte Duschen, Drittligaabsteiger“, das könnte eine Saison tragen.

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diedic 17. August 2015 um 21:54

Schuster ist sakrosankt in Darmstadt. Die Klatschen sind der Preis fürs Dabeisein. Aber Darmstadt hat schon in der 2. Liga nicht viel gewonnen, nur halt immer stabil geblieben und fast gar nichts verloren. Das sollte in Liga 1 nicht reichen dürfen. Was willste mit dem Team und dem Geld sonst anstellen? Und es wird Darmstadt egal sein, weil wir das jetzt als Dauer-Pokal sehen, früher war ein Heimspiel gegen Hannover ein tolles Los, jetzt ist es fast das graueste im Ligabetrieb – wahnsinn.
Ich hätte mal Lust auf ein SV-Experiment, auf Darmstadt-Niveau ein Team und ein System zu stricken. Einen Ribery-Ersatz zu casten ist da noch einfacher, oder? Und die Bayern zu analysieren ist ja wie Fussball-Manager mit Cheaten.

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Koom 20. August 2015 um 09:24

„Das sollte in Liga 1 nicht reichen dürfen“ – Ja, das dürften 17 andere Bundesligisten und vor allem die DFL dauernd sagen. Darmstadt, die böse Anomalie, wird den Zuschauerschnitt senken. 😉

Aber rein sportlich? Für eine Saison kann das in Sachen Klassenerhalt reichen. Sie dürfen nur nicht den Fehler machen und groß was ändern. 34 Spieltage angehen, als ob es der erste wäre. Und immer mit dem Gefühl, dass man nichts – der Gegner aber sehr viel zu verlieren hat. Dann wird das aus meiner Sicht zumindest einmal reichen. Und wenn nicht – egal. Mit der einen Saison hat man den Etat für die nächsten 2-3 Jahre gesichert. 😉

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