United steigert sich im Manchester-Derby zum Sieg
Die ersten zehn Minuten sahen für Manchester United gar nicht gut aus und brachten den Rückstand. Mit der Zeit kam van Gaals Team aber besser in die Partie, fand die Lücken in Citys laschem Pressing, mehr Kontrolle und verbuchte letztlich einen verdienten Erfolg.
Tiefe Zugriffsprobleme, die Milner-Rolle und David Silva
Bei der Besetzung der bekannten 4-2-3-1/4-4-2-Grundformation entschied sich Manuel Pellegrini auf Seiten der Gäste etwas überraschend dazu, James Milner in der Ausgangsstellung zentral als hängende Spitze um Aguero herum agieren zu lassen, wohingegen der spielmachende David Silva in einer von links einrückenden Rolle agierte. In Verbindung mit der vor allem horizontal sehr beweglichen Spielweise des Quasi-Sturmduos vorne führte dies zu einer durchaus fluiden Anlage sowie einer vor allem auf die linke Seite konzentrierten Vorgehensweise in den Angriffsbemühungen. Dabei kam Milner gegen die oftmals mannorientiert folgenden Innenverteidiger Uniteds die Aufgabe zu, als Raumöffner zu fungieren und mit variierenden horizontalen Rochadebewegungen seine beiden Kollegen zu befreien. Auch bei der Störung der Koordination der gegnerischen Abseitsfalle für schnelle Läufe von Aguero und Navas in die Tiefe sollte er behilflich sein. Einige Male deutete diese Ausrichtung in der Anfangsphase ihre Effektivität an und führte zu manchen Ansätzen der Gäste.
United startete grundsätzlich in der aus den letzten Wochen bekannten 4-1-4-1-haften Formation, legte sie trotz der weiterhin eingerückten Positionierungen der Außenstürmer gegen den Ball jedoch diesmal etwas klassischer aus. Die Ausrichtung war von zahlreichen Mannorientierungen – im Zentrum mit einer Spiegelung der gegnerischen Sechser –gekennzeichnet, die insgesamt etwas weiträumiger ausgespielt wurden. So rückten die Innenverteidiger gegen den umtriebigen Aguero und auch Milner weit mit heraus und Fellaini verfolgte manchem Vorstoß Yaya Tourés auch schon mal in zentrale Gebiete an der letzten Linie. Zunächst einmal bedeutete diese Spielweise mit den abwartenden Rollen der Außen, dass United anfangs nur wenig Zugriff auf die hinterste Linie Citys aufbauen konnte, wo diese somit ruhig zirkulieren durften. Entsprechend verbuchten die Gäste in der Anfangsphase – von etwa zehn Minuten – große Kontrolle, ließen den Ball laufen und konnten einige Male auch recht ungestört weiter aufrücken. So entwickelten sie eine Druckphase, aus der United sich anfangs kaum befreien konnte und erst einmal in tiefer Ausrichtung die Verteidigung des eigenen Tores zum Ziel erheben musste.
Ausgenommen von der mannorientierten Logik bei United war der häufig von links ins Zentrum einrückende David Silva, der nicht explizit in einzelne Zuordnungen eingeteilt wurde, sondern meist situativ zwischen Carrick und Mata verteidigt werden sollte. Entsprechend verzichtete Valencia darauf, dessen Bewegungen zu verfolgen, und verblieb auf seiner Seite – eventuell in Erinnerung an die gegnerische Hinspielstrategie mit der Öffnung der Flügel durch klare Pärchenbildungen, sicherte er diese Zone, falls dort Clichy nachrückend attackieren sollte, unterstützte situativ aber auch beispielsweise gegen Milners Ausweichen. Dass er einige Male auf den etwas tiefer aufbauenden Clichy in der gegnerischen Zirkulation herausrückte, war letztlich ein zweischneidiges Schwert und an der Entstehung des 0:1 nicht ganz unbeteiligt. Er hatte einen recht langen Weg, so dass der Franzose andribbeln, innen an Valencia vorbeiziehen und aus dem Halbraum den ausgewichenen Milner bedienen konnte. Dieser zog anschließend zur Mitte und wartete auf den zuvor zurückgefallenen Silva, der sich Carricks Aufmerksamkeit entledigte, hinter Mata wieder vorstieß und dann diagonal zur Grundlinie durchzog – von dort fehlte nur noch der Querpass auf Aguero.
United gegen das hohe, mannorientierte Anfangs-Pressing
Nach dem Rückstand musste United das Kommando übernehmen, hatte aber trotz des schnellen Ausgleichs im Anschluss an eine Standardsituation zunächst einige Probleme mit dem Pressing Citys. Die Mannen von Pellegrini liefen hoch an, stellten beide Innenverteidiger in einer wechselnd besetzten 4-4-2-Formation zu und ließen zurückfallende Bewegungen Herreras weiträumig mannorientiert durch Fernandinho verfolgen. Diese gestreckten 4-1-3-2-haften Ansätze wurden mit einer leicht einrückenden Rolle des jeweiligen Linksaußen kombiniert, der sich zusätzlich auf mögliche Mechanismen Uniteds im dortigen Halbraum konzentrieren sollte. Auch umgekehrt gestaltete sich die Organisation so, dass sich der ballfern einrückende Mata etwa im Dunstkreis von Ander Herrera bewegte, wenngleich dieses Vorgehen später allgemein an Konsequenz einbüßen würde.
Diese Ausrichtung der Gäste baute zwar vorne Druck auf und konnte gewisse Probleme Uniteds, die sich davon einige Male – ohne immer ganz konsequent aufzufächern – zu einfach und frühzeitig zu längeren Zuspielen drängen ließen, andeuten. Allerdings war sie auch gestreckt und unkompakt, da die Mannorientierungen und die Abläufe simpel ausgeführt wurden. Nur selten fingen kollektive oder gruppentaktische Reaktionsmechanismen mal die vertikalen Lücken hinter einzelnen Bewegungen auf. Mit direkten Pässen in die freien Bereiche im Mittelfeld oder nach Ablagen des zurückfallenden Rooney hätte United diese Schwächen eigentlich sehr gut attackieren können. Allerdings fanden sie diese Bereiche anfangs noch nicht sauber genug, da sich ihre Mechanismen noch nicht entwickelt hatten und ihre verschiedenen Pärchenbildungen samt Wechselwirkungen noch nicht so ganz zusammenfanden – doch das sollte noch kommen.
Zwei Aufrückwege: Lange Bälle nach links und Herrera-Mata-Tandem
Mit der Zeit kamen die Hausherren etwas besser in die Partie und konnten sich einige Male aus dem Pressing der Citizens, das über Phasen auch passiver und inkonsequenter wurde, lösen. Dafür gab es auf Seiten der Red Devils zwei bevorzugte Aufbaurouten, um das Spiel nach vorne zu tragen und in die Offensive aufzurücken. Einmal waren dies lange Bälle von de Gea, der diese immer wieder nach links in Richtung Fellaini schlug. Zwar versuchte Navas anfangs noch den Raum zu unterstützen, doch später hatte das sich besser zusammenziehende United in den umliegenden Zonen mehr Kompaktheit auf die Abpraller, zumal Fellaini das Leder häufig selbst schon stark verarbeitete. Auf diesem Wege fielen die langen Bälle nicht als das Problem, das sie eigentlich sind, ins Gewicht, sondern brachten einige Szenen, die United über links zielstrebig weiterspielte.
Die andere Möglichkeit bestand darin, das Pärchen aus Herrera und dem von rechts erneut weit einrückenden Mata ins Spiel zu bringen. Beide ließen sich mit der Zeit immer häufiger und besser in die Übergangsbereiche fallen und sorgten dort für Überladungen. Mit der Hilfe von Mata stellte United kleine Überzahlen in gruppentaktischen Szenen her und konnte die Mannorientierungen Citys gegen die Achter umspielen. Ein schnelles Zusammenspiel der beiden Akteure im Verbund mit Carrick oder Smalling halbrechts oder zentral brachte einen der beiden in einen dynamischen Freiraum innerhalb des phasenweise sehr unkompakten gegnerischen Mittelfelds, ließ United über diesen beschleunigenden Moment das Pressing knacken und nach vorne aufrücken.
Uniteds Flügelüberladungen rechts und links mit Reserven im Ausspielen
Waren sie dann vorne angelangt, wollten van Gaals Mannen im Großen und Ganzen vor allem über Flügelüberladungen zum Erfolg kommen. Auf der linken Seite hatten sie nach den langen Bällen auf Fellaini ohnehin gute Ausgangsstellungen und versuchten daraus über die dortigen Akteure durchzuspielen. Ebenso wie auf der anderen Seite waren es meistens die Gruppen aus Außenspielern und Achter, die jene Bereiche überladen und gegen die teilweise schwach verteidigenden Citizens mit simplen, klaren, zielstrebigen Dreieckskombinationen in offene Räume in die Spitze brechen sollten. Die Sechser von City zeigten eine etwas unklar ausgerichtete Spielweise, ob und wann sie sich jeweils an ihrem Gegner orientieren sollten. Gaben sie eine solche Zuordnung auf, fehlte mannschaftlicher Druck auf den Gegenspieler, während sie selbst sich etwas orientierungslos verhielten und teilweise von den zu verteidigenden Szenen wegbewegten. Aus diesen Gründen – hinzu kam noch das gelegentliche Zocken von Citys Offensiven – wirkte Uniteds sehr konsequent auf gezielte Raumstrukturen angelegte Ausrichtung einige Male effektiv.
Dennoch machte der Gastgeber im Angriffsdrittel beim Übergang zum Strafraum noch einige Fehler und hätte ohne die Probleme in diesem Bereich die Schwächen Citys deutlicher aufzeigen können. So standen trotz ihres überlegenen Auftritts am Ende nur elf Schüsse für die Red Devils zu Buche. In ihrer recht flügelfokussierten Ausrichtung besetzten sie einige Male die Verbindungsräume im Halbraum nicht, mit denen sie ihre Dreieckskombinationen flüssig diagonal auf weitere Akteure hätten ausweiten können. Hinzu kamen einige falsche Entscheidungen: Wann sie mal riskanter in zentrale Zwischenräume spielen sollten, wann nicht und wie dann weiter zu verfahren sei. Gerade auf links hing dies auch mit den Charakteristika der wenig kombinationsstarken Fellaini und Young zusammen. In Dynamikszenen zeigten die Offensivakteure einige Male etwas zu simple Bewegungen und einen zu linearen Fokus in die Spitze.
Auch die durch verschiedene Räume driftende Rolle von Mata hätte etwas flüssiger eingebunden werden können, doch wurde dies mit der Zeit deutlich besser und seine Bedeutung als Überladungsakteur entsprechend immer wirksamer. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war das 3:1, als der Spanier gegen die simple Defensive der Gäste den entscheidenden Überzahlmann lokal in Ballnähe gab, der die Dynamik der Szene entfachte. Durch ihn erhielt Uniteds Angriffsspiel in dieser Situation die zusätzlichen und letztlich entscheidenden Optionen ebenso wie die Kontrolle. Am Schluss des Angriffs war es nach diesen Entwicklungen dann auch wieder Mata, der das Loch hinter dem herausrückenden Demichelis provozierte, durch das er selbst in die Tiefe durchstarten und nach Zuspiel von Rooney zur Vorentscheidung verwandeln konnte.
Kleinere defensive Anpassungen für mehr Pressingdruck bei den Hausherren
Im Laufe der ersten Halbzeit nahm United – vor allem dann mit der Führung durch Fellaini nach einem eher simplen Angriff über die Flügel im Rücken – einige kleinere defensive Anpassungen vor. Zunächst sollte Ander Herrera etwas tiefer und weniger mannorientiert agieren, um gegen die gegnerischen Versuche über halblinks um Aguero und Silva zu helfen, den er einige Male besonders attackierte. Hinter bzw. neben ihm verblieb Michael Carrick als freier Mann in der Mittelfeldzentrale, während Mata einige Male auf Fernandinho herausrückte, um den Zugriff auf den gegnerischen Sechserraum zu wahren. Dorthin ließ sich immer mal wieder auch Rooney zurückfallen, wobei gegenüber Rückwärtspressingszenen meistens solche Situationen überwogen, in denen er einfach innerhalb der Zirkulation sich nach hinten zog, um Optionen zu verstellen. Dies war insgesamt eine etwas mehr auf Stabilität und kompakte Organisation der verschiedenen losen Orientierungen ausgerichtete Spielweise.
Dazu kam eine druckvollere, aggressivere Variante, die in den allerersten Minuten leicht angedeutet, dann aber zunächst kaum weiter durchgebracht worden war. Die Achter rückten situativ häufiger aus ihrer Mittelfeldlinie unter Nutzung des Deckungsschattens nach vorne auf, um zusammen mit Rooney Druck auf Citys Innenverteidiger aufzubauen. Dahinter schob Carrick einige Male aktiv nach, verengte den Raum zusätzlich und versperrte größere Bereiche – auch mit etwas Risiko – hinter sich. Gelangte City doch einmal in den Zehnerraum, geschah dies meist entweder in Form von zurückfallenden Bewegungen der beiden offensivsten Kräfte, die United weiterhin durch herausrückende Innenverteidiger verfolgte, oder durch Silva auf halblinks, in dessen Raum Mata gegen den Ball aber noch einmal etwas tiefer und eingerückter agierte als zuvor. Dieser zusätzliche Fokus machte den Halbraum nach der Anfangsphase stabiler. Gleichzeitig ermöglichte das Vorschieben der Achter mehr Zugriff im Pressing, United konnte etwas höher zustellen und zwang City zu einigen langen Bällen oder Fehlern, die deren Zirkulationsphasen unterbrachen.
Ballbesitz in Lücken nach der Pause
Grundsätzlich veränderte sich nach der Pause zunächst wenig am übergreifenden Bild der Begegnung. United nahm noch eine kleine weitere defensive Anpassung durch die nochmals enger werdende Defensivspielweise Valencias vor, um der zunehmenden Asymmetrie Citys zu begegnen, die Milner und Aguero weit vorne – aber jedoch zunehmend sehr undefiniert ausgerichtet, bloß mit zu starker Fixierung auf den horizontalen Teil ihrer Bewegungen – und Silva als eine Art Zehner agieren ließen. Ansonsten tat sich aber kaum etwas an der grundlegenden Konstellation oder den Kräfteverhältnissen. Vor allem eine Drangphase der zurückliegenden Gäste ließ sich auf sich warten – ihr Offensivspiel wurde zusehends simpler, unverbundener und war von schwachen Bewegungen der vordersten Akteure in der letzten Linie geprägt.
Der Ballbesitzanteil erhöhte sich stattdessen auf Seiten der Hausherren, die nicht zu passiv wurden, sondern das lasche, lückenhafte Pressing der Citizens konsequent bespielten und geschickt ausnutzten, um die Kontrolle der Partie zu behalten, durch Zirkulation innerhalb dieser Löcher die Zeit von der Uhr zu nehmen und situativ in vielversprechende Angriffe umzuschalten. Dieses bewusste Sammeln von Ballbesitz war ein entscheidender Punkt, um City nicht mehr in die Partie zurückkommen zu lassen. Auch nach Matas 3:1 und dem kurz danach folgenden vierten Treffer durch Smalling blieb United sinnvollerweise bei dieser Strategie. Pellegrini hatte bereits nach etwas mehr als einer Stunde Nasri gebracht und auf ein weitgehend klares 4-2-3-1 mit Silva auf der Zehn umgestellt, was aber wegen seiner eher klassischen Ausrichtung ebenso keine Wende bringen konnte. Erst nachdem Carrick humpelnd das Feld verlassen hatte und United daher in Unterzahl spielen musste, erhielten die Gäste noch einmal etwas Zugriff und verkürzten zumindest auf 4:2.
Fazit
Nach einer problematischen Anfangsphase fand Manchester United mit der Zeit ins Spiel zurück, hatte bei seinen Treffern vielleicht etwas Glück mit dem Timing und der Entstehung, gewann letztlich aber verdient. Entscheidend war vor allem, wie sie über ihre verschiedenen Routen – das Highlight stellten erneut die Szenen um Mata und Herrera dar – immer besser die Lücken in Citys laschem Pressing finden konnten. Das erlaubte ihnen, die Kontrolle über die Begegnung durch Ballzirkulation kontinuierlich zu erhöhen. Den Gästen fehlte es an Zugriff und Kompaktheit, zumal auch ihre Offensive nachließ – nachdem Silva von United besser verteidigt wurde – und sich zu sehr auf die horizontale Fluidität Milners und Agueros unmittelbar an der letzten Linie. Obwohl United keinesfalls alles richtig machte und im Ausspielen weiterhin Reserven offenbarte, waren sie das bessere Team und später insbesondere über Matas überladende Rolle einige schöne Momente. Zudem überzeugten sie mit verschiedenen kleineren Defensivanpassungen und mit der genannten Konsequenz im Ballbesitz in der zweiten Halbzeit, den sie sehr geschickt nutzten und den Sieg damit absicherten. Nach dieser Niederlage muss City nun wohl endgültig für den letzten Träumen von der Titelverteidigung Abschied nehmen, während United die jüngste Erfolgsserie weiter fortsetzten konnte.
12 Kommentare Alle anzeigen
rodeoclown 17. April 2015 um 14:23
Ist übrigens mal jemanden aufgefallen, dass Fellaini jetzt seit ein paar Wochen genau so eingesetzt wird wie von PP im Fantasy-Draft vor einiger Zeit? 😉 Hier mal aus dem Halbfinale:
„Pressen sie früh, schiebt Fellaini in die Halbräume und wird hoch angespielt. Ronaldo geht steil für Verlängerungen, Rui Costa bleibt nah an Fellaini, um Ablagen auf Ronaldo durchzustecken. Sollte Fellaini mal ein Duell verlieren – was sehr sehr selten sein wird – stehen wir gut für die zweiten Bälle, denn Giggs und Matthäus sind in den Situationen des Aufbaus durch einen langen Ball stark eingerückt.
Wir haben also drei verschiedene Grundangriffsmuster, Franz sieht sofort, welche am besten funktionieren und hat das Kommando!
Im Aufbau gehen absolut gar kein Risiko ein! Das heißt, Desailly geht nur vor wenn Beckenbauer zurückfällt. Im Passspiel gilt: Bis zur Mittellinie entweder den Nebenmann oder lang auf Fellaini oder Ronaldo in den Raum. Ballverluste gegen Maradonna, Pele und Co? Das darf man sich in dieser Turnierphase nicht erlauben!“
Ist der SV-Redaktion bekannt ob sich in den letzten zwei Monaten eine nordenglische IP-Adresse vermehrt für den Fantasy-Draft interessiert hat? Louis, dieser alte Schlawiner!
Benj 14. April 2015 um 20:03
@ an die versammelte Runde:
Als ManU mit 3-4-3 die Saison begann, ad hagelte es Negativkritik ob der gezeigten Leistungen (zB. 1-2 gg Swansea). Jetzt läuft es mit 4-3-3 zwar auch nicht perfekt, aber die Ergebnisse passen.
Nun muss das 3-4-3 nicht zwingend anders gespielt werden als das 4-3-3, betrachtet man zB das Hitzfeld-System der 90er mit Dortmund and Bayern, als die Liberi (Sammer/Feiersinger bzw. Matthäus/Andersson so gut wie ausschliesslich vor der Abwehr gespielt haben.
Was mich interessiert ist folgendes: Was ist das neue System bei ManU so viel anders als das alte? Oder anders: Wie bei einem Computerprogramm, wo eine einzige falsche Zeile einen Bug verursacht, was ist hier so „die falsche Zeile“?
PS: Ich habe heuer noch kein einziges Spiel von ManU gesehen.
IcemanZero 14. April 2015 um 15:12
Habe ja schon vor ein paar Wochen zu einem Artikel von euch über ManU geschrieben, dass man das aktuelle System mit diesen Rollenverteilungen UNBEDINGT beibehalten muss! Das 4-3-3 mit einem halbrechten nach innen wirkenden 10er (Mata) ist die passendste Rolle. Valencia als offensiv RAV hat somit ständig Platz für seine Vorstöße. Young gegenüber spielt endlich seine Paraderolle als Linksaußen mit zug nach innen. Keine Wingback-Experimente, kein LAV etc. Einfach den Linksaußen mit Absicherung hinter ihm. Diese Absicherung ist Blind, der von dort aus überlaufen kann oder spielmachend in die Halbräume driften kann. Somit sind beide Flügel in jeglicher Hinsicht schon mal passend besetzt.
Im DM/ZM hat Fellaini endlich seine Rolle als vertikaler offensiver 8er mit Torgefahr bekommen, Herrera spielt den tieferliegenden, spielmachenden 8er und Carrick räumt dahinter ab.
Auch Rooney kommt das alles entgegen. Ja, er kann den Halbstürmer geben, ja er kann sogar die 8 zuletzt mal spielen. Und ja er kann auch verkappt auf dem Flügel. Aber Rooney gehört für mich am besten einfach ins Sturmzentrum als richtige 9.
Spannend wird jetzt zudem sein, wie man Di Maria und Januzaj immer integiert. Denke die werden hauptsächlich über die Flügelstürmer-Positionen kommen, was auch passend ist.
Alles in allem ist dieses System, dieses 4-3-3 mehr als passend und die Rollenverteilungen erstklassig!
Valentin 14. April 2015 um 10:10
Ich denke diese Saison war dann auch die letzte für Pellegrini, da auch er es letztlich nicht geschafft hat, die altbekannten City-Schwächen abzustellen (das schwache Pressing, die (dadurch) fehlende Kompaktheit und der zu hohe Fokus auf individuelle Aktionen im Offensivspiel). Für diesen Kader und diese Ausgaben ist das schon enttäuschend. Sinnbildlich für das Potenzial, das in England verschenkt wird.
Koom 14. April 2015 um 09:45
Aus dem Text heraus kann man schließen, dass von Van Gaals üblichen Vorgehensweisen nicht sonderlich viel übrig geblieben ist. Viele Mannorientierungen, relativ einfaches Aufbauspiel – quasi eine Englischisierung seiner sonstigen Ideale. Täuscht dieser Eindruck?
mhaman 14. April 2015 um 09:56
Glaub dass das einfach noch etwas dauern wird, die Mannschaft war ja in keinem guten Zustand als er sie übernommen hat, dann kommen da noch die Verletzungen dazu und die verkürzte Vorbereitungszeit aufgrund der WM.
Wir werden wohl erst nächste Saison den echten Van Gaal sehen
Valentin 14. April 2015 um 10:34
Ja es ist gut möglich, dass die von Koom beschriebenen Maßnahmen erst einmal zur Stabilisierung dienen sollten, nach der letzten Saison und dem schwachen Start. Hat ergebnismäßig ja auch ganz gut funktioniert. Vielleicht braucht er wirklich noch die kommende Sommerpause, um seine bisherigen Ideale konsequent umsetzen zu können. Allerdings war seine Ausrichtung für meinen Geschmack schon bei der WM unterschiedlich („pragmatischer“, weniger dominant) zu dem was er damals bei Bayern hat spielen lassen und die Entwicklung bei United ist nur die Fortsetzung davon. Und in Bezug auf die Mannorientierungen hat RM natürlich Recht, war ja auch bei der WM auffallend. Gibt hier aber bestimmt Leute, die das alles besser beurteilen können als ich. Jedenfalls wird die Entwicklung interessant zu beobachten.
RM 14. April 2015 um 10:26
Mannorientierungen hatte er schon immer viele, beim Aufbauspiel kann man das durchaus so sehen.
Koom 14. April 2015 um 11:52
Hm, bei mir ist immer der Bayern-Eindruck verfestigt, der IMO nicht sonderlich Mannorientierungen enthielt (eigentlich ganz im Gegenteil). Aber stimmt schon: Schon bei der WM war der Stil schon deutlich verändert und … pragmatischer, wenn man so will.
Was ist allgemein euer Eindruck von Van Gaal: Wächst da was zusammen und kann es was längerfristiges werden? Missioniert er zumindest im Kleinen ManU?
RM 14. April 2015 um 12:43
Naja, schon bei Ajax hatten die sehr viele Mannorientierungen und bei Bayern war es weniger, aber trotzdem durchaus vorhanden.
Zu ManUtd kann ich leider nicht viel sagen. CE?
CE 14. April 2015 um 18:24
Es ist geschmischt. Gerade bei Formationen mit Dreierketten gibt es außen sowie vereinzelt zentral recht klare Mannorientierungen. Viel abgeschwächter ist es bei Viererabwehr-Formationen. Da gibt es von den Abwehrspielern zuweilen herausrückende, mannorientierte Bewegungen zu beobachten, während man das aber auf den Flügeln vermeidet.
Schorsch 14. April 2015 um 15:19
irgendwann bekommt jeder Ideologe einen pragmatischen Einschlag. Die Trainertätigkeit findet ja nicht im Labor und selten unter der hütenden Hand der Cluboberen statt, die z.B. für Veränderungsprozesse eine lange Zeitspanne gewähren, auch wenn das Erreichen bestimmter Mindestziele in Gefahr gerät. Eine Vorbereitungsphase auf ein WM-/Kontinentalturnier ist da schon etwas anderes. Da war es van Gaal völlig schnuppe, was sein ‚Freund‘ Johan wieder so herummeckerte. Denn erstens meckert der immer, vor allem wenn es um van Gaal geht. Und zweitens ging van Gaal dies an einem bestimmten Körperteil vorbei. Denn schließlich stand er in der Verantwortung und eine Ablösung durch den Verband 4 Wochen vor dem Turnier war quasi ausgeschlossen.
Es kommt hinzu, dass man nicht nur seitens der Fans bei ManUnited schon recht konservativ ist und bestimmte Veränderungen, die man als ‚unenglisch‘ empfindet, sehr skeptisch sieht oder gar ablehnt. Dies tut man auch kund. Wenn van Gaal z.B. mit einer Dreierkette experimentiert, dann schallt es von den Zuschauerrängen ‚Four-Four-Two, Four-Four-Two. …‘ Man wil halt das klassische englische 4-4-2 sehen.
van Gaal hat auch gelernt, dass man sich nicht zu viele Gegner machen sollte. Späte Einsicht, aber immerhin. Vielleicht hat er auch realisiert, dass Veränderungen bei ManUnited nur in einem eher langsamen Prozess vonstatten gehen können. ManUnited will zurück in die CL, und das ist eine klare Erwartung an van Gaal. Wenn man ’nur‘ die EL erreichen sollte, könnte er vielleicht seinen Job ebenfalls weiterführen. Aber sicher ist das bestimmt nicht. Wieso sollte vG in so einer Situation nicht zielführende Kompromisse finden, indem er ‚englische Elemente‘ in diesen Prozess einfließen lässt??
vG sagt selbst, er wolle seinen Vertrag mit ManUnited bis zum Vertragsende 2017 erfüllen und danach seine Trainertätigkeit beenden (zumindest als Clubtrainer). Wenn ihm das gelingen soll, dann darf er nicht mit dem Kopf durch die Wand.