Manchester City – Ajax 2:2

Manchester City offenbarte seine Problemzonen und Schwachstellen auch in diesem Spiel – ein allgemeingültiges Beispiel.

Ein atemberaubendes, temporeiches und vielschichtiges Match, das von den Spielern individuell viel verlangte. Citys Offensivakteure mussten sehr viel über Eigenaktionen und Eigeninitiative richten, Ajax´ Defensivspieler individuell überlegene Gegner in Mannorientierung verteidigen und großen Pressingdruck umspielen.

Nach dem Horror-Start in der Horror-Gruppe musste Manchester City zuhause gegen den Außenseiter aus Amsterdam unbedingt die Hinspielniederlage korrigieren und den ersten Sieg einfahren, um sich realistische Chancen auf das Weiterkommen zu erhalten. Doch gegen das zuletzt nicht in Bestform spielende Ajax brachte sich City mit einem frühen 0:2-Rückstand in eine sehr schlechte Ausgangsposition, so dass es am Ende nicht zu mehr als einem 2:2 reichte. Mit einer guten Leistung verdiente sich Ajax einen Punkt.

Grundformationen 1. Halbzeit

Ajax´ flexibles Pressing gegen Citys tiefe Stellung

Ein zentrales Element, das über weite Strecken der Partie auch konstant angewendet werden musste, war das Defensiv- und Pressingspiel der Gäste. Dabei wechselten sie durch situatives Aufrücken von einem der beiden Achter flexibel aus ihrer 4-1-4-1-Grundformation mit einer starken Mannorientierung auf die jeweiligen Gegenspieler in ein 4-4-2, um bei passender Gelegenheit zusätzlichen Druck aufbauen zu können. Wichtig war dabei ein sehr intelligentes Verhalten der Akteure, die trotz ihrer Mannorientierung auf einen bestimmten Gegenspieler die Beziehungen zu ihren Mitspielern nicht vergessen durften – dies gelang ihnen sehr gut, weshalb immer wieder auch gut abgestimmtes Übergeben von Mannorientierungen stattfand. So fanden die Amsterdamer einen grundsätzlichen Zugriff auf die Gegner, blieben aber gleichzeitig im Raum größtenteils stabil und trafen richtige Entscheidungen, wann eine Mannorientierung aufgelöst und zusätzlich auf den Ballbesitzer gepresst werden konnte.

Allerdings muss man dabei anmerken, dass die Hausherren es Ajax mit ihrer Struktur im Spielaufbau auch leicht machten. Während die beiden Außenverteidiger zu Beginn der Angriffe nur wenig auffächerten oder vorschoben, agierten die beiden Sechser zwar beweglich, blieben aber insgesamt sehr tief. Weil häufig zusätzlich auch Yaya Touré von seiner nominellen Zehnerposition bis weit in Richtung Sechserraum zurückfiel, hatte Manchester viel Personal in tiefen Zonen, büßte dafür aber Anspielstationen in der Offensive ein.

Durch den in geschickter Dosierung ausgeführten Ansatz der Mannorientierung im Mittelfeld von Seiten Ajax, konnten zwar alle Mittelfeldspieler sich zum Ball bewegen und anspielbar  machen, doch bekamen sie nur wenig Zeit am Spielgerät geschweige denn Möglichkeit, sich kontrolliert zu drehen, weshalb sie immer wieder zurückspielen mussten. So fiel es City sehr schwer, aus den tiefen Zonen weiter nach vorne zu kommen.

Die Verantwortung der Offensivstars

Durch die praktizierte Mannorientierung und die Beweglichkeit des gegnerischen zentralen Mittelfelds war es für Ajax schlicht nicht möglich, alle möglichen Räume im Zentrum zu verdichten – wie anpassungsfähig sie auch spielen mochten, öffneten sich naturgemäß immer irgendwo kleinere oder größere Zwischenräume. Dies liegt daran, dass ein mannorientierter Ansatz ganz einfach nicht die vertikale und vor allem horizontale Kompaktheit liefern kann wie eine stärker raumorientiert ausgeführte und auch gehaltene Kettenformation.

Die ebenfalls recht eng gedeckten Offensivspieler Citys verpassten es dabei, sich effektiv in diese entstandenen Bereiche abzusetzen. Meistens bot sich immer nur einer von ihnen  umher driftend in verschiedenen Räumen an, wurde von seinem Gegenspieler verfolgt (auch die Innenverteidiger waren hier oft sehr mutig) und musste alleine eine Verbindung zwischen den tieferen Akteuren und seinen zwei bis drei hohen Offensivkollegen herstellen. Diese boten sich gerne für Pässe hinter die hochstehende Abwehr an – ein Mittel, mit dem City auch gegen Dortmund am 2. Spieltag der Gruppenphase seine besten Möglichkeiten kreierte. Es benötigte schon die gesamte individuelle Klasse der einzelnen Offensivstars der Hausherren, um sich aus den direkten Situationen in freie Räume zu lösen und anschließend das Spiel hauptverantwortlich nach vorne zu tragen.

Zu individuelles und ungünstig angeordnetes Offensivspiel im letzten Drittel

Wenn solche Situationen zustande kamen, wurden sie dann besonders gefährlich, wenn City sie trotz geringer Unterstützung wirklich schnell und zielstrebig ausspielte anstatt auf nachrückende Kollegen zu warten. Dies lag mit der Effektivität der Positionierung der sich anbietenden Offensivspieler an – im Verlauf eines durchschnittlichen Angriffes veränderte sich ebenfalls jene Effektivität aufgrund der sich verändernden Situation entsprechend.

In den Anfangsphasen solcher Schnellangriffe zahlten sich die hohen Positionierungen der Offensivkräfte noch stärker aus, weil die in ihrer Nähe befindlichen Räume effektiver bespielt werden konnten – vertikal gab es hinter der Abwehr mehr Platz zum Hineinstarten, während horizontal Ajax noch nicht kompakt war. So wurden die mannorientierten Außenverteidiger, vor allem Blind gegen den einrückenden Nasri, durch die alles andere als wirkliche Flügelspieler verkörpernden direkten Gegner häufig von ihrem Flügel weggezogen, den sie dann entweder für die vorrückenden Außenverteidiger Citys oder für Diagonalrochaden aus dem Zentrum offen ließen – auf diese Weise entstanden einige der gefährlichsten Aktionen für die Mannschaft von Roberto Mancini.

Exemplarische Szene aus der Anfangsphase: Ajax verteidigt mannorientiert, Poulsen und Schöne übergeben ihre Gegenspieler, City mit wenig Aufrücken. Der zurückfallende Tévez kann allerdings in den dunklen Raum gehen und dort den Ball zugespielt bekommen. Auch die blaue Fläche ist eine der angesprochenen Lücken in der Ajax-Formation (nur beispielhaft, da sie für diese Szene eigentlich von keiner direkten Relevanz ist). Tévez muss anschließend alleine den Ball behaupten, sich Richtung Tor drehen und dann eine entscheidende Aktion spielen. Weil Nasri Blind wegzieht und den großen roten Raum öffnet, kann Aguero, der sich sehr zentral stellt und von Moisander übernommen wird, dort mit einem gegensätzlichen Laufweg (roter Pfeil) hineinstoßen und von Tévez bedient werden.

Wenn die Angriffe hingegen verlangsamt und letztlich weitergespielt wurden, als wären sie durch konsequentes Vorrücken aus dem Aufbau entstanden , verlor die hohe Stellung der Offensivspieler ihre Effektivität und wurde sogar zum Problem. Durch die hochstehende Reihe fehlte die Staffelung innerhalb der Offensive, was die Kombinationsmöglichkeiten einschränkte. Weil gleichzeitig die Mittelfeldspieler eher tief standen, wurden die vertikalen Abstände zwischen diesen beiden Mannschaftsteilen besonders groß.

Daher sahen die meisten Angriffe von City so aus, dass einer der Offensivspieler in einer sehr freien Rolle die Bälle schleppte und das Spiel zu machen versuchte, während seine Kollegen in der letzten Linie stehend sich als Anspielstation anboten, aber primär horizontal und nur geringfügig bewegten. Selbst beim Anschlusstreffer erkannte man sowohl die schlechte Staffelung als auch die fehlende Unterstützung, wenngleich hier als entscheidende Spieler Torschütze Yaya Touré und Barry mit in den Sechzehner aufgerückt waren: Nasri stand außen völlig alleine und musste durch individuelle Aktionen sich selbst die Flanke ermöglichen, während in der Mitte praktisch vier Spieler auf einer Höhe auf den Ball warteten. Einzig die schiere Präsenz, Moisanders Unsicherheit und Yayas herausragende Verarbeitung des Balles machen den Treffer möglich – auf mehrfache Weise sowie sinnbildlich einen Treffer der individuellen Stärke.

Das 1:2-Anschlusstor: Nasri ist gegen Blind und Babel eigentlich abgedeckt und ohnehin von seinen Kollegen isoliert, kann durch gute Einzelarbeit aber die Flanke bringen. Ajax verteidigt gewohnt mannorientiert, Alderwereild und Moisander lassen sich von ihren Gegenspielern (Aguero hier als zweite Spitze agierend) allerdings zu weit aus dem Zentrum locken, was das Tor erst ermöglicht. Siem de Jong verfolgt Barry und Poulsen übergibt Yaya an van Rhijn. Auffällig eben die eigentlich schlechte Staffelung Citys, da praktisch alle Spieler auf einer Linie postiert sind. Daher ist auch der Rückraum total offen, weil sich Ajax an dieses Spiel mannorientiert anpasst.

Insgesamt strahlten die Citizens also durch ihre Präsenz in hohen Zonen und ihre anspruchsvoll zu verteidigenden und spontanen „Individual-Kombinationen“ beständig Gefahr aus, konnten sich daraus aufgrund der angesprochenen ungünstigen Verbindungen und dem geringen Aufrücken gegen die gute Endverteidigung der Ajax-Viererkette aber nur wenige klare Chancen erspielen.

Citys Pressing: Druckaufbau trotz Lücken

Auch in der Defensivarbeit zeigten sich die Hausherren nur bedingt als ein kollektiv vorgehender Block – und das, obwohl sie angesichts der Ausgangslage offensiv spielen mussten und dementsprechend meistens mit einem Angriffspressing die Abwehrspieler Ajax´ früh unter Druck setzen wollten.

Grundsätzlich formierte der englische Meister sich dabei in einem 4-4-2, indem Yaya Touré zu Carlos Tévez aufrückte, doch sorgte das frühe Stören zwar für Druck auf Ajax und einige knifflige Szenen, doch im Großen und Ganzen ging der Plan aus zweierlei Gründen nicht auf. Zum einen konnte Ajax besonders über den sich zwischen die beiden City-Stürmer fallen lassenden Poulsen herausspielen. Zum anderen besetzten einige nur bedingt diszipliniert spielende Akteure der Hausherren ihre Plätze in der Pressingformation nicht beständig und öffneten dadurch Lücken für Ajax. Diese gingen gerade in der Anfangsphase gegen das druckvolle, aber unorganisierte Pressing Manchesters sehr viel Risiko und versuchten die Mehrheit an Szenen spielerisch zu lösen, was sich insgesamt auch auszahlte. In größter Not blieb ohnehin der auch einige Male riskante Rückpass auf Vermeer, der die Bälle in solchen Situationen sicherheitsbedingt lang nach vorne schlug.

Im weiteren Verlauf dieser Angriffe war die halbherzige Defensivarbeit der Offensivspieler Citys erneut ein gewichtiger Faktor. Meistens überließen die drei offensivsten Akteure (Agueros Rolle war eher die eines Stürmers auf Außen, wenngleich er vereinzelt individuell hinten mit gutem Einsatz half; Nasri agierte zu ungeduldig und bewegte sich etwas unglücklich, hatte sehr beherzte, aber auch sehr lustlose Phasen; gelegentlich blieb auch Yaya Touré vorne, dann rückte meist ein anderer für ihn zurück) es ihren Kollegen, die Angriffe der Niederländer im Mittelfeld- und Abwehrdrittel zu verteidigen, während sie selbst vorne auf Kontersituationen und Fehler lauerten. Allerdings zahlte sich dieses Risiko nur bedingt aus, da viele Situationen nicht unähnlich den Schnellangriffen aus dem Aufbau verliefen und daher von Ajax´ Viererkette auch im Duell mit sehr starken Gegenspielern – gelegentlich mit ein bisschen Glück (z.B. Agueros Ausrutscher in der zweiten Halbzeit) – gelöst werden konnten.

Ajax verschenkt die Freiheiten

So traten eher die defensiven Nachteile dieser Spielweise der Nordengländer zutage. Durch die geringe Mitarbeit der Offensivspieler ergaben sich für Ajax zum einen Räume vor dem Mittelfeld der Citizens und zum anderen Freiheiten nach Verlagerungen auf die vorstoßenden Außenverteidiger, welche aufgrund der leichten Asymmetrie bei City, der tieferen Grundstellung von Nasri und der rechtsseitigen Position Yayas vor allem Ricardo van Rhijn zuteilwurden.

Nur konnten die Amsterdamer weder aus ihrer Kontrolle über das Mittelfeldzentrum, das vom mittlerweile als spielmachende Neun agierenden Christian Eriksen gestärkt wurde, noch aus ihren Freiheiten auf den Seiten genügend Kapital schlagen. Angesichts der potentiell vorhandenen Schwachstellen bei Man City hätte Ajax diese noch viel effektiver nutzen können und müssen, als sie es letztlich taten. Diese Ineffektivität war auch eine Form der Inkonsequenz.

Gegen die meistens in einer tendenziellen 4-3-Ordnung verteidigenden Defensivspieler Citys konzentrierte sich Ajax vor allem auf die Halbräume und die Außenseiten, welche neben der gegnerischen Mittelfeldreihe lagen. Dort versuchten sie mit mehreren Spielern und angetrieben von den Achtern kombinativ zu überladen, schöpften aber weder in solchen Szenen noch nach schnellen Verlagerungen auf die andere Seite die vorhandenen Räume gut genug aus. Vor der vollständigen Erschließung und dem Bespielen dieser Flächen suchten sie zu schnell den Weg Richtung Tor oder den Abschluss der Situation – eine zu voreilige Verschenkung von Freiheiten.

Die Psychologie von Komplexität und Einfachheit

Paradoxerweise verlor Ajax dennoch in diesen Zonen die Risikobereitschaft, die sie in den riskanteren Bereichen noch ausgezeichnet hatte. In der Tiefe spielten sie die Angriffe zunächst sehr elaboriert gegen das druckvolle gegnerische Pressing und lösten sich immer wieder gerade zu Beginn des zweiten Spielfelddrittels auch aus engen, schwierigen Situationen mit gutem Zusammenspiel.

Danach wollten sie weiter vorne aber zu häufig den leichten und einfachen Weg suchen, was auch aus psychologischer Sicht begründet werden kann. Nach dem Auflösen von schwierigen Situationen in engen Räumen entstehen automatisch Freiräume, in denen man Tempo aufnimmt und die deutlich einfacher durchspielt werden sollen – nach etwas Komplexem muss etwas Einfaches kommen, so suggeriert das Gehirn. Gerade eine junge Mannschaft hat gelegentlich das Problem, automatisch sehr direkt und eilig in Freiräumen zu werden, nachdem eine enge Szene gelöst werden konnte, und dadurch etwas unkontrolliert zu spielen.

In den Anfangsminuten rückte Ajax beispielsweise in den offenen Bereich zwischen Mittelfeld und Angriff Citys sehr offensiv und fahrig ein, so dass zu viele Spieler zu riskant über diese Zone hinaus vorrückten, anstatt sie kontrolliert und bedacht zu nutzen – dadurch entstanden Fehler und Ungenauigkeiten, welche zudem von vereinzelt rückwärtslaufenden City-Spielern (Tévez) stibitzt werden konnten. Aus diesem Grunde hatte City die größte Chancenballung in den ersten zehn Minuten, da hier noch mehr effektive Konter zustande kamen.

In der Folgezeit verlagerte sich das Problem zusehends in höhere Räume und war daher nicht mehr akut defensiv gefährdend. Auf der bevorzugten (halb)rechten Seite wurden allerdings weiterhin Räume verschenkt. In den Überladungsversuchen wirkte der lange verletzte und ohnehin eigentlich links spielende Boerrigter nicht integriert, was für einzelne Stockungen in den Kombinationen sorgte – dass er dennoch die beste Chance aus einer überlandenden Kombination heraus hatte, zeigt seinen Wert im Hinblick auf Physis und Torabschlüsse. Bei den Verlagerungen auf van Rhijn hätte dieser oftmals noch konsequenter vorstoßen können, schloss die Vorstöße aber häufig halbgar mit wenig erfolgreichen Halbfeldflanken ab – das Positive daran war allerdings, dass aus dieser Position immerhin der Winkel günstiger war, unter dem die Hereingaben abgefälscht oder geblockt wurden. So war es van Rhijn, der die Ecke zum 0:1 herausholte – die Standardsituationen, bei denen Manchester City schon wieder extrem schwächelte, sorgten für die Durchschlagskraft, die Ajax aus dem Spiel heraus nur vereinzelt fand.

Veränderungen im zweiten Spielabschnitt

Zur zweiten Halbzeit gab Roberto Mancini seine Aufstellung von zwei eher defensiven Sechsern auf und opferte mit Javi Garcia einen von diesen für Mario Balotelli. Dadurch rückte Yaya Touré in die Tiefe neben Barry, während der deutsche EM-Schreck zusätzlich in der Offensive mitwirkte und nominell die linke Seite besetzte, wenngleich er eine sehr hohe, aufrückende und zentrale Interpretation dieser Rolle spielte. Dadurch war er als weitere Unterstützung nah an den ebenfalls angriffslustigen argentinischen Sturm-Partnern Aguero und Tévez postiert. Interessant war dabei, dass nun Tévez auf die Zehn zurückfiel und dort sehr arbeitsam agierte, während Aguero einen nach außen weichenden Mittelstürmer verkörperte.

Abgesehen von der zusätzlichen Präsenz in der Offensive änderten sich allerdings im Großen und Ganzen nur drei Aspekte, die durchaus wichtig für eine verbesserte Leistung der Hausherren waren, wenngleich sie weiterhin nur den großen Druck auf Ajax vergrößerten, ohne die Qualität der Torraumsituationen entscheidend anzuheben. So musste der Gast aus den Niederlanden einfach auf einen weiteren individuell starken Akteur achten, der sich mit seinen beiden Sturmkollegen verbinden konnte.

Daraus – dies ist der erste Aspekt – ergaben sich verbesserte Möglichkeiten des Zusammenspiels der drei eigentlichen Stürmer auf halblinks, die nun immer mehr auf Individual-Kombinationen aus waren, indem einer von ihnen in freier Rolle umher driftend die Aktionen startete, während die anderen beiden sich kaum von ihren Positionen bewegten, sondern nur darauf konzentrierten, den Ball gegen ihren Gegenspieler halten und anschließend für den „Situationschef“ ablegen oder nach dessen Lauf zurückspielen zu können. In diesem Zusammenhang standen die Außenstürmer auch gelegentlich etwas breiter und versuchen nach Doppelpässen mit den zentralen Spielern hinter die Abwehr zu kommen, was einige Male ansatzweise klappte.

Der zweite veränderte Aspekt baute unmittelbar auf der nochmals erhöhten Präsenz in den hohen Offensivräumen auf – gegen die mannorientierten Ajax-Spieler wurden nun immer wieder lange Bälle in den Sturm geschlagen, der diese im direkten Duell mit den zahlenmäßig nicht überlegenen zentralen Spieler der Gäste auf startende Kollegen in den Raum weiterleiten sollte. So schraubte City ihre Abseits-Statistik weiter in die Höhe (9), erzielte aber auf diesem Wege auch den wichtigen Ausgleichstreffer durch Aguero eine Viertelstunde vor Schluss – es war also eine sinnvolle Maßnahme Mancinis, mit der die Probleme seiner Mannschaft zwar nicht gelöst, aber doch kaschiert und überdeckt werden konnten.

City hat hier zwar Probleme im Aufbau, knackt Ajax aber geschickt über den langen Ball von Hart. Dies wird auch dadurch ermöglicht, dass sie Ajax durch die Positionierung von Nasri verwirren, welcher sich zusätzlich ins Mittelfeld fallen lässt und von de Jong wie ein halbrechter Sechser übernommen wird. Weil Blind ihn aber zunächst etwas verfolgt hatte, fehlt er hinten und eilt zurück. Während Schöne zwischen Yaya Touré und Barry tendiert, will Poulsen Letzteren im Auge behalten und verfolgt dadurch den langsam in seinem Rücken entgehenden Balotelli nicht. Da außerdem Blind noch nicht schnell genug zurück kommen konnte, lässt sich Moisander zu einem Vorrücken hinreißen, lässt von Aguero und sucht das Kopfballduell mit Balotelli – und verliert es. Weder Alderwereild noch Blind können nun noch entscheidend eingreifen, als Balotellis Verlängerung in den Lauf von Aguero kommt, der jenen Raum attackiert, den Moisander etwas zu forsch öffnete. Anmerkung: de Jong und Schöne wechselten zur zweiten Halbzeit die Seiten, da Poulsen aufgrund der stärkeren Fokussierung auf den linken Halbraum bei City mehr dorthin tendierte, was sich auch auf die Achter vor ihm auswirkte. Desweiteren sollte durch die Verbindung de Jong/Babel auf halblinks offensive Power installiert werden, während der verbindende Schöne Boerrigter mehr ins Spiel integrieren sollte und im Rücken der starken, aber wenig defensiv aktiven Offensive Citys die Freiheiten für spielerische Aktionen zusammen mit Eriksen nutzen sollte.

Drittens verbesserte sich auch das Gegenpressing durch die hohen Offensivspieler – die bloßen Spielerentfernungen im Raum waren mit Yaya Touré im defensiven Mittelfeld ausgeglichener und sorgten für eine kompaktere Stellung. Die Art und Weise des individuell angelegten Offensivspiels änderte sich trotz dieser verbesserten Vorzeichen allerdings kaum, weshalb eben „nur“ das Gegenpressing recht deutlicher an Qualität gewann – und damit natürlich zumindest den offensiven Druck auf Ajax weiter erhöhte.

Um diesem Stand halten zu können, nahm Ajax-Trainer Frank de Boer nur wenige Minuten nach dem Ausgleich einen ersten Wechsel vor und brachte mit Enoh einen zweiten und eher destruktiven Sechser für Schöne. Der Kameruner sollte die Räume vor der Abwehr schließen und weitere Absicherung gegen die vielen individuell starken Akteure in diesem Bereich bilden. Interessant war in diesem Kontext, dass de Boers zweiter Wechsel wieder in die entgegengesetzte Richtung stattfand. Durch die Auswechslung Poulsens gegen den jungen Viktor Fischer spielte Ajax nun wieder nur mit einem wirklichen Sechser, nämlich Enoh, während Fischer auf die linke Seite ging. Durch das Achterpaar de Jong/Eriksen wollte de Boer bei nicht großartig abnehmender Kompaktheit die Spielstärke doch wieder erhöhen, um sich aus dem gegnerischen Druck befreien zu können. Im Angriff sollte durch Babels Mittelstürmerposition und Fischers inverse Rolle mehr Dynamik und Durchschlagskraft bei Konterangriffen erzeugt werden, die Eriksen durch seine ruhige Spielanlage, seine geringe Spritzigkeit und seine zunehmende Müdigkeit nicht mehr hatte liefern können.

Fazit

Schlussendlich wohl ein leistungsgerechtes Unentschieden mit ausgeglichener Verteilung der Torgelegenheiten. Einerseits spielte der Verlauf der Begegnung Ajax in die Karten und vereinfachte die Angelegenheit für sie. Andererseits hätten sie aus den von City offenbarten Problemen, gerade jenen in der Defensive, noch mehr herausholen müssen – was zwar auch als Kritik an den Amsterdamern gelten muss, aber dennoch zeigt, dass sie von der grundlegenden Ausrichtung eigentlich die „bessere“ Mannschaft waren.

So kann diese Begegnung auch exemplarisch für die Schwierigkeiten von Manchester City gesehen werden, insbesondere durch die Tatsache, dass nach diesem Spiel das erneute Gruppenaus in der Champions League fast sicher feststeht. In vielen Spielen, so wie auch in diesem, fehlt es Manchester City wohl einfach an der nötigen kollektiven Zusammenarbeit – vor allem wenn David Silva und auch James Milner nicht dabei sind. In der Premier League mag der besonders aktuell sehr individuelle Ansatz des Offensiv- wie Defensivspiels gegen viele Gegner noch aufgehen, doch spätestens in der „Todesgruppe“ des größten europäischen Wettbewerbs werden ihr wohl die Grenzen aufgezeigt.

Lolinho 11. November 2012 um 01:39

Trotz der guten Artikel eine kleine Kritik: Die Anzahl der Pfeile auf den Grafiken ist in letzter Zeit schon gehörig gewachsen. Es macht eine Grafik teils sehr unübersichtlich. Zudem führt diese Pfeilinflation auch dazu dass man sich als Leser nicht mehr sicher ist welche Laufwege die entscheidenden waren.

Vorschlag: Nur noch die wichtigen / auffälligen / ungewöhnlichen Laufwege aufzeichnen. Dass z.B. inverse Flügel nach innen ziehen oder AVs normak vorrücken muss mMn nicht wirklich extra markiert werden.

Die Kollegen von ZM machen das meiner Meinung nach sehr gut.

Antworten

Jojo 8. November 2012 um 17:58

Also was an dieser Analyse stört ist teilweise die unnötig komplizierte Sprache. Es ist sicher immer schwierig einen komplexen Sachverhalt leicht verständlich zu vermitteln, doch da wäre vieles leichter verständlich erklärbar gewesen.

Ihr solltet versuchen möglichst die Sätze nicht so stark zu verschachteln.

Also statt:

„Der zweite veränderte Aspekt baute unmittelbar auf der nochmals erhöhten Präsenz in den hohen Offensivräumen auf – gegen die mannorientierten Ajax-Spieler wurden nun immer wieder lange Bälle in den Sturm geschlagen, der diese im direkten Duell mit den zahlenmäßig nicht überlegenen zentralen Spieler der Gäste auf startende Kollegen in den Raum weiterleiten sollte. “

Wäre es so oder so ähnliches viel leichter verständlich:

„Der zweite veränderte Aspekt baute unmittelbar auf der nochmals erhöhten Präsenz in den hohen Offensivräumen auf . Gegen die mannorientierten Ajax-Spieler wurden nun immer wieder lange Bälle in den Sturm geschlagen. Weil City im Sturmzentrum Gleichzahl hatte, konnten die Stürmer viele Bälle zu den startenden Kollegen weiterleiten.“

Gerade auch Sätze in Sätzen machen es anstrengend den Text zu lesen. Ich habe früher auch viel mit Klammern gearbeite, habe es mir aber abgewöhnt. Lieber zwei Sätze daraus machen, als es mit Klammern, Bindestriche und Kommas zu übertreiben.

Als Beispiel:

Meistens überließen die drei offensivsten Akteure (Agueros Rolle war eher die eines Stürmers auf Außen, wenngleich er vereinzelt individuell hinten mit gutem Einsatz half; Nasri agierte zu ungeduldig und bewegte sich etwas unglücklich, hatte sehr beherzte, aber auch sehr lustlose Phasen; gelegentlich blieb auch Yaya Touré vorne, dann rückte meist ein anderer für ihn zurück) es ihren Kollegen, die Angriffe der Niederländer im Mittelfeld- und Abwehrdrittel zu verteidigen, während sie selbst vorne auf Kontersituationen und Fehler lauerten.

Statt der Klammer könnte man in mehreren Sätzen die Defensivarbeit der Offensivkräfte beschreiben.

Antworten

Ein Zuschauer 8. November 2012 um 18:53

Also ganz ehrlich ich muss sagen, dass das Zweite für mich einfach Scheiße klingt. Insofern kann ich das Andere vielleicht nicht besser lesen aber ich lese es lieber.

Antworten

JaJa 8. November 2012 um 21:14

Ich weiß zwar nicht genau was mit „das Zweite“ gemeint ist, aber den Vorschlag von Jojo finde ich gut und richtig. Das Wort Gleichzahl ist vielleicht etwas ungewohnt, aber es ging ihm auch um die Komplexität des Satzes nicht um die Wahl der Worte.

Schachtelsätze sind kein Zeichen für Intelligenz und sollten keine Anforderung an die Intelligenz der Leser sein. Das soll kein Vorwurf an den Auto sein, man muss nur seine Zielgruppe im Auge behalten und selbst in philosophischen Facharbeiten würde ich einem Autor zu viele oder zu extreme Schachtelsätze vorwerfen.

Für die Lesbarkeit sollten die Sätze in der Regel kurz sein. Zur Abwechslung müssen natürlich mal längere Sätze vorkommen. Das liest sich gut. Außerdem sind Nebensätze nicht völlig verboten.

Antworten

Ein Zuschauer 9. November 2012 um 20:56

Mit „das Zweite“ meinte ich die zweite Formulierung, also seine Umformulierung. Und es für mich nun mal einfach so, dass ich Schachtelsätze lieber und besser lesen kann. Man kann dann auch besser den Gedankengang nachvollziehen, man muss sich vielleicht ein bisschen reinlesen, aber eigentlich sind Schachtelsätze perfekt um sich in den „Sog der Gedanken“ hineinziehen zu lassen.

Zu dem was du sonst noch gesagt hast, kann ich nicht viel entgegnen, denn ich hab weder die Wortwahl kritisiert noch irgendwas darüber gesagt, dass Schachtelsätze etwas mit Intelligenz zu tun hätten.
Ein Kritikpunkt wäre bei mir meine drastische Formulierung („Scheisse“) die habe ich gewählt weil ich mich ein bisschen über etwas aufgeregt habe. Jojo kann dafürlich nichts (also noch mal Entschuldigung an dich) aber für meinen Geschmack wird einfach zu oft voraussgesetzt, dass Schachtelsätze an sich etwas Schlechtes wären.

Es gibt aber eben manche, die diesen Charakter von niedergeschriebenen Gedankengängen sehr schätzen. Dazu gehören eben Einschübe und Klammern und wie gesagt: lässt man sich darauf ein erlaubt es einem auch, noch mehr in die Gedankengänge des Autors einzutauchen.
Störend finde das nur wo es wirklich richtig unnötig ist, zum Beispiel:
„So kann diese Begegnung auch exemplarisch für die Schwierigkeiten von Manchester City gesehen werden, insbesondere durch die Tatsache, dass nach diesem Spiel das erneute Gruppenaus in der Champions League fast sicher feststeht“
„insbesondere da nach diesem Spiel das erneute Gruppenaus in der Champions League fast sicher feststeht“
hätte es auch getan.

So etwas zu beheben hätte für mich eher Priorität.

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JaJa 9. November 2012 um 21:12

Ich habe meinen vorherigen Kommentar auch nicht direkt nur auf das was du geschrieben hast bezogen, sondern allgemein.

Aber ich denke es gibt schon so etwas wie guten Stil. Natürlich hat jeder seine Vorlieben, aber Gedankegänge kann, muss man eben auch in mehreren Sätzen formulieren können. Die Lesbarkeit soll ja gerade die Struktur schaffen um Gedankengänge zu strukturieren besser verständlich zu machen. Punkt und Komma sind die Standard Mittel. Andere Satzzeichen: Klammern, Gedankenstriche, Ausrufezeichen usw. sollten gezielt eingesetzt werden.
Ein Ausrufezeichen verliert an stärke wenn man jeden Satz zum Ausruf macht. Gedankenstriche in jedem Satz zeigen, dass man seine Gednaken vielleicht anders sortieren muss. Und der übermäßige Einsatz von Klammern zeigen, dass man vorher vielelicth nicht genug erklärt hat oder die Struktur nicht zu 10o% stimmt.
Ich will damit Klammern und Gedankenstriche nicht als per se schlechten Stil bezeichnen. Aber, man spielt ja auch nicht jeden Pass mit dem Außenrist nur weil es so ein tolles technisches Mittel ist.

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JaJa 9. November 2012 um 21:15

Jetzt lese ich meinen Kommentar nochmal und muss den Kopf über zum Teil unverständliche Sätze schütteln.

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Ein Zuschauer 9. November 2012 um 23:27

Okay wenn du das so formulierst muss ich dir irgendwie rechtgeben.

Ich würde zwar immer noch sagen, dass es wichtiger ist auf solche klar unnötigen, weil selbst erklärenden Einschübe zu achten, als darauf das immer in kurze Sätze zu packen.
Aber so wie ich das zuerst geschrieben habe, ist es nicht haltbar.
Wir können uns vielleicht darauf einigen, dass manchmal Schachtelsätze den Sachverhalt besser bzw. klarer aufzeigen, das aber zu Lasten der Verständlichkeit gehen kann. Schachtelsätze also nur, wenn sie wirklich einen Vorteil bringen; oder man den Leser vielleicht auch gerade dazu bringen will das Geschrieben noch einmal zu überdenken.
Gerade Schlüsselaspekte, bzw. neue Ansätze werden durch lange Sätze besser dargestellt. Zusätzlich zwingt die Verschachtelung den Leser sich intensiver mit ihnen auseinanderzusetzen und hebt sie so hervor.

Antworten

Jojo 10. November 2012 um 10:05

@Ein Zuschauer

Also für mich gilt je einfacher und leichter verständlich man seine Gedanken formulieren kann, desto besser. Es mag sein das du Schachtelsätze und Einschübe gut findest, aber mit dieser Vorliebe stehst du nunmal recht alleine da.

Dazu muss man bedenken, dass nicht alle Leser hier sich immer leicht tun dem Text inhaltlich zu folgen. Wenn dazu dann noch ein schwer lesbarer Text kommt, wird es für diejenigen anstrengend.

@Autoren: Ich hoffe das ihr meinen Rat beherzigt, auch wenn „Ein Zuschauer“ anderer Ansicht ist. Denn seine Vorliebe ist nunmal die starke Ausnahme und man kann es nunmal nicht jeden recht machen, daher sollten man sich and er Mehrheit orientieren. Ich bin mir sehr sicher,dass die Mehrheit diesen Satzt unterschreiben würde:

So Komplex wie nötig,
so einfach wie möglich.

Antworten

Ein Zuschauer 10. November 2012 um 12:13

Hmmm… das mit dem „so kompliziert wie nötig, so einfach wie möglich“ passt doch eigentlich sehr zu meinem letzten Abschnitt.
Mit dem einzigen Unterschied, dass ich sagte man könne Schachtelsätze auch als Mittel verwenden, die Aufmerksameit des Lesers auf einzelne Aspekte zu lenken.

Würde man das beherzigen wären die Texte für die Mehrheit (wenn man mal davon ausgeht, dass die Mehrheit das so möchte) wohl deutlich einfacher zu lesen als jetzt.

Antworten

Marc 9. November 2012 um 12:34

Ich kann ehrlich gesagt zustimmen.
Aus taktischer Sicht seid ihr ganz weit vorne. Dafür sind eure Texte manchmal sehr umständlich formuliert, was besonders bei diesen langen Texten anstrengend werden kann.

Antworten

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