Abstiegskampf-Special 2014: 1. FC Nürnberg
Nach der Entlassung von Gertjan Verbeek stehen einige Fragezeichen hinter der Art und Weise, mit der der 1. FC Nürnberg die letzten drei Spiele im Abstiegskampf bestreiten wird.
Der unter der Woche geschasste Niederländer hatte nach seinem Amtsantritt im Oktober anfänglich sehr deutliche Erfolge erzielt und auch im Folgenden generell durch seine Ausrichtung und seine taktischen Maßnahmen beeindruckt. Dabei kennzeichneten seine Mannschaft konsequente Mannorientierungen und eine sehr konstruktive Aufbauarbeit in Ballbesitzsituationen, welche von einem offensiv ausgerichteten Mittelfeld sowie den verschiedenen Asymmetrien von übergangsweisen Dreierketten geprägt waren. Anfangs lag dabei der Fokus noch besonders stark auf dem vertikalen Ablagenspiel, während zuletzt immer häufiger und konstanter ein Linksfokus in der Offensive bestimmend wirkte. Alles in allem konnte Verbeek das Nürnberger Team nach der eher enttäuschenden Zeit unter Michael Wiesinger insgesamt entscheidend verbessern und fuhr dabei insbesondere in der Phase direkt nach der Winterpause sehr zufriedenstellende Ergebnisse ein.
Zuletzt lief es allerdings nicht mehr ganz so gut und die Negativerlebnisse häuften sich. Einerseits muss man sagen, dass die Bilanz von acht Niederlagen aus neun Partien, die wohl der für die sportliche Führung ausschlaggebende Grund zur Entlassung Verbeeks war (neben den Gerüchten zu den zwischenmenschlichen Aspekten), die Situation nicht ganz getreu abbildet und durch Verletzungsprobleme sowie Pech in Spielverläufen verzerrt ist. Dennoch gab es andererseits zuletzt klare Probleme, die überhaupt erst möglich machten, dass sich die Verantwortlichen mit der Trainerdiskussion befassten, wenngleich die Bilanz auf dem Papier diese Aspekte in ihrem Ausmaß als zu extrem darstellt. Vor allem ist die Defensive zu nennen, die immer wieder vorhandene Ansätze zerstörte, bestimmte Mängel aufwies und die Nürnberger in ungünstige Situationen brachte.
Anfällige Mannorientierungen
Dabei waren zuletzt die charakteristischen Mannorientierungen des Teams, die teilweise radikal wie klare Manndeckungen gespielt wurden, überraschend anfällig, auch wenn sie konzeptionell jeweils durchaus geschickt gedacht wurden. Dass dieses Mittel so viele Risiken und Unsicherheiten barg, ist deshalb so ungewöhnlich, weil Verbeek bei seinen vorigen Stationen – beispielsweise auch Anfang dieser Saison in mehreren Begegnungen bei AZ Alkmaar, mit denen er unter anderem gegen die Freiraumangriffe der Go Ahead Eagles kaum etwas zuließ – für das gute Balancieren einer mannorientierten Methode bekannt war. In einigen Partien wie gegen den VfB Stuttgart wussten seine Mannen gewisse Räume auch tatsächlich intelligent wirkungslos zu machen.
Wenn ein Gegner – so taten es in den beiden letzten Spielen sowohl die Wolfsburger als auch die Leverkusener, denen jeweils vier Tore gelangen – gezielt mit Dynamiken in Freiräume spielte und dem Nürnberger Defensivverhalten mit konsequenten Mechanismen begegnete, gerieten diese allerdings schnell und auch zu simpel in Gefahr. Hier muss das neue Trainerteam eine bessere Balance finden oder die Mannorientierungen in ihrem Ausmaß zurückfahren, um wieder etwas mehr Ausgewogenheit in die Verteidigungsweise der Franken zu bekommen. Die grundsätzlich an den direkten Gegenspielern orientierte Ausrichtung des FCN könnte gegen Mainz und eventuell auch gegen Hannover gefährlich sein, wobei Letztere in ihrem Rhythmus für das Bespielen von Freiräumen etwas inkonstant sind.
Dagegen eignet sich die Anlage der Schalker – Nürnbergs Gegner am 34. Spieltag – nicht so sehr für das Knacken der fränkischen Abwehr, weil die Gelsenkirchener aktuell doch gerne etwas raumtreuer im letzten Drittel auftreten und ihre Offensivaktionen in besetzten Bereichen durchdrücken wollen. So müssen sich die „Glubberer“ in diesem Duell eher auf individuell angestoßene Szenen durch Dribblings, zum Beispiel von Draxler, oder situativ aufrückenden Bewegungen Neustädters einstellen. Die schematischen Schalker Probleme, solche Mannorientierungen durch gezielte Raumübergänge konstant sauber zu bespielen, müssen die Franken als entscheidende Chance wahrnehmen.
Verschiedene Probleme im Angriffsspiel
Insbesondere in den vergangenen Partien prägte meistens ein konstanter Linksfokus die Offensivbemühungen der Franken. Beim Aufrücken aus dem linkslastigen Aufbau wurden sie zuletzt aber immer wieder auf der Seite festgedrückt und fanden dann nicht mehr so richtig diagonale Anbindung, um die Ansätze im letzten Drittel gefährlich weiter zu spielen. Dazu trugen die Verletzungsprobleme bei – entsprechend wurden die Rollenverteilungen durch ständig notwendige Umstellungen dort etwas chaotisch. Allerdings unterschätzte Verbeek zuletzt wohl auch die Wichtigkeit seines rechten Achters für diese Linkslastigkeit. Dieser musste für die Verbindungen im Schatten der anderen Mittelfeldkollegen ebenso sorgen wie für weitreichende Balance, aber ohne dabei zu dominant und konstant direkt einzugreifen, sowie gelegentliche ballferne Unterstützung und in einigen Bereichen zusätzliche Absicherung liefern. Mit Hasebe wurde dies in der Anfangszeit noch etwas anders gespielt, doch diese neue Rolle war schließlich nur von Feulner oder Campana auszufüllen, wohingegen sie den Charakteristiken von Hanno Balitsch eher weniger lag.
In diesem Zustand drückte Verbeek den Linksfokus in den letzten vier oder fünf Partien seiner Amtszeit zu unbalanciert durch, während die rechte Seite in ihrer Rolle als Alternativbereich oder Verlagerungszone in den gefährlichen Bereichen meistens nur durch Flanken bespielt wurde. Angha kam hier häufig in suboptimale Situationen kam, die er im individuellen Offensivspiel ohnehin nicht gefährlich genug lösen konnte. Auch die Staffelungen überzeugten beim Übergang aus den halblinken Bereichen des zweiten Drittels nicht mehr so, was ein wenig an das Ende des Niederländers bei AZ erinnerte.
In diesem Kontext war etwas verwunderlich, dass das direkte Vertikalspiel aus dem tiefen rechten Halbraum – beispielsweise über den Achter oder den aufrückenden Innenverteidiger – an die letzte Linie nur noch inkonsequent ausgeführt wurde. Gegen Stuttgart brachte dies für Drmic noch einige gefährliche Szenen, der dabei nicht nur seine individuelle Klasse ausspielen, sondern auch den zuletzt oft frei einrückenden Rechtsaußen im Zwischenlinienraum in Szene setzen konnte. In dieser Richtung gab es unter Verbeek immer wieder – beispielsweise erzielte Feulner nach etwas anderer Entstehung zumindest an der letzten Linie ein Tor gegen Wolfsburg – gewisse Ansätze, allerdings müssten diese nun wieder intensiviert und effektiver ausgeführt wurden. Einen solchen Stil hatte Verbeek zu Beginn seiner Nürnberger Zeit eben forciert und anschließend nicht mehr dermaßen effektiv praktizieren lassen.
Hier liegt nun wichtiges Potential für den FCN bereit, der mit dem jungen Stürmer Colak dabei eine weitere interessante Offensivoption hat – gegen Leverkusen legte der junge Deutsch-Kroate einige Bälle gut ab und fand bereits ansprechende Positionierungsansätze. All diese genannten Probleme gilt es für Prinzen und Co Mintal nun zu beheben. Dabei dürfte zu erwarten sein, dass sie angesichts der Lage nicht wirklich radikal von der positiv auffallenden Grundausrichtung und Basisarbeit abweichen sollten. Normalerweise werden die Nürnberger also wohl grundlegend ähnlich spielen wie zuletzt. Die bereits erwähnten, zuletzt eben doch sehr extremen Mannorientierungen dürften möglicherweise weniger radikal, sondern etwas situativer und loser praktiziert werden, was vielleicht einer der effektiven Aspekte des Trainerwechsels und direkt zum Einstieg des neuen Gespanns ein wichtiger Punkt sein könnte.
Spieltag 32: Die unangenehmen Mainzer
Als erstes geht es für das Duo aus Prinzen und Mintal zu Mainz 05, die zuletzt mit ihrem guten Pressing überzeugten, das von vielen formativen Wechseln und hoher Intensität geprägt war. Allerdings dürften die Nürnberger das Potential haben, das Herausrücken einzelner Akteure oder bestimmte systematische Umformungen der 05er effektiv zu bespielen. Dieser Punkt muss durch den Trainerwechsel allerdings etwas eingeschränkt werden – während es Verbeek in jedem Fall zuzutrauen war, derartige gegnerische Mechanismen genauestens zu analysieren und dementsprechend anzupassen, kann darüber beim neuen Duo an der Seitenlinie noch keine Aussage getroffen werden. Es wird interessant sein, ob Prinzen und Mintal in diesem Aspekt taktisch ähnlich überzeugen können wie ihr Vorgänger, der solche Dinge als eine seiner Stärken verbuchen durfte. Gerade wenn die Mainzer etwas zu intensiv an die Nürnberger Zirkulation heran schieben, könnte es bei passender Vorbereitung gut möglich sein, sich – falls dieser Fokus beibehalten wird – beispielsweise über halblinks flexibel und bewegungsvariabel in verschiedenen Kanälen nach vorne zu spielen.
Allerdings dürfte es defensiv für die Nürnberger schwierig und unangenehm werden. Die bei den letzten Trainern der Franken beinahe traditionellen Mannorientierungen hat Thomas Tuchel oft effektiv bespielen können, indem er Mechanismen für das Öffnen sowie Anlaufen von Räumen installierte, seine Tempospieler wie Nicolai Müller gut einband und die eine oder andere klare Angriffsroute konsequent verfolgte. Auch über frühzeitige lange Bälle entlang der Linie mit kraftvollem Nachpressen der physisch starken, aber dennoch Engsituationen auflösenden Offensive könnte Mainz dem FCN diesmal Probleme machen, gegen dessen gelegentliche Kompaktheitsprobleme und defensive Zweiteilungen ein forsches Agieren der vorderen Akteure effektiv sein dürfte. Hier würde sehr viel auf die richtige Balance bei Mike Frantz ankommen, der seitlich entscheidend helfen, aber möglicherweise etwas zu chaotisch agieren könnte.
Die Freiräume vor der Nürnberger Abwehr im Rückraum drohten schon in der Vorschau auf die Partie mit Wolfsburg zum Problem zu werden – auch die Mainzer könnten diese Bereiche zwischen den Mannorientierungen bzw. generell neben Frantz gefährlich ausnutzen. Sie sind sehr gut darin, eine gegnerische Defensive nochmals aus ihrem Ballbesitzspiel nach hinten zu drücken und dann in diesen Zwischenräumen Freiheiten für einzelne Akteure zu besorgen – für Geis´ Distanzschüsse oder kreative Aktionen von Koo oder Chuopo-Moting. Die Franken mussten nicht nur gegen Wolfsburg, sondern auch gegen Freiburg und Leverkusens Spahic auf diese Weise Gegentore schlucken. So wird interessant wie entscheidend sein, welche Mittelfeldausrichtung die neuen Trainer für diese Begegnung wählen werden – eine vorsichtigere Anlage könnte gegen die 05er Sinn ergeben. Dabei wäre es außerdem eine Möglichkeit, zusätzlich gezieltere und forcierte Rückwärtspressingaktionen bestimmter Akteure als Fallen einzubauen. Dennoch dürfte die Begegnung mit den effektiven und abschlussstarken Mainzern alles in allem die schwierigste der drei verbleibenden Partien für den „Glubb“ sein.
Spieltag 33: Wie wird das Duell mit Hannover angelegt sein?
Gegen Hannover könnte das linkslastige Aufbauspiel der Nürnberger durchaus zum Erfolg führen, da die 96er in einigen Partien recht anfällig für simple Überladungen waren und auf dieses Mittel nicht immer gut reagierten. Zumindest das Aufrücken in den seitlichen Zonen sollte den Franken in einem ersten Schritt leicht fallen, wobei dann natürlich wieder die Frage ist, wie gut die entstehenden Positionen in den höheren Zonen genutzt werden können. Möglicherweise könnten die Nürnberger generell aus diesen guten Anfangsstrukturen, die Verbeek hinterlassen hat, im letzten Drittel für die letzten Tage des Abstiegskampfs auf pure Präsenz setzen und diese Ansätze dort durch klare, konsequente Flankenaktionen abzuschließen versuchen. Dabei wäre Drmic als Außenstürmer in Zusammenspiel mit einem zentralen Angreifer wie Colak oder Pekhart eine Option, wenn auch die weitere Ausrichtung der Mannschaft mit genügend nachstoßenden Läufen entsprechend angepasst wird.
In dieser Konsequenz haben beispielsweise die Augsburger gezeigt, dass vor allem die einrückenden Bewegungen der ballfernen Flügelspieler die Abwehr der Niedersachsen effektiv in Verlegenheit bringen können. In Anlehnung an die Ausrichtung des FCA, der Hannover über Moráveks Herauskippen im zweiten Spielfelddrittel attackierte, könnte die stärkere Unterstützung der rechten Bahn durch den seitlich schiebenden Achter entscheidend werden, die unter Verbeek in den letzten Wochen ebenfalls etwas an Bedeutung einbüßte – denn wichtig ist auch das klare Ausspielen der Ausgangslagen-Situationen vor den Flanken, falls man sich für eine solche Strategie entscheidend. Schließlich wird bei diesem Match noch interessant, wie stark die Mannschaft von Tayfun Korkut gegen die Nürnberger auf eigenen Ballbesitz aus ist und ihre dort durchaus ambitionierten Ansätze einzubringen versucht – schwierig zu sagen, wie sich die genaue Anlage der Begegnung gestalten wird. Ein solches Szenario könnte für Nürnberg sowohl Fluch als auch Segen sein – abhängig auch und vor allem von den Feinheiten in der Ausrichtung des neuen Trainerteams.
Spieltag 34: Keinesfalls chancenlos gegen Schalke
Im letzten Spiel trifft der FCN schließlich auf die befreundeten Schalker, die zu diesem Zeitpunkt die direkte CL-Qualifikation bereits gesichert haben und nicht mehr mit voller Konzentration agieren könnten. Wichtig für die Nürnberger wird aber vor allem sein, dass sie mögliche Schalker Konter vernünftig absichern und deren Schwächen im Aufbauspiel betonen, um gegen deren kraftvolle und effektive Offensivabteilung zunächst keine vorentscheidenden Gegentore eingeschenkt zu bekommen. Häufig fehlt es der Mannschaft von Jens Keller an der vernünftigen Besetzung der tiefen und halboffensiven Halbräume, so dass die Verbindungen aus dem defensiven Mittelfeld in die vorderen Zonen nur spärlich vorhanden sind.
Gegen diese Problematik dürften die grundsätzlichen Mannorientierungen des FCN durchaus effektiv sein – bei gutem Ausspielen ist Schalke auf diesem Wege zu kontrollieren. Einmal dürfen sie sich nicht zu extrem verfolgend ausrichten, um nicht für die Nutzung direkter und simpler Vertikalpässe anfällig zu sein. Ansonsten können die Nürnberger einzelne zurückfallende Bewegungen der vorderen Akteure in diese eher unterbesetzten Halbräume mit den jeweiligen Mannorientierungen nachziehen und entsprechend klar wie schematisch den nicht optimal zusammenhängenden Aktionen der Gelsenkirchener in diese Räume hinein folgen.
Offensiv bieten sich beispielsweise sporadische unbalancierte Herausrückbewegungen als Schwachstelle in der gegnerischen Ausrichtung und somit Angriffspunkt für die eigenen Bemühungen an. In diesem Zusammenhang dürfte vor allem die Balance zwischen den Bewegungen von Plattenhardt und Frantz wichtig sein. Gegen Stuttgart zeigten sich die Gelsenkirchener teilweise plump anfällig für einfache Zwei-Zwei-Situationen am Flügel, die der VfB in Schnellangriffen direkt ausspielte. Allerdings hat Nürnberg solche klar strukturierten Pärchenbildungen zumindest bisher nicht vorzuweisen, sondern kam bei Temposzenen eher über das Pendelspiel zwischen den formativen Linien statt diesen diagonalen Driftsynergien, bei denen die Läufe als solche höhere Wichtigkeit erzielen. Ob eine weitreichende Umstellung – vielleicht im Zusammenhang mit dem klareren Fokus auf durchdrückende Aktionen im letzten Drittel – sich lohnen würde, ist schwer zu sagen, doch zumindest in Umschaltsituationen sollte Nürnberg derartige Szenen und Strukturen zu forcieren versuchen.
Gegen Schalke wäre konkret eine Dreierkette eine interessante Alternative, die in Form eines asymmetrischen 3-2-2-3/3-2-3-2 durch die Weiterführung der bisherigen Kettenumformungen recht einfach zu erstellen ist. Damit ließe sich das Aufbauspiel der Gelsenkirchener blockieren, die Wege nach vorne massiv verbauen und ihre raumtreue Offensive isolieren, die nur von einer verschiebenden, halb-engen Dreierreihe mit einzelnen zurückfallenden Bewegungen verteidigt werden muss. Als freier und flexibler Akteur könnte Feulner situativ gegen den formalen Verbindungsakteur Boateng helfen, ballferne Flügelräume absichern und dort in verteidigende Positionen übergehen oder nachschiebend für Kompaktheit aufrücken, um damit auch Drmics Bewegungen zu kompensieren.
Währenddessen dürften die eingeschobenen Plattenhardt und Campana für die Halbraumsicherung sorgen, falls Schalke dort zurückfallend Aktivität entwickeln wollte, was zuletzt im Ansatz vermehrt und konstruktiver der Fall war – sie wären die entscheidenden Leute für das Abwürgen der Gelsenkirchener Versuche in den Übergangszonen. Auch bestünde auf diesem Wege die Möglichkeit, immer wieder diagonal zueinander versetzte Defensivrochaden einzustreuen, mit denen die nicht immer gut genug zusammenhängenden, sondern eher vereinzelt und ohne Anschlussdynamiken auftretenden Schalker Bewegungen recht einfach gekontert werden könnten – diagonal seitliches Herausrücken von Campana und dahinter schiebendes Absichern durch Kiyotake, Herausschieben von Pinola und angedeutetes Einfallen von Plattenhardt oder diagonal zur Mitte gehende Bewegungen Pinolas mit herausgehender Reaktion des Junioren-Nationalspielers. Dies wäre insgesamt ein interessantes Konzept für die Defensivphase – bei eigenem Ballbesitz böte eine vielseitige Dreierkette ebenfalls viele Möglichkeiten gegen die Schalker.
Ausblick und Prognose
Generell wird interessant sein zu sehen, ob und inwieweit Prinzen und Mintal in den jeweiligen Partien weitreichende oder gar verrückte Anpassungen – also grundsätzlich nach Vorbild von Verbeek – vornehmen, um besondere und überraschende Leistungsexplosionen zu erzeugen, oder ob sie – ein wenig nach klassischem deutschen Verständnis dieses Kontexts vorsichtiger und zurückhaltender auftreten werden (schließlich schreit halb Fußballdeutschland erschreckt auf, wenn Verbeeks „Kumpel“ Christian Streich erklärt, im Abstiegskampf müsse man auch Fußball spielen – als wäre es nicht nur überraschend und ungewöhnlich, sondern gar ein Skandal).
Eine konkrete Prognose zu wagen, ist bei der aktuellen Situation samt der unklaren Gesamtausrichtung der Nürnberger in diesem Fall natürlich kaum möglich. Tendenziell dürften die Mainzer der schwerste Gegner sein, während in den anderen Partien durchaus gute Möglichkeiten für die Franken vorliegen. Vier Punkte in den letzten drei Begegnungen könnten als ungefährerer Richtwert angegeben werden.
In den kommenden Tagen werden wir uns die übrigen Abstiegskandidaten anschauen.
11 Kommentare Alle anzeigen
Janeane Garofalo 27. April 2014 um 18:02
Wir brauchen die Bundesliga gar nicht; die erste Liga ist nämlich immer da, wo der Club spielt.
kolle 26. April 2014 um 07:22
Cool, gleich mal lesen, ich freu mich drauf. Kommt sowas auch zu den 3 potentiellen Aufsteigern / Gegnern für die Relegation?
TR 26. April 2014 um 11:27
Wäre möglich, vielleicht auch nur in Kurzform. Aber da kann ich noch nichts versprechen aktuell.
Josef 26. April 2014 um 15:04
Fände ich auch super. *Wunschzettel an* Vielleicht ein „kurz ausgeführt“ zu den drei Erstplatzierten der 2. Liga am Saisonende.
Ich persönlich schaue nämlich fast nie 2. Liga, würde mich aber interessieren, was nächstes Jahr auf die Erste Liga zukommt.
Zagłębie rules 25. April 2014 um 22:46
Schöner Artikel doch leider kommt er viel zu spät 🙂
Nur Träumer glauben ernsthaft an den Klassenerhalt. Die Fehler hat das Management gemacht; nicht Verbeek.
Der Club hat hier eine historische Chance verpasst, mit einem Trainer der wirklich Ahnung hat was langfristiges aufzubauen. Wegen mir auch über den Umweg Zweite Liga. Die Klasse ist direkt nicht mehr zu halten, selbst der Relegationsplatz ist angesichts der gezeigten Leistungen utopisch.
Die Spieler sind schlicht zu dämlich.
Was aber viel schlimmer ist. Unter Bader hat der Club zwar enorme Schulden abgebaut aber auch als Verein deutlich an Substanz verloren. Die A Jugend ist aus der höchsten Spielklasse abgestiegen, überhaupt hat was Jugendarbeit betrifft, der Rivale aus der Westvorstadt dem Club nicht nur den Rang abgelaufen sondern regelrecht deklassiert. Das Stadion ist im nationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig und die regionalen Wirtschaftsgrößen sponsern lieber Real
(Siemens) oder werden Gesellschafter von Bayern München (Adidas). Man muss kein Pessimist sein um festzustellen: Diesen Abstieg wird der Club nicht so leicht wegstecken. Und sollte Greuther Fett tatsächlich aufsteigen wird Nürnberg in eine länger anhaltende Depression verfallen.
Willibert 25. April 2014 um 20:46
Ich hätte gerne zum Spiel Nürnberg – M´gladbach was gelesen, da ging es doch auch um was (für beide) oder ? Eure Meinung zur “Andy-Möller-Gedächtnis-Schwalbe ” von Kruse hätte mich brennend interessiert !
splattercheffe 25. April 2014 um 17:32
Sehr schöner Artikel. Ich kann mich noch an den Kommentar eines Club-Anhängers hier auf sv.de erinnern, der Angst vor dem Abstieg hatte, woraufhin die meisten hier die Meinung äußerten (einschließlich mir selbst), dass der Club unter Verbeek nie und nimmer absteigt…
Gut, dass hier klar benannt wird, dass die vielen Verletzungen eine Mitverantwortung tragen für die Misere. Ich find’s immer sehr schade, wenn ein taktisch so kreativer und für eine schöne Spielidee stehender Trainer wie Verbeek gehen muss. Wobei ich doch das unschöne Gefühl habe, dass einige Spieler im Kader irgendwie nicht mit dem Holländer klarkamen, grade Wortführer wie Schäfer. Ich hatte eigentlich dauernd das Gefühl, dass den alten Dackeln beim Club – um es sehr schlicht zu formulieren – die offensiven Ideen auf den Keks gingen. Zuwenig Stabilität, die ganzen Phrasen.
Sollte der Fokus von Prinzen/Mintal jetzt jedoch wirklich eine Kehrtwende sein, was ich befürchte, dann glaube ich nicht, dass sie die Klasse noch halten können. Und so originelle Ansätze wie im Artikel trau ich den beiden einfach nicht zu.
TR 26. April 2014 um 11:30
Ich erwarte eine solche Ausrichtung gegen Schalke auch nicht, hätte sie aber Verbeek zugetraut. Dazu muss ich sagen, dass Teile des Artikels von mir geplant/geschrieben wurden, als Verbeek noch nicht entlassen war. Habe dann überlegt, den Teil rauszunehmen mit der Dreierkette, es letztlich aber einfach mal dringelassen, weil es ja ein spekulativer, aber eben auch ganz interessanter Punkt allgemein ist.
LM 25. April 2014 um 16:31
Klasse Artikel, vielen Dank! Mal sehen was Nürnberg aus den eigentlich vielversprechenden Möglichkeiten noch rausholt, hätte eigentlich nicht damit gerechnet, dass es so eng wird für sie.
Ich glaube aber kaum, dass sie gegen Schalke im möglicherweise alles entscheidenden Spiel ne Dreierkette auspacken, zumal das Konzept zwar interessant klingt, aber wohl zu komplex ist, um mal so hopplahopp einstudiert zu werden. Ich denke auch, dass das System grad gegen Schalke anfällig für gebolzte Bälle in den Zwischen“linien“raum sein könnte (in Situationen wie der dargestellten), sofern Schalke nen Innenverteidiger aufstellt, der das präzise hinkriegt (spielt Ayhan noch IV?). Es gäbe zwar viele Möglichkeiten, da rückwärts zu pressen, aber mit Meyers Pressingresistenz hätte Schalke da sicherlich gefährliches Potenzial.
CF 25. April 2014 um 18:17
Ja hier sehe ich auch das größte Problem gegen Schalke. Ayhan kann ziemlich krasse flache Bälle in den Halbraum spielen und hier ist Nürnberg anfälliger als Stuttgart, da gerade Gruezo auch immer wieder intelligent Räume abwürgte und Strukutren zerstörte. In dem von die vorgeschlagenen 3-2-3-2 müsste man dann sehr stark mit Deckungsschattem arbeiten, ansonsten könnte es hier zu stärkeren Problemen kommen. Ashanti ist kaum zu pressen aber man könnte das Spiel von ihm wecklenken und ihn zustellen. Die Dreierkette ist aber eine sehr gute Idee finde das Nürnberg mit das beste Spielermaterial in der Bundesliga für die Dreierkette hat.
TR 26. April 2014 um 11:32
Ayhan ist sicher eine Bedrohung, aber er gegen solche Strukturen konstant da reinkäme, bin ich mir nicht so ganz sicher. Vorgeschobene Sechser und Defensivverbindungen, die nur situativ zwischen Mittelfeld- und Abwehrreihe aufgezogen bzw. durch diese eingeschobenen Sicherungsstationen gegeben werden, müssten mit mittelmäßig besetzten Zehnerräumen eigentlich ganz gut auskommen, denke ich. Im Grundsatz sollte das also schon funktionieren, wenngleich man ein gewisses Risiko eben eingehen würde.