Borussia Dortmund – VfL Wolfsburg 2:1

Zwei unterschiedliche Halbzeiten und das bessere Ende für die Heimmannschaft erlebten die Zuschauer in Dortmund. Nach einem katastrophalen ersten Durchgang reagierte Jürgen Klopp und Borussia Dortmund konnte das Spiel gegen den VfL Wolfsburg noch drehen.

Spielverlauf

Im Vergleich zum Champions-League-Spiel gegen Real Madrid nahm Klopp neben einem Torwarttausch nur eine personelle Veränderung vor. Robert Lewandowski kehrte in die Mannschaft zurück. Dafür musste Erik Durm weichen, wodurch Kevin Großkreutz auf die Linksverteidigerposition beordert wurde und Pierre-Emerick Aubameyang wieder als Flügelspieler agierte. Ansonsten gab es in der ersten Halbzeit keine nennenswerten Besonderheiten.

Grundformation in der ersten Halbzeit

Grundformation in der ersten Halbzeit

Auch Dieter Hecking ließ eigentlich alles beim Alten. Er brachte lediglich Robin Knoche in der Innenverteidigung für den verletzten Tim Klose von Anfang an. Interessanter war dann schon die formative Struktur, die sich bei Wolfsburg ergab. Denn das Team aus Niedersachsen agierte in einem Hybrid aus 4-2-3-1 und 4-1-4-1.

Die wichtige pendelnde Rolle kam dabei Junior Malanda zu. Der junge Belgier schob im Zentrum auf die Höhe von Maximilian Arnold auf und wurde damit Bestandteil eines kompakten Vier-Mann-Bandes hinter Ivica Olic. Der Fokus war auf die Behinderung des Dortmunder Spielaufbaus gerichtet. Mannorientiert wurden im Zentrum Sebastian Kehl und Nuri Sahin bewacht, sodass die beiden Innenverteidiger mehrmals riskante Vertikalpässe spielen mussten, die nur selten ihren Weg durch die Wolfsburger Linien fanden. Im Zuge der Dominanz konnte Luiz Gustavo als alleiniger Sechser zudem sehr entspannt das Zentrum bewachen. Gefahr war dabei nicht zu erwarten. Die Dortmunder Doppelsechs schob sowieso nicht auf und verharrte in aller Regel im Grundraum.

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Nach einer Balleroberung durch Kehl und Sahin gelangte Hummels an den Ball. Malanda und De Bruyne gingen sofort in die Raumbewachung über und übten Druck auf Hummels aus, der nach einem ersten Zucken in Richtung Anstoßpunkt spielen wollte. Währenddessen rückten einige Dortmunder etwas blind auf. Malanda fing den Pass ab. De Bruyne spielte auf den rechten Flügel, wo Großkreutz Perisic blank stehen ließ und in der Umkehrbewegung noch ausrutschte. In der Folge tanzte Perisic Hummels im Strafraum aus. Olic verpasste nur knapp den Kasten.

Dafür war Malanda ein Faktor auf Seiten der Wolfsburger. Er bewegte sich nämlich nicht stets in dieselben Zonen, sondern war häufig balanceorientiert in einen Halbraum eingerückt oder schob für eine Überladung auf eine Seite, zum Beispiel beim Abkippen von Olic. Der bullige Belgier sorgte an der Seite von Arnold für physische Präsenz und war eine Komponente, warum die Gäste überlegen wirkten.

„In der ersten Halbzeit haben wir dem Gegner den Ball so oft in die Füße gespielt, wie ich das selten gesehen habe.“ (Jürgen Klopp)

Die Dortmunder Passquote pendelte in der ersten Halbzeit um die 65 Prozent (maximal 68) und das führte zu größerer Verunsicherung im Zentrum. Sahin wurde, wenn der Ball aus der ersten Reihe zu ihm gelangte, oftmals die Sicht versperrt. Dann neigt der 25-Jährige dazu, zögerlich zu werden und im Endeffekt meist nur einen Sicherheitspass zum Nebenmann zu spielen, während die Dynamik verloren geht. Doch nicht nur die Bewachung Sahins durch Malanda und die insgesamt gute Abschirmung der Passwege führte zu der niedrigen Quote bei Dortmund. Es waren auch ganz unbedrängte Pässe mit freier Sicht, die zuweilen in den Füßen der Wolfsburger landeten.

So ergaben sich einige Umschaltmomente für die Gäste. Olic wich häufiger auf die rechte Seite aus und zog dadurch Mats Hummels heraus. Im Dortmunder Sechserraum war die Staffelung nicht optimal, sodass einige Ablagen beziehungsweise Rückpässe der Wolfsburger ankamen und Chancen ermöglichten.

In der 34. Minute fiel dann der Führungstreffer für die Gäste. Vorher hatte Malanda einen Ball im Übergang zum letzten Drittel gut unter Bedrängnis verarbeitet und auf die linke Seite verlagert. Ivan Perisic zog in Richtung Strafraum. Den Weg versperrten Lukasz Piszczek und Aubameyang. Perisic legte auf Ricardo Rodriguez zurück. Aubameyang rutschte aus und konnte sich so nicht mehr in den Weg stellen und die Flanke verhindern. Malanda kam relativ unbedrängt zum Kopfball, den Nachschuss verwandelte Olic.

Der Kroate hätte sogar den Vorsprung noch ausbauen können. Nach einer schönen Verlagerung gewann Christian Träsch das Kopfballduell gegen Kevin Großkreutz, De Bruyne nahm den verlängerten Ball auf und spielte Hummels aus. Die Hereingabe schoss Olic lediglich zweimal an die Latte, bevor das Spielgerät geklärt wurde.

„Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt, in der wir das zweite oder sogar dritte Tor hätten machen müssen.“ (Dieter Hecking)

Diese Ereignisse waren keineswegs konträr zum Spielverlauf, sondern spiegelten die Kräfteverhältnisse in der ersten Halbzeit sehr gut wider. Der BVB war seinerseits in der Offensive, im Übergang vom zweiten ins letzte Drittel, stets auf den einen entscheidenden Vertikalpass konzentriert. Ansätze kombinativer Strukturen waren nur mit viel Phantasie wahrzunehmen.

Mit einem Torschussverhältnis von 2 zu 11 ging es in die Kabine, wo Klopp sicherlich deutliche Worte fand. Doch er reagierte auch umfassend.

„In der zweiten Halbzeit haben wir zwei Spieler und das System gewechselt.“ (Klopp)

Bereits zur Pause kamen Milos Jojic und Erik Durm auf das Feld. Für sie mussten sich Sahin und Aubameyang den Rest der Partie von der Bank aus anschauen. Mit den Hereinnahmen ergaben sich zugleich Umstellungen. Dortmund reagierte auf Wolfsburgs hohe Kompaktheit mit einer eigenen hybriden Formation aus 4-4-2 und 4-1-4-1. Henrikh Mkhitaryan rückte ein Stück weit zurück und sollte im zweiten Durchgang variabel die Halbräume ansteuern. Auf der rechten Seite agierte fortan Jojic, wobei auch Reus auf diesen Flügel auswich. Ansonsten war der deutsche Nationalspieler aber eher auf einer Höhe mit Robert Lewandowski zu finden.

Grundformation in der zweiten Halbzeit

Grundformation in der zweiten Halbzeit

Insgesamt wurde der BVB präsenter und wusste nun, die potenziellen Instabilitäten hinter dem Mittelfeldband der Gäste zu nutzen. Zudem ergab sich eine bessere Staffelung im Mittelfeld mit Mkhitaryan oder auch Jojic als situative Achter vor Kehl, der jeweils dann leicht horizontal verschob und absicherte.

War die durchschnittliche Höhe der Balleroberung bei Wolfsburg in der ersten Halbzeit noch bei rund 35 Metern, gewann nun der BVB in immer höherer Stellung das Spielgerät, was als guter Indikator für die veränderte Struktur der Partie gewertet werden kann.

Die beiden Tore für Dortmund waren allerdings das Resultat aus hohen Hereingaben gepaart mit individuellen Fehlern der Niedersachsen. Der Ausgleich fiel nach einem Eckstoß, als Lewandowski vor Torhüter Max Grün an den Ball kam. Beim zweiten Treffer in der 77. Minute behinderten sich Grün und Knoche nach einer Flanke von Durm. Reus staubte ab.

Trotz verbesserter Ansätze und den grundsätzlich gelungenen Anpassungen des Trainerteams kam der BVB in erster Linie über die individuelle Komponente wieder zurück in die Partie. Lewandowski und Reus konnten gerade auch über ihre Fähigkeiten und die körperlichen Faktoren in höheren Zonen dominieren. Kehl gewann wichtige Zweikämpfe und war auch auf der Solosechs gewohnt aggressiv. Durm machte mit seinem raumgreifenden Agieren auf der Außenbahn Druck. Hatte der 21-Jährige unter der Woche noch große Probleme mit Real Madrids Flügelspiel, wurde nach seiner Einwechslung deutlich, dass Durms Physis ihm in der Bundesliga stets einen Vorteil verschaffen kann.

Fazit

Insgesamt täuschte der oberflächlich betrachtete Verlauf der zweiten Halbzeit über weiterhin vorhandene Probleme hinweg. Denn auch nach der Pause war eine ansprechende Offensivstruktur bei der Borussia nicht in Gänze vorhanden. Viele Angriffe wurden schlussendlich mit Pässen auf die Außenbahnen zur Vollendung gebracht.

Trotzdem sollte das progressive Agieren Klopps an diesem Tag gelobt werden. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Die Umstellung in der Pause und die Neuausrichtung des Mittelfeldes mit einer asymmetrischen Doppelacht und den variablen Bewegungen von Reus waren von der Grundüberlegung her richtig.

Wolfsburg wurde nach hinten gedrückt. Malanda übernahm konstanter die Doppelsechs neben Gustavo. Den Niedersachsen ging das aggressivere und höhere Verteidigen verloren. Neben wenigen Umschaltaktionen war Heckings Mannschaft in der Schlussphase relativ harmlos und wurde durch die Dortmunder Zentrumskompaktheit auf die Außenbahnen gelenkt. Die Flanken konnten Hummels und Sokratis klären.

kollederboss 9. April 2014 um 08:45

übrigens auch das system das dortmund gegen real gespielt hat, so wie ich das sehe. enormer vorteil sicherlich, dass jojic ein box to box spieler wie gündogan ist, das spiel also anders aufbaut als sahin, mit dem ball am fuß für dynamik sorgen kann.

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WerderFan 8. April 2014 um 19:10

Wie entstehen eigentlich eure Grafiken?

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MR 8. April 2014 um 19:22

Technisch oder inhaltlich?

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WerderFan 8. April 2014 um 19:25

Technisch

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MR 8. April 2014 um 20:05

Haben so ne Vorlage für Inkscape und schieben das dann rum.

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once-in-a-while 7. April 2014 um 14:41

Ich habe das Spiel selber nicht gesehen – deshalb (?) eine Frage zu der Systemumstellung in der zweiten Hälfte. Wie sah die Dortmunder Formation nach der Einwechselung von Kirch für Mkhitaryan aus; immerhin noch VOR dem 2:1, richtig? Ich dachte, als ich das im Ticker las, das System würde damit auf 4-2-3-1 zurückgestellt. [Nebenbei lustig, wie schwer einzuordnen das Ganze zumindest zwischen der 46. und 76. Minute anscheinend war, CE nennt es Mischung auf 4-4-2 und 4-1-4-1, TE bei 11freunde hingegen spricht von 4-1-3-2 = Raute. DIE ist in der abgebildeten SV Formation für die zweite Hälfte nicht recht auszumachen…]

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MR 7. April 2014 um 15:18

4-1-3-2 != Raute. Tobi hat da wohl die Asymmetrie so ausgelegt, dass er Großkreutz und Jojic als Flügelspieler und Reus als Stürmer gewertet hat. Das kann man dann auch aus der Grafik heraus interpretieren. Für mich war’s ein asymmetrisches 4-3-3.

Kirch übernahm Mkhitaryans Position.

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once-in-a-while 7. April 2014 um 15:45

Danke, MR! Kenne Kirch nicht gut, hatte ihn als 6er gespeichert. Kannst du deine weiter oben gemachte Andeutung (wenn ich sie richtig verstanden habe), das sei vielleicht KEINE offensivere Ausrichtung als das Standard-4-2-3-1 gewesen und habe nicht unbedingt negative Auswirkungen auf die Stabilität, ein wenig ausführen? Insgesamt eine gute Idee vom Trainerstab bei den aktuellen Problemen auf der 6? Ein Schritt hin zu mehr formativer Flexibilität beim BVB? [Morgen abend?? 😉 Oder sind die Flügel so zu schwach besetzt gegen Ronaldo und Bale?]

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HB 7. April 2014 um 16:02

ich bin zwar nicht MR, versuche aber mal seine Aussage zu deuten.

Negative Auswirkungen auf die Stabilität muss die Umstellung auf das 4-1-4-1 auf keinen Fall haben, da die Stabilität des Systems immer sehr stark von dem individualtaktischen Verhaltensweisen des aufgestellten Personals abhängt. Außerdem konnte Dortmund hierdurch eine bessere Ballzirkultaion erzielen und die beinahe schon chronischen Probleme der kontrollierten Spieleröffnung vom 1. ins 2. Drittel konnten vermindert werden, was durch die geringere Fehlpassquote auch eine erhöhte Stabilität mit sich brachte.

Die pure Zahlenkombination sagt außerdem rein gar nichts bzw. relativ wenig über die Ausrichtung der Spielweise aus, es geht eher darum wie eine Formation interpretiert bzw. ausgelegt wird. Das nominell offensivere „4-3-3/4-3-2-1“ der Leverkusener wird z.B. deutlich anders gespielt als das nominell defensivere „4-2-3-1“ in Hoffenheim 😉

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MR 7. April 2014 um 16:05

Ich glaub halt nicht, dass es generell offensiver oder defensivere Formationen gibt. (Höchstens „aktivere“ [mit vielen Dreiecken] und „passive“ [mit klaren Reihen], wobei aktiver auch schnell zu offensiver wird.) Zur Ausrichtung hab ich nichts gesagt. Aber dass das nicht destabilsierend war, hat man ja gesehen.

Ob man offensiv oder defensiv spielt hängt vom Risiko und der Absicherung in der Spielweise ab, nicht vom geometrischen Muster. Ich kann auch ein total defensives 2-3-5 spielen.

Das 4-3-3 wird ja in der ein oder anderen Form jetzt schon lange probiert, funktioniert aber defensiv eigentlich immer nur als 4-5-1 und offensiv funktioniert’s gar nicht. Dieses Mal klappte es im Ergebnis, aber das war ja trotzdem bei weitem keine gute Halbzeit. Gegen Real kann man so nicht spielen (also auf die Leistung bezogen – 4-3-3 könnte man schon spielen, glaub ich aber eher nich).

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Flo 7. April 2014 um 16:41

Bei WEITEM KEINE gute Halbzeit:-)? Fandest du sie wirklich so schlimm? Also ich finde nach dem Spiel am Mittwoch Abend in Madrid und der katastrophalen ersten Halbzeit gegen Wolfsburg, schon relativ gut wie sie (Trainerteam eingeschlossen) da in der zweiten Halbzeit reagiert haben.

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MR 7. April 2014 um 19:17

Türlich war die Reaktion gut. Trotzdem war das ein unglaublich fürchterliches Scheißspiel in der 2. Hz (in der ersten auch). Kompaktheit, Bewegung und Konstruktivität auf beiden Seiten unterdurchschnittlich bis unterirdisch.

(Amüsante Fußnote: Hab mal bei einer Aktion versehentlich angefangen Mistpässe zu zählen, weil ich sagte „der Pass war kacke“ und beim nächsten „der auch“ und so weiter. Ich konnte das erst nach ACHT Pässen einstellen.)

Flo 7. April 2014 um 22:00

Wann war eigentlich der letzte gute Auftritt der Borussia deiner Meinug nach? Weiss dass du ein relativ kritischer Anhänger des BVB bist:-)

MR 8. April 2014 um 00:56

Je nachdem, wie gut denn und in welcher Hinsicht? Stuttgart war das erste Mal seit langem wieder mit ganz gutem Ballbesitzspiel, gegen Hannover wurde das schon angedeutet. Fand das gegen Real übrigens auch ganz gut. Bzgl Pressing ist der BVB ja fast immer richtig gut und Umschaltspiel ab und zu mal. Zenit-Hinspiel war dahingehend natürlich besonders gut. Wobei das wie bei Stuttgart auch sehr mit dem Gegner zusammenhing. Anfangsphase der zweiten Halbzeit im Freiburg-Hinspiel war das bisherige Saisonhighlight. In der Anfangsphase der Saison warense ja generell schon sehr, sehr stark, auch ohne Ballbesitzspiel. Das war Stabilitätsfokus, der geil war.

AlexF 8. April 2014 um 12:44

Also der letzte gute Auftritt war mMn das Derby, auch wenn da nicht gewonnen wurde.

once-in-a-while 7. April 2014 um 16:54

[Und a propos von nichts Besonderem (oder auch TEs Analyse bei 11freunde), wenn ich mich als heimlicher Mitleser schon mal aus der Deckung wage: Ich habe eure Kategorie „Gastspiele“ irgendwie sehr lange übersehen und bedauere, nachdem ich sie dann einmal gefunden hatte, dass sie aktuell in einen Dornröschenschlaf verfallen zu sein scheint und seit etlichen Wochen nicht mehr aktualisiert wurde. Wenn denn die Zeit für eine Analyse auf SV mal nicht reicht – lasst eure Leser gerne wissen, wenn Ihr anderswo geschrieben habt!]

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Leser 8. April 2014 um 11:56

+1 😉

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MorataBVB 8. April 2014 um 11:56

Mich würde interessieren, wie ihr die Entwicklung von Aubameyang beurteilt. Natürlich hatte er am Samstag einen verbrauchten Tag, aber auch über den gesamten Saisonverlauf gesehen hat er mich persönlich nicht überzeugt. Ohne Frage ist er irre schnell und hat eine gute Schusstechnik und ein passables Kopfballspiel und seine Torausbeute ist für seine erste Saison auch sehr gut.
Er ist für mich aber (neben Sahin) ein wichtiger Grund dafür, dass das Dortmunder Kombinationsspiel nicht so funktioniert, wie es sollte. Kann es schlecht ausdrücken, aber ihm fehlt für mich einfach das Gefühl für Spielsituationen und seine Positionierung: Er rennt z.B. auf den Gegner zu, der hatte aber vorher schon ewig Zeit den Ball zu spielen, weil er zu weit weg stand. Für den derzeit ebenfalls nicht auf Topniveau spielenden Pisczek ist er häufig nicht anspielbar. Sein Passspiel gerade auf engem Raum ist unterirdisch. Hatte bei vielen Spielen schon das Gefühl, dass durch sein Verhalten gute Situationen für den Gegner entstanden sind.
Andererseits ist er natürlich in gewissen Situationen extrem wertvoll, wie bei der Vorlage zum 3:2 gegen Stuttgart. Für mich ist er derzeit aber tatsächlich nur ein Mann für „gewisse“ Situationen.

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blub 8. April 2014 um 12:30

Ich machs ganz kurz: Auga ist da wo Kuba vor Klopp war, nur eben von einer anderen Ausgansbasis.
Ich finde auch, Auba hat noch viel zu lernen, aber was mir da hoffnung macht, das sind vor allem Dinge die spieler bei Klopp beibebracht bekommt(du sprichts da die wichtigen Punkte an).
Ganz so schlimm ist das enge Passpiel nicht, man merkt nur immer das er dem engen Raum gerne schnell entkommen würde und ist dann etwas hastig auf dem weg nach „draußen“ und er steht nicht gut für den nächsten umschaltmoment. Er kann das noch häufig auffangen da gehn aber 20m verloren.

Die Torquote ist zwar gut aber da sind einige spiele mit 2-3 toren dabei. wenn der BVb seine fähigkeiten nutzen kann schlägt er granatenmäßig ein und wenn nicht halt nicht. das ist blöd. Wenn ich die spiele sehe erkenne ich gefühlt nach 5 min ob Auba in diesem Spiel trifft oder nicht, liegt nicht nur an ihm, sondern auch am im moment ambivalenten spielaufbau, aber das nimmt das Problem ja nicht weg.

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Koom 8. April 2014 um 16:41

Die taktischen Abläufe, Laufwege etc. sind schwer einzubimsen, dass sie jederzeit, auch wenn der Akku leer ist, abgerufen werden können. Wie schon anderswo gesagt: Auch das ist der Fluch des Erfolgs bei Dortmund: Weniger Trainingszeit, durch die vielen Verletzten auch weniger Trainingsqualität.

Dortmund müsste tatsächlich an der Kaderbreite arbeiten, um sicherer um CL-Plätze mitzuspielen. Wobei sie trotz der „Gurkensaison“ jetzt langsam doch recht sicher den 2. Platz zementiert haben. Aber sie haben Punkte liegen gelassen…

MorataBVB 8. April 2014 um 16:43

@blub: Lese hier meistens still mit und bin häufig deiner Meinung. Torquote habe ich auch nur angeführt, weil sie im öffentlichen Diskurs häufig eine Rolle spielt. Micky z.B. hätte mit minimal mehr Spielglück 5-10 Scorerpunkte mehr auf dem Konto, was sich bei einem sensiblen Spieler wie ihm sicherlich auch auf seine Performance auswirkt.

Bei Aubameyang bin ich jedoch skeptisch, dass er in kurzer Zeit zu internationaler Klasse reifen kann wie einst Kuba. Er hat extraordinäre Eigenschaften (wie oben beschrieben vor allem Schnelligkeit und Schusstechnik/-kraft), allerdings kann man ihn ganz leicht aus dem Spiel nehmen, wie das auch schon zahlreichen Bundesligisten erfolgreich gelungen ist. Und inwiefern kann Klopp ihm auf mittlere Frist tatsächlich ein Gefühl für Spielsituationen, Anlaufen, richtige Positionierung für das Umschaltspiel vermitteln? Ein Spieler wie er lebt doch praktisch davon, dass er Räume erkennt, in die er geschickt werden kann. Kann mir zwar vorstellen, dass man ihn in einer verletzungsfreien Vorbereitung in der Defensivarbeit disziplinieren und im Passspiel verbessern kann, es fehlt mir aber so stark an Spielverständnis in den konkreten Situationen (quasi ein Anti-Baier), dass das ein sehr langer Prozess werden könnte. Sollte Kuba fit werden, dürfte die rechte Seite wieder aus Pisczek und ihm bestehen, da stimmen die Abläufe einfach.

Bei Micky hingegen sehe ich das deutlich positiver, denn der bringt eigentlich alles mit, hat nur unsagbar viel Pech in den entscheidenden Momenten und macht sich zu viele Gedanken.

blub 8. April 2014 um 18:08

Wenn Klopp/Buvac clever ist behält er Auba während der ganzen WM da und macht Taktikübungen mit der A-jugend…
Exotische Nationlitäten müssen auch nen vorteil haben ;)(stichwort Trainingszeit)
Ich bin bei Spielern mit genuin toller Physis auch skeptisch wie gut sie noch tatktisch „nachreifen“, aber dazu ist doch der BVB momentan die beste Adresse im Weltfußball.
Im Basketball sagt man „You can’t teach height.“ Und genauso ist es in diesem Fall mit dem speed. Aus Trainersicht wäre es natürlich gut Auba nur brigen zu müssen wenn er gut ist und nicht weil die Bank leer ist. Das problem löst sich ja hoffentlich von selbst.
Stell dir mal wie die story positiv ausgeht: Ein echter weltklassespieler. Wenn nicht ist er nicht schlechter als jetzt.

Micky hätte mit ein bisschen glück schon 5 Scorerpunkte in den letzten 3 Spielen haben können. –> Shit happens, aber das geht vorbei. Gegen madrid lief ja auch nix, aber da wars ja häufig nur 5mm die zum perfekten Pass am Gegenspieler vorbei gefehlt haben. Genau solche sachen halte ich aber für stark Varianzbehaftet und das geht vorbei. Ich schätze Micky als so clever ein das er das weis.

AlexF 8. April 2014 um 12:47

Ich fand den Punkt mit dem Anlaufen ganz deutlich gegen Real. Man weiß ja nie, was da die Vorgaben des Trainers sind, jedoch habe ich fast körperliche Schmerzen bekommen, bei seinem Timing beim Anlaufen.

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SD 8. April 2014 um 15:59

ging mir auch so, steht meist nicht nah genug am Mann, kommt zu spät…
das wird sich er aber sicher noch verbessern


tschookki 6. April 2014 um 21:43

Ich würde Durm unheimlich gerne zusammen mit Hofmann auf der rechten Seite sehen. Für mich ist er links zusammen mit einem inversen Winger fast verschenkt. Es wird Zeit, dass der BVB ein Schmelzerbackup mit linkem Fuß in der Hinterhand hat. Leider steht Pischu ziemlich neben sich in den letzten Wochen. Hoffe das ändert sich bald.

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Koom 6. April 2014 um 20:43

Es wird zwar erwähnt, aber man könnte Klopps Mut zur Änderung durchaus mehr würdigen. Möglicherweise war das Drehen des Spiels eher mehr individueller Szenen zu verdanken, aber das Spiel änderte sich vom optischen Gesamteindruck erheblich. War Dortmund zuvor ein halbtoter Boxer im Ring gegen ein stählernes Wolfsburg, wirkte das Spiel in der 2. Hz mehr den typischen höheren Runden in einem Rocky-Match. 😉

Seine durchaus mit Risiko behaftete Aufstellung bewirkte wohl vor allem, dass man mehr Zugriff hatte, aber auch mehr Möglichkeiten, sich und die Zuschauer hochzupushen. Mit den 5 Leuten in der Offensive war Forechecking wesentlich besser möglich, Durm bekam dadurch Raum für seine physischen Läufe. Es tat dem BVB sichtlich gut, dass sie in dieser Formation und Spielidee sich mehr fanden als in der kontrollierten Offensive des 4-2-3-1.

Mal schauen, ob wir das bis zum Saisonende noch ein paar mal sehen.

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JK 7. April 2014 um 07:58

Dem stimme ich zu. Klopp geht nach meinem Empfinden fast zu vorsichtig mit Systemumstellungen um, da könnte man mehr riskieren. Man muss natürlich sagen, dass er gemäß seinen Interviews weniger Wert auf das „System“ legt, weil es eher darum geht, wie man dann tatsächlich seine Aufgaben lebt. Aber am Samstag war nun wirklich ein Riesenunterschied zu sehen. Nach der ersten Hz. hätte ich keine 2 Cent mehr auf den „hoffnungslos unterlegenen“ BVB. In Hz. 2 war das Spiel offen.

Ein weiterer Gedanke dazu: Die Hereinnahme von Jojic könnte auch die derzeitige Überforderung von Mikhitaryan abfedern, er müsste dann nicht so viele Alleingänge starten, bei denen er sich verzettelt. Mir scheint, ihm fehlen in solchen Situationen, in denen er selbst Dynamik nach vorn entwickelt, geeignete Anspielpartner in der Nähe.

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Koom 7. April 2014 um 10:15

Dürfte hier allgemeiner Konsens sein, das gerade Mhkytarian ein aufrückender Mitspieler fehlt.

Was auch dazu kommt: Mhkytarian als auch Aubameyang sind beide in dieser Saison gekommen. Klopptypisch bringen neue Spieler frühestens erst nach einem Jahr ihre eigentliche Leistung. Beide sind wegen den Abgängen und vor allem den Verletzungsproblemen aber gezwungen, dauernd zu spielen. Gerade Aubameyang halte ich für sehr überspielt und bräuchte auch mal (Denk-)Pausen.

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KBW 7. April 2014 um 11:10

„Klopptypisch bringen neue Spieler frühestens erst nach einem Jahr ihre eigentliche Leistung.“
Das würde ich etwas einschränken wollen. Sowohl Barrios (immerhin 19 Tore 2009/10) als auch Kagawa (1. Saisonhälfte 2010 war überragend, dann verletzt) und Reus sind direkt eingeschlagen. Ich denke, dass ist eher eine individuelle Sache, wie schnell das „Ankommen“ geht. Bei Gündogan und Lewandowski (und hoffentlich bald Miki) hat es schlicht etwas länger gedauert, bis der Knoten geplatzt ist.

Gerade deswegen sollte Jojic mehr Spielzeit bekommen. Er ist zwar erst seit ein paar Monaten dar, aber wer weiß, vielleicht geht es bei ihm ähnlich schnell wie bei Kagawa. Gute Ansätze hat er bei seinen Kurzeinsätzen schon gezeigt. Da Kehl am Dienstag gesperrt sein wird, könnte das die Gelegenheit für Jojic sein. Ich hoffe der Junge wird, bei allem Verletztenpech, noch zur positiven Überraschung dieser Saison!

Etwas off-topic: mit Blick auf Dienstag, meint ihr, Klopp könnte erneut auf ein 4:4:2 / 4:1:4:1 zurückgreifen – gerade auch, weil Kehl gesperrt ist?

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Koom 7. April 2014 um 12:18

Ausnahmen bestätigen die Regel. Widerspreche dir da bei deinen Beispielen definitiv nicht.

Zu Dienstag: Es würde mich wundern. Er wird auf seine stärksten Leute zurückgreifen, das wird Sahin und Kehl einschließen.

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chicago_bastard 7. April 2014 um 12:32

Kehl ist doch gesperrt.

FreeShinji#23 7. April 2014 um 12:39

Kehl ist gesperrt… Das wird die Chance für Jojic sein!

Koom 7. April 2014 um 12:56

Oh, danke für die Info. Hatte im Hinterkopf irgendwas dazu, aber gerade keine Gelegenheit, dass zu überprüfen.

Hm, dann kannst gut sein, dass wir das 4-1-4-1 sehen werden. Oder zumindest Jojic neben Sahin.

SD 8. April 2014 um 16:01

Sahin zudem angeschlagen, ich würde gern Kirch und Jojic sehen und statt Aubame Jonas

AlexF 8. April 2014 um 12:39

Ich glaube das ist bei Klopp auch eine Sache mit dem gebrannten Kind scheut das Feuer. Die Systemumstellung im Derby letzte Saison, auf eine Dreierkette, ging ja bekanntlich nach hinten los. Ebenfalls könnte es sein, dass Klopp sehr viel Wert auf Eingespieltheit legt da dann nur die Mannschaft mehr leisten kann, als die Summe ihrer Einzelspieler. Deshalb scheut er sich vielleicht, auf ein nicht eintrainiertes System umzustellen.

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Leser 6. April 2014 um 15:12

Schön zu lesen. Guter Artikel.

Interessant: obwohl (oder weil?) Klopp diese Saison eher auf Stabilität gebürstet ist, wechselt er in der Pause auf ein formativ _offensiveres_ System und stabilisiert damit die Defensive.

Durm brachte einiges Momentum in die Partie und war viel auffälliger als Piszeck. Grundsätzlich ein völlig anderer Spielertyp als Schmelzer. Bin gespannt wie er sich weiterentwickelt.

Was Lewandowski da bisweilen macht, ist beängstigend.

Kann man das Fehlpass-Festival aus der ersten Halbzeit auf mangelnde Konzentration schieben?

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MR 6. April 2014 um 17:46

Wieso denn formativ offensiveres System und was hat das mit der Stabilität zu tun?

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Leser 8. April 2014 um 11:48

Wenn ich das richtig verstanden habe, haben sie nach der Pause vom üblichen 4-2-3-1 auf 4-1-3-2 umgestellt. Unter der Einschränkung, dass es ja mehr um die Interpretation der Rolle als um die Position geht, schrieb ich „formativ offensiver“. Es ist ein Spieler in der Formation weiter vorne positioniert.

Der Effekt war aber, dass Dortmund nach der Halbzeit stabiler stand.

Ich hoffe, ich habe mich a) halbwegs verständlich ausgedrückt und b) nicht völlig vertan 🙂

Antworten

Leser 8. April 2014 um 11:54

Edit:
Es mag allen hier klar sein, dass die Formation nix über die Rolle des Spielers aussagt und ein 4-1-3-2 auch als 4-3-3 gedeutet werden kann. Aber bei dem nervenden, weil inflationären und falschen, Gebrauchs der Bezeichnung „falscher 9er“ in Live-Kommentaren und großen Medien, tut diese Heraushebung des Offensichtlichen einfach Not.

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