Dortmunds Offensivprobleme gegen den HSV
Dortmunds torlose Vorstellung in Hamburg legte alle Offensivprobleme der Borussia offen. Besonders bei Rückstand bekommt der BVB in der momentanen Ausrichtung riesige Schwierigkeiten.
Nach Siegen gegen die mitspielenden Frankfurter, gibt es den nächsten Rückschlag für Borussia Dortmund. Die wiedererstarkten Hamburger fokussierten sich in einer passiven Ausrichtung auf Kompaktheit und Stabilität. In die Rolle der dominierenden Mannschaft gedrängt zeigten die Borussen abermals ihre momentane Schwäche im konstruktiven Spielaufbau.
Grundproblem Zentrumsbesetzung
Das grundsätzliche Problem ist dabei die Nutzung des Sechserraumes. Vor allem wenn der Gegner wie der HSV mit zwei Spitzen agiert, kommen die Borussen so gut wie nie kontrolliert in diese Zone. Das liegt zum einen an der personellen Besetzung des Defensivzentrums: Bender und Friedrich haben beide technische Schwächen, die kompensiert werden müssen.
Bender versteckt sich zu diesem Zweck oftmals in toten Räumen, was zumindest (mal mehr, mal weniger effektiv) Gegenspieler binden kann. Friedrich fokussiert sich meist auf simple Bälle zu Sokratis; ab und zu versucht er auch mal einen Ball ins Mittelfeld, wählt diese aber strategisch schlecht, sodass die angespielten Vorderleute oftmals sofort unter Druck sind.
Sahin spielt Domino
Dieses Problem wird aber erst dadurch so richtig gravierend, dass Dortmunds wichtigster Verbindungsspieler im Aufbauspiel momentan eine miserable Phase durchläuft. Nuri Sahin findet sich in der taktischen Situation überhaupt nicht zurecht. Als Fixpunkt des Aufbaus versucht er beständig das Spiel anzukurbeln und bewegt sich dafür wild durch alle Defensivräume. Gegen HSV stellte er sich dabei erneut enorm ungeschickt an. Sein Abkippen ist keine stabile Umpositionierung, sondern ein kurzsichtiges, unstrategisches Ballfordern, das leicht zu verteidigen ist. So zieht er den Gegner mit zum Ball, blockiert Räume für seine Mitspieler und erzeugt unsaubere, schlecht verbundene Strukturen. (Was genau er dabei alles falsch macht, sprengt den Rahmen des Artikels. Eventuell wird dieses Thema demnächst einmal gesondert thematisiert.)
Resultat davon ist immer wieder, dass Dortmunds Sechserraum zur toten Zone wird. So entsteht eine Kettenreaktion: Das Spiel wird früh auf den Flügel gedrückt, die Zwischenräume werden nicht besetzt und Mkhitaryan findet im Zentrum zu selten Anschluss ans Passspiel. Wenn er doch einmal Bälle fordern kann, gibt es wenig Unterstützung für ihn, er ist auf schwierige Unterzahldribblings angewiesen und es entsteht eine unkontrollierte Hektik im ganzen Spielzug. Daher kann Dortmund selten einmal Angriffe durchs Zentrum sauber ausspielen.
Der HSV konnte diese Probleme durch die kompakte Ausrichtung noch forcieren. Wenn Spieler innerhalb des Pressingblocks überspielt wurden, rückten Jiracek oder Rincon weit ein und stellten die Kompaktheit wieder her. Dass in der Enge des offensiven Mittelfelds auch noch Badelj wartete, der mit einigen Balleroberungen aus schwierigen Winkeln überraschen konnte, erschwerte den Borussen das Angriffsspiel noch mehr.
Plumpe Angriffe über links
Um die Probleme im Zentrum zu umgehen, konzentrieren sich die Dortmunder verstärkt auf geplantes Flügelspiel entlang der linken Seitenlinie. Gegen die Raute von Frankfurt war dies das richtige Konzept; gegen Hamburg nicht. Durch Sahins seitliche Bewegungen konnten die Viererketten früh herüberschieben und Dortmund konnte nur selten in der Enge durchbrechen.
Erneut zeigte Lewandowski sehr weit ausweichende Bewegungen, hatte dabei aber weniger gute Momente als in den vorherigen Spielen. Großkreutz interpretierte seine Rolle unüblich breit. Anstatt zu versuchen, im Halbraum für Verbindungen zu sorgen, hielt er meist die Seitenlinie. So standen er und Lewandowski sich zum Teil auf den Füßen und Dortmunds Spiel wurde noch vorhersehbarer.
Die Durchschlagskraft der linksseitigen Angriffe litt zudem noch darunter, dass meist Schmelzer derjenige war, der mal durchbrechen konnte. Ein paar Mal kam er in vielversprechende Flankenpositionen, doch – wie bei ihm üblich – entwickelte sich daraus kaum Gefahr. Insofern war diese Spielweise nicht optimal auf die Akteure zugeschnitten.
Zumindest jedoch wurden Hamburger Konter weitestgehend verhindert. Durch die verschobene Grundposition von Sahin und Bender sowie der großen Enge in Hamburgs Block fand der HSV kaum Räume nach Balleroberungen. Insofern hatten die Borussen durchaus die Möglichkeit, das Spiel über ihren Stabilitätsfokus trotzdem durchzudrücken; auf lange Sicht hätten die zuletzt starken Standardsituationen zum Erfolg führen können. Hamburgs pragmatisches Angriffsspiel führten – gepaart mit Friedrichs Fehler – jedoch zum Rückstand für Dortmund. In dieser Situation ist der BVB in der laufenden Saison sehr schwach.
Absicherungsprobleme im 4-3-3
Um an Torgefahr zuzulegen versuchte Klopp dementsprechend, die Präsenz im Zentrum zu erhöhen. Bender ging für Reus und der BVB formierte sich im 4-3-3. Mkhitaryan und Großkreutz formierten sich als Doppelacht vor Sahin. Allerdings wirkte Dortmunds seltenes Ausweichsystem sehr uneingespielt. Wie bei den bisherigen zwei Versuchen (jeweils erste Hälfte gegen Nürnberg und Mainz) enstand kaum Verbindung zwischen den Mannschaftsteilen.
Zum einen gab es keine zusammenhängende Staffelung zwischen den drei zentralen Spielern. So bewegte sich Sahin weiträumig und isoliert vor der Abwehr, entwickelte dabei aber überhaupt keine Abstimmung zu den Achtern. Auch der Dreiersturm reagierte nur auf die Positionierung innerhalb der Angriffsreihe und nahm kaum Rücksicht auf das Mittelfeld.
Das galt zu einen im Pressing, wo sich Hamburg nun teilweise über die Abstände auf den Flügeln freispielen konnte, aber vor allem im Ballbesitz und damit auch nach Ballverlusten. Die eigenen Angriffe waren wesentlich schlechter abgesichert als mit der Doppelsechs. Folgerichtig kam Hamburg zum zweiten Treffer durch einen Konter, bei dem sich Sahin allein auf weiter Flur drei Gegenspielern gegenübersah.
Breitgezogene Staffelungen und blockierende Bewegungsmuster
Auch im Angriffsspiel funktionierte das 4-3-3 nur selten. Großkreutz interpretierte die Achterposition wieder ausweichend absichernd, um dann aus halbbreiten Positionen in den Zwischenlinienraum zu stoßen. Damit fiel er für das Passspiel zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld jedoch weg. Diese Rolle versuchte Mkhitaryan auszufüllen und bewegte sich entlang der Hamburger Mittelfeldlinie. Was auf dem Papier zu den Spielern passte, führte im mannschaftlichen Kontext zu strukturellen Blockaden.
Die Stürmer schalteten sich kaum ins offensive Mittelfeld ein; beziehungsweise im Falle Lewandowskis nur situativ ballfordernd in Freiräumen und nicht strategisch gegenspielerbindend. Wegen der dadurch fehlenden Präsenz im Zehnerraum und Sahins isolierter, dominanter Rolle konnte sich Mkhitaryan kaum ins Aufbauspiel nach hinten einschalten. So war der BVB auch in der neuen Mittelfeldbesetzung zu unflexibel in der Struktur- und Raumfindung während der Ballzirkulation.
Wenn die Borussen dennoch einmal ins Angriffsdrittel kamen, hatten sie wenig Verbindungen zwischen den Offensivpositionen, da sie zu breit gestaffelt waren. In einer Art 2-1-4-3-Ordnung war der Ballführende von Hamburgs engen Ketten leicht zu isolieren. Nur durch die reine Offensivpräsenz kamen sie teilweise zu improvisierten Angriffen und Standards, aber hochwertige Durchbrüche erspielten sie nicht.
Reus als Mittelstürmer
Da Lewandowskis ausweichende Bewegungen zwischen den Außenstürmern nicht funktionierten und sein Zurückfallen innerhalb des kompakten Blocks selten griff, war es kein Spiel für den polnischen Stürmer. So wurde er unüblich früh ausgewechselt, um Platz für den kombinationsstärkeren Marvin Ducksch zu machen. Dieser agierte als linker Stürmer, während Reus in die Mitte ging.
Diese Konstellation funktionierte in sich recht gut. Duckschs gutes Einrücken ins Sturmzentrum erlaubte Reus, sich in den Zwischenlinienraum fallen zu lassen. Mehrfach schaltete er sich im rechten Halbraum ins Kombinationsspiel ein, was zu Dortmunds spielerisch besten Momenten führte.
Durch die schlechte Anbindung zum Mittelfeld kam dieses Mittel jedoch zu selten zum Tragen. Hofmann, der für Großkreutz ins Spiel kam, konnte dieses Problem vereinzelt entschärfen, kam allerdings zu spät. Der Rückstand führte dazu, dass die Borussen in der Endphase sehr hektisch wurden und die verbesserten Strukturen nicht konsequent bis in den Strafraum durchspielten.
Fazit, Einordnung und Ausblick
Man kann nicht sagen, der BVB wäre planlos im eigenen Ballbesitz – die diversen Pläne sind aber entweder zu undurchdacht angelegt oder scheitern in mehreren Punkten der Ausführung. Vor allem das defensive Mittelfeld der Borussia ist aktuell eine triste Einöde von verblassender Spielkultur. Zudem fehlt es an taktischen Alternativen, die dann auch eingeübt sind.
Gleichzeitig kann man relativieren, dass Dortmunds Probleme nur dann wirklich gravierend werden, wenn sie in Rückstand geraten. Dann ist Klopps Elf momentan keine gute Mannschaft; allerdings passiert das auch ziemlich selten (und hängt meist mit der Verlegenheitspersonalie Friedrich zusammen). Insofern neigt man dazu die einzelnen Spiele, in denen so ein Rückstand vorkommt, etwas überzubewerten – zumal sie derartig unattraktiv sind.
So schlecht die aktuelle Spielanlage in manchen Phasen jedoch aussieht, so ist sie doch außergewöhnlich gut, solange es gegen einen agierenden Gegner geht. Das bietet viel Potential in der Champions League und alle Statistiken sprechen dafür, dass der BVB auch in der Bundesliga Favorit auf Platz zwei ist. Insofern ist Dortmund trotz allen taktischen Mängeln nicht weit hinter den Erwartungen.
Das alles hat übrigens nichts damit zu tun, dass die Gegner sich mittlerweile dem „System Klopp“ anpassen, was ja vielen als bequeme Erklärung dient. Schon seit drei, vier Jahren muss der BVB in aller Regelmäßigkeit tiefstehende, kompakte Gegner knacken. (Wie anmaßend ist eigentlich die Annahme, die Bundesliga-Trainer bräuchten mehrere Jahre, um ein vermeintlich eindimensionales Konzept zu durchschauen?)
Vielmehr ist es so, dass das Umschaltspiel wegen seines plakativen Spektakels stets das Aushängeschild der Borussen war, aber selten die alleinige Basis. In den meisten Phasen glänzten die Borussen mit sehr gut durchdachtem Ballbesitzspiel. Da sie aber dabei nicht wie zum Beispiel Bayern auf auffällig lange Ballzirkulation setzen, wird dies gerne übersehen. Tatsächlich fokussieren sich die Dortmunder erst seit dieser Saison derartig puristisch auf das Umschaltspiel – und auch das war bis zu den Verletzungen in der Rückrunde ja außerordentlich erfolgreich.
Es geht also um Fragen der kurz- und mittelfristigen taktischen Schwerpunkte des BVB, nicht um die langfristige Philosophie. Bleibt abzuwarten, wann die Borussen den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen.
28 Kommentare Alle anzeigen
Max 26. Februar 2014 um 11:34
Er heißt duCksch! Marvin DUCKSCH. DUCKSCH. mit 2x C!
MR 26. Februar 2014 um 16:49
Kurios, hab ich bisher echt nicht gemerkt.
FreeShinji#23 25. Februar 2014 um 23:34
Tja naja… Da denkt man auch sofort wieder an Leitner oder Bittencourt 😉
SM 25. Februar 2014 um 22:42
Als HSVer kann ich nur sagen das das Spiel fuer mich teilweise sehr seltsam aussah – naemlich als wuerde der HSV da in Gelb-Schwarz spielen. Die Aussen rennen vor, die Innenverteidiger sind in ihrer Haelfte allein gelassen, Sahin spielt Badelj in Disguise und versucht zu helfen tut sich dabei aber schwer einfach weil es keine Anspielstationen gibt. Absurd. Ich dachte nur wir machen das. 😉
Trotzdem, Torchancen hatte der BVB genug und haette auch in Fuehrung gehen koennen. Adler war unser bester Mann – ist halt schon ein deutlicher (individueller) Qualitaetsunterschied sichtbar.
F90games 25. Februar 2014 um 22:10
Der Artikel hat mir echt gut gefallen!
Und es fasziniert mich, dass ich mittlerweile einige der angesprochenen Dinge auch selbst erkenne! Seit ich diese Seite entdeckt hab, hat sich mein Verständnis für Fussball deutlich gebessert, danke dafür! ^^
Es gibt da eine Sache, die mir immer wieder durch den Kopf geht und für die ich keine Erklärung habe: Wie groß ist der Anteil des Trainers an diesem „Fehlverhalten“ und wie sehr spielt da die Eigeninitiative der Spieler mit hinein? Besonders besorgniserregend finde ich das Verhalten von Sahin. Liegt es am mangelnden Spielverständnis, dass er immer wieder in die gleichen Muster verfällt, ohne zu merken, dass sie nicht gewinnbringend sind oder versucht er einfach krampfhaft die Vorgaben des Trainers umzusetzen?
Auf der einen Seite denk ich mir, dass ein Trainer das Positionsspiel der Spieler bestimmt und vorgibt, wer sich wie freizulaufen hat. Andererseits spricht man immer von „Übersicht“ oder „taktischem Verständnis“ der Spieler, die somit auch selbst in der Lage sein sollten, sich an die Situation anzupassen und bessere Lösungen zu finden.
FreeShinji#23 25. Februar 2014 um 18:00
„Was genau er dabei alles falsch macht, sprengt den Rahmen des Artikels. Eventuell wird dieses Thema demnächst einmal gesondert thematisiert.“
Bitte macht das! Für manche Laien ist das BVB-Spiel momentan nur schwer zu erklären… Da wartet bestimmt der eine oder andere Leser darauf.
sass 25. Februar 2014 um 17:05
http://www.sbnation.com/soccer/2014/2/25/5444018/borussia-dortmund-zenit-2014-uefa-champions-league
Bazi 25. Februar 2014 um 16:33
„Da Lewandowskis ausweichende Bewegungen zwischen den Außenstürmern nicht funktionierten und sein Zurückfallen innerhalb des kompakten Blocks selten griff, war es kein Spiel für den polnischen Stürmer. So wurde er unüblich früh ausgewechselt, um Platz für den kombinationsstärkeren Marvin Duksch zu machen.“
Wird Lewandowski nicht als einer der kombinationsstärksten Mittelstürmer der Welt bezeichnet? oder ist dieser Marvin Duksch noch besser?
MR 25. Februar 2014 um 20:32
Einer der spielstärksten, aber kombinationsstark? Lewandowski ist doch eher so: Ball fordern, im Raum halten, evtl dribbeln, weiterleiten/ablegen. Dass er in schnelle, kleinräumige Kombinationen eingebunden ist, ist eher selten und nicht seine große Stärke, würd ich sagen.
JosephBrant 26. Februar 2014 um 02:59
Ich würde schon sagen, dass Lewa auch kombinationsstark ist. Fast wäre ich geneigt zu sagen ein Spieler mit seinen Qualitäten ist im Dortmunder Spiel derzeit etwas verschenkt. Vorne lange Bälle behaupten und dann warten bis einer nachrückt um die Ablagen zu verwerten ist sicher nicht die erste Option im BVB Spiel. Vielmehr hat sich diese Spielweise erst ergeben durch das Fehlen von Hummels /Gündogan weil solche Bälle eher aus der Not heraus gespielt werden. Davor ist Lewa durchaus öfter in kleinräumige Aktionen eingebunden gewesen. Man muss auch bedenken, dass durch die Verletzungsmisere Großkreutz lange als AV gebunden war und auch Reus schon vor seiner Verletzung nicht optimal gespielt hatte. Schmelzer und Piszczek waren ebenfalls längere Zeit verletzt. Ihr Fehlen, das Einschalten ins Angriffsspiel ist ebenso ein wesentliches Element, dass sich negativ auf Sahins Spiel und die Möglichkeiten im Angriff auswirkte. Das Spiel in Petersburg war m.E schon ein kleiner Lichtblick.
Majo 25. Februar 2014 um 16:24
Das eigentliche Problem ist die lange Ausfallzeit von Gündogan. Dadurch muss Sahin wesentlich mehr Spiele machen, als gut wäre. Sahins Problem wiederum ist, dass er zu viel Zeit am Ball braucht, um zu einer Passlösung zu kommen. Dabei darf man nicht vergessen, wer die Partner auf der D6 sind, und welche Stärken sie haben.
Das klingt, angesichts Sahins Spiel, zunächst etwas widersinnig. Aber wenn man sich Sahins Spiel genau ansieht, dann stellt man fest, dass er sich zwecks Gewinnung von Extramomenten für die Entscheidungsfindung viel zu tief fallen lässt, um selbst geringsten Pressing aus dem Weg zu gehen. Es ist zwar richtig, dass die Offensiven vier diese Bewegung nicht mitmachen, und deshalb die zu grossen Abstände entstehen, aber ich glaube, das ist ein taktisches Fehlverhalten von Sahin, der verzweifelt nach Halt sucht, weil in der BL seit zwei Jahren wesentlich besser gepresst wird.
Wäre Gündogan fit, müsste das Problem nicht aufm Platz gelöst werden.
FreeShinji#23 25. Februar 2014 um 16:56
Wieso setzt man dann nicht mal auf einen anderen Spieler als auf Sahin. Das versuchte ich gestern bereits „in die Runde“ zu werfen. Bender oder Kehl auf der 6 und nebendran Hofmann, Jojic, Mkhitaryan als 8er?? Wenn ich die Analyse und die Kritik an Sahin hier im Text lese, kann es kaum schlimmer kommen oder? Solche Gedanken macht sich Klopp/Buvac ja sicher auch. Wieso steht der BVB da an?
MR 25. Februar 2014 um 20:45
Mkhitaryan wurde in der Vorbereitung als Achter probiert, neben Sahin auch. Wirkte da aber unheimlich überdreht. Jojic braucht wohl noch was, Hofmann ist da für mich in vielen Punkten zu unkonstant. Kirch wär halt die absolut offensichtliche Lösung. Oder Koray Günter. Wieso spielt der eigentlich nicht? Achjaaaaaa genau…..
Ruggeri 25. Februar 2014 um 15:53
Letztes Jahr hat sich Götze öfter Bälle im 6-Raum abgeholt und im Spielaufbau von hinten geholfen. Kann Mchitarjan es nicht, oder ist es ihm verboten? Wie kann man die rechte Seite wieder in Schwung bringen? Piszczek nicht in Form, oder Kuba fehlt (oder beides)? Aubameyang auf links, oder ganz raus? Warum lief das Spiel in HH so oft über links? Nur wegen Friedrich? Und warum überhaupt Friedrich? Als ob er weniger Fehler macht als ein Sarr? Und im Spelaufbau ist er ehe schwächer. Klopp wagt kein Risiko und versucht noch was aus dieser Saison zu machen. Wenn sie in CL weit kommen und in Pokalfinale kommen, ist die Welt in Ordnung. Wenn nicht, war es eine verlorene Saison, in der nichts Neues/Anderes probiert wurde,
AlexF 25. Februar 2014 um 16:21
Den Punkt mit Friedrich sehe ich genauso.
Wieso nicht Sarr? Der kann eigentlich auch nicht mehr falsch machen als Friedrich im Moment. Wenn man ihn einsetzen würde, könnte er auch seine Erfahrungen machen und wäre in der nächsten Saison in seiner Entwicklung schon weiter. So blockiert Friedrich seine Entwicklung und spielt dabei selbst nicht gut.
MR 25. Februar 2014 um 20:36
Mkhitaryan macht das doch auch immer mal – ist doch da oben sogar im Bild ein Beispiel! Aber meistens ist das ein Indiz dafür, dass irgendwas in Dortmunds Spiel nicht ordentlich funktioniert, bei Mkhitaryan wie auch bei Götze.
AlexF 25. Februar 2014 um 15:48
„Aber immerhin nimmt er das eigene Mittelfeld dadurch in Deckungsschatten.“ sehr gut.
Wo ich mir noch unschlüssig bin und auch im Fazit keine wirkliche Erkenntniss erlangt habe, ist das ein Rückschritt im Moment ? mMn resultiert der Fokus auf das Umschaltspiel, aus der Erkenntnis bzw dem Willen, wieder defensiv besser zu stehen. Jedoch wird dies natürlich obsolet, wenn man lange Zeit nicht mit der besten Abwehrformation auflaufen kann. Deshalb stehen jetzt schon wieder 21 Gegentore auf der Habenseite.
Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, wieso man nicht das Ballbesitzspiel der letzten Saison gegen defensive Gegner, mit dem Defensivfokus der aktuellen Saison gegen offensive Gegner paaren kann.
MR 25. Februar 2014 um 20:40
Eine Frage der Trainingszeit denk ich.
Im Podcast bin ich auf das Thema näher eingegangen. Ich denke, das Spiel gegen Bayern wäre genau der richtige Moment gewesen um den – zu diesem Zeipunkt obsolet gewordenen – Stabilitätsfokus aufzugeben. (Hab ich übrigens vor dem Bayernspiel schon so gesagt; trotzdem natürlich rein spekulativ, ob das letztlich besser funktioniert hätte. Angesichts der Champions-League-Ergebnisse ist das Festhalten daran ja auch nicht die allerschlechteste Entscheidung gewesen.)
AlexF036 25. Februar 2014 um 21:37
Stimmt.
a_me 25. Februar 2014 um 14:19
Danke für den feinen Artikel. Hummels ist ja zumindest wieder im Kader; man kann den Dortmundern nur wünschen, dass er bald zu alter Spielstärke zurückfindet. Dann findet sich Sahin vielleicht auch wieder etwas besser zurecht, weil er den Spielaufbau nicht „alleine“ bestreiten muss.
Koom 25. Februar 2014 um 13:07
Danke für den Artikel, sehr informativ. Es ist interessant, welche Baustellen da gerade offen sind:
Sahin – liest sich nach dem Artikel für mich ein bisserl wie ein Defensiv-Van der Vaart. Also ein Fußballer, der anhand seiner Fähigkeiten absolut ein Gewinn ist für sein Team, sich aber wegen Aktionismus („muss“ überall helfen) dem Team dadurch schadet.
Nur Plan A – sorry, dass ich das so schreibe. Aber im Grunde hat Dortmund „nur“ ihr 4-2-3-1 drauf (dort allerdings auch eine nette Bandbreite, wie man mit dem Gegner umgeht), wenn man aber größere, formative Änderungen vornehmen will, funktioniert es schlecht.
Den „Niedergang“ kann man möglicherweise ja an der verstärkten und längeren CL-Teilnahme festmachen. Schon im Vorjahr klemmte es doch sehr und man spielte lange in der CL, dieses Jahr ebenso. Dabei würde ich nicht mal auf Erschöpfung anspielen, sondern mehr auf verringerte Trainingszeiten.
Stand momentan würde den Dortmundern aus Personalgründen ein anderes System wohl ganz gut tun, um die Stärken und Schwächen (Spielaufbau aus der Defensive) besser auszubalancieren.
MR 25. Februar 2014 um 13:15
„wenn man aber größere, formative Änderungen vornehmen will, funktioniert es schlecht.“
Würd ich aber nicht unbedingt verallgemeinern. Das wird ja sehr selten probiert und dann ist’s immer ein komisch besetztes 4-3-3. Ein 4-3-3 mit bspw: Sahin, Kirch-Mkhitaryan, Großkreutz-Lewandowski-Reus könnte mE gut klappen, auch ohne größere Einspielzeit. Auch diverse Dreierkettensysteme könnten gut funktionieren, eine Raute kann ich mir ebenfalls vorstellen. Wenn man aber eben keine große Einspielzeit hat, dann braucht man eine sehr passende Spielerwahl, sonst hakt’s irgendwo.
Gerade defensiv ist Dortmund grundsätzlich ja sehr intelligent und anpassungsfähig. Das 4-5-1 damals kam ja auch als Clown aus der Box und funktionierte sehr schnell enorm gut.
Koom 25. Februar 2014 um 13:53
Ich neige immer etwas zum Verallgemeinern, danke für das Aufdetaillieren.
Klopp setzt, anders als Tuchel, gerne nur auf ein System mit Spielweise, zudem auch sehr auf eine eingespielte Elf. Weder mag er Rotation noch große Änderungen während des Spiels. Kann und darf man ihm negativ auslegen. Dabei ist es nicht mal so, dass Klopp nur eine Sache kann – wird er dazu gezwungen, bspw. durch eine Niederlagenserie (egal, aus welchen Gründen), kommt er relativ zeitnah mit einer neuen Idee.
Das geht zwar über ein Taktikblog inhaltlich hinaus, aber ich denke mal, dass hier der Hund begraben liegt. Klopp „traut“ sich noch nicht, wesentliche Änderungen vorzunehmen, da das aktuelle Personal _eigentlich_ es hergibt, die normale Spielweise beizubehalten. Im Detail, wie im Artikel gut beschrieben, haut es aber einfach nicht hin.
Ich hoffe nicht, dass Klopp erst ändert, wenn sie gegen St. Petersburg rausfliegen. Wäre ärgerlich, da das eigentlich ein Gegner sein müsste, gegen den man auch weiterkommen kann. Es wird aber viel davon abhängen, ob Zenit ihrerseits mitspielen will, oder es erkannt hat, dass man gegen Dortmund momentan mit gutem Defensivfußball recht gute Chancen hat.
fussballdiaspora 26. Februar 2014 um 11:57
Zitat: „Klopp setzt, anders als Tuchel, gerne nur auf ein System mit Spielweise, zudem auch sehr auf eine eingespielte Elf. Weder mag er Rotation noch große Änderungen während des Spiels.“
Das hört man ja häufiger, ist allerings vielleicht wieder etwas arg verallgemeinert. Die Sache mit dem Spielsystem hat MR etwas entkräftet, es gibt wohl weiterreichende Gründe als „Klopp mag nicht“; und Gegenbeispiele (wie das 4-5-1), für deren Nicht-Berücksichtigung es ebenfalls tiefgreifende Gründe geben mag. Gleiches gilt wohl auch für die Fokussierung auf das Umschaltspiel.
Bei der Rotation frage ich mich auch oft, ob das nicht ein Ansatzpunkt ist. In diesem Jahr hat Dortmund allerdings zwangsrotiert – man schaue auf die Leistungsdaten!
Änderungen während des Spiels sind kein Heilmittel, wie im Artikel schön mit der Auswechslung von Lewandowski usw. und der nachfolgenden Umstellung ausgeführt.
Was das Personal anbelangt: Hier frage ich mich schon seit Wochen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, auf Sarr statt auf Friedrich zu setzen. Hertha hin, Hertha her. Denn in den wenigen Einsätzen, die Sarr hatte, wirkte dessen Aufbau-Kompetenz geradezu dramatich besser als die von Friedrich.
Das könnte (hätte sein können) ein Schlüssel dafür sein, viele andere Problemchen zu mildern, zum Beispiel die erkennbare Überfoderung Sahins und folgend Mkhitaryans usw.
Koom 26. Februar 2014 um 14:47
Wegen dem Spielsystem: Klopps/Buvacs Idee von Fußball funktioniert ja relativ gut gegen jede Art von Gegner, wenn die Spieler passen bzw. mehr richtige als falsche Entscheidungen treffen. Insofern ist es schon ok, wenn man nur auf diese Idee setzt und diese weiter perfektioniert, anstatt 2-3 Systeme zu entwickeln, die man dann aber weniger gut beherrscht.
Und von den verfügbaren Spielern her müsste es ja eigentlich auch besser funktionieren, als es das zuletzt öfter tat, aber Menschen sind eben keine Computer/Roboter (außer Lahm).
Nur zur Sicherheit: Ich bin Klopp-Fan, noch aus seiner Spielerzeit her. Trotzdem kann ich ihn kritisieren bzw. eben die Dinge sagen, die mir seit Jahren bei ihm eher negativ auffallen. Kirch, aber auch Sarr & Co. und vermutlich auch Jojic kommen schwer ins Team, weil Klopp lieber auf bekannte Stärken setzt, anstatt auf Unbekanntes. Außer, er wird zu seinem „Glück“ gezwungen (Verletzungen, Sperren oder lange Mißerfolgsserie bspw.) und derjenige liefert dann 1-2 Partien, die hängenbleiben.
Ist jetzt kein Drama und machen viele Trainer so, außer wenn sie gerade eine wahnsinnig stabiles Gerüst auf dem Platz haben, wo ein „Ausfall“ zu verkraften wäre, aber der BVB erfüllt das gerade nicht. Tuchel bringt seinen erklärten Wunschspieler Koo ja auch nicht direkt zu Beginn, weil ihm das Gesamtgefüge zu wichtig ist.
Ums mal auf Dortmund umzumünzen: Die Hereinnahme von Jojic bedeutet automatisch, dass man einen der beiden Stamm-6er Bender oder Sahin rausnehmen müsste. Beiden kann man jetzt nicht so wahnsinnig viel vorwerfen, sie passen einfach nur gerade nicht zusammen in die Struktur der Restmannschaft (kein Box-to-Box-Spieler). Und wenn man sich dann 2 Gegentore fängt, wird alles auf Jojic geschoben.
Vanye 26. Februar 2014 um 01:58
Ich habe mal ein bisschen in der Vergangenheit geblättert (genauer im Klopp-Portrait). Damals haben auch Sahin und Bender auf der 6 gespielt. Was allerdings im Link zur Dortmund-Taktik 2010/2011 erklärt wird, ist, dass damals Großkreutz und Götze oft beide in die Halb/8er-Räume eingerückt sind und dadurch Überzahl in der Mitte hergestellt haben und dann:
Their five-some in midfield are capable from passing from deeper positions as well as dropping deep to pick up the ball. This allows them to transfer from defence into attack within seconds, something that less technically proficient sides really struggle to do.
Das fehlt vielleicht im Moment mit Reus und Aubameyang und läßt Sahin schlecht aussehen.
JosephBrant 26. Februar 2014 um 07:39
Ich würde schon sagen, dass Lewa auch kombinationsstark ist. Fast wäre ich geneigt zu sagen ein Spieler mit seinen Qualitäten ist im Dortmunder Spiel derzeit etwas verschenkt. Vorne lange Bälle behaupten und dann warten bis einer nachrückt um die Ablagen zu verwerten ist sicher nicht die erste Option im BVB Spiel. Vielmehr hat sich diese Spielweise erst ergeben durch das Fehlen von Hummels /Gündogan weil solche Bälle eher aus der Not heraus gespielt werden. Davor ist Lewa durchaus öfter in kleinräumige Aktionen eingebunden gewesen. Man muss auch bedenken, dass durch die Verletzungsmisere Großkreutz lange als AV gebunden war und auch Reus schon vor seiner Verletzung nicht optimal gespielt hatte. Schmelzer und Piszczek waren ebenfalls längere Zeit verletzt. Ihr Fehlen, das Einschalten ins Angriffsspiel ist ebenso ein wesentliches Element, dass sich negativ auf Sahins Spiel und die Möglichkeiten im Angriff auswirkte. Das Spiel in Petersburg war m.E schon ein kleiner Lichtblick.
fs984 26. Februar 2014 um 19:21
Kann ich Vanye nur zustimmen. Auch die AV scheinen besser ins Spiel eingebunden zu sein, wenn die offensiven Außenspieler ab und zu einrücken. Piszczek ist meiner Meinung nach stärker einzuschätzen, wenn nicht Auba vor ihm spielt. Ich würde es auch gerne sehen wenn die Offensiv-Reihe ein wenig mehr im Spiel rotiert, sowie beim 2:0 gegen Zenit als Mhkitaryan über rechts kam.