VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05 3:0

Trotz langer Zeit mit leichter Überlegenheit verlieren Thomas Tuchels Mainzer auswärts in Wolfsburg relativ klar mit 0:3. Dabei überzeugten sie insbesondere in der ersten Hälfte taktisch mit ihrem Bewegungsspiel in der Raute. Diesem Aspekt möchte ich mich in dieser Analyse vorrangig widmen.

Die Defensivmechanismen der Mainzer Raute

Besonders auffällig waren die defensiven Bewegungen und Übergabemomente der Gäste. Im Pressing standen sie nicht in einer 4-1-2-1-2-Formation da, wie es viele Rauten tun, sondern phasenweise agierten sie sogar in einem 4-3-3 mit zwei flachen Dreierreihen. Koo orientierte sich dann meistens nach vorne, besetzte die Position des Mittelstürmers, und das nominelle Sturmduo Choupo-Moting und Okazaki wurden kurzzeitig zu Halbstürmern. Das Interessante war jedoch, wie flexibel Koo in seinen Bewegungen agierte.

Grundformationen

Grundformationen

Das 4-3-3 wurde nämlich nur situativ aufgebaut, oftmals – und wenn Wolfsburg höher kam sowieso – stand Koo nämlich im Zehnerraum und spielte als zusätzliche Unterstützung vor der flachen Dreierreihe hinter ihm. Dies ermöglichte ihm Bewegungsfreiheit in alle Richtungen: Wie erwähnt ging er ein paar Mal nach vorne auf die Position des Mittelstürmers, manchmal unterstützte er das Pressing der beiden Mittelstürmer als Zehner, manchmal ging er neben die beiden und deckte einen offenen Raum, in den Wolfsburg hätte verlagern können, ab. Diese flexible Rolle erfüllte er gut und war Mitgrund, wieso Wolfsburg nur 20% der Angriffe über die Mitte fahren konnte; sie konzentrierten sich stattdessen eher auf die Flügel (35% über links, 44% über rechts, alle Daten von WhoScored.com).

Dahinter formierte sich wie geschrieben die Dreierreihe ziemlich flach und besetzte die Schnittstellen vor der eigenen Viererkette. Dabei mussten sie natürlich viel Verschiebearbeit leisten, sie hatten nämlich die Aufgabe auf den Außenpositionen die gegnerischen Außenverteidiger abzudecken und gleichzeitig beim ballfernen Einrücken die Mitte zu besetzen. Dahinter orientierte sich die Viererkette an den Außenpositionen mannorientiert und verschob in Ballnähe überproportional in puncto Abständen.

Das bedeutet schlicht, dass der ballnahe Außenverteidiger weit herausrückte und seinen Gegenspieler bis zur Auslinie verfolgte, der ballnahe Innenverteidiger ihn weit unterstützte und sich bspw. im Halbraum positionierte, der ballferne Innenverteidiger die Mitte sicherte und der ballferne Außenverteidiger den ballfernen Halbraum (und noch weiter nach innen) besetzte; ähnlich verschiebt auch Atlético Madrid in der Abwehrkette, es war aber interessant, dass Mainz diese Spielweise mit nur drei Spielern davor praktizierte und diese drei auf defensive Aufgaben auf dem Flügel besaßen.

Die saubere Umsetzung im Verschieben und in Basisaspekten wie der Kompaktheit und im Leiten des gegnerischen Aufbauspiels sorgte dafür, dass Wolfsburg im vorderen Bereich auf die Flügel gelenkt wurde, auf den Flügeln Platz angeboten erhielt, dort aber sofort unter Druck gesetzt wurde und bei Pässen in die Mitte von Koo soweit unter Druck gesetzt oder aufgehalten wurde, dass kein direktes Bespielen der offenen ballfernen Räume möglich war.

Gleichzeitig hatten sie aber auch darum ihre beste Aktion in der ersten Halbzeit als De Bruyne und Arnold eben durch jenen Flügel und Halbraum kombinierten. Hier waren einzelne offene Räume, die aber meistens zu Abschlüssen aus strategisch ungünstigen Zonen führten und Wolfsburg somit trotz gleich vielen Schüssen leicht unterlegen schien. Der Elfmeterpfiff und das damit verbundene 0:1 führten aber zu einer Änderung der jeweiligen strategischen Werte.

Die Stabilität einer Rautenformation und der „game state“

Wolfsburg offensiv

Wolfsburg offensiv

Als „game state“ wird im weitesten Sinne das Ergebnis und die Bedeutung von diesem für die beiden Mannschaften bezeichnet; ein Unentschieden entspricht eher den Wünschen der Mainzer als der Wolfsburger, insbesondere vor heimischem Publikum. Während eines 0:0 werden die Wölfe (taktik-)psychologisch sowie im Spiel selbst den Weg nach vorne eher suchen, früher und offensiver aufrücken, Mainz hingegen kann tiefer und kompakter stehen. Bei einem 1:0 kann Wolfsburg den Ball hinten zirkulieren lassen, mit weniger Spielern angreifen und mehr lange Bälle ohne taktische Gewissensbisse spielen.

Bei einer Raute Mainzer Ausführung kommt erschwerend hinzu, dass es einerseits überaus schwierig ist, die Verschiebemechanismen stabil aufrechtzuerhalten und andererseits es sich fast unmöglich gestaltet gegen tiefe und konservative Außenverteidiger in der ersten Aufbauphase des gegnerischen Spielaufbaus Zugriff zu haben, ohne Räume zu öffnen; weswegen Hecking womöglich auch den sprintstarken Ivica Olic für Perisic auf dem Flügel brachte.

Darum stellte Thomas Tuchel in der Schlussphase vermutlich auch die Formation um. Ab Minute 71 agierten die Gäste mit einem 4-4-2/4-2-4, in welchem Choupo-Moting und Nicolai Müller die Flügelstürmerpositionen übernahmen. Shawn Parker und Shinji Okazaki spielten als Mittelstürmer, einen wirklichen Vorteil brachte es jedoch nicht mehr.

Hecking reagierte übrigens nach dem 3:0 ebenfalls und brachte Marcel Schäfer statt Bas Dost für Linksaußen, Olic ging in den Sturm.

Wolfsburgs Ausrichtung in dieser Partie – Kurzzusammenfassung

Letztlich war das aber nicht nur ein Spiel mit einer Mannschaft, sondern mit zweien. Nachdem die Wolfsburger in der vergangenen Woche gegen Schalke lange Zeit überaus zahnlos und spielschwach wirkten, hatte Hecking seine Mannschaft (auch gezwungenermaßen wegen Verletzungsproblemen Olics und Caligiuris Sperre) umgestellt.

Mainz offensiv

Mainz offensiv

Vorne pendelte Bas Dost als Zielspieler herum, links hatte Perisic seine übliche Rolle, das Interessnte spielte sich jedoch im Zentrum ab. Maximilian Arnold rückte von der Sechserposition auf den rechten Flügel und spielte dort immer wieder als einrückender Außenstürmer, De Bruyne auf der Zehn bewegte sich sehr viel horizontal, überlud gelegentlich mit Arnold den rechten Halbraum oder unterstützte links Perisic, obgleich diese Aufgabe eher Linksverteidiger Rodriguez zufiel.

Im defensiven Zentrum organisierten Träsch und Gustavo das Spiel, sie wechselten sich dabei in der Positionierung ab; oft war es Träsch, der sich absichernd im Sechserraum zurückhielt und Gustavo bewegte sich (teilweise überaus intelligent und strategisch gut) um ihm herum, in einzelnen Szenen war Gustavo dann der tiefere Sechser und Träsch spielte raum- bzw. passöffnend für ihn.

Ansonsten gab es nur wenig Neues zu beobachten, was nicht in der Analyse zum Schalke-Spiel letzte Woche stand. Defensiv war es ein 4-4-2, es war wie üblich ziemlich kompakt und stabil, auch die Mainzer hatten nur wenig durchschlagende Angriffe, der beste entstand dabei nach einem Diagonalangriff über die Achse Park im linken defensiven Halbraum, Koo im Zehnerraum und der ballfern aufrückende Pospech als Flankengeber und Überraschungsmoment (ungefähr 35. Minute).

Fazit

Kein einfaches Spiel für die Mainzer, die sich mit einem umstrittenen Gegentor, Problemen nach diesem und einer frühen Verletzung von Moritz herumplagen mussten. Park erfüllte seine Rolle als Halbspieler in der Mittelfeldraute zwar einmal mehr hervorragend, nichtsdestotrotz waren es durch die Auswechslung Moritz‘ und das verringerte Wechselkontigent sowie natürlich den Rückstand nach Elfmeter später keine idealen Voraussetzungen. Koos pendelnde Rolle und seine Vertikalläufe sowie das auch offensiv sehr flexible Bewegungsspiel der beiden Mittelstürmer scheiterten mit etwas Pech und guten Aktionen der gegnerischen Sechser in der Defensive.

Wolfsburg hingegen darf sich durchaus glücklich schätzen mit drei Punkten aus dieser Partie gegangen zu sein; über die 90 Minuten waren sie zwar natürlich verdient, aber in der ersten Halbzeit hatte man doch einige Probleme im Offensivspiel und defensiv auch etwas geringere Stabilität als die Mainzer.

mk 11. Februar 2014 um 13:02

@LZ
Uff… Ich stimme quasi in sämtlichen allgemeinen Kritikpunkten, die zu 96 anführst, nicht zu ;). Wenn deine Grundlage das Schalke-Spiel ist, ist es verständlich, da hat 96 einfach ein paar wichtige Sachen falsch gemacht. Wenn man aber die ersten beiden Rückrundenspiele betrachtet, kann man auf keinen Fall fehlende Geschlossenheit attestieren, außerdem halte ich deine Skepsis gegenüber Korkut für ein bisschen konstruiert. Genau wissen tue ich es natürlich auch nicht, aber deine Einschätzung erscheint mir ein bisschen zu radikal und sogar von der grundsätzlichen Tendenz her falsch. Aber das ist nur nebensächlich, ich will auch nicht unter der (wirklich sehr gelungenen) Analyse von Wolfsburg-Mainz eine Analyse von 96 schreiben (steht sowieso alles im Artikel zum Gladbachspiel), noch behaupten, dass eine Mittelklasse-Mannschaft wie 96 keine mehr oder weniger offensichtlichen Schwächen hätte. Natürlich hat sie das. Das offensichtlichste ist wie du richtig anführst der weiterhin vorhandene Kreativitäts- und Effizienzmangel im Spielaufbau und zeitweise das defensive Flügelspiel. Siehe Kommentare unter der 96-Analyse, auch zu Schulz und Bittencourt.
Ich beschränke mich mal auf deine Schmiedebach-Erklärung (danke dafür):
Zu Punkt 1: Dass er kein Kopfballungeheuer ist, ist klar (obwohl seine Luftzweikampfstatistik erstaunlich gut ist!), aber ein tiefer Körperschwerpunkt ist ja unter Umständen durchaus ein Vorteil im Zweikampf. Seine Werte sind nicht überragend (gg Gladbach zB 46% gewonnen), aber nicht so schlecht wie es dir vielleicht vorkommt. Er ist einfach ein unangenehmer Gegner im Zweikampf.
Zu Punkt 2 und 3: Gerade das Gegenteil ist in meinen Augen der Fall. Gegen Schalke zum Beispiel hat Stindl in der ersten Halbzeit oft fast eine Raute aus dem Mittelfeld gemacht, Schmiedebach hat in der Folge sehr oft den zentraldefensiven Raum alleine und relativ gut zugemacht. Auch das war nicht überragend, aber eine seiner offensichtlicheren Stärken ist generell das Stopfen von Löchern. Sowohl im Zentrum, aber sehr viel öfter noch in den Halbräumen und auch auf den Flügeln. Gegen Schalke hat er sich offensiv sehr zurückgehalten, weil Stindl deutlich stärker aufgerückt ist. Er hat seine Bewegungen schon auszubalancieren versucht.
Zu Punkt 4: Die Statistik untermauert meinen Eindruck, dass Schmiedebach weniger lange Bälle spielt als der Teamdurchschnitt. Und dass seine Pässe ohne Druck weniger präzise wären, glaube ich auch nicht. Aber wenn das deine Beobachtung ist, kann das sein. Nur: Wenn es so wäre, soll Mainz ihn dann bewusst nicht pressen um auf Ballgewinne nach schlechten Pässen zu spekulieren? Das wäre ja die Schlussfolgerung daraus, dass er die Schwachstelle wäre. Im Aufbauspiel ist er bestimmt nicht besonders dominant, aber seine Passquote ist in der Regel gut, außerdem variiert er gut und ist deshalb schon nicht unwichtig für die Struktur des Passspiels.
Obwohl natürlich, wenn du unbedingt was über Schwächen von 96 wissen willst, das gesamte Ballbesitzspiel phasenweise nicht schön und erfolgreich ist. Daher hast du vielleicht recht mit deiner Einschätzung des Spiels gegen Mainz (um mal wenigstens ansatzweise On-Topic zu werden) und ich hoffe, dass du auch mit deinem Ergebnistipp richtig liegst. Aber mit deiner vorraussichtlichen Aufstellung liegst du wohl eher falsch. Es gibt keinen Grund, Schmiedebach rauszunehmen, vor allem nicht, ihn gegen Andreasen auszutauschen (zu starker, linearer Offensivdrang, wenig ausweichende Bewegungen). Die Devise des Hannoverschen Spiels war es bisher immer gerade, zentrale Kompaktheit herzustellen. Gegen Schalke war das problematisch, gegen Gladbach hat es umso besser geklappt. Daher weiß ich nicht, wie du drauf kommst, gerade das würde 96 nicht gelingen. Aber schauen wir mal, wie es gegen Mainz läuft.

Antworten

mk 11. Februar 2014 um 13:03

Das wollte ich noch ergänzen, habs aber vergessen.
http://www.fourfourtwo.com/statszone/22-2013/matches/699237/player-stats/61301/1_PASS_01#tabs-wrapper-anchor

Antworten

LZ 11. Februar 2014 um 16:09

Danke für Deine Antwort – sehr informativ, vielen Dank. Natürlich bleibt die Frage, ob das Schalke-Spiel als Maßstaab dienen darf kann oder sollte. Und schön, dass wir uns jedenfalls einig sind, was die Hannoveraner Schwäche im Spielaufbau, im Ballbesitz- und im defensiven Flügelspiel betrifft.

Schmiedebach: und ich gebe Dir auch recht, dass er permanent Löcher gestofft hat (96-Bestwert im Schalke-Spiel mit 84 intensiven Läufen) und genau das meinte ich auch, wenn ich beschreibe, dass er das grundsätzliche Auge dafür hat, nur sind mir die Abstände (obwohl er immer wieder die Balance sucht) immer noch zu groß, rund um ihn herum. Ich mach dafür kommunikative Mängel im Mannschaftsverbund verantwortlich und die Folge, dass, da er so viel zuläuft (Schalke-Spiel: stolze 12,05 Km) ihm die Kraft für den Zweikampf zusätzlich zu seiner kleineren Statur definitiv irgendwann abhanden kommt. Sein tiefen Körperschwerpunkt beurteile ich grundsätzlich eher als Vorteil. Ich sehe Deine Beschreibung also als Begründung für seine (in meinen Augen aus diesen Gründen vorhandende) defensive Zweikampfschwäche auf entscheidender Positon. Sicherheit vor der Abwehr ist definitiv etwas anderes. Er ist der optimale Ansatz für das Mainzer Pressing-Spiel, Schmiedebach zu locken und dann drastisch ausgedrückt auf die Knochen zu geben oder im Pressing eben den Ball abzujagen. Dass er sich aus dieser Sicht leider kaum am Spielaufbau beteiligt, dürfte stastisch mit nur den 7t meisten Ballbesitzen an Hannoveraner Spielern belegt sein, obwohl er im Mittelfeldzentrum agiert. Das ist zu wenig – im Gladbach-Spiel hatte er da noch den höchsten Wert seines Teams. Sumasumarum bleibt er für mich der Angriffspunkt und zwar im Sinne einer Schwachstelle, nicht ihm Zeit zu geben (schlampige) Pässe zu spielen, sondern genau dort ihm über den Zweikampf im Pressing den Ball abzujagen. Mit Gegner im Rücken hat Schmiedebach hier für mich eklatante Schwächen, gerade in solchen Pressingsituationen.

Ich sehe also schon ein, dass Korkut „Schmiede“ als „Arbeitsbiene“ vor der Abwehr interpretiert, schlussendlich würde man aber Schmiedebach`s Schwächen mit der Hereinnahme von Andreasen problemlos auffangen. Ob Schmiedebach dafür gleichzeitig auf die Bank muss, sei dahin gestellt. Ich würde es Korkut jedenfalls empfehlen, um die defensive Stellung zu stärken.

Korkut: natürlich weiß das niemand im Detail, ich schließe meine Interpretationen nur auf seinem äußeren Auftreten. Man kann das Schalke-Spiel auch als Überforderung der ganzen Hannoveraner Mannschaft sehen, sodass sich die 96er-Spieler immer wieder nur einzelnd gezeigt haben, weil Sie es im Teamverbund (aufgrund von Schalkes Stärke) spürbar dann individuell nicht geschafft haben. Grundsätzlich bleibt hier aber ein Auswärtsspiel und ein Auftreten in einem Auswärtsspiel, was die Grundstrukturen samt Schwächen doch ganz gut offen gelegt hat. Nur wird sich Hannover bestimmt vornehmen, nicht noch einmal so aufzutreten.

Aufstellung: das war nur eine Idee mit Hannover – ich glaube auch kaum, dass Prib in den Sturm beordert wird (würde ich trotzdem mal machen), das Herausnehmen nach Rudnevs eher schwacher Leistung (um ihn dann ggf. nachwechseln zu können) halte ich jedoch für plausibel. Ich würde Hannover aber auch in einem anderen System spielen lassen, mit Andreasen und Schwerpunkt eher über schnelle Kombination über die Mittelfeldzentrale à la Swansea City in guten Zeiten. Glattes 4-4-2 würde ich nur mit stabilen Mannschaten spielen lassen, wo es unter anderem die Möglichkeit gibt, offensiv (besonders im Sturm) gut nachzuwechseln und Hannover hat für mich nicht die typischen Flügelspieler, die man, in meinen Augen, gerade in einem „platten“ 4-4-2 braucht.

Antworten

mk 11. Februar 2014 um 16:55

Also: Du siehst Schmiedebachs tiefen Körperschwerpunkt als Vorteil an und stimmst meiner weiteren Beschreibung (die ihn als recht zweikampfstark darstellt) zu, aber trotzdem ist er für dich ungeeignet, durch gewonnene Zweikämpfe dem Zentrum Stabilität zu verleihen? Entweder versteh ich das nicht oder du hast dich irgendwo verschrieben.
Dann: Meistens holt sich Stindl den Ball mit dem Gesicht zum eigenen Tor von Zieler ab, dass danach aber wenig gute und raumgewinnende Kombinationen rauskommen, liegt nicht an unseren 6ern. Da ist das Problem eher, dass sich Marcelo und Hoffmann nicht gut stellen und selbst wenn sie den Ball dann kriegen meistens nicht viel damit anfangen können (auf Grund technischer Mängel vor allem bei Marcelo zu sehen). Ich würde also eher sagen, dass Mainz darauf bestrebt sein sollte, dass der Ball zu Marcelo kommt und ihn dann intensiv pressen. Im Spielaufbau ist eigentlich eher er der Schwachpunkt, nicht Schmiedebach (auch, wenn ich mich da wiederhole und wir uns wohl nicht einigen 😉 ).
Ich weiß nicht, wie diese Ballbesitzstatistik aussieht, auf die du dich beziehst, aber ich glaube, dass sie extrem verzerrt ist, weil Schmiedebach in der Hinrunde a) wenig gespielt hat und b) wenn dann meistens im linken/ rechten Mittelfeld, was er zwar einigermaßen solide kann, da aber nicht gut ins Spiel eingebunden war. Maßgeblich für solche statistikbasierten Bewertungen können wegen des Trainerwechsels daher eigentlich nur die bisherigen Rückrundenspiele sein. Und wie gesagt, Schmiedebach ist nicht der dominante Spieler im Aufbau, weil Stindl und teilweise die Außenverteidiger da recht umtriebig sind (mit bisweilen gemischtem Erfolg).
Andreasen ist ein von mir sehr geschätzter Typ und auch Spieler, aber er erfüllt einfach nicht die Anforderungen, die Korkut zur Zeit stellt. Er drängt oft dynamisch und linear nach vorne, was insbesondere in der Kombination mit Stindl in der Hinrunde oft große Löcher gerissen hat. Deswegen wäre ein Tausch Schmiedebach-Andreasen zur Zeit das Gegenteil von sinnvoll. Und Stindl wird Korkut zurecht nicht draußen lassen oder auf rechts stellen. Daher wird das mit ziemlicher Sicherheit nicht passieren.
Rudnevs hat jetzt ein unglückliches Spiel gemacht, davor zwei ordentliche/ gute. Also auch kein akuter Grund, was zu ändern. Prib als HS ist prinzipiell ne gar nicht so schlechte Idee und ich hab da in der Hinrunde zu Beginn ein paar wirklich vielversprechende Ansätze gesehen, ist aber zur Zeit nicht im Plan.
Und was ist denn der „typische Flügelspieler“? Auf links wäre Huszti ziemlich genau das (er ist nicht so kreativ wie er wirkt, auf der 10 war er in der Hinrunde schwach), aber wir haben die ja bewusst auf die andere Seite gestellt. Das hat schon alles einen Sinn und kann von den Spielern wie zweimal gesehen in Teilen sehr gut umgesetzt werden. Und Korkut ist in der Öffentlichkeit anders als auf dem Platz. Da muss man nichts konstruieren und darf in seine öffentlichen Äußerungen nicht so viel hineininterpretieren. Der macht das schon.
(eine Antwort von Dir noch gerne, dann reichts aber glaube ich mit dem Off-Topic-Kaffeesatzlesen, wir werden es am Freitag ja sehen ;))

Antworten

LZ 11. Februar 2014 um 17:34

Richtig, sein tiefer Körperschwerpunkt und die damit verbesserte Achsenrotation macht ihn wie die vielen kleinen neuen Trendsetter (à la Götze, Lahm, Thiago & Co.) offensiv (!) für einen interessanten Passspieler – gerade mit seinen schnellen übersichtlichen Pässen auf engerem Raum. Das hat weniger mit der Zweikampfführung zu tun. Schon gar nicht mit Defensivverhalten bzw. -verteidigen.

Spielaufbau: richtig, Stindl holt sich den Ball ab – und niemand anders. Genau das müsste aber ein Wechselspiel zwischen „Schmiede“ und Stindl sein, da aber wohl selbst Hannover weiß, dass „Schmiede“ da angreifbar ist, machen sie da kaum etwas anderes. Da hakt es gewaltig in der Organisation und Schmiedebachs Fähigkeiten den Ball mit Gegner im Rücken abzuschirmen, dürften unbestritten schwach sein. Stimme Dir also zu – abseits, das eben an niemand anderem „schuldig“ zu machen, als an Schmiedebach selbst. 😉

Andreasen: ich schätze seine defensive Stabilität, dass fußballerisch das ein oder anderen im Argen liegen mag, erklärt sich von seiner Statur. Die Dynamik und Zweikampfstärke wird „Schmiede“ vor der Verteidigung aber nie liefern können. Deswegen würde ich beide aufstellen.

Rudnevs: ganze 4 gewonnene Zweikämpfe, 4 von 9 Pässen landeten beim Gegner (und spielte damit doppelt so viele Fehlpässe wie sein Team) und nur 28 Ballbesitz-Siationen (damit die wenigstens auf dem Feld abseits der Einwechselspieler) – ist für mich trotz 11,4 Kilometer keine Empfehlung, zumal ein Trainer auch immer gut nachwechseln sollte, oder?

Typischer Flügelspieler bedeutet für mich: sprintstark, dynamisch und ballsicher mit guter Ballbehandlung im Sprint – Grundlinienläufe und und und. Huszti entspricht für mich eher da außen einem verkappten Spielmacher (der für mich mit seinen Fähigkeiten eher ins Zetrum gehört). Huszti würde ich als HS auflaufen lassen.

Aber: wie sähe denn Deine Aufstellung aus?

Und Off-Topic: ich fachsimple gerne noch eine Weile mit Dir, immerhin habe ich jetzt trotz unserer verschiedenen Auffassung von Schmiedebach ein deutlich klareres Bild von Hannovers Schwächen !

Vielen Dank dafür.

Antworten

LZ 11. Februar 2014 um 17:38

Mit Marcelos unbestritten schwierigen technischen Fähigkeiten und fehlerhaften Spielaufbau-Verständnis, sehe ich hinter Schmiedebach (:D) den nächsten, der unter Druck (und Mainzer Pressing) schnell ins schwimmen geraten würde. Das macht Hoffnung 😉

mk 11. Februar 2014 um 19:37

Aber gerade weil Andreasen ja so dynamisch und offensivstrebend ist, sorgt er nicht für defensive Stabilität. Von daher bleibe ich bei Schmiedebach/ Stindl. 😉
Wir haben Sulejmani und Schlaudraff zum Nachwechseln, in einem der beiden Fälle würde ich das auch als ganz gute Wechseloption bezeichnen. Im anderen nur an den immer seltener werdenden guten Tagen.
Huszti ist wie gesagt nicht wirklich kreativ. Ich glaube, dieser Eindruck entsteht durch seine enorm große Anzahl an Torbeteiligungen, aber ein Spiel kreativ lenken kann er nicht wirklich, das haben die Versuche mit ihm als ZOM gezeigt. Jetzt kann er beides machen, auf dem Flügel seine Stärken ausspielen und auf seinen starken Fuß nach innen ziehen und da Torvorlagen geben. Das passt schon so.
Generell halte ich von Wunschaufstellungen oder sowas nicht viel, weil unsereins ja das vielleicht wichtigste oder zweitwichtigste Kriterium für eine Startelfposition nie so gut einschätzen kann wie der Trainer, nämlich die Trainingsleistung. Und vor allem würde ich wenn ich mir was wünschen dürfte ein bisschen anders spielen lassen, was zu anderen Spielern führt. Aber ich verstehe auch vollständig die Entscheidungen, die zu den bisherigen Aufstellungen geführt haben, von daher sähe unter Berücksichtigung der derzeit angestrebten Zustände auf dem Platz und des geplanten Systems meine Aufstellung ziemlich genauso aus wie die tatsächliche.
Generell würde ich nur mittelfristig den LV offensiver spielen lassen (Pocognoli statt Schulz LV), dafür müsste dann der LM unbedingt defensivstärker sein (Prib statt Bittencourt). Je nach Form könnte man dann noch drüber nachdenken, ob man Schulz in die IV statt Hoffmann stellt, aber der macht das schon ordentlich in den letzten Spielen. Und falls mal was passiert würde ich Bittencourt bedenkenlos als HS spielen lassen. Aber das wird nicht teilweise, geschweige denn vollständig, so von Korkut gemacht werden. Die Gründe dafür erkenne ich und kann sie nachvollziehen. Daher gehts auch am Freitag gegen Mainz nur darum, das Zentrum zu verdichten, die individuell starken Spieler von Mainz durch lokale Überzahlen weitestgehend auszuschalten und dann bei den Kontern effizient zu sein. Anders sind im Moment aus 96-Sicht nur sehr schwer Spiele zu gewinnen. Und da Tuchel sich ja immer was einigermaßen kreatives ausdenkt und die Anpassungen an den Gegner größer ausfallen als es bei 96 der Fall ist, müssen wir zum gewinnen auf jeden Fall auch noch ein bisschen Glück haben.
Warten wirs ab.

LZ 11. Februar 2014 um 21:44

Also Andreasen offensiver als Schmiedebach zu beschreiben halte ich schon ein wenig für naiv, weil ich Andreasens Defensivqualitäten deutlich stärker einschätze – hin oder her, was ist eigentlich mit Sanè?

mk 11. Februar 2014 um 23:06

Ist das frustrierend… Wie kann man sich nur in so vielen Punkten so brutal uneinig sein? Merkwürdig ;). Aber ist ja ok.
Nur: Dass Andreasen vielleicht ein besserer (im Sinne von erfolgreicherer) Zweikämpfer als Schmiedebach ist (durch die Daten nicht unbedingt gestützt, aber egal), bedeutet doch nicht automatisch, dass er defensiver spielt. Man müsste mal ein paar Heatmaps vergleichen, ich bin mir sehr sicher, dass man da signifikante Unterschiede sieht. Als Beispiel nur das erste Saisonspiel gegen Wolfsburg (Hinrunde). So ein Tor wie von Andreasen da würde Schmiedebach nie schießen, weil er deutlich deutlich weniger linear nach vorne rennt (und überhaupt nur ein Pflichtspieltor in vielleicht 160 Spielen gemacht hat, aber das nur am Rande). Das hat aus Andreasens Sicht viel Potential, hat aber ab Mitte der Hinrunde (insbesondere mit Stindl als Nebenmann) viele Löcher gerissen. Sowas macht Manu nicht. Punkt! 😀 Wir werden uns wohl auch da nicht einigen, müssen wir ja auch nicht.
Zu Sané: Ist alles nicht ganz einfach. Im Trainingslager wirkte er angeblich oft etwas lustlos. Dazu kommt, dass er in der Hinrunde eigentlich nie mit Marcelo in der IV zusammengefunden hat. Da Marcelo stabiler ist, suchte man also eher nen Partner für ihn, als für Sané. Und jetzt munkelt man, er hätte gesagt, dass er nicht mehr in der IV spielen möchte, sondern sich als 6er sieht. Da ist er zwar ziemlich interessant (1. HZ gegen Freiburg zB, mit seinen langen Gräten hat er gefühlt ein Drittel aller Freiburger Schnittstellenpässe abgefangen), aber die Konkurrenz ist im Kader riesig und er passt da auch nicht so ganz in Korkuts Anforderungsprofil. Und wenn er wohl nicht IV spielen möchte, ist er eben nichtmal mehr im Kader. Wüsste nicht, warum das Freitag anders sein sollte.

LZ 11. Februar 2014 um 23:36

Hehe … nicht schlimm 😉

Ich glaube, ich ahne, welche Spielsequenzen Du meinst, wenn Du Andreasens (wilde) Vertikal-Läufe meinst, ich hatte das nur so in Erinnerung, dass er dann auch pünktlich wieder zurück war. Und ich gebe zu, seine Technik dürfte (gerade wenn der Gegner presst) kein weiteres Argument für ihn sein – trotzdem halte ich physische Stärke vor der Abwehr in eher defensiver Stellung für sehr wichtig (und für das, was Schmiedebach eigentlich fehlt). Aber das ist und bleibt nur meine persönliche Meinung.

Sanè: sehe ich auch als richtig starken 6er, konkret habe ich da ein BVB-Spiel sensationell von ihm in Erinnerung. Wenn man genau hinsieht, hat Hannover definitiv keine schlechte Bank.

Ich fasse die Schwachstellen Hannovers zusammen:

1) Defensives Flügelspiel – zu große Freiräume

2) Stupides Aufbauspiel – gleiche Abläufe über Stindl

3) Anfälliges Aufbauspiel bei Marcelo/Sakai

4) Extreme Schwierigkeiten selbst das Spiel zu machen

5) Unter Druck: schwacher Torhüter am Ball

6) Stupide Spielzüge: Diouf als permanente Anspieler

Hannovers Stärken:

1) Schnelles Konterspiel

2) Standards mit Huszti

3) Individuelle Klasse geprägt von Diouf, Huszti und Stindl

mk 11. Februar 2014 um 23:46

Ein letztes mal muss ich noch widersprechen, dann ist Schluss 😉 :
Zieler ist nicht schwach unter Druck, er spielt hin und wieder auch mal einen aus und sucht nur wenn es sein muss den langen Ball. Ärgerlicherweise hat er oft keine guten Anspielstationen, siehe Anmerkungen zu den IVs. Aber ich glaube das wird immer weniger, deshalb wird er in Zukunft immer weniger lange Bälle spielen. und unter Druck ist er ordentlich bis gut, er wird ja schließlich nicht für die NM nominiert, weil er so ein netter Kerl ist. Das wars jetzt aber 😉

LZ 12. Februar 2014 um 05:25

Ich stimme Dir zu, dass Zielers schwache Ballfertigkeit etwas aus dem Rahmen fällt, wenn es darum geht, was Mainz ausnutzen kann. Trotzdem würde ich sagen dass 90% der Bälle von Zieler unter Druck gerade z.B. auf die Mittelfeld-Außenpositionen im Aus oder beim Gegner landen. NM: ich denke er selbst hat gemerkt, dass er mit seinen Patzern vor geraumer Zeit, als er gleich 3-4 Bälle durchflutschen ließ, dass seine Entwicklung nicht positiv ist. Deshalb wird er mMn auch wohl alsbald eine neue Herausforderung suchen und den Vertrag nicht verlängern (obwohl sich Gladbach wohl für Sommer entschieden hat). Ich denke, dass wird ihm gut tun – war i meinen Augen auch lange Zeit überschätzt (Schwäche bei Standards, Ballfertigkeit und dynamische Flugkraft um wirklich in den letzten Winkel des Tores zu kommen).

mk 12. Februar 2014 um 08:42

Nee, falsch.
😉

LZ 12. Februar 2014 um 12:42

Naja, irgendwie muss man sich ja für Freitag-Abend Hoffnung machen.
😉

LZ 15. Februar 2014 um 01:24

@MK:

Schmiedebach: Minute 19:32 Gegner im Rücken Ballverlust – genau das, was ich meinte, wenn er als Aufbauspieler Gegner im Rücken hat. Wiederholt nicht gut ausgespielt in Halbzeit 1.

Plus in den Minuten 18:16 und 12:31, wo er ebenfalls nicht unbedingt zeigt, dass er strategische Souveränität für den Spielaufbau besitzt und unter anderem für recht einschneidende Ballverluste zu haben ist.

Sein unbedrängtes Passspiel obwohl er Zeit und Platz hat, sehe man sich in 13:15 an, da hat er alle Zeit der Welt und schießt den den 3 Meter vor ihm stehenden an, ohne Druck. Minute 14:14 ist es ähnlich.

Ich habe nichts gegen diesen einen Spieler, niemand erwartet Wunderdinge oder behauptet, dass er keine Stärken besitzt. Ich wollte nur nochmal genau darauf verweisen, was ich genau meinte.

Zieler: Drucksituation Minute 9:18. Ohne Not spielt er nicht zum ersten Mal unter Druck interessant unkontrollierte Bälle. Er hat definitiv ein tolles Spiel gemacht, aber am Ball sehe ich eben Schwächen.

Und ich machte das Zentrum als Schwachstelle aus und genau so, viel das spielentscheidende Tor von Müller, wo sich die beiden 6er Schmiede und Stindl eben wiederholt nicht gut ergänzen. Klar war das von Müller gut gemacht, jetzt weißt Du aber vielleicht besser, was ich gemeint habe, als ich davon berichtete, dass Hannovers Zentrum Schwächen in genau dieser Abstimmung Stindl/Schmiedebach besitzt.

Ansonsten drücke ich Hannover mal die Daumen, dass Sie Ihre Punkte dann eben wo anders holen, mir gefällt das Umfeld und der Flair.

CF 15. Februar 2014 um 01:38

Schmiedenden ist,auch eher wichtiger in der Defensive, Engen erzeugen, Räume covern oder abdecken. Im Spielaufbau sehe ich ihn jetzt nicht so krass eingebunden, obwohl ich in strategisch ok finde. Was mir öfters auffällt ist, dass er zu früh, zu riskante Engen bespielt, einfache Ballverluste, aber eigentlich geniale Idee. Trotzdem ich finde den ganz cool passt zu Hannover zu der Spielweise. Bin auch der Meinung, dass Korkut eher die Spieler nach einem Systeme aussucht und nicht das System abhängig von dem Spielern, da gibt es mit Schulz, Bittencourt, Rudnevs und auch Schmiedenach, durchaus interessantere Option. Taktisch und individuelle besser. aber spielen halt nicht wirklich, da sie nicht in das Systeme passen. Schade gerade Prib wäre echt eine nice und synergienbringende Umstellung.

Antworten

LZ 15. Februar 2014 um 10:56

Gebe Dir absolut recht, Schmiedebach taugt etwas als Arbeitsbiene (im Mainz-Spiel ist er wieder sensationell viel gelaufen), spieltypisch für das Hannoveranerisch Spiel mit stärken im schnellem Umschalten auf engem Raum mit Schwerpunkt Raumverengung. Ansonsten sehe ich ziemlich klar, dass sich Schmiede eben im sonstigen Aufbauspiel mit Ballbesitz leider sehr schwer tut. Im Hannoveranerischem System-Denken sind wir einer Meinung, Korkut passt seine Spieler ans System an und nicht das System an seine Spieler. Hast Du sehr schön formuliert.

Antworten

Koom 10. Februar 2014 um 10:11

„Blöd gelaufen“ würde ich das aus Mainzer Sicht mal nennen. Aber so oder so keine Überraschung: Mainz braucht für Auswärtssiege auch einfach Glück und es war sowieso erschwert durch bestimmte Dinge. Gustavo hätte für sein Foul früh im Spiel auch durchaus Rot sehen dürfen (wäre IMO zwar ne harte, aber vertretbare Rote), dadurch musste mit Moritz ein für dieses Spiel wichtiger Spieler raus und – wie im Artikel angemerkt – war dann früh das Wechselkontingent schon belastet. Koch kann nach seiner langen Pause noch nicht fehlerfrei sein, genau wie Bungert und das es bei den Youngstern Karius und Bell mal zu einem Abstimmungsproblem kommt, ist normal.

Da muss Mainz durch, wird sich auch mittelfristig auszahlen, wenn man jetzt in 1-3 Spiele etwas Lehrgeld investieren muss. Und sowieso: Fehler von jungen Spielern sind sehr viel leichter zu ertragen, als wenn ein alter Sack die gleichen Böcke baut.

Mit Hannover kommt jetzt das nächste eher eklige Spiel, aber wenigstens zuhause. 🙂

Antworten

LZ 10. Februar 2014 um 13:49

Bell hat mit dieser Aktion jedenfalls seine Tauglichkeit für die Bundesliga mitsamt seinem grundsätzlich katastrophalen Aufbauspiel arg in Frage gestellt. Warum nicht einfach mit der Grätsche den Ball sauber entgegengerichtet abgeholt und Verantwortung übernommen, bevor er überlegen muss? Da fehlt es wohl auch an Charakter auf dem Platz, obwohl ich ihn von seinem natuell her mag. Tippe dann zukünftig mal eher auf Noveski/Bungert, wobei mir Bell mit seiner Zweikampfstärke (abseits von Sprintduellen) und seinen intuitiven Offensiv-Laufwegen auch nicht schlecht gefällt.

Und gebe Dir recht: gegen Hannover wirds ein ganz enges Ding, wobei mir die Korkut-Spielweise aufgrund Ihrer sturren Ausrichtung (Aufbauspieler Stindl, Anspieler Diouf) mit dem neuen System aus Mainzer Sicht gut gefallen, weil Sie dadurch in meinen Augen leicht ausrechenbar erscheinen (Schwachstelle Schulz & Schmiedebach). Dann gilt es nur noch sich auf die individuelle Klasse einzustellen, wobei auch Diouf extrem schwach auf Schalke war (hätte sich in entscheidenenden Situationen einfach besser abspielen müssen, dann wäre es mit Sicherheit enger geworden). Kombination waren auch Mangeware, für mich tritt Hannover nicht als Mannschaft auf – das könnte trotz der 2 gefährlichen Hannoveraner Spitzen über Teamwork eine machbare Aufgabe werden.

Wäre schon sehr schade, wenn da nicht 3 Punkte rausspringen, weil man auf Diouf nicht aufpassen kann.

Antworten

LZ 10. Februar 2014 um 13:52

Hannover: mir gefällt Hoffmann von Anfang an sehr gut und auf Huszti`s Geisteblitze und Stindl`s Offensiv-Power muss neben Diouf unbedingt auch ein genaues Auge geworfen werden.

Antworten

Koom 10. Februar 2014 um 14:49

Einem Spieler aufgrund einer falschen Entscheidung die Bundesligatauglichkeit abzusprechen halte ich für Bullshit in Rekordhöhe. Der von dir als Gegenbeispiel genannte Bungert wurde auch schon als „untragbar“ im Kigges-Forum bezeichnet, weil er einen Elfmeter verursacht hat. Sorry, geht gar nicht. Bell ist ein junger Spieler, Karius auch, beide hatten die letzten Jahre keine Spielpraxis auf hohem Niveau. Und hatten dann die Situation, das mit Noveski der Abwehrorganisator ausfällt, der das entsprechend geregelt hätte. Beide werden daraus lernen und beim nächsten Mal die Pille weghauen bzw. klar miteinander kommunizieren.

Hannover habe ich mit Korkut noch nicht gesehen, mochte deren Spielweise aber unter Slomka schon nicht (als Gegner). Das ist relativ einfach gestrickter Fußball, der sehr auf die eigenen Stärken setzt und das gut ausspielt. Zudem sehr flügellastig. IMO für Mainz fast traditionell eher Gift, weil man sehr viel auf zentrale Kompaktheit setzt und den Gegner gern nach aussen drängt.

Antworten

LZ 10. Februar 2014 um 16:36

Bundesliga-Tauglichkeit ist ein großes Wort und es soll nicht arrogant oder anmaßend wirken, sollte das als derlei Vorlage genutzt werden, behalte ich mir vor genau das, als „untragbar“ zu bewerten. Wenn Bell jetzt einige Spiele gemacht hat, hat er ja bewiesen, dass er es grundsätzlich kann. Wichtig aber: ich schreibe Bell im Gesamtpaket die einfache Qualität ab, nicht nur, aufgrund dieser einen Spielsituation. Das habe ich auch so beschrieben, weil für mich sein Spielaufbau und die fehlende Schnelligkeit weitere eklatante Schwächen bilden, die sein Gesamtpacket ohne jeden Zweifel schwächen.

Die Szene ist für mich nur charakteristisch (und nicht emotional beladen) – und selbst Tuchel hat Bell diese Tauglichkeit von Anfang an sogar abgesprochen, um ihn wohl zu Pisacken, bevor er ihn doch reinwerfen musste, weil wirklich niemand anderes mehr da war. So auch O-Ton damals von Bell. Ich hoffe einfach auf eine positive Entwicklung, aber im Moment sehe ich ihn definitiv noch immer nicht soweit – sein offensiver Flügellauf (zum 3:0?) in Bremen war trotzdem sensationell …

Bin gespannt, ob Tuchel an ihm festhält.

Antworten

LZ 10. Februar 2014 um 16:39

Hannover: ich sehe in der Zentrale keine Kompakheit und mache Schmiedebach sogar als Schwachstelle aus. Ein aufgerücktes Hannover wird relativ leicht auszuhebeln sein, sollte man eben die individuelle Qualität durch meist Einzelaktionen von Diouf, Stindl und Huszti im Griff haben.

Antworten

Koom 10. Februar 2014 um 16:58

Von der reinen Fußballlehre her gilt ja die Raute als Gift für ein flaches 4-4-2, wie es Hannover größtenteils praktiziert. Mal abwarten.

Antworten

LZ 10. Februar 2014 um 17:31

Stimmt, da gebe ich Dir recht. Trotzdem finde ich Hannover so leichter zu bespielen, weil man weiß, was man erwarten kann. Würde mich diesmal fast wundern, Tuchels Formation in Raute zu sehen.

mk 10. Februar 2014 um 23:38

Huch?!
Tut mir fast leid, dass ich meist nur was schreibe, wenns um 96 geht, aber bei anderen Spielen traue ich mir wenig Analyse/ Kommentar zu, weil ich andere Spiele nur selten über 90 Minuten sehen kann. Oder dann keine Lust habe, was zu schreiben.
Aber hier.
Schmiedebach eine Schwachstelle? Da wäre ich ernsthaft an einer Erklärung interessiert. Ich wüsste zwar nicht, wie du mich überzeugen kannst, aber ich öffne für deine Antwort meinen Geist.
In meinen Augen ist Schmiedebach einer der Hauptgründe (sofern ein einzelner Spieler das sein kann) für die sehr wohl vorhandene zentrale Kompaktheit von 96 in den ersten beiden Spielen (gegen Schalke war quasi alles nicht wirklich gut, das hatte aber nicht nur individuelle/ formbedingte Gründe).
Er ist ziemlich pressingresistent, spielt in engen Räumen sehr geschickt und sicher, spielt wenn es die Situation zulässt wirklich gute Offensivpässe, antizipiert stark Passwege des Gegners, ist bissig im Zweikampf, kann ausufernde Bewegungen seiner Mitspieler bisweilen balancieren.
Er ist natürlich weit davon entfernt, ein Weltklassespieler zu sein (auch wenn die Beschreibung so klingt), aber er ist wie gesagt in meinen Augen zur Zeit enorm wichtig für 96. Zusammen mit Stindl, aber Stindl ist vielleicht einer der Spieler, der seine Mitspieler besser aussehen lässt, ohne zwangsläufig selber zu glänzen.
Aber wie du Schmiedebach als Schwachstelle siehst, kann ich wirklich nicht nachvollziehen, daher bin ich an einer Erklärung, falls du Zeit und Lust hast, ernsthaft interessiert. Und werde sie so unvoreingenommen, wie es nur geht, lesen ;).

Antworten

LZ 11. Februar 2014 um 00:43

Na dann mal los:D

Du bist bei mir jedenfalls herzlich Willkommen mit Deinen Kommentaren – ich freue mich auf eine detaillierte Hannover-Analyse – Du scheinst Dich dementsprechend ja wohl dann auch sehr gut mit Hannover auszukennen !

Deswegen vorweg gefragt: Wo würdest Du denn die Hannoveraner Schwachstellen sehen?

Natürlich will ich niemand etwas böses, wenn ich ihn als Schwachstelle herauspicke, aber, dass Du Schulz unerwähnt lässt, deute ich mal naiv als stille Zustimmung -> über die linke Abwehrseite von Schulz, besonders im schnellen Umschalten, scheint doch einiges aus Mainzer Sicht zu bewirken sein. Man stelle sich Schulz und Müller (obwohl er meistens links spielt) im Sprintduell vor 🙂

Schmiedebach: ich finde, dass Du hast ihn sehr gut beschrieben hast, seine größte Stärken sind wohl seine offensiven Pässe um die schnellen typischen Hannoveraner Konter einzuleiten. Er steht sozusagen sinnbildlich für diesen (wohl eher älteren Slomka-) Stil – was ihm vielleicht noch fehlt, ist der absolute Offensivdrang mit Zug zum Tor im letzten Spielfelddrittel. Ich habe ihn jedenfalls als klare Schwachstelle im Defensiv-Spiel auserkoren, weil er in meinen Augen, zwar bissig im Zweikampf sein mag, sich aber letztendlich nicht versteht im Zweikampf letztendlich so zu behaupten, dass die Gefahren über die zentrale unerwähnenswert bleiben sollten. Bedeutet, ich sehe bei ihm Schwächen im defensiven Zweikampfverhalten nicht zuletzt aufgrund seiner physisch eher kleineren Erscheinung. Er kann diese bissige Zweikampfführung jedenfalls definitiv nicht über 90 Minuten durchpowern – so entsteht da für mich auf jeden Fall ein Angriffspunkt.

Punkt 2 wäre das räumliche Verständnis: „Schmiede“ neigt in meinen Augen dazu, die Abstände zu seinen Mitspielern immer wieder größer klaffen zu lassen, als es zum Beispiel Stindl in meinen Augen tut. Schmiedebach braucht in meinen Augen dafür zu lange, obwohl er das Auge hat und es nur um wenige Meter geht, die er meiner Meinung meistens zu spät kommt (und ich das im Zusammenhang zu seiner ursprünglichen Position sehe, die zu seiner Anfangszeit der Bundesliga klar offensiver war, zu einer Zeit, als die offensiven Spieler die räumliche Defensiv-Orientierung gerne mal schleifen lassen konnten).

Punkt 3 ist in meinen Augen das defensive Umschalten. Offensiv mag er durch seine Pässe bestechen, defensiv ist er für mich derjenige, welche die Mitte auch gerne mal vor der Abwehr offen lässt, weil er entweder fehlende Absprache mit Stindl hat (1 8er offensiv, 1 6er defensiv) und darauf gerade im Umschaltspiel schnell (in meinen Augen tödliche) Lücken übers Zentrum entstehen, weil sich „Schmiede“ (wie früher gewohnt) gerne ins Offensivspiel einspannt und dann beide in der Zentralen die Defensivabsicherung vernachlässigen.

Punkt 4 ist seine eher passive Beteiligung am Spielaufbau. Manchmal kommt es mir so vor, dass wenn er Zeit hat, Bälle zu spielen, oftmals unpräziser passt, als unter Druck. Kurz: lange Bälle wenn er Zeit hat, sehe ich bei ihm auch eher unpräzise als gekonnt.

Das kurze Anbieten und Behaupten des Balles mit Gegenspieler im Rücken würde ich als letztn Punkt 5 anführen. Es mag gut für ihn sein, wenn er sich aus dem Aufbauspiel etwas raushält, schlussendlich die Aufgabe dieser Position aber in meinen Augen verpflichtet, sich aktiv am Spielaufbau zu beteiligen. Steht „Schmiede“ dort unter Druck, bekommt er in meinen Augen relativ schnell Gleichgewichtsprobleme. 😉

LZ 11. Februar 2014 um 11:04

Kleine Ergänzung:

Weitere Schwachstellen bilden Sakais Fehlpass-Quote (wenn Sakai denn spielt) in vertikalen Pässen, Zielers lange Bälle unter Druck und die Rückwärtsbewegung der offensiven außen Huszti und Bittencourt (sollten beide nochmal spielen, ich traue Korkut auch 1-2 Spielerwechsel zu, ohne sein System zu ändern).

Grundsätzlich: sollte Hannover defensiv so massiv wie gegen Gladbach (also deutlich tiefer als vs. Schalke) stehen und Mainz das Ballbesitzspiel als Heimmannschaft annehmen, sehe ich Hannover in der für mich klaren Favoritenrolle in Mainz zu punkten.

Auch wenn dann die Spatzen von den Dächern pfeiffen, dass Mainz wohl (endlich mal wieder) durch totales Pressing Hannover (nach der schwachen Vorstellung auf Schalke) von Anfang unter Druck setzen wird und Ihnen keine Sicherheit geben möchte. Das könnten endlich mal wieder lustige Anfangsminuten werden, wobei in meinen Augen aufgrund der Ausgeglichenheit beider Mannschaften auch das Spielglück (Abseits, Platzverweise, Rückstände) und die jeweilige Reaktion der Teams darauf, entscheidend sein könnte. Nicht zuletzt sehe ich auch wieder eine große Gefahr bei Hannoveraner Standards und individuellen Fehlern Mainzer Höhenflug-Kandidaten à la Bell -> und diesmal tippe ich etwas sarkastisch auf ein entscheidenden Karius-Patzer nach Standard.

Ansonsten habe ich den Eindruck, dass Korkut keine wirklich gute Bindung zur Mannschaft hat, seine Fachkompetenz mag unbestritten sein, aber wie er selbst sagte („Ein Trainer sollte nur reden, wenn es wichtig ist“) offenbart er für mich zwischenmenschlich fehlende Begeisterungsfähigkeit und sein Team wirkte auf Schalke extrem konfus, fast als seien alle Spieler mit Informationen & Tipps überlagert/im Kopf überfordert, parallel dazu, dass nahezu alles in Ballbesitz Einzelaktionen waren. Ich unterstelle Hannover im Moment fehlende Geschlossenheit.

Mainz erwartet ich mit: Karius, Pospech-Bungert-Noveski-Park, Geis-Parker-Koo-Müller, Okazaki-Choupo-Moting (4-1-3-2)
-> offensives Pressing, ohne Diaz, Moritz & Koch.

Hannover: Zieler, Rajtoral-Hoffman-Marcelo-Schulz, Huszti-Andreasen-Stindl-Bittencourt, Prib-Diouf (4-4-2)
-> normales 4-4-2, ohne Schmiedebach & Rudnevs.

Tipp: 1:3


LZ 9. Februar 2014 um 13:58

Schöner Artikel. Besonders fair war in meinen Augen, dass Bell nach Spielschluss die Elfmetersituation (und wohl spielentscheidende Situation) offen zugestand. Wenn man so möchte haben Karius und Bell, zwei Überflieger des aktuelle Mainzer Aufwinds, das erste Mal hoffentlich wieder Boden unter den Füßen.
Wolfsburg wurde eingeladen.

Schön, dass Dir die zwei flachen 3er Reihen des (dann) 4-3-3 aufgefallen sind, mit so einem intensiven Verschieben spielte das Mainz auch schon in Stuttgart vor der Abwehr (in defensiver Stellung). Aufstellung: ich finde Tuchel hat mit seiner Auswahl jedenfalls keine Fehler gemacht, auch wenn der Doppelwechsel etwas verpuffte und das interessante 4-2-4 in der Schlussphase keine direkt tornahe Situationen mehr brachte. Es war ja schon abzusehen, dass Mainz im Ballbesitzspiel aufgrund fehlender Durchschlagskraft Probleme haben dürfte Wolfsburg in Bedrängnis zu bringen. Was sollte man offensiv ausgerichtet anders machen?

Wie von vielen befürchtet hat leider die Qualität entschieden, auch wenn Pospech schon ein ziemlich miesen Tag gehabt haben musste, um seine 100% Torchance drüber zu semmeln (Pospech ringt trotz seiner immer wieder sehr guten Positionierungen im Moment leider auch ein wenig seiner Form).

Was ich etwas schlecht entschieden fand, ist die Mainzer Anreise (4,5 Std.) mit dem Zug – aber das sind sportliche Entscheidungen unabhängig vom Taktikgedanken.

Bleibt spannend abzuwarten, wie die jungen Mainzer Überflieger solche bitteren (aber dann eben verdienten) Niederlagen verarbeiten. Bin gespannt, ob Bell gegen Hannover in der Startelf bleiben wird.

Kompliment nochmal – schöner Artikel.

Antworten

RM 9. Februar 2014 um 23:40

Danke für das Feedback! 🙂

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu LZ Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*