SC Freiburg – Bayern München 1:1

Der offensiv verteidigende SC Freiburg nervt den FC Bayern mit konsequenten Mannorientierungen. Nach Guardiolas Umstellungen geht die zweite Halbzeit dann klar an den Rekordmeister, der aber noch den Ausgleich kassiert.

Vor dem auf Dienstag verlegten Bundesligaspiel wusste man bei beiden Mannschaften nicht so richtig, wie die Aufstellungen aussehen würden – zumal die Trainer mit einigen Verletzungssorgen zurechtkommen mussten. So fehlten unter anderem Mudjza, Zuck und der nur auf der Bank sitzende Hanke bei den Breisgauern, bei denen auch einige gesperrte Spieler nicht dabei waren. Die größte Überraschung war der junge Franzose Laprévotte, der im gewohnten 4-4-2 auf der linken Offensivseite aufgeboten wurde.

freiburg-bayern-2013Bei den Bayern gab es eine ganze Reihe an Schonungen und Umstellungen – neben Neuer blieben nur drei Spieler (Dante, Schweinsteiger, Götze) aus der Startelf des Derbys gegen Nürnberg vom vergangenen Wochenende übrig. Somit kamen Rafinha und Contento auf den beiden Außenverteidiger-Posten in die Mannschaft, Müller und Shaqiri agierten davor auf den Seiten und Pizarro durfte im Sturmzentrum beginnen.

Bayerns Aufbau und Freiburgs Pressing

Unter Christian Streich sind die Freiburger für ihr aggressives Herausrücken in eine 4-2-4-hafte Pressingordnung bekannt, mit der sie die komplette Abwehrkette gegnerischer Mannschaften direkt attackieren. Damit machten sie den Bayern in der Vergangenheit bereits Probleme, doch in dieser Begegnung traten die Breisgauer im Spiel gegen den Ball zwar unverändert mutig auf, nutzten dafür allerdings etwas andere Mechanismen. Ihre „nur“ hohe und sehr mannorientierte Defensivausrichtung mit weitem Vorschieben in die bayerische Hälfte wurde insgesamt passiv ausgelegt, so dass Bayern in eigenen Aufbausituationen durch Freiburgs Präsenz unter Druck stand, allerdings nicht direkt angegangen wurde.

Nach dem Experiment aus der ersten Halbzeit gegen Nürnberg, als Pep Guardiola eine Mischung aus dem gewohnten 4-1-4-1 und einer asymmetrischen 3-4-3-Rautenformation aufgeboten hatte, agierten die Münchener nun wieder deutlicher mit Viererkette, wenngleich Contento auf links klar reservierter als Rafinha auftrat. Gerade Letzterer schob im Aufbau weit vor und drängte den mannorientierten Laprévotte nach hinten, worauf sich Schweinsteiger sehr tief bei den breiten Innenverteidigern herumtrieb – meistens zwischen van Buyten und Dante oder auf halbrechts.

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Ein mögliches Szenario der Freiburger Arbeit gegen den Ball mit den flexibel gegen die Dreierkette agierenden Stürmern und den acht mannorientierten Spielern dahinter.

Diese breite Aufbaudreierkette der Bayern wurde von den beiden Freiburger Angreifern Freis und Guédé – nominell in Unterzahl stehend – besonders in der ersten Halbzeit effektiv bekämpft. Immer wieder positionierten sich die beiden Stürmer geschickt zwischen ihren Gegnern, provozierten bestimmte Pässe und stellten mit dem richtigen Anlaufen und der Nutzung des Deckungsschattens sicher, dass die grundsätzliche Überzahl Bayerns nicht weiter nach vorne getragen wurde.

Konsequente Mannorientierungen

Weiter hinten – in den nominellen Viererketten ihrer Grundformation – ergänzten die Freiburger diese Arbeit durch eine sehr mannorientierte Spielweise, die konsequent durchgezogen wurde. Sowohl der offensive Rafinha, der einrückende Shaqiri, der zurückfallende Pizarro als auch die beiden bayerischen Achter wurden strikt verfolgt – auch wenn das hieß, dass einzelne Spieler sehr weit hinaus rücken mussten, wie zum Beispiel die generell recht hochstehenden Sechser.

Mit diesen engen Mannorientierungen konnten die Freiburger einige intensive Zweikämpfe provozieren, bei denen sie recht gut aussahen, und immer wieder Unruhe im bayerischen Aufbauspiel stiften, so dass deren nicht abgestimmt wirkende Bewegungen selten zueinander fanden. Götze versuchte einige Male auf rechts mit Müller und dem offensiven Rafinha zu überladen, während Shaqiri wie bereits erwähnt teilweise sehr weit einrückte, doch aus dem Aufbau heraus fanden die Bayern fast kaum einmal freiwerdende Anspielstationen, da sich anbietende Spieler und kurze Läufe stets von einem Freiburger eng gedeckt waren.

Münchener Aufbauprobleme und direktes Spiel

Gelegentlich lief Schweinsteiger mittig zwar etwas vor, wurde dann aber von den Stürmern der Breisgauer aufgefangen, woraus die Bayern mit einem verlagernden Pass auf einen der Innenverteidiger nur selten Kapital schlagen konnten. Zum einen verschoben die Freiburger mit starker Laufleistung schnell wieder auf diesen, so dass ein Aufrücken aufgrund der flexiblen Stürmer gar nicht so einfach war wie gegen die meisten anderen Mannorientierungen. Zum anderen suchten van Buyten und Dante diese Aktionen ohnehin nur inkonsequent und ließen die eine oder andere Chance zum Vorstoß ungenutzt, was vielleicht an Respekt vor den vielen Dynamiken lag, die im Mittelfeld durch die teils chaotischen Mannorientierungen auftraten.

So setzen die Bayern, nachdem sie durch langes Zirkulieren in der hintersten Reihe (insgesamt 800 Pässe am Ende) meistens nicht weiterkamen, verstärkt auf lange Bälle – meistens in situative Kompaktheiten oder diagonal auf einen der Außenstürmer – oder direkte Zuspiele in die Spitze über mehrere Linien. Ansatzweise wurden sie durch solche Bälle in die Schnittstellen oder hinter die Abwehr gefährlich und sporadisch konnte auch Pizarro eingebunden werden, der sich gerne weit fallen, aber die kontrollierte Anbindung an seine Kollegen vermissen ließ. Einige Fehlpässe von Schweinsteiger oder Kroos waren aufgrund der Direktheit dieser Bälle auch dabei.

Freiburger Konterszenen…

Somit kamen die Freiburger zu der einen oder anderen Chance im Umschaltmoment und waren etwa in der ersten halben Stunde auch die gefährlichere Mannschaft. Dabei profitierten sie davon, dass ihre beiden Stürmer durch Bayerns Aufbaudreierkette immer mal wieder in etwas breitere Positionen gezogen wurden und – zusätzlich zu fehlschlagenden Vertikalpässen – auch lose Bälle hinter den Außenverteidigern aufnehmen konnten. Bei den folgenden Kontern wurden die Stürmer meistens von Schmid unterstützt, der gegen Contento nicht so tief stand wie Laprévotte, gelegentlich auch mit Guédé tauschte und Freiburgs Konter mit seiner Spielintelligenz gut balancierte.

Am auffälligsten war bei diesen Offensivaktionen, dass die Breisgauer sie über die geplante Nutzung abgestimmter diagonaler Bewegungen verhältnismäßig gut ausspielen konnten gegen die individuell starken Bayern. Der jeweils ballführende Akteur versuchte das Leder diagonal nach vorne zu treiben, während der Kollege, zu dem er sich hinbewegte, einen diagonalen Lauf in die entgegensetzte Richtung zeigte und sich die übrigen Spieler situativ und anpassend verhielten.

…und lange Bälle plus Flügelüberladungen auf rechts

Auch aus dem Aufbau konnten die Hausherren die eine oder andere Chance generieren, wobei sie gegen das recht frühe Pressing der Bayern ihre ballbesitzorientierte Spielweise aufgaben, die man ansonsten immer mehr von ihnen gewöhnt ist. Häufig rückten die Münchener auch in einem 4-4-2 mit Götze neben Pizarro weit heraus, während Kroos auf einen zurückfallenden Sechser nachschob, weshalb die Schwarzwälder dieses Kernmerkmal ihres Spiels nur selten praktizierten. Einige Male ließ sich Schmid nach hinten fallen und versuchte den Aufbau in der Tiefe zu unterstützen, doch meistens vermied Freiburg das Risiko und griff früh zum langen Ball, den sie – statistisch gesehen bei jedem fünften Pass – in die hohe Präsenz mit zwei Stürmern und den Flügelspielern schlugen.

Wenn Streichs Mannen dann im Bereich des letzten Drittels angekommen waren, lautete die klare Strategie – Überladung des rechten Flügels, über den 51 % der Freiburger Angriffsversuche liefen. Vor allem Guédé und im weiteren Verlauf der Aktionen gerne auch mal der sich unorthodox und überraschend freilaufende Freis unterstützen dort Schmid und Sorg. Letzterer agierte offensiver als Günter und konnte mit seiner kreativen, spielstärkeren Anlage die Situationen besser ausspielen – vor der Halbzeit kam er auch zu zwei gefährlichen Abschlüssen auf halbrechts.

Ansonsten konnte sich der Sportclub aber nicht viel mehr Szenen erarbeiten, da ihre guten Mechanismen von Bayerns Defensive in Schach gehalten wurden. Die Münchener stellten sich schnell auf die dominante rechte Seite des Gegners ein und erzeugten dort – durch die situative Hilfe verschiedener und teilweise weit hinaus schiebender zentraler Spieler –meistens sichere Kompaktheiten, die Freiburg letztlich nicht knacken konnte. Den Rückraum ließen Guardiolas Mannen für das Verengen der Seite dabei tendenziell auch mal offen und reagierten mit diesem Abflachen der Formation auf die Charakteristiken des gegnerischen 4-4-2 mit seiner hohen Offensivreihe.

Bayern kommt ins Spiel

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Shaqiris (in dieser Szene hatte er mit Götze getauscht und spielte als nomineller halbrechter Achter) Chance als beispielhafte Münchener Offensivaktion: Nach einem Diagonalball von Kroos auf Müller ist der Raum vor der Freiburger Abwehr offen, Müller kann sich gegen die direkten Gegenspieler behaupten und quer auf den nachstoßenden Shaqiri spielen, der den Freiraum anläuft und sich somit von den mannorientierten Freiburger Sechser lösen kann.

Nach einer guten halben Stunde brachten sich die Münchener auch offensiv besser in Szene und fanden zusehends Mittel gegen das mannorientierte Defensivspiel der Freiburger, was bis dahin nur bei einer Schusschance Shaqiris in der 15. Minute gelungen war. Ein wichtiger Mann war dabei Thomas Müller, der nach Zuspielen in seine breite Position immer wieder den Querpass in den offenen Raum vor der Freiburger Abwehr suchte, wo die Kollegen hineinstoßen konnten. So wie er Shaqiris Möglichkeit vorbereitet hatte, bediente er anschließend auch einmal das Zusammenspiel aus Götze und Pizarro, die sich mit einem Doppelpass vor Baumanns Kasten kombinieren konnten.

Darüber hinaus fungierte Müller auch als genereller Fixpunkt, während die anderen drei Offensivspieler der Mittelfeldreihe im Allgemeinen beweglicher agierten und sich verstärkt auf halblinks tummelten. Teilweise zeigten sie dabei einige bewusst chaotisch und spontan wirkende Rochaden, mit denen die Freiburger Mannorientierungen auch mit Hilfe des Zufalls ausgespielt werden sollten. Ergänzt wurde dieses experimentelle „Herumrochieren“ durch wiederkehrende Rochaden der Achter nach außen. Auf halblinks sollten Götze und vor allem Kroos nach den direkten Vertikalzuspielen mit Bewegungen auf die Seite den Raum zwischen Sorg, der Shaqiri abdeckte, und Schmid, der gegen den tiefbleibenden Contento eingeteilt war, anzuvisieren. So konnten sie sich von ihren Gegenspielern lösen, was auch die eine oder andere gefährliche Szene für den Rekordmeister erzeugte.

Die letzten Minuten der ersten Halbzeit sahen schließlich noch eine kurzzeitige Rückkehr zur Hybridformation mit dem tendenziell ins zentrale Mittelfeld geschobenen Rechtsverteidiger, die bei der Partie gegen Nürnberg eingesetzt worden war. Auf diese Umstellung reagierten die Freiburger aber gut, so dass von dieser kurzen Phase nur wenig Effekt auf das Spielgeschehen ausging – entweder rückte Laprévotte mannorientiert mit ein oder er übergab Rafinha an Fernandes und konnte vorne gelegentlich auf die drei spielaufbauendenden Münchner Druck machen. Einzig Götze bekam ein paar Freiheiten im Zwischenlinienraum, woraus auch die erwähnte Chance nach Zusammenspiel mit Pizarro begünstigt wurde. Nach einem ungenauen Befreiungsschlag des unter Druck gesetzen Baumann kamen die Bayern mit einem Flügelangriff über Müller auch zur Führung durch Shaqiri.

Weitgehende Münchener Dominanz in Halbzeit zwei

Nach dem Seitenwechsel wollten die Freiburger als Reaktion auf die Steigerung der Bayern in der Phase vor dem Halbzeitpfiff ihr Pressing intensivieren. Dafür machten die beiden Stürmer nun etwas aggressiver und gelegentlich direkter auf die Innenverteidiger Druck, während Fernandes einige Male riskant auf Schweinsteiger oder einen weit zurückfallenden Kroos vorrückte. Der weiterhin recht hoch agierende Götze wurde situativ oder durch einen herausschiebenden Innenverteidiger verteidigt.

Allerdings konnten die müder und inkonsequenter werdenden Hausherren mit dieser Intention in der Praxis nicht lange mithalten, was an guten Gegenmaßnahmen der Bayern lag, die mit diesem zweiten Durchgang nun endgültig die fast vollständige Kontrolle erlangten, das Match dominierten und immer mehr Chancen kreieren konnten. Eine grundlegende und dafür wichtige Änderung betraf Bastian Schweinsteiger, der nun fast ausschließlich nach halblinks hinter den weiter vorschiebenden Contento herauskippte.

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Bayerns Aufbau und weiteres Offensivspiel nach der Pause: Contento schiebt Schmid konstanter zurück, öffnet den roten Bereich für Schweinsteiger, der Dante und Kroos als ballsichere Hilfen hat. Freiburg wird inkonsequenter und kann Bewegungen im roten Bereich ebenso seltener verhindern wie lange Diagonalbälle von Dante und Schweinsteiger. Links tief wird bei den Bayern aufgebaut, rechts offensiv weitergespielt oder abgeschlossen. Ziel dieser Diagonalbälle ist meistens Müller, zu dem sich situativ Pizarro, Götze und Shaqiri bewegen und auf verschiedene Arten freilaufen können. Letzterer ging zudem häufig wieder nach links zurück, um auf Verlagerungen zu warten.

Aus diesem halblinken Bereich bauten die Bayern nun ihr Spiel auf – sowohl Schweinsteiger als auch Dante konnten immer wieder weite Diagonalbälle auf den breit stehenden Müller anbringen. Wie schon in der ersten Halbzeit gelegentlich erkennbar, spielte dieser immer wieder quer in den Zwischenlinienraum, wo die nachstoßenden Mittelfeldspieler die freien Bälle erlaufen sollten. Über dieses intensiver und konsequenter genutzte Mittel kamen die Bayern ebenso zu Chancen wie über direkte Pässe – nach einer hervorragenden Ablage Pizarros verschleuderten Kroos und Müller beispielsweise eine dicke Dreifachmöglichkeit – und Verlagerungen.

In solchen Situationen rückten die Freiburger als Reaktion auf Bayerns Strategie sehr konsequent auf Müller, wenn dieser angespielt wurde – doch häufig konnten sich die Bayern befreien und dann auf dem anderen Flügel Shaqiri neben der Freiburger Abwehr in aussichtsreiche Positionen bringen. Vor dem Spiel hatte Christian Streich solche Verlagerungen als eine der größten bayerischen Gefahren angegeben – was wieder einmal bestätigt wurde, wenngleich auf etwas andere Weise als sonst, doch im Gegensatz zum 0:1 scheiterte Shaqiri bei seinen Abschlüssen mehrfach an Baumann.

Ein netter Nebeneffekt des veränderten Zielraums von Schweinsteigers Bewegungen im Aufbauspiel war übrigens die Tatsache, dass Contento höher stand und damit Freiburgs wichtigsten Offensivspieler Schmid nach hinten drückte, was die Breisgauer im Umschaltmoment zusätzlich schwächte, da die Konterverbindungen auf halbrechts zu Guédé und Freis getrennt wurden. Somit schien sich die mangelhafte Chancenverwertung auf Seiten der in Führung liegenden Bayern zunächst nicht zu rächen, da sie sehr kontrolliert auftraten und mit der Einwechslung von Lahm ins Mittelfeld auch noch einmal zusätzliche Ballsicherheit und Balance gewannen.

Später Ausgleich für das Heimteam

Wenn die Freiburger dann aber doch einmal zu ihren viel selteneren Kontern kamen, dann wurden diese sogleich richtig gefährlich. Nur drei solcher Szenen konnten die Freiburger nach der Pause erzeugen – und allesamt waren absolute Großchancen. Nach einer Stunde zeigten Guédé und Freis sehr gutes Zusammenspiel auf dem rechten Flügel, blockten die Gegenspieler voneinander ab und spielten konsequent in Freiräume – so kam es zu einer Verlagerung nach links, wo Laprévotte den Pfosten traf.

Beim Ausgleichstor durch den eingewechselten Höfler war es eine ähnliche Methode: Konterangriff über die eine Seite, wo Freis die Innenverteidiger auf sich zog und dann den hinter Rafinha rochierten Hanke bediente, und ein anschließender Durchbruch auf der anderen Seite. Wie schon bei einer Kopfballchance für Kerk spielten sich Schmid und Sorg recht simpel durch und diesmal verwertete der mitaufgerückte Höfler im Strafraum die Hereingabe des Rechtsverteidigers.

Fazit

Insgesamt wurde diese Partie sehr stark von den Freiburger Mannorientierungen beeinflusst und war trotz einiger interessanter Punkte taktisch nicht wirklich „neuartig“ oder in ihren Charakteristiken besonders, sondern etwas simpler gestrickt, aber sehr intensiv. Nach einer problematischen ersten Halbzeit schienen Guardiolas Umstellungen nach dem Wechsel die Partie schon zugunsten der Bayern entschieden zu haben, doch sie nutzen ihre Chancen nicht und ließen Freiburg zum Ausgleich kommen, den diese sich für ihre aufopferungsvolle und geschickt ausgespielte Leistung durchaus verdienten.

Ob des Ergebnisses, des nicht immer ansehnlichen Spiels, des vielen Ballgeschiebes in den hinteren Linien und der Freiburger Konter kommen nun endgültig immer mehr und deutlichere Kritiken über Pep Guardiola und seine Bayern auf. An dieser Stelle sei kurz dazu gesagt: Erstens kann man sicherlich das Spiel und den ersten Durchgang hinsichtlich des Offensivauftritts der Bayern kritisieren, doch man muss bedenken, dass dieses Spiel von einer extremen Freiburger Ausrichtung geprägt war und die gleiche Begegnung in der Vorsaison nicht viel „schöner“ aussah. Zweitens hatten die Bayern das Spiel im zweiten Durchgang im Griff und trotz einer nicht berauschenden Vorstellung reihenweise Chancen gegen nachlassende Freiburger – wird auch nur eine davon verwertet, gibt es die derzeitigen Diskussionen in dieser Form nicht. Drittens muss man noch einmal an die Situation erinnern: 10 Punkte aus vier Ligaspielen, wenn auch nicht immer überzeugend, doch letzte Saison gab es ebenso Spiele, die nicht uneingeschränkt großartig waren.

Pep Guardiola ist erst zwei Monate bei den Bayern und braucht unverändert Zeit, um Mechanismen zu verfeinern und seine Vorstellungen ausführlich umzusetzen. Diese Zeit sollte man ihm geben, was nicht heißt, dass Kritik nicht mehr erlaubt ist – aber welcher Bayerntrainer war nach vier Spielen schon so weit, dass jeder Gegner mit feinstem Offensivspiel abgeschossen wurde? Dennoch ist zu erwähnen, woran es fehlte: Abstimmung, balancierte Besetzung der Mittelfeldräume, saubereres Spielen in Freiräume, wobei dies mit zunehmender Spielzeit immer besser wurde und die Bayern von der Idee letztlich so spielten, wie man die mannorientierten zwei Viererketten eines Gegners bespielen muss.

Metrosilius 16. September 2013 um 22:40

Sorry dass ich mich so spät zu dem Artikel melde. Ich war bei dem Spiel in Freiburg im Stadion und dazu noch was zu vermelden.

Ich hätte vorher wetten können, dass Dante von einem Stürmer „aus dem Spiel genommen“ wird, damit der Spielaufbau über van Buyten läuft. Dieser hat dann erwartungsgemäß tatsächlich ein paar echt krass üble Fehlpässe durch die Mitte gespielt, wenn es die Gelegenheit dazu gab.

Dante ist aber im bairischen Spielaubau erstmal in Ruhe gelassen worden. Sobald er den Ball hatte, ist ein SC-Stürmer dann aggressiv in den sog. Basketballabstand gegangen. Aggressiver als bei dem anderen IV van Buyten. Aber wieso?

Meine Theorie: Freiburg/Streich hatte Contento auf links hinten als „Pressingopfer“ ausgemacht. Und haben deshalb den Spielaufbau über Dante bewusst nicht unterbunden, aber versucht ihn zu stressen damit er die Murmel nach links an Contento weitergibt. Und auf diesen hätten sich dann die Freiburger gestürzt.

Was ich beobachten konnte: Contento hat von Dante KEIN EINZIGES MAL den Ball bekommen. Dass er gemobbt wird oder eine Wette verloren glaube ich nicht. Eher glaube ich dass der FCB/Guardiola diesen hinterhältigen Plan Freiburgs durchschaut hat und die Devise galt: Keinen Ball im Aufbau an Contento, um keinen frühen Ballverlust zu erleiden wegen dem dann Dante rausrucken müsste und die Mitte nur noch von v.B. und einem eingerückten Rafinha (falls der es nicht sowieso verpennt hätte) verteidigt würde.

Was meint Ihr?

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Ole 29. August 2013 um 16:34

Mich stört vor allem, dass die Bayern kaum Risiko gehen im Spiel nach vorne. Alles wirkt so überkontrolliert, man spielt lieber noch zehnmal mehr quer und hinten rum, als mal nen riskanten Vertikalpass oder ein schnelles Direktspiel zu versuchen.

Hab aber auch nichts dagegen, wenn das dazu führt, dass die mal ein paar Punkte liegen lassen 😀

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sharpe 30. August 2013 um 08:56

die Befürchtung haben zur Zeit relativ viele. Wahrscheinlich, weil Barca nach genialen Jahren vorübergehend mal in so eine Fehlentwicklung von unproduktiven Ballbesitz abzugleiten drohte und weil Bayern unter vG mal eine ähnliche Phase hatte. Aber dieses aktuell überkontrolliert wirkende Spiel resultiert meiner Ansicht nach eher daraus, weil sie zuviel an das System, an ihre vom Trainer gestellten Aufgaben denken, keine Fehler machen wollen und eben nicht frei aufspielen. Aber das ist nur natürlich, denn Pep fordert sehr viel und die Spieler lernen aktuell viel dazu. Bis das alles in Fleisch und Blut übergegangen ist, das dauert eben seine Zeit, aber das war ja gewollt und ob die Ära Guardiola erfolgreich verlaufen wird, wird man frühestens im kommenden Jahr erkennen können.

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Sven 28. August 2013 um 22:46

„Drittens muss man noch einmal an die Situation erinnern: 10 Punkte aus vier Ligaspielen, wenn auch nicht immer überzeugend, doch letzte Saison gab es ebenso Spiele, die nicht uneingeschränkt großartig waren.“

Erstens ist es keine Rechtfertigung wenn es auch letzte Saison schlechte Spiele gab (teilweise, weil man es auch gar nicht nötig hatte besser zu spielen). Zweitens sollte mal nicht vergessen werden, dass Bayern auch 2 Punkte im Frankfurt-Spiel geschenkt bekommen hat. Bayern wäre laut wahretabelle im Mittelfeld derzeit. Man kann Pep ruhig kritisieren, aber einige sehen es offenbar als guten Ton an vor Ehrfurcht zu erstarren.

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Strafraumautist 28. August 2013 um 23:48

Was bitte is’n die wahre Tabelle? Was’n das fürn Voodoo?

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blub 29. August 2013 um 00:21

Bayern hat ein spiel in dem sie auch klar überlegen waren mit glück gewonnen und eines mit ein wenig pech verloren. was ist dein problem?
Die leistung eines trainers nach 4 spieltagen anhand der Punkte(oder der gedachten punkte) zu bewerten ist doch quatsch.

und natürlich beziehen sich alle meckerer auf die letzte saison wo ja alles toll war. würde der HSV jetzt so spielen wie bayern wären alle glücklich auch wenns nicht alles perfekt ist.
Es ist schon schwieriger total dominant rüberzukommen wenn man nicht mit dem ersten torschuss in führung geht wie bayern an ~20/34 spieltagen.

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karl-ton 29. August 2013 um 00:36

„Man kann Pep ruhig kritisieren, aber einige sehen es offenbar als guten Ton an vor Ehrfurcht zu erstarren.“

Und kommt dann auch Kritik? Oder nur der Hinweis auf die wahre Schiedsrichter als Übermenschen Tabelle und der entnervte Hinweis, dass die Bayern nicht alles in Grund und Boden spielen und immer 6:= gewinnen?

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Kroosartig 28. August 2013 um 18:32

Danke für den Artikel, gerade das Fazit ist sehr gelungen, da fast alle Bayernfans jetzt schon langsam anfangen an Guardiola rumzunörgen und alles in Frage stellen.
Ich persönlich fande das Spiel eigentlich gut, Bayern hat sich teilweise überragend aus dem Pressing herausgespielt ( Neuer !!! :)).
Einzig an Abstimmungsproblemen hat es gemangelt, Müller ist in der 1. HZ zu früh in den Halbraum/Schnittstelle gegangen und Götze ist um den Spiel Breite zu geben nach rechts gegangen. Dadurch hatte Kroos, der sich fallen ließ um anspielbar zu sein, keine Anspielposition und er musste extrem schwierige Pässe spielen. So kam Kroos hohe Fehlpassquote ( vermute ich mal) zustande und Götzes geringe Anzahl an Ballkontakten.
In der zweiten HZ war das Spiel verbessert und man kam zu Chancen auch Kroos kam ins Spiel, der für mich ein extrem wichtiger Spieler ist.

Festzuhalten ist, wir befinden uns in einem Prozess, wo das Ende noch lange nicht erreicht ist, das Potenzial der Mannschaft im neuen System ist überhaupt noch nicht vorauszusehen, und könnte alles übertreffen, was man sich erhofft hat

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Kroosartig 28. August 2013 um 18:40

PS.: Warum zur Hölle van Buyten? Klar Rotation aber ich finde er schwächt die Mannschaft, er ist zu spielschwach und bei Kontern einfach viel zu langsam, durch gutes Stellungsspiel vertuscht er seine Schwäche zwar weitesgehenst im 1:1 ist er aber einfach unterlegen. Auch Rafinha kann Lahm aber einfach nicht ersetzen, aber wer kann das schon?

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Fabi83 28. August 2013 um 19:16

Ich fand das Spiel gerade in der 2. Halbzeit (trotz Rotation) sogar recht ansprechend. Es wurde einfach vermisst das 2.Tor zu machen.

Aber ist sonst niemanden aufgefallen, dass beim 1:1 Rafinha sekundenlang im Strafraum spazieren geht? Klar, er ist letzter in der Fehlerkette, aber er steht zu hoch, hat zwei Gegenspieler vor sich/im Rücken und geht seelenruhig durch den Sechszehner…

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Kroosartig 28. August 2013 um 19:54

Ja, das ist mir aufgefallen, ich glaube es waren sogar 3 🙂
Aber ich glaube (steht unten schon), dass das Tor nur wegen Schweinsteigers Fehlen fällt, denn dadurch muss Boateng und mit ihm auch Contento einrücken und die Freiburger haben Platz auf der rechten Seite. Darüberhinaus sind sie im Strafraum in Unterzahl.
Da stelle ich mir die Frage, warum wechselt Pep nicht 1 zu 1 und bringt Kirchhoff für Schweinsteiger? So müssten sie nichts ändern, weil Kirchoff sehr tief steht.

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FCB-Fan 28. August 2013 um 21:10

Weil Kirchoff nicht im Kader stand. Habe ich mir auch zunächst überlegt, dass er Schweini besser ersetzen könnte, aber wie gesagt, er saß nicht mal auf der Bank.

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Kroosartig 28. August 2013 um 22:16

Achso, dass wusste ich nicht. Schon Komisch…


C 28. August 2013 um 16:22

Ich will hier doch nochmal die Rotation ansprechen die hier im Artikel etwas zu kurz kam wie ich finde. Sie dürfte wohl zusammen mit der Umstellung wegen der Schweinsteiger Verletzung ausschlaggebend für das Gegentor sein (vorweg ich hab nur die 2. HZ gesehen)

Freiburg hat nämlich exzellent auf die individuellen Schwächen reagiert, es ist wohl kein Zufall dass das Gegentor nach einem zu aggressiven Aufrücken Rafinhas fiel es hätte auch nach einer 1:1 Situation gegen Contento (wie der Pfostenschuss) oder einem Fehlpass von Van Buyten fallen können. Was ich vermisse ist eine angemessene Reaktion von Pep auf diese Umstände im Sinne von personellen Wechseln um die 70. Minute, mit Lahm, Alaba, Boateng und Kirchhoff hätte es Alternativen gegeben.

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MJ 28. August 2013 um 15:38

Ich habe mich während des Spiels öfter mal gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre einen Strafraumstürmer wie Gomez behalten zu haben.

So viele Flanken, die einfach im nichts verlaufen sind, weil Pizarro zwar toll mitspielt, aber sich eigentlich nicht genug im Strafraum aufhält.

Generell fand ich die Partie aber deutlich besser, als die ersten beiden. Man hatte das Gefühl, dass, trotz des herausragenden mannorientierten Spiels Freiburgs, die Ideen Peps solangsam verstanden worden sind und umgesetzt werden können. Man muss ehen, wie schlimm es um Schweinsteiger steht, denn mit dem steht und fällt meiner Meinung nach das komplette Spielkonzept.

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_oo_ 28. August 2013 um 14:39

Sprachvorschlag zum nächsten Artikel: Ihr streicht „situativ“ aus Eurem Wortschatz und erläutert dann konkret, was Ihr eigentlich meint. Die Info, dass Götze „situativ“ verteidigt wird, ist jedenfalls Geschwafel. „Götze wurde ‚entweder durch xxx‘ oder durch einen herausrückenden IV verteidigt.“ Wenn Ihr für xxx jetzt noch was konkretes einsetzt, enthält der Satz auch mehr Information.

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Daniel_DM 28. August 2013 um 15:42

Mit „situativ“ ist doch gemeint, dass je nach dem wo Götze sich in der bayerischen Feldrotation gerade befunden hat, er von dem jeweiligen Freiburger Spieler verteidigt wurde und zwar genau dann, wenn es die Situation erforderte.

Gerade weil der Begriff „situativ“ unbestimmt ist, ergibt er wesentlich mehr Sinn, er erläutert nämlich, dass weder Götze an eine bestimmten Position gebunden war, noch er von einer bestimmten Person verteidigt wurde.

Wenn man jetztdie 6 Freiburger Feldspieler aufzählt, die Götze während des Spiels abwechselt verteidigt haben, ist der Satz gehaltvoller?

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_oo_ 28. August 2013 um 17:41

Dann schreibt hin, dass er weder an eine bestimmten Position gebunden war, noch er von einer bestimmten Person verteidigt wurde.
„situativ“ ist in diesem Analysekontext genauso ein schlimmes Wort wie „offensichtlich“: statt zu präzisieren, macht man es sich in der Unbestimmtheit bequem. Ein Analyst, dessen Arbeit mehr als Unterhaltung ist, dürfte so etwas nicht. Andererseits wollt Ihr natürlich unterhalten, da ist es wohl OK.
Nochmal zurück zum konkreten Ausgangspunkt: wenn Götze also übergeben wurde, dann muß die Bemerkung über den herausrückenden IV überarbeitet werden. Und es ist auch unklar, wie die Mannorientierung noch funktionieren soll.

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karl-ton 28. August 2013 um 17:53

Er wurde aber nicht übergeben. Sondern je nachdem wie die Situation grade war (quasi situativ ;)) vom grade „unbeschäftigten“ und passenden Verteidiger verteidigt. Wenn er also von links kam, war es ein Verteidiger, der ihn auf der Seite mannorientiert verteidigt hat. Hat er die Seite gewechselt und sich die Situation (eventuell mit einem Freiburger Konter zwischendrin) also geändert, dann hat ihn ein anderer Verteidiger mannorientiert verteidigt.

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HW 28. August 2013 um 19:21

das wirft aber immer noch fragen auf. wurde irgendwann doch über geben? wann wurde die deckung gelöst? eine totale manndeckung über 90minuten erwarte ich jetzt nicht.

der Begriff situativ vereinfacht die Formulierung und stört mich nicht direkt. für mich ist SV auch keines wissenschaftliche Seite. aber ab und an kann gerrne beschrieben werden was situativ in dem beschriebenen Fall bedeutet.

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karl-ton 28. August 2013 um 20:27

Ja, naja, sicher ist das schon ein wenig schwammig. Allerdings muss man ja beim schreiben auch ein wenig aufpassen, dass man noch längenmäßig im Rahmen bleibt. Und auch wenn die Artikel hier sehr detailliert sind, so sind sie natürlich auch abstraktionen, die immer Details unterschlagen — sonst wäre ja auch eine taktische Analyse wertlos, weil es da ja eben genau um abstraktere Strujturen und Muster geht.

Und grade hier, stellt sich doch a) die Frage ob das was da passiert ist den Spielverlauf tatsächlich beeinflusst hat und b) ob es überhaupt ein erkennbares Schema gab, oder ob eben nicht viel mehr der Verteidiger nach „Gefühl“ entschieden hat. Wenn es bei a) keinen weiteren Einfluss gehabt hat, dann kann man es mal der Vollständigkeit halber erwähnen und bei b) muss man dann eben mit Schwammigkeit leben oder einen extra Artikel machen, weil man dann wahnsinnig viel beschreiben muss.

Oder man fragt halt nochmal in den Kommentaren nach, wie das wann genau vonstatten gegangen ist. Ist ja interaktiv hier. Yay 😉

HW 28. August 2013 um 21:36

@karl-ton
Uh, jetzt machst du ein Fass auf. Wenn Spieler nach „Gefühl“ entscheiden, was ist daran noch situationsbedingt? Wenn es kein Schema gab, wie definiert man dann die Bedingung für die Situation? Das sind doch genau die gestellten Fragen.
Aber ich gebe dir Recht, wenn du sagst, dass man zugunsten der Lesbarkeit auch mal Details weglassen kann/muss.

karl-ton 28. August 2013 um 21:56

Das „Gefühl“ stand ja nicht umsonst in Anführungszeichen. Und bezog sich auch nur begrenzt auf Götze. Aber da ja niemand hier (nehme ich jetzt mal an) weiß was der Trainer für taktische Anweisungen gibt, ist man halt drauf angewiesen Muster zu erkennen und zu sagen, diese Muster sind taktische Vorgaben. Meist schreibt man die dann auch dem Trainer zu.

Problem ist natürlich immer, dass die Muster sozusagen größer oder kleiner sein können (oder besser oder schlechter zu erkennen). Sicher war die Behandlung Götzes auch hier nicht komplett zufällig (Menschen sind unfassbar schlecht darin komplett zufällig zu agieren), nur kann man dann halt einen kompletten Artikel damit füllen, wie die Verteidiger gegen Götze agiert haben, wenn die Muster „kleiner“ sind.

Äh, ich hoffe das macht es dann ein wenig klarer was mit „Gefühl“ gemeint war. Und ja klar, hinter situativ kann sich ein weites Feld verbergen…


Fs984 28. August 2013 um 14:39

Ich möchte die Offensive der Bayern kritisieren. So viele Torchancen habe ich nicht gesehen. Klar die dreifach Chance durch Müller und noch zwei Abschlüsse durch Shakiri und einen durch Götze. Aber abgesehen davon war es verhältnismäßig ruhig im letzten Drittel. Das Tor war auch ein Geschenk. So ein Stellungsfehler passiert Sorg nicht so häufig. Das Tor war nicht erzwungen. Die Bayern spielen viel zu viel horizontal und nur sehr selten wurde mal schnell nach vorne gespielt.

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karl-ton 28. August 2013 um 16:04

„Die Bayern spielen viel zu viel horizontal und nur sehr selten wurde mal schnell nach vorne gespielt.“

Das ist — mit Verlaub — aber mal wieder einer dieser Kritikpunkte, der völlig den Gegner ausblendet. Das ist etwas was mir in vielen Diskussionen in Deutschland unheimlich auf die Nerven geht. Freiburg hat in meinen Augen jegliches schnelle nach vorn Spielen nämlich sehr effektiv unterbunden. Entweder in dem sie gut gestanden haben oder in dem sie schlicht simple Fouls begangen haben, um Tempo aus dem Angriff zu nehmen.

Antworten

Kroosartig 28. August 2013 um 17:59

Danke, du sprichst mir aus der Seele. Ich habe gestern wieder mit ein paar Freunden geguckt, die sich andauernd über das Ballgeschiebe in der IV beschwert haben. Das Freiburg gut drauf presst und Bayern es extrem schwer hat sich rauszuspielen, wurde ignoriert.
Bayern hat sich teilweise sehr gut rausgespielt, dabei konnte wieder der Wert Neuers bewundert werden. Das hat Streich auch angesprochen, der gesagt hat, dass es psychisch nichts schlimmeres gibt als gegen Bayern oder Barca zu spielen, weil sie immer wieder das Pressing ausspielen und die gegnerische Mannschaft hinterherlaufen muss (sinnesgemäß)

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Fs984 28. August 2013 um 21:58

Ich kann die Leistung von Freiburg gut einordnen und möchte sie nicht schmälern. Aber Freiburg hatte richtig viele Abgänge, einige verletzte bzw. gesperrte Spieler und sie spielen mit einem Bundesliga Debütanten auf der linken Seite. Hinter diesem spielt mit Günter auch jemand der noch nicht viele Minuten Bundesliga gespielt hat. Und wie gesagt Freiburg hat sich nicht einmal hinten rein gestellt sondern hoch gepresst, eine Mannschaft mit solcher individuellen technischen Fähigkeiten wie sie die Bayern auf jeder Position haben, sollte dies spielerisch lösen, und nachdem sie die erste Linie überspielt haben, dann vorne eins-gegen-eins Situationen erzwingen. Aber sie haben immer wieder nach hinten gespielt. Die Freiburg sind zwar immer hinter hergelaufen, insbesondere die Stürmer aber das lag einfach daran, dass die Bayern Abwehr immer hinten quer spielte und überhaupt kein Risiko suchten. Der Ballbesitz ist überhaupt nicht von Vorteil wenn man nicht in das letzte Drittel kommt. Das erinnerte mich sehr an Zeiten unter Van Gaal.

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karl-ton 29. August 2013 um 00:34

Also, ich bin ja auch kein Freund von Querpässen zwischen den Innenverteidigern und dem Torwart. Und weil ich grade den anderen FCB gegen Athletico sehe: Mich hat da schon sehr gewundert, dass die das ganze nicht kompakter gemacht haben in dem sich die Offensive nach hinten hat fallenlassen und sie sich dann halt von hinten kompakter rauskombiniert haben.

Bei der Konteranfälligkeit, die die Bayern im Moment haben und den hochstehenden Angreifern Freiburgs, würde ich allerdings das schlagen von langen Bällen schon für schwierig halten.

Und Freiburg hat doch vor allem den Angriff verloren, soweit ich das mitbekommen habe? Und ich dachte Freiburg hätte auch direkt auf die 1 gegen 1 Situationen gesetzt. Und dabei viele Zweikämpfe schlicht gewonnen.

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Fs984 29. August 2013 um 07:33

„Wir haben zwar vernünftig rausgespielt, müssen dann aber auch auf die nächste Linie gehen und nicht wieder zurückpassen“, sagte Neuer und entschloss sich zu einer bemerkenswerten Grundlagenkritik: „Wir müssen auf die nächste Linie des Gegners gehen, die Spieler müssen aufs Mittelfeld zugehen und nachrücken, damit wir da wieder eine Überzahlsituation schaffen, wenn wir die Stürmer des Gegners ausgeschaltet haben. So kommen wir auch schneller in die Gefahrenzone. Ich habe auch keine großartigen Flanken gesehen von der Grundlinie. Das hätte der Fall sein müssen.“ (SZ)

slarti 3. September 2013 um 00:03

Es ist zwar wahr, daß Freiburg durch die Abgänge einiges an Substanz oder jedenfalls an Eingespieltheit verloren hat, die Neuen sind noch nicht ganz so sicher in ihrer Pressingkoordination wie das z.B. Kruse und Rosenthal im Verlauf der letzten Saison wurden. Es haben aber gegen Bayern bis auf Fernandes nur Spieler mit „Streich-Erfahrung“ gespielt, sei es ehemalige Jugendspieler oder eben aus der letzten Saison.
Wenn man dann die letzten beiden Heimspiele gegen Bayern vergleicht, würde ich sagen, daß wir diesmal mit viel Glück gegen überlegene und fast beliebig und sehr kontrolliert Chancen herausspielende Münchner einen Punkt geholt haben, während wir letztes Jahr trotz frühzeitiger Unterzahl ( die keineswegs erzwungen war) weniger unterlegen und eher dem Ausgleich nahe waren als Bayern einem höheren Sieg. Insofern haben mich die diesjährigen Bayern trotz des (für sie^^) schlechteren Spielausgangs mehr beeindruckt.

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CS 28. August 2013 um 12:39

Schön mal wieder eine Analyse mit SC-Beteiligung lesen zu können 🙂 Danke dafür!
Ein Fehlerchen ist mir noch aufgefallen: Die Flanke vor dem 1:1 kam von Freis, nicht von Sorg.

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Phill 28. August 2013 um 11:57

Interessant fand ich, dass Pep nach dem Schweinsteigerwechsel nicht Kroos sondern Lahm auf der 6 agieren ließ. Gab es soweit ich die Spiele unter Pep verfolgen konnte auch noch nicht, oder irre ich mich da?

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Nick 28. August 2013 um 14:31

Ich glaube in der Vorbereitung hat Lahm einmal auf der 6 gespielt..aber da hatten die meine ich ein 4-2-3-1.

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C 28. August 2013 um 16:00

ich meine Kroos hat unter Pep auch noch nicht auf der 6 gespielt

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FCB-Fan 28. August 2013 um 11:42

Meiner Meinung nach konnte man in den letzten Minuten sehen, wie wichtig Schweinsteiger fürs Spiel ist. Mit ihm auf dem Feld scheint ruhiger gespielt zu werden als ohne ihn. Außerdem stellt er durch seine tiefe Position bei gegnerischen Kontern oft Überzahl gegen die Stürmer her. Kann es sein, dass Lahm beim Ausgleich etwas höher stand als Schweinsteiger normalerweise? Auf jeden Fall waren hinten die beiden Innenverteidiger in Gleichzahl gegen die Freiburger Stürmer, die deswegen so leicht nach vorne kamen. Ist es möglich, dass dieses Tor mit Schweinsteiger auf dem Feld nicht gefallen wäre?

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C 28. August 2013 um 16:02

Für mich wars ein klarer Fehler von Rafinha aber ich denke auch dass Schweinsteiger zwischen den IVs gestanden hätte und dadurch wäre es wohl wesentlich einfacher zu verteidigen gewesen

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Lino 28. August 2013 um 11:33

Ich habe schon an anderer Stelle die Sinnhaftigkeit eines zu frühen Herauskippens (6er kippt im Spielaufbau zur Seite raus) infrage gestellt und nun tue ich das an gleicher Stelle auch beim Abkippen (vertikales Fallenlassen) eines 6ers. Das soll nicht bedeuten, dass Herauskipppen und Abkippen nicht prinzipiell sinnvolle Mechanismen im Spielaufbau sein können (v.a. gegen eine 4/4/2-Pressingordnung), aber ich sehe gerade durch alle europäischen Ligen, aber v.a. in der Bundesliga, in jedem Spiel einen abkippenden Sechser und das teilweise in Spielsituationen, wo er gar nicht erforderlich wäre (z.B. Spielaufbau gegen einen Stürmer). Dies konnte man auch gestern in vielen Situationen beobachten, z.B. in oben zu sehender Grafix: Schweinsteiger steht mit den Innenverteidigern auf einer Linie (keine Passwinkel) und die Innenverteidiger stehen viel zu eng (kein Öffnen von Räumen). Folge: Die Freiburger Doppelspitze kann problemlos das Mittelfeld in den Deckungsschatten nehmen und meist wurde dann ein unproduktiver Ball zum Außenverteidiger gespielt, welcher mangels besetztem Raum im Zentrum (genau da, wo der 6er nach dem Abkippen eben nicht mehr steht) den Ball wieder nach hinten spielt…

Vielleicht wäre mal ein Artikel nach dem Motto „Abkippen/Herauskippen: wann ist es sinnvoll und wann nicht?“ angebracht 😉

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MR 28. August 2013 um 11:37

Guter Gedanke, gute Idee. Für mich gehts da vor allem um die Konsequenz in der Ausführung, die in vielen Fällen nicht gegeben ist. Wenn da in den nächsten drei, vier Wochen kein Artikel zu kommt, gerne noch mal eine Erinnerung an [email protected] schicken.

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Lino 28. August 2013 um 11:48

Ich versuche mich, daran zu erinnern 😉

Aber stimmt, es fehlte auch an der konsequenten Ausführung. Ich hatte bspw. den Eindruck, dass insbesondere die Innenverteidiger, aber auch Schweinsteiger, sich nicht wirklich getraut haben, mal breiter und höher zu stehen oder dass die Außenverteidiger mal in den offenen Halbraum reingehen, oder Pizarro sich mal tief fallen lässt usw. Vielleicht sollten die Bayern nochmal Anschauungsunterricht bei Barca nehmen 😉 Mann kann über die zwar sagen, was man will, aber wenn sie etwas können, dann eben jenen Spielaufbau mit abgekipptem 6er 😉

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TW 28. August 2013 um 12:09

Dann schauen wir mal wer schneller ist ;-). Bochum spielt das ja auch, und ich wollte für mein Blog die Entwicklung des Spielaufbaus an den ersten Spieltagen noch einmal kritisch diskutieren. Da wird es sicher Überschneidungen geben.

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HW 28. August 2013 um 19:29

Ergänzungen, Verdeutlichungen und Synergieeffekte, nicht Überschneidungen!

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TW 30. August 2013 um 13:20

Natürlich :D, schlecht ausgedrückt. Danke!

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AlexF 28. August 2013 um 13:23

Interessanter Gedanke, der ist mir gestern vor allem beim Schalkespiel gekommen, bei dem Jones ab/herausgekippt ist, jedoch Santana und Höwedes in einem Umkreis von 5 Metern neben ihm standen. Da macht es dann wirklich keinen Sinn, außer die planen ein 4 gegen 2 wie im Training zu spielen ;).

Generell zum Artikel, ich finde das Fazit sehr wichtig, wer jetzt schon Guardiola basht und nicht nur kritisiert, der hat eine entweder zu hohe Anspruchshaltung oder falsche Erwartungen. Hummels hat das ja auch in einem Interview vor der Saison sinngemäß so gesagt, dass diese Spiele die schwierigsten sind, da wenn du dir einen Konter, wie auch immer, fängst, dir die ganze Dominanz nichts bringt. Und wie im Fazit erwähnt, werden die Chancen von den Bayern nicht so „weggeschmissen“, dann haben sie jetzt 12 Punkte und Alles ist gut.

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Billy 28. August 2013 um 14:40

Ist das Herauskippen auf die linke Seite (Schweinsteiger) vielleicht grade ein Mittel, um das im Text beschriebene bespielen des rechten Halbraums (Müllers) mit langen Bällen zu vereinfachen? Mit dem Blickwinkel Richtung IV ist es als Rechtsfuß doch wesentlich einfacher den Ball in diese Zone zu bringen.

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HW 28. August 2013 um 19:33

mich wundert das immer, warum soll ein Linksfuß nicht einen Pass zum Rechtsaußen schlagen können? Er muss sich nicht einmal den Ball nach innen legen und damit neu positionieren. Ich denke einfach Schweinsteiger kann das besser als die anderen Defensivspieler, darum macht er das. man sieht aber tatsächlich selten/nie Schweinsteiger von rechts Bälle auf Ribery spielen.

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Billy 29. August 2013 um 08:29

Vielleicht weil der Ball von einem Rechtsfuß leichter zu kontrollieren ist? Der fliegt ja quasi mit einer Linkskurve in Richtung der Grundlinie, während der Ball eines Linksfußes potentiell mit einer Rechtskurve in Richtung Seitenaus fliegt?

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HW 29. August 2013 um 12:36

In Flugkurve und Ballannahme scheinen mir auch die wichtigsten Unterschiede zu liegen.

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MT 28. August 2013 um 11:11

Danke, TR!

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