Deutschland – Kasachstan 4:1
In einem der stärksten Spiele der Ära Löw macht eine kombinationswütige DFB-Elf fast alles besser als im Hinspiel. Das Aluminium rettet Kasachstan vor einem Debakel.
Löw unternahm zum Spiel der letzten Woche drei wichtige Änderungen. Mit Marco Reus kam ein kombinationsstarker linker Flügelspieler in die Elf und belebte das Spiel durch diese vorher verwaiste Seite. Ilkay Gündogan ersetzte den gelb-gesperrten Schweinsteiger und veränderte die Balance im Mittelfeld etwas, was besonders im Umschaltverhalten sehr gut von Jerome Boateng ergänzt wurde, der eine andere Rolle als der verletzte Höwedes spielte.
Kasachstans Trainer Beranek veränderte ebenfalls einige Kleinigkeiten. Das unorthodoxe System der Gäste wurde etwas positionstreuer interpretiert und weniger asymmetrisch angelegt. Kapitän Nurdauletov wurden zwei andere Partner zur Seite gestellt; die zuweilen hektischen Baizhanov und Khayrullin wurden von Korobkin und dem Cottbuser Konstantin Engel ersetzt. Es entstand ein klareres 4-5-1 mit ausgewogenerer aber auch vorhersehbarerer Grundordnung. Zudem kam mit Konysbaev ein wendigerer rechter Flügelspieler, der mit Dribblings Gefahr erzeugen sollte.
Balance der Sechser
Besonders wichtig für den besseren Auftritt der DFB-Elf war die wesentlich bessere Balance im Mittelfeld, die sich vor allem in der Raumaufteilung zwischen Gündogan und Khedira zeigte. Gündogan verhielt sich meist sehr stark als Ankerspieler für Khedira. Er hielt die Verbindungen zwischen ihm und dem Zentrum, sodass der Achter von Real sich nicht in isolierte Situationen navigierte und gut abgesichert war.
Diese Rolle war nicht grundlegend unterschiedlich zu der von Bastian Schweinsteiger am Freitag, allerdings spielte Gündogan sie etwas stabiler, konstanter und teilweise auch sauberer. Er brach seltener und dosierter aus seinen strategischen Pflichten aus, sodass das Spiel eine klarere Kontur bekam. Im Grunde spielte er etwa das Spiel, für welches Schweinsteiger bei der EM noch öffentlich stark kritisiert wurde, welches ein Mittelfeld mit Khedira und Özil aber eben erfordert.
Ob es Anweisung und Vorbereitung, gute Kommunikation oder eine intuitive Reaktion auf Gündogans Ausstrahlung war – auch Khedira agierte in Folge dessen etwas weniger aggressiv und dosierte seine Läufe nach außen und in die Spitze besser. Mit fortlaufender Spielzeit übernahm er öfter den absichernden Part und erlaubte Gündogan überraschende Vorstöße wie bei seinem Treffer.
Dabei passte auch die Abstimmung mit dem offensiven Mittelfeld besser. Dort spielte Özil wesentlich rechtsseitiger und bewegte sich immer wieder in die Mittelfeldreihe der Kasachen zurück, was die beiden Sechser oft als Anstoß für eigene Bewegungen interpretierten. So waren die Abstände und Verbindungen innerhalb des Mittelfeld konstanter und ausgewogener, wo die Bewegungen am Freitag noch recht unstrukturiert wirkten.
Mutigeres und verteilteres Aufbauspiel
Eine weitere Verbesserung des deutschen Spiels bestand in der Spieleröffnung, die weniger stark über die rechte Seite durchgedrückt wurde. Generell wurde der Flügel hauptsächlich als Zirkulationsstation genutzt und nur selten versuchten sich die Deutschen von dort diagonal in die Spitze zu kombinieren. Stattdessen wurden die Angriffsspielzüge verstärkt aus den verschiedenen zentralen Räumen initiiert.
Mertesacker und Boateng forcierten dies auch, indem sie einige Male mit Ball ins Mittelfeld stießen, wenn sich Kasachstan mit allen elf Spielern zurückgezogen hatte. Das sorgte für kürzere Passwege, größere Winkel und beschleunigte das Zentrumsspiel. Besonders Boateng spielte auch immer wieder sehr druckvolle eröffnende Pässe durch Kasachstans Mittelfeld. Meist wurden diese prallen gelassen, sie beschäftigten aber die Kasachen im Zentrum und erzeugten Unordnung.
Resultierend hatte Deutschland gerade im halblinken Raum viel mehr Präsenz, was auch dazu führte, dass die Kasachen ihr Defensivsystem nicht mehr so asymmetrisch aufziehen konnten. Gelegentlich deuteten sie an an, dass der linke Achter eigentlich etwas herausgezogener spielen sollte, aber das deutsche Spiel über die andere Halbseite drückte das Mittelfeld immer wieder in eine Fünferkette zurück. Aus dieser versuchte zwar Korobkin auch auszubrechen, das funktionierte allerdings nicht schnell und sauber genug, um die deutschen Verbindungen effektiv zu stören.
Daraus resultierend wurde der Ball in der Horizontale vor dem kasachischen Block besser zirkuliert, welcher dadurch außeinandergezogen und zur Bewegung gezwungen wurde. So konnten sich die Deutschen bessere Lücken für das Vorwärtsspiel aussuchen und aus diesem Grundgerüst zogen sich die Offensivspieler gezielter und variabler in den Halbräumen zusammen.
Mario Götze – Eine nicht all zu falsche Neun
In den überladenen engen Räumen kombinierten sich die Deutschen dann sehr schnell in die Spitze. Die Ballsicherheit und Handlungsschnelligkeit in der Enge war außergewöhnlich und die Kasachen fanden trotz hoher Kompaktheit kaum Zugriff.
Wichtig dafür war eine leichte Veränderung in Götzes Spiel, der eher in kleinem Radius raumsuchend agierte und nicht breitflächig ballfordernd. Im Dunstkreis der kasachischen Innenverteidigung pendelte er umher und lauerte in Özils Rücken auf Kombinationen, als eine Art rückwärtsgerichteter Schattenspieler des Gelsenkircheners. Nur vereinzelt zeigte er kurzzeitige Rückstöße, hin und wieder wich er nach außen.
Mit einer „tief spielmachenden Neun“ (also dem Messi-Stil) hatte das dementsprechend wenig zu tun. Der Begriff einer „hoch kombinierenden Neun“ wäre wohl am passendsten. Das unterscheidet sich vom klassischen Stürmer wesentlich weniger als die „übliche“ falsche Neun und hatte wohl mehr Ähnlichkeit zu Klose als zu Messi, was das Problem mit solchen festgefahrenen Begriffen zeigt – es geht nicht um das „Fachchinesisch“, wie Löw die „falsche Neun“ nach dem Spiel nannte, sondern es geht um Positionsinterpretierung und Spielweisen, die so vielfältig sein können, dass sie schwer zu kategorisieren sind.
Die Begriffe sind gegebenenfalls notwendig, um Dinge zusammenzufassen, aber eine Diskussion muss sich am Ende um die Rollen der konkreten Spieler drehen. Das wäre viel interessanter und relevanter als eine Grundsatzdiskussion für oder gegen den klassischen Stürmer – eine Frage, die man ohnehin unmöglich verallgemeinern kann. Dass Mario Götze auch noch ein klassisches Gomez-“Stolpertor“ einnetzte, war eine schöne Karikatur der Art und Weise dieses öffentlichen Diskurses.
Boateng und ein starkes Gegenpressing
Neben dem Zirkulations- und Kombinationsspiel überzeugte vor allem die defensive Stabilität, welche die deutsche Elf auf dieser Basis aufbaute. Die guten Ansätze des kasachischen Kombinationsspiels wurden meistens ganz früh erstickt und in der ersten Halbzeit strahlten die Gäste keinerlei Kontergefahr aus.
Das verbesserte Gegenpressing war dabei zum einen eine logische Folge aus der ausgewogeneren Mittelfeldbesetzung, zum anderen wirkte das defensive Umschalten auch wesentlich bewusster. Die Offensivspieler schalteten schneller um und machten auf die nah positionierten Mittelfeldspieler Druck, Gündogan brachte seine Dynamik hervorragend ein, Schmelzer kam aus seinen absichernden Positionen daher zu mehr Zugriff.
Besonders wichtig war allerdings die defensive Rolle von Boateng, der nach Ballverlusten teilweise 20, 30 Meter weit vorwärts (!) sprintete, um das Gegenpressing am Rand des kasachischen Blocks zu unterstützen. Da Kasachstan wieder auf feste Umschaltspieler verzichtete, war dies eine logische, aber auch mutige Rolle, die Mertesacker als Libero zurückließ und nur funktionieren konnte, weil die ballfernen Spieler sehr diszpliniert mit umschalteten, sodass zum Beispiel keine kasachischen Vorstöße auf den Flügeln durchrutschen konnten.
Dass mit Mertesacker ein langsamer Spieler die alleinige Absicherung auf so großem Raum gab, war ein potentielles Problem, welches Kasachstan mit dem ebenfalls nicht sehr dynamischen Ostapenko aber nicht ausnutzen konnte.
Dabei muss man ein wenig relativieren, dass Kasachstan sich auch etwas schwierigere Umschaltsituationen erzeugte als im Hinspiel. Die flachere 4-5-1-Ordnung machte die Aufrückwege noch weiter, generierte weniger Überzahlsituationen und bietet naturgemäß wenige Kombinationsdreiecke nach vorne. Dennoch war die gesamte Anlage des deutschen Gegenpressing wesentlich ausgewogener und aggressiver.
Beranek mit guten Wechseln
In der zweiten Halbzeit kamen die Kasachen besser in die Partie, da ihr Trainer gute Maßnahmen ergriff. Zum einen stellte er Konysbaev auf den linken Flügel. Der Dribbler kam in Hälfte immer wieder in isolierte, festgefahrene Situationen, da er zu aggressiv nach vorne ging und keine Unterstützung aus dem Zentrum erhielt. Nun agierte er neben Schmidtgal, der die linke Achterposition übernahm.
Für diesen Wechsel wurde sogar Kapitän Nurdaletov vom Feld genommen und Stürmer Dzholchiev kam auf den rechten Flügel. Schmidtgal sollte das Spiel nun über die halblinke Seite mit Konysbaevs Unterstützung ankurbeln, während Dzholchiev von rechts in die Spitze ging. Diese Wechselwirkungen strahlten zumindest vereinzelt etwas Gefahr aus.
Zudem gingen die Kasachen vereinzelt ins hohe Pressing, hauptsächlich nachdem sie ohnehin für einen Angriff aufgerückt waren. So entstand dann auch der Ehrentreffer nach Neuers Patzer. Ein interessantes Detail bei diesem Tor war übrigens der enorm weite Sprint von Torschütze Schmidtgal in diese Aktion – Neuer hatte seinen versprungenen Ball eigentlich noch vor dem Stürmer gesichert, aber Schmidtgal knallte tief aus dem Mittelfeld mit Geschwindigkeit in den Zweikampf und bestrafte ihn dann doch.
Zudem kam dann noch Kukeyev als weiterer Flügelspieler und Dzholchiev ging in die Spitze. Er brachte dort etwas mehr Dynamik rein als Ostapenko, konnte ein paar Bälle behaupten und spekulierte besser auf Ballgewinne. So konnte Kasachstan in Verbindung mit dem glücklichen Treffer eine leicht bedrohliche wirkende Phase erzeugen, aber wirklich ins Wackeln kamen die Deutschen dadurch nicht. Mit mehr Glück hätten sie ihren Vorsprung frühzeitig ausbauen können.
Mehr Tiki-Taka als das Tiki-Taka: Kombinationswut mit wenig Klarheit
Das größte Problem von Löws Elf – so man es überhaupt als solches bezeichnen kann und will – war die sehr extreme Form des Kombinationsspiels. Oft kombinierten die Deutschen in einem irren Tempo und so hoher Enge, dass die schnellen Direktpässe kaum noch einer Idee und Richtung folgten, sondern nur noch in wilder Form „umhersprangen“.
Das war insofern ein positiver Faktor, dass es natürlich zeigte, zu welcher Präzision die Mannschaft fähig ist, und es unheimlich schwer „richtig“ zu verteidigen ist. Der Defensive wird es fast unmöglich gemacht, in die Zweikämpfe zu kommen, sie gerät in Unordnung, verliert die Orientierung und kann so durchbrochen werden.
Problematisch ist es aber, weil dabei die Linearität in die Spitze verloren gehen kann. Die in die Kombination eingebundenen Spieler können nur sehr schwer gleichzeitig auch noch Tempo aufnehmen. Gerade bei Reus wurde das in der zweiten Halbzeit deutlich, der in vielen Kombinationen seine Favre-Schule abrufen konnte. Allerdings waren die Durchbrüche auf der linken Seite dadurch oft sehr knapp und die Abschlusspositionen aus schwierigen Winkeln oder unter Druck.
Der Ansatz von Spanien und vor allem Barcelona ist eher der, dass ballferne, nicht in die Kombination eingebundene Spieler in die Spitze gehen und dann durch eine schnelle Veränderung der Passwinkel (Messi-Dribbling, Iniesta-Kombination) frei werden. Diese werden dann zur Grundlinie in den Strafraum geschickt werden und bringen Hereingaben aus kurzer Distanz, die dann aus wenigen Metern mit einem Kontakt hereingedrückt werden können – wie Pedro gestern gegen Frankreich.
Die deutschen Kombinationen sind momentan regelrecht brutal, kompromisslos – und dadurch in gewisser Hinsicht vielleicht zu eindimensional. Die große Handlungsschnelligkeit und Präzision kann noch nicht optimal mit Laufintelligenz verknüpft werden. Das war ein Teilgrund, weshalb Löws Elf gestern in der kritischen Phase kein Tor erzwingen konnte, sondern mehrfach knapp scheiterte.
Symptomatisch – und ursächlich? – dafür ist auch die weiterhin problematische Anbindung von Thomas Müller. Der Raumdeuter fand als einziger schlecht in die gruppentaktischen Abläufe beim Spiel in die Spitze und blieb ohne großen Einfluss. Das hatte seine Gründe auch in taktischen Feinheiten (Höhe und Isoliertheit der Kombinationszonen, Linksfüßigkeit Özil, Gegenspieler Kirov, Khediras Spielweise), aber es fehlt ihm auch weiterhin der richtige Rhythmus für das Zusammenspiel mit Götze.
Zudem zeigte sich das bekannte Schmelzer-Problem: Mit seinem hervorragenden Spielverständnis brachte sich der Dortmunder Linksverteidiger mehrfach in sehr gute Positionen hinter die Abwehr und konnte ungestörte Hereingaben spielen. Diese Qualität machte er sich aber mal wieder mit seinem größten Defizit zunichte – dem fehlenden Angriffsinstinkt im Passspiel. Keine einzige seiner versuchten Vorlagen wurde irgendwie gefährlich.
Fazit
Man muss noch einmal mit ganz viel Nachdruck betonen, dass gerade die letzten Absätze hier Kritik auf ganz hohem Niveau waren. Der Hauptgrund für die vermeintlich „schwache“ Phase war ganz einfach Pech. Wenn man bei vier Toren noch fünf Mal das Aluminium trifft, dann wären auch 6, 7 oder 8 Tore leistungsgerecht gewesen. Und dann hätte das Ergebnis nach dem ausgesehen, was es war: Eine enorm starke Leistung.
Die großen Verbesserungen zum Hinspiel waren beeindruckend und sprechen für Löws Trainingsarbeit. Trotz nachlassender Intensität in der zweiten Halbzeit, wurden weiterhin Möglichkeiten auf ganz starke Weise herausgespielt und die Dominanz ließ trotz guter kasachischer Anpassungen kaum nach.
Alles in allem war es ein Spiel, welches Lust auf mehr machte.
93 Kommentare Alle anzeigen
nougat 1. April 2013 um 16:28
ich sage jetzt mal was…
deutschland spielt den besten fußball aller zeiten. so gut war die deutsche mannschaft noch nie ! ich sehe mir sogar absolut gerne unsere jungs in den so oft quälenden qualis an.
ich habe nur eine befürchtung:
unsere jungs werden in schönheit sterben.
die deutschen haben nur eine chance in südamerika, wenn schweini und konsorten ihr chelsea trauma überwinden und lernen, gras zu fressen. dazu müssen sie in der league regelrecht alles wegballern, was sich ihnen in den weg stellt. morgen schon wird sich schon zeigen, ob heynckes es geschafft hat, das allmählich aus den köpfen zu kriegen. wenn sie morgen juve wegschießen, dann könnte es was in brasilien werden. ich sage das als dortmunder, nicht dass wir uns mißverstehen… 😉
Matz 31. März 2013 um 09:43
Ist Mertesacker wirklich ein langsamer Spieler oder sieht das nur so aus, da er so groß gewachsen ist?! Bei der Allgemeinheit kommt er ja nie gut weg und ich habe keine Ahnung was seine Qualität ausmacht, außer, dass er die besten Interviews gibt! Vielleicht kann mich da jemand in das Thema einführen?
GoalImpact 31. März 2013 um 10:09
Ich finde, er ist einer der besten Innenverteidiger der Welt und zurecht Nationalspieler. Jeder macht mal Fehler, aber die häufige Kritik an ihm ist völlig überzogen. Siehe auch
http://footballinnumbers.com/premier-league-player-stats-mertesacker/
seils 31. März 2013 um 13:06
Langsam ist er schon; zudem nicht gerade antrittsschnell. Ich zweifle daher auch sehr seine Eignung für eine hochstehende Abwehrlinie an. Im klassischen, tiefen Abwehrverhalten ist er sicherlich sehr gut. Nur eignet sich das weniger für den hoch aufschiebenden Spielstil Arsenals und der Nationalmannschaft. Innerhalb einer kompakten Kontermannschaft könnte er aber sicherlich eine sehr gute Figur machen.
GoalImpact 31. März 2013 um 13:20
Ja. Er ist auch kein brillanter Spieleröffner, aber sehr gut im Tackling und Stellungsspiel und im Luftraum.
Brick 30. März 2013 um 13:40
Ich bin spät dran. Trotzdem eine Anmerkung: Gündogan kann vieles sehr gut aber er hat IMO zwei Schwächen. Die eine hat man beim Spiel gegen Frankreich gesehen, wo er mindestens zwei mal Ribery aus einer Position in den Zweikampf verwickeln wollte, aus der sich der Franzose einfach dadurch befreien konnte, dass er sich den Ball leicht nach links vorgelegt hat.
Die andere war für mich am Mittwoch überdeutlich. Jedesmal, wenn er den Ball diagonal auf Müller hätte spielen können, kam ein solcher Ball nicht. Die Rechte Seite war oft genug offen. Den Job musste dann immer Boateng übernehmen. Was zu lange gedauert hat. Dem Gegner war ja schnell klar, dass sobald dieser den Ball hat wohl ein hoher Diagonalball auf die rechte Seite folgt.
Bei allem berechtigten Lob für Gündogan. Schweinsteiger ist sowohl im taktischen Defensifverhalten besser als auch in der Spieleröffnung (noch) deutlich flexibler. Gleiches gilt für Khedira.
Für mich ist er deshalb noch „nur“ ein sehr guter Ergänzunsspieler. Ich habe keinen Zweifel, dass er in Zukunft ein Niveau erreichen wird, das ebenbürtig ist. Er ist ja erst 22.
blub 30. März 2013 um 15:07
Ganz ehrlich: Wenns um die Qualität der Spieleröffnung geht dann kann Khedira Gündogan grade mal mit dem Fernglas sehen.
Güdogan geht als Dortmunder halt wenn er Fehler amcht etwas zu agressiver in die Zweikämpfe, die Bayernspieler warten das lieber aus. Die entgegengesetzten Impulse sieht man noch recht häufig.
Fehler bei denen man sich zu agressiv bewegt sieht man leichter und sehen schlimmer aus. (is wie bei Torhütern). Die NM hat relativ lange eine „bayrischen“ stil gehabt weil sie von diesen Spieler dominiert wurde. völlig normal. Den Qualitätsunterschied im Defensivspiel ist imo (Tages-)Formabhängig. Beachte das Güdogan obwohl er eine relativ vertikale anlage hat gut mit Khedira harmoniert. Das spricht für seine flexibilität.
Zu den Diagonalbällen: Güdogan stand meist nochmal deutlich höher als Boateng und war doch meist wenigstens minimal unter Druck. Das und die bewegungs- und blickrichtung beeinflussen die Genauigkeit und Fehlertoleranz, deswegen fands ichs meist vertretbar.
Schweinsteiger spielt die seitenwechsel auch nicht aus der drehung.
Boateng hat die Bälle doch auch gut gespielt, alles ok. Das würde ich Güdogan nicht ankreiden. Ich fand seine entscheidungsfindung ziehmlich gut in diesem Spiel.
Beachte übrigens was passierte als Boateng auf einaml flach und nur bis in den halbraum spielte 😉
Brick 30. März 2013 um 16:35
Zugegeben. Bei Khedira wollte ich auch eher die defensiven Qualitäten positiv bewerten. Das war eher schlecht formuliert von mir.
Es gibt aber keinen triftigen Grund Ribery fast parallel zur Mittellinie anzugreifen. Damit macht man es ihm schon sehr leicht. Schweinsteiger wartet den richtigen Moment ab und macht IMO defensiv kaum Fehler, selbst an schlechten Tagen nicht. An beiden von mir angesprochenen Punkten kann Gündogan sicher arbeiten. Er hat sich ja schon enorm verbessert. Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum er nicht auch Diagonalballgott werden sollte. Gehypt wird er zurecht, nur wird dabei leider vergessen, dass es durchaus noch Kritikwürdiges in seinem Spiel gibt.
MR 30. März 2013 um 18:29
Das ist so eine kleine Macke von Gündogan, die ich auch nicht ganz verstehe. Er rechnet wohl damit, dass sich die Gegner nach hinten wegdrehen – so wie er das immer wunderbar macht – wenn er den Gegner normal angreift. Deshalb nutzt er seine Dynamik, um „außen“ bzw. „hinten“ vorbeizugehen und dann den Ball vorne wegzulöffeln. Manchmal ist das ziemlich gaga, andere Male überrascht er den Gegenspieler und holt auf die Weise super Balleroberungen. Müsste er insgesamt etwas dosierter machen, denk ich.
Kopfballungeheuer 30. März 2013 um 11:27
Herrlich, die Sprachgewalt in Euren Analysen. Mann könnte auch ganz einfach sagen: „Die Kasachen standen mit 10 Mann vorm 16er und die Deutschen haben schnell und geschickt die Lücken gefunden.“
Aber mit Sätzen wie diesen klingt das einfach viel schöner: „Wichtig dafür war eine leichte Veränderung in Götzes Spiel, der eher in kleinem Radius raumsuchend agierte und nicht breitflächig ballfordernd. Im Dunstkreis der kasachischen Innenverteidigung pendelte er umher und lauerte in Özils Rücken auf Kombinationen, als eine Art rückwärtsgerichteter Schattenspieler des Gelsenkircheners. Nur vereinzelt zeigte er kurzzeitige Rückstöße, hin und wieder wich er nach außen.“
😉
MR 30. März 2013 um 13:06
Sind halt inhaltlich vollkommen unterschiedliche Dinge.
Ich kann das echt nicht haben, wenn uns vorgeworfen wird, dass wir mit solchen Sätzen Inhalte irgendwie aufpumpen. Nein, wir beschreiben nur mehr Details.
Klar, kann ich auch Details weglassen. Kann man immer, überall. Dann ist mein nächster Blogeintrag „Deutschland gewinnt 4:1, geil gespielt, viel Pfosten“, aber wem das dann irgendwas bringt, weiß ich auch nicht.
Kopfballungeheuer 30. März 2013 um 17:55
Lieber MR, mit keinem Wort habe ich behauptet, Ihr würdet etwas aufpumpen, sondern vielmehr die die Tatsache gewürdigt, dass Ihr Euch eben nicht auf die üblichen Floskeln beschränkt, sondern durch differenzierte sprachliche Mittel, die Besonderheiten einer Partie herausarbeiten wollt.
MR 30. März 2013 um 18:27
Hurra. 🙂
(Kann man dennoch ab und zu mal anmerken, dass wir das ja nicht so schreiben, um es so geschrieben zu haben.)
RM 30. März 2013 um 22:05
Jaja, du verbaldiametraler Spielverlagerungsshakespeare.
Christian Haslbeck 28. März 2013 um 15:25
Alles in allem würde ich diese Leistung der deutschen Nationalmannschaft nicht zu hoch einschätzen. Natürlich wurde gut kombiniert und schön anzusehender Fußball gespielt. Ehrlich gesagt war der Gegner aber auch zu schwach um trotz 10 Feldspieler vor bzw. im eigenen Strafraum das einigermaßen zu verteidigen.
Zugegebenermaßen hätte sich womöglich eine der früheren DFB-Teams schwerer getan als die jetzige. Trotzdem sollte man mit dem Lob vorsichtig sein.
Ein großes Problem war die Chancenverwertung. Wenn man so oft gegen den Pfosten bzw. die Latte schießt hat das auch irgendwann nichts mehr mit Pech zu tun. Dann fehlt einfach die letzte Präzision im Abschluss. Und gegen gute Teams musst du die paar Male die du vor das gegnerische Tor kommst einfach kaltschnäuziger sein.
Insgesamt ist man aber auf dem richtigen Weg, keine Frage.
Strafraumautist 28. März 2013 um 16:25
5 Euro ins Phrasenschwein, bitte
GoalImpact 28. März 2013 um 17:38
„Wenn man so oft gegen den Pfosten bzw. die Latte schießt hat das auch irgendwann nichts mehr mit Pech zu tun. Dann fehlt einfach die letzte Präzision im Abschluss.“
Auch wenn Mehmet Scholl dies so fast wortwörtlich gesagt hat ist es trotzdem falsch. Es gibt wenig Unterschiede in der Chancenverwertung zwischen den Spielern.
Berni 28. März 2013 um 15:10
Puh, die einzige Referrenz für die richtige Einordnung von Spielen, spielverlagerung.de, hat das Spiel so gesehen wie ich. Ich bin schon von Famileinangehörigen, Freunden und Fans im Internet ausgelacht worden, weil ich das Spiel als deutlich stärker als das am Freitag gesehen habe.
Daran sieht man mal, wieviele sich so ein Spiel anschauen und sich vom Kommentator eine Meinung aufzwingen lassen ohne selbst ein wenig mehr nachzudenken. Jeder, den ich fragte, wie er das spiel gesehen hat, antwortete mit erste HZ gut, zweite schrecklich. Umpfh!
Dabei waren die Fortschritte so glasklar zu erkennen. Man spielte um einiges offensiver als am Freitag, was wohl zum größten Teil an Gündo und Boateng lag. Bei Schweinsteiger hat man immer das Gefühl, dass er ab zwei Toren Vorsprung nur noch verwalten möchte und auch sonst das Risiko im Passspiel scheut. Das ist für mich der Hauptgrund, warum es mit Gündo immer ein wenig attraktiver wirkt, zumindest offensiv. Na, und Boateng war bärenstark. Für mich das beste was ich je von ihm sah und genau das, was man bei enem solchen Gegner machen muss. Bei Ballbesitz tief in der gegnerischen Hälfte spielte er einen defensiven 6er, sobald der kasachische Stürmer sich an den eigenen Strafraum zurückfallen ließ, was in der ersten HZ sehr oft vorkam. Das hat dem Gegenpressing Deutschlands sehr gut getan, sodass Boateng da seine stärksten Szenen hatte. Aber auch sonst war er zweikampfstark und spielte sehr gute offensive Bälle und verschleppte das Tempo nicht so wie Höwedes am Freitag.
Auch Reus zeigte, warum er momentan weit vor Podolski ist. Er bewegt sich ohne Ball mehr und hat mehr Zug zum Tor. dazu ein Özil, der gefühlt kaum Ballverluste verschuldet und selbst auf engstem Raum die Übersicht wahrt. Großartig. Kann die mediale Berichterstattung über ihn auch nicht verstehen. Für mich ist er Weltklasse auf seiner Position, auch wenn er noch Schwächen hat. Zug zum Tor, öfter Abschluss aus der Distanz und öfter Sprint in die Schnittstellen, wenn sich Lücken auftun.
Da möchte ich auch gleich zu meiner Kritik kommen, die sich mit der des Artikels deckt. Manchmal ist das Kombinationsspiel „too much“. Wenn man innerhalb des strafraums auf höhe der seitlichen 5er-Linie ist, darf man auch shconmal richtung Tor in ein Dribbling gehen oder direkt abschließen. So kann man Elfmeter provozieren und man zeigt dem Gegner, dass er sich nicht nur auf ewiges quergepasse einzustellen hat. Das würde die gesamte Torgefahr enorm erhöhen.
massenhaft 28. März 2013 um 11:44
Auch hier: Eine schöne Analyse, eigene Gedanken und nicht das, was man überall liest und hört. Danke! Boateng , Müller und Özil richtig gewürdigt. Interessant fand auch ich die bessere Balance zwischen Gündogan und Khedira. Woran das aber liegt, frage ich mich immer noch. Finden Bastian und Samy sich scheiße? Was mir aber immer noch fehlt, auch hier: Bei allem Manu-Bashing: Wer hat eigentlich warum diesen halbgaren Rückpass zu Torwart gespielt. Doch nicht etwa Lahm der wieder einmal sensationell gespielt hat. Dachte ich.
Pommesdieb 28. März 2013 um 14:34
wenn ich das richtig in erinnerung habe, kam der ball von merte, der aber nach dem abspiel sofort im sprint auf die außen ist, um sich als anspielstation anzubieten. neuer hatte also durchaus auch die option, den ball wieder zu merte zurückzuspielen…
blub 28. März 2013 um 15:08
Naja, der Pass 2 vorher von Kherida auf Lahm(!) war schon absurd schlecht. Ich denke man war auf pressing nicht vorbereitet.
Das ganze verhalten aller relevanten spieler sah nicht so aus als ob sie die mechanismen, die ja jeder von ihnen eigentlich beherrscht(gibts genug beispiele dazu aus anderen spielen) abrufen würden.
War auch nicht nur da so sondern generell zu beginn der 2. HZ.
Bei der sportschau gibts nen langen zusammenschnitt aller Tore. da sieht mans gut.
Rasengrün 28. März 2013 um 10:17
Aspekte, die mir in der ganzen Diskussion um klassische Mittelstürmer in der NM völlig zu kurz kommen sind die Faktoren Stabilität, Variabilität und Zeit.
Stabilität: Im Kader der NM stehen anderthalb klassische MS. Bei allem Respekt, aber es wäre naiv zu erwarten, dass Klose 2014 am Ende einer langen Saison noch permanent dem Turnierrhythmus gewachsen wäre. Kießling hält Löw offenbar nicht für geeignet und auch wenn man darüber streiten mag, so gibt es dafür erkennbare Gründe. Jedes System, dass auf einen klassischen MS setzt hängt also an einem seidenem Faden, Sperren und Verletzungen sind nur schwer aufzufangen. Für fluide Offensviv-Systeme hat die aktuelle Generation hingegen ein so nur selten gesehenes Überangebot an begabten Spielern hervorgebracht, Ausfälle sind leichter zu ersetzen, dazu sind auch Anpassungen an den Gegner leichter.
Variabilität: Es ist doch kein entweder-oder, mir scheint dieser Schein-Gegensatz letztlich in veraltetem Stammspieler-Denken begründet zu sein. Man sollte sich eher freuen, dass diese NM so ungeheuer variabel geworden ist. Ich möchte nicht gegen diesen Kader in Bestbesetzung aufstellen müssen. Was werden die Deutschen heute spielen? Ballbesitzfokus oder vertikal, Gegenpressing oder Zonenpressing, klassischer MS oder Kombinationsmaschine? Ein Albtraum für jeden Trainer und eine eigene Qualität, die nur wenige Konkurrenten zu bieten haben.
Zeit: Damit man dahin kommt muss die Systemalternative jetzt unter Wettkampfbedingungen eingespielt werden. Das gewohnte 4231 ist weitgehend ausentwickelt und wird regelmäßig von den maßgeblichen Vereinsmannschaften gespielt, darauf muss man keine Vorbereitungszeit (und als solche muss man auch die Quali-Spiele gegen Gegner der zweiten und dritten Kategorie betrachten) mehr verwenden.
Unterm Strich ein ganz klares Plädoyer für die Fortsetzung der Experimente mit stürmerlosen Systemen und mit lauter Gründen, die auch ohne gründliche Lektüre von spielverlagerung.de verständlich sein sollten.
KR 28. März 2013 um 09:54
Tolle Analyse!
Ich habe mich gefreut, dass du Müller angesprochen hast. Er war nicht so gut eingebunden – weil ihm diese Spielweise nicht optimal liegt? (Ausblick auf Guardiola, sollte auch der einen Zwerg vors Tor stellen?) Man drehe mir bitte keinen Strick aus rein hypothetischen Fragen, sie mögen ja als provokant empfunden werden, ich finde sie aber rein fachlich sehr interessant.
Müller hat besser ins System gepasst als Podolski, Reus besser als Müller.
Dadurch waren wir im Hinspiel rechtslastig, im Rückspiel über Müller weniger gefährlich!? Mal abgesehen davon, dass ich Müller als wunderbaren Spieler verehre, wäre Draxler auf rechts möglicherweise systemkompatibler? Ich kann mir vorstellen, dass er gut eine Reus-ähnliche Rolle spielen könnte. Draxler ist beidfüßig, wobei aber links sicher seine stärkere Position ist. Wenn Müller auf rechts nicht so richtig gefährlich wird, könnte doch Draxler mit seinen dynamischen Dribblings in engen Räumen, der Passstärke, seinen Spielmacherqualitäten und einer tollen Schusstechnik eine interessante Alternative darstellen, die bis zur WM auch noch einiges an Entwicklungspotential hat.
Schon klar, dass die Frage abstrakt ist, weil wir gegen einen schwachen Gegner gespielt haben und Müller im ersten Spiel gezeigt hat, dass er durchaus systemkompatibel ist (nur nicht so kompatibel wie Reus, weshalb dann mehr von ihm ausging -> Draxler könnte vielleicht die Freiheiten, die eine starke linke Seite eröffnet, besser nutzen und ist in dem Moment „Reus-im-System“ kompatibler? Im Optimalfall würde er ihn sogar ausbalancieren).
Ich will Müller gar nicht kritisieren, sondern nur einen Gedanken erörtern, nämlich ob Draxler mit seiner Veranlagung besser in das Spiel von vorgestern gepasst hätte.
Generell würde ich sagen, dass das System gestern riesiges Potantial bewiesen hat und man schauen muss, auf welche Gegner es sich anwenden lässt und ob man es durch Feinjustierung so weit optimieren kann, dass es dem alten den Rang abläuft.
Brick 30. März 2013 um 14:13
„Man drehe mir bitte keinen Strick aus rein hypothetischen Fragen, sie mögen ja als provokant empfunden werden, ich finde sie aber rein fachlich sehr interessant.“
Lass mich dir trotzdem einen (verspäteten) Strick aus deiner Frage drehen. Wie du völlig richtig anmerkst, hat das gleiche System mit Müller letzte Woche gut funktioniert und er war an allen drei Toren beteiligt. Ich weiss das ist seehr Lange her. Nur zwickt sich das ein bischen mit dem, was du weiter schreibst.
Lass mich dir daher auch eine Gegenfrage stellen: Reus hat zu Beginn der Saison einige sehr schlechte Spiele für Dortmund gehabt, weil ihm die Spielweise nicht optimal lag. Wäre es daher nicht besser, wenn Großkreutz beim BvB jetzt Stammspieler wäre?
meisterüöä 27. März 2013 um 22:22
Ich weiß ja nicht ob ich der einzige bin, aber Frankreich-Spanien, Bolivien-Argentinien oder auch Brasilien-Russland hätten mich unendlich mehr interessiert als das hier. Ich weiß, dass ihr wahrscheinlich gewisse Verpflichtungen mit dem ZDF und so habt, aber es gab mal Zeiten, da habt ihr viel mehr interessante Quali-Spiele analysiert.
Vielleicht frisst ja auch der Fantasy Draft zu viel Zeit, wer weiß…
MR 27. März 2013 um 22:30
Oder es hatte einfach nur keiner Zeit. Es ist ganz normal, dass wir mal mehr, mal weniger Spiele haben, das war schon immer so und hat mit dem quasi beendeten Draft nichts zu tun. Und auf Spielverlagerung.de haben wir definitiv keinerlei Verpflichtungen gegenüber dem ZDF. 😉
Die DFB-Spiele werden hier aber immer oberste Priorität haben, aus mehreren offensichtlichen Gründen.
Dass wir Frankreich-Spanien nicht haben, ist schade, aber da kann man nichts machen. Es gibt sicher jede Woche in aller Welt 100 Spiele, die eine Analyse verdient hätten und keine bekommen. Unsere Ressourcen sind nun einmal begrenzt.
RD 27. März 2013 um 22:55
Also sollte mal doch ganz viel Zeit sein und jemand früh aufstehen wollen. Ich hätte gerne mal beim Blick über den Tellerrand ein Spiel aus der J1 also der japanischen Liga. Das 3-6-1 ist doch bestimmt intressant zu analysieren 😀
MR 28. März 2013 um 12:01
Spielen das dort denn viele?
RM 27. März 2013 um 22:41
In diesen guten alten Zeiten waren es aber auch ausschließlich TR und ich, die solche exotischeren Spiele analysiert haben. Zwei Leute, die aktuell ausnahmsweise privat (und andere Sachen für SV) etwas ausgelastet sind. Da kann man halt nicht konstant alles abdecken. Wenn einem Fußballverein mit einem Budget von 150 Millionen zwei Spieler aus der ersten Elf fehlen, dann haben sie schon ein Problem. Und wenn bei SV die zwei größten Contentlieferanten eingeschränkt sind, fehlt halt das Budget, um einen baskischen Autor aus seinem Vertrag herauszukaufen. Oder so.
Kompensationslautzensur 27. März 2013 um 20:03
oh man habe ich jetzt lange gebraucht, um zu kapieren, dass ich für das Captcha Cookies zulassen muss…
Kompensationslautzensur 27. März 2013 um 19:56
Schöne Analyse!
@MR
kannst du nochmal erklären – das ist den Fernsehfußballtaktikexperten ja gestern nicht so ganz gelungen – was eine „diametral abkippende Doppelsechs“ ist?
MR 27. März 2013 um 20:07
Weiß ich auch nicht, kenne den begriff nicht. Vielleicht heißt es eigentlich diagonal und wurde falsch wiedergegeben? Diametral braucht ja irgendeinen Bezugspunkt…
GoalImpact 27. März 2013 um 21:25
Bin da eher unter den Blinden als den Einäugigen, aber ich hatte es so verstanden, dass es entgegen der Ballrichtung war.
Burrinho 27. März 2013 um 21:34
Hatte den Beitrag der „Experten“ nicht gesehen aber laut wikipedia bedeutet ‚diamentral‘ (übertragen) soviel wie entgegengesetzt-
Hatte ich als entgegengesetzte Bewegung der beiden Spieler interpretiert, gegen den Ball wäre aber auch sinnvoll..
Ganz nebenbei; wegen solchen möchtegern überschlauen Beiträgen ist der Begriff ‚Taktik‘ oft negativ behaftet. Medien implizieren einen Obernerd, der alltäglichen Abläufen unnötig überomplizierte Namen gibt, anstatt die Taktik als natürlichen, essentiellen Teil des Sports zu akzeptieren.
MR 27. März 2013 um 21:53
Die Ballrichtung ändert sich doch dauernd, wie kann man effektiv zu dieser Richtung abkippen?
RM 27. März 2013 um 22:09
Indem man andauernd vor dem Ball wegläuft. Das ist ein diametraler Sechser. Deshalb gewinnt Deutschland auch nix. Die Spieler verstecken sich dauernd.
SR 27. März 2013 um 22:14
„diametral abkippen“ ist einfach gesagt ganz großer Schwachsinn. Habe es selber nicht gesehen, aber klingt für mich so als wollten die TV-„Experten“ hier einen auf besonders schlau machen.
fluxkompensator 27. März 2013 um 23:14
also, das hat mehmet scholl etwas spöttisch als beispiel gebracht, was denn so in der „fachwelt“ (dfb-trainerausbildung) diskutiert wird: es ging wohl hauptsächlich darum, wie ein sechser abkippen soll (ob zwischen die iv oder anstelle eines av). aber wie gesagt, scholl hatte dabei einen sehr spöttisch-skeptischen unterton und wollte darauf hinaus, fußball solle doch einfach und verständlich bleiben.
für mich stellt sich diese frage aber auch nicht. natürlich wird kein trainer seinen 6er mit diesen begriffen auf seine rolle hinweisen, sondern sie ihm viel pragmatischer erklären; nur um diese taktischen maßgaben auch verständlich von außen zu analysieren, bedarf es dieser fachsprache nun einmal – das sollte auch klar sein.
AK 27. März 2013 um 23:36
Also ich hab das so verstanden, dass sich die beiden Sechser immer diametral um das defensive Mittelfeldzentrum bewegen. Wenn also ein Sechser ins Offensivzentrum zum Pressing/Gegenpressing herausrückt, sichert der zweite in der Mitte ab. Sind sie auf einer Höhe angeordet befinden sich beide auf den Halbpositionen und steht ein Sechser etwas offensiver auf seiner Seite lässt sich der Zweite etwas fallen.
Somit ist immer das Defensivzentrum immer abgesichert und es wird sichergestellt das zumindest ein Sechser situativ den defensiveren, absichernden Part einnimmt.
Im gestrigen Spiel war dies allerdings nicht immer gegeben und durch den schwachen Gegner, die Überlegenheit der N11 und das intelligente Herausrücken Boatengs auch nicht immer nötig.
Aber generell denke ich schon, dass diese Punkte auf eine Doppelsechs zutreffen sollten und entspricht auch der Veranschaulichung der Rollenverteilung als „Jäger“ und „Sammler“ nur eben auch situativ wechselnd
MR 28. März 2013 um 12:00
Das wäre eine sinnvolle Verwendung für diametral, aber da gibt’s ja kein Abkippen.
GH 27. März 2013 um 23:38
Im Endeffekt ist doch dieser diamtral abkippende 6er das, was Schweinsteiger macht, wenn er sich beim Spielaufbau (!) neben die Innenverteidiger fallen lässt. Der Begriff bezieht sich bloß auf den Spielaufbau. Und ist wahrscheinlich auch mit dem Abkippen zwischen die Innenverteidiger von Busquets gleichzusetzen.
TheSoulcollector 27. März 2013 um 19:32
Nun, sicherlich war das Spiel gestern wirklich ganz gut (gerade die erste Halbzeit), aber am Ende muss man trotzdem feststellen, dass Kasachstan nicht der entscheidende Prüfstein sein wird um zu erkennen, ob man dieses \“stürmerlose\“ System erfolgreich anwenden kann. Zur Einstimmung und Festigung der Bewegungsabläufe war das aber sicherlich gut. Zumindest besser, als wenn man das z.B. gegen Schweden verwendet hätte und dann knapp verloren hätte. Dann wär dieses System in der Öffentlichkeit wahrscheinlich sofort verrissen worden.
Der erste echte Härtetest wird möglicherweise das Freundschaftsspiel gegen Italien sein, dass meines Wissens nach Ende des Jahres stattfindet.
fluxkompensator 27. März 2013 um 18:55
gute analyse, nicht so negativ wie die des kommentators gestern, auch nicht überschwenglich, sondern fachlich und präzise – großes lob.
einen punkt, den ich noch ergänzen möchte und der mMn unbedingt thematisiert gehört: standardsituationen. wir sprechen hier ja nicht bloß über die anzahl an kopfballstarken spielern in der startelf, sondern über die durchführung/verteididung an sich. freistöße und eckbälle scheinen mir allzu oft nur einem sehr vagen plan zu folgen – özil hatte sich gestern an einigen freistößen aus dem halbfeld versucht, die unterirdisch waren – ecken genauso. auch bei der abwehr von standards offenbarten sich (selbst gegen kasachstan) große lücken, die im tv mit bloßer unkonzentriertheit und lässigkeit abgetan wurden.
im kicker erschien dazu vor einigen monaten einmal eine interessante statistik, die aufzeigte, dass ungefähr ein drittel aller tore in der bundesliga nach standards fallen, bruno labbadia meinte darauf angesprochen, es wäre ein großes versäumnis, würde man angesichst dieser zahlen standards nicht intensiv trainieren.
meinungen?
MR 27. März 2013 um 19:12
Viel interessanter wäre dann dazu noch eine Statistik, wie die Verwertungsquoten (def und off) der Standards zwischen den Teams außeinandergehen. Reingebolzte hohe Bälle haben ja die Eigenschaft, dass sie oft nicht sauber zu verteidigen sind, da hilft dann ggf. ein Training gar nicht großartig.
Ich finde das generell ganz schlimm, dass man keine Saisonstatistiken über zugelassene und erzielte Standardsituationen findet, das führt die Diskussionen über „Mannschaft A hat die meisten Eckballgegentore der Liga bekommen“ immer völlig ad absurdum. Die Faktoren „Standard zulassen“ und „Standard verteidigen“ sind ja vollkommen unabhängig voneinander und werden in der Torstatistik dann einfach zusammengematscht zu einem aussagelosen Brei.
Ich bin prinzipiell ja ohnehin ein Verfechter kurz ausgeführter Standards. Aber ohne sinnvolle Statistiken finde ich das schwer zu diskutieren.
fluxkompensator 27. März 2013 um 19:26
hmm, nun gut, der ansatz, ob raum- oder manndeckung bei eckbällen (oder mischformen) geht schon sehr stark in die trainingsarbeit – finde ich. die richtige deckungsart ist nun nicht der schlüssel, gewiss – aber ein ansatz. vielleicht ließe sich das doch etwas vertiefen; denn auf die schiene, im endeffekt sei alles doch nur glücksache, wollen wir uns nicht drängen lassen. kurz ausgeführte ecken wollen – wenn du mich fragst – genau dem entgegenwirken.
p. s. eine freistoßvariante fernab hoher bälle oder direkter schüsse aufs tor wäre auch wieder einmal toll zu sehen – wäre doch eine interessante option.
MR 27. März 2013 um 20:05
„kurz ausgeführte ecken wollen – wenn du mich fragst – genau dem entgegenwirken.“
Klar, bezog mich ja ausdrücklich auf die reingebolzten Bälle. Daher bin ich ja Verfechter kurz ausgeführter.
Dass es keine reine Glückssache sein kann ist klar, die Frage ist halt wie intensiv ein Training da wirkt. „Ein Drittel aller Tore“ klingt immer erst mal so „woooahhh, wir können ja nicht auf ein Drittel der Tore verzichten!“, aber es ist ja nicht so, dass gar keine fallen, wenn man sie nicht trainiert, oder dass man alle verteidigen könnte.
Die Frage ist, welche Größenordnungen wir da diskutieren.
Jan 27. März 2013 um 22:11
Bei der letzten EM wurde beim ZDF (glaub ich) ein Vorbericht zu dem Thema Standards gezeigt. Es wurde dabei gesagt, dass viele Trainer auf Grund der Kürze der Vorbereitung den Fokus auf Standards legen. Dadurch ließen sich einfache Tore erzielen und das ganze recht einfach einüben. Im Gegensatz zu spieltaktischen Übungen, die für die meisten Mannschaften in der kurzen Vorbereitungszeit nicht trainierbar sind. Das sei der Grund, weshalb in Turnieren häufig mehr Tore über Standards fallen als im Ligabetrieb. Deutschland habe den Fokus auf die genannten spieltaktischen Aspekte gelegt. Ich persönlich denke, dass dies bei Nationalmannschaften besonder sinnvoll ist, wenn wichtige/viele Positionen von Spielern eines Vereins besetzt werden, der eine ähnlich Taktik verfolgt (siehe Deutschland/Bayern und Spanien/Barca)
Vielleicht findet ein fleißiger Googler ja den Beitrag.
Ivica 28. März 2013 um 14:33
Vor der EM 2012 war im Spiegel (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-86402994.html)
ein, wie ich finde, ziemlich differenzierter Artikel zu Löws Spielästhetik. Daraus ging relativ klar hervor, dass ihn hohe Bälle und damit auch zB die Ecken prinzipiell nur wenig interessieren. Zitat „Als er bei der Vorbereitung in Zeitnot geriet, ließ er als Erstes das Üben von Eckbällen streichen.“
Bei aller Liebe zu dem oft wirklich schönen Fußball, den die N11 zelebriert, finde ich das ein bisschen zu einseitig und auch bedenklich. Weil die Durchführung+Verteidigung von Standards, wie vom Fluxkompensator schon angemerkt, im Vergleich zum sonstigen Niveau des Spiels reichlich schwach und lieblos wirkt. Da wird einiges an Effektivität verschenkt, glaube ich.
Strafraumautist 28. März 2013 um 16:19
Also bei mir steht da eindeutig die Liebe zum schönem Spiel höher. Keine Taktik, groß gewachsene Holzfüße und viele Standards, das war genau der Weg den die deutsche N11 2002 auf ihren Weg ins Finale nahm. Das brauche ich nicht, das will ich nicht, das kann ich nicht noch einmal ertragen. Ich bin lieber enttäuscht, wenn die N11 in Schönheit stirbt, als das ich mich wieder über ihre Siege ärgern muss.
paddelboot 28. März 2013 um 00:39
An den offensiven Standards der Nationalmannschaft wird sich unter Löw wohl nicht mehr viel ändern.
Was mir jedoch zunehmend Bauchschmerzen bringt sind Standards gegen uns. Ich wüsste z.B. nicht, wie wir mit so einer ‚Zwergenelf‘ einen Eckball von Schweden verteidigen sollten, wenn die mit 6 kopfballstarken Spielern von 1,90 in den Strafraum kommen. Wir haben jetzt schon gegen Kasachstan (ausgenommen Mertesacker, der wohl aber bald wieder ersetzt wird) gafühlt kein Kopfballduell gewonnen und 2 Chancen nach Standards zugelassen. Gegen starke Teams sehe ich da wirklich ein Problem.
JK 27. März 2013 um 18:47
Mich würde mal Eure Meinung interessieren, wie es mit einem 4-3-3 aussehen könnte, in dem Schweinsteiger, Khedira und Gündogan zusammen die Mittelfeldreihe bilden. Davor könnten Götze, Reus und Özil spielen.
Natürlich wäre dann der „göttliche“ Müller raus, aber wäre das vielleicht eine Alternative, oder haltet Ihr das für absoluten Blödsinn?
KR 28. März 2013 um 08:42
Ich plädiere für letzteres 🙂
Bei diesem 4-3-3 Özil auf dem Flügel? Verwaister Zehnerraum? Und das nach diesem Spiel der Zentrumsdominanz? Das neue System ist 10 mal vielfältiger und passt meiner Meinung nach unfassbar gut zum Spielermaterial.
Foxtrott 27. März 2013 um 18:44
Vielen Dank für eure schöne Analyse!
Boateng war ja nun wirklich stark, hat mir richtig gut gefallen.
[Und danke das \“Manuel Neuers unglaublicher, ja spieleintscheidender Patzer\“ etwas relativiert wird ;)]
CH 27. März 2013 um 18:42
Vielleicht wollten sie anfangs der Abwehr nur ein Angriffsmuster einprägen, um dann über Variationen echte Überraschungsmomente zu schaffen.
CH 27. März 2013 um 18:43
reply für Webs, blöder captcha
webs 28. März 2013 um 00:50
Das wäre natürlich sehr subtil gewesen..;)
Ein Zuschauer 27. März 2013 um 18:29
Eine Frage die ich mir jedes Mal stelle, wenn ich deine exzellenten Analysen lese: müsste es nicht „In seinen Augen müssen Pressing, Umschaltspiel und Ballbesitzspiel so angelegt sein, dass sie möglichst anpassungsfähig sind und so viele Möglichkeiten wie möglich eröffnen.“ statt „In seinen Augen müssen Pressing, Umschaltspiel und Ballbesitzspiel so angelegt sein, dass es möglichst anpassungsfähig ist und so viele Möglichkeiten wie möglich eröffnet.“ heißen?
MR 27. März 2013 um 18:42
Wieso das? Es sind ja drei Faktoren, also Plural. P, U und B – sie müssen Möglichkeiten eröffnen. Oder nicht?
Unabhängig davon muss ich den Text mal erneuern, der ist mir zu eindimensional. Und ich weiß nicht mehr, ob „so viele Möglichkeiten wie möglich“ eine Stilblüte oder ein Gag war. 😀
Ein Zuschauer 27. März 2013 um 18:58
Durchaus… aber „Möglichkeiten eröffnen“ war doch mein Korrekturvorschlag?
Ach ja nebenbei: Klasse Artikel der all das zusammenfasst was ich mir auch gedacht habe und dann noch mal x Dinge, die mir nicht aufgefallen sind (also wie immer).
MR 27. März 2013 um 19:03
Ah, da hab ich’s verkehrt rum gelesen. Dann hast du natürlich Recht. Ändere ich mal solange.
TW 27. März 2013 um 18:24
Neben den flachen Bälle in die Füße von Gündogan, Özil und Götze hat mich Boateng gestern auch mit Schweinsteiger’esken Diagonalbällen von Halblinks auf die rechte Außenbahn überrascht. Die Bälle waren fast aussnahmslos sinnvoll und hochpräzise.
der_bräter 28. März 2013 um 11:47
ja, wenn er will, dann kann er 😉
Alexander 27. März 2013 um 18:02
Werden bei euch auch Spiele der österreichischen Nationalmannschaft analysiert?
Ich denke das Spiel gestern gegen Irland liefert – unter dem starken Einfluss von Marcel Koller – einigen Stoff zum Schreiben!
M 27. März 2013 um 18:35
abseits.at macht das auch ganz gut 🙂
Alexander 27. März 2013 um 18:53
dieser Meinung kann ich mich nicht ganz anschließen.. 😉
Milan 27. März 2013 um 19:34
Dann mach dich mal bei schlau. 🙂
Alexander 27. März 2013 um 22:32
hahaa 🙂
mit dem war ich auch nicht zufrieden..
FL (aka LeFlo777) 27. März 2013 um 17:56
Hallo,
ich konnte mir das Spiel im Stadion anschauen und war echt beeindruckt von der Kombinationsstärke der N11.
Ich hatte den Eindruck, dass in der 1. HZ fast nur über rechts gespielt wurde, in der 2.HZ dann fast nur über links. War das auch im TV so zu erkennen?
War das geplant oder ergabe sich das einfach aus dem Spiel heraus?
Interessant war mMn auch, dass Löw nicht gewechelt hat (den Jansen-Wechsel mal außen vor). Ich denke, er wollte dem Team die Möglichkeit geben sich in dieser Formation einzuspielen. Dies bedeutet wiederum, dass JL weiter auf dieses System setzen wird. Spannend wäre es auf jeden Fall, wie sich das System gegen einen stärkeren Gegner gewährt.
Tommer 27. März 2013 um 23:30
Ist mir am TV auch besonders ins Auge gefallen. 1.Hz sah es so aus, als wenn Müller rechts nur für die Breite sowie Tiefe zuständig war und (deshalb?) Reus und Özil auf Halbrechts den Platz so effektiv nutzen konnten. 2.Hz zog Müller oft früh in die Mitte oder gar nach links, Reus war kaum noch rechts zu sehen. Wäre cool, wenn sich dazu noch einer äußern würde. MMn war die Veränderung nach der Pause zu deutlich, dass es Zufall hätte sein können…
der_bräter 28. März 2013 um 11:47
naja, ich finde 5-10min hätte er dem Herrmann schon geben können, aber gut.
Belerion 28. März 2013 um 13:15
Genau mein Eindruck. Ich hätte mir den schnellen Schürle mal als verkappte neun gewünscht und dazu Hermann für den Gott der Raumdeuter. Es fiel sicher zu keiner Zeit ins Gewicht aber Jogi Löw ist einfach kein Trainer der auf das Spiel reagieren kann. Der könnte bei Angela immer auf der Tribüne sitzen, es hätte keinen Einfluss auf das Spiel. Deshalb ist er für mich leider kein kompleter Trainer, weil er in diesem Kernbereich regelmäßig durch Untätigkeit besticht.
Ein Zuschauer 28. März 2013 um 14:29
Ich glaube Löw ist durchaus im Stande in der Halbzeit sinnvolle Abpassungen vorzunehmen, aber wenn es darum geht, dass in der 60. oder 70. Minute zu tun, fehlt ihm ein bisschen die Fähigkeit das zu komminuzieren und auch das vertrauen in die Fähigkeit seiner Mannschaft sich umzustellen.
Berni 28. März 2013 um 14:39
Schürrle ist noch nicht bereit für ein WM-Niveau. Schon garnicht als ernste Alternative als Stammspieler. Er trifft noch zu oft die falschen Entscheidungen. Schießt, wenn er passen müsste, dribbelt, wenn er passen müsste und passt/dribbelt, wenn er schießen müsste. Das ist schon sehr auffällig bei ihm. Ich würde ihn von der Spielweise mit Neymar vergleichen, der die gleichen Schwächen auch noch hat, und deshalb, so er zu Barca gehen sollte, einige Probleme zu Beginn haben wird.
Das sollte aber, um bei der NM zu bleiben, in naher Zukunft zu verbessern sein bei Schürrle, da so etwas, sofern es nicht zum Talent gehört, durch Erfahrung komepnsiert werden kann.
imub 27. März 2013 um 17:39
Sehr gute Analyse. Mich interessiert die Meinung zu der Leistung von Mesut Özil. In den Medien wurde seine Leistung als durchschnittlich bewertet. Ich habe ihn jedoch neben Lahm als einer der besten deutschen Akteure gesehen. Er hat zwar nur ein Tor direkt vorbereitet war aber immer wieder an gefährlichen Aktionen beteiligt. Alleine was der Junge für Pässe spielt ist unglaublich. Außerdem hatte ich zum Teil das Gefühl das Reus, Götze und Müller nicht bei seiner Kombinationsstärke hinterherkommen. Zum Beispiel bei engen Kombinationen in und um den Strafraum hatte Özil kaum Ballverluste, die anderen jedoch mehr.
Max 27. März 2013 um 17:59
Ich konnte das Spiel leider nicht schauen, aber ich kann sagen, dass Özil in den Medien nahezu meist schlechter dargestellt wird, als er ist! Gründe für dieses Phänomen kann ich zwar nicht liefern (evtl. sein phlegmatisch wirkendes Spiel), aber es existiert in der deutschen Medienlandschaft.
der_bräter 28. März 2013 um 11:44
der Junge hat wirklich nur 2 (kleinere) Schwächen: den Torabschluss und seinen rechten Fuß…wenn er sich da jeweils noch ein paar Prozent steigern kann sehe ich ihn dauerhaft unter den Top 3 Offensiv-Mittelfeldspielern der Welt.
florider 28. März 2013 um 12:17
Ich glaube in Deutschland wird immer der kopfballstarke, schnelle Spieler mit der Wumme, der sich für die Mannschaft aufopfert der Held sein.
Özil erinnert mich in seiner Spielweise immer mehr an Zidane. Er kommt nicht so sehr über seine Dynamik, die er aber durchaus auch hat. Für mich entscheidend ist einfach seine Gabe in den engsten und schnellsten Situationen stets noch in sich zu ruhen und mit der Übersicht und dem Gefühl für den Raum und das Ganze sehr effiktive Pässe zu spielen, die manchmal spektakulär, aber meistens unscheinbar aussehen.
figo88 28. März 2013 um 20:32
für mich war özil ebenfalls einer der besten auf dem platz. er hat voller kreativität gestrotzt und seine ideen nahezu optimal umgesetzt..
webs 27. März 2013 um 17:38
Schöne Analyse. Vielleicht wäre eine gute Alternative für die WM ja, auch wenn es wie ein Sakrileg klingt, Götze über rechts und Klose (falls er verletzungsfrei bleibt und wieder in Topform kommt) in der Spitze?
Zu Beginn versuchte es die deutsche Mannschaft ja noch ein paarmal mit Flanken, meint Ihr, da war das mentale Umschalten auf „keinen großen Stürmer“ noch nicht ganz geschehen, d.h. es kamen zunächst übliche Mechanismen zum Tragen, die der Körper einfach gespeichert hat?
Bernhard 27. März 2013 um 17:35
Der einzige Fehler ist grafischer Natur: Neuer gehört knapp hinter die Innenverteidiger aufgestellt! :p
LX 27. März 2013 um 17:28
Danke, dass ihr nicht in diese Weltuntergangsstimmung a la Grisgram-Bartels einstimmt! Dieses andauernd Miesepetrige geht mir bei den Übertragungen im öffentlich-rechtlichen immer mehr auf den Zeiger. Wenn der gute Mehmet das nicht zeitweise zurechtbiegen würde, würde ich die Übertragungen trotz allem Interesse boykottieren. Vor allem, wenn der Skisprung-Kommentator wieder Stimmung macht…
webs 27. März 2013 um 18:03
Das perfide ist ja, dass er am Ende der ersten Halbzeit die Mannschaft noch über den grünen Klee gelobt hat. Dieses dramatisierende in der Berichterstattung nervt wirklich, irgendwie scheinen die alle verinnerlich zu haben, dass Emotionen sich besser verkaufen lassen und denken, sachliche Analysen kämen nicht an. Da läuft doch schon was in der Ausbildung schief..;)
Doppelter Hamburger 27. März 2013 um 23:24
Kann mich da nur anschließen. Gucke Spiele mittlerweile ohne Ton, oder, falls es die gibt, mit der Kommentierung des (englischen) Radios.
Rasengrün 28. März 2013 um 09:24
Aber stimmt das nicht sogar, dass Emotion sich besser verkaufen lässt als Analyse? Gerade im Umfeld von Spielen der NM tummelt sich jede Menge Event-Publikum, dass sicher nicht vom fachlichen Interesse dahin getrieben wurde und vor dem Fernseher sieht das nicht anders aus. Worüber diskutiert Fußball-Deutschland denn nach diesem Spiel? Über eine falsche Neun, die gar nicht da war (Fremdeln vorm Unbekannten), über Neuers Psyche und über eingebildete Resentiments Löws gegenüber Kießling. Das ist so ärgerlich wie irrelevant. Das ist wirklich nur auszuhalten, wenn man Spiele der deutschen Mannschaft grundsätzlich tonlos oder über ausländische Medien anschaut.
der_bräter 28. März 2013 um 11:40
verstehe auch nicht, warum man zur Abwechselung nicht mal jemanden mit Sachverstand die Spiele kommentieren lässt…
Gustav 28. März 2013 um 17:19
Was mich zudem ärgert, ist, dass der Schiedsrichter noch nicht einmal die Trillerpfeife aus dem Mund genommen hat und schon der Gong der Tagesschau ertönt. Nicht nur, dass das ein Stimmungskiller ist – es sind hinterher noch gefühlte 2 Minuten der Halbzeitpause übrig, um über Fußball zu reden bzw. Szenen zu zeigen. Natürlich ist ein 15 minütiger Werbeblock auch nicht besser, allerdings sind die Zeiten noch nicht so lange her, zu denen in der Pause über Fußball geredet worden ist. Die Entwicklung diesbezüglich stört mich extrem!
blub 27. März 2013 um 17:22
Danke. Da hat sich das warten ja gelohnt.
BVB3000 27. März 2013 um 17:18
Sehr gute Analyse. Aber den göttlichen Thomas Müller zu kritisieren gehört sich einfach nicht. Schäm Dich :()
MR 27. März 2013 um 17:22
Bester Spieler aller Zeiten!!
Vinnie 27. März 2013 um 18:03
Ganz genau!
Alliser 28. März 2013 um 05:20
Keine Bester Spieler aller Zeiten-Nennung ohne Roman Neustädter.
Roman Neustädter!
Rasengrün 28. März 2013 um 10:22
Trotzdem muss man sagen, dass Müller noch nicht so richtig in diesem System angekommen zu sein scheint. Erstaunlich, ich hätte gedacht, dass er durch sein Raumverständnis derjenige mit den geringsten Anpassungsproblemen sein würde. Aber vielleicht muss man ihm einfach etwas Zeit geben, das ist schließlich mehr Instinkt als exakte Wissenschaft.
César Luis Menotti 29. März 2013 um 16:57
Müller ist wirklich spitze!