Der Hamburger SV unter Thorsten Fink
Thorsten Fink hat den Hamburger SV seit seiner Amtsübernahme taktisch seinen Stempel aufgedrückt. Doch mittlerweile kommen die Schwierigkeiten seines Systems und des Kaders immer mehr ans Licht.
So kompliziert die Beschäftigung mit Fußballtaktik manchmal sein mag, das Fußballgeschäft an sich folgt einfachen Regeln. Die dahinter liegenden Mechanismen kann heutzutage jeder Fünfjährige herunterbeten. Wenn eine Mannschaft mit Ansprüchen auf die Europa League Qualifikation nach dem ersten Saisonviertel im Tabellenkeller steckt, ist eine Trainerentlassung so sicher wie Schiedsrichterbeleidigungen von Jose Mourinho nach einer Madrider Niederlage. Ein paar Tage später stellt das Management in solchen Fällen die „ideale Lösung“ vor, typischerweise einen kauzigen Trainerveteran mit Fokus auf die Defensive. Nicht so in dieser Spielzeit beim HSV: Nicht nur, dass Sportdirektor Frank Arnesen sich mehrere Wochen Zeit ließ auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten, er stellte auch noch mit Thorsten Fink einen Coach vor, der für einen Abstiegskandidaten alles andere als typisch ist.
Finks System beim FC Basel
Thorsten Finks bislang größte Trainerstation war der FC Basel. Mit dem Schweizer Abonnementmeister feierte er zwei Meistertitel und einen Pokalsieg. Der junge Trainer hat es in seiner Schweizer Zeit geschafft, mit seiner offensiven Taktik aus dem titelstärksten Schweizer Klub auch den attraktivsten zu machen.
Seine Taktik ist hochmodern und doch vergleichsweise simpel: Im Spielaufbau lässt sich ein Sechser zwischen die Verteidiger fallen. Hieraus entsteht eine Kettenreaktion: Die Außenvertediger verschieben sich nach vorne, ein Außenstürmer wiederum zieht etwas in die Mitte, um im Zentrum zusammen mit dem zweiten Sechser und einem zurückfallenden Stürmer mehrere Anspielmöglichkeiten zu schaffen. Aus dem defensiven 4-4-2 wird so ein 3-5-2, das durch eine enorme Breite und eine hohe Fluidität, sprich: viele Positionswechsel in der Offensive, überzeugt.
Im Falle des FC Basels fiel speziell in der zweiten Saison die Balance aus langsamen Ballhalten und schnellem Ein-Kontakt-Fußball auf. Situationsbedingt entschieden die Mittelfeldspieler, ob sie zum schnellen Konter ansetzen oder lieber den Ball halten sollten. War die Kurzpassmaschiniere erst einmal ins Rollen gekommen, konnte das Team mit wenigen Kontakten Gegner auseinanderkombinieren. Auch bemerkenswert war die hohe Quote an Flanken, die sich durch die enorme Breite und die hohe Rolle der Außenverteidiger erklären ließ. Zusammen mit ihrem leidenschaftlichen Pressing konnte das Team in guten Phasen jedem Gegner seinen Stempel aufdrücken. In schlechten Phasen traten jedoch nicht wenige Kritiker auf den Platz, die mangelnde Spielkultur und eine schwache Defensive anprangerten.
Finks System wechselt mit ihm zusammen nach Hamburg
Dass bestimmte Trainer ihre Lieblingssysteme haben, ist uns Taktikfüchsen bewusst. Und doch waren wir nicht schlecht überrascht, als der Hamburger SV bereits eine Woche nach Finks Amtsantritt sein Basler System in Reinkultur umsetzte. Seit dieser ersten Partie weicht der Coach nicht von seinem 4-4-2/3-5-2-Hybrid ab. Dieser neue, dominante Spielstil schlägt sich vor allem in der Statistik wieder: Der Ballbesitz lag vor seinem Amtsantritt bei durchschnittlich 46,89%, mittlerweile ist er auf 54,92% gestiegen. Auch die Passquote und die Anzahl der Torschüsse haben sich erheblich gesteigert (weitere Statistiken gibt es bei 6punktespiel).
Nach einigen Spieltagen wurde klar, dass sein System dem HSV nach der Planlosigkeit des Michael Oennings gut tat. Gerade für einige Spieler, die von vielen Fans bereits als Taugenichtse abgeschrieben wurden, war das neue System maßgeschneidert. Rincon konnte seine Passstärke als tiefliegender Spielmacher unter geringerem Druck des Gegners besser zur Entfaltung bringen, da seine fehlende Handlungsschnelligkeit in der eigenen Hälfte nicht so stark ins Gewicht fällt. Die schematisch hohe Rolle der Außenverteidiger passte perfekt zu den ohnehin eher offensiv denkenden Aogo und Diekmeier. Auf den Außenbahnen erinnert Töre mit seinen Drang in Richtung Spielfeldmitte und seiner Dribbelstärke an den Noch-Basler-und-bald-Münchener Shaqiri, während die Diagonalläufe von Jansen auf der anderen Seite eine gehörige Portion Zug Richtung Tor bringen. Und im Sturm wurde Guerrero endlich mit den Pässen und Flanken gefüttert, die der umstrittene Peruaner braucht.
Bis zur Winterpause blieb der HSV ungeschlagen, schaffte aber auch nur zwei Siege. Gründe für die eher durchschnittliche Ausbaute waren die Kinderkrankheiten, die ein Systemwechsel mit sich bringt. Die Abläufe und Laufwege einer Mannschaft brauchen einige Zeit, bis sie voll aufeinander abgestimmt sind. Dies ist bei einem offensiven System schwerer zu koordinieren als bei einem defensiven System, bei dem zunächst mechanische Arbeit im Bereich Verschieben angesagt ist (siehe Favre letzte Saison bei Gladbach, der in kürzester Zeit die Verteidigung der Fohlen stabilisieren konnte). Gerade das (Gegen-)Pressing funktionierte in den ersten Spielen nicht reibungslos. Ehrlicherweise muss man Fink hier aber auch zugestehen, ein konditionsschwaches Team übernommen zu haben – trotz der schlechtesten Laufleistung aller Bundesligisten brach das Team in der letzten Viertelstunde stets sichtbar ein.
Gut eingestellte Gegner legen Probleme offen
Im neuen Jahr machte Finks Team genau da weiter, wo es aufhörte – Ballbesitz heißt das neue Lebensmotto beim HSV. Allerdings sind Fortschritte mittlerweile rar gesät seit dem taktisch starken 1:1 gegen die Bayern. Die Optimierung der Laufwege und des Pressings brauchen mehr Zeit, als Fink anscheinend dachte. Aus diesem Grund ist der schnelle Ein-Kontakt-Fußball aus Basel noch nicht in Deutschland angekommen. Zu selten schafft die Mannschaft Überzahl in Ballnähe. Dies wirkt sich auch auf das Gegenpressing negativ aus, da die direkte Wiedereroberung umso einfacher ist, je mehr Spieler ein Team in Ballnähe hat.
Viel schwerwiegender kommt jedoch zum Tragen, dass sich die Gegner immer besser auf das neue System eingestellt haben. Das extrem risikoreiche Auffächern der Außenverteidiger bei Ballbesitz sorgt dafür, dass die Gegner mit einem guten Pressing die Passwege relativ einfach zustellen können. Mithilfe einer 1-2-Stellung kann ein Team ein 1 gegen 1-Pressing ansetzen – zwei Stürmer auf die Innenverteidiger, ein offensiver Mittelfeldspieler auf den zurückfallenden Sechser. Wenn sie es dann noch schaffen, geschickt die Passwege nach Außen zuzustellen, bekommt der HSV ein großes Problem. Im Spielfeldzentrum fehlen nämlich die Anspielstationen, oftmals ist hier der zweite Sechser alleine. Werder Bremen machte vor, wie man mit drei offensiven Akteuren das gesamte Aufbauspiel der Hamburger zum Erliegen bringen kann.
Zudem ist die Dreierkette in der Defensive anfällig für Konter. Rein numerisch sind die drei Defensivspieler in der Unterzahl, wenn ein gegnerisches Team schnell ins letzte Drittel vordringt. Zu dritt ist es logischerweise schwerer, die gesamte Breite des Feldes abzudecken, als zu viert. Werder Bremen legte beim 3:1-Sieg mit der Ausnutzung der kompletten Breite des Platzes bei Kontern dieses Problem offen. Hier spielt wiederum das schwache Gegenpressing hinein, das Gegenstöße in der Theorie bereits im Keim ersticken sollte, in der Praxis aber zu selten zu Ballgewinnen führt. So verdoppelte sich die durchschnittliche Anzahl an Abschlüssen des Gegners nach Kontern unter Fink im Vergleich zu den ersten Spieltagen.
Von Verletzungen, Formschwächen und verfehlter Einkaufspolitik
Trotz dieser Schwächen hält Fink an seinem System fest, komme, was wolle. Auch innerhalb einer Partie nimmt der ehemalige Bayern-Spieler kaum taktische Änderungen vor. Gegen Borussia Dortmund beispielsweise, als bereits nach einer Viertelstunde deutlich wurde, dass mit den Löchern im Zentrum gegen deren starkes Pressing eine hohe Niederlage nicht zu vermeiden war, änderte Fink nichts. Das hat den sonderbaren Effekt, dass bereits nach wenigen Minuten klar ist, wie eine Partie des HSVs verläuft – wenn der Gegner wachsam und defensiv gut eingestellt ist, wird es ein trauriger Nachmittag für die Hamburger, falls ihr Spielaufbau nicht zu sehr gestört wird, können sie das Spiel kontrollieren und im Spielverlauf zu Torchancen kommen.
Erschwerend kommt im Moment hinzu, dass die HSV-Spieler, die zum Ende der der Hinrunde maßgeblich für den Erfolg des Systems gesorgt haben, allesamt außer Form sind oder verletzt fehlen. Töre, der von der rechten Seite oft in die Mitte zog und damit gleichzeitig das aufkommende Loch im Halbfeld schloss, fehlt es seit seiner Verletzung an Spritzigkeit. Auf der anderen Seite musste ein Jansen, der mit seinen diagonalen Läufen in Richtung Tor ein wenig Dynamik ins Spiel brachte, als Außenverteidiger aushelfen. Am schwerwiegendsten ist aber die schwache Verfassung von Tomas Rincon. In der Hinrunde war er als tiefliegender Ballverteiler die Überraschung im Dress des HSV – aktuell ist er meilenweit von dieser Form entfernt. Damit fehlen den Hamburgern die entscheidenden Diagonal- und Vertikalpässe im Spielaufbau. Das Experiment mit Jarolim als tief agierender Spielmacher am Wochenende funktionierte nicht, seine meist horizontale Ballverteilung öffnete das Spiel fast nie.
In diesem Zusammenhang fällt auch die völlige Fehlkonzeption in der Erstellung des Kaders auf. Hier muss der HSV noch immer die vielen Fehler ausbaden, die in den zurückliegenden Jahren gemacht wurden. Das Fehlen einer klaren Strategie sorgt nun dafür, dass die Hamburger über viele handlungslahme Spieler verfügt, die ihre Stärken mit dem Ball haben, aber nur wenige, die ohne Ball brillieren. Das fällt bei einem ballbesitzorientierten Team besonders bei der Besetzung der Räume auf – ein raumorientierter Mittelfeldspieler bzw. Stürmer, der mit geschickten Läufen Lücken reißt, geht dem Spiel der Hamburger genauso ab wie Wandspieler für Doppelpässe. So bleibt ihnen oft nur das Spiel über die Flügel mitsamt hohen Flanken, was allerdings für einen Gegner leicht auszurechnen ist, wenn es andauernd betrieben wird. Auch fehlt es von der Bank aus an Alternativen.
Fazit
Finks neues System hat dem Hamburger SV in den ersten Wochen aus dem Abstiegskeller herausgeholfen. Eine klare Spielidee gepaart mit der Nutzung der Stärken unterschätzter Leistungsträger (Guerrero, Rincon, Jansen) brachte den Bundesligadino zurück in die Erfolgsspur.
Mittlerweile ist Fink bei der Umsetzung seines neuen Offensivsystems in der zweiten Phase angelangt: Die Gegner haben sich auf ihr ballbesitzorientiertes System eingestellt, dazu hat sein Team mit Formschwächen und Verletzungen zu kämpfen. Diese Phase geht oft mit Rückschlägen einher, allerdings wirkt Fink im Moment unwillig, sein System auch nur den kleinsten Anpassungen zu unterwerfen, und seien es nur taktische Wechsel innerhalb eines Spiels. Was genau dahinter steckt, können wir aus der Ferne nicht diagnostizieren.
Zwei Szenarien bleiben für den Rest der Saison: Finks Team stabilisiert sich im Spielaufbau und kommt im Kombinationsspiel richtig in Fahrt – dann dürfte er trotz des Festhaltens an seinem System in schwachen Phasen auch die härtesten Kritiker, auch intern, überzeugt haben. Sollte der HSV sich allerdings nicht langsam fangen, könnte ihnen das Fehlen eines Plan Bs teuer zu stehen kommen.
8 Kommentare Alle anzeigen
Pseu 23. März 2012 um 14:43
Ganz kurz eine Anmerkung: Danke für das Aufnehmen der Wünsche bei Facebook. Genau so hatte ich mir das da gedacht! Sehr schöner Artikel, der das Spiel des HSV allgemein (oder speziell: unter Fink 😉 ) erklärt.
tactic_addicted 21. März 2012 um 17:36
Interessante Analyse. Ich selber bin auf das Zurückfallen des 6ers zwischen die Innenverteidiger im Stadion beim Spiel Mainz-HSV aufmerksam geworden. Im ersten Moment dachte ich: Was ist denn hier los?
Dann hatte ich eine Phase, in der ich meinte, die Vorteile dieses Systems zu erkennen. Volkommenes Überladen des Mittelfeldes, wenn im eigenen Aufbauspiel sowieso keine 4 Mann in der Abwehr benötigt werden.
Aber inzwischen fallen einige Schwächen auf:
1) der 6er fällt sicherlich auch deswegen zwischen die Innenverteidiger, weil er eventuell der Spielstärkere ist. Bei guten, modernen Innenverteidigern wie Hummels, Badstuber ist dies aber eigentlich nicht mehr nötig
2) die Spieleröffnung wird auf die Außen verschoben, da man dort nominell mehr Spieler hat. Ein Spielaufbau über außen hat Nachteile. Er schränkt natürlichweise die Anzahl der möglichen Anspielstationen ein und fördert das Einsetzen von hohen Bällen, was wiederum leicht zu verteidigen ist
3) der moderne Außenverteidiger lebt von seiner Dynamik. Mit entsprechendem Anlauf ist er immer schneller als sein Gegenpieler. Steht der Außenverteidiger sehr hoch, geht dieses Aspekt verloren. Das Überlaufen des Außenstürmers wird ebenfalls schwieriger.
4) die großen Freiräume im Mittelfeld und der isolierte 6er wurden im Artikel ja angesprochen
5)generell muss man sagen, dass eine Spielordnung, die sich bei eigenem Ballbesitz stark von derjenigen bei gegnerischen Ballbesitzt unterscheidet, Probleme aufweist. Das Umschalten wird komplizierter, die Wege sind lang, Zeit geht verloren.
Vielleicht wäre es besser, das Zurückfallen situativ einzusetzen. Gestern beim Spiel Fürth-Dortmund habe ich beobachtet, dass sich Bender teilweise auch zwischen die Innenverteidiger hat fallenlassen. Ich vermute mal, um Hummels etwas vom gegnerischen Pressing zu erlösen. Hat jemand ähnliches beobachtet?
Taktikfuchs 21. März 2012 um 18:56
Das mit Bender bei Dortmund hab ich auch bemerkt. Ich gehe auch davon aus das Sie Hummels vom gegnerischen Pressing lösen wollten und es gab auch ein paare dynamische Läufe von Hummels Richtung gegnerische Spielfeldhälfte. Wenn Subotic im Spielaufbau war erfolgte das Zurückfallen des 6ers selten (fast gar nicht).
Gute Analyse von Hamburg
Claude 22. März 2012 um 15:26
Komisch, ich hatte den Eindruck das Bender häufig auf die Position von Piscek gerückt ist. Der stand ja super weit vorne. Letztendlich führt das zu einem ähnlichem System, nur das Bender eine der Außenpositionen der Dreierkette im Spielaufbau einnahm.
MR 22. März 2012 um 01:35
Ich hab das Thema des abkippenden Sechsers in meinem Swansea-Artikel behandelt.
Zudem kann ich auf einen Artikel vom Kollegen Petersen verweisen.
Im allgemeinen kann man m.E. zwischen zwei Hauptgedanken bei dieser Variante entscheiden:
1. Raum schaffen im Mittelfeld (Finks Idee, kann bei sauberer Ausführung super gefährlich sein mit schönen Kombinationen, ist aber riskant bei Ballverlusten)
2. Zeit schaffen für die Innenverteidiger (so wie beim BVB praktiziert, sehr situativ, öffnet dafür nicht ganz so viele Möglichkeiten)
Wie in meinem Artikel angesprochen, kann man das mittlerweile bei sehr vielen Teams beobachten. Heute zum Beispiel bei Gladbach, auch Leverkusen praktiziert das viel. Manchester United hat’s zu Saisonbeginn sogar so extrem gemacht, dass manchmal sogar beide Sechser zurückfielen.
Es ist letztendlich eine logische Standardverschiebung – so wie die vorstoßenden Außenverteidiger Normalität wurden, wird es diese Verschiebung auch immer stärker werden. Die Frage ist wie immer, wann und wie konsequent man das durchführt.
Übrigens, mit Hummels hat das beim BVB nur selten was zu tun. Gerade in Spielen, wo er zugestellt wurde und das meiste über Subotic laufen musste, sah man das viel. (Sehr auffällig zum Beispiel beim Sieg gegen Nürnberg, aber auch gegen Augsburg, zeitweise gegen Hertha, etc. Kommt immer wieder situativ vor. Schon vergangene Saison mit Sahin.)
nabbl 22. März 2012 um 16:13
Beim VfB Stuttgart kann man sogar erkennen, dass sich manchmal auch der 10er (meistens Hajnal) zurückfallen lässt. So wie Özil das in der deutschen Nationalmannschaft ab und zu praktiziert.
Folgt also ein gegnerischer Offensiver, bzw. Mittelfeldspieler dem sich zurückfallenlassenden Sechser, lässt sich auch Hajnal zurückfallen um für die Innenverteidiger Anspielstation zu sein.
Damit kann man relativ effektiv dem gegnerischen Pressing entgehen. Allerdings brauch diese Variante viel Übung und gutes Spielverständnis.
Am Anfang der Saison war der VfB enorm unsicher beim Spielaufbau. Das hat sich gelegt, seit Kvist/Gentner/Kuzmanovic und Hajnal verstehen, wann sie sich zurückfallenlassen müssen.
Entschuldigt, dass ich vom HSV zum VfB gekommen bin, allerdings interessiert mich das Thema sehr und konnte das bei sehr vielen Mannschaften bereits in der Art beobachten.
hertizworld 21. März 2012 um 16:17
„…allerdings wirkt Fink im Moment unwillig, sein System auch nur den kleinsten Anpassungen zu unterwerfen, und seien es nur taktische Wechsel innerhalb eines Spiels…“
Ich denke es würde die Spieler noch mehr verunsichern, wie die permanenten Systemwechsel zu Beginn unter oenning, der hatte Plan A-Y in 6 spielen versuchte.
Auch wurden hier schon die einzigen Teams aufgezählt die die Konteranfälligkeit und Räume nutzen konten vllt. kommt noch Mainz in der Hinrunde dazu. Schaut man sich die Gegentore an, fallen sie zuletzt häufig durch Standards(auch nach Einwürfen) bzw. in 4-4-2 Situationen über die defensiv schwächeren Außen. zB Freiburg 0:2 und Schalke 0:1. Oft wird der HSV gerade nur durch sein offensives System über außen und mit viel Präsenz in der Box (zB Jansen, Petric und Guerrero) erfolgreich zB in Berlin nach 2 Diekmeier Hereingaben. Hinzu kommt halt noch die schlechte Chancenverwertung wie gg SCF (auch schon FCA, Stuttgart Pokal etc.). Das beides würde in nem defensiv ausgerichteten System noch viel schwerer wigen weil man noch mehr im 4-4-2 unter Druck steht und weniger Chancen kreiiert sieh Oenning. Die Vor-Fink Bilanz wurde auch geschönt durch zwei glückliche Erfolge von Cardoso/Arnesen besonders gg den SCF wo Cissé den Elfer verschießt.
Auch bin ich der Meinung dass weder Rincon noch Jaro groß das vertikale Spiel machen. Einzig der Pass von Rincon als Quarterback zu Diekmeier in berlin bleibt in Erinnerung. Dafür aber auch die Ballverluste gg BVB und Werder. Deshalb gab es soviele Versuche mit Kacar (der gg Schalke jetzt nich unbedingt schlecht war aber gg Freiburg wieder verletzt) und Tesche, auch in der Hinrunde als Kacar nicht fit war aber trotzdem immer rund 75 min spielte.
Allerdings würde ich mir manchmal auch ein stärkeres Absinken eines OM(L/ROM) oder halt die Variante von Aogo im ZM mit Jansen Außen im Spielaufbau wünschen. Bzw. fand das ja mit dem ballsicheren Töre und den gesunden linken Bahnspielern schon statt. Ich würd aus sagen dass mitt Guerrero dieser Wandspieler gerade fehlt. Gegen Köln sah man mMn in Ansätzen gut wie Petric/Guerrero sich langsam verstanden. Müssen wir schauen ob das mit Petric/Berg jetzt auch klappt.
btw. Fink 34×1,18 = 40,12 Punkte….Wenn die im 2ten teil der RR tendenziell einfacheren Spiele noch wieder eine leichte Steigerung der Punktausbeute zur Folge hat, sollte dem Klassenverbleib und weiteren Umbau nix im Wege stehen…
Jon 21. März 2012 um 14:50
Sehr gute Analyse! Dem ist taktisch absolut nichts hinzuzufügen. Meiner Meinung nach fehlt es den Hamburgern an dynamischen spielern wie Jannsen, Aogo, Töre oder Sala. Sie haben viel zu viele „alte“ langsame und behäbige Spieler, vor allen Dingen in der Defensive. Westermann ist über seinem Zenit, Bruma, Rajkovic, oder wer sonst noch geholt wurde, fehlt die Erfahrung um Ruhe auszustrahlen und das wohl größte Manko ist, dass keiner dieser Spieler sonderlich gut im Spielaufbau ist. Ohne einen Rincon oder Jarolim, die die Bälle nach außen oder in die Spitze spielen, würde der HSV nur lange Dinger spielen können. Ein Badstuber oder auch ein Hummels machen es Woche für Woche vor. Lange diagonale Pässe auf schnelle Außenstürmer oder flache Bälle auf den entgegenkommenden Stürmer sind überraschungsmomente, die einen Gegner auseinander ziehen können. Stattdessen werden nur Bälle von Nebenmann zu Nebenmann gespielt. Kein Wunder, dass die Passgeneuigkeit gut ist.
LG
Jon