Hamburger SV – Borussia Dortmund 1:5

Am Sonntag traf Finks offensive Hamburger Mannschaft daheim auf Klopps Pressingmeister. Die schwarz-gelben Gäste legten dabei mit ihrer taktischen Disziplin und Laufbereitschaft die Risiken offen, die Fink mit seinem extrem gestreckten System eingeht. Der HSV ging unter.

Die Grundformationen.

Aufbauspiel gegen Pressing

Das Muster des Spiels war absehbar: Thorsten Fink setzt auf ein sehr offensives System, in dem das Aufbauspiel extrem gestreckt wird und die Spieler sich dadurch vor allem im Zentrum viel Raum zum Spielen schaffen. Diese Räume sind aber ebenfalls für gegnerische Konter geöffnet, die auch eines der Markenzeichen der Dortmunder Gäste sind. Und so war die entscheidende Frage, ob Dortmund es schaffen würde, mit ihrem berüchtigtem Pressing frühe Ballverluste zu erzeugen. Würde dies gelingen, so war abzusehen, hätte Dortmund alle Möglichkeiten für vielversprechende Konter. Sollte Hamburg das Pressing umspielen können, könnte Dortmunds Defensive ins Wanken geraten.

In der Formation stellt sich das bei Hamburg so dar, dass das nominelle 4-4-2 oder 4-2-3-1 in der Offensivbewegung in eine Art 3-3-1-3 auffächert. Die Außenverteidiger stoßen sehr früh weit nach vorne, die Innenverteidiger weichen auf die Flügel aus und ein Sechser lässt sich zwischen die beiden zurückfallen. Am Sonntag konnte man beobachten, dass Kacar und Rincon situativ wechselnd den rückstoßenden Sechser gaben. Zudem spielte Robert Tesche, nominell eher zentraler Mittelfeldspieler, als zweite Spitze hinter Guerrero.

Dortmund trat in der gewohnten Formation an, die sich im Defensivspiel immer stärker zu einem 4-4-2 wandelt, da sich die Flügelspieler meist in tieferer Position aufhalten, während Kagawa zunehmend konstant neben Lewandowski verteidigt statt hinter ihm. Diese beiden zeigten herausragende Defensivleistungen, indem sie sich mit viel Laufbereitschaft und großartigem taktischen Gespür zwischen den Passwegen der gegnerischen Innenverteidigen und Sechser bewegten. Insbesondere Kagawas Laufarbeit (in Hamburg 10,6 km trotz vorzeitiger Auswechslung) kann nicht hoch genug bewertet werden. Die Defensivarbeit der beiden Dortmunder Spitzen war wie bereits gegen Bayern und Schalke wohl sogar der entscheidende Faktor für den Erfolg.

Wie Dortmund die Oberhand gewann

Theoretisch sollen die vorstoßenden Außenverteidiger in Finks System das gegnerische Mittelfeld nach hinten ziehen und dadurch für Tiefe und Kontrolle sorgen. Das Auffächern in eine Dreierkette im Aufbau sorgt zudem dafür, dass man mit einem Spieler weniger trotzdem die ganze Spielfeldbreite abdeckt und drei verschiedene Passwege zum zentralen Aufbauspieler erzeugt. Das ist viel schwerer zu pressen als eine 2-2-Anordnung, denn statt 4 Passwegen hat man 5 Passwege zu schließen und das auf viel größerem Raum.

Pressingszenarien.

Dortmund meisterte die Aufgabe aber mit Bravour. Zentrum der Bemühungen waren die erwähnten Kagawa und Lewandowski, die schon zu zweit den vier Aufbauspielern und Drobny große Probleme bereiteten. Dabei lag ihre Ausgangsposition in der Mitte zwischen Sechser(n) und Innenverteidigern. Wenn der zurückgefallene Hamburger Sechser den Ball im Zentrum hatte, dann warteten die beiden etwa in den Mittelpunkten der beiden Aufbaudreiecke. Sobald der Ball nach außen ging, verschoben sie zum Ball. Dabei achteten sie vor allem auf die Passwege zum vorderen Sechser, in zweiter Linie dann auf den Passweg zum hinteren Sechser. Situativ rückten sie mit dieser Maßgabe hin und her, vor und zurück.

Das Positionsspiel der beiden war dabei sensationell: Sie stellten nicht plump nur einen Passweg zu oder deckten gar einfach einen Gegenspieler, sondern sie blieben stets auf geringem Abstand zu Wegen und Spielern um bei mehreren Optionen gleichzeitig Gefahr zu erzeugen. So verunsicherten sie den Ballführenden, der keine eindeutigen Passmöglichkeiten bekam. Jeder Pass war hierdurch entweder ein Pass durch die Gasse oder ein Pass auf einen gedeckten Mitspieler. Die Erfolgschancen verändern sich dabei in Sekundenbruchteilen. Das Aufbauspiel wird schwammig, der Gegner verliert die Kontrolle.

Hinter den beiden Linienwanderern steht eine Viererkette, deren Glieder sich verhalten wie vier Abfangjänger und die gleichzeitig als absolute Einheit agieren. Alle vier, doch vor allem Bender und Großkreutz, achten darauf, wie die beiden Spitzen im Pressing navigieren. Wenn eine Lücke entsteht und zwischen Mittelfeld und Sturm eine Option anspielbar wird, rückt der nahste Spieler schon vor dem Pass aus der Kette heraus um sofort bei einer eventuellen Ballannahme aggressiv stören zu können und den Spieler direkt wieder zum Rückwärtsgang zu zwingen. Die drei Nebenleute nehmen absichernde Positionen im Raum ein um sich auf den nächsten Zug vorzubereiten. Die gewonnene Zeit können Kagawa und Lewandowski nutzen um zurückzurücken. Resultat ist ein höchst flexibles und doch vollkommen durchstrukturiertes Pressingmonstrum, dass dem Gegner wie ein 4-4-1-3 vorkommen muss.

Dieses Monstrum wusste der HSV nicht zu bändigen. Die Hausherren wurden völlig von ihrer Offensivabteilung abgeschnitten. Im Angriffsdrittel spielte Hamburg nur 14 von 189 Pässen der ersten Halbzeit. Selbst wenn sie sich etwas Zeit für einen Pass herausspielen konnten, hatten sie kaum Optionen, denn die vier Offensivspieler bewegten sich unanspielbar zwischen den beiden Dortmunder Viererketten. Hier hätte es viel mehr Rückwärtsbewegung geben müssen um die Sechser zu unterstützen und Dortmunds mittlere Kette herauszufordern. Stattdessen waren die Außenverteidiger die einzig nennenswerten Offensivoptionen für Hamburg, die ein paar Mal Raum hatten, aber keine Wege um den Ball zwischen die Linien zu bringen.

Ein intereressanter Aspekt ist auch der, dass Hamburgs Defensivspieler zögerlich im Freilaufen schienen. Das ist etwas, was man oft beobachten kann: Wenn der Ballbesitz bedroht ist, schalten die defensivdenkenden Spieler schon wieder teilweise auf Verteidigung um und beginnen idhre Positionen sehr starr zu halten. Dadurch werden die Spieler nicht frei, dem Ballführer werden potentielle Optionen eingeschränkt und die Kontrolle des Raumes geht endgültig verloren. Der Ball muss weggeschlagen werden.

So suchte Hamburg 90 Minuten lang vergeblich nach der Kontrolle in ihrem Zentrum. Der vordere Sechser war vollkommen aus dem Spiel genommen. Kacar, der diese Position in Hälfte eins meist besetzte, spielte in 45 Minuten nur 16 Pässe, von denen mickrige 4 nach vorne gespielt wurden. Keiner dieser vier Pässe fand einen Mitspieler. Unter Druck griffen die Hamburger daher oft zum ziellosen langen Ball. 32 Mal mussten sie schon im Abwehrdrittel den Ball hoch spielen, was mehr als jeder fünfte Aufbaupass war – ein schlimmer Wert für eine Mannschaft, die das Spiel kontrollieren will. Ein Faktor dafür war auch Torhüter Drobny, der wenig moderne Passsicherheit zeigte und über 40% seiner Pässe wegschlug.

Erschwerend kam hinzu, dass Hamburgs Offensive eher kopfballschwach besetzt war und nur 35% der hohen Bälle erreichen konnte. Im Zehnerbereich, in den die meisten Bälle geschlagen wurden, dominierte Dortmund sogar mit 21:7 gewonnen Luftduellen. Durch die mangelnde Staffelung der Offensivreihe hatten die Hamburger zudem kaum Chancen auf zweite Bälle. Bender und Kehl sammelten fast alles auf, was aus der überladenen letzten Reihe zurückprallte, und konnten dann umschalten.

Die Risiken des 3-3-1-3

Die Konterräume.

Diese Umschaltmomente waren gegen Hamburgs System extrem effektiv. Jürgen Klopp erklärte früher in der Saison einmal, auf Mats Hummels‘ zunehmende Spielmacherrolle angesprochen, es sei vergangene Saison ein Thema beim BVB gewesen, dass Nuri Sahin sich die Bälle nicht zu tief abholen sollte. Er würde dann höher auf dem Feld bei Ballverlusten fehlen, das Gegenpressing würde also darunter leiden.

Genau diesem Effekt setzte sich der HSV durch das ständige Rückstoßen eines Sechsers aus. Das Spielfeldzentrum wurde geöffnet. Was bei Ballbesitz ein Vorteil sein kann, wird bei Ballverlust zum Vorteil für den Gegner, der dann seinerseits die offenen Räume nutzen kann.

Erschwerend kam hinzu, dass die Außenverteidiger enorm hoch stehen. Dadurch dass Dortmunds Mittelfeld-Viererkette recht kompakt zusammenblieb, hatten Kuba und Großkreutz im Umschaltmoment einen kürzeren Weg zum Tor als ihre Gegenspieler.

Zusammen mit Dortmunds schnellerem Umschalten ergab das Gegenstöße mit massiver Überzahl und viel Raum. Dortmund lief immer wieder mit mehreren Spielern auf Hamburgs verschobene Abwehr zu, der verbliebene Sechser wurde problemlos überrannt, Kagawa ließ sich zurückfallen und wurde sofort frei. Hamburg hatte meist nicht den Hauch einer Chance, die Konter abzufangen, bevor sie auf die Defensivlinie prallten.

Da es viele Ballgewinne gab, war dementsprechend früh abzusehen, dass Dortmund einige Male treffen würde, obwohl die Konter oft nicht gut zu Ende gespielt wurden. Beim vorentscheidenden dritten Tor zum Beispiel liefen die Schwarzgelben 4-gegen-2 auf den Strafraum zu, Kuba bekam dennoch einen recht schlechten Schusswinkel und hatte etwas Glück, den Schuss perfekt zu erwischen. Die Defensivstärke garantierte Treffer, viel stärker als die Offensivqualitäten der Borussen.

Fink und die Courage

Angesichts solch massiver und früh erkennbarer taktischer Vorteile für den Gegner verwundert es, dass der Trainer nicht eingreift. Fink erklärte nach dem Spiel gar, Hamburg „solle nicht großartig über taktische Dinge reden“. Mehrfach verwies er stattdessen darauf, sein Team hätte nicht genug Mut und Courage gehabt.

Wir können das viel, viel besser, Spielaufbau. Auch wenn der Gegner das gut zugemacht hat, glaub ich, dass wir immer in Überzahl waren hinten, und das haben wir einfach nicht gut ausgespielt. Also irgendwie zu viel Respekt vor dem Gegner, kein Mut, keine Courage.

(Thorsten Fink, Pressekonferenz nach dem Spiel)

Tatsächlich ist es wie beschrieben so, dass die Dortmunder erst durch Hamburgs Fehler im Aufbau die Verschiebungen beider Systeme zu ihrem Vorteil machen konnten. Wenn Hamburg kontrolliert ins letzte Drittel gekommen wäre, hätten sie einen Vorteil aus den Formationen gehabt. Ein Pressing auszuspielen ist letztlich nie unmöglich. Hätte Hamburg das erreichen können?

Jedenfalls merkte man der Heimmannschaft durchaus an, dass sie verunsichert war. Zudem hatte Hamburg kurze Phasen, in denen sie stärker zu werden schienen. Direkt nach dem 0:1 sah es danach aus, was direkt eine große Chance von Guerrero zur Folge hatte. Die Außenverteidiger bekamen immer mal wieder Möglichkeiten auf dem Flügel, da die Dortmunder Flügelspieler meist die Formation hielten statt Vorstöße konsequent mitzugehen, was sich schlussendlich in 17 Flanken niederschlug. Von denen kamen aber nur 3 an, auch, weil Hamburgs Sturmzentrum wie vorher angesprochen nicht besonders kopfballstark besetzt war.

Das war ganz schwer zu verteidigen durch die breite Aufbauformation des Gegners, die Flügel zuzukriegen. Da sind einige Flanken relativ vielversprechend für den Gegner in den Strafraum geflogen. Das haben wir mit bisschen Glück und viel Geschick dann zumindest im Zentrum verteidigt bekommen. Im Umkehrschluss war’s so, dass wir den Gegner zu ein paar Fehlern gezwungen haben, die dann den Gegner verunsichert haben und im Stadion, glaub ich, so eine Stimmung haben entstehen lassen.

(Jürgen Klopp, Pressekonferenz nach dem Spiel)

Dennoch scheint Finks Fazit fragwürdig. Der sichtbare Respekt vor dem Gegner war sicherlich zu Teilen die Folge von Dortmunds starkem Pressing, das eben eine sehr verunsichernde Wirkung haben kann, nicht nur nach erzwungenen Fehlern auf die Psyche im Allgemeinen, sondern auch schon innerhalb der Spielsituationen. Und auch wenn Thorsten Fink sicherlich am besten einschätzen kann, wozu sein Team in der Lage ist, ist es eine sehr riskante Entscheidung, darauf zu hoffen, dass das offenbar weit unter Wert spielende Team sich innerhalb des Spiels noch fängt.

Wenn die Mannschaft einen schlechten Tag erwischt, weshalb nicht darauf reagieren? Zumindest kleinere Justierungen wie zum Beispiel Tesche weiter nach hinten zu ziehen um das Sechserloch zu reduzieren oder die stets einrückenden Flügelspieler weiter außen zu positionieren, damit sie sich nicht hinter Dortmunds Mittelfeld verstecken, hätten Hamburg helfen können.

Möglicherweise war aber der Spielverlauf diesbezüglich etwas unglücklich für die Hamburger. Die beste Phase hatten sie zwischen dem ersten und dem zweiten Tor, wo Dortmund außer einem Kopfball nichts auf den Hamburger Kasten brachte (das allerdings trotz weiterhin aussichtsreicher Kontersituationen) und eine Umstellung daher am wenigsten naheliegend war. Durch Lewandowskis Einzelaktion zum 0:2 war Hamburg dann aber endgültig unter Zugzwang und nun war eine riskante Vorgehensweise im Grunde Pflicht, was womöglich entscheidend gegen eine Änderung des Plans sprach.

Fazit

Dortmund spielte ein überraschend zentral angelegtes und damit etwas riskantes Pressing, was aber vollkommen aufging. Der HSV hatte zumindest an diesem Tag zu wenig spielerische Klasse um Dortmunds erste Linie kontrolliert zu knacken, was taktisch bedingt dann direkt dazu führte, dass Dortmund offensiv brandgefährlich wurde.

Erschwerend kamen individuelle Überlegenheiten der Borussen dazu. Sie hatten vor allem in den entscheidenden Spielfeldbereichen die absolute Lufthoheit und Lewandowskis starkes Solo zum 0:2 war aufgrund seines Zeitpunktes möglicherweise entscheidend.

Nach dem 0:3 war das Spiel dann entschieden und beide Mannschaften nahmen Tempo heraus. Von daher sollte man die Höhe des Ergebnisses und das wie Defensivboykott wirkende Tor zum 0:5 nicht überbewerten.

Was hingegen eine wichtige Erkenntnis für Hamburg aus diesem Spiel sein kann, ist, dass ihr System noch sehr anfällig für Formschwächen ist. Wenn Offensivabläufe nicht funktionieren und gut gestört werden, dann fehlt ein funktionierendes Gegenpressing als Sicherheitsnetz. Man darf gespannt sein, wie Fink sein System weiterentwickelt und ob er diesen Risiken entgegenwirkt, oder wie gegen den BVB eher darauf vertraut, dass seine Mannschaft gut genug sein kann um auch derartige schwere Phasen kontrolliert zu bestreiten.

Der BVB muss trotz des guten Ergebnisses weiterhin an den Automatismen im Konterspiel feilen. Lewandowski behauptete nach dem Abpfiff, der BVB könne noch besser spielen. Was als Kampfansage interpretiert wurde, drückte wohl eher aus, dass man sich bewusst war, viele Situationen fahrlässig liegen gelassen zu haben. Ebensolche Probleme führten zu Punktverlusten gegen Arsenal oder Gladbach und die wenigsten Mannschaften bieten so viele Konterräume an wie der HSV. Die Ballgewinne des überragenden Defensivgerüsts werden nicht immer so konsequent veredelt wie das bei Tabellennachbaren passiert.

Michelle Andrews morona 1. Februar 2012 um 06:00

Das Spiel liegt denen seit Jahren, mit hunderttausenden Spielern, direkt vor der Nase und sie machen nichts draus.

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Sunny 28. Januar 2012 um 14:19

Wieder einmal eine tolle Analyse! Unterscheidet sich wirklich wohltuend von den Analysen in den Medien. Bei den einschlägigen Stammtischformaten fällt mir immer wieder auf, dass ehemalige Fußballspieler oder Trainer deutlich andere Meinungen vertreten als die Journalisten oder Promi-Fans. Wie sehr man durch die Medien beeinflusst wird, ist mir aufgefallen, als nach der Dortmunder Schwächephase zu Anfang der Saison K.-H. Rummenigge auf die Frage, wen er als Meisterschaftskonkurrenten sehe, „Dortmund“ antwortete und ich mich fragte, ob das ein Scherz sei. Sein Gesichtsausdruck sprach jedoch dagegen.

Beim nochmaligen Durchlesen ist mir zu diesem Satz
„Resultat ist ein höchst flexibles und doch vollkommen durchstrukturiertes Pressingmonstrum, dass dem Gegner wie ein 4-4-1-3 vorkommen muss.“
eingefallen, dass ein Dresdner Spieler nach dem DFB-Pokalspiel gegen Dresden in einem Interview meinte, er hätte das Gefühlt gehabt, dass Dortmund mit einem Mann mehr gespielt hätte. Vermutlich auch hier die Auswirkung des Pressings und nicht nur der Spielklassenunterschied?

Bin gespannt wie’s weitergeht.

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florian 25. Januar 2012 um 15:15

Vielen dank für diese sehr ausführlichen Zusammenfassung des Spiels.

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barcaberlin 25. Januar 2012 um 12:48

Endlich eine Spielanalyse wo man das Gefühl hat der Author hat sich das Spiel auch angeguckt und hat nicht einfach nur auf Grund des Highlight-Zusammenschnitts und des Ergebnisses in die Jubelarien eingestimmt die bei manchen Medien fast vermuten ließen Dortmund hätte das perfekte Spiel abgeliefert!
Vielen Dank und weiter so!

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crs 25. Januar 2012 um 10:03

super artikel.
das mit dem riskanten aufbauspiel ist mir schon seit finks amtsantritt aufgefallen. habe mich immer gefragt, warum keiner einen vorteil daraus zieht. dachte eig tuchel wird der erste sein.. 🙂

die gifs sind mühsam, da nicht selbst kontrollierbar.
die möglichkeit einer „diashow“ ist immer noch nicht umsetzbar?

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TE 25. Januar 2012 um 13:31

In der Tat haben wir in der Winterpause ein passendes WordPress-Plugin zu dem Thema gesucht, nur leider keines gefunden, was die Seite nicht stark verlangsamt und benutzerfreundlich zu bedienen ist. Wenn irgendjemand ein gutes kennt, wären wir froh über eine Empfehlung!

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hertizworld 24. Januar 2012 um 21:09

Bestätigt auch das was ich leider sehen musste. Vor allem Rincon und Drobny waren zu passschwach um das Pressing zu umgehen. Kacar abgeschnitten und leider ewig außer Form. Lam und Jansen schafften es nicht wie bspw. ein Töre sich fallen zu lassen um Kacar zu unterstützen.
Drobnys Abschlag leitete das Desaster ein. beim 0:2 wurde kollektive Zweikampfschwäche aus nen Einwurf gg den starken Lewi zum Verhängnis. Das 0:3 schon der eigtl. Schlusspunkt. Bruma tief in der gegnerischen Hälfte mit Ballverlust. Probleme von Tesche gg den mit Geschwindigkeit kommenden Kagawa. Rincon versucht irgendwie auf Abseits zu spielen bleibt stehen und hebt den Arm. Dann heißt es 2 gg 4, Aogos Pressschlag und bumms Kuba großartig und Drobny sieht nicht wahnsinnig gut aus bei dem Winkel.
Alles was danach kam wwar da egal…im GGs zum Hinspiel war der BVB noch geiler drauf Tore zu machen und schaltete nicht ab wie im Hinspiel… Die 4 Dortmunder offensiven verstanden es allein die Abwehrspieler komplett auseinander zunehmen. Das war offensive Klasse auch wenn nicht immer zuende ausgespielt.

Das Tesche seine Kopfballstärke im Strafraum fast nicht einbringen konnte war ungewöhnlich. Hatte er mMn gerade deshalb auch den Vorzug vor Son bekommen. Auch ein mögliches Wechselspiel mit Kacar den ich noch kopfballstärker sehe fand leider nicht statt.

Am meisten sauer bin ich auf Jansen, der noch rel. viel lief aber sich immer weg vom Ball bewegte, anstatt sich im Aufbau vernünftig mit einzuschalten, nur auf 19Ballkontakte kam und dazu noch ganz 7 Pässe spielte (4 kamen an). Das war unterirdisch für einen ExNationalen, leider immer wieder zu beobachten. Töre und Ivo fehlen an allen Ecken und Enden. Lam kann man keinen Vorwurf machen, außerdem war er gar nicht schlecht 39BK 18 Pässe 9- 4,4%. Sala kam dann in 25 min auf die gleiche Anzahl an Ballkontakten und 6 von 9 vollständige Pässe.

Für die Zukunft bleibt auf Ivo und Töre und Petric zu hoffen Die im Zentrum wieder für mehr spielerisches Niveau und Beweglichkeit sorgen…

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HummelsFan 24. Januar 2012 um 19:04

Hallo,
wieder ein sehr treffende Analyse. Lese hier häufig die Analysen, auch wenn man zuvor vllt. nur eine Zusammenfassung des Spiels im Fernsehen gesehen hat, treffen die Analyse immer sehr gut zu. Ich war jetzt am Sonntag im Stadion und kann die Analyse auch nur bestätigen.
Was mir noch einfällt: Hamburg hatte in der ersten Hälfte 60 % Ballbesitz, hat aber meistens nur den Ball hinten hin und her geschoben. Oftmals wurde auch Drobny angespielt, was im Laufe des Spiels mehr und mehr von den Zuschauern mit Pfiffen quittiert wurde. Bin auch der Meinung, dass Hamburg nach dem 1:0 und nach der Pause (vllt. durch die Hereinnahme von Petric) die stärksten Phasen hatte. Nach dem 3:0 war damit dann aber endgültig Schluss. Hätte Hamburg hinten besser gestanden wäre vllt. mehr drin gewesen. An den Flanken (in der ersten Halbzeit nur von der hamburger linken Seite) sind meist Freund und Feind vorbeigeflogen, dies hätte durchaus für mehr Gefahr im Dortmunder Strafraum sorgen können.

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vastel 24. Januar 2012 um 18:51

Danke für die klasse Analyse!

Was mir auffiel:
Klopp scheint aus CL und dem Hinrunden-„Fehlstart“ gelernt zu haben. Man geht wieder über zu einer defensiveren Spielweise mit blitzartigen Umschaltspiel-Überfällen. Für mich erinnert das Spiel wieder mehr an die letzte Saison, was ich für gut erachte. Man lässt auch den vermeintlich spielschwächeren Gegner mal den Ball, um dann frühe Ballverluste zu erzwingen und die offenen Räume zu nutzen. Kann diese Beobachtung jemand teilen? Ich versuche es noch genauer zu erläutern:

Teilweise hatte es für mich den Eindruck als würde man dem Gegner bewusst den Ball überlassen, um dann wie hier beschrieben sofort wieder aggressiv auf die 6er/IV zu pressen und damit den Ball an einer sehr sensiblen Stelle nah vorm gegnerischen Tor wiederzugewinnen.
Kurz: Ködern und dann blitzartig die Falle zuschnappen lassen.

Nur Zufall oder doch Konzept?

Momentan finde ich das Dortmunder Pressing auch international als eines der besten überhaupt. Qualitativ vergleichbar mit dem des FC Barcelona, wenn auch in anderer Form.

Was mir negativ aufgefallen ist:
Zum einen die Chancenverwertung bzw. die nicht ganz konsequent durchgespielten Konter.

Außerdem die sehr späten Wechsel von Klopp. Bei so einem Verlauf des Spiels und dem Stand von 3:0 verstehe ich nicht, warum man nicht mal 2 Spieler in der 60. min rausnimmt, die vor kurzem noch angeschlagen waren bzw. geschont werden sollten (Piszczek, Kehl, Bender mit Blessuren; Kagawa, Lewandowski als Leistrungsträger schonen; Großkreutz war etwa ab der 70. min „platt“).
Hier sehe ich ein großes Problem und eventuell auch den Grund der Verletzungsmisere in dieser Saison. Das Dortmunder Pressing ist nicht nur für den Gegner brutal sondern auch für die Spieler des BVB, da extrem laufintensiv.
Hier sollte JK einen Weg finden, damit seine Jungs auch mal eine kleine Verschnaufpause während der Partie nehmen können, ohne dass das Defensivkonstrukt einbricht.

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HummelsFan 24. Januar 2012 um 19:08

Den Eindruck mit dem „Ball überlassen “ hatte ich auch. Ende der 1. Halbzeit wurde im Stadion folgende Werte eingeblendet.
Ballbesitz HSV 60 – 40 BVB
Zweikämpfe HSV 40 – 60 BVB

Das würde diese These auch nochmal unterstreichen.

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MyNameIsMud 25. Januar 2012 um 13:57

Es liegt ja eher am Gegner als an der Borussia. Der HSV wollte ja das Spiel machen und dies hat der BVB entsprechend ausgenutzt.

Viele „kleine“ Gegner stellen sich gerne hinten rein und Dortmund muss dann das Spiel machen. Mainz hat das Pressing ja zum Beispiel gar nicht zugelassen. Die haben die Bälle immer schnell und lang aus der eigenen Hälfte bei Ballbesitz raus gespielt als sie gegen den BVB gespielt haben.

Ich denke nicht, dass man diese Entwicklung großartig ändern kann. Gegen Hoffenheim wird der BVB wieder das Spiel machen müssen.

Ich gebe dir aber Recht bei deinem letzten Punkt. Ich kann es auch nicht verstehen, warum nicht in der 60 Min. gewechselt wurde. Lewa direkt runter und Barrios rein. In so einem Spiel bei dem Spielstand hätte er dann vielleicht auch mal wieder ein Tor gemacht.

Eine Verletzungsmisere sehe ich aber beim BVB nicht. Der Kader ist entsprechend groß und dadurch gibt es alleine von der Anzahl her immer schon mal mehr Ausfälle. Im Vergleich zu anderen Vereine fallen bei uns auch nicht mehr Spieler als sonst aus.

Zudem waren die Ausfälle von Bender, Subotic und Santana Zweikämpfen geschuldet. Da kannste nicht viel gegen machen..

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vastel 27. Januar 2012 um 18:28

Du hast natürlich Recht, dass es auch vom Gegner abhängt.

In diesem Spiel war aber von Anfang an klar, dass der HSV vor heimischer Kulisse seinen Fans und sich selber etwas bieten wollte, was die Aufstellung auch deutlich macht.

Darum vermute ich, dass Kloppo ganz bewusst die Ansage gegeben hat: „Lasst die erstmal das Spiel machen (denn da entsteht keine größere Gefahr) und schlagt dann blitzartig zu“, was letztendlich auch Erfolg hatte, wie man sieht.

Gegen einen Gegner, der sich tief hinten reinstellt, ist das natürlich so nicht machbar. In diesem Fall stand aber der HSV unter Zugzwang bzw. hat sich selber unter Druck gesetzt, was der BVB gut auszunutzen wusste. Zumindest ist das mein Eindruck des Spiels.

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MR 27. Januar 2012 um 20:37

Das Konterspiel ergibt sich doch aus dem Pressing von selbst. Dortmund presst gegen jeden Gegner – wenn der Gegner in seinem Aufbauspiel dabei Räume öffnet, werden die entsprechend genutzt. Wenn der Gegner die Formation hält und dann früh den Ball vorschlägt, dann kann man entsprechend nicht kontern. Die Herangehensweise ist da keine andere.

Im eigenen Aufbauspiel war Dortmund ja auch gewohnt geduldig. Das war halt deswegen nicht so auffällig, weil sie ja kaum aufzubauen hatten, da die meiste Spielzeit abwechselnd HSV-Aufbau und BVB-Konter stattfanden.

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vastel 27. Januar 2012 um 21:12

@MR:

Das ist mir bewusst und ich befürchte, dass die Diskussion etwas in die falsche Richtung gelaufen ist. Hier noch einmal meine „These“:

„Teilweise hatte es für mich den Eindruck als würde man dem Gegner bewusst den Ball überlassen, um dann wie hier beschrieben sofort wieder aggressiv auf die 6er/IV zu pressen und damit den Ball an einer sehr sensiblen Stelle nah vorm gegnerischen Tor wiederzugewinnen.
Kurz: Ködern und dann blitzartig die Falle zuschnappen lassen.“

-> Meine Theorie ist also, dass man ganz bewusst Ballverluste an den für den BVB ungefährlichen Positionen provoziert hat, um dann sofort wieder draufzugehen und den Gegner damit zusätzlich zu verunsichern, vor allem auch psychologisch („Juhu, Ball! Oh, doch nicht… Juhu, Ball! Oh, wieder nicht…“), und den Ball dabei vor allem zu den Schwachstellen des HSV (IV/6er) zu lenken und diese Schwachstellen auszunutzen.

PS: Im Schachjargon: „Das Bauernopfer bringen.“

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MR 28. Januar 2012 um 01:53

Weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe… Du meinst, Dortmund hat mit Absicht den Ball verloren? Das könnt ich mir nur schwer vorstellen. Das wär glaub ich der Moment wo das Pendel vom Genie langsam zum Wahnsinn schlagen würde. 🙂

Um mal eine Verständnisfalle auszuschließen: Dortmund macht sowas ähnliches, gerade bei langen Bällen, wo sie garkeinen unbedingten Wert auf Ballhalten legen, sondern voll auf Gegenpressing spekulieren. Also ein Ball kommt aus der BVB-Abwehr in die Spitze und die Dortmunder versuchen nicht den Ball zu gewinnen, sondern nehmen nur gute Positionen ein um ihn dann bei Verlust sofort wiederzugewinnen. Meinst du sowas?

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vastel 28. Januar 2012 um 02:03

Ja, so könnte man es in etwa ausdrücken 🙂

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Daniel 24. Januar 2012 um 18:11

Vielen Dank, vor allem für den letzten Absatz!
„Wir können noch viel besser spielen“ gesagt von Robert Lewandowski war eben KEINE Kampfansage, sondern schlichtweg den mitunter grotesk vergebenen Chancen geschuldet. Gerade in den ersten 15 Minuten waren 3-4 richtig gute Chancen dabei, die tölpelhaft vergeben wurden.
Hat mich gewundert, dass die Hamburger dadurch nicht gestärkt wurden…

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cg 24. Januar 2012 um 17:27

Vielen Dank für die Analyse!
Was mich verwundert: Bereits gegen Kaiserslautern, weit zurück in der Hinrunde, spielte Finks HSV auf den Außenpositionen extrem offensiv und es misslang völlig. Der HSV beraubt sich dadurch selbst vieler Optionen im Spielaufbau.

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goodyyy 24. Januar 2012 um 16:45

wahnsinnigen respekt vor euch, dass ihr jedesmal solch einen artikel rausbringt. sehr geil!

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