Real Madrid – FC Barcelona 1:3 | eine in-depth-Analyse

Für viele war es bereits das vorentscheidende Spiel dieser Meisterschaft. Mit sechs Punkten Vorsprung ging Real Madrid in dieses Duell, welches auf dem Rasen des Santiago Bernabeu ausgetragen wurde. Viele erwarteten aufgrund der hervorragenden Form der Madrilenen einen Tanz auf dem Vulkan für die Mannschaft Pep Guardiolas. Insbesondere die erwartete defensive Ausrichtung (aufgrund des hohen Vorsprungs in der Liga) Reals sorgte dafür, dass die Buchmacher oftmals das Unentschieden als wahrscheinlichstes Ergebnis deklarierten, doch Mourinho überraschte und sorgte für einen offensivorientierten Clasico auf und von beiden Seiten.  Selbst Guardiola schien davon überrascht, doch er reagierte und ein denkwürdiger Clasico, der zwar nicht alles halten konnte, was er zu versprechen schien, entstand. Beide Mannschaften zeigten sich spielerisch wie taktisch gut, allerdings konnte man auch einige Fehler in beiden Bereichen feststellen.

Wechselwirkung der jeweiligen Formationen in Halbzeit eins

Da nach dreißig Sekunden Real Madrid bereits führte, ist es schwer zu sagen, ob Barcelona schon zu Beginn mit einer verkappten Dreierkette agieren wollte.

Grundformationen nach dem Gegentor

Letztlich tut dies für den Verlauf des Spiels auch nichts zur Sache, da man bald unverkennbar mit einem 3-1-4-2/3-1-3-3-Hybridsystem auftrat, welches sich sehr flexibel zeigte, aber zu Beginn vor große Probleme gestellt wurde. Die Dreierkette bildeten schließlich Pique im Zentrum als Spieleröffner und Organisator, während Abidal sich auf der linken Seite mit Di Maria beschäftigte und sich einige Male sogar mit nach vorne einschaltete. Am interessantesten war diese Formation aber im Hinblick auf Puyol, welcher zu Beginn seiner Karriere auf der Position des rechten Außenverteidigers zum Stammspieler wurde, später allerdings ins Zentrum rutschte. Mit seiner Dynamik und Kampfstärke war die Position prädestiniert für ihn, außerdem konnte er einmal mehr in den direkten Zweikampf mit Real-Star Cristiano Ronaldo geschickt werden, was wohl das Schlüsselduell dieser Partie war.

Durch den neuen Flügelstürmer Barcelonas, Dani Alves, wurden dem Portugiesen einige Passwege blockiert und durch das extrem dichte Zentrum der Katalanen isolierte man ihn von Anspielstationen ihm Zentrum, besonders seine fehlende Bindung zu Özil wirkte sich stark negativ aus. Dani Alves auf der rechten Seite und Puyol schlossen die linke Seite Reals (trotz guter Unterstützung Marcelos) dermaßen ab, dass sich der Großteil Reals Angriffe auf die rechte Seite und Ballverluste Barcelonas im Spielaufbau konzentrierte. Iniesta kam über die linke Seite im Mittelfeld, doch seine extrem offensive Spielweise und Abidals tiefe schematische Stellung (hier wich Benzema oftmals hin aus) ließen ein kleines Loch zutage treten, welches Real zu bespielen versuchte. Busquets, welcher sich als einziger wirklicher Sechser etwas Richtung links orientierte, schloss dieses Loch einige Male sehr gut. Im Zentrum gab es mit Xavi auf der halbrechten und Cesc Fabregas in einer sehr zentralen Position eine asymmetrische Stellung, welche Iniesta Raum geben sollte, um sich im Spielaufbau im zweiten Drittel zu beteiligen.

Das Ziel war also, dass man mit drei Spielmachern sehr viel Kreativität ausüben wollte, aber mit den offensiven Vorstößen Cescs und den vielen Läufen über Außen Iniestas eine weitere Dimension zu diesen drei Taktgebern hinzufügen wollte. Dies klappte aber nicht reibungslos, Cesc schien unter Bedrängnis etwas unterzutauchen, zeigte nicht die in dieser Saison so effektiven Wechselspielchen mit Leo Messi und isolierte sogar Xavi und Iniesta voneinander. Durch das hohe Pressing Reals kam es dadurch zu sehr wenigen Pässen zwischen den beiden katalanischen Eigenbauspielern und man sah generell weniger lange Ballbesitzstafetten beim FC Barcelona.

Im Laufe des Spiels ließ sich Messi vermehrt ins Zentrum fallen, während Fabregas tiefer spielte und man dadurch eine bessere Raumaufteilung im Mittelfeld hatte. Iniesta rückte zwar nicht wirklich nach innen, kam aber aufgrund des größeren freien Raumes öfter als Rochade zu Xavi, welcher sich nun auf seine übliche Rolle als primärer Anspielpunkt in der Mitte des Feldes zurück orientierte. Der letzte Feldspieler Barcelonas war Alexis Sanchez, der sich zwar nominell zwischen dem linken Flügel und dem Sturmzentrum orientieren sollte, als Gegenpol zu Lionel Messi sozusagen.

Doch er interpretierte seine Rolle ganz anders, als von vielen erwartet und zeigte extrem viele Rochaden, immer wieder okkupierte er eine der vakanten Stürmerpositionen, sei es zentral im Sturm als Wandspieler oder auf einem der beiden Flügel, je nach Stellung Iniestas und Messis.

Real Madrid trat wie erwähnt überraschend offensiv an. Zur Verwunderung vieler lief man mit vier offensiven Spielern auf, darunter Mesut Özil als Nummer Zehn, er sollte der Impulsgeber im letzten Drittel sein, doch er wurde von Ronaldo isoliert und konnte nur wenige Nadelstiche setzen, obwohl der Deutsche alles in allem eine ordentliche Leistung zeigte. Nicht selten übernahm er sogar die Position des am höchsten postierten Spielers von Real, was daran lag, dass er im Umschaltmoment nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte sich bereits freilaufen und dann mit seiner enormen Geschwindigkeit sowie Handlungsschnelligkeit die Konter Reals anführen sollte.

Im Normalfall war allerdings Mittelstürmer Karim Benzema der vorderste Angreifer und er präsentierte sich in absoluter Topform. Der Franzose attackierte sehr früh, zeigte sich extrem intelligent beim Pressing und konnte auch im Kombinationsspiel überzeugen, mit Di Maria und Özil konnte er sich einige Male schnell nach vorne arbeiten, wenn auch zumeist knapp vor dem gegnerischen Strafraum Schluss war. Di Maria zeigte auf der rechten Außenbahn wie so oft eine läuferisch extrem starke Leistung und war defensiv eine große Hilfe für Coentrao, ebenso war er im Pressing an vorderster Front sehr präsent.

Sein Gegenüber, Cristiano Ronaldo, konnte sich allerdings weder offensiv noch defensiv dermaßen beweisen, er enttäuschte auf ganzer Linie. Zwar zeigte er in der ersten Hälfte des Spiels ein paar gute Schüsse, doch gleichermaßen ließ er völlig seine Genauigkeit und Eiseskälte vor dem gegnerischen Tor vermissen, was zusammen mit seiner oftmals fehlenden Defensivarbeit ausschlaggebend für diese negative Bewertung ist. Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass er taktisch von Barcelona sehr stark gedeckt wurde, er hatte immer drei gegnerische Spieler in seiner Nähe und mit Carles Puyol wohl einen der zweikampfstärksten Verteidiger der Welt als direkten Gegenspieler. Dazu kam die fehlende Unterstützung der beiden zentralen Mittelfeldspieler hinter ihm, Xabi Alonso sorgte zwar vor der Abwehr für eine risikofreie Ballverteilung, doch seine hauptsächlichen Anspielstationen waren Lassana Diarra, sein Partner auf der Doppelsechs, und Mesut Özil. Die Aufteilung des Mittelfelds Reals war von den Verantwortungsbereichen klar in „spielmachender Sechser“, „kampfstarker Achter“ und „kreativer Zehner“ aufgeteilt, wobei Lassana Diarra die zweite Rolle übernahm und eine akzeptable Partie zeigte. Problematisch auch hier, dass der Pass zumeist nach vorne oder auf die rechte Außenbahn ging.

Generell war es etwas überraschend, dass die rechte Seite mehr Bälle erhielt, da mit Fabio Coentrao zwar ein offensivstarker Spieler dort als Außenverteidiger auflief, er sich aber offensiv sehr zurückhielt und nur einige Male mit schnellen Vorstößen zu überzeugen wusste. Ganz anders war da der linke Außenverteidiger Marcelo, der offensiv vermutlich einer der besten seines Fachs ist. Einige Male drückte er Dani Alves nach hinten und unterstützte Cristiano Ronaldo im Offensivspiel, sei es durch Hinterlaufen oder – deutlich öfter – im direkten Kombinationsspiel. Wichtig für eine solche Ausübung dieser Position war auch der linke Innenverteidiger, Sergio Ramos. Mit seiner Dynamik und technischen Fähigkeit konnte er einerseits diese Seite absichern oder aber, bei eigenem Spielaufbau von hinten, sich sehr breit postieren und das Spiel eröffnen, ohne dass er Marcelo konstant für diese Aufgabe brauchte. Pepé war dann schon der etwas rustikalere Typ, er ging auch einige Male ins Mittelfeld oder blieb sehr tief und kümmerte sich um die klassischen Aufgaben eines Verteidigers.

Interessant war es ebenfalls, dass Pepé aufgrund seiner Position Messi nicht verfolgen konnte, sondern sich um Vorstöße aus dem Mittelfeld sowie Sanchez‘ Dribblings kümmern musste, aber Sergio Ramos sich dennoch nicht aus der Kette ziehen ließ. Ein weiterer Verdienst Sanchez´, allerdings womöglich auch eine bewusste Defensivvariante Mourinhos, der Messi (lange Zeit sehr erfolgreich) von der Raumdeckung im Mittelfeld decken ließ.

Veränderungen der jeweiligen Formationen in Halbzeit zwei und der Spielverlauf

Es gab einige Veränderungen nach dem Seitenwechsel, die sich bereits im Verlauf der ersten Halbzeit angedeutet hatten – vornehmlich natürlich auf Seiten des FC Barcelona. Bei den Katalanen hatte es oftmals noch am Tiqui-Taca im zweiten Drittel und dem Nach-hinten-Drücken des Gegners gefehlt, was großteils an der Passwegszustellung Reals und der übergroßen Direktheit von Cesc und Messi lag. Bei Fabregas kam noch hinzu, dass er unter Druck etwas flapsig wurde und nicht so präsent war, wie man es bspw. von Xavi und Iniesta in großen Spielen gewohnt ist.

Grundformationen zu Beginn der zweiten Halbzeit

Um das gewohnte Spiel wieder auf das übliche hohe Niveau zu heben, veränderte Pep Guardiola die Formation. Busquets, welcher in der ersten Halbzeit noch als Sechser agierte hatte, der sich nach hinten fallen ließ, spielte nun zwischen dieser und der eigentlichen Innenverteidigerposition, was dafür sorgte, dass sich Puyol und Abidal noch stärker nach außen orientieren konnten. Im Zentrum wurde mehr Platz frei, was allerdings auch eine Gefahr hätte sein können – doch mit Fabregas etwas weiter hinten schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verhinderte nicht nur Läufe vor die Abwehr, sondern füllte auch die Schnittstelle, welche durch die breitere Position der Innenverteidiger in den Halbpositionen entstanden war, des Weiteren sorgte diese kleine positionelle Feinadjustierung für mehr Platz Xavis. Sichtlich wohl zu fühlen schien er sich nämlich erst, als er endlich in seine angestammte Position mitten im Feld rücken konnte und dazu noch etwas näher an Andrés Iniesta spielen konnte, der in Halbzeit eins ebenfalls etwas untergetaucht war, nur vereinzelt blitzte seine Klasse auf. Fast schon paradox war die Auswirkung Xavis auf Iniesta: in Halbzeit eins spielte er nämlich sogar weiter innen, um näher an Xavi zu spielen und war deshalb immer in einem Zwist gefangen. Sollte er nun die Seite beackern oder sich mit Xavi zusammentun? In Halbzeit zwei rückte er noch ein bisschen weiter auf außen, konnte aber bei seinen Läufen in die Spielfeldmitte problemlos und konstant mit Xavi Bälle austauschen, was letztlich ein Schlüsselfaktor in diesem Spiel war. Das Tiqui-Taca funktionierte nun besser und – zusammen mit der fortschreitenden Ermüdung Reals – konnte man den Gegner verstärkt in seine eigene Hälfte drücken.

Iniestas verbesserte Rolle auf links sorgte im weiteren Spielverlauf auch dafür, dass Sanchez noch stärker ins Sturmzentrum rücken konnte und Messi sich noch mehr Freiheiten im Bezug auf seine Rolle als Mit-Taktgeber im Mittelfeld erlauben durfte. Der Seitentausch der Doppelacht zwischen Fabregas und Xavi sowie die (noch) tiefere Rolle Busquets beeinflussten das Mannschaftsgeschehen extrem und schließlich musste auch José Mourinho seine Mannschaft anpassen. Real reagierte nach dem 1:2, indem sie zuerst Kaká für Özil brachten und so etwas frischen Wind ins Offensivspiel bringen wollten. Ronaldo rutschte nach rechts und tauschte die Seiten mit Angel di Maria, um dem Würgegriff Puyols zu entkommen, doch es war zu spät, zu gut funktionierte nach dem Führungstreffer die Maschinerie Barcelonas. Dies lag aber auch eben an diesem etwas glücklichen Treffer Xavis, da Real sich nun öffnen musste und viele Löcher öffnete. Nach einer Halbzeit von extremen Angriffspressing war man zu übermüdet, um an die gute und disziplinierte Leistung der ersten Hälfte anzuknüpfen, ein mentaler Vorteil auf Seiten der Katalanen also.

Da Alves durch Fabregas tiefere Rolle immer offensiver wurde, erhielt man über die Außen eine zusätzliche Gefahrenstelle und abermals reagierte Mourinho: mit Khedira für Diarra wollte er einen rustikalen und defensivstarken Spieler bringen, der sich aber auch offensiv gefährlich zeigen kann, was allerdings nicht wirklich funktionierte. Nach einem schnellen Gegenstoß Barcelonas konnte der mitgelaufene Fabregas eine Flanke Alves‘ verwandeln und sorgte für die Entscheidung. Spätestens jetzt waren alle Wechsel irrelevant, obwohl sich Real mit Kaká auf dem linken Flügel und Higuain als zweitem Stürmer (zwei Minuten nach dem Gegentor für Di Maria gekommen) etwas beweglicher zeigte. Beim 1:3 sah man übrigens perfekt, was die Wechsel Guardiolas, das aggressive Pressing Reals und das 1:2 bewirkt hatten: Real stand offen, war geistig nicht mehr schnell genug beim Umschalten, während Cesc aus der Tiefe kam. Der ehemalige Arsenalkapitän hatte mehr Raum zum Hineinstoßen und übernahm eine vertikale Rolle als Sechser oder rochierte mit Iniesta, was in dieser Situation beides der Fall war. Über die linke Seite kam er mit Coentrao, rauschte an jenem vorbei und Alves, der nun als reiner Flügelstürmer agierte, bombte auf der Seite nach vorne und flanke auf den langen Pfosten, wo Fabregas per Kopf verwandelte.

Alves ist nun offensiver, Cesc ist mitgerannt gegen den „falschen“ Gegenspieler … einem Tor steht wenig im Wege

Die Trennung von Xavi und Iniesta – wann und warum das Tiqui Taca scheitern könnte

In der ersten Halbzeit taten sich die Gäste noch extrem schwer, das Pressing und die defensive Formation Reals zu überwinden. Das Tiqui-Taca schien, trotz Verstärkung in Person Cesc Fabregas‘, nur bis zu einer gewissen Grenze zu funktionieren. Die Ursache schien zwar hauptsächlich das aggressive Pressing Reals zu sein, aber ein weiterer entscheidender Faktor war die Trennung von Xavi und Iniesta, eben zugunsten von jenem Fabregas, der diese Saison natürlich eine hervorragende Leistung im Dress der Katalanen zeigt. Allerdings ist er – ähnlich wie Lionel Messi – ein deutlich vertikal agierenderer Spieler als Xavi und insbesondere Iniesta, einige Pässe sind riskant und obwohl diese Geradlinigkeit das Spiel Barcelonas erfrischt, so ist bei einem solchen Pressing wie von Real eine Trennung von Xavi und Iniesta hochgradig riskant.

Iniesta ist sehr tief und breit positioniert – das entspricht weder seinem noch Barcelonas Naturell. Er ist getrennt von Partner Xavi und hat keine Chance auf den Ball und ein Zusammenspiel – nicht nur in dieser Situation

Es ist kaum überraschend, dass nach der Halbzeit umgestellt wurde, Cesc spielte nun etwas tiefer und orientierte sich an der rechten Seite, damit Xavi zentral näher zu Iniesta kam. Dennoch muss man sagen, dass Cesc sich offensiv präsent zeigte, nicht nur bei seinem Tor, was an der Fluidität des Barca-Systems lag. Xavi agierte als der horizontale Taktgeber und Iniesta zeigte sich auf dem Flügel sehr flexibel, driftete oft ins Zentrum ab und überließ den Flügel bewusst ohne Spieler. Dies hatte jedoch nicht nur das Motiv, mehr Überzahl in Ballnähe zu schaffen, sondern Fabregas bewusst diese Seite übernehmen zu lassen und ihm – ebenso wie es seine tiefere Position tat – mehr Raum und Zeit zu schenken, ohne seine Offensivstärke zu behindern. Hinzu kommt, dass Fabregas mit seiner Torgefährlichkeit den Raum nach vorne braucht, sich aber nicht im Spielaufbau abwürgen lassen will, also ist diese Mischposition aus Sechser und offensiver Freirolle sowohl für ihn als auch für Barcelona ideal.

Das kongeniale Duo Xavi und Iniesta wird somit nicht gesprengt, was in großen Spielen ein fataler Irrtum und von Real in der ersten Halbzeit fast bestraft worden wäre. Gegen kleinere oder tiefer agierende Mannschaften ist ein Fabregas in seiner Rolle als falsche Zehn hinter Lionel Messi natürlich Gold wert und eine Bereicherung der qualitativen Alternativen für Pep Guardiola.

Wie wichtig ist die Breite?

In diesem Spiel zeigte sich bei Barcelona ebenfalls, dass man von der Variante mit extremer Breite, welche letzte Saison die beiden Stürmer neben Messi gaben, abgerückt ist. Mit Alves hat man zwar einen Spieler auf rechts, der fast konstant das effektiv bespielbare Feld vergrößert, doch selbst er zieht mit seinen Diagonalläufen und während dem Pressing ins Zentrum des Feldes. Von Iniesta auf der gegenüberliegenden Seite ganz zu schweigen, er tauscht seine Position auch ohne Partner zur Rochade je nach Lust und Laune, was ihm eine Aura des Uneinfangbaren gibt. Da Sanchez sich als zentraler Stürmer in der zweiten Halbzeit mit einer sehr guten und laufstarken Leistung etabliert hat, gab es somit keinen wirklichen Spieler mehr, der im letzten Drittel den Katalanen ihre Breite gab. Puyol kam zwar über rechts und rückte zumindest im zweiten Drittel weit auf, ebenso Abidal, doch spätestens ab diesem Zeitpunkt verengte sich das Spiel Richtung Casillas‘ Kasten. Mit Iniesta, der sich diagonal Richtung Zentrum orientierte, fehlte links oftmals ein Spieler, der die Breite gab, doch dies stellte kein großes Problem dar. Durch dieses nach-Innen-ziehen hatte man während der größeren Druckphasen Reals ausreichend Breite und gab diese dann auf, als sich Real für ein Abwehrpressing tief in der eigenen Hälfte formiert hatte. Hätte man auch hier sehr breit agiert, wäre man wohl von Mourinhos Team zum Flanken eingeladen worden, wohlwissend, dass gegen eine formierte Real-Abwehr im Luftkampf ein gefährlicher Kopfball unwahrscheinlich war. Deshalb verzichtete Guardiolas Mannschaft auf viele Flanken, außer bei Kontern und nahm so das Spiel lieber im Bereich Chancen an sich, als in der Torschussstatistik.

Dreier- und Viererkette – Will Guardiola sein eigenes System revolutionieren?

Bei Zonalmarking wird – ebenso wie in zahlreichen Fanforen – ausgeführt, dass Barcelona mit einer Viererkette agierte, in welcher sich Busquets aus der Kette Richtung Mittelfeld bewegte. Pique sagte dazu: „We had planned to start with 3 defenders but in the end we waited for 10 minutes to do it.“

Es scheint demnach so, als ob Pep Guardiolas Mannschaft sich langsam bei der Kettenverteidigung der Perfektion nähert. In der ersten Halbzeit, als man noch stark nach hinten gedrängt wurde, trat man mit drei Innenverteidigern auf, was aber einen zusätzlichen Spieler im Mttelfeld gewährleistete und den Spielaufbau vereinfachte, doch nach den notwendigen Veränderungen zur Halbzeit wurde dieses System etwas verändert und man kann fast nicht sagen, ob die Abwehrreihe der Katalanen noch als Kette zu bezeichnen ist.

Mit Busquets, der zwischen einer hochpostierten Innenverteidigerposition und seiner Position als Sechser problemlos wechselte, hat man den idealen Spieler für ein solches Formations-Wechselspielchen. Der extrem spielintelligente Barcaspieler rückte zwar generell in die Tiefe, um Fabregas und Xavi Platz im Mittelfeld zu gewähren, doch als wirklichen Teil einer Kette kann man ihn dennoch nicht bezeichnen. Wenn Puyol oder Abidal  sich zur Seite bewegten, um Ronaldo oder di Maria in ihren Kreisen zu stören, so füllte Busquets zusammen mit Pique die Löcher in der Abwehr, damit man keine Schnittstellen öffnete. Iniesta würde sich nach hinten bewegen und Cesc ebenfalls, doch trotz dieser taktisch guten Kniffe war es verwunderlich, dass Barcelona kein aggressives Pressing spielte und es überhaupt so weit kommen ließ. Vermutlich war dies dem extrem schnellen Umschalten Reals geschuldet, welches besonders in der ersten Halbzeit sehr gut funktionierte. Barcelona versuchte nach Ballverlust sofort gegenzupressen und wurde von Real ausgespielt, was dann für viel Raum sorgte und lediglich durch die hoch und sehr gut agierende Abwehr Barcelonas aufgefangen wurde – oder auch nicht. Es war wohl deswegen, dass Guardiola seiner Mannschaft etwas pragmatischeres Pressing in diesem Spiel auftrug und man vom üblichen Angriffspressing etwas abwich.

Reals zentraler Abwehrverbund und die Raumdeckung

Wie immer gegen Barcelona stellt sich die Frage, wie man Weltfußballer Lionel Messi ausschaltet. José Mourinho hat dafür mit Carvalho (also einem Innenverteidiger) oder Pepé (im defensiven Mittelfeld) als Manndecker, mit einer Doppel- und Tripelung für verschiedenste Varianten gesorgt, doch dieses Mal war es die Raumdeckung der hoch agierenden Real-Mannschaft, welches im Kollektiv diese Aufgabe übernahm. Dieser Plan ging während des Spiels sehr gut auf, man störte Lionel Messis Kreise und er kam kaum zu gefährlichen Torchancen, lediglich wenn er sich weit nach hinten fallen ließ und dort mit Ball am Fuß Tempo aufnahm, wurde er gefährlich. Doch selbst diese Gefährlichkeit beschränkte sich im Normalfall auf sein sublimes Passspiel, unter anderem zeigte sich dies bei seiner Vorlage auf Alexis Sanchez, der dann mit einem hervorragenden Schuss standesgemäß zum 1:1 vollendete.

Dennoch funktionierte Reals Messi-Abwehr sehr gut, man drückte ihn nach hinten und er musste eine Abkehr von seiner klassischen Rolle als falscher Neuner vollziehen, obwohl er nichtsdestotrotz kaum 90 Minuten komplett aus dem Spiel genommen werden kann. Interessant wird diese Taktik im Verbund mit dem defensiven Mittelfeld, welches bei der katalanischen Dreierkettenformation bekanntlich vier Gegenspieler im Zentrum hat und durch das nach-hinten-Drängen Messis einen weiteren erhält. Wichtig, um hier nicht simpel ausgespielt werden zu können, ist die Kompaktheit zwischen der ersten und zweiten Reihe. Durch das Aufrücken der Viererkette an das defensive Mittelfeld heran, kann man hinten sicher stehen und den vorderen vier offensiven Spielern ein aggressives Pressing – ob im Angriff oder im Mittelfeld – erlauben.

Reals Pressing in Halbzeit eins

Von Beginn an überraschten die Gastgeber mit einem extrem aggressiven Angriffspressing, welches im gestrigen Spiel als das Musterbeispiel für den Unterschied zwischen „Angriffspressing“ und „vollem Pressing“ herangezogen werden kann. Im Englischen wird „full-pressing“ für beides benutzt, doch aufgrund grundlegender Unterschiede sollte man zumindest im deutschen Sprachgebrauch eine genauere Unterscheidung aufführen. „Angriffspressing“  bezeichnet den Raum, wo attackiert wird, hier logischerweise an vorderster Front der jeweiligen Mannschaft. „Volles Pressing“ hingegen bezeichnet die Anzahl der Spieler, die für das aggressive Forechecking genutzt werden, bei Real war es beispielsweise so, dass man zwischen Angriffspressing und Mittelfeldpressing ebenso wechselte, wie zwischen vollem und halbem Pressing.

Bei halbem Pressing attackierte nur ein Teil der Mannschaft beziehungsweise des jeweiligen Mannschaftsteiles und es verschob nicht die gesamte Mannschaft auf den Ballführenden. Besonders in Verbund mit den Zonen, wo gepresst wurde, ist dies wichtig, da volles Pressing im Mittelfeld begangen wurde, während an der vordersten Front zumeist nur die vier Offensivspieler gepresst haben. Dieses hohe und aggressive Pressing, welches immer wieder modifiziert und gewechselt wurde, sorgte dafür, dass man sogenanntes „falsches Pressing“  betreiben konnte. Es war auffällig, dass Valdes, obwohl er nach seinem Patzer zu Beginn des Spiels trotzdem großteils flache Pässe spielte, einige Male unsicher war und den Ball aus der Gefahrenzone drosch. Untypischerweise taten dies auch einige seiner Verteidiger, wenige Male, aber doch deutlich erkennbar öfter als in anderen Spielen des FC Barcelona.

Bild #1

In diesem ersten Bild kann man gut erkennen, wie Real die Passwege zusperrte, falls das Pressing an vorderster Front fehlschlug. Özil übernahm hier den Passweg zu Busquets, Benzema hätte den Weg zur Innenverteidigung sichern sollen und der Rest der Real-Mannschaft formierte sich um den Ballführenden herum, immer hinter dem Ball positioniert. Sogar Di Maria spielte oft stark eingerückt, was unter anderem auch an Iniesta lag – Sanchez gab deshalb Coentrao in der ersten Halbzeit mehr Probleme auf, als nach dem Seitenwechsel, aber dazu muss erwähnt werden, dass in der zweiten Halbzeit Coentrao mit deutlich mehr verschiedenen Gegenspielern konfrontiert wurde und eine Mammutaufgabe zu erfüllen hatte.

Bild #2

In diesem Bild sieht man, wie genau Barcelonas und Reals Formationen aussehen konnten. Iniesta hatte sich hier fallen gelassen und Raum für Messi gemacht, doch Real stand sehr gut. Problematisch wurde allerdings, dass hier Coentrao niemanden decken konnte – Sanchez hatte sich zu Pepe bewegt, Iniesta war in Barcelonas Hälfte. Dieses Schicksal sollte dem portugiesischen Außenverteidiger in Hälfte zwei noch öfter widerfahren. Reals 4-1-4-1 in der defensiven Grundformatoin funktionierte gut, die Außen ließen sich fallen, während Özil und Benzema im Zentrum die ballführenden Spieler abdeckten oder attackierten. In diesem Fall hatte Iniesta dank Messis Systemausbruch eine Anspielstation, welche aber von vier Gegenspielern eingekreist war und deshalb einen schweren Stand hat. Der sichere Pass war also abermals einer nach hinten und Real konnte wieder etwas aufrücken.

Bild #3

Auf diesem Bild hingegen zeigt sich Reals Angriffspressing extrem gut. Di Maria rückte abermals extrem stark Richtung Ball, Benzema setzte den Ballführenden unter Druck, während Özil die Passwege blockierte. Diarra und Co. hielten sich allerdings sehr defensiv auf und warteten, doch als der Ball zu Valdes kam, provozierte Real einen Fehler und kaum verwunderlich resultierte daraus der Führungstreffer.

Bild #4

Nur drei Minuten später eine ähnliche Aktion. Real setzte durch einen sehr zentralen Di Maria mit Benzema Valdes unter Druck, während Özil zumachte, doch Valdes konnte die Situation diesmal klären.

Bild #5

Nicht vernachlässigen sollte man in der Analyse des Spiels das hervorragende Mittelfeldpressing der ersten Halbzeit. Unschwer zu erkennen schaltete sich Benzema ebenfalls einige Male in jenes gut ein, unterstützte in diesem Bild Özil, Diarra und Di Maria. Zu viert attackierten sie so Andrés Iniesta. Dieser musste den Ball zu Busquets spielen, welcher ihn auf Sanchez verlagerte, allerdings war durch die numerische Überzahl Reals für den Chielenen später nur das 1gg1 oder ein Rückpass eine reelle Option.

Reals Pressing in Halbzeit zwei

Die Umstellungen nach der Halbzeit wurden bereits erwähnt, doch auf diesem Bild erkennt man am besten, wieso Real in der zweiten Halbzeit nachließ.

Bild #6

Wie man unschwer erkennen kann, ist Real sehr tief in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Man steht fast in der eigenen Hälfte und der ballführende Gegenspieler ist Puyol, welcher aber kaum attackiert wird. Ein weiterer auffälliger Punkt: Iniesta hat sich nach rechts auf den Flügel bewegt, er kam aus dem Zentrum und genoss mehr Freiheiten, während Sanchez die Seite übernahm. Im Zentrum hat Xavi alle Zeit der Welt, den Ball für sich zu beanspruchen und der Abstand zwischen der ersten und zweiten Abwehrreihe der Madrilenen ist schlicht zu groß. Marcelo fehlt hinten, Diarra musste Iniesta verfolgen, letzterer wollte die Lücke ausnutzen und Unordnung stiften – was ihm indirekt gelang. Messi hätte Zeit zum Annehmen des Balles, Sanchez steht links relativ frei. Sechs Barcaspieler gegen sechs Realspieler hinter und wie auf Höhe des Balles. Sinnbild des Pressings in der zweiten Halbzeit, welches nachließ und erst nach dem Gegentor zum 1:2 kurzzeitig wieder auflebte, doch mental war das Spiel nach dem glücklichen Xavi-Treffer gelaufen, Barcelona verwaltete souverän den Ball, zeigte eine taktische Meisterleistung und konterte hervorragend zum 1:3. Der vorzeitige Schlusspunkt einer guten Partie, denn nach diesem Treffer war die Luft endgültig raus, auf beiden Seiten. Lediglich Iniesta bewies noch, wie stark er wirklich ist.

Victor Valdes unter Bedrängnis – der Unterschied zu Iker Casillas

Überraschend war es, dass der fußballerisch so starke Torhüter zu Beginn einen solch großen Schnitzer in seinem Spiel hatte. Für manche Hobbypsychologen dürfte es aber noch interessanter sein, dass er dennoch bis auf wenige Ausnahmen seiner Spielweise treu blieb. Victor Valdes spielte dennoch seine Kurzpässe von hinten heraus, agiere als elfter Feldspieler und kümmerte sich um mehr als nur den Fünfmeterraum. Immer wieder suchte er seine Mitspieler, erlaubte ihnen eine breite Stellung in der Abwehr und organisierte das Geschehen vor sich nicht nur verbal. Seine große Stärke hat er trotz des Schreckenserlebnis zu Beginn nicht verraten und dafür gab es Lob von Trainer Pep Guardiola, welcher auch deswegen Valdes für einen der größten seiner Zunft hält.

Ein weiterer ganz großer Torhüter ist Iker Casillas, welcher in der ersten Halbzeit einen extrem guten Schuss Messis mit einer tollen Reaktion und der Beweglichkeit einer Katze hielt. Der Stammtorhüter des Weltmeisters bewies aber allerdings etwas anderes ebenso, er zeigte sich bspw. in der Strafraumbeherrschung ganz anders als sein Konkurrent aus Katalonien. Mehrmals fing er Bälle bewusst sicher nicht, sondern faustete sie, was dem Regen zu verdanken ist. Kein Risiko und lieber Ballbesitz aufgeben, als einen Fehler zu machen, lautete die (keineswegs falsche) Devise. Doch genau in solchen Sachen zeigt sich der Unterschied zwischen Real und Barcelona – bei den Katalanen geht die Philosophie vor dem Erfolg, welcher fast wie ein Zubrot erscheint, in Madrid ticken die Uhren anders. Zwei Philosophien, keine richtig und keine falsch, seit Jahrzehnten wechseln sich die Erfolge ab und obwohl zurzeit Barcelona auf der Sonnenseite steht, ist es der Realtorhüter, der in der spanischen Nationalmannschaft die großen Erfolge feiert. Nichtsdestotrotz ein Lob an Victor Valdes.

Puyol, (abermals) ein großes Spiel eines unterschätzten Spielers

Einmal mehr überraschte Pep Guardiola im Clasico mit seiner Abwehr. Letzte Saison war es Abidal, der ins Team rutschte, nun Puyol. Er vertraute dem Stier in der Innenverteidigung und das absolut zu Recht, der katalanische Altmeister demontierte Cristiano Ronaldo auf links, fing zahlreiche Pässe ins Zentrum an und stachelte seine Vereinskameraden unaufhörlich an.

Mit einer unglaublichen Leistung war er der wohl beste Defensivspieler auf dem Platz und reihte einen weiteren denkwürdigen Derby-Auftritt in seinen Lebenslauf ein. Wenig verwunderlich, dass Pep so sehr von seinem Führungsspieler überzeugt ist. Nicht nur, dass er mit seinen Fähigkeiten und seiner spielerischen wie taktischen Ausbildung für die Position des Innenverteidigers im 3-4-3/3-3-4-Hybridsystem prädestiniert ist, Carles Puyol ist wohl das wahre Herz des großen Barca-Teams. Mit seiner Kampfkraft und Robustheit bringt er eine ganz neue Dimension in das Spiel der Katalanen, nämlich die klassische Defensivarbeit. Oft verkannt aufgrund des tollen Pressing ist, wie konstant die Abwehrspieler Barcelonas Konter abwürgen (durch Abdrängen zur Außenbahn), wie viele Pässe sie abfangen und wie viele Zweikämpfe im 1gg1 sie gewinnen. Allen voran natürlich, wenn Carles Puyol sein Unwesen treiben darf.

Busquets und Pique – die moderne und asymmetrische Innenverteidigung

Es ist noch immer fraglich, ob man die beiden als Innenverteidigerpärchen bezeichnen kann, zumindest in diesem Spiel. Unter der hypothetischen Annahme, man täte es, käme etwas Phänomenales heraus: die beiden hochgewachsenen Eigengewächse überzeugen nämlich in der „modernen“ Defensivarbeit, sie verschieben hervorragend, lösen Zweikämpfe mit viel Geschick und grätschen selten.

Als ruhigerer Gegenpol zu Puyol agieren sie mit einer sehr kultivierten Spielweise, eröffnen das Spiel mit geduldigen Kurzpässen und maßgenauen weiten Bällen nach vorne. Kaum eine Mannschaft darf sich glücklich schätzen, einen Spieler von diesem Schlage auf höchsten Niveau zu besitzen, doch bei Barcelona sind es deren zwei und sie agieren sogar stark asymmetrisch, was bedeutet, dass sich Busquets auch im Mittelfeld und im zweiten Drittel sehr präsent zeigt. Der Verteidiger zwischen Sechs und Vier? Busquets weist eventuell den Weg in die Zukunft.

Dani Alves – Außenverteidiger, Flügelverteidiger, Flügelstürmer

Wichtig für die Transformation des Barcelona-Systems und die Effektivität des alten wie neuen Systems ist Dani Alves. Oftmals nur auf seine Athletik und Offensivstärke reduziert, vergessen viele, wie technisch stark  im Kombinationsspiel und spielintelligent er ist.

Dies sorgt übrigens auch für seine hervorragenden Fähigkeiten im Defensivspiel, ob als klassischer Außenverteidiger, wo er unter anderem Cristiano Ronaldo im Supercopa nach allen Regeln der Kunst abmontierte, ob als extrem offensiver Flügelverteidiger im klassischen Barca-System, in welchem er bei Pressing und beim Verfolgen von Kontern brilliert, oder in seiner neuen Rolle als „defensive Winger“ – der defensivstarke Flügelstürmer. In diesem Spiel schien er alle Rollen zu verkörpern.

So ist aufgrund obigen Zitats von Pique zu vermuten, dass er eigentlich für die Rolle als Gegenspieler Ronaldos gedacht war, doch nach dem Tor rückte er zu seiner klassischen Rolle als Flügelverteidiger auf. Nur wenige Minuten später und spätestens nach der Halbzeitpause war er unverkennbar ein Flügelstürmer, der dennoch defensiv Puyol half oder sich Richtung Zentrum orientierte, um Pressing überall auf dem Feld zu protegieren. Offensiv mit der Flanke zum 1:3 und ein paar Diagonalläufen zeigte er ebenfalls eine gute Leistung und es ist unverkennbar, dass er in einer Reihe großer brasilianischer Außenverteidiger wie Carlos Alberto und Cafu steht.

Wieso Abidal so wichtig ist

Der Gegenpol zum extrem offensiv variablen Außenverteidiger Alves stellt Eric Abidal dar. Nach einer schweren Erkrankung konnte er zu Beginn der Saison nicht ganz an seine Weltklasseform der letzten Hinrunde anknüpfen, doch für dieses Spiel reichte es in Augen Peps und dies war gerechtfertigt, denn der Franzose zeigte eine gute Leistung und sorgte ebenfalls dafür, dass man zur Dreierkette umstellen konnte. Wie Puyol kann Abidal sowohl als Innenverteidiger wie auch Außenverteidiger spielen oder in der Halbposition dazwischen, wie es bei Barcelonas Formation langsam üblich wird. Allerdings ist Abidal der offensivere der beiden Innenverteidiger und kann sogar im klassischen 4-3-3 eine sehr offensivorientierte Rolle übernehmen, ist deshalb prädestiniert für eine flexible Umstellung während des Spiels. Mit Puyol als rechtem Innenverteidiger, Dani Alves auf außen und Abidal links kann während des Spiels theoretisch in der Abwehr ununterbrochen gewechselt werden und man erhält ein Variantenreichtum, welches wohl nur von einem übertroffen wird: Barcelonas Offensive. Ähnlich wie vorne scheint Pep Guardiola nun auch die eigene Abwehr derart reformieren zu wollen, dass Wechselspielchen nach Lust, Laune und Bedarf möglich sind. Ein spannendes Experiment, welches Eric Abidal benötigt, um funktionieren zu können.

Iniestas Idealposition

In Halbzeit zwei zeigte Andrés Iniesta eine der herausragenden Leistungen in der Geschichte der Clasicos. Trotz der durchgängig starken Barcelonamannschaft schien neben Puyol keiner wirklich herauszustechen, außer eben Andrés Iniesta, welcher nach seiner Auswechslung sogar mit Jubel von den Real-Fans bedacht wurde. In der ersten Halbzeit war er noch etwas untergetaucht, aber keineswegs schwach, doch nach dem Seitenwechsel offenbarte er sein gesamtes Potenzial. Der blasse Mittelfeldspieler von Fuentealbilla bestach durch unglaubliche Fähigkeiten im Dribbling, kreative Pässe und unheimliche Spielintelligenz.

Eine der Ursachen dafür war sicherlich, dass Real mehr Platz öffnete, Xavi näher bei ihm spielte und Barcelona generell besser agierte, doch ein weiterer Faktor dürfte die genaue Position Iniestas sein. Als linker Flügelstürmer neben Xavi und sehr viel Raum im Zentrum zwischen den Linien konnte er sämtliche Stärken voll einbringen, Sanchez vor ihm beschäftigte die gegnerische Abwehr, während Messi sich hauptsächlich rechts aufhielt und Iniesta nicht in die Quere kam. Dank dieser Voraussetzungen konnte Iniesta sich freier bewegen als üblich und zahlte dieses Glück vielfach zurück. Alle paar Minuten rochierte er auf eine andere Position, riss Löcher oder nahm das Spiel an sich, indem er mit guten Pässen und bärenstarken Solos die Abwehr zum Verzweifeln brachte.

Dadurch, dass Iniesta auf dieser Position auch noch auf die linke Flanke ausweichen und sich dadurch etwas aus dem engen Zentrum befreien kann, scheint er gänzlich aufzuleben. Bereits bei der EM2008 spielte er eine ähnliche Rolle und es scheint, als ob diese Iniestas Spielweise am besten fördert. Weder Fisch noch Fleisch, weder Flügel noch Zentrum: Iniestas Entscheidungsfindung ist dermaßen stark, dass er selbst am besten agiert, wenn er freie Entscheidungsfreiheit erhält. Fast schon eine romantische Aussage, welche aber dennoch seine Idealposition wie seine Stärken perfekt beschreibt.

Cescs Wirkung auf Lionel Messi – wird er nun in großen Spielen zur falschen Neun und falschen Zehn in einem?

Da Cesc sich unter Bedrängnis entweder zu ängstlich oder zu direkt im Spiel nach vorne zeigte, wurde er zurückgezogen. Ohne seine Wechselspielchen mit Lionel Messi ging Barcelona nicht nur eine wichtige Komponente verloren, sondern Messi ein Partner beim Kombinationsspiel im letzten Drittel, was in der letzten Saison durch einen dritten waschechten Stürmer kompensiert wurde, nun gab es mit Sanchez und Messi selbst deren bekanntlich nur zwei.

So kam es, dass Messi sich keineswegs auf seine Rolle als falsche Neun beschränkte (in der ersten Halbzeit tat er dies noch deutlich stärker), sondern immer wieder vor der eigenen Abwehr und im Mittelfeld auftauchte, um sich Bälle abzuholen. Meist natürlich über die rechte Seite, damit er mit Alves und ebenso Xavi interagieren konnte, doch viel ging ebenfalls über Soli und einer dieser Alleingänge war die Vorlage für Sanchez.

Alles in allem schien dies gut zu passen, der extrem agile Sanchez beschäftigte die Abwehrreihen, während Messi zwischen den Linien und noch tiefer agierte. Doch durch diese Anpassung veränderte er sein Spiel und seine Rochaden auf die Flügel schienen an einen anderen Spielertypus zu erinnern: die falsche Zehn, wie sie beispielsweise Özil bei der WM 2010 spielte. Der offensivste zentrale Mittelfeldspieler, der sich extrem auf den Flügeln aufhält oder, wie zum Beispiel Shinji Kagawa bei Dortmund, sogar im Sturmzentrum aufhört. Aufgrund der unterschiedlichen Halbzeiten und der Einmaligkeit dieses Spiels ist es schwer zu sagen, ob ein tiefer und doch sehr freier Fabregas sowie ein Messi, welcher zwischen falscher Zehn und falscher Neun wechselt, das Modell für die großen Spiele der Zukunft ist, doch eine Möglichkeit wäre es absolut.

Alexis Sanchez’ Wendigkeit und Querläufe

„Alexis did a perfect job. He kept their centre backs busy so we had superiority in other zones”, so lautete Pep Guardiolas Fazit. Es war auffällig, wie oft der nominelle linke Flügel über den gesamten Platz rannte, meist sogar ohne Chance auf ein Anspiel. Seine Läufe waren keine Sprints hinter die Abwehr oder diagonal in den Raum, sondern quer von einem Außenverteidiger zum nächsten, generell verbunden mit einem langen Zwischenstopp bei den Innenverteidigern. Besonders Fabio Coentrao in der zweiten Halbzeit bekam sein Fett ab.

Unaufhörlich werkte Sanchez in der Viererkette Madrids, meist stand er zwischen Pepé und Coentrao, lief sich frei, forderte Bälle oder riss Löcher für Cesc, Iniesta, Messi und Co. Coentrao musste sich deswegen nicht nur mit dem dribbelstarken Chilenen plagen, sondern stand einige Male falsch gegen Iniesta oder hatte Räume für Messi geöffnet. Beim Gegentor war es sogar Fabregas, welchem Coentrao im Luftkampf unterlag und damit die Niederlage besiegelte. Sanchez hatte sich zu diesem Zeitpunkt übrigens in den Rücken der Abwehr gestellt, war aus seiner Position geflüchtet und stand relativ frei am Sechzehner.

Fabio Coentrao als inverser Außenverteidiger

Eine der überraschenden Aufstellungen war wohl jene von Fabio Coentrao auf dem rechten Flügel. Viele erwarteten Lass Diarra auf dieser Position und den Portugiesen im defensiven Mittelfeld, doch José Mourinho entschied sich für die umgekehrte Variante. Eine der Ursachen dürfte sein, dass er das System Barcelonas bereits grob erahnt hatte und damit rechnete, dass Messi als halbrechte falsche Neun auflaufen, während Sanchez über die linke Seite kommen würde. Da man sich entschied, Messi im Zuge der Raumdeckung und Kompaktheit kollektiv aus dem Spiel zu nehmen, wollte man mit Fabio Coentrao auf links Sanchez einen unangenehmen Gegenspieler bieten, der in Sachen Dynamik mithalten konnte und dazu noch selbst ein starker Techniker ist. Dass Coentrao ein Linksfuß ist, stört hierbei nicht, war sogar sehr gut, da er bei inversen Flügelstürmern Vorteile beim Abblocken von Schüssen und Grätschen hätte. Einen solchen Schachzug sah man übrigens in der Bundesliga ebenfalls schon einmal, es war Bruno Labbadia, der Jerome Boateng auf der linken Seite aufstellte, um Arjen Robben aus dem Spiel zu nehmen – was übrigens hervorragend gelang.

Diese Taktik versuchte nun auch Mourinho zu nutzen und er wollte mit Coentrao Sanchez nach hinten drücken, ihn defensiv beschäftigen, doch dies gelang selten, was neben Iniestas verkappter Flügelrolle ebenso an Sanchez selbst lag. Wenn Coentrao sich nach vorne einschalten wollte, orientierte sich Sanchez schlicht am freien Raum oder der Innenverteidigung und brachte den Portugiesen durcheinander, welcher sich von Iniesta und Abidal im Vorwärtsgang gehindert fühlte, aber hinten seinen Gegenspieler frei stehen ließ. Dies sorgte letztlich dafür, dass Coentrao sich offensiv großteils bedeckt hielt und nur sporadisch zu seinen bekannten Läufen ansetzte.

Marcelo, Reals Geheimwaffe

Der offensivere Außenverteidiger bei Real war demnach Marcelo, der Brasilianer, welcher letztes Jahr im Copa-Finale das entscheidende Tor eingeleitet hatte und auch dieses Mal gab es einige Vorstöße des Defensivspielers. Als einziger lebt er zumindest offensiv seine Instinkte konstant aus gegen die Katalanen und kann sich hin und wieder im Rücken Puyols und Ronaldos nach vorne arbeiten, doch seine Stärke liegt – ebenso wie bei Dani Alves – in seiner Intuition.

Mehrmals zog er nach innen und sorgte für mehr Ballsicherheit im Zentrum, mehr Dynamik im Vorwärtsgang der gesamten Mannschaft und ein verbessertes Gegenpressing. Riskant hierbei natürlich, dass man hinten Räume öffnet, wie es beispielsweise beim 1:3, dem Paradebeispiel aller taktischen Real-Fehler in diesem Spiel, war. Generell ist es allerdings interessant zu beobachten, wie der Fokus großer Mannschaften verstärkt ins Zentrum gelenkt wird, sogar bei den Außenverteidigern. Ob Alves bei Barcelona oder Lahm und teilweise sogar Rafinha bei den Bayern, sie alle begründen eine neue Dynastie des offensiven Außenverteidigers, indem sie sich verstärkt auf spielgestalterische und zentralere Rollen konzentrieren. Der klassische Außen, welcher nach vorne stürmt und über die Außen kommt, wird immer mehr zur Seltenheit, es wird eine taktisch wichtige, aber rarer genutzte Facette großer Außenverteidiger.

Unter Mourinho entwickelt sich Marcelo ebenfalls in diese Richtung, oft kreuzt er nun die Wege der offensiven Spieler und drängt Richtung Strafraumkante, statt der Grundlinie. Eine taktische Neuheit, die sich uns hier öffnet und es wird interessant zu sehen, ob dies vereinzelte Beispiele sind oder hier ein neuer Trend im Weltfußball seinen Ausgangspunkt besitzt.

Die Doppelsechs – wieso Lass spielte

Während Xabi Alonso aufgrund seiner Ballsicherheit, Erfahrung und Übersicht gesetzt ist, war die Frage nach dem zweiten Sechser deutlich schwerer zu beantworten. Lass Diarra spielte zumeist als rechter Verteidiger, Khedira ist noch etwas außer Form und Sahin laborierte an längeren Verletzungen, so kam es, dass mit Diarra letztlich doch eher ein kampfbetonter Spieler neben dem kreativen Alonso ins Team rückte.

Viele würden diese Rolle dennoch eher Khedira zuschreiben, doch insbesondere wenn man hoch gegen Barcelona spielen möchte, gibt es einen fulminanten Unterschied zwischen den beiden. Diarra ist der agilere und beweglichere der beiden, während der deutsche Nationalspieler viel robuster und vertikaler in seiner Spielweise ist – für eine tiefere Grundposition der gesamten Mannschaft wäre er also passender, wie es Mourinho auch beim letztjährigen Duell bewies. Nun aber wollte man mit hohem Pressing und vielen riskanten Schachzügen die Schaltzentrale Barcelonas lahmlegen und deren Rochaden unterbinden, wofür der polyvalente Lassana Diarra die bessere Wahl ist. Einige Male kam er gerade noch rechtzeitig gegen Messi, in anderen Situationen konnte er den Ball schnell nach vorne verarbeiten und Konter einleiten – Khedira wäre hier deutlich stärker auf Alonso angewiesen.

Nach dem 1:2 kam Khedira und man wollte nun wieder im Bezug auf Pressing höher schalten, was mit dem müden und verwarnten Diarra nicht klappen konnte, außerdem sollte Khedira die generell mehr an „Brechstange“-orientierte Mannschaftsausrichtung mit seiner Körperkraft stützen und Barcelonas taktische Wechsel neutralisieren. Dieser Schachzug wurde aber durch das 1:3 schließlich unnütz und brachte keinen wirklichen Einfluss mehr auf die letzten zwanzig Minuten.

Benzemas Entwicklung  und Di Marias kämpferische Arbeit

Aller Kritik und den Gegentoren zum Trotz klappte Reals defensive Spielauffassung überraschend stark und man konnte im Pressing Erfolgserlebnisse verbuchen. Die eigentlich technisch sehr sicheren Verteidiger Barcelonas wurden zu Fehlern provoziert, man hatte nach Ballgewinn nur einen geringen Weg zum Tor und hatte den zweiten Treffer auf dem Fuß. Der Erfolg des Pressings hatte ihre Wurzeln besonders in der herausragenden Lauf- und Pressingarbeit Benzemas und Di Marias, welche in der ersten Halbzeit unaufhörlich den ballführenden Gegenspieler attackierten oder die eigene Abwehr im Mittelfeld unterstützten.

Während Di Maria bereits im letzten Jahr diese Stärken zeigte und seine Ausdauer „nur“ einmal mehr unter Beweis stellte, war das gestrige Spiel sinnbildlich für den neuen Karim Benzema. In den letzten Wochen und Monaten hat sich der Franzose vom egoistischen Strafraumstürmer zum kompletten Teamplayer entwickelt, sein Repertoire hat sich neben der hervorragenden Arbeit gegen den Ball  auch um ein hervorragendes schnelles Kurzpasskombinationsspiel erweitert. Er passt deutlich besser zu dieser Elf, als er es noch in der letzten Saison tat, und aktuell hat er in großen Spielen Gonzalo Higuain eindeutig etwas voraus. Der Argentinier ist zwar extrem effektiv und besitzt wohl einen größeren Torriecher, doch im Spiel nach hinten und mit den Mannschaftskollegen fehlt ihm einiges, um an das Niveau seines Konkurrenten zu kommen. Es war nicht zuletzt Benzemas hervorragendes Forechecking, das den ersten Treffer herbeiführte, welchen der ehemalige Stürmer von Olympique Lyon dann auch selbst erzielte.

Özil und Kaká

Eigentlich spielen sie beide die gleiche Position und sind deswegen Konkurrenten, doch trotz ähnlicher Stärken sind sie von Grund auf unterschiedlich. Beide sind im Kopf wie auf den Beinen extrem schnell, dennoch verlassen sich beide großteils nur auf eines der beiden – Özil auf ersteres, Kaká auf letzteres. Der deutsche weicht ebenso wie der brasilianische Spielmacher gerne auf die Außen aus, doch während Kaká lieber über den Flügel mit Ball am Fuß die gegnerischen Abwehrreihen infiltriert, um einen Lochpass zu finden, so macht Özil diese Ausflüge und Rochaden hauptsächlich ohne Ball.

Den Ball gibt er meist im Zentrum noch ab, bereits vor der Annahme hebt er den Kopf und sucht eine schnelle Anspielstation, im Idealfall natürlich weiter vorne. Es war wohl dieser Unterschied, der Mourinho dazu bewog, Özil von Beginn an spielen zu lassen. Gegen das aggressive Pressing und die intelligente Defensivarbeit der Katalanen muss man möglichst schnell den Ball abgeben, um Ballverluste zu vermeiden beziehungsweise überhaupt nach vorne kommen zu können. Nach der Einwechslung Kakás sah man das Problem dann in seiner Reinform: ebenso wie Di Maria hatte Kaká zwar mit Ball schön anzusehende Aktionen und kam auch sehr weit in die gegnerische Hälfte, doch etwas Effektives kam nie heraus.

Der Hintergrund dessen war, dass die Spieler Barcelonas die beiden mit Ball am Fuß nach Außen abdrängten und dann das Zentrum versperrten, ein typisches Merkmal der katalanischen Defensivarbeit. Man gewährte ihnen so ausnahmsweise Ballbesitz, doch hatte kaum Gefahr zu befürchten, da einer den ballführenden Gegner Richtung Auslinie verfolgte und ein Partner ihn absicherte, falls er im 1gg1 überspielt worden wäre. Deswegen hatten Kaká und Di Maria, obwohl sie den Ball länger am Fuß hielten, weniger gute Aktionen als Mesut Özil, der ein solides, aber kein berauschendes Spiel zeigte.

Cristiano Ronaldo – sein Stigma

Vielleicht sogar der schlechteste Realspieler auf dem Platz war gleichzeitig der teuerste und in der letzten Saison Rekordaufsteller in Sachen Effektivität. Cristiano Ronaldo verfing sich immer wieder im Abwehrnetz des FC Barcelona und den Fängen Puyols, nur zu Beginn der ersten Halbzeit konnte er überhaupt zu Torchancen kommen, die er in absolut untypischer Manier vergab. Abermals versagte er in einem Spiel gegen den FC Barcelona und es scheint, dass dies langsam zur Tradition wird. Die Ursachen dafür?

Nun, neben den extrem starken Gegenspielern spielt sicherlich auch die Psyche eine Rolle. Gegen eine Mannschaft, deren Stil ihm als Gegenspieler generell überhaupt nicht liegt, da er kaum Zeiten am Ball oder ohne Bedrängnis hat, ist es immer schwer zu überzeugen. Hinzu kommen die medialen und mentalen Hindernisse: vor jedem Spiel wird diskutiert, ob Real Barcelona endlich das Wasser reichen könnte, ob Ronaldo überhaupt so gut ist wie Xavi und Co., geschweige denn Messi, und dass er ohnehin in großen Spielen untertauche.

Dieser externe Druck wiegt schwer, ähnlich geht es sogar dem Weltfußballer Messi bei der argentinischen Nationalmannschaft – selbst gute Spiele werden verkannt (wie letztes Jahr in der Copa bei Ronaldo) und es wird viel Kritik geäußert, gegen die man kaum ankommen kann, weil sie schlichtweg aus den Fingern gesaugt wird. Problematisch wird es allerdings, wenn der eigene Stolz und Ehrgeiz davon gekränkt wird. Immer mehr versteift sich Cristiano Ronaldo gegen Barcelona auf den Torerfolg, er wartete beim eigenen Defensivspiel lieber in aussichtsreicher Position auf den Ballgewinn, als sich daran zu beteiligen und vor dem Tor schießt er lieber, als ruhig den Abschluss oder den Pass zu suchen und die beste Entscheidung kurz abzuwägen.

Gestern sammelte sich dieses Problem, Puyol schien unüberwindbar und man hatte einen 1:0-Vorsprung aus der Hand gegeben. Es war kein Zufall, dass Ronaldo nach dem 1:1 und nach dem 1:2 immer einen merklichen Leistungsabfall zeigte, nach dem 1:3 war er dann gänzlich untergetaucht. Doch: psychische Blockaden kann niemand so entfernen wie Mourinho, bei Inter lieferte er diesbezüglich sein vorläufiges Meisterstück ab und Cristiano Ronaldo beziehungsweise der gesamte Verein aus Madrid könnten sein nächstes werden.

José Mourinho vs. Pep Guardiola

In der Geschichte des Fußballs gab es noch nie ein Duell zweier Trainer, welches so viel Aufmerksamkeit erhielt. Die mediale Anerkennung für Trainer steigt mit jedem Jahr, die Handschrift bei Mannschaften wird aufgrund der Verbesserung in Professionalität und Trainingswissenschaften  immer besser zu erkennen und kaum ein Trainer kann davon solch ein Lied singen, wie Mourinho und Guardiola.

Der Portugiese gilt als jener Mann, der den Trainerberuf salonfähig gemacht hat. In der Presse omnipräsent, neben dem Platz bereits mit Taktik beschäftigt (Stichwort: mediale Kriegsführung und „mindgames“), auf dem Platz ohnehin einer der größten seiner Zunft. Der als bester Reaktivtrainer der Fußballgeschichte bezeichnete Mourinho verkörpert für viele Fußballfans das dunkle des Trainerberufs, sozusagen stellt er das Yin zu Guardiolas Yang dar. Pragmatischer Defensivfußball gegen romantischen Offensivfußball, zwei Philosophien prallen aufeinander und im letzten Clasico nahm dieses Klischee dermaßen überhand, dass man von einem Krieg zwischen zweier Fußballmannschaften sprach, welche den Fußball auf ewig beeinflussen würden. Wenig verwunderlich, dass sich so mancher Neutraler deswegen auf die Seite Barcelonas schlug, doch die Wahrheit ist nicht schwarz oder weiß.

Mourinho hat im ersten Spiel gegen Barcelona, dem legendären 0:5, mit einer offensiven Ausrichtung spielen lassen und gestern war ein neuerlicher Versuch. Mitzuspielen gegen Barcelona? Für viele schon im Vorhinein ein Todesurteil und wahrscheinlich denkt sogar Mourinho ähnlich darüber, doch es bleibt ihm keine andere Wahl. Der Druck der Fans Reals lastet schwer auf den Schultern der Mannschaft, aber es ist auch ein selbstauferlegter Druck. Knappe Siege mit defensiver Orientierung können zwar Titel und Selbstbewusstsein bringen, allerdings wird nur ein Sieg mit einer offensiven Spielweise das Monopol Barcelonas zum Einsturz bringen und die psychischen Vor- und Nachteile beider Teams ausgleichen – ein Gleichgewicht der Macht in gewisser Weise.

Angestachelt durch die eigene starke Form, das Selbstbewusstsein und Barcelonas kleiner Auswärtskrise wagte man sich neuerdings an einen weiteren Versuch „mitspielen“ zu wollen. Er schlug fehl, obwohl es beinahe geklappt hätte. Mourinho hatte seine Mannschaft toll eingestellt und man unterlag abermals, der Grund war das Yang, Pep Guardiola. Özil statt Pepé, schöner Konter statt rustikalem Reaktivfußball, letztlich ein Unterschied nur in der Adaptierung der offensiven Phase, nur geringfügig beim Defensivspiel, klang toll, aber Guardiola machte diesen Plan zunichte. Es ist wohl Barcelonas größte Stärke, jederzeit und besonders nach der Halbzeit sein Spiel dermaßen simpel und doch grundlegend zu verändern, dass der gegnerische Trainer eigentlich seine gesamte Formation umkrempeln müsste.

Ein Kompromiss zwischen beiden Fanlagern könnte folglich lauten, dass Mourinho auf der Taktiktafel der beste Trainer ist, während Guardiola auf der Trainerbank neue Maßstäbe setzt – die Geschwindigkeit, wie schnell und fundamental er seine Mannschaft dem Gegner im Laufe eines Spieles anpasst, ist ebenso faszinierend, wie Mourinho seine Teams im Laufe einer Saison umkrempeln und verändern kann. Man wird abwarten, ob der Portugiese weiterhin das Yin bleibt oder sich zu einem zweiten Yang mausert.

Fazit

Der Spieler des Spiels war wohl Andrés Iniesta. Wie ein Geist passierte er seine Gegenspieler und schien unaufhaltsam, doch sowohl Carles Puyol als auch Karim Benzema zeigten herausragende Leistungen, letzterer war wohl in der ersten Halbzeit der stärkste Mann auf dem Platz.

In einem starken Spiel, welches viele taktische Wechsel und unterschiedliche Spielrhythmen zeigte, waren beide Teams gut, aber an ihre Topform konnte man vermutlich aufgrund der Gegner nicht anknüpfen. Mourinho hatte zu Beginn die Oberhand im Duell der Trainer, unterlag letztendlich dennoch, weil seine Mannschaft sich nicht so leicht verformen lässt, wie Barcas. Es war nach dem glücklichen 1:2 ein einfaches Spiel für Barca gegen das müde Real, doch die Katalanen machten das Beste daraus: ungemein souverän, taktisch und technisch hervorragend erzielten sie einen weiteren Treffer und bauen ihre sehr gute Clasico-Bilanz der letzten Jahre weiter aus.

José Mourinho fasste die restliche Meisterschaft wie folgt zusammen: „The squad was sad but calm in the dresssing-room. We knew winning or losing wouldn’t unbalance us. Same points, game in  hand.“
Es wird noch ein heißer Tanz mit der Chance auf ein wahrlich legendäres Saisonfinale.

Für die Bilder möchten wir uns bei laola.tv bedanken, die uns jene zur Analyse bereitgestellt haben. Außerdem konnte man dort das Spiel in hoher Qualität und mit ungemein toller Vorberichterstattung empfangen, ein Traum für jeden Fußballfan.

vastel 13. Dezember 2011 um 00:24

Erstmal danke für die Analyse.

Ich finde sie auch ein ganzes Stück zu tiefgehend bzw. „überinterpretiert“ und vor allem: zu Barca-gefärbt.

Bei allem Respekt für deine tolle Arbeit und an sich auch stimmige Analyse, bitte nicht vergessen, dass das Spiel (und dementsprechend die Analyse) ganz ganz anders aussieht, wenn Real die etlichen 100%-igen reinmacht!

Die Defensivleistung von Barca war in meinen Augen alles andere als überragend (vor allem zu Beginn). Gegen das extrem hohe Pressing von Real erschienen mir Valdes und die Barca-Abwehr teils gar überfordert.

Natürlich muss man das gleiche auf der anderen Seite erwähnen: Das 1:1 und das 1:2 wären in jedem Fall zu verteidigen gewesen.

Dass Barca gegen Ende dann fast wie gewohnt dominierte, sehe ich, und da gebe ich dir Recht, daran geschuldet, dass ihre Moral nach den vergebenen Großchancen und den 2 Gegentoren gebrochen war.

Im übrigen, wie es einige vor mir erwähnt haben, hat Özil eine klasse Leistung gezeigt, allein die Mitspieler haben ihm gefehlt, um wirklich zu glänzen.
(CR7 lauffaul und eigensinnig, di Maria spielerisch limitiert und fehlende Übersicht, Diarra/Khedira technisch zu schwach, Alonso zu tief). Ich bin sehr überrascht wie gut er sich unter Mou weiterentwickelt hat.
Das größte Problem Reals war die fehlende Flexibilität in Defensive wie Offensive (und die damit verbundene Laufarbeit und das Stellungsspiel). Während Özil neben seiner Defensivarbeit zumindest versuchte Unordnung reinzubringen, indem er auf die Flügel auswich, klebte CR7 ohne jegliche Effizenz so gut wie nur auf der linken Seite und nahm sich damit selber aus dem Spiel und genau hier ist der Hauptgrund für die Überlegenheit Barcas:
ständige Bewegung, Fluidität und Flexibiltät – nicht ausschließlich die individuelle Klasse der Spieler

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vastel 13. Dezember 2011 um 00:31

Nachtrag:

Was ich damit sagen möchte:
Die Analyse erweckt teilweise den Eindruck als wäre das Spiel nur wegen der Fähigkeit Barcas, nicht aber wegen der Unfähigkeit Reals, so ausgegangen.

Gerade dieses Spiel sollte klar gemacht haben:
„Man spielt nur so gut wie es der Gegner zulässt.“

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HW 13. Dezember 2011 um 09:19

„Bei allem Respekt für deine tolle Arbeit und an sich auch stimmige Analyse, bitte nicht vergessen, dass das Spiel (und dementsprechend die Analyse) ganz ganz anders aussieht, wenn Real die etlichen 100%-igen reinmacht!“

Aber dann verläuft das Spiel auch anders. Man kann ja keine „hätte“-Analyse schreiben. Real macht die Tore nicht und das Spiel geht seinen Weg.
Kritik ist natürlich erlaubt, besonders von einem regelmäßigen Leser und Kommentator.

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RonnieBarca 18. Dezember 2011 um 22:45

stimmt…CR7 macht seine 2 „100%igen“, Barca macht 4 mehr…

Cheerio

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David 12. Dezember 2011 um 20:59

Outstanding analysis. I’m thankful I understand German. The page was linked to in a comment on ZonalMarking — I’d like to see this get more visibility. Keep it up.

Antworten

RM 12. Dezember 2011 um 22:19

Hello there,
thank you for the nice comment. We already made some „in-depth“-analysis but I have to admit that it is a rarity on our site, it occurs maybe all 2-4 weeks. Still I hope that you may like our normal analysis as well and we will try to give you „more visibility“ as often as it is possible. Kind regards!

Antworten

NormalFan 12. Dezember 2011 um 18:42

Ich als „normalo“-Fan, der zwar gerne und häufig Fußball schaut und eure Seite seit der 11Freunde-Erwähnung regelmäßig ließt, selbst aber weder auf höherem Niveau gespielt habe, noch mich so mit Taktik beschäftigte wie scheinbar jeder andere hier, komm nicht umhin manchmal doch etwas überfordert da zu stehen, wenn der 12. englische Ausdruck für eine für mich unbekannte Position fällt.
Einmal viel oben das Wort „Überinterpretation“ (wenn auch nicht so negativ wie ich es jetzt verwenden möchte), für mich trifft es das recht gut… Für einige eurer Thesen fielen mir nach dem Spiel maximal ein Beispiel ein, was für mich Glück oder Zufall weniger aber „Taktik“ oder „Vorgabe“ darstellt.

Warum ich dies schreibe? Weil ich einfach eine kritische Stimme unter den Kommentaren haben wollte, für alle die, denen es ähnlich geht.
Selbstverständlich, und das möchte ich hervorheben, ist das nur mein perönlicher Eindruck, der durchaus auf fehlendem Sachverstand beruhen kann, das mag ich gar nicht abstreiten, trotzdem wollte ich es mal angeführt haben. Übrigens ist dieser Eindruck meist nur nach der Lektüre euerer In-Depth-Analysen vorhanden.

Nichtsdestotrotz: Ihr macht sehr gute Arbeit und ich lese eure Artikel (auch wenn ich sie manchmal übertrieben finde) gerne!

PS: Eins ist mir aber aufgefallen: Der so gelobte Marcelo hat den Ball 3-4 mal vollommen unkontrolliert weggedroschen und sogar einmal eine Ecke verschuldet, war das Mourinhos Vorgabe? 😉

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laterookie58 12. Dezember 2011 um 20:58

@NormalFan: damit Du Dich besser fühlst: jeder hier teil- und anteil- nehmende Leser äußert ohne jegliche Beschränkungen seine eigene Meinung. Auch ohne Trainerschein- Nachweis der Sporthochschule Köln o.ä. ! Nicht jeder von uns, der Fußball- verliebt oder – verrückt ist, hat auch das Auge und die „Wortgewalt“ dafür um ein Fußball- Spiel analytisch aufzubereiten und anderen Interessierten verständlich darzubringen (Du wirst noch herausfinden, daß hier einige Vollprofis mit- posten…). Auch ich habe, bis zum ersten Besuch dieser Seite, mich nie um Taktik gekümmert. Meine Standard- Spielklasse war die 4. Kreisklasse mit einem Kurzausflug in die Landesliga; man hat sich an mich erinnert, weil ich nicht gut war…
Allerdings kann ich voller Freude feststellen, daß hier ein gepflegter Umgangston herrscht. Bisher konnte jeder seine festgestellten Irrtümer eingestehen. Und man kann sich hier auch entschuldigen, wenn man mal etwas „zu sehr vorgeprescht ist“ im Eifer des Gefechts um die schönste Nebensache der Welt: F U S S B A L L … Also: schreibe, wannimmer Du etwas beitragen möchtest. Auf bald…

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HerrHAnnibal 12. Dezember 2011 um 14:15

Für mich ebenfalls eine sehr starke Analyse. Ich empfand es als etwas zu ausführlich aber ich kann mir vorstellen, dass andere Leser hier sehr viel dazulernen können, weil ihnen dies zum ersten Mal richtig aufbereitet wird.
Ich sehe seit 5 Jahren fast jedes Barca Spiel auch im Hinblick auf Taktik und die Mechanismen so dass ich einige Abschnitte nur überflogen habe

Ich will auch nochmal kurz erwähnen, dass Busquets diesen Wechsel zwischen Mittelfeld und Innenverteidigung schon in den letzten Jahren immer wieder in einzelnen Spielen gezeigt hat. Teilweise hat er sich zwischen die Innenverteidiger fallen lassen damit die Außenverteidiger beide im Mittelfeld oder sogar als Winger agieren können. (Damit ist die ständige Behauptung die 3er Kette sei neu auch absolut falsch)
Auch die Änderung wie im Clasico (Alves nach vorne, Puyol nach rechts) ist nicht zum ersten Mal gezeigt worden. Allerdings dann auch oft während Keita die linke Halbposition im Mittelfeld besetzt hat und dann als defensivstarker Spieler praktisch die Absicherung auf der 6 mitübernehmen konnte wenn Busquets nach hinten ging.

Und noch ein kleiner Punkt: Es ist unglaublich wie vor allem Xavi, Iniesta, Busquets und Messi mit einfachen Körpertäuschungen und kleinen Verlagerungen des Schwerpunkts ihre Gegner ins Leere laufen lassen. Gerade in der zweiten Halbzeit konnten sich die Spieler durch diese Fähigkeit immer wieder relativ leicht von ihren Gegenspielern befreien und Raum schaffen.
Genau davon sollte man Highlighttapes erstellen und jedem Kind vorspielen. Das hilf mehr als Dribblingskills a la Ronaldo und Neymar.

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HW 12. Dezember 2011 um 14:42

„Genau davon sollte man Highlighttapes erstellen und jedem Kind vorspielen.“

Ich sags mal ganz subjektiv. Barca ist eines der wenigen Teams bei dem ich mir auch ein „langweiliges“ 0:0 über 90 Minuten anschauen kann. Leider kommt die eigentliche Stärke des Teams und die Philosophie nicht rüber wenn z.B. im Sportstudio nur die Tore gezeigt werden können. Das ist dann so als würde man von Munchs Der Schrei nur den schreienden Kopf zeigen.

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neutraler beobachter 12. Dezember 2011 um 14:48

guter vergleich, hw

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_ME_ 12. Dezember 2011 um 13:16

Vielen Dank!

Durch euch durfte ich das Spiel zweimal genießen. Sowohl die beiden Trainer, als auch RM als Analyst heben unser geliebtes Spiel auf ein neues Niveau!

Die Idee mit dem Sammelband kann ich auch nur unterstützen.

P.S.: Wie ich mich schon auf die EM freue, unbeschreiblich…

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Raúl 12. Dezember 2011 um 10:39

Den Schachzug, einen invertierten Flügel im Defensivbereich zu verwenden, hat sich Mourinho keineswegs von der deutschen Bundesliga abgesehen. Das selbe konnte man schon mit Javier Zanetti bei Inter in der Championsleague beobachten.

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RM 12. Dezember 2011 um 11:40

Natürlich nicht! Das gab es bei Arsenal z.B. auch schon, ich habe wohl nur missvertständlich ein Bsp. aus der Bundesliga zeigen wollen.

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EvilMad 12. Dezember 2011 um 09:38

Vielen Dank für diese Analyse. Bin hin und weg.
Bin zum ersten mal auf eurer Seite und direkt Fan geworden…
Ihr werdet mich jetzt öfter sehen 😉

Zum Artikel direkt;
Die Fabregas Kritik teile ich nicht ganz, da dieser halb links stand und mit Di Maria und Lass Diarra quasi bei der kleinsten Ballberührung gedoppelt wurde. An ihm die gescheiterte Xavi-Iniesta Achse fest zu machen, finde ich etwas überhart.
Man mag es kaum glauben und wirklich nachvollziehbar ist es auch nicht, aber Xavi hatte da deutlich mehr Raum. Sei es wegen einem defensiv beteiligungslosen Ronaldo oder einem etwas offensiver ausgerichteten Alonso… Ich hätte ja erwartet, dass Real sich mehr auf Xavi als auf Fabregas fokussiert. So konnte sowohl Messis Chance als auch das 1:1 über halb links eingeleitet werden.
(Gut bei Messias Chance ist Ramos ausgerutscht, dennoch stand Lass bei Fabregas)

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geniocreatore 12. Dezember 2011 um 01:11

Den Absatz zu Valdes kann ich net so stehen lassen. Was er da mit seinen Pässen gespielt hat war fast schon Harakiri ^^
In der zweiten Halbzeit hatte er noch einen Fehlpass vor dem eigenen Strafraum, den dann – ich denke es war Abidal – aber wieder ausbügelte und dazu kamen dann noch 2-3 extrem riskante Pässe die gut auch hätten abgefangen werden können. Philosophie hin oder her, die Bälle muss er wegschlagen wenn es keine halbwegs sichere Anspielstation gibt.

Ansonsten schöne Analyse, auch wenn du mir bisweilen zuviel in Kleinigkeiten hineininterpretierst 😉

btw: Mann des Spiels war eindeutig Puyol, da gibts keine zwei Meinungen! 😛

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Batistuta 11. Dezember 2011 um 23:40

eine wirkliche tiefgehende Analyse. Vielen dank auch für das schnelle hochladen.

Fand nur Marcelo in dem Spiel nicht ganz so stark, beispielsweise bei dem 3-1 konzentriert er sich zu früh auf Messi und lässt somit D. Alves Platz zum Flanken.

Außerdem gehört für mich auch ein faires Verhalten auf dem Platz dazu, leider ist Marcelo davon sehr weit entfernt. Nicht nur der überflüssige Schubser in Richtung der Kehle D.Alves sondern auch der verwährte Handschlag mit Pique nach dem Spiel zeigen von einem unangebrachten Verhalten und das nicht zum ersten Mal.

Vielen Dank für diese höchst interessante Seite. Grüße aus Madrid:-)

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Frank Frohmann 11. Dezember 2011 um 23:13

Warum wird eigentlich nirgendwo erwähnt, dass Barcas 2:1 ein Abseitstor war?
Hier ab 5:50: http://www.youtube.com/watch?v=mjpgIPhXb1g&feature=player_detailpage

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Glasauge 12. Dezember 2011 um 10:32

Könnte man so sehen. Bei der Hackenablage sind zwei Barca-Spieler im Abseits, einer nur „passiv“. Aber erst der Klärungsversuch brint Xavi in die Lage, den Torschuss zu setzen. Es ging recht schnell und durch die neue Spielsituation fand es auch keine Beachtung. Wenn man allerdings die Bilder sieht, sollte es für den Linienrichter deutlich zu erkennen gewesen sein.

Antworten

HW 12. Dezember 2011 um 13:37

Da in der aktuelle Auslegung das passive Abseits oft erst zum aktiven Abseits wird, wenn der Spieler den Ball tatsächlich annimmt bzw. die Sicht des Torwarts behindert, hat der Schiedsrichter (+ Assistent) richtig entschieden und das Spiel laufen lassen. Danach entsteht eine neue Spielsituation (wenn Xavi den Ball bekommt) und die muss neu bewertet werden.

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HW 12. Dezember 2011 um 10:39

Schwierig. Da die Pässe zu den Spielern im Abseits nich ankommen, braucht der Schiedsrichter nicht pfeifen.

Antworten

Frank Frohmann 11. Dezember 2011 um 22:49

Auch von mir großen Dank für den Artikel, der mich ob des Umfangs erst erschrecken ließ, aber letztendlich war doch jeder Absatz ein Gewinn. Ähnlich wie einige Vorposter sehe ich diese Analyse fast schon lehrbuchreif und weit über die Tagesanaylse hinausgehend.

In der ersten Halbzeit empfand ich Real durchaus dominant und weit dichter an einem weiteren Tor als Barcelona. Knackpunkt der Party war dann das 1:2, was sich wegen Reals ungeheurem Aufwand vor allem psychologisch auswirkte. Dass nach dem 1:3 schließlich nichts mehr ging, würde ich dann nicht gar nicht so sehr Barcelonas Stärke zuschreiben, als vielmehr Reals Einsicht in die Niederlage geschuldet.
Enttäuscht haben mich Reals Auswechslungen: sie waren keine Bereicherung, vor allem wurde Ronaldos Totalausfall dadurch nicht kompensiert. Er fand im Vergleich zu Di Maria dann auch auf rechts nicht statt. Kaka für Özil war letztendlich nur ein 1:1 Tausch ohne verstärkende Wirkung, Higuain verdrängte den stärkeren Benzema aus dem Zentrum.
Letztendlich hat für mich Real das Spiel in der Offensive verloren, wo sie sich für ihren Aufwand nicht belohnen konnten. Mit einer weiteren Führung im Rücken hätten Sie Barcas Spiel entspannter entgegensehen können und sich gleichzeitig die Chance auf ihr Überfallspiel bei Balleroberung behalten.

Vor allem war ich aber auch froh, dass die Tretereien und Feindseligkeiten der letzen Begnungen nicht vorkamen, trotz einer ungeheueren Intensität des Spiels.

Antworten

Michael Meyer 12. Dezember 2011 um 19:55

Ja, vermutlich hat Real das Spiel in der Offensive verloren, das kann man so sehen. Ronaldo hätte zwingend das 2:0 machen müssen, schwer zu sagen, ob sich Barca davon noch einmal erholt hätte. Und eine sehr gute Chance zum 2:2 hatte er ja auch noch. Faktisch hat sich Ronaldo nicht mehr von seiner Fehlleistung erholt.

Antworten

James 11. Dezember 2011 um 22:46

Danke für diese Analyse…
Zudem finde ich es interessant wie ihr die Defensive von Barca beschrieben habt. Von einem 4-3-3 mit Alves als AV zu einem 3-5-2/4-4-2 mit Alves als RM/Wing-Back und Busquets als Hybrid zwischen 6er und 4er. Durch diese Polyvalenz gibt es für Barca komplett neue Möglichkeiten die noch nie von jemanden so genau beschrieben wurde. Ich denke, dass in man es gegen verschiedene Gegner immer passend verändern könnte. Genial!

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HW 12. Dezember 2011 um 08:19

Die Art wie Barca die 3er-Kette spielt erinnert an die Holländer mit Koeman und Rijkaard.
Der defensive Mittelfeldspieler (Rijkaard, Busquets) kann sich problemlos in die Abwehrkette fallen lassen und erlaubt den Verteidigern (früher mal Manndecker genannt) relativ breit zu spielen. Der Libero (Koeman, Pique) hat ebenso Qualitäten als Spielmacher und kann, bei entsprechenden freiem Raum, nach vorne stoßen.
Es ist kein Zufall, dass alle 4 Spieler der Verteidigung bei Barca zwei Rollen übernehmen können. Puyol und Abidal als Innen- und Außenverteidiger und Pique und Busquets wie eben beschrieben (Innenverteidiger und freier Spieler).

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German_Informant 11. Dezember 2011 um 22:30

Eigenbauspieler. Kommt RM etwa aus Österreich? 😉

Wie immer ein schöner Artikel. Besten Dank dafür!

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neutraler beobachter 11. Dezember 2011 um 22:22

Vorweg: diese Seite ist ganz großes Tennis und auch diese Spielanalyse ist klasse, RM! Besonders stark sind wieder mal die Ausführungen zu den Abwehrstrategien.

Ich stimme in fast allen Punkten der Analyse mit dir überein und finde auch (im Gegensatz zu einem Großteil der spanischen Tages- und Sportpresse), dass Özil ein zumindest solides Spiel gemacht hat.
Ich habe mir gerade noch einmal seine gesamten Szenen angeguckt (http://www.youtube.com/watch?v=vTwFj0EywjQ), die meiner Meinung nach exemplarisch für den Niveauunterschied der beiden Mannschaften stehen: zwar gelingt es Özil oft auch unter größtem Druck und von zwei oder drei Gegenspielern attackiert, seiner Mannschaft den Ballbesitz zu sichern (ich glaube, er hat insgesamt nur 2 Bälle verloren), aber er findet außer Benzema keine ausreichend assoziativen Partner um sich weiter durch Barcelonas Defensivverbund zu kombinieren. Ronaldo ist schon aus Persönlichkeitsgründen kein großer Kombinationsspieler, sondern sucht im letzten Drittel fast immer selbst und auf direktem Wege den Abschluss, Di Maria fehlt meiner Ansicht nach der entscheidende Hauch Spielintelligenz zum Weltklassemann und er fühlt sich wohler im 1 gegen 1 und aus dem defensiven Mittelfeld ist auch keine große Unterstützung zu erwarten, denn der technisch beschlagene Alonso spielt den deeplying playmaker, so dass eigentlich nur Lass in letzte Drittel eindringen kann, dem aber schlicht die technischen Mittel fehlen.
So muss Real sich am Ende des Tages in der Offensive meist auf Einzelaktionen verlassen, die viel leichter zu verteidigen sind als strukturierte Angriffe mit Beteiligung mehrerer (wie von Barcelona so oft dargeboten). Der Sieger darf in solchen Spielen dann auch eigentlich nur Barcelona heißen.

Frage an Dich, RM: Glaubst du, dass Real Barcelonas Dominanz in naher Zukunft brechen kann, man also nach einem Spiel einmal sagen kann: Madrid hat verdient gewonnen und Barcelona beherrscht?

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guardiola 12. Dezember 2011 um 06:27

Stimme dem völlig zu. Özil ist in den ersten 20-30 Minuten oft in aussichtsreicher Position nicht angespielt worden. Ronaldo und di Maria fehlt in diesen Situationen einfach die Übersicht. Wären ein paar dieser Aktionen von Real besser ausgespielt worden, wäre das Spiel vermutlich anders ausgegangen. Barcelona war wirklich stark erst nach dem Zufallstreffer zum 2-1. (Wobei man da übrigens vorher auch auf Abseits Sanchez entscheiden kann.)

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cule 11. Dezember 2011 um 21:45

Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, um in die Fülle meiner Dankbarkeit und Bewunderung für diesen Artikel auszudrücken. Deshalb belasse ich es bei ein paar vereinzelten Dingen: Das ist die mit Abstand beste, kompletteste (ok, ein winzig kleiner Kritikpunkt: die Frage, wieso Sanchez und nicht Pedro gespielt hat wurde nicht adressiert), tiefgreifenste Analyse eines Fußballspiels, die ich je genießen durfte (wobei zu sagen ist, dass ich diese Seite erst seit kurzem kenne (Schande über mich) und wahrscheinlich eine Fülle an ähnlich großartigen Artikeln verpasst habe).
Es lässt den gemeinen Fußballfanatiker in Ehrfurcht erstarren und es ist eine Schande, dass der Schöpfer eines solchen Werkes nicht monetär dafür entlohnt wird, denn ich kann mir nur schwer vorstellen, wie viel Arbeit und Herzblut in einer solchen Analyse steckt. Ich ziehe den Hut vor RM und den Autoren der Seite insgesamt.

Ich freue mich auf viele weitere Spielanalysen ähnlichen Formats.

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RM 11. Dezember 2011 um 21:49

Ein beschämtes Danke und wie gewähnlich: tut mir Leid, ob meiner sprachlichen Unfähigkeit!

Bzgl. Pedro: Einerseits eine Formkrise, andererseits benötigt man mit nur zwei wirklichen Stürmern vorne nicht nur einen eiskalten Arbeitertypen, sondern einen wendigen Dribbler, der die Abwehrreihe beschäftigen kann. Villa ist jener, mit dem Mittelstürmergenen in sich, Pedro der eiskalte Vollstrecker und unaufhörliche (spielintelligente) Arbeiter, während Sanchez sowohl eiskalt als auch verspielt sein kann, dazu kommt seine „workrate“, wie die Briten sagen würden. Ich hoffe, dieser Kritikpunkt wurde nun berichtigt!

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SM 11. Dezember 2011 um 21:28

Höchste Anerkennung für die detaillierte Analyse!!!

Hervorzuheben gilt die unglaubliche Variabilität des Barca-Spiels. Eine Lehrstunde für die oftmals starren und ideenlosen Formationen zahlreicher (Spitzen-)Mannschaften…

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neutraler beobachter 11. Dezember 2011 um 22:50

Sehe ich auch so. Wahnsinn, wie viele verschiedene Positionen fast jeder Feldspieler Barcelonas ausgefüllt hat. Guardiola muss nicht einmal auswechseln, um dass taktische Gerüst seiner Mannschaft grundlegend zu verändern.

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RonnieBarca 11. Dezember 2011 um 20:58

schlicht u einfach grösste Hochachtung für diese Analyse…

ich habe fertig…

Cheerio

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Ian 11. Dezember 2011 um 20:18

Man muss aber sagen, dass Barcelona doch auch Glück hatte, denn das zweite Tor war nichts anderes.

Generell fand ich jetzt Barcelona spielerisch nicht so überlegen wie zum Teil in den letzten Jahren.

Auf Real-Seite fande ich Özil jetzt nicht so schlecht, wie er von einigen gemacht wurde, denn er war defensiv besser als man ihn kennt und verlieh dem Spiel eine gewisse Struktur.

Ronaldo war dagegen der komplette Totalausfall und versiebte obendrei auch noch zwei Hundertprozentige, die er sonst im Schlaf machen würde. Für mich eindeutig schlechtester Spieler auf dem Platz.

Reals Außenverteidiger sah ich allerdings zum Teil auch überfordert – Coentrao sieht weder beim ersten noch beim dritten Gegentor gut aus und Marcelo ließ (trotz des Lobes in der Analyse) Alves in der zweiten HZ zu viel Platz, was natürlich auch an der mangelnden Unterstützung Ronaldos lag.

Auf Barcelonas Seite natürlich Puyol ganz stark, Iniesta in der zweiten Hälfte glänzend, wo Coentrao aber auch ohne di Maria irgendwann auf sich alleine gestellt war.

Messi nicht so überragend aber eine gute Aktion reichte, um das erste Tor einzuleiten wenngleich dort schlecht verteidigt wurde von RM.

Ansonsten alle ganz solide, aber hätte gerne gesehen, ob Barcelona auch ohne das zweite Glückstor das Ding gewonnen hätte.

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tactic_addicted 11. Dezember 2011 um 18:52

Hallo,

vielen Dank für die sehr gute Analyse. Wieder einmal einfach nur Hochachtung vor dem immensen Arbeitsaufwand.

Vorneweg zwei persönliche Anmerkungen an eure Analysen im allgemeinem:

1) Teilweise stört mich etwas die Ausführlichkeit derselbigen. Da hat man ja fast eine psychische Blockade beim Öffnen des Artikels, sich so einen Text vorzunehmen. Einerseits ist der enorme Zeitaufwand zum Lesen ein Hindernis, andererseits fehlt teilweise eine runde Darstellung. Ich kann gut verstehen, dass ihr vesucht, der Komplexität eines solchen Matches gerecht zu werden, aber teilweise fürchte ich, dass man vielleicht zu sehr in die Gefahr des Überinterpretierens gerät. So wie in der 10. Klasse Deutsch-Aufsätze, wenn man den Damen keine Beschränkung in der Seitenzahl auferlegt 😉

2)Der Ansatz mit den Bildern finde ich wirklich klasse. Man kennt es ja auch aus wissenschaftlichen Artikeln, dass ein gutes Bild ab und an den gesamten Text erst verständlich macht. Da eure Veröffentlichungen in Systematik und Umfang einem Paper sehr ähnlich kommen, ist dies ein richtiger und guter Schritt. Vielleicht könnte man noch graphische Hilfsmittel wie Kreise und Pfeile benutzen, oder kleine Videos einspielen. Das würde sicherlich enorm helfen (zum Beispiel Spielernamen in Bilder ergänzen, die erkennt man nicht immer gut)

Kommentare zum Text und zum Spiel:

1) ich kann eurer Einschätzung nicht ganz folgend, dass am Anfang eine Dreierkette in der Abwehr vorlag. Busquets hat sich fast instantan nach dem Gegentreffer in die Innenverteidigung fallen lassen, wo er auch die meiste Zeit blieb. Die Darstellung von Busquets, die ihr für die zweite Halbzeit getroffen habt, halte ich eigentlich für das gesamte Spiel für passend. Diese partielle Rückkehr zur Viererkette deckt sich auch sehr gut mit eurer Prognose für diese Partie.

2) sehr gut wurde die herausragende Arbeit von Alexis herausgearbeitet. Dieser hat hinten bei Real so viel Verwirrung gestiftet, dass an ein kollektives Pressing nicht mehr zu denken war.

3) sehr gut erkannt auch die Umorientierung Messis von einer falschen Neun im ersten Durchgang zu einem klassischen kreativen Mittelfeldspieler im Zentrum. Erst seine Omnipräsenz hat Xavi und Iniesta die Möglichkeit geschaffen, wieder miteinandern zu kombinieren.

4) Man muss einfach auch mal erwähnen, warum Barcelona erfolgreicher spielt als z.B. Dortmund. Sie werden vom Gegner mit einer enormen Physis bespielt. Gerade Real bietet ja nun wirklich die reinsten Hühnen auf. Das ein Messi aber trotzdem in der Lage ist, sich wie beim 1:1 körperlich gegen solche Leute zu behaupten, ist einfach enorm. Ein Götze wäre wahrscheinlich einfach umgefallen, hätte einen Freistoß erhalten, aber die Gefahr wäre gebannt. Barca verbindet das schöne (Messi, Xavi, Iniesta) mit dem Robusten (Pique, Busquets, Puyol), was einen enormen Anteil am Erfolg haben wird.

5) einmal wird von einem 3-4-3/3-3-4-Hybridsystem gesprochen. Hier wird wohl eher ein 3-4-3/4-3-3-Hybridsystem gemeint sein.

6) Ganz stark habe ich Abidal gesehen. Enorm ballsicher und gedankenschnell, dabei eine unglaubliche Ruhe. Sicher ein wichtiger Spieler in den Momenten starken Gegenpressings.

7) Khedira hat mir nicht gut gefallen. Beispielhaft die Situation, wo er gegen Abidal pressen will, und dieser einfach mit dem Rücken zu Khedira den Ball über in lupft. Hat keinerlei Zugriff auf das Spiel bekommen.

8) Dieses Spiel ist wieder einmal exemplarisch dafür, wie andere Topmannschaften gegen Barcelona spielen möchten, und warum dies meinstens nicht funktioniert. Sie versuchen es mit einem unglaublichen Pressing, welches schon fast an Wahnwitz bezüglich des läuferischen Aufwandes grenzt. Teilweise resultieren daraus Ballgewinne nah am Tor, aber meistens fehlt ein Spieler, der in dieser Situation noch die Kraft für einen effektiven Abschluss hat. Man müsste in dieser Spielphase 2 Tore gegen Barcelona schiessen, um damit erfolgreich zu sein. Gelingt dies nicht, passiert zwangsläufig dass, was mit Real in der zweiten Hälfte geschah: man ist komplett am Ende seiner Kräfte und wird umso mehr im gegnerischen Kurzpassspiel aufgerieben.
Mich hätte diesbezüglich wirklich einmal die Partie Dortmund – Barca interessiert, da die Dortmunder diesbezüglich noch das effektivste Pressing spielen.

9) Iniesta war in der zweiten Halbzeit überragend. Sehr schade, dass Barcelona immer in einem Atemzug mit Messi genannt wird, und dieser wunderbare Techniker häufig unterschlagen wird.

10) Pique war ebenfalls enorm wichtig für den Erfolg. Ich finde nicht, dass ihm gegenüber Puyol besonders hervorzuheben war.

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TE 11. Dezember 2011 um 19:58

Ich mische mich mal kurz zu deinem 2. Punkt ein: Bilder und Videos sind grundsätzlich aus Urheberrechtsgründen nicht möglich. Wir würden uns damit normalerweise strafbar machen. Diese Analyse war eine große Ausnahme, weil Laola1.tv, die die Übertragungsrechte an der spanischen Liga in Deutschland halten, uns ausdrücklich erlaubt hat, bei entsprechender Kennzeichung die oben ausgewählten Bilder zu veröffentlichen. Wir dürfen da auch keine Markierungen o.Ä. reinmalen. So ist nunmal die Rechtelage in Deutschland, und der müssen wir uns beugen.

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tactic_addicted 12. Dezember 2011 um 12:22

schade, dass das so restriktiv gehandhabt wird. Als ob das exemplarische nachträgliche Herausgreifen einzelner Spielszenen den Rechteinhabern auch nur einen Zuschauer kosten würde …
Ich weiss, es ist angesichts eures enormen Zeitaufwandes schon fast frech zu fragen, aber :
Könnte man nicht ergänzend zu dem Photo einzelne schematische Zeichnungen aus der Vogelperspektive aufführen, die nur mit Kreisen und Namen eine einzelne Spielsituation beleuchtet?

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HW 12. Dezember 2011 um 14:02

@tactic_addicted

Das sind einfach Urheberrechte. Selbst wenn einzelne Rechteinhaber das nicht so eng sehen kann man nicht pauschal machen was man gerne möchte. Laola1 und die TV Sender kaufen ja auch nur Übertragungsrechte von den Verbänden und Ligen und dürfen auch nicht alles mit den Bildern machen.
Und selbst freie Lizenzen wie Creative Commons haben Regeln an die man sich halten muss. Das hat auch seinen Sinn, oder willst du, dass dein mühsam erstelltes Produkt von irgendwem umsonst weiterverwendet wird?
Das das auch kostenlose Werbung ist steht auf nem anderen Blatt…

Zusätzliche Grafiken machen wir sonst auch, aber was ist den in den Fotos schlecht zu erkennen? Welche Situation sollte detaillierter abgebildet werden?

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tactic_addicted 12. Dezember 2011 um 14:21

@HW

Ich bin zumindest der Meinung, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, die Rechte für Fernsehübertragungen auch auf Rechte an Standbildern zu übertragen. Aber ich möchte hier wirklich keine rechtliche Diskussion führen, da bin ich nicht bewandert genug.

Zu den schematischen Zeichnungen:
teilweise habe ich (vielleicht auch nur nicht) Probleme, die Spieler auf dem Bild zuzuordnen. Teilweise verrät der Bildausschnitt aufgrund seiner Enge auch nicht, wie sich unmittelbar vorher die anderen Reihen verhalten haben etc.
Aber ich wollte das jetzt auch nicht vehement einfordern, ich bin nur ein Freund von graphischer Visualisierung.

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HW 12. Dezember 2011 um 14:55

@tactic_addicted

Ich wollte bezüglich der Rechtslage nur klarstellen, dass dort viel Geld im Spiel ist und Agenturen für Fotos usw. bezahlen und bezahlt werden. Daher ist es verständlich, dass eine kostenlose Hintertür nicht von jedem gerne gesehen wird. Das die Rechtslage nicht immer praktisch ist und den kreativen Umgang eher bremst will ich nicht abstreiten.

Viel mehr als auf den Standbildern erkennt man auf handgemachten Grafiken oft auch nicht. Nur Spieler die ins Bild kommen oder daraus verschwinden kann man evtl. noch einzeichnen.
Es ist dann ein Kompromis. Ein sehr genaues Standbild, wie hier, können wir sonst nicht liefern. Unsere Grafiken sind ungenauer als die Fotos, weil Proportionen nicht mehr stimmen. Zusätzliche Grafiken (zu den Standbildern) wären vielleicht auch ein Overkill. Es kommt dann drauf an was dargetellt werden soll.

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TE 12. Dezember 2011 um 18:05

@tactic_addicted: Wir sind an und für sich auch immer für grafische Visualisierungen zu haben. Aber wie gesagt, die Fernsehsender erlauben keine Screenshots, und diese Analyse funktionierte so nur dank der Kulanz von Laola1.tv. Jede Abänderung der Screenshots wäre schon nicht mehr rechtlich gedeckt. Im Internet des 21. Jahrhunderts ist man nie sicher vor Anwälten, die im Zweifelsfall im Sinne ihrer Kunden uns mit hohen Beiträgen abmahnen. Und das können und wollen wir schlicht und ergreifend nicht riskieren.

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crs 9. Februar 2012 um 11:31

allas verwendet unter seinen videos:

COPYRIGHT STATEMENT: This video is property of FC Barcelona, Mediapro, RTVE, Sky Sports, AL Jazeera, LaSexta FIFA and UEFA. This video is not being used to make money in any way and is for entertainment and leisure purposes only. This is an act of fair usage as described by the Copyright Offices, therefore, a dispute should not occur over this video.
Copyright Disclaimer Under Section 107 of the Copyright Act 1976, allowance is made for „fair use“ for purposes such as criticism, comment, news reporting, teaching, scholarship, and research. Fair use is a use permitted by copyright statute that might otherwise be infringing. Non-profit, educational or personal use tips the balance in favor of fair use

könnte ihr das nicht auch so regeln?

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TE 9. Februar 2012 um 11:57

Kurz und knackig: Nein. Allas Videos werden ja auch dauernd gelöscht aufgrund Copyright-Verletzungen (siehe Interview hier). Sportrechte sind ein äußerst sensibles Thema in Deutschland. Die Rechte sind klar an die TV-Sender vergeben, und der im Disclaimer gültig gemachte Bildungsauftrag ist in Deutschland rechtlich anders definiert als in anderen Ländern. Ein Copyright-Disclaimer reicht hierzulande nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen wird. Wir können uns finanziell nicht erlauben, auch nur die kleinste Abmahnung zu erhalten und deshalb sind wir in diesem Bereich so pingelig-korrekt.

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crs 9. Februar 2012 um 12:03

sowas ist echt zum heulen 🙁
danke für die schnelle antwort.

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RM 11. Dezember 2011 um 21:54

Danke für den interessanten Kommentar. Sehr viele richtige Punkte, dazu möchte ich nur wenig ergänzen:
1) Bereits Pique sagte, man habe auf eine Dreierkette umgestellt. Persönlich vermute ich, dass Busquets tiefe Stellung in Halbzeit eins noch nicht bewusst so tief war, sondern er sich instinktiv dem Spielverlauf und den jeweiligen Situationen anpasste. Auch davon beeinflusst hat ihn dann Guardiola gänzlich nach hinten gezogen, dies ging aber mit Fabregas‘ tieferer (und doch stark offensiver, wie paradox!) Stellung einher.
5) damit war das Standardsystem der Dreierkette in dieser Saison gemeint, nicht das gestrige.

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tactic_addicted 12. Dezember 2011 um 13:01

Hallo

1) Ist dieser fließende Wechsel zwischen 6er-Position und Innenverteidigung vielleicht ein Modell für die Zukunft, oder nur gegen Top-Teams wie Real sinnvoll?

5) sorry, das habe ich falsch verstanden

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tactic_addicted 12. Dezember 2011 um 13:33

Ich darf noch positiv heraushaben, dass sich eure Beobachtung bezüglich Iniesta und Xavi in der zweiten Halbzeit auch sehr gut mit der durchschnittlichen Position der beiden in den Halbzeiten deckt:

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firedo 12. Dezember 2011 um 07:22

Den Punkt zur Ausführlichkeit kann ich nur unterschreiben!
Den Text und die Sachverhalte etwas zu straffen würde den Lesern das lesen sicher etrwas leichter machen.

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my_heroine 11. Dezember 2011 um 17:55

Busquets zeigte gestern in der Tat wieder einmal, dass er der beste defensive Mittelfeldspieler der Welt ist (und weitaus mehr). Seiner Lieblingsbeschäftigung ging er mal wieder exzellent nach – nämlich Özil aus dem Spiel zu nehmen, wie schon in den vielen anderen Clasicos und bei der WM 2010. Sicher im Passspiel, wie immer intelligent im Stellungsspiel und hat auch seine Hybridrolle klasse ausgeführt. Klar Spieler des Spiels für mich.

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Berliner 11. Dezember 2011 um 17:45

Super Analyse!
Ich stimme absolut zu, dass Busquets gestern eine fast perfekte Leistung gezeigt hat. Und ich denke auch, dass seine Rolle zwischen der Abwehr und der Mittelfeldreihe mittelfristig den Weg der Zukunft zeigt. Inwiefern sich ein solcher Spielertyp in absehbarer Zeit jedoch auch in anderen Teams durchsetzt und somit quasi Vobildcharakter hat bleibt abzuwarten, denn viel komplexer kann einer Rolle auf dem Platz nicht mehr sein und nach momentanen Stand sind die Optionen an Spielern die dazu in der Lage überschaubar. Trotzdem natürlich eine hochinteressante Variante die Guardiola dieses Jahr hier eingeführt hat.
Noch kurz einen Satz zu den inversen Außenverteidigern: Ganz klar ein Trend der in Zukunft noch deutlicher zu sehen sein wird. Nichtsdestotrotz auch nicht neues. Die Konsequenz wird logischerweise sein, dass links Rechtsfüßler und umgekehrt spielen werden. Aber wo wenn nicht in Deutschland ist die Variante ein alter Hut!

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laterookie58 11. Dezember 2011 um 17:39

RM: in der Hoffnung niemanden zu langweilen, wiederhole ich mich sehr gerne: dank Deiner unglaublichen Analyse habe ich endlich auch mal einen Clasico „gesehen“–ich habe kein pay- TV. Eine derartig detailreiche Gegenüberstellung von Spielern, ihren Positionen und Aufgaben, taktischen Marsch- Routen vor und nach der Halbzeit… Das Für und Wider, die gesehenen Gründe für den Spielausgang… Meine Sehnsucht nach pay- TV wird riesig; obwohl Ihr alle von spielverlagerung mir tolles „Kopf- Kino“ liefert– beinahe täglich!!
Frage: Hat das pressing der ersten Halbzeit Real soviel Kraft gekostet oder hattest Du den Eindruck, daß sie fehlende Fitness hatten– zusammen mit dem ungeheuren psychologichen Druck des Clasicos? (Wenn es Deine Zeit erlaubt!)
Nochmals herzlichen Dank!

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Tank 11. Dezember 2011 um 17:01

Okay, was soll man da als geneigter Leser noch sagen? „Gute Review“ langt da ja irgendwie nicht mehr. Ich versuche es mal mit wissenschaftlichem Sprachgebrauch: Dieser Text ist das Standardwerk zu diesem Spiel und wird es wohl auch bleiben.
Ihr sucht doch nach Mitteln der Finanzierung der Seite, oder? Wie wäre es am Ende jeder Saison einen Sammelband mit den aus eurer Sicht wichtigsten Analysen rauszubringen? Ich wäre Stammkunde und ich denke anderen Lesern ginge es ähnlich.

Zur Analyse selbst:

1. Messi: Ich bin mir wirklich unsicher, ob Messis eher unauffällige Leistung wirklich taktische Gründe, in Form einer effektiven madrilenischen Raumdeckung, hatte. Meine Erinnerung, und zonalmarking sieht das ähnlich, hatte Messi eigentlich die Zeit und den Raum, den er braucht um ein Spiel an sich zu reißen; er hat ihn nur nicht genutzt! Als Erklärung hierfür bieten sich meiner Ansicht nach eher eine schlechte Tagesform und eine Reihe an sehr guten Grätschen von Ramos und Co. an.

2. Busquets: Für mich noch vor Iniesta der Mann des Spiels. Ich sehe ihn auf Dauer nicht als quasi Innenverteidiger, da ich mir noch unsicher bin in wie fern diese Hybridform der 3er Kette auf Dauer funktionieren wird, aber für die Tatsache, dass sie gestern, mit fortschreitender Spieldauer immer besser, funktioniert hat, ist ganz zentral Sergio Busquets verantwortlich. Die Art und Weise wie er Raum und Gegner defensiv und offensiv beherrscht hat, war großartig. Natürlich sind Xavi und Iniesta die großen Mittelfeldspieler dieser Mannschaft, die Persönlichkeiten, die man schon jetzt in historischen Rankings wiederfindet, aber Busquets ist auf dem besten Weg dorthin.

3. Dani Alves: Hat sein Privatduell gegen seinen Kumpel Marcelo gewonnen und einen tollen Assist gegeben, aber über die ganze Saison gesehen, finde ich grade sein von Euch gelobtes Kombinationsspiel noch ausbaufähig. Dass er das besser und konzentrierter kann, hat er letzte Saison gezeigt.

4. Abwehr: Beim großen und berechtigten Lob für Abidal und besonders Puyol darf man nicht vergessen, dass 2-3 mal die Zuordnung in der Barca-Abwehr gar nicht gestimmt hat. Inwiefern der Grund dafür im taktischen oder persönlichen Bereich zu finden ist, kann ich nicht beurteilen.

5. Breite im Angriff: Ich halte die Breite im Angriff, die durch Flügelspieler wie Pedro, Alexis Sanchez oder Villa gewährleistet wird, nicht für obsolet geworden. Sie war es nur gestern, weil Real nicht den Bus geparkt hat. Diesen Gefallen werden Barca nur die wenigsten tun.

6. GER – ESP: In gewisser Weise könnte man dieses Spiel als analog zum viel-antizipierten Aufeinandertreffen von Deutschland und Spanien bei der EM (dass ja nun noch in den Sternen steht) sehen. Ich glaube es würde Löw insoweit genauso gehen wie Mourinho gestern, als dass er nicht bereit wäre strikt defensiv zu spielen. Wenn Löw nun genau beobachtet, wie Barca es geschafft hat Özil aus dem Spiel zu nehmen, dann kann er vielleicht Lehren daraus ziehen und es gegen Spanien besser machen. Aber ob überhaupt ein Zehner auf dieser Welt einem Busquets in gestriger Form entkommen kann, bleibt fraglich.

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laterookie58 11. Dezember 2011 um 17:56

@TANK:(…erst als ich geschrieben hatte, war Deine Analyse zu sehen!) Ich bin einer von den anderen Lesern, der Deiner Idee sofort folgen würde: Sammelband am Jahres- oder Saisonende kaufen. Meine ergänzende Anregung, wenn Du erlaubst: zum Kaufpreis einen „fairen“ Spenden- Betrag obendrauf…?
Ich dankeDir für Deine tolle ergänzende Betrachtung/ Analyse; so wird mein „Kopf- Kino“ abgerundet. Frage an Dich: kann ich „laola1“ frei im net empfangen? Würde gerne LIVE Barca und Real o.ä. sehen können; Sprache/ Ton ist unwichtig. Danke.

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Zirkeltraining 11. Dezember 2011 um 18:00

Jop, ist frei zu empfangen unter laola1.tv
Die Quali ist in Ordnung, Kommentatoren haben wie fast überall wenig Sachverstand, sprechen aber deutsch (mit österreischischem Akzent).

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Tank 11. Dezember 2011 um 18:05

laola1.tv ist meines Wissens in Deutschland nicht nur frei im Netz, sondern auch noch gänzlich legal empfangbar.

http://www.laola1.tv/

Da ist sogar das gestrige Spiel nochmal ganz zu sehen. Hab grade selber nochmal die erste Halbzeit gesehen und bis auf ein paar Ruckler und einer leichten Neigung zum Absturz des Streams in den ersten 5 Minuten, kann man da das Spiel nochmal in ordentlicher Qualität schauen.

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Home 11. Dezember 2011 um 21:30

Jup, laola1 ist legal und die Kommentatoren sprechen Deutsch. Qualität ist okay, aber mehr auch nicht. Ist halt ein Stream. Senden Real und Barca auch eigentlich immer live und auch einige andere Begegnungen aus der Primera Division. Für andere Wettbewerbe haben sie aber (soweit ich das mitbekomme zumindest) keine Rechte.

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RM 11. Dezember 2011 um 21:51

1. Hmm, schwer zu sagen. Persönlich glaube ich, dass man ihn schlicht den Weg nach vorne versperrt hat und eben durch diese Raumdeckung immer ein Tackling abringen konnte.
2. Herausragender Spieler, natürlich, für mich gestern die #3 bei Barcelona.
3. Ja, ganz so stark ist es nicht mehr, generell beherrscht er es aber auf sehr gutem Niveau.
4. Natürlich, wobei dies bei so vielen Systemwechseln und diesem Gegner zu erwarten war bzw. entschuldbar ist.
5. Fraglich ist aber, ob sie generell in solchen Spielen wie gestern noch benötigt wird.

Danke für die niveauvolle Kritik / Diskussion!

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