Adventskalender, Türchen 24: Sergio Busquets
24. Dezember 2011 – bevor es auf Heiligabend zugeht, gibt es natürlich noch das 24. Türchen des Adventskalenders zu öffnen.
Wenn man einmal genauer darüber sinniert, welchem Spieler denn nun die Ehre dieses besonderen Türchens gebühren müsste, kommt man an ihm quasi nicht umher, weshalb spielverlagerung.de ihn den Lesern auch nicht vorenthalten möchte: Er ist der Prototypen des unbesungenen Helden, der diesen Begriff prägt wie kaum ein anderer, der bekannteste unbesungene Held, über den wohl bereits – aus verschiedensten Blickwinkeln – am häufigsten als solcher berichtet wurde und der wohl deshalb schon gar kein unbesungener Held mehr ist, sondern vielleicht etwas wie ein „besungener unbesungener Held“ – Sergio Busquets.
Geboren am 16. Juli 1988 in einer Nachbarstadt Barcelonas und im Jugendalter in die Nachwuchsschmiede des katalanischen Großklubs gewechselt, geht er nun in seine vierte Saison in der Profimannschaft des FCB, in der er praktisch seit dem ersten halben Jahr sich einen Stammplatz erkämpfte, dabei niemand geringeren als Yaya Touré verdrängte und auch mit großer, wenn auch nicht – man denke an die Experimente mit Thiago – extremer, Sicherheit diesen Platz für die nächsten Jahre inne haben wird. Währenddessen gewann er alle erdenklichen Titel mit seinem Verein und übertrug seinen Status fast äquivalent auf das spanische Auswahlteam, mit welchem er 2010 Weltmeister wurde, nachdem er sich einen Stammplatz erobert hatte.
Defensive Spielweise: Der etwas andere Sechser
„Erobern“ ist überhaupt ein gutes Stichwort, schließlich ist es das Kerngeschäft und die Aufgabe eines Sechsers, den Ball vom Gegner zu erobern. Busquets allerdings ist anders – nicht in dem, was er macht, sondern in dem, wie er es macht. Im Vordergrund steht beim langgewachsenen Mittelfeldspieler nicht die klassische, sondern eine „moderne“ Art und Weise der Balleroberung, wobei die Balleroberung als solche durch das Kollektiv Barcelonas geschieht. Die defensive Arbeit wird von der Innenverteidigung (nach langen Bällen oder Kontern) oder von den Offensiven (bei normalem Spielaufbau) begangen – mit den taktischen Mitteln Verschieben, Pressing, Raumverknappung und auch Abseitsfalle, an welchen Busquets fraglos sehr gut mitwirken kann.
Die Methoden des Sergio Busquets sind andere. Defensivzweikämpfe braucht er erst gar nicht zu führen, weil er sie geschickt umgeht. Stattdessen baut er sein Spiel in der Verteidigung stark auf das Antizipieren auf. Konkret bedeutet dies, dass er gegnerische Pässe abfängt und lose Bälle zwischen den Linien aufsammelt. In diesem Sinne nimmt er wie der klassische Sechser vom Typ Abräumer eine Art Staubsauger-Rolle ein, welche aber in der Praxis auf dem Spielfeld ganz anders aussieht, als es dem klassischen Verständnis entsprechen würde.
Gerade im Pressing Barcelonas ist es wichtig, bei gefährlichen Spielsituationen das richtige Timing für das Herausrücken gegen Ball oder auch Gegner zu finden, was der junge Katalane besonders in ersterem Fall sehr gut beherrscht. Dabei helfen ihm auch seine in La Masia entwickelte Spielintelligenz und –übersicht sowie sein hervorzuhebendes Stellungsspiel, die ihn zu einem Herrscher des Raumes erheben, des Raumes vor der eigenen Abwehr.
Offensive Spielweise: Pass-Spieler durch und durch
Im Spiel mit dem Ball sind diese Eigenschaften ebenfalls sehr vorteilhaft. So leitet Busquets aus dem defensiven Mittelfeld heraus die Angriffe des FC Barcelona als erste Schaltstation in der Zentrale ein. Dank seiner Spielintelligenz beherrscht er nicht nur die physischen Komponenten der Kurzpass- und Aufbauspiels wie im Schlaf, sondern verfügt über die nötige Umsicht und das nötige Spielverständnis für die Verteilung des Balles, das Anbringen der Pässe und das Gespür für den richtigen Weg und die richtige Zeit.
Besonders dieses Gefühl für den Weg, welches das Spiel nehmen wird, und die Art, wie es sich entwickeln wird, zeichnen Busquets aus und machen ihn gerade deshalb zu einer so wichtigen und erstklassigen Verteilerstation, die als Verbindungsstück zwischen Abwehr und Offensive fungiert.
Somit ist Busquets der Mann mit der Verantwortung für den Ballbesitz im ersten und im zweiten Spielfelddrittel und die schnelle, reibungslose Ballzirkulation, wobei ihm Xavi gerade in der Feldmitte selbstredend zur Seite steht. Was ihm dieser – neben dem aktuellen Barca-Coach Pep Guardiola sein großes Vorbild – voraus hat, ist nicht nur die jahrelange Erfahrung allgemein sowie im System Barcelona, sondern vor allem die Qualität des letzten Passes. Hier kommen die Grenzen Busquets´ zum Vorschein, der zwar zu den spielstärksten Mittelfeldspielern überhaupt auf dem Planeten gehört und außerdem eine überragende Technik besitzt, allerdings ein Mann für den vorletzten Pass ist – jemand für die Verteilung des Balles, für das Breitmachen des Feldes und die Versorgung seiner Kollegen.
Wenn man das Sinnbild für den arbeitsamen, intelligenten im Hintergrund verbleibenden und zurücksteckenden Pass-Spieler finden müsste, dann wäre Busquets zumindest im aktuellen Fußball erster und wohl auch bester Kandidat – als ein Spieler, der diese Idee vom Passen, vom simplen Element im Fußball, so passend verkörpert.
Es ist allerdings weit gefehlt zu denken, ein solch einfacher Job könne doch von fast jedem Profispieler dieser Position ausgeführt werden, denn die Einfachheit der Aufgabe ist durchaus komplex. Wenn der Gegner hoch presst, ist es essentiell, mit Ruhe und Übersicht am Ball zu bleiben und keine Fehler zu machen. Gerade in großen Spielen ist ein auch unter Druck sicher agierender Sechser entscheidend, damit der Gegner kein spezielles Pressingziel hat.
Wichtigstes Merkmal der Pass-Arbeit von Busquets ist seine Verantwortung für den Passrhythmus der Mannschaft. Als takthaltende und sicher verfügbare Anspielstation bietet er seinen Mittelfeldkollegen nicht nur raumtechnisch eine Absicherung, sondern kann immer dann angespielt werden, wenn es keinen Ausweg unter Druck gibt oder man nicht weiter kommt. Abermals kommt hier seine Spielintelligenz zum Zuge sowie seine Intuition auf der Suche nach zu füllenden Löchern im Mittelfeld, dank der sich in die richtige Position und auch frei von Gegenspielern bringen kann, um angespielt zu werden und den Rhythmus des Passspiels nicht zu verlieren. Gleichwohl benötigt Busquets den Rhythmus für sich selbst und genau deshalb steht er immer so passend auf Abruf bereit, wenn man ihn als Anspielpartner braucht. Was bei kleinen Doppelpässen oder Ablagen wieder einfach aussieht, bezieht seinen Anspruch vor allem daher, dass man extrem sicher sein muss und quasi gar keinen Fehler machen darf, doch Sergi Busquets wird dieser Aufgabe gerecht.
Taktische Rolle(n) im Team
Im Aufbauspiel fällt er zwischen bzw. kurz vor die Innenverteidiger zurück und ermöglicht somit das Aufrücken der Außenverteidiger. Besonders in der vergangenen Saison wurde er auf diese Weise im 4-3-3 der Trendsetter für die Rolle des „Falschen Sechsers“ oder „abkippenden Sechsers“, wie er in immer mehr Teams Einzug hält – bestes Beispiel aus der Bundesliga ist Tomas Rincón. Der zurückfallende Sechser selbst erhält mehr Raum und Zeit zur Ballverteilung, hat das gesamte Spielfeld vor sich, erschwert aus individuellen und geometrischen Gründen das gegnerische Pressing und kann bei gegnerischen Angriffen aus der Tiefe vorrücken und wie ein Wellenbrecher die Attacke abfangen.
Besonders bei diesem Aspekt beherrscht Busquets das Timing gut, welches auch zu einer hochinteressanten Rolle gehörte, die er kürzlich im Clásico beim Sieg in Madrid spielte. Zwar agiert er auch im neuen 3-4-3/3-3-4 oftmals als defensiver Mittelfeldspieler in einer grundsätzlich ähnlichen, wenn auch mikrotaktisch, abhängig von anderen Spielern, leicht veränderten Rolle, doch ab der zweiten Halbzeit agierte er in jenem Spiel als „halber Innenverteidiger“, was dafür sorgte, dass sich Puyol und Abidal noch stärker nach außen orientieren konnten.
Im Zentrum wurde noch mehr Platz frei, was allerdings auch eine Gefahr hätte sein können – doch mit Fabregas etwas weiter hinten schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Er verhinderte nicht nur Läufe vor die Abwehr, sondern füllte auch die Schnittstelle, welche durch die breitere Position der Innenverteidiger in den Halbpositionen entstanden war. Des Weiteren sorgte diese kleine positionelle Feinadjustierung für mehr Platz Xavis.
Zusammen mit Piqué füllte Busquets auch dank seiner Robustheit die Schnittstellen in der Kette, welche durch seine Wechselspielchen zwischen den beiden Positionen wohl nicht mehr als solche zu bezeichnen war. Mit der starken Präsenz, die Busquets im Mittelfeld dennoch ausstrahlte, hob er den modernen, offensiven Innenverteidiger auf eine neue Stufe.
Diese Position hatte er bereits vorher einige Male gespielt, doch in der klassischen Auslegung wurde er nicht glücklich. Weiterhin spielte er gelegentlich bereits als Xavi-Ersatz im zentralen Mittelfeld sowie für die spanische Nationalmannschaft provisorisch als Rechtsverteidiger, doch vor allem in der Abwehr wurden die Schwächen des Nationalspielers sichtbar.
Seine Defizite
Für einen defensiven Mittelfeldspieler ist es ungewöhnlich, dass er ausgerechnet im defensiven Zweikampf große Schwächen aufweist. Dass diese klassischen Attribute, zu denen auch Aggressivität und das Grätschen gehören, von ihm eher weniger gut beherrscht werden, konnte und kann Busquets dank der jeweiligen taktischen Ausrichtungen kaschieren – eine große Stärke des Systems Barcelona, welches stattdessen seine Stärken betont.
In einigen Testspielen wurden die Makel des 23-Jährigen aber gnadenlos offen gelegt, welche noch über den klassischen Zweikampf hinausgehen. Als Innenverteidiger bei Barcelona wurde gerade in Sprintduellen bei gegnerischen Kontern seine fehlende Schnelligkeit deutlich, was Guardiola schnell veranlasste, lieber Mascherano, Abidal oder einen Nachwuchsspieler auf dieser Position als Ersatz für die verletzungsanfällige Standard-Innenverteidigung aufzubieten. Als Rechtsverteidiger konnte man bei Busquets besonders die fehlende Dynamik im Offensivgang erkennen, was die Mannschaft insoweit schwächte, als dass seine Kollegen entstandene Löcher füllen mussten, deshalb weiter auseinander standen oder andere Aufgaben nicht erfüllen konnte.
Der größte Makel ist kein sportlicher
Für viele Fußballfans ist der größte Kritikpunkt am Eigengewächs des Champions-League-Siegers aber ein Aspekt, der sich gar nicht auf das Spiel an sich bezieht – Schauspielerei. Gerade seitdem Real Madrid unter José Mourinho wieder zu alter Stärke zurückgefunden und auf diese Weise zusammen mit dem Spielplänen und Auslosungen zu einer ganzen Reihe hitziger Clásicos geführt hat, wurden Vorwürfe an den Schwalben oder übertriebenen Aktionen Busquets´ laut. Ihren Anfang nahmen diese Kritiken im Champions-League-Halbfinale 2010, als er gegen Inters Thiago Motta einen Platzverweis provozierte, ihren Höhepunkt erreichten sie im Frühjahr während des Clásico-Marathons, als sich die meisten Fußballinteressierten weniger über das Spiel unterhielten, sondern die gegenseitigen Schauspielereien, Rudelbildungen und Handgemenge echauffierten. Mit übertriebenem Auf-dem-Boden-Wälzen nach kleineren Fouls, Provokationen und schauspielerischen Einlagen nahm Busquets hier eine unrühmliche Führungsrolle im außersportlichen, inner-spanischen „Fußballkrieg“ ein.
Vielleicht ist dies ein Grund, warum die – durch Schauspielerei natürlich berechtigten – Antipathien gegenüber Busquets unterbewusst auf ihn als Spieler übertragen werden, so dass viele ihn entweder nicht in seiner Wichtigkeit erkennen oder ihn gar als zu besungenen „unbesungenen Helden“ und somit überbewertet halten, was letztlich dazu führt, dass einer der besten Sechser und Weltklasse-Spieler die gerechtfertigte Wertschätzung oft nicht erfährt.
spielverlagerung.de wünscht allen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!
11 Kommentare Alle anzeigen
laterookie58 24. Dezember 2011 um 18:18
@ alle Autoren und Kommentatoren: vor etwa 50 Jahren habe ich zuletzt regelmäßig Adventskalender- Türen geöffnet. Jetzt habe ich 24 Tage lang mir unbekanntes Bekanntes aufs Genialste aufbereitet bekommen!
Mittlerweile sehe ich erwähnte Spieler oder Teams mit ganz anderen Augen– auf meinem Niveau; nicht Eurem– und finde mich beim Betrachten eines Spiels, daß ich „taktisch analysiere“…
Ich danke jedem Einzelnen von Euch für die unvergleichlichen Geschenke, die ich von Euch tagtäglich erhalte!
Euch und Euren Lieben ein Frohes Fest und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2012.
Tery Whenett 24. Dezember 2011 um 13:56
Danke nochmals für diesen großartigen Adventskalender, ich habe jeden einzelnen Artikel gelesen und jedes Mal etwas neues gelernt!
Danke dafür und dem ganzen Team von Spielverlagerung.de frohe und besinnliche Weihnachten!
Johnny 24. Dezember 2011 um 02:28
Guter Artikel, der alle Seiten des Spielers abdeckt. Was Busquets spielt ist klassisch auf ganz hohem Niveau und gefällt deshalb auch mir so überragend. Sein Platz hier ist wirklich verdient.
Allerdings fällt mir immer wieder auf, dass gewisse Spielweisen mit solchen Begriffen wie „falsche Viererkette“ umschrieben werden. Das schmälert die Leistungen der Spieler keinesfalls und ich lese hier trotzdem unglaublich gern aber man kann es auch übertreiben. Spieler, die zwischen Abwehr und Mittelfeld pendeln, das Spiel aufbauen und den Staubsauger machen sind doch eigentlich ein alter Hut. Auch bekannt als Libero oder Vorstopper, je nachdem, wie die Rollenverteilung ist. Mit der Athletik der heutigen Profifußballs kann man es natürlich noch auf ein viel höheres Niveau treiben, das bestreite ich nicht.
Aber Guardiola hat nicht den Fußball neu erfunden, weil er die beiden zentralen Defensivspieler nicht auf einer Höhe spielen lässt. Für die Spieler ist das meiner Meinung sogar einfacher und zugleich schwieriger für den Gegner zu bespielen.
Gegner von Barcelona wären auch ganz gut beraten von den modernen Standardtaktiken abzuweichen, um eine Chance zu haben. Ich bin kein Freund der Kettenverteidigung und der teils sehr laxen Raumdeckung, wie sie praktiziert wird. Guardiola weiß das und lässt eben so spielen und das ist sein Verdienst. Kein Trainer kommt auf die Idee es mal mit einem Libero oder ähnlicher Aufteilung wie bei Barcelona zu probieren.
Frohe Weihnacht!
MR 24. Dezember 2011 um 08:27
Naja, der Unterschied zwischen dem Spiel mit Libero/Vorstopper und dem, was Busquets zB gegen Real gespielt hat, findet sich vorallem in dem, was um sie herum passiert (und damit in dem, worauf ihr Spiel aufbaut), was erstmal nichts mit der Athletik zu tun hat. Ein klassischer Libero war freier Mann in einer Manndeckung. Ein „falscher Sechser“ oder „halber Innenverteidiger“ oder „moderner Mittelläufer“, oder wie auch immer man ihn nennen mag, pendelt zwischen verschiedenen Rollen in einer Raumdeckung. Das heißt, dass er seiner Mannschaft quasi zwischen verschiedenen Formationen hin- und herschiebt, während ein Libero eher ein zusätzlicher freier Spieler in einer Neun-Mann-Formation ist (oder je nach Ansichtsweise könnte man auch sagen in garkeiner Formation). Deswegen haben Liberos ja auch vornehmlich hinter der Abwehr gespielt – das wäre heutzutage einfach nicht mehr möglich. Also da andere Begrifflichkeiten zu wählen ergibt schon Sinn.
Ich stimme dir dahingehend zu, dass es insbesondere gegen Barca sehr wichtig ist defensiv flexibel zu sein. Allerdings ist es nicht so, dass das keinem Trainer bewusst wäre. Ich empfehle Barcas letzte Niederlage in Getafe oder zB das letztjährige CL-Hinspiel gegen Arsenal. Bielsa hat sein Bilbao letztens sogar weitgehend mit Manndeckung antreten lassen. Ich finde aber auch, dass zu viele Trainer gegen Barca zu konservativ und uninspiriert spielen lassen.
HerrHAnnibal 24. Dezember 2011 um 14:49
Ich bin der Meinung, dass sich gerade gegen Barcelona die Trainer sehr viele Gedanken zu einer speziellen Taktik machen.
Da hat man ja auch schon wirklich einiges gesehen. Von der reinen Manndeckung bis zu unterschiedlichsten Formationen mit Raumdeckung. Es gab Pressing in allen Variationen und die klassische „alle 10 Feldspieler stehen um den 16er herum“ Variante…
Mal wurden einzelne Spieler in Manndeckung genommen, man sah Formationen fast ohne Offensivspieler…
Der Knackpunkt ist aber: Barcelona passt sich ebenfalls an und letztendlich muss man auch einfach das nötige Glück haben, dass Barca einen schwachen Tag erwischt hat.
Von daher würde mich ja mal interessieren was die so uninspirierten konservativen Trainer denn genau machen sollten!?
Und das mit der Leihe von Romeu scheint ein bisschen komplexer zu sein. Jedenfalls hat AVB ja öffentlich behauptet, dass man den Spieler nicht nach Barcelona ziehen lassen werde während man in Barcelona aber klar sagt, dass es festgeschriebene Rückkaufklauseln gibt.
Zu Busquets muss ich ein wenig ausholen:
Ich war/bin ein riesiger Fan von Yaya Toure und halte den Ivorer für den besten Allrounder überhaupt. Der war bei Barca als Not-Innenverteidiger absolut Weltklasse und spielt wenige Wochen später überragend als 10er für sein Land oder auch ManCity. Das kann kein anderer Spieler.
Die Statur eines Kleiderschranks und dennoch mit seiner Technik und Beweglichkeit nie ein Schwachpunkt im Kurzpassmittelfeld bei Barca….
Und obwohl ich den Verlust von Toure für Barca noch immer bedaure und ich Busquets sehr kritisch gesehen habe, hat sich das wirklich geändert. Es ist schon beeindruckend mit welcher Ruhe am Ball er die Fäden zieht. Er ist selten spektakulär und kann doch mit seinen kleinen Finten und Körpertäuschungen immer wieder schwierige Situationen auf elegante Art und Weise lösen. Das Stellungsspiel und die Passpräzision sind wirklich beeindruckend.
Und was die Schauspielerei angeht: Das war in der Anfangsphase wirklich eine absolute Sauerei. Der lag beim kleinsten Kontakt immer erstmal ne Minute am Boden und hatte immer wieder übertriebene Szenen. Man muss dann aber fairerweise sagen, dass sich das immer mehr verändert hat. Ich finde das mittlerweile nicht mehr auffällig.
Tank 24. Dezember 2011 um 02:04
Ich bin zwar hemmungslos parteiisch, aber egal: Ihr habt mit Busquets die perfekte Wahl getroffen! (Auch wenn ich dachte, dass es vielleicht Thiago Alcantara werden könnte. Aber der ist streng genommen ja nicht unterbewertet, sondern einfach ein Talent.)
Wie hoch er von Seiten des Vereins eingeschätzt wird, zeigt sich u.a. dadurch, dass mit Oriol Romeu der aussichtsreichste Jugendspieler auf dieser Position an Chelsea abgegeben wurde und nichtmal eine ordentliche Buy-Back-Klausel verlangt wurde. Offensichtlich denkt man auf Jahre hinaus hier keinen Ersatz zu benötigen. (Ob das so klug ist, ist ne andere Frage…)
Ich stimme zu, dass ihm für die Innenverteidigerposition einiges an körperlicher Masse und Durchsetzungskraft fehlt. Auf der 6 ist er in einem 4-3-3 oder, noch besser, in einem 3-4-3 jedoch super aufgehoben. Vielsagend ist da auch, dass ihr bei seinen Defiziten nur Beispiele bringt, die gelten wenn er außerhalb Barcelonas oder auf einer ihm fremden Position spielen würde.
Das perfekte Busquets-Spiel ist meiner Ansicht nach grade mal ein paar Wochen alt. Seine Leistung gegen Madrid war für mich eine der beeindruckendsten Partien, die ich je von einem defensiven Mittelfeldspieler gesehen habe. Wie effizient und präzise er jede einzelne Situation gelöst hat, war der Wahnsinn. Ich kann mir schwer vorstellen, wie man diese Rolle überhaupt besser interpretieren kann. (Okay, man kann theoretisch als Zugabe noch 5 Tore schießen, aber da das ja eigentlich nicht zu den primären Aufgaben eines Spielers à la Busquets gehört, lass ich das mal raus.)
Hier ein Video dazu: http://www.youtube.com/watch?v=MOvYUAqTy7w
Zu seinem Ruf als Diver und Schauspieler… ja, da gab es Szenen, die kann ich auch als Fan nicht anders interpretieren und sowas gehört sich tatsächlich nicht. Dass er jedoch zuweilen als DAS Aushängeschild eines in dieser Hinsicht unfairen Spielers gesehen wird, halte ich für übertrieben und einen Sieg von Mourinhos Pressekampagnen. Ja, er hat ein paar Mal an prominenter Stelle geschauspielert, aber wirklich regelmäßig sieht man von ihm sowas nicht. Und um zu zeigen, dass ich das nicht nur durch die blau-rote Brille sehe und mit dem Finger auf Di Maria und Co. zeige: Wenn man da bei Barca einen kritisch sehen muss, dann ist das Dani Alves.
Zum Abschluss nochmal Danke für den ganzen Adventskalender! War wirklich ne gute Idee.
p.s.: „Wenn man das Sinnbild für den arbeitsamen, intelligenten im Hintergrund verbleibenden und zurücksteckenden Pass-Spieler finden müsste, dann wäre Busquets zumindest im aktuellen Fußball erster und wohl auch bester Kandidat – als ein Spieler, der diese Idee vom Passen, vom simplen Element im Fußball, so passend verkörpert.“ Uiuiui, das Wortspiel am Ende ist aber ganz nahe am Rande der Legalität! Oder ist Fips Asmussen bei euch Praktikant?
ZiZaraZu 24. Dezember 2011 um 13:49
Auf transfermarkt.de steht zur Rückkaufklausel von Oriol Romeu folgendes:
„Rückkaufoption für den F.C. Barcelona für 10 Millionen Euro im Sommer 2012 bzw. 15 Millionen Euro im Sommer 2013.“
Dem Dank von Tank kann ich mich nur anschließen. Der Adventskalender war wirklich spitze. Vielen Dank dafür!
Tank 24. Dezember 2011 um 22:02
Laut Villas-Boas gilt das aber nur, wenn Chelsea ihn verkaufen will.
Puls 24. Dezember 2011 um 01:34
Ganz ganz große und gute Wahl von euch !
Ich als langer Barcelona Fan habe mir erhofft, dass ihr Sergio Busquets wählt. Er und seine Leistung rücken leider neben den großen Namen wie Iniesta, Xavi, Messi, Fabregas und wie sie alle heißen sehr in den Hintergrund, aber ohne ihn und seine Arbeit wäre Barcelona längst nicht so stark wie sie es sind. Seine Arbeit in der Defensive, seine großartige Spieleröffnung und sein tatsächliches Mitwirken im Mittelfeld Barcelonas sind enorm wichtig. Ebenso wie seine irre Flexibilität, zuletzt gesehen in der „falschen Viererkette“ Barcelonas, was ein unfassbar hohes Maß an taktischem Verständnis erfordert.
Ich bin sehr froh das er in diesem Artikel mal genau die Würdigung und Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient und ich auf diese Seite verweisen kann, wenn mir mal wieder niemand glauben will, dass es auch neben Messi, Xavi und Iniesta noch wichtige Leute im System Barcas gibt.
Klasse Artikel, danke an den Autoren !
Baum 24. Dezember 2011 um 00:41
Ich finde es gut, dass ihr auch über seine Schwalben und Schauspielereien berichtet habt. So gut er auch ist, das ist etwas, was für mich den gesamten Eindruck an einem Fußballspieler zerstört.
96Friese 24. Dezember 2011 um 18:07
Seh ich ganz genau so.
Busquets mag auf seiner Position derzeit einer der besten der Welt sein – doch wird er mit dieser Schauspielerei nie ein großer Spieler werden, denn dazu gehört auch Character. Leider ist er damit in seiner Mannschaft nicht allein – wenn ich dran denke, wie Dani Alves im Clasico sich vom Feld tragen lässt (nachdem Pepe ihn mit seinem – völlig zu recht mit rot geahndeten) Foulversuch nichtmal getroffen hat, wird mir immer noch schlecht…