Wie könnte der HSV spielen?
Einige offensive und moderne taktische Varianten für den Hamburger Sport-Verein.
Vor einigen Monaten hatte ich – auch, aber nicht nur, anlässlich des niederländischen Supercup-Finales zwischen Ajax und Twente – eine nette Unterhaltung mit einem Kenner der fußballerischen Szene unserer Nachbarn. Dabei kamen wir auch auf den Hamburger SV und seinen neuen Sportdirektor Frank Arnesen zu sprechen.
Frank Arnesen wurde 1956 in Dänemark geboren, doch in den Niederlanden hat er seine zweite Heimat gefunden. Generell pflegen Niederländer und Dänen eine besondere, freundschaftliche Beziehung. So spielte Arnesen als Aktiver zunächst sechs Jahre bei Ajax Amsterdam, wo er den Geist der großen Ajax-Mannschaft der 70er noch verspürt haben dürfte, und später drei Jahre bei der PSV Eindhoven.
Für diesen Klub war er – ausgenommen einer kleinen Unterbrechung – von 1985 bis 2004 tätig. In diesen fast zwanzig Jahren lernte er als Spieler, Co-Trainer und Manager den niederländischen Fußball in- und auswendig kennen und schätzen. In den deutschen Medien steht die Entdeckung von Arjen Robben hierfür stellvertretend.
Ebenso stellvertretend ist der von ihm umformierte HSV-Kader. Nach einer Krise in der jüngeren Vergangenheit war ein solcher personeller Umbruch fraglos notwendig, doch das Gesicht der jetzigen Mannschaft spricht doch eine deutliche Sprache. Jung sollten die neuen Akteure vornehmlich sein. Viele folgten Arnesen aus der Jugendabteilung des FC Chelsea, viele stehen für die niederländische Schule, Jeffrey Bruma und der bei Twente Enschede ausgebildete Rajkovic verkörpern sie.
Nun legen die bei den Hanseaten als Oenning-Nachfolger gehandelten Namen nahe, dass sich Arnesen auf einen Trainer mit einer offensiven, wenn nicht sogar niederländisch geprägten Philosophie fokussiert.
Zuletzt schien nach der Absage von Huub Stevens der bei Trainerdiskussionen immer wieder in den Medien gehandelte dänische Nationaltrainer Morten Olsen ein Topkandidat zu sein, welchen Arnesen nicht nur als Landsmann, sondern auch aus seiner Zeit in den Niederlanden kennt. Olsen ist allerdings ein eher pragmatischer Trainer mit viel Fitnesstraining, doch er steht auch für kontinuierliche und kompetente Arbeit, vorbildlichen Umgang mit jungen Spielern und hat während des Fußballlehrer-Lehrgangs Erfahrungen mit Deutschland gesammelt, was zweifellos ebenso zu den Norddeutschen passen würde.
Aufgrund seiner dänischen Herkunft, welche wie bei Olsen Verbindungen zu Arnesen assoziiert und für ein Engagement in Hamburg passend erscheint, wurde auch der zufällig bei Mallorca zurückgetretene Michael Laudrup ins Gespräch gebracht. Zwar erteilte man ihm eine Absage, doch der HSV pokert, was am großen Selbstvertrauen Laudrups und seinen Gehaltsvorstellungen liegen dürfte. Internen Gerüchten zufolge scheint es derzeit auf ihn hinauszulaufen. Laudrup spielte bei Ajax Amsterdam fast zwei Jahre unter Olsen, doch sein Stil ist deutlich dominanter, ballbesitzorientierter und offensiver – als spielmachendes und polyvalentes Genie war er integraler Bestandteil von Barcelonas „Dream Team“ der 90er, wo er von Trainer Johan Cruijff stark geprägt wurde.
Ein weiterer Kandidat ist Louis van Gaal, den besagter Stevens selbst vorschlug und auch Günter Netzer propagiert. Von den sportlichen Grundlagen wäre es für van Gaal die perfekte Ausgangslage, findet er doch, im Gegensatz zur letztjährigen HSV-Mannschaft, junge, lernbereite, talentierte und mit einer guten Grundausbildung gesegnete Spieler vor. Weiterhin könnte der kantige „Tulpengeneral“ genau die egomanische Identifikationsfigur werden, die dem HSV scheinbar abgeht, der FC Bayern in Uli Hoeneß allerdings bereits besaß. Und zu guter Letzt passt auch das Umfeld außerhalb des Vereins, denn welche Stadt könnte besser das deutsche Amsterdam verkörpern als die Elbe-Metropole Hamburg. Einzig seine Streitereien mit den Medien sowie sein Kontrollwahn könnten einige negative Aspekte, mit sich bringen. Bereits Mourinho hatte mit Arnesen in gemeinsamen Jahren bei Chelsea große Probleme und man muss ganz klar hinterfragen, ob van Gaals gewollter großer Einfluss bei einem Typen wie Arnesen bzw. einem Klub wie dem HSV möglich ist, wobei die Führungsriege sportlich eher weniger kompetent ist und ihn hier im sportlichen Bereich wohl machen lassen würde.
Es stellt sich nun also die Frage, wie der HSV spielen könnte mit einem dieser neuen Trainer. Zur Klarstellung sollte hier explizit noch einmal erwähnt werden, dass wir von einem offensiv geprägten Trainer ausgehen und daher einen entsprechenden Stil als Grundlage für unsere Überlegungen gewählt haben. Auf Basis dieses Stils werden einige mögliche taktische Systeme erläutert, die allerdings den Gedanken und Meinungen des Autors entsprechen, allerdings personell und in taktischen Details sich nicht auf spezifische Trainer beziehen. Kurz: Wie würde ich als HSV-Trainer die Mannschaft unter der Prämisse des offensiven und dominanten Spiels taktisch ausrichten?
Variante I – Offensives 4-3-3 mit Flügelstürmer-Fokus
Keine andere Formation repräsentiert Offensive so sehr wie das 4-3-3. Kein anderer Spielertyp – ausgenommen der deeplying-playmaker – wurde in den letzten Jahren so populär wie der inverse Winger. Ein Paradebeispiel eines solchen Akteurs befindet sich in den Reihen der Hamburger – Ivo Ilicevic.
Mit Ilicevic und dem trickreichen, aber etwas variableren und polyvalenten Gökhan Töre hätte man zwei Fixpunkte auf den Flügeln im 4-2-3-1-Winger-System, welche das Ziel der Angriffe bilden, um dann entweder ein Dribbling oder eine Kombination zu starten, einen tödlichen Pass oder mit einem aufrückenden Außenverteidiger zu spielen.
Für deren Rollen bräuchte man zwei ausdauernde und offensiv eingestellte Außenverteidiger, welche das Spiel in die Breite ziehen und ihren jeweiligen Vordermann angemessen unterstützen. Hierfür bieten sich Jansen und Diekmeier förmlich an, da beide explosiv und mit viel physischer Wucht die Linie entlang gehen können, weiterhin genug Ausdauer haben, um ihre Flanke fast im Alleingang zu beackern. Zudem besitzen beide eine mehr als akzeptable Größe, was in diesem System besonders wichtig ist, da man bei der Defensivarbeit der Flügel Abstriche machen müsste.
In dieser Systemvariante kann er die Voraussetzungen für die Linksverteidiger-Position nicht erfüllen, doch der halblinke Posten im zentralen Mittelfeld ist Dennis Aogo auf den Leib geschneidert. Mit seiner Übersicht, seinem Passspiel und seiner Technik wäre er für die Rolle des Ballverteilers mehr als geeignet, als gelernter Außenverteidiger ist er mit dem Spielaufbau bestens vertraut. In verschiedenen Bereich fallen Außenverteidiger und zentralem Mittelfeldspieler ähnliche Aufgaben zu: Absichern, Balance halten, Umschalten im zweiten Drittel, Ballkontrolle unter ähnlichem Druck. Diese Erfahrungen würden ihm auch ermöglichen, die von Jansen hinterlassenen Räume durch ein Verschieben auf die Seite adäquat abzusichern. Als sein Partner würde Tomas Rincón halbrechts agieren, allerdings etwas höher als Aogo und mit eher vertikalen Laufwegen. Wie gefährlich und effektiv seine dynamisch-aggressiven Vorstöße sind, bewies der Venezolaner bei der Copa América und auch in der Bundesliga konnte er bei seinen Auftritten schon einige Qualitäten zeigen, wie z.B. sein exzellentes Stellungsspiel im Zusperren von Passwegen.
Allerdings würde man auf der rechten Seite in Sachen Kreativität und Passspiel der anderen Seite unterlegen sein, was in einem zu einseitigen Aufbauspiel und einer unausgewogenen Mannschaft resultieren könnte. Eine Möglichkeit wäre es, mit Kacar einen Mittelfeldspieler in der Innenverteidigung aufzubieten, die andere Lösung läge im Ersetzen von Diekmeier durch Skjelbred, einem ruhigen, berechnenden und passsicheren Mittelfeldspieler, welcher zentral wie auf den Flügeln agieren kann, dem allerdings etwas die Robustheit abgeht. Der Norweger bringt sowohl das nötige Passspiel und die Fähigkeiten eines tiefen Spielmachers als auch die notwendige Spritzigkeit und Beweglichkeit für ein fluides Spiel in der Vertikalen mit. In Kombination mit Tomas Rincón könnte man so ein effektives Wechselspiel zwischen dem rechten Außenverteidiger und dem halbrechten Mittelfeldspieler sorgen, welches die offensive Durchschlagskraft erhöhen würde ohne die Defensive groß zu vernachlässigen, da man sich zusätzlich zu den Wechseln selbst auch die Robustheit Töres und die Polyvalenz anderer Spieler sowie die Zweikampfhärte Westermanns zu eigen machen würde.
Wissend um seine Stellung als Identifikationsfigur und Leitwolf könnte man diesen in der Mannschaft belassen, auf halbrechts eine fluide Angriffsmacht erzeugen, während man auf der anderen Flanke der technischen Stärke von Bruma und Aogo sowie den Dribbelkünsten Ilicevics und seiner Pärchenbildung mit der Athletik Jansens vertraut.
Komplettieren würden die Mannschaft in vorderster Front Paolo Guerrero sowie hängend dahinter Tolgay Arslan (oder Jacopo Sala als Alternative). Ersterem gelingt es, die in diesem System eminent wichtigen Fähigkeiten mit denen eines klassischen Torjägers zu vereinen – so kann er auf die Flügel rochieren und die gegnerischen Innenverteidiger beschäftigen, um seinen Kollegen Räume zu öffnen und als Prellbock zu dienen, aber dennoch weiterhin auf die Chance für einen Lochpass oder Abpraller lauern und seine unermüdliche Arbeit auch in die defensive Phase transferieren.
Hinter ihm verlangt es nach einem wendigen und trickreichen Spieler, welcher der bestens ausgebildete und hochtalentierte Tolgay Arslan ist. Bei Peter Hyballa hat er gelernt, wie man sich in einem offensiven System in den engen Räumen im Zentrum zu verhalten hat, um für sich oder die Mitspieler Räume zu schaffen bzw. zu stopfen – wie in diesem Fall für den recht frei agierenden Töre. Weiterhin wurde er mit den vertikalen Laufwegen eines zentralen Offensivmannes, welche in diesem System ebenso gefordert wären wie die Neigung des Ex-Dortmunders zum Flügel, und der besonderen Mitarbeit in den verschiedenen Formen des Pressing vertraut.
In den Grundzügen hätte man so zunächst ein relativ typisches Winger-System – die Mittelfeldspieler treten als Ballverteiler auf, die Außenstürmer ziehen nach innen und haben, während die Außenverteidiger sie ständig hinterlaufen, genug Optionen, um für Gefahr zu sorgen. Das Besondere erbringen die Auslegungen der Rollen der Mittelfeldspieler, die an die Spielertypen angepassten Rochaden auf rechts, die unterschiedlichen Rollen der Flügelstürmer und die besondere Arbeit der beiden zentralen Offensivkräfte.
Variante II – Komplexes und fluides 4-2-2-2
Eine Weiterentwicklung des Systems mit einer stärkeren Betonung auf das Spielerische, welches bisher die rechte Seite der ersten taktischen Variante andeutete, wäre ein komplexes und flexibles 4-2-2-2. Sinnbild für diese Spielidee wäre Gökhan Töre, dessen Rolle und schematische Position sich nicht groß verändern, nur extremer werden würde. Dadurch erhielte er eine zentralere Rolle – schematisch und im Kontext seiner Bedeutung für das Team.
Kongenialer Partner in der offensiven Zentrale wäre Tolgay Arslan, so dass sich auch die Beziehung der beiden aus der ersten Systemvariante erhalten und verstärken würde – beide hätten eine absolute Freirolle im Zentrum, um ihrer Kreativität Ausdruck verleihen zu können.
Um dem erhöhten Anspruch nach Breite gerecht werden zu können, sollte Diekmeier die Rolle des offensiven rechten Verteidigers bekleiden, während Jansen das Pendant auf der anderen Seite bildet. Beide gehören zu den offensivsten der Offensivverteidiger, womit sie diese Aufgabe sehr gut erfüllen, allerdings müssten sie sich in einem Punkt umstellen, denn beide definieren sich auch über dynamische Vorstöße und mögen es lieber, wenn sie in freien Raum mit Tempo gehen können als schon hoch zu stehen und die Breite bereits in einer Außenstürmer-Position zu halten. Ersteres wird im ersten System, letzteres in diesem gefordert, so dass man sehen müsste, inwieweit sie sich anpassen bzw. entwickeln könnten.
Zusammen mit einem weiteren Punkt haben die Außenverteidigerrollen in dieser offensiven Ausrichtung aber auch eine Auswirkung auf die Innenverteidiger. Weil in diesem 4-2-2-2 die kollektive Bewegung der Spieler in der Offensive – aufgrund der Art, wie das eigene Spiel gestrickt und systematisiert ist – und in der Defensive – aufgrund der defensiven Schwächen, die die Außenverteidiger individuell wie in Bezug auf Räume mit sich bringen, und der etwas fehlenden Härte im defensiven Mittelfeldzentrum – eminent wichtig ist, müssen die Innenverteidiger deutlich höher und riskanter agieren, während man in Systemvariante I die Schwächen jener Spieler besser kaschieren konnte – ganz nach Vorbild Heynckes, der es mit einer flexiblen Ausrichtung bei den Bayern vormacht.
Westermann wäre für dieses System dann nicht mehr geeignet, aber da man es sowieso in einem Prozess erreichen würde, könnte man das Herausdrängen Westermanns langsam und schleichend vollführen. Als erste Alternative käme man wieder auf den bereits zu Beginn erwähnten Rajkovic, der sich aufgrund seiner Ausbildung in diesem System zurechtfinden würde und auch im Gesamtpaket der vielleicht sogar stärkste Innenverteidiger des Kaders ist, während Mancienne für ein solches System zu ungestüm und technisch schwach ist und Kacar in dieser Rolle wohl entweder zu desbalanciert agieren würde oder bei einer Anpassung hinter Rajkovic einzuordnen ist.
Letzte signifikante Veränderung ist die Ausrichtung der Angriffsreihe, denn statt eines einzigen Stoßstürmers bekäme Guerrero mit dem jungen Koreaner Son einen Partner zur Seite gestellt. Die Laufwege und Bewegungen würden aufgeteilt werden, was den Peruaner entlasten, dabei die Stärken beider Akteure betonen würde. Primär würde Guerrero sich auf das Fallenlassen konzentrieren, seine Gegner aus der Position ziehen, sich dank seiner physischen Stärke als Anspielstation und Wandspieler anbieten und in der Defensivarbeit weiter sein Pensum abspulen. Son würde sich schematisch halblinks postieren, horizontal verschieben und nach der Lücke in den gegnerischen Schnittstellen suchen, um mit seiner Schnelligkeit hinter die Abwehr starten zu können. Dieses horizontale Suchen und Postieren auf der Halbposition wird ermöglicht durch die Arbeit Guerreros und die Präsenz der beiden freien Radikale in der (Halb-)Zentralen, und ist von hoher Bedeutung, denn so kann Son aus seiner Halbposition einen Lochpass mit seinem diagonalen Laufweg besser erreichen, hat das Geschehen besser im Blick und ist für die Gegner schwerer ins Abseits zu stellen. Ab und an würde Guerrero in vorderster Reihe bleiben, wenn Son den vertikalen Laufweg sucht und diesen beim Auseinanderziehen der Verteidiger unterstützen – beide würden sich gut ergänzen. Mit Ernsthaftigkeit und einiger Übungszeit könnte dieses Duo große Synergien schaffen.
Als Endergebnis hätte man ein hochmodernes und ausgefeiltes System, mit attraktivem, unterhaltsamem wie anspruchsvollem Fußball. Fokuspunkt der Mannschaft wären Töre und Arslan in ihren Freirollen sowohl offensiv als auch defensiv, denn durch ihre Robustheit (Töre) bzw. Aggressivität (Arslan) sowie ihre Ausbildung sind beide auch sehr stark im Pressing, mit welchem man die defensiven Risiken kaschieren könnte. Guerrero ist defensiv ebenfalls stark. Je nach Gegner wählt man zwischen der dynamischen Aggressivität und der guten Positionierung Rincóns und dem organisatorischen Geschick und der Spielintelligenz Skjelbreds aus. Sicherlich wäre es immer noch – vor allem aufgrund der Besetzung der Abwehrspieler – riskant und bedürfte Zeit, doch ein Klub mit den Ansprüchen des HSV sollte sich nicht davor scheuen, solch eine derartige Idee als Ziel der derzeitigen Mission auf die Fahnen zu schreiben.
Variante III – Modernes Sturmduo im 4-4-1-1: Schnell und spielmachend
Selbst wenn man das nicht wollte und doch eher die sachlich-pragmatischere Variante bevorzugen würde, gäbe der Kader immer noch interessante Möglichkeiten her. Daher folgt nun zum Abschluss noch eine Alternativtaktik ohne die strenge Prämisse des offensiven Dominanzfußballs.
Zwar würde Töre weiterhin eine entscheidende Rolle einnehmen, doch der besondere Fokus läge hier auf dem Sturmduo – Son und Petric, deren Rollenverteilung dem typischen Muster eines schnellen Torjägers und eines eher spielmachenden Stürmers entspräche. Wie es Rooney und Chicarito in der vergangenen Saison bei Manchester United spielten, wäre es auch hier – einfacher und weniger anspruchsvoll als die fluide Variante, aber dennoch erfolgreich und gut anzuschauen.
Petric ist ein sehr interessanter Spieler, da er die Fähigkeiten eines Spielmachers mit denen eines gefährlichen Vollenders verbindet. Auffällig ist, dass er zwar „alleine“ sehr gut als Spielmacher auftreten kann, indem er sich zwischen den Linien anbietet, den Ball erhält und den entscheidenden letzten oder vorletzten Pass spielt, allerdings in schnellen, beweglichen, fluiden und vielschichtigen One-Touch-Spielzügen nicht mitkommt, da ihm die nötige Handlungsschnelligkeit und Explosivität fehlt, während seine Technik, seine Übersicht und seine körperlichen Stärken hervorzuheben sind.
Die Idee hinter dem Duo ist also simpel: Man versucht, Petric Raum zwischen den Linien zu schaffen, in den sich dieser fallen lassen kann, um dann die drei offensiven Kollegen zu bedienen oder selbst abzuschließen. In Zusammenarbeit mit Son stürzt er den Gegner in das altbekannte Dilemma – verteidigt der Gegner tief, um Sons Schnelligkeit zu kontern, bekommt Petric mehr Platz zwischen den Reihen, verteidigt man hoch, um Petric einzuengen, ist man verwundbar für Sons Läufe hinter die Abwehr.
Weitere Unterstützung würde man Petric durch die beiden Außen geben – auf der einen Seite würde ein klassischer Flügelspieler agieren, auf der anderen ein freierer und variablerer Akteur, welcher sowohl invers als auch klassisch zu spielen vermag. Gut zu den Fähigkeiten und Eigenheiten der Spieler würden die Aufstellung Jansens auf der linken und Töres auf der rechten Flanke passen. Jansen würde für Breite und auch eine konstante Anspielstation in diesem Raum sorgen, Töre durch seine Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was zusammen Petric im Zentrum helfen würde. Als halbrechter nomineller Stürmer wären die Bewegungen perfekt abgestimmt – lässt er sich fallen, öffnet er Raum für Töre, steht mit seinem starken Fuß in offener Spielrichtung und kann bei der Ballannahme in einem Guss einen langen diagonalen Ball auf den breit stehenden Jansen zum Flügel schlagen.
Um das so funktionierende Herzstück des Systems ins Spiel zu bringen, würde man ohne Ball recht abwartend, im eigenen Spielaufbau sehr tief agieren. Die Außenverteidiger würden leicht aufrücken und bräuchten vor allem eine gute Balance zwischen Offensive und Defensive, was Aogo als grundsoliden Spieler prädestinieren würde, während auf der Gegenseite Robert Tesche eine gute Idee darstellen könnte. Als Alternative böte sich Westermann an, da er gute Diagonalbälle spielen kann und defensiv robust und zweikampfstark ist. Aus dem Zentrum würde Skjelbred sich nach hinten fallen lassen, um im Aufbauspiel ein Einengen zu verhindern und gegen ein mögliches Pressing zu helfen, während Rincón auf halbrechts erneut vorstoßen und zusammen mit Töre die von Petric gelassenen Räume bearbeiten bzw. die Seite überladen dürfte.
Als Einwechselspieler würde sich Romeo Castelen als interessante Option anbieten, da er die Rolle von Jansen seitenverkehrt spielen kann, was in verschiedenen Situationen als taktische Alternative sehr nützlich sein könnte. Marcus Berg wäre bei passender Form als schneller und vollendender Stürmer die Alternative zu Son, während David Jarolim zu den ersten Kandidaten für eine Einwechslung gehören und sich gelegentlich in der Startelf wiederfinden würde – entweder als defensive Stabilisierungsmaßnahme oder als Verwalter bei einer Führung oder bei frei gewordenem Platz im Zentrum.
Fazit
Abschließend soll noch einmal betont werden, dass diese taktischen Varianten rein den Ideen des Autors entspringen und etwaige Personalentscheidungen von bestimmten Trainern – ob sie bevorzugt Spieler x anstelle von Spieler y in die Mannschaft einbauen – außen vor lassen. Es sollen keine Vorhersagen sein, sondern bloß Ideen und Vorschläge, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Durchführung erheben, stattdessen zeigen sollen, welches Potential der Hamburger SV besitzt, welche Spieler man wie einsetzen könnte, welche Effekte bei bestimmten taktischen Handlungen entstehen könnten und welche Möglichkeiten der Flexibilität geboten werden.
Zwar sind einige Spieler individuell in bestimmten Bereichen eher schwach, doch beeindruckt ist, dass die Spielertypen des Kaders sich in verschiedenen Systemen sehr gut zueinander verhalten, zueinander passen und sich gegenseitig ergänzen. Dies könnte bei einem eingespielten und gut erdachten Konstrukt die größte Stärke der Mannschaft dieser Saison werden. Welchen Weg man einschlagen und welche Entwicklung man nehmen wird, wird in den kommenden Wochen und Monaten hochinteressant zu beobachten sein und weiterhin einiges an Material für Diskussionen liefern.
19 Kommentare Alle anzeigen
maxbas 2. März 2012 um 09:28
Hallo, vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Ich würde mir solch einen Artikel wirklich sehr zu Werder Bremen wünschen. Insbesondere durch taktisch gut geschulte Neuzugänge wie Trybull, Affolter, Junuzovic, Hartherz und spielstakten Spielern wie Naldo, Hunt,Ekici und Marin müsste sich doch ein System spielen lassen, dass der Raute überlegen ist.
Antipatros 2. Oktober 2011 um 15:47
Ich stimme dir zu ,dass das 4-1-2-3 einen großen Anreiz bildet,weil es gerade offensiv hohe Flexibilität erzeugt und bei richtiger taktischer Einstellung dennoch defensiv sicher steht.
Dabei müssen die Spieler in der 4er-Kette taktisch einwandfrei eingestellt werden,da sie bei diesem System,generell höher stehen als bei anderen Systemen.
Vor allem eignet sich dieses System auch besonders für unser Spielermaterial,haben wir doch mit Ilicevic,Son,Töre,Castelen und Lam hochwertige Außenstürmer bzw. flexible Offensivspieler,die in diesem System freier von Defensivaufgaben wären und somit ihren Stärken voll Ausschöpfen könnten.
Auch die 8er passen aus meiner Sicht gut ins System,da gerade die 8er,die auf Grund des 6ers höher agieren können,unsere Problemezone im Z(O)M kompensieren könnten.
So würde kein Loch im Zentrum entstehen und unser Spiel wäre nicht so berechenbar,weil es nicht nur über die Außen läuft.
Variante 1:
—————————Drobny—————————
Westermann——Bruma—–Rajkovic——Aogo–/Mancienne,Diekmeier,Jansen
—————————–Rincon———————-/Jarolim
—————-Kacar——————Tesche———–/Skjelbred,Lam,Arslan
—–Töre—————–Guerrero———Ilicevic—-/Son,Lam,Castelen,Berg,Petric
Die Variante 1 ist etwas defensiver,da speziell die Außenverteidiger zur Absicherung da sind.
Angriffsspiel wie folgt:
Ziel sind ist die 3er Reihe,die beweglich agieren und rotieren ,alle sind technisch auf hohem Niveau und sind so in der Lage für Verwirrung in der gegnerischen Abwehrreihe zu sorgen und Lücken zu reißen.
Die 8er unterstützen das Angriffsspiel enorm ,in der Hinsicht,dass sie Verteidiger auf sich ziehen,da sie torgefährlich aus der 2.ten Reihe sind und zum anderen überhaupt im Zentrum das Offensivspiel unterstützen(das war bisher bei uns nicht der Fall,dort agierte höchstens die HS).
Dadurch bietet sich mehr Raum für die Außenstürmer und sie sind nicht zu sofort zugestellt(Elias Problem,im alten HSV-System).
Da die Winger sowohl Flanken als auch nach innen ziehen können ,bietet sich eine Vielzahl an Optionen ,um zur Torchance zu kommen,gerade wenn die kopfballstarken 8er in den 16er vordringen können sie für Gefahr sorgen oder auch die 2.ten Bälle aus der Distanz verwerten.
Zur Abwehr:
Das offensive Spiel der 8er wird ermöglicht durch die Absicherung von der 6,wobei die 8er bei Ballverlust die Winger absichern,in dem sie schnell umschalten und ihre Plätze schnell links und rechts neben dem 6er einnehmen,so steht der Defensivverbund zügig kompakt,da durch Verschiebung der nun defensiven 3er Reihe ,jeweils mehr Druck auf den Ball ausgeübt werden kann ,als dies durch 2 6er der Fall wäre.
Beispiel :
4-1-2-3: 4-4-1-1:
LV—–IV—–IV—–RV- LV—IV–IV–RV–
LZM–DM—RZM–— —–DM—DM—–
Gegner Gegner
(im Ballbesitz) (im Ballbesitz)
IM 4-1-2-3 steht man,obwohl man mit dem LV,RZM und DM 3 Spieler hat die Druck auf den Ball ausüben,trotzdem auf der gegenüberliegenden Seite kompakt.
IM 4-4-1-1 müssen die Winger die Aufgabe des LZM übernehmen,was kaum möglich ist,da sie meistens selbst tief in der gegnerischen Hälfte agieren und solche Ballverluste verursachen.
Die 8er hingegen,können ,Laufstärke und Antizipation vorrausgesetzt,schneller hinter den Ball kommen,da sie hinter den Wingern und MS agieren,die den Ball verlieren.
Das bedeutet im Endeffekt höhere Kompaktheit,obwohl das Angriffsspiel gefährlicher und variabler geworden ist.
Hauptaufgabe der Defensive ist es so hoch wie möglich zu stehen ,um Räume für den Gegner eng zu machen und etwaige Ballverluste ,sofort wieder zu bereinigen.
Die IV(Bruma,Rajkovic) sind für dieses Spiel geeignet.
Spielt man gegen überlegenere Gegner ,steht die Mannschaft tiefer,die 8er nehmen eine defensivere Rolle ein und man legt das Spiel auf Konter aus,was hervorragend funktionieren wird,durch die offensive 3er Reihe und die kontereinleitenden 8er.
Bsp:
—————————Drobny—————————
Westermann—Bruma——–Rajkovic———Aogo—
———–Rincon——-
———-Guerrero———–
Variante 2 des 4-1-2-3 :
Diekmeier—Bruma–Rajkovic—Jansen–
Die Außenverteidiger sind offensiver und sollen für mehr Druck und Gefahr sorgen,dabei achten nun die Außenstürmer darauf Räume für die AV zu schaffen,indem sie sich vermehrt im Zentrum aufhalten bzw. invers spielen,wodurch die AV schnell in die freien Räume stoßen können ,um Flanken reinzuschlagen.
Dieses System ist gegen deutlich unterlegene Mannschaften zu empfehlen ,die sich zu einem Unentschieden mauern wollen .
Hoffe es gibt Anregungen zu meinem erdachten System,ich finde momentan wäre das für unser Spielermaterial einer der besten Systeme,wobei der Stuttgartsieg natürlich zeigt,dass man auch ohne dieses System erfolgreich spielen kann.
hertizworld 2. Oktober 2011 um 22:16
Denke nicht das wir ein reines Barca 4-3-3 spielen. Dafür verlieren Guerrero/Son/Petric vorne zu viele Bälle und sind nicht sicher genug. Denn gerade der Ballbesitz ist es der dieses System ausmacht und danach das hohe Pressing, damit der Ball sofort wieder hoch erobert wird. Haben gg Hertha(eher 4-1-4-1 also sogar noch etwas defensiver) gesehen wohin das führt. Sind zu anfällig und uns fehlt die Kompaktheit, weil die 8er grad nicht schnell genug die Ordnung finden. Dadurch entstehen Lücken und Konter und unsere IV hat Probleme. Rincon ist mMn auch als einzelner 6er zu schwach und kann somit auch nicht mehr vorstoßen, wenn er die 6er Pos halten muss. mMn hättest du auch die gleichen Leute auf dem Feld wie beim 8er vor 2 6ern.
Ob nun:
———Skjel——–
—Tesche—Rincon–
oder:
—Skjel—-Tesche–
——–Rincon——-
ergibt sich schon allein aus der Spielsituation. Sieht man bei Bayern ganz oft wenn Schweini neben Kroos spielt und Gustavo sichert. Oder z.B. als letzte Saison mit Ballack/Rolfes/Vidal gespielt hat. Da hat das Trio sich immer abgewechselt. Das der HSV aufgrund seiner fehlenden Ballsicherheit grad den Ballbesitz etwas aufgibt und mehr kontert würde auch das von so vielen geliebte 4-3-3 stören, deshalb stehen wir defensiv öfter im 4-4-1-1. damit wir die Außen auch dicht machen heute gesehen bei Fuchs Flanke. Das größte Problem im 4-3-3 ist mMn aber der Torwart. Ein Grund warum unsere IV gar net so hochstehen darf. Wir haben derzeit keinen spielenden TW mit Drobny und ich glaube Mickel ist auch keiner.
Gerade die Schnelligkeit von Töre/Lam/Ili/Castelen/Son gibt uns die Möglichkeit hinten tiefer zu stehen und eher auf Konter zu spielen. Die offensive 3er reihe kann dabei komplett durchrotieren. mit etwas mehr Zielstrebigkeit als heute gg S04 gewinnt man dann auch.
—————————Drobny—————————
Westermann——Bruma—–Rajkovic—Aogo–
——–Kacar/Rincon—Tesche/Skjelbredt——
————————————————————
Castelen/Lam —Töre/Lam/Skjel/Arslan-Ilicevic/Son
———————MP/PG/Berg/Son—————–
Es wird dadurch mMn mehr auf schnelles Spiel geestzt uund wir sind mMn auch nicht mehr der Gegner gg den die Mannschaften hinten drin stehen und mehr nach vorne spiel müssen. Passiert das doch, geht ein 6er eh öfter mit vorne rein. Wir haben keinen Xavi/Iniesta oder Schweini/Kroos. Für das dauerhafte 4-3-3 sind Kacar,Tesche, Skjelbred zu schwach.
Antipatros 2. Oktober 2011 um 15:26
Ich stimme dir zu ,dass das 4-1-2-3 einen großen Anreiz bildet,weil es gerade offensiv hohe Flexibilität erzeugt und bei richtiger taktischer Einstellung dennoch defensiv sicher steht.
Dabei müssen die Spieler in der 4er-Kette taktisch einwandfrei eingestellt werden,da sie bei diesem System,generell höher stehen als bei anderen Systemen.
Vor allem eignet sich dieses System auch besonders für unser Spielermaterial,haben wir doch mit Ilicevic,Son,Töre,Castelen und Lam hochwertige Außenstürmer bzw. flexible Offensivspieler,die in diesem System freier von Defensivaufgaben wären und somit ihren Stärken voll Ausschöpfen könnten.
Auch die 8er passen aus meiner Sicht gut ins System,da gerade die 8er,die auf Grund des 6ers höher agieren können,unsere Problemezone im Z(O)M kompensieren könnten.
So würde kein Loch im Zentrum entstehen und unser Spiel wäre nicht so berechenbar,weil es nicht nur über die Außen läuft.
Variante 1:
—————————Drobny—————————
Westermann——Bruma—–Rajkovic——Aogo–/Mancienne,Diekmeier,Jansen
—————————–Rincon———————-/Jarolim
—————-Kacar——————Tesche———–/Skjelbred,Lam,Arslan
—–Töre—————–Guerrero———Ilicevic—-/Son,Lam,Castelen,Berg,Petric
Die Variante 1 ist etwas defensiver,da speziell die Außenverteidiger zur Absicherung da sind.
Angriffsspiel wie folgt:
Ziel sind ist die 3er Reihe,die beweglich agieren und rotieren ,alle sind technisch auf hohem Niveau und sind so in der Lage für Verwirrung in der gegnerischen Abwehrreihe zu sorgen und Lücken zu reißen.
Die 8er unterstützen das Angriffsspiel enorm ,in der Hinsicht,dass sie Verteidiger auf sich ziehen,da sie torgefährlich aus der 2.ten Reihe sind und zum anderen überhaupt im Zentrum das Offensivspiel unterstützen(das war bisher bei uns nicht der Fall,dort agierte höchstens die HS).
Dadurch bietet sich mehr Raum für die Außenstürmer und sie sind nicht zu sofort zugestellt(Elias Problem,im alten HSV-System).
Da die Winger sowohl Flanken als auch nach innen ziehen können ,bietet sich eine Vielzahl an Optionen ,um zur Torchance zu kommen,gerade wenn die kopfballstarken 8er in den 16er vordringen können sie für Gefahr sorgen oder auch die 2.ten Bälle aus der Distanz verwerten.
Zur Abwehr:
Das offensive Spiel der 8er wird ermöglicht durch die Absicherung von der 6,wobei die 8er bei Ballverlust die Winger absichern,in dem sie schnell umschalten und ihre Plätze schnell links und rechts neben dem 6er einnehmen,so steht der Defensivverbund zügig kompakt,da durch Verschiebung der nun defensiven 3er Reihe ,jeweils mehr Druck auf den Ball ausgeübt werden kann ,als dies durch 2 6er der Fall wäre.
Beispiel :
4-1-2-3:
LV—–IV—–IV—–RV——-
—-LZM–DM—RZM–
Gegner
(im Ballbesitz)
Suq Madiq 1. Oktober 2011 um 12:54
„Kurz zum HSV: Das schöne Taktik-Blog Spielverlagerung hat in allen Details ausgebreitet, wie die Mannschaft zum Erfolg kommen kann. Das Konzept ist ausgefeilt, sieht aber Marcell Jansen als Verteidiger vor. Das letzte Mal, das der HSV einen solch wertvollen Tipp bekam, war im April. Da riet Jürgen Klopp den Hamburgern, mit Michael Oenning Geduld zu haben.“
http://www.zeit.de/sport/2011-09/hartmann-breuckmann-stevens-dickel
haha 😀
Tinoforce 1. Oktober 2011 um 00:33
Ich seh die Lage beim HSV eigentlich noch nicht derart prekär, dass man sagen könnte, es wäre falsch einen Konzeptrainer zu holen. Auch ein Favre (auch wenn dieser natürlich eher defensiv orientiert ist ) hat mit Borussia Mönchengladbach auch nicht mit typischen „Feuerwehrmannriten“ gerettet. Dazu kommt, dass ein Van Gaal oder Laudrup ganz sicher wissen würden, was die Situation erfordern würde.
Incubo 30. September 2011 um 14:17
Ja, kann ich nur beipflichten, sehr interessante Analysen mit Tiefgang, aber halt sehr offensivlastig!
Der HSV hat für mich ein Hauptdilemma:
Einerseits möchte man eine langfristige Spielphilosphie aufbauen, die wohl von Dominanz geprägt sein sollte (da wäre wohl L .v. Gaal der Mann dazu, aber vielleicht auch M. Laudrup), andererseits geht es jetzt erst mal ums nackte Überleben, da sollte wohl die Defensivarbeit imVordergrund stehen, um manches „hässliche“ O:O zu ermauern und um dann auch Selbstvertrauen aufzubauen.
Wenn Du das machst, dann stehst Du nächste Saison wieder vor dem gleichen Problem, irgendwann steigst Du dann ab.
Vielleicht sollte der HSV tatsächlich das Risiko eingehen, mit einem Philosophietrainer wie L. v. Gaal ein von Dominanz geprägtes Offensivspiel aufzubauen, und auch einen Abstieg in die 2. Liga in Kauf zu nehmen um dann wieder gestärkt, ähnlich wie Hertha, in der ersten Liga anzugreifen. Nur ob das finanziell und sportlich tragbar ist…
hertizworld 30. September 2011 um 02:16
Gerade der fehlende Arslan und die Wichtigkeit in deinen 2 ersten Systemen sind derzeit das Problem es gibt keinen 10er bzw. HS. Deshalb tendierte das System ja Richtung Variante 3 und war verdammt flügellastig. Das fehlende schnelle Umschalten hat dann V3 komplett gelähmt. Ich denke V1 wär so ziemlich das was dem HSV vorschwebt. Nur mit der Einschränkung dass Jansen defensiv noch instabiler ist als Diekmeier. Die beiden würden V2 zusammenbrechen lassen. Skjelbredt ist im Moment wie der Bayrische Kroos zu gebrauchen, also als ZM vor 2 Sechsern. Auf dem Flügel zu durchsetzungs- und als 6er zu defensivschwach. Die Dynamik eines Rincon hab ich jdfs. in HH noch nicht so wahrgenommen. Auch fehlt ihm der gute Pass.
Bleibt eher V3 nur ohne Jansen sondern Ilicevic/Töre +Petric/Son und Tesche anstelle von Skjelbredt. Bruma ist btw. rechter IV und Rajkovic links.
Antipatros 2. Oktober 2011 um 16:00
Ja hertizworld,der fehlende kreative OM/HS fehlt dem HSV-System.
Wie du bereits sagtest wurde damit das Spiel zu flügellastig.
Das Problem lösen kann man entweder im dem man ein ZM(Skjelbred) vor die 6er stellt,was mmn allerdings unser Offensivpotential hemmen würde,da eben kein vernünftiger Spieler vorhanden ist.
Oder man spielt mit 2 8er vor einem 6er ,so dass Präsenz im ZOM vorhanden wäre und mit Tesche/Skjelbred(Kacar)/Lam auch nötige spielerische Fertigkeit.
Das würde zum 4-1-2-3 System führen,welches ich hier erläutert habe und welches auch defensiv nicht anfällig ist,sollten die 8er ihre Aufgabe den Systemvorstellungen entsprechend erfüllen.
Son darf mmn nicht auf der HS spielen,da er kein Spieler ist,dem man mit dem Rücken zum Tor anspielen kann,momentan fallen mir für diese Position nur Arslan,Lam,Guerrero und Skjelbred ein .
Wobei Arslan,Lam und Skjelbred noch nicht so weit sind und bei Guerrero haben wir ja in der Vergangenheit gesehen,dass dies suboptimal funktioniert.
Insofern wäre das 4-1-2-3 ne gute Übergangslösung,bis wir unseren vdV-Klon entweder selber geschnitzt haben oder verpflichten konnten.
Jojo 30. September 2011 um 01:57
Eine sehr interessante Analyse. Allerdings fehlt mir hier das 4-3-3 mit nur einem defensiven Mittelfeldspieler und zwei Zentralen davor.
LA______ST_______RA
____ZM______ZM_____
_______DM___________
LV____IV___IV_______RV
In meinen Augen wäre dies doch das ideale System für den HSV. Als rein defensiv spielender DM würde hier Rincon perfekt ins System passen. Ein Zerstörer und Wadenbeißer wie es im Buche steht, technisch allerdings sehr wohl versiert. Als zentrale Spieler mit Spielmacheraufgaben würde ich in diesem Fall Kacar (wenn endlich mal fit) und Skijelbret sehen, obwohl auch ein Tesche passen würde, auch wenn ich ihn eher als Ersatz sehe. LV mit eher defensiven Aufgaben Aogo, RV z.B. Westermann. Hier würde ein Diekmeier leider nicht sooo ins System passen, was schade wäre. IV wie gesagt Rajkovic und Bruma. Als LA würde ich Ilicevic preferieren und als RA Töre oder Castelen. ST wäre in diesem System wohl am ehesten Marcus Berg, welchem ich mir unter einem neuen Trainer gut als positive Überraschung vorstellen könnte.
TR 2. Oktober 2011 um 11:47
Ja, stimme ich zu, das wäre auch eine Überlegung wert. Bzgl. Rincón denke ich auch, dass er defensiv exzellent ist, aber vielleicht seine darüber hinaus gehende Offensivstärke in diesem Fall etwas verschwendet wird, es sei denn, man legt das System sehr offensiv aus oder ein bisschen wie Arsenal.
nedfuller 29. September 2011 um 23:24
Tolle Darstellungen und wirklich gut auf die Stärken und Schwächen der Spieler eingegangen.
Allerdings: Jansen ist kein Linksverteidiger!
Bei all den System, bei denen er als Linksverteidiger aufgestellt wird, haben wir dann in der Defensive dort ein Problem!
Jansen spielt sehr gerne offensiv, seine Vorstösse und Flanken waren (hoffentlich sind sie bald wieder) ein Genuss. Aber: Wenn er vorne den Ball verliert neigt er dazu nicht schnell genug wieder hinter den Ball zu kommen. Die Seite wäre dann offen.
TR 30. September 2011 um 19:20
Deswegen sichert ja Aogo als LZM ab, spielt man vorne Pressing dank Defensivstärke der OMs und legt starken Wert auf die kollektive Bewegung.
peter 29. September 2011 um 22:20
Schöne Analyse, aktuell hat aber der HSV eher das Problem, dass er zu viele Tore kassiert.
Also muss die Arbeit doch auch hinten beginnen. Hier scheint mir aktuell das Innenverteidigerduo Bruma/Rajkovic am besten zu sein. Dahinter steht aber noch einer…. der wurde gar nicht bewertet.
Also das ganze bitte noch einmal unter der Annahme, dass der Gegner auch mal auf das HSV-Tor schießt.
TR 30. September 2011 um 19:22
@ vastel und peter:
Nun, ich glaube nicht, dass ein Trainer wie van Gaal oder Laudrup ein defensives System wählen würde, also lasse ich es raus. Dass die Defensive verbessert werden muss, ist klar, aber das mache ich innerhalb des Prozesses quasi. Außerdem ist Variante 3 praktisch das defensive System – ohne Ball abwartend, mit Ball vorsichtig.
peter 30. September 2011 um 23:06
Ja, Du hast recht. Deine Prämisse war natürlich wie greifen wir an, allerdings haben wir nicht immer den Ball, sondern müssen auch mal verteidigen.
Hier liegt – so glaube ich – der Hase im Pfeffer. Die Ordnung der Defensive muss stimmen. Diese Ordnung muss bei einer offensiven Ausrichtung aber zumindest teilweise vom Torwart übernommen werden. Oder von einem defensiven „go-to-guy“.
Ergänzend dazu beginnt bei einem „offensiven“ Torwart bei diesem auch der nächste Angriff (siehe Unterschied Neuer/Lehmann zu Kahn). Dieses Thema fehlt noch.
Dass diese Aufstellungen eher danach ausgerichtet wurden ein Tor mehr schießen zu wollen anstatt eines weniger zu kassieren steht außer Frage.
Davon abgesehen finde ich die Analyse wirklich stark.
vastel 29. September 2011 um 20:50
Klingt in der Theorie alles ganz toll, aber man sollte die Situation mal realistisch betrachten:
Als momentaner Abstiegskandidat sollte der HSV seine Ansprüche ganz ganz weit herunterschrauben und zusehen, dass man aus dem jetzigen Trümmerhaufen irgendwie eine Mannschaft formt, die in erster Linie erstmal hinten (!) kompakt und sicher steht.
Schöner, dominanter Offensivfußball wäre in meinen Augen zum jetzigen Zeitpunkt das falsche Mittel, solange wie man in fast jedem Spiel 3 und mehr Tore bekommt.
Für das Selbstvertrauen wäre es doch erstmal von Vorteil, wenn man mal ein paar Spiele zu Null spielt (auch wenn es am Ende ein 0:0 wird) oder zumindest nicht mehr als 1-2 Tore bekommt.
Außerdem halte ich eine solide Defensive für das absolute Fundament jeder Mannschaft – bestes Beispiel diese Saison die Bayern oder die vergangen Saisons der BVB, wo Klopp bei Amtsantritt im ersten Jahr vor allem erstmal dafür gesorgt hat, dass man hinten sicher steht.
Der HSV muss begreifen, dass man jetzt unten im Abstiegskampf steckt und da Schönspielerei nicht gefragt ist.
Zudem halte ich für solche offensiven Systeme die individuellen Qualitäten der HSV-Spieler für nicht gut genug. Im HSV-Kader tummeln sich eine Menge völlig überschätzter Spieler (Aogo, Jansen um nur einige zu nennen…).
Torsten 29. September 2011 um 20:08
Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Warum ziehst Du kein 3-4-3 in Erwägung?
juwie 29. September 2011 um 19:53
Scheint so, als ob auch TR ein Kandidat auf den Trainerposten beim HSV wäre. 😉
Aber ernsthaft: Sehr eindrucksvolle Analyse, aber auch bemerkenswert, was man mit dem HSV-Kader doch anstellen könnte – vernünftige Rahmenbedingungen vorausgesetzt.