Profitrainer – ein undankbarer Job
Der Fall Ralf Rangnick überraschte und schockte die Öffentlichkeit. Die vielfältigen Reaktionen zeigen, wie weit die Wahrnehmung des Trainerberufs von der anstrengenden Wirklichkeit entfernt ist. Die Nachricht traf nicht nur die Schalke-Fans unvorbereitet: Gestern morgen lief über den Ticker, dass Ralf Rangnick seinen Trainerposten mit sofortiger Wirkung aufgibt. Diagnose: Burnout. Die Nachricht von seinem persönlichen Schicksal ließ das schnelllebige Bundesliga-Business für einige Minuten stillstehen. Sein mutiger Schritt, mit dieser Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen, beeindruckt.
Und doch wurde auf dieses zutiefst menschliche Schicksal nicht nur mit Anteilnahme reagiert. Es dauerte eine Stunde, ehe die ersten Trolle sich mithilfe Kommentarfelder bei Berichten über Ralf Rangnicks Burnout hermachten. Der Tenor der entstehenden Diskussionen war schnell gesetzt: „Die aberwitzigen Millionensummen die im Profisport gezahlt werden sind zu 90% Schmerzensgeld und wer damit nicht umgehen kann muss gehen. Da muß man kein Mitleid haben, dafür gibt unsere Gesellschaft genügend Felder her.“ (Eine der harmloseren Varianten aus der Kommentarspalte der WAZ, Rechtschreibung nicht geändert.) Solche Meinungen, so rückständig sie sein mögen, finden sich zuhauf in den virtuellen und realen Stammtischen unseres Landes.
Solange es solche Kommentare gibt, brauchen wir das Thema, wieso seelische Schwächen noch immer ein Tabu in der Gesellschaft im Allgemeinen und im Sport im Speziellen sind, gar nicht angehen. Viel interessanter ist die unterschwellige Botschaft, die in diesen Meinungsäußerungen mitschwingt: Ein Trainer hat eigentlich einen tollen Job. Er wird gut bezahlt, muss nicht sonderlich viel arbeiten und darf sich den ganzen Tag mit Fußball beschäftigen. In der Breite ist noch nicht angekommen, was für komplexe und anspruchsvolle Anforderungen dieses Berufsfeld im 21. Jahrhundert hat – und wie anfällig die zeitintensive Arbeit für Burnout-Erkrankungen sein kann.
Der Trainerjob gleicht dem Profil eines gehobenen Managers
Auch wenn der Volksmund glaubt, ein Coach müsse nicht viel mehr tun, als unter der Woche am Trainingsplatz herumstehen und am Wochenende eine kleine Ansprache halten, sieht die Wahrheit anders aus. „Ich betrete mein Büro morgens um neun und verlasse es am Abend um sieben“, weiß Robin Dutt über seinen Arbeitsalltag zu berichten. Das dürfte auf so ziemlich jeden professionellen Trainer zutreffen, der neben der Trainingsleitung Scoutingberichte lesen, Medientermine absolvieren und eventuell Spielerverhandlungen führen muss.
Wochenenden, freie Tage oder Urlaub sind Fremdwörter in diesem Beruf. Kaum eine Mannschaft kann es sich heutzutage leisten, mehr als einen Tag unter der Woche trainingsfrei zu machen. So trifft man Heynckes, Tuchel und Co. fast jeden Wochentag auf dem Vereinsgelände und an den Wochenenden in den Stadien der Republik. Man stelle sich nur vor, sie nähmen sich außerhalb der Sommer- oder Winterpause Urlaub. Fredi Bobic, in Managerfunktion beim VfB Stuttgart tätig, gönnte sich diesen Luxus im August, nachdem er die Sommerpause mit der Kaderplanung verbrachte – unter dem beißenden Spott vieler Fans. Selbst wenn ein Trainer einmal krank ist und nicht am Spielfeldrand stehen kann, wird dies mit Sicherheit in der Sportschau thematisiert.
Nicht einfacher macht den Job die zunehmende Komplexität des Fußballs in den letzten Jahren. Ein Übungsleiter muss immer auf dem neuesten Stand in den Erkenntnissen der Trainingswissenschaft sein. Auch sind die Anforderungen an den Cheftrainer in Fragen der Menschenführung heutzutage anspruchsvoller als früher. Ein Trainer muss viel mehr mit den Spielern kommunizieren – das Motivator-Modell eines Klinsmanns ist in der Praxis gescheitert. Außerdem wurden die taktischen Vorgaben in den letzten Jahren durch die flächendeckende Einführung des Scoutings immer komplexer. Wer seinen Gegner heute nicht aus dem Effeff kennt, braucht gar nicht erst anzutreten. Immer gut informiert zu sein, ist das A und O für einen erfolgreichen Trainer. Nicht wenige bilden sich deshalb nach den Arbeitszeiten fort und wer sich das nicht leisten möchte (oder kann), wird schnell mit ausbleibendem Erfolg konfrontiert.
Das Gleichgewicht zwischen Abstand und Nähe zum Beruf
Bei Betrachtung all dieser Komponenten wird deutlich, dass das Trainersein nicht mit dem Verlassen des Vereinsgeländes aufhört. Es ist ein 24-Stundenjob und zwar sieben Tage in der Woche. Von Spielern, Arbeitgebern und Fans wird gleichermaßen die volle Hingabe eines Trainers an den Beruf gefordert und selbst mit viel Leidenschaft ist es schwer möglich, die geforderten Leistungen zu erfüllen.
Hier lauert die große Gefahr: In einem Berufsfeld, in dem kleinste Fehler von Gegnern, Medien und Fans ausgeschlachtet werden, ist es schwer, ein psychisches Gleichgewicht zu finden. Man braucht ein großes Ego, um nicht an den zahlreichen Anforderungen zu zerbrechen. Denn wer nicht vollen Einsatz zeigt, wird über kurz oder lang keinen Erfolg haben – siehe dazu auch den aktuellen Fall Oenning. Wer sein ganzes Leben aber dem Fußball widmet und sich selber über seinen Erfolg im Beruf definiert, wird bei Misserfolg schnell in eine Abwärtsspirale gesogen.
Wie schwer es ist, das eigene Selbstwertgefühl vom beruflichen Erfolg abzukoppeln, wissen die meisten Arbeitnehmer. Nun stelle man sich vor, dass bei diesem Prozess nebenbei noch die ganze Presse und halb Deutschland zusehen. Die meisten Trainer schaffen sich daher ein dickes Fell an, um nichts an sich heranzulassen. Die Gratwanderung zwischen nötiger Distanz und der völligen Entkoppelung von Fans ist dabei nur schwer möglich. Kaum jemand würde behaupten, dass der stoische Felix Magath eine gesunde Beziehung zu Fans und Medien pflegt, aber auf der anderen Seite wäre wohl die gesamte Öffentlichkeit verwundert, wenn gerade dieser morgen seinen Burnout bekannt gäbe. Doch seine Aussagen zu Rangnicks Schicksal zeigen, dass selbst an ihm die Anstrengungen des Berufes nicht spurlos vorbeigehen: „Ich weiß, wie anspruchsvoll und belastend der Trainerberuf ist. Ich hoffe, dass er sich die Zeit nimmt, die er braucht.“
Immer dabei: Die Medien
Diese moderne Auslegung des Trainerberufes ist bei vielen noch nicht angekommen. Dazu zählen nicht nur Fans, sondern auch die Medien: Teilweise wird den Handelnden nicht der Respekt geboten, der ihnen (größtenteils) gebührt. Wer nicht erfolgreich ist, muss niedergeschrieben werden – so einfach ist das Geschäft in vielen Fällen. Die Medienlandschaft ist ein weiterer Faktor, der den Beruf für die Beteiligten anstrengend macht. Selbst kleinste Fehler können am nächsten Tag als Aufhänger in einer Zeitung landen.
Natürlich kann die Lösung nicht sein, alle Protagonisten im Fußball mit Samthandschuhen anzufassen. Und ebenso gibt es viele Beispiele, die von einem gesunden Umgang zwischen Journalismus und Fußballakteuren zeugen. Dennoch sollte die noch immer gängige Praxis aufhören, einer Person erst nach Bekanntwerden einer Krankheit den Respekt entgegenzubringen, den sie verdient hat. Wenn über jeden Spieler und Trainer geschrieben wird, wie man es bei einem offen Depressiven tun würde, wäre vielen geholfen. Selbstkritik sollte in diesem Punkt angebracht sein; gerade Rangnicks Taktik kam an dieser Stelle in den letzten Wochen nicht gut weg.
Trainerberuf anfällig für Burnouts
Diese vielfältigen Schwierigkeiten sorgen dafür, dass der Trainerberuf ein sehr anstrengender sein kann. Ein wichtiger Faktor beim Burnout-Syndrom ist Stress und davon gibt es auf der Trainerbank reichlich. Auch wenn es makaber klingen mag: es verwundert angesichts der Anforderungen fast schon, dass es Fälle wie den von Rangnick in der Bundesliga bisher nie gab (oder sie zumindest nicht ans Tageslicht gelangten). In der Praxis hat der Trainerjob das Anforderungsprofils eines gehobenen Managementpostens – in der Öffentlichkeit häufig als der Burnout-Beruf schlechthin gesehen.
Diese Faktoren auf den konkreten Fall Rangnick zu übertragen, wäre reine Spekulation. Fakt ist: Ralf Rangnicks Feuer, das ihn immer auszeichnete, ist im Moment erloschen. Ohne dieses kann er seinen Beruf nicht ausführen, so dass die Annahme psychologischer Hilfe ein sehr richtiger Schritt war. Man kann nur hoffen, dass er wieder gesund wird und seine Freude an seinem Beruf wiederentdeckt, denn die Bundesliga verlor mit ihm eine ihrer herausragenden Trainerpersönlichkeiten.
9 Kommentare Alle anzeigen
Daniel 26. September 2011 um 11:25
Es gibt sehr viele undankbare Jobs. Dazu auch welche, in denen man kein gutes Verhältnis zu dem Vorgesetzten hat, mit unzähligen Kollegen die mobben und/oder inkompetent sind. Ich glaube ein Großraumbüro kann auch mehr Kräfte zehren als ein schön helles großes Büro mit Blick auf das Fußballfeld. Die Bezahlung von Bundesligatrainern ermöglicht wohl auch eher ein sorgenfreies Leben. Ein Burnout hat natürlich nichts mit einer hohen Arbeitszeit oder Druck von außen zu tun, ansonsten wären ja alle selbstständigen in Kliniken. Es geht einfach um das Verhältnis zwischen Einsatz und Rückmeldung. Burnoutgefährdet sind also sogar schon häufig einfache Angestellte die gute und gewissenhafte Arbeit machen, gerne auch mal mit Überstunden aber dafür keine Reaktionen erhalten oder wenn, dann kleinliche Kritiken. Jeder hat ein anderes Empfinden, eine andere Sensibilität. Was müsse wohl alles passieren, bevor man einen Magath oder einen Hoeneß klein bekommt? Krankheiten wie ein Burnout oder viel schlimmer eine Depression sind in unserer Gesellschaft immernoch
ein heikles Thema. Man kennt diese Krankheiten nicht (siehe Schlagzeilen über Breno : Warum geht jemand, der eine pychologische Behandlung braucht in eine Psychiatrische Klinik? Sind zwei für einen Profisportler nicht unerhebliche, unterschiedliche Ansätze) und jeder der betroffen ist, „ist komisch“. Wenn sich jemand zurück zieht, dann will er nix mit uns zutun haben. Wenn jemand sehr ruhig und gedankenlos wirkt, dann ist er desinteressiert. Wenn jemand Einladungen nicht annimmt und nicht viel unternimmt, ist er ein Langweiler? So leicht kann die Welt sein. Und dann springt der jenige eines Tages vor den Zug und alle wundern sich, weil er doch immer ein so netter Kerl war.
Störtebeker 25. September 2011 um 16:03
Ich glaube nicht, dass die Fußballbranche besonders Burnout-prädestiniert ist. Fühlt jemand mit weniger anspruchsvollen Aufgaben sich ausgelaugt, heißt’s bloß nicht Burnout sondern Depression oder Zukunftsangst. Die Situation ist aber die gleiche. Ich glaube zwar gerne, dass es im Fußball eine deutlich höhere Dunkelziffer an Erkrankungen gibt. Was ich nicht glaube, ist, dass die Zahl höher ist, als unter Arbeitern, normalen Angestellten oder Freiberuflern.
Für problematisch halte ich zudem die Formulierung, „jedem den Respekt, den er verdient“, auch wenn sie vermutlich in bester Absicht hingeschrieben wurde: Jedem Menschen steht Respekt zu. Unabhängig von irgendeiner Form von Verdienst. Darin, dass Menschen sich in ihrer Selbstwertschätzung zu stark von äußerer Anerkennung abhängig machen, sehe ich eine gewichtige Ursache für viele psychische Erkrankungen. Das bedeutet aber eben gerade nicht, dass man seinen Mitmenschen permanent auf die Schultern klopfen sollte – das führt eher zu noch größerer Abhängigkeit.
Man muss Anerkennung und Respekt deutlich voneinander trennen. Die Bild etwa ist respektlos, weil sie Menschen erniedrigt, als Persönlichkeiten in Frage stellt und das selbst dann noch, wenn sie Mitleid heuchelt. Sie schleift Menschen durch ein Meer aus Sperma und Scheiße.
Fachliche Kritik, die auf dieser Seite geäußert wird, ist im schlimmsten Falle schlecht begründet und versagt daher eventuell zu Unrecht fachliche Anerkennung. Aber das ist absolut legitim.
Um das noch mal klarzsutellen: Rangnick habe ich immer gemocht und seinen Rücktritt sehe ich mit Bedauern. Für mich ist’s auch selbstverständlich, seine Entscheidung zu respektieren und ihm (Respekt) keine unlauteren Motive oder Schwäche zu unterstellen.
Andererseits: Eine Taktik zu kritisieren ist vielleicht Klugscheißerei, bedeutet aber längst noch keine Respektlosigkeit. In diesem Sinne: Bitte weiter klugscheißen. 😉
ThePaintedCow 23. September 2011 um 19:34
Trainer, Spieler, Manager, Politiker, etc. verdienen viel Geld. Für diese Summen darf man eine entsprechende Gegenleistung erwarten. Wenn diese nicht kommt, muss der Arbeitnehmer mit Konsequenzen rechnen. Insofern kann ich die Kritiken an Ragnick schon verstehen.
Was wirklich überflüssig ist, ist der Umgangston in der nachfolgenden Debatte (siehe Beispiel aus der WAZ).
Trotzdem, den Trainer zum Opfer zu stilisieren halte ich für falsch.
bob 24. September 2011 um 11:17
Da kann man zustimmen. Manche Reaktionen auf Ragnicks Rücktritt waren mit Sicherheit überzogen. Trotzdem sollte man den Verdienst eines Profitrainers nicht außer Betracht lassen. Jedenfalls erscheint es mir unangemessen an einen Profitrainer die selben Maßstäbe anzulegen wie an einen normalen Arbeitnehmer. Jedenfalls finanzielle Existenzsorgen aufgrund von beruflichen Misserfolg dürften für Ragnick ein Fremdwort sein.
Ferner hatte Ragnick auch kein Problem dabei in seinen Kontroversen mit Hopp und Magath auf der Medienklaviatur zu spielen. Man kann ihn also sicherlich nicht als Opfer einer Medienkampagne darstellen, wie es etwa im politischen Bereich bei Beck als SPD Vorsitzenden in Betracht kam.
Letztlich ist ein Burnout bei Profitrainern komplexer als der Artikel es beschreibt.
HW 24. September 2011 um 14:03
Ralf Rangnick kein psychisch kaputter Mensch, sondern einfach ausgelaugt. Etwas besseres als eine Führungkraft, die rechtzeitig sagt, „Ich werden den Ansprüchen in Zukunft nicht genügen können“, gibt es doch nicht. Oder soll er solange weiter machen, bis die Saison versaut ist und der Verein ihn entlassen muss?
Der Stress wird mit den Millionen auf der Gehaltsabrechnung nicht kleiner oder leichter ertragbar. Wenn die Akkus ausgelutscht sind, dann ist das eine Tatsache, an der der Trainer eben nicht vorbei kommt.
Sicher haben andere Trainer auch diesen Stress ohne diese extreme Erschöpfung zu verspüren. Aber das ändert nichts an der Situation von Ralf Rangnick. Eigentlich ist es seine private Entscheidung, und damit auch seine Sache, ob er seinen Job kündigt.
Kein Mensch muss „Mitleid“ haben, aber mitfühlen oder zumindest verstehen, dass Dinge wie Burn Out oder Erschöpfung keine Einbildungen sind, die mit Geld geheilt werden können.
HW 24. September 2011 um 14:18
Ich spezifiziere noch mal wie ich die Situation von RR sehe. Für mich ist das keine seelische Schwäche o.ä. Der Mann ist erschöpft. Das ist eine relativ einfach zu überwindende Situation / Krankheit, wenn man damit richtig umgeht. So wie man eine Grippe, eine Lungenentzündung oder einen Beinbruch behandeln muss. Nichts deutet auf eine chronische Erkrankung hin (nach Medienberichten), nichts auf eine seelische bzw. psychische Erkrankung (wie eine Depression o.ä.).
Es geht nur darum, dass RR sich jetzt eine Pause gönnen muss und daher die Mannschaft nicht betreuen kann. So wie ein kranker Mitarbeit eben auch seine Krankeit auskurieren muss.
Da nicht absehbar ist, wie lange RR dafür braucht und weil die Mannschaft nicht 2 oder 6 Monate ohne den eigentlichen Cheftrainer auskommen kann (bzw. es nicht üblich ist, für diese Zeit Ersatztrainer einzustellen), wurde eben der Schritt der Kündigung (von RR) gewählt. Mit allen positiven wie negtiven Konsequenzen (Gehaltseinsparung, kein automatischer Wiedereinstieg in den Job usw.)
datschge 23. September 2011 um 16:22
Guter Artikel.
Ich denke, vergleichbare Burnoutfälle sind in der Vergangenheit einfach nicht publik geworden, da sie fast automatisch mit schlechterer Leistung von Teams zusammenfallen. Man denke da z.B. an Hitzfeld am Ende seiner beiden Zeiten bei Bayern, wo das ziemlich offenkundig war. Das besondere an Rangnicks Fall ist, dass es dafür keine offenkundige Anzeichen gab (Schalkes Schwächeln ist ja keine wirkliche Neuigkeit) und der Betroffene über genügend Selbstreflektion und Konsequenz besaß, sich dies einzugestehen und die für ihn gesundheitlich idealen Schlüsse zu ziehen. In den meisten Fällen dürfte da stattdessen ein Verdrängungsprozess einsetzen, statt dass die notwendige Hilfe gesucht wird, mit langer Fußballpause nach dem Rauswurf (die dann auch nicht weiter auffällt, da ist ja jemand „gescheitert“).
Interessant wäre in diesem Zusammenhang, inwieweit derartige Probleme hausgemacht sind. Im Artikel wird von Stress vergleichbar mit gehobenen Managerposten gesprochen, aber ist das wirklich die Aufgabe eines einzelnen Trainers? In diesem Zusammenhang verstärkt sich wieder mein Eindruck, dass womöglich zu wenig Arbeitsteilung praktiziert wird. Das wird noch weiter dadurch verstärkt, dass oft die Klubleitung über keinen Fußballverstand verfügt und zwischen Trainer und sportlicher Leitung (so es sie gibt) keine optimale Chemie vorherrscht. Der Trainer ist oftmals also ein Einzelkämpfer, der auf verschiedensten Fronten tätig ist, und zusätzlich in vielen Fällen erst Infrastrukturen wie Scouting, Videoanalyse usw. selber anstoßen und aufbauen muss. Erst in einer solchen Situation kann z.B. ein Oenning erst zum Ergebnis kommen, dass Videoanalyse versichtbar ist; in seiner eigenen Prioritätensetzung mag diese sogar Kontraproduktiv sein solange es keinen anderen vertrauensvollen Mitarbeiter gibt, der dies produktiv übernehmen kann. Details wie diese dürften laufend auftreten.
Stepi 23. September 2011 um 16:03
Im ersten Satz haben sich bei mir noch die Nackenhaare hochgestellt, als eine bekannte Floskel bedient wurde. „Der Fall Ralf Rangnick“, da kommt gleich die Assoziation Rangnick hätte eine Straftat begannen. Anschließend kommt aber eine wunderbar detalierte Charakterisierung des Trainerberufes. Und obgleich ich die Diskussion in den Medien verfolgt habe, finde ich hier viele neue Aspekte. Gratulation !
Ich denke es dürfte Schalke 04 einfach fallen einen geeigneten Nachfolger für Rangnick zu finden, hat er doch neben seinem Beruf als Trainer die Trainerausbildung (vorallem in Württemberg) reformiert.
Maria-Anna Polster 23. September 2011 um 15:33
Eine überaus gelungene Argumentation darüber, welche Herausforderungen der Trainerjob mitbringt.
So viel sie auch verdienen mögen, dies ist keine Ausrede, um zu sagen, Trainer hätten keinen Stress bzw. einen „leichten“ Job. Genau das wird hier klargestellt, super!
Dieser enorme Druck, der von den Medien kommt, macht sich doch so gut wie jedes Wochenende bemerkbar, wenn es mal bei einer Mannschaft schlecht läuft:
„Wann wird der Trainer gefeuert?“ ist da immer die am häufigsten gestellte Frage. Der Trainer ist zwar in guten Zeiten der Held, in schlechten Zeiten jedoch wird er zum Sündenbock schlechthin. Da muss man sich ja praktisch permanent unter Druck setzen, schließlich darf sich der Trainer von allen am wenigsten Fehler erlauben.