Die falsche Neun im historischen & theoretischen Diskurs

Immer wieder bekommt man es im Taktiksprech mit dem Begriff „falsche Neun“ zu tun. Für Laien ein relativ nichtssagendes Attribut, welches ihnen nur eines impliziert: „da stimmt doch was nicht.“
Die Woche der falschen Neun

Besonders, wenn man der besseren Hälfte erklären möchte, wieso die Nummer Zehn beim FC Barcelona eine falsche Neun ist. Als Antwort erhält man dann: „klar ist der eine falsche Neun, der hat ja auch die Zehn.“ Und im Grunde ist die Erklärung auch treffender als vieles, was im Internet auffindbar ist. Auch die Engländer dachten sich in den Dreißigern beim Österreicher Matthias Sindelar und in den Fünfzigern beim Ungarn Nandor Hidegkuti vermutlich „da stimmt doch was nicht.“

Zur Geschichte der falschen Neun

das „Schmieranskiteam“ der Österreicher mit Matthias Sindelar als Mittelstürmer

Nominell liefen die beiden als Mittelstürmer im 2-3-2-3 nach Jimmy Hogan auf, dem klassischen Donaufußballsystem. Österreich verlor 1934 im Halbfinale gegen Italien, welche den eingebürgerten Luis Monti auf Sindelar abstellten. Auch sie agierten im 2-3-2-3, aber mit tieferen Halbstürmern, welche eher als Mittelfeldspieler gesehen wurden. Monti hatte dadurch mehr Unterstützung und deckte den generischen Stürmer als defensiver Mittelfeldspieler ab. Auch da „stimmte doch was nicht“. In den folgenden Jahren sollte dies zur Mode werden und sich später zum geistigen Vorvater des Vorstoppers entwickeln. War Monti somit die erste falsche Sechs?

Der Mythos der Neuartigkeit

Die Spielweise Hidegkutis gegen England oder Sindelars gegen ebendiese war jedoch keine bahnbrechende Neuerung, wie es teilweise kommuniziert wird. Vielmehr war es in österreichischen, ungarischen und tschechischen Teams in der Vorzeit des zweiten Weltkriegs üblich, dass meist der zentrale Stürmer sich fallen ließ. Dies lag daran, dass diese Teams eine Mischung aus dem englischen „dribbling game“ und dem schottischen „passing game“ praktizierten. Die zurückfallenden Stürmer stellten dann in der Tiefe einen Mann mehr dar, ließen ihre Position verwaisen und öffneten Räume zum Kreuzen und für Diagonalläufe.

Der Grundgedanke war ähnlich wie heute und gegen englische Nationalmannschaften ließ sich dies auch nach dem zweiten Weltkrieg noch einfach spielen – diese hatten noch weite Züge ihres „dribbling game“ in der Spielweise, der Trainer wurde noch abschätzig behandelt und das Herstellen von Anspielstationen war noch individuell, meist rein in vertikalen Linien, was für Vorhersehbarkeit sorgte. Darum waren die Spielweisen von Sindelar vor und Hidegkuti nach dem zweiten Weltkrieg solche Schocks für die Engländer. Taktisch waren sie aufgrund ihrer Geringschätzung der eigenen Trainer dem Kontinent bereits unterlegen. Einige Ausnahmen wie Chapman hatten in den Dreißigern zwar das WM-System gebastelt, doch dieses wurde auf dem Kontinent adaptiert und konstant erweitert.

die Mannschaft von River Plate Mitte und Ende der 40er gilt als einer der Vorreiter des totalen Fußballs, ihre Spielweise wurde schon als 1-0-10 beschrieben. Pedernera ließ sich fallen und öffnete Räume – auch Di Stefano entstand in dieser Dekade aus der Jugendarbeit just dieses Vereines. Die vorderen Fünf hatten allerdings ohnehin nur lose Positionszuweisungen

Hidegkuti war letztlich nur eine Verknüpfung früherer und moderner Systeme. In Südamerika gab es beispielsweise mit Ademir 1950 und Leonidas 1938 auch mitspielende Mittelstürmer, was auch an dem offenherzigen Umgang mit dem Thema Taktik lag. Fachdiskussionen waren kein Tabuthema und so entwickelte sich auch die Diagonale als Alternative zum WM-System sowie das 4-2-4 der 58er-Mannschaft. Auf dem Kontinent wurde ein WW als Konkurrenz zum WM gebastelt und die Ungarn spielten 1954 gar mit einem asymmetrischen WM und der „falschen Neun“.

Die Begrifflichkeit der falschen Neun entstand jedoch erst im Oktober 2009, als Jonathan Wilson im Guardian Messis Rolle als falsche Neun bezeichnete und ihn mit zahlreichen früheren Akteuren verglich. Wieso ist die falsche Neun jedoch heute eine Rarität, galt vor dreißig Jahren als inexistent und vor achtzig Jahren noch als Gang und Gäbe?

Aufkommen und Wegsterben der falschen Neuner

Die Gründe sind die unterschiedlichen Anforderungen im Bereich der Taktik, des Umschaltens und der Physis. Vor achtzig Jahren gab es noch fünf Stürmer an vorderster Front, es war schlicht logisch, dass sich entweder der zentrale Akteur oder einer der beiden Halbstürmer zurückbewegte. Im Kurzpassspiel nach Trainern wie Hogan, Bukovy, Reynolds und Sebes war es sogar essentiell und im Fußball des Wunderteams war es logisch, um möglichst viele Anspielstationen zu haben. Das Zauberwort ist Dominanz und Dauer des Ballbesitzes.

die Königlichen spielten im Finale von 1960 mit dieser Aufstellung und Di Stefano als „falscher Neun“

Vor der Erfindung des Pressings wurde der Ball bei einem Angriff noch länger gehalten, das Tempo war geringer, der Mittelstürmer konnte sich zurückfallen lassen und Räume für insbesondere weite Bälle öffnen. Ab den Sechzigern ging es zu Systemen mit weniger Stürmern über, zu mehr Defensive und die Zeit des Umschaltens kam. Zeugnis dieser Spielweise war der Catenaccio, den Nereo Rocco populär und Helenio Herrera erfolgreich machte. In dieser Dekade folgte durch Maslov in Osteuropa und Michels in Westeuropa auch das Pressing, das im Verbund mit einer erhöhten Athletik kam. Die Zeit am Ball wurde verringert, die offensiven Mannschaften konnten sich kaum eine falsche Neun erlauben.

Durch die Taktik wird das Kollektiv wichtiger

Di Stefano, Pelé und Cruijff hatten allesamt gemeinsam, dass sie mit ihrer Vereinsmannschaft die spielerisch dominanteste Elf ihres Kontinents stellten sowie zumeist auch taktisch dem Gegner überlegen waren. Dadurch und dank ihrer individuellen Brillanz konnten sie diese Spielweise ausüben. Bei Cruijff und Pelé kam die Eingespieltheit der Mannschaft hinzu, wobei Cruijff dank der Ähnlichkeit der Nationalmannschaft, dem Happel’schen Ansatz bei Feyenoord und der Polyvalenz des Kollektivs diese Rolle auf die nahezu selbe Art und Weise auch außerhalb Ajax‘ bekleiden konnte. Di Stefano hatte bei Real eine spielerisch enorm starke Mannschaft noch bevor das Pressing eingeführt wurde und desweiteren galt er als extrem ausdauernd, was seine Spielweise ermöglichte.

Ajax in den 70ern mit Cruijff als falscher Neun

Später fehlte es an solchen Mannschaften, die alles dominierten. Das Pressing, die hohe Athletik und ein stärkerer Fokus auf Taktik hatten sich europaweit durchgesetzt. Rigide Formationen lösten die Fluidität oder zumindest Flexibilität im Sinne des Positionsspiels ab, viele Topmannschaften glichen einer Schablone und befanden sich in gewissen taktischen Aspekten wie der Raumdeckung oder Raumverknappung noch in einer Umbruchphase. In Deutschland dauerte diese gar noch bis in das neue Jahrtausend hinein. Erst seit der kollektiven Anpassung an einen „weltweiten Defensivstandard“, wie es Christoph Biermann beschrieb, mit Viererkette und Raumdeckung begann wieder die sprunghafte Entwicklung der Taktiken, die verstärkt im Bereich der Umsetzung von vorgegebenen Spielphilosophien zu finden sind.

Eine Rückkehr der falschen Neun ist unmöglich, weil der Begriff nichts mit der früheren Spielweise zu tun hat

Durch die höheren Finanzen, verbesserte Jugendarbeit und die Aufhebung der Legionärsbeschränkungen steigt die Qualität in der Breite. Dadurch kann trotz Pressings und Defensivspiel länger der Ball in den eigenen Reihen zirkuliert werden. Branchenprimus ist hier der FC Barcelona, an deren Ballbesitzzeiten im Angriffsablauf niemand herankommt. Es ist die ideale Lebensgrundlage für die (eigentlich einzige unbestrittene) falsche Neun im Weltfußball, welche vor achtzig Jahren noch häufiger vorkam. Und womöglich sollte man sich deswegen hinterfragen, ob der Begriff „falsch“ nicht irreführend ist.

Viel eher hat sich die Definition der falschen Neun in den letzten Jahren verselbstständigt. Sie ist abgesehen von Messi im Konstrukt FC Barcelona kaum einzuhalten, ähnlich wie es nie den angeblichen weltweiten Konsens über die Spielweise einer klassischen spieldiktierenden Nummer Zehn gab. Historisch gesehen ist die falsche Neun nichts als anderes als ein spielmachender Mittelstürmer – wieso die Position also nicht auch so bezeichnen?

Messi lässt sich nur bei Ballbesitz so tief fallen – doch auch Alves, Busquets (oder Abidal) und Iniesta bespiel(t)en bei längeren Kurzpassstafetten durchgehend andere Positionen, wie man hier gut sehen kann. Sind sie deswegen „falsch“?

Bleibt man bei der Beschreibung „falsch“ und überlegt sich, wieso ausgerechnet diese Eigenschaft als primäres Attribut gewählt wurde, kommt man zu folgendem Schluss: der Mittelstürmer, die Nummer Neun, lässt seine Position über längere Zeit verwaisen und bewegt sich woanders hin, obwohl er auf dem Papier dort spielen müsste. Heutzutage ist dies nur in absoluten Ausnahmefällen möglich und wie es scheint auch nur bei einer Mannschaft, nämlich dem FC Barcelona. Dort müssten jedoch auch Dani Alves als falscher Zweier, Busquets als falscher Sechser und womöglich Iniesta als falscher Achter bezeichnet werden, denn allesamt suchen sie sich andere Räume im Ballbesitz, was schlicht daran liegt, dass es ihnen ihre Mannschaft auf einmalige Weise im modernen Fußball gewährt.

Darum sollte das semantische Konstrukt der falschen Neun abgelegt werde. Es ist nicht nur eine nicht zu verallgemeinernde Beschreibung in der Moderne, welche früheren Spielern nicht gerecht wird; auch diese Spieler würden dieser Definition im modernen Fußball nur vereinzelt gerecht werden können, die Beispiele und eine generelle Erklärung findet man übrigens auch in diesem Artikel von TR.

Desweiteren verhindert der Begriff „falsche Neun“ auch das Entstehen unterschiedlicher Variationen eines solchen Mittelstürmertypus und der passenden Bezeichnung dafür. Hierzu folgt noch ein weiterer taktikhistorischer Artikel, in welchem wir mögliche Alternativen und Variationen der „falschen“ Neun beschreiben. Würden diese nämlich woanders oder in einer anderen Zeit auf diese Art und Weise spielen wollen, würde es wohl ebenfalls heißen – „da stimmt doch was nicht.“

Lea 18. Oktober 2012 um 22:29

Ich käme nicht auf die Idee meiner „besseren Hälfte“ so was erklären zu wollen. Da wäre er sicher auch etwas überrascht..

Antworten

Partizan 10. Oktober 2012 um 19:59

Eine Frage, kann man Rooneys Rolle im 4-4-2 von United in der Vorsaison auch als falsche Neun bezeichnen?

Antworten

RM 10. Oktober 2012 um 20:33

Dazu müsste man die genauen Bewegungen Rooneys und die von Ferguson für ihn vorhergesehen Rolle kennen – war es ein 4-4-1-1, war es ein 4-4-2 mit falscher Neun oder was ganz anderes? Alles in allem ist es aber kaum unterscheidbar, was wir kurz in einem anderen Artikel unserer Serie anschneiden werden.

Antworten

GH 10. Oktober 2012 um 16:55

Ich würde bei Barcelona und Messi sogar noch weitergehen. Für mich hat bei Barcelona Messi nie wirklich als falsche Neun gespielt. Auch wenn sein nominelle Position so war, so haben doch meist die Außenstürmer im Angriffsspiel nach innen gezogen und so die Mitte besetzt. Messi agierte meist als Halbstürmer bzw. Hängende Spitze und kam von hinten her mit Geschwindigkeit angelaufen.

Bin generell der Meinung das ein 4-3-3 mit „falscher Neun“ eigentlich inverse spielende Flügelspieler benötigt und auch noch mindestens einen 8er der sich mit nach vorne einschaltet. Die Flügelspieler stoßen nämlich dann meistens in den von der falschen 9 geöffneten Raum. Aber auch der 8er kann in diesen „Raum“ stoßen.

Zum Begriff „falsche 9“:
Bin auch der Meinung, dass es der Begriff rein vom Spielertypen herkommt. Man hat einfach einen Flügelspieler nach innen gezogen. Man könnte also sagen, dass der Begriff durch eine unübliche Besetzung der Position entstanden ist.

P.S. Noch kurz zum Artikel. Sehr schönes Thema, aber teilweise zu kurz ausgeführt.

Antworten

HW 10. Oktober 2012 um 16:59

Es gab schon Zeiten in denen die Außenstürmer bei Barca sehr weit außen spielten und erst sehr spät in den Strafraum rückten.
Mit der Zeit wurde das aber auch etwas verwaschen (z. B. mit Sanchez). Barca klebt nicht am Positionsspiel und versucht nicht Schema F über Jahre umzusetzen.

Antworten

Tank 12. Oktober 2012 um 16:44

Stimme HW zu. Die Flügelspieler des FC Barcelona bleiben durchaus häufig außen und die Mitte bleibt verwaist. So schießen Pedro, Sanchez und Co. zum Beispiel auch nur recht selten typische Mittelstürmertore, ganz einfach weil sie diese Position meistens nicht besetzen. Die klassischen tap ins verwerten bei Barca meist nur Messi, ab und an mal ein aus dem Mittelfeld kommender Spieler oder früher Eto’o und Ibrahimovic.

Antworten

HW 10. Oktober 2012 um 16:05

Ein tolles Thema, mit dem man auch Diplomarbeiten füllen könnte. Darum ist mir das hier etwas zu Kompakt geraten. Du rennst fast durch den Text und die Geschichte und nimmst dir zu wenig Zeit in die Tiefe zu gehen.

Aber nun gut. Ich sehe das Problem, dass momentan sehr viele, zu viele Positionen das Attribut „falsch“ verpasst bekommen. (Falsche 3? für mich ist der RAV mit der Rückennummer 2 verbunden)

Eine falsche Neun gibt es mMn nach nur, wenn die Position des Mittelstürmers im Angriffsspiel dauerhaft verwaist bleibt. Der Stürmer agiert dann meist als Spielmacher und stößt erst spät in den Strafraum. Ein Stürmer der sich mal fallen lässt ist keine falsch Neun.
Wie man die Positionen aus den 30ern oder 50ern mit denen von Messi vergleichen kann, kann ich im Moment nicht beurteilen. Der entscheidene Punkt war gegen England (in den Medien) wohl, dass die strikte Vergabe der Rückennummern für Verwirrung sorgte weil die 9 nicht vorne im Zentrum spielte und die Verteidiger in Manndeckung nicht mit diesem Spielertypen umgehen konnten.

Ähnlich ist es heute. Bei einer sturen Raumdeckung, lässt der Verteidiger den Spieler ins Mittelfeld ziehen und gibt ihm dort die Gelegenheit sich zu entfalten oder Überzahlsituationen zu erzeugen. Geht der Verteidiger mit, dann schwächt er die Kette im Zentrum.
Das sind einfach Mechanismen auf die sich die Teams erst einstellen mussten.

Antworten

datschge 10. Oktober 2012 um 19:11

Aber lässt die falsche Neun die Position des Mittelstürmers wirklich „dauerhaft verwaisen“? Ich denke, der Begriff konnte sich gerade dadurch verbreiten, dass es ziemlich treffend und für jedermann einfach einleuchtend die Problematik der Zuordnung für den Gegner beschreibt: Soll ein IV zur Deckung rausrücken oder einer aus dem Mittelfeld sich zurückziehen? Durch diese sprachliche Definition wird diese Phänomen jedoch praktisch weiter zementiert: Die alleinige Drohung der Besetzung der Position des Mittelstürmers reicht aus, den Gegner oft zu der Defensivsorientierteren der beiden Lösungsrichtungen zurückzugreifen. Genau dadurch bekommt die Rolleninterpretation eines Messis aber auch ihre Effizienz, da, wie du schon schreibt, dieser nur noch in Ausnahmesituationen diese Position besetzt und der Gegner durch eine defensive Reaktion darauf einen Spieler de facto herschenkt.

Fluidität ist immer hauptsächlich ein sprachliches Problem: Wenn ein Problem sprachlich nur schwer auf den Punkt zu bringen ist, hapert es automatisch auch am Verständnis Anderer von der Natur des Problems und an der verständlichen Formulierung möglicher Lösungsansätze.

Antworten

HW 10. Oktober 2012 um 21:12

Mit ‚dauerhaft verweist‘ meine ich einen Stürmer wie Messi, der in der Regel als Spielmacher im Mittelfeld auftritt und dessen Ausgangsposition im Sturm dauerhaft frei bleibt. Damit ist nicht ‚Fluidität‘ gemeint und damit ist auch nicht der Stürmertyp wie Klose gemeint, der sich situativ oder sporadisch fallen lässt.

Ich denke nicht das ‚Fluidität‘ ein sprachliches Problem ist. Außer man weiß nicht wie man sich ausdrücken soll und zieht sich immer wieder auf allgemeine Begriffe wie Fluidität zurück.
Es ist mMn immer besser etwas genau und am Beispiel auszurücken als allgemein. Laufwege und Positionswechsel müssen genau beschrieben werden und nicht in einem ungenauen, sprachlich scheinbar kompetenten Geschwätz enden.
(Ich muss aber gestehen, dass ich mich selber nicht aus dem Volk der Schwätzer ausschließe.)

Antworten

LeFlo777 10. Oktober 2012 um 15:54

Wer hat denn eigentlich angefangen, Positionen mit Nummern zu verbinden? Angefangen hat das doch damit, dass der Vorstopper auf einmal 6er heißt. Wer hat denn diese neuen Begrifflichkeiten geprägt? Trainer? Journalisten?

Das ganze treibt dann solche Stilblüten wie: Nummer 7 und 8 sind als Secher aufgestellt während der Zehner eher als falsche Neun agiert.

Antworten

HW 10. Oktober 2012 um 16:29

Das kommt aus dem 2-3-5 / WM System, zumindest in dieser Nummern Zuordnung.
Durch die Verschiebung der Positionen hat sich in den Ländern / auf den Kontinenten aber eine zum Teil unterschiedliche Zuordnung ergeben.

Z. B. ist der defensive Mittelfeldspieler in vielen Länder die Nr. 4 und die Innenverteidiger sind Nr. 5 und 6.
Der linke Verteidiger kann historisch gesehen mal die 5, mal die 3 haben usw.

Antworten

AlexF 10. Oktober 2012 um 11:55

Sehr interessanter Artikel, ich denke dass die ganze Sache mit der falschen Neun wirklich eine rein sprachliche ist.
MIt der klassischen Neun verbinden die meisten einen zentralen Stürmer als Wandspieler und „Toreschießer“ . Meistens sind diese Spieler groß und athletisch. Gomez wäre da zu nennen oder Drogba oder Lewandowski oder …. diese Liste lässt sich endlos verlängern.
Die falsche Neun kommt dann daher, dass Barca irgendwann angefangen technisch versierte, aber kleine und wendige, Spieler auf der Mittelstürmerposition einzusetzen. Dies habe ich auch mal in einem BEricht über La Masisa, oder wie der Laden heißt, gelesen. Die Begründung war, dass man im engsten Drittel des Spielfeldes die technisch besten Spieler braucht, allein aufgrund von mangelndem Raum.
Somit ist die falsche Neun, für die meisten die den Begriff benutzen, einfach kein klassischer Mittelstürmer, von den körperlichen ATtributen her, sondern einen den man eher im Mittelfeld erwartet.
Und dass der Mittelstürmer heute nicht mehr alleine im Zentrum „klebt“, sollte sowieso klar sein, um die Fluidität in der Offensive zu erhöhen. Also ist das auch kein Alleinstellungsmerkmal der falschen Neun.

Antworten

RM 10. Oktober 2012 um 12:01

Sehe ich ähnlich. Passend dazu kommt heute ein weiterer Artikel über die „falsche“ Neun, wo wir unterschiedliche Varianten mit dazugehöriger Semantik und Definition erörtern.

Antworten

Andy 10. Oktober 2012 um 11:15

Guter, aber zu hektischer Abriss über die Entwicklung einer sonderbaren Position. Teilweise wäre eine Einleitung nötig gewesen (z.B. „Di Stefano, Pelé und Cruijff hatten allesamt gemeinsam, dass sie mit ihrer Vereinsmannschaft die spielerisch dominanteste Elf ihres Kontinents stellten sowie zumeist auch taktisch dem Gegner überlegen waren. Dadurch und dank ihrer individuellen Brillanz konnten sie diese Spielweise ausüben.“ – Vorher werden sie nicht einmal als „falsche 9“ erwähnt).
Das Schaubild von Barsa 2010-11 hilft nicht weiter, weil dort Messi als Rechtsaußen auftaucht. Oft hat Barsa in dieser Saison mit Villa links, Pedro rechts und Messi zentral gespielt., wobei „zentral“ auf dem Papier bei Messi ja bekanntlich nichts heißt.

Antworten

RM 10. Oktober 2012 um 11:58

Bezüglich der Hektik – in gewisser Weise baut mein Artikel auf jenen von TR auf, welcher in „Evolutionen im Sturm“ einige Beispiele und die historische Entwicklung nannte.

Das Schaubild war die Alternativformation in dieser Saison, mit der Pep Guardiola teilweise gegen enge Gegner das Spielfeld breiter gemacht. Das war ein Fehler von mir, jetzt ist das richtige Bild mit Messi im Zentrum sowie bei längerem Ballbesitz online. Den Artikel, wo das System genauer beschrieben wird, gibt es hier.

Antworten

adailton 9. Oktober 2012 um 21:40

Dem tollen Artikel zufolge gibt es keinen Unterschied zwischen dem 4-4-2 und dem 4-2-3-1. Die beiden Stürmer in einem 4-4-2 sind ein echter 9er und ein spielender Stürmer, der die Aufgabe des 10ers übernimmt. Es ist nur noch Ansichtssache ob man diesen Spieler als Stürmer oder als Mittelfeldspieler bezeichnet.

Antworten

RM 9. Oktober 2012 um 21:45

Nein, es ist die vom Trainer gegebene Rollenverteilung. Aber wenn man ein 4-4-2 spielt, in dem ein Stürmer als falsche Neun agiert, ähnelt das in gewissen Aspekten sehr der Spielweise eines zentraloffensiven Akteurs im 4-2-3-1. Das heißt aber nicht, dass der Rest der Mannschaft automatisch im 4-2-3-1 spielt oder es keine anderen möglichen Variationen gibt.

Antworten

MR 9. Oktober 2012 um 21:54

Und die Pressingordnung ist eine andere.

De Facto werden ja die meisten 4-4-2-Systeme in der Offensive sehr 4-2-3-1-artig interpretiert.

Antworten

HW 10. Oktober 2012 um 16:49

Für mich gibt es kein 4-4-2 mit falscher 9. Das nennt sich dann hängende Spitze und ist die klassische Aufteilung zwischen 9er und 11er (oder 9er und 10er).

In Systemen mit 2 Stürmern kommen in der Regel ein Target Man und ein mobiler Stürmer, oder ein in die tiefe startender Stürmer und und ein ‚Spielmacher‘ zwischen den Linien zum Einsatz.
Stürmer sollen sich ja ergänzen. Bei der Targetman Variante kann dieser Spieler angespielt werden und die Abwehr auf sich ziehen, während der zweite Stürmer freie Räume oder zweite Bälle sucht. (Typisch: Ablage / Weiterleiten des Balls vom Targetman auf den zweiten Stürmer).
Die andere Option sind Stürmer die den Raum hinter und vor der Abwehr nutzen können. Steht die Abwehr tief, hat der „technisch versierterer“ Stürmer seinen Raum vor der Abwehr. Steht die Abwehr hoch, kann der schnelle Stürmer in den Raum zum Tor geschickt werden.

Antworten

Totaalvoetbal 9. Oktober 2012 um 20:22

Super Artikel !

Die Idee SV-Spezial finde ich ebenso klasse. Freue mich schon auf die nächsten Artikel zu diesem Themengebiet.

Antworten

James 9. Oktober 2012 um 20:17

klasse Artikel!
Ich finde es gut, dass hier der Falsche Neuner als spielmachender Stürmer gesehen wird, denn oft wird der Begriff schon für einen Stürmer verwendet, der auf den Außen aushilft.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*