Feyenoord – Ajax 4:2
Der nächste Rückschlag für Ajax kam diesmal als Derby-Niederlage.
Feyenoord wählte das übliche 4-3-3, musste aber auf einige Akteure verzichten – unter anderem Innenverteidiger de Vrij (verletzt) und Mittelfeldspieler El-Ahmadi (Afrika-Cup). Auf der anderen Seite hatte auch Ajax mit Personalproblemen zu kämpfen, doch sie waren noch einmal massiver. In der Innenverteidigung fiel ihnen Toby Alderwereild aus, weshalb der junge van Rhijn spielen musste, auf rechts wurde Gregory van der Weil an Valencia verkauft, ohne dass ein geeigneter Nachfolger gekommen wäre, so dass Anita hier spielte. Weiterhin fehlten Boilesen, Boerrigter und Sigthorsson immer noch verletzt.
Ajax mit Ballbesitz und Fluidität, aber ohne Effektivität gegen gute Defensive
Im ersten Teil des ersten Durchgangs folgte die Partie einem klaren und vorhersehbaren Schema: Ajax ließ erneut den Ball zirkulieren, häufte Ballbesitz an (am Ende 62 %), aber wurde kaum gefährlich oder präsent im letzten Drittel, während Feyenoord sich auf die Defensive konzentrierte und auf dieser soliden Basis einige Konterangriffe fuhr.
Dabei war auffällig, dass sich Ajax´ Eyong Enoh von der Sechser-Position zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, während die Außenverteidiger aufrückten – in dieser Deutlichkeit gab es die Dreierkettenbildung durch den zurückfallenden defensiven Mittelfeldspieler bei den Godenzonen selten. Vermutlich sollte so der junge van Rhijn entlastet und Vertonghen seine typischen Libero-Vorstöße erlaubt werden, doch somit konnte vorne gegen das diszipliniert dichtmachende Dreier-Mittelfeld samt den einrückenden Flügelspielern nicht genug konstante Präsenz aufgebaut werden, um den Defensivverbund zu knacken.
Die beiden Außenverteidiger waren größtenteils ineffektiv und unproduktiv, Eriksen versuchte zwar für Kreativiät zu sorgen und Kombinationen zu starten, doch seine nachstoßenden Laufwege wurden intelligent geblockt, und zu guter Letzt übten sich die drei Stürmer in Rochaden, doch bei Ebecilio waren fehlende Spielpraxis und Form erkennbar, während Sulejmani es etwas übertrieb und teilweise nur um der Rochade willen rochierte.
Hinten war man also mit den vorrückenden Außenverteidigern, dem vorrückenden Vertonghen sowie dem wechselweise absichernden Enoh und vorne mit den drei Stürmern sowie Eriksen sehr fluid, doch es haperte daran, durch das kompakte gegnerische Mittelfeld hindurch, eine Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen zu schlagen und die doppelte Fluidität effektiv zusammenzufügen, dass eine gute Symbiose und damit erfolgreiches und schönes Angriffsspiel entstanden.
Durch die Führung öffnet sich das Spiel, durch den Ausgleich wendet es sich
Nach 20 Minuten gingen die ruhig aufbauenden Gäste dann aber nach einem Konter nach einer gegnerischen Ecke in Führung, was das Spiel nun öffnete, denn Feyenoord reagierte mit mehr eigenem Ballbesitz sowie früherem Pressing. So ergaben sich auf der einen Seite durch die fast schon obligatorischen haarsträubenden Patzer im Aufbau gute Chancen für die Hausherren sowie auf der anderen Seite Räume im gegnerischen Mittelfeld für Ajax, weil Feyenoord auch die eigenen Flügelspieler nun konsequent vorne stehen ließ oder wenn das Pressing nicht funktionierte.
Allerdings reichten die sieben verbliebenen Feyenoord-Spieler hinter dem Ball aus, um Ajax zu verteidigen, da die drei Mittelfeldspieler einen sehr guten Tag hatten und Ajax durch die vielen Rochaden die vertikale Staffelung für den letzten Pass etwas abging – bis Guidetti im Strafraum auf der anderen Seite fiel und der Schiedsrichter einen unberechtigten Elfmeter für Feyenoord verhängte, welcher zum Ausgleich führte und einen weiteren Wendepunkt im Spiel markierte.
Von nun an bekam Feyenoord Oberwasser und Ajax nervöse Köpfe, schlotternde Knie und wacklige Beine. Nach einem amateurhaft verteidigten Freistoß fiel noch vor der Pause das 2:1 und durch einen schnell und vertikal gespielten Angriff kurz danach der dritte Treffer. Zwar kam Ajax kurz vor Ende durch einen Comedy-Fauxpass von Keeper Mulder noch einmal heran, fing sich aber nur kurze Zeit später einen Konter, der das endgültige K.O. bedeutete.
Ajax auf den Außen (entscheidend) unterlegen
Der Schlüssel bei diesen Gegenzügen sollten die Flügelpositionen werden, auf denen Ajax ihrem Gegner unterlegen war, was sich besonders in den individuell wenig überzeugenden Außenverteidiger sowie den Rollen der Außenstürmer deutlich zeigte. Anita und Blind zogen in mehreren direkten Duellen den Kürzeren, doch andererseits muss man auch sehen, dass sie von vorne relativ wenig Unterstützung erfuhren, denn die Außenstürmer waren durch die vielen Rochaden bei gegnerischem Ballbesitz oftmals noch nicht zurück in ihrer Position, verschliefen die Defensivarbeit ein wenig oder führten sie nicht gut genug aus, was vor allem links der Fall war. Aus einer solchen Situation entstand auch der Freistoß zum 2:1, als Enoh auf außen die Löcher schließen musste (und sich dann etwas ungeschickt anstellte).
Beim 3:1 wurden die Probleme Ajax´ dann exemplarisch und in ihren Einzelheiten offensichtlich. Zunächst waren sich Eriksen und Sulejmani bezüglich ihrer Positionierung uneins, ob man wie im 4-3-3 nach einer Rochade (Sulejmani RZM, Eriksen RA) oder wie in einer defensiven 4-4-2-Grunordnung (Sulejmani RM, Eriksen RHS) stehen wollte, womit man aber den Passweg für Martins Indi ins Zentrum freiließ. Fernandez lief ein und konnte sich im Zweikampf viel zu leicht um Anita drehen, während Bakkal und Guidetti mit einfachen Diagonalläufen die Abwehr aufrissen, Enoh aus der Position zogen, so dass dieser den Tempovorteil Ferndandez´ nicht mehr kompensieren konnte, und sich freiliefen. Blind hob obendrein etwas orientierungslos das Abseits auf und das taktisch gut erspielte Tor für die Hausherren war besiegelt.
Fazit
Hinten kosten individuelle Patzer und grundlegendes Fehlverhalten immer wieder Punkte, die vorne nicht kompensiert werden können, da man den Ballbesitz durch fehlende Anbindung nach vorne sowie fehlende Durchschlagskraft nicht in Zählbares ummünzen kann – das ist die große Problematik bei Ajax, die sich natürlich gerade in den Topspielen zeigt. Verkäufe, Verletzungen und die internen Unruhen haben Selbstvertrauen, Mannschaftshierarchie und Psyche sicherlich auch soweit beeinflusst, dass man in kritischen Situationen die Dinge nicht zu den eigenen Gunsten entschieden bekommt – ein bisschen wie die Bayern in der letzten Saison.
Feyenoord stand hinten sicher und konnte vorne auf die schnellen Konter, die Überlegenheit auf außen und John Guidetti, das dreifach erfolgreiche Kraftpaket, vertrauen, feierte somit den verdienten Derbysieg ausgelassen.
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