Kompaktheit schlägt Spielkontrolle im Rhein Derby – FN

Gladbach schlägt Köln im Topspiel des zehnten Spieltags mit 3:1. Das gut organisierte und anpassungsfähige Mittelfeldpressing der Borussia war in Kombination mit einem starken Restangriff der Schlüssel zum Erfolg. Die Kölner bissen sich mit ihrem flügelbetonten Ballbesitzpiel zunehmend die Zähne aus.

Die Gäste aus Köln starteten aus einer auf zwei Positionen veränderten 5-3-2 Grundordnung in die Partie. Die Dreierkette vor Torhüter Schwäbe besetzten neben Zentralverteidiger Martel die Halbverteidiger Özkacar und Schmied. Auf der Schiene agierte auf der linken Seite Hansen und rechts Kaminski. Den Sechser gab Huseinbasic. Vor diesem gaben Kainz und Johannesson die Achter. Im Sturm kehrten El Mala und Bülter für Ache und Maina in die Startelf zurück.

Gladbach agierte wie zuletzt beim Sieg gegen St Pauli ebenfalls aus einem 5-3-2 heraus. Polanski setzte auf exakt die gleiche Startelf wie vor einer Woche. Vor Torhüter Nicolas bildeten Diks, Elvedi und Sander die Dreierkette. Auf der Sechs davor agierte Engelhardt, während Neuhaus und Reitz die Achter gaben. Flankiert wurden diese von den Flügelverteidigern Ullrich und Scally. Das Sturmduo bildeten Tabakovic und Honorat.

Gladbach aus 5-3-2 Mittelfeldpressing

Von Beginn an war klar zu erkennen, dass die Borussia auf ein hohes Zustellen verzichtete und aus einem Mittelfeldpressing heraus agierte. Dieses ordnete sich zu Beginn der Partie in einer 5-3-2 Stafflung an. Honorat und Tabakovic agierten dabei gegen den Kölner 3+1 Aufbau eher reaktiv blockend. Nur bei weitem lockendem Andribbeln von Zentralverteidiger Martel rückte Tabakovic aus seiner blockenden Rolle etwas heraus, um den Ball auf den Flügel zu lenken und ein Eindringen in den Block zu unterbinden. Der initiale Fokus der Stürmer lag auf dem Zustellen von Huseinbasic, wodurch das Spiel auf den Flügel forciert werden sollte.

Hinter der ersten Pressinglinie nahm Gladbach die Kölner Achter mannorientiert auf. So suchte Reitz den Mannbezug gegen Kainz im rechten Halbraum während Engelhardt Johannessons Freilaufbewegungen aufnahm. Neuhaus agierte so zunächst blockend im linken Halbraum um eine vertikale Anbindung für Martel über Wandspiel der Stürmer zu unterbinden. Durch den fehlenden Mannbezug konnte Neuhaus gegen die asymmetrische Kölner Dreierkette als Pressingauslöser agieren. Dies ergab durchaus Sinn, da Schmied auf der rechten Kölner Seite zumeist eine breitere Positionierung als Özkacar, welcher deutlich enger zu Martel agierte, einnahm. Neuhaus schob folglich diagonal aus dem Halbraum auf Schmied. So blockte dieser über einen gut gesetzten Deckungsschatten den direkten diagonalen Zugang ins Zentrum. Schmieds Aufschieben sollte eben jene neue potenziell gefährliche Passlinien ins Zentrum ermöglichen.

Diagonale Verbindung um den block

Köln setzte einen starken Fokus auf das Spiel um den Block. Über diagonale Verbindungslinien fast schon in V-Form sollte eine Vielzahl von Winkeln ins Zentrum generiert werden, um den Rücken, der durch die breiten Positionierungen gelockten Gladbacher Zentrumsspieler über die diagonale Verbindung zu bespielen. Köln zeigte zu Beginn der Partie auch gefällige Ansätze im Bespielen dieser Räume hinter dem Herausschiebenden Neuhaus.

Bülter brach als zusätzlicher Verbindungsspieler in die Breite zwischen Schmied und Kaminski aus. Kombiniert wurde diese Bewegung durch einen vertikalen Lauf von Achter Johannesson im Halbraum der die zuvor bereits rechtslastige Neunerposition von Bülter im rechten Halbraum auffüllte. Zusätzlich schob Kaminski etwas höher, um Bülter Raum zu schaffen und eine weitere diagonale progressive Option zu bieten. Johannessons Lauf diente dem Zweck Bülters direkten Gegenspieler Diks zu binden und gleichzeitig Engelhardt mitzuziehen. Dadurch, dass Diks das Herauskippen von Bülter nicht aufnehmen konnte, war dieser in der Lage sich durch den Zeitvorteil gegenüber Engelhardt aufzudrehen. Engelhardt musste zunächst seine Mannorientierung auf Johannesson lösen und in die Breite verschieben, bevor er Gegnerdruck auf Bülter erzeugen konnte. Jedoch fehlte es Bülter an Zentrumsoptionen um den rechten Halbraum effektiv zu bespielen. Stattdessen suchte dieser die nächste diagonale Verbindung auf Kaminski. Dieser wurde allerdings eng von Ullrich verfolgt wodurch sich dieser nicht aufdrehen und das 1gg1 suchen konnte. Auch das Finden von Bülters durchgezogenem Tiefenlauf war durch den fehlenden Raum im Aufdrehen nicht möglich.

Der Pass in die Breite von Bülter auf Kaminski ist zwar eine gute Möglichkeit im Locken und Anziehen des Drucks, jedoch verknappen sich durch jeden weiteren Pass in der gleichen Spielrichtung durch das Horizontalverschieben, sowie Rückwärtspressing der Gladbacher die Räume, um ins Zentrum zu spielen oder Dribbeln. So stellte durch das starke Rückwärtspressing von Neuhaus auch die direkte Mitnahme ins Zentrum für Kaminski keine Option dar und es blieb nur der Rückpass auf Schmied. Diese Aktion zu Beginn der Partie zeigt sehr gut wie Köln die Schwächen des Gldbacher 5-3-2 bespielen wollte und durch gute Exit Optionen die Ballzirkulation stabilisierte. Köln gewann durch die Gladbacher Passivität zudem stückweise an Höhe und kontrollierte das Spiel mit Ball.

Gladbach erkannte diese Passivitätsprobleme und reagierte zügig. Diks und Ullrich schoben bei Herauskippen von Bülter nun frühzeitig durch. So konnte Ullrich direkten Druck von hinten ausüben, während Diks Kaminski, aufnahm. Engelhardt ging so konsequent die Bewegungen von Johannesson mit oder übergab diesen an Zentralverteidiger Elvedi. Bülter war so zum direkten Rückpass auf Schmied gezwungen. Häufig traute sich Schmied bei frühzeitigem Durchschieben von Ullrich gar nicht erst den Pass auf Bülter zu spielen und drehte ab. Kaminski fehlte es so an Bindung zum Spiel und war zunehmend isoliert. Im Laufe der ersten Halbzeit orientierte sich dieser deshalb bei Herauskippen von Bülter wiederholt in den Halbraum oder gar Neunerraum und bot Tiefenläufe an. Köln nahm diese jedoch aus der ersten Aufbaulinie in Person von Martel nur selten wahr und auch direkten Chipbällen des entgegenkommenden Bülter fehlte die Präzision.

Erweiterung der diagonalen Verbindungen

Aufgrund des mannorientierten Verfolgens von Reitz und Engelhardt im Zentrum sowie dem Rausverteidigen von Neuhaus tat sich Köln schwer die Räume hinter Neuhaus zu bespielen. Ebenso ineffektiv wurden dadurch die bindenden Vertikalläufe von Johannesson. Köln musste dementsprechend neue Wege im Bespielen des Zentrums finden.

Johannesson bricht aus

Johannesson suchte nun vermehrt den Weg aus dem Block und kippte aus dem Zentrum heraus. Allerdings kippte dieser zwischen Schmied und Martel in eine Zwischenebene. Schmied schob dementsprechend höher und band Neuhaus in der Höhe. Dadurch, dass Enegelhardt sich aufgrund der Ballnähe von Tabakovic und Neuhaus strukturorientiert verhielt, gelang es Johannesson sich ohne Gegnerdruck aufzudrehen. Durch die niedrigere Höhe des Rauskippens im Vergleich zu Bülter, der in diesem Fall seine halbräumige Position hielt, öffnete sich der horizontale Passweg in den Sechserraum auf Huseinbasic. Vorausgegangen war bereits ein Andribbeln von Martel, wodurch dieser Tabakovic minimal locken konnte. Tabakovic war dadurch außerhalb der Zugriffszone auf Huseinbasic. Dieser konnte sich nun ebenfalls im Zentrum ohne Gegnerdruck im Raum hinter Tabakovic aufdrehen.

Durch den fehlenden Gegnerdruck von vorne hätte sich in diesen Situationen ein Abkippen von Bülter für eine vertikale Anbindung angeboten. Über Wandspiel auf die ballferne Seite hätte so Dynamik erzeugt werden können. Jedoch hielt Bülter seine Positionierung in der letzten Linie. Engelhardt agierte in diesen Situationen zu passiv und verpasste es aus seiner raumorientierten Haltung auf Huseinbasic herauszuverteidigen. Stattdessen war Reitz dazu gezwungen intuitiv seine Mannorientierung gegen Kainz aufzulösen und springend den Winkel auf Huseinbasic zu verkürzen. Huseinbasic gelang es jedoch an Reitz vorbei Kainz im linken Halbraum zu finden. Das Rausschieben von Reitz löste eine Kettenreaktion aus. So versuchte Sander improvisiert auf Kainz herauszuspringen und dessen Aufdrehen zu verhindern. Dank seiner offenen Haltung konnte Kainz den Ball allerdings per erstem Kontakt in den Lauf von Bülter weiterleiten. Dieser belief diagonal die durch Sander gelockerte Tiefensicherung und kam zu einem guten Abschluss.

Mehrkampf gegen El Mala

Auf der linken Seite setzte Köln gegen das Gladbacher Mittelfeldpressing ebenfalls auf diagonale Verbindungen um den Block. Der linke Flügelverteidiger Lund agierte anders als Kaminski nicht als Breitengeber, sondern positionierte sich leicht eingerückt als Verbindungsspieler zwischen Özkacar und El Mala. Nach Ballspiel von Özkacar konnte sich Lund, dadurch dass Reitz im Halbraum durch Kainz gebunden war, aufdrehen. Es fehlte in diesen Situationen jedoch die Zentrumsanbindung, um Dynamik zu erzeugen. Dies war mitunter ein Kölner Problem in der ersten Halbzeit. So mangelte es durch den starken Flügelfokus und das dementsprechend viele Personal außerhalb des Blocks an Gegnbewegungen im Block, um die Gladbacher Fünferkette vor Entscheidungen zu stellen. Ebenso fehlte es an ballseitigen Überladungen.

Die Auslösung der Gladbacher erfolgte durch das mannorientierte Verteidigen von Reitz nicht durch Herausschieben des Achters. Stattdessen presste Honorat aus seiner leicht rechts gerichteten Position in der Doppelspitze in einem suboptimalen diagonalen Winkel rückwärts auf Lund. Honorat kompensierte diese Wege durch eine hohe Aggressivität und Laufbereitschaft. Mit einem guten ersten Kontakt nach vorne hätte Lund allerdings den suboptimalen Pressingwinkel Honorats ausnutzen können und per Dribbling in den Block Dynamik erzeugen können.

Isolation auf der linken Seite

Lund wählte allerdings wiederholt den Pass auf El Mala. Köln versuchte dadurch dessen Dribbelstärke gegen Scally auszuspielen. El Mala konnte durch eine gute Auftaktbewegung und sauberes Aufdrehen für einen minimalen Zeitvorteil gegen Scally sorgen, wodurch El Mala direkt das 1gg1 suchen konnte. Zusätzlich zog Lund nach Abspiel seinen Lauf im Halbraum durch, um Raum für inverse Dribblings zu schaffen. Diese Tiefenläufe wurden von Halbverteidiger Sander aufgenommen. Dadurch konnte Honorat die Pressingrichtung beibehalten und seinen Pressingweg fortsetzen und es entstand eine 2gg1 Mehrkampfsituation gegen El Mala. Folglich dribbelte sich dieser mehrfach fest oder musste bereits früh abdrehen und den Rückpass über Özkacar suchen. Auch die ständigen Positionsrotationen von Kainz und Lund hatten, außer dass Kainz vor dem Abspiel auf El Mala etwas dribblingfreudiger agierte, keinen Effekt auf die Dynamik der linken Kölner Seite.

Gladbach stellt auf 5-4-1 um

Ab der 20. Minute reagierte Polanski strukturell auf die Kölner Offensivbemühungen und stellte auf ein 5-4-1 Mittelfeldpressing um. Dies hatte mehrere Vorteile für die Gladbacher. Zum einen erleichterte die Umstellung den Pressingwinkel für die äußeren Mittelfeldspieler Neuhaus und Honorat, der nun nicht mehr in der Doppelspitze neben Tabakovic agierte. Die tiefere und breitere Positionierung verschaffte ihm einen horizontalen, sogar leicht diagonalen Pressingwinkel auf Lund. Gerade der verringerte Pressingweg half enorm, um ein Aufdrehen von Lund noch häufiger zu unterbinden, wodurch El Mala zunehmend isoliert wurde. Auch die Wege auf El Mala verkürzten sich dadurch, wodurch noch zuverlässiger Mehrkampfsituationen hergestellt werden konnten. Auf der linken Seite verkürzte sich für Neuhaus als linker Mittelfeldspieler ebenfalls die Pressingdistanz auf den aktiven Schmied. So entstand zudem eine verstärkte Kompaktheit im Zwischenlinienraum, wodurch Köln sich noch schwerer tat aus der Breite das Zentrum zu bespielen.

Umstellung auf 5-4-1

Die größte Änderung war die Rolle von Reitz. Dieser sprang nun regelmäßig als Reaktion auf das ungestörte Aufdrehen von Huseinbasic auf diesen aus der Mittelfeldkette heraus. Reitz löste damit seine Mannorientierung gegen Kainz auf. Diese wurde sehr sauber an Sander übergeben, der gerade ballfern häufiger aus der Kette auf Kainz sprang. Reitz agierte durch seinen Mannbezug auf Huseinbasic zeitweise fast als zweiter Stürmer neben Tabakovic, wodurch dieser etwas aktiver im Anlaufen von Martels Andribbeln wurde. Damit steuerte man dem generellen Problem der Passivität im 5-4-1 Mittelfeldpressing entgegen. Auch wenn sich die Borussia immer noch schwer tat im Auslösen auf dem Flügel Rückpassoptionen zuzustellen und unabhängig von Fehlern der Kölner Ballgewinne und damit Umschaltaktionen zu erzielen.

Mannorientierte Kölner aus dem Mittelfeldpressing

Köln agierte gegen den Ball ebenfalls aus einem 5-3-2 Mittelfeldpressing. Anders als die Gladbacher waren die Kölner viel mehr auf den Pressingübergang aus anstatt passoptionsorientiertes Blocken fokussiert. Dies war auch in der Höhe des Mittelfeldpressings zu erkennen. Statt auf Kompaktheit wurde auf Mannbezug und möglichst schnelles Umschalten in den mannorientierten Zugriff gesetzt. Auslöser war hierbei das Rausstechen des rechten Achters Johannesson, welcher aus der halbräumigen Startposition auf Diks heraussprang.

Durch das Aufgeben von Johannessons Blockverhalten und damit dem Deckungsschatten auf Neuhaus im Halbraum agierte dieser als freier Mann im Zwischenlinienraum. Dieser Deckungsschatten war allerdings mehrfach auch zu sehr aus dem Zentrum kommend gesetzt. Johannesson legte seinen Fokus klar auf die Intensität in der Auslösung und verpasste es Neuhaus effektiv zuzustellen. Neuhaus erkannte dies und bewegte sich wiederholt sehr gut aus Deckungsschatten heraus. So gelang es Diks Neuhaus vertikal freizuspielen und im Zwischenlinienraum ins Aufdrehen zu bekommen und Dynamik zu erzeugen. Durch den fehlerhaften Deckungsschatten fehlte es Zentralverteidiger Martel und Halbverteidiger Schmied an Zeit um koordiniert aus der Kette auf Neuhaus herauszuschieben. Dadurch erfolgte das Rausschieben improvisiert, wodurch trotz eines fehlerhaften Auslösens und eines Höhenverlusts ein Dribbling auf die Kette verhindert werden konnte. Eine Rolle hierbei spielte auch die Gegnerbindung von Tabakovic, welcher stets Schmied oder Martel band und das koordinierte Rausschieben so erschwerte.

Neuhaus Rauskippen löst Kölner Mittelfeldpressing

Neuhaus erkannte diese Rausschiebeproblematik in der Kölner Ordnung. Folglich entzog sich dieser durch dynamisches Herauskippen in eine Linksverteidigerrolle dem Zugriffsbereich der Kölner Dreierkette. Diks konnte so das Auslösen von Johannesson umspielen. Durch den Fokus auf Mannbezug fehlte es der Kölner Stafflung an Kompaktheit. Dadurch taten sich bei Aufdrehen von Neuhaus und Spiel gegen die Pressingrichtung große Lücken im Zwischenlinienraum auf. Aus seiner offenen Haltung heraus gelang es Neuhaus mehrfach den in den Zwischenlinienraum abkippenden Tabakovic im Wandspiel zu finden. Darüber konnte Gladbach im Spiel mit dem Ball mehrfach Dynamik erzeugen. Gerade Ullrich bot links immer wieder eine Ablageoption und konnte mit Flanken für Gefahr sorgen. Honorat agierte zusätzlich um Tabakovic herum und bot mit seinen Tiefenläufen Möglichkeiten für Steil-Klatsch-Steil Kombinationen. Jedoch stimmte die Anbindung an Tabakovic für Ablagen im Zentrum nicht immer.

Ein weiteres auffälliges Mittel gegen den Kölner Pressingübergang war die breite Positionierung von Sander. In Kombination mit dem Herauskippen von Neuhaus ergab sich so fast ein Viereraufbau. Sander zog durch diese breite Rechtsverteidigerrolle die erste Pressinglinie von Köln auseinander. Dadurch dass vor der Auslösung El Mala als zweiter Stürmer neben Bülter agierte wurden für diesen die Pressingwege auf Sander sehr weit. Zudem musste dieser dadurch von innen nach außen diagonal rückwärts pressen, was Sander enorme Zeit am Ball verschaffte um anzudribbeln. Dieser dribbelte so mehrfach in den Kölner Block ein. Hierbei kam ihm sicherlich auch seine gelernte Sechserposition zugute.

Zusammenspiel Tabakovic – Honorat bei Andribbeln von Sander

Das enge Zusammenspiel der Doppelspitze sorgte hier für eine optimale vertikale Anbindung. So schob Tabakovic auf Özkacar und band diesen in der Kette, während Honorat hinter ihm einen versteckten Lauf in die Tiefe startete. Sander konnte diesen Lauf vertikal in der Tiefe finden. Diese Szene unterstreicht das Zusammenspiel des Sturmduos, welches gerade im Restangriff auch eine entscheidende Rolle spielte. So war es Tabakovic der den ersten Ball festmachte, während Honorat die Umschaltmomente mit seinen dynamischen Läufen antrieb.

Zweite Halbzeit

Kwasniok war nach dem Rückstand in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Sander nach einer Ecke gezwungen etwas an der Statik im Ballbesitzspiel zu verändern. Durch die Hereinnahme von Sebulonsen und Ache agierte Köln nun aus einer 3-1-2-4 Staffelung. Die Flügelverteidiger Sebulonsen und Lund gaben die Breite, während Kaminski nun neben Johannesson als Achter die offensiven Halbräume besetzte. Davor agierten Bülter und Ache in einer Doppelspitze.

Durch das Wegfallen von Lund als Verbindungsspieler verteidigte Honorat nun vorrangig raumorientiert, da der Auslöser im Zugriff auf den außen wegfiel. Statt die Auslösung über eine gefächerte Staffelung um den Block zu locken und von dort das Zentrum bespielen zu wollen, versuchte Köln nun mehr über das Zentrum das Ausschieben von Reitz zu locken, um anschließend den aufgehenden Raum in der Mittelfeldkette zu bespielen. Das Locken geschah hierbei über Sechser Huseinbasic. Dieser agierte nun deutlich aktiver im Fordern des Balles und kippte wiederholt vor den Pressingwall, um für die Innenverteidiger per Klatschball anspielbar zu werden. Spätestens der Klatschball zwang Reitz dazu aus der Kette auf Huseinbasic zu springen, um ein direktes Aufdrehen zu vermeiden. Häufig war es Özkacar der halblinks den kurzen Pass auf den entgegenkommenden Huseinbasic suchte, wodurch Reitz durch die Ballnähe besonders leicht aus seiner Positionierung heraussprang.

Locken von Reitz öffnet Zwischenlinienraum

Durch die Kölner Umstellung auf Doppelspitze wurde Sander konstant im linken Halbraum durch Ache gebunden. Dadurch war dieser nicht mehr in der Lage per Durchschieben das Rausverteidigen von Reitz durch Springen auf Kaminski aufzufangen. Engelhardt war dadurch gezwungen seine Mannorientierung gegen Johannesson aufzulösen und die Lücke im Zentrum zu schließen. Der entstehende Verschiebeweg ließ für Engelhardt einen nicht unerheblicher Zeitnachteil gegen Kaminski entstehen. Durch diese geschickte Gegnerbindung ging nach Verlagerung auf Zentralverteidiger Martel wiederholt der direkte linienbrechende Passweg in den linken Halbraum auf. Aber auch der vertikale Pass auf Johannesson wurde durch das Aufgeben der Mannorientierung von Engelhardt eine Option

Nachdem Martel zu Beginn der zweiten Halbzeit noch zögerte diese Pässe diagonal in den ballfernen Halbraum zu spielen, fand Köln in den Minuten danach immer bessere Muster. Zeitgleich zum Aufdrehen von Martel suchten die Kölner Achter nun Abkippbewegungen im Halbraum. Dadurch gelang es den Kölnern Engelhardt einen Schritt aus dem Zentrum herauszuziehen. Dieser stand durch das offene Zentrum unter Druck schnell eine Entscheidung zu treffen. Dadurch wurde der direkte Passweg auf den ballfernen Stürmer Ache freigezogen. Zudem öffnete Johannesson durch sein Abkippen den Zwischenlinienraum als Ablagezone im Wandspiel. Bülter konnte sich so diagonal zu Ache als Ablagespieler positionieren und mit offenem Fuß Dynamik erzeugen. Häufig verlagerte Köln nach gelungener Ablage oder Aufdrehen eines Achters direkt auf die linke Seite. Dort agierten Kaminski, Bülter und Lund in ständigen Dreiecksrochaden, wodurch es Köln mehrfach gelang Durchbrüche zu erzielen und Flanken in die Box zu schlagen. Mit Ache besaß man hier nun auch einen echten Abnehmer, nachdem sich das Offensivspiel in der ersten Halbzeit doch recht stark auf das Flügelspiel konzentrierte.

Fazit

Köln kam dank dieser veränderten Statik und eines klaren Plans im Bespielen des Gladbacher Mittelfeldpressing sehr gut aus der Pause und konnte nach und nach den Druck erhöhen. Gladbach wurde passiver, was auch an den Problemen in der Auslösung auf die nun nur noch situativ existierenden diagonalen Verbindungsspieler lag. Für Entlastung sorgte regelmäßig Honorat, der auf seiner rechten Seite als Restangreifer durchbrach. Mehrfach nach dem Tabakovic einen Befreiungsschlag festmachte und die nachrückenden Mittelfeldspieler einsetzte.  Über diese Entlastungsangriffe ist auch der Doppelschlag mit den Toren zum 2:0 und 3:0 in der 61. Und 64. Minute zu erklären, als Gladbach nach einem strittigen Elfmeter und einem gut ausgespielten Konter die Führung in einer Phase in der Köln Momentum aufbaute. Köln erhöhte den Druck nochmals weiter, kam jedoch nicht über den Anschlusstreffer zum 3:1 heraus.

Insgesamt geht der Sieg dank eines sehr gut gecoachten und disziplinierten Mittelfeldpressings der Gladbacher in Halbzeit eins mit mehrfach richtigen Anpassungen in Ordnung, auch wenn dieser durch die doch deutliche Kölner Feldüberlegenheit ein Tor zu hoch ausfällt und diese über eine veränderte Statik im Ballbesitzspiel vor dem Doppelschlag stark an Momentum gewannen.

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