TEs Bundesliga-Check: Was zählt, ist der zweite Ball

Wie sieht eine gute Flanke aus? Warum hat Joachim Löw Torhüter Ralf Fährmann nicht nominiert? Und was macht Gladbach aktuell so stark? Die Antwort auf all diese Fragen gibt es in TEs Bundesliga-Check.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag drei Aspekte raus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Wie sieht eine gute Flanke aus?

Flanken sind ein delikates Thema bei Spielverlagerung. Die meisten Spielverlagerung-Autoren können mit diesem taktischen Stilmittel wenig anfangen. In der Tat zeigen manche Statistiken, dass Flanken ein eher schlechter Weg sind, um ein Tor zu erzielen (siehe dazu u.a. dieses wissenschaftliche Essay und diesen Artikel von Spielverlagerung-Kollege CE).

Ich selbst will jetzt gar nicht so sehr auf das Pro und Contra von Flanken eingehen, sondern einen anderen Aspekt beleuchten: die Flanke als Mittel, um im Ballbesitz zu bleiben. Beim Thema Ballbesitz sind wir natürlich ganz schnell bei den Bayern. Mehrere Bayern-Spieler haben in Interviews bereits angedeutet, dass es bei Flanken der Bayern nicht unbedingt um das Toreschießen selbst geht, sondern um das Gewinnen des zweiten Balls. Folgende Szene ist wohl der eindrucksvollste Beleg für diese These:

Die Bayern schlagen eine Flanke ins Zentrum. Der Gegner wurde in dieser Situation weit nach hinten gedrückt, besetzt den Rückraum nicht mehr. Egal, wohin der Gegner den Ball klärt: Ein Bayern-Spieler ist sofort in Ballnähe. Alle möglichen Fluchtrouten sind versperrt.

Die Bayern schlagen eine Flanke ins Zentrum. Der Gegner wurde in dieser Situation weit nach hinten gedrückt, besetzt den Rückraum nicht mehr. Egal, wohin der Gegner den Ball klärt: Ein Bayern-Spieler ist sofort in Ballnähe. Alle möglichen Fluchtrouten sind versperrt.

Was bringt den Bayern das? Oftmals werden Flanke als Ende eines Angriffs gedacht. Man kombiniert sich auf dem Flügel durch, bis man eine Flanke schlägt und damit hoffentlich eine Torchance einleitet. In diesem Fall ist die Flanke jedoch nur ein Zwischenschritt. Natürlich, ein Torerfolg wäre schön, genausogut kann es aber passieren, dass der Ball so abgewehrt wird, dass man im Zentrum landet. Oder der Ball wird zurück nach Außen geklärt und man kann nochmal flanken. Oder oder oder. Egal, wohin der Ball geklärt wird – die Bayern haben eine sehr hohe Chance im Ballbesitz zu bleiben. Sie können ihren Angriff nun in einer anderen Zone weiterführen.

Optimal müsste man jede Flanke so absichern. Viele Teams tun das nicht, weil sie entweder zu früh flanken oder nicht passend genug aufrücken. Eine zu frühe Flanke führt häufig dazu, dass der Gegner noch nicht weit genug nach hinten gedrückt wurde und selber den Rückraum besetzt. Das fehlende Nachrücken sorgt dafür, dass ich selbst nicht die Dominanz im Rückraum habe. Es kommt also – wie immer im Fußball – auf das richtige Timing an. Hier ein Beispiel einer Flanke, die nicht gut vorbereitet ist:

Schalke schlägt eine Flanke in den Strafraum. Der Gegner ist noch nicht nach hinten gedrückt, hat den Rückraum gut besetzt. Schalke wiederum hat den entscheidenden Rückraum gar nicht besetzt, sondern steht mit mehreren Spielern im ballfernen Raum. Ein Ballverlust ist wahrscheinlich.

Schalke schlägt eine Flanke in den Strafraum. Der Gegner ist noch nicht nach hinten gedrückt, hat den Rückraum gut besetzt. Schalke wiederum hat den entscheidenden Rückraum gar nicht besetzt, sondern steht mit mehreren Spielern im ballfernen Raum. Ein Ballverlust ist wahrscheinlich.

Lange Rede, kurzer Sinn: Entweder sollte man im Strafraum einen freien Spieler haben – oder man sollte mit der Flanke so lange warten, bis man sich um den Strafraum gut postiert hat. Das ist letztlich keine Raketenwissenschaft, sondern eine Frage des Trainings und der Abläufe innerhalb einer Mannschaft.

Die Wichtigkeit eines mitspielenden Torhüters am Beispiel Fährmann

In der vergangenen Woche gab es ein kleines Torhüter-Diskussiönchen. Manche wunderten sich, dass Ralf Fährmann keine Einladung zur Nationalmannschaft bekam. Torwart-Trainer Andi Köpke führte aus, dass Fährmann momentan keine Rolle in den Planungen spiele. Warum?

Fährmann ist derzeit einer der beste, wenn nicht sogar der beste Torhüter auf der Linie. Seine Reflexe und seine Sprungkraft sind über allen Zweifel erhaben. Das Spiel mit dem Ball ist jedoch seine Schwäche. Bei Schalkes Auftritt in Ingolstadt ließ sich sehr gut erkennen, weshalb Köpke lieber ter Stegen, Leno und Trapp nominierte.

Ingolstadts Spielweise haben wir schon mehrfach an dieser Stelle besprochen. Ihr hohes, mannorientiertes Pressing lässt oftmals nur einen gegnerischen Akteur frei: den Keeper. Sobald der Ball zu diesem gespielt wird, läuft sofort ein Ingolstädter Spieler den gegnerischen Keeper an und zwingt ihn zu einer Reaktion. Oft heißt diese Reaktion: den Ball lang nach vorne bolzen.

Genau dies war eins der Probleme der Schalker gegen Ingolstadt. Wenn die Schanzer ein hohes Pressing wagten, war Fährmann nicht gut eingebunden, um dieses Pressing auch einmal spielerisch zu umgehen. Fährmann schlug zwei Drittel seiner Bälle lang nach vorne. Dabei kamen zwar 50% dieser langen Pässe an den Mann. Hierunter zählen jedoch auch Kopfball-Weiterleitungen ins Nichts oder Szenen, in denen Schalke anschließend den zweiten Ball verlor.

Schalke lief somit in eine Falle der Ingolstädter, die genau diese langen Bälle provozieren wollten. Fährmann ist nun einmal kein Keeper, der ruhig bleibt und das Spiel mit einer flachen Verlagerung auf die andere Seite weiterleitet. Genau solche Keeper will der DFB aber haben – und hat sich deshalb für die anderen Kandidaten entschieden.

Gladbachs neues System

Bislang habe ich in der Rückrunde bisher wenig Worte gefunden für Schuberts Gladbacher. Das soll, nein: muss sich an dieser Stelle ändern, schließlich spielen die Gladbacher ein äußerst interessantes System aktuell. Ihre Formation ist ein 3-4-1-2. Anders als bei den meisten Dreierketten-Teams ist ihre Dreierkette jedoch keine verkappte Vierer- oder Fünferkette. Auch bei gegnerischem Ballbesitz befinden sich die beiden Wing-Backs vor der Kette.

Gladbach spielt dieses System mit vielen Mannorientierungen. Dabei sind diese Mannorientierung recht vorwärtsgerichtet. Beispiel Flügel: Viele Teams decken die gegnerischen Außenverteidiger mittlerweile mannorientiert. Normalerweise lässt sich dazu ein Außenstürmer fallen. Bei Gladbach rücken dafür die Wing-Backs nach vorne. Im Zentrum ist Gladbach ähnlich vorwärtsgerichtet. Hier rückt Dahoud immer wieder auf, um die gegnerischen Sechser zu stören.

Gladbach gegen Hertha

Gladbach gegen Hertha

Gegen Hertha funktionierte dieses System besonders gut. Herthas Dreier-Mittelfeld ist meist sehr beweglich. Darida fällt von der Zehn aus zurück, die Doppelsechs rückt dafür abwechselnd vor. Gladbach konnte diese Dynamik sehr gut eindämmen durch ihr vorwärtsgerichtetes Verteidigen: Dahoud nahm den zurückfallenden Darida auf, Stindl den zweiten Sechser, Xhaka bewegte sich dahinter zum vorstoßenden Sechser. Da zeitgleich die Wing-Backs vorrückten und die Außenverteidiger abdeckten, hatte Hertha keine Anspielstationen – und fand nie zur Ballsicherheit in der eigenen Hälfte, die sie sonst so auszeichnet. Durch das vorwärtsgerichtete Verteidigen konnte Gladbach wiederum Druck erzeugen – anders als bei nach hinten orientierten Mannorientierungen, die rein verfolgend, nicht aber dynamisch sind.

Offensiv ist Gladbachs System ebenfalls spannend. Gladbach bekommt die Stärken der Einzelspieler sehr gut eingebunden. Stindl spielt nominell sehr weit vorne, lässt sich von dort aus aber oft in den Zehner- und Achterraum zurückfallen. Die beiden Angreifer, Hahn und Hazard, spielen wiederum eine Hybridrolle aus Stürmer und Außen. Die Folge: viel Bewegung im letzten Drittel. Diese Bewegung wird zusätzlich unterstützt durch das Nachrücken von Dahoud und von den beiden Wing-Backs. Gladbach kreiert ständig neue Dreiecke und kann sehr dynamisch ins letzte Drittel vorrücken.

Spannendes System, das Gladbach spielt. In den vergangenen fünf Spielen wendete Gladbach dieses System an (mit leichten Abwandlungen von Spiel zu Spiel). In diesen Spielen hat Gladbach durchschnittlich ein durchschnittliches Torschuss-Verhältnis von 16,6 zu 7,4. Für mich sind sie derzeit der heißeste Kandidat auf den dritten Rang und damit die direkte Champions-League-Qualifikation.

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Ausführliche Analysen des 28. Spieltags

Leider keine. Dafür gibt es ein ausführliches Porträt der Hertha von MA.

Matthias 7. April 2016 um 20:37

Flanken/Eingaben aus dem Halbraum, bei noch nicht tief stehender Abwehr, welche scharf zwischen TW und IV gespielt weden sind aus meiner Sicht extrem torgefährlich. Die Angreifer können im Rücken der IV einlaufen und für den Torwart ist es sehr schwer rauszukommen.
Die Chance danach in Ballbesitz zu bleiben ist sicherlich geringer, aber die Möglichkeit ein Tor zu erzielen recht hoch.

Antworten

ES 5. April 2016 um 22:33

Fährmann hat sich übrigens spielerisch enorm verbessert. In der Hinrunde war ich noch überzeugt, dass Schalke den spielerisch schlechtesten Torwart der bl hatte. Das würde ich seit der Rückrunde so nicht mehr sehen. Auffälliger Höhepunkt war das Spiel gegen Hertha, bei dem er meiner Erinnerung nach nur sauberer Pässe und keiner langen Abschläge gespielt hat. Soweit so positiv. Aber wie wir wissen, presst Hertha nicht besonders hoch, gegen Schalke schon mal gar nicht. Da hat der Torwart Zeit sauber zu spielen. Nun gegen Ingolstadt unter Druck kommen die alten Muster wieder zum Vorschein.

Antworten

iWannaFmyDad 5. April 2016 um 17:28

TE hat zweifellos den angenehmsten Schreibstil aller Autoren. Sehr fein!

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HK 5. April 2016 um 12:13

Auf den zweiten Ball gehen. Die Flanken des „kleinen Mannes“. War das nicht auch schon bei Barca ein Stilmittel von Guardiola?

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Yilde 5. April 2016 um 11:07

Will an der Stelle nur mal ein Lob aussprechen, abgesehen davon, dass dieses Format einfach der Hammer ist, schreibst du super angenehm und verständlich! Danke TE 🙂

Antworten

_oo_ 5. April 2016 um 10:02

Das erste Bild zeigt eine Sportart mit 9 gegen 11 Feldspielern und ist deswegen leider nicht geeignet, das Argument zu untermauern.

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PelleLundkvist 6. April 2016 um 13:07

Da ist wahrscheinlich einfach fuer ein Menneken die falschen Farben gewaehlt worden…

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TE 6. April 2016 um 13:22

In der Tat, sorry. Da ist irgendwas verrutscht. Jetzt sollte es passen.

Antworten

ode. 5. April 2016 um 09:24

Eigentlich liegt mir nichts an einer Torwartdiskussion. Ich hab nur Lust über die Keeper zu fachsimpeln.

Seit dieser Saison ist der Zauber um Leno für mich (als Bayer-Fan) ein wenig verflogen. Zwar werden spätestens seit dem Spiel gegen den HSV wieder seine überragenden Fähigkeiten auf der Linie gelobt. Aber, ähnlich wie bei (anderen unserer Spieler) sollte man auch mal bedenken, was davor in dieser Saison war. Daher kann ich mich nur wundern, dass Leno überhaupt nominiert wurde.

Er ist seit Monaten sehr unsicher und fehleranfällig. Kleinere Patzer hatte er schon immer, er lernte draus und wurde besser. Mittlerweile ist er geradezu ein Unsicherheitsfaktor im Tor. Unter Druck gesetzt hat er diese Saison fast alles auf die Tribüne gekloppt, was auf ihn zu kam. Tah musste lernen, dass er Rückpässe so spielen muss, dass sie im Zweifel am Tor vorbei rollen. War ich in den letzten Jahren kaum aus der Ruhe zu bringen, wenn ein Spieler allein auf Leno zu läuft – er war (ist?) wirklich stark im 1:1 – fange ich mittlerweile das Nägelknabbern an, wenn der Ball sich unserem Strafraum näher. Und seitdem unsere IV fast nur noch den Pass zu Leno suchen, erlebe ich eine ungeahnt stressige Saison.

Es ist mir immer wieder aufgefallen, dass er sich am Riemen gerissen hat, wenn angekündigt wurde, dass Köpke oder Löw auf der Tribüne sitzen. Auf einmal ging der Ball dann doch nach vorne statt in die Arme der Zuschauer. Ich habe natürlich keine belegbaren Fakten gesammelt, aber, da ich jedes Spiel meiner Bayerbuben schaue, ist mir das aufgefallen.

Worauf ich hinaus will: Leno wird zwar regelmäßig ins Spiel einbezogen. Aber deshalb kann er das noch lange nicht gut. Daher wundere ich mich schon, dass er nun wieder im Kader der N11 stand. Aber vielleicht mache ich seine Fehler in dieser Saison auch nur zu sehr verantwortlich für unsere merkwürdige Saison (und die ständigen Ballverluste von Hakan, Brandt oder Mehmedi…). Zumindest sieht es so aus (wie gesagt: Seit dem Heimspiel gegen Hamburg), als das sich die Mannschaft langsam fängt. Auch, weil Leno irgendwie mal wieder ein paar gute Szenen hat (und Brandt von heute auf morgen vom nervösen Hemd mit 100% Ballverlust zum Edeldribbler mit toller Ballbehandlung zurück mutierte)…

Nach dieser Saison bin ich fast einem Wechsel von Leno nicht abgeneigt. Besonders, wenn man Zieler aus Hannover nach Leverkusen locken könnte. Was würden denn die Taktik-Cracks hier in der Runde dazu sagen? Überdramatisiere ich die Sache mit Leno?

Freue mich auf eine Diskussion!

Antworten

HK 5. April 2016 um 12:19

Zustimmung zu Leno. Auch für mich etwas entzaubert.
Zustimmung zu Zieler. Für mich der unterschätzeste deutsche Keeper. Gibt halt kein großes Bohei um ihn.
Selbst in dieser unterirdischen Saison in Hannover noch souverän. Macht kaum Fehler, spielt gut mit.
Wenn ich dagegen ter Stegen bei der Nationalelf rumstümpern sehe wird mir regelmäßig schlecht.
Fazit: Wenn die Zahlen stimmen, Leno für 18 Mio verkaufen, Zieler für 3 Mio oder so kaufen. Wäre ein genialer Deal.

Antworten

Todti 5. April 2016 um 14:59

Also ter Stegen spielt sicherlich nicht seine beste Saison, aber “rumstümpern“ ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Zwischendurch sieht man immer wieder, welch ein Potenzial er hat. Ich würde sogar soweit gehen, dass ter Stegen rein technisch der beste deutsche Torhüter ist.

Antworten

ode. 5. April 2016 um 15:30

Hi,

danke schon mal für die beiden Kommentare!

Ich finde Ter Stegen genauso unsymphatisch wie Leno (es gibt ja diese Spieler in der eigenen Mannschaft, die halt gut sind, aber die man irgendwie nicht mag – Hakan Calhanoglu ist auch so einer für mich – toller Fussballer!), aber mit Ball am Fuss ist er durchaus ein wenig stärker als Leno, finde ich. Leider konnte er sich bei Barca nicht gegen Bravo durchsetzen (was sich auch die typsich-deutschen Stammtischblubberer von den ach so herausragenden deutschen Torhütern mal vor Augen führen sollten).

Allerdings finde ich schon, dass Neuer so ein wenig in seiner eigenen Liga schwebt. Und da auch so Keeper wie Ter Stegen nicht ran kommen. Es gab ja mal eine Zeit, da war Adler durchaus besser als Neuer… 2010 vor der WM…

Wen ich schlecht einschätzen kann, das ist Trapp. Der ist doch irgendwie ein wenig weiter weg nun und die PSG verfolge ich nicht wirklich.

Antworten

Daniel 5. April 2016 um 17:12

Hm…das ist halt so die Frage, ob er sich nicht durchsetzen konnte. Ter Stegen hat zwar nicht ganz so viele Spiele wie Bravo, dafür sind die Spiele in denen er spielt tendenziell wichtiger…in der Liga kann ein Patzer eher korrigiert werden als in CL oder Pokal. Die Behauptung dass sich ter Stegen nicht durchsetzen kann kann ich da nicht so recht teilen- ich vermute, dass es hierzulande beinahe die gleiche Kritik gegenüber ter Stegen gäbe, wenn die Rollen von Bravo und ter Stegen genau vertauscht wären (Stammtisch: „Wenn es wirklich ernst wird, sitzt ter Stegen auf der Bank…Bravo ist halt die Nummer 1, die in der Liga geschont wird…“)

Generell find ich das Torwartmodell von Barcelona (mit Einschränkungen auch von Dortmund) für einen Topklub ziemlich gut: Vereine wie Barca haben grundsätzlich so viele Spiele, dass sie zwei Torhütern ausreichend Spielpraxis geben können. Außerdem müssen solche Vereine den Anspruch haben, auf allen Positionen doppelt besetzt zu sein. Ein wirklich guter Torwart ist aber meistens einfach nicht bereit, pro Saison vielleicht zwei oder drei Spiele zu machen.
Ein gutes Beispiel ist Bayern: die hatten letztes Jahr mit Reina einen tollen Back-up für Neuer, der aber mit seinen Spielanteilen nicht zufrieden war und wechselte. Jetzt steht Bayern vor einem Riesenproblem, wenn sich Neuer doch mal ernsthaft verletzen sollte (Ullreich ist mMn bestenfalls unterer Buli- Durchschnitt). Barca würde eine Verletzung eines ihrer beiden Keeper weit weniger schwächen…dann stellt man eben einfach den anderen rein.

Ter Stegen durchgesetzt hin oder her: ich finde trotzdem, dass Deutschland am meisten gute Torhüter hat. Welche andere Nation ist denn deiner Meinung nach in dieser Beziehung besser?

Abschließend noch meine reichlich unbedeutende Meinung zum Thema Torhüter für die Nationalmannschaft: Neuer, Trapp, Zieler würde ich mitnehmen. Wer von Trapp oder Zieler die zwei oder die drei ist, ist find ich ziemlich egal.

Antworten

ode. 5. April 2016 um 19:49

Hallo Daniel,

ich muss gestehen, dass ich deiner Argumentation zu Ter Stegen sehr gut folgen kann. Du hast mich da überzeugt.

Ich meine aber, dass in der öffentlichen Wahrnehmung tatsächlich die lange Distanz, also Liga, als bedeutender eingeschätzt wird. Es gab angeblich im Sommer letzten Jahres ein Interview mit Bravo in seiner chilenischen Heimat, in dem er, dem Sinn nach, gesagt hat, dass er vor Ter Stegen als Konkurrent keine Angst hat. Ich habe das Interview leider nicht selber gelesen. Kann sein, dass unsere Medien das auch verfälscht haben. Wenn woanders ein deutscher Keeper angegriffen wird, ist ja immer gleich Highlife… Komische Aussage trotzdem.

Ich kann jetzt nicht sagen, ob es eine Nation gibt, deren Keeper besser sind. Aber ich finde schon, dass es auch im Ausland Torhüter gibt, die mit den deutschen durchaus mithalten können. Die Schweiz hat derzeit mit Sommer, Bürki und Hitz gleich drei Torhüter, die mit Ter Stegen, Leno oder Trapp fast locker mithalten können. In Italien spielt gefühlt seit einem halben Jahrhundert der wohl beste Torwart aller Zeiten. Spanien hat mit De Gea einen der besten mitspielenden Torhüter, der den Vergleich mit Neuer kaum scheuen braucht. Bravo von Barca ist eben auch kein Schlechter. Cech ist immer noch gut, war sogar mal noch besser. Hugo Lloris, Thibaut Courtois – beides sehr starke Keeper.

Was ich meinte war nicht, dass es ein Land gibt, dass so viele gute Keeper hat wie in Deutschland. Aber die Spitzenleute einiger Länder sind doch teilweise einiges besser als der „normale“ Bundesliga-Keeper, über den sich der Stammtisch immer so freut. Klar haben wir viele gute Keeper. Hinter Ziegler, Leno und Ter Stegen sind Ausnahmekönner wie Timo Horn, Ralf Fährmann Loris Karius großartige Meister ihres Fachs.

TobiT 5. April 2016 um 21:46

Das ist eben der Unterschied es gibt (sehr) viele gute deutsche Keeper + ein paar (4-5) sehr gute, während andere Nationen auch 1, 2 vll. 3 sehr gute aber weniger „nur“ gute zu bieten haben. Gefühlt laufen in den anderen großen Ligen auch mehr Fliegenfänger rum als in Dtl..
Wenn die besten ausländischen Keeper – die tlw. Millionen Hagen beziehen – nicht besser wären als ein Horn oder Karius, müsste man mal fragen, warum die immer noch für „Peanuts“ in Mainz und Köln und nicht in „Mailand und Madrid“ 😉 spielen.

Schorsch 5. April 2016 um 17:38

Kevin Trapp stammt aus der Torwartschule Gerry Ehrmanns. Dieser meinte einmal, Trapp sei das größte Torwarttalent, dass er je trainiert hätte. Ehrmanntypisch konnte sich Trapp dann auch zunächst als Keeper mit exzellenten Reaktionen auf der Linie und Stärken in 1zu1-Situationen auszeichnen. Er ist aber durchaus auch ein ‚guter Fußballer‘, wie es so schön heißt. Nach seinem Wechsel zur SGE hat er dies mehr und mehr unter Beweis gestellt. Bei der Eintracht war er für die Spieleröffnung zuständig, wurde als Anspielstation (auch für Spielverlagerungen) immer wieder gesucht und spielt daher häufig mit den Innenverteidigern auf einer Linie. Wäre das Missgeschick beim blödsinnigen Videodreh für den DFB nicht passiert, wäre er mMn schon viel früher bei der Nationalmannschaft dabei gewesen.

Nicht von ungefähr ist ein Geldclub wie PSG, der sich bestimmt scheinbar ‚größere Kaliber‘ auf der Torwartposition leisten könnte, auf Kevin Trapp aufmerksam geworden und hat ihn verpflichtet. Zu Saisonbeginn hatte er den einen oder anderen ‚Bock‘ fabriziert (eigentlich nur einen gavierenden), was ihm längere Zeit angekreidet wurde. Aber welcher Torwart baut nicht schon einmal einen solchen ‚Bock‘? Mittlerweile ist er der unumstrittene Stammkeeper, auch dank seiner überzeugenden Leistungen zuletzt in der CL. In der Liga wird er bei dem Leistungsabstand von PSG zur Konkurrenz sicherlich nicht so stark gefordert, überzeugt aber mittlerweile auch hier regelmäßig. Bei den hochbezahlten und hochkarätigen Mitspielern genießt er offensichtlich volles Vertrauen.

Ich schrieb es an der einen oder anderen Stelle bereits, Trapps Abwürfe sind wirklich erwähnenswert. Für mich erschiene es nur logisch, wenn er mit zur EM führe. Ich sehe ihn in seinen Stärken ausgeglichener als Leno und mindestens auf einer Höhe mit ter Stegen. Seine sachliche Art, die man ihm auch auf dem Platz anmerkt und die er mit Ron Robert Zieler gemein hat, zähle ich persönlich auch zu seinen Stärken.

Antworten

LuckyLuke 5. April 2016 um 19:18

Was denn für ein Videodreh?

ode 5. April 2016 um 19:50

Vielleicht meint er den Nutella-Fluch? 🙂

Schorsch 5. April 2016 um 20:27

‚Nutella‘ ist zwar der Gesundheit ganz allgemein und der eines Sportlers insbesondere nicht unbedingt zuträglich, aber an der Verletzung Trapps im März 2013 trug die Palmöl-Streichmasse ausnahmsweise keine Schuld ;-). Es waren die Untertürkheimer, die mit dem guten Stern auf allen Straßen, für die im Auftrag des DFB ein Werbedreh veranstaltet wurde. Der war so realistisch, dass sich Trapp dabei die Mittelhand brach und lange ausfiel. Die Eintracht forderte vom DFB Schadenersatz und bekam ihn dann nach längerem hin und her auch (1,5 Jahre später).

August Bebel 5. April 2016 um 14:19

Ich halte auch wenig von Leno: technisch und spielerisch scheint er mir nicht sonderlich befähigt, ansonsten habe ich den Eindruck, dass er sich in dieser und der vergangenen Saison einige Fehler geleistet hat. Ich sehe nicht, inwiefern er Fährmann voraus wäre, obwohl ich TEs Einschätzung Fährmanns teile.
Zieler ist ein super Keeper in jeder Hinsicht, finde ich; dass er in Hannover viele Gegentore bekommt, ist nun wirklich nicht seine Schuld. Bei der Truppe sähe auch Neuer schlecht aus.

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Dr. Acula 4. April 2016 um 22:17

bin wirklich immer wieder überrascht, was für ansätze du hier bei den bundesliga-checks aufgreifst. über das thema mit den flanken, das du bei bayern beschreibst, mache ich mir seit längerer zeit gedanken, besonders da ich als bayern-fan alle spiele anschaue und das eben jedem aufmerksamen zuschauer auffällt. ich dachte mir schon sowas, dass das geplant ist, denn es ist schon auffällig wie oft der ball nach einer missglückten flanke wieder bei uns landet. da hat pep tatsächlich einen weg gefunden, den ollen flanken-kritikern hier auf SV (zähle mich als leser mal dazu) ein schnippchen zu schlagen. bin trotzdem kein fan von flanken und dem dauernden spiel über außen, aber das ist ne andere story.
danke TE dass du etwas ordnung in mein überfordertes oberstübchen gebracht hast;-)

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Dr. Acula 5. April 2016 um 07:27

PS: das 3:2 von bayern gegen juve war ein gutes beispiel deiner „these“

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Max 5. April 2016 um 10:50

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Ist ein Mitgrund, warum ich den Guardiolaschen Fußball nicht mag. Es entsteht ein (sicher sinnvolles) Ballhalten, das aber das Spiel verlangsamt und ihm seine Dynamik nimmt. Dem FCB kommt das entgegen, da Flanke dann ungleich Ballverlust. Mir als meist neutralem Zuschauer bereitet dies aber nicht das allergrößte Vergnügen 😉

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Gh 5. April 2016 um 11:05

O je, Flanken als Mittel in Ballbesitz zu bleiben. Manni Kaltz kratzt sich ratlos die Birne mit ner Banane. Für mich waren Flanken noch Appeasementpolitik dem Trainer gegnüber. Geflankt? Na da kann man nicht meckern. Jetzt fehlt nur noch ein Stephen Curry des Fußballs, der die Bälle nach Belieben aus 25m in den Winkel haut (was macht eigentlich Mario Basler?) und wir haben small ball um den Srafraum rum. The end of the world as we know it.

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Gh 5. April 2016 um 11:07

… der tut nichts, der will nur Flanken

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Schorsch 5. April 2016 um 19:21

„Manni Banane, ich Kopf – Tor!“

„Wenn du denkst es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ’ne Flanke her“

(Horst Hrubesch)

Fußballtaktische Erläuterungen bedürfen nicht immer intellektueller Brillanz. Es reicht, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Benedikt Höwedes, Mesut Özil, Sami Khedira haben da offensichtlich besonders gut bei ihrem früheren U 21 – Trainer aufgepasst… 😉

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Schorsch 4. April 2016 um 19:19

Für die Länderspiele gegen England und Italien hatten Löw / Köpcke nicht Ron-Robert Zieler, sondern Kevin Trapp als vierten Keeper nominiert. Ich persönlich sehe ihn als die Nr. 2 nach Neuer. Nach vorne gebolzte Bälle lassen sich nicht immer vermeiden, bei Trapp sieht man sie allerdings nur sehr selten. Seine Abwürfe sind überdies sehr präzise, schnell und weit.

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TE 5. April 2016 um 00:07

Danke für den Hinweis, habe es korrigiert.

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rodeoclown 4. April 2016 um 18:53

Geplante Fehlflanke mit Durchrutschchance bei den Bayern während der DfB noch über den geplanten Fehlpass spekuliert. Dieser Pep schon wieder

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AkimboSlice 4. April 2016 um 17:00

Einfache Formel für erfolgreiche Flanken:
Flanken“geber“: di maria
Flankenabnehmer: drogba
Endet zweifelsfrei in einem Tor.

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Todti 5. April 2016 um 14:54

Ersetze Di Maria mit Juanfran.

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Dr. Acula 6. April 2016 um 09:44

Ersetze ‚mit Juanfran‘ mit ’niemals‘

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