Türchen 23: Robert Skov

Derselbe Spieler. Zwei Spiele im Abstand von ziemlich genau 6 Monaten. Oder: Wie Robert Skov unter Alfred Schreuder zum Rechtsaußen wurde, der links hinten verteidigt.


14. Juni 2019: Dänemark U21 gegen Deutschland U21

26:06 – Skov bekommt den Ball im Konter auf Rechtsaußen, dribbelt zunächst geradeaus auf Deutschlands Linksverteidiger Henrichs an. Als dieser ihn stellt, zieht er mit einem Tempowechsel in Richtung Zentrum. Mit links passt er diagonal auf den linken Achter, der sich nach einem Lauf außerhalb des Blickfeldes der deutschen Verteidiger im freien Zehnerraum anbietet. Er schließt ab. Der Schuss geht deutlich über das Tor.

30:58 – Skov bekommt den Ball an der rechten Seitenlinie. Dieses Mal in der eigenen Hälfte, knapp vor der Höhe des Mittelkreises. Einer der deutschen Sechser stellt ihn. Er nimmt erst kurz das Tempo raus und spielt dann erneut diagonal auf den durchstartenden linken Achter im Zentrum.

32:23 – Skov rückt ins Zentrum ein, zieht Henrichs mit sich, bekommt den Ball vom rechten Innenverteidiger und legt direkt wieder nach hinten auf seinen Sechser. Auf außen schiebt der rechte Außenverteidiger hoch und wäre nun einfach mit einem Chipball erreichbar.

35:40 – Skov steht im tiefen Mittelfeldpressing bei Ballbesitz des deutschen Sechsers leicht eingerückt im Halbraum. Er orientiert sich dabei am Passweg auf den vorgeschobenen Henrichs und deckt diesen ab. Als der Ball wie erwartet zentral neben Skov gespielt wird, fängt er ihn ab und nimmt ihn dabei unmittelbar nach vorne mit. Anschließend berührt er den Ball noch einmal, um den gegnerischen Sechser anzulocken. Mit dem dritten Kontakt erfolgt der Pass an diesem vorbei ins Zentrum. Allerdings leicht in den Rücken des Mitspielers (wiederum linker Achter). Die beiden lösen die Situation, indem Skov seinen Lauf fortsetzt und der Mitspieler den Ball mit einem Kontakt erneut zu ihm bringt. Auch dieser Pass kommt in den Rücken. Skov nimmt scheinbar erst mit rechts Tempo heraus, um anschließend wieder zu beschleunigen. Beim Dribbling nach innen wird er gefoult.

46:34 – Skov positioniert sich bei Ballbesitz seines linken Innenverteidigers im gegenüberliegenden Halbraum an der letzten Linie, minimal breiter als der deutsche Linksverteidiger Henrichs. So startet er aus dessen Rücken leicht diagonal hinter die gegnerische Abwehrreihe. Der erste Kontakt mit rechts nach innen ist unsauber, sodass er den Bewegungsvorsprung verliert. Dennoch kommt er mit links noch an den Ball und schließt in Richtung langes Eck ab. Der deutsche Torhüter Nübel pariert beim Stand von 1:0 für Deutschland.

49:40 – Skov bekommt den Ball auf der Rechtsaußenposition, berührt ihn einmal kurz mit rechts. Als Henrichs auf ihn aufläuft, spitzelt er sich den Ball mit dem linken Außenrist selbst in den Lauf, kommt hinter Henrichs und wird von diesem gefoult.

54:24 – Über halblinks läuft ein Konter der Dänen. Skov bietet sich im gegenüberliegenden Halbraum an, Henrichs verteidigt etwa 10 Meter weiter innen. Als der Mitspieler sich so dreht, dass er sich erst mit dem Rücken zum Tor befindet und dann Richtung Zentrum blickt, setzt sich Skov entgegen der fallenden Bewegung der deutschen Viererkette ins Zentrum ab. Unmittelbar vor dem Strafraum bekommt er dort mit Umweg über den Sechser den Ball. Sein Rechtsverteidiger hinterläuft. Er spielt nach kurzer Finte zu ihm in den Strafraum weiter. Nübel kann die folgende flache Hereingabe abfangen.

59:30 – Skov bekommt im Konter unbedrängt auf der Mittellinie den Ball an der rechten Seitenlinie. Er nimmt Tempo nach innen auf, dribbelt diagonal auf den linken deutschen Innenverteidiger Baumgartl zu, legt den Ball im Tempo an diesem vorbei, sodass er ihn selbst als erster erreichen kann. Dann zieht er von der äußeren Strafraumgrenze in Richtung Grundlinie. Seine Ballverarbeitung ist unsauber. Er rettet den Ball gerade noch vor dem Toraus, doch die Flanke mit rechts in Richtung verunglückt.

60:15 – Konter für Deutschland. Henrichs hinterläuft und bekommt den Ball im Strafraum. Skov bricht die Verfolgung ab. Aus spitzem Winkel scheitert der deutsche Linksverteidiger am dänischen Schlussmann.

62:42 – Skov empfängt den Ball diagonal aus dem Zentrum am rechten Flügel. Der Außenverteidiger steht leicht vor ihm noch breiter an der Seitenlinie. Skov leitet den Ball diagonal mit Außenrist zu einem anderen Mitspieler weiter, der sich mit Blickfeld nach außen im Halbraum anbietet. Skov setzt daraufhin seinen Lauf weiter innen fort, während der Ball zum Außenverteidiger weitergespielt wird. Skov läuft im rechten Halbraum hinter den rausgerückten deutschen Innenverteidiger durch. Anschließend bietet er sich für einen Pass von außen nach innen an. Dieser kommt nicht an. Skov setzt nach.

63:58 – Skov setzt sich halbrechts so weit nach hinten ab, dass er auf gleicher Höhe mit dem zentralen Mittelfeldspieler knapp in der gegnerischen Hälfte agiert. Er empfängt einen horizontalen Pass von diesem und beschleunigt in den freien Raum vor ihm. Skov dringt in den Strafraum ein und kommt gegen insgesamt 4 deutsche Spieler zum Abschluss. Dieser wird zur Ecke abgefälscht.

67:12 – Skov verarbeitet einen Chipball vom rechten Innenverteidiger an der rechten Seitenlinie, zieht unmittelbar nach innen und dribbelt parallel zur Strafraumgrenze. Als er mehrere deutsche Spieler auf sich gezogen hat, passt er leicht diagonal nach hinten und setzt seinen Lauf in Richtung Zentrum fort.

72:42 – Skov trifft per Elfmeter zum 1:3 aus dänischer Sicht. Unten rechts. Nübel streckt sich vergebens. Unhaltbar.

74:38 – Skov zockt bei Ballbesitz Deutschlands auf der dänischen (halb-)linken Seite etwas. Als der Ball jedoch zum Sechser gelangt, orientiert er sich sofort nach hinten und kann den versuchten Seitenwechsel so ablenken, dass er beim dänischen Torhüter landet.

75:47 – Bei Ballbesitz des rechten Innenverteidigers rückt Skov dynamisch von der Seitenlinie ein. Er leitet den zu ihm gespielten Pass mit der Hacke in Richtung Zentrum zum rechten Achter weiter. Als der Ball erneut auf den Flügel zum rechten Außenverteidiger gelangt, nutzen weder er noch Skov die entstandene Dynamik. Es folgt ein weiter Rückpass von Skov zum Innenverteidiger.

Robert Skov bei Dänemarks U21 (Abb. ähnlich)

20. Dezember 2019: Hoffenheim gegen Dortmund

05:58 – Skov läuft sich am linken Flügel im Rücken des äußeren Angreifers in Dortmunds 5-2-3 so frei, dass er den Ball diagonal direkt vom rechten Innenverteidiger empfangen kann. Der Pass ist unsauber gespielt und springt kurz vor Skov auf. Er kann trotz entsprechendem Raum nicht auf Dortmunds rechten Flügelverteidiger andribbeln, sondern nur noch nach hinten zum linken Innenverteidiger passen.

09:08 – Tief in der gegnerischen Hälfte verteidigt Skov auf den rechten Flügelverteidiger Dortmunds, Hakimi, nach vorne. Allerdings kommt er etwas zu spät. Hakimi spielt in Skovs Rücken die Linie entlang. Dortmund kann mit Tempo am Flügel vorstoßen und in den Strafraum eindringen. Götze verpasst die flache Hereingabe nur knapp.

12:12 – Skov bekommt den Ball tief auf links und wird von Dortmunds rechtem Flügelverteidiger angelaufen. Der Flügelspieler kommt ihm entgegen, zieht den rechten Halbverteidiger Dortmunds mit. Hoffenheims linker Achter startet in den Raum hinter diesem. Der lange Ball von Skov in den Lauf wird vom mitschiebenden zentralen Innenverteidiger abgelaufen.

16:00 – Dortmunds Rechtsaußen und rechter Flügelverteidiger befinden sich nach Wechsel in den Halbraum gegen Skov im 2 gegen 1. Der Rechtsaußen dribbelt auf ihn zu. Er weicht zurück. Am Strafraum geht schließlich stattdessen der linke Innenverteidiger vor. Skov ist klar am Flügelverteidiger orientiert und zu ihm gedreht. Dieser überholt ihn auf außen, als der Ball innen an Skov vorbeigelegt wird und er sich wieder kurz dorthin orientiert. Kurzer Pass zum ersten Pfosten. 0:1 durch Götze.

20:40 – Skov nimmt eine direkte Verlagerung aus dem rechten Halbraum zum linken Flügel, die kurz vor ihm aufkommt, mit der Brust nach innen mit. Nach kurzem Zögern versucht er aus 40 Metern über den gegnerischen Torhüter zu schießen. Der Ball geht sowohl neben als auch über das Tor.

21:10 – Skov gewinnt das Kopfballduell gegen den rechten Flügelverteidiger, als der Ball zu diesem in Richtung Seitenlinie gechippt wird.

25:40 – Skov schießt einen direkten Freistoß aus etwa 30 Metern gegen die Latte.

27:25 – Beim Andribbeln aus tiefer linker Position am Flügel legt sich Skov den Ball zu weit vor und verliert ihn. Im anschließenden 1 gegen 1 mit Dortmunds rechtem Flügelverteidiger in Strafraumnähe kann er den zunächst schnellen Gegenzug noch abbremsen. Dortmund spielt nach innen. Dort blockt Hoffenheims linker Innenverteidiger einen Schnittstellenpass. Der Ball springt in Skovs Richtung. Er reagiert schnell und spielt ihn direkt nach vorne zu einem Mitspieler.

28:40 – Hoffenheims linker Innenverteidiger spielt am eigenen Strafraumeck im 1 gegen 1, dreht eine Pirouette und dribbelt anschließend an. Skov kommt kurz, um ihn zu unterstützen, dribbelt seinerseits kurz an und am selben Gegner vorbei. Es folgt ein perfekt dosierter diagonaler Pass. Der Mitspieler kann frei in Richtung Zentrum aufdrehen und Tempo aufnehmen. Hoffenheim hat ballnah kurzzeitig ein 3 gegen 4 sowie einen freien Mann im ballfernen Halbraum.

31:50 – Skovs Mitspieler dribbelt am Flügel, spielt kurz zu ihm an die Seitenlinie und läuft durch. Skov passt den Ball nach kurzem Aufdrehen gegen zwei Gegenspieler weiter, so dass sich für den Mitspieler kurzzeitig ein 1 gegen 1 seitlich neben dem Strafraum ergibt.

32:50 – Skov presst jenseits der Mittellinie auf den rechten Flügelverteidiger vor. Dieser spielt bevor Skov zugreifen kann nach innen und Dortmund kombiniert sich in Skovs Rücken durch. Er kommt nicht mehr hinterher. Chance.

37:05 – Skov verteidigt ein 1 gegen 2 mit Rechtsaußen und rechtem Flügelverteidiger in der gegnerischen Hälfte, indem er den Pass nach außen abschneidet und das Dribbling nach innen mit einer Grätsche unterbindet.

41:00 – Skov bekommt den Ball nach einer Verlagerung am linken Flügel. Er passt zu einem breiter an der Seitenlinie stehenden Mitspieler und läuft innen bis an die letzte Linie durch.

42:48 – Skov bekommt den Ball nach einer Verlagerung am linken Flügel. Er dribbelt diagonal in den Halbraum und spielt, als der rechte Halbverteidiger auf ihn rausrückt, auf einen in dessen Rücken startenden Mitspieler, der jedoch vom zentralen Innenverteidiger verfolgt und nach außen abgedrängt wird.

44:12 – Skov gewinnt ein 1 gegen 1 mit Hakimi im eigenen Strafraum, indem er in statischer Situation gut auf dessen Richtungswechsel reagiert. Ecke für Dortmund.

49:50 – Nach Fehlpass des eigenen Torhüters kommt Dortmund zur Chance durch Brandt. Skov verfolgt Hakimi so konsequent nach innen, dass er die Richtung nicht mehr wechseln kann, als Brandt halbrechts in seinem Rücken vorbeidribbelt. Der Torhüter pariert im 1 gegen 1. Skov spielt beim Abpraller einen unfreiwilligen Rückpass zu ihm.

52:47 – Skov verteidigt das altbekannte 1 gegen 2, indem er zurückweicht und einen Mitspieler innen Druck ausüben lässt. Er antizipiert den Pass nach außen und fängt diesen ab, indem er selbst einen Vorwärtspass am Flügel spielt.

54:50 – Skov presst nach innen, lässt den Gegenspieler jedoch Richtung Zentrum aufdrehen. Dieser setzt den rechten Flügelverteidiger in Szene, der in den Strafraum dribbelt. Seine flache Hereingabe findet keinen Abnehmer (obwohl Dortmund insgesamt ein 6 gegen 5 plus Torhüter im Strafraum hat).

65:10 – Skov spielt mit Raum und Zeit im Halbraum leicht diagonal nach innen. Der Mitspieler kann den Ball nach vorne mitnehmen und dribbelt in Richtung Zentrum.

68:50 – Skov verteidigt bei einem langen Ball auf Götze weiter außen als dieser, da er auf einen Chip zum rechten Flügelverteidiger spekuliert. Das anschließende Duell gewinnt er dennoch und der Ball landet bei einem Mitspieler.

81:33 – Skov kann eine flache Hereingabe des rechten Flügelverteidigers nicht verhindern. Ein Dortmunder verpasst sehr knapp am zweiten Pfosten.

83:14 – Skov verteidigt das Dribbling des rechten Flügelverteidigers nach innen, indem er von außen ein Bein hineinstellt, bevor dieser in den Strafraum eindringen kann. Skov spielt unmittelbar nach vorne. Sein Mitspieler kann den Ball mit einem direkten Gegenspieler im Rücken nicht sichern. Beim erneuten Angriff Dortmunds kann Skov auf die gleiche Weise erneut kurz vor dem Strafraum retten.

92:16 – Skov köpft eine Halbfeldflanke, die in Richtung des zweiten Pfostens unterwegs ist, in Richtung Zentrum heraus. Rudy haut den Ball weg. Hoffenheim gewinnt 2:1.

Skov bei Hoffenheim (Abb. ähnlich)

Fazit: Schreudingers Katze

Robert Skov ist ein Linksverteidiger und gleichzeitig ein Rechtsaußen. Kevin Akpoguma spielt die meiste Saison auf seiner angestammten Position als Innenverteidiger und gegen Mainz von Beginn als Linksaußen. Dennis Geiger agiert einerseits zwischen den Strafräumen, dann kippt er zwischen die Innenverteidiger ab, während er doch eben gerade noch die falsche Neun gab. Unter Alfred Schreuder wurden bei der TSG 1899 Hoffenheim bereits viele solcher Experimente durchgeführt und ungewöhnliche Spielerrollen verteilt.

Dies wird kombiniert mit einer Spielweise, bei der oft Ballbesitz im Sinne von Ballsicherung im Vordergrund steht: Viele Rückpässe und Fokus auf das Spiel in der Horizontalen prägen das Bild. Da passt es, dass Schreuder häufig zwei oder gar drei Spieler gleichzeitig aufstellt, die eigentlich auch alleine die Rolle des Ankersechsers ausfüllen könnten.

Eigentlich passt dazu nicht, dass Robert Skov seit dem 5. Spieltag durchgehend als linker Außen- oder Flügelverteidiger aufgeboten wird und in dieser Rolle keine Sekunde verpasste. Im Sommer erlebte man bei der U21-EM einen unkonventionellen Rechtsaußen, der sich recht flexibel ins Spiel der dänischen Mannschaft einzubinden wusste. Einerseits konnte er klassisch breit bleiben und auf situative 1 gegen 1-Situationen warten. Aus dieser Position konnte er zudem mit seinem starken linken Fuß Aktionen in Richtung Zentrum starten.

Andererseits lag seine Besonderheit eigentlich gerade in den Anschlussaktionen oder den arrhythmischen Momenten eines Spiels, wenn er auf ungewöhnliche Art und Weise seine Position veränderte, sich überraschend in den Rückraum absetzte oder hinter die letzte Linie startete. Im Pressing schaltete er sich mit gutem Gespür situativ nach hinten ein, fing überraschend Bälle ab, konnte Konter einleiten und selbst mit ausspielen. Zudem sorgten die von ihm getretenen Standards wiederholt für Gefahr.

Im Winter sind die Standards geblieben. In guten Spielen und Momenten auch der Zug nach vorne. Aber jener nach Innen ist auf links startend eher abgeflaut. Überraschende Anschlussaktionen gibt es eher selten zu sehen. Das Unkonventionelle bleibt in einzelnen Ballkontakten und Aktionen gegen den Spielfluss, in leicht chaotischen Momenten. Ansonsten passt Robert Skov zum Sechser oder zum Innenverteidiger.

1 gegen 1 spielt er eher in der Defensive. Gegnerische Spieler schaffen es recht häufig, in seinen Rücken zu kommen. Andererseits schafft er es immer häufiger, im letzten Moment, noch sein Bein hineinzustellen, Angriffe abzublocken. Ist das nun, mit etwa 10 Millionen Euro Ablösesumme auf den Schultern, der wahre Robert Skov?

Eigentlich scheint das alles nicht zu passen. Aber es funktioniert.

savona 8. Januar 2020 um 12:18

👍

Antworten

savona 8. Januar 2020 um 12:21

Dies sollte rb – und indirekt natürlich ES bestätigen. Schöne Anspielung!

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rb 7. Januar 2020 um 09:29

„Schreudingers Katze“ 😀

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