Niederlande – Chile 2:0
Das Oranje-Team hat sich den ersten Platz in der Gruppe B gesichert. Die Partie gegen Chile zeigte, dass sich nun schon Dreierkettenteams gegenseitig neutralisieren.
Grundformationen
Bei den Chilenen wurde Arturo Vidal für dieses eine Spiel geschont. Für ihn rückte Niederlande-Legionär Felipe Gutiérrez ins Mittelfeld. Ansonsten vertraute Jorge Sampaoli der Mannschaft aus dem Spanien-Spiel und er ließ wieder ein 3-4-1-2/3-3-2-2 spielen.
Dieses System schließt zwei sehr weitläufige und aufrückende Flügelläufer ein. Dies ist auch deshalb möglich, weil die Halbverteidiger sehr breit stehen und damit horizontale Kompaktheit in der letzten Linie erzeugen. Mittefeldstratege Marcelo Díaz kippte zudem wieder stärker neben Gary Medel, wodurch er direkt Einfluss auf den tiefen Spielaufbau nehmen konnte und zugleich weitere Stabilität erzeugte. Vor Díaz agierten Charles Aránguiz und der bereits erwähnte Gutiérrez, wenngleich der Letztgenannte weiter nach vorn stieß. Denn die chilenische Angriffsreihe wies erneut eine gewisse Asymmetrie auf. Alexis Sánchez ging zumeist in den halbrechten Offensivraum und startete von dort aus Diagonalläufe. Gutiérrez deckte dafür neben seiner Achterposition noch den Raum des fehlenden Linksaußen ab.
Auf niederländischer Seite nahm Bondscoach Louis van Gaal mehrere Wechsel vor. Zum einen stellte er Daley Blind in die Dreierkette. Die Rolle als linker Flügelläufer übernahm überraschend Routinier Dirk Kuyt, den man eigentlich eher auf einer Position weiter vorn auf dem Feld erwarten würde. Jonathan de Guzmán wurde als Sechser durch Georginio Wijnaldum ersetzt. An der Seite von Arjen Robben stürmte zunächst Jeremain Lens. Auch die Niederlande agierte wieder in einer 3-4-1-2-Grundformation.
Díaz in Manndeckung – Oranje stellt die Reihen
Die erste Halbzeit war an sich ausgeglichen, allerdings schien Chile ein leichtes Übergewicht in der offensiven Spielgestaltung zu haben und gewann mit der Zeit Ballbesitzanteile. Die Niederlande formierte sich grundsätzlich in einem eher passiven 3-5-2 mit teilweise großer Mannorientierung. Man hatte das nahezu exakte Gegenstück zu Chile im Mittelfeld. Drangen die Südamerikaner weiter vor, wurde das Pressing intensiver. Interessanterweise hatte das Oranje-Team aber auch Phasen, wo man bei Ballbesitz eines chilenischen Halbverteidigers am Flügel in ein 4-3-3 überging. Der ballferne Flügelläufer rückte zur Dreierkette zurück. Der ballnahe Flügelläufer rückte neben die Sechser, während aus dem Mittelfeld ein Spieler nach vorn ging. Teilweise attackierte Nigel de Jong Zentralverteidiger Medel. Beide niederländischen Angreifer agierten das Spiel hinweg verstärkt raumorientiert und konzentrierten sich nicht derart stark auf die chilenischen Halbverteidiger bei gegnerischem Spielaufbau. Da die Niederländer im 4-3-3 mit drei sehr flachen Ketten verschoben, war horizontale Kompaktheit gegeben. Etwaige Seitenwechsel zum Durchbrechen dieser Struktur gab es von Seiten Chiles zunächst nicht.
Spannend war zudem das Defensivverhalten von Wesley Sneijder, der zur Manndeckung von Díaz eingeteilt war. Auch ansonsten war van Gaals Team ganz konkret am Gegner ausgerichtet. Wenn beispielsweise Aránguiz vorrückte, wurde er von Wijnaldum verfolgt. In diesem Moment driftete er mehrmals nach rechts ab und zeigte Gutiérrez an, dass dieser nach vorn stoßen sollte, um beispielsweise de Jong zu binden und zugleich für Díaz ein Stück weit den Raum zu öffnen.
Chiles Ansatz
Zur Entschärfung des niederländischen Pressing spielte Chile zunehmend längere Bälle und diese vor allem in Richtung Sánchez. Er hatte sich im halbrechten Offensivraum auf den etwas unbeweglich wirkenden Daley Blind eingestellt. (Aber wer wirkt gegen diesen Weltklasseangreifer nicht unbeweglich?) Entweder der Barcelona-Spieler erhielt einen Pass in die Schnittstelle und konnte zum Sprint ansetzen oder aber, und das war häufiger der Fall, er wurde im Zehnerraum angespielt. In diesem Fall hatte er sich ein Stück weit aus der Mannorientierung gelöst, da Blind in der Dreierkette verharrte. Oder Blind ging leicht raus aus der Kette und blieb in einer Halbstellung. Sánchez konnte sich schnell drehen und auf die Abwehr zulaufen. Sturmkollege Eduardo Vargas blieb konstanter im Zentrum, war aber dieses Mal auch nicht so gut eingebunden.
Über die Außenbahn lief derweil wenig zusammen. Kuyt blockte die Seite gegen Mauricio Isla recht gut und war keineswegs so offensiv ausgerichtet, wie man es womöglich erwartete. Gerade in der Anfangsphase kam zugleich Wijnaldum, sofern dieser nicht im Mannorientierungsmodus war, zur Unterstützung auf die Seite. Daryl Janmaat bekam hingegen geringere Probleme, hatte er es doch aufgrund des fehlenden Linksaußen „nur“ mit Eugenio Mena zu tun.
Wie bereits erwähnt, die chilenischen Mittelfeldakteure drifteten teilweise umher, um sich der Deckung zu entziehen. Oder sie kippten tiefer ab, wodurch die Mittelfeldpräsenz verloren ging. Folglich waren die angesprochenen langen Bälle ein logisches Mittel. In der tiefen Passzirkulation an der Mittellinie waren sie ansonsten immer wieder auf der Suche nach Formationsschnittstellen, damit man schnelle Vertikalkombinationen initiieren konnte. Hin und wieder stieß Aránguiz aus der tieferen Position vor dem ersten niederländischen Block ohne Ball durch und wurde von Medel oder Díaz angespielt. Bis der nächste Oranje-Spieler ihn aufnehmen konnte, spielt er direkt auf Sánchez oder Vargas weiter. Entweder die Angreifer konnten das Spielgerät verwerten oder aber man versuchte den Abpraller des Verteidigers zum Gegenpressing zu nutzen. Auch die schnellen Abschlüsse führten dazu, dass La Roja selbst ins eigene 3-4-1-2-Pressing übergehen konnte.
Der Pressingdruck der Chilenen war in der ersten Halbzeit aber gar nicht derart hoch. Selbstverständlich gab es beispielsweise von Sánchez individuelle Aktionen. Aber durch die tiefen Flügelspieler der Niederlande sowie die beiden Sechser konnte van Gaals Team das ganz gut kontrollieren. Zudem spielte man gerade im ersten Durchgang viele lange Bälle in Richtung Robben und Lens. Was gegen Spanien noch recht gut funktionierte, war gegen Chile zunächst nicht erfolgreich. Es lag vielleicht auch daran, dass seltener die Außenspieler Halbfeldflanken hinter die Abwehr schlugen. Dabei kann man mit Winkel und Schnitt des Zuspiels die Annahme und rasche Weiterverarbeitung erleichtern. Doch bei der gestrigen Partie waren es meist sehr vertikale, gerade Bälle, die beispielsweise Robben zunächst über den Kopf flogen. Das ist koordinativ sehr anspruchsvoll und auch strategisch nicht günstig, um sofort gegen Medel und Co. in eine effektive Anschlussaktion zu kommen.
Zweite Halbzeit: Chilenische Formationsänderungen
Sampaoli nahm in der Halbzeitpause dann eine Änderung vor. Er brachte Jean Beausejour für Gutiérrez und formierte sein Team nun in einem 3-3-1-3. Der Argentinier gab damit bewusst das Zentrum ein Stück weit auf. Die Chilenen hatten hier zu wenig Druck entfalten können. Deshalb versuchten die Südamerikaner nun, die Niederländer tiefer zu binden. Das war wohl Sampaolis Gedankengang. Mit drei Akteuren sowie den nachschiebenden Außenspielern sollte die komplette Fünferkette beschäftigt werden. In der ersten Halbzeit gab es in diesem Punkt vor allem auf der Janmaat-Seite noch Spielraum. Chile versuchte da bereits durch mehr aufrückende Mittelfeldspieler den Gegner in der eigenen Hälfte festzumachen, was aber die Kontergefahr über Robben wiederum erhöhte.
Die Niederlande nutzten ihrerseits diese Änderung, indem sie die 3-gegen-2-Situation im Zentrum bespielten. Sneijder war sowieso, im Gegensatz zu den vorherigen Spielen, weniger als vorstoßender Neuneinhalber unterwegs, sondern agierte mehr als Achter mit naher Verbindung zu seinen Kollegen im Rücken.
Die zweite Hälfte blieb ansonsten etwas zerfahren und weniger intensiv. Beide Teams bauten etwas ab. Die Elftal konnte sich mehr Spielanteile sichern, nutzte unter anderem die Geschwindigkeitsnachteile des dann gelb vorbelasteten Francisco Silva aus und ging über Lens oder Robben dort in Tempoduelle. Nach 70 Minuten nahm Sampaoli den Halbverteidiger vom Platz und brachte mit Jorge Valdivia einen typischen Zehner, was eine Umstellung auf ein 4-2-1-3 zur Folge hatte. Beide Flügelläufer blieben bei ihrer offensiven Ausrichtung, was somit eher für ein 2-4-1-3 oder 2-2-3-3 sprach. Dafür ging Aránguiz wieder ein Stück weit in den Sechserraum zurück.
Van Gaal wechselte derweil auch zweimal und brachte damit den Führungstreffer quasi ins Spiel. Für Sneijder kam Leroy Fer. Lens wurde durch den pfeilschnellen Memphis Depay ersetzt. Jener Depay startete dann sofort mit Tempodribblings aus dem halblinken Offensivraum heraus. Chile, mittlerweile auch etwas erschöpft, bekam wenig Zugriff, was zugleich partiell mit der geänderten Defensivordnung zusammenhing. In der 76. Minute verursachte Depay mit seinem Schuss einen Eckball, den schlussendlich Fer nach einer kurzen Ausführung und einer Halbfeldflanke zum 1:0 nutzte. Die kleingewachsenen Chilenen hatten bis dahin mit guter Deckungsarbeit den Einschlag nach einer Standardsituation verhindert. Doch in diesem Fall stimmte die Zuordnung nicht komplett. Fer war relativ frei.
Wenige Minuten später brachte Sampaoli noch den 1,85 Meter großen (!) Mauricio Pinilla für Vargas. Die Offensivbemühungen waren gegen die nun wieder sehr tief stehenden Niederländer vergebens. Ein Konter über Robben und den diagonal durchstartenden Depay brachte die finale Entscheidung.
Fazit
Eine Niederlage von Chile in dieser Form lässt sich meist schwer bewerten. Einen wirklichen Vorwurf könnte man nur in puncto Zuordnung beim 1:0 machen. Ansonsten zeigten die Andenkicker auch gegen das sehr tief stehende und eher destruktiv eingestellte Oranje-Team eine gute Leistung. Natürlich hatte auch Sampaolis Mannschaft Probleme mit den zahlreichen Mannorientierungen und den zugestellten Passwegen im Zentrum. Insofern war der Versuch des Argentiniers, das ohnehin verstopfte Zentrum etwas aufzugeben und mehr direkten Druck auf Niederlandes Fünferkette auszuüben, nicht falsch. Chile wollte sich nicht mit dem Remis zufrieden geben. Für den Gruppensieg brauchten sie ohnehin einen Sieg.
Die Elftal überließ dem Gegner in dieser Partie die Ballkontrolle. Die Südamerikaner hatten teilweise über 70% Anteile am Spielgerät. Dafür konzentrierte sich van Gaals Team zunächst auf tiefe Staffelungen und gute Mannkontrolle weiter hinten sowie gute Raumkontrolle weiter vorn. Nachdem mit zunehmender Spielzeit die Kräfte auf beiden Seiten schwanden, wurde die Begegnung etwas offener. Die Angriffe der Niederländer fanden nicht mehr nur über lange Schläge statt. Im Endeffekt war es dann aber ein Eckball beziehungsweise die Halbfeldflanke von Janmaat und der Kopfball Fers, die für die Entscheidung sorgten.
Damit trifft nun La Roja auf den Gastgeber Brasilien. Uns erwartet eine hochspannende Partie zwischen zwei ganz verschiedenen Teams und Ansätzen. Ein Stück weit ist es wohl Scolaris „Heroenfußball“ gegen das intensive Pressing- und Kollektivspiel der Chilenen. Im zweiten feststehenden Achtelfinale wird es zum nächsten Duell der Dreierketten kommen: Niederlande gegen Mexiko.
18 Kommentare Alle anzeigen
Bernhard 25. Juni 2014 um 20:34
Bekommt man irgendwo Einblick in die Laufstatistiken? Mich würde brennend interessieren wie hoch die Anzahl an zurückgelegten Kilometer bei Chile ist.
@ CE: Happels Zitat auf Englisch klingt irgendwie lasch 😀
Soulcollector 25. Juni 2014 um 20:39
Auf der FIFA-Seite gibts dazu Statistiken. Allerdings nur zu einzelnen Spielern und über das gesamte Turnier gesehen. Dort sind die Chilenen aber ganz vorn mit dabei, ebenso wie viele andere Spieler aus der Gruppe B.
http://de.fifa.com/worldcup/statistics/players/distance.html
http://de.fifa.com/worldcup/statistics/index.html
Bernhard 25. Juni 2014 um 22:39
Danke!
Dennoch wundert es mich, dass Robben nicht einmal Top10 bei den schnellsten Spielern ist. Und wieso zum Beispiel Perisic einen besseren Rang im Castrol Index hat, sei auch dahingestellt.
Grabbe 26. Juni 2014 um 15:29
Auf der Seite gibt’s auch die Laufleistungen des gesamten Teams, allerdings nur für jedes Spiel einzeln:
z.B. http://de.fifa.com/worldcup/matches/round=255931/match=300186470/index.html#nosticky
Für Gesamtstatistiken müssten man also ein bisschen Zeit investieren. (Werde ich am spielfreien Tag mal selbst übernehmen.)
(Bin echt überrascht, wie gut die Fifa da aufgestellt ist.)
Erkinho 25. Juni 2014 um 03:39
Mannorientierungen und Konterfokus…eklige Kombination, aber mit dem extrem dichten Abwehrverbund, dem besten Konterpassgeber der Welt und dem besten Umschaltstürmer der Welt ist das Konterpotenzial eben auch abartig groß…van Gaal mit purem Pragmatismus…Denke aber auch, dass das chilenische Pressing (ohne Vidal) ok bis gut war, weil es (v.a. das Gegen- und Rückwärtspressing ) die guten Konterchancen der Holländer dennoch auf eine überschaubare Menge begrenzen konnte…
Alexis „Halbraum“ Sanchez konnte einem schon wirklich Leid tun..gefühlt jede Aktion im letzten Drittel ging über ihn. Sein typisches Muster
(sich tief fallen lassen in den rechten off. Halbraum, Ball erhalten, blitzschnelle, fast schon unmenschlich explosive Drehung(en) und den Halbraum durchflitzen oder ein Vertikal- bzw. Diagonalpass ins Zentrum)
, dass jüngst gg Australien (sh. 2:0) oder auch im Vorbereitungsspiel gg Nordirland noch bestens griff, fiel gg einen beinharten Blind und die schier erdrückende Kompaktheit in letzter Linie komplett ins Leere…die wenigen direkten / indirekten Verlagerungen wurden auch relativ problemlos kompaktgelaufen.
Valdivia kam dann endlich auch mal rein und konnte ihn gut entlasten, aber nach’m 1:0 war’s eigentlich schon gegessen.
Chile wird Gastgeber Brasilien dennoch höggschdwahrscheinlich knacken, es sei denn Scolari wechselt auf Dreierkette mit Konterfokus um…haha, das wär’n Spaß.
Maturin 24. Juni 2014 um 19:10
Ob das effektiv ist hängt halt von vielen Dingen ab, Deutschland sehe ich da z.B. nicht so gut aufgestellt, Podolski und Schürrle geben mehr Breite als Götze, aber auch ehr diagonal. Chile würde ich als Deutschland einfach über Standards knacken wollen.
War aber auch ehr ne generelle Beobachtung der Evolution des Fussballs. Wenn sich das fortsetzt werden wir demnächst wieder mehr Strafraumstürmer, Kopfballspieler und tiefere Flankenspezialisten aller Beckham sehen, oder jemand findet eine andere Alternative.
Die Afrikaner und Kolumbien sehe ich am ehesten in der Lage das über meinen Ansatz auszuhebeln, da haste schon recht!
Soulcollector 24. Juni 2014 um 21:54
Kolumbien konnte ich leider aus Zeitgründen bisher noch gar nicht richtig verfolgen. Von den Ergebnissen haben die mich schon positiv überrascht, allerdings haben sie auch eine etwas leichtere Gruppe.
Auf jeden Fall bin ich gespannt auf die Duelle der großen Europäischen Nationen mit den großen Südamerikanern. Da war bisher eigentlich nur Chile – Niederlande und evtl. auch jetzt Uruguay gegen Italien/England ein Fingerzeig.
Maturin 24. Juni 2014 um 17:27
Die 3er/5er Kette ist eigentlich eine natürliche Entwicklung in ihrer derzeitigen Form als Reaktion auf den Zentrumsfokus mit nach Innenziehenden Aussenspielern und ehr kleineren Stürmern. Es sind ja keinesfalls klassische Ausputzer + 2 Grosse Manndecker formationen sondern häufig gelernte Mittelfeldspieler und ehr bewegliche Typen. Damit hat man im Aufbau bereits 3 fähige Spieler und steht in Umschaltmomenten stabil.
Ausserdem trifft man zur Zeit kaum auf Teams mit echtem Flügelfokus, die Konsequent den Raum hinter den WB bespielen, oder diese in eine passive 5er Linie zurückdrängen. Die Elfenbeinküste könnte das wohl am ehesten Bespielen, aber auch Australien hat da gezeigt, wie man so eine Spielstarke 3er Kette unter Druck setzen kann.
Gut umgesetzte 3er Ketten sind halt stark und heutige IV deutlich besser geeignet um die Unterzahl im MF durch aufrücken auszugleichen.
Soulcollector 24. Juni 2014 um 18:21
Es gibt schon noch ein paar Mannschaften mit Flügelfokus. Gerade die afrikanischen Teams agieren sehr viel über die Flügel, vornehmlich den rechten.
Diesbezüglich bin ich bei Deutschland auch recht zuversichtlich, da wir doch einige Spieler im Team haben, die eher breiter spielen. Podolski und Schürrle z.B. Bin gespannt ob Löw das erkennt und ob das wirklich so effektiv ist wie du vermutest. Bis jetzt hatten die 3er/5er Ketten ja noch nicht die große Herausforderung diesbezüglich.
mh 24. Juni 2014 um 16:21
Die Kernfrage in den Achtelfinals gegen solche Formationen wird sein, ob und wo man sich einen freien Mann „leistet“. Gestern spielten beide Fünferkette, um eine Absicherung in hinterster Linie zu haben. Vor allem gegen Robben sicher nicht verkehrt.
Umgekehrt könnte natürlich dann doch wieder die totgesagte Viererkette zum Einsatz kommen, um im MF zu überladen. Also faktisch 4-5-1 bzw 4-3-3 (falls Aussenstürmer, dann eng einrückend – oder diese lassen sich bewusst ins MF fallen) oder 4-4-2 (für D eher ungeeignet).
Wobei das natürlich nur funktioniert, wenn die Wing-Backs ihre Rolle gut interpretiert und flexibel vertikal verschieben…
Axt 24. Juni 2014 um 15:42
Ich glaube wir werden in der näheren Zukunft dieser Sportart viele vergleichbare Spiele sehen und ich hoffe, die Buli-Trainer verpassen in der Hinsicht nicht den Anschluss und probieren sich an wilderen Systemen gegen den Ball aus.
Lustig, dass das „systemunabhängige“ 0:1 aus Sicht der Chilenen erst fiel, nachdem sie auf eine 4er kette setzten.
Mal schauen wann die erste 3er/5er kette fällt..
Gatling 24. Juni 2014 um 15:39
Aus meiner Sicht war dieses gestrige Spiel nicht sehr aussagekräftig. Beide Teams haben insgesamt auf Sparflamme gespielt, die letzte Konsequenz im Zweikampf und Weg nach vorne war bei beiden recht selten vorhanden, auch bei Chile nicht.
War aber auch letztlich logisch, jeder war zu 100% im Achtelfinale. Und keiner hat gewusst, ob Brasilien nun wirklich erster oder zweiter wird. Kurzzeitig hätte nämlich tatsächlich Mexiko mit einem 4:0 gegen Kroatien die Führung übernehmen können.
Meine Annahme ist, dass beide Trainer vor allem Kraftregeneration und das Ausprobieren von ein paar Einwechselspielern im Kopf hatten. Dieses Spiel mit gnadenloser Konsequenz zu gewinnen, war doch bei keinem Team die aller oberste Priorität.
Ob speziell Holland mit Mexiko jetzt besser bedient ist als mit Brasilien im Achtelfinale, bezweifle ich stark. Gegen Australien hat man das – wie es auch in vorigen Turnieren herausstechend war – deutlich gesehen. Ein vermeintlich deutlich schwächerer Gegner, der gegen sie „auf einmal“ richtig gut spielt bringt sie teils für mehr als eine halbe Stunde aus dem Konzept. Und in dieser Zeit klingelts dann auch das ein oder andere Mal in ihrer Bude.
Brasilien – Chile, klar gemäß Vergangenheit sicher mindestens 60:40 für BRA.
Was sie aber bei diesem Turnier abliefern hat in der Breite nichts mehr zu tun mit dem WM-Kader von 2002. Neymar schießt die meisten Tore und tankt sich dabei ab und an mal in den Strafraum durch, dann ist offensiv vielleicht noch Oscar und Alves etwas in Erscheinung getreten, aber das ist noch einiges entfernt von konstanter hoher internationaler Klasse. Wie Scholl es gestern ausdrückte „jeder hat mich sich selbst genug zu tun“. Wenn Chile gewinnt wäre das keine Überraschung für mich.
Mike 24. Juni 2014 um 14:00
…und eher destruktiv eingestellte Niederländer…
sehr freundlich ausgedrückt…die hacken sich durch dieses Turnier, dass es gar keine Freude ist, zuzusehn…
18 (Spanien), 25 (Australien) und 26 gegen Chile…Rekord u ein sch****Fussball, sorry….
mk 24. Juni 2014 um 12:01
Ich hab es eigentlich eher so interpretiert, dass Holland die langen Bälle gespielt hat, um gar nicht erst unter Druck zu geraten, während Chile meiner Wahrnehmung nach oft relativ früh vertikal und lang gespielt hat, um die vielen Mannorientierungen im Mittelfeld zu überspielen. Sie haben ja zu Beginn ein paar Mal versucht spielerisch ins Angriffsdrittel zu kommen, sind aber nicht wirklich durchgekommen. Dann kamen von kurz hinter der Mittellinie meist flache Pässe in die Tiefe. Bei Holland kamen die meistens schon in früheren Phasen des Spielaufbaus, obwohl Chile ja nicht immer so intensiv gepresst hat wie sie es könnten. Waren überspitzt gesagt fast hail-mary-Aktionen teilweise…
CE 24. Juni 2014 um 12:14
Sicherlich auch ein Punkt der Verhinderung des Pressings. Aber großartige Möglichkeiten zum Herauskombinieren hatten sie phasenweise im tiefen 5-3-2 auch nicht.
mk 24. Juni 2014 um 12:31
Jo das stimmt wohl. Da dieses tiefe Stehen ja mit ziemlicher Sicherheit geplant war, waren es wohl auch diese früh gespielten langen Bälle. Vielleicht ist es ja als eine Art proaktives Verhindern/ Umgehen des chilenischen Angriffspressings gedacht gewesen. Hätte man vielleicht an van Gaals Stelle drauf reagieren können, indem man weiter aufzurücken versucht, wenn Chile Phasen des tieferen Pressens hatte. Aber a) ist man hinterher immer schlauer und b) war das von Seiten Chiles ja relativ flexibel, darauf passend zu reagieren ist wohl ziemlich schwierig und riskant.
War aber wie gesagt nur mein subjektives Empfinden für die unterschiedlichen Gründe der relativ vielen langen Bälle auf beiden Seiten. Damit liege ich vielleicht auch daneben.
Libano 24. Juni 2014 um 11:08
Die taktisch ungemein clever eingestellten Niederländer haben mich auf’s Neue überrascht. Das wird für jeden eine harte Nuss, trotz spielerischer Defizite. Chapeau Louis.
DramaNui 24. Juni 2014 um 10:34
Sehr ausgeglichenes Spiel mit einem für Van Gaal sensationell niedrigen Ballbesitz. Man könnte denken, er hat Jupp Heynckes Cl-Saison genau studiert.