Bayer 04 Leverkusen – FSV Mainz 05 0:1

Das Duell der flügelfüllenden statt flügelbesetzten Mannschaften. Ein Aufeinandertreffen zweier unorthodoxer Systeme.

Das Spiel der halboffenen Flügelräume

Schon rein formativ und strategisch war diese Partie für jeden Taktikfan eine interessante Zusammensetzung. Beide Mannschaften agieren mit etwas unorthodoxen Formationen und Systemen, wo die seitlichen Zonen in der Raumaufteilung zu Beginn offen sind und dann durch die jeweilige Dynamik im Pressing erst situativ geschlossen werden. Bei den Leverkusenern ist es das 4-3-3-0, welches mit engen Flügelstürmern gespielt wird, welche die Flügel dann im Rückwärtspressing verschließen, während die Halbspieler des Mittelfelds zur Seite schieben.

Grundformationen zu Beginn

Grundformationen zu Beginn

Eine ähnliche Formation haben die Mainzer in den letzten Wochen gespielt, wo sie vorrangig in einer Raute agierten. Auch hier sind durch die 4-3-1-2-Staffelung der Raute in der Defensive (mit situativ herausrückenden Halbspielern und variabel pendelndem Koo) die Flügel weitestgehend offen. Sie werden dann bei Pässen in die Flügelzonen dynamisch durch das Verschieben verschlossen.

Die Mainzer Halbspieler pendelten dann zwischen den gegnerischen Halbspielern und den gegnerischen Außenverteidigern. Auch die Mainzer Außenverteidiger wechselten ebenfalls ihre Orientierung, manchmal spielten sie etwas mannorientiert am gegnerischen Flügelstürmer und manchmal rückten sie dynamisch auf den Außenverteidiger heraus, wenn dieser hinter den Halbspieler der Mainzer Mittelfeldreihe kam. Auch hier war es das ballorientierte Verschieben mit den ballfern einrückenden und raumübernehmenden Spielern, welche diese Dynamik funktionieren ließ; die jeweils nachrückenden  Spieler schlossen die entstehenden Räume und konnten auch vereinzelt Gegenspieler kurz mannorientiert übernehmen.

Problematisch scheint bei der Raute also eher die Offensivbesetzung der Seiten zu sein. Die Außenverteidiger können zwar im ersten Band und durch das Auffächern im Aufbauspiel auch im zweiten Spielfelddrittel Breite geben, aber werden oftmals isoliert.

Hierbei ist die Spielweise der Tuchel-Elf in der Offensive zu loben, welches dieses formative Problem großteils neutralisiert. Dies wird über eine enorme positionelle Beweglichkeit der Stürmer und die gut dazu passenden Aufbaubewegungen der Halbspieler erreicht. Insbesondere die Stürmer machen das sehr gut, sie tauschen die Position dynamisch, positionieren sich oftmals aber auch zu Beginn des Aufbauspiels weit weg voneinander, um die gegnerische Viererkette auseinanderzuziehen und die Außenverteidiger zu binden. Phasenweise werden dadurch die Innenverteidiger Leverkusens fast schon obsolet, da sie auf keinen Gegenspieler Zugriff hatten.

Mainz ließ dann den Ball zirkulieren, suchte den freien Mann in der Mitte und über Ablagen auf die Flügel, um dann nach vorne zu kommen. Wenn dies über einen Flügel geschah, rückte der ballferne Mittelstürmer ein und besetzte das Sturmzentrum, der ballnahe Mittelstürmer und Koo unterstützten in der Mitte und dahinter gab es mit dem aufgerückten Außenverteidiger und den drei Mittelfeldspielern weitere Anspielstationen und Absicherungen. Leverkusen hielt jedoch gut dagegen, eine Anpassung in der Ausführung des 4-3-3(-0) bei gegnerischem Ballbesitz und die grundlegenden Aspekte der Offensivformation halfen dabei.

Der Vorteil des 4-3-3 und Leverkusens Anpassung im Pressing

Wie schon erwähnt hatten beide Teams in bestimmten Spielphasen offene Flügelräume. Bei Leverkusen war dies im Pressing der Fall, wo die Flügelstürmer sehr eng stehen und in einer Linie mit dem Mittelstürmer spielen – normalerweise. In dieser Partie ließ sich jedoch Derdiyok oftmals weiter zurückfallen und orientierte sich an Geis, was interessanterweise teilweise der Spielweise der Mainzer ähnelte, wo Koo Reinartz zustellte, wobei Koo diese Rolle dynamischer und flexibler agierte, sich stärker in die Halbräume bewegte und mit Vertikalsprints die Mitte besetzte, defensiv wie offensiv.

Leverkusen offensiv

Leverkusen offensiv

Durch Derdiyoks tiefere Position im Pressing veränderte sich auch die Grundstellung der Flügelstürmer, welche gegen den Ball etwas eingerückter agierten. Immer wieder liefen sie die Innenverteidiger an, während Derdiyok seinen Deckungsschatten in den Sechserraum der Mainzer strahlen ließ. Gleichzeitig konnten die Flügelstürmer durch ihr Anlaufen der Innenverteidiger oft die Außenverteidiger aus der ersten Aufbauphase nehmen und für Probleme im Mainzer Angriffsvortrag sorgen, welcher rein formativ extrem passend gewesen wäre. Meistens bespielte Mainz das aber gut und konnte den Ball auch in einigen Drucksituationen gut behaupten.

Offensiv hatte Leverkusen einen Vorteil gegen die Raute, welche viele Mannschaften nicht haben. Teams wie Hannover spielten in einem eher orthodoxen 4-4-2 gegen die Mainzer, wodurch sie kaum Chancen auf Verlagerungen hatten, die nicht unter Druck und direkt auf den anderen Flügel kamen. Auch Direktpässe in die Sturmspitze sorgten dort für Isolation im letzten Drittel. Mit einem 4-3-3 gibt es eine Anspielstation in der Mitte mehr, über welche auf die andere Seite mit 2-3 Pässen verlagert werden kann, insbesondere der ballferne Halbspieler kann hier als Umschaltstation dienen, welche es im 4-4-2 nicht gibt.

Der hohe Laufaufwand der Mainzer, ihre engen Kettenabstände und das saubere Verschieben nach den Seitenwechseln konnten Leverkusens Seitenwechsel und Flügelangriffe weitestgehend aus dem Spiel nehmen. Nur einzelne Schnellkombinationen und Überladungsbewegungen im Halbraum und in der Mitte sorgten für Durchbrüche hinter die Mittelfeldkette. Bei Leverkusen gab es dann die einzelnen Staffelungswechselspielchen im zweiten Drittel, wo Bender nach 20-30 Minuten begann höher und breiter zu spielen, Hilbert hielt sich tiefer, was später wieder getauscht wurde. Die Achter rückten generell mehr auf, Son spielte eine Zeit lang etwas breiter und Can versuchte diagonaler zu agieren, alles in allem gab es aber erst später eine größere Anpassung.

Leverkusens formativer Wechsel

Mainz offensiv

Mainz offensiv

Schon zur Halbzeit kam der junge Julian Brandt und übernahm die Position von Sidney Sam; eine formative Änderung gab es aber erst in der 60. Minute, als Stefan Kießling für Stefan Reinartz eingewechselt wurde. Nun spielten die Hausherren in einem 4-2-4/4-4-2, in welchem Brandt und Son die Flügelstürmer gaben, dazwischen bildeten Kießling und Derdiyok das Sturmduo. Damit besetzten sie die Offensivräume deutlich präsenter, waren dahinter zwar für Konter instabiler, bauten aber viel Druck auf und konnte zu vielen Abschlüssen kommen.

Allerdings kamen die meisten Abschlüsse aus der Distanz oder strategisch ungünstigen Positionen; Brandt und Son, die später die Seiten tauschten, konnten nur selten in gute Abschlusspositionen kommen, wenn sie es taten, waren sie dabei meistens unter Bedrängnis. Die Flanken vorne waren – wie es in der Natur der Flanken liegt – ineffizient. Mainz‘ Kompaktheit durch ihre 4-3-Staffelungen (und später nach der verletzungsbedingten Auswechslung Koos mit defensiv tieferem Zehner) und starke mannschaftstaktische Ausbildung versperrten ebenfalls die strategisch wichtigsten Räume sehr gut. Leverkusens Veränderung und auch die Einwechslungen (später noch Öztunali für Hilbert) zeigten sich ineffektiv.

Fazit

In einem interessanten Spiel konnten die Mainzer drei Punkte in Leverkusen entführen. Die formschwache Bayer-Elf hatte lange Zeit große Probleme gegen die Gäste, obwohl sie letztlich mehr Schüsse hatten – viele davon aber aus schlechten Positionen, zu vielen einfachen Bällen zeigte Karius aber auch ein paar hochklassige Paraden. Mainz hatte allerdings auch die eine oder andere Chance auf das 2:0 und der Sieg geht somit absolut in Ordnung, obwohl ein asymmetrisches 3-4-2-1 oder verstärkte Rückverlagerungen in Ballbesitz noch interessant gewesen wären. Thomas Tuchel zeigte aber wieder, wie gut er seine Mannschaft einstellen kann und wie gut sie generell in ihren Bewegungen ausgebildet ist; Sami Hyypiäs Team war zwar nicht schlecht, konnte damit aber (taktisch) nicht ganz mithalten.

Otto Korn 4. März 2014 um 21:13

Sehr schöner Artikel! Danke dafür.

Mich interessiert vor allem das im Fazit angesprochene 3-4-2-1 (asymmetrisch): inwiefern asymmetrisch? ich habe mir selbst auch viele Gedanken zu diesem System gemacht und finde es hochinteressant, vor allem zur Zeit der Nationalmannschaft. Deutschland hätte sehr passende Spieler mMn für dieses System. Ihr habt das auch schon einmal in einer Analyse zum Spiel in der Ukraine angesprochen und eine eventuelle Bestbesetzung beschrieben. Wenn ich mich nicht irre ist das aber auch schon wieder 2 Jahre her. Seht ihr/ siehst du, RM, das genauso? Wäre auch cool von dir, wenn du das System noch ein wenig erläutern könntest, vor allem im Pressing.
Danke schon mal im voraus und nochmal im nachhinein!

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TW 4. März 2014 um 21:53

Hier ein Beispiel für eine asymmetrische 3-4-2-1 Formation in den verschiedenen Phasen des Pressings- und Aufbauspiels: http://blauweissetaktikecke.blogspot.de/2013/12/was-ist-mit-dem-kader-moglich-mogliche.html. Ich wäre aber auch an RMs Variante interessiert.

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juwie 2. März 2014 um 17:37

Die beiden Grafiken „Mainz offensiv“ und „Bayer offensiv“ sind offensichtlich verwechselt worden.
Ansonsten: Mal wieder ein lesenswerter Artikel!

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LM 3. März 2014 um 13:38

Dachte ich auch im ersten Moment, aber offensichtlich hat Mainz einfach den Leverkusener Spielaufbau wahnsinnig weit nach hinten gedrückt. Jedenfalls machen die Formationen so ansonsten schon Sinn, wie‘s drunter steht.

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blub 3. März 2014 um 13:54

Man siehts hier nicht daran wer höher steht, sondern wessen Viererkette aufgefächert hat. 😉

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juwie 3. März 2014 um 23:37

Oh ja, natürlich…
Sieht aber trotzdem etwas irritierend aus…

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LZ 2. März 2014 um 12:13

Ein schöner Bericht – endlich in einem anerkennenderem Stil. Unterschreibe nahezu alle Inhalte, Kompliment. Im Nachhinein stimmt mich Tuchels Aussage, die 4er Abwerhkette ausdrücklich (mit 2 zu Null Spielen auf Schalke und jetzt in Leverkusen) zu loben trotzdem etwas nachdenklich, da sich gerade in der Anfangsphase in meinen Augen einige große Lücken auftaten, Leverkusen es nur versäumte hindurch zu spielen. Ansonsten stimmt es ja schon, dass die Abwehrleistung auf den letzten Metern (Karius, Bell) excellent war. Jetzt ein Gefühl der Überlegenheit mit demonstrativer Stärke nach außen zu tragen und nur von einem „Lauf“ (Karius) zu sprechen, suggeriert, dass es doch schneller wieder anders laufen kann, als viele jetzt denken. Warum nicht einfach weiter seriös arbeiten? mit Hertha BSC kommt einer der stärkste Auswärtsteams und auch danach winken noch viele unangenehme Aufgaben mit u.a. den Bayern.

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LZ 2. März 2014 um 12:17

Villareal hat auch irgendwann Champions League gespielt. Müsste die Coface-Arena nur noch schöner (gefühlt enger und roter) gestaltet werden, sodass gerade nach außen hin auch noch mehr (roter) karnevalistischer Flair entsteht.

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LZ 8. März 2014 um 00:18

Ergänzung dazu: die grauen Gesteine müssten in der Coface-Arena am Spielfeldrand entweder mit Kunstrasen einen DURCHGEHENDEN Übergang zum Rasen bilden (sodass das grau gepflasterte Gestein wirklich nicht mehr sichtbar ist) oder ebenfalls rot gefärbt werden genauso wie das graue Gestein auf den Tribünen, hier besonders ganz oben unterm Dach. Inklusive der grauen Treppen alles sollte ein Stil und Ausdruck haben mit viel liebe und Design für das Detail. Wer mag dieses graue Gestein? Und dies alles ohne Werbefläche wegzunehmen, sondern nur, um das Spielfeld visuell kleiner als engeren Raum wirken zu lassen. Viele mögen meinen dass solche Kleinigkeiten nicht viel ausmachen und dem Management mag es mit Ach und Krach darum gehen genügend Sponsoren zu finden, warum die Coface Arena nicht deutlich Mainzer „kultivieren“, als sie es von außen verspricht? Das macht definitiv mehr Eindruck und Prestige. Warum nicht noch mehr rote Fahnen über kaltgraue Geländer? Warum nicht wieder größere Visualisationen von Spielern Vereinsgrößen und Fan-euphorisch jubelnden Mainzern oder das große Vereinsenblem? Warum Ballnetze hinter den Toren und nicht einfach ein England-Feeling? Der BVB macht es mit seinen Visualisationen von groß designten nicht protzig wirkenden Portraits im Stadion an den Tribünen Ausgängen vor, warum nicht mehr Leidenschaft für das Detail? Natürlich mag das ein oder andere Kosten verursachen aber gerade diese Kleinigkeiten machen das Salz in der Suppe aus und vieles ließe sich 100% über das Ehrenamt organisieren …

So wenig Aufwand und so viel Mehrwert.

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Burrinho 9. März 2014 um 08:00

Mein absoluter Lieblingskommentar bei Spielverlagerung, wo die Taktiktafel zum Leben erwacht.

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LZ 9. März 2014 um 10:11

Sehe ich auch so. Schließlich sind das wertvolle Taktik-Scharmüzel kombiniert mit logischen Hintergrundgedanken, es dreht sich alles um Formationen und Systemwechsel. Plötzlich wird alles klar.

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Koom 3. März 2014 um 14:00

Das Lob für die Viererkette ist schon sehr ok. 100% fehlerfrei kann man eh nicht agieren und sie haben das, was Leverkusen versuchte (Flanken) sehr gut im Griff gehabt.

Ansonsten ist es wohl nicht das Gefühl der Überlegenheit, sondern einfach nur das richtig gute Gefühl, defensiv wieder richtig ekelhaft für jeden Gegner zu sein ohne gleichzeitig offensiv ungefährlich zu werden. Auch wenn die Medien gerne was anderes fokussieren („Bruchwegboys“), aber die Mainzer Stärke war schon immer ein funktionierendes Defensivkonzept gegen jeden Gegner. Jeder muss sich bei Mainz als Gegner denken, dass das richtig fies und ekelige Arbeit wird gegen die. Diesen Status hat Mainz jetzt endlich wieder.

Bin mal gespannt, ob die Konkurrenz dann wieder am Saisonende anfängt, daraus sich zu bedienen. Allerdings sind alle dafür verantwortlichen frisch längerfristig gebunden. Und finanziell wird man es sich erlauben können, zu einer 4 Mio+ Offerte dann tatsächlich mal Nein zu sagen, wenn man der Meinung ist, das man mit dem Spieler im Kader mehr erreicht (spontan sticht da vor allem Geis hervor, aber auch Moritz wird bald wieder in den Notizblöcken landen).

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LZ 3. März 2014 um 18:35

Also gerade in der Anfangsphase wurden doch viel zu viele Flanken zugelassen (u.a. auch Zitat Heidel) und nach 1-2 Spielzügen wäre Bayer mit Sicherheit auch mit größerer Passsicherheit gut durchgebrochen. Aber Bayer war zu ungenau. Hier und da sehe ich also definitiv alte Schwächen hinten (u.a. Karius bei Flanken, Bell im Spielaufbau, Diaz im Einrücken), wobei sie auf den letzten Metern eben stark im Verteidigen bleiben. Ein wenig mehr Ruhe und weniger Euophorie würde glaube ich in der Außendarstellung mehr helfen, als sich als Team darstellen zu wollen, dass gerade einen „Lauf“ hat. Ist ja ehrliche Arbeit, die auch schnell wieder ohne Ertrag dastehen kann, weil ohne sie, geht es in Mainz einfach gar nicht. Dass dann Choupo das Ding macht, kann man auch als glücklich betrachten. Ich denke Ramos wird die Mainzer relativ schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen, bleibt nämlich die Frage, verkraftet diese Mannschaft auch Rückschläge? Bedeutet, wie reagiert Tuchels Team nicht nur auf einzelne Niederlagen, sondern auch auf Rückstände? Dann fängt es in meinen Augen dann an schwierig zu werden … oder hat Mainz den Plan A, der immer Torchancen suggeriert? Haben sie eine bestimmte Stärke für das Offensivspiel, wenn sie das Tor in Ballbesitz erzielen müssen? In Rückstand hilft kein Kontern. Diese Stärke besitzen sie also für mich nicht (Variabilität bringt nur schwierig zählbares), um so schwieriger sehe ich zukünftige Negativ-Erlebnissen entgegen, und die, kommen ja bei jedem Bundesliga-Team. Mainz hat also weiterhin nicht die Durchschlagskraft um Ergebnisse auch mal erzwingen zu können und möchte man sich festsetzen, braucht es das.

Gebe Dir also recht, 100% fehlerlos kann man nicht agieren aber Mainz kann sich schlecht in der Tabelle noch weiter nach vorn verteidigen …

Erleben wir einmal wieder totale Offensive ?

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Koom 3. März 2014 um 19:21

Was heißt Rückschläge? Aus meiner Sicht wird Mainz nicht von einer Euphorie getragen, mit der sie Spiele gewinnen. Man hat nicht den Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu müssen (auch nicht gegen Hertha). Es geht darum, dass man in jedem Spiel Zugriff hat, präsent ist, Mainz 05 zeigt. Für das Ergebnis brauchts auch einfach mal Glück (oder weniger Pech). Mainz hat nach wie vor eine stark unterdurchschnittliche Chancenverwertung, hätte in jedem Rückrundenspiel auch 1-2 Tore mehr machen können, wenn diese „normal“ wäre.

Wie schon gesagt: Letztlich geht es in Mainz um Entwicklung. Zum einen von Spieltag zu Spieltag, zum anderen immer im ganz großen Rahmen (Heidel meinte mal, dass man sich jedes Jahr um 5% steigern müsse – nicht tabellarisch).

Und totale Offensive wird es so bald nicht geben. Das ist nicht Tuchels Ding. Offensivpressing – sicherlich. Situativ. Die Bayern damals konnte man mal herrlich vernaschen damit. Heute ist Pressing in aller Munde, damit schockt man keinen mehr in dem Maße.

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LZ 3. März 2014 um 20:32

Klar, das ist typisches Gedankengut eines Außenseiterteams der Bundesliga. Vom Spielstil aber befürchte ich dann auch durch deine Äußerung, dass Hannoveranerische Heimspiele Standard werden könnten. Und das ist doch eher schade, oder? Abwarten, bis Hertha (oder sonstwer) in die Falle tapt, wie Hannover bei Müllers Gegenstoß zum 1:0.

Das ist vom Spielstil (trotz Variabilität der Raute oder des Systems) nicht überragend unterhaltsam (weil der Gegner mehr Ballbesitz hat) bzw. nett anzuschauen (und nicht vergleichbar mit früheren Zeiten). Da können sich die Formationen noch häufiger ändern, grundsätzlich bedeutet diese eher eine passiv ausgelegte Spielweise ohne Ballbesitz, automatisch, wohl Überforderung in gezwungenem Ballbesitz. Kurz: es fehlt Durchschlagskraft auch mal (im Sturm) höhere Resultate einzufahren wie letztes Jahr (siehe z.B. wichtiges Braunschweig-Heimspiel, wo der Gegner ja eigentlich gepasst hätte, nur die Niederlagen-Serie vorher ungelegen kam und Tuchel nach Spielschluss für mich enttäuschend von 10-15 Minuten typisch Mainzer Pressing in der Anfangsphase sprach, was in meinen Augen nicht wirklich der Fall gewesen war). Die Identität der Mainzer Spielweise definiert sich also mittlerweile eher durch Abwartendes Spiel (nicht nur das Schalke und Leverkusen-Spiel als Maßstab) und wenn man das mit früher vergleicht, glich es damals doch eher einem „Hauruck-Pressing-Überfall“. Mag sein, dass das nicht mehr jeden überrascht, für mich war es aber eine DNA. Und diese DNA hat man leider neu definiert, was für mich eben bedeutet, dass man jetzt anfälliger ist, sollte man trotz gelobter Defensivstabilität in Rückstand geraten. Gegentore sind für den kompletten Rest der Saison nicht unvermeidbar, da kommen automatisch wieder welche und wenn sie da sind, sehe ich Mainz überfordert Reaktion zu zeigen, weil keine Mittel da sind. Mittel, die jetzt in einem Heimspiel gegen Hertha zum Beispiel gebraucht werden würden, weil ich Hertha (anders als Hannover, eher so wie Wolfsburg) so einschätze, Mainz den Ball bewusst zu überlassen. Natürlich kann weiter vorn gelegenes Pressing (siehe Anfangsphase Stuttgart) immer mal wieder vorkommen, vergleichbar zu früher, ist das aber nicht.

Mich würde es auch nicht wundern, sollten die Mainzer (Effizienz hin oder her) in der Tabelle der herausgespielten Torchancen weit hinten liegen.

Ich würde mich freuen, wenn sich Tuchel mal zur totalen Offensive veranlasst sehen würde, gerade in Heimspielen. Wie früher.

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Koom 4. März 2014 um 11:17

Tuchel ist sehr variabel in dem, wie er seine Mannschaft aufs Spiel schickt. Das kann mal Ballbesitzfußball sein, mal Konterspiel, mal Überfallpressing von der ersten Sekunde an.

Wer Mainz verstanden hat, der hat auch die Aussage von Tuchel im Kopf, das jeder Sieg in der Bundesliga Schwerstarbeit und alles andere als normal oder gar selbstverständlich ist. So ist dann auch die Herangehensweise und für einen Verein wie Mainz auch das einzig richtige, sorry. Holt man stabil Punkte, kann man was aufbauen. Eine Offensivphilosophie durchdrücken nur um der Offensive willen sorgt dafür, dass man absteigt und alles zerstört, was man mühevoll aufgebaut hat.

Momentan hat man wieder eine richtig gute Grundlage geschaffen, um auch im nächsten Jahr in einem Spiel mehrere Optionen zu haben. Alle Leistungsträger außer Choupo und Müller sind langfristig gebunden und selbst wenn beide gehen sollten, hat man schon Alternativen dafür im Kader. Das ist für Mainz, die noch vor kurzem auch 1-2 Spieler immer mal dazuleihen mussten, ein gigantischer Schritt in die Unabhängigkeit.

Ich mag auch keinen reinen Ergebnisfußball, aber den sehe ich auch nicht in Mainz, auch nicht gegen Hannover oder Leverkusen. Bei vernünftiger Chancenverwertung würde das ganze sehr viel spektakulärer wirken, so muss man halt immer ein bisserl zittern, das es hinhaut.

BG 4. März 2014 um 12:36

Interessanter Punkt! Nach den zwei Platzierungen auf Platz 13 hat Tuchel ja Saisonbeginn davon gesprochen mehr auf Ergebnis – sprich auch ein Stück weit pragmatischer spielen zu wollen. In der Hinsicht nach wäre es interessant gewesen, wenn Hannover Mainz tatsächlich – wie von Tuchel erwartet – den Ball überlassen hätte. Ich fand dahingehend die Spiele in Hamburg sowie auf Schalke (!) interessant, wo man jeweils ein Ballbsitzplus verzeichnete und – gerade im Vergleich zum HSV damals – eine sehr reife Spielanlage zeigte. Gerade Geis fand ich mit den ebenfalls recht spielstarken Park und Moritz auf den Halbpositionen als „deeplying playmaker“ sehr stark. Ich wäre da in dem Punkt weniger pessimistisch – mir scheint, dass die derzeitige Spielweise auch schlicht vielleicht dem Erfolg geschuldet! 😉

Dennoch ist es natürlich auch nicht von der Hand zu weisen, dass Mainz laut „whoscored.com“ die zweitniedrigste Ballbesitzzahl aufweist (noch weniger als Braunschweig)! Dahingehend wird vielleicht eine solche Partie wie gegen den BTSV aus Mainz Sicht eine interessante, da man Ballbesitz und Spiel gestalten wird müssen!

Koom 4. März 2014 um 12:58

Ich denke, dass Tuchel seine Mannschaft einfach taktisch weiterentwickeln will, ohne dabei das Tagesgeschäft zu vernachlässigen. Das abwartende Defensivspiel mit schnellem Umschalten war etwas, dass es etwas länger in Mainz so nicht hatte, weil das Umschaltspiel in der Risikoangst der letzten 2 Jahre immer langsamer wurde, wodurch es schon ein Ballbesitzspiel wurde.

Tuchel wollte wohl diesen Trott auflösen und hat Ende der Hinrunde auch mal die klare Marschroute ausgepackt, einfach mal dem Gegner den Ball zu lassen und das eigene Umschaltspiel innerhalb von wenigen Sekunden zu ende zu bringen (ala Arsenal vor einigen Jahren).

Man hat dadurch einfach eine gute Option mehr im Köcher, zusätzlich zum defensiven Ballbesitzspiel, das man gegen Schalke herausgeholt hat. Hannover hat man gelockt und wurde dadurch auch geschlagen, auch in Nürnberg oder gegen Gladbach hat man das so gemacht.

LZ 4. März 2014 um 14:37

@Koom: „Eine Offensivphilosophie durchdrücken nur um der Offensive willen sorgt dafür, dass man absteigt und alles zerstört, was man mühevoll aufgebaut hat.“ Außer beim Fallbeispiel Nürnberg würde ich Dir da wohl zustimmen, aber setzt sich die Raute mit „deeplying playmaker“ (schöner Begriff) im Moment nicht auch in Heimspielen durch? Vergleicht man das Hannover-Heimspiel mit anderen Auswärtspartien dürfte der Unterschied nicht auffällig groß sein, oder?

Und ich glaube das wird gegen Hertha zum Verhängnis. War das Hannover-Spiel ein Versuch, variables Ballbesitzspiel mit viel Selbstvertrauen junger variabler Spieler zu testen? Reicht es dann für die Gegner einfach hochzustehen (wie Hannover) und das dann kaputt zu machen? Und wenn die Kraft reicht, haben wir wieder so etwas gegen Hertha mit Koo zu erwarten? Da geht doch die Wucht im Angriff verloren (wiederhole mich gern: erst recht nach Rückschlägen) und Hertha wird in meinen Augen bestimmt nicht (u.a durch die kurzfristigen Ausfälle bzw. Formtief Ronny) auf Ballbesitzspiel pochen.

„Tuchel ist sehr variabel in dem, wie er seine Mannschaft aufs Spiel schickt. Das kann mal Ballbesitzfußball sein, mal Konterspiel, mal Überfallpressing von der ersten Sekunde an.“, richtig, dass ist ja auch das Schöne. Der Schwerpunkt, da sind wir uns wohl aber einig, liegt in letzter Zeit aber nicht mehr so stark im Ballbesitzfußball und Pressing (und dies leider schon gar nicht im Überfallmodus). Für mich fehlt es an Wucht und Dynamik und gerade die, wünscht man sich doch in Heimspielen (wo bleibt mal ein 3-4:1 mit Überfall-Fußball?). Möchte man die Spielweisen emotionalsieren, ist es schon schade, dass das wuchtige Überfallpressing kaum noch zur Geltung kommt, weil es für mich am besten zur Mainzer Mentalität gepasst hat. Mir kommt es eher so vor, als dass die Coface-Arena ein neuer Versuchskasten für Auswärtsteams ist, ihre strikte Taktik erfolgsversprechend abzuprüfen, ohne, dass Mainz (leider eben in der passiven Rolle) etwas entgegensetzen kann bzw. mit dieser Ausrichtung will …

Locken ist ein gutes Stichwort: ich denke aber, dass das mittlerweile bei den gegnerischen Teams angekommen sein wird, erst recht in Mainz. Und Chancenverwertung: ist es nicht viel wichtiger, wie viele Chancen man überhaupt in der Lage ist, sich zu erspielen?

Das BTSV-Spiel (dienstag Abend auswärts nach den Bayern) wird bestimmt spannend, die Wahrscheinlichkeit auf das von mir ersehnte totale Pressing sehe ich hier am höchsten …

Koom 4. März 2014 um 14:49

Chancen sind immer so ne Sache. Mainz hat Gelegenheiten für 2-3mal so viele Chancen, wie sie dann effektiv am Ende in der Statistik haben. Nimm einfach mal das Leverkusen-Spiel, die etlichen Konter, die viel zu leicht verdaddelt wurden und deswegen, weil kein Abschluss kam, nicht mal als Chance gewertet wurden, wobei sie nur ein bisserl mehr Paßgenauigkeit bzw. Ruhe im Dribbling gebraucht hätten, um eine 100%ige zu werden.

Ansonsten bin ich auch Fan von Wucht und Dynamik, aber es muss stimmig sein. Müller war jetzt verletzt, damit fehlt ein typischer „Wuchtspieler“, Choupo schafft nach wie vor keine 90 Minuten.

Ich denke, das es weitgehend erst mal bei der aktuellen Spielweise bleibt. Raute und Personal können das sehr tief und passiv beginnen, aber auch sehr gepflegt offensiv zustellen und dort spielen. Es sind ja generell wenig Leute auf dem Platz, die „nur defensiv“ können. Selbst Bell und Noveski als IVs haben ein solides Aufbauspiel (solide, nicht gut) und schalten sich recht ordentlich nach vorne ein.

Ein bisserl verstehe ich einfach nicht deinen Anspruch an Mainz. Mitte der Hinrunde war für viele schon wieder alles Scheiße und nix klappt, jetzt werden hier teilweise Maßstäbe angelegt, als ob man Bayern light wäre. 😉

LZ 4. März 2014 um 15:21

Nein, nein, es geht nicht um Maßstäbe, sondern eher darum realistisch zu bleiben – da setzte ich immer noch auf individuelle Fehler der neuen Newcomer, die jetzt übern Klee gelobt werden. Hertha hat in Stuttgart meisterlich gezeigt, wie man 3 Punkte entführt und knappe (wie auch immer zustanden gekommene) Führungen souverän nach Hause bringt. Plus einem gefährlichen Ramos dürfte das Gefahr genug sein, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und mit einer bitteren Heimpleite rechnen zu können – und davon gehe ich auch aus …

Deswegen erhoffe ich mir ein hiztiges Spiel mit viel Mainzer Druck – wobei Tuchel wohl, wie Du schon richtig beschreibst, den Stil, der entwickelt worden ist (im Zweispalt nicht variabel zu sein) bei seiner lauernden Spielweise mit Mittelfeldpressing bleiben wird. Eine druckvolle Anfangsphase wäre dann ja mal eine echte Rarität.

Ich denke mir nur, wenn die ganze Sache wuppen, dann auch richtig und um tabellarische Stabilität zu erlangen, sind doch nichtzuletzt die Heimspiel ein wertvolle Konstante (siehe Gladbach Hinrunde). Warum dann nicht über die Spielweise Emotionalität fördern … wobei Gladbach in seinen Heimspielen auch kaum Hauruck-Fußball spielte, als viel mehr taktisch diszipliniert, wie Mainz jetzt. Ich gebe Dir recht, es wird egal wie es läuft, nicht zu vermeiden sein, dass sich der ein oder anderen Mainzer traut, aufs Tor zu schießen …

… und anspruchsvoll träumen darf man trotzdem von der Champions League 😉

Mein Tipp: 0:1 (Ramos, 90`)

Koom 4. März 2014 um 15:44

Wird so oder so ein enges Spiel, das wohl über Tagesform entschieden wird. Tipps gebe ich da keine ab.

LZ 4. März 2014 um 17:16

Ich denke auch, dass Kleinigkeiten oder eben individuelle Aussetzer entscheiden werden, sollte Tuchel seine Taktik so lassen und sich mit der Ballbesitztheorie auseinandersetzen wie vs Hannover. Bleibt die Frage, wo Herthas Schwachstellen sind. Schnelligkeit und Kopfballspiel Kobiashwilli fällt mir da eigentlich nur ein … oder es gelingt eben doch sie zu locken;


BG 1. März 2014 um 20:05

Ich hatte anfangs – ich mag mich irren – den Eindruck, dass die Leverkusener AV im Aufbauspiel manchmal ziemlich tief standen, wodurch die Mainzer ab und zu Schwierigkeiten hatten Zugriff zu finden, da die Halbspieler in der Raute nicht zu stark aufrücken konnten, ohne Löcher in den eigenen (Halb-)Räumen zu hinterlassen.

Insgesamt haben die Mainzer sich aber für den hohen Aufwand (gefühlt waren es eigentlich mehr als die tatsächlichen ~120km Laufleistung) mit den etwas glücklichen Sieg belohnt. Eigentlich wissen die Mainzer vor allen Dingen defensiv zu überzeugen. Weder Hannover, Freiburg, Schalke noch Leverkusen haben es geschafft den Mainzer Abwehrriegel zu knacken, obwohl die Raute ja lange Zeit als zu offensiv und flügelanfällig verpönt war. Bin gespannt was Tuchel + Team noch so erreichen können!

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Koom 1. März 2014 um 20:25

Ja, Defensive ist Trumpf. Man kann fast jeden Gegner an die Leine nehmen. Man hat aber auch wirklich einige Glücksgriffe bei den Transfers gemacht: Geis ist wahnsinnig stark, nicht nur für sein Alter. Moritz, nach langer Verletzungspause ist gerade für die momentan starken Auftritte verantwortlich. Okazaki bringt im Sturm viel Qualität und Ehrgeiz mit, toll.

Leverkusen hatte heute für ein Heimteam ansprechende Szenen, strahlte aber wenig bis keine Gefahr aus. Da klemmt es gerade echt sehr stark.

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