FC Schalke 04 – FC Bayern München 0:4
Die Schalker empfingen die Bayern in Gelsenkirchen. Die großen Fragen lauteten natürlich, ob bei Schalke Formkurve weiterhin nach oben zeigen würde und ob sie sich gegen Bayern durchsetzen können. Die Münchner selbst hatten in den letzten Wochen durchaus etwas Kritik erhalten – und sollten ihr in dieser Partie, auch mit und dank der Rückkehr von Bastian Schweinsteiger, die Grundlage nehmen.
Aus Bayerns asymmetrischer 1-2-Formation wird eine fluide Dreifachacht
Mit fortschreitendem Spielverlauf wurde die Mittelfeldbesetzung der Münchner und die Positionsinterpretation der drei Akteure im Zentrum immer flexibler. Zu Spielbeginn gab es noch eine relativ klare 4-1-4-1/4-2-3-1-Mischformation, welche in einer 4-3-3-Rollenverteilung interpretiert wurde. Teilweise hätte man es auch als 4-1-1-3-1 bezeichnen können: Philipp Lahm spielte auf der Sechs und kippte im Aufbauspiel nach hinten ab, Bastian Schweinsteiger pendelte vor ihm und startete gelegentlich in die Spitze, während Toni Kroos das Gleiche weiter vorne machte und sich gelegentlich nach hinten fallen ließ.
Später wurden diese Grenzen immer stärker verwischt. Lahm ließ sich seltener nach hinten fallen, wodurch nur noch situativ eine Dreierkette aus Dante – Lahm – Boateng entstand; das Aufrücken der dadurch entstehenden Halbverteidiger (Boateng und Dante) wurde aber nur selten praktiziert und wäre gegen die passive Spielweise der Schalker ohnehin nur schwerlich belohnt worden. Stattdessen pendelte Lahm nach der Anfangsphase um Kroos und Schweinsteiger herum und ließ sich nur noch bei Bedarf etwas zurückfallen, ging gelegentlich aber auch nach vorne ins letzte Spielfelddrittel.
Schweinsteiger und Kroos boten sich wiederum oft in den defensiven Halbräumen an oder kippten gar zwischen Innen- und Außenverteidiger. Durch die Dreifachbesetzung des Zentrums und den pressingresistenten Kroos konnten sie unter angedrohtem Pressing der Schalker gar Lahm leicht ab- und Schweinsteiger herauskippen lassen, ohne an einem Mangel von Kreativität und Anspielstationen zu leiden.
Dieses Bewegungsspiel mit der fluiden Dreifachacht war auch nur deswegen möglich, weil es mit Schweinsteiger, Kroos und Lahm drei Spieler gab, die sämtliche Positionen bekleiden können: Pressingresistente und ballverteilende Zehn, Verbindungsspieler auf der Acht oder absichernde und unterstützende Sechs.
Mit z.B. Thomas Müller in der Startelf statt Schweinsteiger funktionierte dies nicht, da dieser maximal eine oder keine dieser Positionen bekleiden kann. Dadurch gab es eine klarerere Aufteilung bei den Positionen in 6er, 8er und 10er, was nun nicht mehr nötig war. Die Achter konnten darum frei die Positionen wechseln, es gab immer jemanden, der sie übernahm. Gleichzeitig waren dadurch die Absicherungen bei Kontern passender und situativer, desweiteren wurde das Gegenpressing durch erhöhte Kurzpassverbindungen verbessert. Chapeau, Schwarmintelligenz!
Aber nicht nur in der Mitte wurde viel bewegt. Die restlichen Spieler – und immer je einer, maximal zwei Spieler des Zentrums – bewegten sich sehr stark in die Halbräume und in den Zwischenlinienraum; besonders Kroos war hier präsent, insbesondere seine Schussstärke sollte ins Spiel eingebunden werden. Teilweise schien es unklar, ob sich Jones lose an Kroos orientierte oder dieser sich an Jones orientierte; er zog den Schalker Sechser nach hinten und öffnete Räume um ihn herum, die ansonsten eigentlich sehr positionstreuen Viererketten der Schalker erhielten dadurch eine Ausbeulung.
Sobald ein Spieler – entweder ein Flügelstürmer oder ein Außenverteidiger, seltener ein weiterer Achter – in diese Zone kam, musste Jones Kroos aufgeben, der dann wiederum in der übernächsten Aktion zum Abschluss oder zum Pass kommen konnte. Aber nicht nur Kroos fand sich oft sehr effektiv im Zwischenlinienraum.
Auch Arjen Robben schob von der rechten Seite viel in den Halbraum, ebenso wie Franck Ribéry auf links, beide Spieler sind wie Kroos an guten Tagen überaus pressingresistent und kombinationsstark. Passend dazu rückten die Außenverteidiger nach vorne auf und teilweise wurden diese Laufwege auch umgekehrt.
Falsche Außenverteidiger statt falscher Neun
Vor Amtsantritt Guardiolas wurde oft davon gesprochen, dass er bei Bayern versuchen würde mit einer „falschen Neun“ zu agieren. Bei Barcelona tat er dies und sprach später oft darüber, dass er damit Überzahl in der Mitte – der für ihn strategisch wichtigsten Zone – erzeugen wolle. Nach den Verletzungen von Mario Götze und gewissen Problemen in den Mechanismen bei den Testversuchen in der Vorbereitung ist aktuell Mario Mandzukic Stammmittelstürmer bei den Bayern, doch auf eine zusätzlich erzeugte Überzahl in der Mitte möchte Guardiola nicht verzichten.
In der vergangenen Saison wurde diese zwar ebenfalls situativ erzeugt, erstreckte sich aber vertikal vornehmlich auf den Zwischenlinienraum und horizontal verstärkt auf die Halbräume, um durchgehenden Zugriff auf die Flügel zu behalten. Dafür waren großteils die Flügelstürmer, insbesondere Ribéry, sowie Philipp Lahm verantwortlich. Diese Saison wird dies anders angegangen.
Bei Guardiola wird die Breite situativ gegeben und es gibt keinen Flügelfokus im zweiten Spielfelddrittel; dieser kommt eher im letzten Spielfelddrittel zum Tragen. Stattdessen rücken, je nach Situation und den Umständen des gegnerischen Pressings, oftmals die Außenverteidiger mit ein und bewegen sich in die Mitte. Dadurch müssen die Halbspieler im Mittelfeld nicht herauskippen, um Anspielstationen gegen ein kompaktes Zentrum zu geben, sondern können zentral bleiben. Die Außenverteidiger – im Verbund und im Wechsel mit den Flügelstürmern – gehen in die Halbräume und übernehmen diese Aufgabe.
Statt einer enorm aufgefächerten Formation und viel Breite wird dadurch situativ die Enge bespielt, was ein gewisses Novum bei den Bayern und den vielleicht kontrastreichsten Unterschied zur Ära Jupp Heynckes darstellt – und es ist eine Parallele zur falschen Neun beim FC Barcelona. Es wurde lediglich der Einzugsbereich des zusätzlichen Spielers gedreht, statt aus der Spitze zurückzufallen lassen sich die „falschen Außenverteidiger“ aus der Breite hereinfallen und verlassen ihre Position.
Um dies funktionieren zu lassen – was gegen die Schalker spielentscheidend war, da dadurch sämtliche Schnittstellen im Verbund mit der gegnerischen Passivität bespielt werden konnten –, werden aber auch die nötigen Bewegungen der umliegenden Spieler benötigt. Neben den variablen Breitengebern auf den Flügeln und dem sehr spielintelligenten Mittelfeldzentrum (sowie dem König des Zweikampfs, Jerome Boateng) ist eben jener Mandzukic, der hier eine taktisch wichtige Rolle übernimmt.
Letztes Jahr wich er schon oft auf die Flügel aus und öffnete Räume für Ribéry und Co. Wurde der Ball verloren, blieb er, wenn nötig, auf der Seite und übernahm in der defensiven Phase die Position. Nun übernimmt er die Position auch für längere Zeit in der offensiven Phase, geht auf die Flügel und bietet sich dort nicht nur als Raumöffner und Durchlaufstation an, sondern kann lange Diagonalbälle und Befreiungsschläge unter Kontrolle bringen, falls die Enge fehlschlagen sollte oder einer der flexiblen Flügelstürmer keine Anspielstation in die Tiefe und Breite darstellen kann.
Dank Mandzukics Stärke in der Luft und generellen Ballbehauptung haben seine Mitspieler nach solchen Pässen zumeist genug Zeit, um sich neu zu formieren und ihre defensiven Positionen einzunehmen oder in seiner Nähe eine bespielbare Situation herzustellen, ob erfolgsversprechendes Gegenpressing oder eigener Ballbesitz.
Aber: Genug geredet über die Bayern, was war mit Schalke los?
Schalke zuerst ohne passende Struktur und dann mit instabiler Umstellung
Die Königsblauen organisierten sich wie so oft in einem 4-4-2, welches tief und passiv interpretiert wurde. Damit wollten sie sich primär um die defensive Sicherheit kümmern, im Verbund mit den geringen defensiven Aktionsradien innerhalb der Formation und der Positionsorientierung sollte man auch gegen Bayerns Spielweise stabil bleiben. Sollte.
Doch innerhalb der Formation passten die Abläufe nicht, sie erhielten zu selten Zugriff und Bayern nutzte die Passivität, um die minimal größere Zeit beim Entstehen der Engen in der Mitte zu bespielen: Bis Schalke sich zusammenzog, spielte Bayern schon in die nächste Zone oder rückte eine Linie nach vorne auf. Zog Schalke sich schnell genug zusammen oder war Bayern unpassend gestaffelt, gab es defensiv mit Lahm, Dante und Boateng immer freie Anspielstationen, da es Schalke auch an der nötigen geringeren Distanz im Rückwärtspressing sowie in der Bewegung im Zocken mangelte.
Einzig das Herausrücken auf herausgekippte Mittelfeldspieler oder eingerückte Außenspieler auf den Seiten schien intelligent gewählt. Es gab keine Mannorientierungen, weswegen Draxler und Farfan ein paar Mal gefährlich auf Schweinsteiger und Co. gingen, aber diese potenziellen Chancen wurden von den Bayern intelligent und geschickt umspielt. Auch Boateng beteiligte sich hier gut, er tauschte gelegentlich mit Farfan und Draxler im Offensivspiel die Positionen und behielt sie dann, wenn benötigt, im Defensivspiel ebenfalls bei.
Neben den Problemen im Zugriff passte im defensiven Zwischenlinienraum bei Schalke nicht alles zusammen. Trotz Passivität und Positionsorientierung agierten Neustädter und Jones – wie gewohnt, möchte man meinen – unharmonisch. Jones hantelte sich von einer mannorientierter Raumdeckung zur nächsten oder übernahm manchmal gar einen Spieler komplett.
Kroos zog Jones ein paar Mal sehr gut in die Tiefe und es entstand eine 4-0-1-3-0-2-Formation (wenn man das Spielfeld in Sechstel statt Drittel teilt, um die Kompaktheit zu verdeutlichen). Jones musste sich dann umorientieren, hatte unpassende Distanzen zum nächsten Gegenspieler und es öffneten sich andere Anspielstationen für den Ballführenden. Auch bei den beiden Gegentoren in Hälfte Eins sah Jones nicht souverän aus.
Zur Halbzeit nahm Jens Keller dennoch Roman Neustädter heraus, obwohl sie beide gleich viele Fehlpässe hatten, aber Neustädter bei den Defensivaktionen weit vorne lag (Neustädter mit 4 Ballsicherungen, 2 Tacklings, 1 Befreiungsschlag, 2 abgefangenen Bällen; Jones mit 1 abgefangenem Ball und sonst nichts) und bei den taktischen Defensivbewegungen ohnehin überlegen ist.
Womöglich hatte es taktische Ursachen: In Hälfte Zwei spielten die Schalker mannorientierter und (versucht) aggressiver im Defensivspiel, sie stellten die Abstöße manndeckend im 4-4-2 zu und im Mittelfeldpressing wurde Boateng verstärkt miteinbezogen, um Kompaktheit zu erzeugen. Mit dieser erhöhten Mannorientierung und etwas mehr Variabilität im Pressing schaffte Schalke wirklich mehr Zugriff zu erzeugen.
Eventuell dachte sich Jens Keller also, dass man die Bayern verstärkt in Zweikämpfe durch Manndeckungen verwickeln möchte, dafür aber der so raumempfindliche Neustädter nicht die beste Lösung ist, während Höger sowohl Ansätze von Neustädters Spielweise als auch jener von Jones‘, zumindest defensiv, in sich vereinigt. Vielleicht fand er aber, wieso auch immer, Neustädter einfach nicht gut genug in Hälfte Eins.
In Hälfte Zwei sollte es aber nicht wirklich besser werden. Bayern kombinierte im Schongang weiter, wurde gar noch einen Ticken souveräner und zeigte eigentlich keine Schwächen. Höger selbst zeigte eine gute, in Anbetracht der Umstände vielleicht sogar sehr gute Leistung, aber es wurde im Zentrum mit der Ballbehauptung und –eroberung nicht wirklich besser. Der Grund liegt auf der Hand bzw. spielt auf der zweiten Sechserposition.
Ansonsten gab es kaum wirkliche Veränderungen von Schalker-Seite. Bei den Bayern wurde ebenfalls vorrangig nur auf die gegnerischen Anpassungen mit leichten Rhythmus- und Freilaufbewegungsänderungen reagiert. Müller kam für Robben und brachte mehr Durchschlagskraft in die Mitte hinein, Schweinsteiger wurde für Kirchhoff ausgewechselt, was Lahm nach vorne und stärker nach rechts schob (um Müllers Bewegungen zu unterstützen) und Pizarro spielte statt Mandzukic stärker zurückfallend; fast wie eine falsche Neun!
Fazit
Kein tolles oder spektakuläres Spiel, aber die Bayern präsentierten sich sehr gut, souverän und in allen Einzelheiten überzeugend, ob individualtaktische Zweikampfführung, gruppentaktisches Bespielen der gegnerischen Dynamik oder die kollektive Ausrichtung.
Neben fast allen Bayernspielern geht auch ein Lob an Guardiola, der früh erkannte, dass er Lahm (nach eigener Aussage nach der Partie) nicht tiefer, sondern höher schieben musste, um die gegnerischen Konter durch mehr Ballbesitz und verstärktes Gegenpressing zu kontrollieren, was die taktische Lektion des Tages darstellt und eine Maßnahme, die es schon erfolgreich gab und von uns vor dem Barcelona-Milan-Rückspiel in der vergangenen Saison anhand Busquets, dem gleichen Effekt und der Asymmetrie Barcelonas in ihren prinzipiellen strategischen Grundzügen diskutiert wurde. Hier gab es einen ähnlichen Erfolg. Klassischer Fall also von „je höher Busquets steht, desto weniger weit kommt der Gegner“.
45 Kommentare Alle anzeigen
AP 25. September 2013 um 12:55
„Der Grund liegt auf der Hand bzw. spielt auf der zweiten Sechserposition“.
hahahaha
Daniel 23. September 2013 um 11:34
Danke für die gute Analyse. Hätte mich aber mehr gefreut, wenn es eine Analyse gewesen wäre, die man beim ersten Mal lesen vollkommen versteht. Klar handelt es sich um eine wissenschaftliche Analyse und ich bin eigentlich ein Laie zum Thema. Das ändert aber nix daran, dass ich bereits sehr einfache und auf Anhieb lesbare Artikel hier gelesen habe. Nichtsdestoweniger, vielen Dank – dank zweimaligem Lesen bin ich nun um ein vielfaches Schlauer.
Ich wollte mal mein Gefühl bzgl. der 6er-Lahm-Schweini Diskussion gegen testen. Von Anfang an war mir klar, dass der Schweini die perfekte spielmachende Acht geben kann. Das hat sich mir nach den ersten Saisonspielen mit Schweini auf der Sechs bestätigt. Ihm werden auf der tiefen 6 seine unglaublichen Qualitäten in der Offensive geraubt. Das unglaubliche am Schweini ist ja seine allrounder Fahigkeit, er könnte problemlos auf sehr hohem Niveau, ChL Niveau, den alleinigen 6 in Peps Bayern Mittelfeld geben. Wenn man ihn aber nach der Einwechslung gegen ZSKA und dann seine Leistung bis zur Auswechslung gegen Schalke am letzten Samstag gesehen hat, dann muss die Folgerung gezwungenermaßen Bestand haben, dass Schweini auf der alleinigen 6, die selbstverständlich nicht so alleine ist, wie man hier im Artikel auch gut erkennt, vergeudetete spielmacherische Qualität ist. Man sieht das mMn bei Lahm, der in meinen Augen nicht so seine offensive Fähigkeiten auslebt, als auf der AV Poistion, insbes. im neuem Bayern System – was dadann alles mgl. ist, ist, glaub ich, noch garnicht vorstellbar. Für mich ist daher Martinez, wie letzte Saison bereits, das letze Mosaikstück. Wenn er wieder kommt, dann geht Lahm auf die AV Position. Der wohl beste RAV der Welt und der mMn beste 6er der Welt………..man darf bei der jetzigen Diskussion natürlich nicht vergessen, dass Lahm die 6 gegeben hat, weil er wahrscheinlich der beste nach Martinez für diese komplexe Aufgabe ist. Ihm fehlt halt leider die Kopfballstärke und er ist halt auch kein Urviech. Und die anderen Kompadres für die 6 sind/waren nicht einsatzfähig.
Meine 5cent, was sagt ihr?
FCB-Fan 23. September 2013 um 22:18
Ich glaube, man sollte die ersten Saisonspiele nicht überbewerten. Da musste sich die Mannschaft noch finden (Schweinsteiger inklusive) und Schweinsteiger war noch nicht 100&ig fit. Dennoch hast du recht, dass er in der extrem tiefen Position einiger großartiger Fähigkeiten beraubt wird.
Ich kann mir im ZM mehrere sehr gute Kombinationen vorstellen. Wenn z.B. Martinez, Thiago und Schweinsteiger miteinander spielen, könnten sie sich auf der tiefsten Position abwechseln und jeder könnte auch seine Stärken weiter vorne miteinbringen. Man kann auch einfach einen der drei durch Kroos oder Lahm ersetzen. Shaqiri oder Müller könnten auch stattdessen spielen, wenn es sinnvoll im Bezug auf den Gegner ist, würden aber die Flexibilität ein wenig bremsen.
Aber das wird erst die Zukunft zeigen, also: Abwarten und Tee trinken 😉
VS 22. September 2013 um 17:38
Was haltet ihr von dem Verhalten der AVs bei Bayern?
mMn kann man damit zwar besser absichern und die Ballzirkulation wird optimiert, aber man beraubt das Flügelspiel der Bayern in gewisser Hinsicht auch seiner Stärken. Man hat das Gefühl das Hinterlaufen unter Guardiola verboten wäre. Dieses Hinterlaufen brachte letztes Jahr, aber immer eine ungeheure Dynamik in die bayrische Offensive. Vor allem mit Alaba und Ribery. Ein Alaba kann zwar auch aus den Halbräumen brillieren, aber wenn er im Vollsprint an Ribery vorbeizog, ist er mMn am Besten aufgehoben.
km 22. September 2013 um 18:50
Naja, Alaba hat gegen Schalke immerhin zwei Tore von der Grundlinie aus vorgelegt. Ob er dabei hinterlaufen hat oder dor auf irgendeine andere Weise zum abspielen kommt, ist ja letztendlich nicht so wichtig. Oder übersehe ich was?
Aamteur 22. September 2013 um 22:15
Oh danke VS!!! Ich habe schon die Jungs von der Spielverlagerung drauf angesprochen, leider keine Antwort bekommen. Ich bin da Deiner Meinung, dass das letztes Jahr DAS entscheidende Spielelemente der Bayern in der Offensive war.
Und daher sehe den neuen Spielaufbau und vor allem die neuen Abläufe (Laufwege) sehr zwiegespalten. Warum muss man unbedingt etwas ändern, wofür die Bayern wahrscheinlich weltweit beneidet werden.
Zwar ist die Entwicklung der letzten beiden Spiele sehr positiv, doch finde ich, dass es kein „Dogma“ werden darf, dass Lahm/ Rafinha Robben und Alaba Ribery nicht hinterlaufen dürfen (Und das Gefühl hatte ich leider schon zu oft in dieser Saison, z.B. beim Supercup Finale gegen CFC).
Und ja, für mich sind damit erhebliche Unterschiede verbunden sind, ob ich jemanden hinter- oder vorderlaufe:
1. Die AVs kommen nun, wenn sie denn hinterlaufen, aus den Halbräumen, müssen also einen „Bogen“ schlagen: Man verliert eventuell ein bisschen an Tempo, wird weiter nach außen „gedrängt“ durch die Richtungänderung bei höchster Geschwindigkeit.
Der Weg des Vorderlaufens erscheint aus der Position der Halbräume dann wahrscheinlich auch einfach kürzer zu sein.
2. Seitdem das Vorderlaufen praktiziert wird, kommen die Bayern wesentlich seltener zur Grundlinie. Ich bin der Meinung, die Pässe werden deutlich weniger gespielt, da sie a) risikanter/ schwieriger zu spielen sind (als beim Hinterlaufen), b) weil die AVs und AMs noch nicht wirklich wissen, wann sie denn überhaupt diese Pässe spielen sollen/ können (also Erkennen der Spielsituation), eben auch durch a) bedingt.
3. Beispiel Ribery/ Alaba beim Vorderlaufen: Während Ribery den Ball von der Seitenlinien in den Raum Richtung Grundlinie und hin zum Strafraum spielt, ergibt sich für Alaba nun folgende Situation, wenn er denn nun aus den Halbraum kommt: Der Ball kommt nun von links, während er von rechts angegriffen/ verteidigt wird, rechts ist zudem auch die Richtung, um ein Tor zu erzielen. Während er also das Passspiel von links verarbeitet, kann er nicht bis nur äußerst schwer (um es mal jetzt nicht gänzlich auszuschließen) gleichzeitig die Laufwege seiner Mitspieler in der Box verfolgen, geschweige denn, direkt hineinspielen.
Beim Hinterlaufen kann er während des gesamten Hinterlaufens die Bewegungen im 16er verfolgen und damit sofort handeln (flacher Pass erste Pfosten, in den Rückraum etc.).
Also freue mich über weitere Für und Wider, da ich das sehr spannend finde….
Aamteur 22. September 2013 um 22:33
Ach, noch ein Nachtrag zum Pro Hinterlaufen/ Contra Vorderlaufen: Haben es nicht Ribery/ Robben leichter mit einem Dribbling nach ins Zentrum zu ziehen, wenn sie hinterlaufen werden, da ihnen nicht einer der eigenen Spieler noch den Weg kreuzt?!
km 22. September 2013 um 23:41
Danke, interessante Punkte! Bin mir halt nicht sicher, ob die momentane Taktik um Hinterlaufen erweiterbar ist. Entweder die AV sind eingerückt und deshalb auch als Anspielstatition gut von der Mitte aus erreichbar, oder sie Hinterlaufen eben – sind dann aber eher an der Außenlinie am Start und werden nicht zur Überladung des Zentrums benutzt. Das einzige was ich mir spontan vorstellen könnte, wäre diesbezüglich eine asymetrische Ausrichtung. Oder wird das evtl schon gemacht? 🙂
VS 23. September 2013 um 20:17
Ich denke schon, dass die momentane Taktik um diesen Punkt erweiterbar ist. Man hat ja trotz allem 3 zentrale Mittelfeldspieler. Man muss zudem auch nicht die ganze Zeit hinterlaufen, aber mit diesen Flügelduos finde ich, dass man es einfach nicht ganz verbieten sollte. Und danach sieht es momentan für mich aus. Es muss ja auch nicht zwangsläufig eine Flanke des AVs daraus resultieren, denn in erster Linie verhindert gezieltes Hinterlaufen eine Doppeldeckung des Flügelspielers und Ribery/Robben wissen dann genau was zu tun ist.
Mir kommt es hin und wieder so vor, dass Alaba die Rolle zwar bekleidet, aber hin und wieder auch gerne Hinterlaufen würde, da die momentane Rolle ihm an sich zu statisch ist. Er macht seine Sache zweifelsohne gut, aber weltklasse ist er wenn er seine Dynamik ebenso wie seine Spielstärke ausspielen kann.
Guardiola versucht meiner Ansicht nach seine Spielphilosophie zu implementieren und einige bayrische Charakteristika in seine Philosophie einfliessen zu lassen. Der andere Ansatz die Spielphilosophie bei zu belassen und einige eigenen Charakteristika in dieses System zu implementieren, halte ich jedoch für besser.
Beispielhaft die Phantomdiskussion „Doppel-6 vs. ein 6er“. Guardiola hätte einfach auf dem Papier ein 4-2-3-1 spielen lassen könne und in Wahrheit die Spielerrollen anpassen können. Dies wäre dem Laie gar nicht aufgefallen, aber Guardiola wollte die Formation ändern.
Koom 23. September 2013 um 08:55
Spontan fällt mir beim Vorderlaufen auf, das es dabei weniger darum geht, den Vorderläufer anspielbar zu machen, sondern das der Leute aus dem Zentrum rauszieht. Gegen Schalke hatte ich zumindest genau diesen Eindruck.
Im Idealfall ist es so, das Robben, aber vor allem Ribery die Breite gibt, angespielt wird und er den Ball kurz hält. Er wird dann manchmal aber Vorderlaufen, bspw. von Alaba, kann aber auch jemand anderes sein. Der kommt durchs Zentrum gelatscht, zieht dabei evtl. dann einen DM oder IV mit und der immer noch Ballführende (bspw. Ribery) hat dann ein Zentrum mit einem Gegner weniger vor sich, evtl. bietet sich sogar eine Lücke. Sowohl Robben als auch Ribery sind im Dribbling und Abschluss gut genug, um das zu nutzen – und sei es mit einer Flanke.
Auch wenns die Bayern jetzt immer noch machen: Flanken bzw. hohe Bälle sehe ich nicht weit oben auf der Prioritätenliste von Guardiola. Der will den Ball flach und kontrolliert halten.
Aamteur 23. September 2013 um 13:57
Ich habe das Gefühl, dass durch das Vorderlaufen z.B. der Alaba zumeist aus dem Spiel genommen wird.
Ja, Du hast Recht, dass er einen Spieler bindet, in dem der mitläuft, wie z.B. ein DM oder IV. Aber auch nur bis zu dem Grad, wo es nicht mehr angespielt werden kann, weil:
a) er entweder im Deckungsschatten steht von 2-3 Spielern (bspw. Ribery läuft ja vertikal/ horizontal ins Zentrum, spielt also gegen AV+ 1, entweder der DM oder IV, je nach Situation, von wem Alaba übernommen wird) oder
b) so tief in den Raum gestoßen ist, dass er im Abseits steht
Und zu den langen Bällen muss ich Guardiola Folgendes zu Gute heißen:
Es war bzw. ist sicherlich jedem klar, dass er das Kurzpassspiel weiter implementieren wird und zudem den Spielaufbau im ersten und vor allem im zweiten Drittel des Spielfeldes durch die Mitte präferiert (These dazu: Bei Angriffen durch das Zentrum hat man 3 „schnelle“ Spieloptionen, über die Außen links und rechts zu kommen oder sich durch die Mitte „zuwurschteln“). Und um das unterschwellig zu provozieren zieht er die AVs auch nach innen, dass diese nicht „versehentlich“ außen angespielt werden, weil sie eben dort frei stehen.
Aber zurück zu den langen Bällen: Er hatte bei Amtsantritt verkündet, dass er die Philosophie der Bayern nicht komplett „radieren“ möchte, Lange, vertikale oder auch Diagos durch die IVs (auf die AMs) sind immer noch zu sehen.
Vor allem was er daraus gemacht hat. Er gibt Mandzukic eine neue Aufgabe. Er steht oft bei solchen Situationen im Raum zwischen gegnerischen IV und AV. Die langen Bälle kommen dann meistens diagonal, dass er dann oft den Ball versucht weiterzuverlängern auf den in den Raum startenden AM.
Was ich damit sagen will, ist, dass er sowohl die Philosophie nicht komplett umkrämpelt als auch gleichzeitig die Stärken der Spieler versucht zu berücksichtigen, wie z.B. die eines Mandzukic, dem ja auch nachgesagt wurde, dass er keine Chance hat unter Guardiola.
So, Punkt, könnte noch endlos weiterschreiben, will Euch aber nicht langweilen… xD
Koom 23. September 2013 um 14:19
Wegen Alaba:
Natürlich ist er bei dem Lauf meistens abgedeckt und keine „echte“ Anspielstation. Es ist quasi einfach eine taktische Finte, die beim Gegner Chaos verursachen soll. Alaba ist dazu fast ideal befähigt, weil sehr schnell, schuß- und flankenstark. Und gleichzeitig hat man in der Situation dann einen Ribery „frei“ mit Ball, der momentan wohl einer der gefährlichsten Spieler ist.
Ich halte diese Situation für vergleichbar mit der Vorgehensweise, mit der man Christiano Ronaldo regelmässig für Weitschuß-Situationen freispielt. Nur das Ribery eben sehr viel mehr Optionen beherrscht und angeboten bekommt (Flanke – mit Mandzukic und Müller hat man oft 2 gute Abnehmer, Torschuß, Abspiel auf außen zu Alaba, Ball querlegen für Kroos oder Robben, Dribbling in den Strafraum).
Total vereinfacht ausgedrückt ist es quasi eine Ingame-Standardsituation, deren verschiedene Abläufe man trainieren kann.
Letztlich ist es nicht der Paradespielzug der Bayern, aber ein antrainierter Weg, um den Gegner zu testen. Reagiert er falsch, wirds gefährlich. Das es nicht als primäre Waffe eingesetzt wird, sieht man auch daran, das nicht immer ein Vorderläufer kommt und man diese Szene nicht immer ansteuert. Aber so oder so ist ein sehr guter Ablauf, um den spielstärksten Akteur eine Situation zu geben, bei der er seine Stärken ausspielen kann.
Vergleichbar quasi mit dem (nicht nur unter Mourinho) typischen Ablauf, Christiano Ronaldo zum Fernschuß kommen zu lassen.
osch@d 22. September 2013 um 14:31
Wo kann man eigentlich Spiele in sinnvoller Perspektive sehen, um Taktik zu beurteilen? Gerne auch im Nachhinein?
Grüße
osch@d
Ash 22. September 2013 um 16:06
Würde ich auch gern wissen.
Man kann es an sich ein wenig aus der Totalen beobachten, aber im Spiel wird leider auch gerne mal auf einzelne Spieler aus der Seitenperspektive gewechselt.
Manchmal wünschte ich mir, dass es da noch mehr alternative Kameraführungen zur Auswahl gäbe, wie man es bspweise meines Wissens nach in der Formel 1 hat.
Traumhaft wäre es dann noch, wenn man die Spielernamen wie in Fifa oder Pro Evo angezeigt bekäme.
Aber das ist technisch vermutlich schwer umzusetzen, ohne jetzt jedem Spieler nen Chip unterzujubeln.
sf 22. September 2013 um 12:22
Was glaubt ihr war der grund, dass jens keller nicht höger sondern jones von anfang an spielen ließ wo es doch, wie ihr bereits beschrieben habt, in den letzten spielen mit neustädter und höger gut funktionierte?
Willibert 23. September 2013 um 08:13
Er wollte die beiden vielleicht vor einem „Bayern-Trauma“ schützen ?
Amateur 22. September 2013 um 12:21
Also, unabhängig vom Ergebnis war dies die beste Leistung unter Pep Guardiola. Ich frage mich dabei aber auch, ob es mehr daran lag, weil die Spieler es immer besser verstehen und vor allem die AVs im Spielaufbau (3er Ketter und AV ziehen hochstehend in die Halbräume) integriert werden, oder ob es daran lag, dass Schalke einfach viel zu passiv agierte, anstatt aggressive Zweikämpfe zuführen wurde zumeist „Geleitschutz“ gewährt und man prinzipiell nur hinterher.
Ich fand generell, dass Bayern in diesem und in dem CL-Spiel das Gegenpressing zu gut praktiziert hat.
Zudem habe ich noch eine Frage zum Artikel:
„Kroos zog Jones ein paar Mal sehr gut in die Tiefe und es entstand eine 4-0-1-3-0-2-Formation (wenn man das Spielfeld in Sechstel statt Drittel teilt, um die Kompaktheit zu verdeutlichen)“
Wird bei dieser Sechstelteilung das gesamte Spielfeld betrachtet oder das Spielfeld zwischen den Strafräumen?
Denn mMn kann man natürlich mit einer hohen n-Teilung des Spielfelds Null-Formationen provozieren. Doch die 3 Teilung des Spielfelds orientiert sich doch prinzipiell am „Gefährlichkeitsgrad/ Nähe zum Tor“ bzw. positiv/ offensiv interpretiert an den überschneidenden Pressingformen Abwehr- Mittelfeld- und Angriffspressing.
Wird außerdem nicht bei der „4-0-1-3-0-2-Formation“, dass die 4er-Kette auf 16er Höhe steht, während Mittelfeld Höhe Mittelkreis klebt und die beiden Spitzen 2 gegen eine 3er Kette (plus 1) spielen? In dieser Formation hätte dann wohl jeder Mannschaftsteil seine eigenen Pressiing gespielt….?!
RM 22. September 2013 um 12:32
Das 4-0-1-3-0-2 bezieht sich nur auf die eigene Formation; ich habe quasi hineingezoomt und wollte nur kurz darlegen, dass Jones manchmal sinnlos einfach 3-4 Meter nach hinten ging, um mit Kroos mitzugehen.
Amateur 22. September 2013 um 14:11
Hm, da fehlt mir jetzt eine konkrete Spielsituation, um das nachvollziehen zu können. Ich denke mal, dass Jones dann die temporäre 1 hinter der 3er Kette (aus der eigentlich 4er Kette) gespielt hat. Und das vielleicht ist situationsbedingt notwendig gewesen, zurückzugehen/ mitzugehen, wenn die Passwege in den Raum zwischen Abwehr und Mittelfeldreihe nicht konsequent durch die 4er-Mittelfeldkette zu gemacht werden. Aber vielleicht schau mir das Spiel nochmal an und lasse mich eines Besseren belehren… xD
Aber eine andere Sache, die ich sehr lesenswert finden würde, wäre eine taktische Reihe zu Standardsituation:
Welche Varianten gibt es (ja der Kreativität ist keine Grenzen gesetzt, solange es ziel-/torführend ist) und wie verhalte ich mich als verteidigende Mannschaft.
Die Thematik ist ja bekannt: eine Vielzahl von Toren lassen sich durch Standards herbeiführen, manche Teams sind dabei besonders stark und manche sind dabei besonders schwach, wenn es darum geht diese zu verteidigen.
Ich finde, Bayern ist besonders kreativ unter Guardiola geworden, wenn es darum geht, aus Ecken und Freistoßen immer wieder was Neues, für den Gegner Unbekanntes zu machen, siehe diverse Ecken (kurze Ecken oder auch eine lange Ecke auf das „Kopfballungeheuer“ Lahm gegen Schalke), aber als Paradebeispiel die Freistoßvariante mit „Robbery“ gegen Moskau.
Und andererseits, wie verhalte ich mich als verteidigendes Team:
Stehe ich auf Höhe 16er bei Freistößen aus dem Mittelfeld(halbräumen) oder doch tiefer.
Besetze ich ein oder zwei Pfosten bei Ecken, wenn ja, welchen und wie, also rücke ich da ein. Sinnbildlich dafür das Tor von Schweinsteiger, das hätte verhindern werden können, wenn Uchida (glaub ich war’s) hätte mehr zum Pfosten gestanden.
blub 22. September 2013 um 15:41
Kein Scherz: Dazu gabs grade eine mehrteilige Serie im kicker.
Das ging nicht besonders in die Tiefe, aber das grundsätzliche wurde erklärt.(war glaube ichd er Traienr von Union oder so…)
Das Tor von Schweinsteiger hätte man mit Ruamdeckung verhindern können. Der Manndecker wurde einfach weggeblockt, das kann bei Raumdeckung nicht passieren.
Aamteur 22. September 2013 um 18:14
Ich wusste nicht, dass es eine ganze Reihe war, aber die Ausführung des neuen Trainers von Dresden zum Thema „Besetzung der Pfosten bei gegnerischen Ecken“ habe ich auch gelesen.
Und da fand ich es einfach „zu geil“, dass Uchida genau da stand, wo der Trainer es in seinen Ausführungen gefordert hat. Nämlich nicht direkt am Pfosten, sondern einen Meter nach innen versetzt.
Bei Besetzung beider Pfosten würde sich so – seiner Berechnung zufolge – der vom Keeper zu sichernder Torbereich von 7 Meter plus X um 4 Meter reduziert.
Hätte Uchida näher bzw. direkt am zweiten Pfosten gestanden, wäre das Schweinsteiger-Tor nicht gefallen. Natürlich ist es nicht sehr analytisch, das Tor einfach Uchida in die Schuhe zu schieben, schließlich sind ja einige Fehler davor aufgetreten, die dann schlussendlich dazu führten.
Daher finde ich die Theamtik um Standardsituationen sehr interessant, sowohl in der Offensive oder auch Defensive, weil ich denke, dass da ziemlich viel Potenzial drinsteckt. Wie eben gesagt, wenn ich sehe, was Bayern unter Pep macht, dass ist fast jede Standard eine trainierte Variante.
Was ich sehr interessant fand, war, dass er beim Spiel gegen Frankfurt bei gegnerischer Ecke auf Abseits spielen lassen hat, so jedenfalls mein Gefühl. Es war eine komplette Raumdeckung mit 3-4 Spielern am 5er auf einer Linie. Ob dann Meyer wirklich im Abseits stand oder nicht, lassen wir mal hier außen vor… xD
wombat 22. September 2013 um 19:47
genau zu diesem thema gibt es bei dvd-fussballtrainer ein filmchen an der taktiktafel.
eigentlich nicht genau zu diesem thema, sondern eigentlich um die absicherung des kurzen und langen pfostens. ob und warum nicht…
SG3DL 22. September 2013 um 12:04
Schöne Analyse das Dreier Mittelfeld hat wirklich gut funktioniert. Sogar Kroos mit einem guten Spiel. Hoffentlich zeigt er ähnliche Leistungen in den nächsten spielen. Schweinsteiger tat der Mannschaft gut und er hat ja noch Luft nach oben. Für Müller war das gestern eher schlecht. Wurde deutlich, dass die Halbposition nicht optimal gespielt wird von ihm. Wenn Götze, Thiago und Martínez wieder voll da sind, wird er sich wohl öfter auf der Bank wieder finden, oder was meint ihr? Wäre irgendwie schade aber Robben ist auf außen momentan auch stärker. Pep wird das schon richten mit Rotation.
Brick 22. September 2013 um 13:18
Robben ist nur am Ball stärker. Weder defensiv noch im Spiel ohne Ball kann er mit Müller mithalten. Das wird wohl vom Gegner abhängen, wen er auf rechts einstetzt. Ich verstehe überhaupt nicht, dass die letzte Sainson bei vielen schon vergessen scheint. Da hat Müller Robben auf rechts verdrängt.
Müller hat im zentralen Mittelfeld IMO nichts zu suchen. Er war nur die Notlösung, weil wie du schon geschrieben hast, fast alle Mittelfeldspieler ausgefallen sind.
Ich denke, dass Müller auch den derzeitigen Part von Mandzukic sehr gut übernehmen könnte.
Ich sehe überhaupt keine Probleme, dass Müller auf Einsatzzeiten kommt. Mich ärgern aber Leute gewaltig, die Spieler scheinbar nur nach den letzten zwei, drei Spielen bewerten und alles andere zu vergessen scheinen. Da passiert dann eben so ein Unfug, dass Robben erst von den eigenen „Fans“ ausgepfiffen wird, sie ihn loshaben wollen und jetzt plötzlich in jedem Spiel vor Müller stehen soll. Das ist doch total albern und verkennt, dass beide ihre Vor- und Nachteile haben. Beides sind erstklassige aber auch total unterschiedliche Spieler. Bayern braucht beide und dieses Pseudomitgefühl von wegen „wäre irgendwie Schade“ ist wirklich albern.
Fußballfans sind wie Goldfische. Das fehlende Langzeitgedächtnis sorgt dafür, dass sich alle Diskussionen immer nur im Kreis drehen.
datschge 22. September 2013 um 13:36
Momentan findet sich bei Bayern jeder Spieler mal öfter auf der Bank wieder. Ein Lahm z.B. war in den letzten Saisons ein Dauerbrenner, der praktisch in allen Spielen alle Minuten gespielt hat. Damit hat Guardiola aufgeräumt, vergessene Spieler wie Contento und Rafinha kommen zu unvermutet viel Einsatzzeit. Die Rotation ist aber nie sinnfrei, sondern bereitet alle beteiligten Spieler auf die von Guardiola geforderte Flexibilität vor. Das „Einspielen“ läuft hierbei also nicht mehr über feste Formationen und Besetzungen, sondern über das Aufbrechen eben dieser gewohnten Abläufe und darüber die Gewöhnung an kreative Interpretationen von neuen Spielsituationen.
Die im diesen Spiel erreichte defensivabsichernde fluide Dreifachacht war quasi das Ziel von Lahms variabler Mittelfeldbesetzung, daran werden in den weiteren Spielen Götze, Tiago, Martínez, Müller und Kirchhof, Weiser, Shaquiri, Höjbjerg aufrichten können. Die konstante Erweiterung der Angriffsreihe um die AVs funktioniert nun auch mit Rafinha mehr als passabel, ein Boateng kann sich sicher gut einfügen, ein Contento muss auf links noch weiter aufgebaut werden. Usw.
Man kann davon ausgehen, dass Guardiola weiterhin mit keinen festen Besetzungen arbeiten wird, die Lösung von allen Anhängigkeiten dürfte das grundlegende Ziel sein. Im Gegenteil erwarte ich, dass er bei fortschreitender Saison durch das Einbinden individueller Stärken immer wieder unerwartete Überraschungmomente einstreuten wird. Müller wird dadurch auch weiterhin seine Spielminuten sammeln, der Rest des Kader aber halt auch. 😉
Coarl 22. September 2013 um 11:04
Den Satz „beide Spieler sind wie Kroos an guten Tagen überaus pressingresistent und kombinationsstark“ finde ich zweideutig. Bedeutet er „beide Spieler sind, wie Kroos an guten Tagen, überaus pressingresistent und kombinationsstark“ oder „beide Spieler sind, wie Kroos, an guten Tagen überaus pressingresistent und kombinationsstark“.
Dass Lahm auf der 6 steht, auch wenn Schweinsteiger in der Startelf steht, überascht wohl ausser mich auch keinen mehr. Guardiola krempelt die Bayern ganz schön um.
king_cesc 22. September 2013 um 11:51
Lahm als möglicher 6er bedeutet für Guardiola auch, dass er sich Möglichkeiten offen lässt…
RM 22. September 2013 um 13:24
“beide Spieler sind, wie Kroos, an guten Tagen überaus pressingresistent und kombinationsstark” ist die richtige Version 🙂
Coarl 22. September 2013 um 18:59
Danke.
Kappe 22. September 2013 um 13:38
Ich würde Lahm als ZM nicht überinterpretieren, momentan hat er einfach keine Spieler zur verfügung um das Mittelfeld seinen Vorstellungen nach zu besetzen.
ms 23. September 2013 um 11:52
Ich glaube nicht, dass das ein überinterpretieren ist.
Lahm hat eine klasse Kombination von Fähigkeiten: enorm pressingresistent, ballsicher, außerordentliche Spielintelligenz und hohe Konstanz.
Zudem reagiert er situationsgerecht mit intelligenten Entscheidungen. Ich glaube eher das wird nocht intensiver, je mehr er so spielt.
Letztlich gibt es den Bayern eine höhere Flexibilität bei gleichzeitiger Konstanz. Und genau das will ja Pep.
Koom 23. September 2013 um 12:56
Wäre Lahm noch 6-7cm größer (ohne sonstige Einbußen in Wendigkeit oder Schnelligkeit zu haben), wäre er wohl der perfekte Spieler. Guardiola will das wohl „ausnutzen“, indem er ihn zu einem wesentlich wichtigeren Part der Mannschaft macht, als nur „Rechtsverteidiger“.
ms 26. September 2013 um 12:42
Mööp mööp:
http://www.n-tv.de/sport/fussball/Guardiola-versetzt-seinen-Musterschueler-article11444956.html
Ist zwar kein Fußballmagazin, liess mich aber derb grinsen 😉
king_cesc 26. September 2013 um 18:16
Der Artikel bestätigt mich in der Aussage, dass Pep sich Optionen offen lässt.
Schimanski 26. September 2013 um 16:54
Für die deutsche N11 kann das Pep-Experiment nur gut sein. Die Spielerfahrungen auf der Sechs werden Lahm auch als Rechtsverteidiger noch stärker machen.
Mark 22. September 2013 um 10:34
Wie immer eine tolle Analyse, die noch an Wertigkeit gewinnt nimmt man den kurz zuvor veröffentlichen Artikel zur neu gewonnen Stabilität der Schalker hinzu, wo die Vorzüge der Doppel-6 Neustädter/Höger herausgehoben werden sowie die Defizite von Jones im Schalker System. Wenngleich es natürlich eine Mammutaufgabe ist, gegen den FC Bayern stabil und sicher in der Defensive zu stehen, so ist es für mich kein Zufall, dass mit der Hereinnnahme von Jones es gleich wieder instabiler wurde, siehe die beiden Gegentore in HZ1.
Letzlich war es mehr als ein Klassenunterschied der sich auf dem Platz offenbarte, allerdings aus meiner Sicht erst nach ca. 20 Minuten bzw dem Münchener Doppelschlag. Bis da hin fand ich Schalke eigtl gleichwertig, gerade über rechts (Farfan) und nach Ballverlusten von Lahm zentral kam Schalke in gute Angriffssituationen, die z.T. nicht optimal ausgespielt wurden. Oder täusche ich mich da? Wie seht Ihr das?
Makaki 22. September 2013 um 11:17
Erstmal auch Danke, ganz tolle Analyse und sehr flüssig zu lesen!
Sehe es auch so @Mark: Schalke hätte für mich sogar in Führung gehen müssen, Szalai hatte zwei richtig große Möglichkeiten und hat diese mehr oder weniger verstolpert.
Der Doppelschlag von Bayern war praktisch schon das KO für Schalke.
Die Spieldominanz mit oftmals 65 bis 70 Prozent Ballkontrolle ist bei einem 2:0 Vorsprung für den Gegner wohl sehr erdrückend und dann erst richtig Gold Wert.
Wer für mich etwas im Artikel zu kurz kommt ist Robben: Ganz ehrlich, ich habe ihn noch nie so spielstark gesehen (1:1 Situationen wissen wir ja), hatte immer den Kopf oben für den besser postierten Mann.
Auch seine Eckstöße haben eine weitaus größere Qualität als vor 2-3 Jahren.
Es scheint, als ob er seine Kräfte und seinen Fokus viel besser dosieren kann und sich nicht in zu vielen 1:1 Situationen aufreibt?
Und Danke an RM: Jerome Boateng kommt für mich oftmals immer noch zu kurz…die Aussage „der König des Zweikampfs“ triffts sehr gut. Seine Tacklings sind viel präziser…
RM 22. September 2013 um 12:05
Letzlich war es mehr als ein Klassenunterschied der sich auf dem Platz offenbarte, allerdings aus meiner Sicht erst nach ca. 20 Minuten bzw dem Münchener Doppelschlag. Bis da hin fand ich Schalke eigtl gleichwertig, gerade über rechts (Farfan) und nach Ballverlusten von Lahm zentral kam Schalke in gute Angriffssituationen, die z.T. nicht optimal ausgespielt wurden. Oder täusche ich mich da? Wie seht Ihr das?
Weiß nicht genau. Mir kam das eher wie eine zufällige Ansammlung gelungener Aktionen und seltener Lahm-Fehler vor, die letztlich dann kurz vor dem bayrischen Sechzehner ohnehin versandeten. Dass man aber in dieser Zeit die stärkste Phase hatte, stimmt schon. Weiß nur nicht, ob man weiter so gespielt hätte ohne die beiden Fehler. Oder ob die Fehler nicht zwangsläufig kommen mussten.
Konsti 22. September 2013 um 13:42
Ich denke nicht dass der zwangsläufig kommen musste! Der erste Fehler war bei der Ecke, dass Höwedes seinen Mann (Schweinsteier) laufen lässt. Er guckt auf den Kamerabildern richtig dumm durch die Gegend. Das zweite Tor fiel dann während Schalke noch mit Hirntod am Boden lag.
Mir kommt auch zu kurz, dass sie bis dahin sehr gut im Spiel waren. Sie hatten vor allem über Farfan geniale Szenen, wo er aufgrund der hohen Bayernformation einfach Dante oder Alaba mit Ball weggerannt ist. Ich denke auch, dass mit Huntelaar die zwei Szalai Chancen zu nem Tor und einem anderen Spiel geführt hätten. Bis zu Höwedes‘ Spielentscheidung hat für mich auch das Schalker Kollektiv überzeugt. Danach haben sie dann die nötige Mentalität und Willen vermissen lassen und nicht wieder zur anfänglichen Form gefunden. Bayern hat mit falschen AVs gespielt, Schalke mit falschem Kapitän. Ich habe Jones mindestens 70 Minuten des Spiels verflucht. Der kann garnichts. Haarsträubende Ballverluste, schlecht verwertbare Pässe und durch seine rastlose Dynamik ständiges reißen von Löchern – in die eigene Abwehr. Keller lässt doch auch nur stutzen, weil er taktisches Verständnis, Offensiv und Defensivkonzept nicht in die Mannschaft kriegt, Jones spielen lässt und seine Mannschaft zu reaktiven Heuelsusen erzieht. Ich wüsste gerne warum Schalke die ersten 20 Minuten ganz gut aussah und denke es auf Fehler Lahms und glückliche Fügung zu schieben ist zu einfach.
km 22. September 2013 um 14:27
Nur weil die ersten beiden Tore evtl auf individuelle Fehler zurückzuführen sind, heißt das ja noch nicht, dass sie nicht kommen mussten und „Zufall“ im Spiel war.
Mark 22. September 2013 um 15:12
Ich fand auch dass die Schalker in den ersten 20 Minuten gerade im Zentrum sehr gut und kompakt standen, Bayern kam da nicht wirklich durch und sie mussten oft hinten herum spielen. Aber 20 Minuten reichen halt nicht aus, und ein 2-Tore Rückstand gegen diesen Gegner, nun ja, dann wird es halt sehr schwierig.
@Konsti: Ich glaube auch dass mit dem „Hunter“ auf dem Platz es evtl etwas anders gelaufen wäre, und wer weiss wie sich das Spiel entwickelt hätte, wäre Schalke in Führung gegangen…
Aber wie gesagt: 20 gute Minuten und ein Szalai reichen da nicht, denn das ist nicht Saloniki 😉
Michael Maier 23. September 2013 um 13:48
Für mich war S04 in den ersten 20 Minuten die bessere Mannschaft mit deutlich mehr Zug zum gegnerischen Tor. Da hat es offensiv nur an etwas mehr individueller Klasse gefehlt (Szalai), um in Führung zu gehen. Aber gegen die Bayern muss vor allem auch die Defensive funktionieren, sonst ist der Spielausgang vorbestimmt.
db 22. September 2013 um 09:44
Also mir persönlich fehlt was. Im ersten Absatz ist die Rede von Schweinsteiger, dem rm zusagt das er dem Bayernspiel die Grundlage der Kritik aus den Letzten Wochen nimmt. Allerdings bezieht sich der Rest des Artikels nur auf das 3er Mittelfeld.
Würde mir schon wünschen wenn es in der Einführung erwähnt wird etwas mehr Bezug auf Schweinsteiger genommen wird. Was er speziell durch seine Anwesenheit am ganzen System geändert hat, kann ja nicht nur die Flexibilität von den Dreien sein. Bzw auch was erwartet werden würde wenn Schweinsteiger bei den Spielen zuvor dabei gewesen wäre.
Sonst wie immer toller Artikel liebe eure Seite
RM 22. September 2013 um 10:08
Bezog sich vorrangig aufs Bewegungsspiel, habe es nun klarer gemacht.
EKmuc 22. September 2013 um 01:49
Ein Lob, klasse Analyse. Ich werde sie morgen früh nochmal durchgehen, im ersten Anlauf too much information;-) und vielleichr hilft es auch, ein paar Bilder gesehen zu haben…