Wie besiegt man Borussia Dortmund?
„Wie soll man diesen BVB knacken?“ Diese Frage dominierte vor allem in den beiden Meistersaisons die Spiele der Borussia. Durchschlagende, stabile Antworten fand kein Gegner, auch weil Dortmunds Trainerteam immer wieder frühzeitig auf Probleme reagiert. Es gab jedoch wiederkehrende Muster und immer wieder Phasen, in denen die Borussia mit dem Rücken zur Wand stand.
Die Bayern hatten mit der Borussia in den letzten Jahren vor allem Probleme in der Offensive. Die hohe Intensität und Intelligenz, die Klopps Elf gegen den Ball auszeichnet, sorgten für konstante Chancenarmut der Bayern in allen Spielen seit Dortmunds erster Meistersaison. Mehr als ein Tor erzielten Münchner in den neun Aufeinandertreffen nur im „Pflicht-Vorbereitungsspiel“ des Super Cups und im Pokal-Finale nach hohem Rückstand. Von daher stellt sich in erster Linie die Frage, mit welchen Mitteln Jupp Heynckes die Torgefahr seiner Elf erhöhen kann.
Nutzung der Außenverteidiger
Eine potentiell entscheidende Problemzone der Borussen ist die Verteidigung der Flügel nach Verlagerungen auf aufrückende Außenverteidiger – vorausgesetzt, der BVB agiert im gewohnten 4-2-3-1, im 4-3-3/4-5-1 wird diese Schwäche kompensiert. Im vergangenen Ligaspiel deckte Bayern diese Schwäche erst wieder auf und erzielte den Ausgeich durch eine Flanke des offensiven Rafinha.
Dortmunds erster Fokus liegt auf dem Verschließen des Zentrums, aus dem der Gegner die vielversprechendsten Aktionen initiieren könnte. Dafür rücken die ballfernen Flügelspieler weit ein, um kurze Wege zu haben, wenn die ballnahen Mittelfeldspieler ausgespielt werden. Das öffnet natürlich den fernen Flügel. Wenn die Verlagerungen dorthin präzise kommen, kann der Außenverteidiger Zeit am Ball bekommen.
Die Frage ist dann allerdings, wie diese Räume genutzt werden. Eine Flanke zu schlagen ist die leichteste Möglichkeit, die am zuverlässigsten angewendet werden kann. Jedoch ist eine Flanke eben nur eine Flanke. Dortmunds lange Innenverteidiger können viele dieser Hereingaben klären und besonders bei frühen Flanken aus dem Halbfeld ist die Abschlussposition nicht optimal. So sichert man sich eine Grundgefährlichkeit, die Dortmund auch schon öfters Spiele kostete, doch man limitiert sich auch.
Die Alternative ist das flache Ausspielen der Situationen aus den Flügelräumen, was aber nicht so leicht ist. Dortmunds kompakter Block verschiebt schnell hinterher und ist vor allem in wenigen Momenten wieder vor dem Zentrum. So bietet sich dem Außenverteidiger nicht viel Zeit, um einen Spielzug in Richtung des Tores aufzuziehen. Real Madrid suchte gegen den BVB sehr oft diesen diagonalen Weg in den Strafraum und wurde von den nachrückenden Mittelfeldspielern aufgefangen.
Dieses Mittel bietet daher mehr zwar mehr Luft nach oben als das simplere Flankenspiel, doch es ist auch „nach unten“ offener. Wenn die Kombinationen immer wieder zwischen den Borussen hängen bleiben, hätte man stattdessen lieber auf Flanken gesetzt. Man benötigt eine klare Idee, damit das Diagonalspiel in den Strafraum effektiv wird.
Dribblings und ballferne Halbräume
Ein Ansatz, um die ballfernen Räume mit schnellem Kombinationsspiel nutzen zu können, wäre die frühzeitige Besetzung dieser Bereiche. Einige Spieler würden sich quasi „im Rücken“ der verschiebenden Borussen positionieren, um nach einer Verlagerung kurzzeitig Überzahl zu haben. (Beispielsweise könnte Lahm im Nachrücken dann schnell mit Müller und Robben kombinieren, siehe Grafik.)
Dortmund erkennt solche Situationen allerdings oft sehr gut und versucht das gegnerische Spiel dann aus den gefährlichen Bereich wegzuleiten. Die ballferne Überzahl hätte für die angreifende Mannschaft automatisch eine ballnahe Unterzahl in Folge, wodurch Dortmund die Handlungshoheit bekommt.
Dieses Problem kann etwas gelockert werden, wenn sich andere Spieler als „Ablenkung“ in Ballnähe positionieren, die für das Kombinationsspiel und die Absicherung nicht gebraucht werden – also im wesentlichen der Mittelstürmer, der für die Besetzung der Tiefe verantwortlich ist. Diese wird in dem Moment vor einer geplanten Verlagerung nicht benötigt. So könnte sich Mandzukic beispielsweise 20 Meter in den Halbraum zu Ribery fallen lassen und Bender etwas beschäftigen, um dann nach der Verlagerung mit Tempo in den Strafraum zu gehen.
Die weiten Verlagerungen haben dann den Vorteil, dass man sie problemlos hoch spielen kann und Dortmund daher in diesem Moment nicht mit Deckungsschatten arbeiten kann. Möchte man einen hohen Pass verhinden, muss man eng in den Zweikampf. Dadurch wird der Defensivspieler aber zum Handeln gezwungen, was für den Angreifer immer einen Vorteil darstellt.
Dieser kann dann deutlich leichter ins Dribbling gehen; besonders bei den Bayern mit Ribery und Robben natürlich eine wesentliche Möglichkeit. Generell müssen Dribblings in solchen Spielsituationen ein wesentliches Mittel sein. Dabei kann man auch eine Charakteristik von Dortmunds Defensivspiel gegen sie nutzen: Sie versuchen gegen schnelle Dribbler nicht risikoreich in den Zweikampf zu kommen, sondern schneiden vor allem den Vorwärtsweg ab und leiten den Angreifer auf die doppelnden Mitspielern. Dagegen effektiv durchzubrechen ist kaum möglich, aber es ist durchaus möglich horizontale Dribblings entlang der Mittelfeldlinie zu nutzen. Dadurch werden die ballferneren Dortmunder noch stärker zum Nachschieben gezwungen und es öffnet sich mehr Raum für die ballfern spekulierenden Spielern.
Direktspiel im Zwischenlinienraum
Selbst wenn man aber die Verlagerung hinbekommt und sich Räume öffnet, muss man erst einmal noch Dortmunds starke Viererkette ausgespielt bekommen. Am durchschlagendsten ist dabei oft eine direkte Kombination über den Zwischenlinienraum – das ist sehr anspruchsvoll, könnte aber bei einem Timing-Genie wie Thomas Müller und guter Vorbereitung ein vielversprechender Ansatz sein.
Die Schwierigkeit ist, das Dortmunds Kette sehr stark antizipativ agiert. Gerade Hummels rückt frühzeitig heraus, da der Gegner unter keinen Umständen vor der Abwehr Zeit am Ball haben soll. Subotic und Schmelzer klappen sehr zuverlässig und schnell hinter ihm in eine temporäre Dreierreihe ein. Wenn man sich davon überraschen lässt, verliert man den Ball; bestenfalls spielt man schnell noch einmal auf den Flügel und wird spätestens jetzt von den nachrückenden Mittelfeldspielern aufgefangen.
Um dem Zugriff der Dortmunder Abwehrspieler in dieser Situation zu umgehen, benötigt man „Anti-Antizipation“; man muss die antizipative Bewegung der Gegenspieler vorherahnen und einen Gedanken voraus sein. Dann kann man sich so positionieren, dass man die Herausrückbewegung bestrafen und die Lücke bespielen kann. Wenn man schneller spielt, als Dortmund in die Zweikämpfe rauscht, kann man sie knacken.
Zusammenhang zwischen schnellem Spiel und Überladungen
Das ist natürlich ein klassischer Fall von „leichter gesagt als getan“. Generell ist der Punkt des „schnellen Spiels“ ein kleiner Mythos im Fußball, denn mit der mentalen Einstellung „schnell spielen!“ ist das nicht getan. Wenn man das von einer Mannschaft fordert, meint man die Lethargie am Ball zu kritisieren; eigentlich kritisiert man damit meistens die taktische Ausrichtung oder das zu wenig vorausschauende Bewegungsspiel. (An dieser Stelle ein Appell an alle Jugend- und Amateurtrainer, sich über diesen Faktor einmal genau Gedanken zu machen, bevor man ihn von der Mannschaft einfordert.)
Wenn die taktische Ausrichtung nicht stimmt, entstehen einfach keine Möglichkeiten, schnell zu spielen. Ist der Gegner in einer Überzahlsituation, kann er alle Abspiele antizipieren (Ausnahme: hochkomplizierte Geniepässe, die mehrere Gegner überraschen). Das Schnellspielen sieht dann höchstens so aus, dass man schnell dem Gegner in die Füße spielt. Um gruppentaktische Prozesse abzurufen muss zuerst die lokale Raumbesetzung als Basis gegeben sein.
Von daher ist es von entscheidender Bedeutung irgendwie zumindest lokale Überzahlen herzustellen, die man schnell durchspielen kann. Der genannte Punkt mit der frühzeitigen Besetzung der ballfernen (Halb)Räume ist eine eventuelle Möglichkeit, um dieses Fundament gegen Dortmund zu gewährleisten.
Eine andere Alternative ist die konstante, systematische Überladung des Mittelfeld- und Angriffszentrums. Beispielsweise bekommen die Borussen öfter gegen Rautensysteme Probleme; erst am vergangenen Wochenende kamen die Hoffenheimer zurück in die Partie (und die Bundesliga), als Markus Gisdol vom flachen 4-4-2 auf das 4-3-1-2 umstellte. Pässe in die überladenen Bereiche kann Dortmund teilweise nicht antizipieren (zu viele offene Anspieloptionen) und so bekommt man teilweise trotz größerer Enge mehr Zeit am Ball, wenn man gegen den BVB viele Spieler im Zentrum bündelt. Bayern könnte diese Überladungen womöglich aus ihrem Grundsystem heraus erzeugen, wenn sie ihre Fluidität passend anlegen.
Diagonalläufe der Stürmer und der „Seitenlinienpass“
Ein effektives Element, um aus einer überladenen Mitte Gefahr nach vorne zu erzeugen sind dynamische Sprints der Stürmer hinter die Schnittstellen der Dortmunder Kette. Den „gängigen“, naheliegenden Laufweg von außen in die Spitze bekommen Subotic und Co. dabei meist unter Kontrolle. Oft haben sie aber mit dem umgekehrten Weg Schwierigkeiten. Wenn die Stürmer nach außen weichen, lassen sich Hummels und Subotic oft mitziehen. Freie Spieler aus der Zentrumsüberzahl können dann nachstoßen und die Lücken nutzen.
Noch gefährlicher werden die ausweichenden Läufe, wenn der Ball auf dem Flügel ist. Dann rückt prinzipiell Dortmunds Außenverteidiger aggressiv zum Ball heraus. Geht der Stürmer nun in die äußere Schnittstelle, läuft er eine Lücke an, was die ganze restliche Kette mitzieht und zum Handeln zwingt. Selbst wenn der nahe Innenverteidiger dem Stürmer nun auf den Fersen ist, hat er kaum eine Möglichkeit, bei einem Anspiel effektiv in den Zweikampf zu kommen. Der Pass kann einfach die Seitenlinie entlang gespielt werden und der Stürmer ist immer als erster am Ball und erst einmal nicht gedoppelt. Besonders die Wolfsburger, die gegen Dortmund drei schnelle Tore erzielten, konnten immer wieder durch solche Läufe von Olic gefährlich werden, was Dieter Hecking nach dem Spiel auch ausdrücklich lobte. Mario Mandzukic kann eine ähnliche Rolle einnehmen.
Die Spieleröffnung
Der Seitenlinienpass ist generell eine unangenehme Maßnahme, mit der die Borussen oft Probleme haben. Im Normalfall ist dieser Pass nicht unbedingt zu empfehlen, da der Stürmer in eine schwierige, isolierte Situation kommt. Gegen die Dortmunder ist es aber eine simple Variante, um dem starken Pressings des Zentrums zu entgehen und schnell in gefährliche Zonen zu kommen. Zudem sind Dortmunds Innenverteidiger nicht die antrittststärksten im 1-gegen-1, sodass sie diese Situation verhältnismäßig schlecht lösen können.Oft kann der Stürmer zumindest eine Ecke rausholen.
Da Dortmund, wie schon angesprochen, immer zuerst den Weg in die Mitte versperrt, müssen sie den simplen Vertikalpassweg des Außenverteidigers offen lassen. Grundvoraussetzung dafür ist aber, dass das Spiel nach Verlagerungen innerhalb der Abwehr schnell eröffnet wird. Wenn man versucht, das Spiel ruhig und kontrolliert ins Mittelfeld zu tragen, sieht man sich immer wieder kompakten Dortmunder Überzahlen gegenüber, die man nicht knacken kann, ohne gefährliche Ballverluste zu riskieren.
Von daher ist ein Grundmittel gegen den BVB die schnelle Zirkulation innerhalb der Abwehr. Die starken Leistungen der individuell unterlegenen Ajax Amsterdam und Holstein Kiel (!) zeigten die Bedeutung dieses Faktors. Das erfordert ein weiträumiges Freilaufen der Verteidiger, kluge verbindende Positionierung der Sechser und Ballsicherheit auf allen Positionen. Das bringen die Bayern natürlich alles mit und dazu haben sie auch noch einen überragend passsicheren Torwart als Ausweichmöglichkeit.
Strukturänderung im Ausweichsystem
Ob die eröffnenden Pässe tatsächlich den Flügel entlang gespielt werden sollten, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab. Prinzipiell ist durchaus möglich, dass sich Martinez und Schweinsteiger mit Riberys Unterstützung auch im Zentrum behaupten können und auch mal hochwertige Pässe von dort verteilen. Darauf angewiesen werden sie sein, wenn sich Dortmund im 4-5-1 formiert. Durch die breitere Stellung der Mittelfeld-Fünferkette sind die Wege entlang der Flügel geschlossen und die Außenverteidiger gut abgedeckt.
Dann muss Dortmunds Gegner umdenken und kann nicht mehr das schnelle Spiel über die Breite aufziehen. Dadurch steht der BVB insgesamt stabiler und ist noch schwerer zu knacken. Der Preis dafür ist der fehlende Zugriff im Zehnerraum. Die gegnerischen Sechser werden nur frontal angelaufen, um die Passwege zu versperren, Dortmund kann sie nicht mehr mit aggressiver Zweikampfführung in die Mangel nehmen. So bekommt der Gegner mehr Ruhe im Aufbauspiel und mehr Präsenz im Sechserraum, aber hat kaum Möglichkeiten, auch nach vorne zu kommen.
Tatsächlich kam der BVB mit dem 4-5-1 noch nie richtig stark ins Wanken, doch auch dieses System hat seine Problemstellen. Vor allem die Öffnung der defensiven Halbräume muss clever genutzt werden und das Offensivspiel muss noch einen Schritt weiter vorausgedacht werden.
Inverse oder einrückende Außenverteidiger
Wenn die Vorwärtswege der Außenverteidiger mannorientiert aufgefangen werden, bietet sich an, die Struktur umzudrehen. Das 4-5-1 versperrt den Verteidigern nur die Wege entlang des Flügels, aber wegen des fehlenden Zehners sind die Wege ins Zentrum nicht zu sperren. Das kann man ausnutzen, indem der Innenverteidiger dort hinein stößt oder der Außenverteidiger diagonal hineindribbelt. Lahm demonstrierte zweiteres gegen die Borussen bereits.
Effektiv erhält man dadurch einen zusätzlichen Spieler im defensiven Mittelfeld, sodass die offenen Halbräume vielfältiger genutzt werden können. Das befreit auch die Sechser in ihrem Bewegungsspiel. Sie können diagonal hinter die herausrückenden Achter der Borussia starten und die Dynamik des Systems attackieren. Das ständige Raumöffnen und -schließen im 4-5-1 wird von einem statischen System mit Flügelfokus nicht bestraft. Mit mehr Bewegungsfreiheit im Zentrum kann man die kurzzeitigen Lücken möglicherweise für sich nutzen.
Um für Breite zu sorgen, können sich die Flügelspieler im Rücken der gegnerischen Außenstürmer positionieren. Bei einer Verlagerung entgehen sie so dem Zugriff des Außenverteidigers und nutzen gleichzeitig die lose Mannorientierung der Außenstürmer. Letztere ist bei Dortmund aber nicht all zu streng ausgeprägt, was diesen ganzen Zug zu einer schwierigen Bewegung macht, die vermutlich recht dynamisch und schnell durchgespielt werden muss. Die Außenstürmer würden sich wohl im Laufe des Angriffs ins Mittelfeld zurückziehen und so die entstehenden Lücken wieder schließen können. Wiederum ist Tempo ein wichtiges Element.
Aggressives Gegenpressing
So weit wären meine Gedanken für’s Offensivspiel gegen Dortmunds Pressing. Kommen wir zu Dortmunds Offensive. Die ist über das Umschaltspiel aber natürlich mit dem Pressing verbunden. Ein Teil von Dortmunds Defensivstärke ist auch die ständige Bedrohung durch schnelle Konter, wenn man einen Fehler macht und den Ball verliert.
Eine ganz gute Gegenmaßnahme wäre es schon einmal, die Bälle nicht all zu früh zu verlieren. Wenn man Dortmund ins Abwehrdrittel drängt, kann man sie nämlich auch im Gegenpressing greifen, was den Bayern auch schon mehrfach gut gelang. In der Enge an der eigenen Box will auch der BVB keine Bälle beim Herauskombinieren verlieren. Zwar sind sie außergewöhnlich gut im spielerischen Befreien aus dem Gegenpressing – Blaszczykowski und Hummels brillieren darin oft – doch sie gehen nicht viel Risiko.
Wenn man sie also in Ballnähe sofort unter Druck setzt, kann man sie zum langen Ball zwingen. So kann man den Ball erst einmal aus dem Kombinationsspiel entfernen. Wenn man nun gut umschaltet und Dortmunds intensives Aufrücken mitgeht, gibt es nicht viele Möglichkeiten für den BVB. Sie sind auf Einzelaktionen angewiesen.
Absicherung der Flügel
Entscheidender Spieler dabei ist Lewandowski, der als Zielspieler für die Befreiungsschläge agiert. Dafür sucht er intelligent Freiräume, nachdem er im Pressing überspielt ist. Besonders effektiv ist sein Ausweichen in den Raum hinter aufgerückten Spielern (vor allem Außenverteidigern). Dort erreicht er die langen Bälle oft als Erster, kann sie kontrollieren, sich drehen und andribbeln. Manchmal geht auch der Zehner in diese Räume, wobei Gündogan das wohl seltener machen würde als Götze.
Diese Zug ist ein wichtiges Argument dafür, gegen Dortmund die Außenverteidiger eher vorsichtig nach vorne zu schieben. Zudem ist das enorm aggressive Umschalten der sprintstarken Reus und Blaszczykowski oftmals schwer aufzufangen. Aus diesen Gründen ließ beispielsweise Mourinho in Reals ersten Partien gegen den BVB mit wenigstens einem zurückhaltenderen Außenverteidiger spielen.
Die Bayern konnten dieses Umschalten über lange Bälle aber oftmals außergewöhnlich gut kontern. Lewandowski wurde mannorientiert verfolgt, entweder von einem Innenverteidiger nach außen oder vom absichernden Sechser in die Tiefe. Bei der Ballannahme wurde er sehr aggressiv gestört, notfalls gefoult. Da Bayerns Innenverteidiger (insbesondere Boateng) außergewöhnlich athletisch sind, können sie den Polen im direkten Duell meist unter Kontrolle bringen, wenn sie früh genug in den Zweikampf kommen.
Passives Zurückweichen als Sicherungsstrategie
Falls der BVB sich trotzdem einmal durch die ersten Wellen des Gegenpressings spielen kann, ist es oft ein guter Ansatz sehr passiv zu bleiben und vor allem die direkten Wege zum Tor zu schließen. Die Borussen sind in ihren Kontern so gut strukturiert und agieren so stark unter Druck, dass man kaum erneut Zugriff erzwingen kann, wenn man ihn einmal verloren hat.
Lässt man den Dortmundern aber Raum und öffnet die langsamen Räume auf den Flügeln, werden sie teilweise zu ungeduldig und versuchen hektisch in der Mitte durchzubrechen, anstatt die Räume sauber auszuspielen. Besonders schnelle Abwehrreihen, zu denen ja auch die der Bayern zählt, haben dann gute Karten, die verfrühten Pässe in die Tiefe abzulaufen.
Man muss jedoch relativieren, dass diese Problem beim BVB etwas wechselhaft auftreten und auch psychologisch bedingt scheinen. Vor allem in hektischen Spielphasen oder, wenn ein Spiel scheinbar entschieden ist, neigen sie zu diesen unsauberen Angriffen. Bei einem angespannten Spiel auf hohem Niveau, wie es die Duelle mit den Bayern meist sind, agieren sie oft deutlich stärker. Von daher sollte man sich niemals auf Fehler der Borussen verlassen.
Dortmunds Aufbau-Schwachstellen öffnen
Bekommt man Dortmunds Konter in den Griff, bleibt den Schwarzgelben immer noch ihr Ballbesitzspiel. Oft werden die umschaltstarken Borussen auf ihr Konterspiel reduziert, was ihnen aber nicht gerecht wird. Die meisten Gegner riskieren gegen sie wenig, sodass Gündogan und Co. aus dem eigenen Spielaufbau zu Chancen kommen müssen.
Die größte Qualität ist dabei oft die gute Anpassung an die Strukturen des Gegners. Gegen 4-4-2-Systeme wird gerne das Zentrum überladen, gegen Rauten wird über die Außenverteidiger diagonales Spiel mit Verlagerungen betrieben, gegen 4-3-3-Formationen werden mit Vertikalspiel die Halbräume gesucht. Von daher ist das beste Mittel gegen die Borussen, ihnen keine Möglichkeiten anzubieten; etwas, das die defensivstarken Bayern ziemlich gut drauf haben.
Besondere Probleme bekommt der BVB außerdem dann, wenn die Schlüsselspieler gesondert geblockt werden und das Spiel auf die passschwächeren Akteure geleitet wird. Das populärste Beispiel dafür ist die Manndeckung gegen Hummels, die vor allem vergangene Saison von vielen Teams gespielt wird. Zwar ist Subotic mittlerweile ebenfalls ein guter Aufbauspieler, doch Hummels bleibt eine wichtige Säule. Die Wolfsburger nahmen ihn erst wieder durch Olic in Manndeckung und zeigten, dass dies weiterhin gut funktionieren kann.
Zudem sind Bender, Schmelzer und Weidenfeller für ihre jeweiligen Positionen recht passschwach. Schmelzer ist wahnsinnig ineffektiv, wenn er frei auf die gegnerische Abwehr zumarschieren darf. Bender kann zumindest vereinzelt gute Pässe spielen, braucht dafür aber recht viel Zeit. Weidenfeller schlägt den Ball fast immer weg, wenn er gut angelaufen wird. Wenn man Dortmunds Spiel auf diese Schwachpunkte lenkt, bekommen sie große Schwierigkeiten, eine saubere Ballzirkulation aufzubauen und somit können sie ihre Fluidität und Kombinationsstärke im Offensivspiel nicht nutzen.
Das klingt jedoch leichter als es ist, denn Klopp weiß um die Schwachpunkte und kann sie oft kompensieren: Bender positioniert sich bewusst in Engstellen, um Gegenspieler zu binden und gute Gegenpressing-Positionen einzunehmen. So muss er gar nicht erst angespielt werden, sondern seine Position wird von seinem Nebenmann überspielt. Schmelzer geht kaum noch zur Grundlinie, sondern hält den Ball und beschränkt sich auf simple Ablagen. Wenn man ihn freilässt muss man ihn anschließend sehr schnell und effektiv isolieren, sonst wird er durch seine Mitspieler „befreit“.
Der omnipräsente Gündogan
So ist das oben dargestellte Konzept wohl in dieser simplen Form nicht so effektiv, wie man es auf den ersten Blick meinen könnte. Es könnte allerdings als gedankliche Grundausrichtung im gruppen- und individualtaktischen Verhalten dienen: Welchem Spieler messen wir im Pressing welche Priorität zu? Wie frühzeitig und wie eng stellen wir welchen Spieler zu? Wen können wir beim Anlaufen unter Druck setzen, wer befreit sich?
Besonders im Falle von Gündogan ist diese Gedankenschablone ein ganz wichtiger Punkt. Durch seine herausragende Pressingresistenz lässt sich Dortmunds Spielmacher kaum durch normales Anlaufen unter Druck setzen und ist auch in engeren Zwischenräumen nicht über die reine Kompaktheit zu verteidigen. Um ihn aus dem Spiel zu nehmen, muss man ihn frühzeitig zustellen, sodass er gar nicht erst angespielt wird, oder sofort in einen körperlichen Zweikampf verwickelt werden kann. Gelingt dies nicht, kann man sich das Attackieren sparen und sollte sich aufmerksam darauf konzentrieren, alle Passoptionen zu blockieren. Gündogan erzwingt nicht die Hollywood-Pässe, sondern wählt den effektiven, einfachen Pass. Wenn dies ein Pass nach hinten ist, hat man die nächste Gelegenheit, ihn aggressiv zu isolieren.
Wenn es gelingt, Gündogan aus dem Spiel zu nehmen, ist Dortmund massiv geschadet. Er ist das verbindende Zahnrad in allen Bereichen, hält den Ball am laufen und die Mannschaft verbunden. Durch seine strategisch ausweichenden Bewegungen (z.B. Herauskippen neben die Innenverteidiger) ist er kaum zonenorientiert aufzufangen. Von daher könnte eine aggressive Manndeckung auf ihn eine gute Möglichkeit sein. Die Bayern nutzten dieses Mittel schon gegen einen Spieler mit ähnlicher Funktion: Barcelonas Busquets wurde variabel von Müller oder dem Stürmer überall hin verfolgt. Gündogan hat zwar einen höheren Bewegungsradius und ist dynamischer als der Katalane, allerdings hat Dortmund dafür nicht so viele Spieler, die Gündogans spielmachende Aufgaben übernehmen können.
In diesem Kontext wird natürlich hochinteressant, ob der wendige Allround-Spielmacher hinter Reus auf der Sechs spielt, oder ob er vor (oder gar neben?) Nuri Sahin startet, um im Aufbauspiel einen weiteren Fixpunkt zu haben.
Andribbeln und Vertikalspiel gegen das Gegenpressing
Zu guter Letzt sieht man sich gegen die Dortmunder immer ihrer größten Stärke gegenüber. Wenn man sie nicht im Spielaufbau schon verhindern konnte, sich zurückziehen muss und erst dann den Ball gewinnt, setzt das berüchtigte Gegenpressing des BVB ein. Klopps „bester Spielmacher“ ist eine riesige Herausforderung für jede Mannschaft und eine große Gefahr, wenn man ihn unterschätzt. Beim 4:1 gegen Real Madrid schoss Dortmund gleich drei Tore nach Ballrückeroberungen; Mourinho haderte nachher mit „individuellen Fehlern“ seiner Mannschaft.
Es gibt vielleicht keine Mannschaft auf der Welt, die versuchen sollte, dieses Gegenpressing einfach so auszuspielen. Dortmund verengt die Räume so aggressiv, intelligent und unübersichtlich, dass jeder Pass ganz schnell ein Fehlpass sein kann. Und solch ein Fehlpass kann ganz schnell eine Dortmunder Torchance sein, wenn zu viele Spieler auf offensive Umschalten. Von daher gilt: Nach Balleroberung bloß nicht rauskombinieren.
Die zwei Möglichkeiten, mit denen der BVB Probleme bekommt: Ein schneller befreiender Pass nach außen oder ein anspruchsvolles kurzes Dribbling zur Auflösung des ersten Gegenpressing-Momentes. Beide Varianten haben den Vorteil, dass nur wenige Spieler involviert sind. So können sich die meisten auf die Absicherung eines möglichen Gegenkonters fokussieren und das Gegenpressing fällt als „Spielmacher“ aus.
Besonders ein sofortiges Dribbling nach Balleroberung kann durchschlagende Wirkung haben, da sich mit einem Mal die Wirkung der Passwinkel und Deckungsschatten stark verändert. Auch das Sichtfeld des Ballführenden dreht sich eventuell. Der kollektive erste Schritt des Dortmunder Umschaltkollektivs muss neu gesetzt werden, es entsteht eine Art kurzer „Gegenschock“. In diese Veränderung hinein kann der Ballführende einen Freiraum in der Ferne finden und vielleicht durchbrechen.
Mit etwas Glück drängt man den BVB durch solch eine Aktion oder mit einem schnellen Vertikalpass in die Spitze zu einer überriskanten Reaktion. Besonders Hummels und Bender neigen dazu, auch bei völlig fehlender Absicherung aggressiv den Zweikampf zu suchen. Wenn man diesen noch gewinnt, kann man schon durch sein. Besonders die Bayern mit ihrer Dribbelstärke auf vielen Positionen haben auf diese Weise das Potential, die Dortmunder auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Fazit
Auch die Dortmunder sind schlagbar – es ist aber extrem schwierig. Freies Zitat nach RM.
Mir kommt es so vor, als sei jede Stärke der Dortmunder dafür prädestiniert, ausgerechnet von den Bayern gekontert zu werden – und auch andersherum. Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass diese Duelle normalerweise derartige „Limit-Spiele“ sind, bei denen sich beide neutralisieren und der kleinste Fehler bestraft wird.
Zu dieser hochinteressanten Ausgangslage kommen noch diverse taktische Varianten hinzu, die Klopp nun wegen Götzes Ausfall bemühen muss. Es wird also auf allen Ebenen ein Spiel der allerhöchsten Fußballkunst und Fußballtaktikkunst. Mein Tipp? Wird geil!
Eine umfassende Vorschau zur Partie erscheint morgen in Form der „fünf Fragen“ zum Spiel.
48 Kommentare Alle anzeigen
V.Anand 25. Mai 2013 um 12:21
Eine weitere Möglichkeit wie der BVB zu knacken ist haben wir beim CL HF gegen Real im Bernabeu gesehen.
Hier spielt Modric einen langen Lupfer aus dem Mittelfeld heraus über die IV des BVB hinweg auf den schnellen Ronaldo. Genau diese Bälle bereiten dem BVB Probleme.
Hummels hat ein sensationelles Stellungsspiel und Subotic hat viele defensive Stärken. Besonders schnell sind sie aber Beide nicht.
Für diese Variante wird BS31 im OM als Passgeber benötigt und entweder Ribery, Müller oder auch Robben, die in die Mitte ziehen.
Bei der Ballannahme aus der Luft sind Ribery sowie Robben aufgrund ihrer herausragenden Technik vorzuziehen. Müller würde eine Direktabnahme versuchen.
Diese Variante ist nur möglich wenn der BVB aufgerückt ist und sich in der Rückwärtsbewegung befindet. Steht die Defensive des BVB erst einmal dann stimmen die Abstände und entweder köpft die IV diesen Ball heraus oder aber Weidenfeller klärt durch Herauslaufen.
Überhaupt ist es Real sehr gut gelungen ( im Bernabeu ) durch Pässe in die Zwischenräume Higuai, Özil und Ronaldo in Szene zu setzen.
Und ebenso kann der FCB mit Pässen von BS31 aus dem OM heraus auf Robben, Ribery oder Müller zum Erfolg kommen.
Mehrfach ist es Real auch durch Passkombinationen gelungen in den Rücken der Abwehr des BVB zu gelangen. Malaga hat dies im Hinspiel der CL gegen den BVB ebenfalls geschafft. Es geschieht in aller Regel auf der Schmelzer Seite.
AlexH 25. Mai 2013 um 11:25
Ich habe mir nochmals die Analyse des Pokalspiels angeschaut. Eine gute taktische Möglichkeit wäre es bei BvB Ballbesitz Mandzukic tiefer als Müller zu platzieren. Dieser könnte die defensiven Mittelfeldspieler des BvB ständig stören und zum Wahnsinn bringen. Das BvB Aufbauspiel wäre komplett gestört und Ballverluste könnten bei einem schnellen Umschalten durch die Mitte (Müller) oder über Außen sehr gefährlich werden.
AlexH 25. Mai 2013 um 11:07
Ich habe mir nochmals die Analyse vom Pokalspiel angeschaut. Eine weitere taktische Möglichkeit wäre bei BVB Ballbesitz Mandzukic hinter Müller zu platzieren. Müller presst auf Hummels und Mandzu bringt die defensiven Mittelfeldspieler des BvB zum Wahnsinn durch ständiges stören. Hierdurch könnten Ballverluste in der Vorwärtsbewegung erreicht werden, die dann entweder über Außen oder durch die Mitte (Müller) schnell Richtung Tor gespielt werden.
DSDS 25. Mai 2013 um 02:08
hi, mal eine frage,
könntet ihr vielleicht auch mal ein Spiel, klassisch an einer Taktiktafel präsentieren/analysieren und mit video aufnehmen :)?
Kurt C. Hose 26. Mai 2013 um 01:22
+1
😉
Goalimpact 24. Mai 2013 um 23:04
Bezüglich der ’nicht idealen Abschluss Position bei Halbfeldflanken‘: es scheinen mehr Assists in der EPL aus dem Halbfeld zu kommen als aus der Ecke. Quelle
http://differentgame.wordpress.com/2013/05/24/what-areas-do-assists-come-from/
Nun sind das sicher nicht alles Flanken, aber überraschend fand ich es doch. Vielleicht geht es auch über die Menge statt die Qualität.
RM 24. Mai 2013 um 23:55
Sind das nur Flanken, also hohe Bälle? Wobei es taktisch erklärbar ist, außerdem geht’s MR wohl eher um Dortmund mit ihren proaktiven, beweglichen und groß gewachsenen Innenverteidigern, denke ich.
MR 25. Mai 2013 um 11:44
Durch die leichtere Erreichbarkeit der tieferen Position ist das kaum aussagekräftig. Wenn man sich anschaut, wie früh ein Stoke City oftmals schon den Ball reinflankt, überraschts mich auch eher, dass da nicht mehr Aktionen aus etwas höherer Strafraumdistanz eingezeichnet sind. Vermutlich sind da auch einige zweite Bälle dabei (vgl blaue Punkte), die man bei Dortmund eher nicht kriegt.
Goalimpact 25. Mai 2013 um 15:41
Höhere Menge (Gesamtzahl der Versuche) und nicht nur Flanken. Dann sind wir alle einer Meinung.
Burrinho 24. Mai 2013 um 22:19
Ich muss kurz mal die – eigentlich von mir gehasste – „super Artikel“-Antwort geben:
bester Artikel den ich so in meinem Kurzzeitgedächnis habe. Sehr taktischtheoretisch auf recht hohem Niveau super interessante Dinge beleuchtet – und das recht allgemein.
In anderen eigentlich allgemeinen Texten (taktischtheoretisch oder 5-Fragen zB bei Barca-Bayern) verfallt ihr in ein wenn die Variable, dann, aber kann auch, oder vielleicht auch so.
Dieser hier dagegen ist ein reiner Genuss.
fs 24. Mai 2013 um 21:35
Ich hatte gerade auf tagesschau online eine Taktikanalyse gelesen und musste gleich an spielverlagerung.de denken. Kooperiert ihr neuerdings auch mit dem sid?
http://www.sportschau.de/fussball/cl/taktikfinale101.html
RM 24. Mai 2013 um 21:42
Nicht, dass ich wüsste. Wobei der Begriff „pressingresistent“ ja eigentlich schon unser Patent ist.
datschge 25. Mai 2013 um 00:43
Da steht unten sid, ist also eine Agenturmeldung des Sport-Informations-Diensts (SID) und kann als solche überall auftauchen.
Kirmoar 24. Mai 2013 um 20:58
Sollte man evtl. Lewandowski bei langen Bällen doppeln sowie bei Drogba im letzten Finale, also einer davor und einer dahinter? So konnte man Drogba (bis auf die Ecken) aus dem Spiel nehmen. Von der Spielweise (starkes Behaupten von langen Bällen) wären sich die Spieler ja zum Teil ähnlich.
RM 24. Mai 2013 um 21:03
Beim BVB könnte aber die Gefahr sein, dass sich dadurch Löcher öffnen, die der BVB bespielen kann. Gegen Chelsea konnte dies auch praktiziert werden, weil Drogba auf weiter Flur alleine stand. Außerdem ist Drogba, denke ich, etwas stärker in der Ballbehauptung als Lewandowski.
TW 24. Mai 2013 um 17:53
Danke für den tollen Artikel. Es ist echt unglaublich wie die Defensive des BVB fast perfekt die Vorgaben für ballorientiertes Verteidigen aus der Literatur umsetzt. Nach der Bildanalyse vom Spiel gegen Real wird es auch hier wieder deutlich, am deutlichsten bei der Beschreibung des Verhaltens von Subotoc und Schmelzer bei einem Herausrücken von Hummels aus der Kette.
In diesem Kontext passt auch meine Frage. Werden die Außenpositionen im 4-5-1 wirklich so mannorientiert gespielt wie durch die Positionierung in der Abbildung suggeriert? Das Problem mit den inversen Außenverteidigern entsteht ja nur durch das mannorientierte Verfolgen. In einem ballorientierten Kettenspiel mit 5er-Kette würde der ballbesitzende AV beim Einrücken jedoch von einem der Halbspieler gestellt. Der blaue Raum in der Abbildung würde durch die beiden Nachbarn (analog zum Hummels-Beispiel) abgedeckt.
Ich gehe davon aus, dass Du Recht hast, da ich selbst kaum Spiele des BVB sehe. Es wundert mich nur, dass das 4-2-3-1 so extrem mit ballorientiertem Verschieben und Raumdeckung gespielt wird, während es beim 4-5-1 plötzlich klare Mannorientierungen gibt. Oder siehst Du eventuell sogar einen Grund dafür?
Funfact: Die Probleme des ballorientierten Verschiebens ohne Mannorientierung im 4-2-3-1 (4-4-2) wird im Absatz „Nutzung de Außenverteidiger“ ebenfalls als zu nutzende Schwäche beschrieben. Im 4-5-1 ist die Horizontale eher besser abgedeckt. Trotzdem werden die Mannorientierungen als zusätzliche Sicherung gegen dynamisch aufrückende Außenverteidiger installiert.
MR 24. Mai 2013 um 21:23
Nee, das ist schon etwas überzogen dargestellt dort, um den Mechanismus zu verdeutlichen. Die Intensität der Mannorientierung schwankt da etwas, aber normalerweise verfolgt Dortmund erst etwa ab der Mittellinie. Die Flügelspieler schieben aber deutlich weniger mit als im 4-2-3-1. Ob man das effektiv spielen kann, hängt von der Dynamik der Szene ab, wär nur zu ausufernd gewesen, es ausführlich zu beschreiben.
nougat 24. Mai 2013 um 16:32
ich hab mal ne doof frage:
wer von euch artikelsschreibern spielt (noch) aktiv fußball ?
RM 24. Mai 2013 um 17:08
MB wartet auf sein 100. Länderspiel und ich spiele, wenn ich mal nicht verletzt bin. Als Hobby spielen aber alle noch.
nougat 24. Mai 2013 um 20:51
es gibt halt nix über jahrelange praxis… 😉 wobei ich mal nix über eure taktikpamphlete gesagt haben will – die sind sicherlich schon aller erste sahne, aber so sätze… wie
„Um dem Zugriff der Dortmunder Abwehrspieler in dieser Situation zu umgehen, benötigt man „Anti-Antizipation“; man muss die antizipative Bewegung der Gegenspieler vorherahnen und einen Gedanken voraus sein.“
da kräuseln sich mir die nackenhaare. wie soll das gehen anti-antizipation ? na ja, ich hab das aber wohl richtig gecheckt. gemeint ist wohl so irgendwas mit gegenseitiges covern oder so, squeeze play, körpertäuschung, griff in die trickkiste, what ever.
RM 24. Mai 2013 um 20:53
Juhu, endlich kritisiert mal jemand MR für seine Neologismen.
MR 24. Mai 2013 um 21:24
„die antizipative Bewegung der Gegenspieler vorherahnen“ ist gemeint. Steht das da nicht?
Der Neologismis war ein kleiner Joke. Wegen Anti halt…man agiert GEGEN die ANTIzipation. Anti Anti. Witzig!
Kroos39 25. Mai 2013 um 11:17
“Um dem Zugriff der Dortmunder Abwehrspieler in dieser Situation zu umgehen, benötigt man „Anti-Antizipation“; man muss die antizipative Bewegung der Gegenspieler vorherahnen und einen Gedanken voraus sein.”
Hat dir ein Mitspieler schon mal folgendes gesagt?: „Der Pass stand in der Bildzeitung!“ Das ist im Prinzip eine Aufforderung zur Anti-Antizipation, auch wenn derjenige das so niemals ausdrücken würde/könnte.
Also nicht wirklich von der Realität entfernt. 😉
florider 24. Mai 2013 um 15:03
Vielleicht macht sich jetzt in diesem Spiel der Rücktransfer von Nuri Sahin am meisten bemerkt. Weil ich sowohl ein 4-5-1 wo Kuba auf den Außen bleibt mit dem Trio Sahin-Gündogan-Bender und auch ein 4-2-3-1 mit Sahin/Bender besser finde als eine Variante mit Großkreutz vor allem nicht im 4-5-1 zentral. Auch Reus würde ich nur mit Bauchschmerzen auf der 10 sehen.
kollederboss 24. Mai 2013 um 15:13
na ja sahin taugt laut klopp nicht fürs 4-5-1, denke daher eher dass kehl, bender und gündogan spielen werden mit reus und kuba auf den flügeln.
ich persönlich würde auch lieber ein 4-2-3-1 mit gündogan als klassischem zehner und sahin auf der sechs neben bender sehen, das andere system scheint aber wohl wahrscheinlicher, da es defensiv stabiler ist (dafür aber auch offensiv nicht so scharf …)
V.Anand 25. Mai 2013 um 00:18
Schon richtig was du hier darlegst. Sehe auch ein 4-5-1 mit Kehl und Bender auf der Doppelsechs sowie einem tief postierten Gündogan auf der 10. Kehl kann bei extremem Druck der Bayern in die IV Reinrücken und somit ein 5-4-1 schaffen.
Sahin für Kehl kommt erst dann wenn
a) der BVB in Rückstand geraten ist
b) wenn der BVB bei Unentschieden das Spiel entscheiden will.
Bei Einwechslung von Sahin schaltet der BVB auf 4-2-3-1 um.
Aber wie schlägt man den BVB- dies ist doch hier die Frage?
Es gibt einen taktischen Schachzug mit Javi. Man hatte über 3 Wochen Zeit dies Einzuproben.
Die Bayern gehen davon aus, dass der BVB sehr defensiv beginnen wird. Javi wird zuerst neben Dante auf die IV Position gehen. BS31 und Gustavo auf der Doppelsechs.
Ohne Götze ist die Angriffsformation des BVB geschwächt. Javi rückt dann in die Busquets Rolle wobei er durch Gustavo unterstützt wird. Bei Notwendigkeit ( starkem Angriffspressing BVB ) lässt sich Javi aber auch wieder in die IV Position zurückfallen. In diesem Fall kehrt auch BS31 ins DM zurück. Überwiegend wird der FCB aber mit Dreierkette agieren, solange der BVB nur mit Lewi vorne ist.
Bei dieser Formation wird BS 31 für das OM frei und kann die Lochpässe in die freien Räume auf Robben, Ribery oder auch Müller spielen. In dieses System würde auch Gomez passen, der durch Flanken zusätzlich gefüttert werden könnte.
Durch die Präsenz von BS31 im OM erhält Müller Verstärkung und so kann man gemeinsam sehr viel Druck auf den BVB entwickeln.
Die Überladung ( Alaba / Ribery oder Lahm / Robben ) sind bekannte Mittel des FCB und werden durch die Präsenz von BS31 im OM noch intensiviert. Hier ist die Möglichkeit gegeben den tödlichen Pass zu spielen, um in den Rücken der Defensive zu kommen.
Mandzukic presst auf Mats und Müller auf Kehl. Wie pressingresistent Hummels und speziell Kehl dann sind, werden wir sehen. Da weder Bender noch Subotic im Spielaufbau überragend sind, wird der BVB eventuell gar gezwungen auf die Außen auszuweichen . Da pressen aber die schnellen Ribery und Robben.
BS31, Ribery und Robben werden letztendlich als Assist für Müller oder Mandzukic ( Gomez ) dienen.
Zudem sind auch Distanzschüsse von Alaba zu erwarten.
Die Bayern geben sich den Anschein als wenn sie alles so wie immer machen- dies könnte täuschen. Bei Vollmond ist alles möglich.
Bei der BVB PK in London waren Kehl / Hummels anwesend- eventuell ein kleiner Fingerzeig auf einen defensiveren BVB.
kollederboss 25. Mai 2013 um 10:02
ich geh aber mittlerweile eher von einem 4-5-1 in klassischer besetzung aus, wobei großkreutz götze ersetzt.
d.h. bender als sechser, gündogan und kuba auf den halbpositionen und großkreutz/reus über die flügel, wobei reus dann wohl über rechts kommen wird.
großkreutz musste im dfb pokal ja nur als achter spielen weil kuba da nicht dabei war, normalerweise spielt kuba ja eingerückt wenn dortmund 4-5-1 spielt. wäre dann nur logisch so, über die flügel kann man großkreutz ja eigentlich auch eher gebrauchen, auch wenn ich ihn da die letzten beiden jahre defensiv deutlich besser sah, als in dieser saison.
C 24. Mai 2013 um 14:41
Also ich muss hier doch was zu diesem Satz sagen „Mir kommt es so vor, als sei jede Stärke der Dortmunder dafür prädestiniert, ausgerechnet von den Bayern gekontert zu werden – und auch andersherum.“ es handelt sich hier doch vorallem um Schwächen die man jeweils bei seinem gegenüber ausgemacht hat und natürlich versucht man die möglichst gut zu bespielen wundert es dass es ausgerechnet BVB und FCB sind die jeweils ihre gegenseitigen Schwächen so gut kennen und so gut ausspielen können? Nein, weil sie nunmal national die direkten konkurrenten sind. Vll lässt sich ja auch ein Mourinho oder ein Moyes nächstes Jahr in der Cl nochmal was ganz Anderes einfallen, ich bin gespannt!
kollederboss 24. Mai 2013 um 14:35
flanken wird bayern auf jeden fall, ist ja eh ein markenzeichen in dieser saison. ich erwarte viele flügelwechsel und hohe bälle in den strafraum. da sind die bayern ohnehin brutal gefährlich (siehe CL halbfinalspiele).
Steffen 24. Mai 2013 um 13:48
Meine Analyse geht in eine ähnliche Richtung. Gerade was das knacken des Dortmunder Pressingsystems durch das Überladen der ballfernen Flügel angeht. Heynckes hat das im Pokalspiel wunderbar vorgemacht. Was aus meiner Sicht auch noch wichtig ist: Bayern muss das physische Spiel der Dortmunder annehmen. Der BVB hat Bayern in der Vergangenheit und z.B. Real im ersten Halbfinale durch die Laufleistung komplett überfordert und ist teilweise mehr als 10 Kilometer mehr gelaufen als der Gegner. Auch so etwas kann den Unterschied ausmachen
http://derbayernblog.com/2013/05/22/vorschau-finale-bayern-dortmund/
theboss 24. Mai 2013 um 13:17
Der Name des Artikels erscheint mir etwas sinnlos, er sollte vielmehr „Dortmunds Schwächen“ heißen, weil man sonst denken könnte Dortmund wäre diese Saison noch fast unbesiegt (analog zu Bayern), dabei gab es 2 Niederlagen gegen den HSV, 2 gegen Schalke, 1 gegen WOB, 1 gegen Madrid und 1 gegen Bayern.
MR 24. Mai 2013 um 13:20
Muss Bayern morgen Dortmund besiegen? Na also.
mb 24. Mai 2013 um 13:28
Ich finde, dass unter jeden anständigen Artikel zum Finale egal ob hier oder anderswo („zeit online“ z.B.) ein Disclaimer gehört. „Bayern ist der geilste Scheiß“ wäre ein naheliegender Vorschlag, alternativ darf auch in masturbatorischer Art und Weise auf die Rekordsaison der Bayern und einzelne Niederlage des BVBs hingewiesen werden. Dann müssen das die Kommentatoren nicht mehr anmerken.
seit82 24. Mai 2013 um 15:19
Ist es wirklich so schlimm? Mach Dir nichts draus.
figo88 24. Mai 2013 um 13:13
ich halte das überladen des ballfernen raumes für gefährlich, wird der ball bei gutem pressing dortmunds verloren dann brennts! da bleibt oft nur der weg zurück die IV und dortmund kann sich neu ausrichten
Trainer T. 24. Mai 2013 um 12:52
Genauso wie es auf der Gegenseite Schweinsteiger ist, ist bei Dortmund Gündogan der Schlüsselspieler, den es auszuschalten gilt – vorausgesetzt er spielt auf der 6. Ansonsten Nuri. Den Vorteil bei diesem Gedankenspiel sehe ich aber durchaus bei Dortmund, denn Hummels, der heimliche Spielmacher, ist besser im Aufbau als Dante – so wird es Bayern schwer fallen sich um Hummels UND Gündogan/Sahin zu kümmern. Das wird nur (und darin sind die Bayern ja leider so stark dieses Jahr) im Verbund gehen. Doch wenn es Dortmund gelingt im Zentrum irgendwie an Martinez vorbeizuspielen, dann werden sich Chancen ergeben. Dass dies gelingt, ist von einem formstarken Hummels (fraglich) und Sahin (ich gehe davon aus, er wird spielen – und er wird hot sein) abhängig, sowie dem Umstand, wie sich Gündogan auf der 10 zurecht findet.
Bernhard 24. Mai 2013 um 19:36
Jein,bei Barca hast Pique, Xavi und Busquets welche sich um den Spielaufbau kümmern und auch die wurden weitesgehend ausgeschaltet.
fs 24. Mai 2013 um 12:21
Dem Tipp kann ich nur zustimmen. Bin sehr gespannt auf welcher Position Gündogan spielt. Wo kann ich die Vor- bzw. Nachteile nach lesen, ob nun Großkreuz oder Sahin spielt? Ihr habt bestimmt schon etwas dazu geschrieben.
MR 24. Mai 2013 um 12:31
Bisher nur in den heutigen RuhrNachrichten. Möglicherweise stellen die Kollegen den Bericht heute auch noch online, einfach gelegentlich mal checken. Ansonsten wird die Frage morgen auf zdfsport.de erläutert und sicher auch in den fünf Fragen auftauchen!
Matthias 24. Mai 2013 um 12:07
Gündogan ist „omipräsent“ – hat das was mit seiner Oma zu tun? 😉
Das Fazit passt perfekt – jedes Team ist prädestiniert die winzigen Schwächen des anderen auszunutzen.
Es wird spannend, Bayern wird wie gewohnt spielen, beim BVB würde ich fast auf eine deutlich andere Taktik tippen als bisher. Aufgrund des Götze-Ausfalls – könnte Klopp seine Mannschaft im 5-5-0 auflaufen lassen und mauern um die Bayern an die letzte Niederlage gegen Chelsea zu erinnern?
Man stelle sich nur ein 0:0 in der 80.Minute vor, die Bayern mit zuvor 20 100%ig vergebenen Chancen … und Dortmund mauert, kontert und betet … und dann ein Eckball in der 89. … für mich als Bayern-Fan die absolute Horrorvorstellung …
MR 24. Mai 2013 um 12:27
Hahaha, bester Tippfehler aller Zeiten. Aber hab’s trotzdem mal korrigiert, danke.
Naruto 24. Mai 2013 um 11:41
Bender als Schwäche der Dortmunder? Jetzt hört aber auf 😀
Jose Mourinho 24. Mai 2013 um 12:37
So schlecht sehe ich Bender mit Ball auch nicht. Er spielt halt immer den einfachen Pass was nicht immer schlecht sein muss.
Trainer T. 24. Mai 2013 um 12:39
Bender ist neben Martinez der defensiv beste 6er der Liga. Doch offensiv muss man ihn manchmal wirklich verfluchen..
Naruto 24. Mai 2013 um 14:03
Muss man? Wo zieht man denn die Grenze zwischen Defensiv stark und offensiv schwach? Das Modell „Total Football“ scheitert. Kein Spieler kann offensiv wie defensiv gleich stark sein bzw. dieselben taktischen Fertigkeiten in allen Spielsituationen unterbringen.
Ein kleiner Ausflug: Der kollektive Shane Battier 🙂
https://spielverlagerung.de/2012/05/22/fc-bayern-munchen-chelsea-fc-11-34-ne-in-depth/
Das ist Sven Bender!
MR 24. Mai 2013 um 21:26
„Wo zieht man denn die Grenze zwischen Defensiv stark und offensiv schwach?“ -> Hö? Die beiden Dinge sind doch auf unterschiedlichen Skalen angeordnet. Die Grenze ist zu ziehen zwischen offensiv stark und offensiv schwach.
Pauli 24. Mai 2013 um 11:19
Ich hoffe Jupp liest hier mit und kann die Schwächen ausnutzen! 🙂
Pauli 24. Mai 2013 um 11:21
Freies Zitat nach: löffel
siehe: https://spielverlagerung.de/2013/05/23/wie-besiegt-man-den-fc-bayern-munchen/