Borussia Dortmund – Real Madrid 2:1 | Das Hinspiel

Der BVB gewinnt das Pressingduell auf Weltniveau.

Gegen die Königlichen aus Madrid gelang Borussia Dortmund ein verdienter und gerade deswegen beeindruckender Sieg, der entscheidende Punkte für das Weiterkommen in der Champions League gebracht haben könnte. Dabei versuchten beide Teams wie gewohnt, den Gegner früh zu stören. Dass Dortmund in dieser seiner Königsdisziplin kollektiver, fleißiger und letztlich einfach besser war, entschied das Duell.

Grundformationen

Beide Teams starteten wie üblich in einer 4-2-3-1-Grundordnung. Die Rollenverteilung ist bei Real Madrid dabei aber stärker an einem 4-3-3 ausgerichtet, während der BVB eher einer 4-4-2-artigen Aufgabenverteilung folgt. So war das Pressing der Madrilenen wie gewohnt noch etwas offensiver angelegt, während Dortmund keinen dauerhaften Druck auf Reals Viererkette machte, sondern stärker auf die kollektive Kompaktheit fokussiert war.

Dazu passend spielte beim BVB das erste Mal seit einiger Zeit wieder die defensive Doppelsechs aus Sven Bender und Sebastian Kehl. Auf diese Weise erhöhte Dortmund sein Potential in Balleroberung und Gegenpressing, während das spielerische Element verstärkt von den Innenverteidigern eingebracht wurde, die in Überzahl gegen den allein pressenden Benzema standen. Schmelzer und vor allem Piszczek, der gegen Superstar Ronaldo ein herausragendes Spiel ablieferte, agierten dabei sehr offensiv – Dortmund reagierte somit aktiv auf die Stärken des Gegners.

Bei Real lief Benzema im Sturm auf, der einige Male nach links wich, um Piszczek zu binden, was aber wenig Einfluss hatte. Ronaldo spielte seine übliche Rolle als verkappter Halbstürmer vom linken Flügel, während auch die restlichen Mittelfeldpositionen der eingespielten Real-Formation entsprachen. Nach 19 Minuten musste allerdings Khedira verletzungsbedingt durch Luka Modric ersetzt werden, der zwar deutlich pressingresistenter und kreativer, aber nicht ebenso zweikampfstark wie der deutsche Nationalspieler ist. In der Außenverteidigung musste Mourinho verletzungsbedingt dafür auf defensivere Alternativen setzen: Der nominelle Sechser Essien ersetzte den überaus offensivstarken Marcelo, während Sergio Ramos aus der Innenverteidigung auf Arbeloas Position rechts rückte.

Die Isolation von Schlüsselspieler Alonso

Bereits vor dem Spiel hatte Klopp einen zentralen Schauplatz des Spiels angekündigt: Vor allen anderen spanischen Starspielern nannte er Spielmacher Xabi Alonso als die wichtige Schaltzentrale Reals, den es aus dem Spiel zu nehmen galt. Die Flügelspieler müssten erst einmal die Bälle zugespielt kriegen, bevor sie gefährlich werden könnten, so Klopps logische These.

„Es gibt ein großes Missverständnis in der Fußballwelt, das so aussieht, dass man den besten Fußballspielern der Welt immer den meisten Raum gibt.“

(Jürgen Klopp vor dem Spiel)

Und so brachte Klopps Elf dann auch eine ihrer größten Stärken nachhaltig in das Duell ein: Die Isolierung der gegnerischen Sechser über das Zustellen der Passwege und das flexible Anlaufen der gegnerischen Innenverteidigung. Götze bewegte sich clever im Dunstkreis von Alonso und schnitt ihn dadurch von Pepe ab.

Pepe als spielerischer Schwachpunkt

Dieser schulterte die größte Last im Spielaufbau der Spanier, da Lewandowski wie gewohnt leicht linksseitig versetzt vor Götze stand, wodurch das Spiel vom passstarken Varane weggehalten wurde. Bei allen Qualitäten, die Pepe hat, ist das eröffnende Passspiel aber eine Schwäche, die sich auch mehrfach zeigte – am eindrucksvollsten natürlich bei Dortmunds Treffer zum 1:0, welcher direkt aus einem Fehlpass des Portugiesen resultierte.

Dabei war es beim genaueren Hinsehen nicht die reine Präzision, an der es Pepe mangelte, sondern es handelte sich um ein provoziertes taktisches Missverständnis: Reus, der gerade mit Götze getauscht hatte, lief Pepe diagonal von Alonso aus an, so dass er ihn zu einem hektischen Pass zwang. Ronaldo bot sich dafür an, wurde aber von Kehl verfolgt. Dieser lief über die Innenbahn an, wodurch er bei einem Pass zur Mitte hin Ronaldo am Ball attackieren und gleichzeitig den Passweg zu Alonso hätte schließen können. Ronaldo forderte den Ball daher leicht nach außen hin, was Pepe unter Reus‘ Druck nicht realisierte und den Pass mittig spielte, wo er an Ronaldo vorbei genau in Kehls Fuß trudelte, der direkt auf den im Raum stehenden Lewandowski durchstecken konnte.

Dortmunds Pressing verunsichert und trennt Real

Dieses Zustandekommen des Treffers steht symbolisch für das, was Dortmund im Pressing so besonders macht: Die hohe Kollektivität, die enorm intelligente und flexible Arbeit mit Passwegen, Deckungsschatten und Bewegungsmustern im Zentrum und die Positionierung im Raum für das schnelle Umschalten. Über diese Faktoren konnte der BVB in unterschiedlichen Anordnungen gegen Xabi Alonso vorgehen, der viel umherdriftete, um doch irgendwie die Bälle zu fordern. Real fand dabei aber kaum Sicherheit und letztlich auch kein Mittel, um Alonso im Mittelfeld anspielen zu können.

Erst als Alonso vermehrt begann, sich nach links hinter Essien oder in die Mitte zwischen die Innenverteidiger zurückfallen zu lassen, bekam er Bälle in den Fuß. Allerdings blockierten Götze und Lewandowski nun ohne große Probleme die flachen Wege ins Mittelfeld, da Real auch nicht konsequent mit den Innenverteidigern auffächerte. Das spanische Aufbauspiel blieb daher vom Mittelfeld meist abgeschnitten, wo nun auch meist Unterzahl für Madrid herrschte. Die langen Bälle von Alonso mussten über zwei Reihen gespielt werden, wodurch Dortmund zusätzliche Zeit zum Verschieben bekam.

Letztlich hatte Real zwar ein Ballbesitzplus, welches aber hauptsächlich in Form von Umherschieben in der Defensive erzielt wurde. Nur selten bekamen die Madrilenen Kontrolle in höhere Zonen und auch dann meist nur in die Flügelbereiche. Doch dort waren auch die Borussia äußerst präsent.

Ein vorbereitetes Taktikduell zu Gunsten Klopps?

Besonders spannend waren die Außenbahnen zwischen der 10. und 20. Minute, als es dort vier aufeinanderfolgende Umstellungen gab, die möglicherweise ein ganz wichtiges und übersehenes Trainerduell darstellten. So tauschten beide Teams ihre Flügelspieler hin und zurück: In Minute zehn ging Ronaldo auf die rechte Seite von Schmelzer, zwei Minuten später folgte ihm Reus auf diesen Flügel. Zwar geschah Zweiteres nach einer Ecke, die Reus von dort hereinbrachte, aber er blieb dort auch in den folgenden Minuten. In der 17. Minuten ging Ronaldo dann zurück auf seine Stammposition – und erneut folgte zwei Minuten danach der Wechsel von Reus und Großkreutz. Reus folgte also Ronaldo.

Das lässt sich taktisch auch begründen: Da Ronaldo wie üblich auf Ballgewinne zockte und die Defensive etwas vernachlässigte, bot sein Flügel mehr Räume für die Dortmunder Angriffe. Mit Reus und Piszczek auf rechts konnte der offensiv bedeutend stärkere Flügel diese Räume für sich nutzen, während sich die spielerisch schwächeren Schmelzer und Großkreutz auf Absicherung und Strafraumläufe konzentrieren konnten.

Mit dem Wechsel der Flügelspieler wollte Mourinho womöglich die beiden offensiven Dortmunder Schwachpunkte auf links mehr in den Fokus rücken. Ballverluste der beiden technisch weniger beschlagenen Akteure hätte Real dann auch für direkte Konter nutzen können. Zudem wurde Ronaldo von Piszczek weggebracht, der ihm physisch recht ähnlich ist und daher sehr gut im direkten Duell standhalten konnte.

Dass es jeweils nur zwei Minuten brauchte, bis Dortmund auf diesen Kniff reagierte, lässt vermuten, dass Klopp sich dieser Gefahr bewusst und darauf vorbereitet war. In der Phase mit Reus links kamen die Borussen dann auch vermehrt über diese Seite und konterten Mourinho damit konsequent. Dieser zog seine entschärfte Waffe zurück und ließ sein Team in der gewohnten Konstellation zu Ende spielen. Gut vorstellbar, dass das Spiel bei einer weniger vorausschauenden Trainerleistung auf Dortmunder Seite anders verlaufen wäre.

Dortmunds Nutzung des linken Flügels als Ronaldo die Seite wechselte: Durch sein Zocken müssen Khedira und Alonso weit verschieben, der ballnahe Sechser (Kehl) bekommt Raum und der ballferne Halbraum öffnet sich. Sehr ähnlich sah es auf dem anderen Flügel aus, solange Ronaldo dort spielte.

Ronaldos Zocken und Dortmunds Außenverteidiger

Wie bereits angedeutet war Ronaldos Zocken für beide Seiten eins der prägendsten Elemente des Spiels, wie letztlich natürlich an seinem Treffer zum 1:1 mustergültig untermauert wurde. In dieser Szene stieß Piszczek mit dem Rückenwind des Führungstreffers zu früh und aggressiv nach vorne, während die restliche Viererkette verpasste, hinter ihm nach rechts zu schieben. Über diese Umpositionierung und schnelles Gegenpressing im Mittelfeld wurde dieses Element Reals nämlich über weite Strecken entschärft – wie am Tor zu sehen war, eine riskantere Methode, die aber eleganter war, als Piszczek einfach tief parken zu lassen, und entscheidende Vorteile brachte.

So konnte der BVB immer wieder die fehlende Kompaktheit des linken Madrilener Flügels mit Götze, Reus und Piszczek attackieren und so konstant Gefahr ausstrahlen. Viele resultierende Situationen spielten die Dortmunder dabei eigentlich etwas zu hektisch und ungeschickt aus, so dass Pepe zum Beispiel einige gefährliche Szenen über seine überragende Athletik lösen konnte, weil die Borussen sich auf Laufduelle mit ihm einließen.

Dennoch war die Überladung des Flügels ein Kernelement und das nicht nur wegen der stetigen Gefahr, aus welcher schließlich auch der Siegtreffer resultierte. Sie führte auch dazu, dass Kehl und Bender entlastet wurden. Wie in der oben dargestellten Szene auf links schon zu sehen, hilft der ballnahe Sechser Reals für Ronaldo auf dem Flügel, wodurch die Dortmunder Sechser frei wurden und deutlich mehr Raum zur Ballverarbeitung bekamen. Dadurch waren die technischen Mängel, die Kehl und Bender gegenüber Spielern wie Gündogan haben, in diesem Spiel kaum zu sehen. Stattdessen konnten sie ihre strategischen Qualitäten in Ruhe einbringen und mit ihrer Physis das Spiel gegen den Ball und den Kampf um die zweiten Bälle bereichern.

Subotic und Hummels diktieren die Kompaktheit

Letzteres war wohl das zweite Kernelement der Borussen, die sehr konsequent in der Vermeidung von frühen Ballverlusten gegen Reals Pressing waren. Dieses ist zwar ähnlich aggressiv wie das der Dortmunder, aber nicht ebenso kompakt. Besonders die Flügelspieler stehen aufgerückter und der Stürmer agiert aus höherer Grundposition, wodurch die gegnerische Viererkette direkter unter Druck gesetzt werden kann, aber das Mittelfeld nicht so dicht ist, wie auf Dortmunder Seite.

Diesen Faktor nutzte der BVB zusammen mit der Überzahl, die seine Innenverteidiger gegen Benzema hatten. Anstatt (wie beim Dortmunder Pressing) die Wege ins Mittelfeld zu blockieren, steht der Stürmer bei Real eher zwischen den Innenverteidigern und läuft sie seitlich an, um horizontale Ballzirkulation zu verhindern. Daher hatten Hummels und Subotic zwar nicht viel Zeit am Ball, aber doch genug Raum um einen schnellen ungestörten Pass zu spielen und dabei ein freies Sichtfeld ins Mittelfeld. Auf diese Situation waren sie offenbar vorbereitet und spielten sehr konsequent vorwärts, ohne den Ball vorher innerhalb der Viererkette laufen zu lassen.

Da Subotic mittlerweile ebenfalls ein sehr hohes Level bei seinen langen Bällen erreicht hat, konnten beide zuverlässig die Pässe verteilen. Je nach Situation schlugen sie diese auf den Flügel, wo Dortmund dann die angesprochenen Überladungen auspackte, oder sie spielten zwischen die Linien in Richtung Lewandowski, der ablegen sollte. Hier konnte Dortmund die zweikampfstarke Doppelsechs und die kompaktere Grundstellung ausspielen, um einen großen Anteil der zweiten Bälle zu sichern. Götze konnte die engen Szenen dann oft auflösen und so überführte die Borussia die langen Bälle in kontrollierte Spielsituationen – die zweite Säule des Dortmunder Offensivpotentials, über welche die Königlichen ihre angestrebte Überlegenheit einbüßten.

Reals Außenverteidiger gegen das Dortmunder Unterstützungsspiel

Während die Borussen über ihre Außenverteidiger viel der Kontrolle eroberten, hatte Real auf diesen Positionen ein Problem, da mit Marcelo und Coentrao die wirklich offensivstarken Alternativen fehlten. Besonders der rechtsfüßige Essien konnte Ronaldo auf dem linken Flügel nicht die gewohnte Unterstützung geben.

Das wurde besonders in den eher rar gestreuten Szenen deutlich, in denen Madrid mal Tempo in der Offensive aufnehmen konnte. Über das Zusammenspiel von di Maria, Özil und Khedira bzw. Modric konnten sie ein paar Mal durch den halbrechten Raum Momentum aufbauen und einige Dortmunder aussteigen lassen und di Maria zeigte besonders in der Endphase einige gelungene Dribblings.

Die kollektiv agierenden Dortmunder sichern sich in solchen Situationen ab, so dass meist nicht der Weg zum Tor offen wird, allerdings dafür die ballfernen Räume, da die Formation auf den dribbelnden Spieler nachschieben muss. Real erkannte diese potentielle Schwachstelle oft und verlagerte in den richtigen Momenten, was den BVB arg ins Wackeln hätte bringen können – wenn Real dann konsequent weitergespielt hätte.

Gerade Essien verhielt sich aber oft zu defensiv in diesen Szenen: Anstatt konsequent zu hinterlaufen oder frei am Ball kreativ zu werden, verschleppte er das Tempo und rückte in einigen Szenen auf seinen rechten Fuß ein. So wurde Ronaldo, der ebenfalls über rechts nach innen ziehen will, von ihm eher behindert als unterstützt und Piszczek konnte die Szenen verzögern, so dass die weggezogenen Dortmunder Zeit bekamen um wieder zurückzuschieben.

Das Scheitern des eigenen Anspruchs

Dabei spielte Real zu keinem Zeitpunkt mit aller Konsequenz über die Flügel. Selbst in der Endphase, als sie viele Spieler in den Strafraum brachten und oft versuchten, diese mit Flanken zu bedienen, fehlte ihnen der letzte Zug, da sie immer nach den spielerischen Optionen Ausschau zu halten schienen.

Es wirkte, als ob Real die großen Räume, die sie teilweise auf dem ballfernen Flügel bekamen, nicht für plumpe Hereingaben nutzen wollten, sondern – als vermeintlich überlegenes Team – lieber kreativ nutzen, um den Gegner nachhaltiger zu knacken und sich höherwertigere Chancen herauszuspielen.

Hier befand sich wohl einer der Knackpunkte, der die aktuelle Champions League-Saison des BVB von der letztjährigen unterscheidet: Marseille und Piräus gaben sich mit ihrer Außenseiterrolle ab und versuchten gar nicht erst, das herausragend gute Dortmunder Defensivspiel spielerisch aus den Angeln zu heben. Stattdessen fokussierten sie sich höchst konsequent auf simples Flankenspiel, womit die Borussen erfahrungsgemäß mehr Probleme haben.

Madrid hingegen ist es gewohnt, dem Gegner spieltaktisch überlegen zu sein, weshalb sie vom Flügel diagonaler spielten und versuchten die Dortmunder Lücken zu bespielen, die sich aber kaum Mal auftaten – ein spielerischer Ansatz ist dann von Vorteil, wenn man dem Gegner überlegen ist, ermöglicht es diesem aber auch, die Angriffe mit einer guten Leistung sauber zu verteidigen, was bei Brechstangen-Angriffen nicht mit der gleichen Konstanz möglich ist.

Und so gelang es den Dortmundern, Chancen für Real aus dem Spiel heraus weitgehend zu verhindern. In der flankenintensiven Endphase hatten sie ausreichend Zeit, sich gut gegen die zögerlich gespielten Hereingaben zu positionieren, anstatt auf einlaufende Gegner reagieren zu müssen. So bekamen sie den spielerischen und den aggressiven Ansatz der Königlichen verteidigt, hielten die von einem Konter verursachte „eins“ und brachten ihre Führung über die Zeit.

Fazit und Vorschau

In gewisser Hinsicht setzte sich in diesem Spiel Charakter gegen Talent durch. Zwar ist Ronaldos defensive „Verweigerung“ bei Real Madrid auch taktisches Konzept und zahlte sich ein Mal positiv aus, aber der kollektivere und generell auch fleißigere Ansatz der Dortmunder (deutlich höhere Laufwerte) war in diesem Spiel klar die überlegene Strategie. So konnte man die individuellen Vorteile Madrids kompensieren und siegte letztlich verdient und nicht einmal wirklich glücklich.

Von daher wird es beim Rückspiel besonders interessant, welche Lehren Mourinho aus dieser Niederlage ziehen wird. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Ronaldo als Mittelstürmer oder hängende Spitze aufläuft, um die Flügel besser schließen zu können. Auch ein radikaleres Flügelspiel oder eine zurückgezogenere Grundstellung im Pressing wären denkbare Konsequenzen. Vielleicht denkt Mourinho gar über einen Systemwechsel nach – am Wochenende hatte die Borussia mal wieder Probleme mit einer 4-1-4-1-Grundordnung.

Der BVB bewies in diesem Spiel endgültig, eine der kompaktesten und defensivstärksten Mannschaften der Welt zu sein. Das Klopp’sche Pressing konnte selbst in der absoluten Weltspitze gegen eine Mannschaft von „The Special One“ noch klare Vorteile herausspielen und bildete die Basis für einen sehr wichtigen Sieg. Im Estadio Bernabeu gibt es heute Abend den zweiten Teil dieser Prüfung, der durch den fehlenden Heimvorteil sicher nicht leichter wird.

Da vermutlich Gündogan wieder auflaufen wird, ist der interessanteste Punkt daran vielleicht, wie gut Dortmund rein spielerisch mithalten kann. Da die Punkte ohnehin überaus schwer zu holen sind, wäre es denkbar, dass der BVB das Risiko im Aufbauspiel noch etwas erhöht und versucht, noch mehr spielerische Qualität und Kontrolle in die Angriffe zu bringen.

Tank 9. November 2012 um 13:53

Klasse Analyse zu einem klasse Spiel. Ich habe selten ein taktisch so hochwertiges Spiel gesehen. Gemeint ist damit zweierlei: Einmal war das taktische Niveau mindestens auf dem aktuellen Weltklassestand (im Artikel zum Rückspiel kommentier ich was von wegen „Fußball der Zukunft“). Außerdem war das Spiel aber auch in einem außergewöhnlich hohen Maße von taktischen Maßnahmen geprägt.

Ihr nennt natürlich bereits viele wichtige Punkte, aber ich möchte noch mal extra betonen, wie gut Dortmund den Raum in der eigenen Hälfte zwischen dem Ende des Mittelkreises und dem eigenen Strafraum zugemacht hat. Das habt ihr auch schon implizit erwähnt, aber ich fand dieser Punkt verdient noch mehr Raum. Dortmund hat vieles gut oder sehr gut gemacht, aber wie sie diesen Raum zugemacht haben, war einfach gigantisch. Sowas hab ich noch nie so gut gesehen.

Die Mechanismen, die da abliefen, erinnerten mich ein bisschen, an die Situation mit Pepe und Ronaldo vor dem 1:0, die ihr ja schon auseinandergenommen habt: Man bot Real den Pass in den oben genannten Raum an, doch machte man a) die Räume super eng und wusste b) was Real vermutlich machen will. So ergab sich der Eindruck, dass das ganze Zentrum der Dortmunder Hälfte eine einzige Balleroberungsfalle war. Sobald Madrid den Ball da reinspielte schaffte Dortmund es entweder, a) dass der Ball nicht mal ankam, weil Dortmund mit dem Pass gerechnet hat und gut dazu stand oder b) man ließ zwar den Ball ankommen, war aber bereits in der Sekunde der Ballannahme am Mann und stellte alle Passwege zu. Wie eine Venusfliegenfalle, die auf ihre Beute wartet.

Besonders hervorheben muss man dabei natürlich die Rolle der beiden Sechser Kehl und Bender. Sie waren zwar nicht der einzige, jedoch der wichtigste Grund dafür, dass der beschriebene Raum für Real zur No-Go-Area wurde. Sie haben sich im Zweikampf, mehr aber noch in ihrem Positionsspiel auf allerhöchstem Niveau bewiesen.

Abschließend noch ein Wort zu Pepe: Sicherlich stimmt es, dass er im Aufbauspiel kein Xabi Alonso ist und dass er in diesem Spiel einiges verbockt hat, aber sein Passspiel ist allgemein inzwischen schon auf einem hohen internationalen Niveau angekommen. Er ist also nicht per se eine Schwachstelle im Aufbauspiel.

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-Veyron- 6. November 2012 um 19:15

Naja, schon etwas beschönigende Analyse find ich. Madrid hat schlecht gespielt, gar keine Frage, vor allem das so ein Totalausfall wie Özil immer noch auflaufen darf, entzieht sich jeder Logik. Sämtlicher „Spielaufbau“ bei Dortmund fand eigentlich über Fehler von Madrid statt, aber das kennt man ja nicht anders.

Aber hier wurde ein komplettes Spielelement der Dortmunder komplett vergessen: Schwalben. Ich hab mind. 4 gezählt, während der BVB grundsätzlich überhart in die Zweikämpfe ging und damit auch noch davonkam…

Real spielt es auch eher in die Karten, wenn sie früh in Führung gehen, und darauf haben sie das letzte Mal zu wenig gedrängt.

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MR 6. November 2012 um 19:50

Hahaha

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Ollis 6. November 2012 um 20:06

Schwalben? Überhartes Einsteigen? Hast du ein anderes Spiel gesehen? Es waren wohl eher Spieler wie Özil und Ronaldo, die sich gerade in der Anfangszeit sehr leicht haben fallen lassen und so Freistöße provozieren wollten.

Hinzu kommen mehrere taktische Fouls der Spanier (bspw. Alonso gg. Götze und Ramos gg. Lewandowski) in höchster Not, die auch jeweils direkt mit einer gelben Karte bestraft wurden.

Was zählt den heute eigentlich schon als überhartes Einsteigen? Vor zehn Jahren wäre ein solches Spiel für den Fairplay-Preis vorgeschlagen worden ;). Also wenn das ein Trollversuch war, dann war es ein ganz ganz schlechter.

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tox 6. November 2012 um 21:41

Trolle sollen sich trollen, einfach so stehen lassen 😉

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Rasengrün 6. November 2012 um 18:14

Weltniveau klingt ja mal so was von lustig nach Honni und Sudel-Ede… *scnr* So, jetzt weiterlesen.

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