Blick über den Tellerrand – Folge 9
Nach langer Pause meldet sich unsere allseits beliebte Serie „Blick über den Tellerrand“ mal wieder zurück. Wir schauen auf spanische Champions-League-Aspiranten, das Südderby im Land des Weltmeisters und den Aufstiegskampf in der 3. Liga – ebenfalls mit einem Derby.
Wo es gut läuft: Real Sociedad
Letzte Saison mischte Marcelo Bielsas Athletic Bilbao die heimische Liga und auch den europäischen Fußball gehörig auf – dieses Jahr ist es die andere Kraft aus dem Baskenland, die für Überraschungen und Furore sorgt. Trotz einer kleinen Schwächephase in den letzten Partien liegt Real Sociedad de Fútbol aus der Stadt San Sebastian immer noch punktgleich mit Valencia auf dem vierten Rang und hat bei noch drei ausstehenden Spielen beste Chancen auf die CL-Qualifikation.
Der Kollege AS hat sich bei abseits.at kürzlich mit den Defensivtaktiken der erfolgreichen Mannschaft von Philippe Montanier beschäftigt – zu diesem Thema möchte ich auf seinen detaillierten Artikel verweisen. In diesem Beitrag soll es vor allem um den Spielaufbau und die Offensive des baskischen Traditionsvereins gehen. Dennoch zu Beginn ein kurzer Blick auf das Defensivverhalten, denn drei anpassungsfähige und flexibel verteidigende zentrale Mittelfeldspieler sind immer erfreulich zu beobachten. Besonders situative Defensivrückstöße des nominellen Zehners zum Stopfen von Löchern bei herausrückenden Bewegungen eines Hintermannes und generell disziplinierte Positionsübernahmen sind immer ein Lob wert:
Nun aber zu den besonderen Stärken, die Real Sociedad bei eigenem Ballbesitz auszeichnen. Dass ein defensiver oder zentraler Mittelfeldspieler für den Spielaufbau nach hinten oder auf die Seite kippt, hat man nun schon bei vielen Vereinen gesehen – auch Real Sociedad führt dieses Prinzip aus und verschiebt beide Spieler vor der Abwehr ein wenig in Richtung des Flügels, der gerade bespielt wird.
Wichtiger Aspekt im System der Basken ist das weite Einrücken der beiden nominellen Flügelspieler (meistens Vela und Griezmann) des 4-2-3-1 bzw. 4-3-3 in Halbstürmerpositionen, wie sie ein wenig an die Spielweise von Sam und Schürrle bei Bayer Leverkusen erinnern.
Ermöglicht werden diese Verschiebungen durch einen Zehner, der sich oftmals weit ins Mittelfeld zurückfallen lässt und dort seine Kollegen unterstützt. Wegen des zurückfallenden Zehners wiederum haben die beiden Sechser einige zusätzliche Freiheiten und können – ohne großartige Lücken zu hinterlassen – sehr flexibel und wenig ausrechenbar auf die freien Außenseiten hinaus gehen. So werden die Flügel bei Real Sociedad gerne von den Außenverteidigern, den entweder tief herauskippenden oder den offensiv heraus rochierenden Sechsern besetzt.
Es gibt allerdings auch alternative Wege und Aufstellungen, die in manchen Spielen zur Anwendung kommen oder zwischen denen auch innerhalb einzelner Partien gewechselt wird. So kann auch eine klarere Aufteilung zwischen den Spielern vor der Abwehr herrschen – einer übernimmt das Herauskippen, während der andere eine sehr vertikale Rolle ausführt. In diesem Fall reagiert dann der Zehner darauf und übernimmt nun seinerseits das Bespielen der offensiven Flügel, indem er sich nach außen bewegt. Unabhängig davon, welcher zentrale Mittelfeldspieler denn nun auf die Seite rochiert – die eingerückten und torgefährlichen Außen kommen von ihren zentralen Positionen dann auch gerne wieder auf die Flanken zurück, um dort mit den hinausgeschobenen Mittelfeldspielern den Raum zu überladen.
Insgesamt macht Real Sociedad eine sehr abwechslungsreiche Offensivspielanlage dermaßen erfolgreich. Sie verfügen über ein breites Repertoire an unterschiedlichen taktischen Mitteln und Bewegungsabläufen, die sie immer wieder neu kombinieren können – je nach eigenem Personal und Gegner. So entstehen aus dieser beweglichen Offensive viele verschiedene Modelle für das Zusammenspiel im zweiten und letzten Drittel.
Spiel der Woche: Arminia Bielefeld – VfL Osnabrück 1:0
Zwei Spieltage vor dem Ende herrschte immer noch Hochspannung im Aufstiegskampf in Liga 3. Insgesamt fünf Mannschaften waren noch im Rennen – und zwei davon trafen zum direkten Duell aufeinander, das gleichzeitig ein spannungsgeladenes Derby zwischen Bielefeld und Osnabrück darstellte. Auf der vollgepackten Bielefelder Alm hatte die Arminia sogar die Chance, mit einem Sieg den direkten Aufstieg vorzeitig klar zu machen – und das sollte gelingen.
In der Anfangsphase waren die Hausherren besser und hatten einige gute Ansätze. In Abwesenheit von Torjäger Klos spielte diesmal Testroet vorne, zeigte sich sehr beweglich und erzeugte eine fluide Viereroffensive mit Rahn, Hille und Schönfeld, der seit kurzer Zeit wieder dabei ist. Seine Rückkehr bringt der Arminia vieles an Spielstärke und tat ihrer Offensive auch hier sichtlich gut. Weil Osnabrück zunächst noch etwas unkompakt und recht chaotisch daherkam, fanden diese Offensivspieler einige Räume vor.
Etwa ab der 20. Minute änderte sich allerdings das Bild, als die Osnabrücker ihre Linien zunehmend näher aneinander bekamen. Ihr Pressing wirkte nicht mehr so improvisiert und ungeordnet, sondern sie hatten mit 4-4-2 und 4-1-4-1 zwei defensive Grundformationen, die sie situativ annehmen konnten – hinzu kam natürlich auch, dass sie ihre vorderste Linie generell tiefer, meistens im Bereich der Bielefelder Sechser, stellten und damit Kompakt gewannen.
Mit diesen Voraussetzungen konnten sie die Arminia dann im Kampf um deren Paradedisziplin, die zweiten Bälle, häufiger ausstechen. Aus Angst vor Kontern bewegten sich die Bielefelder Außenverteidiger und Sechser nur selten mit vor, so dass zwischen den Defensivspielern und den Offensivakteuren ein kleines Loch herrschte, was zum Tragen kam, da die Arminia die langen Bälle etwa eine Linie zu weit nach vorne schlug. Wichtig war hier auch, dass die anfängliche Mannorientierung von Osnabrücks tiefstem Sechser Costa auf den äußerst beweglichen Schönfeld aufgelöst und damit die Präsenz in diesem wichtigen Raum des VfL gefestigt wurde.
Dass Costa bei eigenem Ballbesitz sehr vertikal agierte, war nur eines von vielen interessanten Merkmalen im Offensivkonzept der Lila-Blauen. Costas Mittelfeldpartner Staffeldt agierte deutlich spielmachender und horizontaler, bewegte sich somit nicht nur im Spielaufbau mit abkippenden Bewegungen auf die Seite, sondern rochierte auch im weiteren Angriffsverlauf gelegentlich nach rechts, wo der arbeitsame Außenstürmer Piossek sich dann sehr zentral bewegte. Dabei besetzte er entweder die Spitze für den flexiblen Mittelstürmer Zoller oder er ging weit in die Tiefe und kurbelte den Aufbau an. Als offensivster Mittelfeldspieler sollte Thiel für Anpassungsfähigkeit sorgen und in Reaktion auf seine Kollegen situativ überall mal hinlaufen, während Manno auf links die klarste Rolle hatte und als festgelegter inverser Winger (bei seltenen zurückfallenden Bewegungen) einen möglichen Fixpunkt der Angriffe bildete.
Mit ihren Verbesserungen konnten die Osnabrücker Bielefeld verstärkt nach hinten drücken, was zum Beispiel über die weiter vorschiebenden Außenverteidiger gelang. Dazu kamen verschiedene Abkippbewegungen der Sechser (vor allem Staffeldt), was im Spielaufbau gegen Bielefelds recht hochstehende Doppelspitze half, so dass die Bälle einfacher nach vorne zu tragen waren. Aus diesen Spielanteilen machten die Gäste aber kaum etwas, da wie schon im Hinspiel die Nutzung der Halbräume nicht konsequent genug, sondern nur mäßig gelungen war – sie wurden oft verfrüht und ungeduldig wieder verlassen oder gar komplett umspielt. Mit ihrer guten Improvisationsfähigkeiten, dem Arbeiten mit „toten“ Räumen sowie situativen Rückstößen von Schönfeld bekam Bielefeld die gegnerischen Angriffsbemühungen verteidigt. So hatte Osnabrück das Spiel zwar im Griff, aber praktisch keine Torchancen, weshalb das Remis zur Pause trotz der Dominanz der Gäste weiterhin in Ordnung ging.
In diesen Zustand der Ausgeglichenheit hinein fiel dann zu Anfang der zweiten Halbzeit das glückliche und spielentscheidende 1:0 für die Hausherren. Bei einem langen Ball war die Osnabrücker Innenverteidigung ziemlich verwirrt und zu riskant herausgerückt, so dass Testroet aus dem Nichts frei auf Riemann zulief. Beim Versuch, diesen auszuspielen, hätte er die Chance mit schwacher Koordination fast zerstört und ließ sich weit abdrängen, konnte die Situation mit einer guten Hereingabe auf den einköpfenden Hille aber noch retten.
Osnabrück warf nach dem Rückstand alles nach vorne, wurde aber mit zunehmender Spielzeit immer schwächer – Bielefeld war psychologisch im Vorteil, die Einwechslungen der Osnabrücker wirkten hingegen planlos. Mit Nagy und Jula kam frisches und qualitativ starkes Offensivpersonal, das aber nie Verbindungen fand, da die Ausrichtung nun sehr chaotisch war. So konnte Bielefeld sich etwas zurückziehen, Kompaktheit gewinnen und einige Konterchancen erspielen. Weil sich Lorenz vermehrt einschaltete, kamen sie auch einige Male über links durch, während der eingewechselte Tim Jerat enorm viel Ruhe, Spielstärke und Souveränität in engen Drucksituationen einbrachte – so rettete der DSC das 1:0 locker über die Zeit und stieg auf.
Ein kurzer Ausblick an dieser Stelle auf die kommende Saison: Mit Jerat und Schönfeld hat Bielefeld zwei ausgezeichnete Kandidaten für die zentralen Mittelfeldpositionen, die sicherlich gehobenes Zweitliganiveau verkörpern können. Hinzu kommt mit Tom Schütz ein sehr strategischer und organisierender Sechser, der aber zuweilen leichte Geschwindigkeitsdefizite aufweist und gelegentlich etwas überambitioniert agiert. Insgesamt ist Schütz dennoch ein guter Mann auch für die höhere Spielklasse. Auch der eher destruktive Philipp Riese ist ein akzeptabler Kandidat, der mit intelligenter Zerstörungsarbeit überzeugt und offensiv für eine gelungene Weiterleitung oder einen Distanzschuss immer fähig ist. Personell sieht es bereits aktuell sehr gut aus bei Bielefeld – ein konstanter und offensivstarker Rechtsverteidiger neben dem verletzungsanfälligen Riemer (Appiah ist eher defensiv ausgerichtet und sollte daher wohl als Innenverteidiger eingeplant werden) sowie ein dynamischer, kombinationsstarker und in die Zehnerräume ziehender Außenspieler wären als Verstärkungen wohl absolut ausreichend.
Die spielerische Weiterentwicklung deutete sich nach einer kämpferischen Saison – Trainer Stefan Krämer betonte mehrmals, dass man bei weitem nicht das individuell beste Team der Liga gewesen sei – zuletzt ein wenig an und sollte auch das große Ziel für nächstes Jahr sein. Natürlich darf man dabei keineswegs die Kompaktheit und das Spielen auf zweite Bälle im Gegenpressing vergessen, doch sollte man nicht dermaßen stark von dieser Strategie, die man teilweise sehr intensiv spielt, abhängen. Gerade bei diesem spielerischen Potential, das in den unterschätzten Beinen und Köpfen eines Jerat oder Schönfeld schlummert, wäre es doch schade, wenn dies nicht gelingen sollte. Bei Nutzung dieser Ressourcen könnte sicherlich eine sorgenfreie Zweitliga-Saison bevorstehen.
Und sonst so? Ausschnitte aus dem andalusischen Derby
Zum Abschluss des Spieltags trafen in La Liga die beiden großen Namen des andalusischen Fußballs aufeinander – während Málaga in der kommenden Saison aufgrund des Financial Fairplay für den internationalen Wettbewerb gesperrt, ging es nur für Sevilla um den Kampf um Europa, bei dem sie auf Stadtrivale Betis aufholen müssen.
Dabei taten sich die Gäste über weite Phasen der Begegnung schwer und konnten trotz einiger guter Ansätze keine wirkliche Durchschlagskraft entwickeln. Ihre Außenverteidiger rückten auf und versuchten sich effektiv zu beteiligen, die Offensivkräfte suchten den Kontakt zueinander und die Kombinationsmöglichkeiten. Allerdings bestand das Hauptproblem darin, dass Spielergruppen, die gerade für Überladebewegungen sorgten, nicht mit dem Rest verbunden waren. Das Ergebnis waren die in der unteren Szene zu erkennenden isolierten Mannschaftsgruppen:
Mit einer disziplinierten Defensivleistung machten es die Gastgeber allerdings Sevilla auch schwer, denen keine zufälligen Lücken angeboten wurden. Die Hausherren reagierten mit leichten Umgruppierungen auf die Ansätze der Überladungen und konnten die Räume dadurch kompakt halten – weniger von Sevilla besetzte Bereiche wurden dann auch entsprechend etwas weniger intensiv abgesichert. Hinzu kamen viele Positionsübernahmen der sehr fluiden Vierer-Offensive bei Málaga, so dass entstandene Lücken immer wieder von einem Kollegen gestopft werden und im Umschaltmoment weniger Neuordnung vonnöten war. Einzelne Spieler wie Isco konnten sich dadurch auch mal ihre Pausen gönnen:
Ansonsten zeigte Isco, der unter anderem auch mit Dortmund in Verbindung gebracht wird, allerdings eine gute Leistung – und im Großen und Ganzen leistete er defensiv seinen Beitrag. Im Angriffsspiel war er erneut die zentrale Figur, suchte Verbindungen, driftete durch verschiedenste Räume und war überall zu finden. Immer wieder übernahm er in sehr tiefen Zonen auch den Spielaufbau, was allerdings eines der wiederkehrenden Probleme Málagas zur Folge hatte. Es fehlte an Aufrücken im Gegenzug, so dass bei Iscos Zurückfallen wegen der passiven Sechser und Außenverteidiger nur noch drei offensive Anspielstationen verblieben – folglich konnte auch Málaga nicht wirklich zwingende Torgefahr beschwören.
Ein Dankeschön an laola1.tv für das Bildmaterial!
34 Kommentare Alle anzeigen
Alana Donovan 15. Mai 2013 um 09:42
Spieler des Spiels: Alvaro Negredo. In Hälfte eins fehlte Sevillas Stürmer die Unterstützung der Kollegen. Mit der Einwechslung von Kanoute drehte Negredo am großen Rad. Er bereitete das 1:1 glänzend vor, spulte jede Menge Kilometer ab und setzte seinen bulligen Körper immer wieder erfolgreich gegen die Barca-Verteidiger ein.
firedo 14. Mai 2013 um 22:06
danke. ich mag diese Serie gerne
AP 14. Mai 2013 um 20:47
Starker artikel
Rasengrün 14. Mai 2013 um 19:51
So glücklich fand ich das 1:0 für Arminia eigentlich nicht. Die scharfen Schnittstellenpässe auf Testroet hatte man ja auch in der ersten Halbzeit schon oft und mit hohem Risiko (sehr gut! Bei starkem eigenem Gegenpressing ein sehr probates Mittel.) versucht. War für mich nur eine Frage der Zeit bis das mal funktionieren würde. Dann hat man natürlich gesehen, dass Testroet eigentlich kein Stoßstürmer ist, aber so wenig ich es mich überrascht hat, dass er die direkte Chance dann verdaddelt, so klar hat dann auch die butterweiche und exakte Flanke auf Hille gezeigt wo seine Qualitäten liegen. Insofern ein in jeder Hinsicht für ihn symptomatisches Tor.
Was den geforderten offensivstarken Rechtsverteidiger angeht, so kann man da Müller auch ruhig erwähnen. Der hatte zwar lange in Bielefeld in erster Linie unglückliche Auftritte, was sicher auch zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass er auf wechselnden Positionen verletzungsbedingt in die Mannschaft gerückt ist, aber die letzten dieser aushilfsweisen Auftritte als rechter Verteidiger waren eigentlich recht vielversprechend, auch wenn er sicher kein klassischer, zur Grundlinie durchbrechender RV mehr werden wird. Aber eine Rolle mit diagonalen und spielmachenden Elementen würde ich ihm durchaus zutrauen, wobei natürlich gewisse Zweifel an seiner defensiven Konstanz nachvollziehbar sind. Auch Appiah würde ich da nicht unbedingt abschreiben. Es gibt zwar sicher offensivstärkere Vertreter, aber er hat eine sehr gute Grundschnelligkeit und mit etwas mehr Konstanz in den Flanken, die momentan zwischen richtig gut und völlig unkontrolliert schwanken, auch nicht undenkbar. Vertrag läuft allerdings aus. In dieser Saison sprach für ihn auch die meist passende Balance mit Hille vor ihm, der zwar defensiv willig, aber eben auch einfach ein Floh ist.
Zentral muss man sich wirklich keine Sorgen machen und nachdem nun bereits Jan Fießer, mMn Sandhausens Bester in dieser Saison, verpflichtet wurde, sind die Personalplanungen in diesem Bereich wohl auch abgeschlossen. Wichtigste Baustelle bleibt die Verlängerung mit Klos, der für das typische Spiel mit langen Bällen und Konzentration aufs Gegenpressing, von entscheidender Bedeutung ist. Wenn man jetzt noch die technische Qualität auf den offensiven Außenpositionen erhöhen kann ohne an Kampfkraft und Willen zu verlieren, dann sollte sportlich eine relativ entspannte erste Zweitligasaison in Bielefeld möglich sein. Finanziell sieht das leider immer noch anders aus, aber solange der sportliche Ertrag stimmt lässt sich darüber der Mantel des Schweigens decken, wie nicht zuletzt auch der Verlauf der letzten Wochen gezeigt haben, denn die Situation war für Arminia sicher nicht weniger kritisch als für Osnabrück. Aber zurück zu den Außenpositionen, ganz so einfach dürfte das nicht werden. Krämer hat aus Balance und Stabilitätsgründen wann immer möglich den oft hölzernen und ungelenk wirkenden, aber defensivstarken Rahn gebracht. Eine Verbesserung wird also nur mit einem ziemlich komplettem Spieler zu erreichen sein und die sind bekanntlich nicht billig und auch in höheren Gefilden gefragt. Für mich das größte Fragezeichen der Kaderplanung, selbstverständlich neben Klos.
TR 14. Mai 2013 um 20:29
Stimme dir bezüglich des Ausblicks weitgehend zu, besonders natürlich hinsichtlich des letzten Abschnittes. Fießer kenne ich im Übrigen nicht, scheint aber von vielen Beobachtern durchweg positiv aufgenommen worden zu sein. Bei der Beschreibung Rahns muss ich dir voll zustimmen – Krämer scheint tatsächlich seine Defensivstärke als essentiell zu betrachten, aber offensiv fällt er doch deutlich ab und macht so manche Szene kaputt. Der gesuchte neue Flügelmann muss also wirklich viel können und ist schwer zu finden, aber meiner Meinung nach sehr wichtig. Daher würde ich schon sagen, dass man es am besten bei 2 oder 3 neuen Spielern belassen und stattdessen sich ganz fokussiert auf die Suche nach einem solchen schwierig zu findenden Offensivmann konzentrieren sollte. Da die Arminia in den letzten Jahren schon so einige unterschätzte Leute wie Jerat und Co. geholt hat, kann man in dieser Hinsicht immerhin durchaus berechtigte Hoffnung haben.
Rasengrün 14. Mai 2013 um 22:16
Arabis Trefferquote ist eigentlich nur durchschnittlich, aber wenn er richtig liegt, dann oft auch so richtig. Jerat ist ein Beispiel, Schütz und Klos natürlich auch, aber auch Riese, den wohl kaum jemand auf der Rechnung hatte. Dem gegenüberstehen Namen, die man in Bielefeld schnell wieder vergessen hat und ich will sie hier auch jetzt nicht unbedingt wieder thematisieren, Glasner soll als aktuelles Beispiel reichen. Es stellt sich aber die Frage wie gut Arabi auf höherer Ebene funktioniert und das sehe ich momentan noch als ziemlich offen an. Jerat ist von den Fähigkeiten her ganz sicher auf gutem Zweitliganiveau, aber leider auch sehr verletzungsanfällig, sollte mit Fießer aber hinreichend kompensiert sein. So muss das aber auch weitergehen, Nieten in der Transferlotterie kann Arminia sich eigentlich nicht leisten. Falls Klos nicht verlängert schon gar nicht.
Aber kommen wir zu den Außen zurück, angeblich ist man in Verhandlungen mit Nicu von 1860. Haut mich jetzt nicht unbedingt vom Hocker. Die Sache mit Rahn ist halt, dass er oft auch recht weit einrückt und so die Bahn für den LV hinter ihm aufmacht. Mit Lorenz hat das im letzten Saisondrittel hervorragend funktioniert. Da haben wir wieder die Sache mit der Balance, ein umgeschulter Mittelfeldaußen, also grundsätzlich offensiv orientierter Mann hinter einem für seine Position ungewöhnlich kampforientiertem Mann und auch wieder Krämers Präferenz für defensive Stabilität und Balleroberung, denn seitdem scheinen Rieses Karten im DM immer besser zu werden. Hier vielleicht auch ganz interessant, dass Riese in Testspielen und iirc auch im Westfalenpokal teilweise auch als LV aufgeboten wurde. Vielleicht überinterpretiere ich das, aber das wäre genau das, was ich machen würde, wenn ich einen Spieler darauf einstellen wollte einen offensiven AV abzusichern. Whatever, ein wichtiger Punkt noch: ein großes Plus für den anstehenden Kampf um den Klassenerhalt in der zweiten Liga sehe ich darin, dass Krämers Taktik auf Tugenden aufbaut, die man eben typischerweise nicht mit Aufstiegsaspiranten in Verbindung bringt, sondern eher mit Teams aus ganz anderen Tabellenregionen. Auch wenn auch eine spielerische Entwicklung unstreitig zu sehen ist, aber vor allem weiß diese Mannschaft, dass sie auch dann noch gute Siegchancen hat, wenn der Gegner spielerisch überlegen ist. Auch mit guten und passenden Verstärkungen wird das sicher in der nächsten Saison in zahlreichen Spielen der Fall sein – und man ist bereits jetzt taktisch dafür gerüstet.
TW 14. Mai 2013 um 19:33
TR, vielen Dank für das Revival der Serie. Du schreibst bei einem der Screenshots zu Real Sociedad „Die Positionierungen der Spieler im Strafraum sind aber nicht ideal gestaffelt.“. Solche Sätze so wie auch fehlende Verbindungen zwischen den Mannschaftsteilen werden hier sehr häufig in den Analysen angesprochen. Ich fände es deshalb extrem interessant, einen Artikel zu Offensivformationen allgemein und Abwandlungen gegen bestimmte Spielweisen (positionsorientiert, mannorientiert) zu lesen. Für die Defensive gibt es massig Texte zu Idealformationen und optimalen Staffelungen. In der Offensive habe ich so etwas bisher kaum gesehen. In den Lehrbüchern des DFB finden sich außer der Staffelung der Spitzen, der notwendigen Höhe, Tiefe und Breite der Formation sowie des Mitte-Außen-Mitte-Außen-Mitte-Prinzips nur gruppen- und individualtaktische Empfehlungen.
RM 14. Mai 2013 um 20:03
Mitte-Außen-Mitte-Außen-Mitte-Prinzips
Bitte was?
TW 14. Mai 2013 um 20:55
Ist eine Empfehlung für den Spielaufbau
Mitte (IV) – Außen (AV) – Mitte (6er) – Außen (Flügel) – Mitte (Stürmer). Ziel ist es, den Gegner zum Verschieben zu zwingen und so Lücken zu öffnen.
RM 14. Mai 2013 um 21:06
Ach so. Okay. Ach ja, kannst du mir sagen, was mit drückendem und ziehendem Abseits gemeint ist? Und mit diametralem Sechser? Ich habe dazu jeweils mehrere Ideen, aber keine davon muss die richtige Lösung sein, weil die Begriffe so ungriffig sind. Weißt du Genaues?
TW 14. Mai 2013 um 21:15
Hab ich beides noch nicht in der Literatur gesehen (Zeitungsartikel sind für mich keine Literatur). Erster Begriff ist aus dem ZDF, oder? Bei den Abseitsformen würde ich vermuten, dass die Intention klar gemacht werden soll: Also „den Gegner zurückdrücken“ z. B. beim Angriffspressing mit hoher Abwehrlinie bzw. dem Gegner im Umschaltmoment Tiefe nehmen durch Herausziehen des Stürmers mit der Abseitslinie (bei eigenem Ballbesitz). Wo hast Du das gelesen?
RM 14. Mai 2013 um 21:58
Ich habe es in einer Powerpoint-Präsentation des DFB gelesen. Allerdings ohne Erklärung – stand irgendwie nur zum „Angeben“ da. Mir fallen aber leider so viele potenzielle Erklärungen ein, dass ich nicht entscheiden kann, was richtig ist. Wobei ich vor ein paar Wochen erfuhr, was ein diametraler Sechser ist: Ein Sechser, der sich nicht in die von dem Ball vorgegebene Spielrichtung bewegt, sondern in die andere – und dort im freien Raum den Ball erhält. Soll heißen: Pique passt zu Alves, Xavi geht aber nach links, statt auf diese Seite, erhält aber dann über eine Zwischenstation den Ball und macht das Spiel schnell. Oder so.
TW 14. Mai 2013 um 22:07
Hast Du einen Link zu den Folien? Die würden mich interessieren.
Die Idee, dass sich der ballnahe Sechser vom Ball entfernt, um Raum für den Ballführenden zu schaffen, ist tatsächlich eine Empfehlung des DFB. Habe das bisher nur nie unter dem Terminus „diametral“ gesehen.
RM 14. Mai 2013 um 22:11
Vielleicht finde ich sie, dann schicke ich sie dir. Aber es steht wirklich nix oben. War eine Werbepräsentation ohne inhaltlichen (Mehr-)Wert.
AP 14. Mai 2013 um 22:36
Diametraler 6er war wohl Thema beim letzten Fussball Lehrer Lehrgang. Die Erklärung passt. In der ARD Sportsendung, kam irgendwann abends, war Addo und Meggle zu Gast und F95 Meier und da war das auch kurz Thema.
Interessantes Thema
TR 14. Mai 2013 um 23:18
Gibt es zu dieser Sendung einen Link oder ist das irgendwo in der Mediathek anzuschauen?
Kompensationslautzensur 15. Mai 2013 um 00:13
Link zur Sendung habe ich keinen. Ich versuche mal es aus meiner Erinnerung wiederzugeben:
Mehmet Scholl sagte im Gespräch mit Reinhold Beckmann wohl etwas ironisch, dass bei der Ausbildung zum Lizenz-Fußballlehrer Dinge wie die „diametral abkippende Doppelsechs“ besprochen wurden. In der direkt darauf folgenden Sendung fragte der Moderator Addo und Meggle, die den Lehrgang gerade abgeschlossen hatten (Meggle sogar als Zweitbester: http://www.mopo.de/st-pauli/als-zweitbester—st–paulis-co-trainer-meggle-ist-jetzt-fussball-lehrer,5067040,22234162.html), was das denn genau sei. Addo gab die Frage an Meggle weiter, der dann meinte, dass es etwas damit zu tun habe, dass sich der Sechser entgegen der Richtung des Balls bewegen würde.
Aber sagt mal, könnt ihr nicht einfach mal beim DFB anfragen, ob die euch das Material zur Verfügung stellen können? Oder Addo und Meggle müssten das ja auch noch haben, wenn sie nicht auf der Abschlussfeier vor lauter Freude ihre ganzen Unterlagen verbrannt haben… 😉
RM 15. Mai 2013 um 00:39
Addo gab die Frage an Meggle weiter, der dann meinte, dass es etwas damit zu tun habe, dass sich der Sechser entgegen der Richtung des Balls bewegen würde.
Jo, passt zu meiner Theorie, nicht wahr?
Aber sagt mal, könnt ihr nicht einfach mal beim DFB anfragen, ob die euch das Material zur Verfügung stellen können?
Könnte man, aber ich bezweifle, dass wir das erhalten. Aber ich werde mal sehen, was sich machen lässt. Außerdem habe ich vom kroatischen Verband auf kroatisch sämtliche Dokumente und Unterlagen zu allen Ausbildungen erhalten. Ist auch ganz nett. Müsste man sich aber mal durchlesen.
Kompensationslautzensur 15. Mai 2013 um 00:31
Falls es jemanden interessiert, hier gibt’s noch ein Interview mit Thomas Meggle zum Lehrgang: http://www.transfermarkt.de/de/trainer-meggle-ueber-dfb-lehrgaenge-klassenfahrten-amp-lila-schuhe/news/anzeigen_121680_komplett.html
sympathisch…
Kompensationslautzensur 15. Mai 2013 um 00:50
Ach ja, nett war auch noch als in der Sendung das Thema „falsche Neun“ angesprochen wurde. Da hat Thomas Meggle dann auf die ausführlichen Darstellungen im Internet verwiesen. Damit wart wohl ihr gemeint…
RM 15. Mai 2013 um 00:51
Das wäre aber nett =)
Kompensationslautzensur 15. Mai 2013 um 01:10
Wegen der Unterlagen, notfalls meldest du dich halt inkognito zum Lehrgang an. Und nebenbei erklärst du denen dann die „falsche Neun“. Nur MR kann das nach „Eng am Ball, Folge 3: Stärke der Bundesliga“ nicht mehr unerkannt machen.
RM 15. Mai 2013 um 01:13
Als ob ich Chancen hätte, mich zu einem Lehrgang anzumelden. Schön wär’s! 😀
TW 15. Mai 2013 um 01:17
Schön unten anfangen: http://www.dfb.de/index.php?id=11289
😉
TR 15. Mai 2013 um 01:43
Sportschau-Club mit diametraler Sechs, hehe:
http://www.youtube.com/watch?v=4eKOsWnAl_4
DM 15. Mai 2013 um 23:19
Wer hat hier so die höchste abgeschlossene Ausbildung anzubieten? 🙂
RM 15. Mai 2013 um 23:47
Ich habe vor kurzem die Hauptschule geschafft.
DM 16. Mai 2013 um 22:25
Witzig.
RM 16. Mai 2013 um 23:34
Haha, tut mir Leid, aber ich mag diesen unlustigen trockenen Humor.
Ich für meinen Teil habe keinen Abschluss in irgendwas im Trainerbereich. Allerdings habe ich sämtliche Unterlagen für den höchsten kroatischen Trainerschein bei mir und würde mir zutrauen, diesen zu bestehen.
DM 17. Mai 2013 um 16:10
Haha, es war ja wirklich witzig. Aber deine Antwort hättest du auch direkt anhängen können… 😉
Stellt sich nun nur die Frage, wie gut die höchste kroatische Ausbildung im internationalen Vergleich abschneidet. x)
juventino 14. Mai 2013 um 19:10
Super! Freu mich wirklich, dass dieses Format zurück ist! Wie immer, sehr spannend. Freu mich auch mal wieder, neben der CL, was über Malaga zu lesen. Weiter so!
Izi 14. Mai 2013 um 18:05
Schön, einmal wieder was in dieser Kategorie zu lesen! 🙂
Was mich persönlich noch interessieren würde: San Sebastian hat sehr oft in dieser Saison Unentschieden gespielt. Liegt das eher an einer wackeligen Defensive oder doch verstärkt in einer fluiden, aber harmlosen Offensive? Leider bin ich nicht vorher auf sie aufmerksam geworden, sonst hätte ich mir sicherlich das eine oder andere Spiel schon angesehen. . .
seb123 14. Mai 2013 um 14:52
Ja, wirklich interessant. Auch die Variante mit den Fernsehbildern finde ich persönlich gut…
blub 14. Mai 2013 um 14:21
Sehr Interessant das alles. Ich freue mich über mehr blicke über den Tellerrand.