Adventskalender Türchen 19: Szabolcs Huszti

In der Bundesliga grassiert der Jugendwahn. Je jünger die Stammelf, desto größer der Erfolg, so das Motto. Fast jeder Bundesligist setzt auf junge, ausbaufähige Talente. Spieler mit 27 oder 28 Jahren gelten heutzutage schon als „altes Eisen“. Dabei tummeln sich doch gerade in dieser Altersklasse einige starke Fußballer. 

Hannover 96 ist ein Verein, der dies erkannt hat. In den vergangenen Jahren setzten sie vermehrt auf Spieler, deren Zenit bereits überschritten schien – und die in Hannover wieder aufblühten. Jan Schlaudraff ist solch ein Kandidat, auch bei Sergio da Silva Pinto hätten nicht viele erwartet, dass er als Sechser ein fester Anker für seine Mannschaft sein könnte. Mit Christian Pander und Leon Andreasen kauften sich die Hannoveraner zuletzt zwei Dauerverletzte, die in ihrer Karriere mehr Zeit in der Reha als auf dem Platz verbrachten – und in Hannover Leistungsträger wurden.

Szabolcs Huszti gehört ebenfalls in diese Aufzählung. Bei seiner vergangenen Station, Zenit St. Petersburg, stand er auf dem Abstellgleis. Er machte kaum noch Spiele, und wenn, durfte er nur als Ersatzspieler auf das Feld. Von seinen früheren Qualitäten war nicht mehr viel zu sehen.

Tour durch halb Europa

Huszti begann seine Karriere in seinem Heimatland Ungarn, bei Ferencváros Budapest. Sein Talent wurde mit 14 entdeckt. Da er allerdings über 100 Kilometer entfernt von Budapest wohnte, konnte er nur einmal die Woche am Training teilnehmen. Er schaffte es dennoch in die erste Profimannschaft und später auch in die Nationalmannschaft. Dort debütierte er unter Lothar Matthäus.

Er zog schnell die Aufmerksamkeit von ausländischen Klubs auf sich. Seine weitere Karriere ist eine Odyssee durch Europa: Zunächst der FC Metz, dann ein dreijähriges Intermezzo in Hannover. Von dort zog er nach St. Petersburg und kehrte drei Jahre später wieder zurück.

Husztis Schusstechnik, seine Dribblings und sein Instinkt sind erstklassig. Gerade bei  schnellen Kontern zeigen sich seine technischen Stärken: Er kann einen Ball verarbeiten, ohne den Blick vom Geschehen abzuwenden. Damit behält er sein Umfeld im Auge und sichert sich die entscheidenden Zehntelsekunden Vorsprung, um den entscheidenden Pass zu setzen, einen Fernschuss zu wagen oder ein Foul zu ziehen. Da er kein sonderlich physischer Spieler ist, ist seine Ballbehandlung umso wichtiger, um schnell seine Aktionen abschließen zu können.

Er ist aber auch ein Spieler, der zwischen genial und genial daneben pendelt. Entweder er entscheidet mit seiner feinen Technik ein Spiel im Alleingang – oder er ist 90 Minuten lang nicht zu sehen. Seine neun Assists und fünf Tore verteilen sich in dieser Saison auf gerade einmal vier Spiele. In seinen restlichen 11 Einsätzen blieb er ohne Torbeteiligungen – und zumeist unauffällig.

Slomka wichtiger Rückhalt

Damit ist Huszti vor allem auf zwei Dinge angewiesen: Einen Gegner, der ihm nicht 90 Minuten körperlich zusetzt – und einen Trainer, der ihm vertraut und ein paar schwächere Spiele erduldet. In Hannover scheint er letzteres gefunden zu haben. Gerne betont er, wie wichtig der Rückhalt ist, den Trainer Mirko Slomka ihm entgegenbringt. Er war einer der Gründe, warum er nach Hannover zurückkehrte.

So hielt Slomka auch an ihm fest, als er nach seinem bärenstarken Saisonstart ein kleines Tief hatte. Da er kein Spieler ist, der sich am Spielaufbau seiner Mannschaft beteiligt, wirkte es manches Mal so, als sei er gar nicht auf dem Platz. Er glänzt eher mit dem entscheidenden und genialen als dem einfachen Pass. Durchschnittlich jeder zehnte seiner Pässe bereitet einen Torschuss vor – kein anderer der Top-Vorbereiter der Bundesliga weist solch eine Statistik vor.

Dennoch: Ohne Huszti sähe die Saison der Hannoveraner sicherlich nicht rosiger aus. Er brachte einen Hauch Genialität in das Spiel der Niedersachsen und sicherte wichtige Punkte. Sein Transfer war einer der zahlreichen Glücksgriffe der Hannoveraner in den vergangenen Jahren. Der Verein beweist, wie richtig es sein kann, auch auf ältere Spieler zu setzen –  im Jugendwahn der heutigen Tage keine Stlbstverständlichkeit.

Halfarsen 23. Dezember 2012 um 00:39

Neben den technischen Stärken sind sicherlich sein fluides Sich-Anbieten und Positionswechsel hervorzuheben – was wiederum bei Ballverlust für erhebliche Unordnung sorgen kann.

Seine Dribblings sind eigentlich gar nicht so gut, er bricht selten durch und rettet sich häufig in eine Schwalbe, wenn er sich nicht ganz festrennt.

Sein Spiel GEGEN den Ball sogar SEHR schlecht. Er kämpft nicht, sondern foult nur -> Zweikampfverluste -> Gegnerballbesitz! Und aufs Pressing versteht er sich so gut wie gar nicht.

Deswegen glaube ich auch alles in allem nicht, dass er 96 bei der jetzigen Stärke der Bundesliga noch wirklich voranbringt.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*