Uruguay – Paraguay 3:0
Mit einem verdienten 3:0 gegen Paraguay hat sich Uruguay zu einem würdigen Sieger der Copa América gekrönt, deren alleiniger Rekordsieger man nun wieder ist.
Bei Uruguay kehrte Diego Pérez nach seiner Sperre wieder ins Team zurück und ersetzte Gargano, während auf der anderen Seite Cáceres, Santana, Barreto und überraschenderweise Barrios durch Marecos, den anderen Cáceres, Vera und Zeballos ersetzt wurden.
Die Breite ist der große Unterschied
Was sich nach den Eindrücken, die beide Teams in ihren Halbfinals geliefert hatten, andeutete, sollte sich im Spiel bestätigen: Die Breite, einer der zentralen Schlüssel bei Uruguays Sieg gegen Peru, hatte Paraguay gegen Venezuela so gefehlt.
Und auch hier agierte man wieder in einem sehr engen 4-4-2, welches den Uruguayern sehr in die Hände spielte. Diese setzten wieder auf ihren 4-4-1-1/3-5-1-1-Hybriden, indem die beiden Pereiras die Flanken bearbeiteten. Viel ging vor allem über rechts, wo Maxi Pereira erneut eine starke Vorstellung zeigte und dort gute Unterstützung erhielt, während Paraguay im Mittelfeld dort extrem eng stand und oftmals keine Gegenwehr leisten konnte.
Fast alle gefährlichen Angriffe der Celeste liefen über diese Seite. Besonders Suárez ließ sich immer wieder dorthin fallen, diente als Anspielstation und konnte selbst einige gute Aktionen initiieren. Nach einer Powerplay-Phase gleich zu Spielbeginn brachte ein Angriff über die rechte Flanke die frühe Führung – Torschütze: Suárez.
Paraguay ohne Balance – Uruguay nutzt das aus
Die so entstandene Situation zwang Paraguay zu mehr Initiative. Doch zum einen wurde man von Uruguay früh unter Druck gesetzt, so dass man das Spiel selten kontrolliert aufziehen konnte, zum anderen wirkte die Mannaschaf sowieso total desbalanciert. Cáceres stand immer tiefer, Ortigoza wurde von Arévalo glänzend ausgeschaltet – so fehlte es an Ideen aus der Zentrale.
Wenn sich Ortigoza vermehrt fallen ließ, um der Bewachung zu entgehen, stand man sich im Mittelfeld allerdings gegenseitig auf den Füßen und spielte häufig vor dem Gegner, der mit zunehmender Dauer der ersten Halbzeit tiefer stand und abwartete.
Dabei machte man das Mittelfeld selbst noch enger als es war, beraubte sich damit sogar noch der Breite. Teilweise wechselten die Mittelfeldspieler auch die Positionen, so dass die Feldaufteilung extrem chaotisch wirkte. Bei gegnerischem Ballbesitz standen Cáceres und Ortigoza auch deshalb zu oft zu weit auseinander, so dass man keinen Zugriff bekam. Dazu gesellten unerklärliche Fehler im Spiel mit dem Ball, die dann auch in Kontern mündeten.
Gerade über die starke rechte Seite war Uruguay hier gefährlich. Weil bei Paraguay Riveros hier extrem zentral stand und Linksverteidiger Marecos sehr offensiv spielte, ergaben sich sowohl Räume für Maxi Pereira, der keinen Gegenspieler hatte, als auch für Suárez, der auf rechts die von Marecos hinterlassene Lücke liebend gerne ausnutzen konnte.
Erwähnt werden muss auch, dass Uruguay im Spiel gegen den Ball sehr variabel war. Sie warteten später nicht immer nur ab, sondern schalteten gelegentlich auch wieder auf das aggressive Pressing um, womit man Paraguay aus dem Rhythmus brachte. Nach einem Ballverlust ließ man sich manchmal fallen, setzte manchmal direkt auf Gegenpressing.
Dies passierte kurz vor der Pause, als Arévalo fast am gegnerischen Strafraum erneut dem phlegmatisch den Ball annehmenden Ortigoza diesen abnahm und das zweite Tor für Forlán servierte.
Zweite Halbzeit
In der zweiten Halbzeit fand Paraguay besser ins Spiel. Die beiden Außenverteidiger wurden nun deutlich offensiver und brachten mehr Breite. Die Staffelung im Mittelfeld verbesserte sich ebenfalls und so konnte sich Ortigoza vermehrt Freiräume schaffen.
Dies lag auch daran, dass er aus der Tiefe kommend nun auch Anspielstationen auf den Außenbahnen vorfand, die er mit seinen Pässen versorgen konnte – ähnlich wie gegen Venezuela ergaben sich so die besten Chancen, es waren nicht viele, aber es waren immerhin einige.
Tabarez reagierte, indem er den von Piris mehr und mehr nach hinten gedrückten Álvaro Pereira durch Cavani ersetzte und auf ein asymmetrisches 4-4-2 umstellte. In der Defensive waren die Außenbahnen nun grundsätzlich doppelt besetzt, was das Team entlastete. Daraufhin stellten auch die Paraguayer ihr 4-4-2 mit der Einwechslung von Pérez und Estigarribia deutlich breiter auf.
Allerdings zeigte dies keine Wirkung, da den Außenverteidigern die offensiven Laufwege versperrt wurden und man außerdem im Zentrum an Spielern einbüßte. Als man dies änderte und den Außenspielern mehr Freiheiten zugestand, war es fast schon zu spät.
Trotz dem später noch eingewechselten, aber dann wieder – sicherlich zum Schrecken aller Dortmunder Fans – schnell verletzungsbedingt wieder aus dem Spiel genommenen Barrios gab es keine Torchancen mehr. Stattdessen erzielte Forlán nach einem traumhaften Konter das allerdings keineswegs in der Luft liegende 3:0 (90.).
Fazit
Für beide Mannschaften ein typisches Spiel: Paraguay litt an denselben Schwächen wie im letzten Spiel, die nicht behoben wurden: Breite, Balance und Durchschlagskraft. Uruguay stand defensiv solide und nutzte darauf sowie auf ihrer Formation basierend diese Schwächen mit einer kühlen, aber sehr starken Leistung aus.
Es war also ein sehr verdienter und fast nie gefährdeter Finalerfolg. Der Sieg des Turniers muss ebenso als verdient angesehen werden und darf als Bestätigung für den vierten Platz bei der letztjährigen WM gelten.
Uruguay ist wieder eine Top-Mannschaft und bildete in einer insgesamt enttäuschenden Copa América eine rühmliche Ausnahme. Die anpassungsfähigen, aber dennoch als Konzeptfußballer zu bezeichnenden Jungs von Tabarez haben bewiesen, dass auch der Verbandsfußball noch taktisch wegweisend und anspruchsvoll sein kann.
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