Champions League (+UEL) – die besten Staffelungen und Spielzüge des 4. Spieltags – FN, MH

Eine tiefgreifende Analyse der entscheidendsten Staffelungen sowie Spielzüge des vierten Spieltags der UEFA Champions League findet ihr hier.

Roter Stern Belgrad gg. FC Barcelona 2:5

Der FC Barcelona erzielt in der 76. Minute das 5:1 durch Fermin. Es lassen sich einige interessante taktische Prinzipien finden, wie man einen tief stehenden Gegner dominieren und ausspielen kann.

Barcelonas Staffelung mit Ball ist äußerst variabel und richtet sich nach zu besetzenden Zonen. Als Breitengeber agieren ausschließlich die Außenverteidiger Koundé und Martin. Die Flügelspieler (zum Zeitpunkt des Tores Yamal und Fermin) lassen sich ballnah in die Halbräume fallen. Insbesondere der linke Flügelspieler Fermin agiert ebenso wie der für ihn ausgewechselte Raphinha als „freier Spieler“ in Barcelonas Spiel mit Ball. Damit dient er vor allem über seine eigentlich ballferne rechte Seite als Überzahlspieler und kann regelmäßig bestimmte Räume überladen.

Barcelona startet mit einer Ballbesitzphase gegen die tief stehenden, im 4-5-1 agierenden Gegner aus Belgrad. Mit Yamal, Olmo, Fermin und Lewandowski wird der Zwischenketttenraum überladen. Somit zwingt Barcelona die gegnerische Abwehrkette immer wieder rauszuschieben und schafft Probleme in der Absicherung, Gleichzeitig wird die gegnerische Mittelfeldkette dazu gezwungen, sich immer wieder umzuorientieren, um ihren Deckungsschatten aufrecht zu erhalten. Um Zuordnungsprobleme zu schaffen, werden immer wieder gegenläufige Bewegungen in die Tiefe und aus der Tiefe genutzt.

Spielminute 75:07

Verfolgt man die Szene etwas weiter, so erkennt man, wie Barcelona den Halbraum überlädt. Mit dem ballführenden Casado, sowie den in den Halbraum schiebenden Flügel Yamal und 10er Olmo wird zum einen das Zentrum freigezogen, welches Yamal in der Folge attackiert, zum anderen schafft Barcelona damit eine höhere Flexibilität, da aus dem Halbraum sowohl der Flügel, als auch das Zentrum attackiert werden können. Zusätzlich hat Barcelona aus dem Halbraum mehr Anspielstationen zur Verfügung. So kann der Außenverteidiger und Breitengeber Koundé als zusätzliche Anspielstation genutzt werden sowie die Spieler im Zentrum und gegenüberliegenden Halbraum. Eine Übersicht zum Thema Halbräume findet ihr hier.

Spielminute 75:12

Im Folgenden sieht man einen weiteren Vorteil des ballnahen Überladens, insbesondere des Halbraums. So verliert Olmo im Halbraum zwischen den Ketten den Ball. Durch die Überladung hat Barcelona allerdings sofort in Ballnähe Überzahl. Nicht nur die Spielerzahl ist entscheidend für das hier erfolgreiche Gegenpressing, auch der besetzte Raum der Spieler Barcelonas ist entscheidend.

So kann Barcelona sofort aggressiv gegenpressen, da der Weg ins Zentrum durch die Überzahl im Halbraum versperrt wird. Der Gegner wird in die tote Zone auf dem Flügel mit geschlossener Spielstellung in Richtung Außenlinie gelenkt und der Ball wird zurückgewonnen. Das aggressive Gegenpressing sorgt dafür, den Druck auf den Gegner über eine längere Phase aufrecht zu erhalten, ohne im Spiel mit Ball das nötige Risiko einbüßen zu müssen.

Spielminute 75:19; Gegenpressingsituation

In der Folge baut Barcelona das Spiel wieder auf. Es lässt sich das identische Muster erkennen, wie bereits zu Beginn der Sequenz. Der ballführende Casado dribbelt im Halbraum an. Diesmal überlädt der als „freie Spieler“ fungierende linke Flügelspieler Fermin als Überzahlspieler den rechten Halbraum zusammen mit dem einrückenden Yamal. Es werden wieder Anspielstationen geschaffen, die sich im Zwischenkettenraum befinden. Durch die Positionierungen werden die Verteidiger in die Zwickmühle zwischen rausschieben und absichern und der Flügelspieler Belgrads in die Zwickmühle zwischen zentralem Verschieben und Flügel schließen gebracht.

Spielminute 75:41

Zusätzlich zur vertikalen Ebene wird auf eine leicht diagonale Versetzung der 3 Spieler im Halbraum geachtet. Zudem bilden Casado, Pedri, Olmo und Lewandowski eine Reihe diagonaler Anspielstationen in Richtung Tor. Im Relationismus ist eine solche Anordnung bekannt und beliebt. Durch diese Anordnung ist es für die verteidigende Abwehr schwieriger abzusichern, da sowohl horizontal, als auch vertikal verschoben werden muss. Außerdem ist es durch das diagonale Muster für die angreifende Mannschaft einfacher in Richtung des Tores zu kommen, da nach Abspiel sofort mehrere weitere diagonale Anspielstationen vorhanden sind. Eine Übersicht zum Thema Relationismus findet ihr hier.

Spielminute 75:43

Es folgt der diagonale Pass durch die nun aufgezogene Schnittstelle auf Koundé. Mit diesem Pass werden insgesamt 9 Spieler überspielt. Koundé legt nun auf den in den Rückraum einlaufenden Fermin, welcher das Tor erzielt.

FC Liverpool gg. Bayer 04 Leverkusen 4:0 (Szene 1 – Ballbesitz Liverpool)

In der 61. Minute erzielt Liverpool das 1:0 durch Luis Díaz. Der Spielzug zeigt sehr gut die Vertikalität Liverpools aus einer geordneten Ballbesitzphase heraus sowie die klaren Prinzipien, wie Leverkusens Mittelfeldpressing bespielt werden soll.

Liverpool startet die Sequenz im Gegensatz zur ersten Halbzeit aus einer 4-3-3-Staffelung, mit den Flügelspielern Gakpo und Salah als natürliche Breitengeber. Die Außenverteidiger rückten in die Halbspur ein. In dieser Szene ist es der Linksverteidiger Tsimikas, der im Laufe der Ballbesitzphase in die Breite schiebt, während Alexander-Arnold ballfern asymmetrisch in den 3er-Aufbau einrückt.

Ein Merkmal Liverpools in der zweiten Halbzeit war die hohe Positionierung der Achter im Zwischenlinienraum. Diese hielten sich häufig im Deckungsschatten der Leverkusener Sechser auf, um diese zu binden. Durch das konstante tiefe Verteidigen der Sechser konnte so eine +1-Überzahl durch die Innenverteidiger und Sechser Gravenberch gegen Leverkusens Stürmer hergestellt werden. Da das Nachrücken der Sechser ausblieb, fiel es Leverkusen schwer, aus ihrem 4-4-2-Mittelfeldpressing in ein Angriffspressing umzuschalten. In dieser Sequenz kontrollierte Liverpool folglich das Spielgeschehen und baute in Überzahl auf.

In der Folge erhält der ballfern eingerückte Alexander-Arnold den Ball in einer für ihn typischen Position im rechten Halbraum. Er hat dort ausreichend Zeit am Ball, da Leverkusens Stürmer Boniface und Wirtz den gesamten Liverpooler Aufbau abdecken müssen und der linke Mittelfeldspieler Grimaldo sich dafür entscheidet, die tiefe Positionierung Alexander-Arnolds nicht mitzugehen, sondern stattdessen den Raum zu verteidigen, um gegebenenfalls Salah zu doppeln.

Durch die hohe Positionierung der Achter entstehen große Abstände zwischen Leverkusens erster und zweiter Pressinglinie. Diesen nutzt Alexander-Arnold durch einen herausragenden, linienbrechenden, diagonalen Pass zentral in den Raum zwischen die beiden Leverkusener Sechser zu Jones. Dieser bewegt sich zuvor geschickt in den Deckungsschatten von Garcia und bindet dadurch sowohl ihn als auch Tah. Garcia verliert Jones in seinem Rücken aus den Augen, als dieser sich aus dem rechten Halbraum ins Zentrum bewegt.

Spielminute 60:10

Jones kann sich zentral zum Tor aufdrehen und durch einen starken Pass in die Schnittstelle zwischen die Innenverteidiger den in die Tiefe startenden Díaz finden, der im 1-gegen-1 gegen den Torhüter per Lupfer das Tor zum 1:0 erzielt.

Spielminute 60:14

Díaz agierte in diesem Spiel als „falsche Neun“ und wich vor dem Attackieren der Tiefe wieder in den linken Halbraum aus. Durch seine halblinke Position und das damit verbundene Binden des rechten Innenverteidigers Tapsoba sowie das bereits erwähnte Binden von Tah durch Jones öffnete sich die Lücke für Jones‘ Tiefenball zwischen den Innenverteidigern.

FC Liverpool gg. Bayer 04 Leverkusen 4:0 (Szene 2 – Ballbesitz Leverkusen)

Der FC Liverpool gewinnt gegen Bayer Leverkusen 4:0. Dennoch ist die erste Halbzeit weitestgehend ausgeglichen. So geht es zur Halbzeit mit einem 0:0 in die Pause. Unter anderem aufgrund eines taktisch angepassten Spielaufbaus schafft es Leverkusen immer wieder Ballbesitzphasen im gegnerischen Drittel zu generieren. In der 7. Minute befreit sich Leverkusen aus dem Liverpooler Angriffspressing. Zum besseren Verständnis der Prinzipien wird die Spielszene nicht chronologisch analysiert.

Leverkusen baut in einem flexiblen 3-2-3-2 bzw. 3-2-2-3 auf. Dazu besetzen die schnellen Frimpong und Boniface in maximal möglicher Breite und Tiefe die Außenbahnen. Im Zentrum agieren zumeist Xhaka und Garcia, während in der 3er Reihe davor zentral Wirtz sowie der einschiebende Grimaldo links und Palacios auf rechts spielen. Diese Staffelung erinnert sehr stark an Guardiolas 3-2-2-3 Aufbau, welcher wiederum auf dem 3-Raute-3 System Cruyffs beruht.

Durch die Anordnung einer 3er Aufbau Reihe sowie der beiden maximal breit positionierten Frimpong und Boniface wurde Liverpool dazu gezwungen, eine sehr große Spielfeldbreite im Pressing zu schließen. Das erschwerte maßgeblich das Verteidigen der zentralen Leverkusener Überzahl. Mit insgesamt 5 Spielern im Zentrum hatte Leverkusen immer Überzahl in der strategisch wichtigen Mitte des Spielfeldes.

Spielminute 6:33

Mit dem mitspielenden Hradecky konnte aus der 3er Aufbaukette eine 4er Kette gebildet werden und somit eine noch breitere Positionierung eingenommen werden. Leverkusen schiebt teils auch, so wie in dieser Spielszene, den zentralen Innenverteidiger eine Ebene weiter vor, um noch mehr Überzahl im Zentrum erzeugen zu können.

Spielminute 6:17

Die Überzahl im Zentrum, erzeugt durch den einrückenden Grimaldo sowie Wirtz und Palacios zusätzlich zu den beiden Sechsern, sorgte für eine enorme Flexibilität im Leverkusener Spielaufbau. Diese Flexibilität zeigt sich im Besonderen durch die immer wieder in den Schnittstellen zwischen den Ketten freiwerdenden Zehnern. Der im Leverkusener Ballbesitz als „freier Spieler“ agierende Wirtz genießt generell starke positionelle Freiheiten und kann somit immer wieder ballnah Überzahl erzeugen.

Spielminute 6:39

Zusätzlich zu den Spielaufbau Varianten durch das Zentrum, wie in der 7. Minute, ließen sich Grimaldo auf links und Palacios auf rechts immer wieder in den Halbraum fallen, um die erste Liverpooler Pressinglinie überspielen zu können. Leverkusen konnte also durch die Überzahl in der Spielfeldmitte Überzahl in ballnahen Räumen je nach Bedarf schaffen. Das zeigt einmal mehr wie strategisch wertvoll die Kontrolle über das Spielfeldzentrum ist.

Die breit aufgestellten Boniface und Frimpong sorgten dafür, dass Tiefe im Rücken der gegnerischen Abwehr erzeugt wurde und die letzte Linie des Gegners gebunden wurde oder provozierten 1gg1 Situationen auf der letzten Linie. Insbesondere sobald ein Liverpooler Innenverteidiger aus der letzten Kette schob, um die Überzahl im Zentrum auszugleichen, dabei allerdings die Absicherung in der letzten Kette aufgeben musste, entstanden auf Außen 1gg1 Situationen. So erzielte Frimpong in der 43. Minute das 1:0 für Leverkusen, welches allerdings wegen Handspiels aberkannt wurde.

Spielminute 43

Liverpooler Lösungen

Diese taktischen Voraussetzungen würden zunächst eine deutliche Dominanz Leverkusens vermuten lassen. Die Liverpooler Spielweise, insbesondere ab Halbzeit 2 sorgte jedoch dafür, dass Leverkusen trotz taktisch überlegenem Spielaufbau keine wirkliche Drangphase entwickeln konnte.

Das Verhalten der 4er Kette Liverpools sorgte dafür, die Unterzahl im Zentrum zu reduzieren. Regelmäßig schob Innenverteidiger Van Dijk auf den in den Halbraum abkippenden Palacios. Dabei schob Van Dijk situationsabhängig nicht vollständig auf Palacios, sondern blieb „auf dem Sprung“ mehrere Meter hinter Palacios.

Dadurch ließ sich Van Dijk nicht komplett aus der 4er Kette locken und konnte sich im Falle eines Balles auf oder hinter die letzte Kette noch zurück fallen lassen. Dennoch schaffte es Leverkusen, wie bereits oben beschrieben, in der 43. Minute hinter die letzte Kette zu kommen.

Spielminute 50

Auf der anderen Seite schob regelmäßig Außenverteidiger Trent Alexander-Arnold auf den in den Halbraum abkippenden Grimaldo. Dafür verschoben Konaté, Van Dijk und Tsimikas auf die rechte Seite, um eine Absicherung herzustellen bzw. bei zentralem Leverkusener Ballbesitz ließ sich Gravenberch in die letzte Kette zurückfallen.

Aus einer 2-3 Pressingstruktur mit dem hochschiebenden Mac Allister konnte Liverpool den 3-2 Aufbau unter möglichst viel Druck setzen, um die Entscheidungsfindung der Leverkusener Aufbauspieler zu stören. Insbesondere in der zweiten Halbzeit lief Liverpool auch immer wieder sehr aggressiv den Leverkusener Torwart Hradecky an und zwang ihn und die Aufbauverteidiger zu ungenauen langen Bällen.

Mit Hilfe von Deckungsschatten der aggressiv anlaufenden Stürmer gab Liverpool den Leverkusenern kaum Zeit für gut getimte Bälle hinter die letzte Kette. Somit konnte die 4er Kette weniger risikohaft rausschieben.

Zudem ließen sich die Stürmer Liverpools ballfern immer wieder zurückfallen, sobald die erste Pressinglinie überspielt wurde, um die gegnerischen 6er zuzustellen und die Überzahl im Zentrum zu reduzieren. Ein weiteres wichtiges Merkmal war, dass Gravenberch in solchen Situationen mannorientiert gegen „Überzahlspieler“ Wirtz agierte. Somit konnte der im Leverkusener Spiel so wichtige Wirtz kaum Akzente setzen.

Dass der Leverkusener Spielaufbau keinen größeren Einfluss auf das Spiel hatte, lag allerdings auch an einem sehr effektiven Gegenpressing der Liverpooler nach Ballverlust. Somit konnte Liverpool den Übergang von Leverkusener Balleroberung in eine geordnete Aufbaustruktur häufig vermeiden. Auch das effektive Zustellen bei den Leverkusener Abstößen sorgte dafür, dass Leverkusen dazu gezwungen war, regelmäßig bei Abstößen lang zu schlagen und weniger Spielaufbau Szenen entstanden.

Außerdem schaffte es Leverkusen aus ihrem Vorteil kaum Chancen zu kreieren, da sie häufig nach Überspielen des Pressings im Übergangsspiel bzw. im Spiel ins letzte Drittel an der überragenden Liverpooler 4er Kette hängen blieben. Sowohl Van Dijk als auch Konaté waren an diesem Abend kaum zu überwinden. Auch deshalb versuchte Leverkusen häufiger über schnelle Umschaltmomente nach Ballgewinn hinter die Kette zu kommen. Daraus ergaben sich wiederum weniger Spielaufbauszenen.

Ajax Amsterdam gg. Maccabi Tel Aviv 5:0

In der 27. Minute erzielt Kenneth Taylor das 2:0 für Ajax. Dieses Tor zeigt sehr gut wie Ajax durch eine gute Zonenbesetzung und ballseitiges Verschieben in eigener Ballbesitzphase das Gegenpressing bereits vorbereitet und nach erfolgreichem Ballgewinn mit schnellen Kombinationen und direktem Zug zum Tor umgeschaltet wird.

Im eigenen Ballbesitz ist Ajax zunächst im 2-3-5 gestaffelt. Die Außenverteidiger Hato und Gaaei agieren invers und rücken neben Sechser van den Boomen ein, wodurch die beiden Achter, Taylor und Fitz-Jim, die Zwischenräume besetzen. Durch diese Inversion der Außenverteidiger in die Halbräume werden nicht nur zusätzliche Anspielstationen für die Außenstürmer geschaffen und durch Tiefenläufe immer wieder Räume im Zentrum geöffnet, sondern auch für Kompaktheit im Gegenpressing gesorgt und es kann nach Ballverlust auf den Flügeln oder in den Zwischenräumen sofort mannorientiert gepresst werden.

Als Breitengeber agieren die beiden Flügelspieler Traore und Godts. Farioli greift jedoch auf das Prinzip der minimalen Breite zurück. Sobald das Spiel auf die rechte Spielfeldseite verlagert wird, orientiert sich der ballferne Außenstürmer sofort ins Zentrum bis hin zur Mitte der Strafraumkante. Dieser Ansatz erhöht ebenfalls die Kompaktheit im eigenen Ballbesitz und sorgt für kürzere Abstände zwischen den Spielern und ermöglicht ein effektiveres Gegenpressing nach Ballverlust.

Ein weiteres Mittel, auf das Farioli zur Vorbereitung des Gegenpressings zurückgreift, ist das starke ballseitige Verschieben der Mittelfeldlinie. Nach der Verlagerung auf die rechte Seite und dem Versuch, Rechtsaußen Traore in ein 1-gegen-1 zu isolieren, schiebt Sechser van den Boomen weit auf die rechte Seite, um diese im Falle eines Ballverlustes abzusichern. Auch der ballferne Außenverteidiger sowie Achter Taylor verschieben sich ballseitig und besetzen den Sechser-/Zehnerraum, wodurch die Abstände kompakt bleiben. Der ballnahe Außenverteidiger Gaaei und Achter Fitz-Jim schalten sich durch Tiefenläufe im rechten Halbraum in das Angriffsspiel ein und schaffen so Raum im Zentrum, in den Traore hineindribbeln kann, bis ein Fehlpass von diesem in die Box zum Ballverlust führt.

Durch die gute Boxbesetzung und die engen Abstände zwischen den Spielern wird der Verteidiger zu einem unkontrollierten Befreiungsschlag in das von Tel Aviv unterbesetzte Zentrum gezwungen. Durch das Eindribbeln des Außenstürmers und die Tiefenläufe des Achters und Außenverteidigers befinden sich nun alle Ajax-Spieler in den Innenkanälen, was eine Überzahl im Zentrum mit sofortigen vertikalen Anspielstationen nach Ballgewinn schafft. Hato gewinnt ein anschließendes Kopfballduell, worauf ein weiterer unkontrollierter Befreiungsschlag des Gegners folgt, den Fitz-Jim abfangen kann. Er leitet den Ball sofort an Traore weiter, der jedoch erneut den Ball verliert und so eine weitere Gegenpressingmoment entsteht.

Sofort wird umgeschaltet und der ballführende Spieler von beiden Seiten gepresst. Taylor übt von hinten Druck aus und Fitz-Jim springt den rechten Achter Tel Avivs in Deckungsschatten nehmend frontal auf den Ballführenden. Hato sichert das Gegenpressing zur linken durch eine sofortige Mannorientierung auf den linken Achter Tel Avivs, welcher die nähest potenzielle Anspielstation darstellt. Van den Boomen sichert dahinter das Zentrum, ist allerdings, wenn nötig bereit auf den sich im Deckungsschtten befindenden Achter zu springen. Fitz-Jim gewinnt letztlich den Ball und es wird sofort offensiv umgeschalten.

Durch das Zusammenziehen im Gegenpressing befindet man sich nach Ballgewinn sofort in engen Abständen für schnelle, vertikale Kombinationen. Fitz-Jim findet mit einem vertikalen Pass den als Wandspieler agierenden Brobbey, der geschickt auf Taylor ablegt. Einen Doppelpass mit einer Herausragenden Vorlage Brobbeys per Hacke veredelt Taylor diesen Spielzug.

Autor: FN beschäftigt sich mit intensiv mit Taktiktheorie als auch Analysen zu aktuellen Spielen und Entwicklungen im Fußball. Auf Twitter ist er als @felixnb aktiv.

Autor: MH ist Fußball-Aficionado von Herzen. Seine Wohnung gleicht einer Fußball-Bibliothek in deren Regalen Bücher über die großen Taktiker von Rinus Michels bis Pep Guardiola stehen. Das Buch von Spielverlagerung.de fehlt hier natürlich nicht. Für MH ist Fußball nicht nur ein Spiel. Es ist ein Lebensgefühl. Auf X ist er unter Mh_sv5 zu finden.

tobit 13. November 2024 um 09:31

Sehr starker Artikel! Unglaublich detailliert, und trotzdem kein überflüssiges Wort. Man kann die Situation fast schon sehen.

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