RB Leipzig in der Analyse
Mit einem starken Endspurt hat sich RB Leipzig die imaginäre Herbstmeisterschaft der Bundesliga gesichert und startet in die Rückrunde als Tabellenführer. Wodurch zeichnet sich die Mannschaft aus? Und was sind vorhandene Schwachstellen?
Als Grundlage für die Analyse dienen vornehmlich die letzten fünf Bundesligaspiele vor der Winterpause. In diesen spielte Leipzig durchweg in einem 4-4-2/4-2-2-2, das sich als Standardsystem der Mannschaft wieder etabliert hat, nachdem zwischenzeitlich auch ein asymmetrischeres 3-5-2 zum Einsatz kam.
Offensive Organisation
Insgesamt zeigt sich Leipzig gerade in Partien gegen sichtlich unterlegene Teams als eine dominante Einheit, die Vertrauen in die Stärken bei eigenem Ballbesitz entwickelt hat. Das unterscheidet diese Leipziger Mannschaft von jenen aus den vergangenen Spielzeiten, als das Ballbesitzspiel weniger kompetent wirkte.
Die erste Phase des Spielaufbaus, die zumeist einige Meter vorm eigenen Strafraum beginnt, wird durch eine deutliche Ruhe geprägt. Mit ersten Pässen möchten die Innenverteidiger diese Spielphase etablieren und einen Spielzug entsprechend vorbereiten, ohne überhastet eine offensive Passroute zu forcieren. Vielmehr erfolgen erste Zuspiele auf einen der zentralen Mittelfeldspieler oder Außenverteidiger, ohne dass diese Pässe eine Konsequenz nach sich ziehen.
Der gängigste Spielzug sieht in etwa so aus, dass der Ball auf einen Außenverteidiger gespielt wird, dieser recht schnell den Ball diagonal auf einen eingerückten Außenstürmer weiterleitet und im Anschluss entweder eine Ablage auf einen der Mitspieler daneben oder dahinter oder das Aufdrehen ins offene Feld erfolgt. Die Außenverteidiger unterscheiden sich in ihrer spielerischen und positionellen Charakteristik doch deutlich. So ist Lukas Klostermann jemand, der frühzeitig den Lauf nach vorn unternehmen möchte, während Nordi Mukiele etwa viel häufiger zurückhängt und mehr Ballkontakte in der ersten Aufbauphase erhalten kann.
Des Weiteren erfüllen die beiden Sechser unterschiedliche Rollen. Konrad Laimer ist der deutlich offensiver ausgerichtete der beiden zentralen Mittelfeldakteure, was sich in seinem aggressiven Nachrückverhalten ausdrückt. Für die angesprochenen Ablagen eines Außenstürmers – in diesem Fall des Rechtsaußen – eignet sich Laimer als Anspielstation hervorragend. Auf der halblinken Seite hängt Diego Demme hingegen weiter zurück und sichert stärker im Rückraum ab. Dafür ist es Timo Werner, der sich zur linken Seite bewegt und damit dem linken Außenstürmer anbietet, entsprechende Zuspiele auf ihn weiterzuleiten. Laimer sucht also eher die Engen und Drucksituationen, Werner versucht sich zunächst der Enge zu entziehen und die Verteidigungsformation des Gegners von außen zu penetrieren.
Vereinzelt erzeugt Demme durch ein Abkippen zwischen die Innenverteidiger eine andere Aufbaustruktur, indem er die Außenverteidiger dadurch automatisch weiter nach vorn drückt. Rücken entsprechend die Außenstürmer in der Reihe davor schneller ein, öffnen sie beispielsweise einem Klostermann die Außenbahn, auf welcher dieser dann sprinten und den Ball im vollen Lauf erhalten kann.
In der Weiterentwicklung der Angriffe im Übergang zum letzten Spielfelddrittel ist erkennbar, wie Leipzig ein simples, aber gleichzeitig gut durchdachtes Positionsspiel verfolgt. Die Außenstürmer rücken zumeist ein, wobei sich der Linksaußen auf die Bewegungen Werners einstellt, welcher selbst auch im Halbraum zurückfallen kann. Durch die einrückenden Bewegungen der Außenstürmer und die aufrückenden Läufe der Außenverteidiger ergibt sich eine gleichmäßige Staffelung in der Breite, die jedoch durch die Vor- und Rückwärtsbewegungen in den einzelnen Bahnen, nicht zu flach ist.
Defensives Umschalten
Zumeist kann Leipzig verhindern, dass sie nach Ballverlusten tief in der gegnerischen Hälfte von Kontern überrascht werden. Vielfach genügen schon einzelne proaktive Bewegungen von Verteidigern, die bei langen Bällen des Gegners direkt den Zweikampf mit dem Passempfänger suchen und diesen dadurch abdrängen. In Situationen, in denen Leipzig kurz vorm Strafraum den Ball zentral hergibt, schalten sich in der Regel ein bis zwei Spieler direkt dahinter ein. Das können beispielsweise auf der rechten Seite Laimer und Sabitzer sein, die sich sowieso schon in Ballnähe befinden. Der Druck auf den Gegner wird gerade vor der Mittellinie hochgehalten, damit keine Zeit für Entscheidungen bleibt und der neue Ballführende auch gar nicht erst in Position für einen langen Verlagerungsball kommt.
Individuell betrachtet verhalten sich manche Spieler recht abweichend im defensiven Umschalten. Laimer etwa ist ein aggressiver Verteidiger, Demme hingegen ein mannorientierter Verfolgungsspieler, der vor allem versucht seinen direkten Gegner als Passoption zu eliminieren. Bei Ballverlusten an der Mittellinie und damit in Situationen, in denen sich nur noch die Abwehrspieler hinter dem Ball befinden, zieht sich die Viererkette zumeist geschlossen an den eigenen Strafraum zurück und zieht sich auch außen etwas zusammen, um etwaige Flankenversuche in der Mitte abzuwehren und nicht durch frühzeitige Zweikampfversuche fatale Löcher zu reißen.
Defensive Organisation
Gegen den offenen Spielaufbau des Gegners, wenn dieser also geordnet von hinten heraus das Spiel eröffnet, steht Leipzig oftmals in einem 4-4-1-1/4-2-3-1. Die Aufteilung der beiden Sturmspitzen wird zum Teil an den Gegner anpasst oder variiert auch während der Partie ein wenig. In solchen Aspekten werden den Spielern Freiheiten gelassen. Interessanterweise ist es im 4-4-1-1 nicht selten der physischere Patrik Schick der auf der situativen Zehnerposition positioniert ist und sich in der Nähe des gegnerischen zentralen Mittelfelds aufhält. Werner wird eine Reihe davor als Läufer eingesetzt, der gegen breitstehende Innenverteidiger versucht, diese von innen aus in Richtung der Außenbahn zu drängen und Pässe in diese Richtung zu leiten.
Die Flügel werden allerdings nicht durchweg Mann-gegen-Mann verteidigt. Gerade im 4-4-1-1 stehen die Leipziger Außenstürmer zentraler in der Mittelfeldreihe und schieben nur zum Gegenspieler, wenn dieser den Ball erhält, um daraufhin einen offenen Pass diagonal nach vorn zu verhindern. Die zentralen Mittelfeldspieler von Leipzig wiederum verhalten sich vor allem dann mannorientiert, wenn ein Gegenspieler durchs Zentrum nach vorn stößt und sich als potenzielle Passoption hinter der Mittelfeldlinie anbieten möchte.
Vereinzelt neigen die Leipziger Verteidiger in der Viererkette dazu, zurückfallende Bewegungen von Außen- oder Mittelstürmern zu verfolgen und damit Raum an der Abseitsgrenze aufzugeben. Das kann sich bei entsprechenden Ablagepässen eines Außen- oder Mittelstürmers jedoch rächen, wenn ein weiterer Gegenspieler dann in den Rücken des Leipziger Verteidigers läuft. Zumeist brechen die Leipziger ihre Verfolgungsläufe noch rechtzeitig ab, aber ein geringes Gefahrenpotenzial besteht trotzdem.
Größere defensive Schwierigkeiten hat Leipzig vor allem, wenn es sich im 4-4-1-1 oder auch 4-4-2 zurückzieht und im Abwehrpressing zu verteidigen versucht. Die Statik innerhalb der Leipziger Verteidigungsformation ist Gift für die Mannschaft, da sie seltener Zugriff herstellen kann und stattdessen bei schnellen Passfolgen des Gegners zum Passagier wird. Leipzig lebt von seiner Zweikampfstärke und ballnahen Intensität, die sich aber nur entfalten können, wenn sich die Mannschaft in Bewegung befindet. Andernfalls mutiert es zu einem recht simplen mannorientierten Defensivteam, das ständig einen Schritt zu spät ist und auch nur sehr selten die Passwege blockiert, weil es sich aus der Mannorientierung nicht mehr lösen kann.
Ein probates Mittel gegen Leipzig scheint der Spielaufbau mit einer Dreierreihe sowie höherstehenden Außenverteidigern. Die Außenverteidiger würden Leipzigs Flügelstürmer nach hinten drängen, während die numerische Überzahl in der ersten Aufbaulinie ein sicheres Passspiel sowie situative Vorstöße über die Halbräume erlauben würde. Recht selten formt Leipzig die Pressingformation so um, dass sich wenigstens ein Außenstürmer nach vorn auf einen der gegnerischen Innenverteidiger bewegt. Sicherlich unternimmt jemand wie Emil Forsberg so einen Lauf gelegentlich, aber normalerweise müssten die hochpostierten gegnerischen Außenspieler sowie die Dominanz im frühen Aufbau Leipzig zum Rückzug in die Passivität verleiten.
Offensives Umschalten
Die angesprochene Struktur im Pressing mit Schick als hängende Spitze hat den großen Vorteil, dass der Tscheche sofort als frühe Anspielstation nach Ballgewinnen dienen kann. Schick ist der erste Zielspieler, der dann etwa einen sprintenden Laimer mit Ablagen füttern kann. Laimer führt zumeist die erste Welle im Nachrücken nach Ballgewinnen an, wobei dritte Bälle oftmals eher in den Füßen der Leipziger Verteidiger landen, die sich auch ihrerseits nach vorn bewegen. Insbesondere nach dritten Bällen erfolgen die nächsten Zuspiele umgehend halblang auf die Außenbahnen, wo sich beispielsweise Timo Werner oder Christopher Nkunku aufhalten, um sich von der zusammengezogenen Defensive abzusetzen und den Ball zu erhalten.
Standardsituationen
Eckbälle gehören nicht unbedingt zur Spezialität von Leipzig. Defensiv wirkt die Mannschaft immer wieder anfällig, was auch mit der Staffelung zu tun hat. Zumeist postieren sich fünf Spieler mehr oder weniger hintereinander an der Grenze des Fünfmeterraums, wobei einer dieser fünf eventuell eine Manndeckungsaufgabe übernimmt. Vor diesen stehen drei weitere Leipziger, die eng Mann-gegen-Mann spielen und das Einlaufen der Gegner verteidigen. Da in dieser Staffelung mehrere Spieler sehr exakt auf einer Linie positioniert sind, kann der innere Fünferblock etwa durch einen kürzeren Eckball sowie eine Verlängerung auf den zweiten Pfosten – entweder geradewegs horizontal oder aber diagonal vom Fünfmeterraum-Eck – ausgehebelt werden. Der Block verharrt nun einmal statisch, weil er lediglich eine Dichte an Defensivspielern bildet, aber in seiner Reaktivität beschränkt ist.
Bei offensiven Eckbällen postieren sich beispielsweise drei Leipziger frontal vorm Fünfmeterraum. Drei weitere Leipziger stehen etwas weiter hinter dem Elfmeterpunkt, wobei sich häufig einer von dort aus nach hinten in Richtung der hinteren kurzen Sechzehnmeterraumseite absetzt. In anderen Fällen stehen fünf Leipziger vorm Elfmeterpunkt und laufen etwas verteilt hin zum Fünfmeterraum in zeitlicher Abstimmung mit dem Eckball, wobei sich Werner als hinterster Spieler dieser Fünfergruppe etwas absetzt und nicht direkt einläuft. Ein weiterer Spieler deutet derweil einen Lauf zur Eckfahne an, bricht diesen jedoch ab, wenn er verfolgt wird. Schick wiederum besetzt in dieser Aufteilung statisch den Fünfmeterraum und stört den Torwart im Rahmen des Möglichen.
Bei Freistoßflanken aus dem Halbfeld sind es in einigen Fällen vier Leipziger, die sich im gegenüberliegenden Halbraum aufstellen und klassisch kurz vor der Abseitsgrenze ihr Einlaufen starten. Drei weitere Spieler hängen ein paar Meter zurück und können sich auch für ein kurzes Anspiel freilaufen. Schick nimmt derweil in manchen Situationen einen längeren Anlauf von hinten und stößt mit mehr Dynamik in den Strafraum vor, sofern er nicht ins Abseits läuft, bevor der Freistoß erfolgt ist.
Der große Vorteil für Leipzig ist die pure Physis, die Schick ebenso wie Yussuf Poulsen oder Dayot Upamecano bei Eckbällen mitbringt. Selbst aus der Statik heraus, wenn sie am Fünfmeterraum platziert sind, können sie noch Kopfballduelle für sich entscheiden.
Wodurch zeichnet sich Leipzig also aus?
- Die Mannschaft lebt nicht mehr nur von ihrer Intensität und ihrem Tempo, wobei diese Elemente weiterhin eine gewichtige Rolle spielen, weil nahezu keine andere Bundesligamannschaft bei hoher Geschwindigkeit so viele genaue Pässe und Ballmitnahmen aneinanderreihen kann.
- Die vielen Bewegungen innerhalb der Ballbesitzstruktur machen es mannorientierten Defensivreihen schwer. Diese Bewegungen trainieren außerdem die Passkommunikation der Leipziger und fördern deren intuitives Handeln im vorderen Spielfeldbereich.
- Werner ist nunmehr omnipräsent, indem er sich nicht nur auf der linken Seite einschaltet, sondern zunehmend auch das Anspiel im Halbraum aktiv einfordert. Seine Zeit als dezidiert spielmachender beziehungsweise ballkontaktlastiger Mittelstürmer im 3-5-2 trägt zusätzliche Früchte.
- Die Zweikampfhärte, mit der sich Konrad Laimer oder auch Stefan Ilsanker auszeichnen, ist im defensiven Umschalten von großer Bedeutung, weil damit einige Angriffe zum Halten gebracht werden. Selten wird einem Spieler gerade in der Konterabwehr ein hartes körperliches Einsteigen, ohne großartigen Beinkontakt, als Foul ausgelegt.
- Passivität ist für Leipzig ebenso Gift wie ein zu dominanter Matchverlauf. Teilweise gibt die Mannschaft in Führung liegend das eigentlich so starke Positionsspiel ein wenig auf und wird unsauber im Übergang zum letzten Spielfelddrittel. Aus dieser Unsauberkeit heraus resultiert ein Verlust an Dominanz und ein weniger starkes Gegenpressing aufgrund der schlechteren Ausgangsstaffelung.
Wie kann Leipzig geschlagen werden?
- Eine Dreierreihe im Spielaufbau verbunden mit einer stabilen Ballzirkulation sowie ein konsequentes Aufrücken der Außenspieler ohne grundlegenden Anspruch, diese unmittelbar ins Passspiel einzubinden, kann Leipzig in eine passive Verteidigungsrolle zwingen.
- Ist Dominanz einmal hergestellt, besteht die Herausforderung darin, dass sich Offensivspieler unablässig bewegen müssen, um anspielbar zu sein und Optionen für Ablagen- und anschließende Schnittstellenpässe zu kreieren.
- Um den Leipziger Spielaufbau zu verteidigen, muss er an seiner verwundbarsten Stelle attackiert werden. Diese verwundbarste Stelle ist der oftmals praktizierte Pass vom Außenverteidiger zum eingerückten Außenstürmer. Hierbei muss ein Gegenspieler dem Außenstürmer zunächst ein wenig Luft geben, um das Anspiel zu provozieren, dann allerdings sofort die frühzeitige Attacke forcieren, damit entweder der Pass abgefangen wird oder ein Ballverlust im Zweikampf erfolgt.
- Bei Eckbällen bieten sich diverse Varianten mit kurzen Flugbällen und Weiterleitungen auf den zweiten Pfosten.
10 Kommentare Alle anzeigen
Peda 5. Februar 2020 um 15:27
Was ist denn bitte in der Winterpause mit Leipzig passiert?
Die zeigen sich ja jetzt ganz unabhängig vom Spielstand von ihrer schlechten Seite – Passivität, Aufgabe des Positionsspiels, unsauber im letzten Drittel, Dominanzverlust, geschwächtes Gegenpressing.
Hat man den Abgang von Demme (und jetzt auch noch Ilsanker) unterschätzt bzw. was war da überhaupt der Plan?
Ich habe ja auch immer so ein bisschen das Gefühl, dass da eine gewisse Diskrepanz zwischen Anspruch der Vereinsführung und Motivation sowie Zusammenhalt der Mannschaft besteht. Anders gesagt, da sind ein paar Owezahra dabei.
CE 6. Februar 2020 um 07:29
Ich glaube, ich habe manche Probleme im Text bereits erwähnt. Beispielsweise wird Leipzig etwas „selbstgefällig“, wenn es eine Partie dominiert. Das heißt die Mannschaft genießt die Dominanz, aber erzwingt nicht immer Abschlusssituationen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anfälligkeit bei hohem Pressing, die Leipzig natürlich nicht exklusiv hat. Allerdings neigen Upamecano, Klostermann und ein paar andere schon zu hastigen Handlungen unter Druck. Zum Ende der Hinrunde, worauf die Analyse oben basiert, war Leipzig diesem Druck weitestgehend nicht ausgesetzt. Ein paar Parallelen zum BVB sind erkennbar.
Der Abgang von Demme ist sicher ungünstig, aber das war bereits zum Zeitpunkt des Wechsels klar. Nur hat Leipzig genau wie im Fall von Ilsanker den Wunsch des Spielers erfüllt. Die Stamminnenverteidigung wird noch eine Weile nicht einsatzbereit sein, was erschwerend hinzukommt.
Peda 6. Februar 2020 um 10:36
Der kursive Teil war eh ein Quasi-Zitat aus deinem Artikel. Mir geht es eher um die Frage was sich geändert hat, dass diese Schwächen jetzt deutlicher und häufiger zutage treten. Bist du also der Meinung, dass sie in den Frühjahrsspielen stärker unter Druck gesetzt wurden?
Meiner Meinung nach steht die Defensive durch Verletzungen, Wechsel und Rotationen massiv neben sich. Das Verhalten der Viererkette bei den Gegentoren 2 und 3 im Pokal war beispielsweise schon außerordentlich schlecht. Bewerte ich das über oder steht zu befürchten, dass man mit dieser Verlegenheitszentrale in ein ausgewachsenes Formloch fällt?
tobit 6. Februar 2020 um 14:06
Die Besetzung der Defensive ist eine ganz andere als vor der Winterpause oder zu Beginn der Saison. Halstenberg und Klostermann haben zuerst als Wingbacks, dann als offensive AV gespielt. Jetzt sind sie Halbverteidiger und vor ihnen spielen regelmäßig verkappte Zehner (Nkunku, Sabitzer, Haidara, Adams) statt echte Flügel- oder Defensivspieler. Dass das zu Lasten der defensiven Stabilität geht, war abzusehen. Insbesondere in Kombination mit den Abgängen von Demme und Ilsanker.
Dazu kommen dann noch die Gegner. Düsseldorf und Dortmund pressen den Aufbau einfach längst nicht so aggressiv wie Gladbach oder Frankfurt und sorgen damit auch für viel weniger Probleme im Leipziger Aufbau, der ohne Kampl schon seit Jahren große Probleme mit der Pressingreisitenz hat, die auch Nagelsmann nicht in einem halben Jahr raustrainiert bekommt.
kalleleo 15. Januar 2020 um 12:46
Wie denkt ihr wird das nach dem Abgang von Demme jetzt aussehen? Mit Kampl zB sieht das dann vermutlich doch deutlich anders aus.
tobit 15. Januar 2020 um 16:18
Demme ersatzlos abzugeben, vor allem nach den letzten Wochen, halte ich für einen schweren Fehler. Erstmal wird denke ich die 3er-Kette wieder öfter zu sehen sein. Denn vor März werden weder Kampl noch Haidara wirklich eine große Rolle spielen können und Adams ist auch eher ein Laimer-Backup als ein Stammspieler (geschweige denn ein Sechser a la Demme). Am ehesten traue ich aktuell noch Ilsanker eine derart absichernde Rolle zu, den braucht es aber erstmal noch eine Reihe weiter hinten und er war ja gerüchteweise auch schon kurz vor dem Absprung.
CE 15. Januar 2020 um 16:54
Dort soll und wird jetzt Adams stärker in die Verantwortung genommen. Der müsste auch gegen Union neben Laimer in der Startaufstellung stehen.
Kvist4 14. Januar 2020 um 15:11
Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel über eines der spannendsten Teams in Europa. Beim Spiel gegen den Ball ist mir persönlich auch die Nutzung eines 4-2-3-1 aufgefallen, wobei die 3er Reihe hinter einer Spitze sehr eng stand und somit für Überzahl im gegnerischen 6er Raum gesorgt hat. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Spiele gegen B04 sowie die 2.HZ gegen den FC Bayern. Gegen den FC Bayern ließ sich Poulsen gegen den Ball zwischen die nominellen 10er fallen während gegen Bayer04 vermehrt Werner diesen Part übernahm.
Sehr gelungen empfinde ich die Einbindung des Pass Sonar`s, sowie des Passing Networks. Beim Pass Sonar stellt sich mir die Frage wie in dem Feld am rechten Flügel (2. von oben) sehr viele Pässe nach rechts angezeigt werden während es auf der gegenüberliegenden Seite deutlich weniger Pässe nach links angezeigt werden. Sollten vom rechten Flügel nicht wie beim linken Flügel die Pässe häufiger ins Zentrum gespielt als weiter nach außen?
Beim Passing Network gegen F95 überrascht mich der hohe x/g von IV Ilsanker. Könnte das damit erklärt werden, dass Ilsanker in diesen 90 Minuten häufig in gefährliche Abschlusssituationen kam (evt. nach Standardsituationen..)?
Generell würde mich interessieren wie viele Analyse-Teams der Vereine sich bei ihrer Arbeit solcher Statistiken betätigen. Sind hier gravierende Unterschiede zwischen den Vereinen zu erwarten?
Einziger kleiner Kritikpunkte wäre die Grafik zu den defensiven Aktionen von RB. Die Grafik suggeriert, dass die Gegner von RB eine vergleichsweise hohe Passquote aufweisen, da der Wert sich im Inneren des Kreises befindet. Verglichen mit den anderen Teams der Liga erlaubt fast kein anderes Team seinen Gegnern eine niedrigere Passquote.
Viele Grüße und ein großes Lob an Sie Herr Eckner!
tobit 14. Januar 2020 um 17:25
Die Asymmetrie im Pass-Sonar dürfte auf die rechtsseitige Positionierung von Laimer zurückzuführen sein. Der spielt gerne an der Kante zwischen Halbraum und Flügel und setzt von da die Tiefenläufe von Klostermann ein oder kombiniert mit Sabitzer. Dabei wird natürlich auch mal von einer „statistischen“ Flügelposition (an der Kante zwischen Halbraum und Flügel) nach außen gespielt.
Links gibt es diesen Zwischenspieler nicht und der offensive Flügelstürmer sucht noch klarer das Zentrum als Sabitzer. Es gibt entsprechend mehr direkte Pässe von Upamecano (aus dem Halbraum) zum eher etwas tiefer bleibenden Halstenberg und weniger Kombinationen auf dem Flügel. Stattdessen wird da dann mehr der direkte Weg zurück in den Halbraum auf Werner oder einen der Mittelfeldspieler gesucht.
Leipzig hat in den letzten Wochen einfach eine sehr gute Passquote zugelassen (nur Düsseldorf hatte unter 75%). Das kann man dann halt statistisch nur so abbilden. Vor allem, da die Gegner mit der höchsten Passquote (Dortmund) auch noch den meisten Ballbesitz hatten und damit (sehr wahrscheinlich) stärker gewichtet sind. Grundsätzlich sagt eine gute Passquote aber ja wenig aus, da es viel wichtiger ist wo die Pässe gespielt werden und ob daraus Chancen entstehen.
CE 14. Januar 2020 um 21:21
Vielen Dank!
Die zugelassene Passquote lag für den Zeitraum ungefähr im Ligadurchschnitt. Teams, die eine niedrigere Passquote zuließen, waren Leverkusen, Bayern, Frankfurt, Köln, Hoffenheim, Paderborn, Schalke, Union und Wolfsburg.
Der hohe xG-Wert ergibt sich daraus, dass hier die xGChain gemessen wird. Beide Innenverteidiger waren in der Gesamtheit an vielen erfolgreichen Spielzügen beteiligt. Das spricht also vor allem für die gute Teamleistung aus dem offenen Spielaufbau heraus. (Definition von xGChain: „The xG of possessions a player was involved in starting from open play.“)
Vielen Teams greifen auf solche (oder leicht andersartige) Statistiken zurück. Je nach Präferenz des Trainerteams gibt es allerdings deutliche Unterschiede, wie stringent diese für Schlussfolgerungen und daraus resultierend für die Vorbereitung auf Partien genutzt werden.