Solide Franzosen machen den nächsten Schritt

0:2

Wieder kein Gegentor, dafür aber ohne wirkliche Durchschlagskraft in der Offensive: Das Weiterkommen Frankreichs im Viertelfinale gegen Uruguay war letztlich souverän. Der Sieg aber nicht so eindeutig, wie es das Ergebnis vermuten lässt.

Die Grundidee Deschamps, wieder einen zentralen Mittelfeldspieler auf dem Flügel aufzubieten und der nominellen 4-4-2-Grundordnung einen Touch von 4-3-3 mitzugeben, funktionierte auch gegen Uruguay. Der Plan der Südamerikaner Kante mit einer direkten Zuordnung aus dem Spiel zu nehmen, war dagegen nur bedingt tauglich.

Uruguay gegen den Ball: Häufige 4-3-1-2-Staffelungen

In der Defensive nutzte Uruguay eine 4-4-2-Grundordnung. Wenn möglich interpretierte man diese in den meisten Phasen des Spiels zunächst einmal als hohes Mittelfeldpressing. Man stellte Frankreich früh zu, lies aber das erste Anspiel stets erfolgen, um den Ball zunächst einmal vom Tor wegzuhalten und Frankreich in deren Hälfte unter Druck setzen zu können. Als einer der beiden Sechser orientierte sich Bentancour fast durchgehend an Kante, wobei sich der Rest der Mittelfeldkette horizontal kompakt zusammenzog. Dabei war das mit dem Druck relativ, denn Uruguay verfügte vor allem auf dem Flügel und in den Halbräumen über keine ausreichende Präsenz, um wirklich zu Ballgewinnen zu kommen. Hauptproblem dabei: Es gab keine Elemente leitender Natur.

Schafften es die Franzosen nach vorne aufzurücken, zog sich Uruguay an den eigenen Strafraum zurück und verteidigte aus der angesprochenen 4-3-1-2- / 4-4-2-Grundordnung, wobei es mit Stuani und Suarez zwei potentielle Umschaltspieler in der Tiefe gab.

Frankreich mit dem Ball: Ähnlich wie gegen Argentinien

Aufstellungen und Offensivmuster

Genau wie im Achtelfinale gegen Argentinien nutzten die Franzosen auch gegen Uruguay eine 4-4-2- / 4-2-3-1-Grundordnung – darin agierte mit Tolisso allerdings wieder ein nominell zentraler Mittelfeldspieler auf dem linken Flügel. Tolisso rückte entsprechend viel in den Halbraum ein und spielte eher wie ein linker Achter aus dem Raum neben den beiden Stürmern Uruguays, während Pogba diese Rolle auf der rechten Seite bekleidete. Als tiefer Ankersechser lief Kante auf.

Hernandez und Pavard orientierten sich auf den beiden Außenverteidigerpositionen schnell und weit nach vorne – sie sollten im Aufbauspiel die Breite im zweiten Drittel herstellen und rückten für das Übergangs- und Aufbauspiel sogar bis in die letzte Linie vor, um über Außen als Durchbruchspieler zu fungieren.

Auf der rechten Seite war Mbappe für einen Flügelspieler ebenfalls wenig auf dem Flügel zu sehen. Er rückte im Bereich der Halbräume schnell in die letzte Linie auf oder besetzte gemeinsam mit Giroud das Sturmzentrum, um die dortige Präsenz zu erhöhen. Auf den Flügel wich er eher situativ aus. Diese Spielweise von Mbappe ermöglichte es Griezmann sich im Auf- und Übergangsspiel in den Zwischenlinienraum fallen zu lassen oder in die Halbräume auszuweichen.

Entsprechend dieser Muster ergab sich auf der rechten Seite ein potentielles numerisches Übergewicht, sodass sich bei den Franzosen eine gewisse Rechtslastigkeit einstellte. Insgesamt war Frankreich über diese Seite kombinativer und nutzte die linke Seite im Angriffsspiel vor allem nach Verlagerungen für Durchbrüche über Hernandez.

Uruguay mit dem Ball: Risikolos nach vorne / Frankreich gegen den Ball: Kompaktes Mittelfeldpressing

Auch Uruguay nutzte eine 4-4-2-Grundordnung. Im Aufbauspiel gab es mit je einem der beiden Sechser und der Viererkette in der Regel fünf tiefe Aufbauspieler. Dabei agierten die beiden Innenverteidiger in der Regel nicht besonders breit. So konnte Rechtsverteidiger Caceres auf der rechten Seite leicht eingerückt agieren und aus dieser Position Flugbälle in die vorderste Linie forcieren – das bevorzugte Mittel in der Offensive. Auf der rechten Außenbahn agierte Nandez in der Regel breit, Vecino auf links rückte häufiger ein. Im Sturmzentrum gab es mit Suarez und Stuani zwei zentrale Stürmer, wobei vor allem Suarez häufiger in den rechten Halbraum pendelte, um sich dort anspielbar zu machen.

Die Franzosen verlegten sich bei dieser Weltmeisterschaft (und auch schon davor) bisher auf die Kompaktheit im Spiel gegen den Ball. Die 4-4-2-Grundordnung der Franzosen gegen den Ball blieb deshalb auch in dieser Partie erhalten. Griezmann rückte wie gewohnt neben Giroud. Beide agierten als Pärchen und mussten keine situativen Mannorientierungen eingehen, denn im Zentrum konnten Kante und Pogba sich an ihren direkten Gegenspielern orientieren. Sie konnten sich daher ganz auf die Sicherung der eigenen Schnittstelle sowie das Leiten nach außen kümmern. Die Folge dieser Gesamtkonstellation aus Uruguays Offensiv- und Frankreichs Defensivplan: Wenig offensive Durchschlagskraft bei Uruguay.

Fazit

Schlussendlich verdanken die Franzosen den ungefährdeten 2:0-Sieg einem Kopfballtreffer von Varane nach einem Freistoß von Griezmann, einem Torwartfehler von Muslera, der einen eigentlich haltbaren Schuss von Griezmann von der Strafraumkante passieren lassen musste sowie einer Glanzparade von Lloris kurz vor der Halbzeit. Das Weiterkommen war zwar nie wirklich gefährdet, der Sieg aber dennoch nicht so klar, wie es das Ergebnis suggeriert. Und trotzdem kann man aufgrund der strategischen Ausgangslage in Kombination mit der individuellen Qualität Uruguays behaupten: Frankreich hat den potentiell gefährlichsten Gegner bei diesem Turnier aus dem Wettbewerb gekegelt. Wenn man sich die strategische Herangehensweise der Belgier im Viertelfinale gegen Brasilien ansieht und Englands Weg unter Southgate verfolgt hat, muss man festhalten: Frankreich braucht im Halbfinale gegen Belgien und einem potentiellen Endspiel gegen England zwei gute Leistungen im Spiel mit Ball, könnte gegen beide Gegner aber einen extrem passenden Ansatz im Spiel gegen den Ball vorweisen.

Daniel 11. Juli 2018 um 16:14

Mal ne Frage zu Frankreich: kann mir jemand die Bedeutung von Giroud erklären und warum genau der so dermaßen gesetzt ist? Girouds große Stärke ist ja vor allem sein Kopfballspiel. Genau das fokussiert Frankreich aber kaum, da sie nur selten hoch flanken (außer bei Standards…und da stehen dann mit den IV und den Achtern ausreichend Kopfballspieler zur Verfügung, die bisher auch effektiver waren als Giroud). Ansonsten arbeitet Giroud defensiv für einen Mittelstürmer solide mit (worauf Frankreich aber durch die quantitativ wie qualitativ guten Defensivspieler eigentlich nicht angewiesen ist) und spielt hin und wieder mal ne gute Ablage. Dafür fällt er aber sowohl im Konter- als auch im Kombinationsspiel ab, strahlt null Torgefahr aus und ist einfach von seiner Gesamtqualität der schwächste französische Feldspieler (will heißen wohl der einzige neben N’Zonzi und vielleicht Rami, der nie Weltklasse war und es auch nie sein wird).
Zwei Szenen, die mir von gestern noch in Erinnerung sind: Steilpass auf Mbappé, der rechts startet und mit dem ersten Kontakt in die Mitte passt. Dort hat Giroud im Abseits gelauert, so dass er ca zwei Meter Vorsprung auf Alderweireld hatte. Leider ist Giroud dermaßen langsam, dass ihn Alderweireld trotzdem noch einholt und am Abschluss hindert. Szene Nr.2 war der schönste Angriff der Franzosen, als in der zweiten Halbzeit Mbappé Giroud nach einer schönen Kombination halblinks mit einem doppelten Hackentrick einsetzt. Giroud braucht aber dermaßen lange, um sich zu sortieren, dass ein Belgier noch klären kann.

Antworten

kalleleo 12. Juli 2018 um 12:05

Deschamps hat vermutlich gerne einen bulligen Spielertyp im Sturmzentrum und wenn er Benzema nicht mitnimmt dann ist Giroud eine brauchbare zweite Wahl. Denke mal ein wesentlicher Grund wird auch die Turniererfahrung sowie Einstellung sein, die ihm einen Vorsprung vor zB Lacazette gibt.

Weitere Variante waere vielleicht Griezmann vorn und Dembele dahinter?

Antworten

Koom 12. Juli 2018 um 12:58

Die restliche Offensive braucht eher Tempo und Giroud schafft Räume, weil er IVs bindet. Ist natürlich fraglich, ob das ideal ist – aber wenn ich mir Deutschland da anschaue, wo vorne viele filigrane, schnelle Leute waren und keiner, der körperlich Raum schafft, dann verstehe ich Deschamps ein bisserl.

Antworten

Isabella 14. Juli 2018 um 22:08

Mit schnell und filigran meinst du aber hoffentlich nicht Müller 😉 Ich verstehe Girouds Aufstellung auch nicht so ganz, weil ein solcher Spieler doch überhaupt nicht benötigt wird. Meistens wird bei den Franzosen doch eh gekontert und da kommt er doch überhaupt nicht hinterher und viele Flanken muss man mit den Spielern doch auch nicht spielen, da hat man definitiv andere Möglichkeiten. Das Einzige, für das man Giroud noch brauchen könnte, wären intelligente, raumschaffende Bewegungen. Die sind mir aber jetzt auch nicht gerade aufgefallen. Mich würde Mbappe vorne drinnen und Dembele auf der Seite interessieren, Griezmann würde ich hinter der Spitze lassen, der verteilt die Bälle da recht gut.

Antworten

Koom 16. Juli 2018 um 12:06

Ne, Müller ist halt so irgendwie gar nix wirklich. Im Grunde ist er eine Art moderner Abstauber in anders. Im Idealfall nutzt/findet er Räume, die durch die Ausprägungen von anderen geschaffen werden. Das hat er aber mehr und mehr verlernt oder die besser und strukturierter spielenden Gegner bieten das nicht mehr an.

Zu Giroud: Taktisch fand ich den auch nicht sonderlich auffällig, aber im Grunde schafft ein „körperlicherer Spieler“ einfach gewisse taktische Zwänge beim Gegner, selbst ohne konkreten Plan und Vorgabe. Giroud ist relativ fleissig und reichlich unterwegs und kein Stehgeiger, dadurch erfüllt sich dieser Zweck. Natürlich kann das auch ein „tollerer“ Spieler mit Plan machen, aber Dembele, Mbappe & Co. erscheinen mir jetzt keine Taktikabarbeiter sein, das sind eher brutale Freigeister. Griezmann könnte man (dank Atletico) noch sowas andichten, aber letztlich… scheint das nicht so nötig gewesen zu sein.

Frankreich ist quasi eine Ausprägung von Real Madrid und wohl einfach auch dem aktuellen State of the art of Fußball. Taktisch eher „konservativ“ mit solider Deckung und vorne keine großen Pläne sondern individuelle Klasse. Real macht das sehr ähnlich, da merkt man aber eine wesentlich höhere Eingespieltheit, wodurch die Mannschaft als Block sehr gut das Geschehen mal massiv nach vorne verlagert und sehr gut sehr hoch presst – das ist als Nationalelf so halt kaum zu bewerkstelligen.

Antworten

Taktik-Ignorant 16. Juli 2018 um 12:27

Giroud ist halt auch ein Wandspieler, wie im Endspiel ganz gut zu beobachten war, macht Bälle, die von hinten weggeschlagen werden, fest oder läßt sie geschickt prallen. Und seine Abwehrarbeit ist nicht zu unterschätzen. Eine gute Defensive gewinnt halt die Turniere.

Antworten

Daniel 15. Juli 2018 um 13:53

@Koom
Fun Fact: Frankreich hat in der Vorrunde nur ein Tor mehr erzielt als Deutschland. Davon ein Elfer und ein Eigentor. Der Unterschied zwischen den beiden war wohl eher die Defensivstärke und Kontrolle. Und schnell und filigran sind in der deutschen Offensive doch eigentlich nur der Reservist Brandt und Reus (der im ersten Spiel auch Reservist war). Müller und Draxler sind nichts davon so richtig, Werner ist zwar schnell, aber nur mäßig filigran.
Ansonsten seh ich das genauso wie Isabella.

Antworten

tobit 15. Juli 2018 um 16:55

Ich kann kooms Argument da schon verstehen. Giroud ist halt richtig kräftig und kann sich in dem Bereich mit jedem messen. Einen solchen Spieler hatte Deutschland nicht auf dem Platz. Draxler und Müller sind zwar technisch nicht die filigransten, wirklich robuste, körperliche Typen sind sie aber auch nicht. Zwingend notwendig finde ich so einen Typen für die N11 aber nicht, wenn man das vorhandene spielerische Potential auf den Platz bekommt.

Antworten

Daniel 15. Juli 2018 um 19:19

Ist jetzt nur meine Meinung, aber ich find Gomez schon einen ähnlichen Typen wie Giroud, allerdings in etwas besser. Draxler und Müller sind sicher auch etwas andere Typen, aber vor allem qualitativ (viel) schlechter als Mbappé und Griezmann, was ich auch für die deutlich bessere Erklärung halte.

Antworten

Taktik-Ignorant 16. Juli 2018 um 12:34

Müller war zweimal (ok, nahezu zweimal) WM-Torschützenkönig. In der Form von 2010 oder 2014 hätte ich ihn Griezmann und Mbappé jederzeit vorgezogen, wenn ich denn zu wählen gehabt hätte. Es sind aber auf jeden Fall andere Spielertypen. Daß Müller diese WM nicht zur Geltung kam, hatte neben einer sicherlich vorhandenen Formschwäche auch mit dem unpassenden Angriffsgefüge zu tun. Neben den sehr quirligen Mbappé und Griezmann paßt ein etwas sperriger Angreifertyp durchaus. Und wenn schon Parallelen zu Gomez (nicht ganz unberechtigterweise) gezogen werden: Deschamps hat Giroud wohlweislich immer von Anfang an gebracht, er scheint ebenso wie Gomez auch kein Joker zu sein. Deschamps hat dementsprechend gehandelt.

Antworten

Aliou Bob Marley Cisse 9. Juli 2018 um 13:29

Ist es wirklich nötig sich mit der individuellen Qualität von Frankreichs Mittelfeldpersonal auf ein Spiel gegen den Ball zu verlagern, vor allem wenn man nicht gegen Brasilien, sondern gegen Uruguay agiert, oder ist das nicht übertriebene Vorsicht von Deschamps?
Gegen Belgien würde ich es noch bis zu einem gewissen Punkt hin verstehen, gegen England schon nicht mehr.
Möge Deschamps Erfolg haben, aber gönnen würde ich dieser Spielweise den Titel nicht, tat ich schon 2016 nicht und dann kam Portugal. Hoffentlich kommt diesmal Belgien.

Antworten

Daniel 9. Juli 2018 um 20:45

Individuelle Qualität ist nicht gleich individuelle Qualität. Spanien und Frankreich haben z.B. beide jede Menge individuelle Qualität, aber auf ganz andere Weise. Die Qualität Spaniens liegt in kleinräumigen Kombinationen, die Frankreichs in ihrer Physis und Dynamik. Kein Spieler der Franzosen ist ein Zirkulationsspieler, aber die Geschwindigkeit (Dembélé, Mbappé, Griezmann) und Wucht (Pogba, Tolisso…) ihrer Offensivspieler ist unerreicht und die riesigen und dennoch schnellen und wendigen Verteidiger sind nur schwer zu schlagen. Das beste, was dir unter diesen Voraussetzungen passieren kann, ist ein offener Schlagabtausch mit möglichst vielen Umschalt- und Strafraumszenen, weil die eigenen Offensivspieler sich höchstwahrscheinlich öfter durchsetzen können als die gegnerischen. Ein radikal defensiver Gegner wird hingegen zum Problem, auch wenn es bei hinreichend überlegener Klasse meistens zu einem zusammengewurschtelten Sieg wie gegen Australien oder Peru reicht (aber auch das nicht immer…siehe 0:0 gegen Lichtenstein in der Quali). Aus neutraler Perspektive schade, dass gegen Uruguay die erste richtige Gelegenheit der Franzosen sofort zu einem Standardtor führte. Es wäre wirklich interessant, wenn die Franzosen mal gegen einen defensivstarken Gegner zurückliegen würden (was sie bisher nur gegen die defensiv sehr wackligen Argentinier taten) oder es lange Unentschieden stehen würde und das Elfmeterschießen näher rückt…
Von den noch verbliebenen Teams würde ich am ehesten England zutrauen, Frankreich zu schlagen. Die sind defensiv immer stabil und würden Frankreich wenig Raum geben. Wenn sie dann Spielglück haben und mit einem ihrer Standards zur Führung kommen könnte es knifflig werden für die Franzosen. Belgien hingegen muss denk ich auf einen ähnlich glücklichen Spielverlauf wie gegen Brasilien hoffen. Also dass der Gegner in den ersten Minuten ein Eigentor schießt und sie dann kontern können und Glück mit Elfmeterentscheidungen haben. Ansonsten wird Belgien als defensiv nicht so sattelfeste Ballbesitzmannschaft da wohl schwere Probleme bekommen, Kroatien in einem möglichen Finale ähnlich.

Antworten

Taktik-Ignorant 11. Juli 2018 um 13:44

Zutreffende Prognose des Belgien-Spiels. Den Franzosen fehlt es bei aller individueller Qualität (die allerdings auf allen Positionen immens ist) an kreativem Kollektivspiel. Letzteres haben sie in den Spielen, die ich von ihnen gesehen habe, nur einmal gezeigt, nämlich im vergangenen Herbst in einem Freundschaftskick gegen Deutschland.
Zu Frankreich-Uruguay: ich habe es schon genossen, daß die Franzosen früh in Führung gingen und Uruguay mal einem Rückstand hinterherrennen musste. Auf die trifft der Vorwurf der Maurertruppe nämlich noch viel mehr zu.
Was die im Turnier verbliebenen Teams angeht, so sehe ich auch England als die Mannschaft, die am ehesten Frankreich schlagen kann. Wenn sie sich gegen Kroatien durchsetzt.
Peru fand ich übrigens war die von allen südamerikanischen Mannschaften am wenigsten defensiv eingestellte. Deren frühes Ausscheiden habe ich bedauert.

Antworten

Aliou Bob Marley Cisse 13. Juli 2018 um 17:06

Der Vorwurf trifft natürlich, wie du sagst, auf Uruguay noch mehr zu und ich war auch enttäuscht wie Uruguay sich nach dem Rückstand verhalten hat, allerdings gestehe ich Uruguay noch ein wenig eine Underdog-Qualität zu, die man Frankreich unter keine Brille zustehen kann. Der Vorwurf von Courtois nach dem Spiel war natürlich überzogen und aus der Emotion heraus. Ich sehe die unglaubliche Defensive, die dynamischen Außenverteidiger, den tollen(sehr wohl spielstarken) Sechser Kante, aber Spaß macht es keinen dieser Mannschaft zuzuschauen. Die Mannschaft spielt extrem kaltblütig.
England hätte es schaffen können Frankreich ähnlich wie Portugal 2016 im Finale vor eine Geduldsprobe zu stellen und mit Leuten Sterling oder Alli, vielleicht Rashford von der Bank auszukontern. Den Kroaten würde ich es mit ihrer aufwendigen Ballbesitzanlage sehr, sehr gönnen, aber ich kann mir auch schwer vorstellen, dass sie mir ihrer offenen Spielanlage, ihren drei Verlängerungen in den Beinen eine ähnliche Schlacht abliefern können wie Portugal 2016. Ich fürchte sogar, dass wir das einseitigste WM-Finale seit sehr, sehr langer Zeit sehen werden. Hoffentlich irre ich mich.

Antworten

Aliou Bob Marley Cisse 14. Juli 2018 um 16:30

Bei Uruguay drücke ich ein Auge zu, weil sie für mich zumindest ein halber Underdog sind und weil sie ein so überzeugend sichtbares italienisches Moment haben, dass es konsequent ist, was nicht heißt, dass wir nicht alle gesehen haben, was mit dieser Mannschaft passiert, wenn ein Cavani nicht am Platz steht und der Spielverlauf gegen die Mannschaft läuft. Genauso wie Schweden folgte auch das folgerichtige Aus. Bei der Grande Nation ist es mir einfach zu minimalistisch, zu berechnend und zu reaktiv. Die Gruppenspiele bei er Heim-EM waren eigentlich grausig.

Mit Kroatien kommt ein angeschossener Gegner. Wie sie mit drei Verlängerungen, einer dünnen Bank und einer Ballbesitzspielweise gegen Frankreich gewinnen sollen, weiß ich nicht. Ich würde es ihnen sehr gönnen, aber sie müssten eine geniale Mischung aus ihrem grundsätzlichen Spiel und einer Anpassung an das Umschaltspiel Frankreichs auf die Beine stellen. Man hat gesehen wie viel Probleme Kroatien im Achtelfinale gegen das auch nicht so schlechte Umschaltspiel Dänemarks hatte. Wenn wir Pech haben sehen wir das einseitigste Finale seit langer WM-Zeit. Ich hoffe Kroatien macht das erste Tor und/oder wächst über sich hinaus.

Antworten

Daniel 15. Juli 2018 um 19:13

Ob man die frühe Führung Uruguays genossen hat hängt wohl stark davon ab, was man sehen wollte. Für die Spannung war das Gift, weil Uruguay absehbar nicht die Mittel hatte, Frankreich in Bedrängnis zu bringen. Auf der anderen Seite konnte man sich natürlich mehr Abschlüsse erhoffen, weil Uruguay sich nicht mehr aufs Verteidigen beschränken konnte. Ich persönlich hätte es schon interessant gefunden, wenn Frankreich mal gegen eine konter und/oder defensivstarke Mannschaft vor dem Problem gestanden hätte, unbedingt treffen zu müssen. Letztendlich haben sie es in jedem Spiel in ihre Lieblingssituation geschafft, mit Glück oder im Finale auch dank eines frankophilen Schiedsrichters aus eher wenig berauschenden Chancen in Führung zu gehen und dann hinten sicher zu stehen und zu kontern. Das Pech, mal früh ein dummes Gegentor zu kassieren, wie es Brasilien gegen Belgien passierte, hatten sie nie. Ehrlich gesagt glaub ich nicht, dass sie sich dann wirklich besser geschlagen hätten als Brasilien. Das ist schon ein sehr dankbar verlaufenes Turnier für Frankreich gewesen in meinen Augen.

Antworten

Taktik-Ignorant 16. Juli 2018 um 12:39

Sie haben immerhin gegen Argentinien einem Rückstand hinterherlaufen müssen, was bei der Qualität der argentinischen Offensive auch ins Auge gehen kann. Was Uruguay anbelangt, so bin ich froh, daß die mal einem Rückstand hinterherlaufen mussten. Sehr ruppige Spielweise, viele versteckte Fouls und Provokationen, ich kann denen noch weniger abgewinnen als Frankreich (Spielweise noch eindimensionaler) und war froh, daß sie raus waren. Schade, daß nicht Peru anstelle von Uruguay länger im Turnier geblieben ist.

Antworten

Aliou Bob Marley Cisse 16. Juli 2018 um 19:20

@Taktik-Ignorant: Stimmt. Argentinien. Allerdings gelang ihnen wenige Minuten nach dem 1:2 bereits der Ausgleich. Das Spiel verlief im Anschluss gar nicht so anders als gegen Kroatien. Entschieden wurde es aber, wie Daniel richtig sagt, durch zwei Entscheidungen des Schiri-Teams, die uns um ein bis zum Schluss spannendes Finale brachten. In meinen Augen hat sich ab dem 3:1 meine These bewahrheitet. Kroatiens Spiel spielt Frankreich in die Karten. Nun vielleicht einer der minimalistischsten Weltmeister aller Zeiten. Entweder man mag diese Spielweise, oder eben nicht. Ich mag sie nicht, bleibe aber dabei, dass Uruguay nicht mit Frankreich zu vergleichen ist. Sie sollten es nicht so spielen, aber sie „dürfen“ es eher als Frankreich. Vielleicht relativiert sich auch das extreme Argentinien und Sampaoli-Bashing. Nicht, dass dieses Team so gut organisiert war. Nicht, dass ich es verstehe so viel Zeit auf Higuain und Aguero zu verzichten, aber man hat gegen beide Finalisten verloren und hatte beide Male einen blöden Spielverlauf.

@Daniel: Brasilien ist eine der gefickten Teams des Turniers. Sie haben gegen Belgien einen guten Start gehabt, ein Eigentor bekommen und in der zweiten Halbzeit Belgien so sehr ins Wanken gebracht wie niemand sonst. Wahrscheinlich hätten sie Weltmeister werden müssen.

Bei Frankreich hatte ich in jeder Partie das Gefühl, dass der Gegner einen Zugriff auf das Spiel hätte, um gegen Ende das Gefühl zu haben, dass gar kein Zugriff mehr da ist. Sagt auch einiges aus. Wie Italien früher. Theoretisch könnte sie jeder Gegner schlagen, praktisch machen es die wenigsten. Das allein macht einen Gegner auch schon wahnsinnig. Kommt man kurz ins Spiel zurück legen sie einen drauf. Allerdings haben sie wieder im Finale nicht überzeugt. Die Auswechslung von Kante nach 53 Minuten war ja fast eine Sensation für Kroatien. So wie sie in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit wankten und erst mit dem frischen Sechser wieder Kontrolle bekamen(wohl die Finalentscheidung) ist das Endergebnis nahezu unglaublich.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*