Deutschlands K. u. K. Monarchie siegt in Belfast

1:3

Die deutsche Nationalmannschaft hält sich weiterhin schadlos in der WM-Qualifikation. Der 3:1-Sieg gegen Nordirland bescherte Joachim Löws Team das sichere Ticket zur Weltmeisterschaft in Russland. Zwei Spieler machten während der einseitigen Partie besonders auf sich aufmerksam.

Löw konnte personell nicht aus dem Vollen schöpfen. Der Bundestrainer musste beispielsweise auf Mesut Özil und Timo Werner verzichten. Trotzdem schickte der 57-Jährige eine passable Elf aufs Feld, die sich in einem 4-4-1-1/4-3-2-1-Hybrid formierte. Vor der Doppelsechs bestehend aus Sebastian Rudy und Toni Kroos herrschte nämlich keine positionelle Konstanz. Mal spielte Thomas Müller auf der rechten Seite, mal schob Leon Goretzka zum Flügel. Mal war Müller im Sturmzentrum, mal war er links zu finden. Diese kleinen Verschiebungen und Rochaden sollten sich gegen die mauernden Nordiren auszahlen.

Grundformationen

Grundformationen

Die Gastgeber präsentierten sich erwartungsgemäß mit einer passiven und auf Absicherung ausgerichteten Spielweise. Trainer Michael O’Neill setzte auf eine 5-3-2-Grundordnung, die gegen den Ball recht häufig zum 5-4-1, vereinzelt sogar zum 5-5-0 umgeformt. Allein diese Zahlenspiele machen schon deutlich, dass die Nordiren vor allem eines im Sinn hatten: die Anzahl der Gegentore niedrig zu halten.

Flankenregen im nordirischen Strafraum

Ein womöglich erhofftes langes 0:0 war jedoch schnell ad acta gelegt. Denn die Deutschen führten bereits nach zwei Minuten durch einen Fernschuss von Rudy nach abgewehrter Flanke von rechts. Eben jene Flanken von der rechten Seite wurden zum besonderen Merkmal des deutschen Spiels. Rechtsverteidiger Joshua Kimmich rückte frühzeitig im Aufbau nach vorn und positionierte sich ungefähr auf Höhe der nordirischen Abwehrkette, jedoch mit etwas Abstand zu Linksverteidiger Chris Brunt, der nahezu nie den Versuch unternahm, einen Diagonalball auf Kimmich abzufangen, sondern erst nach der Ballannahme des Deutschen diesen langsam anlief, was Kimmich jedoch selten vom Flanken abhielt.

„Bei der Nationalmannschaft haben wir immer eine sehr gute Strafraumbesetzung, da kann auch mal eine schlechte Flanke zu einer guten werden.“ (Joshua Kimmich)

Der Bundestrainer hatte mit dieser schon exzessiven Anzahl an Flanken anscheinend kein Problem und es schien fast so, als hätte es vor der Partie eine explizite Ansage des Bundestrainers gegeben, die nordirische Mauertaktik genau so zu bespielen. Die Fünferkette der Hausherren stand in fast jeder Situation zusammengezogen. Im Zentrum gab es Ansätze von mannorientierter Verteidigung, wobei dazu auch Sechser Oliver Norwood herangezogen wurde, da er beispielsweise Müller oder Goretzka bewachen sollte.

Kroos dirigiert, Kroos filetiert

Der Spielaufbau der Deutschen erfolgte erwartungsgemäß über die tiefe Präsenz von Kroos, der oftmals nach links herauskippte, wodurch er Josh Magennis an sich band. Magennis, der zweite Stürmer der Nordiren, neigte sowieso zum Zurückfallen auf die rechte Seite, wenn sich seine Mannschaft gegen den Ball im 5-4-1 formierte. Durch seine Orientierung an Kroos bekamen Mats Hummels und Jérôme Boateng mehr Freiraum und Zeit, denn sie hatten nur noch Kyle Lafferty vor sich. Boateng wich aufgrund des Herauskippens von Kroos weit auf die rechte Seite und sicherte somit auch das Aufrücken Kimmich perfekt ab.

Der zweite deutsche Sechser, namentlich Bayern-Profi Rudy, verblieb in der Regel in der Mitte und wurde als Übergangsstation in der Ballzirkulation genutzt. Zumeist schoss ein Nordire aus der Mittelfeldreihe heraus, sobald der Ball in die Richtung von Rudy ging, weshalb dieser sich selten drehen konnte und stattdessen direkt auf Hummels, Boateng oder Kroos ablegte. Die leichten Bewegungen, die dadurch aber im Mittelfeldverbund von Nordirland entstanden, waren nicht unbedeutend, ermöglichten sie doch Lücken, um beispielweise flachere Pässe in den vorderen Zwischenlinienraum zu bringen. Kroos tat dies in einigen Fällen mit chirurgischer Präzision.

Gerade weil Müller in der Anfangsphase häufig auf dem rechten Flügel auftauchte, ergab sich für Goretzka die Möglichkeit in den Raum hinter Nordirlands Mittelfeldlinie vorzudringen. Steven Davis, der halblinke Achter der Hausherren, schob situativ auf die Zehnerposition, um Rudy anzulaufen. Goretzka blieb dadurch gelegentlich ohne natürlichen Gegenspieler. Allein seine Präsenz vor der nordirischen Zentralverteidigung lenkte ein wenig die Aufmerksamkeit von Jonny Evans und Co. auf sich und weg von Mittelstürmer Sandro Wagner, den Löw gerade auch als physischen Zielspieler für Kimmichs Flanken aufstellte.

Müller’sche Präsenz im letzten Drittel

Wirklich eindeutige Schwachstellen gab es im deutschen Team nicht. Sicherlich war die Abstimmung zwischen Marvin Plattenhardt und Julian Draxler auf der linken Seite ausbaufähig, zumal beide mit ihren klassischen gruppentaktischen Abläufen weniger Gefahr ausstrahlten, als die sich flexibler bewegenden Akteure auf der anderen deutschen Seite. Da Plattenhardt allerdings eine tiefere Grundposition einnahm und im natürlichen Passkorridor von Kroos‘ rechten Fuß stand, musste er häufiger an der tiefen Zirkulation teilnehmen und sich auf einfache Pässe beschränken. Weiter vorn verlor der Hertha-Profi dann gelegentlich einen Zweikampf und konnte die Flanke nicht in den Strafraum bringen.

Draxler wiederum verschwand ab und zu in der gegnerischen Formation und zeigte sich weniger präsent als Müller, der sofort die Balance des deutschen Offensivspiels veränderte, wenn er sich von rechts nach links bewegte und dort am Passspiel teilnahm. Die Aufgabe der Balanceveränderung war allerdings auch Müller eher auf den Leib geschneidert.

Einen Raumdeuter-Moment hatte Müller vorm zweiten Treffer der Deutschen. Eigentlich handelte es sich um einen unspektakulären Angriff. Die Deutschen drückten Nordirland nach hinten und spielten links über die komplette Breite. Die Verlagerung zurück auf Hummels leitete dann den Torabschluss ein. Müller schlich sich aus Sicht von Hummels in den Rücken von Davis und war frei im rechten Halbraum. Ob Wagners Ballannahme nach dem kurzen Anspiel von Müller in dieser Form gewollt war, weiß natürlich nur er. Für diese spezielle Situation war er jedoch perfekt.

Zweite Halbzeit

Nach dem Pausentee passierte nicht mehr viel. Nordirland wurde im Pressing etwas aggressiver und offensiv forscher. Bis zum Lattentreffer von Conor Washington sprangen allerdings keine nennenswerten Torchancen heraus. Hummels und Boateng bereinigten viele Situationen mit ihrer überlegenen Physis und dem stets hervorragendem Timing. Kimmich erzielte das 3:0 kurz vor Schluss. Magennis besorgte den Ehrentreffer in der Nachspielzeit.

Fazit

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, diese Partie war eine einseitige Angelegenheit, weil Deutschland wenig bis gar keine Fehler in der Ballzirkulation beging, Nordirland aber auch selten die Intention hatte, frühe Ballgewinne zu erzielen. Vielmehr war die Passivität der Hausherren ihr Untergang. Die enge Fünferkette, die wohl unter keinen Umständen die Schnittstellen im Zentrum preisgeben wollte, konnte den Diagonalbällen wenig entgegensetzen. Die Mittelfeldreihe war den Verlagerungspässen der Deutschen ebenso hilflos ausgesetzt.

„Bei den Außenverteidigern sehe ich nur Kimmich auf internationalem Niveau. […] Der Jo ist einfach ein Klassespieler, der unglaubliche Wege macht.“ (Joachim Löw)

Kroos zog die Fäden in der Tiefe, wie er es auch aller Voraussicht nach in Russland bei der WM nächsten Sommer tun wird. Kimmich, der zweite herausstechende Spieler der Partie in Belfast, beweist sich unterdessen als wichtige Komponente auf der Außenbahn. Neben seiner unbestritten starken Physis, die ihm ein unablässiges Vorstoßen überhaupt erst erlauben, ist es vor allem seine technische Konstanz, die ihm ein solches Spiel ermöglichen. Sicherlich kann Fließband-Geflanke nur in Ausnahmefällen ein Mittel sein – und auch nur dann, wenn sich der Flankenabnehmer in aller Regelmäßigkeit gegen seine Mitspieler durchsetzen kann. Aber, wie wir alle wissen, ist Kimmich noch zu ganz anderen Dingen im Stande.

Taktik-Ignorant 8. Oktober 2017 um 16:33

A propos Außenverteidiger:
Meiner Ansicht nach agiert Löw hier schon als Wiederholungstäter, nachdem er vor genau 4 Jahren über Schmelzer gesagt hatte, er könne sich keinen Außenverteidiger „schnitzen“. In der Sache hat er zwar, wie ich finde, recht, denn Plattenhardt, Schmelzer und Hector sind international seriös, solide, aber nicht absolut erstklassig. Henrichs und Toljan brauchen noch ein wenig Zeit, Kimmich scheint das Personalproblem zumindest auf der rechten AV-Seite seriös lösen zu können. Wird der BT bei der WM es wieder wie vor 4 Jahren mit Höwedes als Linksverteidiger versuchen? Damals in Brasilien hat er ja neben Neuer als einziger sämtliche Minuten durchgespielt…..

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tobit 8. Oktober 2017 um 16:55

Wenn Hector rechtzeitig fit ist, wird er jede einzelne Minute links hinten spielen. Einzige Ausnahme wäre, wenn in einem Gruppenspiel gegen einen krass unterlegenen Gegner mit 3er-Kette gespielt würde (mit z.B. Sané als „Wingback“), aber auch da hätte er Chancen als linker Halbverteidiger (wurde ja in einem Testspiel schonmal ausprobiert aber nicht weiterverfolgt).

Höwedes könnte sogar aus dem Kader fliegen, wenn er bei Juve weiterhin kaum spielt – was angesichts der Konkurrenz und seinen häufiger werdenden Verletzungen durchaus wahrscheinlich ist. Generell sollte man für Lösungen eher nicht auf die WM vor vier Jahren schauen, sondern zur EM. In den letzten Jahren hat sich zu viel getan (sowohl die Spieler sind andere, als auch das Spiel selbst und die Gegner), als dass man die Blaupause von 2014 (die ich damals auch nicht für den besten Ansatz hielt) einfach so übertragen könnte.

Toljan sehe ich auf Sicht nicht in der deutschen Nationalmannschaft. Einerseits halte ich Kimmich, Weiser (auch wenn der genauso keine Rolle spielt) und Henrichs aktuell für stärker, andererseits rücken bereits jetzt jüngere Spieler nach, die ich ebenfalls für talentierter (und für Jogi besonders wichtig: kompletter) halte. Auch die Einsetzbarkeit auf beiden Seiten ist bei weitem kein Alleinstellungsmerkmal Toljans. Henrichs hat bereits auf beiden Seiten gespielt, perspektivisch ist da auch ein Passlack oder Kehrer (obwohl der wohl irgendwann in die IV wechseln wird) zu sehen.

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Schorsch 8. Oktober 2017 um 17:58

Es wird noch viel Wasser die Wolga herunter fließen, bevor die Fußballwelt erfahren wird, wie die Turnierspielweise Löws bei der WM in Russland sein wird. So ganz genau weiß er dies wahrscheinlich selbst noch nicht. Einiges wird vom tatsächlichen Kader abhängen, der in Russalnd antreten wird. Der eine oder andere Spieler wird verletzungs- oder formbedingt nicht nominiert werden oder ausfallen. Was z.B. bei Schlüsselspielern schon Auswirkungen haben wird.

Inhaltlich stimme ich Löw bezüglich seiner Aussage zu; ein kommunikatives Glanzstück war es mMn sicherlich nicht. Ich sehe es auch so wie @tobit, dass Hector auf der LAV-Position gesetzt sein wird, so er denn fit sein wird. Andere Spieler wie z.B. Plattenhardt würde ich noch nicht ganz abschreiben, da sie bislang kaum Spiele in der NM absolviert haben. Die meisten Spieler brauchen ein paar Spiele, um auch in der NM mit einem gewissen Mut zu spielen und auch von ihren Mitspielern voll einbezogen zu werden.

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CE 9. Oktober 2017 um 11:14

Ich denke auch, die Viererkette ist bereits gesetzt, sofern es keine Verletzungen oder totalen Formeinbrüche gibt. Vor der Abwehr existieren noch viele offene Positionen, was aber vor allem an der großen Auswahl an Top-Spielern liegt. Das hatte ich in einem Artikel auf einer anderen Seite dargelegt: http://www.t-online.de/sport/fussball/id_82410558/deutsche-nationalmannschaft-das-sind-jogi-loews-groesste-baustellen.html

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Schorsch 9. Oktober 2017 um 12:21

Ich vermute vom heutigen Stand her gesehen auch, dass Löw mit einem 4-2-3-1 als ‚Standardsystem‘ agieren lassen wird. Allerdings hat er ja in Brasilien mit einem kompakten 4-3-3 überrascht. Einerseits scheinen unterschiedliche Systeme auf den ersten Blick keine große Relevanz auf die Spielerauswahl für den Kader zu haben, auf den zweiten Blick aber schon hinsichtlich der Aufstellung. Ohne 10er zu spielen wirft z.B. die Frage nach der Positionierung Özils auf. 8er? Oder wieder auf dem Flügel? Oder nach einem zentralen 6er à la Schweinsteiger 2014, etc. Da passen einige Spieler eben besser als andere.

Man kann es auch so sehen, dass auch bei einem relativ fixen 4-2-3-1 z.B. die Besetzung des zentralen/defensiven Mittelfeldes neben Kroos auch je nach Gegner entschieden werden kann. Gegen den einen Gegner bietet sich vielleicht ein box-to-box – Spieler wie Goretzka an, gegen den anderen eher ein Passspieler wie Gündogan. Sofern dieser halt nicht wieder verletzt sein sollte. Ähnliches gilt auch für Götze, Reus oder Khedira. Reus z.B. wird wahrscheinlich erst im März 2018 wieder auf dem Platz stehen. Ob sich Löw auf das Risiko einlässt, einen solchen verletzungsanfälligen Spieler zu nominieren? Die Auswahl ist da, auch hinsichtlich unterschiedlicher Spielertypen. Das betrifft mMn auch den Sturm. Ohne die letzten Spiele der NM aufgrund der Gegner überbewerten zu wollen, so hat sich mMn Wagner als ernsthafte Alternative für den Sturm gezeigt. Da wird es Gomez schwer haben. Im Normalfall dürfte Löw einen beweglichen, schnellen Spieler wie Werner bevorzugen. Aber wenn Flanken das probate Mittel sein sollen, dann ist Wagner für mich definitiv ein heißer Kandidat. Zumal er keineswegs nur ein durchsetzungsfähiger Strafraumstürmer ist. Er lässt sich durchaus auch fallen, weicht ab und an auch auf die Flügel aus und setzt auch seine Mitspieler durch gescheite Pässe ein. Schaun mer mal…

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CE 9. Oktober 2017 um 13:07

Das 4-2-3-1 kann eine Ausgangsformation darstellen, die man dann entsprechend von Spiel zu Spiel anpasst. Das 3-X-X ist dann die Alternativformation. Goretzka zum Beispiel ist einer dieser flexiblen Spieler, die viele Rollen ausfüllen können. Özil und Kroos sind in meinen Augen gesetzt. Ersterer spielt entweder klassisch auf der 10 oder auf einer Halbposition. Auf ihn wird Löw in der ersten Elf nicht verzichten. Ich kann mir nicht vorstellen, dieses Dauergeflanke ist gegen einen Gegner mit guter Zentralverteidigung ein probates Mittel. Gegen Nordirland kann sich Wagner noch durchsetzen, aber gegen viele WM-Teams – spätestens ab dem Achtelfinale – wird dies in der Luft anders aussehen. Zumal andere Teams direkt die Ballannahmen auf den Flügeln stärker attackieren. Für mich sind Werner und Wagner im Moment im Kader. Bei Reus kann ich mir vorstellen, dass man ihn, sofern er fit ist, schon aus historischen Gründen mitnimmt. Er hat so viele Turniere verpasst. Und im Vergleich zu Younes, Stindl oder auch die aktuelle Version von Thomas Müller sehe ich einen fitten Reus im Vorteil. (Müller wird natürlich trotzdem seine Einsatzminuten bekommen und bestimmt auch eine bessere Form erreichen.)

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Koom 9. Oktober 2017 um 13:28

Werner – wenn gesund – ist garantiert dabei. Nach Stand der Dinge wächst da ein Weltklassestürmer heran, der in absehbarer Zeit auch im dreistelligen Millionenbereich gehandelt werden könnte. Bei Wagner wird es davon abhängen, ob Gomez noch mal ne starke Runde spiel. Gomez sehe ich potentiell stärker und Wagner ist auch kein Talent mehr, als dass man ihn deswegen vorziehen müsste. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Löw auf beide verzichtet, er bevorzugt flexiblere Spielertypen.

Reus… im Prinzip stimme ich dir zu, aber die Verletzungsanfälligkeit ist schon enorm. Und so jemanden beim Turnier mitnehmen, der sich dann im 1. Gruppenspiel verletzt? Bitter. Und es gibt auf seiner Position durchaus Auswahl – auch wenn ein fitter, gesunder Reus sicherlich schon besser wäre. Aber auf dieser Position gibt es auch eine recht gute Auswahl. Schwierig. Wird sicherlich eine der härtesten Entscheidungen für Löw.

Taktisch ist ein 4-2-3-1 als Basis für alle Pläne eigentlich immer gut. So ziemlich jede Position vertreten, zudem flexibel interpretierbar und auch grundsätzlich ausgewogen. Die Viererkette kann ja auch eine verkappte Dreierkette sein mit 3 IVs (was sich anbietet bei der doch sehr guten Auswahl guter IVs) und Kimmich als rechtem Aussenglied.
Generell sehe ich da auch die Frage: Spielt man tatsächlich 4-2-3-1 und vertraut der (hohen) Klasse der Einzelspieler und die Eingespieltheit in dieser Struktur, oder „experimentiert“ man mit Taktiken, die vielleicht weniger gut sitzen, aber dafür auf dem Platz positive Überraschungen bieten? Knifflig. Letztlich natürlich eher eine angenehme Qual der Wahl. Wenn sich nicht irgendwas drastisch verändert, gab es wohl selten ein Nationalmannschaftsturnier, wo der Bundestrainer so sehr aus dem Vollen schöpfen konnte (mit Ausnahme von AVs).

Schorsch 9. Oktober 2017 um 14:31

Für Reus würde ich es mir persönlich wünschen, weil er für mich einfach in Topform Weltklasse darstellt. In Topform halt. Er fällt mindestens zwei Drittel der Saison aus. Bis dato hat er nach Verletzungspausen wieder sehr schnell zur Form gefunden. Hoffen wir, dass es auch diesmal so sein wird. Es bleibt für mich aber bei ihm immer das mMn ziemlich große Risiko, dass er sich erneut verletzt. Sei es in der Endphase der Meisterschaft, in einem Europapokalwettbewerb / im DFB-Pokal (sofern der BVB jeweils noch dabei sein sollte) oder während des WM-Turniers selbst. In diesen heißen Phasen gibt es gerne etwas mehr ‚auf die Socken‘ als zu Beginn der Saison, und im Turnier ohnehin. Wobei sich Reus auch schon während Turniervorbereitungen verletzt hat. Löw hat Khedira und Schweinsteiger in ähnlichen, vielleicht sogar noch prekäreren Situationen für die WM 14 nominiert. Er könnte es also mit Reus ebenso machen. Wenn er denn Reus den gleichen Stellenwert zubilligt für das Team wie den genannten Spielern. Und da habe ich meine Zweifel. Weil er eben auf der Reusposition Alternativen hat.

D`accord zum Thema System.

Werner ist für mich klar im Sturm die erste Wahl, keine Frage. Mir geht es nur um die Position des Alternativstürmers. Da gibt es z.Zt. Wagner und Gomez. Und wenn Löw sich bei der Nominierung der 20 Feldspieler für einen Alternativstürmer entscheiden sollte, dann sehe ich hier momentan Wagner klar vorne.

Özil sehe ich bei Löw auch als gesetzt an. Die Frage für mich ist eher, ob es ein Götze in den Kader schaffen wird. Oder der ebenfalls verletzungsanfällige Gündogan. Oder ob Löw Goretzka einem Khedira vorziehen wird. Die Nominierung wird sicherlich sehr interessant werden.

FAB 10. Oktober 2017 um 09:02

Im Grunde ist es doch aber egal wer von diesen bald 40 Spielern in der Vorrunde gegen Saudi Arabien oder Costa Rica spielt.
Interessant wird sein, was sich Löw dann für die entscheidenden Spiele ab Viertelfinale gegen Frankreich, Spanien und Co. überlegt.
Wenn ich Löw richtig einschätze setzt er in diesen Spielen auf Erfahrung, also auf Kroos, Khedira, Özil, Müller und vielleicht auch auf Reus. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass er einen Khedira oder Reus durch das Turnier schleppt, nur damit sie diese 1-2 Spiele machen.
Goretzka und Draxler sind gut genug, um die Mannschaft bis in das Achtelfinale zu bringen.
Deshalb würde für mich aktuell der Kader so ausschauen:
Neuer, ter Stegen, Leno
Kimmich, Boateng, Hummels, Hector, Rüdiger, Süle, Plattenhardt, Ginter/Höwedes
Rudy, Kroos, Khedira, Goretzka, Weigl/Gündogan
Müller, Özil, Draxler, Reus/Götze, Sane,
Werner, Wagner
Leno überzeugt zwar nicht, er hat aber das „Glück“ dass Trapp bei PSG nicht mehr spielt.
Bei Höwedes kommt es darauf an, wieviele Spiele er bei Juve macht, sonst sehe ich da Ginter.
Höwedes, Ginter und Rüdiger sehe ich auch potentiell als Backup für Kimmich. Als linke Verteidiger sehe ich sei aber weniger, weshalb Plattenhardt dabei sein dürfte.
Mustafi dürfte es sehr schwer haben, zumal seine Rolle bei Arsenal nicht so klar ist und er auch schon länger nicht mehr überzeugt hat. Süle könnte das „Glück“ haben, dass er wegen der Verletzungsanfälligkeit von Boateng zu relativ vielen Spielen bei den Bayern kommt und dadurch sicher dabei wäre.
Rudy hatte zuletzt starke Auftritte, allerdings muss man sehen wie sich die Situation bei den Bayern entwickelt. Ebenso ist Gündogan schwer einzuschätzen, wenn er fit bleibt ist er auf jeden Fall dabei. Wenn Rudy und Gündogan dabei sind, fällt Weigl raus. Falls Khedira ausfällt, dürfte es auf Can herauslaufen. Löw wird aber 3 Spieler dieser Sorte mitnehmen. Für Dahoud kommt das Turnier zu früh, er muss sich erstmal beim BVB durchsetzen.
Wagner hat seine Chance genutzt, ich denke er wird den Vorzug vor Gomez erhalten. Ansonsten sind wohl alle Offensivspieler gesetzt. Die Frage ist ob es Reus schafft, ansonsten tippe ich auf Götze. Stindl dürfte kaum Chancen erhalten, er hat in der Nationalmannschaft eigentlich auch nur im Confed Cup überzeugt und ist leider wenig kompatibel mit den anderen gesetzten Spielern.

CE 10. Oktober 2017 um 10:24

Ein fitter Reus muss nirgends durchgeschleppt werden. Goretzka steht im Moment klar vor Khedira und Can. Erfahrung allein reicht nicht, wenn Khedira aktuell eindeutig schwächer performt. Leno hat den Platz eigentlich nicht mehr verdient, weil es Ralf Fährmann gibt. Dahoud könnte eine jener Nominierungen sein, die Löw auch bei den vergangenen Turnieren vornahm, sofern Dahoud spätestens ab der Rückrunde so auftrumpft, wie ich es von ihm erwarte. Einen Spielertyp wie Dahoud gibt es aktuell in der Nationalmannschaft eben nicht.

tobit 10. Oktober 2017 um 10:50

Stimme dir da eigentlich in allen Punkten zu. Zwei Fragen habe ich aber:
Siehst du Fährmann auch mit Ball am Fuß stark genug? Ich hatte ihn da immer als eher unruhig im Kopf (anders als Baumann, Ter Stehen oder Neuer). Auf der Linie ist er natürlich sehr gut und macht kaum Fehler (was schon reicht, um eigentlich vor Leno stehen zu müssen).
Inwiefern siehst du in Dahoud einen deutlich anderen Spielertypen als Gündogan? Oder gehst du einfach nicht von einem fitten Gündogan aus (ist ja durchaus wahrscheinlich, dass er sich Mal wieder verletzt)?

CE 10. Oktober 2017 um 12:18

Fährmann ist da nicht so zu gebrauchen. Die beste Option wäre in dieser Hinsicht Ron-Robert Zieler, aber der muss sich erst noch von seinem verlorenen Jahr in Leicester erholen. Die Reflexe von Fährmann sind schon auf hohem Niveau. Bei Leno hakt es ja an mehreren Ecken. Gündogan wäre der bessere Dahoud. Ein fitter Gündogan würde wohl bedeuten, dass Dahoud nur sehr geringe Chancen auf eine Nominierung hätte. In Anbetracht des aktuellen Kaders fehlt mir ein Gündogan/Dahoud. Götze könnte mit etwas anderen Attributen diese Rolle auch ausfüllen.

bs 10. Oktober 2017 um 14:00

Zur Torwartdiskussion:
ähnlich wie tobit sehe ich eigentlich Baumann als sehr kompletten und konstanten Torhüter sowohl auf der Linie als auch mit dem Ball; letzterer Punkt ist ja für das Spiel der N11 besonders wichtig. Somit sehe ich ihn eigentlich vor Fährmann Oder hat Baumann irgendwelche Schwächen, die ihn disqualifizieren würden?
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Mitchell Weiser als RAV eine Chance verdient hat!

CE 10. Oktober 2017 um 14:06

Baumann machte in den letzten zwei Jahren einfach ein paar Patzer, weshalb er da vielleicht etwas an Boden verloren hat. Aber das ist natürlich keine Begründung, ihn hinter Leno einzuordnen.

koom 10. Oktober 2017 um 14:17

Local bias: Wie wäre es mit Adler? 😉

CE 10. Oktober 2017 um 17:01

2010 wäre seine WM gewesen.

FAB 10. Oktober 2017 um 14:59

oder Tim Wiese? Ich meine es geht ja nur um Torwart Nr. 3!
Nein im Ernst, schade das der Start von Pollersbeck beim HSV in die Hose gegangen ist, der hat mir eigentlich bei der U21 EM sehr gut gefallen.

tobit 10. Oktober 2017 um 15:24

Wie wärs mit Jens Lehmann 😉 – dann müsste man ihn wenigstens nicht mehr als „Experte“ bei RTL ertragen. Und 2014 gabs ja auch den erfahrenen dritten Mann Weidenfeller, weil man sich nicht zwischen Leno und ter Stegen (wie jetzt Trapp und Leno) entscheiden konnte/wollte.

@CE: Dass Baumann so viele Fehler macht, ist mir gar nicht aufgefallen – aber wird wohl stimmen. Interessant, dass das medial kaum diskutiert wird/wurde, während man bei ter Stegen und Bürki da sehr lange und intensiv drauf rumgeritten hat.

Leno hat irgendwie dasselbe „psychische“/mentale Problem, das ich bei Ginter sehe: Er kriegt es auch nach Jahren auf höchstem Niveau nicht hin, seine dämlichen Anfängerfehler abzustellen. Der spielt seit sieben Jahren Bundesliga und (meistens) Champions League bei einem Topteam, da könnte man sich (gerade auch spielerisch) schon Mal weiterentwickeln (Hat ein Bürki z.B. ja auch in kürzester Zeit geschafft).

Hinter den beiden Gesetzten braucht es für meine Begriffe keinen erfahrenen Mann wie 2014 sondern man könnte diesen Platz nutzen, um einen weiteren sehr jungen Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen. Gibt es da wen (Pollersbeck?), der die spielerischen und „klassischen“ Anforderungen auf Sicht erfüllen kann? Dann sollte man den eher mitnehmen als irgendeinen „soliden“ Backup (Baumann, Leno, …), der sowieso keine Chance (mehr) auf eine echte Nationalmannschaftskarriere hat.
Wenn es keinen gibt, dann bin ich trotz seiner Fehler für Baumann (oder evtl. doch wieder Zieler, wenn der wirklich gut spielt). Spielstärke ist zu wichtig für einen Nationaltorwart, als dass man da Kompromisse machen sollte. Außerdem gab es doch in den Jugendteams schon öfter Probleme zwischen Leno und ter Stegen, wenn ich mich richtig erinnere. Das wäre dann für mich (wenn das nicht völlig ausgeräumt wurde) ein Ausschlusskriterium gegen Leno.

Taktik-Ignorant 10. Oktober 2017 um 15:50

Stimme FAB zu, was die zum jetztigen Zeitpunkt wahrscheinliche Kaderzusammenstellung angeht. Wobei heute (in der FAZ, wenn ich mich recht entsinne) ein Bericht veröffentlicht wurde, wonach Neuer ein wenig auf der Kippe stehen könnte. Er scheint eine von jenen Verletzungen zu haben, deren Heilung sich immer weiter in die Länge zieht, weshalb intensivere Torwartdiskussionen schon berechtigt sind. Ähnlich wie die meisten Mitdiskutanten glaube auch ich, daß Leno genug Chancen gehabt hat und daß Löw auch angesichts der Situation von Trapp bei PSG gut beraten wäre, weitere Torhüter zu testen (persönlich kenne ich die möglichen Kandidaten wie Fährmann, Baumann, Horn usw. nicht so gut, daß ich mich festlegen würde).
Reus und Gündogan werden wie üblich das Verletzungspech an den Stiefeln kleben haben, was schade ist, da beide sehr feine Technik mit hohem Tempo verbinden und auch sehr spielintelligent sind. Außerdem bringen sie eine gewisse Torgefahr mit, was, wie wir bei der letzten EM gesehen haben, ja auch nicht schaden kann. Ach wären sie doch nur nächsten Sommer gesund….

Dahoud scheint mir im Moment zu stagnieren, ihm fehlt vielleicht auch der richtige Trainer, um einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Ich habe ihn von Gladbach stärker in Erinnerung als zuletzt bei der U21-EM oder jetzt bei Dortmund. Nach derzeitigem Stand wird er wohl eher nicht dabei sein, anders als Khedira, der beim Bundestrainer und auch in der Mannschaft ein hohes Standing hat. Wenn er halbwegs das Niveau vom letzten Frühling bei Juventus wieder erreicht, sehe ich auch keinen Anlass, auf ihn zu verzichten, gerade auch wegen seiner beispielhaften Einstellung.

Was die klassische Mittelstürmerposition anbelangt, so denke ich auch, daß von dem Trio Werner-Gomeß-Wagner einer zu Hause bleiben wird, und das könnte wegen der Verletzungsanfälligkeit und der Leistungsschwankungen sogar Gomez sein.

Ob der BT einige Verletzte mitschleppt, um sie 1-2 Spiele machen zu lassen, wird sich zeigen und wohl auch davon abhängen, ob Deutschland tatsächlich eine „einfache“ Vorrundengruppe zugelost bekommt. Der FIFA-Auslosungsmodus nach Weltrangliste sorgt dafür, daß in den Töpfen 2 und 3 einige dicke Brocken sein könnten, so daß die Vorrunde nicht unbedingt ein Spaziergang wird. Ferner wird die Belastungssteuerung im Hinblick auf die möglichen Spielorte und -termine eine Rolle spielen; hier hat der Trainerstab ja vor 4 Jahren in Brasilien angesichts der 3 Vorrundenspiele im tropischen Norden eine kleine Meisterleistung vollbracht.

tobit 10. Oktober 2017 um 16:36

Dahoud hat bei Gladbach zwei Jahre fast komplett durchgespielt und war dann bei der U21-EM. Da kann man auch mal ein paar Monate Zeit zum Auffüllen der mentalen „Tanks“ gebrauchen, in denen sich dann junge Spieler selten weiterentwickeln (das typische Loch, in das auch ein Draxler, Gündogan, Meyer, … irgendwann fielen – mit unterschiedlichem Ausgang).
Zudem hat er beim BVB massenhaft erfahrene Konkurrenz auf seiner Position (anders als Philipp, der zu Beginn der Saison ohne Konkurrenten gesetzt war), die sich in der Vorbereitung bereits einspielen konnten (war ja keiner unterwegs). Wenn er gespielt hat, war das bisher sehr gut und er dürfte auch bald zum „ersten Anzug“ gehören.
Den Trainer sehe ich da auch nicht alks Entwicklungshemmnis – der hat bei Ajax etliche Toptalente richtig weitergebracht (Sanchez, de Ligt, Dolberg). Wenn er nicht mit ihm könnte oder planen würde, dann säße er wohl noch öfter auf der Bank oder Tribüne. In diesem Bereich hat Bosz unter anderem bei Bazoer schon große Konsequenz (und auch Sturheit) bewiesen.

Khediras Einstellung ist absolut großartig, trotzdem sehe ich Goretzka deutlich vor ihm. Und der hat ja auch eine sehr gute Einstellung und ist im Club einer der Anführer seines Teams. Dazu kommt seine Polyvalenz und technische Qualität – Khedira kann halt nur den Dauerläufer und Abräumer im Mittelfeld spielen, sonst nichts. 2014 hat man Khedira durchgeschleppt – hat sich nicht gelohnt (bei Schweinsteiger konnte ich verstehen, dass man ihn trotz Verletzung mitnimmt), am Ende musste Kramer im Finale ran (auch wenn das eine absolut denkwürdige Geschichte war).

Zu den Stürmern will ich mich nicht wiederholen. Da läuft alles auf Werner und Wagner (und wenn es nur für eine Schlussviertelstunde mit Rückstand und Kimmich-Flanken-Orgie ist) hinaus.

Wenn Neuer tatsächlich für die komplette WM ausfällt, hat man mittlerweile mit ter Stegen zum Glück eine sehr gute Nummer Eins. Sollte das passieren, könnte das sogar Neuers Nationalmmanschaftskarriere beenden (so wie es Adler nach seiner Verletzung „passiert“ ist), wenn man mit ter Stegen wirklich zufrieden (also „WM-Titel-zufrieden“, nicht „ordentliche-Leistung-zufrieden“) ist. Als Nummer Zwei wird er sich wohl eher nicht problemlos einreihen.
Problematisch finde ich dann aber die Besetzung dahinter. Trapp sollte sich einen Stammplatz verschafen, dann halte ich ihn für einen ordentlichen zweiten oder dritten Keeper, auch wenn er am Ball nicht perfekt (aber zumindest nicht so unruhig wie Leno) ist. Leno, Horn und Fährmann haben aufgrund ihrer mangelnden fussballerischen Fähigkeiten in den DFB-Mannschaften nichts verloren. Karius (bräuchte auch einen Stammplatz), Schwolow, Mathenia, Pollersbeck und Adler kann ich spielerisch nicht einschätzen. Zieler und Baumann müssen nochmal ihre Konstanz auf hohem Niveau beweisen, wären aber spielerisch passen. Baumann hat den Vorteil, dass er europäisch vertreten ist.
Ein weiteres Problem: Wer wird dann Kapitän? Eigentlich wäre Hummels dann der geeignetste, wahrscheinlicher wären aber Boateng oder Müller, die ich aktuell rein fussballerisch nicht (mehr) über jeden Zweifel erhaben sehe. Kimmich wird wohl irgendwann (bei Bayern und der Nationalmannschaft) diese Rolle einnehmen, aktuell käme das aber noch zu früh.

koom 10. Oktober 2017 um 17:04

Kroos erscheint mir eigentlich die beste Idee als Kapitän zu sein. Der wird garantiert immer spielen, hat ein superhohes Standing, ist robust und sehr gereift.

tobit 10. Oktober 2017 um 17:10

Ich weiß nicht, ob man Kroos mit der Binde einen Gefallen tun würde. Der wirkt auf mich ähnlich wie Messi zu ruhig und introvertiert, als dass er da ein echter Leader sein könnte. Das kann super funktionieren (dafür gibt es ja genug Führungsspieler) wie bei Dortmund mit Schmelle, muss es aber nicht.
Generell halte ich nichts davon, jemanden nur zum Kapitän zu machen, weil er der beste Spieler ist. Neymar war dem 2014 nicht gewachsen, Messi auch nicht, Auba ist es bei Gabun auch nicht wirklich.

HK 10. Oktober 2017 um 18:58

Dritter Torwart kann nur Zieler werden (meiner Hoffnung nach). Spielt perfekt mit und macht im Normalfall kaum Fehler. Die Leicester-Nachwehen scheint er sich allmählich aus den Kleidern gespielt zu haben.
Was es auf hohem Niveau bedeutet wenn der Torwart nicht adäquat mitspielen kann, kann man momentan bestens bei Bayern beobachten.

Und Kroos sollte tatsächlich nicht Kapitän sein. Mit diesem Führungsspielerkram hat man schon Müller kaputt gemacht, da sollte man die Finger von Kroos lassen.
Wenn tatsächlich fit und dabei wird es wohl Boateng sein.

Schorsch 11. Oktober 2017 um 11:57

Die Möglichkeit, dass Löw als dritten Torwart jemanden in den WM-Kader beruft, der in der letzten Zeit / während der Quali-Phase nicht zum NM-Kader gehörte, sehe ich als relativ gering an. Ausgeschlossen ist natürlich nichts. Für die Zeit nach der WM werden die Karten mMn auf jeden Fall neu gemischt, auch unabhängig von der Verletzungsgeschichte Neuers. ter Stegen dürfte klar die Nr. 2 bleiben (oder die Nr. 1 werden, falls Neuer langfristig ausfallen sollte). Ich würde dahinter dann Timo Horn nicht außer acht lassen. Er hat sämtliche U-Mannschaften des DFB durchlaufen und mit der U 23 die Silbermedaille in Rio gewonnen. Seit Jahren liefert er konstant gute Leistungen beim EffZeh ab. Ich persönlich sehe ihn auch gar nicht so schlecht hinsichtlich seiner Fähigkeiten zum Mitspielen. Bei der Spielweise Stögers konnte er dies bislang eher weniger unter Beweis stellen. Sollte er nach der Saison zu einem größeren Club wechseln (sofern man sich als eschte kölsche Jung überhaupt vorstellen kann, dass es einen größeren Club geben könnte… 😉 ), der in der CL spielt, sähe dies u.U. schon etwas anders aus.

FAB 11. Oktober 2017 um 13:13

@Taktik-Ignorant,
„Der FIFA-Auslosungsmodus nach Weltrangliste sorgt dafür, daß in den Töpfen 2 und 3 einige dicke Brocken sein könnten, so daß die Vorrunde nicht unbedingt ein Spaziergang wird.“

Ja das neue Losverfahren ist wirklich Mist, weil z.B. eine rein europäische Gruppe möglich wäre. Allerdings werden die Gruppen dadurch doch tendenziell eher leichter, insbesondere für Deutschland, die doch lieber gegen Irland und Serbien spielen als gegen Uruguay und Mexiko.

tobit 11. Oktober 2017 um 13:52

Ist es nicht weiterhin so, dass nur zwei Europäer in einer Gruppe sein können (und aus den anderen Verbänden je einer)?

FAB 11. Oktober 2017 um 15:36

@tobit,
„Ist es nicht weiterhin so, dass nur zwei Europäer in einer Gruppe sein können (und aus den anderen Verbänden je einer)?“
Stimmt, so scheint es zu sein, ich glaube dann ändert der neue Auslosungsmodus eigentlich nicht wirklich etwas …
Ich meine es gab ja schon immer Härtefälle und Todesgruppen …
Worst Case wäre halt Spanien aus Lostopf 2, in 3 und 4 dürften aber auch nach dem neuen Modus keine „dicken Brocken“ drin sein.

tobit 11. Oktober 2017 um 15:51

Der Unterschied zu früher ist einfach nur, dass alle Töpfe nach Weltrangliste besetzt werden. Dadurch sehen die einzelnen Töpfe stärker aus, an den Möglichkeiten der Gruppenzusammensetzung ändert sich (für Deutschland) eigentlich gar nichts. Brasilien kann halt jetzt als Gruppenkopf auf zwei starke Europäer treffen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber gering.

Taktik-Ignorant 12. Oktober 2017 um 21:47

Stimmt, 2 Europaer in einer Gruppe sind das Maximum, aber dummerweise koennten nach jetztigem Stand Spanien und Italien in Topf 2 landen. Aber Serbien ist dann fuer Deutschland auch nicht unbedingt ein Geschenk – siehe 2010. Bald wissen wir es ja.

CHR4 12. Oktober 2017 um 22:14

wieso dummerweise?

bei einer starken Gruppe bedeutet das entweder für die Fans ein attraktives Spiel mehr oder eine etwas einfachere KO-Phase – egal wie es kommt, es hat beides seine positiven Seiten

FAB 28. März 2018 um 09:59

Schade, dass gegen Brasilien insbesondere Gündogan und Sane doch einigermaßen enttäuscht haben. Von ihnen hat man sich ja doch ein bißchen neuer Schwung in der Nationalmannschaft versprochen. So haben aktuell für die Stammformation doch eher Khedira und Draxler die Nase vorne.
Der von mir im Oktober zusammengestellte Kader passt aus meiner Sicht noch. Außer Rudy, den sehe ich durch seine Reservistenrolle bei Bayern nicht mehr gesetzt, allerdings ist mir noch nicht klar wer stattdessen mitkommen könnte. Dasselbe gilt für Wagner, hier würde ich mittlerweile eher auf Gomez setzen …
Ein weiterer Eindruck aus der Testspielreihe ist, dass die Topteams sehr eng beieinander stehen: Spanien, Deutschland, Frankreich, Brasilien und auch Argentinien haben zwar sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen, aber wer von denen am Ende die Nase vorne haben wird ist kaum vorherzusagen. Spanien könnte an seinen Anspruch scheitern, der sie dann irgendwann blockiert und instabil macht, Frankreich das aufgeblasene Selbstvertrauen, das dann irgendwann zur Arroganz übergeht und wie eine Seifenblase platzt, Deutschland eine gewisse Behäbigkeit und Selbstgefälligkeit, Argentinien sowieso an sich selbst mit ihren nicht so einfachen Charakteren (Sampaoli scheint hier auch kein beruhigender, moderierender Charakter zu sein den Argentinien bräuchte), bei Brasilien scheint vieles zusammenzupassen (ein passender Trainer, Spieler die wirklich für das Team spielen), zumindest wurde das im Spiel gegen Deutschland angedeutet, wenn dieser Teamspirit beibehalten werden kann und man sich in gewissen Punkten noch steigern kann, sind sie für mich aktuell der Favorit.

tobit 9. Oktober 2017 um 17:04

Guter Artikel bei t-online – aber die Kommentare sind ja irgendwie komisch. Reihenweise Einzeiler, garniert mit dem (leider fast überall) üblichen „Özil-Hate“.

Reus würde ich auch eine WM wünschen. Wenn aber weder er noch Müller in absoluter Topform sind, wird wohl nur letzterer mitkommen (als Vizekapitän hat er den Platz sicher, Reus hat keinen so exponierten Platz im Teamgefüge). Seine Qualität als Stürmer ist Dank Werner und Wagner nicht mehr so entscheidend (weshalb auch Schürrles Chancen eher geringer sind), da wird eher Sanés Polyvalenz bezüglich Wingback den Vorzug erhalten. Und auch der kann durchaus als zweiter Stürmer spielen (wenn er nicht aus spitzem Winkel volley abziehen muss, ist der auch ganz gut vor dem Tor).
Bei den Stürmern würde ich Werner und Wagner mitnehmen, da sie die fokussiertesten Spielertypen sind. Gomez liegt zwischen den beiden. Er hat weder die Brachialität (Tempo bei Werner vs. Statur und Kampfsau-Attitüde bei Wagner) der anderen beiden noch ist er spielerisch klar überlegen. Will man einen dritten „echten“ Stürmer mitnehmen, so wird dies – meiner Meinung nach – Stindl sein, da er auch als Zehner (und im Notfall noch tiefer) spielen kann und von allen vieren der insgesamt spielstärkste ist (was ihn am leichtesten mit den anderen kombinierbar macht).

Auffällig finde ich, dass Löw im 4231 zuletzt vermehrt auf Zehnertypen (Draxler, Goretzka, Müller, Stindl – möglicherweise bald auch Özil, Götze, Brandt) auf den „Außen“ gesetzt hat (und nicht so sehr auf hochdynamische Dribbler oder Sprinter wie Sané oder Schürrle). Es gab eigentlich in jedem der letzten Spiele zwei oder sogar drei Spieler, die sehr konsequent im Zwischenlinienraum zu finden (oder auch manchmal nicht zu finden – weil gut zugestellt) waren, während Hector (bzw. Plattenhardt) und Kimmich die Flügel alleine besetzten. Dadurch ergaben sich zwei sehr präsente Blöcke (vier Mann hinten, vier vorne – beim Confed-Cup eher fünf hinten und drei vorne, wobei Can bzw. Goretzka von hinten vorstießen) im Zentrum, die mal besser (mit Kroos und Rudy) und mal schlechter (mit Can und 3er-Kette) verbunden waren.

Die Polyvalenz vieler dieser Typen (Goretzka, Özil, Götze können alle ebenso gut tiefer spielen) wird dann wahrscheinlich einigen Sechsern zum Verhängnis werden. Can, Goretzka und Khedira besetzen von der Sechs eine sehr ähnliche Rolle (box-to-box, Zweikampfstark, guter Schuss), die (eigentlich) einmal im Kader ausreichen würde (Kimmich kann das ja im Notfall auch) – also könnte Khedira diesmal für Goretzka weichen müssen, auch weil er in der Hierarchie nach dem Ausstieg der „Big4“ (Lahm, Schweinsteiger, Klose, Mertesacker) nicht entscheidend aufsteigen konnte (und dazu noch öfter verletzt ist). Rudy hat sich wohl fürs erste festgespielt, Kroos ist DER Schlüsselspieler (neben Neuer) – Weigl, Gündogan, Dahoud, Demirbay (…) werden sich also um einen oder zwei Plätze im Kader streiten müssen.

Die defensiven Flügel dürften mit Hector, Kimmich, Henrichs und Plattenhardt (der könnte/dürfte bei einer 3XX-Hauptformation rausfallen) besetzt sein – wenn die alle fit bleiben/werden, sonst kommt einer der reichlich vorhandenen IV mehr mit und spielt a la Höwedes 2014.
Die offensiven Flügel (abgesehen von den oben genannten Zehnertypen) bzw. Wingbacks (gegen sehr defensive, unterlegene Gegner) werden wohl Sané, Brandt und (bei 3XX-Hauptformation) Younes sein. Schürrle, Bellarabi und Volland können zwar als Wingback spielen, sind aber zu dribbelschwach und/oder zuletzt sehr außer Form.

Im Tor ist eigentlich alles klar. Neuer und ter Stegen sind gesetzt, Leno und Trapp kämpfen um die dritte Fahrkarte. Der Rest der deutschen Torhüter spielt überhaupt keine Rolle (was ich nur bei Baumann bedaure).
Gleiches gilt für die IV. Hummels, Boateng, Rüdiger sind sicher dabei. Süle (wenn er bei Bayern weiterhin viel spielt, kommt er sicher mit und könnte vllt. Rüdiger verdrängen), Ginter, Tah, Höwedes und Mustafi kämpfen um den vierten (und evtl. fünften) Platz auf der Bank.

Fazit:
Neuer, ter Stegen, Hummels, Boateng, Rüdiger (kleiner Restzweifel), Kimmich, Hector, Kroos, Rudy, Goretzka, Özil, Müller, Sané, Draxler (außer er spielt in Paris gar nicht mehr) und Werner haben ihr Ticket (Stand jetzt) sicher. Bleiben sechs Feldspielerpositionen, von denen mindestens zwei (wahrscheinlich eher drei) mit IV oder AV besetzt werden, einer (evtl. zwei) mit einem weiteren Sechser und zwei (evtl. drei) mit weiteren Stürmern, Zehnern oder Dribblern (je nach Hauptformation und -taktik) besetzt werden.

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Daniel 9. Oktober 2017 um 18:26

„Auffällig finde ich, dass Löw im 4231 zuletzt vermehrt auf Zehnertypen (Draxler, Goretzka, Müller, Stindl – möglicherweise bald auch Özil, Götze, Brandt) auf den „Außen“ gesetzt hat (und nicht so sehr auf hochdynamische Dribbler oder Sprinter wie Sané oder Schürrle).“

Erstaunlich ist das insbesondere deswegen, weil sowohl Kimmich als auch Hector aus dem Mittelfeld kommen und eigentlich beide nur selten komplett breit spielen. So richtig glücklich find ich persönlich diese Rollenaufteilung nicht, insbesondere Kimmich würde ich unglaublich gern in einer diagonalen Rolle sehen mit einem Breitengeber vor sich (wie Robben bei Bayern, Sané sollte das können). Aber gut, solangs klappt…

Wenn Höwedes fit und in Form ist seh ich ihn vor Ginter/Mustafi, das bringt aber wahrscheinlich nix. Stand jetzt wird keiner davon beim Turnier dabeisein, da Hummels, Boateng, Süle und Rüdiger quantitativ ausreichen, fünf IV braucht man nur, wenn man sie fest auf AV einplant und das scheint nicht der Fall zu sein. Ich empfände sogar drei reine IV und einen variablen Spieler als ausreichend, in dem Fall würde es denk ich eher für Rüdiger eng als für Süle, der bei Bayern bisher total überzeugt. Im Regelfall sollte aber keiner dieser Spieler eine große Rolle bei dieser WM spielen. Mustafi seh ich höchstens an Nummer sieben (Boa, Hummels, Süle, Rüdiger, Höwedes, Ginter sind alle besser, auch bei Sven Bender, Orban, Tah und einem fitten Badstuber kann man das zumindest sehr ernsthaft diskutieren) bei den IV, zudem kann er auch nicht wirklich im Notfall auf außen einspringen.
Von Goretzka, Khedira und Can sollte man nach Möglichkeit nur einen mitnehmen und das kann vom Leistungsvermögen eigentlich nur Goretzka sein. Khedira ist so verletzungsanfällig wie Reus-mit dem Unterschied, dass ein fitter Reus eine Riesenverstärkung im Vergleich zu allen Alternativen wäre, ein fitter Khedira hingegen selbst im Bestfall kaum an Goretzka vorbeikäme. Also daheimlassen, auch wenn das vielleicht menschlich ein schwieriger Schritt ist. Can ist sowohl von den Leistungen als auch von den Verdiensten der schwächste der drei, bin mir recht sicher, dass er im Normalfall kaum Chancen auf das WM-Ticket hat (außer vielleicht als AV-Backup).

@tobit
In deinem Kader würde ich definitiv noch Weigl als gesetzt einsetzen. Er wird den sehr ähnlichen, aber individuell nicht ganz so brillianten Rudy denk ich auf die Bank verdrängen. Ansonsten würde ich Weiser (kann rechts quasi alles spielen und insbesondere Kimmich eine zentralere Rolle ermöglichen), Kehrer oder Klostermann (hoffnungsvolle Talente, die alle Positionen der Viererkette spielen können und somit defensive „Universalbackups“ sind), Dahoud, Demirbay oder Amiri als Achter mit Nadelspieler- und Passqualitäten und Philipp/Götze/Brandt und Gomez/Wagner als Offensivspieler mitnehmen. Die zwanzig Feldspieler wären dann:
Abwehr: Hummels, Boateng, Süle, Kimmich, Hector, Weiser, Kehrer/Klostermann (Kehrer kann wirklich jede Defensivposition hervorragend spielen und ist dazu noch schnell, ein echter Rohdiamant. Klostermann prinzipiell ähnlich, aber man muss sehen wie er die Verletzung wegsteckt)
Mittelfeld: Weigl, Rudy, Kroos, Goretzka, Dahoud, Özil, Müller, Sané, Draxler, Götze, Brandt
Angriff: Werner, Gomez/Wagner

Sonderfälle sind Reus und Gündogan: Werden sie rechtzeitig fit verdrängen sie in diesem Szenario wohl Brandt/Draxler bzw. Dahoud. Das wird man erst wenige Wochen vor der Nominierung wirklich absehen können.
Hector ist jetzt auch nicht mehr ganz so fest im Sattel, so eine schwere Verletzung kann eine Karriere auch schonmal stark schwächen. Wenn er sich aber halbwegs schnell erholt müsste er dabei sein.

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tobit 9. Oktober 2017 um 19:12

Weigl sehe ich auch als aussichtsreichsten Kandidaten bei den Sechsern – eben weil er ein richtiger Sechser (der sich unter Bosz offensiv nochmal weiterentwickeln wird) und kein Achter ist. Bei entsprechender Entwicklung ist er der perfekte Backup sowohl für Kroos als auch für Rudy (den er spätestens nach der WM verdrängen wird).

Demirbay, Dahoud und Gündogan sind Vertreter eines anderen (offensiveren) Spielertyps, der bei Löw aktuell nicht ganz so gefragt zu sein scheint. Sie stehen für mich in Konkurrenz zu Götze, der sich dem immer weiter annähert, aktuell aber noch mehr Zehner (zumindest in der Ausrichtung der Nationalmannschaft) ist. Götze wiederum schließt Stindl (der das Profil des spielstarken Stürmers verkörpert, das Löw lange in Götze gesehen hat) für mich aus, da es sonst neben den Gesetzten zu viele Zehnertypen werden.

Mustafi und Can hätten für mich überhaupt nichts mit der Nationalmannschaft zutun, genießen aber ein großes Vertrauen des Trainers (ähnlich wie Podolski am Ende seiner Zeit und mittlerweile mit Abstrichen Khedira und Höwedes) – sie scheinen also einen Wert zu haben, der von außen nicht ersichtlich ist.

Höwedes und Hector müssen erstmal fit werden, das ist klar. Letzteren sehe ich aber in Ermangelung von Konkurrenz aber weiterhin als gesetzt an. Mir würde ja Kimmich links hinter Sané und Henrichs oder Weiser linear auf rechts gefallen, dazu wird es aber wohl nicht kommen.
Kehrer und Klostermann wären interessante Überraschungen und würden Platz für mehr Offensive schaffen – auf Kosten eines IV, wahrscheinlich dann Rüdiger, da er den Schnelligkeitsbonus dann verloren hätte.

Reus dürfte es (selbst wenn er fit ist) schwer haben, da er sowohl mit Stindl (spielender Stürmer), als auch mit Draxler und Sané (LA bzw. 10 – theoretisch auch noch Younes und Brandt) sehr starke Konkurrenz mit aktuell deutlich mehr Teambindung (und teilweise Wingback-Eignung, die da ausschlaggebend sein könnte) hat.

Daniel 11. Oktober 2017 um 12:22

„Demirbay, Dahoud und Gündogan sind Vertreter eines anderen (offensiveren) Spielertyps, der bei Löw aktuell nicht ganz so gefragt zu sein scheint.“
Würde den Grund dafür eher in Özil und vor allem Kroos als in den Vorlieben Löws sehen. Beide sind für mich am stärksten wenn sie relativ frei durch die (Halb-)räume wandeln können ohne sich an zu strikte Positionsvorgaben halten zu müssen. Besonders Kroos ist am besten, wenn er in einer Achterrolle seine genaue Positionierung selbst bestimmen kann-entsprechend passt ein positionstreuer, stationärer Sechser (Rudy oder Weigl) besser zu ihm als ein weiterer Spieler, der sich auch mal weiträumig webgewegt. Und Özil und Kroos sind nunmal (zurecht) die Spieler, um die herum das Mittelfeldspieler der Nationalelf aufgebaut ist, da sie ihren Konkurrenten doch nochmal deutlich voraus sind (außer Gündogan, der aber seit Jahren wegen Verletzungen raus ist).
Entsprechend seh ich Weigl auch weniger als Backup für Kroos denn als Konkurrent für Rudy, bei Weigl und Rudy hätt ich ein wenig Sorgen, dass sich die zwei im Sechserraum auf den Füßen stehen. Das perfekte Backup für den Fall eines Kroos-Ausfalls wäre Gündogan (auf seine eigene, im Vergleich zu Kroos etwas weiträumigere, attackierendere, dynamischere Art), wobei man auch versuchen sollte, alle drei (Kroos, Gündogan, Özil) gleichzeitig passend einzubinden, dann stünde ein immenses spielerisches Potential auf dem Platz. Fällt Gündogan aus sehe ich Dahou oder Demirbay als Kroos-Backup.

„Höwedes und Hector müssen erstmal fit werden, das ist klar. Letzteren sehe ich aber in Ermangelung von Konkurrenz aber weiterhin als gesetzt an.“
Ich würd jetzt nicht sagen, dass Hector keine Konkurrenz hat, die Zeiten sind vorbei. Als LV gibt es Plattenhardt, Halstenberg und Schmelzer, alle drei seh ich qualitativ miteinander und mit Hector ungefähr auf einer Stufe. Schmelzer scheint aufgrund persönlicher Antipathie mit Löw raus zu sein, da bleiben aber immer noch zwei übrig.

„Reus dürfte es (selbst wenn er fit ist) schwer haben, da er sowohl mit Stindl (spielender Stürmer), als auch mit Draxler und Sané (LA bzw. 10 – theoretisch auch noch Younes und Brandt) sehr starke Konkurrenz mit aktuell deutlich mehr Teambindung (und teilweise Wingback-Eignung, die da ausschlaggebend sein könnte) hat.“
Grundsätzlich richtig, aber weder Stindl noch Draxler, Sané oder gar Younes und Brandt haben bereits das Niveau von Reus. Reus ist in meinen Augen konkurrenzloser als oben erwähnter Hector, einfach weil es einen Spieler seines Formats auf dieser Position nicht gibt.

tobit 12. Oktober 2017 um 22:00

Bei Weigl setze ich aktuell auf eine deutliche Weiterentwicklung unter Bosz, durch die er dann auch die Kroos-Rolle übernehmen könnte. Die grundsätzlichen Fähigkeiten dafür hat er, jetzt muss er seinen Stil nur noch etwas in diese Richtung anpassen. Unter Bosz wäre Kroos wohl so ziemlich der perfekte Sechser, weil er eben viel unterwegs ist, gut presst und gleichzeitig ein perfektes Passspiel hat.

Plattenhardt hat finde ich sehr interessante Anlagen, ist aber immer wieder unaufmerksam und gegen den Ball zu unintensiv. Das kann sich ein AV unter Löw überhaupt nicht erlauben.
Halstenberg ist da quasi das genaue Gegenteil. Physisch enorm stark, unglaublich intensiv in allen Spielphasen, aber nicht so sauber am Ball (RaBa-Spieler halt). Hat der eigentlich schon Mal als Halbverteidiger gespielt? Wäre glaube ich eine coole Rolle für ihn.
Schmelzer ist mittlerweile der kompletteste der vier. Nicht ganz so kreativ und technisch stark wie Plattenhardt, nicht ganz so physisch wie Halstenberg, dafür noch konzentrierter und bewusster in seinen Aktionen (er weiß sehr genau, was er kann und was nicht). Wenn er richtig eingebunden wird, ist er der beste deutsche LV – wird er aber von Löw nicht, also ist es besser für ihn, wenn er zu Hause bleibt. Das „ich kann mir keine AV schnitzen“ hat er Löw wohl (mit Recht) auch ziemlich übel genommen, so dass er wohl auch keine große Lust hätte, seinen Urlaub (und einen evtl. zu verteidigenden Stammplatz in Dortmund) für 4 Wochen auf der DFB-Bank zu opfern.
Hector ist auf eine etwas andere Art als Schmelzer sehr komplett. Er bringt eine sehr gute Physis mit, hat eine oft sehr gute Technik (manchmal aber Unsauberkeiten) und Übersicht. Kleine Nachteile gegen Schmelzer hat er, wenn er aus einer tiefen Position Konter absichern soll, da er dann zu oft außen bleibt (auch, wenn sich dort kein Gegner hinbewegt), statt strategisch wichtigere Räume zu besetzen – da ist Schmelzer aber auch absolute Weltklasse, also keine echte Schwäche für Hector. Insgesamt bringt er für Löw das beste Gesamtpaket mit und liegt für mich auch (noch, die alle teils deutlich jünger sind als er) vor Plattenhardt, Halstenberg und Henrichs (der ja gleich gut auf rechts und links spielen kann).

Reus ist besonders – wenn fit sogar absolute Weltklasse. Kein Deutscher (und auch nur sehr wenige andere) vereint Dynamik, Zwischenraumpositionierung, Dribbling, Kreativität und Abschluss auf diesem Niveau. Özil fehlt die Dynamik. Müller das Dribbling (und mittlerweile manchmal auch Kreativität und Abschluss). Draxler der Abschluss (und die Konstanz). Sané und Goretzka fehlt (aus unterschiedlichen Gründen) die Positionierung. Stindl das Dribbling und die Dynamik. Alle anderen sind insgesamt klar schwächer.
Trotzdem sehe ich ihn aktuell definitiv hinter Sané, der einfach das wichtigere Spielerprofil verkörpert. Draxler soll einer der Anführer der nächsten Generation sein, den würde ich aber jederzeit für Reus draußen lassen – Jogi eher nicht. Özil und Müller sind sowieso (zu Recht) gesetzt. Goretzka besetzt zu viele Positionen (die Reus nicht kann), um ihn draußen zu lassen.
Reus vs. Brandt vs. Stindl (vs. Younes) wäre eine taktische Entscheidung, je nach Hauptformation. Bei 4231 mit drei verkappten Zehnern (wie es aktuell gespielt wird) hat Draxler/Reus die Nase vorn als LA. Bei echter 3er-Kette liegen Brandt und Younes vorne, die dort als Wingbacks benötigt werden. Gibt es eine Doppelspitze mit Zehner dahinter, muss man Stindl mitnehmen, da er der perfekte Backup auf diesen (dann drei) Positionen wäre.

Taktik-Ignorant 8. Oktober 2017 um 23:13

Habe inzwischen eine andere Version des Loew-Interviews gelesen, derzufolge er seinen Satz lediglich auf die rechte AV-Position bezogen habe, also keine Kritik an Hector oder Plattenhardt. Ist mir auch lieber so. Unabhaengig davon bleibt die Frage der AV-Besetzung hinter Hector und Kimmich, die – falls unverletzt – wohl fuer die WM gesetzt sein duerften, aktuell. Persoenlich halte ich von Toljan eingedenk seiner guten U21-EM recht viel, vor allem hat er ein hohes Tempo drauf, das er zudem anscheinend auch ueber 90 Minuten durchhalten kann. Vielleicht als Backup, ebenso wie Henrichs. Von Weiser scheint Loew eher weniger zu halten, und noch juengere Spieler duerften fuer 2018 noch keine Option sein.

Generell ist natuerlich jeder Gedanke zum WM-Aufgebot reine Spekulation, weil der potentielle Kader sicher wie vor jedem Grossturnier noch durch Formkrisen und Verletzungen reduziert werden wird. Aber es macht halt Spass. Meine Hoewedes-Retrospektive war mehr als taktische Variante gedacht denn als konkrete Empfehlung, gerade ihn wieder dort aufzustellen. Es stimmt schon; er ist inzwischen oft verletzt und es ist zweielhaft, ob er nochmal an seine alte Leistungsfaehigkeit herankommt.

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Schorsch 9. Oktober 2017 um 09:51

Der Bericht des sid zitiert Löw mit seiner entsprechenden Aussage explizit auf die rechte Seite bezogen. Ziel sei es, beide AV-Positionen doppelt besetzt zu haben. Wenn ich mich richtig erinnere, wurden auch die Namen Klostermann und Toljan genannt, die aber „noch nicht so weit“ seien. Was mMn wohl auch so ist.

Höwedes würde ich nicht abschreiben. Vieles wird davon abhängen, wie er es nach der Auskurierung seiner Verletzung schafft, sich in der Mannschaft zu etablieren und vor allem wie er die Rückrunde spielt. Juve spielt in der CL, das könnte ein Vorteil für Höwedes sein. Ich sehe ihn nicht unbedingt hinter Mustafi, Rüdiger oder Ginter. Aber es bleibt natürlich alles Spekulation.

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bs 10. Oktober 2017 um 16:16

Hat einer von Euch eine Ahnung, warum Löw Weiser ignoriert? Ist es die fehlende internationale Erfahrung? Dann Wünsche ich mir, dass die Hertha in der Europa League recht weit kommt und Weiser sich dort zeigen kann. Oder liegt es eher daran, dass eher wie Kuntz ihn eher als RA sieht – wo die Konkurrenz natürlich sehr stark ist – und nicht wirklich als AV? Aber wäre diese hier im Forum schon mehrfach angesprochene Polyvalenz (kann wirklich jede Position auf der rechten Seite, inklusive Wingback spielen) genau das Argument für ihn?

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tobit 10. Oktober 2017 um 18:04

Als Aussenverteidiger muss man für Löw auch sehr zweikampfstark (am besten auch in der Luft – da sind Hector und Kimmich ziemlich gut) sein – so komplett wie möglich halt. Da kann ich Weiser noch nicht so wirklich einschätzen. Als reiner RA gibt es schlicht zu viele, die besser sind als er.

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Taktik-Ignorant 8. Oktober 2017 um 16:25

Zitat: „Hummels und Boateng bereinigten viele Situationen mit ihrer überlegenen Physis und dem stets hervorragendem Timing.“ – Gerade im Satz zuvor wird der Lattentreffer erwähnt, bei dem die beiden deutschen Innenverteidiger ihren Eingriff wohl eher suboptimal „getimt“ hatten. Bei Boateng nach der langen Verletzungspause wenig verwunderlich, bei Hummels habe ich den Eindruck, daß er ob der vielen Einsätze ein wenig überspielt sein könnte (vielleicht auch ein Grund, warum ihn Ancelotti gegen PSG nicht gebracht hat). Kroos wiederum spielt eigentlich so, als bräuchte er nie eine Pause. Bei ihm warte ich schon seit einiger Zeit auf einen Einbruch oder eine (Ermüdungs-)Verletzung, aber bislang spielt er ohne große Leistungsschwankungen durch. Weiß eigentlich jemand, wie er das hinkriegt?
Wäre schön, wenn Kroos auch bei der WM dabei und in Form wäre. Allerdings sollte der Bundestrainer sich um eine Alternativgestaltung des Mittelfelds bemühen, denn einen Rechtsanspruch auf einen verletzungsfreien Toni Kroos gibt es nicht.
Bei Müller fielen mir einige technische Patzer auf, die sonst auch bei ihm nicht vorkommen. Auch die erwähnte Abgabe zu Wagner vor dem zweiten deutschen Tor war meiner Ansicht nach technisch nicht ganz sauber, was Wagner die Annahme sicher nicht erleichtert hat. Bei allem Eifer und der insgesamt auch effizienten (und vom Autor zu Recht positiv gewürdigten) Leistung Müllers frage ich mich, ob er nicht auch ein wenig mehr Regeneration bräuchte.
Gegen Aserbeidschan beginnt ja jetzt die Testphase. Sehen wir jetzt Sandro Wagner auf der Kroos-Position und Mustafi als Mittelstürmer?

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tobit 7. Oktober 2017 um 11:57

Sehr schöner, prägnanter Artikel.
Flanken waren in diesem Spiel tatsächlich ein gutes Mittel, da sie (von rechts) in der Regel ohne Druck gespielt werden konnten und mit Wagner, Goretzka, Müller und Draxler vier gute bis sehr gute Kopfballspieler (die sich auch physisch behaupten können) im Zentrum einliefen. Dabei fand ich die Staffelung der vier meist sehr gut, da sowohl beide Pfosten als auch der Strafraumrückraum meist passend angelaufen wurden, so dass die Nordiren sich nicht auf einen Bereich konzentrieren konnten. Gefallen hat mir auch die „instinktive“ Abstimmung, wer gerade welchen Bereich besetzt. Da kamen sie sich eigentlich nie ins Gehege (bis Can kam, der da immer wieder den anderen im Zentrum oder Kimmich „im Weg“ stand). Kroos und Rudy rückten dazu passend an den Strafraum nach um die Abpraller einzusammeln – wurde dann ja auch direkt mit Rudys Sonntagsschuss belohnt. Wichtig war auch, dass der Strafraum nicht zu früh besetzt wurde, sondern „aus der Bewegung“, was für die zum Rückwärtslaufen gezwungenen Gegenspieler wesentlich unangenehmer (und schwieriger) zu verteidigen ist, als ein Kopfballduell aus dem Stand.

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