Trainerporträt: Jupp Heynckes
Jupp Heynckes ist wohl aus dem Ruhestand zurück. Unser Porträt der Trainerlegende.
(Dieser Artikel wurde original im Mai 2013 in der ersten Ausgabe unseres Ballnah-Magazins veröffentlicht und zu Weihnachten 2014 im Blog.)
Ein leichtes Zögern und dann ein skeptisches Herabsetzen des Glases, falls eine solche Skepsis denn möglich ist. Es sollte die Frage aller Fragen folgen: „Du hältst Jupp Heynckes wirklich für einen der besten Trainer?“
Tue ich das? Ich weiß es nicht. Schon oft hatte ich mit meinem Lieblingsgesprächspartner über Heynckes geredet. Er ist ein ehemaliger Bayernsympathisant, in einer anderen Altersklasse und mit fast schon konträrem Background. Einst hatte er im Fußball zu tun gehabt, allerdings schon etwas her – einer jener Fußballbesessenen, die sich lieber in die guten alten Zeiten zurückversetzen und nur die Spiele Barcelonas nicht verpassen.
Vor zwei Jahren kam Jupp Heynckes zum FC Bayern. „Was wollen denn die mit dem? Die Mischung aus Jürgen Klinsmanns Inkompetenz und Van Gaals Sturheit. Typische Freunderlwirtschaft. Unter Beckenbauers Ägide wäre das nicht passiert.“
Die Tiraden gingen weiter. Die große Frankfurter Mannschaft habe Osram ruiniert! Schalke und Gladbach waren ebenfalls dem Untergang geweiht, als er mit seiner Möchtegernfuchtel irgendwelche abgelaufenen taktischen Konzepte installieren wollte. Heynckes sei keine Plattform für Starspieler, sondern ein Unterdrücker. Einer, der in den 80ern von Wissen profitiert habe, das heute zur Norm gehöre – und die Sprache der Spieler spreche er ohnehin nicht. Ob er das nicht mehr tue oder noch nie getan habe, traute ich nicht zu erfragen.
Ich persönlich dachte nämlich damals schon anders; immerhin hatte ich mich bereits nach seiner Interimszeit beim FC Bayern durch zahllose Medienberichte gelesen. Und ich vermutete, wieso mein Gesprächspartner diese Meinung vertrat.
Niemand kann Jupp Heynckes richtig einschätzen. Passend dazu war der Grundtenor der Medien, als Heynckes zum FC Bayern kam. Nach Louis Van Gaal, so führten mehrere Zeitungen aus, wollten die Bayern schlicht einen „Kumpeltyp“, einen „Freund der Spieler“ und einen „Freund des Vorstands“, der sich eher durch die Kontrolle des eigenen Kaders als des gegnerischen Spiels hervortut.
Kurzum: Man wolle lieber zurück zu einem Motivator à la Udo Lattek – kein verschrobenen Genie, kein Taktikverrückter wie Van Gaal. Dabei galt auch Jupp Heynckes als solcher. Oder nicht?
Vom Weltklassefußballer zum Trainernovizen
1979 wurde Jupp Heynckes nach einer sehr erfolgreichen Zeit als Spieler zum Trainer von Borussia Mönchengladbach. Heynckes war dabei Teil der großen 1972er-Mannschaft, die für viele als beste deutsche Nationalmannschaft aller Zeiten in die Geschichte einging. In dieser historischen Mannschaft war der gelernte Mittelstürmer in einer Freirolle als Rechtsaußen aufgeboten. Immer wieder zog er in die Mitte, versuchte mit seiner Spielintelligenz und Athletik freie Räume zu finden und zum Abschluss zu kommen. Aus dem 4-3-3 wurde durch Heynckes ein extrem asymmetrisches 4-3-1-2.
Es sollte einer der wenigen Lichtblicke in seiner Nationalmannschaftskarriere sein. Zentral kam Heynckes auf seiner Idealposition nicht an Gerd Müller vorbei. Bei der WM 1974 spielte Heynckes auch nicht mehr als Außenstürmer – es hagelte Kritik an seiner Spielweise als Linksaußen der deutschen Nationalmannschaft. Heynckes war zu sehr Stürmer und zu sehr Athlet (statt Techniker), um über links Gefahr zu entfachen.
Letztlich stand Heynckes immer im Schatten der großen Spieler seiner Zeit. Dabei war er damals vielleicht der modernste aller Mittelstürmer. Immer wieder zog auf die Flügel, ließ sich intelligent fallen und war passabel im Kombinationsspiel, hervorragend in der Spielintelligenz und zugleich ungemein torgefährlich. 195 Tore für die Gladbacher Borussia und 25 für Hannover 96 in drei Jahren bedeuten Platz 3 in der ewigen Bestenliste der Bundesliga – nur hinter Klaus Fischer (268 Tore) und Gerd Müller (365 Tore).
Mit 51 Toren ist er auch der viertbeste Torschütze in den europäischen Wettbewerben. Seine Quote von 0,80 Toren pro Spiel wirdnur von Gerd Müller (0,89) überboten. Zweimal wurde er Torschützenkönig in der dt. Bundesliga (1974, 30 Tore; 1975, 27 Tore), zweimal im UEFA-Pokal (1973, 12 Tore; 1975, 10 Tore), einmal im Pokal der Pokalsieger (1974, 8 Tore) und einmal gar im Pokal der Landesmeister (1976, 6 Tore). 1978 beendete er seine Karriere standesgemäß mit fünf Toren beim 12:0 gegen den BVB.
Dennoch ist der Spieler Heynckes nur wenigen ein Begriff. Dass er ein moderner und hochintelligenter Stürmer war, ist ebenso in Vergessenheit geraten wie seine Errungenschaften als Trainer in den 80ern.
Ein Jahr nach seinem Karriereende übernahm Jupp Heynckes den Trainerposten bei den Fohlen. In seinem freien Jahr hatte er die Trainerlizenz erworben. Um seine theoretischen Kenntnisse zu erweitern, sollte er Latteks Co-Trainer bei Gladbach werden und ihn nach einer möglichst kurzen Lehrzeit (geplant war aber 1980) als Cheftrainer ablösen. Doch als Lattek von diesem Plan erfuhr, war er wenig begeistert. Im stillen Streit trennten sich die Wege von Lattek und der Borussia. Heynckes trat sein Amt also schon im Sommer 1979 an – und er sollte denkbar erfolgreich werden. Nach einigen Achtungserfolgen zu jener Zeit galt der ehemalige Weltklassespieler als das Trainertalent des deutschen Fußballs.
Jupp Heynckes bei Borussia Mönchengladbach
Die jüngste Mannschaft der Liga erhielt den jüngsten Cheftrainer – bei seiner Ernennung war Heynckes nur 34 Jahre alt. Bereits drei Jahre zuvor hatte Heynckes gesagt, er wolle Trainer werden.
Seine Begründung:
„Weil ich sehe, welche Fehler Trainer heute begehen. Vor allem Zuwendung und viel Verständnis brauchen die Spieler. Technik und Taktik sind zweitrangig, wenn man gute Spieler zusammen hat“ (in der ZEIT, November 1976)
Und hier beginnen die Paradoxe. Fast 25 Jahre später gab es, einem allerdings angeblich fingierten Bericht zufolge, Gerüchte, dass Heynckes bei einer Trainerfortbildung beinahe in Psychologie durchgefallen sein soll. Auch in den 90ern gab es zahlreiche Beschwerden von Frankfurter Spielern an seinem Führungsstil. Auch Lothar Matthäus, der wohl erfolgreichste Jungspieler aus Heynckes´ Gladbacher Zeit, übte vor Heynckes´ Wechsel zu den Münchner Bayern herbe Kritik.
1979 wurde für Heynckes auch beileibe kein „Fußballlehrer“ wie einst Herberger oder Weisweiler als vermeintlicher Mentor geplant, sondern eben jener Udo Lattek – seines Zeichens ein berüchtigter Motivator und selbst ernannter Fußballpsychologe.
Seinen ersten Achtungserfolg feierte Heynckes mit seiner Mannschaft schon im November 1979. Mit 3:2 gewannen sie trotz eines zwischenzeitlichen 1:2-Rückstandes in Mailand gegen Inter im Europacup.
Als Inter Mailand 2:1 führte, schickte Heynckes Ersatzspieler Norbert Ringels auf den Platz und schrie: „Wir gewinnen das noch, die sind kaputt.“ Ringels erzielte das 2:2. Nickel verwandelte einen Elfmeter zum 3:2-Sieg. – im Spiegel vom 19. November 1979
Frenetisch wurde der Sieg bejubelt. Trotz der glorreichen Vergangenheit in den 70ern galten die Fohlen als Ausbildungsverein. Fast jährlich mussten sie ihre besten Spieler verkaufen. Heynckes wurde bewusst als Trainer installiert, um mit seinem Image als ehemaliger Star des Vereins und als Fußballtheoretiker die Mannschaft Jahr für Jahr möglichst stark neu aufzustellen. Der teilweise noch kritisch beäugte Jungtrainer schwang sich zum Publikumsliebling auf, versuchte aber die Euphorie zu dämpfen.
Was damals keiner ahnen sollte: Einige Monate später im Finale des UEFA-Cups sollte es einen ähnlichen Verlauf wie gegen Inter geben. Der Titelverteidiger aus Mönchengladbach setzte sich im Folgenden nämlich auch gegen den französischen Rekordmeister AS Saint-Étienne und den VFB Stuttgart in einem rein-deutschen Halbfinale durch.
Kurzanalyse: Gladbach gegen Frankfurt 1980 im UEFA-Pokal-Finale
Im Hinspiel des Finals begannen die Gladbacher überzeugend. Sie spielten mit dem für damalige Verhältnisse keineswegs üblichen Pressing und einer intelligenten Raumdeckung. Sie verschoben zwar mannorientiert, aber feste Manndeckungen gab es nur auf Schlüsselpositionen.
Der titelverteidigende Außenseiter aus Gladbach begann druckvoll. Die Frankfurter konnten trotz individueller Überlegenheit eher wenig entgegensetzen. Zwar kamen sie immer wieder gefährlich nach vorne, doch viele Angriffe entstanden nach langen Bällen oder durch das sehr kreative Mittelfeld. Ob Ronald Borchers, Bernd Nickel oder Bernd Hölzenbein: Alle drei waren trotz gutem Doppeln enorm schwer vom Ball zu trennen.
Die Elf von Jupp Heynckes wirkte überaus modern. Die Abwehrkette spielte noch nicht in einem perfekten Linienspiel, war aber den Frankfurtern überlegen. In Ballbesitz ließen sie den Ball lange zirkulieren und nahmen sich im Aufbauspiel Zeit. Frankfurt wurde dadurch nach hinten gedrückt und erhielt kaum Zugriff auf den Gegner. Lange Bälle gab es bei den Fohlen selten, Befreiungsschläge ebenso wenig.
Stattdessen wirkten sie wie eine langsamere und individuell schwächere Version der heutigen Bayern. Die Außenverteidiger Ringels und Schäffer rückten gut getimt und situativ auf, übernahmen im Aufbauspiel viel Verantwortung. Kulik und Matthäus holten sich hinten die Bälle ab, Kulik war allerdings im Offensivgang deutlich gemäßigter. Einer der beiden kippte auch immer wieder gerne ab, wodurch quasi eine Fünferkette im Aufbau entstand, aus der immer wieder Vertikalsprints in offene Räume folgten.
Stand Frankfurt tief oder öffneten sich Räume in deren Formation, dann schoben Schäfer und Hannes nach vorne; fast im gleichen Moment ließ sich zumeist Kulik fallen oder die Außenverteidiger rückten ein, um die Stabilität zu wahren. Zusätzlich gab es vorne einige Positionswechsel von Ewald Lienen und Del Haye, wobei Letzterer der wohl auffälligste Spieler war. Er betätigte sich als Spielgestalter von der Seite, zog in die Mitte, überlud Räume und war ein klarer Aktivposten, während Mittelstürmer Nickel öfters in die Halbräume auswich und Körbel mit sich zog.
Die Positionswechsel der Frankfurter sorgten hingegen für keinerlei Probleme bei Gladbach. Die Raumdeckung funktionierte hervorragend, obgleich Heynckes nach der intensiven Anfangsphase das Pressing tiefer und passiver spielen ließ.
Besonders beeindruckend waren aber das Rückwärtspressing und die hohe Aggressivität im Mittelfeldpressing. Die erste Szene aus diesem Spiel war bezeichnend: Drei Leute pressen im Halbraum den Ballführenden, der den Ball ins Mittelfeld spielt und dort vom Gladbacher Mittelstürmer erfolgreich rückwärtsgepresst wird.
In der Offensive bot Gladbachs Matchplan ein auffälliges Merkmal: Mit einem extrem fluiden Aufbauspiel in der Mittelfeldzentrale überluden sie oft die rechte Seite. Fast alle Angriffe fanden über diese Außenbahn statt, wobei sie von unterschiedlichen Spielern vorgetragen wurden.
Vermutlich wollten sie Frankfurts Schwachpunkt Horst Ehrmantraut gezielt attackieren, doch Charly Körbel zeigte eine hervorragende Leistung und konnte seinen Linksverteidiger sehr gut unterstützen. Ohnehin stand insbesondere die Mitte mit Pezzey, Körbel, Lorant und den drei polyvalenten und spielintelligenten Akteuren davor bei Frankfurt sehr sicher. Gladbach dominierte zwar im ersten und zweiten Spielfelddrittel, konnte aber kaum zum Abschluss kommen.
Zusätzlich hatte Frankfurt eine gute Rollenverteilung im Aufbauspiel. Lorant war als der wohl am wenigsten kreative Mittelfeldakteur fast durchgehend raumöffnend unterwegs. Hölzenbein ließ sich im Aufbauspiel immer fallen und zeigte sich mit Nickel überaus pressingresistent. Im weiteren Spielverlauf wurde die Elf von Friedel Rausch immer stärker, indem sie die Räume durch Borchers, den beweglichen Bum-Kun Cha und Hölzenbein überlud.
Ohnehin waren Überladungen das zentrale Thema. Beim Ausgleich war es Matthäus, der eine Überzahl nutzte und ins Dribbling ging. Nach einer von vielen Glanzparaden Pohls an diesem Abend war es Kulik, der außerhalb des Sechzehners beim Abpraller zur Stelle war und mit einem tollen Distanzschuss zum 1:1 traf.
Das 1:2 fiel schon fast auf symbolische Art und Weise. Borchers lief diagonal von links bis auf den rechten Flügel, ohne attackiert werden zu können. Eine Flanke auf den zweiten Pfosten wurde von Hölzenbein per Kopf verwertet. Auch das 0:1 wurde durch eine Flanke eingeleitet, aber aus dem Halbfeld. Allerdings fielen beide Tore eher entgegen dem Spielverlauf. Jeweils dominierten die Gladbacher das Spielgeschehen, mussten sich aber zurückkämpfen.
In der zweiten Halbzeit spielte Kulik noch offensiver, Heynckes blies seine Mannschaft wie gegen Inter nach vorne: Zuerst netzte Matthäus ein und danach erhöhte abermals Kulik, nun zum 3:2-Endstand. Generell wussten die Anpassungen Heynckes‘ zu gefallen.
Im Aufbauspiel rückten die Außenverteidiger oft von der Seite in die Halbräume, wenn der Ball ballfern war, um eine einfachere Anspielstationen bei der Ballzirkulation zu bieten. Nach der Halbzeit wurde Kulik nach vorne geschoben und half beim Überladen. Die Fluidität im Aufbauspiel und die Freirolle Del Hayes sorgten ebenfalls für Überzahlen und mehr Ballbesitz. Nach dem Rückstand agierte Gladbach weiterhin mit vielen kurzen Pässen, mehr Ballbesitz und mehr Chancen. Die einzige große Veränderung gab es im Pressing: Es wurde ein hohes und aggressives Angriffspressing praktiziert, was sich letztlich bezahlt machen sollte.
Die erfolglosen Fohlen als Symbol für eine typische Heynckes-Mannschaft?
Die 80er-Mannschaft war in vielen Aspekten bezeichnend für den Ruf, den Heynckes genoss, und den Fußball, den er in weiten Teilen seiner Trainerkarriere spielen ließ. Sie gewannen 1980 nach einer knappen 0:1-Niederlage im Rückspiel zwar keinen Pokal, doch sie galten dennoch als würdevolle Fortführung der großen Fohlen-Elf der 70er. Jupp Derwall nannte sie nach dem Sieg gegen Inter Mailand gar „Heynckes-Babes“ in Anspielung an die „Busby-Babes“ in England gut 15 Jahre zuvor.
Mit viel Ballbesitz, viel Bewegung und der jüngsten Mannschaft der Liga eroberten sie deutschlandweit die Fan-Herzen. Doch auch Kritik gab es – vorrangig von Kommentatoren. Sieht man sich mehrere Zusammenfassungen damaliger Spiele an, hört man oft Urteile wie „zu wenig Flanken“ oder „zu viel Klein-Klein“. Der Kommentator des Spiels gegen Magdeburg im Jahre 1981 sagte::
„Jetzt übertreiben es die Borussen mit diesem Klein-Klein-Spiel“
Der gleiche Kommentator schwärmte aber auch phasenweise von den Borussen und beschrieb die Magdeburger Gastgeber als „nervös“ – bis diese aus einem Konter ein Tor erzielten, woraufhin er plötzlich die Gladbacher als „nervös“ bezeichnete. Auch in dieser Partie gab es ähnliche Aspekte wie in der obigen Analyse gegen Frankfurt. Magdeburg stand vor eigenem Stadion tief und überließ den Ballbesitz den Gladbachern, die den Ball zirkulieren ließen und letztlich an der Chancenverwertung bzw. dem letzten Pass scheiterten.
Besonders beeindruckend war dabei die Diagonalität der Außenverteidiger, die zum einzigen Treffer durch Ringels bei der 1:3-Niederlage führte. Heynckes selbst wurde nach der Partie aber für seine offensive Aufstellung kritisiert: Mit Veh, Rahn, Pinkall, Wuttke und Mill standen gleich fünf Stürmer oder nominelle „Zehner“ auf dem Platz, dazu gesellte sich noch Matthäus als vertikaler und offensiver Mittelfeldakteur.
Wirklichen Gegenwind gab es für Heynckes in seiner Gladbacher Amtszeit trotz Berg- und Talfahrt nie. Dies ist durchaus als große Leistung anzusehen. Zu jener Zeit scheiterten viele junge Trainer in der Bundesliga, ob Willi Weber oder Ivica Horvat. Eine Studie in den frühen 80ern wollte sogar beweisen, dass junge Trainer den Anforderungen nicht gewappnet waren:
„14 Bundesligatrainer, darunter nur ein Raucher, waren vor und während den Meisterschaftsspielen untersucht worden. (…) Im Spiel erreichten drei noch ziemlich unerfahrene Trainer Spitzenwerte von 156. Durchweg zeigten Trainerneulinge oder Sportlehrer, die dem Bundesligastreß noch keine zwei Jahre ausgesetzt waren, deutlich höhere Werte. (…) Als Gawliczek bei Hertha in Berlin Klimaschefski ablöste, stellte er erst einmal das System um. Statt Raumdeckung, die gewitzten Spielern Gelegenheit zu geringerer Laufarbeit gibt, ordnete er Manndeckung an.“ – im Spiegel, 15. Februar 1982
Im gleichen Artikel wurde Heynckes als die löbliche Ausnahme bezeichnet. Auch hier stellen sich die Fragen aus der Einleitung: Wer ist dieser Heynckes eigentlich? War er damals das Genie, der als einziger mit den erfahrenen Haudegen in einer rauen Bundesliga mitstreiten konnte? Oder doch nur einer, der in der heutigen Trainerlandschaft nicht auffallen würde, damals aber den Gawliczeks mit 08/15-Kniffen voraus war? Einer, der durch das Vertrauen der Gladbacher, deren Status als Dauer-Underdog und als ehemalige Vereinslegende seinen Platz sicher hatte?
„Ein Geheimtip: Borussia Mönchengladbach. Trainer Jupp Heynckes besitzt unter den jungen Trainern das größte Talent.“ – Der renommierte Fußballautor Jürgen Werner bei seinem „Meistertipp“, in der Ausgabe der ZEIT vom 20. August 1982
Die Zeitungen jener Zeit führten auf seinen intelligenten Umgang mit den Spielern zurück. Im Gegensatz zu seinen (mehr oder minder) gleichaltrigen Trainerkollegen war er autoritär und selbstbewusst in seiner Außendarstellung. Er kritisierte seine Spieler intern scharf und hatte wohl wegen der jungen Mannschaft auch eine größere Altersdistanz als seine anderen Kollegen.
Außerdem schloss er sich phasenweise dem Treiben in der Bundesliga an – in seiner eigenen Art, als bedachter, intelligenter und introvertierter Vertreter der Zunft. Mit Klaus Schlappner stritt er sich, mit Udo Lattek und auch mit den anderen Großen und Mächtigen der Bundesliga legte sich Heynckes an. 1984 machte er z.B. seinem Unmut über Uli Hoeneß‘ Transfergebahren in der Causa Matthäus über die Medien Luft. Wirkliche persönliche Angriffe gab es aber nie, diese wurden Trainern wie Udo Lattek überlassen.
Aus jener Zeit ist übrigens eine extrem wichtige Anekdote überliefert, um den Trainer und auch die Person Jupp Heynckes zu verstehen:
„Als Hoeneß davon Wind bekam, daß die Gladbacher ihre letzte Matthäus-Offerte von 374 000 Mark auf 474 000 Mark Jahresgarantie, Prämien extra, erhöht haben, tobte er: „Das ist unmoralisch. Das machen die nur, um die Ablöse hochzutreiben.“
Was am linken Niederrhein wirklich passiert war, ahnte Hoeneß nicht. Es wäre seinem Naturell auch zu fremd gewesen. Nicht der Verein hatte die 100 000 Mark draufgelegt, sondern Heynckes. 50 000 Mark hatte er sich von einer Firma besorgt, für die anderen 50 000 stand er selber gerade. – Im Spiegel, 28. Mai 1984
Als Heynckes die Gladbacher übernahm, hatten sie unter Lattek zwar den UEFA-Pokal in der vorherigen Saison gewonnen, waren in der Bundesliga aber nur Zehnter geworden. Mit Heynckes selbst, Herbert Wimmer und Rainer Bonhof hatte es drei namhafte Abgänge gegeben. Im folgenden Sommer waren es Wolfgang Kleff, Horst Köppel und Allan Simonsen. Der Trend setzte sich fort, konnte aber durch blutjunge und oft treffende Transfers kompensiert werden.
Dennoch schaffte Heynckes in seiner Debütsaison den sechsten Platz und einen neuerlichen Einzug in den UEFA-Pokal. Den ersten und einzigen wirklichen Einbruch gab es in der dritten Saison, als man sich auf Platz 12 wiederfand, trotz positiver Tordifferenz und einigen sehr guten Leistungen. Im nächsten Jahr, der Saison 1983/84, folgte aber überraschend die beste Spielzeit in der Heynckes-Ära.
Punktgleich mit dem Meister VfB Stuttgart und Ernst Happels Hamburger SV wurde man Dritter. Hätte es damals die Drei-Punkte-Regel gegeben, wären „die Heynckes-Babes“ sogar hinter der Happel-Elf auf Platz Zwei gelandet. Für die Freunde des Konjunktives und unnützen Wissens: Hätte damals nicht die Tordifferenz, sondern der direkte Vergleich gegolten, wäre Heynckes gar das Meisterstück geglückt.
Diese große Gladbacher-Mannschaft – für viele Fans gar die Letzte in der Tradition der großen 70er-Elf – schaffte es in dieser Saison auch ins DFB-Pokalfinale.
Kurzanalyse: Das DFB-Pokalfinale 1984
Ins Auge sticht sofort, dass Heynckes zwar die 1-3-Rollenverteilung mit einem Libero als Abwehrchef nominell weiter betrieb, aber diese praktisch inexistent war. Bruns und Hannes befanden sich zumeist auf einer Linie, es gab einen funktionierenden Kettenmechanismus in der Viererabwehrkette und ein gutes Spiel auf Abseits.
Frontzeck spielte dabei als sehr offensiver linker Außenverteidiger, Borowka auf rechts zeigte sich deutlich zurückhaltender. Diese Asymmetrie wurde aber durch die beiden Spieler im Mittelfeld auf den Halbpositionen ausgeglichen. Winni Schäfer hielt sich im Vorwärtsgang etwas zurück, während Matthäus in seinem letzten Spiel für die Gladbacher als box-to-box-Akteur seine Stärken entfalten konnte.
Vorne gab es ebenfalls eine Asymmetrie: Rahn zog immer wieder in die Mitte, Mill wich auf die Flügel aus und Lienen spielte als inverser Flügelstürmer auf der linken Außenbahn. Vom Pressing her hatte sich ebenfalls etwas im Vergleich zum 81er-Team verändert. Die Elf von Jupp Heynckes begann in einem tiefen Mittelfeldpressing, gleichzeitig schienen sie sich auch in der Raumdeckung noch eine Spur positionsorientierter und präziser zu verhalten.
Taktische Fortschritte waren also durchaus gegeben; auch eine eigene Variante des Gegenpressings wurde, wie schon 1981, praktiziert. Man versuchte den Gegner nach Ballverlusten zu stellen und ihn am Fortschreiten zu hindern. Zwar sieht dies anders aus als das kollektive und aggressive heutige „Massengegenpressing“ des FC Bayern und des BVB unter Jürgen Klopp, war von der Grundüberlegung her aber ähnlich. Die Gladbacher kamen auch trotz individueller Unterlegenheit zu einigen Torchancen, scheiterten danach am Elfmeterschießen.
Der Heynckes-Abgang und sein letzter großer Auftritt für die Gladbacher
In der Folgesaison dieser bitteren Niederlage wurden die Gladbacher Vierter. 1985/86 gab es sogar einige, die Heynckes‘ Zeit gekommen sahen:
„Hungrig auf den Titel sind mit Sicherheit die Mönchengladbacher. Die Mannschaft ist „dran“. Sie spielt, unter der Regie von Trainer Jupp Heynckes, nun schon seit Jahren den attraktivsten Angriffsfußball in der Bundesliga.“ – Gerhard Seehase, in der ZEIT vom 9. August 1985
Doch der Angriffsfußball sollte nicht belohnt werden. Unter Heynckes wurde man ein weiteres Mal Vierter und in dessen letzter Saison Dritter. Eine solche Platzierung sollte nach Heynckes‘ Abgang bis heute nicht mehr erreicht werden; nach zwei Platzierungen im einstelligen Bereich landete die Borussia erstmals 1990 in der Nähe der Abstiegsränge (Platz 15).
In den letzten drei Jahren seiner Ägide gab es zwar noch zwei DFB-Pokal-Halbfinals, doch die größte Aufmerksamkeit dürfte in der Retrospektive wohl den Duellen gegen Real Madrid gelten. Im Dezember 1985 schied man spektakulär aus dem UEFA-Cup aus, obwohl die Fohlen mit einem 5:1-Erfolg aus dem Hinspiel ins Santiago Bernabeu gingen. Den Kantersieg am Bökelberg hatten sie sich durch ein herausragendes Bespielen der Schnittstellen und intelligente Flügelüberladungen gesichert. Uwe Rahn stieß immer wieder in offene Räume der überforderten Madrider, während die Königlichen gegen die Raumdeckung der Gladbacher kaum ein Mittel fanden. Es sollte ein Standard sein, der Real das wichtige Auswärtstor brachte, nachdem sie in der zweiten Halbzeit mustergültig ausgekontert worden waren.
Das Rückspiel selbst war ein unglaublich intensives Spiel. Heynckes warnte schon nach dem Hinspiel, man dürfe sich nicht zurücklehnen und das 5:1 sei kein ausreichendes Resultat – er sollte Recht behalten.
Real zeigte sich extrem offensiv aufgestellt; drei nominelle Mittelstürmer, die sich immer wieder in den Zwischenlinienraum oder die Halbräume fallen ließen, wurden von zwei freien und stark einrückenden Kreativspielern auf den Außenstürmerpositionen flankiert. Diese unterstützten Gallego in der Mitte im Aufbauspiel – insgesamt war es fast ein 4-1-5.
Gladbach reagierte darauf im Spielverlauf richtig, zog sich eng zusammen und stand sehr kompakt. Sie verschoben in ihrer Raumdeckung stark zum Ball. Zwischen dem 2:0 (Minute 12) und dem 3:0 (Minute 75) verging fast eine Stunde, in der sie Real den Wind zumindest teilweise aus den Segeln nahmen.
Letztlich wurden sie aber dennoch vorgeführt. Real war in der Arbeit gegen den Ball extrem aufmerksam und überaus aggressiv im Pressing, wodurch die überforderten Gladbacher kaum aus ihrer eigenen Hälfte kamen. Die Konter konnten nicht zu Ende gespielt werden und dennoch: Sie waren dem Weiterkommen nahe. Das 4:0 fiel in der 90. Minute; alle vier Gegentore fingen sich die jungen Gladbacher nach hohen Hereingaben in den Strafraum. Gladbach schied aus, Real gewann den UEFA-Pokal und Heynckes? Der ließ 2013 seine Bayern im Rückspiel beim FC Barcelona mit einem hohen statt einem tiefen Pressing spielen. Ob es an diesem Spiel lag?
Heynckes und die Bayern
Heynckes Ehrgeiz und Hunger nach Titeln trieb ihn 1987 aus Mönchengladbach zu den Münchnern, die in einer kleinen Krise steckten. Im Jahr zuvor überholten die Bayern den 1. FC Nürnberg als deutschen Rekordmeister und konnten drei Titel in Folge feiern. Mit Heynckes sollte die Modernisierung der Mannschaft vorangetrieben werden. Das Ziel war eine schleichende Veränderung der Mannschaft, die im Sommer zuvor den Landesmeister-Titel trotz einer 1:0-Führung gegen den FC Porto verpasst hatte.
Dieser schleichende Umbruch gestaltete sich zunächst schwierig. Ein Aspekt betraf – wie sollte es bei Spielverlagerung anders sein – die Taktik. Bayern spielte zu jener Zeit mit einem klaren Libero, ohne Linienspiel und ohne eingeübte Kettenmechanismen. Auch die Raumdeckung wurde nicht wirklich genutzt, Offensiv wiederum mussten sich nicht die Spieler, sondern Heynckes anpassen. Der Kader der Münchner verlangte hier eine pragmatischere Ausrichtung. Dadurch landeten die Bayern in der Debütsaison Heynckes‘ nur auf Platz Zwei.
„Wir haben, das ist ja bekannt, uns von Spielern getrennt, die in der vorigen Saison nicht mehr mitzogen und sie durch junge, noch hungrige Profis ersetzt. Ich versuche, eine Synthese zu finden aus erfolgreichem und attraktivem Spiel. Wobei hier in München der Erfolg absolute Priorität hat. Zu den Zeiten von Hennes Weisweiler ging es in Mönchengladbach vor allem darum, den Leuten schönen Fußball zu zeigen. Bei den Bayern zählt nur das nackte Ergebnis.“ – Jupp Heynckes im Spiegel, 5. Dezember 1988
Die deutlich größeren Probleme waren aber struktureller Natur.
Jupp Heynckes wollte sich wie schon in Gladbach auf die Jugend fokussieren. Der Unterschied zwischen dem FC Bayern und einer Mannschaft wie Borussia Mönchengladbach besteht aber darin, dass sich Jugendspieler unter unterschiedlichen Bedingungen entwickeln müssen.
Bei einem durchgehenden Titelaspiranten, der medial so stark im Fokus steht, werden die Leistungen von jungen und naturgemäß inkonstanten Spielern deutlich extremer dargestellt. Agiert ein Jungspieler auf hohem Niveau, so wird er automatisch zur Nachwuchshoffnung des gesamten Landes– spielt er schlecht, ist er eine Nulpe, die einer großen Mannschaft den Sieg gekostet hat.
So wurde Heynckes in seiner Bayernzeit dafür kritisiert, dass er Spieler wie Thomas Strunz oder Manni Bender einsetzte. Auch Transfers wie Alan McInally und Radmilo Mihajlovic, wurden kritisch beäugt. Heynckes hatte außerdem Probleme mit seinem Vorgänger Udo Lattek, der ihn über die Medien mehrmals verbal angriff.
Die „mind-games“, die Sir Alex Ferguson in der Premier League großmachte, gehörten in der Bundesliga damals zum Alltag. Lattek unterstellte Hoeneß öffentlich, dass er sich mit Heynckes bewusst einen „schwachen Trainer“ geholt habe, um die Zügel selbst in der Hand zu behalten. Medien von damals sahen die Verpflichtung von Heynckes ohnehin nur als Akt von Hoeneß, um Lattek eines auszuwischen.
Auch Christoph Daum äußerte sich extrem negativ über Jupp Heynckes, der seiner introvertierten und professionell-sachlichen Linie treu blieb, dafür aber Uli Hoeneß sprechen ließ. Die Diskussionen im Sportstudio sind bis heute legendär:
„Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes“ – Christoph Daum
Meister wurde trotzdem der FC Bayern.
Dennoch gibt es etwas Wahres an diesen „mind-games“: Sie werden zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen, wenn man daran glaubt. Und damals glaubten die Spieler noch in Massen an die Beeinflussung ihrer Trainer. In England z.B. ist dies bis heute der Fall. Es war auch kein Wunder, denn viele Erfolge von Trainern zu jener Zeit gingen mit medialen Rundumschlägen und einer markanten Persönlichkeit einher. Wie bei Ferguson wurde aus der Korrelation zwischen „mind-games“ und „Aufholjagden oder Titeln“ eine Kausalität, die sich als psychologischer Faktor in den Köpfen der Spieler, Vereinsfunktionäre und Medien festsetzte. Ein in der Retrospektive extrem lesenswerter Beitrag erschien dazu im Oktober 1987 im Spiegel.
Unabhängig davon, ob dies eher als Schwachsinn oder nicht anzusehen ist, erhöhte es für Jupp Heynckes in jener Zeit den Schwierigkeitsgrad seiner Trainertätigkeit. Hierbei muss auch aus fachlicher Sicht der zeitliche Kontext beachtet werden.
In jener Zeit gab es keine als allgemeingültig geltenden taktischen Aspekte wie Kettenmechanismen, das Linienspiel, die Kompaktheit oder das Pressing, welche heute von 90% aller Mannschaften gespielt werden. Es gab kaum Vorreiter von jungen Trainern, die sich über die fachliche Kompetenz, als ihre Ausstrahlung und Vita definierten.
Jeder einzelne Aspekt der Spielphilosophie – besonders eines jungen und titellosen Trainers beim FC Bayern – konnte damals in Frage gestellt werden. Jupp Heynckes war mit seiner Ausstrahlung, seiner Fähigkeitsverteilung und seinen zwar intelligenten, aber immer zurückhaltenden Äußerungen der Antipol zur Ära Udo Lattek. Seine einzigen größeren Reibereien hatte er mit dem FC Bayern selbst gehabt, als diese Matthäus wegschnappten, den er nun wieder trainierte.
Zu diesen Problemen kamen zwei weitere hinzu, die direkt den Kader betrafen. Einerseits waren die Spieler für eine Defensivspielweise wie von Heynckes gefordert körperlich zu schwach, andererseits gab es mentale Probleme innerhalb des Teams. Dieses deutlich größere Problem in jener Bayern-Mannschaft schildert Heynckes selbst am besten:
„Ehemalige Bayern-Spieler haben mich bei meinem Amtsantritt gewarnt, daß ich von meinem Vorgänger einen Sauhaufen übernehmen würde. So war es auch. Diese Cliquenwirtschaft innerhalb der Mannschaft, das Statusdenken der Stars, der Konkurrenzkampf der Münchner Boulevardzeitungen, der auf meine Kosten ausgetragen wurde – ich sage heute ganz ehrlich: So schwer hatte ich mir den Job nicht vorgestellt.“ – Jupp Heynckes im Spiegel, 5. Dezember 1988
Das beste Beispiel die vergiftete Mannschaftsatmosphäre: Einige Spieler forderten Nachtweih als Libero. Heynckes ging damit konform. Im Vergleich zu Klaus Augenthaler sollte dies eine spielstärkere und offensivere Ausrichtung ermöglichen. Nachtweih wurde dann als Libero testweise eingesetzt und sollte schrittweise Stammspieler werden.
Die fachlich vorgetragenen Bedenken der Münchner Spieler waren allerdings keine; ihnen ging es um eine Demontage Augenthalers, was letztlich scheiterte. Heynckes stand vor der Wahl zwischen einer individuell hochwertigen Mannschaft, der es aber an den Fähigkeiten für seine Spielweise und an Disziplin fehlte – er entscheid sich für seine Spielphilosophie.
Nach der ersten Saison wurden Lothar Matthäus, Andy Brehme, Jean-Marie Pfaff und Norbert Eder verkauft, die allesamt entweder innerhalb der Mannschaft negativ auffielen oder von ihrer Spielweise nicht zur neuen Spielphilosophie passten. Als Ersatz kamen fünf neue Spieler, allesamt jünger als 24 Jahre und bildeten das Grundgerüst einer neuen Mannschaft.
Der Libero als solcher wurde abgeschafft. Zuerst sollte Stefan Reuter als möglicher neuer „Libero in einer Linie “ aufgestellt werden, am Ende war es abermals Klaus Augenthaler, der spielte – allerdings als moderner Innenverteidiger, der in Ballbesitz das Spiel gestaltete und nach vorne schob, bei gegnerischem Ballverlust aber auf einer Linie mit seinem Partner agierte. Den Libero gab es zwar noch in der Rollenverteilung, aber nicht mehr in der Anordnung im Defensivspiel. Die Bayern spielten nun mit mehr Kurzpässen, weniger Individualismus und einem modernen Spielsystem: Mittelfeldpressing, Viererkette, Abseitsfalle. Kritik gab es trotz Erfolgen, wie dieses Interview zeigt:
„SPIEGEL: Es war gewiß keine, wie das italienische Fachblatt „Tuttosport“ schwärmte, „märchenhafte Heldentat“, Ihr Team in München zu besiegen. Für den FC Bayern war Inter einfach eine Nummer zu groß, wie überhaupt der Respekt der Bundesligaklubs vor Ihrer Mannschaft ziemlich übertrieben wirkt. So gut ist die, im Vergleich mit Bremen, Stuttgart oder Köln, doch gar nicht besetzt.
HEYNCKES: Wir sind Herbstmeister, haben die meisten Tore geschossen und die wenigsten kassiert. Das reicht doch wohl.
SPIEGEL: Max Merkel meinte unlängst, bis auf Thon und Dorfner, „die noch nicht ausgereift sind, stehen in dieser Elf zu viele Durchschnitts-Fußballer“.
HEYNCKES: Unsere Vorzüge sind Moral, Disziplin, Wille und auch das fußballerische Können. Nur so ist das kräftezehrende Laufspiel zu praktizieren, mit dem wir den Gegner unter Druck setzen. Daß zum Beispiel Spieler wie Thon, Reuter oder Dorfner noch nicht ausgereift sind, wissen wir auch.“ – Ein Interview im Spiegel, 5. Dezember 1988
Im Gegensatz zu nahezu allen damaligen Trainern konzentrierte sich Heynckes auf die sekundären Aspekte eines Spielers. Nicht die reine Qualität war ausschlaggebend, sondern auf welche Art und Weise diese auf den Platz gebracht werden konnte.
In den Spielen sah man auch klar erkennbar die Viererkette im Mischsystem aus Raumdeckung mit einzelnen Manndeckungen und gegen tiefstehende Mannschaften gab es durchaus Ballbesitzfußball. Auch das fluide Aufbauspiel, die vielen aufrückenden Läufe und das „Vorderlaufen“ der Außenverteidiger war abermals sichtbar; unzweifelhafte Parallelen zu seiner Spielweise bei Borussia Mönchengladbach. Interessant ist auch, wie in dieser Saison mit Ausfällen umgegangen wurde.
Gegen Inters asymmetrisches und defensiv ausgerichtetes 5-4-1 im Rückspiel ließ man Reuter die Halbräume und Mitte überladen, Nachtweih beackerte die Seite, gleichzeitig half Pflügler Ekström auf der linken Außenbahn. Dorfner und Thon bildeten eine offensivstarke Zentrale, die immer wieder von Augenthaler unterstützt wurde.
Im Hinspiel gegen Neapel spielte dann Reuter als Linksverteidiger und sollte Kögl unterstützen, während Hansi Flick Maradona in Manndeckung nahm. Die Abwehrkette war leicht asymmetrisch, um am besten gegen die gegnerischen Stürmer vorgehen zu können. Auch in Neapel kontrollierte man den Ballbesitz, verlor aber 2:0 – im Rückspiel ging sich mit offensiverer Besetzung nur ein 2:2 aus.
Dennoch waren die Bayern jener Zeit interessant. Reuter und Kögl waren unterschiedliche Flügelspielertypen, Reuter selbst ging immer wieder in die Mitte und galt als sehr athletischer, spielintelligenter und polyvalenter Akteur. Mit Flick, Eck, Dorfner und Co. konnte die Mitte variabel besetzt werden. Die Mannschaft selbst wirkte wie eine Mischung aus 4-3-3 und 4-4-2 mit einem Fokus auf Überladungen auf der linken Seite.
Dieses Grundgerüst wurde in der folgenden Saison noch verstärkt. Für Eck, Wegmann, Nachtweih und Ekström wurden Bender, Strunz, Schwabl, Mihajlovic, McInally und Kohler verpflichtet. Die Meisterschaft konnte mit acht Punkten Vorsprung gesichert werden. Heynckes arbeitete weiter an einer verbesserten Mannschaft, als man relativ sang- und klanglos in Europa ausschied. Mit Stefan Effenberg, Michael Sternkopf, Brian Laudrup und Christian Ziege kamen wieder vier talentierte und sehr junge Spieler (alle unter 21 Jahren), doch jetzt begann es in der Mannschaft zu brodeln.
Einige kritisierten den Jugendtrend und das Festhalten an einigen älteren Spielern; es gab keinen einzigen Spieler zwischen 28 und 31 Jahren, über 31 Jahren ohnehin nur zwei und einige der Spieler waren schlichtweg nicht gut / reif genug oder mussten erst in bestimmte Rollen hineinwachsen; Christian Ziege spielte mit nur 19 Jahren plötzlich als Libero, Stefan Effenberg drohte in der Kabine Trainer Heynckes gar Prügel an.
Letztlich gab es einen Einbruch in der Mannschaft, deren Ursachen nicht genau geklärt werden kann. Es war wohl eine Mischung aus mehreren Aspekten: Die individuelle Qualität wurde zugunsten eines taktischen Konzepts ein kleines Bisschen geopfert, während die jungen Spieler ihren Erwartungen nicht vollends gerecht werden konnten. Im Sommer 1991 wanderten Stefan Reuter und Jürgen Kohler nach Italien ab und Klaus Augenthaler beendete seine Karriere.
Auch Heynckes verlor, immerhin erst nach über vier Jahren bei den Bayern, langsam die Kontrolle über seine Mannschaft. Das ist allerdings ein wiederkehrendes Merkmal bei nahezu allen großen Trainern, die eine Mannschaft nicht groß gemacht haben, sondern zu einer großen Mannschaft kamen; ob Ernst Happel beim HSV, Ottmar Hitzfeld bei den Bayern oder gar Pep Guardiola in seiner letzten Saison und José Mourinho aktuell bei Real Madrid und einst bei Chelsea, sie alle mussten solchen minimalen, aber in der Summe signifikanten Verfallerscheinungen in unterschiedlichsten Aspekten Tribut zollen.
„Wir haben das Talent Sternkopf gekauft, nicht den fertigen Spieler.“ – Heynckes gegenüber dem Spiegel, 27. Mai 1991
Dass es nicht nur an Heynckes gelegen haben kann, zeigen nicht nur seine zwei Meisterschaften zuvor, sondern auch die Leistungen der Mannschaft danach. Weder sein Nachfolger Sören Lerby, noch dessen Nachfolger nach nur fünfmonatiger Amtszeit, Erich Ribbeck, konnten den Bayern einen einstelligen Tabellenplatz bescheren. Die Ursache ist schnell und einfach zu erklären: Ein guter Trainer hatte mit einer passenden, aber ohne Stars spielenden Mannschaft Titel geholt, doch irgendwann verlor das System an Stabilität und die weniger kompetenten Nachfolger vermochten ebenso wenig an den Schrauben zu drehen.
Wohl auch darum bezeichnete Uli Hoeneß die Entlassung Heynckes‘ als seinen größten Fehler. Intern setzte er sich sogar dagegen ein, das endgültige Kommando zum Abschuss gab Fritz Scherer.
„Jupp Heynckes wäre Trainer geblieben, wenn das hier meine Firma wäre
– Uli Hoeneß zu Heynckes Rauswurf
Die Entstehung von Don Jupp
Nach einem Jahr Pause heuerte Heynckes bei Athletic Club an, einem traditionsreichen baskischen Verein. Von Platz 14 führte er sie auf Platz 8 und in seiner zweiten Saison gar mit Platz 5 in den UEFA-Pokal. Schnell mauserte sich Heynckes zum Helden der Fans bei Athletic. Dazu muss man wissen: Der Stereotyp des entspannten, faulen und in sich selbst ruhenden Spaniers trifft auf die Basken nicht zu. Die Basken sind die Preußen Spaniens, wenn man so will. Hart und diszipliniert zu arbeiten wird auch im Fußball praktiziert. Zudem denken sie deutlich weitreichender, nachhaltiger und konzeptorientierter.
„Dem Bedürftigen zu geben, heißt nicht schenken, sondern säen.“ – Baskisches Sprichwort
In diese Philosophie passte Heynckes perfekt. Heynckes arbeitete junge Talente ein und sah die baskische Mentalität, die Sprache und die spezifischen Eigenschaften des Vereins, insbesondere auf dem Transfermarkt, als einzigartige Herausforderungen. Immer wieder äußerte er sich zu seiner Arbeit als „Detailarbeit“, die ihm sehr gefalle: Junge Talente aus einem begrenzten Markt filtern, sie in die Mannschaft führen und gleichzeitig in einem realistischen Maß relativen Erfolg erreichen.
Zusätzlich wusste Heynckes genau, wie er Verein und Fans von Beginn auf seine Seite ziehen konnte. Er lernte Wortfetzen der schwierigen baskischen Sprache, befasste sich mit dem Verein und kannte schon bei seinem ersten Besuch alle wichtigen Funktionäre und Sponsoren mit ihren ganzen Namen. Dank dieser Einstellung wurde er zum Liebling der Massen. Man verglich ihn schon mit Johan Cruyff, der beim FC Barcelona viele Jahre zuvor ähnlich gearbeitet hatte, wenn auch in größerem Maßstab.
Ähnliches gab es auch in seiner Trainerstation bei Teneriffa ab 1995. Abermals war es ein kleiner Verein, den er auf Platz 15 übernahm. Doch die Erfolge waren sogar noch größer. Schon in der ersten Saison landeten sie auf Platz 5, vor Real Madrid. Heynckes baute sein Offensivspiel sehr effektiv um den Wandspieler Juan Antonio Pizzi.
Wie schon bei Athletic Bilbao wechselte Heynckes zwischen Mittelfeldpressing und hohem Abwehrpressing. Er stellte Pizzi je nach Spielsituation einen groß gewachsenen oder einen kleinen Partner zur Seite. Das 4-4-2 wurde manchmal wie ein 4-1-3-2 praktiziert, um im Umschaltspiel mehr offensive Durchschlagskraft zu haben.
Pizzi wechselte nach dieser erfolgreichen Saison. Teneriffa stand ohne ihren einzigen Star da – doch Heynckes passte sich an. Auch in der nächsten Saison kamen sie auf einen einstelligen Tabellenplatz und – noch wichtiger – verkauften sich international mehr als gut. Sensationell schaffte es Teneriffa bis ins Halbfinale des UEFA-Cups, wo sie in der Verlängerung gegen den späteren Sieger Schalke 04 ausschieden.
Auch in den Partien gegen die Gelsenkirchner überzeugten sie. Von Heynckes‘ ehemaligem Angriffsfußball waren nur noch Basisaspekte verblieben. Es gab nach wie vor ein intelligentes Aufbauspiel mit gutem Positionsspiel, doch der Fokus lag auf der Defensive und dem Umschalten.
Aus dem 4-4-2 erzeugten sie immer wieder 4-1-3-2-Stellungen und spielten bei gegnerischem Ballbesitz mit einer sehr engen Abwehrkette und einer breiteren Mittelfeldkette, um die gegnerischen Flügel abzusperren. Das Loch des 4-4-2 im Pressing wurde durch enorm intelligentes Herausrücken der zentralen Akteure kompensiert, die individuelle Unterlegenheit bei Gleichzahlsituationen bei Kontern wurde durch Gegenpressingansätze kaschiert.
Nach diesen sensationellen zwei Jahren bei Teneriffa heuerte er bei Real Madrid an. Ziel: Der Champions-League-Sieg.
Von Champions-League-Siegen und fragwürdigen Entlassungen
Ein 40-Seiten-Dossier sollen die Analysten von Real Madrid über Teneriffa angefertigt haben. Das Ergebnis war die Verpflichtung von Jupp Heynckes. Es gab damals viel Lob an Teneriffa für ihren intelligenten und variablen Fußball – es sollte auch viel Lob für Real unter Jupp Heynckes geben, die aber den Ligatitel bereits früh verloren. Louis Van Gaals Barcelona hatte den besten Saisonstart in der Vereinsgeschichte hingelegt, während Real mit Heynckes und dessen taktischen Veränderungen erst noch warm werden musste. Bereits im November 1997 wurde der Clásico zwischen den beiden Teams zum Duell hochstilisiert, das die Meisterschaft entscheiden würde – und Heynckes´ Madrilenen verloren. In einem ausgeglichenen Spiel im Santiago Bernabeu konnte sich Barcelona knapp mit 2:3 durchsetzen.
Über die gesamte Meisterschaft hinweg gab es Probleme in der Mannschaft. Sie war zu unkonstant, Heynckes galt als zu autoritär und Spieler wie Davor Suker oder Predrag Mijatovic als natürliche Feinde jedes Konzepttrainers. Umso größer ist wohl die Leistung Heynckes´ in der Champions League zu gewichten, wo sie das Endspiel gegen Juventus erreichten.
Kurzanalyse: Das Champions-League-Finale 1998
Die Italiener begannen in einem 4-3-1-2 statt in einem 4-4-2. Oft wird die Aufstellung dieses großen Juventus-Teams, das drei Mal in Folge ins CL-Finale kam, als klassisches 4-4-2 (oder gar mit Fünferkette) bezeichnet. Zumindest in diesem Spiel war es eine Raute, die auch auf diese Art und Weise gespielt wurde. Zinedine Zidane spielte dabei nicht auf dem linken Flügel, sondern in seiner Paraderolle als Zehner hinter zwei Stürmern.
Interessant war das Übernehmen der linken Seite in der Offensive. Hier ging manchmal Edgar Davids mit nach vorne, oft war es Gianluca Pessotto, der die Breite gab und auch Zidane oder Del Piero ließen sich immer wieder auf die linke Seite fallen. Nominell könnte es also durchaus ein 4-4-2 mit Zidane auf der linken Außenbahn gewesen sein, doch dieser hatte offensiv wie defensiv eine Freirolle und Di Livio spielte eingerückter als es für einen Rechtsaußen üblich gewesen wäre.
Die Turiner zeigten sich auch im Defensivspiel überaus diszipliniert, hatten ein sehr gutes Kettenspiel, eine starke Strafraumverteidigung und ein hervorragendes Linienspiel – nicht nur für jene Zeit war es überdurchschnittlich. Real konterte diese Spielweise mit einem sehr interessanten 4-4-2/4-3-3-Hybridsystem.
Auch hier zeigt sich das hochintelligente Nutzen von Asymmetrien und einem fluiden Aufbauspiel. Redondo war nicht der einzige Anspielpunkt, sondern bewegte sich immer wieder raumöffnend auf die Seite, während Karembeu in die Mitte einrückte. Es gab auch viel freies Abkippen und Herauskippen, insbesondere von Karembeu, der dadurch Roberto Carlos ein paar Mal in die Höhe schob.
Zusätzlich gab es mit Seedorf als nominellem rechtem Flügel bzw. Halbspieler einen weiteren herausragenden Individualisten und Kreativspieler. Raul pendelte zwischen Mitte, wo es dann ein 4-3-1-2/4-3-3 gab, und dem linken Flügel hin und her. Mijatovic hatte ebenfalls eine Freirolle: Manchmal tauchte er auf dem rechten Flügel auf, manchmal auf dem linken und pendelte als von Defensivaufgaben befreiter Stürmer hin und her.
Aus dieser Wechselformation zwischen 4-3-1-2/4-3-3 und 4-4-2 (mit Seedorf Rechtsaußen) entstand auch im Defensivspiel eine variable Formation. Real presste mit einem Mittelfeldpressing in einer positionsorientierten Raumdeckung, aus dem oft einzelne oder mehrere Spieler herausrückten – ein typisches Heynckes-Merkmal, wie wir festgestellt haben.
Manchmal gab es ein 4-3-3-Pressing, in welchem sich die Stürmer als Dreierreihe orientierten, und manchmal ein 4-4-2, wo zumeist Raul auf der linken Seite gegen den defensiveren Torricelli spielte. In einer Szene doppelte Raul sogar mit Roberto Carlos gegen den durchstartenden Di Livio. Das 4-3-3 entstand besonders nach Ballverlusten, in denen – ebenfalls typisch Heynckes – „lose“ gegengepresst wurde. Mit diesem intelligenten Stellen verhinderten sie Konterangriffe.
Um diese fluide Spielweise näher zu zeigen, sehen wir uns vier Szenen aus dem Spiel an.
In dieser Szene fächerte Juventus schnell nach einem Ballgewinn auf und Davids versuchte mit Ball am Fuß nach vorne zu gehen. Fernando Morientes presste ihn von hinten, Raul von vorne und Seedorf rückte von der Seite ein. Besonders interessant ist das StellungsspielSeedorfs, der mit seinem Deckungsschatten Pessotto als Anspielstation effektiv aus dem Spiel nimmt und gleichzeitig den Druck auf den Ballführenden erhöht. Gut zu erkennen ist die relativ hohe Kompaktheit Reals und die defensive Freiheit im Pressing, welche für ein aggressives Pressing genutzt wird.
Nun ist es nicht Juventus, das auffächert, sondern Real Madrid. Raul ist frei auf der linken Seite, Seedorf gibt dem Spiel die nötige Breite und Roberto Carlos schiebt nach vorne und vorderläuft ihn. Die 4-4-2-Formation wirkt in diesem Fall ineffektiv: Für Raul gibt es keine direkten offenen Anspielstationen, doch für ihn ergeben sich mehrere Optionen:
a) Eine Bewegung nach hinten und die Suche nach einem sicheren Pass.
b) Ein Raumpass auf Redondo, der ohnehin immer wieder intelligent aufrückte oder gar auf die Seiten ging.
c) Ein Dribbling (Die Lösung, für die er sich entschied).
Hier sieht man Seedorfs Einrücken in den Halbraum und Karembeus bewegliche Rolle – von halblinks ging er auf halbrechts, spielte von dort einen Pass auf Panucci, der den Ball in den Strafraum brachte. Eine Szene, die letztlich vorrangig in dieser Analyse vorhanden ist, um das unangenehme Fluten des Strafraums mit drei torgefährlichen Stürmern zu zeigen, das die Madrilenen praktizierten.
Die vierte Szene dürfte wohl die eindrücklichste sein. Aus dem Spiel heraus kombinieren Mijatovic und Raul auf dem linken Flügel, während Roberto Carlos zu Beginn als sichere Anspielstation im defensiven Halbraum wartet. Seedorf stößt instinktiv in die Spitze und gibt mit Morientes die Tiefe. Dadurch wird Juventus‘ Zwischenlinienraum erweitert, während Panucci auf der rechten Seite die Breite gibt. Im weiteren Spielverlauf kann Roberto Carlos nach vorne schieben, Raul orientiert sich stärker in die Mitte und Mijatovic zieht ebenfalls dorthin. Karembeu und Redondo bilden einmal mehr eine situative Doppelsechs; phasenweise wirkte diese Mannschaft wie ein 4-2-3-1.
Vom Scheitern
Trotz des Finalsieges wurde Jupp Heynckes entlassen; zu unkonstant waren die Leistungen in der Liga, zu weit lagen sie hinter dem Meister aus Katalonien. Es war nicht die einzige Trainerstation, bei der Heynckes scheiterte. Bei Benfica Lissabon konnte er nach einer starken Anfangsphase ebenfalls nur abgeschlagen hinter dem Spitzenreiter Dritter werden. Auch hier dauerte sein Engagement nur eine Saison. Einen solchen Misserfolg hatte Jupp Heynckes schon 1994 bei Eintracht Frankfurt erlebt.
Wie bei eigentlich jedem Scheitern in seiner Karriere gab es zwei große Probleme: Die Mannschaft konnte oder wollte seine Ideen nicht umsetzen und er selbst stieß mit seiner Art und Weise bei der Mannschaft an. Heynckes forderte letztlich nur etwas, das heute absoluter Standard ist: Disziplin.
Kultkicker Anthony Yeboah soll 1994 laut Medienberichten von damals mit neun Kilo Übergewicht aus dem Urlaub gekommen sein. Mit einem ähnlichen Übergewicht war der ehemalige Weltfußballer Ronaldo bei Real von Fabio Capello auf die Bank gesetzt worden. Heutzutage würde es für Anthony Yeboah eher Parodien von Matze Knop auf den Spieler geben, als einen Zwist zwischen Trainer und Verein(-sführung).
Dass Heynckes sich allerdings bei der Suspendierung Yeboahs und der anderen Frankfurter Zauberer im damaligen zeitlichen und medialen Kontext etwas ungelenk verhielt, entspricht vermutlich ebenso der Wahrheit. Dass es allerdings auch Probleme im Trainingsbetrieb gab, an denen nicht Heynckes Schuld war, muss erwähnt sein. Wer vom Gesundheitsamt gesperrte Umkleidekabinen besitzt, hat keine infrastrukturellen Voraussetzungen für eine ordentliche Trainingsarbeit.
Die Disziplin des damaligen Zaubertrios Gaudino, Okocha und Yeboah (die ersteren beiden meldeten sich nach der Suspendierung Yeboahs krank) ließ zu wünschen übrig. Das Problem war aber, dass die Eintracht von der individuellen Klasse dieser drei Spieler lebte. Heynckes muss einzig vorgeworfen werden, dass er es nicht schaffte, seine Stars zu Kollektivspielern zu entwickeln und sie dafür auf seine Seite zu ziehen.
„ Wir hatten Angst vor Weisweiler. Heute muß keiner mehr Angst vorm Trainer haben. Umso überraschter sind jetzt in Frankfurt einige Spieler, daß plötzlich Jupp Heynckes vor ihnen steht, der ein Schleifer par excellence ist. Dem geht Disziplin über alles – aber das ist die einzige Sprache, die die meisten Profis verstehen. Nur in Einzelfällen müssen Spieler gestreichelt werden.“ – Toni Schumacher im Spiegel, 12. Dezember 1994
Nach dem Debakel bei der Eintracht flüchtete er nach Spanien; nach dem Scheitern bei Real und Benfica ging Heynckes ebenfalls wieder zu einem kleineren Verein, dieses Mal wieder Athletic Bilbao. Er besserte die Mannschaft wieder auf und ging nach drei Jahren zu Schalke 04. Hier scheiterte er abermals.
Auf Schalke ließ er ein 4-4-2 mit 4-4-1-1/4-2-3-1-Ansätzen spielen und konnte zumindest eine Saison überzeugen, doch 2004 wurde Heynckes entlassen. Er selbst bewertete seine Amtszeit und seine Arbeit aber immer positiv. Er führte eine hohe Defensivkompaktheit ein und die Schalker jener Zeit spielten mit guter Raumaufteilung. Anders war dies bei Borussia Mönchengladbach, seiner nächsten Trainerstation.
Nach nur einem halben Jahr musste Heynckes gehen. Zuvor war er aus gesundheitlichen Gründen zwei Jahre ohne Arbeit gewesen. Gladbach startete gut in die Saison, vier der vier Siege unter Heynckes (und vier von sechs Siegen insgesamt in der Saison) holten sie in den ersten sieben Spielen. Wieso brachen sie zusammen? Woran scheiterten sie? Kein Zeitungsbericht und keine Quelle von damals bringen hierzu ordentliche Gründe hervor. Morddrohungen soll es gegen Heynckes gegen haben, dazu noch interne Probleme mit Verein und Spielern, Verletzungsprobleme und notorische Abschlussschwäche.
Die Bilder von damals lassen ebenfalls keinen endgültigen Schluss zu. Die Mannschaft wirkt normal, eine Mannschaft, deren Kollektivspiel zu ihrer individuellen Stärke passt. Eventuell war auch das das Problem. Der Mannschaft fehlten sämtliche Aspekte, um die typischen Heynckes-Merkmale umzusetzen. Gladbachs Angriffsfußball der 80er und der Selbstanspruch von Heynckes waren zu weit weg von der Gladbacher Mannschaft Mitte der 2000er, die letztlich sang- und klanglos abstieg. Es schien, als ob Heynckes spezielle Mannschaften benötigte: Arbeitsam, in Kernbereichen talentiert und möglichst jung. Der FC Bayern sollte ihm den Sprung zu einer solchen Mannschaft ebnen.
Das Revival und seine Symbolik
2008/09 wurde Jürgen Klinsmann Trainer bei den Bayern – er sprach von schneller Ballrückeroberung, Powerfußball und dem Ein-Kontakt-Spiel der Engländer. Doch seine Zeit währte nur kurz. Fünf Spieltage vor Schluss wurde der Schlussstrich gezogen. Jupp Heynckes sollte die Münchner noch in die Champions League führen, um zumindest das Minimalziel zu erreichen. Dies schaffte er auch, indem er aus dem fitten Restkader nahezu das Maximum rausholte. Mit fast chirurgischer Präzision stellte er richtig auf, ließ sogar einmal mit Raute spielen und konnte vier der fünf Spiele gewinnen.
Diese überzeugende Manier holte Heynckes ganz schnell zurück in das Tagesgeschäft der Bundesliga. Bayer Leverkusen klopfte an und nahm ihn unter Vertrag. Bei Leverkusen fand Heynckes die richtige Mischung und – noch wichtiger – die richtigen Charaktere. Spätestens seit den späten 2000er-Jahren und der neuen Generation junger Spieler, die zur Mündigkeit und Selbstverantwortung erzogen wurde, scheint Heynckes endlich sein Zielpublikum gefunden zu haben. Heynckes ist nämlich nicht autoritär, auch wenn er als solcher dargestellt wird; ganz im Gegenteil.
Jupp Heynckes erwartet sich von seinen Spielern nämlich kein bedingungsloses Befolgen jeglicher Anweisungen. Heynckes ist ein Typ wie Ernst Happel, Louis Van Gaal oder Sir Alex Ferguson, die „mündige“ Spieler wollen, daran aber auch Bedingungen knüpfen. Ein mündiger Spieler hat ein Mitspracherecht bei seinen Trainern.
Ernst Happel hatte beispielsweise oft mehrere Spieler, mit denen er sich vor Partien über mögliche taktische Marschrouten austauschte. Ähnliches praktizierten auch Ferguson und van Gaal. Mit dieser Mündigkeit ging aber auch das Versprechen zu vollster Loyalität abseits des Platzes und durchgehender Disziplin auf dem Platz einher. Des Weiteren gab es trotz der Mündigkeit nur eine „richtige“ Meinung: Die des Trainers.
Im Idealfall gibt es in der Mannschaft also eine flache Hierarchie, aber in der Hierarchie des gesamten Vereins unter dem Trainer stand. Die Mannschaft treibt sich selbst zu Höchstleistungen an (sowohl Ferguson als auch Heynckes sprachen in den Achtzigern von kollektiver Selbstdisziplin). Im heutigen Fußball ist eine solche Mündigkeit und Hierarchienverteilung selbstverständlich.
In diese Zeit passt Jupp Heynckes optimal hinein. Bei Bayer Leverkusen konnte er dies beweisen: Spieler wie Toni Kroos benötigen die Mischung aus einem sachlichen sowie „erfolgsgeilen“ Fußballlehrer, einem Jugendförderer und einem Trainer, der als Gegenleistung zur nötigen Disziplin den gewissen Grad Freiheit zulässt und Leistungsschwankungen duldet.
Spieler wie Arturo Vidal waren ebenfalls ideal für Heynckes. Louis Van Gaal sagte einst, dass Andrés Iniesta der ideale van-Gaal-Fußballer sei – ähnliches könnte auch für Jupp Heynckes und Arturo Vidal zutreffen. Der Chilene ist offensiv wie defensiv stark, dynamisch, laufstark, bissig und aggressiv, ohne dabei die offensive Komponente im Spiel missen zu lassen. Bei Bayer nahm er mit Kroos eine Schlüsselrolle ein.
Im 4-4-2-System agierten die Leverkusener mit einem eher geradlinigen und situativ diagonalen Rechtsaußen, Kroos als verkapptem Spielmacher von links und einem klassischen Zweiersturm. Mit Derdiyok und Kießling gab es zwei Spieler, die lange Bälle verarbeiten und sich an Kurzpasskombinationen beteiligen können. Vidal machte aus diesem 4-4-2 in der Offensive ein 4-1-3-2, in welchem der Linksverteidiger mit Kroos die Seite überlud.
Dieses situative Überladen, schnelle Schnittstellenkombinationen und das hervorragende Bespielen von gegnerischen Bewegungen durch zurückfallende Mittelstürmer, hineinstoßende Flügel oder den aufrückenden Vidal sorgten gar dafür, dass die Leverkusener lange Zeit auf Platz Eins der Tabelle standen. Durch eine konstante Vier-Mann-Absicherung standen sie defensiv gut, zusätzlich waren sie in beiden Heynckes-Saisons die torgefährlichste Mannschaft nach Standardsituationen in der ganzen Liga.
In der Folgesaison fiel man zwar nach dem Kroos-Abgang ab, konnte aber dennoch Fünfter werden. Zu jener Zeit findet man auch bei 44quadrat.net eine interessante Analyse, die Heynckes‘ Mannschaft beschreibt.
Die typischen Heynckes-Merkmale zeigten sich bei Leverkusen ebenso wie seine Veränderungen als Trainer: Eine gute Gegneranpassung, eine angemessene Reaktion an veränderte Spielumstände, das seit den 90ern praktizierte tiefere Pressing und eine eher positionsorientierte, aber dennoch bewegliche Raumdeckung mit einzelnen Manndeckungsaspekten.
Nach dem Abgang von Louis Van Gaal bei den Bayern war Heynckes‘ Zeit gekommen. Uli Hoeneß holte seinen „besten Freund“ zurück und korrigierte seinen größten Fehler.
Jupp Heynckes und seine Rekordbayern
Schon in der ersten Saison schien es wie die perfekte Paarung im deutschen Fußball. Heynckes beerbte Louis Van Gaal und die Spieler hatten endlich wieder einen Kumpeltyp, anstatt eines Fußballehrers. Wie unpassend dieser Satz klingt, nicht wahr?
Zu Beginn schienen die Bayern der Konkurrenz zu enteilen. Mit schnellem und fluidem Fußball hatten sie früh viel Vorsprung auf die Dortmunder und auch in der Champions League konnten sie sich bis ins Finale spielen. Die Betonung liegt dabei auf „spielen“. Jupp Heynckes tat viel mehr, als nur eine gute Mannschaft von Louis Van Gaal zu übernehmen und dessen Fehler zu beheben. Es war eine Wechselwirkung zwischen den zwei Trainern, wie sie es in der Fußballgeschichte wohl nur selten gab.
Louis Van Gaal hatte das getan, woran Klinsmann scheiterte: Alte Zöpfe wurden abgeschnitten, eine neue Spielphilosophie wurde installiert und der Nachwuchsgeneration eine Chance gegeben. Davon profitierte Heynckes, wie von anderen, taktischen Aspekten. Aber Heynckes kultivierte diese Spielweise nicht nur, sondern ergänzte sie.
Der Ballbesitz nahm – für sehr viele unerwartet – nach der letzten Saison unter Van Gaal nicht ab, sondern weiter zu. Das Positionsspiel wurde – typisch Heynckes – fluide und mit leichten Asymmetrien ausgelegt. Defensiv wurde das Pressing angepasst. Dennoch blieben Heynckes nach der Verletzung Schweinsteigers und dem Wegbrechen des fluiden Aufbauspiels nur drei Vizetitel, woraufhin die Bayern investierten. Dieses Mal waren es drei Transfers, an denen Heynckes mitwirkte und die ebenfalls zu seinem Profil passen.
Mit Javi Martínez kam ein Baske und ein Spieler, der ebenso wie Arturo Vidal die idealen Attribute eines Heynckes-Fußballers in sich vereinigt(wenn auch in anderer Ausführung und anderer Position bzw. Rollenverteilung). Auch Dante und Mandzukic entsprechen den Vorstellungen Heynckes: Diszipliniert, bissig, aber dennoch technisch gut und durchaus für einen Spaß zu haben.
Dank dieser Verpflichtungen dürfte die aktuelle Bayern-Mannschaft wohl die ideale Heynckes-Elf sein. Die Stars der Mannschaft ordnen sich dem Kollektiv völlig unter, genießen aber auch deswegen bestimmte Freiheiten – Ribérys herausragende Defensivarbeit und gleichzeitig sein erlaubtes situatives Zocken, bei dem Mandzukic seine Position übernimmt, verbinden zwei eigentliche Paradoxe miteinander und schaffen eine Win-Win-Situation.
Auch im Aufbauspiel wurde die Fluidität teilweise extrem gespielt. Gegen Lille gab es immer wieder Franck Ribéry als Spielgestalter in der Mitte. Dessen Zurückfallen wurde mit einem raumöffnenden Verschiebemechanismus versehen, um die Effektivität zu steigern. Die Kür dürfte Jupp Heynckes aber beim herausragenden Pressing der Münchner in dieser Saison gelungen sein.
Hier verband er ebenfalls typische, frühere taktische Mittel mit der Moderne. Gegen Juventus pressten sie beispielsweise in einem 4-3-3, um die gegnerische Abwehrkette zu bespielen. Andrea Pirlo wurde dabei von Toni Kroos bzw. nach dessen Verletzung Thomas Müller in Manndeckung genommen, um den Wirkungskreis des Spielmachers auszuschalten. Gegen Barcelona wurde im Hinspiel dann mit einem 4-4-2-0 gepresst, um die Überzahl der Katalanen in der Mitte mit ihren drei herausragenden zentralen Akteuren und dem zurückfallenden Messi zu neutralisieren.
Auch das Gegenpressing war in dieser Saison aller Ehren wert. Die Plagiatsvorwürfe Jürgen Klopps diesbezüglich sorgten aber für selten gesehenen Ärger bei Heynckes:
„Sie haben von mir noch nie gesehen, dass ich in irgendeiner Pressekonferenz negativ über eine andere Mannschaft oder kritisch über den Kollegen gesprochen habe.“ – Jupp Heynckes in der FAZ, 1. März 2013
Worauf genau Klopp abzielte, ist nicht klar. Fakt ist aber, dass Heynckes schon in den frühen 80ern das Prinzip des Gegenpressings spielen ließ – deshalb seine Aufregung. Das Gegenpressing selbst wurde von der niederländischen Nationalmannschaft und Ajax in den 70ern praktiziert, u.a. auch in Ansätzen von Feyenoord jener Zeit, die bekanntlich Ernst Happel als Trainer hatten – der sich mit Heynckes einige Duelle in der Bundesliga lieferte. Das „moderne“ Gegenpressing ließ letztlich zuerst Pep Guardiola in seiner kollektiven Variante spielen, ebenfalls vor Jürgen Klopp.
Fazit und Vermächtnis
Noch weiß man nicht, ob Heynckes Ende dieser Saison seine Karriere beenden wird, obgleich die meisten Medien und Insider davon ausgehen. Angeblich soll es aber Angebote von überall geben; selbst Real Madrid scheint Interesse zu bekunden. Sollte Heynckes seine Karriere beenden(obwohl es beim DFB vielleicht nach 2014 einen schönen Job für ihn gäbe)geht ein großer deutscher Trainer und Fußballdenker.
Heynckes kritisierte in den 90ern die Abwehrspieler wegen ihres Spielaufbaus und zweifelte ihre Qualität deswegen an. Selbst heutzutage würde man dafür zumindest in einigen Teilen der Fußball- und Medienlandschaft kritische Blicke ernten. Er war auch einer der Vorreiter der modernen Trainingsmethodik in Deutschland, ein Vertreter des ganzheitlichen Prinzips und des „interkulturellen Dialogs“ – einem Umgang der Spieler miteinander, nicht nur über die Barrieren der Sprache und Kultur hinweg, sondern auch der Arbeitszeit.
Viele seiner als verschroben geltenden Ideen sind heute Standard. Geplante oder wechselnde Sitzordnungen im Fußball, gemeinsames Essen oder die gemeinsame Beschäftigung mit fußballirrelevanten Themen wurden kritisch beäugt, setzten sich aber durch. Das Einfordern von Disziplin, das präzise Verbessern individualtaktischer Mängel auch auf höchstem Niveau und die Differenzierung in der Betrachtung sind heute so selbstverständlich, dass die Kritik an Heynckes zu jener Zeit fast lächerlich wirkt.
Mit welchen Problemen sich Heynckes in der damaligen Zeit herumzuschlagen hatte, ist heute kaum mehr zu begreifen. In den 80ern soll er gar mit Otto Rehhagel und Udo Lattek einer der wenigen Trainer gewesen sein, der verletzte Spieler nicht fitspritzen und spielen ließ. Passend dazu sah er die Rotation der Lauterer bei ihrem Titelgewinn 1991 ebenfalls als Vorteil und als ursächlich für den Meistertitel an.
„Wenn die elf Stars permanent strapaziert werden, spielen sie ja nicht mehr top. Dann ist der Kopf leer und der Körper müde. Das ist für mich eine ganz logische Schlußfolgerung.“ – Jupp Heynckes im Spiegel, 27. März 1991
Zusätzlich war er in seiner analytischen Betrachtung von Fußballern und Mannschaften ebenfalls Vorreiter – sogar heute noch. So führte er taktische Aspekte wie Fouls auch auf körperliche und geistige Müdigkeit zurück, unterschied den „Star“ vom „Führungsspieler“, der die Mannschaft befruchtet und nicht knechtet, und lobte 1990 wie schon Arrigo Sacchi die Kolumbianer für ihre Taktik, während alle Welt noch Deutschland zujubelte.
Ohnehin scheint ihn mit Sacchi eine gewisse geistige Ähnlichkeit zu verbinden. Der Italiener lobte die aktuellen Bayern auch als „totalen Fußball“, bei dem jeder alles kann, das Spiel versteht und kollektiv verteidigt wird. Heynckes selbst sah sich ebenfalls als einen Trainertypen wie Sacchi und gar als potenziellen Revolutionär:
„HEYNCKES: Die jungen Trainer haben doch keine Chance mehr. Wenn ich Präsident wäre, dann wären bei so manchem Klub statt des Trainers ein oder zwei Spieler entlassen worden. Die Präsidenten haben doch keine Zivilcourage. Wenn ich höre, daß sich die Dortmunder Spieler ihren neuen Trainer selbst aussuchen wollen, habe ich dafür keinerlei Verständnis. So ist schon vielen jungen und guten Trainern das Rückgrat gebrochen worden.
SPIEGEL: Aber etablierte Trainer wie Sie könnten doch Innovationen anbieten?
HEYNCKES: AC Mailands Trainer Arrigo Sacchi ist für mich der einzige, der in den letzten Jahren im Weltfußball wirklich eine neue Spielstrategie entwickelt hat – er konnte es, weil er mit den drei Holländern die entsprechenden Spieler zur Verfügung hatte. Ich hätte auch gerne was Neues, etwas Revolutionierendes gemacht, mit einem Stefan Reuter auf der Liberoposition hätte ich auch unser Spiel ganz neu interpretieren können.
SPIEGEL: Was hat Sie denn gehindert?
HEYNCKES: Bei den Bayern spielt Klaus Augenthaler seit neun Jahren den typischen Libero hinter der Abwehrkette. Ich habe ganz andere Vorstellungen. Aber dafür muß man vier sehr schnelle Abwehrspieler haben.“ – Interview im Spiegel, 27. März 1991
In Anbetracht des, zugegeben von mir selbst geschriebenen, Artikels kann ich doch mit ruhendem Gewissen die Eingangsfrage beantworten:
„Du hältst Jupp Heynckes wirklich für einen der besten Trainer?“ – Ja, das tue ich. Ganz unabhängig davon, ob er die Champions League gegen den BVB gewinnt, oder nicht.
86 Kommentare Alle anzeigen
Spinoza 10. Oktober 2017 um 18:33
Oh man, ich vermisse RM. Nichts gegen den Content, den ihr immer noch liefert! Für den bin ich euch so unendlich dankbar. Dennoch: RM hatte ‚was unermüdliches, rastloses, ja fast manisches an sich. Traurig, dass jetzt nur noch Redbull Salzburg in den Genuss seiner Analysen kommt. Gerade als bayern-fan ist in mir was gestorben, als ich von seinem Abgang hörte. Hoffentlich sehen wir ihn zumindest bald an der seitenlinie eines echten topclubd
HK 10. Oktober 2017 um 19:06
…als Bayernfan..
Hm, hat RM nicht schon in der Vergangenheit für Tuchel gearbeitet? Oder war das ein anderer von SV?
Nächstes Jahr, wer weiß??
tobit 10. Oktober 2017 um 19:25
RM als Bayerntrainer. Da gäbe es nur zwei mögliche Ausgänge (abgesehen davon, dass es in der näheren Zukunft nicht passieren wird): Er scheitert mit seinem Taktikgehipstere auf ganzer Linie oder er zerstört die Liga noch krasser als Pep. Als Borusse müsste ich da leider auf ersteres hoffen, auch dem Ansehen der Liga zu Liebe (wenn jeder „dahergelaufene“ Taktikhipster hier dominieren könnte, wäre das nicht gut für das internationale Renommee).
Zurück zum ernsthaften Teil:
Auf jeden Fall hat mindestens einer der SV-Autoren schon die Gegneranalysen für Tuchel (und auch für einige andere, die das aber bisher nicht selbst bestätigt haben und daher unerkannt bleiben konnten) gemacht – meine auch, dass das RM war.
Für RedBull New York wurde vor ein paar Jahren auch mal eine (englischsprachige) Teamanalyse für deren Homepage gemacht (weiß leider nicht mehr von wem), aber dann doch nur bei SV com veröffentlicht, weil sie den RB-Verantwortlichen zu ausführlich und treffend bezüglich der eigenen Schwächen war. Man will die eigenen gegner ja nicht selbst mit Infos füttern.
gs 11. Oktober 2017 um 11:00
Also, jemand wie Rene Maric hat mit seiner blitzschnellen Analysefähigkeit sicher das Potenzial, sich zu einem Spitzentrainer zu entwickeln. Insofern halte ich es durchaus für möglich, dass wir ihn in (fernerer) Zukunft mal als Bayerntrainer sehen.
Allerdings gibt es bei Starensembles wie dem FCB ein Problem jenseits der rein sportlichen Trainerkunst: die Spieler, die ja bekanntlich alle Trainerideen auf dem Platz auch umsetzen müssen, werden das nur tun, wenn sie daran glauben, dass das Konzept funktionieren wird – sprich mindestens erfolgreich ist, am besten aber auch noch ein attraktives Spiel ergibt.
Aus diesem kühlen Grund werden die nur dann richtig mitziehen, wenn der (neue) Trainer schon konkrete Erfolge auf hohem Niveau vorzuweisen hat; alternativ geht auch ein ehemaliger Weltfussballer wie Zidane, dem wird auch von Spielerseite die nötige Autorität zugetraut.
Daher glaube ich auch nicht daran, dass Nagelsmann schon im Sommer kommt – bzw. wenn er käme, dass er sich lange halten und erfolgreich sein könnte.
gs 11. Oktober 2017 um 17:03
Eigentlich wollte ich ja noch was zu Heynckes schreiben: dank der hier (erneut) veröffentlichten Tiefenanalyse seiner Trainer-Fähigkeiten (die ich vorher noch nicht gelesen hatte), sehe ich ihn dann doch nochmal in einem anderen Licht.
Bisher hatte ich ihn, dem Mainstream-Journalismus folgend, eher als den genialen Moderator gesehen, als der uns ja auch Ancelotti vor seinem Amtsantritt bei Bayern verkauft wurde. Der Artikel hat mich nun allerdings überzeugt, dass Jupp schon alles über Taktik wusste, als Tuchel noch im Kindergarten und Nagelsmann erst in Planung war 🙂
Und das Triple im Jahr 2013 dann wohl doch bedeutend mehr als nur der glückliche Umstand einer Top-Mannschaft auf ihrem spielerischen Höhepunkt war. (So wie ja auch Ancelotti überzeugend vorgeführt hat, dass man auch mit dem Kader nicht automatisch Deutscher Meister wird – weder mit Busfahrer oder Gärtner auf der Trainerbank noch mit einem wie auch immer renommierten Trainer … )
Gh 11. Oktober 2017 um 19:38
also deutscher meister ist meister carlo schon geworden, aber wurscht, der lothar barkeeper, der auge greenkeeper und der carlo halt peacekeeper
Schorsch 11. Oktober 2017 um 20:15
Ich bin mir zwar auch nicht sicher, ob der neue Trainer zur nächsten Saison Nagelsmann heißen wird, aber man sollte schon bedenken, dass der Kader ab der nächsten Spielzeit ein anderes Gesicht haben wird. Für Ribéry und Robben dürfte mMn die aktuelle auch die letzte Saison bei Bayern sein; ebenso für Rafinha. Bei einigen anderen älteren Spielern bin mir nicht sicher, ob sie 18/19 noch zum Kader gehören werden (z.B. Vidal). Süle und Rudy kennen Nagelsmann. Jüngere Spieler wie Tolisso oder Kimmich dürften mMn keine Probleme mit einem jungen Trainer haben. Sollte Goretzka kommen, so trainiert er momentan bereits unter einem Trainerneuling. Neuer und Hummels haben mit ‚unbeschriebenen‘ Trainern in ihrer Karriere beste Erfahrungen gemacht. Und Boateng und Müller dürften nach meiner Einschätzung eher der Trainingsqualität Gewicht geben denn irgendwelcher Meriten. Entscheidend wird sein, wie ein neuer Trainer die einzelnen Spieler und das Team insgesamt ‚anfasst‘. Das hat weniger mit dem Alter zu tun.
CHR4 11. Oktober 2017 um 21:06
das Alter (Gebrutsdatum) sollte kein Kriterium sein – weder in die eine (zu jung) noch die andere Richtung (zu alt)
was aber wichtig ist, ist der Erfahrungsschatz: da kann im Normalbetrieb alles rund laufen, aber irgendwann kommt eben eine außergewöhnliche Situation, die ein erfahrener Trainer und/oder eine erfahrene Mannschaft schonmal erlabt hat/haben und die unerfahrenen eben noch nciht und da trennt sich dann die Spreu vom Weizen (aktuelles Beispiel siehe Leipzig und die ohrenbetäubende Atmosphäre im letzten CL-Aiswärtsspiel …)
daher halte ich einen großen Erfahrungsschatz für sehr wichtig, denn das erhöht die Chancen massiv auch in außergewöhnlichen Situation eine Lösung parat zu haben
Schorsch 11. Oktober 2017 um 22:51
Sicherlich. Muss aber nicht so sein. Ein Sacchi hat als junger Trainer (nach Jahren im Job) den Weltclub AC Mailand übernommen. Viel mehr als seine Zeit bei Parma hatte er auch nicht vorzuweisen. Soviel Erfahrung hinsichtlich des Managements unvorhergesehener Situationen hatte er nicht sammeln können. Und bei Milan schlug ihm eine Menge Skepsis einer mit Weltstars gespickten Truppe entgegen. Dennoch konnte er sie von seinen Innovationen überzeugen und überaus erfolgreich wirken. Wenn er bei seiner Überzeugungsarbeit nicht so geschickt vorgegangen wäre und er nicht vor allem die absolute Rückendeckung Berlusconis gehabt hätte (der ihn unbedingt beim AC haben wollte), dann hätte er schnell seine Siebensachen packen können.
Jetzt will ich Nagelsmann bestimmt nicht mit Sacchi vergleichen. Aber eine gute Überzeugungsarbeit traue ich ihm zu. Und wenn sich die Bayern-Granden für das Risiko entscheiden sollten, mit einem im Seniorenbereich relativ unerfahrenen Trainer die sportliche Zukunft gestalten zu wollen, dann dürfte er auch entsprechende Rückendeckung haben. Bis zu einem gewissen Grad natürlich.
Und: Wäre das Risiko mit einem anderen, erfahrenerem Trainer kleiner? Bzw. gäbe es da nicht andere Risiken? Tuchel, Klopp, Löw, Favre – so ganz ohne Fragezeichen und Risiken sind diese Trainer auch nicht.
Nagelsmann sammelt gerade seine ersten Erfahrungen auf internationaler Ebene. Und wenn Erfahrung auch aus durch Niederlagen erworbenen Erkenntnissen besteht, dann hat er ja diesbezüglich schon hinzugewonnen. 😉 In der Liga funktioniert es doch wieder sehr gut, trotz dem Verlust wichtiger Spieler.
Im Gegensatz zu RB Leipzig. Ich weiß nicht, inwieweit man deren Niederlage in Istanbul (allein) auf mangelnde Erfahrung im Umgang mit ungewohnten Situationen zurückführen kann. Dafür läuft es auch in der Liga zu unrund.
Ich meine, dass bei solchen Personalentscheidungen immer sowohl die aktuelle Sitaution, als auch die Zukunftsvorstellungen wichtig sind. Da ist es mal richtig, konservativ zu denken und zu handeln. Z.B. jetzt Jupp zu verpflichten. Und zu einem anderen Zeitpunkt muss man auch mutig und risikobereit sein. Wie z.B. bei einem Umbruch / einer Neuausrichtung / einer Verjüngung des Kaders zur nächsten Saison einen Nagelsmanns zu verpflichten.
savona 12. Oktober 2017 um 10:00
@ Schorsch: Deinen Argumenten folgend frage ich mich schon, was eigentlich gegen eine Verpflichtung von Tuchel zum jetzigen Zeitpunkt gesprochen hat. Im Grunde wenig; dass er sportliche Aspekte diskutieren wollte, wie kolportiert wird, ist ja nun wahrlich kein Armutszeugnis, und für so dämlich halte ich die beiden Granden auf keinen Fall, dass sie ihm es verübeln, wenn er nicht ausschließlich Dankbarkeit für das Angebot zeigt. Aber vielleicht ist die Frage, was gegen ihn – den ich weiterhin unter sportlichem Blickwinkel für die bessere, weil zukunftsorientiertere Wahl hielte – sprach, ja ohnehin falsch gestellt. Was jedenfalls für Heynckes spricht, ist wohl vor allem, dass er mit beiden zumindest sehr gut kann, und ihm vielleicht sogar zuzutrauen ist, zwischen ihnen wieder ein Einvernehmen herzustellen. So jedenfalls die Darstellung der SZ.
Schorsch 12. Oktober 2017 um 11:40
@savona:
„sportliche Aspekte diskutieren“ ist eine sehr allgemein gehaltene Formulierung. Was sich genau dahinter verbirgt, wissen nur die Beteiligten. Wenn es (wie es in München auch kolportiert wird) um so etwas wie ‚Forderungen stellen‘ gegangen sein sollte, insbesondere bzgl. Neuverpflichtungen zur neuen Saison, dann kann da durchaus der Ton die Musik gemacht haben. Tuchels sportliche Kompetenz wird von niemandem angezweifelt. Es gibt da allerdings noch andere Aspekte, die zu seiner Demission in Dortmund geführt haben. Es wäre überraschend, wenn der kurze Draht zwischen Watzke und Rummenigge nicht genutzt worden wäre zwecks Verschaffung eines Bildes unter allen Aspekten. Möglicherweise war den Entscheidern das Risiko (ob generell oder ’nur‘ in der jetzigen Situation) einfach zu groß.
Ich persönlich kenne es nicht anders, als dass es bei jeder Personalentscheidung eine pro-und-contra – Abwägung gibt. Und man wird nicht unbedingt falsch liegen anzunehmen, dass es bei der Entscheidung pro Heynckes bei Bayern nun auch so war. Wobei allerdings mMn in der aktuellen Diskussion zu sehr außer Acht gelassen wird, dass es sich in einem ersten Schritt ja gar nicht um eine Entscheidung gegen Tuchel oder jemanden anders und eine Entscheidung für Heynckes gehandelt hat. Sondern zunächst einmal darum, ob man einen Neustart direkt jetzt oder erst zu Beginn der neuen Saison durchführt. Man hat sich zu letzterem entschlossen. Und da war Jupp einfach der ideale Mann. Vielleicht (oder wahrscheinlich mMn) hat man dies von vorneherein nicht anders gewollt und Gespräche mit anderen Kandidaten waren eher ein Ablenkungsmanöver oder auf die nächste Saison ausgerichtet. Die Frage ist dann nur, was zu dazu geführt hat.
Möglicherweise hat die Analyse der Verantwortlichen ergeben, dass die sportliche Schwäche des Teams in bisherigen Saison nicht nur mit sportlichen Gründen (die wiederum vom bisherigen Trainer zu verantworten wären) zusammenhängt. Sondern auch mit der zu zögerlich eingeleiteten Kaderverjüngung, die von den Granden selbst zu verantworten ist. Oder mit der Unzufriedenheit diverser Starspieler (nicht nur Ribéry und Robben). Oder mit der Spaltung des Kaders (es wurde ja auch von einer ibero-italo – Fraktion gesprochen; wobei der italo-Teil den Trainerstab meint). Neben den sportlichen Aspekten wären diese Probleme auf jeden Fall ein großes Thema für einen neuen Trainer geworden, der ja nicht nur für diese Saison verpflichtet worden wäre. Egal ob Tuchel oder wer sonst. Jupp hat nun nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern auch und möglicherweise vor allem eine, die ihn als Moderator, als Autorität, als Respektsperson und vor allem als Vertrauensperson fordert. Insofern kann man die getroffene Entscheidung auch als eine Art Schutz für einen neuen Trainer sehen. Der muss sich nicht auch noch (oder vor allem) mit diesen Problemen belasten – und möglicherweise daran scheitern. Und dafür mit Beginn der neuen Saison sich sein standing ohne die genannten Belastungen aufbauen.
Ob die Entscheidung für diese Lösung und die damit verbundene Entscheidung für den Interimstrainer Heynckes auch zum besseren Einvernehmen zwischen Uli und Kalle beitragen soll, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht war die Entscheidung für die getroffene Lösung ein Kompromiss zwischen den beiden, vielleicht haben sie diese beide von vorneherein angestrebt. Kontrovers diskutiert haben beide wohl schon immer; es wäre eine Überraschung, wenn dies anders wäre. Im Gegenteil, es ist sogar notwendig für eine zielgerichtete Entscheidungsfindung.
Wie auch immer, am 28. Oktober spielt Bayern zuhause gegen Leipzig und am 04. November auswärts in Dortmund. Da darf man gespannt sein auf das Auftreten der Münchner.
tobit 12. Oktober 2017 um 12:04
Hummels hat ja bei der Nationalmannschaft bestätigt (Interview mit Sky-UK), dass die Bayern-Bosse mit ihm über Klopp gesprochen haben. Klopp, Nagelsmann, dann die Aussagen von Bierhoff zu Löw – das deutet alles sehr auf die konkrete Planung eines langfristigen Trainers zur neuen Saison hin. Aber auch das schließt Tuchel ja immer noch nicht aus. Gespräche mit Tuchel hat es ja offensichtlich gegeben. Ob da eine Seite von vornherein erst 2018 anfangen wollte oder man sich (aus welchen Gründen auch immer – z.B. Vertragslaufzeit, Geld oder sportliche Macht) nicht auf eine (sofortige) Zusammenarbeit einigen konnte, werden wir vielleicht nie erfahren (oder es steht irgendwann in der Sport-Bild).
HK 12. Oktober 2017 um 13:24
Der bei Bayern bestens vernetzte Edmund Stoiber hat dazu geäußert, dass eine Tuchelverpflichtung das Team neuerlich gespalten hätte. Viele Spieler hätten Tuchel eindeutig abgelehnt.
Daniel 12. Oktober 2017 um 13:49
Ich seh es auch so, dass diese Lösung Tuchel nicht längere Zeit ausschließt. Die Entscheidung pro Heynckes ist eine strategische Entscheidung, dass der Umbruch zu einer neuen Generation jetzt bis zum Sommer aufgeschoben wird. Dann ergibt Heynckes Sinn, da er dazu wohl die beste Alternative war. Das zu erwartende schlechte Abschneiden durch die vielen negativen Faktoren (Neuer-Verletzung; überalterte, verletzungsanfällige, nicht zusammenpassende Spieler; teilweise schlechte Stimmung etc.) hätte einen neuen Trainer schon schwer beschädigen können, Heynckes wird es wenig schaden weil er nicht langfristig bleiben soll/kann/möchte.
Ab nächster Saison halte ich nach wie vor Tuchel für die naheliegendste Lösung im Vergleich zu den Konkurrenten.
Nagelsmann? Er hat keinerlei Erfahrung mit der CL und mit der medialen Atmosphäre außerhalb des harmlosen Biotops Hoffenheim. Schon bei seinen Kommentaren über die Gerüchte um seine Person (die er dann relativiert hat) hat man gemerkt, dass ihn die Reaktionen überrascht haben. Zudem muss er auch die Fabelsaison in Hoffenheim erst nochmal bestätigen. Wenn Hoffenheim in der EL-Vorrunde ausscheidet und in der Liga Siebter würde würde der Hype um seine Person auch zurückgehen.
Löw? Er hat seit über einem Jahrzehnt keinerlei Erfahrung als Vereinstrainer, keiner weiß wie gut er diese Aufgabe momentan überhaupt wahrnehmen könnte. Einen Spitzenverein hat er überhaupt noch nie trainiert
Favre? Der ist charakterlich eher noch schwieriger als Tuchel, weniger mediengewandt und hat noch nie einen Topverein trainiert.
Klopp? Gegen den spricht wohl am meisten. Sein Spielstil ist dem des FCB diametral entgegengerichtet, viele Grundpfeiler der Mannschaft müssten ausgetauscht werden. Zudem wäre Klopps letzter Erfolg im Sommer 2018 auch schon fünf Jahre her (Einzug ins CL-Finale 2013). Es folgten eine katastrophale Saison in Dortmund und zwei bestenfalls mäßige in Liverpool. Klopp muss erst mal wieder was liefern, bevor er bei einem Verein wie Bayern zur Debatte stehen kann.
tobit 12. Oktober 2017 um 14:35
Fehlende Erfahrung (auf Top-Niveau) scheint ja bei Bayern kein Ausschlusskriterium zu sein (nicht wahr, Brazzo ;)).
Spaß beiseite:
Klopp war in Dortmund auch nach dem CL-Finale durchaus erfolgreich (nur halt ohne Titel, was bei den Bayern wahrhaft keine Schande war). Vier Mal in Folge Top-Zwei hat in den letzten 25 Jahren sonst niemand außer Bayern geschafft – und auch die erst ab 2011/12 (bis heute). Zweimal hat Leverkusen mal geschafft, aber niemand konnte nach einem Meistertitel nur Bayern vorbeiziehen lassen (außer Dortmund 94/95 und 95/96 mit der teuer erkauften Doppelmeisterschaft). und damals lag der Etat noch weitgehend auf einem Level (oder drunter) mit Leverkusen, Schalke und Wolfsburg (und, wie heute, klar hinter den Bayern).
Bei Liverpool hat er seine Spielphilosophie sehr schnell implementiert und war damit auch (im Rahmen des Erwartbaren) erfolgreich. Dass er die Premier League nicht völlig dominieren würde (das kann aktuell niemand), war wohl auch seinen Bossen von vornherein klar. Man sollte immer auch bedenken, dass Liverpool seit Jahren auf dem Weg ins Mittelfeld der Tabelle (mit der Ausnahme der nicht bestätigbaren Fastmeistersaison) war, ähnlich wie Schalke aktuell. Da scheint übrigens eine Korrelation mit dem Abgang Xabi Alonsos (wo war der nochmal bis letzten Sommer? ;)) zu bestehen. Davor immer Top-Vier, danach ständig nicht international vertreten.
Dass man für Klopp den halben Kader austauschen müsste, glaube ich nicht. Ribery, Robben und Rafinha gehen nach der Saison sowieso. James und Coman sind durchaus fähig zu pressen (vielleicht nicht auf Mkhi-Niveau, aber wer ist das schon). Müller und Lewy sind (wenn man ihnen sagt, wie sie pressen sollen) sehr gute Pressingspieler. In Mittelfeld und Abwehr gibt es sonst auch keinen, der dafür ungeeignet wäre (Thiago, Kimmich und Vidal sind im Pressing wohl mit die besten ZMs der Welt). Ob das dann als Spielstil perfekt zu den Bayern passt, bezweifle ich auch – die individuelle Klasse dürfte aber reichen, um auch gegen die Mauer-Teams gut zu punkten. Ein gutes (intensives) Pressing und Gegenpressing wäre zumindest schonmal wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Und völlig unfähig am Ball waren die meisten Klopp-Teams ja auch nicht (Dortmund 12/13 fand ich sogar mit Ball besser als im Pressing – mit Götze, Sahin und Gündogan im Zentrum ist das ja fast unausweichlich).
Zu Favre und Löw stimme ich zu, die wären beide (auf ihre Art) riskant. Löw kann ich mir trotzdem ziemlich gut vorstellen.
Jetzt erstmal Heynckes zu holen, kann ich auch verstehen, da man so bis weit in die Rückrunde Zeit bekommt, einen langfristigen Trainer für den Neuaufbau nach Robbery zu finden.
gs 12. Oktober 2017 um 15:02
Die von HK angesprochene Äußerung Stoibers finde ich spannend; denn dass Hummels wohl unter anderem wegen Tuchel der Abschied aus Dortmund nicht schwer gefallen ist, gilt ja inzwischen als gesichert. Aber dass noch weitere Spieler ihn auch ablehnen, war mir neu. Kann ja nur so sein, dass im Nationalmannschaftskreis auch öfter über die Vereinstrainer gesprochen wird (wovon auszugehen ist), und dabei Tuchel nicht gut wegkam. Insofern sehe ich ihn damit aus dem Rennen.
Unabhängig davon ist aber wohl die aktuelle Entscheidung ganz klar nicht gegen irgendjemanden, sondern tatsächlich positiv für Jupp Heynckes gefallen. Wie Schorsch oben geschrieben hat, gab es definitiv eine Diskussion mit Pro und Contra. Und wenn man als Anforderungsprofil mal Folgendes annimmt:
– anspruchsvolles Training in puncto Fitness und Taktik
– gute Stimmung im Team wiederherstellen
– Akzeptanz beim Vorstand
– sofort verfügbar …,
dann bleibt kein anderer übrig.
Und obendrauf gibt’s den Bonus, dass man mit der Auswahl des langfristig neuen Trainers mehr Zeit gewinnt und auch solche mit laufendem Vertrag ins Auge fassen kann.
savona 12. Oktober 2017 um 16:38
Tuchel hat bekanntermaßen wenig Verständnis geerntet für seine harschen Worte über Hummels nach dessen verletzungsbedingter Auswechslung im Pokalfinale 2016 gegen die Bayern, als dessen Wechsel nach München bereits feststand. Um dies und Hummels‘ Gemütslage zu diesem Thema in Erfahrung zu bringen, hätte es allerdings keiner weiteren Erkundigungen bei ihm bedurft, da der Vorgang erst ein Jahr zurückliegt und damals allgemein Kopfschütteln verursachte. Weil es ansonsten auch nicht üblich ist, Spieler um Erlaubnis für das Engagement eines Trainers zu fragen und es kaum im Interesse der Granden liegen dürfte, das Personal nach dem Theater um Ancelotti zu weiteren Eigenmächtigkeiten zu ermutigen, sieht es für mich nach einem Alibi aus für Tuchels Nichtverpflichtung, das man sich durch diese Nachfrage und ihre Verbreitung in der Öffentlichkeit verschafft hat.
Schorsch 12. Oktober 2017 um 20:42
@gs: Dass Hummels auch (beileibe nicht nur) wegen Tuchel für den BVB nicht zu halten war, wurde in Dortmund schon zu Beginn der letzten Saison kolportiert. Die Äußerungen Tuchels nach dem Pokalfinale waren nicht nur daneben, sondern durchaus auch als ‚Nachtreten‘ zu verstehen. Dissonanzen zwischen Tuchel und Hummels gab es die gesamte Saison hindurch. Und nicht nur mit Hummels alleine. Watzke hat zu diesem Zeitpunkt allerdings immer seine Hand über Tuchel gehalten. Ob Uli das auch machen würde, wenn sein Cheftrainer wenn ihm etwas nicht gefallen hat Ohrfeigen an diverse Spieler verteilt (lt. Ginter eher ‚Ohrfeigchen‘), um diese ‚wachzurütteln‘, wage ich zu bezweifeln.
Wenn Tuchel tatsächlich beim FCB aufschlagen würde, dann würde Aki bestimmt eine Kommunikationsstrategie ausarbeiten lassen, um den Fans die Rückholaktion für Mats Hummels schmackhaft zu machen. Übung hat Aki ja schon in diesen Dingen… 😉
@tobit: Nach den beiden Meisterschaftsspielzeiten zweimal Zweiter in der Liga zu werden, das CL-Finale sowie zweimal das DFB-Pokalfinale zu erreichen (davon einmal im Finale durch eine Schiedsrichterfehlentscheidung extrem benachteiligt), das kann man schon mit Fug und Recht als Erfolg werten. Zumal die Bayern ja auch aufgerüstet hatten. Dazu zählen würde ich auch die Meisterschaftsrückrunde 14/15, nachdem man in der Hinrunde so ‚brutal‘ (O-Ton Kloppo 😉 ) abgestürzt war. Das Meistern einer so tiefen (multikausalen) Krise muss man auch erst einmal hinbekommen (wobei natürlich die Rückendeckung der Clubverantwortlichen Grundvoraussetzung war). In England muss man immer auch die andere Konkurrenzsituation in der Spitzengruppe berücksichtigen. Insofern ist Klopps Arbeit in Liverpool durchaus als relativ erfolgreich zu sehen, wenn auch nicht von absolutem Erfolg gekrönt bislang.
tobit 12. Oktober 2017 um 21:13
Nach den Tuchel-Gerüchten kam bei mir auch recht schnell dieser Gedanke einer weiteren Rückholaktion auf. Irgendwie passt Hummels nicht zu den Bayern, er wirkt auf mich nicht wirklich glücklich.
Sollte Tuchel im Sommer dort aufschlagen, könnte man 2019 einen Anlauf wagen. Dafür müssten aber bis dahin Sokratis, Subotic und Toprak (oder Bartra, den würde ich aber für kein Geld der Welt abgeben wollen) den Verein verlassen. Sonst hat man keinen Platz für einen derart alten IV (Hummels wäre dann immerhin schon 30, Subotic und Toprak auch, Sokratis sogar 31). Dann hätte man mit Hummels, Bartra und (hoffentlich) Zagadou drei etablierte IV und könnte dahinter einen Nachwuchsmann (wie Zagadou aktuell) heranführen.
Tuchel scheint mir aber nicht mehr derart aussichtsreich zu sein, wie noch vor einer Woche.
Schorsch 12. Oktober 2017 um 22:34
@tobit: War eher Flachserei mit der Rückholaktion. Erst recht nicht, wenn man das Gehalt von Hummels beim FCB in Betracht zieht. Brauchen könnte man ihn schon, wenn das von Dir beschriebene Szenario eintreten sollte. Subotic wird den Club auf jeden Fall verlassen, Sokratis möglicherweise auch. Zagadou wird nicht so sehr lange bleiben. Bei Bartra hoffe ich auch auf ein langes Verbleiben beim BVB. Aber man weiß nie, ob nicht Heimweh in Verbindung mit einem attraktiven Angebot aus Spanien ihn doch zu einer Rückkehr veranlassen. Die Situation kann sich jede Saison anders darstellen.
Ist aber sowieso nur Spinnerei. Am liebsten wäre mir eine Verpflichtung de Ligts für die IV. Allerdings hat den auch Barcelona auf dem Schirm.
tobit 12. Oktober 2017 um 23:01
Bei Bartra bin ich sehr optimistisch, dass der lange bleibt. Ich würde ihn so einschätzen, dass für ihn eigentlich nur Barca wirklich in Frage kommt – die sind aber aktuell besetzt und werden sich bei Bedarf wohl auch eher nach jüngeren Spielern (de Ligt, Davinson Sanchez, Mammana, …) umschauen.
Sokratis und Subotic (der könnte meinetwegen auch als Integrator und Marken-/Charakterbotschafter dabeibleiben, wenn es finanziell passt – dafür ist aber sein sportlicher Ehrgeiz wohl noch zu groß) werden wohl spätestens nächsten Sommer weg sein. Bei Sokratis hört man bisher gar nichts von Vertragsverlängerung, während man in den letzten Monaten schon einige Verträge (Sahin, Kagawa) verlängert hat und bald mindestens auch bei Bürki eine ansteht (wo es schon mediale Aussagen zu gab). Toprak wird allerdings länger beim BVB bleiben. Da wird es vor 2020 oder 21 keine Trennungsgedanken (außer er spielt überhaupt nicht mehr) geben.
Ob Zagadou Mal ein ganz großer wird, weiß ich noch nicht – daher wäre ich vorsichtig mit Prognosen bezüglich seiner Zeit bei Dortmund. Der kann in zwei Jahren schon wieder weg (ob für eine Rekordsumme zu Barca oder per Leihe nach Newcastle) sein oder für immer da bleiben – halte ich beides aktuell für ähnlich wahrscheinlich, wie auch die verschiedenen Abstufungen dazwischen.
Sinnvoller fände ich einen wie de Ligt (also jung, schon ein bisschen Profi-Erfahrung, spielerisch herausragend) auch. An diesen Leuten sind halt die ganz großen Fische auch frühzeitig dran – weshalb der BVB ja u.a. Toprak geholt hat. Da lief man nicht Gefahr, dass ein anderer zuschlägt (konnte also ein Jahr auf ihn warten), er bringt konstant gute Leistungen und wird nicht mehr nach noch höheren Weihen streben. Er, Yarmolenko und Castro bringen (neben Schmelzer, Piszczek, Götze, u.a.) Planbarkeit in die doch teilweise volatile Kaderstruktur der Dortmunder.
Dinzinger 6. Oktober 2017 um 14:46
Tippe bei der Besetzung des Bayern-Trainer-Postens ab Juli 2018 irgendwie auf Jogi Löw.
Klar hat der einen langfristigen Vertrag beim DFB, aber wenn er gehen will, können sie dort wenig dagegen tun. Der wird nochmal Weltmeister (oder nicht) und geht dann entspannt zu den Bayern, um auch als Vereinstrainer alles abzuräumen.
Würde perfekt passen für beide Seiten, deutsch, erfahren, Sympathieträger, inzwischen auch Respektsperson, erfolgreich; von Löws Seite: Topclub, viele junge deutsche Spieler, gutes Timing (WM rum grad, Bayern sucht).
Überseh ich da irgendwas? Außer Löws Wille, die EM zu gewinnen, aber darauf könnte er doch verzichten, wenn er die Chance hat, bei Bayern eine Ära zu prägen.
Tuchel passt vom Typ her einfach Null, Nagelsmann ist VIEL zu früh, den können sie immer noch in vier Jahren holen, wenn er sich weiter gut macht. Deutscher Trainer soll es ja auf jeden Fall werden, wer bleibt denn da noch? (außer Lothar)
Ich finde, das passt optimal, wäre ein typischer Hoeneß, alle reden über Tuchel und Nagelsmann, im Hintergrund macht er schon alles klar mit Löw, über den fast niemand spricht. Was meint ihr? Würde mich sehr interessieren, was die Experten hier dazu meinen. Gut möglich? Oder totaler Bull?
Daniel 6. Oktober 2017 um 15:31
Möglich wäre das, ich halte es aber für unwahrscheinlich beziehungsweise in höchstem Maße riskant. Wenn Nagelsmann die Erfahrung fehlt, was ist denn dann mit Löw? Der hat seit über 10 Jahren nicht mehr in dem Job Vereinstrainer gearbeitet, in dieser Zeit haben sich so unfassbar viele Dinge verändert, sowohl taktisch als auch von den Rahmenbedingungen her. Und seine Karriere als Vereinstrainer war damals schon solide, aber nicht spektakulär. Seine Erfahrung als Nationaltrainer wird ihm da nicht viel nutzen…es ist was ganz anderes, ob ich alle zwei Jahre ein Team aufstellen muss, dass vier Wochen lang ein Turnier spielt oder ob ich eine Mannschaft auf die Beine stellen soll, die monatelang im Dreitagesrhythmus überzeugen muss. Als Vereinstrainer spielen ganz andere Faktoren rein denn als Nationaltrainer: Verletzungsprävention, Belastungssteuerung über eine ganze Saison, der Aufbau einer konsistenten Spielidee über Jahre hinweg, das Zufriedenstellen und Fithalten von Ergänzungsspielern durch Spielpraxis, Heranführen von Nachwuchsspielern, Planen von Transfers etc.
Das mit Sympathieträger und Respektsperson seh ich auch nicht durchgängig so…ich les regelmäßig im Internet, dass „Nivea-Jogi“ angeblich ne Pfeife ist und die individuell sehr starke 2014er-Mannschaft den Titel sozusagen trotz Löw gewonnen hat. Löw ist ne ziemlich polarisierende Gestalt-und wenn er dann bei Bayern keinen Erfolg hat wird ihm diese Polarisierung auf die Füße fallen. Zudem find ich deinen Satz “ Der wird nochmal Weltmeister (oder nicht) und geht dann entspannt zu den Bayern, um auch als Vereinstrainer alles abzuräumen“ schon verdammt mutig…sowohl auf den DFB als auch auf Bayern bezogen. Dass Deutschland nochmal Weltmeister wird ist schon statistisch ziemlich unwahrscheinlich, wahrscheinlich reicht es dafür nicht (was nichts mit Löw zu tun hat). Und nehmen wir doch mal den gegenteiligen Fall an: Deutschland scheidet in Russland überraschend früh unglücklich aus, sowas kann schließlich immer passieren. In diesem Fall wäre Löw schon beschädigt, bevor er sein neues Amt überhaupt angetreten hat.
Und dass Bayern in naher Zukunft mal wieder „alles abräumt“ ist halt auch eher unwahrscheinlich. Es hat schon seine Gründe, dass nur in einem von 117 Jahren Vereinsgeschichte der FCB alles abgeräumt hat. Ähnlich wie beim DFB gibt es auch beim FC Bayern eine ziemlich übertriebene Erwartungshaltung. In den letzten sieben Jahren hatte der FCB eine Hochphase, der nun wahrscheinlich erstmal ein Tief folgen wird. Van Gaal, Heynckes und Guardiola haben wirklich alles rausgeholt was drin war. Wenn dann ein Trainer Löw mit der öffentlichen Erwartungshaltung „Triple“ empfangen wird halte ich da das Scheitern fast schon für vorprogrammiert. Da sehe ich Löw auch als gefährdeter an als Tuchel oder Nagelsmann-diesen beiden jüngeren würde die Öffentlichkeit noch eher einen Anlauf von einigen Jahren zugestehen als Löw, der sofort liefern müsste.
Zudem halte ich Löw fachlich für etwas schwächer als Tuchel oder Nagelsmann. Löw ist taktisch ein guter Trainer, nach Nationalmannschaftsmaßstäben ist er sogar sehr gut (die besten Trainer findet man sonst eher bei reichen Vereinsmannschaften). Aber einiges wirkt dann doch nicht so recht durchdacht, insbesondere die Einbindung der Außenverteidiger fand ich bei Löw schon immer schwierig. So richtig gut sah von allen AVs unter Löw bisher nur der Jahrhundertspieler Lahm aus, der Rest war maximal solide. Das hat denk ich viel mit der sehr simplen und linearen Einbindung zu tun. Da seh ich Tuchel und Nagelsmann nochmal ne Kategorie drüber.
Langer Rede, kurzer Sinn: bei Löw seh ich einfach eine viel größere Gefahr zu scheitern. Wenn im Sommer 18 Tuchel vorgestellt wird geh ich schon zu 80-90% davon aus, dass er im nächsten Sommer noch da ist, bei Nagelsmann auch. Löw würd ich da maximal 60% geben.
fcb 6. Oktober 2017 um 16:40
Korrigiert mich, aber was hat den Löw auf Vereinsebene groß vorzuweisen? (außer beim VFB vor 20 Jahren und bei Tirol Innsbruck war er erfogreich)
Die letzten Stationen:
Karlsruher SC:
Nachdem Karlsruhe unter Löw jedoch nur eines von 18 Spielen hatte gewinnen können, wurde er noch vor Saisonende entlassen;
Adanaspor:
Da der mit Löw erhoffte Aufwärtstrend sich nicht einstellte und der Verein eine sehr unruhige Zeit durchlebte, trat Löw nach dem 22. Spieltag als Trainer zurück.
FC Tirol Innsbruck:
Obwohl die Spieler für sechs Monate kein Gehalt erhalten hatten, gewann er mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 den dritten Meistertitel in Folge
FK Austria Wien:
Nach einer 0:2-Niederlage gegen Tabellenschlusslicht FC Kärnten wurde er im März 2004 beurlaubt, obwohl die Austria Tabellenführer war.
Das man mit so einem CV überhaupt Bundestrainer von Deutschland werden kann, ist doch eig. ziemlich erstaunlich?!
Schorsch 6. Oktober 2017 um 18:02
Löw ist nicht wegen seiner vorherigen Tätigkeit als Clubtrainer Bundestrainer geworden. Sondern weil Klinsmann seinen Zweijahresvertrag nach der WM 2006 nicht verlängern wollte. Klinsmann selbst hat Löw, der ja zwei Jahre bei der Nationalmannschaft sein Assistent war, dann als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Dem ist der DFB gefolgt, da man die Arbeit Löws als Assistent als sehr gut beurteilt hat (Löw wurde ja insbesondere der Bereich ‚Taktik‘ zugeschrieben) und in ihm die logische Fortsetzung der Arbeit Klinsmanns gesehen hat. Man darf nicht vergessen, dass Klinsmann im Prinzip beim DFB hinsichtlich der Nationalmannschaft alles auf den Kopf gestellt hat und Löw als ‚Interner‘ hier Vorteile gegenüber einem ‚externen‘ Trainer besaß, weil er diesen gesamten Prozess miterlebt und z.T. mitgestaltet hatte. Außerdem kannte er die Spieler und die ihn, und man traute ihm auch deshalb die Entwicklung des Teams am meisten zu.
Löw war im übrigen nicht Klinsmanns Erstkandidat für die Assistentenposition gewesen. Das war Rangnick. Der wollte aber nicht als Assistent arbeiten.
Bei allem Respekt für den türkischen und österreichischen Fußball (insbesondere vor einem Club wie Austria), die türkische und österreichische Liga waren seinerzeit keine Adressen, um eine Karriere zu beschleunigen. Eher im Gegenteil. Es bleibt Spekulation, aber Löws Karriere als Clubcoach war schon in einer Art Sackgasse, als er das Angebot Klinsmanns bekam.
Das wiederum hat nicht unbedingt mit seiner Qualität als Auswahlcoach zu tun. Die Arbeit eines Clubtrainers unterscheidet sich nämlich erheblich von der eines Auswahltrainers. Es gibt Trainertypen, die mit dem Stress einer Tätigkeit als Clubcoach einfach nicht zurechtkommen, als Auswahlcoach hingegen mit den ganz anderen Zeitabläufen ihre Qualitäten wesentlich besser einbringen können. Löw scheint mir ganz genau so ein Typ zu sein.
Wer so lange aus der Tretmühle einer Tätigkeit als Clubtrainer heraus ist, wird Immer Schwierigkeiten haben, sich dort wieder oder überhaupt zurechtzufinden. Außerdem wäre es fraglich, ob Löw seinen sehr gut dotierten Job und sein Ansehen für ein so hohes Risiko wie der Übernahme eines Clubtrainerpostens aufgeben würde. Ich glaube es jedenfalls nicht.
Palazzo 6. Oktober 2017 um 20:55
Wenn man sich die Auswahlkriterien unseres Präsidenten vor Augen führt ist Klopp der “ naturell born Bayern trainer “ ,er hat einen Meistertitel und spricht Deutsch.Hat auch bei Rehagl gepasst .( Ironie und Galgenhumor )
CHR4 7. Oktober 2017 um 00:37
Veh und Schaaf wären auch frei … 😛
Schorsch 9. Oktober 2017 um 20:02
Schaaf nicht mehr. Wird wohl Technischer Direktor bei Werder.
Wohl nur eine Frage der Zeit, wann Otto Ehrenpräsident wird… 😉
tobit 9. Oktober 2017 um 22:31
Oder einer von beiden landet dich wieder auf der Bank ???? – der Platz neben Baumann könnte ja auch bald wieder frei werden.
Schorsch 9. Oktober 2017 um 23:17
Am besten Otto. Zum Antritt würde er der Presse gegenüber folgendes Statement abgeben: ‚Es gibt keine alten und jungen Trainer. Nur gute und schlechte!‘ 😉
Otto hält dann den Rest der Saison die Bank warm für…nein, nicht für TS. Sondern für…den Lutscher! 😉
Isabella 9. Oktober 2017 um 10:44
Der gute alte Hoeneß… Sollte lieber mal zurücktreten. Beschädigt womöglich Heynckes‘ Ruf, nur weil er keinen Trainer finden kann, die Mannschaft mit seinem Geiz überaltern lässt und mit unsäglichem Arschgekrieche bei Robbery und Lewy die Stimmung total durcheinander bringt.
Schorsch 10. Oktober 2017 um 20:43
Hm. Verstehe ja, dass Dir die Situation beim FCB in dieser Saison nicht gefällt. Aber wäre es nicht besser, den weiteren Saisonverlauf erst einmal abzuwarten? Wenn am Ende der Saison der alte Jupp dem neuen (wahrscheinlich jungen) Trainer das Team übergibt, ist mMn der richtige Zeitpunkt, die Entscheidung pro Jupp fair zu analysieren. Das sage ich nicht nur, weil ich ein Befürworter der gefundenen Lösung bin.
Der Uli und zurücktreten? Irgendwann einmal, aber mittelfristig wohl eher nicht. ‚Das war’s noch nicht‘, hat er coram publico gesagt, bevor er in Landsberg einrückte. Er hat noch etwas vor. Und das wird nach meiner Einschätzung nicht in 1, 2 Jahren erreicht sein.
Geiz? Weiß ich nicht. Man könnte auch wirtschaftliche und finanzielle Vernunft dazu sagen. Kommt auf die Betrachtungsweise an. Und die Mannschaft lässt er mMn auch nicht überaltern. Seit er wieder mitbestimmt werden eher junge Spieler verpflcihtet. Süle ist erst 22 und wohl der beste deutsche IV der nachrückenden Generation; Tolisso ist auch erst 23 und hat viel Potential; Rudy ist mit 27 erfahren, aber nicht alt. Zur nächsten Saison werden Draxler (24) und Goretzka (22) als Zugänge gehandelt. Außerdem treibt er das Thema Nachwuchsarbeit kräftig voran.
Ob er sich gegenüber Ribéry, Robben und Lewandowski so verhält, wie Du es beschreibst, ist vielleicht Ansichtssache. Die Stimmung im Team scheint mir aber aktuell eher im Steigen begriffen.
Und einen Don Jupp beschädigt niemand, selbst er selbst nicht.
Last not least, wer sagt denn, dass man noch keinen Trainer gefunden hat? Es ist mitten in der Saison, da sind nun einmal die meisten infragekommenden Kandidaten noch gebunden.
Also, gib Jupp und Uli noch eine Chance! 😉
Schorsch 7. Oktober 2017 um 10:52
Mit Ansage: Freundschaftsdienst (wegen Uli), Verbundenheit (zu Bayern), nicht ohne meinen Co (der Hermann Peter). Wusste ich doch, dass man noch ein wenig Kleingeld für die Fortuna übrig haben wird. Und wenn schon Retro, dann richtig (Tiger). Also, ich kenn doch den Uli… 😉 .
Und damit Kalle auch nicht das Gefühl haben soll, nur die zweite Geige spielen zu dürfen, kommt dann (wegen der angestrebten Verjüngung) zur neuen Saison sein alter Zimmergenosse aus Genfer Tagen… 😉
savona 9. Oktober 2017 um 13:46
Wenn der BVB sich nicht zu einem zweiten Anlauf veranlasst sieht. So müssen nun viele Daumen gedrückt werden für ungeliebte Konkurrenten: die vielen Klopp-Gegner im Bayern-Lager müssen diesem größtmöglichen Erfolg in Liverpool wünschen, damit er dort bleibt. Und der BVB muss mit Bosz so sehr reüssieren, dass er dem guten Kalle nicht zuvorkommt. Da kannst schon narrisch werden.
Schorsch 9. Oktober 2017 um 14:52
Glaube ich eigentlich nicht. Dafür müsste die CL-Teilnahme des BVB ernsthaft in Gefahr geraten. Aber Planbarkeit ist im Profifußball bei bestimmten Themen eben begrenzt. Außerdem wird man mMn spätestens bis zur Winterpause beim FCB die Trainerfrage hinsichtlich der neuen Saison in trockenen Tüchern haben. Wenn sie das nicht bereits ist.
savona 9. Oktober 2017 um 15:18
War auch nicht ganz ernst gemeint – wie vermutlich der Verweis auf die Genf-Connection auch. Und ebenso Löws Spekulation, Heynckes könne ihn irgendwann beerben. Wobei: warum sollte man das eigentlich 100%ig ausschließen? Wer weiß, ob Heynckes in den paar Monaten in München nicht wieder Blut leckt und sich beim Abschied noch gar nicht ausgepowert fühlt, anders als 2013. Wenn der Job dann aus dem einen oder anderen Grund frei wird, wäre das u.U. für beide Seiten eine interessante Option.
Schorsch 9. Oktober 2017 um 19:58
Favre war schon einmal in der Diskussion als Trainer beim FCB. Auch wenn es eher unwahrscheinlich ist, ganz von der Hand würde ich ihn als neuen Trainer nicht. Er würde auch dem von Hoeneß geäußertem ‚Profil‘ entsprechen. Kein deutscher Muttersprachler, aber deutschsprachig; erfahren; kennt die Bundesliga; ebenso internationale Wettbewerbe; kann junge Spieler entwickeln und auch aus dem eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft führen. Dass er (schweizer) Französisch als Muttersprache hat, sollte hinsichtlich des Bayernkaders kein Nachteil sein; Tolisso hält er für ein ganz großes Talent. Schaun mer mal.
Nachdem sich Bierhoff auch schon zu Löw und den Bayern geäußert hat, könnte es vielleicht ja doch nicht gänzlich unmöglich sein. Obwohl ich es nicht so recht glauben mag. Was natürlich gar nichts heißt. Der Jupp dann als Nationalcoach? Warum nicht. Wenn man einen Übergangskandidaten für die Zeit nach der WM 18 bis zur EM 20 sucht, dann könnte das durchaus sinnvoll sein. Gäbe es einen besseren Interimstrainer… 😉 .
Koom 10. Oktober 2017 um 08:02
Favre wäre sicherlich auch interessant. Aber auch hier: Durchaus kein einfacher Charakter. Neigt bei Gegenwind sehr schnell zu Rücktritten, wie man sowohl aus Gladbach als auch Berlin weiß. Und in München hats immer Gegenwind, selbst wenn man dauergewinnt.
Löw würde ich definitiv auch nicht ausschließen. Möglich, dass er nach der WM beim FCB beweisen will, dass er es auch als Vereinstrainer drauf hat. Aber persönlich wäre es mir lieber, wenn er bei der N11 bleibt. Er leistet dort gute Arbeit, ist sowohl innovativ als auch experimentierfreudig, hat sich mittlerweile eine gewisse Robustheit erworben und wirkt auf einer Position, wo er auch über seine Befugnisse hinaus kritisieren darf, wie ein „Sportpolitiker“. Das passt imo.
Daniel 5. Oktober 2017 um 13:09
Unabhängig von meiner Skepsis bezüglich der Beweggründe der Entscheidung pro Jupp finde ich das doch taktisch in vielerlei Hinsicht eine interessante Wahl. Insbesondere seine regelmäßige und starke Nutzung von Mannorientierungen könnte er mit dieser Mannschaft vielleicht wiederbeleben. In seiner ersten Saison beispielsweise ließ Heynckes ein System mit einem starken Fokus auf den linken Halbraum im Aufbauspiel durchführen. Dieses System wurde auch 2011 im Rahmen einer in-Depth-Analyse von sv analysiert…leider kann ich den Link hier nicht posten, weil dann mein Kommentar nicht freigeschaltet wird. Ist aber im Archiv zu finden.
Mal ein wenig rumgesponnen: so ähnlich könnte man das vielleicht auch mit der momentanen Bayern-Mannschaft gut spielen. Alaba würde es denk ich gut tun, nicht mehr nur als reiner Linienläufer eingesetzt zu werden, mit Thiago gibt es einen herauragenden halblinken Achter und mit Coman gibt es erneut einen Flügelspieler, der sowohl mit seiner Beschleunigung auf dem Flügel als auch mit seiner Kreativität und seinen Nadelspielerfähigkeiten im Halbraum eine gegnerische Abwehr vor Probleme stellen kann. James bewegt sich von der 10 ohnehin oft und gerne in die Halbräume auf beiden Seiten. Müller kann vom rechten Flügel dann wieder im richtigen Moment als eine Art Schattenstürmer Richtung Strafraum ziehen. Die halbrechte Sechs, auf der einst Luiz Gustavo spielte, ist weniger spielmachend gefragt denn als laufstarke Absicherung und aufrückender Verbindungsspieler, der nicht die ganz großen Nadelspielerfähigkeiten mitbringen muss…eine Rolle für Vidal, Tolisso oder (etwas defensiver) auch Martinez. Auf links würde der FCB also seine beiden kreativen Mittelfeldspieler plus Alaba und Coman versammeln…da sollte man schon durch die individuellen Fähigkeiten dieser Spieler einen variableren Spielaufbau hinbekommen als zuletzt. Und durch die vielen eigenen Spieler auf engem Raum wäre auch das Potential für wirksames Gegenpressing wieder da.
tobit 5. Oktober 2017 um 17:14
Dazu kommt dann ja auch noch Hummels als LIV, der ja im Aufbau zwar andere Stärken hat als Badstuber damals aber aktuell vielleicht sogar noch besser passt (wenn man ihn richtig gut einbindet). Er könnte bei seinen aufrückenden Läufen (die da ähnlich wie beim BVB ziemlich durchschlagskräftig sein könnten) auch mal von Alaba abgesichert werden, da der ja mittlerweile auch ein sehr guter IV geworden ist, woran 2011 noch nicht zu denken war (und auch nicht so zu Badstuber gepasst hätte). Damit wäre dann Bernat leider weiterhin zu seinem Schattendasein verurteilt, da er diese Alaba-spezifische Rolle überhaupt nicht spielen kann.
Tolisso zentral/halbrechts als Gegenpressingspieler und Durchlaufstation dürfte ihm sehr gut liegen. Besonders wenn man ihm die Räume etwas freizieht, damit er nicht dribbeln muss und überall von sehr sicheren Kombinationsspielern (Kimmich, James, Thiago, Süle) umgeben ist. Vidal fände ich da nicht so passend, da er sich (wahrscheinlich) eher zu oft mit nach links einschalten oder den Raum komplett offen lassen würde. Der sollte dringend den Lewy-BackUp geben, dann hätte man da endlich jemanden, der zumindest physisch 1:1 so spielen kann.
Daniel 5. Oktober 2017 um 17:53
Sorry für Doppelpost…als mein Kommentar vorhin nicht zu sehen war, meinte ich mich zu erinnern, dass man keine Links in die Kommentare packen darf und hab ihn nochmal ohne abgeschickt…
„Insbesondere seine regelmäßige und starke Nutzung von Mannorientierungen…“
Was war da mit mir los, ich meinte natürlich Asymetrien und nicht Mannorientierungen 😉
@tobit
Sehr gute Idee, daran hatte ich gar nicht gedacht, dass das ja auch noch eine ideale Hummels-Umgebung wäre. Umso besser 🙂 Wobei ich Bernat für die grundlegende Idee fast geeigneter halte als Alaba (in meinen Augen muss er sich in Sachen Kreativität und Spielübersicht nicht vor Alaba verstecken), nur halt nicht für die Hummels-Absicherung. Insofern könnte man da so ne Art Job-Sharing machen: Wenn der LIV Hummels ist eher Alaba als LV (und dann mit vorstoßendem Hummels), wenn Hummels nicht spielt (was ja regelmäßig der Fall ist) dann eher LV Bernat, der dann vorstößt und vom IV abgesichert wird.
tobit 5. Oktober 2017 um 19:45
Links müssen meine ich von den Mods freigegeben werden – dauern also immer, bis sie sichtbar werden. „Verschwunden“ sind bei mir aber bisher meine ich keine.
Bernat finde ich einfach klasse. Nicht ganz so vielseitig wie Alaba, dafür sauberer und technisch für mich gefälliger. Auch defensiv finde ich ihn ziemlich gut, da er relativ nah am Mann agieren kann aber trotzdem die Räume um sich herum im Blick hat, während Alaba eher als „breiter IV“ den Raum nach innen zustellt oder sehr aggressiv draufgeht (und dann relativ oft ausgespielt wird). Insgesamt haben beide defensiv Stärken und Schwächen, die sich aber ziemlich die Waage halten – ich könnte keinen nennen, den ich (rein auf die Defensive bezogen) klar vorne sähe.
Zusammen mit Coman könnte das zwar scorertechnisch relativ ineffektiv sein, aber spielerisch harmonieren die beiden finde ich ziemlich gut (auf jeden Fall besser als Bernat/Ribery). Für einen wirklich gut eingebundenen Hummels (der hat offensiv so viel ungenutztes Potential, auch wenn er da positionell oft unsauber ist – für Alaba als IV gilt dasselbe) würde ich da aber sofort drauf verzichten – und Bernat hat halt da nicht die Eignung als verkappter IV zu spielen.
@palazzo: Aufbau über die IV ist ohne Rudy sowieso unerlässlich. Das kann aus den ganz tiefen Räumen keiner der anderen ZMs (Thiago ist mir da zu unkonstant in der Entscheidungs- und Raumfindung). Rudy könnte halbrechts eine Variante (statt Tolisso) sein, dann müsste James aber von der Zehn etwas öfter zurückfallen (insbesonder nach halbrechts), Müller dann (noch) mehr einrücken und Kimmich weiter aufrücken. Oder Kimmich bleibt halbhoch und rückt immer wieder ein – das würde rechts dann eher für Robben statt Müller sprechen.
tobit 5. Oktober 2017 um 19:56
Bezüglich Innenverteidiger, hatte ich gerade noch vergessen:
Stammbesetzung wäre für mich Hummels links und Martinez rechts, das passt form- und spielertyptechnisch aktuell am besten. Boateng sollte erstmal wieder richtig fit werden, dann in Form kommen und danach schauen, ob er es wieder in den Stamm schafft. Aktuell sehe ich ihn auch sinnvoller links, da Süle (war in Hoffenheim ein ähnlicher Spielertyp wie Hummels zuletzt beim BVB, nur auf der anderen Seite der 3er-Kette) und Martinez rechts wesentlich besser sind als links. Zusammen mit Bernat sehe ich Boatengs eher weniger attackierendes (im Vergleich mit Hummels) Bewegungsspiel dort gut aufgehoben.
Also gibt es für die linke Abwehrhälfte zwei Duos: Hummels/Alaba und Boateng/Bernat. Rechts kommt Kimmich mit jedem der vorhandenen IV gut zurecht, da er in seiner Positionierung sehr variabel und balancierend sein kann – was aber bisher auf RV noch nicht so zur Geltung kam, weil er ständig auf RA unterwegs war.
Palazzo 6. Oktober 2017 um 10:32
Insbesonders zu Kimmich und seine Position als RV würde gerne genauer diskutieren . Ich meine, daß er im Mittelfeld wesentlich besser spielen würde als auf der RV- Position , die doch recht simpel unter A. und möglicherweise ,auch unter Jupp ,definiert wird ( wie von tobit erwähnt ) . Ein Tausch mit Rudi würde das Mittelfeld des FCB spielerisch (durch abkippen zw. den IV ) weiterbringen auf Kosten eines schwachen RV, was dann aber durch Boateng ausgeglichen werden könnte . Torgefährlicher ist Kimmich allemal .Ich kenne die Argumente warum er als RV spielt ,auch für Jogi ist er wichtig , halte die Probleme im Mittelfeld des FCB aber so für lösbar und nach 1bis2 jahren wäre ein „echtes Pfund“ auf der Position .
tobit 6. Oktober 2017 um 11:05
Rudy ist auf RV doch noch mehr verschwendet. Vor allem, wenn er dann auch noch linear agieren soll wird’s ganz übel, weil er das einfach nicht kann.
Kimmich bringt einfach richtig viel Durchschlagskraft egal wo er spielt – ohne dabei defensiv oder im Passspiel irgendwie abzufallen. Er wäre eigentlich ein perfekter Partner für Coman, aber den braucht’s ja links. Beide können sowohl breit als auch eingerückt spielen und sich auf dem Flügel alleine durchsetzen. Coman dribbelt besser in engen Räumen, Kimmich flankt herausragend, kombinieren können beide.
Die beste Option wäre ja Kimmich links hinter Coman und Lahm rechts, aber daraus wird leider nichts. Das hätte ich gerne Mal gesehen, da Kimmich von da noch tororientierter spielen könnte und gleichzeitig wohl öfter instinktiv zur Mitte ziehen würde.
Daniel 6. Oktober 2017 um 12:21
Seh das mit Bernat ganz genauso wie du, tobit. Fände es auch schade, wenn er weiterhin nicht über die Rolle des Back-ups hinauskäme, da er insbesondere im spielerischen Bereich, aber auch in der Defensive, sehr stark ist. Allerdings ist ja Bernat noch unbestimmte Zeit verletzt-wenn er wieder einsteigt wird er mindestens einen Monat brauchen um wieder seine Form zu finden. Zumindest für den Rest der Hinrunde wird Alaba wohl quasi ein Monopol haben, er hat ja jetzt zum Glück auf die Nationalmannschaft verzichtet und wird dann hoffentlich nach der Pause wieder voll belastbar sein.
Zu den IV: Grundsätzlich bin ich ein Riesenfan von Martinez, aber in den letzten Monaten fand ich ihn oft etwas außer Form. Er hatte einige Fehler drin, die man von ihm eigentlich nicht gewohnt ist. Zudem würde es mich nicht wundern, wenn Heynckes seine Triple-Taktik mit Martinez im Mittelfeld wiederbelebt. Süle hingegen hat sich mit beeindruckender Selbstverständlichkeit in die Mannschaft eingefügt, ich fand ihn bisher in dieser Saison den stabilsten IV. Was auch für Süle spricht ist, dass er in meinen Augen etwas schneller ist als Hummels und Martinez. Das ist halt das ganz große Problem dieser zwei…sowohl Hummels als auch Martinez sind in meinen Augen Weltklasseverteidiger, deren einzige echte Schwäche die für dieses Niveau sehr geringe Geschwindigkeit ist (bei Hummels vor allem im Antritt, bei Martinez vor allem in der Endgeschwindigkeit). Süle ist jetzt auch kein Boateng, aber zumindest etwas flinker als die zwei anderen, was für die manchmal unvermeidbar hochstehende Bayernabwehr wichtig wäre.
Das Thema Geschwindigkeit bringt mich auf den nächsten Vorteil eines vorstoßenden Hummels, der von Alaba abgesichert wird: Alaba ist neben Boateng der mit Abstand dynamischte Defensivspieler des FCB. Wenn er im eigenen Ballbesitz in der letzten Linie bleibt kann er bei Ballverlust einen extrem schnellen Abfangjäger gegen gegnerische Konter spielen, so wie das Boateng bis vor seiner Verletzung perfekt gemacht hat. Dass Boateng seit über einem Jahr nicht mehr längere Zeit fit war ist für mich ein wichtiger Mosaikstein für die Konteranfälligkeit des FCB und Alaba ist wohl der einzige Spieler, der diese Rolle von seinen athletischen Voraussetzungen her ausfüllen könnte.
@Palazzo
Bin auch kein Freund dieser Kimmich als RV-Lösung, was ich hier auch schon mehrfach geschrieben hab. Allerdings hat sich der FCB in der letzten Transferperiode ziemlich auf diese Möglichkeit festgelegt, indem mit Rudy und Tolisso zwei neue Mittelfeldspieler, aber kein RV verpflichtet wurde. Momentan seh ich deswegen keine Alternative zu Kimmich als RV, da Rudy, Tolisso, Boateng oder wer auch immer auf dieser Position noch viel mehr eingeschränkt würden und Rafinha in der Startelf sollte man mit den Ansprüchen des FCB besser nicht zu oft machen. Ich hoffe aber, dass man im kommenden Sommer einen starken RV holt um Kimmich wieder ins Mittelfeld zu ziehen.
@tobit
Kimmich als stark einrückender Linksverteidiger hab ich mir auch schon mal überlegt, das wäre interessant. In der momentanen Kaderstruktur des FCB mit zwei starken LV und Kimmich als einzigem Rechtsverteidiger wäre das aber Quatsch. Für die Nationalelf hab ich mir das aber mal überlegt: Kimmich links und Weiser rechts. Weiser spielt einen klassischen vorstoßenden Außenverteidiger, Kimmich hingegen rückt von links ins zentrale Mittelfeld ein. Dafür bräuchte er im Idealfall einen linken Flügelspieler vor sich, der auch mal Breite gibt (Sané, etwas anders auch Draxler). Wäre find ich eine interessante Lösung…allerdings hat Löw bisher eher simpel vorstoßende Außenverteidigerrollen vergeben-schade eigentlich.
tobit 6. Oktober 2017 um 13:00
Zu Kimmich als LV:
Gegen den Ball 4231 mit Kroos etwas öfter herausrückend als Rudy und Özil pendelnd zwischen einer Achter- und einer Stürmerposition. Dadurch sind Umformungen zum 442 und 4141/451 möglich.
____________________Wagner________________________________
_______Sane____________________Özil__________Müller_______
____________________Kroos_________Rudy____________________
_Kimmich_____Hummels___________Boateng_______Weiser_
___________________________Neuer___________________________
In Ballbesitz bleibt Sane links außen und gibt Breite. Rechts rückt Weiser weit auf und Müller ein. Kroos, Hummels, Boateng und Rudy bilden die Standard-Aufbauraute und Kimmich rückt von links in den Achter- oder Zehnerraum ein.
____________________Wagner_____Müller____________________
_Sane___________Kimmich_____________Özil_________Weiser_
_____________|________________Rudy_________________________
__________Kroos_______Hummels_________Boateng__________
___________________________Neuer___________________________
Kroos spielt dabei natürlich höher als Boateng und mehr neben Rudy. Er rückt später dann auch weiter nach und besetzt das Zentrum um Abpraller einzusammeln und das Gegenpressing unterstützen zu können.
Statt Wagner kann man natürlich auch Werner oder Gomez bringen – je nach Gegner (und Fitness) auch mal Reus oder Götze (dafür dann aber Stindl statt Müller, der als dann einziger echter Stürmer besser ist als Müller). Die Müller-Rolle könnte auch gut Goretzka übernehmen; für Rudy kommt irgendwann Weigl in die Mannschaft; auf der Özil-Position gibt es verschiedenste Möglichkeiten (Gündogan, Götze, Müller, Stindl, Draxler, Goretzka), die taktisch jeweils einen etwas anderen Fokus mitbringen.
Daniel 5. Oktober 2017 um 13:07
Unabhängig von meiner Skepsis bezüglich der Beweggründe der Entscheidung pro Jupp finde ich das doch taktisch in vielerlei Hinsicht eine interessante Wahl. Insbesondere seine regelmäßige und starke Nutzung von Mannorientierungen könnte er mit dieser Mannschaft vielleicht wiederbeleben. In seiner ersten Saison beispielsweise ließ Heynckes ein System mit einem starken Fokus auf den linken Halbraum im Aufbauspiel durchführen:
https://spielverlagerung.de/2011/09/28/bayern-munchen-manchester-city-20-eine-in-depth-analyse/
Mal ein wenig rumgesponnen: so ähnlich könnte man das vielleicht auch mit der momentanen Bayern-Mannschaft gut spielen. Alaba würde es denk ich gut tun, nicht mehr nur als reiner Linienläufer eingesetzt zu werden, mit Thiago gibt es einen herauragenden halblinken Achter und mit Coman gibt es erneut einen Flügelspieler, der sowohl mit seiner Beschleunigung auf dem Flügel als auch mit seiner Kreativität und seinen Nadelspielerfähigkeiten im Halbraum eine gegnerische Abwehr vor Probleme stellen kann. James bewegt sich von der 10 ohnehin oft und gerne in die Halbräume auf beiden Seiten. Müller kann vom rechten Flügel dann wieder im richtigen Moment als eine Art Schattenstürmer Richtung Strafraum ziehen. Die halbrechte Sechs, auf der einst Luiz Gustavo spielte, ist weniger spielmachend gefragt denn als laufstarke Absicherung und aufrückender Verbindungsspieler, der nicht die ganz großen Nadelspielerfähigkeiten mitbringen muss…eine Rolle für Vidal, Tolisso oder (etwas defensiver) auch Martinez. Auf links würde der FCB also seine beiden kreativen Mittelfeldspieler plus Alaba und Coman versammeln…da sollte man schon durch die individuellen Fähigkeiten dieser Spieler einen variableren Spielaufbau hinbekommen als zuletzt. Und durch die vielen eigenen Spieler auf engem Raum wäre auch das Potential für wirksames Gegenpressing wieder da.
Palazzo 5. Oktober 2017 um 17:01
Dies ist , egal für welchen Trainer , einen der wenigen Möglichkeiten die dieser Kader hergibt .eine Andere ist der Aufbau über die Abwehrreihe, welche von A in den 15 Monaten nicht genutzt wurde , ob Jupp aber höher spielen läßt bin ich mir nicht sicher .
Pascal 5. Oktober 2017 um 09:29
Interessanter Artikel. Auf Grund meines Alters kann ich zu den Zeiten vor 2000 nicht so wirklich viel Beitragen. in den 80ern war er sicherlich seiner Zeit voraus und hatte dadurch einen taktischen Vorsprung bei seinen Mannschaften. Danach fällt auf, dass seine Mannschaften wohl alle guten Fußball gespielt haben, aber nicht wirklich erfolgreich. Könnte vielleicht daran liegen, dass die anderen Trainer den Vorsprung aufgeholt hatten.
Häufig wird ja davon gesprochen, dass er erst mit Peter Hermann als Co wieder so richtig gut wurde. Das fehlt mir im Artikel.
Guergen 5. Oktober 2017 um 01:09
Falls Jupp wirklich zurück kommt ist das ein ziemlich geiler Medien-Stunt der Bayern. Man mag sagen, dass er sich seine „Legende“ damit zerstört, aber damit rechne ich nicht. Sofern Jupp nur „ordentlich“ abschneidet, also direkte CL-Quali in der BL und KO-Runde der CL erreichen und dabei keine Blamage einfahren, dann läuft das Narrativ „Jupp hat die Chaos-Bayern gerettet und stabilisiert“, wird es besser, dann wird der Tenor noch deutlicher. Dass es schlechter läuft glaube ich nicht.
Und ein weiterer Vorteil: Wenn jemand Ribéry, Müller u. Co. auch in „wichtigen“ Spielen auf die Bank setzen kann, ohne dass die BILD und der kicker (in Gestalt von Hinko und dem wilden Carlo) durchdrehen, dann ist es Jupp.
Tuchel fände ich selbst interessanter und besser, aber um die Saison ordentlich zu Ende zu bringen und dabei Altlasten zu entsorgen- ohne Rauschen im Blätterwald – ist Jupp perfekt
Palazzo 5. Oktober 2017 um 07:54
Der “ Old Boys Club “ des FCB hat wieder zugeschlagen . Möglicherweise stimmt die Behauptung, daß , je Älter man wird , desto begrenzter wird der Entscheidungshorizont . So Sad.
Koom 5. Oktober 2017 um 09:09
Jaein. Ich bin mir sicher, dass man Nagelsmann bereits im Sack hat. Das Gerede um Tuchel diente mehr zur Verschleierung, effektiv suchte man jetzt einen sehr guten Übergangstrainer für diese Saison, der danach dann auch problemlos weg geht. Deswegen stand vermutlich sogar Van Gaal auf dem Zettel, halte ich zumindest für absolut möglich. Die 1a Lösung (aus Sicht von Hoeneß) war aber gewiss Heynckes. Hätten der und Van Gaal abgesagt, hätte man vermutlich am ehesten Gerland als Trainer eingesetzt.
Palazzo 5. Oktober 2017 um 09:29
Da hast Du sicherlich Recht , sehen ich genauso .Zu Nagelmann in kürze, “ I’m not convinced “ .Zur nächsten Saison wird man jetzt den Kader durchschütteln ( vier eher fünf neue Spieler ) ,und statt einem Willensstarken und Erfahrenen , hat man dann auch dadurch eher einen lenkbaren Trainer .
Mal ketzerisch gefragt “ warum Jupp und nicht Hitzfeld ? oder waren es nur die spanisch Kenntnisse?
Gh 5. Oktober 2017 um 12:23
abmoderation bei bayern. robben und ribery vertragsende mit ablauf der saison (und rafinha), also ab jetzt gehts in den abschiedsspielmodus. einen längerfritigen trainerkandidaten jetzt zu verheizen wär tatsächlich nicht so klug gewesen. machs nocheinmal, butthead!
Schorsch 5. Oktober 2017 um 14:35
Genau darum geht es. Dass ich diese Lösung für die beste aller möglichen halte, dürfte klar sein. Habe ich ja auch entsprechend vertreten. Sie ist für mich einfach nur logisch. Alles schien auf Tuchel hinauszulaufen. Aber das war entweder nur eine Finte für die Medien, um in Ruhe den eigentlichen deal einzufädeln (was ich eher glaube). Oder Tuchel hat einfach überzogen mit seinen Vorstellungen (was ich weniger glaube). Wie auch immer, Tuchel und Bayern wäre mMn nicht gut gegangen. Für die Freunde des ‚FC Hollywood‘ vielleicht bedauerlich, da wäre bestimmt etwas geboten worden… 😉 . Aber für den FC Bayern ist es klug, diese Saison in Ruhe ‚abzumoderieren‘, um den einen oder anderen Titel mitzuspielen, das Feld für die den neuen Trainer in der nächsten Saison mit Sorgfalt zu bestellen. Ribéry und Robben (Rafinha auch) werden einen Abschied in Würde bekommen. Einige andere Spieler werden ebenfalls den Club verlassen, neue kommen. Der neue Trainer kann dann mit einem veränderten Kader in die Vorbereitung gehen und seine Vorstellungen beginnen zu implementieren.
Zur Frage, warum Don Jupp und kein anderer Interimstrainer: Neben den offen erkennbaren Gründen (kennt viele Spieler noch, hat mit ihnen den größten Erfolg der Bayerngeschichte erreicht, ist eine Vertrauens- und Respektsperson, etc.) sollte man seine Freundschaft zu Uli Hoeneß nicht vergessen. Uli hat es einmal als seinen größten Fehler bezeichnet, Jupp Anfang der 91 entlassen zu haben. Weil er damals Fehler hinsichtlich des Kaders gemacht habe. 2009 half Jupp dann noch einmal am Saisonende als Interimstrainer nach der Demission Klinsmanns, die CL-Qualifikation zu schaffen. Und dann noch einmal im Herbst seiner Karriere diese zwei Jahre als Cheftrainer 11/12 – 12/13. Der club brauchte nach der verkorksten zweiten van Gaal – Saison wieder Ruhe. Und einen Platzhalter für den neuen Superstar der Trainerzunft. Gelegenheit für Uli, seinen Fehler von damals wiedergutzumachen. Was dann mit dem Höhepunkt von Jupps Karriere und dem größten Triumph der Bayern überhaupt endete. Ich halte es nicht für abwegig, wenn Jupp Heynckes nun dem Club und Uli Heoneß in einer nicht einfachen Situation einfach etwas zurückgeben möchte. Das wäre bei keinem anderen Trainer der Fall.
Wobei – unterschrieben hat der Jupp noch nicht…
palazzo 5. Oktober 2017 um 16:40
hoit di zruck ,du gscheidhaferl !
Schorsch 5. Oktober 2017 um 16:53
Na, des konn i ned, Du Grantler. I freu mi hoid so… !
Palazzo 5. Oktober 2017 um 17:14
ned a du , Schorsch .de anderen ,den Gh, habt i gmoant.bist do kao gscheithaferl .i frai mi neda ,laft auf klopp aus und des werd a satz mit x !
Schorsch 5. Oktober 2017 um 19:15
Passt scho. Des mid am Kloppo hob i ma a scho dacht. Da Uli woite den scho voa zehn Joarn holn. Ja mei …
Gh 5. Oktober 2017 um 20:38
jo a mi hoast gmoant, jo potzdausend domai, sakrezack, bin a oida clubberer, mogst mir a wengala schmäh vozein donn vazei i dir a dan afgsetzten sprech.
Daniel 5. Oktober 2017 um 12:38
Hitzfeld hat in den letzten Jahren immer wieder mit fragwürdigen Interviews und Presseauftritten von sich reden gemacht, damit hat er (zumindest für mich, aber ich denk auch bei anderen) viel von seiner Autorität eingebüßt. Die Rollen des medialen Dampfplauderers und des seriösen Trainers halte ich für kaum vereinbar.
palazzo 5. Oktober 2017 um 16:36
sorry daniel , mein post zu Hitzfeld war ironisch gemeint .Werde es beim nächsten mal kennzeichnen .Teile deine Einschätzung , aber finde, daß er bei Dir noch zu gut wegkommt .
Koom 5. Oktober 2017 um 13:23
Heynckes als Triple-Trainer hat sicherlich mehr Renomee. Er kennt zudem noch weite Teile des Kaders und er hat zumindest bei seiner Triple-Saison bewiesen, dass er andere/neue Taktiken adaptieren und beibringen kann.
An sich keine schlechte Wahl, hängt aber davon ab, wie Heynckes in den letzten 4 Jahren so drauf war und was er gemacht hat. Die Bundesliga hat sich doch sehr verändert, gerade defensiv.
FAB 5. Oktober 2017 um 16:32
@Guergen: „Jupp hat die Chaos-Bayern gerettet und stabilisiert“
Das ist doch aber eine Mogelpackung! Wenn man mit Heynckes nun hinter dem BVB zweiter in der Bundesliga wird und in der CL im Achtelfinale an Real Madrid scheitert, wäre man zufrieden???
Das hätte man auch mit Ancelotti haben können.
Heynckes wird in dieser Zeit auch taktisch nichts neues bringen, wie soll das jetzt auch gehen? Länderspielpause, englische Wochen und dann ist sowieso schon Winterpause.
Und dann? Als 72 jähriger mit taktisch, innovativen Konzepten arbeiten?
Auch wenn ich kein Ancelotti Fan bin, aber letztlich wird er doch einfach nur als Sündenbock genutzt, für so einige Fehler, die im Management begangen wurden:
– Keine konsistente Spielidee
– Schlechte Nachwuchsarbeit
– Kein optimal zusammengestellter Spielerkader
– Mit Ancelotti und (Heynckes) keine zukunftsorientierte Trainerauswahl
Die Frage ist, ob Bayern in Zukunft wieder zur Europas Elite gehören will. Sicherlich wollen sie das. Mit diesem Ziel hat man wohl Guardiola nach München geholt. Finanziell war man aber vergleichsweise geizig. Mit erhöhtem finanziellen Aufwand hätte man Toni Kroos in München halten können, man hätte vermutlich sogar Neymar nach München holen können. Das Bayern Management hat offenbar die Entwicklung an Gehältern und Transfersummen falsch eingeschätzt. Stattdessen hat man Robbery deutlich überschätzt. die seit 5 Jahren Mühe haben auf 20 Spiel pro Saison zu kommen und aus meiner Sicht nicht so entscheidend für den Erfolg der letzten Jahre waren. Das Gerüst der Mannschaft hat sich seit der Triple Saison im Grunde nicht geändert. Guardiola hat aus meiner Sicht das absolut maximale aus der Mannschaft herausgeholt. Wirft man ihm das jetzt vor, dass er die Mannschaft für den maximalen Erfolg „ausgequetscht“ hat??? Es war klar, dass nach Guardiola ein Umbruch erfolgen musste, dem hat man sich aber verweigert und weiter auf die Triple-Struktur um Neuer, Boateng, Lahm, Alaba, Müller, Robbery vertraut. Hat man gedacht, wenn jetzt die taktischen Fesseln gelöst werden, können sich diese „ausgelaugten“ Spieler nochmal steigern? Vermutlich war man im letzten Jahr nur deshalb einigermaßen erfolgreich, weil noch einige Guardiola Mechanismen funktioniert haben. Das ist diese Saison anders, seit dieser Saison ist die Spielidee vollkommen unklar. Was soll jetzt in dieser Situation Heynckes anders machen als Ancelotti??? Bayern ist ja jetzt kein Abstiegskandidat, der versucht irgendwie diese Saison zu überleben. Es geht darum, eine neue Struktur aufzubauen, Automatismen zu entwickeln usw. Sowas geht nicht in ein paar Monaten, sondern baut sich über mehrere Jahre auf, wie man bei Bayern mit dem Peak 2012/13 erleben durfte. Heynckes ist aus meiner Sicht eine Alibi Entscheidung, die eher noch zum Ausdruck bringt, dass die Probleme größer sind als bisher vermutet. Das nicht nur beim Spielerkader ein Umbruch ansteht, sondern das eigentlich auch das Management bzw. die gesamte Vereinsphilosophie in Frage gestellt werden müßte.
Guergen 5. Oktober 2017 um 18:54
Ich widerspreche dir gar nicht und sehe die sportliche Situation ähnlich, mir ging es nur um das mediale Narrativ. Pep hat sich der Presse entzogen und wurde daraufhin kritisiert, Ancelotti war der liebe Onkel, der die „Pep-Fesseln“ sprengt, bis man nur noch Murks gespielt hat und Spieler aufmuckten. Jupp genießt bei Bayern-Fans und in der Sportpresse ansehen und kommt mit Kalle und dem Wurst-Ulrich zurecht. In den Bayern-Foren ist der Tenor gerade „verlorene Saison“. Daher glaube ich tatsächlich: Zweiter in der BL unter Ancelotti wäre im medialen Narrativ eine Katastrophe, zweiter Platz in der BL jetzt unter Jupp wäre für die gleichen Leute „akzeptabel“. Meine Argumentation hat also wenig mit sportlichem Erfolg, sondern mit dem öffentlichen Diskurs zu tun. Und wenn „Triple-Sieger“ und Hoeneß-Kumpel „Jupp, Jupp, Jupp“ der Sportbild und dem Wurst-Ulrich erklärt, dass es mit dem Frooonk jetzt mal reicht, dann wird das akzeptiert, machen das „der Spanier“ oder „Kater Carlo“, dann gibt es Stunk.
tobit 5. Oktober 2017 um 20:21
Heynckes scheint mir auch zumindest keine schlechte Wahl zu sein (ob es bessere gibt oder gegenben hätte werden wir nie wirklich wissen können). Er kennt die Mannschaft – gerade die Wortführer gegen Ancelotti (Königsmörder will ja keiner genannt werden 😉 ). Was aber noch wichtiger ist: er kennt Uli und Uli kennt ihn (#Männerfreundschaft). Dazu scheint Heynckes einer der wenigen Menschen zu sein, denen Uli Hoeneß glaubt, etwas zu schulden – entsprechend könnte er mehr Freiheiten und Rückendeckung genießen als so manch anderer.
Zu den unterschiedlichen Einordnungen des selben Erfolgs je nach Trainer bin ich d’accord. Gerade die Bildzeitung hat ja ein „System des Gebens und Nehmens“ etabliert – wer sich dem entziehen will, muss über jeden Zweifel erhaben sein oder wird gnadenlos angegangen.
CHR4 6. Oktober 2017 um 01:12
Was bitte schön ist eine Bild-Zeitung? sowas wie ein Fotoalbum? 😉
können Bild-Zeitungen überhaupt mögliche Planungen von Realitäten unterscheiden?
TarZahn 5. Mai 2018 um 15:58
alles widerlegt. du solltest deine glaskugel wegschmeissen und dich fachlich umorientieren. 😉
Joninho 7. Oktober 2017 um 12:21
Und ein weiterer Vorteil: Wenn jemand Ribéry, Müller u. Co. auch in „wichtigen“ Spielen auf die Bank setzen kann, ohne dass die BILD und der kicker (in Gestalt von Hinko und dem wilden Carlo) durchdrehen, dann ist es Jupp.
Die BILD wird das schon tun. Und wenn Müller spielt, dann wird gefragt warum Robben oder ein wiedergenesener Ribery etc nicht spielt.
CHR4 8. Oktober 2017 um 00:37
Die Stimmung und Akzeptanz von (Personal-)Entscheidungen in der Mannschaft und dem Vorstand sind das entscheidende Kriterium für den Erfolg.
Akzeptiert werden Entscheidungen höchstens nur anfangs alleine wegen des Standings das Jupp hat (man vertraut ihm …) – auf Dauer ist aber immer nötig, dass die Entscheidungen dann auch funktionieren und auch erklärt werden.
Das was ich mir jetzt unter Jupp am meisten wünsche, ist die Verbesserung des Umschaltens auf Defensive – das war (insbesondere was die defensive Mitarbeit von Robben und Ribery angeht) unter Jupp hervorragend.
Insgesamt riecht das für mich aber derzeit alles zu sehr nach Abschiedstournee von der europäischen Spitze für eine gewisse Zeit …
bin mal gespannt, wie es mit James jetzt weitergeht …
Guergen 5. Oktober 2017 um 01:09
Falls Jupp wirklich zurück kommt ist das ein ziemlich geiler Medien-Stunt der Bayern. Man mag sagen, dass er sich seine „Legende“ damit zerstört, aber damit rechne ich nicht. Sofern Jupp nur „ordentlich“ abschneidet, also direkte CL-Quali in der BL und KO-Runde der CL erreichen und dabei keine Blamage einfahren, dann läuft das Narrativ „Jupp hat die Chaos-Bayern gerettet und stabilisiert“, wird es besser, dann wird der Tenor noch deutlicher. Dass es schlechter läuft glaube ich nicht.
Und ein weiterer Vorteil: Wenn jemand Ribéry, Müller u. Co. auch in „wichtigen“ Spielen auf die Bank setzen kann, ohne dass die BILD und der kicker (in Gestalt von Hinko und dem wilden Carlo) durchdrehen, dann ist es Jupp.
Tuchel fände ich selbst interessanter und besser, aber um die Saison ordentlich zu Ende zu bringen und dabei Altlasten zu entsorgen- ohne Rauschen im Blätterwald – ist Jupp perfekt
fluxkompensator 28. Dezember 2014 um 15:51
ich meine, mich zu erinnern, dass damals nach dem cl-spiel gegen juve hier spekuliert wurde, dass die anpassungen im pressing wohl nicht auf heynckes zurückzuführen sind. leider habe ich nicht mehr in erinnerung, wo die urheberschaft vermutet wurde (peter hermann wurde/wird ja immer als großer fachmann gefeiert; eventuell sogar sammers einfluss?).
Magellan 5. Oktober 2017 um 14:28
Hab das damals mit Peter Hermann nicht verfolgt aber wie passt das mit dessen weiterer Laufbahn zusammen? Nach 2013 war das Schalke (unter Keller), HSV (unter Knäbel) und seit dem Düsseldorf (unter Kramer,Funkel,Kurz). Sieht für mich jetzt nicht nach dem Weg des Triple-Masterminds aus.
HK 27. Dezember 2014 um 15:31
Wenn der Artikel eine Hommage an Heynckes darstellen sollte ist das sicher ok so.
Mit dem realen Heynckes hat die Schilderung wohl nur am Rande zu tun. Heynckes ist ein Trainer bei dem sich die Höhen und Tiefen sehr die Waage gehalten haben. Wären seine letzten goldenen Jahre nicht gewesen die alles überdecken, hätte man auch sehr viel von Tiefen berichten können/müssen und der unseligen Rolle die er in vielen Vereinen spielte.
Aber da ein guter Schluss bekanntlich vieles ziert, seien ihm solche Elogen gegönnt.
IchBinNichtMatthiasSammer 27. Dezember 2014 um 16:21
Quatsch, selten so einen Quatsch gelesen. Jeder Trainer hat Höhen und Tiefen, Heynckes ebenfalls. Im Artikel werden die Gründe dafür sogar erklärt. Probleme im zwischenmenschlichen Bereich oder einzelne Misserfolge verdecken keineswegs die fachliche Kompetenz eines Trainers. Ansonsten wäre dieser kinnlose Niederländer, einst Vorgänger Heynckes‘, ein unterdurchschnittlicher Trainer. Heynckes‘ Wissen um den Fußball ist enorm. Wer Heynckes in den letzten über dreißig Jahren verfolgt hat (es gab einst ein wunderbares Doppelinterview mit Cruyff in den frühen 90ern im Kicker), der weiß das. Außer man tat es ohne die nötige fachliche Kompetenz um die fachliche Kompetenz des Trainers Heynckes einschätzen zu können. Seine Gladbacher in den frühen 80ern waren ihrer Zeit Jahrzehnte voraus.
Schorsch 27. Dezember 2014 um 13:26
Anfang / Mitte der 90er befand ich mich weitesgehend im Ausland und habe den deutschen Fußball entsprechend nur mit etwas Abstand verfolgen können. Dies war einerseits bedauerlich, da man seinerzeit eben noch nicht über die die heutigen technischen Mittel verfügte. Was sich dereinst hinter ‚livestream‘ verbergen würde, war noch niemandem bekannt… Dennoch habe ich einiges mitbekommen und war insbesondere vom ‚Fußball 2000‘ der Frankfurter Eintracht ungeheuer angetan.
Allerdings bringt eine größere Distanz durchaus auch einen etwas anderen, nicht unbedingt schlechteren Blick auf die Dinge mit sich. Die Eintracht ist in dieser Zeit nie Meister geworden, obwohl sie den mMn attraktivsten Fußball jener Zeit in Deutschland gespielt hat. Was aus meiner Sicht aus der Entfernung in erster Linie ein Disziplinproblem war. Die Frage, die ich mir seit dem Scheitern Don Jupps bei der Eintracht immer wieder stelle ist, ob er nicht einfach ein paar Jahre zu spät nach Frankfurt gekommen ist. ‚Was wär wenn‘ – Fragen sind eigentlich obsolet, aber was wäre passiert, wenn Heynckes statt Stepanovic die Mannschaft von Berger übernommen hätte?
Man mag einwenden, dass es nie zu den genialen Pässen eines Uwe Bein gekommen wäre, weil er bei Heynckes nicht gespielt hätte. Weil er nicht gerade zu den Fleißigsten beim Training gehörte… Kann alles sein. Ich bin hingegen der Auffassung, dass die Chance nach der desaströsen 0:6 – Pleite gegen den HSV nie so groß war, um ein gegen den Trainer spielendes Team in die richtige Spur zu setzen, wie zu diesem Zeitpunkt. Wobei Heynckes da noch fest bei Bayern im Sattel saß. Aber die Eintracht war mit solchen Talenten gesegnet zu dieser Zeit, daraus hätte man mMn nicht nur eine attraktiv spielende, sondern auch eine Meistermannschaft machen müssen. Und Heynckes hätte mMnvdazu das Zeug gehabt.
Beim Trainerwechsel zu Toppmöller wäre es wahrscheinlich bereits zu spät gewesen. Da war die Truppe bereits ‚versaut‘. Faszinierender Fußball in der Anfangsphase hin, Verletzung Yeboahs her: Dem Team fehlte einfach die Disziplin.
Vielleicht musste Heynckes einfach nur das ausbaden, was seine Vorgänger falsch gemacht haben…
Partizan 26. Dezember 2014 um 22:13
Erinnere mich noch gut an die 91iger Bayern unter Jupp, als man das individuell stärkere Belgrad im Pokal der Landesmeister am Rand des Ausscheidens hatte.
Gh 26. Dezember 2014 um 14:36
„Nach der ersten Saison wurden Lothar Matthäus, Andy Brehme, Jean-Marie Pfaff und Norbert Eder verkauft, die allesamt entweder innerhalb der Mannschaft negativ auffielen oder von ihrer Spielweise nicht zur neuen Spielphilosophie passten.“ Kannst du das irgendwie belegen, auf wen bezieht sich das entweder, auf wen das oder?
RM 26. Dezember 2014 um 15:26
Jo, das basiert auf Zeitungsberichten von damals. Habe es entweder bei der ZEIT oder beim Spiegel gefunden, auch Heynckes hat später etwas dazu etwas angedeutet. Bilde mir ein, dass es Brehme und Pfaff waren, welche intern wohl etwas Probleme bereiteten. Bei Matthäus nicht mehr sicher.
Gh 26. Dezember 2014 um 15:54
Ah, ok, glaube bei Matthäus wars letzlich ein ganz normaler win-win Wechsel. Wobei generell dieses leidige „Aussortieren“ etwas ist, was Heynckes später dann Gott sei Dank abgelegt hat.
king_cesc 26. Dezember 2014 um 12:09
Hab noch eine DVD rumliegen… Deutschland vs England 3:1 1972 in voller Länge. Ich glaub ich schau mir das Spiel mal an, obwohls ohne Heynckes ist.
Genialer Artikel!
Dr. Acula 25. Dezember 2014 um 18:07
Wahnsinns artikel! Die Mischung aus Spiel Analysen, Vereins-internen Erläuterungen und gelungenen Zitaten ist wirklich top!
Eine Inhaltlixhe Unstimmigkeit hab ich mWn gefunden:
„Worauf genau Klopp abzielte, ist nicht klar. Fakt ist aber, dass Heynckes schon in den frühen 80ern das Prinzip des Gegenpressings spielen ließ – deshalb seine Aufregung. Das Gegenpressing selbst wurde von der niederländischen Nationalmannschaft und Ajax in den 70ern praktiziert, u.a. auch in Ansätzen von Feyenoord jener Zeit, die bekanntlich Ernst Happel als Trainer hatten – der sich mit Heynckes einige Duelle in der Bundesliga lieferte. “
Hier wird suggeriert, dass Klopp Plagiats-Vorwürfe wegen des angeblich kopierten Gegenpressings erhob. Jedoch bezog sich klopps Kritik mehr auf die Konter, nämlich darauf, dass Bayern in besagtem Spiel Dortmund-typische schnelle Kombinationen im Mittelfeld und Flügeldurchbrüche benutzte, um zum Sieg zu kommen.. Ist aber schon ne Weile her, kann sein dass ihr doch recht habt
HW 27. Dezember 2014 um 09:31
Das „Plagiat“ Thema ist ja schon etwas abgestanden. Ich finde es aber immer verwunderlich, wenn sich jemand aufregt, weil Gegner sich vielleicht etwas abschauen. Erstens ist es einfach ein Kompliment des Gegners. Zweitens muss der Gegner die Schwächen bespielen, anders hat Taktik keinen Sinn. Also regt man sich eher darüber auf, dass man gegen seine eigenen Mittel nicht immun ist, als über das Plagiat. Drittens hat doch heute kaum ein Trainer den Fußball neu erfunden. Anderen vorzuwerfen sie würden etwas einfach kopieren ist da etwas kurzsichtig. Fast jede Entwicklung findet auf diese Weise statt. Man muss einfach in der Lage sein sich selber weiterzuentwickeln und nicht in alten Mustern verharren.
victorolosaurus 25. Dezember 2014 um 15:29
Jupp, Jupp, Jupp…
danke 🙂
nougat 27. Dezember 2014 um 19:11
„„Du hältst Jupp Heynckes wirklich für einen der besten Trainer?“ – Ja, das tue ich. Ganz unabhängig davon, ob er die Champions League gegen den BVB gewinnt, oder nicht.“ – Nachtigall ick hör dir trapsen ^^