Wenn sich Nachbarn schief ansehen

1:1

Große Flexibilität im Revierderby: Königsblau und Schwarzgelb bekämpfen sich mit zwei schiefen Formationen in einem vielseitigen Spiel.

Beide Mannschaften starteten personell und vom System her wie erwartet. Schalke blieb beim 4-2-3-1, während der BVB den Tuchel’schen Hybriden aus 5-3-2, 4-3-3 und anderem Zeug. Gegen den Ball war es dieses Mal oft eine Art 4-3-1-2, später mehr. Relevanter war für Markus Weinzierl offenbar die Systematik bei Dortmunder Ballbesitz. Wie zumeist sah man dort eine Dreierkette mit zwei Flügelläufern, die vier Mittelfeldspieler dazwischen formierten sich unterschiedlich.

Die schiefe Lösung gegen die Flügelläufer

Dass die Dreierkette so populär geworden ist, liegt auch daran, dass die – aus ihr resultierenden – Flügelläufer-Positionen gegen eine 4-4-2-artige Defensivordnung Zuordnungsprobleme verursachen; so zumindest nach einer vereinfachten mannorientierten Denke, die bei bestimmten Orientierungs- oder Passmustern jedoch auch auf dem Platz Gestalt annimmt. Dieser Problematik begegnete Weinzierl bereits vergangene Saison gegen den BVB auf sehr logische Weise. In der laufenden Saison im Oktober gegen Gladbach ebenfalls, da hatte ich es bereits auf Twitter näher ausgeführt:

Die Grundformationen bei Ballbesitz BVB. Man sieht, wie gut Schalke trotz Mannorientierung das Zentrum verbarrikadiert.

Die Grundformationen bei Ballbesitz BVB. Man sieht, wie gut Schalke trotz Mannorientierung das Zentrum verbarrikadiert.

Kurz gesagt: Wenn sich beide Flügel nach hinten orientieren, verliert man jeden Zugriff. Wenn sich beide Flügel nach vorne orientieren, muss man große Lücken öffnen. Weinzierls Lösung: Ein Flügel orientiert sich nach vorne und einer nach hinten. So rückte also Choupo-Moting immer wieder Richtung Piszczek auf und Kehrer lauerte darauf, auf Passlack herauszurücken. Auf der anderen Seite verteidigte Coke eng in der Kette (oder rückte auf Dembele raus), während Caligiuri sich an Schmelzer heftete oder neben die Sechser einschob. So war die numerische Aufteilung auf dem Feld ausgeglichen. Ähnlich ausgeglichen gestaltete sich das weitere Vorgehen.

Gute Raumabdeckung trotz Mannorientierung

In dieser Grundausrichtung, die ja ohnehin auf mannorientierten Beinen stand, verhielten sich die Schalker auch sonst ziemlich mannorientiert; mit einer passenden Priorisierung der Dortmunder Spieler. Burgstaller wich zum geschwächten rechten Flügel aus, sodass er oft Bartra zustellen konnte. Goretzka verteidigte die Lücke zwischen den Stürmern und heftete sich dabei an Weigl. Somit waren die wichtigsten Aufbaustationen der Borussen weitestgehend zugestellt.

In diesen Zuordnungen verteidigten die Schalker aber oft nur in direkter Ballnähe nah am Gegenspieler. Meist blieben sie rund 10 Meter entfernt und spielten in diesem Sinne eine mannorientierte Raumdeckung. Sie verteidigten also im Raum, nutzten aber die Orientierung an den Gegenspielern zur Organisation ihrer Positionsstruktur dabei. So konnten sie sich gut den Dortmunder Bewegungen anpassen und blieben indes recht kompakt.

Insbesondere um das Mittelfeldzentrum herum hatten sie oft gute Abstände. Zudem sorgte die gute Dortmunder Staffelung dafür, dass auch Schalke gut gestaffelt war; immer ein Paradoxon beim Bespielen einer mannorientierten Defensive. In der Grafik sieht man ganz gut, dass sich zentrak ein loses 2-1-2 ergab, was naturgemäß sehr stabil ist.

Dortmunds Offensivrouten

Deshalb wurde es auch nicht so häufig zum Problem, dass die Doppelsechs nominell in Unterzahl war. Stambouli und Bentaleb mussten die recht weit entfernten Castro und Kagawa kontrollieren und dazu lief Dembele in ihrem Rücken ein. Coke konnte Dembele nicht immer folgen. Diesen theoretischen Vorteil versuchte Tuchel im Laufe des Spiels zu katalysieren, indem sich Kagawa tiefer und breiter halbrechts positionierte, während Dembele von halblinks auf eine zentrale Zehnerposition auswich. Nun war Dortmund effektiv in Überzahl im Zentrum und Aubameyang band drei Abwehrspieler.

Dieser Vorteil wurde jedoch nur in einzelnen Szenen auch effektiv nutzbar, was eben an dieser Grundkompaktheit und der Struktur zwischen den Schalker Zentrumsspielern lag. Gewissermaßen stand Dembele fast immer im Deckungsschatten von irgendjemandem und Bartras Laserpässe fehlten dank Burgstaller.

Oft baute Dortmund dann über Schmelzer auf, der sich dann in tiefen Positionen einbinden musste. Seine direkten Anspielstationen waren dann zwar zugestellt, aber eben nur mannorientiert im Rücken. So konnte beispielsweise Castro einige dieser Szenen auflösen, indem er mit gutem Timing entgegenkam und dann einfach nach außen klatschen ließ. So kam der BVB einige Male über links nach vorne. Alternativ schlug Schmelzer lange Bälle, auf deren Abpraller Dortmund ganz gut positioniert war.

Derby Ballbesitz Schalke


Typische Struktur im Dortmunder Pressing, nachdem Schalke durch Dembeles Position auf die Seite von Kehrer geleitet wird.

Die Linie entlang an einer Raute vorbei

Im Spiel gegen den Ball leitete der BVB das Spiel meist vom rechten Schalker Flügel weg. Dembele interpretierte seine Position gegen den Ball sehr hoch, sodass Pässe auf Höwedes und Coke kaum zustandekamen. (Kehrer hatte etwa drei Mal so viele Pässe wie Coke.) Hinter den beiden Stürmern rückte Kagawa hoch heraus und Castro belauerte den Raum hinter Dembele. Wenn der Ball dann auf Kehrer kam, rückte Passlack aggressiv heraus, sodass Kehrer aus drei Seiten Druck bekam. Dortmunds Struktur ähnelte einer breiten, nach rechts geschobenen Raute.

Nun ist Raute ja das Ding, mit dem man das Zentrum gut kontrollieren kann, aber den Flügel nicht ganz so gut. Tatsächlich sorgte Kagawas zum Ball verschobene Zehnerposition dafür, dass die Schalker Doppelsechs einigermaßen gut aus dem Spiel war. Goretzka war indes im Einzugsbereich von Weigl. Schalkes offensichtliche Lösung zumeist: Choupo-Moting ging hinter Passlack mit und forderte dann Linienpässe in dessen Rücken. Dadurch, dass die Dortmunder Viererkette aus einer Fünferkette resultierte startete Piszczek nicht von der Rechtsverteidiger-Position sondern von weiter innen. Dadurch kam er oft zu spät, um Choupo-Moting sofort unter Druck zu setzen. Choupo konnte meist den Ball kontrollieren und versuchte dann möglichst risikofrei weiterzuspielen.

Im Laufe der Spielzüge über links kamen dann Burgstaller, Goretzka oder auch Bentaleb mit rüber. Das macht Schalke oft so und es schadet zwar der Struktur des weiteren Angriffsvortrags, aber sorgt für risikoarmen Raumgewinn links mit guten Gegenpressingmöglichkeiten. So konnte Schalke erst mal nur selten in strategisch wichtige Räume kommen, doch sie beschäftigten den BVB und drückten sich entlang der linken Seite immer mal wieder in Strafraumnähe.

Die Kompaktheit leidet unter dem Positionskampf

Erwähnenswert ist, dass beide Mannschaften mit ihrer jeweils gut passenden und asymmetrischen Grundstruktur auch immer wieder den Zugriff nach vorne suchten und aus dem mehr oder weniger tiefen Mittelfeldpressing auch mal ins Angriffspressing aufrückten und früh zustellten.

Diese Situationen waren allerdings nicht besonders effektiv, weil es beiden Teams an Kompaktheit zwischen den letzten beiden Reihen fehlte. Die Schalker Abwehr orientierte sich zum Schutz gegen Aubameyang recht früh nach hinten, sodass der Abstand zu den mannorientierten Zentrumsspielern häufiger groß wurde. Beim BVB führte die weiträumige Grundformation zu ähnlichen Problemen, sprich: Castro höher als in einer Doppelsechs, breitere Kette als normal, Dembele weit draußen, Kagawa und Passlack herausrückend, die Viererkette aber nicht so aggressiv nachschiebend.

So konnten beide Mannschaften nach langen Bällen einigermaßen viele zweite Bälle in der eigenen Hälfte erobern, ohne aus diesen direkt weitere Schnellangriffe entwickeln zu können. Die pressende Mannschaft bekam daher Zeit, sich in eine tiefere Grundstellung zurückzuziehen. Das Spiel war in diesen Situationen also sehr balanciert ohne große Vorteile auf einer der beiden Seiten. Quasi ein Waffenstillstand, der zu der Chancenarmut im ersten Durchgang führte.

Umstellungen neutralisieren sich beinahe

In der Pause versuchten beide Trainer mit Detailanpassungen Einfluss zu nehmen, ohne die akzeptablen Grundstrukturen ihrer Mannschaften zu beschädigen. Tuchel hatte schon im Laufe des ersten Durchgangs versucht, Dembele in einer zentraleren Position ins Spiel zu bringen. Nun wurde das mehr fokussiert, sodass der Franzose dann auch mit Kagawa für eine Phase schlicht die Position tauschte. Dieser Tausch ging beim Tor auf, insgesamt aber nur vereinzelt und wurde dann auch rückgängig gemacht.

Außerdem sollte Sokratis offenbar versuchen, seine freie Position dafür zu nutzen, anzudribbeln und das Spiel zu gestalten. Eventuell hätte ein Positionstausch mit Bartra hier mehr gebracht, denn Sokratis war damit etwas überfordert. Oft dribbelte er an, Burgstaller und Choupo-Moting fielen ein wenig zurück auf seine Höhe und das Schalker Mittelfeld zog sich zusammen, anstatt dass ein Spieler herausrückte und zum Beispiel Weigl freigab. Sokratis musste abbrechen und weiter hinten herum spielen.

Weinzierl tat seinen Beitrag, um Tuchels Anpassungen einigermaßen zu schlucken. So veränderte er die Struktur im Zentrum ein wenig. Aus Doppelsechs und Zehner wurde Sechser und Doppelacht. Bentaleb ging nun halblinks nach vorne und deckte Weigl von hinten statt von vorn. Goretzka konnte dadurch effizienter die Verbindung zwischen Castro und dem halblinken Dortmunder Offensivspieler kontrollieren als zuvor. Im ersten Durchgang mussten Bentaleb und Stambouli dafür einige Male ziemlich kurios umherschieben, das war nun sauberer strukturiert. Auch deshalb ging der Positionswechsel Dembeles nicht richtig auf.

Dortmund wird zu flach

Schalkes 4-3-3-Umstellung half ihnen außerdem in der Offensive, da Bentaleb nun eine deutlich bessere Position hatte, um die Angriffe auf der linken Seite zu unterstützen. Er war nun nicht mehr so leicht zu versperren und konnte eingebunden werden oder den Passweg auf den Sechser öffnen. Auch die Staffelung auf zweite Bälle war bei den Schalkern nun noch bisschen besser.

Nach der Dortmunder Führung bekamen die Gastgeber auch deshalb zunehmend Spielanteile. Sie konnten Dortmund häufiger an den eigenen Strafraum drücken und dort auch halten. Mit Meyer statt Stambouli hatten sie dafür auch zusätzliche technische Qualität auf dem Platz. Dazu brachten sie die Außenverteidiger mehr nach vorne und Dortmunds Intensität im Anlaufen ließ nach.

So kam der BVB zunehmend in Situationen, in denen sie mit Fünferkette, teils sogar in einer Art Sechserkette im Abwehrdrittel standen und dadurch an Offensivpräsenz einbüßen mussten. Hier wurden sie wieder von ihrer Art der Defensivorganisation bestraft: Die flexible Organisation der Kette und Formation hat den Zweck, die Absicherung gegen aufrückende Gegenspieler besser zu kontrollieren und damit die Formation von hinten aus zu stabilisieren. Wenn dadurch aber die Unterstützung der Pressingspieler wegbricht, sorgt das für einen Dominoeffekt, indem sich immer mehr Spieler immer tiefer fallen lassen und die Präsenz vorne abbricht.

Zwar kann der BVB in diesen Situationen immer noch stabil verteidigen, was zum Beispiel zum Sieg über die Bayern führte, doch sie tun das auf Kosten einer möglichen Dominanz und möglicher Konterangriffe. Schalke kam dadurch zu mehr Strafraumszenen und mehr Standards und daher letztlich zum verdienten Ausgleich.

Fazit

Das Spiel zeigte, dass die beiden Ruhrpott-Rivalen kompletten Fußball beherrschen. Strategisch sah man in der Partie fast die ganze Palette des Fußballs und in allen Phasen funktionierten beide Mannschaften ordentlich bis gut. Indes fehlte auf beiden Seiten aber das herausragende Element, um mehr als nur gleichwertig oder marginal besser zu sein. Am ehesten war noch Dembele ein solches Element, der durch Dortmunds spielerische Anlage auch zumindest wenige Male effektiv eingebunden werden konnte. Ansonsten gab es viel Geplänkel zwischen 22 gut organisierten guten Fußballern. Sehenswert und interessant, ohne den Wow-Effekt.

Zum Abschluss mein Fun Fact des Spiels: Verglichen mit dem Derby vor einem Jahr hat Schalke jeden einzelnen Feldspieler getauscht. Der BVB hatte immerhin acht neue auf dem Feld, wobei das letztes Jahr bisschen B-Elf war. Trotzdem eine ganz nette Illustration davon, wie viel bei beiden Klubs zur Zeit in Bewegung ist.

tobit 5. April 2017 um 17:14

Klasse Artikel – wunderschön geschrieben, MR!
Mir kam es zu Beginn der zweiten Halbzeit so vor, als hätten Bentaleb und Goretzka „einfach nur“ die Positionen getauscht. Dadurch kam Bentaleb ziemlich schnell ins Spiel, weil er nicht mehr zwischen Kagawa, Weigl und Passlack gefangen war (wo er sich aber vorher aber auch nicht wirklich aktiv rausbewegt hat), sondern jetzt eher versuchen konnte sich in Weigls und Passlacks Rücken (bzw. zwischen den beiden) freizulaufen. In diesem Bereich hat er einen großen Vorteil gegenüber Goretzka, der sich als Zehner zu oft eher auf Tiefenläufe oder passives Lauern an der letzten Linie im Wechsel mit sehr tiefem Ballabholen fokussiert.
Die Defensivformationen waren echt interessant – und sich irgendwie sehr ähnlich (nur halt bei S04 eher Mann- und beim BVB eher Raumorientiert). Alles irgendwie etwas wirr und nur schwer zu fassen.
Kagawa hatte in dieser Formation endlich mal wieder seine Paraderolle. Wie er presst, ist vom Timing und der Positionierung so ziemlich das Beste weltweit (ich kenne zumindest keinen Zehner, der so effektiv und effizient in jeder Höhe pressen kann). Auch das Zusammenspiel mit seinen Mitspielern am Strafraum oder im Konter ist aktuell wahnsinnig gut (allein seine Schnittstellenpässe sind der pure Zucker), wenn er nicht aus der Tiefe aufbauen muss. Interessant finde ich, dass er mittlerweile eigentlich immer der rechte Zehner ist (bzw. seine Grundposition nach rechts versetzt ist) und er dann von da aus viel diagonal nach links durchpresst während er früher eigentlich immer klar linksseitig gespielt hat.

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Rjonathan 5. April 2017 um 22:46

Ja, mein Gefühl war auch, dass es eher ein Positionstausch von Goretzka und Bentaleb war. Und ich habe ihn auch (mit meinen absoluten Laien-Taktik-Augen) als wirkungvoll wahrgenommen. Zum einen marschiert Goretzka lieber mit dem Spiel vor sich, zum anderen ist Bentaleb der wendigere, trickreichere Spieler wenn es eng wird. Und die Ballverluste, die er dabei mitunter produziert, fallen weiter vorne weniger ins Gewicht.

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tobit 6. April 2017 um 11:06

Ab der Einwechslung von Meyer war es – fand ich – dann eine sehr klare Doppelacht (bzw. fast schon Doppelzehn) aus Goretzka rechts und Meyer links mit Bentaleb auf der Sechs. Vorher war es vor allem defensiv noch meist Goretzka neben Stambouli.
Bentalebs und Goretzkas Dribblings aus der Tiefe sind oft der einzige Weg für Schalke, sich nach vorne zu wühlen, ohne am Flügel festgedrückt zu werden. Da mache ich beiden keinen Vorwurf, dass da Mal Bälle verloren gehen (sie haben selten wirklich gute Anspielstationen). Goretzka ist dabei stabiler, weil er seltener in die Engen geht (das würde ihm auch weniger liegen als Bentaleb) und generell eher dann dribbelt, wenn er einen klaren Kanal vor sich sieht. Bentaleb dagegen scheint oft eher mit den Dribblings den Ball halten zu wollen (zumindest kam mir das in den paar Spielen so vor, die ich gesehen habe), um dann eine gute Anspielstation zu bekommen. Das klappt nur viel zu selten, da sich selten jemand effektiv freiläuft. Besonders Goretzka hätte da Potential mit diagonalen Läufen nach links hinter das gegnerische Mittelfeld – dafür bräuchte man dann aber wohl wieder die 3er-Kette, um nicht zu offen zu stehen.
Wie siehst du Stambouli? Er wirkt irgendwie nicht gut eingebunden und scheint irgendwie keine klare Rolle im Aufbau (und im ganzen Spiel) zu haben. Er ist zwar meist ganz gut positioniert vor der Abwehr, aber wirklich gesucht wird er nicht.

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MR 6. April 2017 um 12:49

m.E. war Goretzka deshalb tiefer, weil Bentaleb sich an Weigl orientierte und Goretzka Richtung zwischen Castro und Dembele/Kagawa balancierte.

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FAB 6. April 2017 um 12:57

Ein starkter Move von Weinzierl wäre es Thilo Kehrer auf die 6 zu stellen. Er hat das extrem stark bei der U19 EM gespielt und ich würde ihm das zutrauen, ähnlich in dei Rolle zu wachsen wie Weigl beim BVB.
Ein gewisses Problem bei Schalke ist auch, dass Höwedes und Nastasic keine besonders guten Aufbauspieler sind, von denen kommt immer recht wenig kreatives, weshalb es mich etwas wundert, dass Badstuber keine Chance erhält.
Vor Kehrer eine Doppelacht Bentaleb und Goretzka wäre dann auch nicht so schlecht:
Fährmann-Höwedes,Badstuber,Nastasic-Coke,Kolasinac-Keher,Goretzka,Bentaleb-Burgstaller,Choupo-Mouting

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tobit 6. April 2017 um 14:11

Kannst du Kehrers Spiel auf der Sechs ein bisschen beschreiben? Was ich bisher von ihm gesehen habe war eher nichts, was eine Rolle wie die Weigls beim BVB möglich erscheinen lässt. Er ist mir bisher als robuster und relativ dynamischer IV/AV-Hybrid ein Begriff, der aber weder durch ein herausragendes Aufbauspiel noch besondere Pressingresistenz aufgefallen ist.

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FAB 7. April 2017 um 13:29

Was den Spielaufbau angeht ist Kehrer ist sicherlich ein anderer Typ als Weigl. Weigl ist ja der Typ Uhrwerk, der mit relativ gleichbleibendem Rhythmus für zuverlässige Strukturen sorgt, in denen dann andere durch ihre individuelle Stärke glänzen können. Zum BVB Spiel passt das optimal.
Kehrer wäre in diesem Sinne eher mit Kimmich vergleichbar. Sehr dynamisch, antizipierend.
Bei Schalke wäre er als 6er ja sowieso defensiv stärker gefordert, als Weigl beim BVB. Auch der Spielaufbau müsste etwas dynamischer, weiträumiger ausfallen. Auch wenn er im Kurzpassspiel vielleicht etwas schwächer ist als Weigl, so sind seine mittellangen, diagonalen Pässe sehr gut.
Pressingresistenz? – müsste man mal sehen. Da hat man sich bereits bei Neustädter vertan, der zwar unglaublich gutes taktisches Verständnis hatte, aber mit stärkeren Pressingdruck nicht wirklich klar kam, was aber zu seiner Zeit bei Gladbach noch nicht absehbar war.
Die Pressingresistenz des 6er hängt aber natürlich auch an den Bewegungen der 8er. Deshalb die Idee mit 5-1-2-2 und Goretzka und Bentaleb vor Kehrer. Ich denke auf Grund seines Selbstvertrauens und seiner Dynamik würde er sich auch an größeren Pressingdruck gewöhnen.

tobit 7. April 2017 um 15:14

Weigls Defensivleistung beim BVB sollte man nicht unterschätzen. Der hat regelmäßig riesige Räume zu kontrollieren und kommt trotzdem ziemlich gut in die direkten Zweikämpfe, die er dann auch ziemlich robust bestreitet. Da lässt man sich glaube ich leicht von seiner schmächtigen Statur täuschen, der kann echt zulangen und ist sich da auch für die schmutzigsten Zweikämpfe (und im Notfall auch mal den Konter per Foul zu stoppen) nicht zu schade (was sonst nur Sokratis konstant bringt).

Könnte Kehrer seine Diagonalbälle nicht auch als Halbverteidiger einbringen? Defensive Stabilität kriegt man ja auch mit anderen Spielern meist ziemlich gut hin, dafür müsste man ja nicht experimentieren.
Wenn man z.B. mit Stambouli als abkippendem Sechser vor der 3er-Kette aus Höwedes-Badstuber/Nastasic-Kehrer und dann aufrückenden Halbverteidgern agieren würde, könnte er die sogar aus ähnlichen Räumen spielen. In einer Rolle wie der von Stambouli könnte dann auch Geis als Sechser spielen, wenn es weniger Stabilität braucht. So könnte man das formativ aufmalen: http://lineupbuilder.com/?sk=t505
Bei 4er-Kette und Kehrer auf der Sechs ergibt sich im Moment ja erstmal das Problem, wer ernsthaft links verteidigen könnte (oder ist Kolasinac wieder fit?), da man ja nicht jedes zweite Spiel mit Schöpf UND Caligiuri als AV spielen kann (Coke scheint noch nicht fit genug für permanente englische Wochen zu sein, Riether und Aogo sind komplett außen vor). Ansonsten wäre eine Doppelsechs aus Kehrer und Goretzka mit Bentaleb davor (ich finde Goretzka auf der Zehn ziemlich unpassend, wenn man nicht wirklich nur kontert) sicher sehr stabil. Ich glaube aber nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, da neue Experimente zu machen. Schalke muss jetzt stabil (weiter)punkten, das Programm ist zwar (außer Leipzig) relativ machbar, aber erfordert trotzdem die volle Leistungsfähigkeit. In der Sommerpause gäbe es die Möglichkeit Kehrer ausgiebig auf der Sechs zu testen, dann stehen auch auf seinen anderen Positionen hoffentlich wieder ausreichend echte Alternativen bereit.

Rjonathan 7. April 2017 um 17:49

Ich weiß nicht genau in welchem Spiel, ich glaube zuletzt gegen Bremen ist er mir tatsächlich positiv durch Pressingresisitenz aufgefallen. An der Außenlinie ist das natürlich was anderes als im Zentrum, aber da waren schon ein zwei sehr souveräne Aktionen – mal mit Körpertäuschung, mal mit robustem Abschirmen.


Rjonathan 5. April 2017 um 07:51

Danke, sehr hilfreiche Analyse. Und geniale Überschrift. 🙂

Zur Schalker Aufstellung muss man anmerken, dass dieses Jahr Kolasinac verletzt aufiel und vor einem Jahr war Höwedes verletzt. Es gibt also *eigentlich* immerhin zwei Spieler in der Stammformation, die gleich geblieben sind. 😉

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Izi 6. April 2017 um 23:47

War nicht sogar der Torwart in beiden Spielen der gleiche?

Jedenfalls: Genialer Artikel auf gewohnt hohem Niveau!????????

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