TEs Bundesliga-Check, Spieltag 3: Wie in den Neunzigern

Die 90er sind zurück! Gladbach bringt die Manndeckung, Leipzig das Sacchi-Pressing. Außerdem in der Kolumne zum dritten Spieltag: eine Analyse der Spielaufbau-Probleme des Hamburger SV.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag drei Aspekte raus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Die Manndeckung lebt!

Um auch die Millenial-Generation an Spielverlagerung heranzuführen, starte ich diese Analyse mit einer Meme: WHAT YEAR IS IT? Diese Frage stelle ich mir Wochenende für Wochenende, wenn ich mir die Defensiven der Bundesligisten anschaue.

Die Manndeckung ist zurück! Unter einem anderen Namen (Mannorientierung) und in einem etwas anderen Gewand, doch der Trend ist nicht zu verkennen. Der Kollege Rene Maric hat einst in einem Taktiktheorie-Artikel erklärt, welche Formen der Manndeckung es gibt. Situative Manndeckungen, d.h. die Deckung eines Gegenspielers in einzelnen Situationen, nutzen nahezu alle Bundesligisten. Die Mehrzahl nutzt mittlerweile auch eine mannorientierte Raumdeckung, bei der man innerhalb der eigenen Formation im Raum verschiebt, aber einen Gegner deckt, sobald dieser in die Deckungszone eines Verteidigers eindringt. Schalke, Wolfsburg, Hoffenheim, Darmstadt, Ingolstadt und Augsburg sind Beispiele für Teams mit mannorientierter Raumdeckung.

Mittlerweile gibt es in der Bundesliga auch wieder Teams, die über diese Mischform der Mann- und Raumdeckung hinausgehen. Borussia Mönchengladbach ist das extremste Beispiel für eine Mannschaft, die sich komplett an den Gegenspielern orientiert. Auf dem ganzen Platz werden feste Zuordnungen erstellt:

gladbach-pressing-kolumne

Szene aus der Partie Gladbach gegen Werder: Gladbach in einer extrem mannorientierten Pressing-Situation. Jeder Gladbacher deckt einen Gegenspieler.

Diese Mannorientierungen auf dem ganzen Feld sind eine extrem aggressive Maßnahme; jedem Spieler steht ein Gladbacher Gegenspieler gegenüber. Gladbach ist dabei noch etwas extremer als Ingolstadt, die in der vergangenen Saison eine ähnliche Variante spielten. Dabei agierte Roger jedoch als „Libero“ hinter der vordersten Pressinglinie und verschob im Raum. Gladbach sichert das eigene Angriffspressing nicht durchgehend ab, sondern setzt bei hohem Pressing darauf, mit den direkten Zuordnungen das Spiel des Gegners zu blockieren.

Diese starke Form der Manndeckung spielt auch Eintracht Frankfurt. Gegen Schalke nutzten sie die Manndeckung ebenfalls in sehr hohen Zonen. Am Wochenende gegen Leverkusen zog man sich weiter zurück, agierte aber weiterhin eng am Mann. Der Gegenspieler war hierbei der erste Bezugspunkt für die Verteidiger, nicht etwa der Mitspieler oder die Position des Balls. Gerade die Variante von Niko Kovac erinnert in der Spielart doch stark an den Fußball aus den Neunzigern (nur dass Frankfurt wesentlich schneller und besser umschaltet). Eine Rückbesinnung auf alte Tugenden, könnte man fast sagen.

Das 4-4-2-Pressing lebt!

Die Manndeckung ist Teil Eins des 90er-Jahre Flashbacks. Teil 2 ist das Sacchi-Pressing. Damit bezeichne ich das Angriffspressing in einem 4-4-2, bei dem der Gegner auf die Flügel gelockt werden soll. Mit solch einem Pressing lässt aktuell Graslederkugelleibesübung Rasenballsport Leipzig aufhorchen. Ralph Hasenhüttl hat das System von Ralf Rangnick übernommen, setzt in Leipzig also (bisher) nicht auf sein favorisiertes 4-3-3-System.

Die Prinzipien, die Leipzig beim Pressing nutzt, ähneln stark jener Maxime, die Sacchi vor knapp 30 Jahren ausrief: Die ganze Mannschaft verschiebt gemeinschaftlich im Raum, die Stürmer laufen die gegnerischen Verteidiger an und locken das Spiel auf die Außenverteidiger. Dort schlägt Leipzig zu: Die Passwege zurück ins Zentrum werden verschlossen, Leipzig hat eine Überzahl in Ballnähe.

Leipzigs Pressing in der idealtypischen Variante: Die Stürmer laufen seitlich an und blockieren so die Passwege zwischen den Verteidigern. Es bleibt nur der Ball auf die Außenverteidiger, Leipzigs Außenstürmer läuft diesen an. Agiert der Gegner mit einer Dreierkette im Aufbau, können auch die Außenstürmer die äußeren Verteidiger pressen. In dieser Variante rücken die Außenverteidiger oder die Sechser auf die gegnerischen Außenverteidiger (grüne Linien).

Leipzigs Pressing in der idealtypischen Variante: Die Stürmer laufen seitlich an und blockieren so die Passwege zwischen den Verteidigern. Es bleibt nur der Ball auf die Außenverteidiger, Leipzigs Außenstürmer läuft diesen an. Agiert der Gegner mit einer Dreierkette im Aufbau, können auch die Außenstürmer die äußeren Verteidiger pressen. In dieser Variante rücken die Außenverteidiger oder die Sechser auf die gegnerischen Außenverteidiger (grüne Linien).

Diese Form des Pressing ist nicht bahnbrechend neu, sondern wurde – wie bereits beschrieben – bereits in den Neunzigern von Sacchi erfunden und angewandt. Leipzig kann dieses Pressing über 90 Minuten durchziehen, ohne Pause, ohne Ermüdungserscheinungen. Die Mechanismen funktionieren in der neunzigsten genauso wie in der ersten Minute, wie Borussia Dortmund am eigenen Leib spüren musste.

Passenderweise kommt es am morgigen Mittwoch zum Aufeinandertreffen der beiden höchst unterschiedlichen Philosophien: Leipzigs raumorientiertes gegen Gladbachs mannorientiertes Pressing. Es ist quasi ein Remake des Klassikers Inter Milan (Manndeckung) gegen AC Milan (Raumdeckung) aus den Neunzigern, damals mit Lothar Matthäus in einer Nebenrolle. Das Remake dürfte Zeitgeist-gemäß mehr Explosionen und ein höheres Tempo bieten. Ansonsten aber zeigt sich erneut: Die Fußballgeschichte ist keine Linie, sondern eine Spirale.

Krise beim Hamburger SV (mal wieder)

Um nach dem ganzen 90er-Kram die Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, folgt ein typisches 2000er-Klischee: der HSV in der Krise. Nach drei Spieltagen steht nur ein Punkt auf der Habenseite. Mit dem 0:4 gegen Leipzig haben sich die Hamburger auch das Torverhältnis versaut.

Eine Baustelle des Hamburger SV ist der Spielaufbau. Schon in der vergangenen Saison klaffte in der zweiten Linie beim HSV oft eine Lücke. Ein Sechser lässt sich meist fallen, die Außenverteidiger rücken wiederum auf. Es entsteht ein 3-1-5-1 im Spielaufbau, wenn die Außenstürmer vorrücken teilweise sogar ein 3-1-3-3.

hamburger-sv-aufbaustruktur

Hamburgs Spielaufbau: Aus dem nominellen 4-2-3-1 lässt sich ein Sechser fallen, es entsteht eine Dreierkette. Davor rücken die Außenverteidiger allerdings soweit vor, dass nur ein Sechser in der zweiten Linie verbleibt. Im Mittelfeld klafft eine große Lücke, die überspielt werden soll.

Die Hamburger wollen die zweite Linie direkt überspielen und direkt in die dritte Linie gelangen. Dort, so die Hoffnung, ist man bereits hinter dem gegnerischen Mittelfeld angelangt und kann den Angriff mit Tempo zu Ende spielen. Dieses Mittel dient also auch der Konterverhinderung: Bei dieser Struktur wären Ballverluste im Mittelfeld besonders gefährlich, dort spielt der HSV aber nicht hin. Wenn sie mit ihren Pässen in die dritte Linie durchkommen, sind sie glücklich; falls nicht, können sie immer noch ins Gegenpressing übergehen und schnell wieder in eine stabile Defensivordnung zurückkehren, ohne dass der Ball zu nah am eigenen Tor ist. (Dummerweise verlieren sie den Ball aber auch zu oft durch schlechte Aktionen in der Abwehrreihe, was das Konzept etwas ad Absurdum führt.)

Leider gelangt der HSV jedoch zu selten tatsächlich in die Räume, die sie anvisieren. Gut verschiebende Gegner wie Leverkusen oder Leipzig halten die HSV-Spieler stets im Deckungsschatten. Die Aufbaustruktur mit der Dreierkette ist wiederum zu ausrechenbar, um tatsächlich einen überraschenden Pass anzubringen. Durch die fehlende Anspielstation im zweiten Drittel weiß der Gegner zudem, was der HSV vorhat – und lässt diesen so lange spielen, bis sie zum langen Ball greifen (oder einen dummen Fehler machen).

In dem Sinne ist es auch egal, dass der HSV viele Millionen in neue Spieler investiert hat. Ob nun keine Pässe zu Kostic, Halilovic oder Schipplock kommen, ist am Ende des Tages auch egal. Hier muss man aber nicht unbedingt Bruno Labbadia kritisieren; dieser nutzt diese Struktur seit Jahren und hatte dank gutem Gegenpressing bei langen Bällen in der vergangenen Saison mit einer ähnlichen Spielanlage einigermaßen Erfolg. Vielmehr wurde verpasst, in Verbindungsspieler im zentralen Mittelfeld oder einen Aufbauspieler zu investieren.

Kurzfristig könnte man die Struktur verbessern, indem man einen weiteren Mann für das Mittelfeld ins Spiel bringt. Ein zurückfallender Zehner könnte einen Pass in die zweite Linie ermöglichen und das Gesamtkonstrukt weniger ausrechenbar machen. So ähnlich agiert Hertha BSC bereits. Halilovic wäre eine interessante Variante, ist aber laut Labbadia noch nicht weit genug für einen Startelf-Einsatz. So könnte mit Freiburg eine weitere Mannschaft mit einem starken Pressing die schwache Aufbaustruktur der Hamburger ausnutzen. Was wären die 2000er auch ohne HSV-Krise.

[Vielen Dank an MR, der mir bei diesem Textabschnitt half.]

Lange Analysen des 3. Spieltags

1. FC Köln – SC Freiburg
Bayern München – FC Ingolstadt

tobit 13. November 2023 um 15:08

11. Spieltag

Kicker:
—— Plea – Kane – Sané ——
—— Xavi —— Honorat ——
Grimaldo – Stiller —————
— Kossounou – Tah – Anton
———— Schwäbe ————

Meine Idee:
—————— Plea ————————
Sané ———— Kane —— Xavi ———
– Grimaldo — Stiller ——— Honorat
— Kossounou — Tah — Anton ——
—————— Schwäbe ——————

Heute mal ganz ohne nominelle Formation, weil man mit den Spielern basically jede Defensiv-Struktur großartig hinbekommt.

Die Ballbesitz-Idee ist jetzt auch nicht gerade kreativ. Positionsspiel mit starkem Dribblingfokus und Gegenpressing um Kane nicht so oft ins tiefe Verteidigen schicken zu müssen (auch wenn er das für einen Stürmer sehr gut kann). Je nachdem auf welcher diagonalen Achse man guckt, ist es am ehesten ein schiefes 4-1-3-2/2-3-3-2 (links hinten nach rechts vorne) oder ein 3-1-4-2/3-3-3-1 (RH > LV)

Sané beginnt auf links, da ist er in den ersten Spielphasen am wichtigsten um Grimaldo auch mal einrücken zu lassen, Xavi halbrechts seine Komfortzone zu geben und Plea vorne lassen zu können. Außerdem kann Honorat rechts den Flügel bestens allein beackern. Ob der das dann gerade als nomineller Außenverteidiger, Wingback oder Flügelstürmer tut ist ja recht egal, bzw kann man das vom Verhalten des Gegners abhängig machen.
Im letzten Drittel darf Sané sich dann aber so richtig frei austoben um seine Wahnsinns-Connection mit Kane voll zu nutzen. Grimaldo und Plea sind dann genug, um (halb)links immernoch gefährlich zu bleiben. Allgemein ist die Raumaufteilung ja auch ein bisschen linkslastig, da da die in Engen konstanteren Spieler stehen. Diese Unwucht soll auch so beibehalten werden, um auf der auch individuell etwas schwächeren rechten Seite nicht mehr Personal als nötig zu binden, dieses aber trotzdem noch anspielbar zu halten. Dass dadurch Platz für Sané’s Rochaden entsteht ist fast nur Bonus.

Antons Rolle ist auch noch recht interessant, weil er aus so vielen Grundpositionen so konstant sein Ding macht. Ob er jetzt ursprünglich Sechser, IV oder RV war, ist ihm schon in normalen Spielsystemen total egal. Er spielt den Ball zügig weiter, aber hat auch keine Angst mal was anspruchsvolles oder aggressives zu versuchen. Und er läuft sich unheimlich gut in seiner Zone frei, was bei vorgeschobenen IV ja oft eher eine Schwäche ist. Er macht das was John Stones bei Guardiola in den letzten 8 Monaten mühsam gelernt hat einfach schon von klein auf immer richtig.

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tobit 30. Oktober 2023 um 11:49

Hurra, ein Joker unter 30 Minuten. Wenn Bayern zu Zehnt gewinnen kann, kann ich das auch.

Wir starten ganz langweilig im engen 4-4-1/4-1-3-1 mit Xavi links, Sané rechts und Musiala auf der „Doppelsechs“ neben Haidara. Pressing ist natürlich eher passiv und versperrt die Mitte. Wie man halt so spielt in Unterzahl. Unser bester Defensivspieler ist halt der Ballbesitz. Also spielen wir den voll aus.

Unterzahl heißt natürlich auch, dass wir leichter zu pressen sind. Ziel Nummer eins ist also, effektiv wieder Gleichzahl herzustellen. Entweder geht also ein Angreifer zurück, oder der Torwart kommt nach vorne. Mit der Wahl Baumann oder Musiala, nehme ich Baumann.
Damit mir nicht langweilig wird (und Schlotterbeck nicht in die Rolle seines kleinen Bruders schlüpfen muss), wird Baumann zum zweiten, nicht dritten IV. Veljkovic geht auf die Sechs, wo er seine Ballverteilerfähigkeiten noch besser einsetzen kann aus der ersten Linie. Da wird er logischerweise von Haidara und Mazraoui flankiert, die dann den offensiveren Ballvortrag übernehmen. Raum schiebt links breit nach vorne, rechts hält Sané erstmal die Breite und vorne wechseln sich Kane, Musiala und Xavi mit den Besetzungen von Zwischenlinienraum und letzter Linie munter ab. Fertig ist das 2-3-5 (ohne Torwart). So sollten wir gegen die meisten Gegner gut durch Pressing und Übergangsspiel durchkommen.

Wir wollen aber natürlich das Tor nicht komplett ungeschützt lassen (auch wenn Kane für uns spielt, Stoppelkamp und Co. sind ja auch noch da), also muss Bauman irgendwann aufhören mit nachzurücken. Dadurch sind wir zwar theoretisch wieder in Unterzahl, aber im letzten Drittel ist das Feld klein genug, dass man das mit guter Staffelung (und der krassen individuellen Klasse der Angreifer) kaum merken sollte. Veljkovic und Mazraoui teilen sich die Restverteidigung halbrechts und Haidara kommt wieder mehr ins Zentrum. Da die meisten Bundesligisten aber eher wenige Rest-Offense Spieler vorne lassen, müssen sie eigentlich eher selten wirklich Deckungsaufgaben übernehmen. Meist stehen wir also im 1-3 oder 1-2 (wenn Mazraoui Sané vom Flügel befreit).
Das passt strukturell finde ich gut zu den Entgegenkomm-Mustern Xavi und Musiala, die sich in diesen Situationen ihre Bälle gern breiter oder sehr zentral abholen. Kane geht zwar am liebsten in die Halbräume, aber eher höher. Wenn er mal ganz tief kommt, ist das auch meistens zentral.

Kicker:
————————— Kane —————————
——— Sané —— Musiala —— Xavi ————
Raum ——— Engels — Haidara ——————
—— K.Schlotterbeck — Veljkovic — Mazraoui
———————— Baumann ————————

Grundformation:
————————— Kane —————————
————— Xavi —— Musiala —— Sané ——
Raum ————— Haidara —————————
—— K.Schlotterbeck — Veljkovic — Mazraoui
———————— Baumann ————————

Ballbesitz:
——————————— Kane ——————————
Raum ———— Xavi ———— Musiala ———— Sané
——— Haidara —— Veljkovic —— Mazraoui ———
———— K.Schlotterbeck — Baumann ——————
———————————— | ———————————

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Ein Zuschauer 30. Oktober 2023 um 15:25

Finde ich als Unterzahlvariante in Rückstand ja sehr schön! Defensiv wird’s schon happig, aber offensiv geht was. Ich frage mich, ob man in der Besetzung vielleicht sogar auf offensiveres Pressing setzen sollte, gerade wenn man auf Ballbesitz gehen möchte, aber etwas interessantes fällt mir nicht wirklich ein.

Antworten

tobit 30. Oktober 2023 um 16:37

Eigentlich ja, aber mir fehlt ein wirklich starker Pressingspieler. Sané ist zwar sehr gut, aber keiner der das anführt. Und die anderen drei sind entweder total wild oder recht passiv. Man könnte höchstens über starkes Verschieben dem Gegner den Weg nach vorne wegnehmen und lange Bälle erzwingen. Aber über ein ganzes Spiel hält man das auch nicht durch. Und in einer Schlussphase geht man dann doch eher einfach wild drauf bzw der Gegner gibt den Ball meist freiwillig ab.

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tobit 23. Oktober 2023 um 14:33

No notes. Passt alles super zusammen. Fokus dürfte eher auf schnellen Angriffen und gutem Gegenpressing liegen, da uns ein wirklicher Kontrolleur im Mittelfeld fehlt.

Gegen den Ball beginnen wir im 4-#-2 mit Kainz als linkem Achter, der aber natürlich mehr zum Flügel rausrückt als Goretzka auf der anderen Seite. Dort sind dafür eher RV Frimpong oder Marmoush zuständig. Marmoush rückt dann auch im tieferen Verteidigen oft als RA eines 4-2-3-1 mit zurück und nur Openda bleibt vorne.
Eine zweite Variante für’s Pressing wäre noch ein enges 4-3-3 mit Waldschmidt zwischen Openda und Marmoush, wenn man den Gegner nicht auf die tiefen Flügel spielen lassen will (wenn da z.B. ein Toni Kroos steht).

Im kontrollierten Ballbesitz geht Kainz dann sehr deutlich nach LA, gibt Breite und bietet Pacho eine longline-Anspielstation. Es entsteht eine Art 3-1-3-1-2 mit Frimpong auf dem anderen Flügel und Pacho in der ersten Linie. Dank der sehr umtriebigen und dynamischen Angreifer ist er da aber auch nicht komplett festgenagelt, sondern darf sich auch mal als Engenlöser ins Halbfeld bewegen. Den kann der überall helfende Goretzka neben sich schließlich sehr gut gebrauchen.

————— Openda ——— Marmoush ——
— Kainz —— Waldschmidt ———————
————— Martel — Goretzka — Frimpong
—— Pacho —— Tah ——— Anton ————
———————— Zetterer ————————

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Ein Zuschauer 27. Oktober 2023 um 18:04

Das erinnert mich irgendwie fast ein bisschen an das 3-4-1-2 das Tedesco mit Schalke in der Rückrunde 17/18 spielen ließ. Kenne aber Waldschmidt nicht so wirklich und hier ist dann Kainz links natürlich deutlich offensiver und nicht Caliguri rechts. Könnte man vielleicht defensiv auch so spielen wie das Schalke gemacht hat mit hohem Pressing und offenen Räumen im Mittelfeld die aber nicht mal Hoffenheim und Bayern wirklich anspielen konnten. Tah in der Naldo-Rolle.

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tobit 30. Oktober 2023 um 12:11

Strukturell sind da sicherlich ein paar Ähnlichkeiten da, aber so wirklich ähnlich ist es darüberhinaus nicht. Kainz und Caligiuri sind schon schwer zu vergleichen, weil Caligiuri halt für die Wingbackposition geboren wurde, und Kainz eigentlich ein Achter/Zehner ist, der in jungen Jahren wegen seiner Geschwindigkeit nach außen gedrängelt wurde.
Und das setzt sich dann in der Zentrale so fort. Martel und Goretzka sind auf der Sechs ganz andere Typen als Meyer und Bentaleb.
Waldschmidt und Goretzka sind auf der Zehn nicht ganz so verschieden. Beide ziehen gerne mal ab, suchen sonst gerne Wege ohne Ball in den Strafraum und sind generell recht umtriebig, aber Goretzka hat eine ganz andere Körperlichkeit und Wucht in seinen Aktionen (der Unterschied wäre beim heutigen Goretzka noch viel krasser, der hat ja richtig Muskeln draufgepackt). Gegen den Ball sind sie sich so ähnlich wie ein gelernter Mittelfeldspieler und ein gelernter Stürmer sich sein können: nicht besonders.

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Ein Zuschauer 30. Oktober 2023 um 14:39

Wobei das was du beschreibst auch nicht wirklich die Schalker Stammformation ist und bei Kainz und Caliguri würde ich dir was die Charakterisierung betrifft auch nicht ganz zustimmen. Mein Punkt war aber eher auf das Defensivspiel ausgerichtet, das man glaube ich schon ähnlich aufziehen könnte. Meistens hat die Zehnerrolle ja di Santo gefüllt, der defensiv schon sehr anders spielt als Goretzka und der ja ähnlich wie Waldschmidt gelernter Stürmer ist.

De facto hat das System auf Schalke auch teilweise mit McKennie und Goretzka auf der Sechs funktioniert und wurde insgesamt in unterschiedlichen Besetzungen genutzt. Bei Meyer würde ich was das Defensivspiel als Sechser betrifft doch eher vor allem eine gewisse Schwäche auszeichnet.

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Ein Zuschauer 30. Oktober 2023 um 14:43

Die Ähnlichkeiten waren für mich das 3-4-1-2 (das ja selten gespielt wird), Kainz und Caliguri (wobei ich Kainz etwas mehr als Außenspieler sehe als du und Caliguri mit Aspekten eines Achters, vor allem da er auf Schalke tatsächlich weniger über Flanken und viel auch über einrückende Aktionen kam) und die Parallele mit einem gelernten Stürmer auf der Zehn. Im Spiel mit dem Ball sehe ich da auch keine ähnliche Anlage aber gegen den Ball scheint mir schon, dass man das recht ähnlich auslegen könnte. Die Secherbesetzung variierte da bei Schalke häufiger und ich glaube Martel würde da auch gut reinpassen auch wenn er anders spielt als die damaligen Schalker Sechser.

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tobit 30. Oktober 2023 um 16:42

Gut, dafür erinnere ich mich zu wenig an Schalke damals. Hab nur Mal kurz auf die Analysen hier geguckt, wo eben Meyer und Bentaleb hinter Goretzka standen und Caligiuri einen klassischen Flügelläufer gespielt hat. Klar ist der auch mal diagonal, das ist ja einer der großen Unterschiede klassischer Wingbacks gegenüber klassischen AV. Und Caligiuri war ja auch auf der Acht viel mehr ein arbeitssamer Läufer als ein kreativer Engstellenlöser.


tobit 9. Oktober 2023 um 16:06

Nach der sehr ausgewogenen letzten Woche musste jetzt natürlich wieder ein Haufen Offensiver kommen. Dafür sind wirklich alle unheimlich passsicher und technisch stark. Wir setzen also volles Rohr auf Ballbesitz im gegnerischen Drittel.

Meine erste Idee war ein 2-3-4-1 mit Hofmann neben Larsson und Grimaldo, habe mich dann aber für eine Frankfurter 3er-Kette mit Hofmann als Libero entschieden. Grimaldo und Larsson auf der Doppelsechs, Coman und Frimpong außen und Sané im Sturm.
Die Spielrichtung ist etwas schief, die Rollen innerhalb dieser aber bis auf die Stürmer (Guirassy sehr zentral, Sané zwischen RA und Zehnerraum) ziemlich symmetrisch. Die linke Seite agiert halt einfach lieber etwas höher als die rechte, was sich strukturell quasi von selbst balanciert.

Für Hofmann als Libero hab ich mich entschieden, weil er seinen Spielstil unheimlich gut an seine Umgebung anpasst. Er kann das so bewusst wie nur ganz wenige andere. Deswegen hat er bei Flick z.B. auch quasi aus dem Stand als RV funktioniert.
Außerdem spielt er grundsätzlich sehr klar und geradlinig, was ich aus der Tiefe für wertvoller halte als den absurden Trickreichtum eines Wirtz oder Sané (Grimaldo und Larsson sind auf der Sechs unabkömmlich). Und er spielt ziemlich gute lange Bälle, die man beim Verlagern mit so vielen Tempodribblern gut gebrauchen kann. Dass er defensiv besser ist als die anderen Zehner weiß man ja sowieso.

Im letzten Drittel, wo nach Plan die Mehrheit des Spiels stattfindet hat man dank der blanken Weltklasse der fünf vorderen alle Möglichkeiten die Abwehr des Gegners zu knacken. Ein besonderer Fokus dürfte aber trotzdem auf Sané liegen, der in einem solchen System in allen relevanten Spielphasen und -disziplinen herausragende Qualitäten und mittlerweile sogar Führungsbewusstsein hat.

————— Guirassy ——— Sané —————
Coman ————— Wirtz ———— Frimpong
———— Grimaldo —— Larsson —————
— Schlotterbeck — Hofmann —— Kim ——
———————— Riemann ————————

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Ein Zuschauer 10. Oktober 2023 um 14:35

Könnte man das nicht einfach wirklich in einer Art 4-1-4-1 aufstellen? Hofmann als Libero überzeugt mich von der strategischen Intelligenz im Aufbauspiel her nicht so sehr, als Achter für einen offensiveren Wirtz absichernd scheint er mir plausibler.

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Ein Zuschauer 11. Oktober 2023 um 19:49

Vielleicht könnte man ja Grimaldo einfach stark einrückend spielen lassen.

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tobit 16. Oktober 2023 um 15:52

Klar könnte man theoretisch einfach aus einem 4-1-4-1 agieren. Wäre dann halt auf jeder Position so ziemlich die ligaweit offensivste Besetzung (mit Ausnahme von Larsson und evtl Sané). Mir wäre das zu viel Risiko für überaggressives Aufrücken aus der Hintermannschaft ohne Absicherung. Vorne braucht es Hofmann als absicherndes, balancierendes Moment deutlich weniger (und er wird darin immer besser, je weiter er seine Komfortzone verlässt), deswegen kommt er hinten rein. Und er muss da ja auch kein Stratege sein, ist Hasebe als IV ja auch nicht.

Antworten

Ein Zuschauer 27. Oktober 2023 um 11:59

Hasebe finde ich strategisch schon klar vor Hofmann. Auch was defensive Aspekte betrifft.
Auf der Acht kann Hofmann ja genauso gut im Mittelfeld Absicherung reinbringen. Findest du in dem Bereich Absicherung de Ligt, Kim und Larsson so schwach, dass sie da Hofmann brauchen? Gerade Larsson siehst du ja nicht so mega-offensiv. Coman würde ich persönlich nicht als offensivsten linken Flügelspieler der Liga sehen und wenn man ihn so sieht dann auch eher nicht als Flügelläufer. (Wirklich offensiv besetzt wären halt die Außenverteidiger und die Kombi Hofmann+Wirtz)
Außenverteidiger sind mega offensiv, aber in deiner Aufstellung hast du ja links mit Coman und Grimaldo auch eine ziemlich offensive Besetzung. Grimaldo würde dann denke ich recht offensiv agieren und tendentiell auch viel auf den Flügel driften, dann hat man nur Larsson und Wirtz im Zentrum was schon recht instabil klingt.

Antworten

tobit 27. Oktober 2023 um 18:17

Mit de Ligt wäre ich wahrscheinlich auch sofort beim 4-1-4-1 gewesen. Kim, Larsson und Schlotterbeck sind aber schon ziemlich schmal als Absicherung. Gerade die beiden IV sind (im Gegensatz zu de Ligt) vom Instinkt her alles, nur keine Absicherungsspieler.
Hofmann ist finde ich out of position sehr gut als unterstützender Raumbesetzer, auf seiner Stammposition eher nicht. Da spielt er dann egoistischer. Und ein Raumauffüller ist alles was Kim und Schlotti brauchen.

Coman sehe ich als Flügelläufer ehrlich gesagt sogar am besten aufgehoben (und da ist er dann einer der offensivsten der Liga). Als Außenstürmer fehlt ihm der individuelle Zug zum Tor, was ihn zu berechenbar macht um aus dem Stand Gefahr zu erzeugen. Als Flügelläufer kann er viel mehr aus der Bewegung heraus agieren und ist viel schwieriger zu verteidigen, selbst wenn der Gegner weiß, dass er am liebsten zur Grundlinie will. Sein Passspiel passt auch gut auf die etwas tiefere Position, weil es recht gleichförmig und für die Mitspieler gut zu antizipieren ist. Er spielt meist den offensichtlichen Ball zur Fortsetzung des Spiels, aber hat eben wenig Überraschungsmomente um eine Abwehr auszuhebeln (dafür hat es ja dann Schlotterbeck und Grimaldo hinter ihm).
Grimaldo ist sicherlich offensiv für einen Sechser. Er spielt aber in Leverkusen auch deutlich offensiver als früher, der kann sich problemlos beherrschen und tiefer bleiben.

– – –

WVQ, der hier ja auch gerne mitkommentiert hat, hat aktuell permanent probleme hier zu kommentieren. Vllt kann ein Admin da mal reinschauen. Oder ihr „besucht“ uns auf reddit.

Ein Zuschauer 30. Oktober 2023 um 15:00

Nach dem Kommentar verstehe ich nicht so ganz ob die „offensivste Besetzung der Liga“ auf das 4-1-4-1 oder das 3-4-1-2 bezogen hattest. Zumindest Ersteres konnte ich nicht nachvollziehen und du hast ja in Bezug auf Coman nur für Letzteres argumentiert. Kim+Schlotterbeck ist recht offensiv und auch Wirtz+Hofmann, aber sonst? (und recht offensiv ist die Besetzung mit Dreierkette ja auch.Wieso ich da auf de Ligt kam verstehe ich auch nicht mehr 😀
Zu den anderen Fragen: entscheidend ist doch wie man das 4-1-4-1 auslegt. Dazu hätte ich vielleicht noch mehr schreiben müssen. Wenn Grimaldo links eher invers spielt. Coman dann entsprechend tiefer, Wirtz auf halblinks und höher, Guirassy etwas linkslastig, Sané höher als Coman und Frimpong aufrückend Hofmann wiederum als halbrechter Achter eher balancierend dann sind da doch sehr viele in sehr guten Rollen eingebunden und das Gesamtkonstrukt ist recht ausgewogen. Wenn man in deine Aufstellung Hofmann durch Hasebe ersetzt fände ich sie noch besser, weil insgesamt noch abgesicherter, aber ich halte Hasebe auch für einen geheimen Weltklassesechser und Hofmann halt nicht. Umgekehrt meine ich schon Hofmann auch auf der Acht absichernd spielen gesehen zu haben. Habe ihn auch schon länger nicht mehr gesehen, vielleicht ist das die Krux. Hat er denn schon Mal Innenverteidiger oder richtigen Sechser gespielt?
Insgesamt ist das ganze gar nicht so unterschiedlich. auch im 4-1-4-1 hätte man dann Kim, Schlotterbeck, Grimaldo, Larsson, Hofmann absichernd nur halt in einer 2-3 statt einer 3-2 Absicherung und Hofmann halt halbrechts statt zentral. Und die Offensivaufteilung wäre minimal anders, mit Frimpong und Sané im Verhältnis deutlich tiefer!


tobit 2. Oktober 2023 um 13:50

# Die Kicker Elf des Tages in der taktischen Betrachtung – 6. Spieltag #

Wow, die vielleicht ausgewogenste und stabilste Elf, die der Kicker je gebracht hat.

Die individuelle Klasse im Zentrum ist nicht gerade das, was ich gewohnt bin, aber die Spielertypen sind interessant und passen gut zu den ziemlich präsenzhungrigen Spielern um sie herum. Entsprechend unterstützend sind ihre Rollen angelegt. Maloney bleibt konsequent absichernd vor der Abwehr oder füllt diese zur 3er-/5er-Kette auf. Mehlem als zweiter Sechser im 4-2-2-2 bewegt sich deutlich mehr in die Halbräume und kann im Pressing auch mal als Rautenzehner vor Grifo und Sané landen. Allgemein kümmert er sich aber auch viel um den Raum direkt vor der Abwehr, insbesondere natürlich wenn Maloney zum ZIV eines 3-5-2 wird.

Bader spielt rechts einen recht gewöhnlichen Außenverteidiger, hält sich aber in den Offensivzonen eher tiefer und absichernder als Grimaldo, der sich auch öfter mal in die Mitte bewegt. Dadurch entsteht natürlich auch Raum für Castellos „Lucio-Läufe“, und Lienhart darf etwas zentraler die Bälle verteilen.

Diese Aufteilung passt finde ich auch ziemlich gut zu Grifo und Sané, die beide sowohl außen als auch eingerückt große Qualitäten im Ballvortrag aber auch in der Vollendung mitbringen. Dabei ist Sané aber noch mehr Indivualist und Flügelstürmer, der lieber etwas größere Räume durchläuft und sich punktueller in Kombinationen einschaltet. Grifo versteht sich viel mehr als ausweichender Halbspieler im offensiven Mittelfeld. Er kombiniert viel konstanter und kleinräumiger und nimmt sich nur vereinzelt die klassischen Dribblings eines inversen Außenstürmers.

Daraus folgt dann auch ganz logisch die Seitenverteilung von Plea und Undav. Plea weicht halblinks viel aus und/oder sucht die Überladung mit Grimaldo und Grifo. Undav hält eher die letzte Linie um ein Rausrücken auf Sanés Dribblings zu blockieren und als Prallstation zu agieren.

Generell ist die Ausrichtung aber eher defensiv. Alle haben zuerst ihre Abwehraufgaben zu erledigen (da mache ich mir bei niemandem in dieser Elf irgendwelche Sorgen). Besonders viel Wert liegt auf der horizontalen Kompaktheit, damit Maloneys Rückzüge nicht zu einer Lücke im Zentrum führen und das darauf folgende Rausschieben der Außenverteidiger (und Halbzehner) maximal dynamisch erfolgen kann. Dabei zieht dann auch Undav weit mit nach hinten zwischen Grifo und Sané, während Konterspieler Plea eher mal ein bisschen zocken darf.

Kicker:
————— Plea ———— Undav —————
— Grifo ———— Mehlem ———— Sané —
———————— Maloney ————————
Grimaldo ———————————— Bader
———— Castello ——— Lienhart ————
———————— Müller ————————

Meine Idee:
————— Plea ——— Undav ——————
———— Grifo ———————— Sané ——
— Grimaldo ———— Mehlem —————
——————— Maloney ————— Bader
—— Castello ————— Lienhart ————
———————— Müller ————————

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AG 5. Oktober 2023 um 09:17

Interessante Geschichte, ich mache mir nur Sorgen um den Ballvortrag. Maloney wird das nicht leisten und auch Mehlem ist eher Ballschlepper als Passer. Insofern müsste das Aufbauspiel über die Außen gehen, z. B. wie du sagst über eine Dreierkette mit aktiven Halbverteidigern (die dafür die Qualität haben). Die Idee, Mehlem hochzuschieben und Grifo und Sané tief kommen zu lassen, um situativ eine Raute zu bilden, klingt auch gut. Vielleicht kann auch Bader immer mal wieder einrücken und so im Sechserraum aushelfen. Allerdings muss das Ziel eigentlich sein, den Ball auf den linken Flügel / in den dortigen Halbraum zu bekommen. Da fehlt mir jemand, der auch von rechts verlagern kann.

Kommt der Ball in höhere Zonen, mache ich mir weniger Sorgen. Dann würde ich auch Maloney wieder in den Sechserraum schieben lassen, vielleicht mit einem zurückhaltenden Bader als Unterstützung der Innenverteidiger.

Antworten

tobit 5. Oktober 2023 um 10:30

Maloney war auch hauptsächlich als Unterstützungs-/Prallspieler für die IV gedacht, damit die ihre sich ihre Pass- und Laufwinkel etwas mehr aussuchen können. Und ich finde die Kombi mit Mehlem eigentlich ganz interessant, weil viele Teams sich sehr darauf konzentrieren, keine Pässe aus dem DM heraus zuzulassen und dieses Team so gar nicht auf diese Pässe angewiesen ist. Bzw wenn mal Pässe aus dem DM heraus gespielt werden, sind das Situationen wo man die Struktur des Gegners sehr krass manipuliert hat.
Castello sehe ich ziemlich geeignet die Grifo/Grimaldo/Plea-Ballung anzuspielen. Von rechts könnte Sané verlagern, der hat da aus tiefen Zonen echt geile Bälle drauf. Insbesondere die direkt aus dem Entgegenkommen gespielten, wo er sich vorher quasi gar nicht dreht sind fast unmöglich zu antizipieren/verteidigen (aber natürlich nicht so perfekt präzise wie aus ruhigeren Situationen). In der Zeit soll ja auch Bader durchaus weiter vorschieben, während er sich in höheren Zonen genau wie von dir beschrieben eher als dritter Mann hinten hält.

Aufbauspiel ist bei den Kicker-Teams immer instabiler bzw auf einzelne Routen beschränkt, weil halt die richtig geilen Spieler dafür zu selten nominiert werden.

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AG 5. Oktober 2023 um 10:53

Klar, du hast da definitiv was gutes aus begrenzten Möglichkeiten gebastelt. Mein Kommentar zu links war nicht gegen Castello gerichtet, der ist quasi dafür prädestiniert. Ich würde nur erwarten, dass der Gegner das auch sieht und dementsprechend dort anläuft/zustellt. Vielleicht sogar ein 4-4-1-1 mit einem Stürmer, der Castello zustellt. Wenn Maloney fällt und Mehlem hochschiebt 4-4-2 mit ~freiem Maloney, dann Bogenlauf auf ihn mit IV im Deckungsschatten. Wenn Mehlem im Sechserraum bleibt, ist er ja im 4-4-1-1 zugestellt oder schnell zu pressen, und es bleiben hauptsächlich Pässe auf die AV übrig. Wenn Mehlem ungeschickt steht und der Diagonalpass von halbrechts auf Grimaldo belauert wird sieht das nicht gut aus.

Deshalb dachte ich auch an einen einrückenden Bader, um den Sechserraum nutzbar zu machen (wie du sagst situativ, mit manipuliertem Gegner). Vielleicht sollte aber auch Lienhart ab und zu aufrücken 😀 Die meisten Teams sind reaktiv genug, um sich an einen „toten“ Sechserraum anzupassen, deshalb muss davon zumindest theoretisch Gefahr ausgehen.

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AG 25. September 2023 um 14:34

Fünfter Spieltag ohne Überraschungen? Viele Siege für die Favoriten oder zumindest die Heimmannschaften, aber schauen wir mal genauer hin: Bayern, Dortmund, Leipzig, Leverkusen und auch Stuttgart konnten alle gewinnen, also noch keine Stolperer dabei. Bayern mit absoluter Überlegenheit gegen Bochum mit 4,8:0,1xG (7:0): das reichte sogar, um Leverkusen zu überholen.

Dortmund wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert, deshalb hier nur ein Hinweis an den Rest der Liga: der Ballvortrag vom BVB ist nicht der beste. Es gibt keinen Grund, mit passivem Abwarten ihre Schwachstelle abzustellen! Brandt auch wieder mit sehr guter Performance (0,4xG, 0,7xA). Vielleicht interessant: die Halbverteidiger waren wieder diejenigen mit den klar meisten progressiven Pässen (10/12*), und es ging deutlich mehr über die linke Seite, da Bynoe-Gittens den Ball vorwärts tragen konnte und Ryerson nicht.
*[Progressive Passes: Completed passes that move the ball towards the opponent’s goal line at least 10 yards from its furthest point in the last six passes, or any completed pass into the penalty area. Excludes passes from the defending 40% of the pitch]

Bei Leipzig stellt sich langsame die Frage, ob sie Glück haben oder ihren Aufwand stark begrenzen, wenn sie vorne liegen. Ihre xG-Differenz ist nur +0,2/90 und war praktisch gleich mit Gladbach, aber mehr war ja anscheinend auch nicht nötig. Für die Unterscheidung sind leider fünf Spiele zu wenig, das bleibt also unter Beobachtung. Leverkusen und Stuttgart beide diese Woche sehr stark gegen schwache Gegner (+3 bzw +2 xGD), sieht für beide nach einer tollen Saison aus. Selbst Guirassy weiter glücklich mit 10 Toren aus 4,3xG.

Union Berlin erfährt gerade selber, was sie die letzte(n) Saison(s) anderen angetan haben und kassieren nicht nur erste Tore, sondern auch unglückliche Niederlagen. Freiburg auch wieder mit einer etwas schwächeren Saison, und Frankfurt wie Wolfsburg sehen eher nach solidem Mittelfeld aus. Hoffenheim dagegen mit einem glücklichen Start, nach xG unterscheidet die Teams nicht viel. Einer davon wird nächste Saison europäisch spielen, aber wer bleibt wohl noch eine Weile offen.

Werder Bremen und Augsburg scheinen sich stabilisiert zu haben mit xG-Differenzen um Null/90: meistens solide und ein paar Ausreißer nach unten gegen starke Teams. Wenn das länger hält, sind sie wieder sicher. Bei Augsburg hängt das mit Demirovic (2,7xG, 1,7xA) zusammen, bei Werder ist mir das noch nicht ganz klar.

Dann gibt es aktuell sechs klare Abstiegskandidaten (wobei noch viel bei den anderen passieren kann). Gladbach, Köln und Mainz stehen da besser da mit xGD von -0,3 bzw. -0,5/90. Außerdem können die alle prinzipiell noch nachlegen, und Köln und Mainz haben ziemlich gute Trainer. Sollten Werder und Augsburg allerdings weiter kontinuierlich punkten, wird das Risiko auch für diese drei groß.

Bochum, Heidenheim und Darmstadt haben alle eine richtig miese xGD von schlechter als -1xG/90. Ein Glück für Bochum liegt es bei ihnen aber vor allem an dem aktuellen Spiel gegen die Bayern (s.o.). Das Eröffnungspiel gegen Stuttgart war auch sehr schlecht, die drei Untentschieden waren aber kompetitiv (gegen Frankfurt waren sie sogar klar besser). Hier ist genug da, um die Klasse zu halten. Heidenheim hat allerdings kontinuierlich auf die Nase bekommen – sie haben nach xG klar die schlechteste Verteidigung mit 15xG gegen sich. Dafür haben sie aber auch gezeigt, dass sie Chancen herausspielen können: mit 8,5xG stellen sie die 7. beste Offensive. Wenn ihr Trainer die Balance besser eingestellt bekommt, könnte es auch für sie reichen, da muss aber erst noch was passieren. Darmstadt dagegen ist einfach lost: schlechteste xG-Offensive bei zweitschlechtester xG-Defensive. Einzige Lichtblicke? Fehlendes Spielglück gegen Gladbach (=rote Karte eingehandelt) und Union (Überzahl erst nach 0:3, dann Chancen nicht genutzt), dazu starke Gegner mit Stuttgart und Leverkusen auswärts.

Vorhersage? In fünf weiteren Spielen wissen wir mehr, aber die Trends zeichnen sich klarer ab.

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tobit 26. September 2023 um 00:16

Ich hab auch ne kleine Spieltagsspielerei. Ich gucke mir die Kicker Elf des Tages an und Versuche ihnen eine erfolgversprechende (oder zumindest interessante) Taktik überzustülpen.

Wenn der kicker mir fünf Stürmer gibt, dreh ich auch mal ein bisschen am Rad. Wir beginnen im echten 3-4-1-2 (also mit den Wingbacks klar vor der Abwehr) aber besetzen das etwas anders und werden dadurch ein bisschen schief. Kabak spielt den zurückhaltenden Sechser neben dem beweglichen Palacios, Sané übernimmt den rechten Flügel und Boniface und Mazraoui spielen die Halbpositionen neben Ausputzer de Ligt.

Generell wird vorne eher recht passiv zugestellt, damit die Stürmer nicht zu schnell überspielt werden, dafür rücken dann gerade die Halb- und Flügelspieler aggressiv nach und es wird auch mal mit Hilfe der individuellen Athletik 1vs1 an der Mittellinie verteidigt (auch deswegen Kabak nicht als Halbverteidiger, der mir da nicht schnell genug für wäre). Sané z.B. kann viele diagonale Pressingläufe auf den gegnerischen LIV oder sogar den TW anbringen während sich Kane etwas tiefer an den Sechsern orientiert und Demirovic die Verlagerung auf den RV blockiert.

In Ballbesitz agieren wir neben grundlegenden Positionsspielkonzepten nach einem recht simplen Prinzip: Vom Formationsrand wird aggressiv (und diagonal) angedribbelt und in der Formation wird klatschen gelassen. Links kommen diese Dribblings insbesondere von Halbraumlibero Boniface, rechts natürlich von Sané. Aber alle anderen sind genauso fähig und angehalten, von Zeit zu Zeit diese Situationen zu suchen. Etwas aus diesem Prinzip heraus fallen die gelernten IV und Demirovic, die zwar ständig am Formationsrand stehen, aber sich mehr auf das Aufrechterhalten des „Rahmens“ konzentrieren und das Feld nicht zu kurz werden lassen. Auch am Strafraum bleiben wir diesem Prinzip treu, es wird aber durch Tiefenläufe in den Halbräumen ergänzt, die entweder von den Andribbelnden direkt oder nach einer Ablage aus dem Mittelfeld bedient werden sollen. Diese Tiefenläufe kommen natürlich oft von Demirovic, Grimaldo und Sané aber auch die Halbverteidiger dürfen hier sehr aktiv sein, da die anderen beiden Verteidiger und die Doppelsechs als Restverteidigung ausreichen. Kane bleibt erstmal weiter als ballsichernder Wandstürmer im Zentrum, darf sich aber natürlich auch an den Positionsrochaden (damit jeder mal dribbeln darf, muss man halt jeden auch an den Rand rochieren) beteiligen. Er bekommt seine Abschlüsse dann hauptsächlich über die Querlagen der Tiefenläufer, die (bis auf Boniface) ja eher vorbereitende Typen sind.

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tobit 26. September 2023 um 00:18

Auf Reddit: https://reddit.com/r/spielverlagerung/s/I5pBREaden
Und die Formationsgraphik: http://sharemytactics.com/200205/

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AG 26. September 2023 um 14:22

Abgefahren, aber leider etwas schwer nachzuvollziehen ohne Kickerliste. Kannst Du das bitte mal aufschreiben? Boniface als Halbverteidiger ist schon sehr krass, da sehe ich eher Demirovic mit progressiverem Passing und defensivem Einsatz (dafür weniger Dribblings).

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WVQ 26. September 2023 um 17:12

Hehe, da mußte ich jetzt gut lachen. Schöne wilde Idee! Würde ich gerne mal auf dem Platz sehen.

(Für Nicht-Kicker-Leser wäre ein kurzes Aufschreiben der Grundformation allerdings wirklich hilfreich.)

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tobit 26. September 2023 um 17:31

Die Kicker Elf des Tages kann man auch auf der Website sehen. Ich poste es auch immer auf Reddit, da kann man auch Links einfügen ohne auf Freischaltung warten zu müssen.

Beim Kicker:

Boniface – Kane
Demirovic – Kramaric – Palacios – Sané
Grimaldo – de Ligt – Kabak – Mazraoui
Schuhen

Bei mir dann:

Demirovic – Kane
Grimaldo – Kramaric – Sané
Kabak – Palacios
Boniface – de Ligt – Mazraoui
Schuhen

Ich hab schon mit Absicht Boniface nach hinten gestellt, weil er deutlich athletischer und eben viel am dribbeln ist. Ziel ist es ja auch nicht, dass er gewöhnlicher Halbverteidiger bleibt, sondern sich brachial nach vorne einschaltet (inspiriert von „Halbraumlibero“ Alaba 14/15). Habe auch über Demirovic und Kane nachgedacht, die die Position eher unterstützender bzw. spielmachender interpretiert hätten. Ich wollte jetzt nach den eher konservativen oder stabilisierenden Ideen der ersten Spieltage mal was sehr aggressives machen. Und jede Woche nur Boniface und Guirassy vorne drin ist mir auch einfach langweilig geworden.

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AG 28. September 2023 um 13:45

Danke, vielleicht melde ich mich auch einfach mal bei Reddit an…

Ich frage mich, wie viel Platz Boniface zum Andribbeln hat bei einer 3-2-Staffelung. Natürlich spannend, wenn er dynamisch höhere Räume besetzen kann, das dürfte aber eher situativ sein, fürchte ich.

Bei so einer absurd offensiven Aufstellung muss aber eigentlich auch eine offensive Grundordnung her. Wie wäre es mit einem 3-#-3?
Boniface
Sané – Kane – Demirovic
Grimaldo – Kramaric
Palacios
Kabak – de Ligt – Mazraoui
Schuhen (wie es der denn hier gelandet?)

Die Halbverteidiger können andribbeln, Kane und die Außenstümer können sich fallen lassen, Grimaldo und Kramaric in den Rückraum stürmen. Sollte der Ball verloren gehen: Gegenpressing und Hoffen 😀

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tobit 28. September 2023 um 14:45

Links ist schon ziemlich viel Platz zum reindribbeln. Kabak war von der Idee her sehr zentral, und Palacios hauptsächlich halbrechts und auch höher unterwegs.
Boniface war halt an den Spieltagen vorher auch schon in der Elf des Tages. Deswegen wollte ich Mal was anderes mit ihm machen, als ihn nur vorne rein zu stellen. Sonst hätte ich wahrscheinlich 2-3-2-3 mit Kane auf der Sechs, und Kramaric/Palacios-Doppelacht gemacht.
Und es ist halt ziemlich oft so offensiv, weil der Kicker Sechser und nichtscorende Zwischenspieler hasst. Ich darf mir also ziemlich oft „kreative“ neue Betätigungsfelder für Spieler ausdenken. Und es häufen sich auch oft einzelne Spielertypen oder Positionen (z.B. mal 3 RV plus mehrere weitere Flügelspieler). Wandstürmer auf der Sechs ist da mittlerweile fast schon die langweilige Standardmethode (wie 2010 das 4-4-2 als Formation), weswegen ich das jetzt öfter zu umgehen versuche.


AG 15. September 2023 um 08:35

Da bald die Länderspielpause vorbei ist, noch einige Gedanken zum letzten und zum nächsten Spieltag! Denn wofür soll man xG anschauen, wenn man nicht orakeln will?

Fangen wir mit den richtig guten Teams an mit xG-Differenz >1: Bayern und Leverkusen beide mit richtig gutem Start und dominanten Spielen am 3. Spieltag (je ein unglückliches Gegentor aus <0.5xG kann man verschmerzen, wenn man trotzdem gewinnt). Umso besser für das Narrativ, dass beide am 4. Spieltag gegeneinander antreten. Die Bayern zu Hause spielen und haben bisher die beste Offensive wie Defensive der Liga (nach xG) – gegen sie zu wetten wäre unlogisch, also erwarten wir einen Bayernsieg. Das ist das Must-See-Spiel des Spieltages, das sollte aber jedem schon vorher klar gewesen sein.

Vielleicht noch ein schnelles Wort zu den prominenten Zugängen: Kane und Boniface haben beide bisher 260 Minuten in der Buli (also viel zu wenig für eine Interpretation). Kane ist bisher mit 0,66xG/90 und 4,5 Schüssen/90 deutlich stärker als letzte Saison, das ist Weltklasse. Boniface dafür bei 0,9xG/90 und absurden 7 Schüssen/90 – das wäre Ronaldo-Territorium! Erwartung hier ist (für beide?) eine Rückkehr auf die Erde, aber da ist noch viel Platz, um trotzdem fantastisch zu sein.

Dortmund dagegen kriegt die Verteidigung nicht dicht. Drei Spiele gegen Köln, Bochum und Heidenheim und jeweils mehr als 1xG zugelassen, gegen letztere sogar 2xG. Da können auch bei starker Offensive peinliche Unentschieden rauskommen. Am nächsten Spieltag in Freiburg werden sie nochmal richtig getestet – hier gibt es große Fragezeichen nach unten.

Neues Überraschungsteam auf Platz 3 mit drittbester xG-Differenz +0,75/90 ist Stuttgart! Nach Jahren des Pechs scheint da was zurückzukommen, und ein glückliches 5:0 gegen Freiburg hat das unterstrichen. Ihr nächstes Spiel geht gegen Mainz, die einen richtig miesen Spieltag hatten. 0:4 in Bremen untergegangen, und nach xG nicht unverdient. Insgesamt sollten sie nach xG-Differenz stärker als ihre bisherigen Ergebnisse sein, gerade zu Hause, aber auch hier sammeln sich langsam Fragezeichen. Stuttgart sollte die Nase vorne haben, es wird aber ein schweres Spiel.

Dann noch ein Wort zu den Abstiegskandidaten: Werder und Augsburg sehen nach drei Spielen mit je -0,5xG/90 nicht gut aus, bei Augsburg steht dabei aber bisher ein schlechtes Spiel gegen die Bayern und zwei ordentliche gegen schwache Gegner, während Werder zwei katastrophale Spiele (eins auch gegen die Bayern) und ein fantastisches gegen Mainz absolviert hat – dort hat aber auch ein Elfer in der 3. Minute geholfen. Der nächste Spieltag sollte hier etwas Gewissheit bringen, aber nicht für Augsburg: in Leipzig sollten keine Punkte zu holen sein. Dafür hat Werder einiges zu beweisen in Heidenheim.

Das ist das Stichwort für Bochum, Heidenheim und Darmstadt, alle mit knapp unter -1xG/90. Das muss schnell viel besser werden, mit solchen Werten ist man in den letzten Jahren immer abgestiegen. Heidenheims Chance ist am 4. Spieltag da besser als Bochums, die müssen gegen ein ausgeruhtes Frankfurt ran. Darmstadt hat dafür am letzten Spiel Sonntag Gladbach da. Und Gladbach sind bisher das schlechteste Team der Liga.

Gladbach hat eine xG-Differenz von -1,5/90 (die Tordifferenz passt dazu). Es zieht ihren Schnitt sicherlich runter, dass sie gegen die beiden besten Teams Bayern und Leverkusen ranmussten, da hatten sie aber jeweils gar keine Chance (<1xG selber, Diff. ca. -2xG/90). Das allererste Spiel war gegen Augsburg, und das ging nicht nur 4:4 aus, sondern sie haben auch noch in den xG mit 1,7:2,3 schlecht ausgesehen. Vermutlich setzt sich bald doch noch die individuelle Klasse von Gladbach durch und das war nur ein harter Start, aber sicher ist das nicht. Definitiv ein Match, das man beobachten sollte.

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AG 17. September 2023 um 22:21

Der vierte Spieltag ist rum und es ist eine Menge passiert. Da die xG-Werte noch nicht bei FBREF stehen alles nur vorläufig, aber auch so gibt es viel zu sagen.

Das Spiel Bayern – Bayer war definitiv sehenswert und ist doch tatsächlich unentschieden ausgegangen. Ich fand Wirtz und Boniface extrem beeindruckend (ohne überrascht zu sein 🙂 ). Wirtz hat immer wieder Platz im Zehnerraum gefunden und sehr schnell sehr gute Pässe daraus gespielt. Wie war der Begriff – Nadelspieler? Passt auf jeden Fall gut auf ihn. Und Boniface mit einem enormen Zug zum Tor und dazu konnte er sich mehrfach gegen mehrere Spieler soweit durchsetzen, einen Schuss abzugegeben. Generell hat er ziemlich oft geschossen – ich bin gespannt auf die Statistiken.

Dortmund habe ich nicht gesehen, aber kein Wunder, dass sie sich bis zur roten Karte von Höfler schwer getan haben. Wolfsburg gegen Union wirkt dagegen eher wie ein Spiel, das sonst immer Union gewonnen hat: 8:19 Schüsse und ein frühes Tor für Wolfsburg… Die Eintracht wirkt auch nicht gerade souverän beim 1:1 in Bochum mit 22:8 Schüssen. xG wird hoffentlich bei der Einordnung helfen.

Ansonsten sind aktuell alle Teams ab dem 11. Abstiegskandidaten: Heidenheim, Werder, Bochum, Gladbach, Augsburg, Köln, Darmstadt, Mainz. Gladbach war in der ersten Halbzeit gegen Darmstadt richtig schlecht, und die rote Karte könnte sie gerettet haben. Hier würde ich tatsächlich auch Seouane in Frage stellen. Passt das Team nicht zu seinem Stil, fehlt die individuelle Klasse im Team? Bei Köln und Mainz bin ich dafür zuversichtlich: Mainz hat genug Klasse und einen guten Trainer, und Köln hat zu viel verloren, sodass ich nicht wüsste, welcher Trainer mehr Erfolg haben soll.

Mehr mit mehr Daten zur Auswertung!

Antworten

tobit 18. September 2023 um 17:23

Bonifaces Abschlussquote ist verdammt hoch. 17,9% seiner Ballkontakte enden mit einem Schuss, Osimhen liegt ebenfalls bei 18%, Haaland (mit zwei Schüssen weniger als Boniface) bei absurden 26,5%. Der nächstbeste (mit min 15 Schüssen) ist dann schon Aubameyang mit „nur“ 14,6% Schussquote.
Interessantes Artefakt in den Statistiken bei whoscored: Wenn man in den Top5-Ligen kontern will, braucht man Nigerianer. 3/7 mit drei Konterabschlüssen stammen aus Nigeria, plus Awoniyi und Iwobi noch mit 2 Abschlüssen (und 5/13 wurden auch verwandelt, insgesamt nur etwa 20%).

Dortmund würde mich auch sehr interessieren, was da nach der ersten halben Stunde passiert ist (bin dann zu City gewechselt um mich nicht zu sehr aufzuregen). Man liest von 3er-Kette und Malen/Füllkrug Doppelspitze, habe aber bisher noch nirgends eine genaue strukturelle Beschreibung gefunden. Mir fehlt auch etwas die Fantasie, wer da außer Wolf (der keine Stammspieler-Qualität hat) sinnvoll als Wingback in Frage käme, denn Ryerson und Bensebaini sind das beim BVB nicht.

Seoane hat mich noch nie überzeugt. Und nach seinem Ende in Leverkusen wäre er der absolut allerletzte, den ich einer mental so instabilen Mannschaft wie Gladbach vorsetzen würde. Aber ich hätte auch Farke nicht gefeuert, weil der aus der Mannschaft noch mehr rausgeholt hat, als ich vor seiner Saison erwartet hatte. Ich bin da letztes Jahr schon von Abstiegskampf ausgegangen, weil da sobald ein Stammspieler ausfällt sofort alles zusammenbricht.
Das Transferschema passte auch nicht so wirklich zum eigentlich selbst verordneten Sparkurs. Wenn man wenig Ablöse zahlen kann, kann man nicht jedes Jahr ein „Project“ für 8-10m holen (auch wenn die zugegeben gut gescouted waren). Und AdHoc-Ersatz a la Omlin oder Friedrich eher auch nicht. Oder die ganzen lukrativen Verkäufe, die man nicht gemacht hat (zuletzt die Elvedi-Posse).

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AG 19. September 2023 um 08:18

Danke, das ist in der Tat spannend! Boniface hat in dem letzten Spiel wirklich 8 mal geschossen. Für 0,8xG! Gegen die Bayern! Und dazu mal eben viermal an Bayernspielern vorbeigedribbelt. Was für ein Typ.

Guirassy muss natürlich auch hervorgehoben werden. 8 Tore aus 3,1 xG heißt natürlich auch, dass er nicht ganz so heiß weitermachen wird. Das sind aber trotzdem 0,8xG/90, auch das wäre verdammt stark über die Saison für Stuttgart (Achtung, nur vier Spiele!). Sollte er diese Quote realisieren können, bräuchte er nur noch 15 Spiele, um insgesamt 20 Saisontore zu erreichen 😉

Die xG-Werte sind seit gestern früh da, und der erste Blick sieht für Gladbach und Seouane gut aus: 3,9 zu 1,2 gegen Darmstadt. Allerdings kann man sich das im Detail Schuss für Schuss anschauen, und oh je. In der ersten Hälfte hat Gladbach nur 4 Schüsse für 0,5xG abgegeben, und haben Darmstadt 11 Schüsse und 1,0xG zugelassen (Darmstadt sollte übrigens weniger verschwenderisch sein und weniger 1%-Schüsse abgegeben). Ohne die rote Karte wäre Gladbach nicht zurückgekommen, das ist schon verheerend. Bei der Konkurrenzsituation ist das Risiko nicht sehr hoch, und ich erwarte auf jeden Fall eine Verbesserung. Aber das aktuelle Fazit muss sehr negativ sein.

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AG 22. September 2023 um 10:53

Noch ein kurzer Blick auf den 5. Spieltag: dort stehen weniger große Spiele an. Hauptfrage ist, wer von den CL- und Titelaspiranten sich souverän durchsetzt und wer früh stolpert.

Daneben bleibt der BVB Wackelkandidat: Das CL-Spiel gegen PSG war ja eher peinlich. Die Niederlage ist nicht weiter schlimm, aber sich tief hinten reinstellen und trotzdem Chancen zulassen, wenn der späte Ansturm stattdessen ein Chancenplus generiert… Schauen wir mal, wie sie sich gegen ein gut gestartetes Wolfsburg schlagen. Die erscheinen mir bisher eher glücklich zu sein, aber vielleicht war auch noch nicht mehr nötig.

Bei Augsburg gegen Mainz steht viel für die Teams auf dem Spiel. Für Bremen und Köln geht es auch um einiges, vielleicht sehen wir da auch mehr, wo die jeweiligen Teams jetzt stehen. Alle wie gesagt mit großen Problemen. Ebenso Frankfurt und Freiburg, wobei es dort natürlich eher um Chancen nach oben statt Gefahr nach unten geht. Und ich werde ein Auge auf Gladbach zu Hause werfen. Gegen Leipzig wird zwar schwer, aber eigentlich dürfen sie das Spiel nicht einfach aufgeben. Und wenn das gar nichts wird, könnte hier die erste Trainerentlassung der Saison folgen. Sollte Gladbach aber punkten, und wollen sie wirklich den Weg zu einem Spielstil à la Seouane einschlagen, kann ich mir auch vorstellen, dass sie die ganze Saison durchziehen.

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WizzOo 26. September 2016 um 12:08

Relativ spät noch eine Frage zum HSV:
Wäre denn Marcelo Diaz ein geeigneter Verbindungs- oder Aufbauspieler gewesen?

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Kaiser5 21. September 2016 um 10:01

Schipplock ist kein Spieler des HSV 😉

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TE 21. September 2016 um 15:21

Naja, was ich sagen wollte: Es ist egal, ob da vorne die teuren Neueinkäufe Kostic oder Halilovic keine Bälle bekommen oder der abgegebene Ex-Spieler Schipplock.

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Goalimpact 21. September 2016 um 09:41

Nicht nur die Bundesliga kommt in den englischen Wochen auf Betriebstemperatur, sondern auch Du Tobias. Super Kolumne!

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a_me 21. September 2016 um 08:57

Ich weiß, das ist keine Frage, die einfach zu beantworten wäre, aber: Ist das jetzt „gut“ oder „schlecht“?

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The Soulcollector 21. September 2016 um 09:54

Falsche Frage.
Die Frage ist. Hat man damit Erfolg oder nicht?

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FAB 21. September 2016 um 09:54

Ich glaube so genau sollte man die Kolumne jetzt auch wieder nicht nehmen.
Allerdings gibt es Manndeckung tatsächlich erst seit den 90ern???
Ich hätte die Manndeckung in Reinform den 80ern zugeordnet. Beispielhaft wie Lothar Matthäus beim 1986 Finale 90 Minuten lang Diego Maradona hintergelaufen ist. In den 90ern gab es doch (abgesehen vom deutschen Fussball) eine sehr schnelle taktische Weiterentwicklung, wie eben durch Arrigo Sacchi, hinzu mehr Raumorientierung.
Auch beim HSV würde ich sagen, dass er sich seit Ende der 80er in einer Art Dauerkrise befindet.

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Koom 21. September 2016 um 10:52

Ich glaub, dass kommt immer mal wieder auf.

Irgendwie wiederholt sich Geschichte im Allgemeinen ganz gerne, im Fußball im Besonderen. 2000 rum waren alle happy, dass man Viererkette spielte und den Libero abgeschafft hatte. Plötzlich fand man dann aber wieder den Libero vor der Abwehr (noch Viererkette), mittlerweile wirds eine Art Liberokette und die Dreierkette gilt wieder als state-of-the-art. Mit den Manndeckungen verhält es sich ähnlich.

Der Punkt ist wohl, dass man sich immer ein bisserl auf einen Stil versteift und dann natürlich die damalige Gegenentwicklung wiederum hergenommen wird. Wobei Manndeckung schon heute seine Probleme hat, wenn der Gegner reichlich Rochaden und Positionswechsel nutzt, bzw. mehr Flexibilität (bspw. durch mehr Box-to-Box-Spieler oder freiere „Liberos“).

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Tom 21. September 2016 um 12:48

Der Vorteil ist noch zur Zeit, dass die Gegner nicht so richtig mehr wissen, wie man die Manndeckung knackt, bzw. das nicht eingespielt ist.
Wie das aussieht, wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die selber viel besser die Manndeckung spielt und somit auch im Training damit konfrontiert wird, sieht man in der ersten Halbzeit Gladbach-Bremen. Bremen versucht es selber mit Mannorientierung und wird gnadenlos auseinander genommen.

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TE 21. September 2016 um 15:22

Nein, die Manndeckung gibt es schon länger. Diese Form der Manndeckung, also bei einem hohen Pressing in die Manndeckung überzugehen, sonst aber in tieferen Varianten mit einer eher zonenorientierten Variante zu arbeiten, erinnert mich persönlich immer an das Ende der Neunziger. Hitzfeld hat das ja teilweise auch spielen lassen (nur mit etwas weniger Pressing) und Trapattoni auch.

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FAB 21. September 2016 um 15:50

ok, diese Variante gibt es dann wohl tatsächlich erst seit den 90er. In den 80er Jahre hat sich die Manndeckung eher auf das Defensiverhalten bezogen, hohes Pressing hat man damals zumindest in der Bundesliga höchstens nur kurzzeitig (sozusagen als wildes Powerplay) gesehen.
Mir ist dieses mannorientierte hohe Pressing bei Gladbach noch nicht aufgefallen. Ich denke es macht auch nur dann Sinn wenn es gegen eine höchst verunsicherte Defensivreihe geht (wie es Werder zur Zeit vielleicht ist), ansonsten sind doch die Abwehrspieler mittlerweile ausreichend technisch und taktisch versiert, ein solches Pressing sehr leicht auseinanderzuspielen.

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FAB 21. September 2016 um 15:54

nicht Powerplay sondern Forechecking um bei Steffen Simons Fachjargon zu bleiben.

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TE 21. September 2016 um 15:19

Worauf beziehst du dich?

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Marcanton 21. September 2016 um 06:36

Ich muss TE widersprechen: Natürlich ist auch die HSV Krise ein Revival aus den 90ern, inklusive dem Beinahe-finanziellen Kollpas am Anfang (abgewendet durch den Doll-Verkauf) bis hin zu mehreren Saisons akuter Abstiegsnosst und absoluter fussballerischer Tristesse. Besser wurde es erst 99/00 und so begann das erste Jahrzehnt in HH mit CL-Fußball, gefolgt von vielen einstelligen Plätzen, zweimal EL-Halbfinale, nochmals CL und mehreren Siegen gegen die Bayern, sogar auswärts. Die totale Krise ist dann erst wieder seit 2010 angesagt…

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TE 21. September 2016 um 15:19

Stimmt eigentlich. Wobei es in den 90ern ja nicht ganz so schlimm war wie in den 2010ern…

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Dr. Acula 20. September 2016 um 22:33

das beste format überrascht mich immer wieder, danke dafür.

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tobit 20. September 2016 um 17:12

Ich finde es bei Schubert sehr interessant, dass er – entgegengesetzt zu fast allen anderen – die Flügel am wenigsten manndeckend spielen lässt. Gerade Aussenstürmer neigen ja zu rigider Manndeckung gegen gegnerische AV – warum kehrt er diesen „Automatismus“ um?
Mir gefällt das – vielleicht auch weil ich die 90er fussballerisch nicht verfolgt habe.

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