Leverkusen siegt im Spiel des Jahres
Trotz viel Auf und Ab in dieser Saison befindet sich Bayer aktuell auf bestem Wege zur direkten CL-Qualifikation. Nach einer Siegesserie liegt man auf Platz 3, während bei Schalke, die ähnliche Ansprüche besitzen, die Gefahr einer nächsten Saison ohne internationalen Wettbewerb vorliegt. Um dies zu verhindern, müssen die Königsblauen zuhause gewinnen.
Kevin Kampl als Stürmer
Eine Überraschung gab es bei den Leverkusenern in der Aufstellung. Ohne Kießling in der Startelf rückte nicht Calhanoglu, Mehmedi oder Brandt auf die Position im 4-2-2-2 neben Chicharito, sondern Kampl. Normalerweise agiert dieser als Zehner in diesem System, ist ein nomineller Flügelstürmer und spielte unter Roger Schmidt schon häufig als Sechser. Insofern verwunderte diese Aufstellung.
Im Hinblick auf das System erklärt sich jedoch einiges. Die Leverkusener suchen mit sehr schnellem Kombinationsspiel in Überzahlsituationen den Durchbruch in der gegnerischen Abwehrlinie. Ein Spieler wie Kampl ist hierfür hervorragend geeignet, desweiteren konnte man so einen weiteren dynamischen, pressingresistenten Spieler in die Elf einbauen, der sich auch im Pressing und Gegenpressing sehr gut beteiligt. Hier war der Unterschied zum zwar bemühten, aber nicht immer aktiven Chicharito auffällig, der einige Herausrück- und Rückwärtspressingbewegungen verpasste.
Desweiteren ermöglichte Kampl eine asymmetrische Spielweise. Bellarabi gab auf der rechten Außenbahn deutlich häufiger die Breite als Kampl auf links. Dies passte auch zu den Außenverteidigern auf den jeweiligen Flügeln. Wendell ist enorm dynamisch und stark im Dribbling, kann die Seite bei Bedarf auch alleine besetzen. Jedvaj hingegen ist ein eher zurückhaltender Außenverteidiger und nicht so stark im Vorwärtsgang wie sein Gegenüber.
Ein noch größerer Faktor waren allerdings die beiden anderen Akteure im Offensivquartett. Chicharito auf rechts ist ein Spieler, der immer wieder die offenen Räume zwischen den Linien und Schnittstellen in der gegnerischen Kette sucht, während Brandt als linker Zehner extrem gut in engen Räumen und im Zentrum ist. Insofern ergab es Sinn, dass Bellarabi auf rechts Breite gab und Chicharito sich frei an der gegnerischen Abwehrlinie bewegte, Kampl und Brandt sich hingegen aneinander orientierten, vielfach die Positionen tauschten und sich sehr frei bewegten.
Darum konnte Kampl phasenweise wie eine falsche Neun spielen. Der ehemalige Dortmunder ließ sich von seiner nominellen Stürmerposition weit nach hinten zurückfallen, holte sich Bälle im linken defensiven Halbraum ab, Brandt rückte dann ein, besetzte den Zehnerraum bzw. die Position als linker Mittelstürmer. Kampl konnte auch auf den linken Flügel ausweichen. Aranguiz im zentralen Mittelfeld balancierte diese Bewegungen ebenso. Der Chilene variierte zwischen einer Position als spielmachender Sechser, als Verbindungsgeber im linken Halbraum oder einer höheren Position zwischen den Linien.
Vermutlich rechneten die Leverkusener mit zahlreichen Mannorientierungen der Schalker. Die Königsblauen hatten unterschiedliche Intensitäten hierbei, nutzten sie aber in dieser Saison häufig. Gegen diese hätten die erwähnten Bewegungen enorm effektiv gewirkt. Stattdessen überraschte die Breitenreiter-Elf mit ihrer Ausrichtung.
Schalke sucht die Konter
Sané, Meyer, Choupo-Moting bildeten vor der Doppelsechs Geis und Höjbjerg hinter Huntelaar eine nahezu optimale Ausrichtung für diese Partie. Das nominelle 4-2-3-1 wurde im Spiel gegen den Ball zu einem 4-4-1-1/4-4-2, in welchem Meyer den Sechserraum Bayers zustellte. Gegen den Ball spielte man raumorientierter als sonst und profitierte enorm davon. Leverkusen spielte einige lange Bälle und konnte kaum aufbauen. Die Abstände nch vorne waren gelegentlich unpassend; insbesondere bei Abkippen Aranguiz‘ und Bender als einziger Präsenz in der Mitte.
Auffälliger war jedoch Schalkes Ausrichtung in Ballbesitz. Nach Balleroberungen spielte man schnurstracks nach vorne, schaltete herausragend um und stellte enorm schnell in den passenden Zonen Verbindungen her. Sané und Choupo-Moting rückten von ihrer Seite sofort in Richtung Mitte, boten sich an und kreuzten mit Meyer oder überluden die Mitte. Meyer war hier entscheidend: Sein herausragendes Bewegungs- und Kombinationsspiel ermöglichte viele Kontermöglichkeiten erst. Beim Tor durch Choupo-Moting war es Meyer, der den langen Kopfball aus der eigenen Viererkette nach einem langen Ball Leverkusens mit der Brust auf Choupo-Moting ablegte und sich intelligent darauffolgend bewegte.
Diese schnellen Konter, das sehr schnelle Kreieren von Überladungen mit ausweichenden Bewegungen der zentralen Spieler und guten nachstoßenden Bewegungen Höjbjergs waren schwer zu verteidigen. Desweiteren sind Choupo-Moting und Sané schlichtweg sehr schnell und extrem dribbelstark, wodurch sie in diesen Situationen Unterzahlsituationen mit einem erfolgreichen Dribbling in Gleichzahlsituationen oder eigene Überzahlen verwandeln können. Dieses Spiel zeigte in der ersten Halbzeit, wie wichtig Dribblings sein können – insbesondere im modernen Fußball gegen sehr kompakte und aggressiv pressende Mannschaften.
Schalke findet auch konstruktive Wege
Auch aus dem Aufbauspiel heraus waren die Schalker gut organisiert, um Leverkusen adäquat zu bespielen. Dabei gab es unterschiedliche Staffelungen. Einige Male versuchte man zu dritt mit einem sehr hohen Sané und Choupo-Moting die gegnerische Viererkette zu binden. Leverkusens übliche herausrückende Bewegungen auf den Außenverteidigerpositionen im Pressing waren somit nicht möglich. Meistens aber bewegten sich Choupo-Moting und Sané frei, suchten Anspiele von Geis, Höjbjerg und den Innenverteidigern oder auch Direktpässe der Außenverteidiger, um ins Dribbling zu gehen. Mit Meyer hatte man hier einen fast perfekten Partner dafür.
Teilweise bewegten sich Sané und/oder Choupo-Moting auch tiefer, um diese Bälle zu erhalten. Aus dem 4-2-3-1 konnten dann einzelne 4-3-1-2-Staffelungen entstehen, wo Meyer oder eben einer der beiden Flügelstürmer mit Huntelaar die letzte Linie besetzte. Bei Abkippen Geis‘ konnte außerdem Meyer und Höjbjerg auf einer Linie agieren und mit einer Art 3-4-3 viel Breite gegen Leverkusens übliches sehr zentrumsorientiertes Pressing erzeugen.
Anfangs kamen die Leverkusener damit gar nicht klar; bei langen Bällen hielt Schalke gut dagegen und konnte auch unkontrollierte Aktionen dank ihrer Dribbler zu Kontern verwandeln, Ballverluste führten ohnehin zu gefährlichen Aktionen und im Aufbauspiel hatte das 4-2-2-2 weniger Zugriff als sonst. Darum stellten die Leverkusener im Spiel Stück für Stück um.
Veränderte Aufbaumechanismen bei Bayer
Noch vor der verletzungsbedingten Auswechslung schien es eine erste leichte Anpassung zu geben. Wendell stand in einer Aufbausituation tiefer, während Jedvaj massiv nach vorne rückte und sich Kampl mit Brandt in Richtung des offenen linken Flügels orientierte. Quasi direkt darauf folgte aber die Auswechslung Jedvajs, weswegen es auch eine „versehentliche“ Staffelung sein könnte – nach der Einwechslung Henrichs spielten die Außenverteidiger wieder weitestgehend symmetrisch.
Daraufhin folgten verstärkte Abkippbewegungen Aranguiz‘ zwischen die Innenverteidiger und Kampls ins Mittelfeld. Bayer fand langsam mehr Stabilität und wurde besser, der endgültige Umbruch kam aber mit der Umstellung in der Halbzeit. Kießling wurde für Bender eingewechselt. Dadurch hatte man mit Kießling vorne einen Zielspieler für die langen Bälle, Kampl rückte vom Sturm direkt auf die Sechs, desweiteren tauschten Brandt und Bellarabi häufig die Seiten.
Sehr häufig war Brandt nun auf rechts zu finden, was wohl mit Kampls Positionierung als halblinker Sechser zu tun hatte; Aranguiz sicherte mehr ab, Kampl konnte halblinks vorstoßen, Brandt brachte die Kreativität auf der rechten Seite. Aranguiz und Kampl boten auf der Sechs eine technisch sehr starke, dynamische und umtriebige Doppelsechs, die sich sowohl auf den Spielaufbau als auch auf das Gegenpressing positiv auswirkte.
Zusätzlich wurden die Schalker im Spiel mit und ohne Ball deutlich passiver nach der 2:0-Führung. Das zeigte sich an den Bewegungen der Flügelstürmer. Diese arbeiteten weniger dynamisch und konstant nach hinten, womöglich aus Ermüdungsgründen (auch wenn die wieder intensivere Schlussphase diesen Schluss verbietet), aus taktischen Gründen (situatives Zocken für Konter) oder wegen zu großer Siegessicherheit.
Schalke zog sich zurück, presste weniger und schaltete schneller um. Alles spielte Bayer in die Karten, welche mit ihren Umstellungen, einem sehr guten Aranguiz, einem herausragenden Brandt und mit etwas Glück den Sieg holten. Die Einwechslungen Belhanda für Höjbjerg (68.) und Goretzka für Geis (78.) kreierten ein 4-1-4-1haftes System und wieder mehr Präsenz, doch das 3:3 sollte trotz einiger guter Angriffe nicht mehr gelingen. Auch Höwedes als Stürmer in der Schlussphase (3-3-4-Formation) führte zu keinem Ausgleich.
Fazit
Ein tolles Fußballspiel: Eine hochklassige erste Hälfte Schalkes, eine tolle zweite Halbzeit Bayers, viele Tore und noch eine spannende Schlussphase. Bayer wurde von Schalkes Ausrichtung, den beeindruckenden Dribblings und der guten Chancenverwertung überrumpelt, fand sich aber wieder und arbeitet sich zurück in die Partie. Man zeigte auch das Potenzial, welches in dieser Mannschaft liegt. Einige sehenswerte Kombinationen und Angriffe sowie das pure Talent von Spielern wie Brandt machen Lust auf mehr. Im Gesamtpaket womöglich das unterhaltsamste Spiel des Jahres.
32 Kommentare Alle anzeigen
rodeoclown 24. April 2016 um 11:43
Ich stell hier mal zwei Fragen in den Raum, zu denen mich ein paar Meinungen wirklich interessieren würden:
1. Ist Kampl der vorwärsgerichteste Spieler der BuLi? Obwohl ich viel Leverkusen schaue überrascht mich immer wieder, wie viele Aktionen er mit einem Dribbling oder einem Vorwärtspass löst, wo die Sehgewohnheiten Abschirmen/Querpässe/Rückpässe erwarten lassen.
2. Was fehlt Choupo-Mouting zur Weltklasse? Er ist es offensichtlich nicht, aber es gibt immer wieder Spiele, bei denen ich mich Frage, warum eigentlich? Nur „Konstanz“ ist mir da irgendwie zu einfach, er muss doch ein paar offenkundige Schwächen haben, die offenbar recht abhängig von seiner Einbindung sind. Nur ich seh sie einfach nicht.
cleverk 24. April 2016 um 14:17
ich kann hierzu nur was zu 2. sagen. Meiner Meinung nach fehlt es Choupo-Mouteng wirklich nur an der Konstanz, sprich er hat nicht die Endgeschwindigkeit eines Sané und verfügt meiner Meinung nach nicht über eine herausragende Kondition um seine Dribblings konstant über 90 min einzusetzen. Außerdem ist er auch nicht sehr effektiv. Alles in allem sehe ich ihn nicht auf einem Niveau mit Ribery, Robben und anderen Weltklasse-Flügelspielern die die Kondition, Endgeschwindigkeit und Schusstechnik haben konstant den Unterschied zu machen…
ode. 25. April 2016 um 01:41
@rodeoclown:
Zu 1: Ob er der am meisten vorwärtsgerichtete Spieler der Liga ist, mag ich bezweifeln. Aber er ist tatsächlich meiner Ansicht nach einer, der auf der 6 den Unterschied machen kann. Er hat alle defensiven Fähigkeiten dort zu spielen (besonders im Schmidtschen System) und ist gleichzeitig sehr dribbelstark nach vorne. Er kann durch seine Dribblings mal eine Linie überlaufen. Und tut das auch, im Gegensatz zu anderen Spielern auf der Position, die dann lieber mal den Rückpass wählen.
Am Wochenende hat er gezeigt, wie wichtig das sein kann. Bender leider nicht in Form, Kampl sofort da. Ich bin echt gespannt, wie das zusammen mit Aranguiz wird, der meiner Meinung nach ähnliche Fähigkeiten wie Kampl hat. Die beiden könnten ein unfassbar kampfstarkes und gleichzeitig spielstarkes, zentrales Mittelfeld sein.
Ich hatte irgendwie gehofft, dass, nachdem Aranguiz und Bender wieder spielen können, dass Kampl für die 10 frei wird und evtl. Hakan ablöst. Dieser ist zwar sehr wichtig als Vorbereiter, aber das könnte Kampl auch sein – nur ohne die ganzen Flüchtigkeits- und Abspielfehler. Aber es kann sein, dass Kampl auf der 6 unverzichtbar wird.
Zu 2: Ich werde auch nicht ganz schlau aus Choupo. In Halbzeit 1 war er bärenstark. Dribbelstark, pressingresistent – den konnte man ja gar nicht vom Ball trennen. Jedvaj hat er die ganze Zeit schlecht aussehen lassen. Allerdings änderte sich das, nachdem Henrichs eingewechselt wurde. Gegen den hat Choupo keinen Stich bekommen. Und das war schon vor der 54.Minute. Bayer fing ja an die Spielkontrolle zu erlangen kurz bevor das 2:0 fiel. Mit Henrichs war Choupo dann aus dem Spiel. Oder lag es daran, dass Schalke sich zurück gezogen hat? Ich weiß es nicht genau…
Ich hoffe jedenfalls, dass Henrichs mehr Einsatzzeiten bekommt. Er hat schon in seinen anderen Spielen super Leistungen gezeigt.
RoyalBlue 25. April 2016 um 12:22
Choupo ist echt ein komischer Spieler. Teilweise so wahnsinnig pressingresistent, eine sehr saubere Technik, eine angenehmen Endgeschwindigkeit. Dazu diese Fähigkeit enge bzw. fast aussichtslose Situationen mit einem cleveren Dribbling zu lösen. Das kann im Schalker Kader nicht mal Meyer so gut, und um ehrlich zu sein kenne ich nur wenige Spieler auf dieser Welt die das besser können. Dazu kommt natürlich noch seine Körpergröße, die für einen Spieler mit diesen Fähigkieten eher ungewöhnlich ist.
Trotzdem wird er ja wie du schon sagst (zurecht) nicht (annähernd) zur Weltklasse gezählt, auf Schalke ist er teilweise sogar recht unbeliebt. Das liegt vor allem auch daran, dass er es mit seinen Dribblings dann auch gerne übertreibt. Allgemein ist Choupo ein Spieler, der individualtaktisch teilweise extrem gut ist, in komplizierteren gruppentaktischen Abläufen aber etwas verloren wirkt und diese auch nicht wirklich sucht. Das mag auch an der gerade offensivtaktisch eher schlechten Umgebung liegen, aber es nimmt ihm auf jeden Fall viel von seiner Effizienz.
Dazu kommt noch, dass er bei höchster Geschwindigkeit nicht mehr so gut ist wie in statischen, engen Situationen. Da wird er dann manchmal technisch unsauberer und auch (noch) schwächer in der Entscheidungsfindung. Des Weiteren ist sein Torabschluss zwar mindestens okay, aber auch nicht überragend. So bleibt dann am Ende ein Spieler, der punktuell weltklasse ist, es aber nicht schafft diese Qualitäten konstant auf den Platz zu bringen und dabei effizient zu sein.
HW 24. April 2016 um 11:15
Ich habe nur die Zusammenfassung gesehen, aber bei Schalke fiel mir bei zwei Gegentoren auf, dass einfach ‚verpennt‘ wurde Druck auf den Gegner aufzubauen.
Beim Abwurf von Fährmann steht Schalke eigentlich 3 zu 1 im Raum. Aber der einzige der aktiv zum Ball geht und nicht auf den Ball wartet ist der Leverkusener. Danach hat er freie Bahn und muss keinen Druck / Gegenpressing aushalten. Und beim 2:3 sieht es beim Konter übers ganze Feld ähnlich aus. Ewig Zeit ohne Gegnerdruck. Normalerweise zeiht da irgend ein Verteidiger das taktische Foul an der Mittellinie. Nicht so bei Schalke.
Trotzdem muss ich dagegen war das was beide Teams geboten haben nicht schlecht. Im Gegensatz dazu dachte ich bei United gegen Everton in der ersten halben Stunde: Wie kann ein so dominantes Team so viele technische Fehler im letzten Drittel machen. Das war kaum auszuhalten beim anschauen.
ode. 25. April 2016 um 02:02
@HW: Schau dir den Konter zum 2:3 nochmal an. Da war niemand da, der hätte Druck auf Kampl und Brandt machen können. Schalke ist komplett aufgerückt. Ein Spieler stand bei ca. 35m. Sane am 16er im Rückraum. Der Ball kam von Toprak direkt in die Füße von Kampl und dann waren die weg! Sané hat versucht die Mitte zu zu laufen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was er hätte besser machen können? Vielleicht auf Chicharito achten, denn als der in Sanés Rücken an eben jenem vorbei sprintete, war es eigentlich schon zu spät. Aber Sané hatte Blickrichtung Ball, also auf seine linke Abwehrseite, wo Brandt ankam. Chicho kam von der anderen Seite und hat ihn kreuzend überlaufen.
Was willst du machen, wenn keiner da ist zum Druck machen? Schalke hatte keine Absicherung. Das war das Problem. Als sie den Ball verloren hatten, war es schon zu spät.
Darüber hinaus stimme ich dir auch nicht unbedingt zu. Schalke war durchaus aggressiv. Haben auch einige Fouls gezogen. Aber Spieler wie Bellarabi, Kampl, Brandt, Wendell, Aranguiz… Die sind einfach unfassbar ballsicher. Da kommst du auch nicht so einfach in solche Situationen ohne schlimmere Konsequenzen zu befürchten. Das galt in Halbzeit 1 übrigens auch für Choupo, Sané und besonders Max Meyer. Die sind wirklich schwer zu verteidigen. Es heißt nicht umsonst „pressingresistent“ bei solchen Spielern. Weil sie diesen Druck eben gut aushalten. Wenn du da dran pflügst, dann ist’s gleich gelb…
HW 25. April 2016 um 13:00
Das habe ich gemeint. Das Team hatte sich nach vorne orientiert und damit die Absicherung vernachlässigt.
Ob eine Absicherung am Ende hätte eingreifen können bleibt offen, aber die Balance hätte stimmen müssen.
Wie gesagt ich habe nur die Höhepunkte gesehen. Und ich stimme dir bei der Pressingresistenz zu. (Wie gesagt, im Gegensatz zum FA Cup Halbfinale wo am Anfang die Ballkontrolle im letzten Drittel mangelhaft war.) Allerdings war in den genannten, und auch entscheidenden, Szenen, kein Druck vorhanden. Entweder aus taktischen Gründen oder weil die Spieler einfach gepennt haben und die Situation falsch bewertet haben.
Beim 2:2 war die Vorlage und der Abschluss super. Aber eigentlich darf die Flanke so nie gespielt werden. Entweder weil der Flankengeber gestört wird oder/und weil der Adressat nicht frei zum Schuss kommen darf.
Die Schuld dann am Ende hauptsächlich bei Fährmann zu suchen, wie in einigen Medien, finde ich da zu einfach. Er sah sicher nicht gut aus, aber viele seiner Mitspieler eben auch nicht.
ode. 25. April 2016 um 15:42
Ich stimme dir grundsätzlich zu.
2:2: Der lange Ball auf Bella kam von Benny Henrichs. Unserem LV. Schalke hatte sich vom Druck der ersten Halbzeit entfernt und offensichtlich defensiver eingestellt. Muss man in einer solchen Situation Druck auf den LV erwarten? Weiß nicht. Schalke stand tief, eine Spielverlagerung ist nicht unüblich in solchen Situationen. Schalke hätte vielleicht den Druck aufrecht erhalten sollen. Insgesamt. In Halbzeit 1 waren sie bärenstark dadurch. Wieso sie sich defensiver eingestellt haben? Weiß nicht. Sicher ist: Selbst wenn der Druck gering ist und die Spielverlagerung ankommt: Der Ball darf nie ins Tor gehen bei einem Bundesliga-Torwart. Ich schätze Fährmann als bärenstark ein. Aber das Dingen war echt Schitte und darf maximal einen Abwurf als Ergebnis haben…
Beim 2:1 muss ich allerdings absolut Recht geben. Den Abwurf kann man vertreten. Es standen glaub ich 2 Schalker dort. Kein Leverkusener. Der Ball war einfach gut antizipiert. Danach hätte man unbedingt handeln müssen.
Leverkusen hat nach dem 2:3 auch irgendwann das Offensivspiel eingestellt und wollte das Dingen über die Zeit retten. Schalke hatte das sicher auch versucht, wenn gleich ein wenig zu früh. Hätte der Hunter das Dingen in der ca. 70.Minute rein gemacht, wäre alles halb so wild gewesen. Ich muss sagen,dass ich Schalke insgesamt betrachtet nicht schlechter fand als Leverkusen.
Mir fällt in den letzten 2 Jahren unter Schmidt immer wieder auf, dass Bayer die ersten 10-20 Minuten eines Spiels braucht, um sich auf den Gegner einzustellen. Unser System bleibt immer gleich. Aber die Anpassungen an den Gegner greifen oft erst nach einer Vorlaufzeit. Insofern war Breitenreiters Plan gut, eben diese Phase sofort zu nutzen. Man hat auch gegen Schalke wieder gesehen, dass sich dieser Effekt eingestellt hat. Das ging schon vor dem 2:0 los und nach 30 Minuten hatten wir Schalke eigentlich im Griff. Daher war ich auch relativ zuversichtlich, dass da noch was kommt. Zumindest ein Tor. Vielleicht noch der Ausgleich. Allerdings muss ich sagen, dass Schalke dann einfach zu wenig getan hat, um nochmal ins Spiel zu kommen oder es zu verhindern, dass Bayer so aufkommt…
Hefra 25. April 2016 um 18:32
@ode: Hab das Spiel live im Stadion gesehen. Mein Resummee deckt sich exakt mit deinem.
Was die Tore anbetrifft, fand ich den schnellen Abwurf von Fährmann beim 2:1 überflüssig wie nen Kropf. Wenn du 2:0 vorne liegst und der Gegner drückt, musst du das Spiel nicht schneller machen sondern verlangsamen. Vielleicht hat er ans Nationalteam gedacht und wollte den Neuer machen, war ja angeblich Köpke im Stadion.
Beim 2:2 hab ich das nicht als Flanke, sondern als Spielverlagerung wahrgenommen. Statt ne scharfe flache Hereingabe in die Mitte (die er mutmaßlich machen wollte) kam dann ein (eigentlich harmloser) Torschuss bei raus, der Fährmann komplett überrascht hat. Der darf da nie rein!!!
Das 2:3 war ein sauber zu Ende gespielter Konter, wobei mir die Schalker Positionierung bei der Ecke Rätsel aufgegeben hat. Auf der Seite wo der Konter begann, stand absolut niemand und dahinter gab es überhaupt keine Absicherung. Auf solch einem Niveau ist das mehr als nur seltsam…
HansWurst 24. April 2016 um 09:27
Mich würde RM´s Meinung zu Breitenreiter interessieren, da er ja laut Medien gescheitert ist. Zeigt das Spiel aber nicht, dass er auf einem richtigen Weg ist? Ist da eine Entwicklung zu sehen?
Dr. Acula 24. April 2016 um 12:14
nur dumm dass RM so gut wie nie auf kommentare antwortet, es sei denn man zielt auf die „ehre“ ab oder beleidigt sinnlos. bei letzterem kommt dann der ein oder andre süffisante kommentar seinerseits. bei ersterem hab ich mal ironisch gefragt, ob mit so einer entwicklung hernandez‘ bei leverkusen zu rechnen war, obwohl ich wusste, dass SV es oft erwähnt hat. kam prompt eine auflistung einiger früherer textstellen hehe
Gh 24. April 2016 um 16:41
Gut, dann versuch ichs mal so: hey RM, du alter Kaderplaner und Tunnler, was hälst du von Breitenreiter, soll mer den kaufen?
Dr. Acula 24. April 2016 um 18:17
not bad
Random Walk 24. April 2016 um 23:30
Man sollte den Autoren zugestehen, dass sie sich mit dem beschäftigen sollen/dürfen, was sie interessiert. Glücklicherweise lassen sie die Leserinnen und Leser daran teilhaben. Dass sie nicht immer Lust haben, auf irgendwelche Fragen hier in den Kommentarzeilen zu antworten, ist doch total verständlich. Und auf Polemik reagieren i.d.R. die meisten Menschen.
RM 24. April 2016 um 23:53
Das hat absolut nichts damit zu tun. Wir haben ein Privatleben, da hat man nicht die Zeit, sich immer durch die Kommentare zu wühlen. Dass man bei Provokationen oder Beleidigungen darauf aufmerksam gemacht wird, liegt in der Natur der Sache. Bis vor einigen Monaten hatte ich jeden einzelnen Kommentar auf Spielverlagerung gelesen, seither kaum welche. Auch, weil sehr viele Kritik an „zu vielen Bayernartikeln“ sind. Irgendwann verliert man nicht nur die Zeit, sondern auch die Lust. Ich habe übrigens schon fast 2100 Kommentare auf Spielverlagerung verfasst. Insofern verstehe ich Dr Aculas Trollversuch nicht ganz. Wobei es eben genau solche Trollversuche sind, die mich beim sonntagabendlichen Durchlesen aller übersehener Kommentare oftmals daran hindern, die verbliebenen ungelesenen Beiträge durchzuschauen und mich ins Bett treiben.
RM 24. April 2016 um 23:55
Na, wenn du so fragst, dann antworte ich nicht!!!11einseinself.
Neee. Ich glaube, dass eine Mannschaft wie Schalke und bei deren Ansprüchen einen besseren Trainer haben sollte. Er ist nicht schlecht, aber im Pressing mangelt es an Konstanz und Kohärenz, im Ballbesitzspiel an einem Plan. Konterfußball macht er ja gut, aber einem wie Tuchel kann er nicht das Wasser reichen.
HansWurst 25. April 2016 um 10:12
Ein ganz unpolemisches Danke!
HW 25. April 2016 um 13:04
Du musst immer ganz polemisch und persönlich Fragen. So in der Art: Wieso findest du XY schlecht, RM? Dann kommt der Verteidigungsreflex und du bekommst eine Antwort zum Thema. 😉
Gh 25. April 2016 um 13:56
soll ich jetzt den Breitenreiter kaufen oder nicht? Für die zweite Liga wird er doch genug taugen…
Dr. Acula 24. April 2016 um 08:29
Barcelona – Bayern München = Spiel des Jahrhunderts
Schalke – Leverkusen = Spiel des Jahres?
CE 24. April 2016 um 08:55
Passt doch. Barça-Bayern war im vergangenen Jahr. 😀
AP 24. April 2016 um 00:43
Aranguiz=Fussballgott
ode. 24. April 2016 um 10:00
Ja.
Ich denke, nach zwei Kurzeinsätzen und zwei Spielen über die volle Distanz kann man das fast sagen. Unfassbar, mit welcher Form der aus einer so langen Verletzungspause kommt. Er hat beim Stellen der Gegenspieler noch ein paar Timingprobleme. Aber das wird immer besser.
Der Kleene hat echt Pfeffer im Hintern!
Handkante 23. April 2016 um 22:48
Erinnert Brandt noch jemanden hier ein wenig an Lewandowski? Ich jedenfalls sehe ihn in Zukunft eher im Sturm.
Für außen hat er eine etwas zu hohe Übersetzung.
Andreas Odendahl 24. April 2016 um 09:57
Nein. An Lewa muss ich absolut nicht denken… Aber richtig ist, dass er gut in der Mitte ist, besonders im Kombinationsspiel. Allerdings hat er auch sehr kluge Läufe aus tieferen Räumen und auf den Außen in Kontersituationen ist er eine Waffe… Ich finde, die 10 ist in unserem System eine sehr gute Position für ihn. Er hat Freiheiten nach Außen, in die Mitte und nach vorne. Passt.
ode. 24. April 2016 um 10:02
Nein. Sehe ich nicht so.
Er ist gut im Kombinationsspiel. Aber macht auch wirklich großartige Läufe und in Kontersitationen ist er eine Waffe…
Sehe ihn auf der 10 bei uns sehr gut aufgestellt.
JayJay 24. April 2016 um 10:30
Inwiefern erinnert er dich an Lewandowski und was meinst du mit zu hoher Übersetzung? Mir gefällt er als einer der Leverkusener Zehner oder als hängende Spitze außerordentlich gut. Hat die Technik, Übersicht, Wendigkeit, bewegt sich clever… Klingt für mich ziemlich cool.
Dr. Acula 24. April 2016 um 12:12
ich denke damit meint er die schritte. um mal ein paar extrembeispiele zur veranschaulichung heranzuziehen:
messi hat eine kleine übersetzung.
usain bolt hat eine selbst für sprinter hohe übersetzung
JayJay 24. April 2016 um 18:32
Danke, das klingt plausibel. Nur kann ich bei Brandt ganz und gar keine (zu) großen Schritte erkennen.
Spinoza 24. April 2016 um 11:46
Mich erinnert brandt eher an einen technisch stärkeren müller; irgendwann muss der zu Bayern!
Dr. Acula 24. April 2016 um 21:50
im rahmen eines artikels, welcher verteidiger zu bayern kommen könnte/sollte, wurde er auch von SV schon als zukünftiger bayern-spieler gesehen.. tatsächlich ein riesen-talent auf einer dünn besiedelten position
HK 24. April 2016 um 22:55
Nicht Lewandowski oder Müller.
Ich muss in letzter Zeit bei ihm immer öfter an den jungen Rummenigge denken. Um dann selber gleich skeptisch zu gucken.
Wird auf jeden Fall spannend mit ihm.