Unentschieden im bescheidenen Scheich-Duell
Im Viertelfinale der Champions League kam es zum ersten Duell zwei der finanzstärksten Mannschaften im gesamten europäischen Vereinsfußball. Beide laufen jedoch dem Anspruch, einen internationalen Titel zu gewinnen, seit Jahren hinterher.
Bei Manchester City soll sich dies ab nächster Saison endgültig ändern, wenn Pep Guardiola bei den Engländern übernimmt. Noch fungiert jedoch Manuel Pellegrini als Trainer und hat seinerseits weiterhin die Chance, Silberware nach Manchester zu holen. Die letzten Wochen verliefen allerdings zumindest wechselhaft, wenn nicht gar katastrophal. Die Qualifikation für die kommende Champions League-Saison ist ernsthaft bedroht. Am vergangenen Wochenende gab es beim 4:0 gegen den pressinglosen AFC Bournemouth immerhin ein Erfolgserlebnis, als Kevin de Bruyne zurückkehrte und gemeinsam mit seinen Nebenleuten eine enorme individuelle Klasse unter Beweis stellte.
Diese ist zweifellos auch bei Paris Saint-Germain vorhanden, wird jedoch beim bereits seit Wochen als Meister feststehenden Hauptstadtclub grundsätzlich geschickt mit hervorragenden Ansätzen im Ballbesitzspiel gepaart, auch wenn Schlüsselspieler Marco Verratti derzeit verletzt fehlt. Im Achtelfinale gegen Chelsea offenbarten sie darüber hinaus gewisse Probleme im letzten Drittel.
Mehr oder weniger große Probleme haben beide Teams gegen den Ball, sodass die Frage des Abends vielmehr war: Wer presst weniger schlecht beziehungsweise wer kann die Lücken des Gegners durchschlagskräftiger nutzen?
Die Ausrichtungen beider Teams
Manchester City begann in einer angesichts der Personallage zu erwartenden 4-2-3-1-Formation. Einzig das schnelle Comeback von Joe Hart kam etwas überraschend. Sagna bekam den Vorzug vor Zabaleta, während der Rest der Viererkette sich mit Otamendi, Mangala und Clichy praktisch von selbst aufstellte. Davor bildeten der robuste Fernando sowie der etwas bewegungsfreudiger agierende Fernandinho die Doppelsechs. Jesus Navas spielte auf dem rechten Flügel, während Kevin de Bruyne im Zentrum begann, wo er immer wieder durch den nominell auf links spielenden David Silva Unterstützung erhielt. In vorderster Front fand sich schließlich der umtriebige und stets gefährliche Sergio Agüero wieder.
Bei PSG kehrte der zuletzt verbannte Serge Aurier auf der Position des Rechtsverteidigers neben die übliche Besetzung mit Thiago Silva, David Luiz und Maxwell zurück. Als Sechser agierte davor der passstarke Stratege Thiago Motta, unterstützt von Box-to-Box-Spieler Matuidi zur linken und vom wechselhaften Rabiot zur rechten Seite. Weiter vorne bekam Edinson Cavani auf der Außenposition den Vorzug vor Lucas Moura. Auf der gegenüberliegenden Seite fand sich Angel di Maria wieder, während Zlatan Ibrahimovic seine übliche Freirolle bekleidete.
PSG wie erwartet mit mehr Ballbesitz
Nach ein paar ersten Schnellangriffen von Manchester City, die unter anderem zu einer gelben Karte für David Luiz in der ersten Minute führten, übernahm PSG schnell in üblicher Art und Weise die Kontrolle über das Geschehen. Motta ließ sich zwischen die beiden Innenverteidiger fallen, während Matuidi und Rabiot sich davor an der Grenze zwischen Halbraum und Mitte positionierten. Etwas breiter, aber immer noch im Halbraum, befanden sich die nominellen Flügelspieler Cavani und di Maria.
Während letzterer etwas tiefer agierte und des Öfteren einmal zur Mitte driftete, tendierte Cavani zunächst eher zur Höhe von Ibrahmovic. Dazu passend agierte auf der gegenüberliegenden Seite Aurier konstant höher als sein Pendant Maxwell auf links.
Aus dieser Grundausrichtung heraus ließ sich vor allem Cavani zunächst in entsprechende Lücken zurückfallen. Kam Maxwell an den Ball, bewegte er sich demgegenüber in Richtung der letzten Linie und ging gleichzeitig leicht nach außen. So sollte Raum für diagonale Aktionen des spielstarken Brasilianers geschaffen werden, die jedoch zunächst keine große Rolle spielten.
Stattdessen sollten im weiteren Verlauf oftmals auftretende zurückfallende Bewegungen von Ibrahimovic das Bild der ersten Halbzeit zunehmend prägen. Das Ziel der Pariser schien es zu sein, mit mehreren vor dem Mittelfeld der Citizens stehenden Spielern die Abstände zwischen deren Linien zu vergrößern, um anschließend durch entstehende Lücken vor die gegnerische Abwehr zu gelangen. Was grundsätzlich kein schlechtes Vorhaben ist, erwies sich in der praktischen Umsetzung aufgrund gewisser Aspekte als problematisch. Oftmals wurden die Staffelungen zu flach und unverbunden.
Viele Bewegungen wirkten improvisiert und wurden kollektiv nicht gewinnbringend eingesetzt. Letztlich fehlte es gewissermaßen an der Balance: Waren Lücken im gegnerischen Verbund gut bespielbar, wurden diese allzu oft nicht zielstrebig genug angespielt oder die Positionierungen passten einfach nicht. Demgegenüber wurden andere Bewegungen auch in nicht absolut erfolgsversprechenden Situationen bedient. Das Ausspielen bekam in der Folge einen Anflug von Hektik, die sich immer wieder im weiteren Ausspielen bemerkbar machte oder dieses gänzlich verhinderte.
Auch die gruppentaktische Abstimmung wirkte ungenau – gut zu sehen vor dem 0:1, als Matuidi und Rabiot sich uneinig darüber waren, wie der Angriff denn weiterzuführen sei. Die Folge: Ein schlecht abgesicherter Fehlpass im Zentrum samt vielversprechender Konterchance für den Gegner. Gleichzeitig kam es vor, dass sich der französische Meister selbst auf engem Raum festspielte, ohne dass Manchester City wirklich etwas dafür konnte. Dafür war das Pressing der Engländer praktisch durchgehend zu schwach.
Der Vierte der Premier League stellt sich vor
Sie formierten sich in einem üblichen 4-4-2 am Mittelkreis, das nicht besonders kompakt daherkam, in der Ausgangsposition jedoch zumindest nicht völlig unverbunden war. Problematisch gestaltete sich hierbei eher die mangelnde Intensität im Zusammenspiel mit Mannorientierungen beziehungsweise Herausrücken der zentralen Akteure. Dieses ging meist eher ungestüm vonstatten und wurde kollektiv nicht wirklich eingebunden, sodass ein Umspielen grundsätzlich ohne weiteres möglich war. Der Raum hinter den beiden enorm passiven Stürmern konnte von PSG leicht erreicht und dominiert werden. Zusätzlich entstanden in den Halbräumen in Situationen ohne direkten Druck auf den Ball offene Kanäle.
Die besten Momente gab es im Pressing vereinzelt noch zu sehen, wenn durch die höhere Positionierung eines Außenspielers mal zur Seite verschobene 4-3-3(-0)-Staffelungen entstanden. Dies war allerdings ziemlich selten der Fall. An der Tagesordnung waren eher fast schon 4-(0-)-1-5-hafte Anordnungen, die beispielsweise Sagna im Sechserraum mannorientiert auffüllen konnte. Stabil war das ganze beileibe nicht. Vor der Ecke, die zum 1:2 aus Sicht der Engländer führte, konnte der nicht gerade für Dynamik bekannte Thiago Motta beispielsweise durch vier Spieler hindurchtraben, ohne dass jemand ihn aufzuhalten gewillt war.
Auch in Ballbesitz gab es wenig Erfreuliches von den Citizens zu berichten. Das Highlight waren noch grundsätzliche Asymmetrien in Bezug auf die Flügelrollen. Silva agierte mehr wie ein zweiter Zehner im linken Halbraum, während Jesus Navas einen linearen Part einnahm und sich auf simple Flügelkombinationen konzentrierte. Gerade in der ersten Halbzeit gab es ein paar Überladungsansätze auf rechts, für die Silva weit herüberschob.
Agüero wich zudem immer wieder verschiedenartig aus: Zunächst häufiger nach links, später auch mal in andere Richtungen. Zwischendurch entstanden so 4-2-4-0- oder 4-2-1-3-hafte Staffelungen mit De Bruyne in der Spitze und Silva als nach links geschobenem Zehner.
Am ehesten waren es noch schnell vorgetragene Konter, welche die individuelle Klasse zum Vorschein brachten. Dies konnte jedoch kaum darüber hinweg täuschen, dass es den Citizens nahezu durchgängig an Verbindungen mangelte. Insbesondere beide Sechser konnten ohne Unterstützung leicht vom restlichen Geschehen isoliert werden. Der Zehnerraum blieb allzu oft verwaist. Nur vereinzelt gab es dynamische Bewegungen dorthin von De Bruyne oder Silva, die ansatzweise für Gefahr sorgten.
Vom Aufbauspiel ganz zu schweigen: Sinnbildlich hierfür der katastrophale Ballverlust von Fernando vor dem 1:1. Er erhielt den Ball an der eigenen Strafraumkante mit dem Rücken zum Feld. Nach rechts, wo Mitspieler Otamendi stand, schaute er sich auch um, bemerkte jedoch weder den freien Raum in seinem Rücken noch den von links heranstürmenden Ibrahimovic, der ihm den Ball kurzerhand abnahm. Schulterblicke retten Leben.
Das Pressing der Pariser war dabei alles andere als übermächtig. Aus einem 4-1-4-1 heraus ist es vor allem durch Mannorientierungen und vielfaches Zocken geprägt. Insbesondere Thiago Motta entblößt seinen Sechserraum zu einfach, indem er die Verfolgung eines Gegenspielers aufnimmt. Gerade in unübersichtlicheren Phasen erfolgt die Absicherung suboptimal in 4-2-Staffelungen, die nur zögerlich von den vorderen Akteuren aufgefüllt werden. Dies trug mit dazu bei, dass vielfach ein Geschehen zu beobachten war, das man sonst vor allem in der Premier League sieht.
PSG versucht vieles und „dominiert“
Die Schwierigkeit bei der Beschreibung von Paris Saint-Germain ist der bereits angedeutete hohe Grad an Improvisation, der das Bild bei den Franzosen prägt. Vieles wirkt nicht wirklich geplant, wenngleich die Spieler schon wissen, welche Räume grundsätzlich besetzt sein müssen. Problematisch wird es schon mal, wenn zwei oder mehr Akteure zur gleichen Zeit dieselbe Idee haben. Im Verlaufe einer Halbzeit kommt es zwangsläufig zu vielen (intuitiven) Anpassungen vonseiten der Spieler und sicherlich auch unterstützt von Trainer Blanc.
So tauschten Cavani und Di Maria mehrfach für einige Minuten die Seiten, um die grundsätzliche Dynamik und die Zuordnungen etwas durcheinanderzuwürfeln.
Nach der Anfangsphase und der Zunahme zurückfallender Bewegungen Ibrahimovics reagierte Di Maria außerdem, indem er häufiger in die letzte Linie schob oder sich nach Außen bewegte, wodurch Aurier wiederum tiefer blieb und die Außenverteidiger insgesamt symmetrischer agierten. Abseits davon hielten sich die Reaktionen auf entgegenkommende Spieler jedoch in engen Grenzen. Matuidi lief lediglich wenige Male in Richtung Spitze, als Cavani und Ibrahimovic sich gleichzeitig fallen ließen.
Mit der Zeit drängte es den Franzosen stattdessen mehr und mehr in Richtung des linken Flügels. Cavani agierte fortan eher wie ein zweiter Stürmer, Maxwell nutzte den Achterraum phasenweise für einrückende Bewegungen.
Dies hatte seinen Grund maßgeblich in der kaum vorhandenen Durchschlagskraft der Pariser, die unter dem zu starken Fokus auf das zweite Drittel litt. Zum Teil gab es 2-3-5-0-Staffelungen in Ballbesitz zu sehen oder Anordnungen in einem 3-5-2, bei dem die vorderen Akteure jeweils auf Außen zu finden waren. Bewegungen ins Sturmzentrum fehlten jedoch häufig, auch wenn Cavani bei schnelleren Kombinationsansätzen vereinzelt mal diagonal nach Innen ziehen konnte. Folglich wurde nun der Versuch, über einen der Flügel durchzubrechen und per Flanke zum Erfolg zu kommen, forciert.
Dadurch wurde zwar die letzte Linie besetzt, aber der Zehnerraum stand häufig leer. Di Maria hatte hier kurz vor der Halbzeit mal eine gute Aktion, als er eine große Chance einleitete, die aufgrund eines ungenauen Zuspiels von Matuidi in den Strafraum ungenutzt blieb. Das Problem der Balance begleitete den französischen Meister weiterhin.
Weitere Verwicklungen in Halbzeit zwei
In der zweiten Halbzeit zogen sich die Gäste praktisch durchgängig weiter zurück, so dass sie häufig vor ihrem eigenen Strafraum verteidigten. Dabei pressten sie ebenso unintensiv wie im ersten Durchgang. Bei PSG blieb Aurier nun hingegen etwas tiefer als Maxwell und konnte seine Dynamik bei nachstoßenden Aktionen einbringen. Rabiot und Motta bildeten eine Art asymmetrische Doppelsechs, welche die Angriffe im weiteren Verlauf immer wieder unterstützte, während Matuidi standardmäßig höher agierte. Die Wechselwirkungen variierten ein wenig, während die grundsätzlichen Probleme nur phasenweise verschwanden.
Im Anschluss an eine lineare Flügelaktion fiel schließlich das 2:2, bei dem sich Thiago Silva und Serge Aurier den Ball selbst einschenkten und das aus Pariser Sicht unrühmliche Highlight eines Abends der Sorte „Pleiten, Pech und Pannen“ setzten.
Lediglich die Einwechslung von Lucas für Rabiot hatte noch einen gewissen Einfluss auf das Geschehen. Nominell entstand so ein 4-2-3-1/4-4-2, das aber vielfach eher so aussah, wie ein 4-3-3 ohne festen Achter auf der von Matuidi entgegengesetzten Seite. Diese Position wurde verschiedenartig besetzt. Unter anderem von Lucas und Di Maria, die von dort noch ein paar sehenswerte Halbraumdribblings zwischen die Linien ansetzten, ehe PSG sich vollends auf die Besetzung des gegnerischen Strafraums konzentrierte.
Fazit
Ein merkwürdiges, schwer zu beschreibendes Aufeinandertreffen, nach dem nun überraschenderweise Manchester City die nominell bessere Ausgangsposition für das Rückspiel zu Hause in England hat. Ob diese sich auch tatsächlich in einen Halbfinaleinzug niederschlagen wird, bleibt allerdings fraglich. Die Citizens waren das noch schwächere von zwei insgesamt enttäuschenden Teams, die beide ein Weiterkommen mit der gezeigten Leistung eigentlich kaum verdient haben.
Bei Paris Saint-Germain setzte sich die leicht negative Tendenz aus dem Spiel gegen Chelsea fort. Marco Verratti fehlt an nahezu allen Ecken und Enden. Man kann nur hoffen, dass er beim Rückspiel wieder auf dem Feld steht. Ansonsten muss Laurent Blanc sich etwas einfallen lassen, um seine Mannschaft wieder in die Spur zu bringen.
15 Kommentare Alle anzeigen
Todti 8. April 2016 um 15:00
Ich muss sagen, dass ich diese Saison von Paris‘ Pressing arg enttäuscht bin. In den letzten Jahren fand ich ihr 4-5-1-artiges Pressing mit den aggressiv vorstoßenden Achtern sehr ansprechend, aber hier hat man einen Rückschritt gemacht, der ja nicht nur am Fehlen von Verratti liegen kann. Ich kann es mir nicht erklären, woran das liegt, da der Kader ja im Prinzip gleich geblieben und aus Altersgründen auch kein Rückschritt zu erwarten ist.
JSA 7. April 2016 um 18:22
Ich bin zwar nur ein fußballbegeisterter Laie, aber irgendwie frage ich mich, wie man mit so guten Spielern so schludrigen Fußball spielen kann. Irgendwie kommt mir das vor wie ein Haufen an guten Einzelakteuren, die auch sehr gute Einzelaktionen haben. Auch das Zusammenspiel klappt ja, es gibt wunderschöne Tore von PSG aber auch von MC zu bestaunen, aber im Gesamtgefüge/Gesamtkonzept fehlt irgendwie `was.
Was ich meine: bei Barcelona und bei Bayern München (und bei Real Madrid 2014) kann man irgendwie den Weg zum Erfolg sehen. In der Bundesliga ist das generell irgendwie mehr so (vielleicht sehe ich auch die falschen Spiele…). Aber wenn ich mal in die PL gucke und mir da ein Spiel zwischen zwei Top5 Mannschaften ansehe (oder eben PSG vs. MC), dann sieht man schöne Spielzüge, aber das Gesamtkonzept ist irgendwie nach dem Motto Sanchez+Özil/Aguero+deBruyne/Ibramaria+Cavani werden das schon reißen. Und derzeit kommt das irgendwie bei Real Madrid auch so.
Sieht irgendwer das irgendwie ähnlich und kann mir positive Rückmeldung (inkl. Ausschüttung von Endorphinen) geben?
HW 7. April 2016 um 19:16
Wieso so schludriger Fußball? Weil es möglich ist.
Mit solchen Fußballern ist es sogar leichter schludrig und trotzdem erfolgreich zu sein. Zumindest in vielen Spielen.
Aber das ist nur meine allgemeine Meinung.
JSA 7. April 2016 um 19:31
stimmt. ich meine, Peps Konzept rennt ja manchmal auch frontal gegen ne Wand… und braucht dann Robbery
Dr. Acula 7. April 2016 um 19:35
einfach weil die trainer es nicht besser können. extremgegenbeispiel: schau dir mal tuchel an und wie schnell ein neuer stil in dortmund zu erkennen ist. alte spieler, alter verein, aber doch komplett anders. es beginnt und endet mit dem trainer. wirst sehen, nächste oder spätestens übernächste saison ist ManCity einer der favoriten auf den CL-sieg, wegen pep. ich halte wenig von den PL-klubs, sehe viele engl. spiele, was mir auch spaß macht, aber das ist einfach grottenkick. muss man so sagen. ist ja nicht so, dass dort nur stümper auf dem platz stehen. klopp ist auch einer der wenigen lichtblicke
Koom 7. April 2016 um 20:34
Auf Pep in England bin ich auch mal gespannt. Wenn da schon eine Positionsspiel-koryphae wie Van Gaal scheitert, ist das schon nicht uninteressant. Und einfach mit individueller Klasse overpowern klappt auch nicht so gut weil viele Vereine teils überragende Schlüsselspieler haben.
Zudem kann ich mir vorstellen, dass die englische Eigenart des Kicknrush – nicht mehr wie früher, aber im wesentlichen immer noch – für sein geordnetes Spiel problematisch werden könnte, sowohl im eigenen Team als bei bei den Gegnern. Die englischen Teams spielen das „alle nach vorne, alle nach hinten“ schon letztlich sehr gut, haben meist eine bockstarke Strafraumverteidigung, die man in der Bundesliga erst im 3. Pepjahr mal für sich kontinuierlich entdeckt hat.
DonAndres 8. April 2016 um 00:00
Die meisten PL-Clubs sollten an sich eigentlich angenehme Gegner für Guardiola sein. Die doch teilweise sehr unkompakte Spielweise, die unglaublich viel Platz zwischen den Linien anbietet, sollte ihm entgegenkommen. Es sollte weitaus leichter sein, bestimmte Gegner auseinander zu nehmen als in der Bundesliga. Wenn englische Teams dann doch kompakt stehen wollen, ziehen sie sich häufig komplett an den Strafraum zurück ohne in irgendeiner Form herauszurücken oder den Gegner vor der Strafraumgrenze anzugreifen. Das Standard-Mittelfeldpressing aus der Bundesliga sieht man doch in dieser Form (und Häufigkeit) nicht.
Das ist jetzt natürlich etwas verallgemeinernd gesagt, aber ich denke schon, dass ziemlich viele Vereine in der PL unter diesem Problemen leiden. Dass Guardiola bei Man City Erfolg haben wird, ist nicht garantiert, aber wenn es nicht klappen sollte, wird es sicherlich daran liegen dass er bestimmte Ideen nicht durchbringen kann, z.B. falls die Spieler den Sinn nicht verstehen oder manche Sachen einfach nicht so gut können. Aber rein von der Theorie her sollte die PL für Guardiola nicht deutlich schwieriger werden als andere Ligen – eher im Gegenteil.
PS: Gary Neville hat in Valencia versucht, eine eher englische Spielweise einzuführen und seine Mannschaft wurde in Folge regelmäßig durch den Zwischenlinienraum auseinandergenommen. Und abgesehen davon fand ich die Spielweise gar nicht schlecht – in der PL wäre er sicherlich ein guter Trainer.
Michael 8. April 2016 um 08:20
Ob es wirklich für Guardiola angenehme Gegner sind, wage ich zu bezweifeln. Die PL ist schon sehr speziell und vor allem die anstrengenste Liga der Welt und das mit Abstand. Die Leistungsdichte ist enorm, dazu die Belastung. Pool beispielsweise hatte im Januar schon so viele Spiele auf der Uhr wie die Hälfte der BL am Ende der Saison! Die Frage ist inwiefern sich solche Problematiken auf die Spielphilosophie der Trainer auswirkt. Deswegen finde ich es auch immer recht schlicht, wie und mit welchen Begründungen, auch hier auf taktischer Natur, auf die PL eingedroschen wird. Das die PL taktische Defizite hat sehe ich auch so, aber die Frage ist halt inwiefern das auch der Belastung und den Umständen geschuldet ist.
Mike the Knight 8. April 2016 um 07:35
Ich bin auch gespannt, wie sich Pep bei ManCity schlagen wird. Aufgrund des engen Spielplans bleibt wenig Zeit zu trainieren und den Spielern die notwendige Taktik zu vermitteln. Das ist für mich einer der Hauptgründe, warum die Premier League taktisch so weit hinterher hinkt. Daher sehe ich auch gar nicht so sicher an, dass Pep seinen Stil etablieren kann, obwohl es der PL mMn gut tun würde.
YA 8. April 2016 um 16:16
Sehe ich auch so. Die PL ist doch mit ihren engen Zeitplan ganz schön speziell. Die Trainer werden da auf ganz andere Probleme gestellt, nämlich wie kriege ich meine Spieler bis zum nächsten Spiel fit und welche Spieler sind überhaupt einsetzbar. Vielleicht kommen auch so nicht immer die Spieler zum Einsatz, die aus taktischen Gründen sinnvoll wären, sondern die fitten Spielern.
Ich meine auch Klopp hatte zum Anfang seiner Amtszeit ber den Reds Probleme mit Kompaktheit. Sicherlich auch wegen zu wenig Trainingszeit. Klopp meinte da selber, es gibt gar keine Zeit zum trainieren, sondern nur zum regenerieren.
Und ein Pellegrini hatte zu Malaga-Zeiten ein durchaus facettenreiches (für den damaligen Kader) Arsenal an taktischen Ausführungen. Tiefstehen, Kontern, Angriffspressing und gutes Ballbesitzspiel. Das hatte damals mit Malaga-Zeiten immerhin bis zum Champions League Halbfinale gereicht. Und jetzt ??
Aber mal sehen was Guardiola reißt, ist ja nochmal ein anderes Kaliber als Pellegrini 😉
DonAndres 8. April 2016 um 22:10
Ich verstehe die Sache mit dem engen Zeitplan nicht ganz. In Spanien ist der Zeitplan abgesehen von der einen Woche zwischen Weihnachten und Neujahr genauso eng. Es gibt zwar nur einen Pokalwettbewerb, dafür aber mit Hin- und Rückspiel, der außerdem immer unter der Woche gespielt wird. In der PL gab es doch vor einigen Wochen ein paar Mannschaften, die zwei Wochen lang kein Spiel hatten, da sie aus dem FA-Cup schon ausgeschieden waren! Das ist ein echter Luxus in dieser Saisonphase, warum redet darüber keiner?
Klar, die BL ist mit ihrem entspannteren Spielplan gegenüber der PL klar im Vorteil. Und sicherlich kommt das der intensiven Spielweise in der Bundesliga entgegen.
Gh 9. April 2016 um 11:57
Die BuLi hat sich taktisch im wahrsten Sinne des Wortes verrannt. Die PL ist dagegen stehen geblieben. BuLi schauen gleicht mittlerweile dem Zuschauen eines Profidaddlers beim Call of Duty spielen. PL schauen ist Pleiten, Pech und Pannen, immerhin auf eine entspannende Art unterhaltsam.
hellsearcher 8. April 2016 um 11:31
Ganz ehrlich: Die PL ist taktisch unfassbar schlecht, das Kick and Rush überlebt mMn nur, da die individuelle Klasse der Einzelspieler so groß ist.
Wenn sie nicht alles falsch machen/ihre Wunschspieler verpflichten können werden in spätestens 2 Jahren Klopp und Guardiola die PL – vielleicht nicht nach belieben dominieren, aber sehr wahrscheinlich – gewinnen. Sie haben einfach andere taktische Konzepte als der Rest der Liga und v.a. Guardiola ist ja auch für kurzfristige In-Game Umstellungen bekannt und sollte bei dem schon vorhandenen, technisch teils überragendem (de Bruyne, Silva, Agüero, etc.) seinen Stil implementieren können.
Genauso wie Klopp das nächste Saison mit breiterem, qualitativ hochwertigerem Kader machen kann/wird.
Dr. Acula 7. April 2016 um 17:30
dieses spiel war ein perfektes sinnbild wieso geld nicht alles ist und dass es bei den vermeintlichen spitzen-trainern eben doch abstufungen gibt. weiß nicht, ob ihr das spiel angeschaut habt, aber allein die szene, als ibrahimovic den ball im 1 vs 1 rechts übers tor haut, als er kurz zuvor einen ball vom eigenen sechser raum geschickt bekommt. so schlecht kann ein CL-viertelfinalist und PL-vierter doch gar nicht verteidigen. das ist lachhaft. für den durchschnitts-zuschauer vllt ansehnlich, da viel hin und her und einige torszenen, aber ich fand es erschreckend wie schwach beide pressen. gut, ein hohes pressing wäre vrmtl zu viel erwartet aber nicht mal kompaktes mittelfeldpressing gelingt ihnen…
Partizan 7. April 2016 um 17:01
Schönes Schaubild zum möglichen Passweg für David Luiz. Natürlich spielt Luiz hier nicht den Pass und schaltet in den „Kopf durch die Wand“ Modus, und versucht alleine durchzubrechen in alter Manier.????????