Bundesliga Breakdown: Spieltag 27
Auf den ersten Blick wirkt dieser Spieltag eher farblos, dabei gibt es stilistisch gesehen einige interessante Duelle.
Schalke 04 (12-5-9) trifft auf Borussia Mönchengladbach (13-3-10)
Am Freitagabend findet tabellarisch gesehen die hochklassigste Partie statt. Schalke 04, das erst eine Woche zuvor bei Hertha verlor, bekommt es mit den Fohlen aus Mönchengladbach zu tun. Beide Mannschaften konnten in den letzten Wochen nicht durchweg überzeugen, sind aber weiterhin auf Europapokalrängen platziert, weil die Verfolgergruppe hinter Bayern und Dortmund mehr oder weniger ein Schneckenrennen veranstaltet. Für die Hertha mag es ein Erfolg sein. Für Schalke und Co. aber sicherlich nicht.
Die Königsblauen haben das spielerische Potenzial, um die Mehrheit der Gegner zu dominieren, tun es allerdings nur sehr selten. Ausgeglichene Partien verlaufen nicht selten zuungunsten der Schalker. Sie sind offensiv nicht nur sehr stark auf die individuelle Qualität ihrer Akteure fokussiert, sondern in der Arbeit gegen den Ball stets anfällig.
Das mannorientierte Verteidigungsschema im Mittelfeld kann gegen ständige Rochaden und Abkippbewegungen gegnerischer Spieler nur schwerlich über 90 Minuten wirksam bleiben. Irgendwann im Spiel funktioniert einmal die Übergabe von Gegenspielern nicht perfekt oder eine Flügelüberladung zwingt Schalkes Verteidiger zur schnellen Entscheidung. Die Mitglieder der Viererkette können nur partiell die gegnerischen Stürmer ins Mittelfeld hinein verfolgen.
In diesem Kontext könnten die Stärken der Gladbacher zum Tragen kommen. Ihre sich fluid bewegende Angriffsreihe scheint das perfekte Gift gegen Schalkes Defensivstrategie. Die kurzzeitigen Überladungen, die beispielsweise Raffael forciert, können Außenbahndurchbrüche erzeugen oder zumindest vorbereiten. Die Abkippbewegungen im Zentrum stellen wiederum die Schalker Sechser vor Probleme aufgrund möglicher Unterzahlsituationen.
Sollte Cheftrainer André Breitenreiter also seine Prämissen in der Defensive nicht etwa verwerfen, könnte dies erneut ein ernüchternder Freitagabend für S04 werden. Andererseits besitzen die Königsblauen stets die notwendigen Offensivqualitäten. Ihr Spielaufbau ist nur schwer zu neutralisieren, da sich Johannes Geis und seine Nebenmänner gut bewegen und zudem mehrere Akteure die Eröffnung eines Angriffs vornehmen können.
Wichtiger wird für die Gladbacher sein, inwieweit sie den Zwischenlinienraum vor der Abwehr schließen. André Schubert könnte hierbei wieder auf eine Dreier-/Fünferkette zurückgreifen, um so über Herausrückbewegungen der Halbverteidiger die angesprochene Zone zu attackieren und zu verdichten.
Vorhersage: Remis
Hertha BSC (13-6-7) empfängt Ingolstadt (8-9-9)
Auf dieses Spiel freue ich mich ungemein. Denn das Duell stellt beide Teams vor interessante Herausforderungen, weil sich die Hertha und Ingolstadt doch recht stark in gewissen Aspekten unterscheiden.
Es ist nunmehr bis zum letzten Bundesligazuschauer durchgedrungen: Ingolstadt ist vordergründig auf Pressing und Gegenpressing ausgerichtet. Sie können jeder spielaufbauenden Mannschaft das Leben äußerst schwer machen. Das aggressive Verschieben auf eine Seite, der Staffelungsdruck aus dem Mittelfeld heraus und das Zustellen der ersten Passwege sollte auch die Hertha fordern.
Die Berliner haben allerdings eine vergleichsweise große Ballsicherheit im frühen Spielaufbau entwickelt und sind insofern nicht so anfällig wie viele Mannschaften aus der Liga. Hinzu kommen die flexiblen Positionswechsel und Verschiebemöglichkeiten im Mittelfeld. Es muss nicht mal ein bis ins letzte Detail ausgeklügeltes System dahinter stecken. Allein die konstante Dynamik und grundsätzliche Konfusion können gegnerische Mannorientierungen erheblich behindern.
Zudem verfügt die Hertha über eine große Stärke, wenn es um das Attackieren des Zwischenlinienraums vor der eigenen Abwehr geht. Ähnliches gilt für die Anwendung und das Auflösen von Gegenpressing. Die Berliner übertreiben es beim Kampf um zweite Bälle nicht, sondern wissen genau, wann sie sich in eine kompakte Formation zurückziehen müssen. Folglich wird es interessant zu beobachten sein, inwiefern Ingolstadts lange Bälle, die sie bevorzugt im Aufbau nutzen, um schnell Raum zu überbrücken und um zweite Bälle in der Nähe der Abseitsgrenze zu kämpfen, ihre herkömmliche Wirkung entfalten können.
Vorhersage: Sieg für die Hertha
Hoffenheim (5-9-12) reist zum Hamburger SV (8-7-11)
Die letzte Auswärtsreise der Hoffenheimer endete mit einer krachenden Niederlage gegen den VfB Stuttgart. Doch die Nagelmänner konnten sich mit einem Sieg gegen Wolfsburg schnell rehabilitieren. Beide Spiele zeigten ungefähr auf, wo die Kraichgauer unter ihrem neuen Trainer im Moment stehen. Das Grundpotenzial ist vorhanden und Julian Nagelsmann scheut sich nicht davor, Ideen, die von der Norm abweichen, auszuprobieren.
Der HSV wendet derweil ein 4-4-2-/4-4-1-1-System aus dem Lehrbuch an, welches dadurch vorhersehbare Mechanismen aufweist. Es wird von den Hamburgern sauber ausgeführt, kann aber von einem flexiblen Gegner wie Hoffenheim ausgehebelt werden. Beispielsweise könnte man die beiden vordersten HSV-Pressingspieler herauslocken, um anschließend die Lücke im Zentrum zu bespielen.
Im Gegenzug muss Hoffenheim darauf achten, dass sie auf den Flügeln nicht zu forsch aufrücken, ohne entsprechend vom Zentrum aus nachzuschieben, um Absicherung zu gewährleisten. Andernfalls hat der HSV eine Chance, über typische Außenbahnangriffe zu Torchancen zu gelangen.
Eine eher chaotische Partie mit vielen Umschaltmomenten, wie es der HSV in der letzten Woche in Leverkusen erlebte, sollte ihren Stärken entgegenkommen. Aber das bedeutet nicht, dass die Hanseaten automatisch triumphieren. Denn Hoffenheim mit seinen tempostarken Außenspielern könnte diesen hohen Rhythmus für sich nutzen, wenngleich Nagelsmann Chaos nicht bewusst forcieren wird.
Vorhersage: Remis
7 Kommentare Alle anzeigen
Schorsch 18. März 2016 um 21:52
Ich freue mich auch auf die Partie Hertha – FCI und sehe sie (ganz persönliche Meinung) auch aus taktischer Sicht als die interessanteste des Spieltages an. Zugegeben, ich wünsche mir einen Sieg der Hertha und kann die Argumentation CEs gut nachvollziehen. Allein, es bleibt abzuwarten inwieweit der FCI den Spielaufbau der Hertha nicht doch entscheidend stören kann.
felixander 18. März 2016 um 09:22
Ich hasse es, wenn du Unentschieden vorhersagst. Dann denk ich nämlich immer: „Aaaaaaach, Hoffenheim (aka Verein XY) wird das schon wuppen!“ und tippe auf Sieg. Aber jedes Mal behältst du recht.
CE 19. März 2016 um 22:14
😀
felixander 21. März 2016 um 09:31
und ich hätte recht gehabt…buhuuuuuu … :‘-(
ich schätze, jetzt steht mir auch eine freitagskolumne zu.
Koom 21. März 2016 um 10:22
1 von 3. Und da tippe ich glatt nen Euro auf deine Vorhersagen. Verdammt, also wieder keine einfache Möglichkeit zur Geldvermehrung. 😉
CE 21. März 2016 um 11:51
Du musst nur richtig tippen, an welchem Wochenende du auf die Vorhersagen Geld setzt… 😀
Koom 21. März 2016 um 12:53
Vermutlich ist das so ein typischer Fall: Tippe ich kein Geld drauf, stimmen die Tipps. Tippe ich mit Geld, dann nicht. So ein Quark! 😉