Viel versucht, durch frühe Ballverluste geschlagen

5:1

Die offensive Interpretation des Hoffenheimer 5-3-2 war mit Risiko verbunden und wurde bestraft. Mit tieferer Zurückhaltung gewann Stuttgart diesmal an Stabilität und konterte sich – mit Beihilfe von Standards – zum Sieg. Nagelsmanns verschiedene Umstellungen sorgten für Besserung, blieben aber ohne offensive wie defensive Vollendung.

5-3-2 zwar im Pressing mal überspielt, aber verschiebend stabil

Zuletzt verteidigten die Hoffenheimer unter Julian Nagelsmann häufig in einem 5-2-1-2, das vor allem in der Partie gegen Dortmund sehr gut umgesetzt wurde und entsprechend auf sich aufmerksam machte. In dieser Begegnung organisierte der TSG-Coach das Mittelfeld ein wenig um und entschied sich für eine 5-3-2-Anordnung mit Polanski als einzigem Sechser. Die Anbindung zwischen Mittelfeld und Sturm wirkte hier nicht ganz so sauber, doch insgesamt lief das Pressing der Hoffenheimer doch solide und nach hinten stabil ab – das sollte auch nicht ihr Problem sein bei dieser letztlich deutlich ausgefallenen Niederlage.

Der Grund für die veränderte Anordnung könnte darin gelegen haben, dass Polanski sich mannorientiert um den zwischen den Linien streifenden Didavi kümmern konnte. Prinzipiell funktionierte dies auch gut, denn der Stuttgarter Top-Torschütze war nur selten im Zehnerraum eingebunden. Bei Ballbesitz der Hausherren lief es letztlich oft darauf hinaus, dass die Mannschaft von Kramny das gegnerische Pressing über außen zu umspielen versuchte. Ohne die Möglichkeit des Zehner-Nachschiebens ins 5-2-3 konnte die TSG an den Seiten nicht ganz so schnell Zugriff erzeugen. Daher hatte Stuttgart zunächst etwas Raum, bis der jeweils ballnahe Halbspieler herausrückte und der 5-3-Block zur Seite schob.

vfb-1899-2016Zunächst einmal schafften es die Hausherren also, die beiden gegnerischen Angreifer zu umspielen. Vereinzelt wurde dies auch mit direkten Vertikalpässen zwischen die Reihen sichergestellt, wenn sich Serey Dié weiter zurückzog. Auch das Rückwärtspressing hätte bei den Gästen noch konstanter sein dürfen. Gegen die verbleibenden acht Mann aus dem Kraichgau war es aber für die in der Zirkulation oft flügelfokussierten Stuttgarter nicht so leicht. Am Übergang zum Angriffsdrittel konnte Hoffenheim die gegnerischen Ansätze am Flügel mit dem herüber rückenden Mittelfeld oft noch zuschieben und isolieren.

In der Anfangsphase zeigte sich in manchen Szenen beim VfB eine ungewöhnliche Zurückhaltung. Sie rückten eher vorsichtig auf, gerade Gentner hielt sich zwischenzeitlich zurück und auch Rupp suchte ballfern vereinzelt eher die stabilisierende Einbindung. Mit weiträumigen Rochaden Didavis nach außen wollte man wohl prinzipiell die Flügel  überladen, doch zunächst befanden sich die Hausherren dort zu häufig in Unterzahl, um durchzukommen. Im weiteren Verlauf schaltete sich dann beispielsweise Gentner auch mal mit einigen Rochaden nach links vorne ein, doch außer ein paar Flügeldurchbrüchen sprangen so nicht viel mehr Szenen für die Gastgeber heraus.

Aufbau gegen Stuttgarts versetztes 4-1-4-1

Schnell sollte sich herausstellen, dass die Hausherren auf den Erfolg dieser Szenen gar nicht unbedingt angewiesen waren. Nach dem frühen Führungstor nach einer Ecke, das ihnen in die Karten spielte, konnte ihr Fokus auf Konterangriffen liegen. Bei den Hoffenheimern wurde im Aufbau schon früh eine hochgeschobene Ausrichtung deutlich. Zunächst ließen sie hinten den Ball über die Dreierkette laufen. Dagegen suchte Stuttgart fast nie den Zugriff, sondern zog sich direkt in eine tiefere 4-1-4-1-Formation zurück. Vorne bewegte sich Kravets dabei im Dunstkreis von Polanski, der für die Aufbauarbeit nur selten entscheidend eingebunden werden konnte.

Vor ihm rückten die beiden nominellen Achter frühzeitig weit auf. Schon allein deshalb – verstärkt und auch bedingt dadurch, dass Polanski alleine gegen Kravets war – mussten sie vor allem mit direkten Vorwärtspässen der Verteidiger operieren. Im Normalfall versuchten sich die Achter hinter der Stuttgarter Mittelfeldlinie – also in den theoretischen Räumen neben Serey Dié – zu positionieren. Es ist derzeit aber eine ambivalente Sache, in diese Bereiche auch wirklich einzudringen. In manchen Partien presste der VfB zuletzt stark herausrückend, in anderen unvorsichtig, schob im Mittelfeld zu fahrig vor und ließ dann unbalanciert diese Löcher offen.

Anders in diesem Duell mit einer tieferen, abwartenden Ausrichtung: Nun kam die kluge angelegte, leicht versetze Struktur zum Tragen, die ihre Interpretation des 4-1-4-1-Schema in guten Momenten auszeichnet. Didavi agiert diagonal etwas vorgeschoben vor Gentner, woran auch Serey Dié bzw. der Mittelstürmer leicht angepasst sind. In dieser zickzackartigen Staffelung verstellen sie jeweils hinter sich die Lücken neben dem Hintermann. Halbrechts haben sie mit Schwaab einen halbverteidigerartigen Typus in der letzten Linie, der mögliche Löcher hinter Gentner herausrückend stopfen kann. Rupp kann dabei ebenso helfen, während links Didavi potentiell nach außen schiebt, wenn Kostic zockt oder mannorientiert tief geht.

Von Seiten der Hoffenheimer hätte die Dreierkette noch mehr Engagement nach vorne zeigen können. Eine Möglichkeit wäre gewesen, die hinteren Staffelungen um Polanski herum häufiger asymmetrisch umzuformen, andererseits hätten auch einzelne punktuelle Aufrückbewegungen mit Ball hilfreich sein können. Hier agierten sie aber etwas unsauber und spielten manch überfrühten, vorschnellen Pass, gerade Bicakcic als Halbverteidiger wirkte zunächst nicht als Idealbesetzung. So ließen sie teilweise die Raumnutzung etwas liegen und machten dem VfB die Arbeit und Antizipation einfacher.

Vorgeschobene und attackierende Achter mit Risiko

Insgesamt sah die Spielweise der TSG zunächst jedoch noch vielversprechend aus. Da Stuttgart im Verschieben manche Unsauberkeit zeigte, konnten sie einige der Pässe in den Zwischenlinienraum durchbringen. Allerdings waren zunächst nicht immer unbedingt die beiden Achter die Adressaten, sondern stattdessen ließ sich auch mal einer der nominellen Angreifer zurückfallen. Dadurch rissen sie im besten Fall gleichzeitig Lücken, indem sie einen der Stuttgarter Verteidiger herauszogen – teilweise versuchten auch die Flügelläufer mit ihren Bewegungen zu dieser Unruhe beizutragen.

Die Achter hatten dann die Aufgabe, entstehende Löcher mit Diagonalläufen zu attackieren. Daraus ergaben sich vereinzelte Ansätze für die Gäste. Mit schnellen Weiterleitungen von Uth und insbesondere Volland versuchten sie diese Läufe der Achter zu bedienen. Letztlich ergab sich daraus zwar kein klarer, sauberer Durchbruch, doch deutete Hoffenheim Gefahr an und kam schnell in die Spitze. Allerdings zeigte sich schon früh auch das gewisse Risiko ihrer generellen Vorgehensweise. Hoffenheim fokussierte sich auf die Besetzung des Zwischenlinienraums, agierte dabei aber etwas zu vorgeschoben und unbalanciert.

Einige Male nutzte Stuttgart diese leicht unbalancierten Staffelungen, um mit ihrer phasenweise guten Struktur die dort hinein gespielten Pässe abzufangen und zu kontern. Bei tieferen Ballverlusten war kaum mehr effektives Gegenpressing in direkter Folge möglich. Handelte es sich demgegenüber um Szenen, in denen Hoffenheim zuvor schon in die Stuttgarter Formation eingedrungen war, erwies sich die Qualität des Gegenpressing als problematisch. Kleinere Nachlässigkeiten und manch unsaubere Abstimmung zwischen den hinteren wie vorderen Mannschaftsteilen trugen zu den VfB-Kontern bei.

Nagelsmanns Umstellung auf 4-3-3, VfB wird 4-4-1-1-hafter

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Hoffenheim nach der Umstellung 4-3-3-haft bis zur Pause

Nach etwas mehr als einer halben Stunde folgte dann, untermauert durch die Einwechslung von Kramaric für Bicakcic, die Umstellung der Hoffenheimer auf ein 4-3-3. Da gleichzeitig auf Seiten der Stuttgarter einige kleinere Anpassungen hinzu kamen, änderten sich mehrere Details in der Gemengelage. Zunächst konnten die Gäste bei Ballbesitz etwas weiter und höher aufrücken. Sie versuchten nun kleinräumiger zwischen die Linien einzudringen, wurden von Stuttgarts enger – gerade durch Rupps Einrücken – und 4-4-2/4-4-1-1-hafter werdenden Tendenzen aber nach außen weggedrückt.

Zudem organisierte Stuttgart einzelne Positionsübernahmen und Umbesetzungen zwischen Kostic und Didavi recht gut, zwischendurch verteidigte Ersterer kurzzeitig mal halbrechts. Gegen die leicht asymmetrische 4-4-1-1-Systematik tat sich der Gast schwer: Hamad war mehrmals von Serey Dié verfolgt, Uth fand in seiner hohen Position wenig Bindung, Amiris Bemühungen im Halbraum konnten von Rupps Einrücken mit aufgefangen werden. Problematisch war zudem die Rolle von Volland, der mit einer unangenehmen Position auf Linksaußen vorlieb nehmen musste und dadurch einige Male zu breit eingebunden war.

So fanden die verschiedenen Versuche und Bewegungen der Gastgeber nicht zueinander. Wenn sie versuchten, zentral in Zwischenräume einzudringen, waren die Unterstützungs- und Folgeoptionen leicht unsauber. Bei angedeuteter Rückzugsbewegung mussten sie dann nochmals herausspielen und querlegen, landeten dann irgendwann auf außen, zumal dort noch ihr Fokusspieler nun aufgestellt war. So spielten sie oft nur um den Block herum, engagiert und beweglich, auf der Suche nach zentralen Kombinationsszenen, aber bis auf einzelne Szenen fruchtlos.

Die Umstellung bei den Kraichgauern wirkte sich nicht nur auf Aufbau und auch das nun im 4-3-3 oder 4-1-4-1 angelegte Pressing aus. Ebenso schien sie von einer Fokusveränderung im Stuttgarter Aufbau begleitet. Diese wurden nicht nur vom Aufrücken der TSG zu langen Bällen gezwungen oder spielten diese bewusst, vor allem positionierten sie sich vor dem Hintergrund dessen verändert. Gentner rückte noch etwas früher und weiter auf, die Außenverteidiger schoben teilweise offensiver vor, insgesamt betonte der VfB die vordere Präsenz mehr. Teilweise setzten sie das etwas ungestaffelt, plump oder unbalanciert um, sammelten mit dieser Besetzung vorderer Zonen aber auch einige lange Bälle ein.

Zweite Halbzeit: Hoffenheims Ansätze unvollendet…

Zunächst schien die Geschichte des zweiten Durchgangs nur fünf Minuten zu dauern, nachdem Niedermeier mit dem Doppelpack in eine erste Hoffenheimer Drangphase die Partie vorentschied. Zur Pause hatte Nagelsmann sein gesamtes Wechselkontingent erschöpft: Schmid und Vargas kamen ins Team, Ersterer auf die rechte Offensivposition, Letzterer als eine Art zurückfallender Halbstürmer in einem 4-2-3-1/4-2-1-3-artigen System. Vorne agierte Kramaric als nomineller Neuner, wich aber immer wieder weit aus, vor allem nach links zu Volland. Im Detail waren das erneut viele kleine Veränderungen, doch die Gesamtsituation blieb prinzipiell gleich:

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Über weite Strecken der zweiten Halbzeit stellten sich die Grundformationen etwa so dar

Hoffenheim hatte gute Ansätze und versuchte zu kombinieren, zeigte engagierte, wechselnde Rollenverteilungen, viel Konstruktivität und versuchte die Zwischenräume zu fokussieren. Doch stets begleiteten sie kleine Probleme, aufgrund der die Ideen letztlich nicht entscheidend aufgingen. Bezogen auf die offensive Durchschlagskraft könnte man zwei Aspekte herausheben. Zum einen fanden die einleitenden Überladungsversuche oft zu seitlich statt, gerade auf links mit Volland und dem teils zu umständlich ausweichenden Kramaric. Manchmal starteten sie zusammen mit Toljan in irgendwelchen unangenehmen Räumen ihre diagonalen Spielzüge, banden auch Amiri noch ganz gut ein.

…und Stuttgarter Ambivalenz

Damit wühlten sie sich einige Male bis in den Strafraum durch, machten das streckenweise sehr ordentlich, aber am Ende reichte es gegen das solide, mit einzelnen Mannorientierungen gespickte und über seine gute Intensität kommende Defensivspiel der Schwaben nicht. Seit der Halbzeit und dem verletzungsbedingten Wechsel von Gentner zu Klein formierten sich die Mannen von Kramny endgültig in einem engen, zentrumsfokussierten 4-4-1-1. Gewisse Schwächen boten sie aber: So stark das kollektive Nachschieben zum Flügel teils daherkam, gab es zentral einige Defizite, die Hoffenheim letztlich nicht entscheidend oder durchgehend ausnutzen konnte.

Dazu zählte etwa die unsaubere Inkonstanz bei der Sicherung des Sechserraums, wenn Serey Dié herausrückte, im Zurückschieben dann aber zu zonal orientiert und dabei einige Male unbeteiligt blieb statt rückwärts zu attackieren. Auch manche nachlässige und passive Anschlussstaffelungen des Zehners oder für das Kollektiv ineffektiv seitliche Positionierungen des lose mannorientierten Kostic waren zu vermelden. Die letzte Hoffenheimer Durchschlagskraft fehlte auch deshalb, weil die beiden gut besetzten Halbräume untereinander zu wenig Interaktion hatten.

Nicht genug zwischen den Halbräumen, „Selbstüberladung“ zwischen den Linien?

Von der rechten Seite rückte Schmid immer wieder ein, ebenso der häufig auch zurückfallend ankurbelnde Vargas, aber dann bei Szenen halblinks ohne klaren Bezug dazu. Das führt direkt zur zweiten kleineren Schwierigkeit der Hoffenheimer hin: In diesem zweiten Durchgang schien ihr Fokus auf Zwischenraumbesetzung fast überproportional. Alle suchten dort irgendwie Freiräume, alle zeigten aufwändige Bewegungen, aber teilweise passierten zu viele unabgestimmte Initiativen gleichzeitig. Wenn die gesamte Offensive jeder für sich vor allem diese Zwischenraumbesetzung leisten will, ist in den konkreten Einzelsituationen im schlimmsten Fall niemand mehr da, der die klaren Läufe oder die klaren Balancebewegungen übernimmt, die dazu passen.

Viele wollten das Richtige machen, fast zu viele wollten das Richtige machen – in unterschiedlichen Kontexten, womit sie letztlich nicht gut genug zusammenfanden. Natürlich ist das hier überzeichnet dargestellt, denn ganz so extrem war diese „Selbstüberfrachtung“ nicht. Wie gut sich die Hoffenheimer Ansätze und Bemühungen vom Grundprinzip und Gedanken darstellten, zeigten einige ihrer Tormöglichkeiten und auch den Treffer zum zwischenzeitlichen 3:1 spielten sie durchaus ansehnlich heraus. Letztlich hatte Nagelsmanns TSG wieder gute Versuche und den richtigen Fokus, aber in der vollendeten Ausführung insgesamt noch Arbeit vor sich.

Stuttgart kontert zum 5:1

Das für das Ergebnis viel größere bzw. gravierender wirkende Problem bei alledem betraf letztlich nicht die letzte Durchschlagskraft am Strafraum, sondern die Absicherung. Eine Mischung aus strategischen und taktischen Faktoren sorgte für Instabilitäten, die man sich gegen Stuttgarts potentielle Umschaltqualität nicht leisten sollte. Einerseits rückten sie phasenweise etwas zu weit auf, auch später bewegten sich die Kollegen teils etwas unbedacht, wenn sich beispielsweise Vargas mal wieder tief fallen ließ. Andererseits zeigten die Kraichgauer in der Ausführung und Konsequenz des Gegenpressings gewisse Schwächen und Nachlässigkeiten, mit denen sie manch besser abgesicherte Szene doch noch hergaben.

Im weiteren Verlauf der zweiten Halbzeit ging die Konsequenz und Intensität im defensiven Umschalten zunehmend verloren. Zudem war die Gesamtbesetzung offensiver, die Außenverteidiger rückten bisweilen riskanter auf und waren weniger abgesichert. Letztlich gelangen dem VfB in diesem Zusammenhang über starke, vielseitige Herausrückbewegungen – insbesondere Schwaab tat sich nicht nur in der Entstehung des 5:1 hervor – aus ihrer engen Grundformation heraus mehrere aussichtsreiche Ballgewinne, die sie in gefährliche Konter umsetzten.

Die individuellen Qualitäten und die zielstrebigen Rollen vor allem von Kostic, Didavi und dem später eingewechselten Timo Werner brachten Hoffenheim dort in Bedrängnis. Dass dies letztlich für einen solch hohen Kantersieg mit fünf Treffern reichte, wurde letztlich auch noch durch etwas Glück in der Entstehung und in der Chancenverwertung, durch die beiden Ecken-Treffer Niedermeiers und durch manche Unstimmigkeit in der Hoffenheimer Endverteidigung mit bedingt. So war der Heimsieg der Schwaben fraglos verdient, aber stellte sich im Ergebnis letztlich doch etwas zu deutlich dar.

Fazit

Das war nicht unbedingt der Tag von Julian Nagelsmann, der bisher als Bundesliga-Trainer eine überzeugende Vorstellung ablieferte. Diesmal erwies sich seine Wahl eines 5-3-2 nicht als ideal, gerade die aufrückende Spielweise um die Achter trug phasenweise zu viel Risiko. Ein gutes, versetzt angeordnetes Pressingsystem mit vielen aufmerksamen Herausrückbewegungen wurde für den VfB und Jürgen Kramny dagegen zum Schlüssel für den Sieg. In Wechselwirkung mit der gegnerischen Ausrichtung ermöglichte ihnen dies zahlreiche gute Kontermöglichkeiten über ihre schnellen, dynamischen und individuell starken Offensivleute. Letztlich konnte Hoffenheim auch mit umgestellter Ausrichtung die Niederlage nicht abwenden, blieb in der Absicherung stets anfällig und hatte in der besten Offensivphase auch ein wenig Pech, dass die eigentlich vom Ansatz sehr gut aussehenden Ansätze wegen kleinerer Probleme nicht ganz vollendet werden konnten, um die Partie gerade beim Stand von 3:1 nochmal spannend zu machen.

RoyalBlue 8. März 2016 um 18:51

Danke für die Analyse. Konnte das Spiel selber nicht sehen und freue mich deshalb sehr über ausführliche Einblicke, verfolge Nagelsmann etwas intensiver und hatte bis dahin jedes Spiel von ihm in der Buli gesehen.

Die Ausgangsformation und die Beschreibung der Umsetzung erinnern mich im ersten Moment sehr stark an den Auftakt von Nagelsmann gegen Bremen. Da hat man auch mit einem Sechser vor der Dreierkette gespielt, die dann schnell viele flache, vertikale Bälle in den überladenen Zwischenraum gesucht hat. Da scheiterte man auch schon daran, dass die Bälle dort dann von den zurückfallenden Stürmern oder den Mittelfeldspielern nicht fest gemacht werden konnten. Grund dafür war fpr mich damals auch die hier beschriebene „überproportionale Zwischenraumfokussierung“ und „Selbstüberfrachtung“. Dadurch hat man sich da schon extrem viele Konter (über die schlecht besetzten außen) eingefangen, die Bremen einfach nur nicht so gut ausspielen konnte wie der VFB. Trotzdem war Werder ja da schon deutlich überlegen, nur konnte man es natürlich besser auf die fehlende Eingespieltheit schieben.
Allgemein könnte ich mir pbrigens vorstellen, dass Nagelsmann diese Formation in beiden Spielen gegen das 4-1-4-1 gesetzt hat, um die Räume neben dem Sechser zu nutzen, die ja sowohl abremen wie auch Stuttgart anbieten. nur hat Bremen dann in anderer Formation gespielt und Stuttgart diese Räume wohl deutlich besser verteidigt als gewohnt. Dazu kam die eigene schlechte Ausführung. Trotzdem interessant, wie bestimmte Elemente im Spiel, wie z.B. die vertiaken Pässe der IV oder das nach innen leitende Pressing un allen Formationen auftauchen. Da macht Nagelsmann schon einen sehr guten Job.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde das sehr spannend was Nagelsmann da gerade macht, auch wenn es nicht immer perfekt funktioniert/umgesetzt wird. So muss man vielleicht auch mal solch eine Klatsche einstecken, word aber wohl auch viele Siege einfahren könnnen. Bin ganz optmistisch was die chancen auf den Klassenerhalt angeht.

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fkAS 7. März 2016 um 17:41

Das Fazit find ich etwas seltsam. Der VfB hat vielleicht vom frühen Tor profitiert, aber eigentlich müssen sie dann zur Halbzeit schon 4:0 führen. Die Chancenverwertung war relativ schwach. Insofern geht das 5:1 vollauf in Ordnung. Wenn man meint, Hoffenheim hätte noch 2 Treffer nachlegen können, dann gilt das umso mehr auch für den VfB. Hoffenheim war an diesem Tag die 4 Tore schlechter.

Die Analysen find ich durchaus interessant und man kriegt immer wieder einen neuen Blick aufs Spiel, aber der Schreibstil ist grottig schlecht. Sorry. Es wird immer noch ein Adjektiv reingepfriemelt wie bei „potenzielle Umschaltqualität“ oder seltsame Begriffe wie eine „fast überproportionale Zwischenraumfokusierung“ oder „unsaubere Inkonstanz bei der Sicherung des Sechserraums“… ich kann mir darunter nur schwer was vorstellen. Das ist insgesamt sehr schade, weil die Sportpresse mit der etwas besseren Schreibe fußballtaktisch nur Magerkost serviert. Auf Spielverlagerung.de bekommt man meist mehr Substanz, muss sich aber leider durch die Texte durchquälen.

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Holger 6. März 2016 um 16:42

Schöne Analyse. Ich frage mich, warum es bei Hoffenheim momentan nicht läuft. Von Kader her hätte ich mehr erwartet.

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Benni 6. März 2016 um 09:59

Ich empfand das teilweise auch als Problem der Aufstellung, besonders Schär, Uth, Hamad und Toljan kamen mit dem Pressing und der gesunden Zweikampfhärte der Stuttgarter überhaupt nicht klar. Selbst Volland ging einige Male zu Boden und normalerweise ist der nur durch ein Foul zu bremsen.

In diesem Zusammenhang finde ich die Auswechslung von Bico daneben, der war dem Spiel wenigstens körperlich gewachsen. Ich hätte stattdessen Schär vor der 4er-Kette gegen Didavi gesetzt, also das, was Polanski gespielt hat. Bico hätte zB auch eher geklärt als einen riskanten Pass im eigenen Strafaum gespielt.

Polanski ist im späteren Spielverlauf oft in die 4er-Kette eingerückt, um den Spielaufbau zu unterstützen. Meiner Meinung nach wäre er aber besser weiter vorn, also mitten im Getümmel (Vis-a-vis mit Die statt mit Didavi), aufgehoben gewesen. Den zurückfallenden 6er hätte Schär auch besser gekonnt, während Polanski bei Zweikämpfen und Gegenpressing mehr glänzen kann als im Aufbau und Positionsspiel.

Stuttgart hat bei jeder unserer Chancen den Strafraum enorm verdichtet, deshalb hätte ich auch eher Zuber statt Schmid gebracht, da der viel besser in Einzelaktionen ist.

Auf der Taktiktafel mögen die Ideen von Nagelsmann gut aussehen, aber er hat es diesmal nicht geschafft, die Stärken der Spieler optimal einzusetzen und die Schwächen zu kaschieren. So war eigentlich jeder unserer Spieler seinem Stuttgarter Gegenspieler in den meisten relevanten Belangen unterlegen.

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ijoe 6. März 2016 um 08:16

In der Theorie hört sich das alles immer schön an, die Frage ist, warum die „vom Ansatz sehr gut aussehenden Ansätze“ nichts waren. Und da meine ich, dass zu einem Trainer mehr als tolle Konzepte gehören. Aus irgendwelchen mir nicht nachvollziehbaren Gründen wird Nagelsmann gehypt, anscheinend nur, weil er jung ist und sich gut ausdrücken kann. Tendenz: Daumen nach unten.

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HW 7. März 2016 um 10:15

Stimmt schon. Allerdings ist Hoffenheim auch nicht das super stabile Konstrukt. Das war auch schon vor Nagelsmann so. Jeder Trainer der mitten in der Saison kommt muss erstmal probieren was funktioniert. Nicht jede Idee fruchtet, das ist normal.

Für Hoffenheim geht es darum die Klasse zu halten. Sowas ist oft ein Schneckenrennen. Auch ein neuer Trainer wirkt da selten Wunder (im Gegenteil).
Potential im Kader ist schön und gut. Ich glaube aber von Potential wird bei vielen Teams gesprochen (weil das nicht beweisbar ist?). Realistisch ist das selten. Sicher alle Spieler in der Liga sind mehr oder weniger talentiert. Aber man kann nicht immer von der optimalen Leistungsausbeute ausgehen. Man muss einfach mal das realistische Mittelmaß eines Kaders betrachten (oder sogar den Fall: Underachiever). Im Normalfall läuft eben nicht alles optimal. Die Taktik passt nicht immer, einige Spieler machen Fehler oder sind Verletzt. Natürlich muss ein Trainer das Optimum anstreben. Aber gerade in der Mitte der Saison ist das nicht so einfach etwas umzustellen.
Man muss einfach abwarten wie sich das im Schnitt bis zum Saisonende darstellt. Ein Trainer Neuling, ein Club in einer sportlich schwierigen Lage. Da muss nicht jedes Spiel die taktische Offenbarung sein. Am Ende braucht Hoffenheim den Klassenerhalt, das zählt. Grundsätzlich finde ich gut, dass der Mut da ist eigene Wege zu gehen, auch wenn es mal Rückschläge gibt.

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