Das Fußballmonster Premier League – Wir brauchen Ideen
Mit dem neuen TV-Deal stößt die englische Premier League in ungeahnte Dimensionen. Wie drückt sich diese Übermacht in Zahlen aus? Und mit welchen Mitteln können die anderen Ligen gegenhalten?
Finanzwochen bei Spielverlagerung! In unserem Shop bieten wir eine Finanzanalyse zu Manchester United an. Marco Mesirca, Spielverlagerung-Experte für Geldfragen im Fußball, hat die Analyse angefertigt. Von ihm stammt auch dieser Artikel, der einen Einblick in seine Arbeit geben soll. Er behandelt den neuen TV-Deal der Premier League. Wenn euch der Artikel gefällt, unterstützt Marco und kauft seine Analyse – tiefergehende Finanzanalysen von Fußball-Klubs gibt es im deutschsprachigen Raum nicht!
Anfang letzten Jahres wurde bekannt, dass die Premier League einen neuen TV-Deal abgeschlossen hat. Der neue Deal umfasst ein Gesamtvolumen von GBP 8,2 Mrd. und verspricht den englischen Clubs für die nächste Rechteperiode (2016-2019) Mehreinnahmen von 50%. Die Zahlen dieses Rekordvertrags bezeichnete Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, als „eine andere Dimension“ und selbst Richard Scudamore, Executive Chairman der Premier League, war sehr überrascht über das Ergebnis seines Vermarktungsteams.
EINE ANDERE DIMENSION
Doch nicht erst die nächste Rechteperiode stellt alles Bisherige in den Schatten. Bereits die Aktuelle (2013-2016) bringt den englischen Fußballclubs kumuliert GBP 5,4 Mrd. Damit zeigt der englische Fußball die höchsten Erlöse aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte. Werfen wir einen Blick auf die höchsten Spielklassen der Big5 Ligen, so wird der riesige Vorsprung mehr als deutlich. Hierzu müssen wir uns allerdings auf Hochrechnung beziehen, da für den deutschen, italienischen und spanischen Fußball keine Details verfügbar sind. Lediglich die englischen Clubs sind hier sehr transparent. Nichtsdestotrotz erhalten wir durch die medialen Schätzungen wertvolle Größenordnungen.
UNTERSCHIED DURCHSCHNITTLICH EUR 80 MIO.
In der Saison 2014/15 wurde an die 20 Premier League Clubs umgerechnet EUR 2.247 Mio. ausgeschüttet. Danach kommt lange nichts. Erst die Serie A tritt mit EUR 840 Mio. hervor. Es folgen die Clubs der Primera Division (EUR 760 Mio.), die ihre nationalen Medienrechte allerdings individuell vermarkten. Abgeschlagen finden wir die Bundesliga (EUR 580 Mio.) und die Ligue 1 (EUR 470 Mio.).
Damit trennen die Bundesliga EUR 1,7 Mrd. von der Premier League, was zur Folge hat, dass der durchschnittliche Medienerlös pro Club in England EUR 80 Mio. höher ist als in Deutschland. Dies ist selbstverständlich nur ein durchschnittlicher Wert, doch veranschaulicht er am deutlichsten die „andere Dimension“ des englischen Fußballs, zumindest was die Medienerlöse betrifft.
Doch nicht nur das. Hinzukommt, dass die Ausschüttung in England am solidarischsten scheint. Die sog. „First2Last“ Quote zeigt, dass der Erste der Premier League 2014/15 das 1,5 fache des Letzen bekam. In der Bundesliga liegt dieser Faktor bei 2,5 und in den restlichen Ligen um einiges höher. Die größte Spanne sehen wir in Spanien. Dort generierte der FC Barcelona das 11,6 fache von SD Eibar, was über Jahre hinweg dazu führte, dass der spanische Clubfußball wohl die unausgeglichenste Liga Europas zeigt.
MEDIENERLÖSE AUSSCHÜTTUNG
Kommen wir zurück zu den englischen und deutschen Clubs und sehen uns die Ausschüttungsbeträge an. In England erhielt der FC Chelsea, als erster in der Saison 2014/15 EUR 133 Mio., während der Letzte (Queens Park Rangers) EUR 99 Mio. bekam. Damit generierte der Letzte der Premier League EUR 40 Mio. mehr als der FC Bayern München (ca. 50 Mio.). Und nicht genug. Setzen wir den FC Bayern in Relation zu Chelsea London, so wird ein Unterschied in den nationalen Medienrechteerlösen von EUR 88 Mio. ersichtlich, was bspw. dem Gesamtumsatz von Borussia Mönchengladbach aus der Saison 2012/13 entsprach.
Es ist also kein Wunder, warum Thomas Eichin, Geschäftsführer Werder Bremen, Englands neuen TV Deal als „finanziellen Wahnsinn und ein bisschen besorgniserregend“ empfindet. Denn rechnen wir nun hoch, dass eine 50%ige Steigerung der Medieneinnahmen ab 2016/17 für den Ersten der Premier League einen Ausschüttungsbetrag von ca. EUR 210 Mio. und für den Letzten von EUR 140 Mio. pro Saison bedeuten ließe, wird Seiferts andere Dimension noch deutlicher.
DOMINIERT PREMIER LEAGUE FUSSBALLEUROPA?
In der Fußballwelt herrscht Angst. Denn, um die Bedenken des Marktes nach Arsene Wenger auf den Punkt zu bringen, können englische Clubs nun scheinbar jeden Spieler holen, den sie wollen. Zumindest aus finanzieller Sicht. Der Einfluss der gigantischen nationalen Medienerlöse wird bei einem Blick in Deloittes Football Money League deutlich. Der Umsatztabelle für 2014/15 entnehmen wir, dass fünf der 10 umsatzstärksten Fußballclubs aus England kommen. Dazwischen finden sich zwei spanische Großmächte, ein neureicher französischer Hauptstandclub, die soliden Bayern und, auf Rang zehn, die Alte Dame aus Turin. Letztere liegt allerdings bereits EUR 70 Mio. hinter dem FC Liverpool.
Erweitern wir die Betrachtung, so stellen wir fest, dass die Clubs Tottenham, Newcastle, Everton und Westham dafür sorgen, dass sogar neun der 20 umsatzstärksten Fußballclubs aus England kommen. England drückt sich an die Spitze der Umsatztabelle, was dem Kollektiv und der besonderen Fernsehmarkt-Struktur des Landes zu verdanken ist.
Doch sehen wir bei genauerer Betrachtung gerade bei den kleineren Clubs eine massive Abhängigkeit von den nationalen Medienerlösen. Nehmen wir bspw. den Club Tottenham Hotspurs, der laut Deloitte EUR 257,5 Mio. umsetzte und somit den sechstumsatzstärksten Fußballclub in England darstellt. Tottenhams Einnahmen bestanden zu 48% (EUR 124 Mio.) aus den nationalen Medienerlösen, während bspw. der FC Schalke 04, mit Gesamteinnahmen von EUR 220 Mio., eine 19%ige Abhängigkeit (ca. EUR 42 Mio.) zeigte. Der gewaltige Unterschied in den Medienerlöse führt letztendlich dazu, dass der sechstumsatzstärkste Fußballclub aus England (Tottenham Hotspurs – EUR 258 Mio.) fast EUR 40 Mio. vor dem drittumsatzstärksten FC aus Deutschland, dem FC Schalke 04, lag.
Krasser wird die Abhängigkeit jedoch bei Newcastle United, Everton und Westham United. Sie zeigen Abhängigkeitsquoten von ca. 65%. Es ist also vollkommen richtig, wenn man behauptet, dass Englands Druck auf Fußballeuropa, den Medienrechten zu verdanken ist. Und folgender Fakt unterstreicht die Abhängigkeit zusätzlich. In der Saison 2013/14 wurden an die 20 Premier League Clubs umgerechnet kumuliert EUR 1,88 Mrd. ausgeschüttet. Diese Summe machte 48% der Gesamteinnahmen (exkl. Transfereinnahmen) aus. In der 1. Bundesliga lag diese Quote bei lediglich 20%.
TV MONEY IST NICHT ALLES
Allerdings erhält ein Fußballclub seine Einnahmen nicht nur aus der Medienrechtevermarktung. Wie wir oben gesehen haben, ist der Anteil der nationalen TV Einnahmen am Gesamtumsatz bei englischen Clubs um ein Vielfaches höher als bei den deutschen Clubs. Eine weitere Einnahmequelle bildet das Preisgeld der UEFA für Teilnahme und Erfolge in Champions und/oder Europaleague. Deloitte fasst die nationalen TV-Einnahmen und die UEFA Preisgelder als BROADCASTING Erlöse zusammen, die elementar wichtig für die kleineren englischen Clubs aber auch für die italienische Elite ist. In der Saison 2014/15 zeigten Juventus Turin und Inter Mailand bspw. gewaltige Quoten von ca. 60%. Bei Juve ist dies vor allem dem Geldsegen aus der damaligen Champions League zu verdanken. Damals erhielt die Alte Dame mit EUR 89,1 Mio. fast 50% mehr als der Champions League Sieger aus Barcelona.
Den zweiten dicken Einnahmenkanal bilden die sog. MATCHDAY-Erlöse, die sich aus Ticketing, Catering, etc. zusammensetzen. Komplettiert wird der Gesamtumsatz durch die sog. COMMERCIAL- Erlöse, die sich aus Sponsoring, Merchandising und sonstigen kommerziellen Einnahmen ergeben. Dieser Einnahmestrang ist es auch, der die deutschen Clubs im Konzert der Großen mitspielen lässt. Wie wir nachfolgender Abbildung entnehmen können, sorgen die Vermarktungserlöse beim FC Bayern München für 59%, beim BVB für 51% und bei Schalke 04 für 49% der Gesamteinnahmen. Auch Paris St. Germain zeigt mit EUR 297 Mio. eine 61%ige Gewichtung. In Paris wird mit Hilfe von horrenden Sponsoringerlösen das nötige Geld in den Club gepumpt. Im Gegensatz dazu liegen nur Uniteds (51%) und Citys (49%) Commercial-Erlöse bei der 50%-Marke. Schon der FC Arsenal, FC Chelsea und FC Liverpool liegen mit ihren Quoten ein ganzes Stückchen dahinter. Und der FC Everton zeigt mit seiner 16%igen Commercial-Quote eine sehr geringe Bedeutung dieser Einnahmenquelle.
Hinzu kommen noch die Transfererlöse, die in der Deloitte-Betrachtung allerdings nicht von Bedeutung sind. Nur in Deutschland sind diese im Gesamtumsatz enthalten. Bei den englischen Clubs finden sie weiter unten in der GuV in Form des sog. Transferergebnisses Beachtung.
UMSATZ ZEICHEN FÜR FINANZIELLE STÄRKE
Nun ist allerdings der Umsatz nicht die einzige Größe für finanzielle Stärke. Er erhöht zwar den finanziellen Handlungsrahmen eines Unternehmens, da es sich bspw. höhere Personalkosten leisten kann. Letztendlich kommt es aber darauf an, was mit dem Geld tatsächlich unternommen werden kann und wird. Und wie nun alle wissen, ist die UEFA bemüht finanzielle Fairplay Standards zu schaffen, sodass das Wettrüsten nicht auf Kosten der finanziellen Stabilität und somit auf der Existenz eines Fußballclubs geschieht. Grundlage des Financial Fairplay ist der Grundgedanke, dass ein Fußballclub nicht mehr ausgeben darf, als er selbst einnimmt. Daher gehen wir im Folgenden näher auf die Aufwendungen ein, um letztendlich auf die Profitabilität zu stoßen. (Wenngleich gewisse Aufwendungen aus der „Financial Fairplay Profitabilität“ ausgeklammert werden. Diese wird hier allerdings nicht dargestellt.)
ES KNABBERT AM UMSATZ
Wir werden uns nun zentrale Aufwendungsposten ausgewählter Fußballclubs ansehen. Wir bedienen uns im Folgenden den Aufwendungen von Juventus Turin, Real Madrid, FC Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Manchester United, Chelsea London, Arsenal London und Manchester City der Saison 2013/14. Nachfolgende Abbildung zeigt Umsatz und Aufwendungen der Anschauungsobjekte. Der erste Kostenpunkt „sonstige“ enthält alle sonstigen betrieblichen Aufwendungen (bspw. Werbung, etc.) sowie Materialkosten. Wir sehen, dass die Personalkosten den Großteil des Umsatzes in Anspruch nehmen. Obwohl heute keiner der hier gezeigten Clubs eine Personalquote von über 65% auswies, was in der noch nicht allzu fernen Vergangenheit anders war, dürften einige andere Clubs in Fußballeuropa die Empfehlung der UEFA nicht einhalten. Das betrifft vermutlich auch Clubs der DFML.
Wie wir sehen, zeigen die englischen Clubs alle Personalkosten von mindesten EUR 200 Mio. Gleiches sehen wir auch beim FC Bayern (EUR 218 Mio.) und Real Madrid (EUR 270 Mio.). Der umsatzstärkste italienische Fußballclub kratzt mit EUR 184 Mio. an der 200er Marke. Doch schon der zweitumsatzstärkste Club aus Deutschland (BVB) kann hier nicht mithalten. Mit EUR 108 Mio. zeigen sie nur halb so hohe Personalkosten wie bspw. der deutsche Rekordmeister.
Und auch die Abschreibungen liefern interessante Informationen. Abschreibungen erfassen den Wertverlust des Anlagevermögens als Aufwendung in der Gewinn und Verlustrechnung. Hier findet sich vor allem das Spielervermögen, das je nach Zu-& Abgängen variiert und die Aufwandsseite des Transfergeschäfts in die GuV trägt. Mit EUR 107 Mio. an Abschreibungen führen die Königlichen aus Madrid den größten Wert, während danach zwei sehr investitionsfreudige englische Kameraden in Erscheinung treten. Der FC Chelsea (EUR 97 Mio.) und Manchester City (EUR 100 Mio.) liegen vor ManUnited und Arsenal London. Auch der FC Bayern zeigt wesentlich geringere Abschreibungen auf das Anlagevermögen. Gleiches gilt für den italienischen Rekordmeister Juventus Turin (EUR 60 Mio.). Jedoch gehe ich davon aus, dass schon in den Geschäftsberichten 2014/15 der britischen Top5 Clubs Abschreibungen von EUR 100 Mio. zu finden sind, was uns letztendlich zeigt, dass hier sehr viel mehr Geld in neue Spieler gesteckt werden kann und wird.
DAS BETRIEBSERGEBNIS 2013/14
Subtrahieren wir nun die Abschreibungen, Personalkosten und die sonstigen Aufwendungen vom Gesamtumsatz, so erhalten wir das sog. EBIT (exkl. Transferergebnis), das als Betriebsergebnis vor Zins, Steuer und Transferergebnis verstanden wird. Ein erster Ansatz für die Profitabilität, macht uns die Abhängigkeit vom Transfergeschäft deutlich.
Chelsea London, Manchester City, Juventus Turin und auch der FC Bayern München sowie die Königlichen aus Madrid zeigen kritische Werte. Die ersten vier Clubs zeigen ein EBIT vor Transferergebnis von ca. EUR -20 Mio. Absoluter Ausreißer bildet hier der FC Chelsea mit EUR -55 Mio. Und auch Real Madrid fällt auf. Zwar ist der Club mit einem Betriebsergebnis von knapp EUR 6 Mio. nicht in den roten Zahlen, jedoch würde dies nicht ausreichen für anfallende Zins- und Steuerzahlungen. Es bedarf also einer weiteren „Einnahmequelle“, sodass sich das Ergebnis vor Zins und Steuer verbessert und letztendlich ein positives Jahresendergebnis bleiben kann.
Nun kommen die Transfereinnahmen ins Spiel. Sie zeigen uns, dass anders als allgemein vermutet, auch der große FC Bayern auf Spielerverkäufe angewiesen ist, um profitabel zu sein. Bei den Bayern verbessern Transfereinnahmen von EUR 41 Mio.(,) das Betriebsergebnis auf EUR 25 Mio., sodass diese 166% des EBITs ausmachten. Bei Real ist es noch krasser. Das Transferergebnis in Höhe von EUR 52 Mio. verbessert das EBIT auf EUR 58 Mio. (TE/EBIT = 90%). Bei Manchester City scheint die Bedeutung der Profitabilität drittrangig. Hier werden wir später sehen, warum diese Fehlbeträge im Grunde keinen interessieren, auch wenn die UEFA bereits Sanktionen gegen den Club erhoben hat. Anders zeigt sich der FC Chelsea. Es scheint, als würde es inzwischen doch darum gehen, das Minusgeschäft so klein wie möglich zu halten. Spielerverkäufe steuerten letztendlich EUR 78 Mio. bei, wodurch das Betriebsergebnis auf EUR +23 Mio. gehoben wurde. Damit bildete das Transferergebnis mehr als das Dreifach (344%) des EBITs.
Nachfolgende Abbildung zeigt den Einfluss des Transferergebnisses auf das Betriebsergebnis der Fußballclubs. Manchester United ist in seiner Profitabilität scheinbar unabhängig von seinen Transfereinnahmen, die mit EUR 8 Mio. unwesentlichen Einfluss auf das EBIT (EUR 81 Mio.) hatten. Deutlich wird hier die finanzielle Stärke der Red Devils. ManU zeigt bspw. gegenüber dem FCB ein um EUR 56 Mio. höheres Betriebsergebnis. Und wir erinnern uns an Reals EBIT, das 2013/14 bei EUR 58 Mio. lag. ManUs Betriebsergebnis ist so hoch wie das von Bayern und Real zusammen.
WIR SPANNEN DEN BOGEN AUF 5 JAHRE
Da dies nun aber nur ein Geschäftsjahr betrachtet, lohnt es sich einen größeren Zeitraum unter die Lupe zu nehmen. Hierzu bediene ich mich im Folgenden der Werte von 2009-2014, wodurch wir einen 5 Jahres-Einblick in die finanzielle Kraft der Clubs erhalten. Die zuvor geschilderte Erkenntnis bestätigt sich. Manchester United zeigt auch hier ein EBIT, das den kumulierten Werten des FC Bayern und Real Madrids entspricht. Interessant ist zudem, dass Borussia Dortmund in diesem Zeitraum, mit EUR 139 Mio., ein höheres Betriebsergebnis als der FC Bayern (EUR 121 Mio.) zeigt und in unserer Benchmark den vierthöchsten Wert hält. Vor der Borussia aus Dortmund finden wir Arsenal London (EUR 226 Mio.), Real Madrid (EUR 248 Mio.) und Manchester United (EUR 360 Mio.). Ganz schöne Kracher, deren Umsätze in einer anderen Dimension sind. Man betrachte im Zuge dessen, den Wert der Citizens, deren Ergebnis bereits vor Zinsen und Steuer, mit mehr als einer halbe Milliarde Euro, im Minus ist. Der FC Chelsea (EUR -200 Mio.) und Juventus Turin (EUR -123 Mio.) zeigen zwar auch massive Minuswerte, doch ist ManCity in einer ganz anderen Dimension. Hier schimmert durch, was den Eigentümern der schnellstmögliche Aufbau der Clubmarke Wert ist.
Um nun auf das Jahresendergebnis zu kommen, ziehen wir vom EBIT das sog. Zins- und das Steuerergebnis ab. Übrig bleibt dann das sog. EAT (earnings after taxes), das uns Aufschluss über die Profitabilität des Unternehmens gibt. Um grundsätzlich zu prüfen, wie es um die Profitabilität bestellt ist, betrachten wir weiterhin den Zeitraum zwischen 2009-2014.
Sofort fällt Manchester United auf. Sowohl die Zinszahlungen als auch die Steuergutschrift sind alles andere als normal. Um konkret zu werden, beziehen wir uns zunächst auf das Zinsergebnis der Red Devils, das mit EUR -365 Mio. in fünf Jahren fast das 10-FACHE des FC Bayerns zeigte. Hätte Manchester United nicht seinen Unternehmenssitz auf die Cayman Islands verlegt und würde somit nicht von der satten Steuergutschrift aus dem Jahr 2012/13 profitieren, so ergäbe sich unterm Strich ein negatives Endergebnis. Aber dem ist nicht so und ManU zeigt dank des Steuersegens einen kumulierten Jahresüberschuss von EUR 189 Mio. zwischen 2009 und 2014. Mit diesem Ergebnis liegt United vor Real Madrid (EUR 155 Mio.), Arsenal London (EUR 138 Mio.) und dem BVB mit einem 5-Jahres-EAT von EUR 90 Mio.. Interessanterweise zeigt Dortmund damit einen doppelt so hohen Überschuss wie der FC Bayern (EUR 46 Mio.) und liegt deutlich vor dem Lokalrivalen Schalke 04, dessen Gewinn sich in den fünf Jahren auf EUR 6 Mio. beläuft. Gedrückt wird das gute EBIT von starken Zinsbelastungen, die mit EUR 79 Mio. doppelt so hoch waren, wie die des FC Bayern. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass Borussia Dortmund zwischen der Saison 2009/10 und 2013/14 der profitabelste Fußballclub Deutschlands war.
Unsere Benchmark zeigt jedoch nicht nur positive Jahresendergebnisse. Juventus Turin (EUR -178 Mio.), FC Chelsea (EUR -199 Mio.) und Manchester City (EUR -582 Mio.) sind zwischen 2009-2014 stark im Minus zu finden. Interessanterweise liegt das aber nicht an massiven Zinsbelastungen, sondern einfach daran, dass Geld ausgegeben wird, das nicht umgesetzt wird – zumindest nicht von der Institution Fußballclub.
EINFLUSS AUF EIGENKAPITAL
Das Jahresendergebnis (EAT) hat immer Einfluss auf das Eigenkapital (EK) eines Unternehmens. Das Eigenkapital wird durch Jahresüberschüsse aufgebaut, und, umgekehrt, durch Jahresfehlbeträge abgebaut. Das Eigenkapital fungiert somit als Polster in unruhigen wirtschaftlichen Zeiten. Tunlichst sollte ein negatives Eigenkapital verhindert werden, denn dann spricht man in Deutschland von einer bilanziellen Überschuldung, die letztendlich zu einer Insolvenz führen kann.
Jahresfehlbeträge werden somit tendenziell eher als negativ verstanden. Nun kann es aber sein, dass starke Investitionen in den Fußballclub von Nöten sind, um ein gewisses Fundament zu errichten auf dem weiteres erschaffen werden kann. Die Leitung von Manchester City versteht dies als Investitionen in die Clubmarke und gleicht die Jahresfehlbeträge durch massive Eigenkapitalzufuhr aus. Zwischen 2009/10 und 2013/14 wurden dem Club GBP 831 Mio. Eigenkapital zugeführt, was umgerechnet fast einer Milliarde Euro (EUR 985 Mio.) entsprach.
Das hat zur Folge, dass Manchester City alles andere als finanziell gefährdet ist, denn der Club zeigte zum Juni 2014 eine Eigenkapitalquote von 74% und das bei einem Gesamtkapital (Eigenkapital + Fremdkapital) von EUR 927 Mio. Damit wies Manchester City eine höhere Eigenkapitalquote als der FC Bayern aus. Und noch ein interessanter Fakt. Das Eigenkapital von Manchester City war mit EUR 684 Mio. nicht nur höher als das von Manchester United, sondern bildete sogar 92% der addierten Eigenkapital-Werte von Real Madrid und dem FC Bayern!
Allerdings schmälert mir dieser Fakt zu sehr die wirtschaftliche Arbeit dieser beiden europäischen TopClubs. Denn während City quasi gefüttert wird und als Eigentum eines Mannes verstanden wird, sind Bayern und Real sich selbsternährende Fußballunternehmen. Die Kapitalflussrechnung (CashFlow Statement) legt offen, dass der kumulierte Kapitalzufluss (TOTAL INflow) zwischen 2009 und 2014 bei den Bayern zu 53% aus dem eigenen operativen Geschäft resultierte, während bei Manchester City ein negativer Beitrag (-16%) bestand. Aufgrund der horrenden Personalkosten und sonstiger Aufwendungen (nicht Abschreibungen) zeigen die Citizens einen negativen CashFlow aus operativer Tätigkeit von EUR (-)181 Mio. Real Madrid (EUR 682 Mio.), Manchester United (EUR 641 Mio.) und Arsenal London (EUR 482 Mio.) zeigten hier die größten Werte. Weitere wichtige Zufluss-Kanäle von FCs bilden Spielerverkäufe, Eigenkapitalzufuhr, Aufnahme von Darlehen und sonstige Zuflüsse. Nachfolgende Abbildung gibt dazu eine Übersicht. Wir sehen das im Vergleich geringe Gesamtvolumen der deutschen Clubs, verglichen zu Englands Top4 Clubs.
Den Zuflüssen stehen aber selbstverständlich Mittelabflüsse entgegen. Sind die Einzahlungen größer als die Auszahlungen, so erhöht sich das Barvermögen eines Unternehmens. Das heißt, die liquiden Mittel (Cash Bestand) werden angehäuft und stehen dem Fußballunternehmen als kurzfristige Vermögenswerte zur Verfügung. In den Medien wird dies als Festgeldkonto bezeichnet.
Der Großteil der Auszahlungen geht auf Spielerkäufe zurück. Bei allen Clubs der Benchmark umfassen die Auszahlungen für neue Spieler mindestens 40% des totalen Mittelabflusses zwischen 2009 und 2014. Lediglich Manchester United zeigt hier eine Quote von 16%. Das bedeutet allerdings nicht, dass ManU nicht in neue Spieler investiert. Die Red Devils investierten im Betrachtungszeitraum kumuliert EUR 317 Mio. in neue Spieler. Damit lag der Club auf einem Niveau mit dem FC Bayern und EUR 55 Mio. vor dem Ligakonkurrenten Arsenal London (EUR 262 Mio.).
Bei ManU fällt die prozentuale Bedeutung um ein vielfaches geringer aus, da der TOTALE Mittelabfluss um ein Vielfaches höher ist als der der anderen Fußballclubs. ManUs CashFlow wird stark aufgebläht durch Darlehen. Der Club zahlte zwischen 2009 und 2014 mehr als 1 Milliarde Euro an Darlehen zurück! Zum Vergleich: Arsenal London, der Club mit dem zweithöchsten Kreditrückzahlungen, zahlte mit EUR 189 Mio. einen Bruchteil von United.
CASH BESTAND 2014
Der Saldo der Mittelzu- & -abflüsse zeigt uns die Veränderung des Cash-Bestandes im Betrachtungszeitraum. Nachfolgende Abbildung fasst dies zusammen und wir sehen, dass Arsenal London in den fünf Jahren um EUR 128 Mio. anheben konnte. Es folgen Bayern (EUR 110 Mio.), Real Madrid (EUR 62 Mio.), Dortmund (EUR 25 Mio.), Chelsea (EUR 18 Mio.), FC Schalke (EUR 4 Mio.) und ManCity mit EUR 3 Mio. Den Festgeldbestand reduziert haben dagegen Manchester United (EUR -91 Mio.) und Juventus Turin (EUR -190).
Der Grafik kann zudem der Netto-Zahlungswert für Spieler, Darlehen und sonstiges entnommen werden. Damit werden die hohen Summen einzelner Clubs relativiert und besser vergleichbar, sodass wir bspw. feststellen, dass ManU zwischen 2009 und 2014 den gewaltigen Schuldenberg um EUR 345 Mio. reduzieren konnte, während bspw. Chelsea London seinen um EUR 340 Mio. aufbaute. Unter sonstiges fallen u.a. Zahlungen für Anlagevermögen (Stadion, Grundstücke, etc.). Dieser Punkt ist bei Juve stark ausgeprägt und sorgt für einen hohen Mittelabfluss, sodass der Cashbestand der Alten Dame sehr gering ist. Der Geschäftsbericht zeigt für Juve einen negativen Cash Bestand von EUR (-)149 Mio., der allerdings inklusive sog. „bank overdrafts“ ist.
Die besten Werte zeigten Arsenal London (EUR 246 Mio.) gefolgt von Real Madrid (EUR 174 Mio.) und dem FC Bayern München (EUR 114 Mio.). Damit wies Real Madrid fast den zehnfachen Cash Bestand des BVB (EUR 18 Mio.) aus.
DEUTSCHLAND BRAUCHT MEHR IDEEN
Was soll uns das nun zeigen? Nun unterm Strich zeigt der Artikel einige Anzeichen dafür, dass die finanziellen Möglichkeiten der englischen Clubs um ein Vielfaches größer sind als der restlichen europäischen Clubs. Das liegt zum einen an den massiv ansteigenden Umsätzen und zum anderen an den doch kapitalistischeren Möglichkeiten im englischen Fußball. In England wird der Profifußball mehr als „Business“ verstanden denn in Deutschland. Clubs können dort besser als Investitionsobjekte genutzt werden, sodass der externe Kapitalzufluss das Handeln stark erweitert. Ob dies gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Während die Einen die anwachsende Finanzkraft befürworten, wird sie von Anderen im Lande verteufelt. Peter Marsden, Chef von Accrington Stanley, ein Club der 4 englischen Liga, formuliert seine Bedenken bspw. folgender Maßen: „Der neue TV-Deal killt das Spiel, er killt Clubs wie uns.“ Und auch Raphael Honigstein führt an, dass die Sorge um den ENGLISCHEN FUSSBALL AN SICH berechtigt sei. Die Bedenken basieren auf der Vermutung, dass englischen Eigengewächsen keine Chance mehr gegeben werde, da die Verlockung nach internationalen Topstars zu groß sei.
Dennoch bleibt letztendlich die Frage, wie sinnvoll mit den zusätzlichen Millionen umgegangen wird. Wie Jürgen Klopp vor kurzem so schön sagte, gehe es immer um die Entscheidung. „Du kannst viel Müll mit Geld verpflichten … Geld alleine reicht nicht“. Fakt ist aber, dass der Handlungsspielraum enorm ansteigt, sodass Fußballeuropa in den nächsten Jahren, aus finanzieller Sicht, zunehmend von den englischen Clubs dominiert wird.
Ausnahmen werden dann lediglich Barca, Real und Paris St. Germain bilden, die dank der Individualvermarktung (Medienrechte national) bzw. den gepimpten Sponsoringerlösen (PSG) auf finanzieller Augenhöhe agieren können. Fußballclubs wie der FC Bayern hingegen werden es in diesem verzerrten Wettbewerb schwer haben, zumindest wenn es nach dem bisher bewährten Muster ablaufen soll. Denn nach Christian Heidel werde das Wettrüsten durch die englische Konkurrenz die Preise für neue Spieler massiv in die Höhe treiben. Das betrifft sowohl die Ablösen als auch die Personalkosten. Das ist gut für kleinere Clubs, deren Geschäftsmodell auf Spielerverkäufen basiert. Schlecht ist es aber für die Clubs, die ihre Talentschmiede quasi „outgesourct“ haben und sich auf die Arbeit anderer verlassen, um im Konzert der Großen zu spielen.
Es muss also ein Umdenken her, sodass Englands Geld in die Kassen der deutschen Clubs gespült wird ohne dabei zu stark an sportlicher Qualität zu verlieren. Die Ausbildung junger Talente in Deutschland muss einer noch stärkeren Professionalisierung unterzogen werden (Hauptberufliche Trainer, Individualtraining, effizienteres Spiel-& Reiseverhältnis, …), damit sowohl Quantität als auch Qualität des eigenen Nachwuchses ansteigt. Wir brauchen noch mehr und noch bessere Spieler, die den Sprung aus den eigenen Jugendmannschaften in den deutschen Profifußball schaffen. Nur dann wird der Raubzug der Engländer nicht so schwer wiegen, wie einige befürchten. Und um abschließend noch einen ganz Großen zu zitieren, lasse ich diesen Beitrag mit den einfachen aber wahren Worten Pep Guardiolas enden: „…Wir haben weniger Geld, dafür brauchen wir mehr Ideen“. Zu schade, dass er sich dieser Aufgabe nicht stellt oder stellen kann.
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Marco Mesirca // 2016
57 Kommentare Alle anzeigen
Peter Vincent 14. Mai 2016 um 11:22
Abwarten und Tee trinken. Der Bundesliga fehlen hinter Bayern und Dortmund mind. zwei weitere konstant starke Vereine. Das Niveau hinter den beiden Spitzenklubs ist mE einfach nicht hoch genug. Spanien ist mE das Maß aller Dinge und die PL wird mE zumindestens in den nächsten Jahren daran auch nichts ändern können. Dennoch erwarte ich, dass die PL wieder stärker wird und sich als klare Nr. 2 hinter Spanien positioniert. PD >>> PL >> BuLi > Serie A > Ligue 1
HK 14. Mai 2016 um 12:40
Kann man so sehen.
Dabei ist mir der Gedanke gekommen, dass die englische Geldflut auch dazu beitragen wird die Kluft in Deutschland weiter zu vertiefen.
Bayern und der BVB werden auch weiter viele ihrer Spieler halten und viele der Spieler die sie wollen bekommen können. Der finanzielle, sportliche und Imagefaktor dürfte auch mittelfristig konkurrenzfähig sein.
Bei dem großen Rest dürfte da eher ein Einbruch kommen. Vor allem in Bezug auf ausländische Spieler, bei denen die weichen Faktoren wie Kultur, Sprache und Fußballtradition im Land keine große Rolle spielen dürften.
Ich kann mir gut vorstellen warum ein junger Franzose nach Dortmund geht. Aber was sollte z.B einen Dembele bewegen nach Schalke oder zu Gladbach zu gehen, wenn ihm Klubs aus dem ersten Drittel der PL ein Angebot machen?
Oder warum sollte ein Matip Schalke Liverpool vorziehen? Da müsste schon eine extreme Verbundenheit mit dem Klub vorliegen.
Gerade für diese Klubs aus der zweiten deutschen Reihe ist ein mittelfristiges Ausbluten der sportlichen Komponente denkbar. Ergo die Kluft in Deutschland wird größer.
FAB 12. Mai 2016 um 16:43
Wie kann es eigentlich passieren, dass die Bundesliga mit Renato Sanches und Dembele die 2 derzeit interessantesten Fussballtalente Europas verpflichten kann und das Finanzmonster Premier League zunächst leer ausgeht?
Daniel 12. Mai 2016 um 17:13
Ich frag mich ehrlich gesagt, wo der Gedanke herkommt, dass Fußballspieler in eine Liga wechseln. Dembele und Sanches gehen in erster Linie zu Dortmund bzw. Bayern. Und das ist nicht erstaunlich, weil diese beiden Vereine ein deutlicher Schritt nach vorne im Vergleich zu ihren jetzigen Vereinen sind und auf Augenhöhe zu allen PL- Teams (BVB) bzw. deutlich oberhalb dieser (Bayern) sind. Dembele und Sanches wären ja schön doof, wenn sie zugunsten einer in der Breite etwas besseren Liga zu einem schlechteren Verein gingen- was als Spieler zählt ist weniger die Spannung der Liga (die für neutrale Beobachter natürlich nett ist), sondern die Chancen auf (internationale) Titel. Und da kann es kein PL- Club mit Dortmund und insbesondere natürlich Bayern aufnehmen…
TobiT 12. Mai 2016 um 17:47
Naja Dortmund hat sicherlich geringere Chancen auf Titel als City/United/Arsenal/Chealsea. Dass man als Talent nicht von einem französischen Mittelfeldklub zu einem englischen Mittelfeldklub wechseln braucht haben in den letzten Jahren einige gezeigt.
Bayern und Dortmund scheinen abseits des finanziellen sehr überzeugende Arbeitgeber zu sein. Punkten können sie wohl mit tollem Stadion, familiärer Athmosphäre und am wichtigsten: Bedarf auf der jeweiligen Position (Offensive bzw. ZM). Gleichzeitig haben beide Klubs nachgewiesen, auf europäischer Bühne Konkurrenzfähig zu sein.
Bayern und Dortmund waren für Sanches und Dembele relativ logische Schritte, die ihnen gutes Geld, Spielzeit, Geduld, Chancen auf Titel und eine durchaus attraktive Spielanlage bieten können.
Wer da lieber zu United oder Leicester wechselt um es sich neben zahllosen Talenten der letzten Jahre auf Bank und Tribüne bequem zu machen, „der hat den Fussball nie geliebt“ ;).
Daniel 14. Mai 2016 um 13:39
Auf nationale Titel stehen die Chancen bei Dortmund natürlich nicht so hoch wie bei den Topteams der PL, einfach weil ein Konkurrent von der Stärke Bayerns fehlt. Internationale Titel hingegen dürften eher mit dem BVB erreichbar sein, einfach weil die Qualität dort mMn größer ist…
Schorsch 12. Mai 2016 um 19:00
Ich würde die beiden Transfers getrennt betrachten, auch wenn es sicherlich Parallelen gibt. Wobei ich die Liga auch eher als sekundären Faktor sehe.
Dass ein begehrtes junges Talent aus einem anderen Land zu Bayern wechselt, halte ich persönlich für nicht überraschend. Bayern ist ein Top 4 – Club in Europa und bietet alles, was das Spielerherz begehrt. Einschließlich der finanziellen Möglichkeiten.
Diese finanziellen Möglichkeiten hat der BVB in Relation nur in sehr eingeschränktem Maße. Über die Transferbedingungen wurde Stillschweigen vereinbart; kein ungewöhnliches Vorgehen. Der BVB wird für Dembélé auch eine gehörige Summe ausgeben (Transfer und Gehalt), aber sie dürfte sich in ganz anderen Dimensionen bewegen als der Sanches-Transfer. Der wäre für den BVB utopisch.
Die offiziellen Verlautbarungen bei solchen Transfers dürfen wohl in der Regel getrost unter der Rubrik ‚Dichtung und Wahrheit‘ abgelegt werden. Was aber nicht ausschleißt, dass mitunter mehr Wahrheit als Dichtung dabei ist. Der BVB zitiert Ousmane Dembélé in seiner Pressemitteilung wiefolgt: „Der BVB hat sich sehr früh um mich bemüht und immer engen Kontakt zu mir gehalten – dieses Verhalten hat mir wirklich imponiert. Das sportliche Konzept der Borussia überzeugt mich total. Ich kann es kaum erwarten, in der Bundesliga vor mehr als 80.000 Zuschauern im Signal Iduna Park zu spielen und mit meinen neuen Teamkollegen in der Champions League aufzulaufen.“ Was ich aus Frankreich höre, sind in diesen Äußerungen die Hauptbeweggründe Dembélés für seinen Wechsel zum BVB durchaus enthalten (soweit man dies von außen überhaupt beurteilen kann). Man sollte auch nicht vergessen, dass der BVB sich nicht nur um den Spieler sehr bemüht hat, sondern auch dessen Mutter (gleichzeitig seine engste Beraterin) stets miteingebunden hat. Sie gilt als sehr realitätsbezogen. Wenn man mit anderen Clubs bezüglich der finanziellen Mittel nicht mithalten kann (wobei der BVB seine Spieler auch nicht mit Kaurimuscheln bezahlt), dann hilft der Aufbau einer persönlichen Beziehung (die auch entsprechend gepflegt werden muss) durchaus bei der Überzeugungsarbeit. So lassen sich das Aufzeigen von Vorteilen und Nutzen für einen jungen Spieler intensiver gestalten, als wenn alles auf einer eher unpersönlichen Ebene abläuft. Ein prae übrigens der deutschen mittelständischen Wirtschaft. Im Falle Dembélés sollte man mMn aber auch nicht den Einfluss der ‚Puma-connection‘ unterschätzen. Und wenn es mit einem Transfer nicht klappen sollte, man sieht sich immer zweimal im Leben. Auch im Fußball.
HK 13. Mai 2016 um 09:57
Aber die PL schlägt doch schon zurück.
Habe gerade gelesen, dass Klopp die Köchin von Bayern verpflichtet hat. Bin gespannt wo das noch enden wird. Lothar als Greenkeeper in Anfield?
koom 13. Mai 2016 um 11:12
Spontan gesagt: Gut beraten.
PL ist finanziell sicherlich spannender. Aber beide sind noch blutjung und können immer noch in die PL. In der Bundesliga ist die taktische Ausbildung sehr gut, der Raubbau am Körper nicht so extrem (weniger Spieltage), es werden generell weniger Spieler „verheizt“, Stimmung toll und nen guten Euro kann man auch da verdienen. Grade bei so jungen Spielern passiert es schnell, dass die als Geldanlage verpflichtet und in Farmteams gesteckt werden. Für die Entwicklung ist das eher suboptimal.
FAB 13. Mai 2016 um 14:45
„Aber beide sind noch blutjung und können immer noch in die PL.“
Das ist vielleicht das Glück, dass die PL Manager das auch so sehen. Aber in Wirklichkeit muss doch eine wirkliche Spitzenmannschaft einigermaßen von der Basis her aufgebaut werden. Solange die PL Teams immer nur gestandene, bereits fertige Spieler kaufen, werden sie wohl nur schwer etwas Neues schaffen können mit dem sie den kontientaleuropäischen Spitzenmannschaften voraus sein können. Für ein gutes, innovatives Spielsystem braucht es meines Erachtens 3 Dinge: Einen guten Trainer, der taktisch innovativ ist, aber hoffentlich nicht zu ideologisch ist, sondern den Spielern Freiräume zugesteht, erfahrene Spieler, die dem Spiel ein gewisses Grundgerüst geben und Sicherheit geben und eben auch junge, talentierte Spieler, die in ihren Handlungen noch unkonventionell sind. Wenn diese 3 Dinge optimal zusammenpassen entsteht daraus etwas Neues, hierzu gibt es so viele Beispiele wie Klopps‘ BVB mit jungen Spielern Gündogan, Götze … Peps‘ Barca mit den jungen Busquets, Messi auch bei Heynckes‘ Bayern hat in der Triple Saison hat in diesem Sinne vieles zusammengepasst mit dem noch jungen Müller, Alaba, …, Peps‘ Bayern war dagegen meines Erachtens zu ideologisch, die Spieler hatten zuwenige Freiräume und letztlich gab es halt auch keinen Platz für junge aufstrebende Spieler.
Patrick 3. März 2016 um 11:44
Hallo,
ich bin Informatiker und arbeite absichtlich in der Forschung, da mich finanzen nicht interessieren. Aber mal ein kurzer Einblick in meine Gedanken:
– Warum kann die CL so viel Geld ausschütten? Letztenlich weil Sie interessant ist und sich vermarkten lässt. Sie lässt sich vermarkten weil WIR sie uns angucken wollen.
– Warum kann die PL so hohe TV Erlöse erwirtschaften? Antwort: wie oben beschrieben.
– Was passiert nun also, wenn das Interesse nachlässt. Zum Beispiel, weil aus dem europäischen Wettbewerb, wie befürchtet, ein englischer Wettbewerb wird? Ich denke die erlöse aus der CL werden sinken.
– Für mich ist die Bundesliga ein gutes Beispiel, ich denke der interessante Konkurenzkampf Dortmund gegen Bayern (David gegen Goliath, Kanonenen gegen Pfeil und Bogen und viele andere Inszenierungen) waren gut für den Wert der BL. Wenn Bayern weiter eine Meisterschaft nach der anderen holt, werden die Fernseherlöse eher sinken als weiter steigen. (obwohl wir keine großen Superstars haben!)
– Was ändert sich für die BL wirklich? War es nicht auch die letzten 10 Jahre schon immer so, dass mit Ausnahme der Bayern, kein BL Team einen wirklich guten Spieler halten kann wenn Spanien, Italien oder England anklopft. Demnach müsste es doch den 17 BL Teams ( 😉 ) eher sogar helfen wenn auf einmal für Mittelklasse kicker 20 Millionen bezahlt werden.
Zusammengefasst:
sollte der Fußball Markt sich nicht selber regulieren, wird der Profi Fußball in der Form wie wir ihn kennen sterben. Ich denke von der romantischen Vorstellung das das alles noch eingetragene Vereine sind sollte man sich lösen. Das sind Wirtschaftsunternehmen. Die amerikanische Ligenform ist da besser. Dort wird das nicht durch eine vereinsstruktur vorgegaugelt, sondern da wird durch harte regulierungen ein Wettkampf ermöglicht.
Winterschmied 2. März 2016 um 15:47
Ich sehe der englischen Finanzkraft sehr gelassen entgegen und bin geradezu erstaunt über manche Horrorszenarien, die hier in den Kommentaren z.T. artikuliert werden.
Im Grunde genommen geht es doch nur darum, das englische Geld zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Wenn zB ein Son verkauft wird und dadurch die Käufe von Kampl und Chicharito realisiert werden können, wünsche ich mir mehr dieser Transfers.
Nur mal ein Gedanke, der hier bisher nicht gedacht wurde: Wechseln mittelklassige bis gute Spieler (derer es im ausreichenden Maß gibt! Bleiben wir beim Son-Beispiel, der gut, aber eben nicht überragend und verhältnismäßig einfach zu ersetzen ist) mehr und mehr in Richtung Premier League zu wesentlich verbesserten Bezügen im Angesicht sportlichen Mittelmaßes, bleibt am Ende ein teurer und aufgeblähter Kader mit Personalkosten, die ein italienischer, deutscher, englischer Verein nicht zahlen wird. Auf diese Weise, das kann ich mir gut vorstellen, entsteht ein gewisser Bumerang-Effekt. Den je größer der Kader desto schwieriger die Trainingsarbeit. Und welcher Bundesligaverein würde einen Son für sein aktuelles Gehalt verpflichten, um neue Kaderplätze für die Spurs zu schaffen..?
Insofern ist da mMn viel Lärm um nichts und vieles an reaktionären Meinungen. Das Geld aus der BPL kann hierzulande in ein besseres Scouting, eine bessere Ausbilding, bessere Infrastruktur etc investiert werden und somit ausreichend Nachwuchs/Nachrücker produzieren.
Die Top-Vereine werden weiterhin die Adressen für Superstars sein, aber auch und gerade für die ist sportlicher Erfolg, messbar in Titeln, zumeist von zentraler Bedeutung. Und an einen Zehnkampf um den englischen Meistertitel kann ich noch nicht so recht denken.
Mir würde es gefallen, von diesem steten ‚die bundesliga braucht mehr Geld um konkurrenzfähig zu bleiben‘-Quatsch wegzukommen. 😉
Liebe Grüße
Winterschmied
mba123 2. März 2016 um 16:21
Müsste deine Argumentation nicht immer gelten, wenn man ein finanzstärkeres Team mit einem finanzschwächeren Team vergleicht? Müssten dann nicht ebenso Bundesliga Mittelklasse Vereine von den finanzstärkern Bayern, Dortmundern oder Wolfsburgern profitieren?
Sicherlich hat auch der ein oder andere Bundesligist mal zu viel Ablöse bezahlt, so wie Tottenham bei Son. Grundsätzlich ist es aber immer ein Nachteil, wenn ein Konkurrent mehr finanzielle Möglichkeiten hat.
Das viele Geld der Premier League wird, meiner Meinung nach, dazu führen, dass die deutschen Clubs im Schnitt etwas früher aus der Champions League rausfliegen. Außerdem werden vermehrt Bundesliga Topspieler in die Premier League wechseln.
Das mag alles kein Weltuntergang sein. Aber positiv werden sich die Premier League Milliarden nur in Einzelfällen auswirken (bezogen auf die Bundesliga Clubs).
Euler 2. März 2016 um 18:35
Was macht einen starken Verein eigentlich aus? Gibt es wirklich einige wenige Topspieler die bei den großen Vereinen landen und damit den Unterschied ausmachen? Oder ist es die Möglichkeit mit dem Kader kontinuierlich zu arbeiten, ohne das man nach einer starken Saison die besten Spieler verliert?
Ich denke das die Topclubs der Bundesliga auch weiterhin mit den Topklubs der Premier Leage konkurrieren können. Sie sind finanziell nicht so weit weg, und können die Champions Leage fast garantieren. Bayern und Dortmund stehen nicht da oben weil sie so hohe Transferausgaben hatten, sondern weil so kontinuierlich arbeiten und Stammspieler mit Vertrag nicht einfach Verkaufen wenn jemand mit dem großen Geldbeutel winkt.
Schwieriger ist es für das Mittelfeld das auch durchschnittliche Spieler oft nur mehr mit Ausstiegsklausel kaufen kann und bei Erfolg die Mannschaft wieder neu aufbauen muss.
karl-ton 2. März 2016 um 20:54
Ich dachte die Angst vor dem englischen (oder chinesischen) Geld dient hauptsächlich dazu die eigenen Einnahmen zu optimieren. Gut auch an den prompt erfolgten Forderungen nach a) einem besseren Fernsehdeal und b) prozentual mehr aus dem Fernsehdeal für die Erstliga Mannschaften zu erkennen. Bestimmt wird dann bald noch die Einzelvermarktung wieder mal durchs Dorf getrieben. Und wer weiß, vielleicht schafft man ja das was die Formel Eins schon geschafft hat…
FAB 3. März 2016 um 13:21
„Im Grunde genommen geht es doch nur darum, das englische Geld zum eigenen Vorteil zu nutzen.“
Das ist jetzt aber eine Illusion. Letztlich ist es doch bei Transfers fast immer so, dass bei einem Spielertransfer der abgebende Verein fast immer geschwächt wird, aber der aufnehmende Verein nicht unbedingt wesentlich gestärkt wird. D.h. den Premier League Clubs wird es wohl schwer fallen sich wesentlich zu verbessern, trotz dieser vielen Millionen die sie die nächsten Jahre investieren werden , gleichzeitig werden sie es aber wohl schaffen einige Vereine aus Kontinentaleuropa zu schwächen. Das war ja schon immer auch die Philosophie des FC Bayern. Spieler wie Lewandowski und Götze haben die Bayern nicht wirklich weiter gebracht, aber eben den BVB als Konkurrenten zurückgeworfen …
Eine der Fragen wird aber sein, ob die Premier League wirklich Spieler wie Messi oder Ronaldo verpflichten kann. Ich glaube eher nicht … Die Premier League Clubs werden immer irgendwie versuchen wirtschaftlich zu handeln und keine komplett irrsinnigen Summen ausgeben. Dagegen werden Real und Barca und andere hierzu bereit sein. Bleiben also die Spieler dahinter. Voraussichtlich werden zunächst v.a. Mannschaften wie der BVB, Leverkusen darunter leiden, irgendwann auch der FC Bayern, dass plötzlich Spieler wie Aubameyang und Reus für 100 Mio. EUR und mehr abgeworben werden, selbst englische Mittelklasseverein werden bald zu solchen Transfers in der Lage sein. Das wird diese nicht wirklich weiterbringen, aber eben die abgebenden Mannschaften schwächen. Die Alternative für diese deutschen, noch finanzstarken Clubs wird ja schon von Mainz, Augsburg und Co. vorgezeichnet … und ich glaube der BVB und andere haben gute Chancen etwas ähnliches auf noch höherem Niveau aufzubauen. Das erfordert weiterhin gute Nachwuchsarbeit und gute Zusammenarbeit von Nachwuchs und Profibereich. Ich glaube es wird zunehmend ein Wettbewerbsvorteil, Spieler nach einer eigenen Philosophie auszubilden und dann nach einem speziellen Fahrplan in den Profibetrieb zu übernehmen … D.h. es ist nicht nur so, dass der Fussball zunehmend kommerzialisiert wird, sondern auch die Fussballausbildung wird zunehmend industrialisiert. Siehe das Beispiel Brasilien, die mit ihren Ballzauberern nicht mehr das Maß aller Dinge sind. Das ist ein Trend der aber einer hypothetischen fussballerischen Übermacht der Premier League im Weg stehen wird.
Außerdem: Nichts ist für die Ewigkeit, Italien war in den 80er Jahren finanziell meilenweit voraus und wer konnte damals ahnen, dass das dort finanziell weitgehend zusammengebrochen ist?
Letztlich ist alles im Artikel beschriebene nur eine Bestandsaufnahme und Spekulation, nicht mehr und nicht weniger. D.h. die Zukunft wird dann sowieso wieder ganz anders aussehen … Vielleicht findet sich die Premier League in 10 Jahren auch im europäischem Mittelmaß wieder, wenn dann vielleicht Geld weniger bedeutsam wird oder einfach anders verteilt wird, aber die englischen Clubs es verpasst haben eine fortschrittliche Spielkultur zu entwickeln und dahingehend ihre Spielerausbildung angepasst haben …
TobiT 3. März 2016 um 14:33
@FAB
Ich glaube nicht, dass ein englischer Mittelklasseclub in den nächsten Jahren zum finanziellen Spielraum kommt, 100.000.000 € oder gar GBP in einen Spieler nur an Ablöse zu investieren. Dazu fehlen diesen Vereinen die Umsätze außerhalb der TV-Vermarktung. Zum zweiten werden die Gehälter in England bei steigenden Einnahmen der Clubs weiter steigen und dementsprechend diese Clubs nicht in der Lage sein einem Reus oder Aubameyang ein, dann in England marktgerechtes, Angebot (deutlich) jenseits von 20.000.000 € p.a. zu machen. Zum dritten sind diese Spieler auch interessant für größere PL-Vereine, die bereits jetzt diesen Spielraum haben. Trotzdem kam es in den letzten 2 Jahren nicht zu Wechseln von Stars aus Dortmund (warum auch immer) oder Leverkusen (ist Son ein Star?) nach England, Spieler dieser Qualität sind aktuell scheinbar nicht an Wechseln zu sportlich attraktiveren (ManCity, Chealsea) und finanziell schon jetzt genauso potenten Clubs interessiert. Warum sollten sie also in zwei Jahren zu Stoke oder Watford wechseln?
Betreffen wird die Einnahmensteigerung in England insbesondere Clubs der Größe Mainz, Augsburg, Bremen, sowie die 2. Bundesliga, da hier sehr leicht Gehaltsdifferenzen im Bereich Faktor 2 bis 4 realisiert werden können, ohne nennenswerten sportlichen Abstieg für den Spieler. Außerdem sind die ebenfalls steigenden Ablösen für diese Vereine wichtiger und tragen häufig überhaupt zur Finanzierung der Mannschaft in größerem Maße bei.
Trotzdem ist eine starke Nachwuchsarbeit auch für Clubs wie Dortmund, Leverkusen, Schalke und besonders die Bayern entscheidend, da nicht nur die Ablösen für Wechsel nach England steigen werden.
Wo ich dir absolut Recht gebe, ist dass auch alles ganz anders kommen kann und wahrscheinlich wird.
mba123 3. März 2016 um 16:26
De Bruyne und Firmino sind zwei Bundesliga Topspieler, die vor dieser Saison nach England gewechselt sind. Ohne die Finanzkraft der Premier League wären diese Wechsel nicht sehr wahrscheinlich gewesen.
Ich denke, Transfers dieser Art werden wir in naher Zukunft öfters erleben.
Wie sich der europäische Fußball längerfristig aufstellen wird, finde ich schwer vorherzusehen. Vielleicht wird dann die Europaliga als Gegenentwurf zur Premier League gegründet…
TobiT 3. März 2016 um 19:33
Die Dimension bei Firmino ist nicht neu (früher z.B. Dzeko, Torres, Nasri, …), solche Wechsel sind nur relativ selten, weil nur wenige starke Spieler bei Abstiegs/Mittelfeldkandidaten zu finden sind.
De Bruyne hat bei einem unattraktiven Verein eine Weltklasse-Saison gespielt und wollte anschließend zu den Bayern wechseln. Diese waren nicht bereit, die Forderung aus Wolfsburg zu erfüllen, die Verhandlungen mit City zogen sich dann auch bis kurz vor Ende des Transferfensters.
Ähnlich starke oder bessere Spieler gibt es auch in Dortmund, die so gerade die EL erreicht haben, trotzdem ist keiner gewechselt, weil die Finanzkraft der PL allein nicht reicht um bei den Großen zu wildern, sondern eben nur bei den Clubs der zweiten Reihe (Leverkusen, Gladbach,Schalke, Wolfsburg).
Ich denke nicht, dass eine Europaliga ohne/gegen die englischen Vereine tragfähig wäre, geschweige denn von der UEFA abgesegnet würde. Einerseits gibt es in der PL zu viele gute Clubs, andererseits wäre damit das Problem nur von den BIG4/5 des Kontinents (F, D, I, ESP, POR) zu den kleineren Verbänden verlagert, die dann nur noch für die Europa Liga/PL ausbilden würden, ohne eine Chance auf internationale Anerkennung in den Europapokalen.
Rein hypotetisch sähe eine Europa Liga wohl so aus:
England: Chealsea, ManCity, ManUtd, Arsenal, (Tottenham, Liverpool, Everton, Southampton?)
Spanien: Barca, Real, Atletico, (Sevilla, Villareal, Valencia)
Deutschland: Bayern, Dortmund, (Leverkusen, Schalke, Wolfsburg, Gladbach)
Italien: Juve, (Napoli, Roma, Inter, Milan, Lazio)
Frankreich: PSG (Marseille, Lyon)
Portugal: (Porto, Benfica, Sporting)
Rest: (Shaktar, Zenit, Ajax)
wären 11 + (24) mit England und 7 + (20) ohne England
Daraus eine 20er Liga zu machen, ist schwer vorstellbar, da die übrigen Vereine National kaum Herausforderung hätten und aus dem Internationalen Fokus verschwinden würden.
mba123 4. März 2016 um 10:45
Ich weiß nicht so genau, worauf Du hinaus willst.
Selbstverständlich wird die Finanzkraft der Premier League auch Auswirkungen auf die deutschen Toplclubs haben. Schließlich gibt es sehr viele Spieler, die in erster Linie dem Ruf des Geldes folgen. Zudem rechne ich fest damit, dass auch die sportliche Perspektive sich bei den englischen Vereinen verbessern wird.
Auch der Wechsel von De Bruyne hat Einfluss auf die Bayern, wenn sie denn tatsächlich an ihm interessiert waren,
Die Frage ist daher für mich nicht, ob diese finanziellen Möglichkeiten negativen Einfluss auf die deutschen Topclubs haben werden, sondern nur wie groß dieser Einfluss ist.
Meiner Meinung nach wird sich die absolute Spitze im europäischen Clubfußball bald verbreitern. Momentan sind Real Madrid, Barcelona und Bayern München für mich die Vereine, die ein Stück vor allen anderen stehen. Ich rechne damit, dass englische Vereine sich dazugesellen werden (allen voran ManCity).
Ich halte es sogar für möglich, dass in ein paar Jahren die absolute europäische Spitze von englischen Vereinen wie ManCity, ManUnited, Chelsea, Arsenal oder Liverpool gebildet wird.
Welche Möglichkeiten zu reagieren haben dann Real, Barca und München?
Sie können akzeptieren, dass sie ihre Vormachtstellung verloren haben. Oder sie müssen neue Einnahmequellen schaffen, um finanziell mithalten zu können.
Eine Europaliga könnte diese Einnahmen generieren. Denn ich glaube, dass eine Europaliga für den neutralen Fußballfan attraktiver ist als die Premier League. Dementsprechend hoch ist das Marktpotential.
Es gibt natürlich tausend Gründe, die momentan gegen eine Europaliga sprechen. Aber welche Alternative gibt es, um die finanzielle Vormachtstellung der Premier League aufzubrechen?
Dies wäre für mich ein sehr starkes Argument für eine Europaliga; aus der Sicht der aktuellen europäischen Spitzenclubs natürlich.
Damit es dazu kommt, müssen die englischen Clubs aber erst mal ihre finanziellen Möglichkeiten in sportlichen Erfolg ummünzen. Je nach dem wie sie das schaffen, werden auch die Konsequenzen anders aussehen. Schafft nur ein Verein den absoluten sportlichen Durchbruch wird das kaum Einfluss auf Real, Barca oder die Bayern haben. Gehören aber alle vier englischen Champions League Starter zum engsten Favoriten auf den Titel…
TobiT 4. März 2016 um 20:03
Ich wollte darauf hinaus, dass für mich bisher keine neue Dimension erkennbar ist.
DAbei habe ich mich erstmal auf den direkten Einfluss, also das Abwerben von Spielern von den (deutschen) Top-Clubs bezogen.
Dass es in Zukunft noch mehr Konkurrenz um die besten Spieler geben wird sehe ich genauso. Allerdings war es doch auch in den letzten Jahren so, dass die ganz teuren Spieler onehin in die PL oder zu Barca/Real und nicht woanders hin/zu Bayern wechselten. Der teuerste Zugang der Bayern kommt laut tm.de gerade so unter die Top45 der teuersten Transfers aller Zeiten. Seit 2004/05 tauchen in dieser Liste (Top50) gerade 16 Transfers auf, die nicht zu Barca/Real/PL wechselten (5 davon zu PSG).
Wo ich dir widerspreche ist, dass die meisten Spieler nur dem Geld folgen. Wenn dem so wäre, müssten wir diese Wanderung nach England bereits seit 10-15 Jahren sehen, da in England „schon immer“ mehr zu verdienen war. Oder extremer, warum wechseln aktuell nur wenige starke Spieler nach China oder in die Emirate, in China wird wohl etwa dreimal so viel gezahlt wie auf dem europäischen Markt. Daraus schließe ich, dass die sportliche Attraktivität/weiche Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Vereinswahl spielen.
Die englischen Vereine werden sicher ein Wort bei der Vergabe der internationalen Titel mitsprechen in den nächsten Jahren, allerdings stellen sie aktuell keinen Titelanwärter, obwohl sie von der Finanziellen Potenz beinahe den Rest der Top10 hinter Barca, Bayern, Real stellen. Dort sehe ich auch bei den englischen Midtable-Clubs das Problem: viel Geld, (aktuell) keine Titelchancen, (aktuell) taktische Schwächen, (aktuell) gefühlt hoher Flopanteil bei sehr teuren Transfers (z.B. Cabella, Thauvin, Okazaki welche kaum Impact hatten).
Mein zweiter Punkt zur EuropaLiga bezog sich darauf, dass ein solcher Vorschlag bei der UEFA wohl nicht Genehmigungsfähig wäre und gleichzeitig nur sehr wenigen Clubs nützen würde. Es käme also zu einer bzw. 2 alles überragenden Ligen und alle anderen versinken in der Bedeutungslosigkeit. Das einzige was sich gegenüber dem Szenario PL als „NBA des Fussballs“ ändert, ist das Bayern und der BVB oben dazugehören, statt mit unterzugehen. ich sehe nicht, warum man Feuer mit noch mehr Feuer bekämpfen sollte.
Zu deinem letzten Absatz:
Sehe ich weitesgehend genauso, um aber 4 konstante(!) CL-Titelkandidaten und eine weiter interessante PL zu erhalten, müssten weite Teile der weltbesten Spieler dort spielen. Dies würde dann aber die Attraktivität/Qualität der CL massiv beeinträchtigen.
Hoffe es ist etwas klarer geworden.
CE 3. März 2016 um 16:37
„Trotzdem kam es in den letzten 2 Jahren nicht zu Wechseln von Stars aus Dortmund (warum auch immer) oder Leverkusen (ist Son ein Star?) nach England, Spieler dieser Qualität sind aktuell scheinbar nicht an Wechseln zu sportlich attraktiveren (ManCity, Chealsea) und finanziell schon jetzt genauso potenten Clubs interessiert.“ – Da muss ich mal nachhaken. Soll das bedeuten, dass ManCity und Chelsea sportlich attraktiver sind als der BVB? Das würde ich nämlich aus meiner Perspektive verneinen. Vielleicht ein City unter Guardiola, aber ansonsten sehe ich genau in diesem Punkt ein Problem für einige ambitionierte englische Klubs. In den letzten Jahren hat sich keine Mannschaft langfristig ganz oben in der Liga etabliert, von einer Etablierung in der europäischen Spitze ganz zu schweigen. Selbst Chelsea hat immer wieder Durchhänger. Arsenal zeigt wohl die größte Konstanz. Ihnen hängt aber schon ein wenig das Loser Image an.
mba123 3. März 2016 um 17:01
@CE
Ich habe TobiT so verstanden, dass er Citys und Chelseas sportliche Attraktivität mit englischen Mittelfeldvereinen vergleicht. Da aber selbst diese Vereine nicht beim BVB oder Leverkusen „wildern“, werden englische Mittelklasse erst recht keine Spieler abwerben können.
Für mich ist, wie geschrieben, De Bruyne ein aktuelles Gegenbeispiel. Aber eine Schwalbe muss noch keinen Sommer machen.
CE 3. März 2016 um 17:26
Alles klar. Deshalb auch meine Nachfrage. Ich war mir nicht ganz sicher, wie die Aussage zu verstehen ist.
TobiT 3. März 2016 um 18:36
@CE
mba123 hat mich richtig verstanden, die Attraktivität bezog sich auf PL-Vereine untereinander.
de Bruyne ist ganz klar ein Star, hat aber bei einem wenig attraktiven Verein gespielt, Firmino hat bei einem „kleinen“ Verein gespielt.
Sehe den BVB (wenn in der CL vertreten) sportlich ähnlich attraktiv wie Arsenal, Chealsea, PSG, ManCity, Juve, Atletico hinter Barca, Bayern, Real und tlw. deutlich vor United, Liverpool, Tottenham, Porto etc.
Finanziell sind die meisten etwas stärker, haben dafür aber entweder zu viel (PL) oder zu wenig (Serie A, Ligue1) Konkurrenz, um diese Vorteile voll auszuspielen.
Aktuell ist die Teilnahme an der CL, glaube ich, für Top-Spieler eins der wichtigsten Kriterien, dessen Fehlen nur mit sehr viel Geld augeglichen werden kann. Dies könnte sich in den nächsten Jahren ändern, glauben tue ich das aber nicht.
FAB 4. März 2016 um 09:18
“ dass plötzlich Spieler wie Aubameyang und Reus für 100 Mio. EUR und mehr abgeworben werden, selbst englische Mittelklasseverein werden bald zu solchen Transfers in der Lage sein.“
Da habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Ich glaube nicht, dass Clubs wie Stoke oder Watford Spieler der Kategorie Reus oder Aubameyang irgendwann verpflichten können. Ich denke aber schon, dass sie bald eine ähnliche Finanzkraft haben werden wie eben der BVB oder Leverkusen.
Ich befürchte aber das Spieler wie Gündogan oder Bellarabi zu Vereinen wie Man CIty oder Liverpool wechseln werden. Dagegen wird es für Englands Mittelklase möglich sein Spieler wie Darida, Kostic oder Nordtveit zu verpflichten.
Meine These ist, dass durch alle diese Transfers die Qualität der Premier League nicht wirklich zunehmen wird, aber natürlich einige deutsche Clubs kurzzeitig zurückgeworfen werden. Im Prinzip ist das nichts neues, Gladbach erlebt ja immer wieder mal einen Ausverkauf, aber der Effekt wird sich halt ein klein wenig verstärken. Was die deutschen Clubs halt dagegensetzen können, ist eine sehr gute Nachwuchsarbeit. Solange ständig Spieler wie Weigl, Dahoud usw. wie Pilze aus den Boden schießen, sehe ich keine Gefahr, dass die Bundesliga sportlich von der Premier League abgehängt wird.
Dagegen wird die Premier League irgendwann ihr blaues Wunder erleben, wenn plötzlich entweder der Geldhahn zugedreht wird oder vielleicht Geld eine andere Bedeutung bekommt …
blubb 1. März 2016 um 18:57
Schöne Analyse, vielen Dank! Für alle die sich für die Finanzwelt im Fussball interessieren und die englische Sprache beherrschen, empfehle ich folgende Seite: http://swissramble.blogspot.ch .
Peda 1. März 2016 um 14:57
Toller Artikel, auch wenn Buchhaltung bei mir akuten Brechreiz verursacht.
Viel unterhaltsamer finde ich aber die Ängste des deutschen Fußballfans in den Kommentaren. Da würde es sich ja fast lohnen eine Portion Pop Corn zu machen:
In der UEFA 5 Jahres-Wertung stehen insgesamt 54 Nationen, 51 davon können eine professionelle Fußballliga ihr Eigen nennen. In den obersten Spielklassen dieser 51 Länder spielen über 660 Profivereine, die über 17.000 professionelle Fußballspieler beschäftigen – das sind nur die Fußballprofis der ersten Ligen Europas! Die Championship als wertvollste zweite Liga würde sich vom Gesamtmarktwert her bereits an neunter Stelle, deutlich vor der Eredivisie, einreihen.
Aus diesen insgesamt 54 Nationen dürfen jährlich maximal 17 Meister in der sogenannten „Champions“ League antreten, fünf davon müssen dafür sogar durch die Qualifikation. Dafür werden die restlichen Plätze großzügig an die wohlhabenden Ligen verteilt.
Die Europa League – die bei der letzten Anpassung der Preisgelder gegenüber der Champions League noch einmal schlechter gestellt wurde und deren Zugangsliste noch einmal zu Gunsten der großen Ligen angepasst wurde – wird von einigen Clubs gar nicht mehr ernst genommen, da sie weniger lukrativ ist als ein durchschnittliches Ligaspiel, wohingegen sich jeder Verein jenseits der Top 10 Ligen über diesen Geldsegen freuen würde.
Und jetzt kommt ihr daher mit eurem Tunnelblick auf die Big Five und in diesem Tunnel lugt ihr durch einen Lüftungsschacht auf die Top 10 der Deloitte Money League und schreckt empört auf:“Huch, da hat ja jemand mehr als wir“!
Außerordentlich amüsant, wenn es nicht so traurig wäre.
DonAndres 1. März 2016 um 13:18
Ich finde, dass finanzielle Übermacht im Fußball immer durch die folgenden Dinge relativiert wird:
(Ich beziehe mich nur auf das Fazit des Artikels, nicht auf die Analyse an sich)
1. Es können immer nur 11 Spieler auf dem Platz stehen.
2. Das spielerische Niveau/der vorherrschende Spielstil eines Landes/Vereins ist letztendlich davon abhängig, welche Trainer oder sportliche Leiter die entsprechenden Vorstände/Besitzer einstellen. Das gilt für den Profi-, Amateur- und Jugendbereich. Die Entwicklung der vorhandenen Spieler wird immer durch die jeweilige Ausrichtung des Trainers oder der sportlichen Leitung beeinflusst, und bei Neuverpflichtungen entscheidet die jeweilige Ausrichtung darüber, welche Art von Spielern man bevorzugt.
3. Karrierepläne der Spieler, d.h. manche Spieler wechseln eben lieber nach Spanien oder Italien als nach England. Einige Spieler haben erklärte Lieblingsvereine. Wenn das grundsätzliche Interesse an einem Transfer nicht besteht, kann man nichts machen.
4. Das hohe Prestige der CL in Verbindung mit der begrenzten Anzahl an CL-Plätzen. Auch die Premier League hat nicht mehr als vier Plätze (wenn es denn dabei bleibt).
5. Der vermutlich wichtigste Punkt: Im Sport werden bestimmte Probleme oder Nachteile, die ein Verein oder eine Liga gegenüber anderen hat, sehr direkt in Form von Niederlagen zum Ausdruck gebracht. Das Prestige eines Sportvereins hängt natürlich mit dem eigenen Marketing, der Anzahl der Fans und dem finanziellen Status zusammen, aber in erster Linie mit dem Gewinnen.
Für mich stellt sich die Frage: Warum ist denn die Premier League trotz all ihrer Vorteile nicht die unumstrittene Nummer 1? Das liegt doch in erster Linie an der sportlichen Ausrichtung und an fußballkulturellen Unterschieden zu anderen Ländern, die sich in diesem Fall negativ auswirken. Und das bezieht sich nicht nur auf die Leistungen auf dem Platz, sondern durchaus auch auf Transfers: Warum wechseln Spieler wie Ronaldo, Bale, Mascherano oder Suarez aus der PL zu Real/Barca und nicht andersherum? Wann hat ein PL-Verein zum letzten Mal einen Star von Bayern, Barcelona oder Real verpflichtet, den die entsprechenden Vereine nicht sowieso gehen lassen wollten?
Die Situation könnte sich durchaus bald ändern, aber nur durch sportlichen Erfolg. Von daher bin ich der Meinung, dass in erster Linie die Premier League Ideen benötigt. Leider scheint es dort einige Vereine zu geben, deren Besitzer nach dem Motto „alles zwischen Klassenerhalt und CL-Platz ist wertlos“ verfahren. Das ist auch ein Anzeichen dafür, dass finanzielle Ausgeglichenheit (innerhalb der Liga) nicht unbedingt zu einem interessanteren Wettbewerb führt. Da in England viele Vereinsbesitzer eher Geschäftsleute sind als klassische Mäzene, führt diese Ausgeglichenheit in Wirklichkeit dazu, dass es für viele dieser Besitzer keinen Anreiz gibt, den eigenen Verein zu verbessern.
Ein gutes Beispiel dafür ist auch Arsenal. In einem anderen Land würde sich ein Verein dieser Größe nicht Jahr für Jahr mit Platz 3 oder 4 zufriedengeben. Es verwundert mich kaum, dass Manchester City und Chelsea die zwei Vereine sind, die insgesamt am meisten versucht haben bzw. versuchen, sich zu verbessern, und die soweit ich weiß auch als einzige echte Ambitionen in der CL haben.
kalle 2. März 2016 um 12:43
Ich glaube kaum, dass Arsenal mit einem vierten Platz zufrieden ist, aber die Konkurrenz ist nunmal extrem stark und nicht zu vergessen finanzkraeftig. Sie sind auch kein Serienmeister wie ManU oder Bayern, wo das Ziel immer die Meisterschaft ist, ich wuerde sie eher mit Schalke in der Bundesliga gleichsetzen, die ja nun auch mit CL-Platz zufrieden sein muessen.
Den grossen Unterschied zu den anderen Topvereinen macht da nur Arsene Wenger aus, der eben eine etwas besonnenere Einkaufspolitik pflegt. Im Kontrast zu den Hauruck-Aktion der Manchester-Vereine sieht das dann etwas pomadig aus aber der sportliche Erfolg ist ja trotzdem da und am Ende entscheiden da eher Kleinigkeiten in anderen Bereichen wer am Ende der Saison die Krone aufsetzt.
Meine Prognose: Wenn Wenger aufhoert, wird auch bei Arsenal der neue Trainer Einkaufstouren wie van Gaal machen (und damit dann womoeglich auf einem schlechteren Tabellenplatz landen). Das Problem ist fuer mich nicht fehlender Siegeswille seitens Arsenal sondern dass man im Rennen der vielen reichen PL-Clubs nur schwerlich oder fuer irre Summen an gute Spieler kommt.
Peda 2. März 2016 um 14:25
Bei dem Thema möchte ich auf diesen Blog-Eintrag verweisen: It’s the variance, stupid
Es ist zwar ein wenig verallgemeinernd, aber da steckt schon eine ganz wichtige Erkenntnis drin:
Es lässt sich aufgrund gewisser Kennzahlen (z.B.: GoalImpact, Umsatz des Vereins) in etwa einschätzen, wie stark ein Verein in einer Liga abschneiden müsste. Bin ich mit dieser fiktiven Position nicht zufrieden, dann muss bei Verpflichtungen (Spieler wie Trainer) mehr Risiko gegangen werden, um die Varianz zu erhöhen. Eine erhöhte Varianz wirkt sich aber immer in beide Richtungen aus und diese Ausreißer nach unten muss man genauso einkalkulieren.
Bin ich mit dieser fiktiven Position zufrieden, dann lohnt es sich weniger Risiko zu gehen.
Arsenal ist aus meiner Sicht von vorne bis hinten auf Konstanz ausgerichtet, das zeigt sich ja nicht zuletzt am Langzeitmanager. Der vierte Ligaplatz berechtigt zur Champions League und das scheint das oberste Ziel zu sein. Ein 2. und 6. Platz in der Liga sind insgesamt weit weniger erstrebenswert als zwei vierte Plätze. Zumindest scheint es für mich so.
DonAndres 3. März 2016 um 14:18
Ich finde nicht, dass man Arsenal und Schalke vergleichen kann, denn Schalke ist zwar einer der größten Vereine Deutschlands, aber Arsenal ist der größte Verein aus einer Weltstadt. Rein vom Standort her kann da in Europa nur noch PSG mithalten, die zwar weitaus weniger lokale Konkurrenz, aber dafür auch nicht die große Tradition auf höchstem Niveau haben.
Finanziell betrachtet braucht sich Arsenal vor Chelsea und Man City sicher nicht zu verstecken. Der Unterschied ist eben nur, dass sie mit ihrem Geld sparsamer umgehen – da anscheinend geschäftliche Interessen ihre Strategie bestimmen – während bei Chelsea und Man City Geld keine Rolle spielt. Das Problem ist, dass Arsenal in gewisser Weise von seinem Ruf als absoluter Topverein lebt – sonst könnte man doch z.B. die weltweit höchsten Ticketpreise kaum rechtfertigen – aber in Wirklichkeit eben kein absoluter Topverein ist. Bei Schalke ist das in den letzten Jahren anders – wann hat man denn auf Schalke zuletzt von der Meisterschaft geträumt?
Ich sehe bei Manchester United in den letzten Jahren übrigens ähnliche Symptome – ab ca. 2009 (Ronaldo-Transfer zu Real) hatte man eine weitaus vorsichtigere Transferpolitik verfolgt als zuvor. Das hat sich seit van Gaals Übernahme geändert. Auch wenn Man United jetzt wieder sehr viel Geld ausgibt, ist es doch erstaunlich, dass man einen großen Teil des Geldes in Talente wie Depay und Martial investiert hat und die besten Spieler (di Maria und de Gea) den Verein verlassen wollten.
Mit Chelseas und Man Citys Einkaufspolitik ist das nicht zu vergleichen. Transfers wie Fabregas, Costa oder Otamendi sind da eine ganz andere Kategorie, denn sie zeigen ein höheres Anspruchsdenken (mir ist schon bewusst, dass beide Mannschaften in dieser Saison Probleme haben und Otamendi offensichtlich keine gute Saison spielt. Ich rede an dieser Stelle nur über das Anspruchsdenken, nicht über das Resultat).
mba123 1. März 2016 um 11:28
Ich denke, es gibt in Deutschland noch viel Potential bei der Inlandsvermarktung der TV Verträge. Mein Eindruck ist, dass das Pay TV von einem Großteil der Bevölkerung noch nicht ganz angenommen wird. Fernsehen wird eher als etwas gesehen, was umsonst ist.
Allerdings scheint mir die Akzeptanz immer weiter zu steigen. Wofür wahrscheinlich auch die ganzen Streaming Dienste (Netflix, Amazon Prime, etc.) beitragen.
Grundsätzlich ist das Interesse am Fußball in der Bevölkerung sehr hoch, denke ich. Das sieht man auch an den hohen „COMMERCIAL- Erlösen“, die im Artikel dargestellt werden. Ohne das Interesse der Bevölkerung könnte man vermutlich keine so hohen Erlöse im Sponsoring und Merchandising erzielen.
Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die Bundesliga bei der Inlandsvermarktung der TV-Verträge in Zukunft höhere Zuwächse (nicht Gesamteinnahmen) als die Premier League erzielen wird.
Soweit meine zusammengereimte, laienhafte Meinung.
Matthias 1. März 2016 um 11:09
In dem Zusammenhang ist dieses Interview vielleicht auch für den ein oder anderen Interessant: http://www.handelsblatt.com/sport/fussball/premier-league-gegen-bundesliga-warum-juergen-klopp-eine-gefahr-ist/12976788.html
Schorsch 1. März 2016 um 10:18
„…Und um abschließend noch einen ganz Großen zu zitieren, lasse ich diesen Beitrag mit den einfachen aber wahren Worten Pep Guardiolas enden: „…Wir haben weniger Geld, dafür brauchen wir mehr Ideen“. Zu schade, dass er sich dieser Aufgabe nicht stellt oder stellen kann.“
Ja, zu schade. Ironie oder nicht, ist vielleicht auch besser so. Bislang war Guardiola bei zwei Clubs als Trainer tätig. Und beide gehörten nicht zu denjenigen, die zu den Armen der Branche zu zählen wären. Ob es tatsächlich so war, dass man ihm bei Bayern bestimmte personelle Wünsche nicht erfüllt hat, weiß ich nicht. Bei seinem neuen Arbeitgeber dürfte das wohl eher nicht der Fall sein. Da darf man auf die „Ideen“ sehr gespannt sein.
Apropos Ideen. Wenn die so aussehen, dass Clubs außerhalb der PL dubioses Geld hineinholen und damit Clubideale bzw. -traditionen verkaufen (um nicht verraten zu sagen), dann kippt die ganze Chose. Der FC Barcelona ist eben auch nicht mehr als ein Club. Bayern vergisst seine große Historie, die man den meisten anderen deutschen Traditionsclubs voraushat. Und Real retuschiert schon mal das eigene Clublogo.
Moralinsaure, weltfremde Ansichten? Mag sein. Ich stehe aber dazu. Als Anhänger der sozialen Marktwirtschaft bin ich kein Kapitalismusgegner. Und ich weiß auch, wer bedeutende Beteiligungen an deutschen Großunternehmen hält, wer das Erdgas liefert um die Häuser zu heizen oder das Öl, aus dem Benzin zur Betankung der Automobile hergestellt wird. Oder mit wem die deutsche Wirtschaft und der deutsche Staat so seine Geschäfte macht. Das muss ich aber nicht alles gut finden und erst recht nicht, wenn dubioses Geld den Fußball immer mehr bestimmt. Da wäre mir persönlich ein deutlich ‚lukrativerer‘ TV-Vertrag der DFL mit einem oder mehreren Anbietern eindeutig lieber. Hätte auch die eine oder andere unschöne Konsequenz, würde aber je nach Aufteilung der Gelder gerade deutsche Clubs unterhalb der CL-Plätze etwas sicherer machen vor Abwerbungen ihrer jungen Talente durch PL-Clubs aus dem mittleren / unteren Tabellenbereich.
Momentan schaut die Fußballwelt darauf, was die Clubs der PL mit dem Geldregen aus der TV-Vermarktung machen werden. Und mit dem Geld, das vornehmlich aus dem arabischen und ostasiatischen Raum in diverse Clubs fließt. Scheichs, Oligarchen und Co. übernehmen immer mehr traditionsreiche Clubs, aus welchen Gründen auch immer. Man sollte allerdings nicht übersehen, dass in diesen Ländern der Sport und speziell der Fußball massiv mit Geld gepusht wird. Bis dato waren arabische oder chinesische Ligen mehr etwas für Fußballrentner, die sich im Winter ihrer Spielerkarriere noch etwas für die Zeit danach verdienen wollten. Ob dies so bleibt? Chinesische Clubs locken mittlerweile schon Profis ‚im besten Fußballeralter‘ und Katar baut nicht einfach so klimatisierte Stadien in die Wüste. Dort kauft man sich z.B. im Handball sogar eine Nationalmannschaft zusammen. Vielleicht ist das die Konkurrenz von morgen für PL und Co.?
Ansonsten kann ich mich nur dem Fazit des Autors anschließen. Die deutschen Clubs sollten ihre Nachwuchsarbeit weiter intensivieren und noch stärker professionalisieren, um deutlich mehr Spielern den Übergang vom Nachwuchs- in den Profibereich zu ermöglichen.
HW 1. März 2016 um 10:48
Natürlich wird Guardiola auch bei City nicht jeden Spieler bekommen. Das kommt einfach darauf an wie realistisch die Wünsche sind. Wenn ein Spieler wie Neymar bei Barca verlängert, dann braucht niemand zu glauben City könnte den doch noch verpflichten. Vielleicht hätten sie sogar das Geld, aber bei allen drei Parteien muss der Wille zum Wechsel vorhanden sein.
City wird eine Schlagkräftige Truppe haben. So wie Bayern auch.
Guardiola wird die sehr gut einstellen, so wie Bayern auch.
Transfergerüchte oder einzelne Transferwünsche machen da kaum einen Unterschied.
Gh 1. März 2016 um 09:35
Ich finde, eine wirtschaftliche Analyse des Fußballs wird zu sehr auf den Profibereich beschränkt. Das greift zu kurz. Fußball ist als business ein winner takes it all Bereich. Das heißt: es gibt einen breiten „Unterbau“, in dem sich lauter Leute tummeln, die so gut wie nichts oder gar nichts mit dem Fußball verdienen, obwohl sie eine Unmenge an Zeit und Geld investieren. Dies betrifft v.a. den Jugendbereich, der den Markt mit neuem Material füttert. Abgesehen davon, dass es sich hier oftmals um nichts anderes als Kinderarbeit im Tarngewand handelt, wird dieser Bereich auch noch massiv durch öffentliche Gelder gefördert. Ebenso wie das ganze drumherum übrigens (angefangen von Stadien, Sicherheit während der Spiele, Übertragungstechnik usw.). Also: das eigentliche Risiko tragen nicht die Megavereine. Weshalb sie auch in der Lage sind „astronomische“ Summen an ihre Spieler auszuschütten (die im Vergleich zu dem was ins System gepumpt wird so astronomisch nicht sind). Ähnlich wie im Kunstmarkt oder Popbusiness oder der guten alten Lotterie. Hier liegt doch das Mißverhältnis. Würden die, die die Kohle mit dem Fußball machen auch die sein, die die GESAMTEN Kosten des business bis hin zum Rasen des kleinsten Dorfvereins mittragen, dann… gäbs das business nicht, genauso wies keine Lotterie gäbe, wenn jedesmal der Gesamtwert der gekauften Lose als Gewinn ausgeschüttet würde.
HW 1. März 2016 um 09:28
Das trifft sich gut. Vor 25 Jahren ging in der Bundesliga das Pay-TV mit einem Livespiel pro Spieltag an denn Start.
Damals wurde zumindest das Risiko des Untergangs der Stadionkultur befürchtete. Ich denke, trotz vieler Veränderungen, kann man nicht sagen die Stadien wären leer oder die Stimmung weg. (Die Fans kämpfen aber auch für ihre Anliegen in den Stadien). Vielleicht hat die stärkere TV Präsenz sogar dazu geführt, dass sie die Liga stärker als Einheit sieht die sich mit guten Stadien usw. einheitlich präsentieren muss. (Dazu: Ich dachte in Spanien wird die Einzelvermarktung gerade abgeschafft.)
Was aber auch auffällt. In Deutschland gab es mit Kirch und Arena zwei Fehlschläge und auch Sky hat noch keine schwarzen Zahlen geliefert. Da Frage ich mich wie Pay-TV hier überhaupt die Lösung sein kann und wieso das überhaupt noch läuft.
Zu England. Die Pay-TV Einnahmen sind extrem. Aber andere Einnahmequellen überraschend niedrig. Dazu scheint es dort (zumindest bei den Beispielen) starke Schwankungen bei der Finanzstruktur zu geben. Manchester United ist ja das passende Beispiel. Ein gesunder finanzstarker Club der nach einer Übernahme die Schulden der Besitzer übernehmen muss.
Ich glaube auch, wir brauchen Ideen. Investoren die entweder nur rein buttern oder nur abkassieren können nicht die Lösung sein. (Und wir brauchen gleiche Bedingungen. Eine Hand voll Clubs ohne 50+1 gegen den Rest mit 50+1 kann nicht dauerhaft funktionieren.)
Das Pay-TV Modell hat sich in Deutschland eigentlich nicht als rentabel erwiesen. Wir haben mittlerweile zwar mehr Parteien die mitspielen, aber die Liga schneidet ihre Pakete zu sehr auf die Anbieter zu. Sie muss den Mut haben die Exklusivrechte einzuschränken.
Die Auslandsvermarktung ist noch eine Möglichkeit mehr Geld einzunehmen. Aber dafür braucht man eigentlich Stars, sonst läuft man immer hinter anderen Ligen hinter. Und dann läuft man wieder Gefahr, wie in England, den eigenen Nachwuchs zu vernachlässigen oder zu viel Geld für Gehälter auszugeben. (Ich glaube auch, dass in England nicht nur der Fußball Probleme hat, sondern andere Mannschaftssportarten auch. Ursache?)
Die Bundesliga und der DFB steht also vor der Aufgabe das Gleichgewicht zu finden. Die eigenen Stärken dürfen nicht vergessen werden aber man darf Chancen auch nicht verstreichen lassen. Der Nachwuchs und die deutschen Spieler müssen das Rückgrat bleiben, trotzdem braucht es auch (wie in den letzten Jahren) ausländische Talente und Stars. Und es brauch Titel in Europa, die können ein echter Nachbrenner sein.
Ob man dann mehr Geld einnimmt ist nicht einfach eine Frage ob oder wieviel man aufgibt und ob man Zugeständnisse macht (mehr Anstoßzeiten, Spiele ins Ausland legen usw.), sondern ob man handwerklich gut arbeitet. Ein guter Geschäftsmann muss nicht ständig sein Tafelsilber veräußern, er weiß seine Stärken gut zu nutzen ohne an Substanz zu verlieren. Verhandlungsgeschick und Überzeugungskraft sind gefragt. Und guter Fußball natürlich.
Gh 29. Februar 2016 um 22:11
Ich finde es etwas komisch, wenn man sich über ein Ungleichgewicht erst dann beschwert, wenn man auf der falschen Seite der Wippe sitzt. Es gibt extreme Gefälle innerhalb Europas doch schon lange und bislang war Deutschland eher mit den Dicken auf einer Seite. Letzter CL-Sieger aus einem nicht Großgeldbeutelland? Porto? Auch schon ne Weile her. Die Italiener haben sich abhängen lassen müssen, Jetzt ziehen halt die Briten weg, so what?
Nerd 29. Februar 2016 um 18:57
Schöner Artikel.
Bin gespannt was für Auswüchse diese Entwicklung zur Folge haben wird. Wir brauchen uns nichts vormachen: Wenn ein Norwich 17/18 200 Mio für z. B. Kroos an Real bezahlt und die Barcas, Reals und Bayern dieser Welt zur Resterampe der Premier League verkommen ist das ein Angriff auf das Selbstverständnis dieser Topklubs.
Entweder sie überheben sich und gehen pleite bzw. werden dann auch von Investoren übernommen, gehen im Mittelmaß unter oder es kommt zu protektionistischen Maßnahmen (vllt auch hier Stichwort: BreXit)
Anderseits dürfte es auch in der PL zu nicht erahnten Folgen kommen. Wenn das durchschnittliche Gehalt auf 20 Mio / Spieler steigt, selbst für „Durchschnittskicker“ sind sie im restlichen Markt außerhalb Englands unverkäuflich und es könnte in England selbst zu Pleiten kommen.
Auf Sicht von 7 – 10 Jahren dürfte dieser Vorsprung aber zementiert sein und es wird einen massiven Sellout der Topspieler in Richtung PL geben
Man muss kein Prophet sein um vorherzusehen, dass die VVL von Müller und Boa einer der letzten von deutschen Topspielern in der BuLi sein werden.
Spielverderber 29. Februar 2016 um 22:13
Einerseits steigt das Budget, andererseits bleibt aber die Menge und Qualität an Spielern in Europa erst mal gleich.
Viel mehr als 25Spieler wird auch in England kein Verein unter Vertrag nehmen.
Auch aus der PL können nur 4Vereine CL spielen.
Auf die Kategorie 1A Spieler, die auch jetzt schon bei einem Verein wie Real, Barca, Bayern, Juve, PSG, Arsenal, Chelsea,…. untergekommen sind wird es eher weniger Einfluss haben im Vergleich zu den Kategorien darunter.
Nerd 29. Februar 2016 um 23:17
Na ja, die Entwicklung speziell im Jugendbereich ist doch schon voll im Gange. Die PL Klubs saugen sich mit Spielern voll und verleiehen sie im Zweifelsfalle. Wenn du das als Business siehst ist das ja auch ein gutes Geschäft. Ein Spieler ist wie eine Aktie. Hast du 100 verschiedene und nur 3 setzen sich durch bekommst das eingesetzte Kapital um ein vielfaches zurück.
Die PL Klubs interessieren sich doch gar nicht mehr für die CL. Ein Absteiger in der PL bekommt jetzt mehr Geld als der CL Sieger. Die CL hat nur noch Prestigewert. Nur für Klubs wie aus Deutschland, Spanien oder Italien ist die CL finanziell noch von elementarer Bedeutung. Für die PL sind das Peanuts und Bonus.
Was sind 60 Mio bei einem CL Sieg wenn du in der PL schon 200 Mio garantiert hast?
HW 1. März 2016 um 09:41
Ich glaube auch nicht, dass viele Stars die noch was gewinnen wollen zu kleinen Clubs mit viel Geld wechseln. (Spieler müssen ja immer noch zustimmen.)
Aber es ist schon eine berechtigte Frage wie weit der fußballerische Erfolg bei einigen Clubs in den Hintergrund rückt. Wird das Geschäft vom Fußball entkoppelt? Arsenal geht es finanziell extrem gut nicht nur obwohl, vielleicht sogar weil sie sportlich in den letzten Jahren nicht viel gewonnen haben. Sie haben brav ihr Stadion abbezahlt und (mussten?) ihren Kader etwas vernachlässigen. Der Premier League Titel war nicht egal, aber die Priorität war eindeutig in den Champions League Plätzen zu landen. Finanziell war es nicht notwendig besser zu sein.
Die ganzen Leihgeschäft sind ähnlich. Das Risiko auf das Ausnahmetalent zu setzen, dass aus der Jugend kommt und alles gescheiterten Talente wett macht ist enorm. Wenn man aber genug ‚gehobenes Mittelmaß‘ produziert um viele Spieler zu verleihen, dann wird das Risiko geringer. Von außen bekommt man fast das Gefühl das wird ein Tresor voller Talente angesammelt nur um dann Leihgeschäft zu machen. Es geht garnicht mehr um den Durchbruch. Die Jugendakademien sind vorgeschrieben also hat man sie, und sie müssen finanziert werden. Mit der ersten Elf hat das wenig zu tun. Kommt ein Talent wirklich mal durch, super. Aber eigentlich plant man mit Transfers.
Das liegt vielleicht auch daran, dass Transfers im Gegensatz zu Talenten viel mehr Kapitalaufwand bedeuten. Es ist also viel sinnvoller die Arbeit in Transfers zu stecken (An- und Verkauf) und dort die Geschäftsbilanz im Blick zu halten als sich um die (vergleichsweise) Peanuts von vielen Jugendspielern zu kümmern. Man sieht Talente also nicht mehr als Chance, sondern nur als Verwaltungseinheiten. Durch Leihgeschäft mit kleinen Clubs ist da ein eigener Kosmos entstanden. Die großen können damit die Talente kontrollieren die die kleinen Clubs eigentlich fest verpflichten müssten.
Euler 29. Februar 2016 um 23:52
Um die Topteams der Ligen in Deutschland, Italien oder Spanien mache ich mir keine Sorgen. Diese sind für Spieler immer noch attraktiv und können auch finanziell mit den englischen Clubs mithalten. Viel schwieriger ist die Lage im Mittelfeld der Liga. Dort kann ein vergleichbarer englischer Verein einfach viel mehr Gehalt bieten und Spieler abwerben.
Außerdem, wollen wir hier wirklich einen englischen TV-Vertrag bei den Inlandsrechten? Am Ende zahlt doch der Fußballfan, der die Spiele sehen will.
HW 1. März 2016 um 13:03
Dann gibt es die Proteste „Pay-TV muss bezahlbar bleiben!“
Die Engländer werden auch nicht den ganzen Markt aufkaufen können. Sie haben ihre Engländer-Quote, sie brauchen nur eine begrenzte Anzahl von Spielern. Sie zahlen vielleicht gut, aber Spieler wollen auch Titel gewinnen. Ein Spieler der lieber viel Geld im Mittelfeld einer Liga verdient als auch mal eine Überraschung landen zu können, hat eh nicht die richtige Mentalität für viele Bundesligisten.
In England gibt es demnächst auch den Sprung bei den TV Einnahmen. Das kann die Liga zumindest kurzfristig durcheinander bringen. Es lockt auch nochmal Investoren an (wobei Investoren oft das falsche Wort ist -> Übernahmeinteressenten passt besser).
kalle 29. Februar 2016 um 18:42
Ist denn davon auszugehen, dass ManU seine Schulden irgendwann komplett abbaut oder macht sowas aus wirtschaftlicher Sicht wenig Sinn? Wenn die selbst mit riesigen Zinsbelastungen und Rueckzahlungen wirtschaftlich gut dastehen, dann sollte der Club doch nach dem Abtragen des Schuldenberges die PL wirtschaftlich fast so stark dominieren wie die Bayern bei uns
HW 1. März 2016 um 09:47
Das kommt auf die Zinsen an und darauf ob der Gewinn noch höher als die Zinsen ist. Aber bei United geht es auch darum jährlich einige zig Mio. an die Familie der Anteilseigner auszuschütten (Abschläge, Zinsen usw.). Das kann man natürlich gut über Zinsen verrechnen. United ist doch an der Börse. Etwas Dividende muss also auch immer drin sein um die Aktionäre glücklich zu machen.
boba 29. Februar 2016 um 18:38
Vielen Dank, wie immer ist es ein Gewinn, einen Artikel auf spielverlagerung zu lesen.
Dies gilt auch für den Artikel von Marco Mesirca. Allerdings habe ich vermisst, dass er nur am Rande auf die Erlöse der Bundesliga eingegangen ist.
Die Bundesliga hat schon immer geringere Fernseherlöse als andere Ligen erwirtschaftet. Sie konnte das aber zumindest teilweise durch eine deutsche Spezialität ausgleichen – dem Sponsoring. Um wirklich die Erlöse der Ligen miteinander vergleichen zu können, wäre es sicherlich sinnvoll gewesen zumindest auf die Erträge aus dem Sponsoring, aber auch auf Erlöse durch Zuschauerzahlen etc. einzugehen. Die ausschließliche Fokussierung auf die TV-Erlöse ist nur bedingt aussagefähig und kann nur zu dem Ergebnis führen, von dem wir seit Jahren in der Bild-Zeitung lesen: Die deutsche Liga hat keine Chance.
Abschließend möchte ich gerne noch die Fußballexperten fragen. Die englische Liga hat in den letzten Jahren in der 5-Jahres-Wertung der UEFA ständig an Boden verloren. Zu Beginn des Jahres sah es sogar so aus, als könnte sie den dritten Platz (und damit den vierten CL-Teilnehmer) an Italien verlieren. Diese Gefahr scheint abgewendet. Das liegt auf der einen Seite daran, dass die italienischen Mannschaften dieses Jahr schwächeln, aber auch daran, dass die englischen Mannschaften im Vergleich zu den anderen Jahren überraschend stark sind. Wie ist das zu erklären? Wenn ich die bisherigen Spielanalysen mit englischen Clubs richtig erinnere, kann es nicht an der taktischen Weiterentwicklung der englischen Liga liegen. Ist diese Saison ein Ausreißer oder hat es einfach ein paar Jahre gedauert, bis sich die höheren TV-Erlöse auch in internationale Erfolge niederschlagen?
Euler 29. Februar 2016 um 16:00
Das Problem der Bundesliga ist nicht, das die englischen Clubs die Europa komplett dominieren werden, sondern die Unausgeglichenheit. Einige wenige Clubs haben viel mehr Geld und damit die Championsleage fast gepachtet und sichern damit ihre finanzielle Vormachtstellung weiter ab.
Englische Großclubs kämpfen dagegen mir der starken Liga und den vielen Spiele.
Sven 29. Februar 2016 um 15:59
Als Fan des FC Liverpool kann ich nur sagen, dass all das viele Geld eher die Qualität tendenziell nach unten drückt. Das Management kauft eher nach dem Motto ein, dass ein paar Flops zu verkraften sind: Trail and Error. Das Scouting, aber auch die Nachwuchsförderung leiden sichtbar unter dem Geldregen. Ein weiterer Effekt: Dieser TV-Geldregen zieht Investoren aus aller Welt an, die wenig bis nuchts mit Fussball zu hatten und haben, nur die Rendite-Chancen sehen und demsentsprechend auch agieren. Darunter leiden dann eben die internen Vereinssstrukturen. Die PL muss höllisch aufpassen, dass sie ihr Alleinstellungsmerkmal, die einzigartige Atmosphäre in den Stadien, nicht unter den TV-Milliarden vergräbt. Die Stimmung in Anfield gleich immer mehr einer Freidhofs- oder Opernstimmung, als einem Fussballstadion. Insgesamt glaube ich, dass die PL auf Jahre hinaus international nicht mehr zur Spitze gehören wird und eine reine Money-Liga werden wird.
Dr. Acula 29. Februar 2016 um 15:21
erstmal danke für den artikel marco! ist mal was anderes als die taktik-analysen, erfrischend und interessante schreibweise. ich konnte den artikel aus zeitgründen nicht fertig lesen, aber hier mal meine einschätzung dazu:
die PL klubs haben den braten einfach viel früher gerochen, dass in fernost und amerika ein riesen-markt steckt. die haben viel früher damit begonnen, in den fußball-pausen reisen dorthin zu unternehmen und präsenz zu zeigen. ich war mir dessen nie bewusst und hielt bis vor 1,2 jahren (und da war die finanzielle schere noch nicht soo groß) die unfähigkeit des DFL und DFB im aushandeln neuer verträge für den grund des finanziellen ungleichgewichts. jetzt war ich aber innerhalb von 8 monaten in ägypten, shanghai und allgemein china unterwegs und man merkt eines sofort: die BL juckt dort (noch) niemanden. die jungen kerle haben (wenn sie welche anhaben) ausnahmslos ManUnited, Chelsea, Liverpool oder Arsenal Trikots. die beiden erstgenannten sind die häufigsten. in den cafes laufen teilweise rund um die uhr PL-berichterstattungen und die spieler sind bekannter, was man am gesprächsthema der menschen erkennt. lange rede, kurzer sinn: die PL ist der BL bzgl Präsenz ein paar jahre voraus. ob das so positiv ist, sei mal dahingestellt, aber es ist sicherlich DER grund. dass die PL den boxing day, angepasste spielzeiten, angepasste spielTAGE hat, um dort noch attraktiver zu sein, ist sicherlich auch nicht irrelevant. wenn ich mir aber anschaue, was die three lions und die PL klubs für einen dreck zusammen spielen, stellt sich mir die frage, was das bringen soll. die konsequenzen sind u.a folgende: eine überschwemmung des marktes mit geld (ablösen + gehälter) und ein nacheifern der anderen ligen (rummenigge ruft den DFL regelmäßig zu besseren TV-verhandlungen auf). bayern hat dieses jahr einzig und allein wegen der zunehmenden finanziellen kraft der PL u.a mit müller und boateng verlängert. bayern zahlt eine höhe summe wegen des PL-TV-vertrages in form von höheren gehältern. laut der theorie des homo oeconomicus wird der mensch immer dazu neigen, seinen nutzen zu maximieren, somit muss bayern mehr geld in gehälter investieren. bei vereinen ist die entwicklung die, dass solche gehälter (nicht mal ansatzweise) gezahlt werden können, somit versucht man schadensbegrenzung zu betreiben, möglichst viel ablöse zu generieren und das geld klug in nachwuchs und entwicklung zu stecken (lobenswerte, wenn auch alternativlose einstellung mMn).
in england sind die konsequenzen die, dass auf entwicklung kein pfifferling gegeben wird, engländer werden nicht gefördert, nur „stars“ eingekauft, um o.g argument der bekanntheit aufrecht zu erhalten und jedem new-comer ein haufen geld in ***** geblasen. dass die national-elf in den nächsten jahren nichts gewinnen wird, da bin ich mir sicher, da bin ich ganz bei watzke. und bis vor kurzem war ich mir sicher, dass durch die taktische limitiertheit (gibt einen großartigen artikel dazu hier auf SV mit über 300 kommentaren LOL) jeglicher internationaler erfolg ausbleiben wird. da nächstes jahr aber voraussichtlich mourinho, klopp, wenger und insbesondere guardiola dort trainieren werden, werd ich mehr und mehr pessimistisch, denn DAS ist mMn die größere gefahr als das geld, denn die werden sich gegenseitig motivieren, antreiben und bekriegen (mourinho).
carlos 29. Februar 2016 um 13:52
der ausblick auf die zukunft wird das ganze aber relativieren. teilt man die gesamtsumme der vermarktung durch die einwohner kommt man auf etwa 50€ pro jahr pro kopf. das ist ein massiver wert, der schon an sehr nah am grenznutzen der fussballinteressierten liegen wird. ebenso verhält es sich mit dem matchday revenues.
einfaches geld macht faul. das sehen wir an nationen. das sehen wir in der wirtschaftskraft der PL klubs. die ist nämlich erschreckend.
die auslandsvermarktung wird die wachstumszahlen auch nicht aufrecht erhalten können. in den hauptmärkten nordamerika und asien schicken sich dortige ligen an sendezeit von der PL wegzunehmen. die mls entwickelt sich gut. asien wird einen enormen push durch die chinesischen bemühungen fussball als volkssport nummer 1 zu etablieren. es kann sein das die asiatische championsleauge the next big thing wird, was dortigen klubs mehr glanz und geld beschert.
im fussball reden wir von momentaufnahmen. das hier ist nix anderes.
Martin01 29. Februar 2016 um 15:31
Es könnte sich aber auch dahingehend entwickeln, dass bspw. China seine Liga etablieren will und sich sozusagen mit der BPL messen will und man dahingeht vermehrt nur noch die eigene Liga und den größten europäischen Konkurrenten zeigt. Man also auf Spiele aus Deutschland, Italien, Frankreich verzichtet und nur noch England und China zeigt?!
random walk 29. Februar 2016 um 13:37
Ich bin immer wieder sehr froh um solche Analysen!
Mir ist bewusst, dass Finanzanalysen und damit auch dieser Artikel nur die Vergangenheit betrachten können. Spätestens beim Ausblick hätte aber der neue TV-Deal in Spanien zur Sprache kommen müssen. Die Individualvermarktung wich einem kollektiven Deal, die Einnahmen der beiden Giganten stagnieren, während die Einnahmen der anderen Klubs massiv ansteigen. Gerade Atletico kann sich mit dem neuen Deal, der im Sommer in Kraft tritt, bei gleichbleibender sportlicher Leistung auf über 100 Millionen Euro TV-Einnahmen gefasst machen, ohne TV-CL-Gelder.
Es gibt und gab also durchaus auch Bestrebungen, das finanzielle Loch im Hinblick auf die Premier League zu schliessen. Die Auswirkungen des neuen Deals für die spanischen Vereine werden riesig sein und ich freue mich, dies beobachten zu dürfen.
HK 29. Februar 2016 um 13:19
Um eine der simpelsten Fußballweisheiten zu zitieren, oder meinetwegen auch zu postulieren: „Geld schießt Tore!“
Es garantiert zwar keine Titel aber am langen Ende werden immer die Teams mit den besseren finanziellen Ressourcen oben stehen.
Da das ein schleichender Prozess ist merkt man das anfangs gar nicht so sehr. Aber mal überlegen wie viele aktuelle Nationalspieler spielen momentan schon im Ausland? Und im nächsten Jahr? Da kommt schon einiges zusammen und der große Deal und seine Auswirkungen kommen erst noch.
Koom 29. Februar 2016 um 11:31
Die englische Liga dürfte sich aus 2 wichtigen Gründen immer besser vermarkten als alle anderen Ligen.
1.) Sprache. Englisch ist so ziemlich die verbreitetste Sprache überhaupt, wird in vielen Ländern als Zweitsprache fest gelehrt. Dazu natürlich das englische Englisch, das bspw. auch in Amerika geliebt wird, weil es toller klingt.
2.) Tradition. Titel hin oder her: England ist offiziell DAS Traditionsland des Fußballs. Und sie kultivieren das.
Und früher oder später wird zu Geld auch mal Qualität kommen. Ich denke, gerade kommt man in England auf den Trichter, das käufliche Spielerqualität ein logisches Ende hat und dann doch wieder Taktik und Training über die Ergebnisse entscheidet. Einerseits zeigt das die CL und EL auf, wo die englischen Klubs jetzt schon seit längerem nur noch in Ausnahmen eine Rolle spielen. Andererseits auch gerade die aktuelle Situation, wo das kleine Leicester den fast Milliardenschwerden Konkurrenzklubs eine lange Nase zeigt.
kolle 29. Februar 2016 um 14:37
Stimmt zwar, aber mit Geld lässt sich auch Qualität abweits des Rasens kaufen. Das fängt beim Trainerstab an bis hin zu Scouts und dem Greenkeeper. Das Gieskannenprinzip mag zwar nicht immer helfen, aber in der Masse eben schon. Allerdings hat das Marketibg glaube ich eine bedeutendere Stellung, das Fernsehen will Stars. Darin liegt imho ei e mögliche Schwäche der premierleaque.
.. zum Artikel: Den Vergleich der Fernseheinnahmen von Tottenham vs Schalke finde ich ungöücklich gewählt. Hätte die Buli statt der englischen Liga derartige Fernseheinnahmen dann .. wäre Schalke auch bei rund 40 prozent.. ganz grob überschlagen..