TEs Bundesliga-Check: 5,80m

Selbst TE kommt nach diesem Wochenende nicht am Zweikampf Zwayer/Schmidt vorbei. Ihn beschäftigt jedoch der Freistoß vor dem 1:0. Dazu ein paar Worte zu Werder gegen Ingolstadt.

Spielverlagerung-Autor TE sucht sich nach jedem Bundesliga-Spieltag zwei bis drei Aspekte heraus, die er kurz und knackig analysiert. TEs Bundesliga-Check ist eine Spielwiese für taktische Beobachtungen, die in den “langen” Spielanalysen keinen Platz finden. Der Analysehappen für Zwischendurch.

Felix Zwayer. Roger Schmidt. Zwei Namen, die reichen, um den Kommentarbereich dieses Artikels zu füllen. Jeder hat seine eigene Meinung zur historischen Entscheidung Zwayers, das Spiel Leverkusen gegen Dortmund zu unterbrechen, bis Schmidt sich von der Seitenlinie verpinkelt hatte. Meine Meinung zu diesem Vorfall tut eigentlich gar nichts zur Sache. Ich formuliere es aber mal so: Ich würde nicht gerne Roger Schmidt als Sportlehrer an einer Schule erleben. Genausowenig jedoch Felix Zwayer als Streitschlichter.

An dieser Stelle soll es aber gar nicht um den Abbruch selbst, sondern um das Ereignis gehen, das Schmidts Zorn schürte: den Freistoß vor dem 1:0. Fünf Meter Achtzig zu weit vorne sei der Freistoß ausgeführt worden, haben die Metrologen von Sky gemessen. Zu viel nach Meinung der Leverkusener, und auch die Regeln besagen, dass der Freistoß dort ausgeführt werden muss, wo er entsteht.

Statt den Zollstock an jeden Freistoß anzulegen, sollte man mal eine andere Frage stellen: Passt es überhaupt noch zum modernen Fußball, in den Regeln festzuschreiben, dass ein Freistoß exakt an der Stelle ausgeführt werden muss, an der das Foul geschehen ist?

In Zeiten des Pressings und des schnellen Umschaltens hat die Zahl der taktischen Fouls rapide zugenommen. Das behaupte ich jetzt einfach mal, ohne Zahlen zu haben, einfach weil die Kausalkette so logisch scheint: Mehr Teams als früher schalten schnell um, sodass es mehr Konter gibt. Wenn der Gegner zudem ein riskantes Pressing spielt und mit vielen Spielern aufrückt, kann es öfter passieren, dass die angreifende Mannschaft das Pressing des Gegners umspielt und plötzlich freie Bahn hat.

Gerade für Teams mit Pressing macht es in vielen Situationen mehr Sinn, das Foul mitzunehmen als den Konter zuzulassen. Man muss gar kein Zyniker sein und den Spielern Absicht vorwerfen; oft sind es kleine Fouls, die in einem Zweikampf geschehen können, die einen Konter bereits im Keim ersticken.

Und hier kommen wir beim Dilemma an: Natürlich macht es Sinn, dass der Freistoß an der Stelle ausgeführt wird, an der das Foul geschehen ist – allein damit kein Freistoßkünstler sich zwei, drei Meter näher ans Tor schummelt. Dem zuwider steht jedoch große Leitformel, die nicht explizit in den Regeln steht, die aber Pate für zahlreiche Regeln ist: Aus einem Vorteil darf nie ein Nachteil entstehen.

Und exakt dieser Fall lag beim Spiel Leverkusen gegen Dortmund vor. Leverkusen konterte, rückte auf. Dortmund selbst stand noch in einer offensiven Formation – eine ideale Voraussetzung für einen Gegenkonter:

Test

Die Szene vor dem Freistoß, der zum Tor führt: Kießling (am Ball) verliert die Kugel. Es braucht kein Taktik-Diplom, um eine exzellente Konterchance zu erkennen, zumal Bender sich im Vorwärtssprint befindet und das Mittelfeld öffnet. Ginter will mit dem Ball am Fuß starten, wird zurückgepfiffen – und führt den Freistoß direkt aus.

An dieser Stelle das Spiel zu unterbrechen und den Freistoß zu verlegen, würde aus dem theoretischen Vor- einen praktischen Nachteil machen. Leverkusen könnte sich sortieren, im Pressing neu anlaufen – eine Konterchance wie diese bekommt Dortmund so schnell aber nicht mehr. Thomas Tuchel antwortete auf die Frage, ob der Schiedsrichter den Freistoß hätte verlegen sollen: „Das Foul ist die Regelübertretung, aber wir würden bestraft werden.“

Das taktische Foul zur Konterverhinderung, ob absichtlich oder unabsichtlich, behindert etwas, was ich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt: Es verhindert schnelles Spiel. Neben Fairness und Gerechtigkeit sollten Fußballregeln meiner Meinung nach noch einen wichtigen Zweck: Möglichst viel Fußball mit möglichst wenig Pausen zu ermöglichen. Ich würde folgende Ideen einbringen, um die Konterverhinderung durch taktische Fouls zu erschweren:

  1. In der Praxis sollte die Linie Zwayers, beim Freistoß in einer Kontersituation nicht das Lineal auszupacken, Schule machen.
  2. Gelbe Karte müssen nach aktuellem Regelstand während der folgenden Spielunterbrechung gezeigt werden. Oft genug passiert es, dass ein schneller Freistoß zurückgepfiffen wird, weil der Schiedsrichter noch eine Verwarnung aussprechen möchte. Hier beißt sich die Regel, taktische Fouls mit gelb zu bestrafen, mit der Idee, schnelles Spiel zu begünstigen. Für Schiedsrichter sollte die Möglichkeit geschaffen werden, gelbe Karten auch zu einem späteren Zeitpunkt auszusprechen.
  3. Das Verzögern eines schnellen Freistoßes sollte wieder härter bestraft werden. Eine Zeitlang, wenn ich mich hier nicht irre, hat man genau dies versucht. Mittlerweile ist es noch wichtiger, diese Regel konsequent umzusetzen. Das Blockieren des Balls verringert dem gegnerischen Vorteil mindestens genauso sehr wie das eigentliche Foul.

Collinas Erben werden uns sicherlich in Kürze erläutern, wie blöd meine Ideen in Wahrheit sind.

Ingolstadt, der ungemütliche Gegner für Abstiegskandidaten

Nach diesen regeltheoretischen Ausführungen kehren wir zur einzig wahren Fußballtheorie zurück: der Taktik. Werder Bremen hatte am Wochenende die gleichen Schwierigkeiten, wie sie so viele andere Bundesligisten gegen den FC Ingolstadt hatten. Ingolstadt lief an, presste, kämpfte – und zerstörte damit das ohnehin brüchige Aufbauspiel der Werderaner. Oder wie Kollege Tobias Robl im Winter-Podcast von Spielverlagerung sinngemäß sagte: Willst du mit Ingolstadt mitspielen, pressen sie dich kaputt. Es bleibt nur der lange Ball. Jedes vierte Zuspiel der Bremer war hoch und weit.

Das Ingolstädter Pressing ist intensiv und kompakt, keine Frage. Nun ist es jedoch nicht so, dass nicht auch Ingolstadt Lücken hätte. Sie ballen sich oft auf einem Flügel und lassen die andere Seite offen. Mit schnellen Wechseln von einem Halbraum in den anderen lassen sie sich knacken. Dortmund gelang das in der Hinrunde genauso gut wie Wolfsburg vor zwei Wochen.

ingolstadt dortmund pressing

Eine Situation aus dem Spiel Dortmund gegen Ingolstadt. Man sieht, wie kompakt Ingolstadt verteidigt, aber dass auch Räume auf dem gegenüberliegenden Flügel frei sind.

Nun ist es von der Theorie in die Praxis ein weites Stück. Einem Verein in Abstiegsnot, der ohnehin spielerische Probleme hat, vorzuschlagen, mehr Situationen spielerisch mit riskanten, flachen Diagonalpässen zu lösen, dürfte in der Praxis schwierig sein. Werder Bremen hatte keine Spieler, die die offenen Räume besetzten, und selbst wenn sie diese Spieler hätten, hätten sie keine Spieler, die erfolgsstabil die geforderten Pässe spielen können. Einzig Pizarro ließ sich oft clever fallen und hebelte das Pressing aus. Einzig, er bekam keine Bälle.

Hier spielt auch wieder die Psychologie mit rein, die wir bei Spielverlagerung gerne außen vor lassen – für mein Geschmack werden hier zu oft Mutmaßungen angestellt, die sich kaum belegen lassen. So ist es auch nicht mehr als eine Mutmaßung von mir, dass die abstiegsgefährdeten Bremer nervös ins Spiel gingen und daher jede Gelegenheit nutzten, den sicheren, langen Ball zu spielen. Hier ist es letztlich auch eine Frage der persönlichen Einstellung, wie sehr man Bremen dafür kritisiert, dass sie mit ihren langen Bällen den Ingolstädtern vollends in die Karten spielten.

Ausführliche Bundesliga-Analysen des 22. Spieltags

Bayern München – Darmstadt 98
Hertha BSC – VfL Wolfsburg
Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund
Schalke 04 – VfB Stuttgart
RB Leipzig – Union Berlin (2. Bundesliga)

Fragezeichen 25. Februar 2016 um 12:07

Ich wüsste einen Bremer, der diese DIagonalpässe neben Pizza noch spielen kann: DJilobodji
WIe ich finde eine sehr gute Verpflichtung, spielt Pässe fast so präzise wie Jerome Boateng

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Schorsch 25. Februar 2016 um 12:38

Finde nach den Eindrücken aus ersten Spielen auch, dass Papy Djilobodji eine ausgesprochen gelungene Verpflichtung (Ausleihe) ist. Hoffentlich bleibt er auf dem bisher gezeigten level oder steigert sich sogar noch (siehe Deine Anmerkung zu den Diagonalbällen) und fällt nicht verletzungsbedingt aus. Wird eine ganz enge Kiste für Werder diese Saison.

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Tomàs 25. Februar 2016 um 12:53

Sehe ich ähnlich. Ich habe generell den Eindruck, dass Werder seinen Kader in der Winterpause deutlich verbessern konnte. Dazu haben sie mit Thy und Petsos frühzeitig zwei Spieler für die kommende Saison verpflichtet. Ich bin sehr gespannt, wie es in Bremen nun ohne Schröder weitergeht. Ich halte Schröder für einen sehr guten Kaderplaner und habe ich (ohne Kenntnisse irgendwelcher Details) immer irgendwie als Hauptverantwortlichen für kluge Transfers gesehen. Teilst du diesen Eindruck oder liege ich damit falsch?

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Schorsch 25. Februar 2016 um 13:37

Ich tendiere auch dazu, den Fortgang Rouven Schröders als Verlust für Werder zu werten. Allerdings mit einer gewissen Zurückhaltung, weil er halt zum einen so lange nicht für Werder tätig war und es in dieser Zeit nicht so eindeutig abzugrenzen war, welche Transferinitiierungen eher ihm oder Eichin oder sogar noch Baumann zuzuschreiben sind. Zumal eine Hauptaufgabe die Professionalisierung des scoutings, insbesondere im Blick auf Talente für den Nachwuchsbereich, die an den Kader der Profis herangeführt werden sollen. In dieser Saison ist dies wohl nur bei Grillitsch gelungen; vielleicht käme es für die anderen auch noch zu früh. Die Crux bei Werder ist mMn nicht, dass Transfers netto nicht viel kosten dürfen oder dass die Gehälter ziemlich gedeckelt sind. Sondern, dass es keine wirkliche Spielphilosophie mehr gibt, zu der man passend Transfers tätigen kann. Das ist nichts wirklich halbes oder ganzes. Es ist für mich keine Überraschung, dass Schröder ausgerechnet zu Mainz 05 wechselt, wo dies bei ebenfalls knappem Budget seit Jahren höchst professionell betrieben wird. Die Angebote von Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 hat er wohl nicht ganz zu Unrecht dankend abgelehnt. Wollen wir hoffen, dass er im scouting-Bereich etwas Nachhaltigkeit hinterlassen hat.

Ob er auch deshalb gewechselt ist, weil er Werders Zukunft eher düster sieht oder ob es ausschließlich das verlockende Angebot war – wir wissen es nicht. Vielleicht hat er auch nur gesehen, dass Personen ohne ‚Werder-Stallgeruch‘ es wieder sehr schwer haben an der Weser. Auf der Position Eichins mag das nicht so sein, aber je mehr man in das interne ‚Tagesgeschäft‘ kommt sieht die Welt schon anders aus.

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Petra 24. Februar 2016 um 19:00

Wundert mich nicht, dass „ausgerechnet“ Leverkusen zum „Opfer“ dieser Regelauslegung eines Schiedsrichters geworden ist; noch viel weniger wundert mich, dass sich in Leverkusen besonders darüber echauffiert wurde. Schließlich scheint die gute alte Kreisligamaxime „Entweder der Gegner kommt vorbei oder der Ball aber niemals beide zusammen“ oft genug auch als letzte Instanz bei Bayers Pressing zu gelten. Regeln, die das taktische Foul (auch dann, wenn es einfach durch „kompromisslose Zweikampfführung“ geschieht) seiner Wirksamkeit berauben, können daher nicht im Sinne von Roger Schmidt und Rudi Völler sein.

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eMSig 23. Februar 2016 um 03:00

Im Regelwerk des DFB heißt es für Fouls außerhalb des Strafraums unter anderem:
„Der Freistoß wird je nach Vergehen am Ort des Vergehens oder von der Position des Balls zum Zeitpunkt des Vergehens ausgeführt.“
Mit anderen Worten: Der Schiedsrichter hat einen Ermessungsspielraum, das hat Zwayer ja auch selbst gesagt.

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Naja 23. Februar 2016 um 15:36

Das ist ein Missverständnis. Die Alternative zwischen Tatort und Ort des Balles gilt „je nach Vergehen“ — es gibt Vergehen, bei denen der Ort des Vergehens maßgeblich ist (z.B. Beinstellen, Handspiel) und vergehen, bei denen das Spiel an dem Ort fortgesetzt wird, an dem der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens war (z.B. Unerlaubtes Betreten des Feldes).
Der Ermessensspielraum ergibt sich soweit ich sehe nicht direkt aus dem Regelbuch, sondern aus der praktischen Auslegung. Klaus Peukert unten ist da zutreffender. Ubbo Voss (Regelgott) schreibt hierzu: „Im Mittelfeld ist die schnelle Spielfortsetzung wichtiger als die genaue Einhaltung des Ortes der Spielfortsetzung; bei Freistößen in Tornähe nimmt es der Schiedsrichter mit dem Ort der Spielfortsetzung sehr genau.“ http://www.ubbo-voss-sr-lehrarbeit.de/fussballregeln-lehrarbeit/schiedsrichter-lehrarbeit-freistoss.html
Vor gut mindestens zehn Jahren gab es mal eine Entscheidung der FIFA, dass 10 m in der eigenen Hälfte durchaus noch in der Toleranz liegen. Eine Quelle dafür habe ich leider nicht mehr gefunden.

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eMSig 23. Februar 2016 um 22:58

Vielen Dank für die Differenzierung, das war mir so nicht bewusst.

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Mario 23. Februar 2016 um 00:45

Per se finde ich das ein taktisches Foul immer absichtlich ist. Der Spieler erkennt die Situation (in einen Gegenkonter laufen) und versucht diese zu unterbinden.
Hingegen ist die Beurteilung eines taktischen Fouls wesentlich schwieriger, da der Schiedsrichter immer alle Spieler im Blick haben muss und erkennen muss was der nächste Zug ist.
Zur der geschilderten Szene, was wäre passiert, wenn auf Vorteil entschieden würden statt auf Freistoß? So weit ich das Überblicken kann, wäre es ähnlich gewesen, Die Staffelung im Gegen-Gegen-Pressing von Leverkusen war schlecht.

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fluxkompensator 22. Februar 2016 um 18:31

„foul bricht pressing“, sagte ragnick einmal bei einem vortrag. und weiter: „wir sehen darin auch eine art erzieherische aufgabe, foulspiele zu vermeiden“.

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Klaus Peukert 22. Februar 2016 um 18:17

Deine Vorschläge sind bereits sehr nah aktuelle Praxis.

– Die Festlegung des Freistoßortes hat der SR desto genauer vorzunehmen, je näher der FS am gegnerischen Tor ist – 18m vorm Tor geht es um den Zentimeter, in Nähe der eigenen Strafraumgrenze kommt es auf ein paar Meter nicht an.
– Nachträgliche Gelbe Karte sind ebenfalls keine Seltenheit, allerdings nur in Situationen *ohne* Spielunterbrechung (dem klassischen Vorteil bspw.) üblich/vorgesehen, kam der Pfiff schon, käme (weit hergeholt) die „Lex Zidane“ in Betracht, nach der ausnahmsweise persönliche Strafen nach Spielfortsetzung möglich sind.
– Punkt 3. ist theoretisch bereits jetzt so regeltechnisch geregelt (S. 90 in http://www.dfb.de/fileadmin/_dfbdam/34715-Regelheft_2014-15-DFB.pdf ), wird allerdings kaum/selten/viel zu wenig konsequent umgesetzt, genauso wie eigentlich vorgesehene Pflichtverwarnungen bei Raklamieren (S. 89, selbe URL)

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fritzo 22. Februar 2016 um 20:52

Hallo Klaus,
dein zweiter Punkt ist leider nicht sehr nah am Lex Zidane dran. Bei diesem ist es nur möglich, einen rote Karte auszusprechen, wenn das Spiel schon fortgesetzt wird, allerdings nur, wenn das Vergehen bereits in einer Spielruhe geschehen ist. Folgender Ablauf: Pfiff wegen irgendwas, Spielruhe; Kopfstoß; Spiel läuft weiter nach irgendwas; Assistent unterbricht Spiel mit Fahnenzeichen, rote Karte für den Kopfstoß; weiter gehts mit SR-Ball.

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Oscar Madison 22. Februar 2016 um 17:30

Über den Satz redigieren wir dann noch mal kräftig drüber:

Das taktische Foul zur Konterverhinderung, ob absichtlich oder unabsichtlich, behindert etwas, was ich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt: Es verhindert schnelles Spiel.

Ich mach mal einen Vorschlag:

Das taktische Foul zur Konterverhinderung, ob absichtlich oder unabsichtlich, verhindert schnelles Spiel. Das ist es, was mich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt.

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Markus Robert 23. Februar 2016 um 12:38

Ist wohl mehr eine Stilfrage. Mir gefällt die ursprüngliche Version deutlich besser als dein Vorschlag.

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Ein Zuschauer 23. Februar 2016 um 14:46

Die ursprüngliche Version hat leider den kleinen Nachteil nicht funktionierende deutsche Sprache zu sein.
„behindert etwas, was ich persönlich […] nervt“ ???? das muss wohl „mich“ heißen.
Aber auch wenn man das korrigiert hat man noch diesen Halbsatz:
„behindert etwas, was mich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt: Es verhindert schnelles Spiel.“
Das „behindert etwas“ hängt da so ein bisschen verloren im Raum rum. Denn mit „Es verhindert schnelles Spiel“ kann man es nicht gut fortsetzen. Man könnte dann natürlich einfach folgendes machen: „behindert etwas, was mich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt: schnelles Spiel.“ Das ergibt halt inhaltlich absolut keinen Sinn.
Das hier würde grammatikalisch funktionieren und den Satz einigermaßen so beibehalten, wie er ist:
„Das taktische Foul zur Konterverhinderung, ob absichtlich oder unabsichtlich, behindert, was mich persönlich und wohl die meisten Fußballfans nervt, schnelles Spiel.“
Oder:
„Das taktische Foul zur Konterverhinderung, ob absichtlich oder unabsichtlich, behindert schnelles Spiel – das nervt mich persönlich und wohl die meisten Fußballfans.“

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Jo 22. Februar 2016 um 17:28

Ist schnelle Ausführung des Freistoßes und nachträgliches Gelb in der Spielunterbrechung als Doppelbestrafung nicht ähnlich fragwürdig wie die Regel mit der klaren Torchance+Rot? Wenn ich ein taktisches Foul begehe dann ja gerade um den Konter zu unterbinden. Wozu sollte es dann noch per Definition ein taktisches Foul geben, wenn dadurch der Konter nicht unterbunden werden kann, weil sofort der Freistoß so ausgeführt werden kann, dass der Konter weitergeht?

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luckyluke 22. Februar 2016 um 17:44

Weil laut Regel in mehreren Fällen auch Versuche strafbar sein können. Warum dann nicht auch bei einem taktischen Foul?

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Ein Zuschauer 22. Februar 2016 um 17:46

Zwei, drei Sekunden Zeitgewinn könnten immer noch ausreichen, den Konter zu unterbinden.

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felixander 22. Februar 2016 um 17:20

Beim allseits beliebten Podcast Forecheck wurde der Vorschlag gemacht, die Freistoßregel ähnlich dem Handball anzupassen: quasi ein Zwang zum schnellen Weiterspielen. Schon erstaunlich, welche gravierende Auswirkungen so eine kleine Anpassung auf das aktuelle Spiel hätte. Das taktische Foul würde extrem an Attraktivität einbüßen und selbst das Mauerstellen vorm 16er könnte vorbei sein.

Zum Thema Psychologie: Müsste ein Trainer denn seine Strategie nicht so langfristig anlegen, dass seine Mannschaft in prekären Situationen nicht erst recht zum Angsthasenfußball greift? Ich sehe selbst hierin ein Plädoyer für den „Konzeptfußball“ (taktischer Plan statt blankem Pragmatismus).

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Ahnungsloser 22. Februar 2016 um 22:12

Habe gestern TBV-Melsungen in der Lipperlandhalle geschaut und wieder mal gedacht, wie gut die eindeutige Regelauslegung bei Spielverzögerung, taktischen Fouls und Reklamieren dem Spiel tut. Daher habe ich einen etwas drastischeren Vorschlag:
Wenn ein Foul einen Konter unterbricht, ohne dass der Spieler eine Möglichkeit hat, in einen Zweikampf zu kommen, führt zu einem Elfmeter. Jeder Freistoß darf an einem beliebigen Ort, der mindestens 40 m vom Tor entfernt ist, oder am Ort des Fouls ausgeführt werden. Jede Spielverzögerung (Ball festhalten, vor den Ball stellen) und jedes Reklamieren wird mit gelb sanktioniert.

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blub 22. Februar 2016 um 17:16

Neben den legalen Problemen die deine Vorschläge bereiten, die Collinas Erben sicherlich noch in alelr tiefe erläutern werden gibt es meiner meinung nach noch ein philosophisches:
Ich bin für eine recht liberale Zweikampfbewertung (nach heutigem Maßsstab, nicht wie in den 80ern) und d.h. es Folgen das relativ wenig Gelbe Karten für Foulspiele.
Wenn man jetzt anfängt für allen möglichen Kram konsequent gelbe Karten zu verteilen kommen wir in eine Situation in der es im Spiel dann 2 Gelbe für Foulspiel aber 6 Gelbe Karten für sonstiges nickligkeiten gibt. Das finde ich unverhältnismäßig und daher wird so eine kleinliche Linie auch immer durch eine kleinlichere Linie bei Foulspielen komplementiert.
Das ganze muss man schon wollen.

Im Forecheck gabs sone ähnliche Diskussion das schonmal mit dem Hintergrund das z.B. beim handball sofort 2min-Strafe folgen wenn man den Ball nicht SOFORT hinlegt wenn der Schiri pfeift. Da passen aber die verhältnismäßigkeit der Vergehen und der Folgen nicht mit der Eskalation der Strafen überein.

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Koom 22. Februar 2016 um 17:27

Zeitstrafen wären IMO das beste Mittel, um „kleinere“ Vergehen konstanter zu bestrafen. Ein taktisches Foul mal mit gelb und mal ohne gelb zu bestrafen ist sehr inkonsequent. Die Folge davon erleben wir aktuell mit Leverkusen, aber auch (wesentlich geschickter) bei Dortmund und den Bayern, die das auch Nutzen, aber nicht so intensiv wie Leverkusen. Das Ergebnis bleibt trotzdem das gleiche. Wenn es für klare taktische Fouls 2-5 Minuten Zeitstrafe geben würde, wäre das weniger „lukrativ“.

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blub 22. Februar 2016 um 17:34

Also müsste man Zeitrstrafen einführen. Aber in welcher Länge?
2/3/5 min?
Oder alternativ: permanenter ausschluss ohne zwingende Mannschaftsreduktion? d.h. man kann eine einwechslung nutzen um wieder aufzufüllen, falls möglich?
Dafür dann mit 4 Einwechslungen pro Spiel?

Die möglichkeiten sind nicht gerade wenn man an eine erweiterung des Strafmaßes denkt.

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Koom 22. Februar 2016 um 17:38

Da sich der Fußball im Allgemeinen mit Regeländerungen schwer tut, wäre eine simple Zeitstrafe von 5 Minuten am einfachsten. Es wäre natürlich abgeleitet vom Handball, deswegen eine höhere Minutenanzahl, weil man sehr viel weniger Angriffe in der Zeit machen kann. Und es würde weh genug tun, als dass man es wirklich als taktisches Mittel so regelmässig nutzen würde wie momentan.

Schiedsrichter hätten dann auch ein Mittel mehr um für Autorität auf dem Platz zu sorgen, anstatt „gleich“ zur Gelben zu greifen (auch wenn es die Regeln oft dringend befehlen).

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felixander 22. Februar 2016 um 17:43

Man könnte auch Wechselspieler streichen. Macht ja auch einen Unterschied, ob ein Team noch 3x, 2x, 1x oder gar nicht mehr wechseln kann. Stört aber nicht vollends den Spielverlauf.

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Koom 22. Februar 2016 um 17:54

Naja, zweierlei: Wenn die Diskutiererei geringer wird wegen den Zeitstrafen, dann sind die sehr fix vollzogen. Klares Signal, Spieler verlässt auf dem kürzesten Wege den Platz (also nicht zur Bank, sondern Hauptsache runter) und weiter gehts. Und wenn es durch diese Strafe weniger taktische Fouls gibt (was ich für wahrscheinlich halte), dann wird auch mehr Spielfluss und Dynamik entstehen.

Ist ja dann auch taktisch interessant: 1 Mann weniger ist gefährlich für beide Seiten. Die Überzahlseite könnte sich genötigt sehen, mehr anzugreifen, die Unterzahlseite wird sich tiefer stellen wollen.

Alfie 22. Februar 2016 um 22:31

Beim Rugby zählt die Zeitstrafe erst ab den Zeitpunkt, wenn der Spieler auf der Bank sitzt, kann ja hier auch so bernommen werden.

LB 23. Februar 2016 um 11:57

Ist allerdings blöd, wenn eine Mannschaft bereits dreimal gewechselt hat…

Bei Zeitstrafen könnte man analog zum Eishockey überlegen, ob die Zeitstrafe nicht ggf. vorzeitig auch in dem Moment endet, in dem die andere Mannschaft ein Tor erzielt und die Überzahl damit ausgenutzt hat. Beim Handball mit der sehr viel größeren Anzahl an erzielten Toren ist das eine Tor weniger entscheidend.

Schorsch 22. Februar 2016 um 20:40

Zeitstrafen gibt es im Nachwuchsbereich (5 min) und es gab sie in Deutschland in den Amateurligen Ende der 70er / Anfang der 80er bis hinauf zur ‚Nettoliga‘. Der westfälische FV hatte da in einer Saison ein Pilotprojekt. Habe das selbst erlebt und war auch ‚Betroffener’… 😉 Die Zeitstrafe betrug 10 min und war Ersatz für die ‚Gelbe Karte‘. Ich weiß gar nicht, wie das mit der Auswertung dann vonstatten gegangen ist. Nach meiner (eher groben) Erinnerung war es so, dass sich ergebnismäßig kein messbarer Nachteil für die bestrafte Mannschaft ergeben hat und somit kein messbarer Vorteil für das in Überzahl spielende Team. Dafür sind 10 min wohl auch als Zeitspanne zu kurz im Fußball. Selbstverständlich hat es in den allermeisten Fällen eine taktische Anpassung gerade der für 10 min in Unterzahl spielenden Teams gegeben und in welchem Umfang dies letztlich den jeweiligen Spielausgang beeinflusst hat bleibt Spekulation. Ein gewisses Problem stellten auch Zeitstrafen in den letzten 10 min eines Spieles dar. Wenn es z.B. um die letzten 10 min eines Spiels ging, konnte man nicht gerade von einer wirkungsvollen Bestrafung sprechen.

Michel Platini hatte vor einigen Jahren die Einführung einer ‚Orangefarbenen Karte‘ ins Spiel gebracht, die eine 10minütige Zeitstrafe zur Folge haben sollte. Gedacht war sie für ‚Bagatellvergehen‘ wie Reklamieren, Ballwegschlagen, etc. Eine sehr gute Idee, wie ich finde. Denn wieso sollte z.B.ein Trikotausziehen beim Torjubel genauso bestraft werden (Gelbe Karte) wie der brutale Tritt auf den Knöchel mit z.T. schwerwiegenden Folgen? In Italien sollte dies ausprobiert werden, aber ich weiß gar nicht . ob es je dazu gekommen ist.

Der Fußball ist heute schneller als noch vor 30, 40 Jahren und der zeitweilige Verzicht auf einen Spieler mag sich dadurch eher auch im Ergebnis bemerkbar machen als es früher der Fall war; mag aber auch nicht so sein. Prinzipiell fände iches aber gut, wenn eine Gelbe Karte nicht nur eine Verwarnung nach sich zöge, sondern immer auch eine Zeitstrafe von 10 min. Für die ‚Bagatellvergehen‘, aber auch für taktische Fouls in tiefen Spielfeldzonen könnte es dann ’nur‘ die Zeitstrafe fällig werden (‚Orange‘).

Vor ein paar Jahren

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Schorsch 22. Februar 2016 um 20:43

Sorry, soll heißen „…z.B. um die letzten 2 min eines Spiels ging…“

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Random Walk 22. Februar 2016 um 17:45

Die vorgeschlagenen Regeländerungen wären absolut richtig und wichtig für den Fussball. Das Verzögern von Freistössen oder Einwürfen ist mir schon sehr lange ein Dorn im Auge. Egal ob „oh sorry, ich bin zu dumm den Ball genau zu werfen/passen und leider muss der zuerst wieder geholt werden“ oder „ich werfe den Ball einfach so weit in die Höhe wie es geht, damit der Ball möglichst lang in der Luft ist“ oder „ich blockiere einfach mal den Ball“ oder „oha, ich dachte der Pfiff wäre für uns gewesen, deswegen habe ich mir den Ball geholt“ was meistens dann auch noch mit „zu dumm zum Ball werfen/passen“ kombiniert wird.
Das ist eine enorm schädliche Regelauslegung für den Fussball.

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Edrik 22. Februar 2016 um 22:14

Der Vorschlag hat für mich den Haken, dass es an einer klaren Definition des taktischen Fouls fehlt (genauer: dass der Begriff inflationär gebraucht wird). Ein klassisches taktisches Foul ist m.E. eine absichtliche Regelwidrigkeit, die keinem anderen Zweck dient als der Spielunterbrechung. Ich habe mir die Szene gerade noch mal angesehen, aber auch die obige Grafik spricht da Bände: Kießling fasst Bender an der Hüfte. Bender kreuzt gleichzeitig mit beiden Beinen Kießlings Laufweg. Leverkusen steht mit fünf Spielern hinter dem Ball und ist generell gut in der Endverteidigung gegen Konter (Dortmund hatte ja noch ein, zwei, die alle von einem Leverkusener Spieler fair unterbunden wurden). Wenn man das Foul überhaupt gegen Kießling gibt (was nicht falsch, aber auch nicht zwingend ist), warum soll es dann taktisch gewesen sein? Weil der Ballverlust einen Konter zur Folge gehabt hätte? Das gilt für fast jeden Ballverlust. Als Konsequenz dürften Stürmer sinnigerweise nach einem Ballverlust nicht mehr eingreifen. Wo soll da der Vorteil für den Fußball liegen? Taktisch klug wäre es doch dann, sich mit 11 Mann hinten rein zu stellen, so wir Chelsea gegen Barca damals. Sieht das auf lange Sicht schöner aus? Ich finde nicht. Wenn also die klassische Definition des taktischen Fouls weiter gelten soll (also so was wie Kampls Bodycheck in der ersten Hälfte oder Durms stehen gelassenes Bein in der zweiten), dann gerne. Nur fände ich einen Fußball unattraktiv, der wir Handball, Rugby oder Football aus Ballbesitz- und Verteidigungszügen besteht. Die Möglichkeit schnellen Ballbesitzwechsels finde ich eine der spannendsten Sachrn am Fußball (aber Freunde des Tiki Taka mögen das anders sehen).

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Tom 23. Februar 2016 um 15:40

Mit Hinblick auf das Spiel Ingoldstadt-Werder hätte es für absichtliche Spielverzögerung der Ingoldstädter mehrfach eine Verwarnung geben müssen. Nicht nur das absichtliche Blockieren bei Freistößen und noch einen zweiten Ball aufs Feld werfen, sondern auch bei jedem Zweikampf eine Verletzung vorzutäuschen ist ein so ungemein unfaires Spiel, verhindert jeglichen Spielfluss und macht den Fußball so unattraktiv, dass man dieses nicht tolerieren sollte. Sobald da mehrfach der Schiedsrichter das Gefühl hat, dass deutlich übertrieben wird, sollte er mehr Nachspielen lassen als Zeit „geklaut“ wird. Dies sollte dann direkt vom vierten Schiedsrichter angezeigt werden, damit die Bestrafung spürbar wird und dieses Verhalten aufgegeben wird. Für mich dann gänzlich unverständlich, warum dann bei so einem Spiel nur 3 min nach gespielt wurde. In England mit sehr wenigen Spielunterbrechungen sind Nachspielzeiten von 5min dagegen keine Seltenheit.
Da würde ich mir auch wünschen, dass die Fans unfaires Verhalten nicht als clever bewerten würden sondern als unsportlich.

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HK 23. Februar 2016 um 15:45

„Da würde ich mir auch wünschen, dass die Fans unfaires Verhalten nicht als clever bewerten würden sondern als unsportlich.“

Das tun sie doch auch. Aber natürlich nur bei ihren Gegnern.

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