Wieso der BVB gerade so geil ist
Borussia Dortmund ist wieder da – und zwar in einem Stil wie nie jemand zuvor. Was Thomas Tuchels Mannschaft zur Zeit einzigartig macht und wieso die Offensive plötzlich überragt.
Nach der Ära Klopp und zwei Jahren mit einigermaßen schwerwiegenden taktischen Defiziten übernahm Thomas Tuchel vor drei Monaten das Ruder bei den Schwarzgelben aus Dortmund. Sein erklärtes Ziel war, die alten Stärken beizubehalten und im Spiel nach vorne klare Fortschritte zu machen. Am 3. Spieltag grüßt der BVB wieder von der Tabellenspitze, hat in 8 Pflichtspielen 30:6 Tore erzielt, alles gewonnen und begeistert wieder.
Besonders beeindruckend dabei: Dortmund spielte bisher ausschließlich gegen Gegner, die sich mehr oder weniger hinten rein stellten. Alle versuchten es mit dieser Strategie, die angeblich „für jeden unangenehm“ ist und die immer wieder „zum Geduldsspiel“ wird. Die Strategie, die normalerweise immer die Lösung sein soll gegen extrem dominante Mannschaften. Aber der BVB hat sie bisher alle dominiert und abgeschossen.
Dabei folgt die neue schwarzgelbe Spielweise im Grunde einer alten Spielverlagerung-Weisheit: „Der Ballbesitz ist als Philosophie überschätzt, aber als Werkzeug unterschätzt.“. Der BVB hat Elemente des Juego de Posicion übernommen und hat meist hohe Ballbesitzanteile (zwischen 60 und 70%, keine barcahaften 75-80%). Aber sie spielen nicht „auf Ballbesitz“. Sie spielen einfach bei Ballbesitz sehr gut.
Das neue Positionsspiel
Die Basis der rapiden Weiterentwicklung in diesem Bereich ist das systematischere Bewegungsspiel. Besonders in den ersten beiden Aufbaulinien verhalten sich die Borussen sehr gut strukturiert und positionieren sich mit viel Weitblick. Das ‚Juego de Posicion‘ von Pep Guardiola, bei dem Tuchel in seinem Sabbatical ja hospitierte, dürfte die entscheidende Inspiration dafür gewesen sein und findet sich besonders im Verhalten der Sechser wieder.
Diese bewegen sich auf den zentralen Verbindungspositionen deutlich zurückhaltender als noch unter Klopp, wo es sehr viele, weiträumige Freilaufbewegungen gab, die in manchen Phasen – vor allem mit Gündogan und Kehl – balanciert und effektiv waren, in anderen Phasen jedoch hektisch und schlecht eingebunden, was dann zu unguten Strukturen, Verbindungsproblemen und letztlich fehlender Präsenz im Zentrum führte.
Überhaupt ist der strategische Fokus nun systematisch auf das Zentrum ausgerichtet. Die Flügel werden in der Ballzirkulation lediglich als Ausweichposition verwendet, wenn der Gegner sich stark im Zentrum zusammenzieht, und anschließend wird der Ball über klare Dreiecke wieder ins Zentrum zurückgebracht. Das war unter Klopp in den besten Phasen auch so, aber eben nicht immer und auch nicht ganz so sauber und konstant. Das frühe Anspielen der Flügel mit folgenden linearen Angriffen entlang der Seitenlinie gibt es – zurecht! – nicht mehr.
Flexibilität im Hybridsystem
Die Ballzirkulation durch die Positionen ist umso effektiver, da die Positionen selber eine gewisse Anpassungsfähigkeit haben. Mit einem recht simplen Kniff gelang es Tuchel, dass seine Spieler ihre Struktur unkompliziert und effektiv an die Situation anpassen können.
Nachdem in der Vorbereitung noch zwischen 4-3-3 und 4-2-3-1 gewechselt wurde, wurden mit dem Pokalspiel die beiden Systeme verschmolzen. In der ersten Hälfte gegen Chemnitz sah das im Angriffsdrittel noch ein bisschen unbeholfen aus, da auch die Angriffspositionen noch relativ stark gehalten wurden und dabei schlecht verbunden waren. Castro und Mkhitaryan ballten sich halblinks, Aubameyang und Reus nahmen Stürmerrollen halbrechts ein – siehe Grafik.
In der zweiten Halbzeit wurden dann die Flügelpositionen getauscht und gegen Gladbach gab es dann freiere Bewegungen in der Offensive, die vor allem zonal und nicht positionell organisiert waren – gleich mehr. Wichtig war außerdem, dass Kagawa auf die halblinke Achter-Zehner-Position kam. Er brachte eine etwas freiere und aktiver verbindende Spielweise in diese sehr vielfältige Rolle ein. Während Castro eher auf halblinks festgelegt war, rochiert Kagawa häufig durch die ganze Offensive wie ein Zehner und hält sich eher bei situativem Bedarf an die Achterposition. So sind es tatsächlich eher zwei Systeme, die im Wechsel gespielt werden, und nicht so sehr ein festes (nur eben asymmetrisches) System. Das führt zu einer guten Anpassungsfähigkeit, nicht nur schematisch sondern auch strategisch.
Die diagonale Achse Gündogan-Hummels
Die horizontale Ballzirkulation in den hinteren Linien kann dann von allen Seiten aus nach vorne getragen werden, auch weil das System hervorragend an das Personal angepasst ist: Durch die nach rechts hängende Doppelsechs kann Gündogan von rechts in seiner typischen Art das Spiel diagonal ins Zentrum ankurbeln. Die Innenverteidigung ist oft etwas gegen die Sechser verschoben, Hummels nimmt also auf links eine relativ breite Position ein. Wenn der Gegner dann versucht, das Zentrum zu versperren – wie Gladbachs eng agierende Doppelspitze – wird er einfach von halblinks und von halbrechts mit herausragenden Pässen zugeballert.
Die diagonale Ausrichtung ist dabei eine zusätzliche Erschwernis für die meisten Pressingsysteme, die üblicherweise horizontal und vertikal angelegt sind, wie schon an anderer Stelle ausführlich dargelegt. Dementsprechend hatte der BVB bisher auch die größten Probleme in Norwegen, als Odds BK sich auf die diagonalen Passwege fokussierte. Die Stürmer agierten sehr breit vor der Mittelfeldkette, sodass die Pässe vertikal aus dem Zentrum hätten kommen müssen. Das konnte Bender nicht liefern und wurde dann mit der Einwechslung Weigls besser.
Interessant ist dabei auch, dass Gündogan meist innerhalb seiner Zone nach außen ausweicht, anstatt wie früher auf die Außenverteidiger-Position herauszukippen. Er schiebt dann nach außen in den Halbraum, sodass der Gegner keinen Zugriff mehr aus dem Zentrum hat, gleichzeitig bleiben die eigenen Verbindungen aber weitestgehend bestehen. So wird der Vorteil des Herauskippens simpler erzeugt, Gündogan kann seine Pässe aus einer höheren Grundposition spielen und hat in der Folge mehr Präsenz im Kombinationsspiel und Gegenpressing.
Der Vorteil der asymmetrischen Positionsstruktur
Diese diagonal angelegte Asymmetrie half aber nicht nur in Bezug auf die Spielerfähigkeiten, sondern unterstützt auch wieder die Anpassungsfähigkeit im Positionsspiel. Wenn die – symmetrisch angelegten – gegnerischen Defensivsysteme versuchen, die Borussen auf einer Position zu isolieren oder zuzustellen, kann sich der isolierte Spieler intuitiv in ein Loch freilaufen und die abbrechende Verbindung kann harmonisch wiederhergestellt werden. Wenn beispielsweise Hummels seitlich angelaufen wird, kann er sich etwas breiter positionieren und aufrücken, dann kann Weigl in das entstehende Loch zurückfallen und Gündogan schiebt auf die zentrale Sechserposition.
Das funktioniert alles recht spontan und dadurch vielfältig und komplex, ohne zu fordernd zu sein. Gegen Gladbach gab es sogar Abkippbewegungen von Kagawa auf die Linksverteidiger-Position – und die waren sinnvoll. Wenn man in einer symmetrischen Struktur mit gleichmäßigen Abständen solche anpassenden Bewegungen versucht, führt das immer wieder zu, dass man den Gegner dabei einfach mitzieht, Mitspieler zuläuft oder dass Verbindungen abbrechen. Durch die Asymmetrie entstehen viele Zwischenpositionen und dadurch intuitive Möglichkeiten, Ausweichbewegungen auszubalancieren und wieder ein sauberes Positionsnetz zu schaffen.
Linker Halbraum größer alles
Kleiner Kniff übrigens: Dieser Artikel ist aufgebaut wie ein BVB-Angriff. Aus der tiefen Ballzirkulation kommen wir über das defensive Mittelfeld nun in die Offensivräume – und bevorzugt dann erst mal in den linken Halbraum. Den hat Tuchel nämlich zum Hauptspielplatz ausgerufen, was aus diversen Gründen schlau ist (und übrigens auch unter Klopp oft – in anderer Form – so praktiziert wurde).
Wieso der Halbraum grundsätzlich die vielleicht wertvollste Offensivzone ist, hat Kollege RM in aller Ausführlichkeit schon argumentiert. Für einen Rechtsfuß ist dementsprechend der linke Halbraum die tollste Zone. Und die BVB-Offensive besteht zur Zeit ausschließlich aus Rechtsfüßern. Mkhitaryans Distanzschuss-Treffer am Donnerstag sei als ein Musterbeispiel für diesen Faktor genannt. Auch beim Eindringen in den Strafraum – mit und ohne Ball – sind die Abschlusswinkel passender.
Im Kombinations- und Passspiel ist das aber noch entscheidender. Besonders Kagawa ist halblinks bedeutend stärker als halbrechts; passend also auch, dass seine Präsenz dort durch die Hybridrolle noch gefördert wird. Dort findet er nun auch mehr Partner für das Kombinationsspiel; gleiches gilt für Mkhitaryan. Die beiden werden nicht mehr so häufig in isolierten Situationen oder gar an der Seitenlinie angespielt, um Einzelaktionen zu starten, sondern haben viel mehr Kontext, Komplexität und Zusammenspiel um sich herum. Das ist das, was ihrer Natur entspricht. (Zudem sind beide viel häufiger in Strafraumnähe eingebunden, da die Überwindung des Mittelfelds nun von Weigl, Positionsspiel und Co. übernommen wird, was wohl der wichtigere Faktor bei ihren verbesserten Scorerwerten ist.)
Zudem passt der Halblinksfokus zu den Außenverteidigern. Nach einer Verlagerung ist der rechte Außenverteidiger – mit Piszczek also der durchschlagskräftigere – in einer relativ isolierten, offenen Situation, was seinen Fähigkeiten entgegenkommt. Schmelzer hingegen wird seltener ohne direkte Unterstützung angespielt, sondern direkt mit leicht zu verarbeitenden Flachpässen an die Strafraumseite geschickt, wo er dann eine kurze Distanz zum Tor hat und die Mitspieler etwas näher bei sich.
Die Strukturgeber
Neben der systematischen Basis für diese flexible Spielweise ist aber auch das Personal beim BVB hervorragend dafür geeignet. Besonders Gündogan, Weigl und Mkhitaryan haben außergewöhnliche taktische (und nebenbei auch technische) Fähigkeiten, die sie zu Eckpfeilern des Systems machen. Gündogan hat sich vor allem in der Saison 2012/13 als überragender Verbindungsspieler unter Beweis gestellt, der eine Mannschaft nicht nur antreiben sondern gleichzeitig auch ausbalancieren kann. Auch Mkhitaryan und Weigl sind außergewöhnlich gut im Schaffen von Verbindungen.
Mkhitaryan kann seine strukturelle Intelligenz nun perfekt einbringen; die gute und doch flexible Ballzirkulation in Verbindung mit der relativ spontanen Überladungsstrategie in der Offensive schaffen ihm einen passenden Rahmen und ermöglichen ihm zugleich Freiheiten. Er verhindert Isolation durch strukturelle Löcher und bindet dabei extrem viele Gegenspieler. So schafft er im ganzen Mittelfeld permanent Raum für seine Mitspieler und balanciert außerdem die weniger strategisch angelegten Bewegungen von Kagawa.
Weigl hat sich als Schnellentwickler herausgestellt. Während er bisher eher als antreibender, sehr aktiver und dribbelnder Achter oder als ankurbelnder Spielmacher unterwegs war, hat er in Dortmund sehr schnell in eine neue Funktion hineingefunden. Im Grunde hat er die Busquets-Rolle inne als hundertprozentig zuverlässiger Kontrollspieler im Epizentrum des Spiels. Er hält die gegnerische Pressingstruktur unter Kontrolle, agiert als Anker zwischen den Zonen und bestimmt passiv den Rhythmus. Seine Entscheidungsfindung im Pressing und Gegenpressing, sowie sein individualtaktisches Verhalten sind in kurzer Zeit bedeutend sauberer geworden.
Dass diese drei Schlüsselakteure positionell um den offensiven Ballungsraum herum formiert sind, macht das ganze sicher noch effektiver. So bilden sie ein balancierendes und verbindendes Netz, dass sich quasi um das ganze Spiel herum legt, während es aber dennoch ziemlich dicht ist. So eine Wurzel kann viele Äste tragen. (Ein bisschen erinnert die Struktur ja schon an den FC Barcelona, wenn Iniesta links agierte und Busquets mit Xavi das Zentrum kontrollierte…)
Spielmachen ist das beste Gegenpressing
Durch die permanente Strukturiertheit und Balanciertheit – Moment, das will ich hier kurz mal übersetzen: Strukturiertheit heißt in diesem Zusammenhang vor allem, dass sehr viele Verbindungen zwischen den Spielern bestehen, viele Dreiecke und damit viele Möglichkeiten zusammenzuarbeiten. Spieler werden nicht im Zweikampf isoliert, sondern bekommen sofort Unterstützung. Balanciertheit heißt, dass dabei auch das Feld so abgedeckt wird, wie es zur Situation passt; dass die Abstände untereinander stimmen, ausreichend Spieler in Ballnähe sind, positionelle Löcher nicht bespielbar sind, dass man nicht zu hoch oder zu tief steht.
Diese beiden Faktoren also, die wohl die entscheidendsten Faktoren bei eigenem Ballbesitz sind, führen dazu, dass die Borussen auch im Moment des Ballverlustes sehr stabil sind. Sie haben eigentlich immer sofortigen Zugriff im Gegenpressing, da sie das Feld beherrschen. „Strukturdominanz“ haben wir zuletzt mal intern verwendet: Die dominantere Struktur haben und dadurch das Spiel dominieren. Das macht der BVB.
Durch die gute Besetzung und Bespielung der Räume muss sich der Gegner zurückziehen und ist dann von den Borussen umstellt. Wenn der Ball nicht kontrolliert erobert wird – was sehr schwer ist -, sondern im Zweikampf oder nach einer Klärungsaktion wegspringt, landet er meistens sofort wieder bei einem Dortmunder. Ansonsten ist zumindest einer in der Nähe, der sofort Druck machen kann. Weitere sind gut gestaffelt dahinter, versperren Passoptionen und setzen nach verlorenen Zweikämpfen nach.
Ich schreibe im Bezug auf den ersten Umschaltmoment gerne davon, dass die Kontermannschaft sich „aus der Umklammerung befreien muss“. Das ist natürlich umso schwerer, je fester die Umklammerung ist. Je enger man zusammengedrückt ist und je weniger Lücken das Gitter hat, aus dem man entflüchten muss, umso schwerer kommt man raus.
Das Gitter, das der BVB um den Ball spannt, hat zur Zeit kaum Schwachstellen. Der Gegner wird durch das Positionsspiel ins Gefängnis gepackt. Jürgen Klopp mag zwar Recht gehabt haben, als er sagte, das Gegenpressing sei der beste Spielmacher, aber gleichzeitig gilt auch: Das Spiel zu machen, ist die beste Voraussetzung für Gegenpressing. Wenn man es richtig macht.
Stabile Positionsstruktur als Gegenpressingnetz
Ein unscheinbarer aber nicht zu unterschätzender Effekt der asymmetrischen Positionsstruktur ist in diesen Momenten außerdem die Raumaufteilung und daraus resultierende Rollenverteilung in der Ballrückeroberung: Vor allem Schmelzer kann seine Genialität im Gegenpressing voll einbringen, da er die offene Zone neben Weigl dynamisch zupressen kann. Wenn der Gegner sich aus der Überladung halblinks lösen kann, wird er förmlich in dieses Loch hineingesogen – und dann kommt Schmelzer und das war’s.
Wer Schmelzer umgehen will, wird auf Weigl gedrückt, der von Gündogan abgesichert ist. Alternativ muss man vertikal spielen, wo Hummels dann seine Antizipation im Herausrücken einbringt und direkt gefährlich den Gegenkonter einleiten kann. Dabei wird er auf der Innenseite von Weigl abgesichert und in der Tiefe vom schnelleren Sokratis.
Angriffsfußball als taktisches Konzept
Ballzirkulation, Eindringen in die Offensivräume, Absicherung der ganzen Geschichte durch das Gegenpressing und nun zur Pointe der Geschichte: Das Angriffsspiel der Borussen ist zur Zeit eine Augenweide. Und auch das hat taktische Gründe. Ich behaupte sogar, dass es noch nie eine Mannschaft gab, deren offensive Durchschlagskraft auf diesem Niveau so wenig von individuellen Fähigkeiten abhing wie bei der Borussia zur Zeit.
Selbstverständlich sind Technik und Co. immer die Basis aller offensiven Aktionen, aber der Weltfußball schlussfolgert oftmals falsch: Daraus kann man nicht ableiten, dass Durchschlagskraft keine taktischen Aspekte hat. Es gibt gegen jede Art der defensiven Organisation eine Reihe offensiver Antworten. Dass diese Antworten kaum diskutiert und gesucht werden, führt dazu, dass sie von fast niemandem auf der Welt fokussiert werden. Tuchels BVB liefert gerade im Sturmlauf eine Gegendemonstration ab.
Kollektives Movement, kohärenter Rhythmus
Anstatt sich nur auf spontane Ideen zu verlassen, wird zum einen ein guter Rahmen für die Kreativität der Individualisten geschaffen. Neben der permanenten Unterstützung, die in Ballnähe gegeben wird, versuchen auch die anderen Offensivspieler Bewegungen anzubieten. Sobald man mit dem Ball in den gegnerischen Block eindringt und dort einigermaßen Kontrolle hat, werden Läufe gestartet; kreuzend, in die Tiefe, ausweichend. Immer wieder werden dadurch Löcher geschaffen und wieder besetzt.
„Am meisten freut mich, dass wir auch in der zweiten Halbzeit in unserem Rhythmus geblieben sind.“
– Marco Reus nach dem 7:2 gegen Odds BK
So kann sich der Gegner nicht auf einen Spieler oder den Ball konzentrieren, sondern muss sich permanent umordnen und umorientieren. Immer wieder entstehen dadurch kleine Dynamikvorteile und Ungenauigkeiten im gegnerischen Stellungsspiel, die ausgenutzt werden können. Auch die Strafraumbesetzung der Borussen ist in der Folge hervorragend.
Das klare Tempo und die kollektive Beteiligung in den Angriffen hat wiederum eine strukturierende Wirkung auf die Spielzüge. Der Ballführende hat mehr Ruhe am Ball und die Spieler können ein besseres Gefühl entwickeln, wann und welche Pässe gespielt werden können. Und auch ein Gefühl dafür, wann ein Gegner so passiv reagiert, dass man lieber noch mal verlagert, um im nächsten Versuch vor das Tor zu spielen. Letzte Saison fehlte diese Klarheit und Kreativität, was immer wieder zur Brechstange führte, dadurch zu etlichen hektischen Abschlüssen unter Druck und letztlich einer schlechten Chancenverwertung.
Verlagerungsangriffe und Tororientiertheit
Dass innerhalb der Angriffe oft noch einmal abgebrochen und verlagert werden kann, ist auch strategisch ein sehr wichtiges Element, zumindest wenn es so umgesetzt wird wie vom BVB. Durch das kollektive und tororientierte Nachrücken der hinteren Spieler können die Verlagerungen nämlich meist sehr aggressiv in Richtung Tor platziert werden, sodass der Gegner sich nicht noch einmal hinter den Ball zurückziehen kann.
Beispielhaft war Mkhitaryans Vorlage für Ginter zum 0:1 gegen Ingolstadt. Der Rechtsverteidiger wurde so angespielt, dass sein Gegenspieler sofort ins 1-gegen-1 gezwungen wurde und die Bahn zum Tor anschließend frei war. Wenn er später nachgerückt wäre oder an der Seitenlinie statt zum Tor hin, wäre dies nicht möglich gewesen. Der Ball wäre aus der torgefährlichen Zone raus gewesen, Ingolstadt hätte wertvolle Sekunden bekommen und wieder mehr Spieler zwischen Tor und Ball.
Womöglich hätte dann sogar die Verlagerung nicht geklappt: Wenn der Ball in den zentralen Zonen vor dem Tor ist, versuchen viele Mannschaften, sich erst mal extrem zusammen- und zurückzuziehen. Wenn man nun nicht risikoreich durch diesen engen Riegel durchmarschieren will, muss man zuweilen abbrechen und die zuvor überspielte Linie des Gegners kann sich neu formieren. Wenn aber sofort Läufe an die Seiten des Blocks gestartet werden, kann dieses Zusammenziehen bestraft werden oder es wird sogar verhindert, weil der gegnerische Außenverteidiger lieber breiter bleibt.
So geht Offensive
In diesem starken Rahmen fokussieren die Borussen auch diverse Angriffsaktionen, die im Fußball normalerweise arg unterrepräsentiert sind. Nachdem sie in der Vorbereitung noch viel über die Flügel angriffen und auch klassische Flanken häufig nutzten, wurde das Repertoire in den letzten Wochen rapide erweitert.
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Flache Hereingaben gegen die Dynamik
Die hohen Hereingaben von der Seitenlinie sind durch das bessere Ausspielen erst einmal näher ans Tor gerückt. Durch die Präsenz im Zwischenlinienraum wird der Gegner verengt und die Außenverteidiger können häufig von der Strafraumseite oder sogar innerhalb des Strafraums rüberspielen. Aber nicht nur das: Die Hereingaben wurden gegen Odds auch anders gespielt. Nur noch im Einzelfall kamen sie hoch in den gegnerischen Pulk, meist wurden sie flach und scharf gegen die Bewegung in den Rücken der Abwehrspieler gefeuert. Solche Bälle sind schwieriger zu klären und nutzen die flache Kettenorganisation des Gegners. Die Offensive kann sich bei guter Strafraumbesetzung besser staffeln und erreicht dadurch mehr Raum. Häufig wurden drei bis vier Verteidiger direkt vor dem Tor von ein oder zwei Borussen gebunden und die Überzahl rückte dann nach und bekam die Bälle zwischen Torraum und Elfmeterpunkt. Wenn doch hoch geflankt wird, ist das häufig gut vorbereitet – wie beim 1:0 gegen Hertha, vor dem eine Ecke erst kurz ausgeführt wurde.
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Lupfer
Auffällig sind auch Lupfer – eine völlig unterschätzte Kunstform. Wenn die Borussen im Raum vor dem Strafraum nicht unter Druck gesetzt werden, sondern die gegnerische Abwehr versucht sich zu verdichten und so einen etwaigen Pass zu blocken, fliegt der Ball zuletzt öfter mal im Bogen über die Köpfe der Abwehrspieler und kommt mitten in den Deckungsschatten wieder herunter; frei nach dem alten BVB-Motto von Marcel Reif: „Lupfen, jetzt!!!“ Gündogan leitete am Donnerstag ein Tor auf diese Weise ein, Herthas Neunerriegel wurde von Kagawa beim 2:0 so geknackt. Aubameyang spielte zuletzt mal innerhalb weniger Minuten zwei Lupferpässe hinter die gegnerische Abwehr auf Kagawa. Wie viele spielte er in zwei Jahren unter Klopp?
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Cutbacks
Zudem werden Pässe in die „Cutback-Zone“ immer wieder punktuell sehr gut genutzt. Die Cutback-Zone ist die Zone im Strafraum an der Grundlinie, von der man flache Horizontalpässe direkt vor das Tor feuern kann. Die bringen nicht nur die Außenverteidiger, sondern eben auch andere Spiele, die immer wieder diese Zone anvisieren. Der Vorteil dabei ist, dass man die gegnerische Abwehr mit einem Pass durchdringen kann, ohne dass der Torwart diesen direkt abfangen kann. Der „Cutback“-Pass vor das Tor ist außerdem durch das Sichtfeld und die Bewegungsrichtung besonders leicht zu verwerten und besonders schwer zu verteidigen. Nicht in allen Phasen fokussierte der BVB dieses Mittel, aber man konnte es schon erahnen. Auch großräumige Durchbrüche (etwa bei Kontern) werden sehr oft mit herübergelegten Bällen finalisiert.
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Zwischenraumdribblings
Selbiges gilt für Dribblings, die gemäß der Spielerfähigkeiten kaum im 1-gegen-1 genutzt werden. Die Dortmunder Offensivkräfte sind hauptsächlich Zwischenraumspieler; besonders für Mkhitaryan, Gündogan und Kagawa gilt das, aber bedingt auch für Reus. Sie profitieren von den sauberen Zuspielen in den gegnerischen Block und den vielen Bewegungen um sie herum. Sie werden meist nicht bei der Ballannahme gestört, sondern müssen angelaufen werden, sodass sie die Dynamik des Gegenspielers mit Richtungswechseln gegen ihn einsetzen können. Auch die Passwege, die durch die Läufe in die Spitze entstehen, ermöglichen horizontale Dribblings gegen die gegnerische Orientierung. Besonders Mkhitaryan kann auch immer wieder überraschende Durchbruchsansätze erzeugen, indem er sich mit der Ballannahme sofort in einen zuvor unzugänglichen Raum dreht. Solche Dribblingaktionen in engen Räumen werden häufig als zu riskant angesehen, sind es aber bei passender Struktur und gutem Gegenpressing keineswegs. Sie nehmen jedoch Gegner aus dem Spiel und öffnen neue Winkel für den tödlichen Pass oder überraschende Abschlüsse.
Interessant ist übrigens die Tatsache, dass extrem viele Dortmunder Abschlüsse direkt durch Pässe vorbereitet werden. Der Statistik-Dienstleister InStat zählte bei allen Pflichtspielen der Saison bisher über 30 „Key Passes“, am Donnerstag kam man auf irre 47 Stück. Zum Vergleich: Bayern rangiert bisher durchgängig bei etwa 20, selbst beim 5:0 gegen Hamburg waren es nur eben so viele, gegen Hoffenheim hatten sie nur 14. Bei den anderen Bundesliga-Topteams sieht das ähnlich aus. Bedeutet: Der BVB erzwingt Chancen nicht, sondern spielt sie heraus. Und das ist auch das Gegenteil vom Stil der vergangenen Saison.
Fußballfitness und Training mit Gegnerdruck
Eine weitere Änderung unter Tuchel ist der Ansatz in der Trainingsmethodik. Tuchel lässt spielnäher trainieren als Klopp, setzt auf taktische Periodisierung mit sehr genauer Belastungssteuerung und verzichtet auf klassisches Konditionsgebolze. Im Training fokussiert er intensive Spielformen mit wenig Raum. Er wolle damit „die Spieler überfordern“, formulierte er. Der permanente Gegnerdruck im Training sorgt für Ruhe, wenn man im Spiel unter Druck gerät. Auch die Athletik und Fitness werden durch viele Richtungswechsel und Antritte fußballspezifischer ausgebildet. Taktische Ziele werden durch entsprechende Modifikationen innerhalb der Spielformen eintrainiert, statt sie ohne Gegnerdruck einzuschleifen.
Ein auffälliger Effekt dieser veränderten Trainingsmethodik ist – zumindest dem Anschein nach – eine hervorragende Souveränität der Spieler in Drucksituationen. Hummels hat in dieser Hinsicht sein ohnehin überragendes Niveau noch mal auf einen neuen Peak bringen können, was sich vor allem in Umschaltsituationen und nach langen Bällen bezahlt macht. Schmelzer hat in dieser Hinsicht einen immensen Schritt gemacht und befreit sich neuerdings regelmäßig mit kleinräumigen Dribblingaktionen zur Mitte. Mkhitaryan hat seine Pressingresistenz stabilisiert, Weigl hat seine guten technischen Anlagen weiter perfektioniert und Gündogan ist auf sein altes Niveau zurückgekommen. Auch Aubameyang scheint sich in engeren Zwischenräumen nun etwas wohler zu fühlen und ist im Dribbling durchschlagskräftiger geworden. Diese individuellen Aspekte sind natürlich auch ein wichtiger Faktor, um die Spielweise auf ein derart überlegenes Niveau zu bekommen.
„Ganz nebenbei“ führt dieser Ansatz zu einer bisher ganz hervorragenden Verletzungsbilanz. Das „Verletzungspech“ der vergangenen beiden Spielzeiten ist offenbar beendet. Könnte Zufall sein. Aber eher nicht. Wir haben jüngst erst die ganze Thematik in einer Artikelserie behandelt.
Wo wir bei Eigenwerbung sind: Unser Trainingshandbuch „Fußball durch Fußball“ erscheint in einem Monaten und erklärt ausführlich einen trainingsmethodischen Ansatz, der weitgehend mit dem übereinstimmt, was unter Tuchel praktiziert wird. Theoretische Grundlagen dazu finden sich auch in unserer Serie zur (taktischen) Periodisierung.
Wie gut ist dieser BVB?
Das Fazit hat an dieser Stelle zwei Tonlagen. Erstens: Holy Mkhischmoly, wie gut ist dieser BVB!? Ich war selten von einer Mannschaft so begeistert wie von dieser Borussia gerade. Da passieren so viele gute Sachen gleichzeitig, das ist so hohes Niveau, ein so guter Rhythmus, so viel Bewegung und Kreativität – ich weiß ehrlich nicht, ob ich sowas überhaupt schon einmal gesehen habe. Das ist im Grunde genau der Fußball, den ich mir seit zwei, drei Jahren vom BVB wünsche.
Die zweite Tonlage: Wie erfolgreich wird dieser BVB auf Dauer sein? Wie stark ist er wirklich und wo sind die Schwächen? Da muss man trotz allem wohl noch abwarten. Zum einen schon deshalb, weil der Kader nicht optimal auf das System zurechtgeschnitten ist und es daher schwer werden könnte, bestimmte Ausfälle auf gleichbleibendem Niveau zu kompensieren. Gerade das Triumvirat der Strukturgeber ist nach dem ominösen Verkauf von Oliver Kirch nicht so leicht zu ersetzen wie die erste Hälfte gegen Odds schon zeigte. Sahin, Park und Castro hätten aber das Potential.
Das Defensivspiel wurde an dieser Stelle ebenfalls übergangen – aber auch das sieht ziemlich gut aus. Leitend zuschiebendes Angriffspressing, das viele Fehler provoziert und eine gute Dynamikwirkung hat. Auch wenn die Kompaktheit zur Abwehr teilweise noch leichte Defizite hat und das Zugriffs- und Absicherungsverhalten nicht ganz so perfekt sind wie in den besten Klopp-Phasen – vorerst geschenkt. Kein Gegner kam bisher zu einer ernstzunehmenden Anzahl von Abschlüssen. Odds hatte viel Glück.
Ansonsten stellt sich die Frage, wie gut das alles im Vergleich mit anderen Topteams ist und wie viel besser es noch werden kann. Tatsächlich seh ich im Dortmunder Offensivspiel schon jetzt, einen Monat nach Saisonbeginn, kaum mehr Luft nach oben. Vielleicht kommen ja auch noch lockende kleinräumige Kombinationen, gezielte Unterzahldribblings oder tiefe Überladungen dazu, wobei ich das eher nicht erwarte. (Überrasch mich, Thomas!) Wichtiger wird aber sein, dass man es schafft, dieses Niveau zu konservieren. Vor allem die Konsequenz im Rhythmus und die Klarheit der Entscheidungen im Angriffsdrittel sind Aspekte, die von instabiler Natur sind. Insofern – das was Franz Beckenbauer sagen würde.
Was man aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass Tuchels Borussen schon jetzt Fußball gezeigt haben, der in gewisser Hinsicht mustergültig ist. Ich für meinen Teil hoffe, dass das einen ähnlichen Hype auslösen kann wie Klopps Pressingfußball vor fünf Jahren. Wenn es im Offensivfußball deutschlandweit nämlich eine ähnlich massive taktische Entwicklung gäbe, wie es sie im Spiel gegen den Ball jüngst gegeben hat, dann wird hier vielleicht doch noch irgendwann Fußball richtig gut gespielt. Aktiv, kreativ und flexibel. Nicht nur 90 Minuten Verlustaversion und Pseudo-Willensduelle. Los, Deutschland, mach mal geilen Fußball!
PS: Einige der Grafiken sind von Tom Payne, der für Spielverlagerung.com die meisten Dortmunder Partien sehr lesenswert auf Englisch analysiert hat.
81 Kommentare Alle anzeigen
SK 9. November 2015 um 20:48
Der BvB ist gerade so geil, dass man nix drüber liest … würde ich aber gerne mal wieder. In meiner Vorstellung wirkt der BvB aufgrund des Trainerwechsels und dessen offensichtlich wirksamen Veränderungen in Taktik und Team attraktiv, auch für Nicht-Fans. Aber das ist vielleicht auch nur meine durch die Fanbrille getrübte Perspektive. Trotzdem, Saisonauftakt gegen die Fohlen und das Bayern-Spiel – das kann doch nicht alles gewesen sein. Ich frage ja nicht nach Kloppos größte Krise Teil 3+4 .-)
HK 10. November 2015 um 11:06
Wo du es sagst. Ja, ziemlich wenig BVB auf dem Sender. Eine Analyse würde ich schon mal interessant finden.
Zum Beispiel: Offensivwirbel einerseits, viel zu viele Gegentore andererseits?
koom 10. November 2015 um 12:59
Jepp, würde schon mal interessieren. Dortmund empfinde ich als wesentlich spannenderes Projekt als Bayern München (da ist nur die Rückrunde relevant – verkackts Guardiola wieder?). Aber auch andere Teams hätte ich gerne hier und da mal intensiver beleuchtet: Schalke. Oder warum Augsburg grad kein Bein auf den Boden kriegt.
FAB 21. September 2015 um 13:10
Gestern das erste mal gegen ein vermeintliches Topteam waren schon erste wichtige Erkenntnisse zu ziehen wie es mit dem „geilen“ BVB weitergeht:
– Wie reagiert der BVB, wenn sich ein Spieler wie Kramer der Überladung am linken Flügel im Weg stellt. Reaktion: Der BVB überlädt einfach woanders und ist dann sogar in der Lage diese Position während des Spiels mehrmals zu verändern. Das war zumindest meine Beobachtung, vielleicht haben die SV-Experten das genauer gesehen …
– Was macht der BVB wenn einige Spieler vielleicht etwas müde wirken (wie gestern: Miki und Auba) Reaktion: Dann treten einfach andere Spieler in Aktion: Gestern ein sehr starkes Bewegungsspiel von Kagawa, der maßgeblich dazu beitrug, dass Leverkusen sich unheimlich schwer tat Zugriff zu bekommen, auch Hofmann mit einem ordentlichen Spiel. Ich glaube auch, dass Tuchel hier sehr genau dosieren wird (gegen Darmstadt und Saloniki gibt es ja vor dem Bayern-Spiel noch Rotationsmöglichkeiten)
Aktuell sehe ich nur 2 Probleme:
1. Die Ersatzspieler sind noch nicht in der Lage, das Niveau der Stammelf zu halten: Kann sich aber noch entwickeln, wenn Sahin wieder zurückkommt und sich Castro und Januzaj noch besser eingliedern.
2. Zentral defensiv wird durch die hohe Stellung von Hummels teilweise zu stark gezockt. Sokratis hat zwar gegen Krasnodar alles abgegrätscht, gegen Hernandez hat er sich teilweise aber doch sehr schwer getan. In 1-2 Szenen hatte der BVB dann doch etwas Glück.
FAB 28. September 2015 um 14:38
Was sich derzeit als Schwachstelle in der BVB Defensive entpuppt ist die Asymmetrie der Defensive. In der Innenverteidigung gibt es ja zumeist eine vertikal leicht versetzte Stellung von Hummels, etwas vorgerückt und Sokratis etwas dahinter absichernd. Das hat in vielen Spielen gut funktioniert, weil durch die Stellung von Weigl der Gegner meist eher auf Dortmunds rechte, defensivstärkere Seite gelenkt wird. Wenn nun aber der Gegner seinerseits das Gegengewicht auf links verstärkt. Hoffenheim mit Rudy und Darmstadt mit der Positionierung von Rosenthal, dann kann es sehr brenzlig werden, insbesondere für Schmelzer wird es dann sehr schwer neben Hummels die richtige Position zu finden. Mal sehen was sich Tuchel hierzu überlegt.
Marcello 28. September 2015 um 15:01
Ich sehe da nicht die Asymmetrie als Problem. Die Aktion von Gündogan wurde nicht ordentlich abgesichert und lief ja auch über die rechte Seite. Sowohl Ginter als Sokratis waren irgendwo, wo der Ball nicht war und haben aber auch die Räume nicht zu gestellt! Schlechtes Stellungsspiel! Auch beim Freistoß standen alle dumm rum! Offensiv Fußbball? Ja gerne, aber bitte diese Situationen auch absichern! Da klaffen echt erschreckende Lücken manchmal. Darmstadt hatte sicherlich Dussel, aber durch Dortmunds schlechtes Stellungsspiel eben hochkarätige Chancen. Das ist ein Problem im Verbund, wenn im Grunde alle Tore schießen wollen, aber keiner mehr vernünftig die Aktionen der Kollegen absichert. Ich kann da aber bei Schmelzer kein Problem erkennen. Es ist meiner Meinung nach eher die Rechte Seite, die potentiell sehr offen sein kann, wenn Sokratis eben nach vorne läuft. Das kann er oft besser sein lassen…
CE 28. September 2015 um 17:06
„Dortmunds rechte, defensivstärkere Seite“
Da muss ich Marcello im Grunde zustimmen. Man sollte die Defensivstärke dieser rechten Seite bitte nicht überschätzen, nur weil dort mit Ginter ein IV als RV und Sokratis als RIV spielen. Die potenzielle Defensivstärke von Sokratis ist auf einem unglaublichen Level, aber es gibt da doch hin und wieder falsche Entscheidungen und Stellungsfehler seinerseits. Und zu Ginter: Er ist einfach nicht wirklich gut. 😀
cali 28. September 2015 um 19:01
Zum letzten Punkt: ist das ironisch gemeint?
Marcello 28. September 2015 um 22:21
Bezüglich Ginter ist das etwas hart! Er ist , zumindest defensiv, stark verbesserungswürdig! Gerade was die Räume auf dem rechten Flügel angeht und auch Stellungsspiel ist oft mau. Er ist da nicht abgeklärt und oft einen Schritt zu spät. Offensiv ist er durchaus gut, finde ich. Aber das ist eben auch nur 50 % der Aufgabe eines Außenverteidigers..aber grundsätzlich sehe ich die rechte Seite mit ihm auch anfälliger!
Gh 29. September 2015 um 09:18
Die Tatsache, dass Hummels und Tuchel sich verhalten, als sei es nach der letzten Saison eine Überraschung, dass der BVB nicht jedes Spiel fehlerfrei absolviert, offenbart viel davon, wer als alleiniger Verantwortlicher für die durchwachsene Vorsaison aufgebaut wurde. Nun ist die Strohpuppe abgefackelt und es wird erst mal richtig interessant.
Gh 29. September 2015 um 09:35
SPON: Bundesliga-Experte Hamann
„Dortmund kann die Bayern ärgern“
ok, das orakel hat gesprochen. tuchel kann das schiff schon mal sturmfest für den abstiegskampf machen.
Tomàs 29. September 2015 um 09:57
Entschuldige bitte, aber das halte ich für Unfug.
Weder Hummels noch Tuchel werden erwarten, „jedes Spiel fehlerfrei“ zu absolvieren. Und die Vorstellung, dass man Klopp als Alleinschuldigen darstellt und damit alles befriedet, ist doch Westentaschen-Psychologie. Glaubst du ernsthaft, dass ein solch undifferenzierter Umgang mit der letzten Saison die Spieler überzeugen würde? Vielmehr ist bekannt, dass Tuchel im ersten Gespräch mit Hummels auch, möglicherweise sogar insbesondere, dessen Fehler in der letzten Saison angesprochen hat.
Nach den im Saisonstart gezeigten Leistungen ist es im Grunde nur folgerichtig, wenn sich beide über die (unnötigen) Punktverluste gegen Hoffenheim und Darmstadt ärgern.
Gh 29. September 2015 um 15:33
Ich glaube, in Klopp den Hauptverantworlichen zu sehen war in Öffentlichkeit und Verein ziemlicher Konsens. Immerhin musste er gehen. Da gab es noch Großkreutz, der sein Fett weg bekam und Kuba wollte halt noch mal was anderes, ansonsten wurde die Mannschaft nicht grundlegend umstrukturiert. Da muss man keinen Psychologen bemühen. Jedenfalls ist diese Gereiztheit nach dem über Erwarten guten Start nicht nachvollziehbar. Vielleicht liegts auch daran, dass es keine Lasagne mehr gibt.
HK 29. September 2015 um 16:02
Wie (zumindest) letztes Jahr hat der BVB wieder die übliche Hummels-Thematik. Wenn es Tuchel nicht gelingt diesen Egomanen einzubremsen könnte die Saison sich noch ziemlich negativ entwickeln.
Das Beste für Dortmund wäre irgendeiner der durchgeknallten PL-Klubs schmeißt ihnen ein paar Dutzend Millionen für ihn hinterher und dann Trennung. Für dieses Jahr ist’s ja leider zu spät.
FAB 29. September 2015 um 11:29
Meine Asymmetrie-These ist glaube ich wirklich nicht so haltbar. Aber Sokratis und Ginter als defensivschwach hinzustellen ist natürlich auch unfug. Klar gibt es individuelle Stärken und Schwäche. z.B. ist Hummels der wohl weltbeste Verteidiger, wenn es um strafraumnahe 1 – 1 Duelle geht. Das ist nicht unbedingt die Stärke von Sokratis, der wiederum sehr stark in flügelnahen Verteidigungssituationen ist, wiederum eher eine Schwäche von Hummels. Wie auch immer, Verteidigung lebt aber letztlich vom Zusammenspiel. Z.B. ist der Konter von Darmstadt zum 1:0 eigentlich überhaupt nicht zu verteidigen, weil er extrem stark gespielt war und auch für das 2:2 konnten die Defensivspieler jetzt nichts. Die Situation wurde einfach insgesamt unterschätzt.
Im Nachhinein denke ich, dass die hohe Stellung der Außenverteidiger ohne großartige Absicherung einfach sehr riskant ist. Da muss sich Tuchel wohl noch etwas einfallen lassen. Ich bin gespannt.
CE 29. September 2015 um 15:14
Ich glaube, niemand hat Sokratis als defensivschwach bezeichnet. Wäre ja auch grotesk. Bei Ginter ist das anders. Den halte ich für recht schwach in der Verteidigungsarbeit. Bei seinem Wechsel hatte ich noch gehofft, dass an einigen Stellen nur 5 Prozent fehlenwürden und war nicht so überaus skeptisch wie MR. Aber es hat sich bewahrheit, Ginter ist Durchschnitt – um es mal etwas salopp und weniger SV-haft zu formulieren. 😉 Da können auch ein paar Torvorlagen nach dem typischen Kagawa-Diagonalball nichts ändern.
Goalimpact 29. September 2015 um 19:13
Subotic wird helfen, wenn er wieder fit ist
Tobo 2. September 2015 um 19:17
Spox hat heute den Artikel umgeschrieben und für die breite Masse zugänglich gemacht 😉
Lea 3. September 2015 um 22:48
Ja, irgendwie ist ein Wunsch da – aber es deutet sich jetzt schon an, als lohnt diese kleine Histerie einfach nicht. Tuchel ist niemand, der innerhalb von 4 Wochen zaubern kann. Gegen Ende der Saison dürften wir etwa den Stil haben, der Bayern nächste Saison konkurrenzfähig werden kann. In dieser Saison ist das eine gute B-Elf des Guardiola Stils.
Schade, aber wahr.
Maratonna 1. September 2015 um 23:34
Ich hatte heute TR für seinen Schreibstil, nicht Inhalt, kritisiert. MR war, ist und bleibt einfach die Bombe überhaupt. Immer auf den PunkI. Klare deutliche Audrucksweise perfekt. Fachlich top.
ska 1. September 2015 um 21:03
Finde ich den Artikel so geil, weil der Artikel so geil ist oder weil dieser mir suggeriert, der BVB wäre tatsächlich so geil, wie ich ihn gerade empfinde? Danke jedenfalls!
HK 1. September 2015 um 18:43
Ich kann ja verstehen, dass man als BVB-Fan zur Zeit etwas am Rad dreht.
Dieser Artikel scheint allerdings unter der Wirkung von etwas viel Euphoriagra geschrieben zu sein.
Alles ist Superlativ bis zur Neuerfindung des Fußballs durch Tuchel.
Ehrlich ne Nummer kleiner hätte es auch getan.
chicago_bastard 1. September 2015 um 21:23
Hehe, man muss die BVB-Fans einfach lieben. Siege gegen viertklassige Österreicher und Norweger sowie das absolute Fallobst der Bundesliga und schon sind sie wieder die geilste Truppe der Welt. Umso schöner wirds, wenn sie gegen echte Gegner wieder auf den Boden der Tatsachen geholt werden.
Für die Reputation dieser Seite ist der Artikel allerdings nicht hilfreich. So einen Beitrag würde man eher auf schwatzgelb vermuten als auf einem vorgeblich neutralen Taktikblog…
Isco 1. September 2015 um 22:44
Naja, wenn man den BVB der letzten Saison (bzw. der letzten Saisonen) mit dem von dieser vergleicht, dann fällt es wirklich schwer nicht komplett hin und weg zu sein. Tuchel hat in lächerlich kurzer Zeit das Repertoire um so viel vergrößert, dass es eigentlich kaum zu glauben ist.
Aber es ist schon richtig, ihre Gegner waren bisher wirklich schwach und trotzdem hat man teils erhebliche Probleme gesehen. Natürlich kann man jetzt sagen, dass Odd Glück im Abschluss hatte, aber um 5 Tore zu bekommen muss man schon mal 5 gute Chancen zulassen. Der WAC war auch drauf und dran den Ausgleich zu machen.
Der Weg ist noch lang und der BVB ist lang nicht so weit, wie viele glauben, aber der Anfang einfach sensationell.
Marcel 1. September 2015 um 23:47
Man kann den Artikel einseitig finden, wenn man möchte. Allerdings suggeriert ja schon der Titel, dass man sich auf bestimme Aspekte im BVB Spiel konzentrieren möchte – ganz bewusst. Das ist nicht neu bei Spielverlagerung.de und trägt zur Vielfalt der Artikel bei. Außderdem sagt der Autor selbst ausdrücklich:
[„Die zweite Tonlage: Wie erfolgreich wird dieser BVB auf Dauer sein? Wie stark ist er wirklich und wo sind die Schwächen? Da muss man trotz allem wohl noch abwarten. Zum einen schon deshalb, weil der Kader nicht optimal auf das System zurechtgeschnitten ist und es daher schwer werden könnte, bestimmte Ausfälle auf gleichbleibendem Niveau zu kompensieren.“]
Wie gesagt, ist Geschmacksache wieviel Emotionalität man mag oder nicht, aber hier zu schreiben, dass es der Reputation schadet? Der einzigen Seite, die dir TATSÄCHLICHE sachliche und taktische Analysen in regelmäßiger Form kostenlos bereit stellt? Wer MR und die Seite schon länger verfolgt wird genau wissen, dass das hier keine Lobhudelei oder Wunschvorstellungen sind – es sind objektive Argumente und Erklärungen dafür wieso das Spiel des BVB im Moment (!!!) einfach so schön anzusehen ist. Für den nicht ganz so taktisch-beflissenen wie mir ist das hervorragend – wird doch ein eher subjektiver Eindruck mit objektiven Argument unterfüttert. Genauso ging es mir letzte Saison – ich hatte das Gefühl, dass das BVB Spiel hektischer und chaotischer war, aber warum ich diese Gefühl hatte war mir erst klar als ich hier die Analysen gelesen hatte.
Einseitige Artikel sind nur dann schlecht wenn sie vorgeben nicht einseitig zu sein – die Aritkelüberschrift und Fazit machen doch genau klar wie das hier Geschrieben einzuordnen ist. Mir gefiel der Fluss des Artikels ungemain, man konnte förmlich rauslesen wie erleichtert und vor allem wirklichen begeistert der Autor beim Schreiben war – sowas bitte immer wieder gerne wenn es Anlässe gibt. Ist auch nicht das erste mal, dass die Qualität des Spiels und die Begeisterung des Autors mit der Artikelqualität korreliert – gibts nichts dran auszusetzen!
Valentin 3. September 2015 um 18:07
Dieser Kommentar trifft es genau (zumindest für mich). Die Begeisterung für bestimmte Aspekte, die Dortmund einfach überragend macht, darf man ruhig zeigen. Dadurch ist der Artikel auch nochmal ein besonderes Highlight inmitten der eh schon herausragenden „Standartqualität“ hier, genauso wie zum Beispiel der berühmte Osasuna-Artikel von RM, „Juego de Posicion under Pep Guardiola“ von AO oder auch die Adventskalendereinträge in diesem. Bei all diesen Artikeln spürt man die Begeisterung der Autoren für das worüber sie schreiben, was das Lesen zu einem besonderen Genuß macht. Hoffentlich wird es noch öfters Anlässe für solche Artikel geben 🙂
PNM 2. September 2015 um 00:24
Vor allem sah der BVB gegen die wirklich großen Gegner ja auch in den letzten zwei Jahren meistens nicht so schlecht aus. Das Spiel gegen den Ball und das Umschalten von Defensive auf Offensive hat ja noch überwiegend gut geklappt.
Das Ballbesitzspiel, wenn man das überhaupt so nennen kann, war dagegen eine einzige Katastrophe. Man hat schon fast geglaubt, Gündogan, Reus, Kagawa oder Mikinochirgendwas wären keine guten Fußballer mehr.
Und da ist Dortmund jetzt einfach in kurzer Zeit absurd gut geworden.
Vergleich die Spiele diese Saison mal mit den Spielen gegen simpel mauernde und bolzende Gegner letztes Jahr.
@Isco:
Nicht unbedingt. Das eine Tor war zum Beispiel ein Fernschuss aus ungefährlicher Position (ist das vielleicht doppelt gemoppelt, Fernschuss und ungefährliche Position?). Also keine große Chance, die man zugelassen hat.
Dennoch ist natürlich auch noch nicht alles perfekt. Aber nenn mir mal drei Mannschaften, die Taktisch momentan stärker sind.
rodeoclown 4. September 2015 um 16:38
Reputation, Reputation, Popeputation
DAF 1. September 2015 um 18:22
Hab ich die Meinung exklusiv oder wäre das auch ein fantastisches System für unsere Nationalmannschaft? Einige der aktuellen Probleme würden in diesem System wohl gebessert. Schmelzer (der bei richtiger Einbindung, die in diesem System gegeben ist, der stärkste deutsche LV ist), Hummels, Gündogan und Reus würden ihre Rollen beibehalten. Neuer statt Bürki und Boateng statt Sokratis würden die Qualität noch erhöhen und sind mMn ebenfalls hervorragend in diesem System aufgehoben. Die Rolle von Weigl ist wie gemalt für Kroos oder BS31. Generell wäre die große Anzahl an starken deutschen Aufbau- und Balancespielern sowohl gegenwärtig (Schweinsteiger, Kroos, Gündogan, wenn er nicht zurückgetreten wäre auch Lahm) als auch perspektivisch (Kimmich, eben Weigl, Meyer, vllt Gaudino oder Dahoud) ideal für ein solches System. Als alleinige Spitze wäre Müller in diesem System ebenfalls gut aufgehoben, da er dank seiner Raumdeuterqualitäten sich für Lupfer hinter die Abwehr oder flache Hereingaben von der Seite freilaufen kann. Besonders profitieren würden aber die Offensivspieler. Diese leiden für mich ein wenig darunter, dass sich Löw aktuell stark am System des FC Bayern orientiert, deren Offensive von großräumigen Dribblern wie Robben, Ribéry oder inzwischen Douglas Costa dominiert wird, die durch gewonnene 1 – gegen – 1 Situationen für Raumgewinn sorgen. Die meisten deutschen Offensivspieler sind jedoch, genau wie beim BVB, Zwischenraumspieler (Özil, Götze, Reus, tendenziell auch Brandt). In diesem System sollten diese Spieler aufblühen können. Einziges Problem wäre der RV, da Deutschland hier keinen so durchschlagskräftigen Akteur wie Piszcek hat. Allerdings ist Ginter natürlich auch für den DFB eine Option, und was er kann, sollten so ähnlich auch Höwedes oder Jantschke können. Eine mit Piszcek vergleichbare Rolle könnten in der Zukunft vllt Can, Weiser oder Durm wahrnehmen.
Verlierer wären vor allem körperlich starke, aber technisch schwächere Mittelfeldspieler wie die Benders, Khedira oder vielleicht auch Kramer, wobei ich letzteren ebenso wie Lars Bender aufgrund ihrer unterschätzten technischen Klasse auch in diesem System nicht abschreiben würde.
Was meint ihr?
PNM 2. September 2015 um 00:28
Klingt gut für mich, grade der Punkt mit den unterschiedlichen Offensiv-Akteuren. Wobei Löw´s System sich schon von dem der Bayern unterscheidet.
Noumard 5. September 2015 um 16:15
Interessant ist doch, wenn man sich das gestrige Spiel der deutschen Mannschaft gegen Polen ansieht, wie nahe das dem Dortmunder System kam. Die Innenverteidiger – da ja beide sehr spielstark sind, im Gegensatz zu Dortmund wo Hummels die einzige Variante ist – haben immer wieder awechselnd aus der Viererkette herausgeschoben und das Spiel in die Zentrale gebracht. Die Außen“verteidiger“ haben praktisch immer die Flügelstürmer gegeben. Das hat dazu geführt dass unsere offensive Reihe hinter dem Stürmer (Götze, Özil und Bellarabi) sich immer wieder Zentral in den sich bietenden Halbräumen versammelt haben und Hector und Can die Außenbahnen überlassen haben, um schnelleres Spiel zu ermöglichen und die Polen bei Ballverlusten zu längeren, riskanteren Pässen zu zwingen. Im Spiel nach vorne gab es zusätzlich immer wieder die Diagonalbälle von Hummels/Boateng (je nachdem wer sich gerade eingeschaltet hat), Kroos oder Gündogan. Insgesamt hat mich das Offensivspiel gegen Polen doch sehr an das aktuelle Dortmunder Spielsystem erinnert.
SGIAI22 1. September 2015 um 15:53
Und wir haben uns so einen genialen Trainer durch die Lappen gehen lassen und halten stattdessen weiterhin am „weltbesten Trainer“ fest. Zum Heulen das. 🙁
Wie gut würde Götze da reinpassen? Er würde doch total aufblühen in so einer Umgebung.
Ich bin schon sehr gespannt auf das direkte Duell, traue Tuchel alles zu, sogar, dass er mit einem Käfer den Ferrari schlägt. 😉
MfG
Justus Jonas 1. September 2015 um 14:00
Interessant. Vorhin waren noch 2 Kommentare online, die eine leichte! Kritik zum Artikel geäußert haben. Jetzt sind sie weg. Warum? 😉
FAB 1. September 2015 um 14:46
Bist du eigentlich der Justus Jonas von den drei ???
CE 1. September 2015 um 14:52
Von wem sollen diese zwei Kommentare gewesen sein? Ich kann im System nichts finden.
Peda 1. September 2015 um 10:50
@Strukturdominanz/Kontrollraumanalyse:
um die Strukturdominanz greifbar zu machen, wären meiner Meinung nach Voronoi-Diagramme sehr gut geeignet, wie von Paul Power hier ab Minute 29:00 kurz gezeigt (den Link hab ich übrigens aus RMs Analyse-Analyse-Artikel).
Gibt es in diesem Zusammenhang schon irgendwelche Metriken, die gezielt auf die Raumkontrolle eingehen?
datschge 1. September 2015 um 23:41
Danke für den Hinweis auf Voronoi-Diagramme, das ist in ihrer Schlichtheit eine coole Idee. Die lassen sich recht einfach berechnen (so man einen die Positionsdaten für die gesamte Dauer des Spiels hat) und man könnte aus den damit abgedeckten Flächen quasi „Raumbesitzwerte“ analog zum Ballbesitz ziehen. K.A. ob das für dich schon unter Raumkontrolle fällt.
Sharpe 1. September 2015 um 08:32
Wow, der Artikel ist sensationell. Ich wird ihn wohl noch öfter lesen müssen, um auch alles aufzusaugen. Nachdem ich das Spiel gg Gladbach im TV gesehen hab, war ich schon begeistert, gg Ingolstadt war ich im Stadion und konnte gar nicht glauben, was Tuchel schon alles in die Mannschaft gebracht hat. Für mich wars eben eine super Aufteilung, die Abstände zwischen den Spielern immer optimal, die Laufwege in die Spitze waren für Ing. Abwehr nicht zu verteidigen.
Aber wie MR hier vieles auf den Punkt bringt, Hut ab.
Tuchel hat anscheinend noch mehr drauf wie gedacht. Ich hoffe mal, Pep macht noch ein paar Jahre bei Bayern und Tuchel wird der Nachfolger.
FAB 1. September 2015 um 08:29
Geiler Artikel!
Bin auch begeistert vom aktuellen BVB. Klar könnte man sagen, wartet bis die schweren Gegner kommen usw. Ich sehe aber keinen Grund dazu.
Ich sehe beim BVB zwei Genialitäten: Zum Einen sind einfach die Spieler geil. Insbesondere Weigl ist für mich ein Phänomen. Der bringt mit seinen 19 Jahren eine so unglaubliche Ruhe und soviel Struktur in das Spiel. Ich meine das sieht bei ihm so aus, wie wenn ein ehemaliger Bundesligaspieler mal eben in der Bezirksliga ein paar Bälle verteilt. Zum Anderen natürlich Tuchel, der dieses Spielkonzept erarbeitet hat, das Talent von Weigl in dieser Form erkannt hat.
Schon von @MR erkannt ist die Diagonalität oder sollte man sagen die Diagenialität, des BVB, sprich die verschobenen Achsen in der Formation. Das ist in dieser Ausprägung und Klarheit wirklich revolutionär und möglicherweise eine ähnlich prägende Erfindung wie das Kloppsche Pressing. Ich bin tatsächlich jetzt schon gespannt was sich Guardiola dazu einfallen lässt, aber ich denke es könnte auch wieder 3-4 Jahre dauern, bis sich das Bundesligamittelmaß darauf einstellt.
Zileas 1. September 2015 um 07:48
Der BVB hat bis jetzt in der Saison auch nur schwache Gegner gehabt, deswegen sehe selbst ich als BVB Fan diesen übermäßigen Hype kritisch gegenüber. Gladbach ist momentan außer Form und alle anderen Gegner, sowohl in der Bundesliga, als auch in der EL Quali waren kaum ein Maßstab. Interessant wird, ob dieses System auch Gegner stärkere Gegner wie dem FCB funktioniert.
Erkinho 1. September 2015 um 02:59
„Wenn der Ball in den zentralen Zonen vor dem Tor ist, versuchen viele Mannschaften, sich erst mal extrem zusammen- und zurückzuziehen. Wenn man nun nicht risikoreich durch diesen engen Riegel durchmarschieren will, muss man zuweilen abbrechen und die zuvor überspielte Linie des Gegners kann sich neu formieren. Wenn aber sofort Läufe an die Seiten des Blocks gestartet werden, kann dieses Zusammenziehen bestraft werden oder es wird sogar verhindert, weil der gegnerische Außenverteidiger lieber breiter bleibt.
This one.
Jude 31. August 2015 um 23:40
Bis dem Abschluss des Transferfensters hat mich stets eine Frage umgetrieben: braucht diese BVB noch einen körperstarken Stürmer der auch gewisse Technik auf dem gleichen Niveua wie andere offensive Akteure einbringen kann? – auch wenn ich ziemlich emotional berührt von dem Jubel um Ramos herum nach seinem endlichen Tor gegen Hertha wurde … ist es so eineart Fluch für klassischen „striker“ in so einem guardiolarischen System zu spielen und ist es wirklich so schwer sich dabei durchzusetzen? Die Egoist von Lewan bei einem kontern gegen Bayer in dem Robben und Müller gefühl 1 minute lang frei standen, die Lewan sonst aber selten gezeigt hat war mir der neuste Beweis für mangelhafte Geborgenheit die solch einer Stürmer in solch einem System nie bekommen würde. Wenn dieser Fußball die Zukunft wäre heißt es gleich ein Aussterben von den klassichen durchschlagkräftigen Striker?
Gh 1. September 2015 um 08:23
Denke wir werden einfach mehr klassische durchschlagskräftige Striker mit guten bis sehr guten kombinativen Fähigkeiten sehen. Gomez z.B., Diego Costa. In einigen Systemen werden sie aber sicher unnötig sein. Aber auch in der Vergangenheit hatte ja nicht jede Mannschaft einen Jürgen Wegmann im Team.
AlAL 31. August 2015 um 21:47
Ich bin gespannt wie Sahins Rolle aussehen wird, wenn er (hoffentlich bald) zurückkommt.
Ob er die 6 wie Weigl als zuverlässiger eher passiver Kontrollspieler spielt, oder eine mehr kreative Funktion hat und vermehrt vertikale Bälle spielt. Ich traue Sahin auch eine erneute Änderung seiner Spielweise zu.
Jojo 1. September 2015 um 08:41
Ich denke, Sahin wird kein 1:1 Ersatz für irgendjemanden.
Könnte mir eher vorstellen, dass sich die Rollen dann etwas verteilen. Würde Sahin für Gündogan spielen, wäre er in der Defensive wohl ähnlich positioniert, wie Gündogan. Bei Ballbesitz denke ich jedoch, dass er die Rolle mit Weigl tauschen würde. Einfach, weil ich das Gefühl habe, dass Sahin auf Engen Räumen nicht so viel mit dem Ball anfangen kann, wie Weigl.
Wer weiß, vielleicht läuft er dann auch auf der 10 auf. Die zurückfallenden Bewegungen von Kagawa würden ihm sicher entgegenkommen. Und solche Chippässe kann er auch. Nur Tempo würde ihm da fehlen.
rodeoclown 31. August 2015 um 20:33
Ich glaube Spielverlagerung ist der einzige „Ort“ an dem ich Hoffnung habe für folgende Behauptung nicht nur Hohn und Spott zu ernten:
Ich glaube Kevin Kampl wäre für dieses System die bessere Wahl gewesen als Marco Reus. Klar ist die individuelle Durchschlags- und vor allem Abschlussstärke geringer, aber die Dynamik um das Duo(Trio) Kagawa-Mkitharyan(-Gündogan) wäre noch konstanter und auch in der offensiven Raumbesetzung und im Gegenpressing sehe ich in noch einen Tick vorne. Jetzt ist es eh egal und auf Brandt-Kramer-Kampl-Chicharito in einem Team freue ich mich ähnlich aber dennoch würden mich die Meinungen der fachkundigen Besucher und Autoren hier doch interessieren.
a_me 31. August 2015 um 23:06
Leider bekommt Brandt bei B04 derzeit sehr wenige Einsatzzeiten 🙁 – hoffe auch sehr, dass er mal in der Startelf steht. Sehe ihn auch gerne. Vielleicht ist er nicht Pressingmonster genug für Schmidt? Keine Ahnung,
Marcello 1. September 2015 um 00:44
Kampl kam in der Winterpause letzte Saison. Man kennt die Probleme der vergangen Saison. Ich glaube, er kam als eine Art Substitut für Marco Reus eben genau zu diesem Zeitpunkt. Auf den ersten Blick ähneln die beiden sich, finde ich. Einem fitten , wie eben zur jetzigen Zeit, Marco Reus, kann er in meinen Augen aber nicht das Wasser reichen. Ich denke, deswegen hat man ihn dann auch zu recht abgegeben und als Backup auf der Bank, war´s ihm vermutlich auch zu wenig. Man kann den Platz im Kader besser einem inversen Außenstürmer auf rechts geben. Ob Januzaj das auf lange Sicht sein wird, weiß man nicht, aber Kampl hatte definitiv- auch unter Tuchel- Probleme im Spiel des BvB!
Isco 31. August 2015 um 20:05
Mehr Lupfer braucht die Welt! Ich hab mich immer schon gefragt, wieso sie als taktisches Mittel so ein Schattendasein führen; in den letzten Jahren kann ich mich nur an Guardiolas Barca erinnern, das sie konstant eingesetzt hat. Sie sind einfach super um die Dynamikvorteile durch die richtige Blickrichtung auszunutzen und sind nur ganz schwer zu verteidigen.
Könnt ihr aus aktuellem Anlass vielleicht noch eine Einschätzung zu Januzaj abgeben? Mich hat die Leihe ziemlich überrascht, weil ich nicht gedacht hätte, dass er ein Spielertyp ist, den der Kader noch braucht; wobei es aufgrund der Kaderbreite vermutlich notwendig war noch jemanden dazu zu holen.
CE 31. August 2015 um 20:32
Es könnte morgen, sofern ich nicht zu lange beim Arzt sitze, noch ein gesonderter Artikel zu Januzaj kommen. Ich verspreche es mal nicht, aber sollte was werden.
knorke 31. August 2015 um 23:23
Wäre eine tolle Sache. Immerhin gibt man Kampl und Kuba ab, da muss der Bursche ja in irgendeiner Hinsicht was zum Spielstil beitragen, was Dribbel- und Flankenkuba sowie Lauf-Press- und Raumfindungs-Kampl nicht haben.
Lenn 31. August 2015 um 23:28
Der Transfer scheint zu sehr großen Teilen der Tatsache geschuldet, dass Tuchel gerne einen Linksfuß für die Offensive hätte.
Wäre auch eher Tuchel-untypisch, dieses System durchgehend beizubehalten, und im Zuge größerer Flexibilität vor allem hinsichtlich der Nutzung des rechten Halbraums hilft ein Linksfuß schon weiter.
Isco 31. August 2015 um 23:37
Ich würde ja auch gerne Teil 2 des Transfertalks hören; zu viel ist da diesen Sommer passiert. Citys Einkäufe, Kovacic, Juves Umbau, Uniteds Transferirgendwas,… 🙂
@CE: Wäre verdammt cool 🙂
FAB 1. September 2015 um 08:44
Ich finde SV sollte sich treu bleiben und nicht zuviel Zeit mit diesem Transferquatsch verschwenden. Hauptprio sollte bleiben: BVB, Bayern, dazu Barca und Real im Auge behalten, dazu ein bißchen Leverkusen.
Ich denke die Premier League mit ihrem Transferunsinn kann man weitestgehend ignorieren. Was soll dort groß rauskommen. Man City wird Meister, weil sie noch am besten aus dem Transfersommer herausgekommen sind. Aber insgesamt sind die EPL Clubs taktisch uninteressant und werden auch in der CL keine große Rolle spielen. Eher noch interessant ob AS Rom zur Abwechselung italienischer Meister werden kann?
Gh 1. September 2015 um 09:36
„sich teu bleiben“ ist nicht immer die beste Taktik, wie folgendes Video beweist
https://www.youtube.com/watch?v=hRFMu3zb5dA
Wunderheiler 3. September 2015 um 14:50
Absolut für den zweiten Teil des Podcasts :)…
Schorsch 1. September 2015 um 18:57
Tuchel wollte wohl in der Tat noch einen ‚Offensiv-Linksfuß‘. Das könnte die Begründung sein (Zitat aus dem Artikel):
„Wieso der Halbraum grundsätzlich die vielleicht wertvollste Offensivzone ist, hat Kollege RM in aller Ausführlichkeit schon argumentiert. Für einen Rechtsfuß ist dementsprechend der linke Halbraum die tollste Zone. Und die BVB-Offensive besteht zur Zeit ausschließlich aus Rechtsfüßern. Mkhitaryans Distanzschuss-Treffer am Donnerstag sei als ein Musterbeispiel für diesen Faktor genannt. Auch beim Eindringen in den Strafraum – mit und ohne Ball – sind die Abschlusswinkel passender.“
Wär dann von rechts auch so möglich. Erhöht die Variabilität des Spiels noch einmal.
Achter 31. August 2015 um 18:36
Vielen Dank! 🙂
LuckyLuke 31. August 2015 um 18:00
„MR steht auf konstruktiven, strukturell und gruppentaktisch geprägten Fußball mit Dominanzanspruch in allen Spielphasen“ – ist das gleichzeitig auch die Kurzbeschreibung für diesen BVB? 😀
Dr. Acula 31. August 2015 um 17:55
habe mir den artikel nochmal durchgelesen und bin zu dem schluss gekommen, dass er etwas verfrüht ist. zuerstmal hat dortmund bisher nur gegen schwache teams (und ein schwaches gladbach) gespielt; wie wird es aussehen, wenn sie auf spielstarke teams treffen…. außerdem finde ich die these gewagt Gündogan, Weigl und Mkhitaryan mit Xavi, Iniesta und Busquets unter Pep zu vergleichen. ich habe mir aus purer fußball-romantik jedes einzelne barca spiel unter pep angeschaut und das war schon ne ganz andere hausnummer
Golf III 31. August 2015 um 17:53
Marcel Reif würde heutzutage aber nicht mehr „Lupfen, jetzt!“ rufen, sondern „Chippen, jetzt!“.
felixander 31. August 2015 um 17:48
Einen BVB in dieser Form braucht in der Tat nicht nur Dortmund, sondern die ganze BuLi. Aber ich fürchte auch, dass der Kader noch etwas dünn ist, um dieses Niveau langfristig zu halten.
EinWeitererDerp 31. August 2015 um 12:08
Aber die Revolution gegen den Ball gab es doch schon 2008 unter Rangnicks Hoffenheim, und nicht unter Klopp 😉
Bin sehr (!) gespannt wie sich der BvB gegen Top-Teams schlagen wird, das Spiel gegen Bayern steht ja (im Vergleich) relativ bald an. Wie Tuchel den BvB aufstellt interessiert mich jetzt schon brennend.
hatkeinplan 31. August 2015 um 08:13
Was, es gibt englische Analysen? Warum sagt mir das denn niemand?
HW 31. August 2015 um 17:44
Wieso die Englische und die Deutsche Seite so getrennt werden verstehe ich auch nicht.
datschge 1. September 2015 um 03:53
Im alten Design gabt es ne Flagge im Titelbanner, die zur jeweils anderen Seite verlinkt war. Keine Ahnung, warum das nicht ins neue Design übernommen wurde.
a_me 31. August 2015 um 07:27
Uff, Weigl wird schon mit Busquets verglichen. Ich bin immer mehr auf das Portrait gespannt…
Wunderheiler 31. August 2015 um 06:45
Ein wahrlich „geiler“ Artikel!
Danke dafür!
Dr. Acula 31. August 2015 um 06:31
sehr geiler artikel. einfach ein „kompletter“ artikel, wirklich beeindruckend.
PS: MR, du hast doch bestimmt bock, noch ne analyse zum bayern-bayer spiel zu schreiben?;-)
Isco 31. August 2015 um 19:48
Apropos .com-Teil: https://spielverlagerung.com/2015/08/31/bayern-munich-bayer-leverkusen-30/
Den Einleitungssatz vielleicht ausblenden 🙂
Dr. Acula 31. August 2015 um 22:23
vielen dank für den hinweis isco!! verfolge die englische seite gar nicht, was eventuell ein großer fehler war, wie ich grad bemerke. da du den artikel verlinkt hast, nehm ich mal an, dass du mir da einen schritt voraus bist und daher die frage an dich, kommt es öfter vor, dass analysen auf englisch erscheinen aber auf deutsch nicht?
datschge 1. September 2015 um 03:56
Ist von unterschiedlichen Autoren. Die auf der .com-Seute sind nicht deutsch.
Travis Cruz 31. August 2015 um 04:16
Wo unterscheiden sich denn noch Thomas Tuchel und Pep Guardiola in der Philosophie, in der Spielweise? (Ausser der Erfahrung, die Pep mehr hat als Thomas).
bkr 31. August 2015 um 01:27
das heisst doch eigentlich, dass der bvb schleunigst volland kaufen solle
Bkr 31. August 2015 um 18:30
Naja, oder so. Auch ne gute Wahl.
Winterschmied 31. August 2015 um 00:06
Ich verbeuge mich vor Taktikguru MR – fantastischer Artikel, der ein wahrer Lesegenuss ist. Wenn jetzt noch mein lang ersehntes Spielerporträt von Laudrup (vielleicht in einem Adventskalender ‚Fußballgötter‘?) kommt, kann ich glücklich sterben 😉
Goalimpact 31. August 2015 um 07:48
+1 für einen Adventskalender „Fußballolymp“
Todti 31. August 2015 um 21:25
+1, da schließe ich mich gerne an.
Lenn 31. August 2015 um 23:30
Ersetzt natürlich keine Spieleranalysen, aber: https://spielverlagerung.de/draft/
Stefa n G 30. August 2015 um 23:33
Grandios zu lesender Artikel, muchas gracias!
king_cesc 30. August 2015 um 22:33
Wieso Spielverlagerung immer so geil ist?
Deswegen! Einer der Topartikel der Seite!