England gelingt die Überraschung gegen Deutschland
Nach 120 Minuten deutschen Anrennens gegen clevere Engländerinnen entscheidet der Underdog das Spiel um Platz 3 der Frauenfußball-WM in Kanada mit einem Elfmetertor in der Verlängerung für sich. Deutschland bleibt auch im kleinen Finale hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Dass zwei Pflichtspiele in Folge verloren wurden*, gab es bislang erst zweimal in der Historie der deutschen Fußballerinnen und diese Ereignisse datieren zurück zum Anfang der 90er Jahre. 1991 schied man im WM-Halbfinale in China 2:5 gegen die USA aus und musste dann auch im Spiel um Platz 3 gegen Schweden eine 4:0-Niederlage hinnehmen. Bei der EM zwei Jahre später in Italien wiederholte sich dieses Schicksal gegen den Gastgeber im Halbfinale. Italien gewann 4:3 im Elfmeterschießen (*, was de jure nicht als Niederlage zählt, sich aber gewiss wie eine anfühlte und auswirkte). Im kleinen Endspiel musste sich Deutschland dann Dänemark 3:1 geschlagen geben. Bis zum Samstagabend hatte Deutschland mit 18 Siegen und zwei Unentschieden zudem eine saubere Bilanz gegen das Team von der Insel. Doch haben Statistiken mit Blick auf das Potential, anhand ihrer die Zukunft zu deuten, das kleine, nicht zu vernachlässigende Manko, sich lediglich auf die Vergangenheit zu beziehen. Der walisische Trainer Mark Sampson war angetreten, die Geschichte des englischen Fußballs umzuschreiben. Mit der Bronzemedaille krönte sein Team eine großartige Turnierleistung.
England glänzt durch taktische Variabilität
England ist das Überraschungsteam dieser Weltmeisterschaft. Sampson formte aus einer durchschnittlich guten Truppe ohne Weltstars eines der flexibelsten Teams, das jedem Gegner mit einem spezifisch angepassten taktischen Plan begegnete. Sampsons England ist somit eine Art Mainz 05 unter Thomas Tuchel — ohne das Pressing. All das erreichte er, obwohl er zu Beginn der WM seit Beerbung Hope Powells im Traineramt noch keine 20 Spiele mit seinem Team bestritten hatte — und zwar nicht im Clubkontext, sondern bei der Nationalmannschaft. England überstand nicht nur die Gruppe mit Frankreich, Mexiko und Kolumbien, sondern gewann erstmals in der Geschichte ein K.o.-Spiel. Nicht nur das. Es schaltete Norwegen nach Rückstand im Achtelfinale aus und schmiss anschließend im Viertelfinale den Gastgeber Kanada aus dem Turnier. Erst beim amtierenden Weltmeister aus Japan war Schluss — und das auch nur unter äußerst unglücklichen Umständen.
Start-System von #ENG in der Übersicht: 4141 gg #FRA, 433 gg #MEX, 4312 gg #COL, #4411 gg #NOR, 4231 gg #CAN, 4141 gg #JPN und 541 gg #GER.
— Philipp Eitzinger (@PEitzinger) July 5, 2015
Auch gegen Deutschland hatte Sampson sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ähnlich wie die Defensive der Bayern-Frauen ließ er England mit einem Hybrid aus Dreier- und Fünferkette in der Defensive spielen. Vor Karen Bardsley im Tor bildete der Unglücksrabe aus dem Japanspiel, Eigentorschützin Laura Bassett, zusammen mit Jo Potter als linker und Kapitänin Steph Houghton als rechter Halbverteidigerin die erste Verteidigungslinie. In der Rückwärtsbewegung gegen den Ball reihten sich ballfern entweder die linke Flügelverteidigerin Alex Greenwood oder deren rechtes Pendant Lucy Bronze hinten mit ein. Beim eigenen Offensivvortrag hielten diese beiden in der deutschen Hälfte die Breite auf den Flügeln. Zusammen mit der Doppelsechs bestehend aus Fara Williams und Katie Chapman bildeten sie offensiv ein Vierermittelfeldband. Williams beackerte das defensive Mittelfeld als horizontaler Pivot allerdings häufig allein, während Chapman ihre Bewegungen ausbalancierte und sich mit eher vertikalem Aktionsradius auch in die Offensive einschaltete. Jill Scott und Karen Carney liefen in dieser 3-4-2-1-Formation als Achterinnen in den Halbräumen hinter der Sturmspitze Ellen White auf. Situationsbedingt rückten aber auch Scott und Carney mit ins Angriffsband auf.
Defensiv ergab sich bei England daraus eine 5-4-1-Aufteilung, die sich situationsbedingt auch als 5-2-2-1 bzw. in den seltenen Fällen des hohen Pressings als 5-1-4 darstellen konnte. Auf aggressives Pressing und schnelle Ballgewinne weit in der gegnerischen Hälfte oder zumindest im Mittelfeld schienen die Engländerinnen allerdings nicht aus zu sein und konnten von Deutschland somit ziemlich einfach umspielt werden. Eher fokussierten sich die Three Lionesses darauf, hinten auf der gesamten Breite Kompaktheit herzustellen und die deutschen Angriffswellen im defensiven Mittelfeld zu brechen wie es Schalke unter Di Matteo in der vergangenen Bundesligasaison tat. Durch Überzahl in der Innenverteidigung rückte immer wieder die ballnahe Halbverteidigerin aggressiv auf die Ballführende raus, um dort zu doppeln und zu Ballgewinnen zu kommen.
Deutschland rotiert viel, aber nicht radikal
Nach dem Ausscheiden der DFB-Elf im Halbfinale gegen die USA durfte mit einigen Rotationen in der Startelf im Team von Silvia Neid gerechnet werden. Einerseits hatten viele Stammspielerinnen zehrende Minuten in den Beinen, des Weiteren waren ihnen sowohl gegen Frankreich als auch gegen die USA mitunter die spielerischen Ideen ausgegangen. Das Herausspielen vielversprechender Torchancen war Mangelware gewesen. Darüber hinaus bot der vor Qualität nur so strotzende Kader hochwertige Optionen, um das Spiel der Deutschen mit Frische, Strategie und Spielwitz zu beleben. Zwar tauschte Silvia Neid fünf Spielerinnen des 4-2-3-1-/4-4-2-Systems im Vergleich zur Vorpartie aus — Babett Peter für Annike Krahn in der Innenverteidigung, Bianca Schmidt für Leonie Maier rechts hinten in der Viererkette, Melanie Behringer für Melanie Leupolz auf der Position neben Lena Goeßling im defensiven Mittelfeld, Sara Däbritz für Alexandra Popp auf dem linken Flügel sowie Lena Petermann anstelle von Anja Mittag als hängende Spitze — die ganz große Umwälzung blieb aber aus. Vermutlich sollte sich Nadine Angerer im Tor mit einem Erfolgserlebnis aus ihrer Nationalmannschaftskarriere verabschieden dürfen und Célia Šašić ihre Chancen auf den Gewinn der Torjägerkrone erhöhen. Die Aufstellung zeigte, dass Neid durchaus gewillt war, die zweite Reihe das Kaders zum Zuge kommen zu lassen. Dafür bietet ein kleines Finale den idealen Rahmen. Abschenken wollte sie das Spiel aber nicht und so blieb die Rotation etwas inkonsequent. Leonie Maier blieb draußen, Tabea Kemme musste trotz Jennifer Cramer als Option wieder ran. Auch Goeßling, Bartusiak und Laudehr, die insgesamt 5-6 Turnierspiele machten, blieben für Silvia Neid unersetzlich, was vermutlich nur im Falle von Laudehr der Tatsache entsprach.
Endlich Engen, Schnittstellen, Zentrum und Halbräume
Die Hereinnahme von Däbritz, Petermann und Behringer im Zusammenspiel mit Kemme und Laudehr zahlte sich sofort aus. Waren die Deutschen zuvor noch etwas fantasielos und vertikal angelaufen, spielten sie sich gegen England vom Anpfiff weg ins Angriffsdrittel und kamen zu guten Möglichkeiten. Das Aufrücken wurde ihnen zwar durch tief stehende Engländerinnen erleichtert, weswegen zu Beginn zuweilen auch die Innenverteidigerinnen den Ball über die Mittellinie trugen oder lange Bälle der Spieleröffnung dienten, das kombinative Eindringen in den Strafraum hätte erwartungsgemäß aber noch schwieriger werden müssen — und dennoch gelang es. Neben Laudehr, die zuvor mit Unterstützung der ausgezeichneten deutschen Außenverteidigerinnen die einzige war, die mal die Halbräume und Engen bespielte, stand mit Sara Däbritz nun eine zweite ballsichere Mittelfeldspielerin auf dem Flügel, die nicht nur Laufwege in den Halbraum machte und die Mitte überlud, sondern auch die Zentrale mit Ball am Fuß attackierte, in aussichtsreichen Situationen ins Dribbling ging, somit Gegnerinnen auf sich zog, was ihr wiederum Räume und Schnittstellen eröffnete, in denen sie Doppelpässe mit Petermann oder der reinkippenden Kemme spielen konnte. Während Šašić wieder sehr horizontal auf die Flügel pendelte und einige Schwierigkeiten in der Ballverarbeitung hatte, zeigte Petermann ihrerseits eine gute Ballbehandlung und ein gutes Auge für Kombinationen. Wie schon nach ihrer Hereinnahme gegen Frankreich bewies auch Behringer ihr strategisches Geschick. Neben ihren Standards waren ihre langen, vertikalen Flachpässe, mit denen sie in Umschaltmomenten zentral das englische Mittelfeld sezierte, statt den Ball auf außen zu geben, ein echter Zugewinn für das deutsche Spiel. Somit kam die DFB-Elf viel gefälliger und gefährlicher durchs Zentrum vors Tor als in den Partien zuvor. Eine Ein- bis Zweitoreführung schon zur Halbzeitpause wäre verdient gewesen. Fehlende Präzision beim letzten Pass oder Abschluss bzw. schlicht die Chancenverwertung verhinderten dies jedoch.
England offensiv: viel Biss, keine Klasse
Im Gegensatz zu Deutschland hatte England große Probleme, konstruktiv vors Tor oder überhaupt ins letzte Drittel zu kommen. Der Spielaufbau beschränkte sich auf lange Bälle mit der Hoffnung auf das Einsammeln der Loose Balls oder ein deutsches Foul mit anschließender Freistoßgelegenheit. Deutschland hatte England mit seinem 4-4-2 Mittelfeldpressing gut im Griff. Für die zwei deutschen Stürmerinnen bedeutete die Unterzahl gegen die Innenverteidigung eine gewisse Umstellung. Die ballfernere kümmerte sich um Bassett in der Mitte, die ballnahe Stürmerin übte Druck auf die jeweilige Halbverteidigerin aus. Insgesamt zeigte sich die Elf von Silvia Neid sehr engagiert im Verschieben und äußerst präsent beim kollektiven Gegenpressing auf die Ballführende. Bei langen Bällen Englands übernahm die deutsche Viererkette kollektiv Verantwortung für die drei Offensivkräfte White, Carney und Scott. Das defensive Vierermittelfeld schob weit vor und drängte den Rest Englands in deren eigene Hälfte, womit der englische Angriff vom Rest seiner Mannschaftsteile abgeschnitten war. Bei ruhenden Bällen für England agierte Deutschland mit klaren Gegnerzuteilungen. England stand insgesamt im eigenen Angriff zu tief und konnte sich dem deutschen Defensivdruck nur schlecht erwehren. Die Lücken zwischen Mittelfeld und Angriff waren zu groß, viele Fehlpässe und Unsauberkeiten verhinderten ein Ausnutzen der wenigen Möglichkeiten. Auch das Umschaltverhalten war eher mangelhaft und die Staffelungen beim Rausrücken zu defensiv, um systematisch für Torgefahr zu sorgen.
Wenngleich England im Pressing keinerlei Zugriff entfalten konnte, so legte es dennoch eine gehörige Portion an Giftigkeit bzw. Bissigkeit an den Tag und ging dabei über die Grenzen des Erlaubten und der Fairness hinaus: Reihenweise Rempler und Schubser, die nur auf die Gegnerin und nicht den Ballgewinn abzielten, ergänzt durch geschundene Freistöße waren keine Ausnahme, da Schiedsrichterin Ri Hyang Ok es versäumte, ein solches Verhalten frühzeitig mit gelben Karten zu ahnden. Somit war das Spiel von vielen Fouls und Nickligkeiten geprägt. Es ist keine allzu gewagte Behauptung zu sagen, dass sich Sampsons Team hierbei wesentlich cleverer und abgebrühter anstellte als die brave deutsche Elf. Gravierendste Folge dessen war der Elfmeter in der Verlängerung, bei dem die eingewechselte Lianne Sanderson den Kontakt im Strafraum sucht und sich bei Kemme einhakt, die es dann verpasst, die Arme wegzulassen: Elfmeter und Siegtor für England. Gut möglich, dass der wirklich herausragend gut spielenden Kemme in dieser Situation die geistige Frische gefehlt hat.
Suboptimale Wechsel
Kemme hat es nicht an Leistung und Einsatz gefehlt, aber im sechsten WM-Spiel, dem zweiten in der Verlängerung, kann man schonmal etwas ausgepumpt sein. Doch Neid ließ sie ebenso drinnen wie Lena Goeßling. Auch Goeßling zeigte eine anständige Partie, im Gegensatz zu Behringer brachte sie aber keinerlei neue oder konstruktive Impulse. Dass sich dies über die Länge des Spiels noch ändern uns sie sich steigern würde, war nicht zu erwarten gewesen. Dennoch musste Behringer zur zweiten Halbzeit gehen, während Goeßling blieb. Diese Entscheidung wird noch weniger nachvollziehbar, führt man sich vor Augen, dass zwischen Behringer und der eingewechselten Melanie Leupolz blindes Verständnis herrscht, da sie im Verein eines der besten und konstruktivsten Sechserpaare der besten Liga der Welt abgeben. Ein Bonus, auf den Neid offenbar verzichten konnte.
So musste Deutschland auch das letzte WM-Spiel trotz großer Überlegenheit einigermaßen unglücklich verloren geben. Man braucht keinesfalls einstimmen in die Abgesänge auf den deutschen Frauenfußball. Bei einer WM als Vierter abzuschließen, ist achtbar und kann auch einem Titelaspiranten passieren. Es bleibt dennoch der schale Nachgeschmack, dass einerseits mehr drin gewesen wäre und das Potential dieses Teams nicht ausgeschöpft wurde, während inhaltliche Kritik andererseits reflexartig vom DFB-Immunsystem abgetötet wird, statt sich von ein paar Ideen infizieren zu lassen.
25 Kommentare Alle anzeigen
ZY 6. Juli 2015 um 22:28
2007 erinnere ich mich an Laudehr als Teil der Doppelsechs. 2011 hat sie da, neben Kulig, ebenso gespielt. Wann kam denn da der Umbruch, mit dem Wechsel auf die rechte Seite? Habe ich irgendwie verpasst…
HW 7. Juli 2015 um 08:27
Ich glaube die erste Idee war, dass man bei den ganzen Spielerinnen die in den Strafraum ziehen auch jemand wollte der einfach den Flügel beackert. Ich weiß nicht mehr wann ich das zum ersten mal gesehen habe.
Gatling 7. Juli 2015 um 14:32
wann der Wechsel von Laudehr vor dem Turnier von statten ging weiß ich auch nicht, aber Laudehr fiel mir schon spätestens nach dem zweiten Spiel gegen Norwegen auf. Im defensiven Mittelfeld – übrigens auch bei der missglückten 2011 WM – sorgte sie immer für ein paar klare Zeichen an Ihre Mitspielerinnen, taktische Fouls, gelbe Karten Fouls, reden mit den Mitspielerinnen, sie war eine die nie aufgab und das strahlte sie auch auf dem Platz aus. In diesem Turnier fand ich sie seltsam zurückhaltend, keine Ahnung was der Grund war, falsche Position mit Rechtsaußen, persönliche Schaffenskrise, Zenit vlt. überschritten (wird demnächst 29, was aber immer noch nicht alt ist)
dummkopf 7. Juli 2015 um 18:56
Laudehr hatte einen Kreuzbandriss. Als sie zurückkam war sie nicht ganz so fit. Doppel6 in der N11 Goessling/Kessler. Im Verein wurde sie zunächst erst als AV und IV gebraucht. In der N11 eben irgendwo nach rechts gestellt. Ist erst dieses Jahr wieder gut in Form gekommen. Als 6 eine athlet. Zweikämpferin, aber weniger gutes Stellungsspiel und im Spielaufbau sehr verbesserungsfähig.
dummkopf 7. Juli 2015 um 19:33
Nee, in der N11 wurde sie sogar zuerst nach links aussen gesteckt. Wenn ich mich recht erinnere hat sie da das EM-Endspiel gemacht. Da wo heute Popp spielt. Behringer wurde da auch schon mal auf den Flügel verfrachtet. Man muss das flexibel sehen.
Popowei 6. Juli 2015 um 21:58
Nur soviel: Ich habe viele Spiele gesehen, alle Deutschlandspiele, und kann folgendes festhalten: Wenn eine Mannschaft mit dem mit Absatnd besten Kader so taktisch kläglich auftritt, dann liegt es NUR an der Trainerin.
Wie man es besser macht? Aber da sieht man, was eine gute Trainerin ausmacht: Jill Ellis hat im Laufe des Turnieres erkannt, dass Abby Wambach den Spielfluss störte, nahm sie heraus, zog Lloyd vor und spielte statt eines starren 4-4-2- ein variables, asymmetrisches 4-1-4-1. Und siehe da, eine Mannschaft, die individualtechnische die schwächste US-Auswahl seit 1999 war, steigerte sich von Spiel zu Spiel, um am Ende taktisch zu brillieren.
PS: „Suboptimale Wechsel“? Nein, miserabler Wechsel
dummkopf 6. Juli 2015 um 20:27
Meine Meinung zur taktischen Trainerqualität von Neid war noch nie sonderlich positiv, vorsichtig ausgedrückt. Allerdings hat sie sich das etwas verbessert. Und insbesondere seit ich die Alternativen sehe (nicht nur Jones), bin ich nicht überzeugt, ob da evtl Regen und Traufe …
Zudem schwirren da sehr unsachliche Argumente durch die Gegend zur Zeit, die natürlich sowieso nicht zielführend sind. Leider ist mE Neid zu unsicher, und hört daher zuviel auf falsche Berater.
Ist aber interessant, dass dieser Artikel sehr viele persönlich wertende Einschätzungen zur Leistungsstärke der Spielerinnen erhält, wo andere desriptiver bleiben.
Passend dazu zum erstenmal leider ein Anflug von „wenn wir verlieren ist der Schiri Schuld“. Und unsere Liga ist die Beste. Und Sampson ist toll, weil England Dritter. Ist dann Ellis die beste Trainerin auf der Welt? Wirkt diesmal alles insgesamt etwas mehr Richtung Boulevard also. Passend dazu erkenne ich bei den persönlichen Wertungen hier auch sehr starke Nichtübereinstimmungen. Auch das eine starke Warnung an alle, dass es allzuleicht nach Neid eben auch schlechter werden könnte statt besser.
„Die Hereinnahme von Däbritz, Petermann und Behringer im Zusammenspiel mit Kemme und Laudehr zahlte sich sofort aus“.
Ich versuche, ein Spiel immer so neutral wie möglich zu sehen, um es nicht evtl Voraburteilen anzupassen. Bei mir muss es auch nicht unbedingt D sein. Ich bin da eher verstaubt, bei mir darf es der bessere sein, der gewinnen möge. Und da hat es sich vllt nicht unbedingt so dargestellt, dass sich etwas ausgezahlt hat. 120 Minuten Anrennen würde ich es auch nur schwer nennen. Ich sah das Spiel eindeutig schwächer als gg Schweden oder Norwegen. (als gg FRA u USA sowieso)
Auf dieser Erkennnis basierend kann man dann die Frage nach dem warum stellen. Und da muss man vielleicht nicht zwangsweise sagen, dass es pauschal alleine an den neu Hinzugekommenen lag, dass D schwächer war.
Mein Versuch:
https://football11women.wordpress.com/2015/07/05/england-germany/
HW 7. Juli 2015 um 08:21
Ein Spiel um den dritten Platz, so nett es auch anzuschauen sein mag, ist kaum einer Analyse würdig.
England war besser und das hatte seine Gründe. Aber der einzige Effekt dieses Spiel ist psychologisch und das auch nur minimal. Die Verarbeitung der Halbfinalniederlage wird erleichtert. Welche Spielerin denkt schon noch in ein paar Monaten an dieses Spiel? Im Kopf bleibt das Halbfinale.
Außerdem ist dieses Spielergebnis für beide Teams richtig. Nehmen wir mal den umgekehrten Fall, Deutschland gewinnt gegen England. Man ist weiterhin im Halbfinale gescheitert und hat mittelmäßigen Fußball geboten. Aber man geht mit dem Sieg im letzten Spiel und hat vielleicht kurz ein gutes Gefühl. Ein Gefühl, dass vielleicht den Gedanken wachsen lässt: „Eigentlich waren wir nicht so schlecht. Gegen die USA hat es an dem Tag einfach nur nicht gepasst.“ Und die Folge sind dann vielleicht nur halbherzige Veränderungen.
Die Engländer dagegen haben wirklich ein gutes Turnier gespielt und wäre bei einer Niederlage zu unrecht enttäuscht.
Da England aber gewonnen hat, gehen sie mit dem guten Gefühl, das auch ihrer Turnier Leistung entspricht. Und Deutschland braucht nicht lamentieren und über etvt. ‚Ausrutscher‘ spekulieren. Man wurde am Ende zweimal verdient und spieelrisch deutlich geschlagen und damit wird der Handlungsbedarf
HW 7. Juli 2015 um 08:23
Wieder versehentlich auf ’senden‘ getoucht.
… damit wird der Handlungsbedarf deutlich.
dummkopf 7. Juli 2015 um 19:28
Im Fussball ist es doch häufig so. Verlieren ist eigentlich oft besser. Dann merkt man, dass man nach Verbesserungen suchen muss. In den Natios und den Vereinen. Der Jubel erstickt oft die Verbesserungs-Chancen auch bei Siegen.
In England ist der Hype riesig. Da wäre eine Niederlage auch besser gewesen.
Ob die Niederlagen in D etwas bewirken? … ? … ?
War nach der letzten WM nicht viel zu spüren, obwohl es da noch mehr zu verbessern gab.
Ich sehe leider im FF auch wenig Experten, die da fachlich etwas anschieben könnten. In der Fangemeinde gibt es auch extrem wenig Fachleute beim FF. Von der Buli kommt daher sowieso nichts (ausser höchstens manchmal sogar extremer Quark) Und vom dfb intern???
Wenn du Wolfsburg wärst, und du bräuchtest jemand für die Frauen, sportlich oder im Verwaltungsbereich oder wo auch immer, würdest du sicher keine(n) wechseln lassen, die du bei den Männern als wichtig ansiehst oder? Oder würdest du, wenn dir da eine(r) auffällt, den evtl bei entsprechender Gehaltsaufstockung zu den Männern stecken?
Welcher talentierte und vernünftige Mensch geht denn in den Frauenbereich statt zu den Männern? Nicht nur Trainer, auch Manager, Physios, …. Jemand hat das mal als Resterampe bezeichnet. Sicher übertrieben, aber …
Wo keine Reformer, da keine Reform.
Deshalb bin ich eben auch nicht so sicher, ob das überhaupt besser wäre ohne Neid. Aber da springen genug rum, die wohl sogar gewaltig schlechter wären.
HW 8. Juli 2015 um 08:27
Ist natürlich richtig, dass finanziell der Frauenbereich für Trainer und Manager weniger attraktiv ist als die zweite oder sogar dritte Liga der Männer.
Aber gerade Bayern und Wolfsburg zeigen, dass ein Männerverein seine Kompetenz bei seiner Frauenabteilung gut nutzen kann. Es geht ja nicht nur um die finanziellen Vorteile dieser Clubs, sondern auch um die Erfahrung im Bereich Spielerbeobachtung, Mannschaftsführung usw. Und man kann Trainertalente dann nicht nur bei der U-19, sondern auch bei den Frauen ‚ausprobieren‘. Für Trainer kann es also interessant sein einen Job z. B. bei den Frauen des VfL zu übernehmen, weil dort als Cheftrainer noch Aufstiegschancen im Verein vorhanden sind. An der Durchlässigkeit muss vielleicht noch gearbeitet werden, aber das braucht Zeit. Und sich Deutscher Meister bei den Frauen zu nennen ist mindestens so schön wie U-21 Trainer in der dritten Liga zu sein.
Wenn wir traditionelle Frauenfußballverein wie Potsdam und Frankfurt anschauen, dann ist dort auch wegen des Enthusiasmus der handelnden Personen Entwicklungswille vorhanden. Wenn es denen ums Geld ginge wären die doch nie im Frauenfußball angefangen.
Das kann natürlich jemand als Resterampe bezeichnen. Nur stellt er damit die ganze Fußballstruktur in Deutschland schlecht dar. Jeder weiß, dass der Frauenfußball finanziell und auch strukturell nicht mit der ersten Liga vergleichbar ist. Aber ist die Arbeit dort deswegen schlecht? Ist der Fußball schlecht? Ist die Befriedigung die Aktiven haben wenn sie vom Trainingsplatz gehen nur eine Illusion? Resterampe… Die sehen wir auch bei Sky, RTL und der ARD wenn sich neben dem Moderator ein Ex-Profi einen Haufen Geld abholt weil er in der ersten Liga nicht gleich den Chefposten bei Bayern bekommen hat und kein Bock hatte sich in einer unteren Klasse auf die Bank zu setzen.
Und trotzdem haben diese Vereine Trainer und Physios. Auch Ex-Profis, die es machen weil Fußball ein wichtiger Teil ihres Lebens ist.
Wer Begriffe wie Resterampe benutzt um 99% aller aktiven im deutschen Fußball und 75% der aktiven im Profifußball zu bezeichnen, der sollte mal seine Wortwahl überprüfen. Es geht nicht alleine ums Geld.
dummkopf 8. Juli 2015 um 13:18
Ich weiss nicht mehr, wer das mit der Resterampe war. Irgendein Frauenfussballablehner. Ist auch schon ein Weilchen her, und sicher keine Wallung wert …
Aber man muss die Auswirkungen schon sehen. Und die hat auch nichts mit der Fussballstruktur in ganz Deutschland zu tun. Es gibt in ganz D 12 Stellen für FF-Trainer (+vllt ein paar in Liga 2 oder als Co). Ein U21 Trainer in der dritten Liga hat, wenn er da gut ist ganz andere Aussichten. Und wenn es nicht klappt wenigstens mehrer hundert alternative Stellen. Ein Ex-Trainer des TopFrauenClubs FFC ist jetzt bei der U16 von Kaiserslautern gelandet. Und sicher sehr froh. Und weil er dort Kontakte hatte weil er vorher schon einmal da war. Die Quali der U16 Trainer von Buli-Vereinen ist mit denen der Frauen-Buli wohl nicht einmal annähernd zu vergleichen, obwohl es da sicher auch bei den U16s hier und da Ausreisser nach unten gibt. Das sind aber heiss umkämpfte Posten. Für die Frauen-Buli lässt sich da oft fast gar niemand finden. Ausser vllt bei 2 Vereinen in D.
Ich mag wirklich hier nicht anfangen wie dubios die Trainerposten in der Frauenbuli besetzt wurden. Das hört sich manchmal allzu bizarr an.
Das ist im Management-Bereich wohl eher noch krasser … Manche wie Jena können sich da fast gar niemand hauptamtlichen leisten soviel man am Rand mitbekommt. Bei anderen ist dann der Co-Trainer gleichzeitig noch für den Verwaltungsbereich zuständig etc. So ganz genau weiss ich das aber auch nicht. Da wird sich bei Buli-Spielen auch schon mal auf der PK beschwert, dass der Rasen nicht richtig gemäht war …
dummkopf 8. Juli 2015 um 13:20
Wenn man das dann durchliest …
Es gibt natürlich in der Frauen-Buli sicher auch Ausreisser nach oben an Trainern und (anzunehmenderweise) auch Managern …
HW 8. Juli 2015 um 16:05
Das sind aber hauptsächlich finanzielle Gründe. Schau dir die Budgets an und vergleiche die mit anderen Sportarten und du wirst sehen, dass die Frauenbundesliga finanziell hinter anderen Sportarten zurücksteht und gleichzeitig den Konkurrenten Männerfußball hat, der fähige Trainer und Manager ‚absaugt‘. Das sind zwei Seiten einer Medaille. Die Frauen profitieren im Verband, in den Vereinen und wohl auch in der Vermarktung von der Erfahrung und den Strukturen der Männer. Durch den Männerfußball gibt es doch überhaupt erst viele Trainer die auch für die Frauen in Frage kommen. Aber sie müssen sich auch gegen die Männer behaupten, was mit wesentlich geringeren Finanzmitteln schwierig ist.
Da sollte man aber nicht meckern, sondern die Chancen nutzen und das beste draus machen.
LVG 6. Juli 2015 um 14:14
Super Artikel dass Fazit trifft es leider so schwer mir das fällt zuzugeben sehr gut, man stelle sich vor was Mark Sampson aus dieser deutschen Mannschaft herausgeholt hätte.
Auch finde ich hat man sehr schön gesehen wie viel alleine schon eine Däbritz dem deutschen Spiel gut getan hat. Warum man allerdings nicht auf einen Bayern Blog gesetzt hat verstehe ich nicht und wenn man schon Gößling auf dem Platz haben will warum nicht als IV.
„Der Spielaufbau beschränkte sich auf lange Bälle mit der Hoffnung auf das Einsammeln der Loose Balls oder ein deutsches Foul mit anschließender Freistoßgelegenheit. Deutschland hatte England mit seinem 4-4-2 Mittelfeldpressing gut im Griff.“ Hier sehe ich das ganze etwas anders gerade in den ersten 30 Min gab es meiner Meinung doch viele schöne Befreiungen aus dem Pressing und sehr gute einstudierte Aufbauvarianten von England damit sah das in vielen Phasen schon deutlich besser aus als das was Krahn/Peter/Bartusiak und die abkippende Gößling so im Turnierverlauf gespielt haben. Dass auch viele lange Bälle dabei waren war meiner Meinung 1 individuell aufgrund der Spielerwahl insbesondere von Houghton und 2 wegen des deutschen Pressing bedingt welches gerade durch Petermann einiges an Direktheit und Zugriff gewonnen hat.
DAF 6. Juli 2015 um 12:55
„Es bleibt dennoch der schale Nachgeschmack, dass einerseits mehr drin gewesen wäre und das Potential dieses Teams nicht ausgeschöpft wurde, während inhaltliche Kritik andererseits reflexartig vom DFB-Immunsystem abgetötet wird, statt sich von ein paar Ideen infizieren zu lassen.“
DFB – Immunsystem trifft es ganz gut. Ich würde nämlich gar nicht mal sagen, dass wir hier ein explizites Problem des Frauenfußballs haben. In meinen Augen ist es generell ein Fehler des DFB, dass sie Trainerposten quasi an besonders verdiente „Familienmitglieder“ – sprich ehemalige Nationalspieler vergeben – ohne auf Kompetenz und Erfahrung im Trainerberuf zu achten. Dieses Problem betrifft die Frauen wie die Männer, was darauf hindeutet dass der Fehler hier auf der höchsten DFB – Ebene liegt. Beispiele aus den letzten Jahren: Klinsmann, Hrubesch, Neid und jetzt Jones. Alle hatten wenig bis keine Trainererfahrung auf Profiebene, waren aber renommierte Exspieler. Klinsmann war zum Glück klug genug, sich mit Löw einen taktisch ganz guten Co – Trainer anzulachen. Dieser hatte sich dann offenbar ein ausreichendes Standing im DFB verschafft, um nach Klinsmanns Rücktritt die Ausnahme von dieser Regel zu werden – was ein Glücksfall für die N11 ist. Aus diesem Grund kann Löw für mich auch gar nicht lang genug bleiben, obwohl ich kein uneingeschränkter Fan von ihm bin. Angesichts des Vorgehens des DFB bei Trainerfragen fürchte ich nach Löw Schlimmes – nämlich dass ein unerfahrener Ex – Nationalspieler à la Ballack oder Scholl (nichts gegen die beiden, sind beliebig gewählte Beispiele) neuer Nationaltrainer wird.
Diesen Sommer haben bislang drei DFB – Teams bei internationalen Turnieren gespielt – die Frauen, die U21 – Junioren und die U19. Auf alle drei trifft das obige Fazit zu, dass „mehr drin gewesen wäre und das Potential dieses Teams nicht ausgeschöpft wurde“. In allen Fällen haben die Trainer für mich eine große Mitverantwortung daran. Trotzdem dürfen wahrscheinlich alle weitermachen. Da liegt der Verdacht von Klüngeln wirklich sehr nah…
oecher 6. Juli 2015 um 15:50
Klinsmann halte ich ganz und gar nicht für einen Fehler: Ganz im Gegenteil! Der damalige Umbruch ging m.E. nur mit jemand, den ähnlich wie Beckenbauer eine gewisse Aura umgibt und der mit den Medien umgehen konnte. Gleichzeitig konnte er seine Mannschaft motivieren und war nicht beratungsresistent. Sehe nicht, was man ihm vorwerfen kann.
Dass er dann später zu Bayern ging, bzw. von denen geholt wurde, das hielt ich für beide Seiten für riskant.
Anders gesagt: Wenn Löw damals schon Cheftrainer gewesen wäre, dann bin ich ziemlich sicher, dass er sich nicht bis zur WM 2006 hätte halten können und das reinste Chaos ausgebrochen wäre. (Alles hypothetisch…)
HW 6. Juli 2015 um 19:11
Ich glaube die Kritik gegen Neid und andere ist ergebnisabhängig und situationsunabhängig. 2011 gab es eine ähnliche Kritik, wird aber ein Titel gewonnen ist alles gut. Ob das Team überhaupt in der Verfassung war den Titel zu holen wird ignoriert. Klinsmann war schlussendlich nicht dafür da Titel zu holen, sondern den Laden auf links zu drehen. Die Mannschaft war 2006 nie in der Lage den Titel zu gewinnen.
Ich denke es gibt tatsächlich die von Neid angesprochenen kurzfristigen Faktoren wie die relativ kurze Vorbereitung in der Defizite nicht aufgearbeitet werden konnten. Sowas muss zukünftig vermieden werden.
Aber auch die Kritik der Bundesligatrainer ist nicht falsch, wir haben hier ähnliche Töne angeschlagen. Nur muss ein Bundesligatrainer diese Kritik persönlich mit der Bundestrainerin austauschen. Die Kommunikation muss verbessert werden, egal wer Trainer ist. Auch von der Bundestrainerin. Nach dem Turnier die Fitness anzunehmen zeigt nur einen Beißreflex und keine Souveränität. Sie hätte das schon viel früher direkt mit den Vereinen besprechen müssen.
Wir als Außenstehende können öffentlich meckern. Die Trainer sollten sich aber nicht über die Medien äußern.
DAF 6. Juli 2015 um 19:48
@oecher „Klinsmann halte ich ganz und gar nicht für einen Fehler“
Das hab ich doch auch gar nicht behauptet… ^^
@HW: „Ich glaube die Kritik gegen Neid und andere ist ergebnisabhängig und situationsunabhängig. 2011 gab es eine ähnliche Kritik, wird aber ein Titel gewonnen ist alles gut.“
Nö, es geht darum wie die Mannschaft spielt. Bei der EM 2012 zB fand ich die Kritik völlig überzogen. Aber findest du, dass Neids Team bei diesem Turnier guten Fußball gespielt hat? Ich hab das Ausscheiden gegen die USA leider nicht sehen können, aber sind wir doch mal ehrlich: nur dank Glück und Angerer ist man nicht schon gegen die deutlich stärkeren Franzosen ausgeschieden
HW 6. Juli 2015 um 19:55
So meine ich das nicht. Ich denke die Kritik wir wesentlich leiser, wenn man zwar genauso spielt aber das Finale erreicht oder sogar den Titel holt.
Ich erinnere mich nicht. Aber haben wir nach der letzten EM auch so gemosert oder war das Team damals viel besser?
Die Trainer müssen sich zusammensetzen, über die Medien kann man sowas nicht machen. Es geht darum gemeinsame Lösungen zu finden. Alle wollen doch gesunde und fitte Spielerinnen.
HW 6. Juli 2015 um 20:02
PS
Neid kann sich dann natürlich auch vorwerfen lassen, dass sie versucht Powerfußball mit einer ausgepowerten Mannschaft zu spielen. Aber die Spielweise ergibt sich nicht erst in der sehr kurzen Turniervorbereitung. Daher hätte im Vorfeld mit den Spielern und deren Trainern geklärt werden müssen was im Bereich Fitness erwartet wird.
(Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass nicht jede Spielerin Vollprofi ist. Manche sind ‚Halbtags‘ was anderes und da kann es schwer sein sich auf mehrere Saisonhöhepunkt fit zu machen wenn man durch Verletzungen zurückgeworfen wird.)
Gatling 6. Juli 2015 um 12:21
„während inhaltliche Kritik andererseits reflexartig vom DFB-Immunsystem abgetötet wird, statt sich von ein paar Ideen infizieren zu lassen.“
ja, das trifft es leider sehr gut. Das Thema Weiterentwicklung schläft unter Neid spätestens seit 2011. Das kommende Jahr inkl. Olympia sehe ich mittlerweile als verlorenes Jahr – weil Neid bis dahin weiterhin Trainerin ist. Sie wird nach zehn Jahr als Bundestrainerin nicht auf einmal den Stein der Weisen entdecken und wie durch Zauberhand die Mannschaft signifikant weiterbringen.
Stagnation – das ist der Zustand der dt. Frauen-Elf schon seit Jahren. Im Frauenfußball ist dieser Zustand noch gravierender als etwa im Männerfußball – weil das Tempo in dem sich andere Nationen weiterentwickeln höher ist. Ergo ziehen sie schneller an den dt. Frauen vorbei oder tauchen auf gleicher Höhe auf.
Ich hab mittlerweile die Einstellung, dass es gut wäre wenn Neid und die Elf bei Olympia krachend scheitern würde. Nur so wäre Jones danach endlich in der Pflicht einige wesentliche Themen umzukrempeln und Neuerungen einzuführen.
oecher 6. Juli 2015 um 12:34
Ist natürlich ein bitteres Fazit. Aber ich fürchte die Einschätzung ist richtig.
JLE 6. Juli 2015 um 13:31
Die Kommentare zum DFB/Trainerbesetzung/ Neid teile ich. Eigentlich bräuchte es ja gar kein krachendes Scheitern bei Olympia, da ja ohnehin die Stabübergabe an Jones ansteht. Aber diese Besetzung spricht leider Bände. Ich gebe ihr gerne eine Chance. Ich sehe zwei Konstellationen, unter denen sie sogar erfolgreich sein könnte. 1. Naturtalent. 2. Top-Managerin, die sich mit Experten umgibt, an diese delegiert und deren Know-how sie zu nutzen weiß. Aber wie kann eine Organisation wie der DFB es in dieser Personalentscheidung darauf ankommen lassen, obwohl es eine hervorragend ausgebildete Trainerin wie Voss-Tecklinburg gibt? Man ist wirklich zur Stagnation verdammt. Erstmal geht es mit Neid „weiter“ bzw. eben nicht. Dann darf eine Amateurin ran. Der Top-Kader, den wir jetzt haben, wird an Erfahrung zulegen und sehr wahrscheinlich wieder erfolgreich sein. Die Katharsis bleibt aus und wir verschenken fünf bis zehn Jahre. Top-Aussichten.
Zukurzpass 6. Juli 2015 um 13:31
Hab schon nach kurzer Zeit abgeschaltet. Schiedsrichterinnen“leistung“ als spielbestimmendes Element auch für das taktische Konzept – andererseits wurde mir die zu häufige Einblendung der Trainerinnen lästig.
Stimme dem Fazit zu, solange Sylvia Neid für die Mannschaft zuständig ist, gibt es keine Weiterentwicklung. Beispielsweise durfte Nadine Angerer ungeachtet der bisherigen Erfolglosigkeit weiter hohe Bälle nach vorne schlagen, gerade in diesem Spiel gegen ebenfalls kopfballstarke Spielerinnen Unfug, weil auch die zweiten Bälle nicht erobert werden konnten. Außerdem, wenn der Gegner das Mittelfeld herschenkt, brauch sich niemand beeilen nach vorne zukommen, da sollte eher versucht werden, sich den Gegner zurecht zulegen also auszuspielen. Dazu müßte aber von der Bank eine Absage an die hohen Bälle zugunsten sicherer Bälle erfolgen. So fing man sich regelmäßig weite, laufintensive Bälle in die eigene Hälfte ein. Frau Neids Konzept mit 6 intensiven Spielen bei einem WM-Turnier in Anschluß an eine kraftraubende Meisterschaftsrunde war doch schon 2011 nicht aufgegangen. Gut, sie hat wohl nicht mehr so sehr Krafttraining in der Vorbereitung veranstaltet (sh. Film 11Freundinnen), aber kann man in den Vorrundenspielen, auch wenn sie dann etwas langweiliger sind nicht auch mal an die KO-Runden denken. Ich schau auch gerne mal, die Verwaltung eines Ergebnisses, da haben die Engländerinnen vorher super gezeigt, was an der Eckfahne alles möglich ist – auch mit begrenzten Mittel.