Blick über den Tellerrand – Folge 25

Mit der 25. Ausgabe feiert der Blick über den Tellerrand ein kleines Jubiläum. Mit dabei: Das französische Ligapokal-Finale, ein Schützenfest im spanischen Pressing-Duell, die J-League und einige Talente aus der Ajax-Schule.

Spiel der Woche I: Bastia – PSG 0:4

blick über den tellerrand 25 bastia-psgIm Finale der Coupe de la Ligue wollte der SC Bastia den Favoriten von PSG ärgern und mit dem Titelgewinn in die Europa League einziehen. Durch die passive, nach hinten etwas unverbundene Ausrichtung der Stürmer im defensiven 4-4-2 der Korsen konnte PSG über die herausgehenden Mittelfeldakteure, insbesondere Mautuidi links, immer wieder simpel aus den Halbraumlücken vor der gegnerischen Mittelfeldlinie eröffnen. Dafür kreiste Rabiot durch die Räume, die Achter agierten etwas tiefer und zusätzlich ließen sich auch Ibrahimovic oder Pastore weit fallen. Insgesamt agierten die Pariser aber wenig zielstrebig in ihrem Rhythmus, erzeugten durch diese Bewegungen nur inkonstante Präsenz vorne und waren in ihren strategischen Pass- und Raumorientierungsentscheidungen etwas zu willkürlich und individualistisch veranlagt.

Trotz ihrer sehr kontrollierten Leistung konnten sie daher gewisse Probleme bei Bastia zunächst nicht so aufdecken, wie das möglich gewesen wäre. Die Korsen, bei denen der jeweils ballnahe Sechser immer wieder etwas herausrückte, hatten zwar einzelne gute Aspekte wie die leichten Asymmetrien der Außen, von denen der ballferne Akteur – gerade Palmieri – horizontal gut mit einrückte und der andere sich auch mal etwas tiefer nach hinten bewegte, oder die zahlreichen antizipativen Herausrückbewegungen der hinteren Akteure, um den Sechserraum zu füllen. Doch daneben gab es auch einige Schwachpunkte, die sich insbesondere bei der Szene vor dem 0:1 zeigten. Die teilweise etwas zu mannorientierte letzte Linie wurde von einem direkten Pass in die Spitze samt Ausweichen Ibrahimovic´ aufgerissen und ermöglichte Lavezzzi, das Foul im Strafraum zu ziehen – Elfmeter und eine zu harte Rote Karte, worauf ein 4-4-1 folgte.

Zudem war die horizontale Kompaktheit und Kohärenz innerhalb der Mittelfeldlinie beim Verschieben problematisch. Einige Male ließen die beiden ballferneren Akteure hinter ihren ballnah versetzten Kollegen zu große Anschlusslücken, wodurch sich PSG diagonal in den Halbraum spielen konnte. Anschließend zog sich Bastia einige Male noch ordentlich zusammen, doch hätte PSG mit mehr Konsequenz und konstanter geschärften Abläufen in ihren Bewegungsmustern mehr daraus machen müssen. Die etwas lässige, improvisierte und undefinierte Positionierungsart des Teams wirkte teilweise suboptimal. Mit der Führung im Rücken und in Überzahl hatten sie jedoch alle Trümpfe in der Hand und nutzten die zunehmende Zugriffslosigkeit Bastias, um einzelnen öffnenden Zuspielen Effektivität zu verleihen. Ohnehin gehören Schnittstellenpässe auf die nachrückenden Außenverteidiger zu ihren Spezialitäten, die sie diesmal etwas zu häufig suchten, die aber kurz vor der Halbzeit trotzdem das vorentscheidende 0:2 einleiteten.

Defensiv agierte PSG grundsätzlich in einem 4-1-4-1-haften Pressing, zeigte sich aber wechselhaft und etwas unstrukturiert. Die vorderen Akteure nahmen sich entweder grundsätzlich oder im Zurückschieben einige Pausen und sorgten damit ohnehin schon für eine situationsbedingte Wechselhaftigkeit im Defensivspiel. Zudem wirkten die variablen und vielseitigen Herausrückbewegungen der Achter etwas improvisiert, für die wiederum manchmal ein Außenstürmer die Position übernahm, und die Staffelung der Angriffsreihe auch dadurch unbeständig. So kam Bastia zumindest im ersten Quartal des Matches – bis zur Unterzahl – vor allem über den zurückfallenden Gillet zu Zeit am Ball und durch sich zufällig mal öffnende seitliche Lücken auch zu einigen Ansätzen. Über links demonstrierten sie gute spielerische Szenen mit den überladenden Palmieri, Boudebouz und Danic, die sich kombinativ zeigten, engagiert bewegten und aus diesen Bereichen diagonal zum Tor zu ziehen versuchten. So stifteten sie einige Male Unruhe, ohne dass gegen PSGs starke Endverteidigung jedoch gefährliche Abschlüsse herausgesprungen wären. Nach dem Seitenwechsel passierte praktisch nichts mehr und die Hauptstädter brachten den Erfolg souverän über die Runden, wobei sie sogar in der Schlussphase durch einen Cavani-Doppelpack noch erhöhen konnten.

Spiel der Woche II: Celta de Vigo – Rayo Vallecano 6:1

Für diese Partie ein Dank an Kollege RM für Meinungen, Hinweise und Ergänzungen!

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Grundformationen vor der Umstellung

Das Duell zwischen Celta de Vigo und Rayo Vallecano, in gewisser Weise auch ein Hipster-Match, versprach aufgrund zweier pressingverrückter, teils weiträumiger und nicht nur taktisch, sondern speziell auch offensiv interessanter und starker Teams eine packende Angelegenheit zu werden. Die Hausherren wichen von ihrer gewöhnlichen 4-3-3-Formation ein wenig ab, nahmen einen Mittelfeldmann für einen zusätzlichen Offensivakteur heraus und agierten in einer teilweise schiefen 4-2-3-1/4-3-3-Schubformation mit nach außen rochierendem Orellana. Der Start gegen die mit Dreierkette antretenden Gäste aus dem Hauptstadt-Vorort war jedoch enttäuschend: Nach einem Ballverlust zeigte Trashorras starke Ballbehauptung und ein gutes Dribbling, setzte die sehr präsente Angriffslinie der Gäste, die sich durch viele aktive Bewegungen im Offensivdrittel auszeichneten, in Person des vorstoßenden Embarba ein, dessen Flanke das 0:1 vorbereite – nach nicht einmal einer halben Minute.

Auch danach blieb Rayo anfangs gefährlich, da sie mit ihren vielen aufrückenden Leuten für Präsenz sorgten und gegen die manchmal etwas wenig unterstützte letzte Linie der Hausherren innerhalb ihrer zwar flachen, aber optionsreichen Sturmreihe unter diesen Bedingungen einige Ansätze verbuchten. Nach einleitenden Dribblings der Außen und einzelnen Rechtsüberladungen über den zusätzlich tief im Halbraum ankurbelnden Trashorras kamen sie zwischendurch immer mal zu einzelnen Szenen. Mit einigen frühzeitigen Abschlüssen und zu stark auf Weiträumigkeit ausgerichteten Szenen, bei denen sie statt des Raumschaffens das nähere Zusammenspiel hätten suchen sollen, machten sie sich manche Ansätze jedoch selbst zunichte. Insgesamt war ihr Offensivauftritt diesmal doch zu flügelorientiert, überdreht und flankenlastig, als dass wirklich große Gefahr entstehen konnte. Ihre hohen Staffelungen wirkten immer ein wenig grenzwertig und wurden phasenweise schon zu flach. Die enorm von ihren Mannorientierungen und ihrer Intensität lebenden Hausherren machten ihnen mit sehr frühzeitigem, teilweise geschicktem Zuschieben im Pressing auch das Leben schwer und nahmen ihnen die Aufbauoptionen.

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Celta presst Rayos Aufbau

Gegen den Ball presste das Team von Paco Jémez in einem 3-4-1-2/3-4-2-1, das zwar auch mehrere, nicht optimal ausgeführte zurückfallende Aktionen enthielt, aber durch die vielen vorrückenden Bewegungen immer wieder zu 3-2-5-artigen Strukturen wurde, früh auf den gegnerischen Spielaufbau, stellte die Abwehrreihe zu und verteidigte dahinter weiträumig riskant, mit großflächig abdeckendem Herausrücken und einigen Mannorientierungen. Dabei rückte der jeweils ballferne Außenspieler naturgemäß ein und orientierte sich mehrfach in einer sauberen Dreierlinie am zweiten gegnerischen Sechser in verschobenen 3-2-3-2-Anordnungen. Die Hausherren setzten dagegen im Aufbauspiel – wie auch schon gegen Barcelona zuletzt – auf viele frühzeitige lange Bälle, beispielsweise nach halbrechts, wohin dann die gesamte Offensivabteilung kompakt diagonal verschob, und die Nutzung der Breite durch Verlagerungen, die häufiger nach links gespielt wurden. Die einige Male zu riskant vorrückenden Pressingbewegungen Rayos ließen hinten Gleichzahlsituationen zu und die Seiten etwas offen.

In ihrer beweglichen, rochadefreudigen 4-2-3-1/4-3-3-Mischformation konnten die Galicier dies nach den langen Zuspielen mit aus dem Zentrum nach außen heraus ziehenden Läufen attackieren. Dabei handelte es sich um verschiedene Wechselbewegungen zwischen den verschoben agierenden Santi Mina, Orellana und dem zusätzlich seitlich aufrückenden Krohn-Dehli, von denen die beiden Letzteren auch auf links sehr aktiv waren. Dort gab es häufig das Szenario, dass die drei hinteren Verteidiger mannorientiert gegen jeweils drei Angreifer gebunden waren und dann beispielsweise Orellana oder Larrivey aus dem Zentrum in die Lücken nach außen weichen konnten und von einem der für solche weiträumige Duelle nicht so gut geeigneten Sechser verfolgt werden mussten. Wenn mal ein Halbverteidiger weiträumig herausschob, attackierte Celta mit passendem Timing die Schnittstellen. Dagegen zeigte sich Rayos Rückzugsverhalten gleichzeitig chaotisch wie zu stabilitätsorientiert, wodurch sie zu flach in ihren Staffelungen, zugrifflos und noch weiter nach hinten gedrückt wurden. Dies erleichterte Celta – je nach Höhe – den Übergang in die Zirkulation, die sie sehr dynamisch ausführten, oder erlaubte ihnen, auch etwas abgedrägte oder in Unterzahl geschobene Szenen noch gefährlich zu halten – Rayos Zugriffsverhalten war etwas passiv und der Rückraum wurde mehrfach geöffnet. Nach der frühen Führung gelangen den Hausherren nur kurz danach der schnelle Ausgleich und noch die eine oder andere weitere Szene.

Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit wurde Rayo dadurch generell etwas unkontrollierter, Celta erhielt mehr Sicherheit in ihren Ballbesitzphasen und konnte sich etwas dauerhafter vorne festsetzen. In diesen Momenten schalteten die Gäste nun häufiger auch in tiefe, teils kompakte, aber sehr ungriffige 5-4-1-hafte Stellungen, gegen die Celta  – wegen teils ähnlicher Probleme wie in Rayos Rückzugsbewegungen – auch einige Szenen wie vor dem 2:1 generieren konnte. Insgesamt blieb es trotzdem ein offenes Match mit vielen früh pressenden und chaotischen Szenen auf beiden Seiten, zahlreichen Mannorientierungen gerade bei Celta und riskanten Momenten, schnellen Angriffen nach dem Überspielen solch mannorientierter Zugänge, improvisierten, undurchsichtigen Situationen, in denen sich durch plötzliches Wegziehen einzelner Gegner ganz neue Lücken und Strukturen auftaten. Aufgrund der Probleme seines Teams stellte Paco Jémez schon nach 28 Minuten mit einem Doppelwechsel von der Dreierkette auf eine 4-2-3-1-Formation um.

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Rayo ist ins 5-4-1 zurückgezogen

Dies brachte aber keine wirkliche Verbesserung: Einerseits nutzte Celta die darauffolgenden Chancen effizient und erhöhte den Vorsprung, andererseits waren die grundlegenden Probleme nach wie vor gegeben. Die Vallecas hatten Schwierigkeiten im Spielaufbau, wo sie immer wieder am – insbesondere in den ersten zwei Linien – vor- und mit der flexibel aufrückenden Doppelsechs ballorientierten Verschieben und Pressing Celtas scheiterten. Teilweise stellten diese das Aufbauspiel mit einem 4-1-5 oder 4-0-6 zu, wodurch Rayo auf lange Bälle zurückgreifen musste und enorme Probleme in den Folgeaktionen erhielt. Nur selten konnten sie diese offenen Räume adäquat bespielen. Celta variierte das Pressing mit der Führung im Rücken gut und hatte noch einige starke Aktionen, bei denen sie Rayo mit den drei offensiven Spielern und dem Mittelstürmer sehr gut isolierten und extrem kompakt in Ballnähe standen. Das war im Aufbau bereits das Hauptproblem von Rayos Dreierkette gewesen, das sich nach der Umstellung kaum veränderte. So war es eine berechtigte Niederlage der Gäste bei aufgedrehten Galiciern, wenngleich das deutliche 6:1 doch ein wenig zu hoch ausfiel.

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Frühes, sehr mannorientiertes 4-2-4-haftes Zustellen gegen Rayos hier asymmetrisches 4-2-3-1. Vorne stehen Nolito, Krohn-Dehli zentral und Larrivey. Dahinter agieren Santi Mina und Augusto Fernández mannorientiert. Orellana ist rechts etwas tiefer.

Interessant zu beobachten: Einige Ajax-Talente

Seit 2010 veranstaltet Ajax am Osterwochenende ein internationales, prominent besetztes U17-Turnier mit acht Teilnehmern auf dem eigenen Klubgelände, den sogenannten Future Cup. Auch im sechsten Jahr konnte der Gastgeber seine Serie fortsetzen und sich, unter anderem nach Siegen gegen Schalke und Juventus, zum sechsten Mal ins Finale vorspielen, wo sie Dauerkonkurrent Anderlecht erst im Elfmeterschießen unterlagen. Einige Spieler des Teams machten dabei besonders auf sich aufmerksam: Kapitän Carel Eiting im zentralen Mittelfeld, beispielsweise, besticht durch seine Positionsfindung im Halbraum sowie den bedachten Einsatz von und die bewusste Körperhaltung bei Dribblings. Er versuchte dominant wie antreibend zu agieren, überdrehte im Rhythmus aber selten und vergaß die Absicherung nicht. Etwas seltsam scheint noch sein wechselhaftes Passspiel, bei dem er in der Ballverteilung einzelne überambitionierte Zuspiele mit häufigem Außenristeinsatz hat.

Daneben gehörte Mittelstürmer Donyell Malen – manchmal zwischen technisch sehr stark und etwas ungelenk schwankend – zu den Besten des Teams. Er zeigte sich sehr mitspielend und band dies vor allem im Ausweichen ein. Bei etwas isolierteren Szenen agierte er manchmal etwas überambitioniert, doch bei guten, kollektiven Angriffen konnte er seine Fähigkeiten voll entfalten. Mit geschickten Positionierungen und ausgeprägtem Bewusstsein für verschiedene Räume suchte er immer wieder gezielt die mannschaftlichen Dynamiken, um sich dort feinfühlig einzubinden. Das führte nicht nur zu vielen Toren, sondern auch mehreren starken Hackenpässen, die zu seinen Highlight-Momenten zählen.

Der kleine, wendige und schnelle Rechtsaußen Ché Nunelly sorgte für Spektakel, zeigte sich jedoch vor allem als teilweise simpler Flügeldribbler. Allerdings deutete er auch an, in etwas tieferen und passend unterstützten Umgebungen ein sehr dynamischer, ablegender und effektiver Supportspieler werden zu können. Zum Spieler des Turniers wurde Innenverteidiger Matthijs de Ligt gewählt, der eine dominante Spielweise an den Tag legte und bei Raum vor sich immer wieder engagiert herausrückte. In Aufbau- wie in Umschaltszenen versuchte er bei eigenem Ballbesitz dabei eine druckvolle Verteilung zu initiieren und agierte in höheren Zonen im Zusammenspiel durchaus geschickt wie reaktionsschnell.

In den beiden vorigen Jahren, als der Future Cup noch seine coole, ursprüngliche Einlaufmusik hatte, waren schon Spieler wie die U-Nationalakteure Donny van de Beek und Abdelhak Nouri oder sogar die mittlerweile im ersten Team auflaufenden Riechedly Bazoer und Jairo Riedewald mit von der Partie. Einige andere Jungstars aus den Jahren 2013 und 2014, als Ajax ebenfalls ins Finale vorstieß, einmal den Titel holte und einmal gegen Anderlecht verlor, sind in den letzten ein bis zwei Jahren jedoch nicht ganz so gut weitergekommen, wie erhofft. Zu nennen sind hier der spielstarke, etwas schwermütige, zuarbeitende Neuner Ezra Walian oder Jordy Bruijn, der als zentraler Mittelfeldmann eigentlich hervorragende Anlagen hat, derzeit jedoch nur in der A2 kickt.

Bruijn ist ein pressingresistenter, fast beidfüßiger, unauffällig strukturierender Sechser, der sich sehr gut aus Engstellen wenden kann. Innerhalb einzelner Aktionen agiert er zwar dominant, doch insgesamt hält er sich auch mal zurück und konzentriert sich eher auf Balanceaufgaben sowie die Absicherung. Abgesehen von kleineren Schwächen in der Passwahl hat Bruijn eigentlich nur wenige Defizite, sondern müsste mit seinen Anlagen deutlich weiter sein als in der Reserve-Auswahl der A-Jugend. So dürften Verletzungsprobleme und eventuell physische Aspekte seine Entwicklung derzeit ins Stocken bringen – es bleibt zu hoffen, dass sich das noch ändert.

Auch bei Melvin Vissers sieht die Entwicklung nicht optimal aus, wenngleich es um ihn nicht ganz so ruhig geworden ist wie um Jordy Bruijn und er noch einige Einsatzminuten in der A1 erhält. Bei seinen Auftritten im Future Cup, vor allem 2013, präsentierter er sich als wendiger, pressingresistenter, ballsicherer Allround-Achter mit starker Ballführung, anpassungsfähigen Bewegungen und druckvoller Passtechnik. Bei seinen nach außen driftenden Läufen zeigte er gute Weiterleitungen, wurde manchmal aber auch etwas simpel. Gruppentaktisch agierte er recht wechselhaft zwischen geschickt zuarbeitenden und etwas eigenwillig dominanten Phasen, war bei passender Einbindung aber sehr effizient.

Spiel der Woche III: Kawasaki Frontale – Urawa Red Diamonds 1:1

blick über den tellerrand 25 kawasaki-urawaredsAm 5. Spieltag der J-League sorgten Kawasaki Frontale unter Yahiro Kazama und die Urawa Red Diamonds unter Mihailo bzw. Michael Petrovic – als Tabellenführer – im Spitzenspiel für ein interessantes Duell zweier Mischsysteme. Die Hausherren traten mit einer Fünferkette inklusive gefährlich aufrückender Außenspieler und einer fluiden Offensivabteilung davor an. Noch etwas komplexer stellte sich die Ausrichtung der Roten dar, die eine Mischkette zu praktizieren schienen und ihre verschiedensten Umformungen auch noch mit personellen Wechseln garnierten. Im Aufbau zeigten sie gegen die zwischen 5-3-2, 5-4-1, 5-2-1-2 und 5-1-4 mit einzelnen aufrückenden Abwehrspielern wechselnden Hausherren eine nach rechts verschobene Ausrichtung. Dies fing bei den beiden tiefsten Akteuren Nasu und Makino an und setzte sich in den seitlichen Zonen sowie im Halbraum fort. Dabei agierte Sekine als klarster Außenspieler, pendelte aber sehr vielseitig zwischen verschiedenen Höhen, während Moriwaki mal einen Halb- und mal einen Außenverteidiger – teilweise, vor allem gegen den Ball, sogar auch mal Sechser oder absichernden Innenverteidiger – gab, der im Duett mit seinem Kollegen anpassungsfähig agierte und häufig in den Halbraum rückte.

Diese Szenen wurden im Aufbau auch von Ishihara sowie einem der beiden Sechser unterstützt, von denen sich der etwas höhere Kashiwagi sehr tief die Bälle holte, durch die Räume kreiste und antrieb. Durch das Zentrum sowie über halbrechts erzeugte er mit seinen Mitspielern einige spielerisch hochwertige Szenen in den Übergangsbereichen, mit denen sein Team die erste Pressinglinie knacken und vielseitig nach vorne aufrücken konnte. Allerdings hatte die Mannschaft große Probleme, dann diagonal in den Strafraum zu spielen, da nach diesen Übergangsszenen die Bewegungen der meisten Akteure sehr direkt in die Spitze tendierten und die Verbindungsstaffelungen abrissen. Zudem konnte das Team die eigene linke Seite kaum nutzen, wo über die meiste Zeit Ugajin und Takagi sehr simpel und breit positioniert, dadurch aber wenig synergetisch einzubinden waren. Dies erleichterte Kawasaki auch das Pressing ein wenig, so dass sie gelegentlich sogar die nach halbrechts verschobenen Aufbaustellungen zuschieben und Rückpässe erzwingen konnten.

In die andere Richtung zeigten sich die Hausherren zunächst einmal gefährlicher, wenngleich auch nicht durchgehend. Die Reds waren gegen den Ball ebenso variabel wie im Aufbau, pressten zunächst meist im engen 4-3-3 mit ständig wechselnden Besetzungen und improvisiertem Herausrücken. Dann gab es einerseits etwas zu simple mannorientierte Abschnitte, aus denen aber andererseits sehr plötzlich in geschickt positionsorientierte 5-3-2-hafte Phasen mit leichter Asymmetrie über dem ballnahen Halbraum umgeschaltet werden konnte, in denen sie den Zwischenlinienraum intelligent versperrten. Die in den Halbräumen insbesondere über Spielgestalter Nakamura präsenten Gastgeber fanden daher mal schwierig und mal deutlich leichter zu bespielende Staffelungen vor. Gerade gegen das vertikal nicht wirklich sattelfeste 4-1-4-1 brachten sie aus den Achterräumen mehrfach einzelne Spieler zwischen den Linien in größeren Lücken frei.

Auch mit schnellen Verlagerungen auf die weit aufrückenden Flügelverteidiger und anschließenden Rückablagen in die Halbräume kamen sie schnell zum Strafraum durch. Dort zog sich Urawa aber einige Male gut zusammen und die Mechanismen der Hausherren zeigten sich wechselhaft. Wenn sie sauber durchbrechen wollten, hatten sie einige Probleme – dagegen waren schnelle Kombinationen direkt an der letzten Linie gegen die gegnerischen Unkompaktheiten zum Mittelfeld vielversprechender. Nach vertikalen Einleitungen hatten hier vor allem Renatinho, Oshima und der teilweise herausragend weiterleitende Moriya einige Szenen. Das Führungstor des Teams fiel aber eher simpel: Nach einem individuellen Dribbling von Kurumaya gegen Sekine legte der linke Flügelspieler von der Grundlinie zurück und Moriya verwandelte.

Nach der Pause zogen sich die Hausherren bis auf kleinere Pressingstiche zurück und ließen die Gäste kommen, die aus ihrer aktiven und variablen Spielweise aber nur wenige klare Chancen erzeugen konnten. Zwar hatten sie mehr und mehr Kontrolle über den Rückraum, womit sie ihre Szenen noch besser zentral einleiteten, doch trotz der kombinativen Ausrichtung und Versuche waren die Staffelungen an der immer präsenter besetzten letzten Linie meist etwas zu flach. Mit hohem Pressing und aufrückenden Bewegungen Makinos nach Linksaußen sorgten sie für etwas Wirbel, doch es brauchte eine Standardsituation in Minute 88 – herausgeholt durch ein isoliertes Flügeldribbling Sekines – für den späten Ausgleich. So waren es simple, individuelle, seitliche Szenen, die für Tore in diesem eigentlich sehr ansehnlichen, interessanten und zum Teil komplexen Spitzenspiel sorgten, dem aber oftmals die Veredelung der Ansätze fehlte.

Vielen Dank an laola1.tv für das Bildmaterial zu Celta vs. Rayo bzw. zur spanischen La Liga!

woody10 13. April 2015 um 14:07

Da schau ich mir mal die Ajax-Talente der ersten Mannschaft an und TR geht in den Nachwuchsfußball über, herrlich!

zu Celta vs Rayo:
natürlich muss man sagen, dass Rayo nicht gut war. Probleme der letzten Wochen wurden vor kurzem von den Jungs von Konzeptfußball gut angesprochen. Paco hat in diesem Spiel wohl auch überdreht und generell wäre Celta wohl eine jener spanischer Mannschaften, gegen die ich jetzt rein formativ hauptsächlich aufgrund der hohen Offensivreihe Celtas nicht auf eine Dreierkette setzen würde.
Aber auch Berizzo sollte gelobt werden. Er hat wohl eine Dreierkette Rayos antizipiert und hat die rein formativen Ungleichheiten damit nochmals ins Extreme geführt, aufgrund der hohen Offensivspieler hatte Celta ja teilweise sogar Überzahl gegen die letzte Linie Rayos. dazu mit Trashorras und Jozabed defensiv in diesem Kontext wie erwähnt unpassende Spieler (Wichtigkeit Baenas in dieser Ausrichtung, die wir von Rayo wohl alle nicht sehen wollen, konnte gut bemerkt werden). Jozabed war ja mit dem weiträumigen Offensivspiel auch nicht gut eingebunden, mir bleiben vor allem der ein oder andere längere, ballschleppende Lauf in Erinnerung, Szenen, in denen ich mich schon mal am Kopf kratzen musste.
Fazit: kollektiv und individuell (nicht nur die hervorstechenden Offensivkräfte) eine gute Leistung Celtas gegen ein schlechtes und überdrehtes Rayo
und: wenn Rayo nicht gut ist, dann brauchen sie Baena.
was nicht heißt, dass Baena in einem guten Rayo keine Einsatzberechtigung hat.

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TR 13. April 2015 um 23:11

Hups 😀 Welche Spieler hast du dir denn angeschaut und wie waren deine Eindrücke?

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woody10 14. April 2015 um 16:46

El Ghazi ist wohl derjenige, den ich von denen am wenigsten mag. ist mir zu toriorientiert, simpel und dribblingorientiert, kann aber seine physischen Voraussetzungen dennoch ganz gut einbringen. Ein bisschen zuarbeitender sollte er werden und variabler in der Raumbesetzung. Seine antreibenden Aktionen, wenn er sich gerade am Flügel etwas tiefer postiert, gefallen mir eigentlich. Könnte womöglich auch einen hohe Wingback geben.

Bazoer find ich gut, mag ihn. Agiert gruppentaktisch sehr verantwortungsbewusst und „brav“. In einzelnen Situationen am Ball dann auch recht druckvoll, wobei er diese Ausbrüche etwas besser timen könnte. In den Verbindungszonen gar nicht so dominant was ich gesehen habe, könnte gar ein bisschen mehr Präsenz hier einbringen. Im Freilaufverhalten in diesen Räumen dann manchmal mit nicht so gutem Sichtfeld- und Bewegungsspiel bezüglich der Spielzugsfortsetzung, da könnte er sich noch etwas anders postieren, ansonsten für sein Alter natürlich schon weit und gerade für el Ghazi ein wichtiger Partner. Könnte ihn mir rein von der Rolle her (individuelle Klasse sollte er schon noch etwas zulegen) in einem System wie es Barca derzeit spielt als 8er vorstellen. In einer etwas angepassten Rakitic-Rolle beispielsweise.

Kishna ist auch ziemlich stark, guter Zug, kreativ und dribbelstark, das fällt natürlich sofort auf. Manchmal lässt er sich meiner Meinung nach zu leicht isolieren. Generell kann man sagen, dass er gerade individuell sehr weit ist, gruppentaktisch sollte er sich jedoch noch entwickeln. Rolle als fokussierter Durchschlagskraftspieler passt wohl zu ihm, hat aber eben auch noch Potenzial nach oben.

die wenigen Minuten, die ich von Sinkgraven und Zivkovic gesehen habe, erlauben es mir nicht, eine Bewertung abzugeben, wobei ich von Sinkgraven einen guten, eleganten Eindruck habe. Bin also positiv gestimmt.

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TR 16. April 2015 um 19:00

Okay, cool, sehe ich in einigen Punkten auch so, würde nur in kleinen Aspekten widersprechen oder Dinge anders gewichten (bspw. sehe ich Kishna gruppentaktisch zumindest im unterstützenden Bewegungsspiel schon sehr gut), aber naja.

Sehr gute Wortwahl und Beschreibung einzelner Punkte bei Bazoer, finde ich, das hast du echt sprachlich gut ausdrücken können, nice. Ich war mir bei Bazoer oft unsicher, welche Begriffe eigentlich vernünftig zu ihm passen. 😀 Ist ja insgesamt ohnehin ein etwas seltsamer Spieler, wie auch El Ghazi. Grundsätzlich mag ich Bazoer zwar weiterhin, aber nicht mehr ganz so, wie es schon einmal der Fall war. In seinem Debüt damals für Jong Ajax vor 2 Jahren – recht viel beachtetes Spiel damals in den Niederlanden – als strukturierender Sechser gefiel er mir besser, wenngleich ich das mittlerweile im Rückblick vielleicht etwas zu gut in Erinnerung habe. Auch El Ghazi ist teilweise schwierig zu bewerten. Würde ihn auch nicht als meinen Lieblingsspieler bezeichnen aufgrund der von dir genannten Punkte. Im Detail hat er sich bei der Ausführung seit den Jugendteams aus meiner Sicht individualtaktisch etwas verändert übrigens, was recht interessant ist. Das verweist aber auf die individuell sehr starke Qualität eben, aufgrund der ich ihm mit die besten „Karrierechancen“ der verschiedenen Ajax-Talente einräume. Insgesamt hat sich meine Meinung zu ihm auch etwas verbessert, weil er einmal kurzzeitig als Mittelstürmer, gegen AZ in der Endphase, sehr vielversprechend agierte. Leider wurde der Ansatz danach von de Boer nicht weiter verfolgt oder getestet.

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woody10 16. April 2015 um 22:07

interessant deine Meinung dazu zu hören. Hab ja von denen insgesamt doch noch nicht so viel gesehen und könnte auch noch andere Eindrücke gewinnen, bzw. einige Auffälligkeiten anders bewerten. Zudem bin ich eben fachlich einfach nicht auf dem Niveau, auf dem ihr euch hier bewegt. Aber, dass El Ghazi mit die besten Karrierechancen der Ajax-Talente zugesprochen werden, davon möchte ich noch überzeugt werden 😉

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TR 20. April 2015 um 00:42

Meinst du nicht, dass einfach seine simple Effektivität und individuelle Stärke bspw. bei Dribblings da – wenn er in eine passende Mannschaft kommt – entscheidend beitragen, ihn pushen und für einen Durchstart sorgen könnten? Kann eben immer auch mal alleine einen überraschenden Durchbruch erzeugen, wenngleich er in dem Bereich vielleicht tatsächlich noch etwas effektiver sein müsste, um seine Simpelheit wirklich durchgehend zu kaschieren. Aber die kleinen Durchbruchsprobleme könnte er dann vielleicht durch seine guten und auch geschickten individualtaktischen Aspekte wiederum wettmachen. Aus diesem Blickwinkel könnte er da schon gute Möglichkeiten haben, auch wenn man ihn nicht als absoluten Liebling ansieht. Welchen anderen Ajax-Talenten – ob hier zuvor genannt oder auch nicht – würdest du definitiv deutlichere Chancen auf Fame zutrauen?


Cali 13. April 2015 um 10:57

Ist Matuidi der energischste 8er der Welt?

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