Di Matteo und die Fünferkette des Schreckens
Kaum stellst du auf Fünferkette um, führst du 3:0 gegen Wolfsburg. Schalke bestätigt einen Trend. Wolfsburg deutet aber auch mögliche Antworten an.
Im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg überraschte Roberto Di Matteo mit einer Umstellung der Formation. Schalke begann in einem 5-3-2 und folgte damit dem langsamen Trend der Abkehr von der Viererkette, der so langsam auch in der Bundesliga Einzug erhält. In der ersten Halbzeit funktionierte diese Umstellung vor allem offensiv hervorragend und erwischte die Wölfe auf dem falschen Fuß. Dieter Hecking reagierte dann aber schnell und konsequent auf die Schwachpunkte des uneingespielten Systems.
Einfache Flügelbesetzung als struktureller Rahmen
Der positivste Effekt der Systemumstellung war die Umstrukturierung des Schalker Aufbauspiels, welches seit einiger Zeit das große Problem der Knappen ist. Das Fehlen eines Spielmachers im defensiven Mittelfeld wurde durch die veränderte Raumaufteilung umgangen. Die Außenverteidiger schoben weit nach vorne und wurden von den drei Innenverteidigern dabei abgesichert, es entstand ein 3-5-2 (oder 3-4-1-2). Oft eröffnete Schalke dann mit weiten Diagonalbällen auf die Flügel (meist Uchida) und ließen von dort ins Zentrum prallen.
Dabei nutzten sie die Zuordnungsprobleme zwischen 3-5-2 und 4-2-3-1, die Wolfsburg auf den Flügeln zu schaffen machten. Die Flügelstürmer der Gäste ließen Fuchs und Uchida meist ziehen, um die Kompaktheit und den Zugriff im Pressing zu unterstützen. Die Wolfsburger Außenverteidiger konnten sie jedoch nicht direkt übernehmen, da sie die Innenverteidiger gegen die beiden Stürmer unterstützen mussten; so waren sie meist wirkungslos isoliert (siehe Grafik zum 2:0). Dadurch bekamen Schalkes Flügel vor allem ballfern viel Raum, konnten Verlagerungen relativ ungestört verarbeiten und hatten auch anschließend gewisse Freiheiten wegen der unklaren Zuordnung beim Nachschieben des Wolfsburger Blocks. Über diesen Weg konnten die Königsblauen recht häufig ins offensive Mittelfeld eindringen, ohne großartig den Sechserraum nutzen zu müssen.
Kurios war allerdings Santanas Rolle. Der Brasilianer interpretierte die zentrale Verteidigerposition im Aufbauspiel sehr liberoartig. Er bewegte sich unorthodox und frei, versuchte vereinzelt sogar ein bisschen aufzurücken und agierte im Passspiel dominant. Diese Spielweise entspricht aber nicht seinen Stärken und er erreichte eine katastrophale Passquote von 50%. (Höwedes und Neustädter rangierten über 80%.) Santana leitete zwar auch das 2:0 mit einem riskanten hohen Pass ein, aber beschädigte die Effizienz und Spielkontrolle, was dann vor allem in der zweiten Halbzeit zum Problem wurde.
Boateng kommt auf Schalke an
Ebenso wichtig wie die grundsätzliche Struktur des Aufbauspiels war die Rollenverteilung zwischen den Mittelfeld- und Angriffsspielern, die trotz großer Freiheiten mit einer guten Balance funktionierte. Besonders die Bewegung der drei Mittelfeldspieler war sehr eigen und funktionierte hervorragend. Dabei fokussierten sie sich auf die Verbindungsräume neben Uchida. Höger schob wie üblich nach rechts und konnte Uchida somit entweder absichern oder als Anspielpunkt unterstützen. Von links schob Boateng sehr offensiv zum Ball und besetzte entweder den Zehnerraum oder rochierte sogar bis nach rechts durch. Kirchhoff konnte sich dahinter in einer simplen Rolle auf die Absicherung und vereinzelte Vertikalpässe in den Ballungsraum halbrechts konzentrieren.
Vor allem Boateng profitierte von dieser neuen Art der Raumaufteilung. Durch den zusätzlichen Spieler im zentralen Mittelfeld und die stabilere Rahmenstruktur konnte er sich freier und weiträumiger bewegen. Als Fokuspunkt in der strategisch wichtigen Sechserrolle des 4-2-3-1 sind seine leicht chaotischen Läufe oft problematisch, da sie Verbindungen abreißen und Räume verwaisen lassen. In der flacheren 3-5-2-Systematik wurden sie hingegen benötigt, um die Lücke zwischen Mittelfeld und Angriff zu füllen, und sorgten sogar im Gegenteil dafür, dass mehr Verbindungen entstanden. Seine natürliche Mixtur aus Weiträumigkeit, Dominanz und Offensivdrang wurde vielleicht das erste Mal in seiner Zeit bei Schalke gut eingebunden. Alle drei Tore fielen nach Aktionen von Boateng im rechten Halbraum.
Zudem fügten sich auch die Stürmerrollen gut in das Schalker Bewegungsspiel ein. Choupo-Moting agierte als nominell rechter Mittelstürmer etwas hängend und rochierte horizontal durch die Angriffslinie. Auf diese Weise sorgte er für Dynamik, schuf Raum für die Mittelfeldspielzüge halbrechts und konnte sich effektiv freilaufen. So erzielte er seine beiden Tore dann auch aus einer linksseitigen Position. Huntelaar band indes die Innenverteidiger für ihn. Zudem schaltete sich der Niederländer mit guten Ablagen dosiert in Angriffen durch den linken Halbraum ein, was wiederum Boatengs Vorwärsdrang unterstützte. Da passte einiges gut zusammen.
Das Fünfeck über dem Zentrum
In der Defensive funktionierte das neue Schalker System vor allem über die Kontrolle des Zentrums. Die drei Sechser formierten mit den Stürmern einen kompakten Fünferblock – eine Staffelung, die naturgemäß besonders schwer zu bespielen ist. Gustavo und Guilavogui kamen daher kaum in die Partie. Meist eröffnete Rodriguez das Spiel, der viele Freiheiten hatte und mit riesigem Abstand die meisten Ballkontakte des Spiels sammelte.
Die Flügelzonen an den Seiten des Blocks bearbeitete Schalke mit sehr viel geringerer Priorität als die Mitte. Höger und Boateng rückten mäßig intensiv nach außen und wurden gegebenenfalls vom herausrückenden Außenverteidiger unterstützt. So kam Wolfsburg recht ungestört bis in die Nähe der Schalker Abwehr, doch hatte dann eben eine Fünferkette und einen Fünferblock noch zwischen Ball und den wertvollen Zonen. Diese ambivalente Situation spiegelte sich dann auch in der Statistik wieder: Wolfsburg kam zu zahlreichen Schüssen, doch konnte nur zwei auf den Kasten platzieren.
Die Schwächen des 5-3-2
Die Offenheit der Flügel wurde aber von den Wolfsburgern mit zunehmender Spielzeit immer besser ausgenutzt. Zunächst versuchten sie häufig, sich mit Diagonalsprints aus dem Zentrum für Vertikalpässe entlang des Flügels anzubieten und so hinter die relativ hoch stehende Abwehrlinie zu kommen. So entstand auch der erste Wolfsburger Treffer.
Dabei war der Fokus auf die linke Seite hilfreich, da dort Neustädter in eine eher unpassende Defensivrolle gepresst wurde. Mit den ständigen Sprints in seinen Rücken wurden seine Geschwindigkeitsdefizite ausgenutzt. Zudem zog es ihn oft etwas ins Mittelfeld. Theoretisch hätte er so eine gute Rausrückdynamik erzeugen können; Höger und Kirchhoff öffneten gelegentlich passende Lücken. Da sich Uchida aber ebenfalls stark nach vorne (und außen) orientierte, konnte Neustädter das nicht durchziehen und die Schalker blockierten sich in der gruppentaktischen Ausführung gegenseitig.
Dennoch war Wolfsburg nicht übermäßig effizient, da die Angriffe zu vorhersehbar und vom Tor weg gerichtet gespielt wurden. Durch das vertikale Spiel entlang der linken Seite konnte Schalke früh verschieben und Träsch war rechts völlig verbrannt. In der Halbzeit nahm Hecking ihn daher vom Feld und zog Vieirinha als extrem offensiven Rechtsverteidiger nach hinten.
Nun fokussierte Wolfsburg die Flügelangriffe äußerst druckvoll. Perisic und de Bruyne agierten als klassische Flügelstürmer. Hunt und Olic unternahmen unterstützende Horizontalläufe nach außen. Gustavo und Guilavogui hielten sich sehr defensiv und balancierten die offensive Rolle von Vieirinha. Es fehlte jedoch meist der Überraschungseffekt beim Durchspielen hinter die Abwehr und Schalkes Fünferkette kontrollierte den Strafraum. So brachte Schalke den Vorsprung über die Zeit, auch wenn sie die Spielkontrolle völlig aus der Hand gaben (zwischen 32. und 82. kein Schussversuch).
Fazit
Schalkes Umstellung auf die Fünferkette war ein Erfolg; nicht nur mit Blick auf das Ergebnis. Vor allem die Ansätze im Angriffsspiel und die gute individuelle Einbindung der Mittelfeld- und Angriffsspieler sind ein immenser Fortschritt. Der Fünferblock im Zentrum könnte gerade gegen starke Champions-League-Gegner noch ein wichtiges Mittel werden. Das 5-3-2 offenbarte aber auch direkt seine potentiellen Schwächen. Der fehlende Zugriff in der Spitze und außen ermöglichte Wolfsburg nicht nur das Spiel zu kontrollieren und trotz 3:0-Rückstand zurückzukommen, sondern schwächte auch das Konterspiel, das die Schalker sonst häufig auszeichnete. Wie gut dieses Defensivsystem zukünftig funktionieren wird, hängt davon ab, wie die Gegner reagieren, wie gut die Abstimmung innerhalb der Abwehr funktioniert und ob die Organisation des Fünferblocks vielleicht noch etwas angepasst wird; breitstehende Stürmer oder frühzeitigeres Herausrücken auf den Flügel wären Varianten. Zudem könnte auch der Verlagerungs- und Überladungsfokus des Aufbauspiels bei guten gegnerischen Anpassungen an seine Grenzen stoßen. Die Freiheiten, die die 3-5-2-Offensivformation bietet, könnten aber eine gute Basis für eine Weiterentwicklung zu kontrollierterem Ballbesitzspiel sein.
Die Wolfsburger hatten mit der gegnerischen Umstellung ein bisschen Pech. Die Reaktion darauf zeigte ihre Stärken und ihre Schwächen. Es gelang ihnen zwar nicht, das Zentrum zu öffnen und das gegnerische Spiel dominant außeinander zu kombinieren, doch nach den anfänglichen Problemen stabilisierten sie sich schnell und kamen mit simplen, aber sehr konsequenten Angriffen noch einmal ran. Offensiv und defensiv funktionale Stabilität ohne den ganz großen Glanz ist bisher das, was die Wolfsburger Saison auszeichnet.
Zum Schluss noch eine kleine pingelige Anmerkung zum generellen sprachlichen Umgang mit den Fünfer- und Dreierkettensystemen: Es scheint eine Art common sense geworden zu sein, dass alles, was keine Viererkette ist, eine „Dreierkette ist, die gegen den Ball zur Fünferkette wird“. Erst einmal ist das nicht stringent: Nach dieser Logik sind die gängigen Viererketten auch keine Viererketten, sondern „Zweierketten, die gegen den Ball zur Viererkette werden“. Zudem gibt es bei Ballbesitz normalerweise keine klaren Kettenmechanismen, sodass diese vermeintliche Dreierkette streng genommen keine Kette ist, sondern einfach nur eine Reihe. Letzteres ist zwar ein bisschen Wortglauberei, doch das dahinterstehende Problem ist, dass diese Floskel in ihrer ständigen Verwendung suggeriert, man könne nicht auch defensiv eine Dreierkette spielen. Es gibt jedoch verschiedene Varianten, eine Kette mit mehr oder weniger als vier Spielern zu spielen. Eine „echte Fünferkette“ wie beispielsweise die der Schalker unterscheidet sich in ihrer defensiven Dynamik stark von einer tatsächlichen Dreierkette, bei der sich die Flügelläufer nur vereinzelt in die Abwehr eingliedern; sollte man also nicht zusammenschmeißen. Insofern ist es zwar schön, dass Systeme mal nach Spielphasen unterschieden werden, aber das „wird gegen den Ball zur Fünferkette, wow!“ ist dann öfters doch nur eine vorgegaukelte taktische Einsicht, die mittlerweile eine Art Klischee geworden ist und das tatsächliche Verhalten der Abwehrreihe nicht zutreffend beschreibt. Besserwissermodus aus.
26 Kommentare Alle anzeigen
ES 24. November 2014 um 22:55
Noch eine Frage: Ist es mit der Fünferkette eigentlich schwieriger auf Abseits zu spielen? Wahrscheinlich schon, weil ja ein Mann mehr auf der Linie auf gleiche Höhe gebracht werden muss, oder ist das zu simpel gedacht? Es gab ja mindestens zwei Situationen (die eine führte zum 3:1), bei denen Neustädter und Uchida schön rausgerückt waren, nur Santana zwei Schritte zu weit hinten stand und das Abseits gegen Persic aufhob (vielleicht dachte er auch wieder, er ist Franz Beckenbauer und spielt Libero). Insofern ein potentieller Schwachpunkt der Fünferkette, weil man nicht ohne Gefahr weit nach vorne schieben kann. Oder sehe ich das falsch?
Ein Zuschauer 24. November 2014 um 23:12
Das dachte ich mir auch. Wobei es wenn dann glaube ich eher ein Schwachpunkt ist der sich über Eingespieltheit auf ein normales Maß reduzieren lässt.
LM 24. November 2014 um 18:20
Hmm, klingt interessant, hab das Spiel leider nur in der Sportschau gesehen…a propos Abwehrketten: Deutschland mit der Dreierkette und keine Analyse? War zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber trotzdem…
ES 24. November 2014 um 17:27
Gegen Chelsea werden wir sicher das 5-3-2 wieder sehen. Aber was wird gegen Mainz? Da kann ich mir das System nicht vorstellen. Also wieder 4-2-3-1 mit Meyer als 10er? Oder gibt es die nächste taktische Neuheit von RDM?
Felix 24. November 2014 um 18:22
Ich denke das System war auch der Personalsituation geschuldet. Mit Farfan und Draxler fielen die beiden stärksten Außen aus, Sam scheint auch entweder nicht fit aber auf jeden Fall nicht in Form zu sein. Bleiben als Außenspieler noch Clemens und Obasi.
In Anbetracht der Spielstärke des Gegners bot sich eine Systemumstellung an und wie wir sehen konnten, funktionierte sie auch. Ob das langfristig auch eine Option sein wird, wird die Zukunft zeigen. Ich denke, dass di Matteo weiterhin eher noch beim 4-2-3-1 bleiben wird, vllt noch ein 4-3-3 einstudieren lässt um Boateng und Goretzka besser einbinden zu können. Ein 3-5-2/5-3-2 wäre dann noch eine weitere taktische Variante, die auch zum vorhandenen Personal passen würde.
Nach nur einem Spiel würde ich nicht davon ausgehen, dass dies ein Fingerzeig für die zukünftige Spielweise ist, aber vllt ein erstes Anzeichen, dass Schalke unter di Matteo taktisch flexibler agieren könnte.
Krawu 24. November 2014 um 15:17
ich denk horst heldt wird als erste Amtshandlung von die Matteo einen Anpfiff bekommen haben, warum er Papadopoulos ausgeliehen hat…
Felix 24. November 2014 um 18:14
Auch wenn es mit Taktik wenig zu tun hat, aber das Heldt einen Spieler für 1Mio Leihgebühr abgibt, der zudem wohl knapp 3Mio Gehalt pro Jahr bekommen würde, ist sicherlich kein Fehler. Papa hatte keinen Stammplatz in Aussicht, er war fast 2 Jahre verletzt und erst wieder halbwegs fit und brauchte deshalb auf jeden Fall Spielpraxis.
Daher kann di Matteo diese Leihe sportliche vllt in Frage stellen, wirtschaftlich und auch insgesamt betrachtet ist sie aber auf jeden Fall richtig gewesen.
Krawu 25. November 2014 um 10:31
war ja nicht ernst gemeint mein Kommentar. Generell finde ich aber das Papa gut in das System von RDM gepasst hätte…zumindest besser als Santana
SCP-Poker 24. November 2014 um 14:58
Ich frage mich wie Di Matteo gedenkt seinen talentiertesten Spieler einzusetzen: Max Meyer!
Es ist einfach so keine Rolle für ihn Vorhanden.
Bei Draxler sieht es etwas besser aus, er könnte für Choupo spielen, auch wenn ihm die Rolle nicht ganz so perfekt passen würde.
Wie fändet ihr Draxler als Wingback. Die Freiräume nach Verlagerungen würden ihm ja durchaus liegen. Defensiv könnte es problematischer werden und Draxler sieht sich ja selbst eh als 10er…
Ein Zuschauer 24. November 2014 um 18:09
Ich persönlich sehe das nicht so problematisch. Als Stürmer auf halbrechts mit Huntelaar halb links könnte das sehr gut funktionieren. Meyer würde sich dann verstärkt den rechten Halbraum fokussieren und Boateng würde mit seinen Läufen noch stärker in die Spitze vorstoßen. Alternativ mit Meyer auf halblinks könnte man auch den linken Halbraum fokussieren und Boateng würde dann eben etwas linearer vorstoßen. Falls Boateng ausfällt könnte ich mir Meyer auch in der offensiven Achter-Rolle vorstellen. Würde dann halt nicht so weiträumig-dynamisch sondern eben als Nadelspieler aus dem Achter-Raum agieren. Seine nicht ganz so hohe Defensivqualität könnte das System prinzipiell auch genauso gut auffangen wie Boatengs Wildheit.
Mit Meyer wird’s halt alles ein bisschen spielerischer aber tendenziell auch stärker. Solange man es eben gut umsetzt, was aber an sich möglich wäre.
HK 24. November 2014 um 14:07
Danke für die „Kettenanmerkung“. Darüber könnte man zwar stundenlang Haarspalterei betreiben, aber ich kann die „Dreierkette die gegen den Ball…“ auch einfach nicht mehr hören.
Bei Schalke kann man sagen, dass das ziemlich retro war. Hat mich an Beckenbauer 86 erinnert. Aber das muss ja nichts schlechtes sein.
Obwohl ich kein di Matteo-Fan bin, fand ich das einen interessanten Ansatz von ihm. Bin gespannt, ob er auf der Schiene weiterfährt.
Herr Band 24. November 2014 um 15:33
Ja, danke für die Anmerkung zur Fünferkette. Gerade den Hinweis auf die Unterscheidung von „Kette“ und „Reihe“ fand ich sehr hilfreich. Fußball olé olé!
DKnowze 24. November 2014 um 14:07
Eine Sache, die mir aufgefallen ist:
Warum verschenkt Di Matteo Neustädter, einen der besten defensiven Mittelfeldspieler der Liga (wenn nicht weltweit) als Innenverteidiger?
Meiner Einschätzung nach würde es doch viel besser passen, auch unter Berücksichtigung der im Artikel erwähnten Schwächen von Santana (Passspiel) und Neustädter (Tempo), Kirchoff als zentralen Innenverteidiger aufzustellen, Santana halbrechts und Neustädter als defensiven Mittelfeldspieler.
Wenn ich mir diese Konstellation so vorstelle kriege ich ja fast schon Angst das Schalke tatsächlich mal ein personell extrem passendes System gefunden hätte. :O
Aber sicher wird das bald wieder aufgegeben und man holt Jones zurück 😉
Brathuhn 24. November 2014 um 14:56
Vllt. wollte er einfach einen anständigen Aufbauspieler haben. Wobei ich da Kirchhoff nicht einschätzen kann, der ist ja mehr verletzt als er spielen kann.
Koom 24. November 2014 um 15:00
Kirchhoff war in Mainz ein sehr unspektakulärer Ballverteiler. Er spielte vorrangig kurze Pässe auf die Aussenverteidiger, ist quasi eine Durchlaufstation. Also kein „konstruktiver Aufbauspieler“. Ansonsten hat er ein gutes Stellungsspiel, eine gute Grundschnelligkeit, Kopfballstärke – also klar eher ein Abfangjäger vor der Abwehr.
Izi 24. November 2014 um 15:36
Noch besser fände ich Höwedes auf halbrechts, Neustädter zentral und aufrückend, Santana auf links… Kirchhoff ist kein guter Innenverteidiger, in dieser Rolle ist er – glaube ich – besser aufgehoben…
ES 24. November 2014 um 17:23
Über Santana als zentralen Aufbauspieler in der 5er-Kette müssen wir kein Wort mehr verlieren. Joel Matip wäre da mein Favorit. Interessant fand ich aber dennoch sein Ausbrechen gegen die Mitte bei Wolfsburger Konteransätzen. Das geht natürlich schön in der Fünferkette, wenn hinten noch die Absicherung durch zwei IV da ist. Bespielbare Räume wurden plötzlich durch Santana zugemacht. Sah sehr beweglich aus. Neustädter: Fand ich auch schade, wie der als Quasi-Aussenverteidiger nicht nur verschenkt wurde, sondern auf eine Position gesetzt wurde, die eher seine Schwächen aufdeckt. Meine These dazu ist, dass er die Aktionen von Wolfsburgs Schlüsselspieler de Bruyne im Auge behalten und ggf. antizipieren sollte, was nicht immer gelungen ist. Für Santana und Neustädter wären also Matip und Ayan die bessere Besetzung, wodurch Neustädter wieder für die Kirchhoff-Position frei würde. Verstehe ich nicht, warum RDM da den Kirchhoff vorzieht.
Ein Zuschauer 24. November 2014 um 18:23
Kirchhoff spielt halt ganz gerne vertikale Pässe. (Zumindest auf Schalke zu Mainz kann ich nix sagen) Hatte zum Beispiel gegen Freiburg auch einige sehr schöne lange Pässe und gegen Wolfsburg hat er auch sehr viele an sich gute vertikale Pässe in den halbrechten Offensivraum. Er ist halt nicht sehr strategisch: in einigen Situationen wäre es wohl besser gewesen wieder nach links zu spielen. Kirchhoff intensiviert das Spiel quasi, hat aber kein wirkliches Rythmusgefühl – das stört aber nicht wirklich wenn das eigene Spiel sowieso extrem auf einen Bereich des Spielfelds und auf einen sehr aggressiven Rhythmus zugeschnitten ist. Sobald Schalke versucht ganzheitlich das gesamte Spielfeld zu nutzen wird Neustädter die deutlich bessere Alternative. Bis dahin könnte Kirchhoff jedoch passender sein. Dennoch hoffe ich ja auf Kirchhoff zentral in der Dreierkette und Neustädter davor.
blub 24. November 2014 um 13:29
cool. das spiel muss ich mir mal in der wiederholung reinziehen bzw die erste halbe stunde. Warum lese ich ca. 3 artikel darüber das schalke gegen wob gewinnt aber keinen über die 5er kette? shame the media.
btw coole sache vierinha auf AV zu stellen wenn da eh nix passieren wird und man drückt ohne ende.
Was meint ihr, kann schalke das problem mit dem zugriff in den hohen flügelbereichen lösen?
Gegen Mannschaften mit strategisch schwächeren Innenverteidigern könnte man die Stürmer passiv im Halbraum plazieren und sich dann je nach comittment des gegners auf der seite zusammenziehen. wenn er in die mitte spielen will gibts halt druck von allen seiten. das sollte boateng auch gut stehen, allerdings weis ich nicht ob huntelaar die nötige dynamik mitbringt. da müsste man vielleicht eine an den gegner angepasste asymentrie einbringen.
quasi ein mechanismus ähnlich wie Leverkusen vor lewandowski nur das man die mitte durch herausrückbewegungen aus der tiefe abdeckt. das geht ja bei ner 5er Kette wie Schalkes.
MR 24. November 2014 um 14:08
Da gibt es ein paar Möglichkeiten. Aber diese sehr passive Variante ist natürlich am ehesten Di-Matteo-Style. Bin mal gespannt.
nrg 24. November 2014 um 13:24
Kannst Du vielleicht noch kurz erklären, was Du im letzten Absatz mit Kettenmechanismen meinst? Bin da ein bisschen überfordert..
blub 24. November 2014 um 13:32
Ein Kettenmechanismus gibts strenggenommen nur gegen den Ball.
hierbei rückt man wie auf einer perlenkette nach und verschiebt zum ball, sodass hinter dem vordermann kein loch entsteht (das gibts dann am ende der kette).
Befindet sich der relevante Gegner vor der Kette schiebt man leicht nach vorne auf den gegner, aber verfolgt ihn nicht wenn mans ich zur seite bewegt, sondern geht zurück und der nebenmann übernimmt das.
MR 24. November 2014 um 14:07
Kettenmechanismus ist das, was eine Reihe von Spielern zu einer Kette macht. Im verlinkten Artikel gibt es Beispiele dafür. https://spielverlagerung.de/2014/07/11/taktiktrends-der-weltmeisterschaft-2014/
Koom 24. November 2014 um 12:58
Den Schluss-Absatz finde ich gut. D.h. auch, dass wir zumindest in der Regel Fünferketten sehen. Bei einer Dreierkette wären ja die beiden Aussenbahnspieler gegen den Ball eher dem Mittelfeld zuzuordnen in ihrem Stellungsspiel.
Bei der Rollenverteilung der Schalker wundert mich, dass Santana eigentlich eine Neustädter-Rolle gespielt hat (flexibel, passspiellastigdominant), während Neustädter eher eine Santana-Rolle ausfüllen sollte (Zweikampf, Schnelligkeit). Erwartete Di Matteo da irgendwas anders, oder warum stellte er das so untypisch zusammen?
Ansonsten fiel mir auf, dass die Taktik ein wenig nach Tuchel ausschaut. Der Fünferblock ist auch so etwas, was er gerne ausgepackt hat. Die 3 zentralen Mittelfeldspieler vor der Kette wurde in Mainz auch oft gespielt und sorgte immer für sehr viel Sicherheit.
kris 24. November 2014 um 13:26
Santana ist ein aggressiver Pressingspieler, der mit seinem Tempo und seiner zweikampfstärke im Gegenpressing im Zentrum stark agieren kann. Vielleicht war das Matteos Idee. Leider ist er für diese Position aber wohl nicht schlau genug.
blub 24. November 2014 um 13:34
Vielleicht hat er einfach nur nach Größe aufgestellt.
Außerdem das höhere tempo, wie kris richtig anmerkt, das man evtl. zur absicherung braucht.